Ölhaltige Seifengel-Zubereitung
Die Erfindung betrifft eine geformte Zubereitung zur Anwendung kosmetischer und phar¬ mazeutischer Wirkstoffe, insbesondere in Stiftform, auf der Basis eines Seifen-Gels, wel¬ ches eine gute Formbeständigkeit aufweist und ein wasserunlösliches, homogen eingearbei¬ tetes kosmetisches Öl enthält und von niederen Alkoholen weitgehend frei ist.
Seifengeie sind als Träger für topisch anzuwendende kosmetische und pharmazeutische Wirkstoffe seit langem bekannt. Üblicherweise werden als Seifen Natriumstearat-Gele in wäßrigen niederen Alkoholen und Glycolen eingesetzt. In den letzten Jahren wird versucht, den Gehalt an niederen Alkoholen zu reduzieren oder ganz durch Glycole und Polyole zu ersetzen. Darüber hinaus versucht man solchen Stiften hautweichmachende oder rückfet¬ tende Komponenten einzuarbeiten. Dies führt bei den bekannten wasserunlöslichen Öl- komponenten zur Inhomogenität und zur Separation. Daher hat man bisher stets wasser¬ lösliche oder wasserdispergierbare Emollients eingesetzt, z.B. gemäß EP-A 450 597 die Alkylenoxid-Addukte an Fettalkohole. Diese Produkte weisen aber keine ausreichen-den kosmetischen und hautpflegenden Effekte auf.
Auch die stabile Einarbeitung von Duftstoff-Ölen kann die Transparenz der Seifengele beeinträchtigen. In EP-A 499 304 war daher die Verwendung ganz bestimmter Duftstoffe vorgeschlagen worden. Es wurde nunmehr eine Möglichkeit gefunden, wasserunlösliche Öle in erheblichen Mengen stabil und homogen in Seifengel-Zubereitungen einzuarbeiten.
Gegenstand der Erfindung ist daher eine Seifengel-Zubereitung zur topischen Anwendung kosmetischer und pharmazeutischer Wirkstoffe, insbesondere in Stift-Form, mit einem Ge¬ halt von
5 - 15 Gew -% Fettsäuren mit 14 - 22 C-Atomen in Form ihrer Alkaliseife 20 - 50 Gew -% eines Polyols mit 2 - 6 C-Atomen und 2 - 6 Hydroxylgruppen 30 - 70 Gew.-% Wasser, dadurch gekennzeichnet, daß
1 - 10 Gew.-% eines wasserunlöslichen Öls in Form einer Emulsion mit einer Tröpfen¬ größe unter 500 nm.
Die Verführung von wasserunlöslichen Ölen in feinteilige Emulsionen, z.B. in Mikroe- mulsionen mit Tröpfengrößen unter 100 nm oder in opaleszierende sogenannte PIT- Emulsionen mit Teilchengrößen von 100 bis 300 nm nach dem Phaseninversionsverfahren sind Stand der Technik. So ist z.B. aus Progr. Colloid & Polymer Sei 73 (1987), 37 - 47 bekannt, wie man extrem feinteilige öl-in-Wasser-Emulsionen mit Hilfe einer Kombination nichtionischer Emulgatoren und Coemulgatoren aus Kohlenwasserstoff-Ölen herstellen kann. In DE-A 38 13 193 wird ein Emulgatorsystem vorgeschlagen, das die Herstellung solcher Emulsionen auch mit polaren ölen vom Typ der Fettsäureester ermöglicht. Solche PIT-Emulsionen enthalten zwar überwiegend Emulsionströpfchen einer Größe unter 300 nm, es können jedoch Anteile bis 10 Gew.-% der ölkomponente in einer Tröpfchengröße von 300 bis 500 nm vorliegen. Ein Verfahren zur Herstellung von Mikroemulsionen sind z.B. aus DE-A 44 11 557 und DE-A 44 17476 bekannt.
Als ölkomponenten eignen sich alle wasserunlöslichen, hautverträglichen Öle und Fettstoffe und deren Mischungen mit festen Paraffinen und Wachsen. Der Schmelzpunkt der gegebenenfalls verwendeten Gemische mit festen Paraffinen und Wachsen sollte jedoch möglichst unterhalb des Phaseninversionsbereichs der Emulsion und bevorzugt unterhalb von 40° C liegen.
Als hautverträgliche Ölkomponenten eignen sich bevorzugt bei 20° C noch flüssige Koh¬ lenwasserstoffe, z.B. Paraffinöle und synthetische Kohlenwasserstoffe wie z.B. l,3-Di-(2-
ethyl-hexyl)-cyclohexan (Cetiol*S). Eine weiterhin besonders geeignete Olkomponente sind die Di-n-alkylether wie z.B. Di-n-octylether, Di-(2-ethylhexyl)-ether, Lauryl- methylether oder Octyl-butylether.
