"Verwendung von 1,8-Dihydroxynaphthalinen als Oxidationsfarbstoff- vorprodukte in Oxidationsfärbemitteln"
Die Erfindung betrifft die Verwendung von 1,8-Dihydroxynaphthalinen als OxidationsfarbstoffVorprodukte in Oxidationsfärbemitteln zum Färben von Keratinfasern, insbesondere menschlichen Haaren. Die 1,8-Dihydroxynaphthaline eignen sich besonders als Kupplerkomponen- ten gemeinsam mit Entwicklerkomponenten.
Oxidationsfärbemittel enthalten üblicherweise Oxidationsfarbstoff- vorprodukte in einem wäßrigen Träger; als Oxidationsfarbstoffvorpro- dukte werden Entwicklerkomponenten und Kupplerkomponenten einge¬ setzt. Die Entwicklerkomponenten bilden unter dem Einfluß von Oxi- dations itteln oder von Luftsauerstoff untereinander oder unter Kupplung mit einer oder mehreren Kupplerkomponenten die eigentlichen Farbstoffe aus.
Von den zehn möglichen Dihydroxynaphthalin-Isomeren sind bisher neun als FarbstoffVorprodukte in Oxidationsfärbemitteln beschrieben wor¬ den. In der folgenden Übersicht werden repräsentative Patentlitera- turzitate aufgeführt:
1,2-Dihydroxynaphthalin: JP 83/45401 (Auslegeschrift)
1,3-Dihydroxynaphthalin: GB-A- 2205 111
1,4-Dihydroxynaphthalin: DE 605684
1,5-Dihydroxynaphthalin: DE 51 073
1,6-Dihydroxynaphthalin: DE 624617
1,7-Dihydroxynaphthalin: US 4 172703
1,8-Dihydroxynaphthalin:
2,3-Dihydroxynaphthalin: US 3415608
2,6-Dihydroxynaphthalin: DE 624617
2,7-Dihydroxynaphthalin: DE 367690
Die Verwendung von 1,2,5,8-Tetrahydroxynaphthalin-Oxidationsfarb- stoffVorprodukt ist aus DE 285769 bekannt. Die Verwendung von 1,8- Dihydroxynaphthalin in Oxidationsfärbemitteln ist bisher noch nicht beschrieben worden.
In früheren Druckschriften wird angegeben, daß 1,8-Dihydroxynaph- thalin unbeständig ist (z.B. Elsevier's Encyclopedia of Organic Chemistry, Elsevier Publishing Company, 1950, Series III, Vol. 12 b, S. 1991).
Überraschenderweise wurde nun gefunden, daß sich 1,8-Dihydroxynaph- thalin und bestimmte halogensubstituierte Derivate hervorragend als Oxidationsfarbstoffvorprodukte zur Erzielung von Oxidationsfärbungen eignen und in Oxidationshaarfärbemittel-Zubereitungen ausreichend beständig sind. In ihren färbetechnischen Eigenschaften sind diese 1,8-Dihydroxynaphthaline den o.g. isomeren Dihydroxynaphthalinen dabei deutlich überlegen.
Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung von 1,8-Dihydroxynaph- thalinen der Formel I
wobei X1 bis X4 unabhängig voneinander für Wasserstoff-, Chlor- oder Bromatome stehen, in Oxidationsfärbemitteln zum Färben von Keratin¬ fasern. Unter Keratinfasern sind Haare, Pelze, Wolle oder Federn zu verstehen.
Insbesondere eignet sich der Grundkörper 1,8-Dihydroxynaphthalin selbst, also diejenige Verbindung, in der - bis X^ Wasserstoffe sind.
Ganz besonders eignen sich die 1,8-Dihydroxynaphthaline der Formel I zum Färben von Keratinfasern, wenn sie gemeinsam mit üblichen Ent¬ wicklerkomponenten eingesetzt werden.
Ein weiterer Patentgegenstand ist deshalb dier Verwendung von 1,8- Dihydroxynaphtalinen der Fomel I als Kupplerkomponenten in Oxida¬ tionsfärbemitteln gemeinsam mit üblichen Entwicklerkomponenten zum Färben von Keratinfasern.
Übliche Entwicklerkomponenten sind z.B. primäre aromatische A ine mit einer weiteren in para- oder ortho-Position befindlichen freien oder substituierten Hydroxy- oder A inogruppe, Diaminopyridin-Deri- vate, heterocycTische Hydrazone, 4-AminopyrazoIon-Derivate, 2,4,- 5,6-Tetraaminopyrimidin, 2,4,5-Triamino-6-hydroxy-pyrimidin, 5,6- Diamino-2,4-dihydroxypyrimidin und deren Derivate. Einige speziell geeignete Entwicklerkomponenten sind im Beispielteil aufgeführt.
