"Verfahren zum Entgiften von Objekten, Einbauten, Räumen oder Gebäuden"
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Entgiften von Objekten, Einbauten, Räumen oder Gebäuden, wobei das Gift in den gasförmigen Zustand verbringbar ist.
Die Erfindung betrifft ganz allgemein die Beseitigung giftiger Substanzen, die sich unter bestimmten Voraussetzungen in den gas- bzw. dampfförmigen Zustand ver¬ bringen lassen. Dabei handelt es sich insbesondere um Chlorkohlenwasserstoffe, so bspw. Polychlordiphenyle, die heutzutage in zahlreichen Materialien enthalten sind.
Gleiches gilt für Insektizide, so bspw. Permethrin, wobei solche Wirkstoffe in her¬ kömmlichen Holzschutzmitteln enthalten sind. Jedenfalls geht es hier grundsätzlich um die Entgiftung sowohl von Objekten und Einbauten als auch von Räumen oder gar kompletten Gebäuden, die durch frühere Anwendung bspw. von Holzschutzmit¬ teln entsprechend verseucht sind. Dabei handelt es sich grundsätzlich um Giftstoffe, die unter bestimmten Voraussetzungen aus dem Objekt ausdampfen, d.h. die sich in den gasförmigen Zustand verbringen lassen und somit unter bestimmten Voraus¬ setzungen flüchtig sind.
Gerade die Tatsache, daß sich diese Giftstoffe auch unter üblichen Bedingungen, d.h. bei Raumtemperatur, im Zeitverlauf verflüchtigen, ergibt für den Menschen eine ganz besonders große Gefahr. Die in einem so verseuchten Gebäude lebenden Menschen inhalieren diese flüchtigen Giftstoffe Tag für Tag in zumindest geringen Dosen und leiden somit an einer schleichenden Vergiftung. Wie die Erfahrung bislang gezeigt hat, sind nicht selten unterschiedlichste Krankheitsbilder die Folge einer sol¬ chen Vergiftung.
Eine radikale Methode zum Entgiften von Einbauten besteht nun darin, daß man bspw. in Schulen oder öffentlichen Gebäuden sämtliche mit Holzschutzmittel behan¬ delten Einbauten herausreißt und durch nach derzeitigem Kenntnisstand unbedenkli¬ ches Material ersetzt. Diese - radikale - Methode ist jedoch nicht nur äußerst kosten¬ intensiv, birgt nämlich darüber hinaus ein ganz erhebliches Risiko dahingehend in sich, daß heute als unbedenklich qualifizierte Holzschutzmittel, Imprägnierstoffe, Lacke oder dgl. durchaus in den nächsten Jahren als gefährlich erkannt werden kön¬ nen.
Letztendlich könnte man zur Vermeidung jedweder Risiken ausschließlich naturbe¬ lassene Materialien verwenden, wobei diese Materialien dem Befall durch Schädlinge oder der Zerstörung durch Umwelteinflüsse in ganz besonders hohem Maße ausge¬ setzt sind.
Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Entgiften von Ob¬ jekten, Einbauten, Räumen oder Gebäuden anzugeben, wonach es möglich ist, die Objekte, Einbauten, Räume oder Gebäude mit hohem Wirkungsgrad zu entgiften, ohne dabei die die Gifte enthaltenen Gegenstände insgesamt auszutauschen oder zu zerstören. Des weiteren soll dieses Verfahren ohne weiteres auch periodisch wieder¬ kehrend anwendbar sein, so daß der Entgiftungsvorgang - je nach Bedarf - beliebig wiederholbar ist.
Das erfindungsgemäße Verfahren löst die voranstehende Aufgabe durch die Merk¬ male des Patentanspruches 1. Danach ist das eingangs genannte Verfahren zum Entgiften von Objekten, Einbauten, Räumen oder Gebäuden durch ganz besondere Verfahrensschritte gekennzeichnet, nämlich dadurch, daß die Objekte in einem Be¬ handlungsraum bzw. die Einbauten, Räume oder Gebäude insgesamt auf eine Ver¬ fahrenstemperatur im Bereich zwischen 60"C und δO'C erwärmt und über eine vor¬ gebbare Zeitspanne auf der Verfahrenstemperatur gehalten werden. Zusätzlich zu der Temperaturbehandlung wird die relative Luftfeuchte im Bereich zwischen 40% und 80% eingestellt.
