Vorrichtung zum selektiven Bearbeiten einzelner Bauteile einer elektronischen Flachbaugruppe
Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum selektiven Bearbeiten einzelner Bauteile einer elektronischen Flach- baugruppe unter vorgegebenen Umgebungsbedingungen.
Fallen in einer komplexen elektronischen Baugruppe einzelne Bauteile aus, so müssen diese ersetzt werden. Hierzu ist es notwendig, das defekte Bauteil auszulöten und ein neues Bauteil wieder einzulöten. Dabei müssen be- stimmte Voraussetzungen erfüllt werden, um sicherzustellen, daß die übrigen Bauteile der Baugruppe bei diesem Prozeß nicht Schaden nehmen. Hierzu kann es beispielsweise erforderlich sein, die gesamte Baugruppe auf eine bestimmte Temperatur vorzuwärmen, die während des Bearbei- tungsschrittes aufrechterhalten werden muß. Oder es ist denkbar, daß ein solcher Bearbeitungsschritt in einer Schutzgasatmosphäre stattfinden muß.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung der eingangs genannten Art anzugeben, die es ermög- licht, die vorgegebenen Umgebungsbedingungen für die Baugruppe mit geringem Aufwand herzustellen und während des Bearbeitungsvorganges zu halten, und dennoch einen Zugriff zu dem zu bearbeitenden Bauteil zu ermöglichen.
Zur Lösung dieser Aufgabe umfaßt eine Vorrichtung der eingangs genannten Art erfindungsgemäß einen zur Aufnahme der Baugruppe bestimmten Behälter, in dessen Deckfläche eine Öffnung zum Einführen eines Bearbeitungswerkzeuges vorgesehen ist, wobei die Öffnung exzentrisch in einer Scheibe ausgebildet ist, die drehbar in der Deckfläche gelagert ist.
In dem Behälter können die gewünschten Umgebungsbedingungen für die Baugruppe und für den Bearbeitungsvorgang ge-
schaffen werden. Durch die Öffnung in der Deckfläche ist es möglich, das Bearbeitungswerkzeug in den Aufnahmeraum des Behälters einzuführen, wobei mittels der Scheibe die Öffnung in einem gewissen Bereich oberhalb der Baugruppe verstellt werden kann, so daß sie jeweils über dem zu bearbeitenden Bauteil liegt. Dadurch kann vermieden werden, daß für jedes zu bearbeitende Bauteil ein eigener Deckel vorgesehen sein muß, in dem die Öffnung an der geeigneten Stelle angeordnet ist.
Vorzugsweise ist die Scheibe exzentrisch in einer zweiten Scheibe gelagert, die ihrerseits drehbar in der Deckfläche gelagert ist . Damit kann die Öffnung nicht nur wie bei der vorstehend genannten Lösung in einem Kreis sondern praktisch lückenlos über die gesamte Fläche inner- halb des Umfanges der zweiten Scheibe verstellt werden.
Um das Bearbeiten der Flachbaugruppe zu erleichtern, ist die Deckfläche vorzugsweise transparent ausgebildet.
Um das Einlegen und Herausnehmen der Flachbaugruppe in dem bzw. aus dem Behälter zu erleichtern, umfaßt bei ei- ner bevorzugten Ausfuhrungsform der Behälter ein kastenförmiges Unterteil, das durch einen die Deckfläche bildenden Deckel verschließbar ist.
Um die zu bearbeitende Baugruppe beispielsweise auf eine bestimmte Temperatur vorwärmen zu können, ist bei einer bevorzugten Ausfuhrungsform der Behälter als Heizzelle ausgebildet, wobei das Bearbeitungswerkzeug eine Heiz- luftdüse zum Ein- und Ausloten eines ausgewählten Bauteiles der Baugruppe ist. Es sind aber auch andere Bearbeitungsvorgänge denkbar, bei denen die erfindungsgemäße verstellbare Anordnung einer Durchtrittsöffnung für ein Bearbeitungswerkzeug in der Deckfläche mit Vorteil eingesetzt werden kann.
Die folgende Beschreibung erläutert in Verbindung mit den beigefügten Zeichnungen die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispieles. Es zeigen:
Figur 1 einen teilweise schematischen Querschnitt durch eine erfindungsgemäße Vorrichtung zum Ein- und
Auslöten von einzelnen Bauteilen in eine bzw. aus einer Flachbaugruppe, und
Figur 2 eine Draufsicht auf eine spezielle Ausführungs- form eines bei der Vorrichtung gemäß Figur 1 verwendbaren Deckels .
Die in Figur 1 dargestellte Vorrichtung umfaßt eine allgemein mit 10 bezeichnete Heizzelle. Die Heizzelle besteht aus einem kastenförmigen oben offenen Unterteil 12 mit einem Boden 14 und Seitenwänden 16, sowie einem das Unterteil 12 verschließenden Deckel 18.
Das Unterteil 12 und der Deckel 18 begrenzen einen Aufnahmeraum 20 für einen allgemein mit 22 bezeichnete Flachbaugruppe. Diese umfaßt eine Leiterplatte 24, auf der eine Mehrzahl von Bauteilen 26, insbesondere BGA (Ball Grid Array) -Bauteile in SMD-Technik aufgelötet sind. Die Leiterplatte 24 ruht auf Stützen 28, die ihrerseits auf den Boden 14 des Unterteils 12 aufgesetzt oder an diesem befestigt sind. Dabei besteht zweckmäßigerweise die Möglichkeit, die Stützen 28 zu versetzen, um unter- schiedliche Flachbaugruppen 22 auflegen zu können.