In einer bevorzugten Ausführung sind in den erfindungsgemäßen Seifengel-Zubereitungen als wasserunlösliches Öl Kohlenwasserstofföle, Dialkylether mit 14 - 36 C-Atomen oder Gemische dieser Komponenten mit einem Fettsäureester z.B. mit einem Capryl-/Ca- prinsäure-triglycerid enthalten.
Eine besonders vielseitige Gruppe von kosmetischen Ölkomponenten ist die der Fettsäure- und Fettalkoholester, z.B. Isopropylmyristat, n-Butylstearat, 2-Ethylhexyl-caprylat, Cetylo- leat, Glycerin-tricaprylat, Kokosfettalkohol-(Ci2-Cιg)-caprylat-/caprinat und andere. Ge¬ eignet sind auch natürlich vorkommende Esteröle wie z.B. Jojobaöl oder flüssige pflanzli¬ che Trigiyceridöle wie z.B. Olivenöl, Sonnenblumenöl, Sojaöl, Rapsöl, Mandelöl, die flüs¬ sigen Anteile des Kokosöls oder des Rindertalgs sowie synthetische Triglceridöle.
Geeignete Dicarbonsäureester sind z.B. Di-n-butyl-adipat, Di-n-butyl-sebacat, Di-(2-ethyl- hexyl)-adipat, Di-(2-hexyldecyl)-succinat und Di-isotridecyl-acelaat. Geeignete Diolester (HI) sind z.B. Ethylenglykol-dioleat, Ethylenglykol-di-isotridecanoat, Propylenglykol-di- (2-ethylhexanoat), Propylenglykol-di-isostearat, Propylenglykol-di-pelargonat, Butandiol- di-isostearat und Neopeπtylglykol-di-caprylat.
Im Gemisch mit diesen flüssigen ölkomponenten können in kleineren Mengen auch halb¬ feste und feste Paraffine und Wachse sowie feste Triglyceridfette eingesetzt werden.
Als Emulgatoren enthalten die PIT-Emulsionen eine Kombination aus einem hydrophilen, nichtionischen Emulgator mit einem HLB-Wert von bevorzugt 10 - 15 und einem lipophi¬ len Coemulgator. Unter dem HLB-Wert soll dabei eine Größe verstanden werden, die aus der Struktur des Emulgators errechnet werden kann gemäß
HLB = I°° - L
5
worin L der Gewichtsanteil (in %) der lipophilen Gruppen, z.B. der Fettalkyl- bzw. Fet- tacylgruppen im Emulgator ist.
Bei den hydrophilen Emulgatoren handelt es sich bevorzugt um Ethylenoxid-Anlage- rungsprodukte an Fettalkohole mit 16 - 22 C-Atomen oder an Partialester von Polyolen mit 3 - 6 C-Atomen und Fettsäuren mit 14 - 22 C-Atomen. Geeignet sind aber auch Ethy- lenoxidanlagerungsprodukte an Fettsäuren, an Alkylglucoside, an Methylglucosid- Fettsäureester, an Fettsäurealkanolamide, an Fettsäure-glucamide und andere Fettstoffe mit ethoxylierbaren Substituenten. Besonders bevorzugt sind als hydrophile Emulgatoren Alkylpolyglycoside der Formel RO - (Z)χ , in der R einen C»rC2-r Alkyl- oder -Alkenylrest,
Z ein Monosaccharid, insbesondere Glucose, und x dessen Oligomerisationsgrad eine Zahl von 1 bis 5, insbesondere von 1,2 bis 1,4, darstellt.
Bei den lipophilen Coemulgatoren handelt es sich bevorzugt um gesättigte Fettalkohole mit 16 - 22 C-Atomen, um Partialester von Polyolen mit 3 - 6 C-Atomen mit gesättigten Fettsäuren mit 14 - 22 C-Atomen, um freie Fettsäuren mit 16 - 22 C-Atomen, um Glycol- monofettsäureester, um Fettsäurealkanolamide aus Cι2-Cιg-Fettsäuren mit Mono- oder Dialkanolaminen mit 2 - 4 C-Atomen in der Alkanolgruppe oder um Glycerin-mono- fettalkoholether.