Erfindungsgemäß ist erkannt worden, daß sich die allmähliche Verflüchtigung der hier in Rede stehenden Giftstoffe dadurch beschleunigen läßt, daß die zu entgiften¬ den Objekte, Einbauten, Räume oder gar kompletten Gebäude auf eine Verfahrens¬ temperatur weit oberhalb der Raumtemperatur verbracht werden, nämlich auf eine Verfahrenstemperatur im Bereich zwischen 60*C und 80°C. Diese Verfahrenstempe¬ ratur wird über eine vorgebbare Zeitspanne gehalten, nämlich vorzugsweise so lange, bis auch bei erhöhten Temperaturen keine Gifte mehr feststellbar sind. Entsprechende Sensoren bzw. Detektoren können hierbei zur Ermittlung bzw. Fest¬ stellung verflüchtigter Giftstoffe in der Luft Anwendung finden.
Während der Behandlung werden darüber hinaus die relative Luftfeuchte im Be¬ handlungsraum im Bereich zwischen 40% und 80% eingestellt. Dies führt dazu, daß
die in der Luft gelöste Feuchtigkeit bzw. die in der Luft befindlichen Wassermoleküle die flüchtigen Giftstoffe "binden" bzw. für diese flüchtigen Giftstoffe als quasi Träger¬ medium dienen. Jedenfalls dient die erhöhte Temperatur zum beschleunigten Ausga¬ sen der Objekte bzw. Einbauten und dient die erhöhte Luftfeuchtigkeit zum "Binden" bzw. Abtransport der flüchtigen Giftstoffe aus dem Behandlungsraum.
Je nach der Beschaffenheit der zu entgiftenden Objekte bzw. Einbauten, Räume oder Gebäude läßt sich die Verfahrens- bzw. Behandlungstemperatur in dem Bereich zwi¬ schen 60°C und 80°C beliebig einstellen. Eine Verfahrenstemperatur um 70°C hat sich bei der Entgiftung von kompletten Räumen als besonders vorteilhaft erwiesen, da dabei nämlich eine hinreichend schnelle und wirkungsvolle Verdampfung der je¬ weiligen Giftstoffe stattfindet. Dabei sollte die relative Luftfeuchtigkeit ebenfalls ent¬ sprechend der Empfindlichkeit der Objekte, Einbauten, Räume oder Gebäude einge¬ stellt werden, wobei sich eine relative Luftfeuchtigkeit im Bereich um die 60% als be¬ sonders günstig erwiesen hat. Eine beliebige Kombination von Verfahrenstemperatur und relativer Luftfeuchtigkeit ist entsprechend der zu behandelnden Objekte ohne weiteres möglich.
Die Behandlung erfolgt in der Regel über mehrere Stunden bis mehrere Tage, wobei dies letztendlich von der Größe der zu behandelnden Objekte und der Menge der darin enthaltenden Giftstoffe abhängt. Komplette Räume oder Gebäude werden entsprechend über mehrere Tage hinweg behandelt, wobei diese kombinierte Tem- peratur-/Feuchtebehandlung sich über mehrere Wochen hinweg erstrecken kann, bis nämlich die Verdampfungsrate von Giftstoffen ganz erheblich abnimmt bzw. bis Gift¬ stoffe in der Behandlungsatmosphäre nicht mehr feststellbar sind. Die dazu ggf. die¬ nenden Detektoren wurden zuvor bereits erwähnt.
In besonders vorteilhafter Weise wird die Temperatur in einer Aufheizphase allmäh¬ lich erhöht, in der Behandlungsphase bei der Verfahrenstemperatur gehalten und in einer Abkühlphase verringert. Handelt es sich bei den zu entgiftenden Objekten bspw. um empfindliche Objekte aus Holz, empfiehlt sich eine allmähliche Tempera¬ turerhöhung sowie eine geregelte Abkühlung, wobei die Temperatur über den ge¬ samten Behandlungszeitraum hinweg geregelt werden kann. Gleiches gilt für die re¬ lative Luftfeuchtigkeit, die nämlich ebenfalls über den gesamten Behandlungszeit¬ raum hinweg unter Vermeidung einer Taupunktunterschreitung regelbar ist. Wesent¬ lich ist hier jedenfalls, daß innerhalb des Behandlungsraumes hinreichend viele
Wassermoleküle als Trägermedium bzw. zum Binden der flüchtigen Giftstoffe vor¬ handen sind. Entsprechend wird die relative Luftfeuchtigkeit über den gesamten Be¬ handlungszeitraum auf einen vorgebbaren Wert geregelt.