Das Unterteil 12 ist doppelwandig ausgeführt mit einer äußeren Schale 30 und einer inneren Schale 32, die einen LuftZirkulationsraum 34 zwischen sich einschließen. Im Bodenbereich der Innenschale 32 sind Lufteintrittsöffnun- gen 36 ausgebildet. Im Seitenwandbereich der Innenschale 32 sind Luftaustrittsöffnungen 38 vorgesehen. Mit Hilfe zweier oder mehrere Gebläse 40 kann Luft aus dem Aufnah- meraum 20 in den Luftzirkulationsraum 34 angesaugt und
über die Lufteintrittsöffnungen 36 im Boden 14 des Unterteils in den Aufnahmeraum 20 zurückgefördert werden. Dabei tritt die Luft durch ein unterhalb des Bodenteils der Innenschale 32 angeordnetes elektrisches Heizelement 42. In dieser Heizzelle kann also die Flachbaugruppe 22 durch das Umwälzen und Erwärmen der Luft auf eine vorgegebene Temperatur vorgewärmt werden.
Im Deckel 18 ist eine Öffnung 44 ausgebildet, durch die eine Heißluftdüse 46 gesteckt werden kann, die auf die Leiterplatte 24 so aufgesetzt wird, daß sie ein einzulötendes oder auszulötendes Bauteil 26 vollständig umgibt. Damit gelangt der die Löttemperatur erzeugende Heißluft- ström nur an das einzulötende oder auszulötende Bauteil 26, während die anderen Bauteile der Flachbaugruppe 22 gegenüber dem Heißluftstrom abgeschirmt werden.
Mit der soweit beschriebenen Vorrichtung erfolgt das Ein- und Auslöten einzelner BGA-Bauteile 26 in der folgenden Weise :
Nach dem Positionieren der Baugruppe 22 in dem Aufnahme- räum 20 der Heizzelle 10 und dem Verschließen derselben mittels des Deckels 18 wird die Baugruppe 22 zunächst innerhalb einer halben Stunde bis einer Stunde auf ca. 90 °C erwärmt. Damit erreicht man, daß die gesamte Flachbaugruppe auf ein fast identisches Temperaturniveau aufge- heizt wird. Abschattungseffekte und eine unterschiedliche Masseverteilung auf der Leiterplatte 24 spielen dabei keine wesentliche Rolle mehr. Anschließend wird das zu reparierende oder zu ersetzende Bauteil in ca. 45 Sekunden ausgelötet . Nun läßt man die Baugruppe über einen Zeitraum von ca. zwei Stunden auf Raumtemperatur abkühlen. Die Abkühlphase kann dabei ebenso wie die Heizphase über eine geeignete Steuerung der Gebläse 40 und des Heizelementes 42 geregelt werden.
Nach dem Abnehmen des Deckels 18 kann man nun den Platz für das zu ersetzende BGA-Bauteil 26 säubern und neues Lot auftragen. Danach wird das Bauteil plaziert und der Deckel 18 wieder aufgesetzt. Anschließend wird die Bau- gruppe 22 wieder ca. eine halbe Stunde bis eine Stunde auf die gewünschte Vorwärmtemperatur von ca. 90 °C aufgewärmt. Das Bauteil wird eingelötet und die Baugruppe 22 danach wieder über einen Zeitraum von ca. zwei Stunden abgekühlt .
Durch dieses Verfahren werden lokale Überhitzungen der Leiterplatte 22 vermieden, die sonst zu Verformungen der Leiterplatte führen können.
Da die vorstehend beschriebene Vorrichtung vorwiegend für Reparaturarbeiten bestimmt ist, muß der Deckel 18 so aus- gebildet sein, daß die Lötdüse 46 über jedes der nach diesem Verfahren ein- oder auslötbaren Bauteile gesetzt werden kann. Dies würde voraussetzen, daß man entsprechend viele unterschiedliche Deckel zur Verfügung hat, bei denen die Öffnung 44 jeweils an der richtigen Stelle vorgesehen ist, um die Lötdüse 46 korrekt positionieren zu können.
Der damit verbundene Aufwand wird durch einen Deckel vermieden, wie er in Figur 2 dargestellt ist. Der dort dargestellte Deckel 18 umfaßt einen Rahmen 48 und eine von diesem umgebene Platte 50. Die Öffnung 44 zum Durchstekken der Lötdüse 46 ist in einer ersten Kreisscheibe 52 exzentrisch ausgebildet. Die Kreisscheibe 52 ist in einer zweiten größeren Kreisscheibe 54 ebenfalls exzentrisch drehbar gelagert . Die Lagerung erfolgt mit einem Stufen- flansch 56 am Umfang der Kreisscheibe 52 und Haltelaschen 58, welche die Kreisscheibe 52 in der entsprechenden Öffnung der Kreisscheibe 54 festhalten.
Die zweite Kreisscheibe 54 ist in derselben Weise mit Hilfe eines Stufenflansches 60 und Haltelaschen 62 in ei-
ner Öffnung in der Platte 50 drehbar gelagert. Durch Verdrehen der Kreisscheiben 52 und 54 kann die Öffnung 44 an jede beliebige Stelle innerhalb des Umfanges der zweiten Kreisscheibe 54 gesetzt werden. Damit wird in der Regel ein einziger Deckel genügen, um sämtliche Bauteile einer Baugruppe bearbeiten zu können. Jedenfalls ist es nicht erforderlich, für jedes Bauteil einen eigenen Deckel vorzusehen.