Als Fettsäuren zur Herstellung der erfindungsgemäßen Seifengel-Zubereitungen eignen sich z.B. Palmitinsäure, Stearinsäure, Arachinsäure, Behensäure oder technische Gemische, die überweigend aus solchen Fettsäuren bestehen, z.B. gehärtete Palmölfettsäure oder ge¬ härtete Taigfettsäure. Bevorzugt wird Stearinsäure eingesetzt. Es kann sehr vorteilhaft sein, zur Erhöhung des Abriebs auf der Haut einen Teil der genannten gesättigten, linearen Fettsäuren durch verzweigtkettige Fettsäuren wie z.B. 2-Hexyldecansäure, 2-OctyI- dodecansäure oder Isostearinsäure zu ersetzen. Durch einen solchen Zusatz an ver- zweigtkettigen Fettsäuren wird erreicht, daß die Seifengel-Zubereitungen im Temperatur-
bereich unterhalb 35°C zwar eine gute Festigkeit haben, beim Kontakt mit der Haut aber sofort anschmelzen und gleitfähig werden, so daß sich leicht ein dünner Film der Zuberei¬ tung auf der Haut verteilt.
Die Fettsäuren liegen ganz oder überwiegend als Alkalisalze (Alkaliseifen) vor, bevorzugt als Natriumseife. Es können auch andere Neutralisierungsmittel, z.B. Triethanolamin, ver¬ wendet werden. Ein geringer Anteil an freier, unverseifter Fettsäure, etwa in einer Menge von 0,01 bis 0,5 Gew.-% der Zubereitung, ist jedoch nicht nachteilig.
Als Polyole mit 2 - 6 C-Atomen und 2 - 6 Hydroxylgruppen können z.B. Ethylenglycol, 1,2-Propylenglycol, 1,3-Propylenglycol, 1,2-Butylenglycol, 1,3-Butylenglycol, 1,4-Buty- lenglycol, Glycerin, Erythrit, Pentaerythrit, Trimethylolpropan, Sorbit, Methylglucosid, Cyclohexantriol, Inosit eingesetzt werden. Bevorzugt eignen sich Propylenglycole un Gly¬ cerin allein oder Gemische dieser Polyole mit Sorbit und oder Butylenglycol. Diese Polyole sind bevorzugt in einer Gesamtmenge von 20 - 50 Gew.-% der Seifengel-Zubereitung ent¬ halten. Diese Polyole können auch teilweise durch Polyethylenglycole ersetzt werden.
Die erfindungsgemäßen Seifengel-Zubereitungen sind vorzugsweise frei von niederen Al¬ koholen. Es ist jedoch gegebenenfalls möglich, bis zu 10 Gew.-% niederer Alkohole wie z.B. Ethanol oder Isopropanol anstelle der genannten Polyole zu verwenden.
Die erfindungsgemäßen Seifengel-Zubereitungen dienen der topischen Anwendung kos¬ metischer und pharmazeutischer Wirkstoffe. Solche Wirkstoffe werden, je nach der für die speziellen Anwendung erforderlichen Dosierung in die Seifengel-Zubereitung eingearbei¬ tet. Als kosmetische Wirkstoffe sind z.B. antimikrobielle, deodorierende, hautfeuchthal- tende, schweißhemmende, depilierende, färbende und duftende Stoffe sowie kosmetische Öle anzusehen. Als pharmakologische Wirkstoffe sind z.B. Antibiotika, Corticosteroide, Lokalanästhetika, sowie sonstige Wirkstoffe zu verstehen, die gegen Hautkrankheiten an¬ gewendet werden. Die Menge der kosmetischen oder pharmazeutischen Wirkstoffe wird in der Regel in einer Größenordnung von 0,1 - 5 Gew.-% der Zubereitung, bevorzugt in ei¬ nem Bereich von 0,1 - 1 Gew.-% der Zubereitung liegen.
Ein besonders bevorzugtes Anwendungsgebiet für die erfindungsgemäßen Seifengel- Zubereitungen ist das der Deodorant-Stifte. In solchen Produkten sind erfindungsgemäß als kosmetische Wirkstoffe deodorierende Substanzen enthalten. Geeignete Deodorant- Wirkstoffe sind z.B. antimikrobielle Stoffe wie z.B. 2,4,4'-Trichlor-2,-hydroxydiphenyl- ether (Irgasan DP300), Chlorhexidin-digluconat oder Phenoxyethanol, deodorierende, antimikrobielle ätherische Öle, Farnesol, lipasehemmende Stoffe wie z.B. Triethylcitrat, adstringierende Substanzen wie z. B. Natrium-Aluminium-chlorhydroxy-lactat und andere bekannte Körperdeodorantien oder Antitranspirantien.
In einer bevorzugten Ausführung ist daher ein antimikrobieller oder esterasehemmender Deodorant-Wirkstoff oder ein adstringierender Aπtitranspirant-Wirkstoff in einer Menge von 0,1 - 10 Gew -% in der erfindungsgemäßen Seifengel-Zubereitung enthalten.