Des weiteren ist es möglich, die relative Luftfeuchtigkeit während der Aufheizphase zumindest geringfügig zu erhöhen und während der Abkühlphase ebenfalls zumin¬ dest geringfügig zu verringern. Insbesondere im Verlaufe der Abkühlphase wird da¬ durch wirksam vermieden, daß eine Taupunktunterschreitung und somit eine Kon¬ densation an den Objekten oder den Wandungen des Behandlungsraumes stattfin¬ det.
Zur Begünstigung des Wirkungsgrades des erfindungsgemäßen Verfahrens, insbe¬ sondere zur Beschleunigung des Entgiftungsvorganges, wird die erwärmte Luft in dem Behandlungsraum umgewälzt, um nämlich eine gleichmäßige Temperatur im gesamten Behandlungsraum zu erreichen. Des weiteren wird dem Behandlungsraum bereits erwärmte Zuluft zugeführt, so daß ein ständiges "Spülen" des Behandlungs¬ raumes und "Umspülen" der darin befindlichen Objekte, Einbauten oder dgl., möglich ist.
Bei der Zuluft kann es sich um auf die Verfahrenstemperatur bereits erwärmte Luft handeln, die zusätzlich eine vorgebbare Luftfeuchtigkeit aufweist. Ebenso könnte mit der Zuluft Ozon in den Behandlungsraum eingeleitet werden, um nämlich eine gleich¬ zeitige Vernichtung der Kohlenwasserstoffe zu erreichen.
Sollte bspw. ein Klassenzimmer in einem Schulgebäude nach dem erfindungsge¬ mäßen Verfahren entgiftet werden, so müßte die gesamte Raumluft einerseits tem¬ periert und andererseits mit einer vorgegebenen relativen Luftfeuchtigkeit beaufschlagt werden. Dies bedeutet einen ganz erheblichen energetischen Aufwand. Zur Vermeidung dieses Aufwandes ist es in ganz besonders vorteilhafter Weise mög¬ lich, das Gasvolumen in dem Behandlungsraum durch Verdrängungskörper zu ver¬ ringern. Mit anderen Worten könnte der Raum mit gasundurchlässigen Körpern auf¬ gefüllt werden, so daß sich das wirksame Gasvolumen innerhalb des Raumes ganz erheblich verringern läßt.
Bei den Verdrängungskörpern kann es sich im konkreten um aufblasbare Schläuche, Ballons, Kissen, Kuben oder dgl. handeln, wobei diese Verdrängungskörper mit Luft
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oder mit einem Inertgas, bspw. mit Stickstoff, gefüllt werden können. Durch Anwen¬ dung der Verdrängungskörper wird jedenfalls gewährleistet, daß die Menge der zu erwärmenden und mit einer vorgegebenen Luftfeuchtigkeit zu versehenen Raumluft auf ein Minimum reduziert wird. Die Verfahrenskosten lassen sich dadurch ganz er¬ heblich reduzieren.
Bereits zuvor wurde erwähnt, daß dem Behandlungsraum vorgewärmte und ggf. mit einer vorgegebenen relativen Luftfeuchtigkeit versehene Luft zugeführt wird. Ent¬ sprechend wird der Behandlungsraum unter Einleitung der vorgewärmten Luft peri¬ odisch oder stetig abgesaugt. Die Absaugung erfolgt über ein Abluftsystem, welches in ganz besonders vorteilhafter Weise in dem Behandlungsraum angeordnete Abluft¬ quellen umfaßt. Diese Abluftquellen können in Form von Abluftkanälen bzw. Abluft¬ schläuchen ausgebildet sein, so daß sich die Giftstoffe tragende Atmosphäre inner¬ halb des Behandlungsraumes durch an beliebigen Stellen angeordnete Abluftquellen absaugen läßt. Eine wirkungsvolle Absaugung des Behandlungsraumes wird dadurch ganz erheblich begünstigt.