Neben den genannten Wirkstoffen können die erfindungsgemäßen Seifengel-Zubereitungen weitere Hilfsmittel enthalten, die zur Verbesserung des Aussehens und der Lagerstabilität dienlich sind. Solche Hilfsmittel sind z.B. Komplexbildner, Antioxidantien, Konservie¬ rungsmittel, Duftstoffe, Färbemittel, Trübungsmittel, Perlglanzpigmente, wasserlösliche Salze wie z.B. NaCl oder feinteilige, pyrogene Kieselsäure.
Die Herstellung der erfindungsgemäßen Seifengel-Zubereitungen wird zweckmäßig in der Weise durchgeführt, daß man Polyole, Wasser und Fettsäuregemische in einem Behälter unter Erwärmen auf ca. 50 - 90 °C mischt, dieser Mischung das Alkalihydroxid in Form einer konzentrierten wäßrigen Lösung zusetzt und die Masse bewegt, bis die Verseifung der Fettsäuren unter Bildung einer klaren Lösung abgeschlossen ist. Dann können die Wirkstoffe, die Hilfsmitte] und die feinteilige Emulsion des wasserunlöslichen Öls während der Abkühlung nacheinander untergemischt werden. Schließlich wird die Masse bei einer Temperatur oberhalb der Gelbildungstemperatur in eine Form, z.B. in eine Stifthülse, ge¬ gossen und dort auf eine Temperatur abkühlen gelassen, bei der die Masse zum formstabi¬ len Gel erstarrt.
Ein weiterer Patentgegenstand ist daher das Verfahren zur Herstellung der erfindungsge¬ mäßen Seifengel-Zubereitung, das darin besteht, daß man das wasserunlösliche Öl nach bekannten Verfahren in eine transparente Mikroemulsion oder in eine opaleszierende PIT-
Emulsion mit einer Teilchengröße unter 300 nm überführt und diese Emulsion in die ge¬ schmolzene Seifengel-Stiftmasse einmischt und dann die Masse erstarren läßt.
Die folgenden Beispiele sollen den Erfindungsgegenstand näher erläutern:
B e i s p i e l e
Herstellung der PIT-Emulsion
3 Gewichtsteil l,3-Di-(2-ethylhexyl)-cyclohexan (Cetiol*S) 1 Gewichtsteile Cg/Cio-Fettsäuretriglycerid (Myritol*318) 1,2 Gewichtsteile eines Emulgatorgemisches, bestehend aus
40 Gew.-% CetyI-/Stearylalkohol + 20 Mol EO
37,5 Gew -% Glycerinmonostearat
7,5 Gew.-% Cetyl-stearylalkohol + 12 Mol EO
7,5 Gew -% Cetyl-stearylalkohol
7,5 Gew.-% Cetylpalmitat wurden mit 6 Gewichtsteilen Wasser auf eine Temperatur von 95°C erwärmt und bei dieser
Temperatur in eine feinteilige Emulsion überführt, die nach Abkühlen auf
Raumtemperatur ein leicht trübes bis opaleszierendes Aussehen hat.
Herstellung von Seifengel-Stiften
6 Gewichtsteile Stearinsäure
10 Gewichtsteile 1,2-Propylenglycol und
20 Gewichtsteile Glycerin
50 Gewichtsteile Wasser wurden gemischt und auf 70°C erwärmt. Zu dieser Mischung wurden 2 Gewichtsteile NaOH-Lösung (45 %ig) portionsweise zugegeben, wobei die Mischung unter Verseifung homogen wurde.
Dann wurden 0,2 Gewichtsteile Irgasan®DP500 (2,4,4'-Trichlor-2'-hydroxydiρhenylether) und 1 Gewichtsteil Parfümöl untergemischt. Schließlich wurden
11 Gewichtsteile der vorher hergestellten PIT-Emulsion, die eine Temperatur von 70°C aufwies, zugemischt. Dann wurde die Masse in Stifthülsen gegossen und auf + 20°C abgekühlt. Dabei wurden formstabile, homogene Seifengel-Stifte mit einem Gehalt pflegender kosme¬ tischer Öle erhalten.
Vergleichsversuch:
Wenn anstelle der PIT-Emulsion 10 Gewichtsteile einer Mischung aus 6 Gewichtsteilen Glycerin, 3 Gewichtsteilen Emulgator (Cetylstearylalkohol + 30 Mol EO) und 1 Gew.-% Kochsalz zugesetzt wurde, so wurde ebenfalls ein formstabiler, homogener Stift erhalten. Der Versuch, zusätzlich 2 Gewichtsteile einer der ölkomponenten oder einer Mischung der Ölkomponenten (Cetiol S und/oder Myritol 318) zuzusetzen, führte hingegen zu unan¬ sehnlichen, inhomogenen Massen.