Die über das Abluftsystem abgesaugte Luft aus dem Behandlungsraum wird in ganz besonders vorteilhafter Weise über einen Ozongenerator geleitet bzw. ozonisiert, so daß dort einerseits eine Abtotung von Keimen und andererseits eine Vernichtung in der Luft enthaltender Kohlenwasserstoffe stattfindet. Anschließend oder alternativ läßt sich die Abluft durch einen Gaswäscher leiten, der vorzugsweise mit einer Lauge zur Bindung und/oder Neutralisierung der Giftstoffe gefüllt ist. Ebenso bzw. alternativ oder ergänzend ist es möglich, die Abluft über beliebige mechanische oder chemi¬ sche Gasfilter zu leiten, um nämlich die über die Wassermoleküle aus dem Behandlungsraum herausgesaugten Giftstoffe abermals zu binden bzw. herauszufil- tern. Schließlich wird die Abluft der Umgebung zugeführt, wobei auch hier eine De¬ tektion etwaiger Giftstoffe stattfinden kann.
Schließlich sei ganz besonders darauf hingewiesen, daß die Anwendung des erfin¬ dungsgemäßen Verfahrens, nämlich die Entgiftung beliebiger Objekte, in einem sta¬ tionären Behandlungsraum erfolgen kann. Dabei muß lediglich gewährleistet sein, daß dieser Behandlungsraum gegenüber der Umgebung hinreichend abgedichtet ist. Ebenso ist es denkbar, die Behandlung in einem mobilen Behandlungsraum durch¬ zuführen, wobei die Objekte in diesem mobilen Behandlungsraum verbracht werden müssen.
Sollen dagegen komplette Einbauten, Räume oder gar ganze Gebäude entgiftet wer¬ den, so erfolgt die Behandlung eben in diesem zu entgiftenden Raum oder in dem zu entgiftenden Haus dadurch, daß der Raum oder das ganze Haus im Sinne eines Behandlungsraumes präpariert wird. Dazu ist eine besondere Abdichtung sowie die Vorkehrung einer Luftzufuhr für auf die Verfahrenstemperatur vorgewärmte und mit einer vorgegebenen relativen Luftfeuchte versehenen Luft erforderlich. Ebenso ist das Abluftsystem zu installieren, so daß sich aufgrund der zugeführten und abge¬ saugten Luft eine konstante Strömung und somit eine konstante Wäsche bzw. Spü¬ lung des Behandlungsraumes ergibt. Aufgrund der dort eingestellten relativen Luft¬ feuchtigkeit werden gelöste Schadstoffe bzw. Gifte mittels der Wassermoleküle dem Behandlungsraum entzogen, so daß eine wirksame Entgiftung einerseits der Objekte innerhalb des Behandlungsraumes und andererseits des Behandlungsraumes selbst so wie der darin befindlichen Einbauten möglich ist.
Abschließend sei ganz besonders darauf hingewiesen, daß sich das erfindungsge¬ mäße Verfahren zur Entgiftung jedweder Objekte, Einbauten, Räume oder Gebäude eignet, wobei lediglich sichergestellt sein muß, daß sich die hier in Rede stehenden Gifte bei der gewählten Verfahrenstemperatur in den gasförmigen Zustand verbrin¬ gen bzw. verflüchtigen lassen. Insoweit ist ein Ausgasen der Objekte, Einbauten oder dgl. möglich, so daß es aufgrund des ständigen Spülens des Behandlungsraumes möglich ist, die Gifte über die in der Raumatmosphäre eingestellte relative Luftfeuch¬ tigkeit nach außerhalb des Behandlungsraumes zu befördern.
Letztendlich wird mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ein Vorgang begünstigt, der bei Giftstoffe enthaltenden Objekten ständig und dabei schleichend stattfindet, näm¬ lich die allmähliche Verflüchtigung der dort bspw. in Form von Holzschutzmitteln ent¬ haltenen Giftstoffe. Jedenfalls ist es bei Anwendung des erfindungsgemäßen Verfah¬ rens nicht mehr erforderlich, komplette Einbauten zu erneuern bzw. entsprechende Objekte auszutauschen. Nach einer im Vergleich zu einer radikalen Sanierung kostengünstigen Entgiftungsphase lassen sich die Objekte, Einbauten, Räume oder gar ganzen Gebäude - nach erfolgter Entgiftung - unbedenklich wieder nutzen.