Die 1,8-Dihydroxynaphthaline der Formel I liefern mit den üblichen Entwicklerkomponenten ein breites Spektrum anwendungstechnisch in¬ teressanter Oxidationsfarben im Bereich roter, violetter, blauer, schwarzer und grüner Nuancen, die sich wegen ihrer Brillanz und guten Echtheitseigenschaften insbesondere zum Färben von menschli¬ chen Haaren eignen.
Ein weiterer Patentgegenstand sind deshalb Oxidationsfärbemittel zum Färben von menschlichen Haaren enthaltend OxidationsfarbstoffVorpro¬ dukte in einem wasserhaltigen Träger, wobei die 1,8-Dihydroxynaph- thaline der Formel I als Kuppler in einer Menge von 0,05 bis 20 mMol sowie übliche Entwicklerkomponenten in einer Menge von 0,05 bis 20 mMol und gegebenenfalls übliche direktziehende Farbstoffe in einer Menge von 0,05 bis 20 mMol, jeweils pro 100 g des Färbemittels ent¬ halten sind.
Die erfindungsgemäßen Haarfärbemittel können neben den 1,8-Dihydro- xynaphthalinen der Formel I auch andere bekannte Kupplerkomponenten enthalten, die zur Modifizierung der Farbnuancen und zur Erzeugung natürlicher Farbtöne erforderlich sind. Solche üblichen Kupplerver¬ bindungen sind z.B. meta-Phenylendiaminderivate, Naphthole, Resor- cinderivate und Pyrazolone. Gegebenenfalls können auch mehrere be¬ kannte Entwicklerkomponenten und direktziehende Farbstoffe zur wei¬ teren Modifizierung der Farbnuancen eingesetzt werden. Direktzie-
hende Farbstoffe sind z.B. Nitrophenylendiamine, Nitroa inophenole, Anthrachinonfarbstoffe oder Indophenole.
Es ist auch nicht erforderlich, daß die 1,8-Dihydroxynaphthaline der Formel I einheitliche Verbindungen sind. Vielmehr können auch Ge¬ mische verschiedener Verbindungen der Formel I verwendet werden.
In den erfindungsgemäßen Haarfärbemitteln werden Entwicklerkompo¬ nenten und Kupplerkomponenten im allgemeinen in etwa molaren Mengen zueinander eingesetzt. Wenn sich auch der molare Einsatz als zweck¬ mäßig erwiesen hat, so ist ein gewisser Überschuß einzelner Oxida¬ tionsfarbstoffvorprodukte nicht nachteilig, so daß Entwicklerkom¬ ponenten und Kupplerkomponenten in einem Mol-Verhältnis von 1 : 0,5 bis 1 : 2 enthalten sein können. Zur Herstellung der erfindungsge¬ mäßen Färbemittel werden die Oxidationsfarbstoffvorprodukte in einem geeigneten wasserhaltigen Träger eingearbeitet. Solche Träger sind z.B. Cremes, Emulsionen, Gele oder auch tensidhaltige schäumende Lösungen, z.B. Shampoos, Schaumaerosole oder andere Zubereitungen, die für die Anwendung auf dem Haar geeignet sind.
Der wasserhaltige Träger enthält üblicherweise Netz- und Emulgier¬ mittel wie anionische, nichtionische oder ampholytische Tenside, z.B. Fettalkoholsulfate, Alkansulfonate, α-Olefinsulfonate, Fett- alkoholpolyglykolethersulfate, Alkylglycoside, Ethylenoxidanla- gerungsprodukte an Fettalkohole, an Fettsäuren, an Alkylphenole, an Sorbitanfettsäureester, an Fettsäurepartialglyceride und Fettsäure- alkanolamide; Verdickungsmittel, z. B. Fettalkohole, Fettsäuren, Paraffinöle, Fettsäureester und andere Fettkomponenten in emulgier- ter Form; wasserlösliche polymere Verdickungsmittel wie natürliche Gurnmen, z. B. Gummi arabicu , Karaya-Gummi, Guar-Gummi , Johannis¬ brotkernmehl, Leinsamengummen und Pektin, biosynthetische Gurnmen, z.B. Xanthan-Gummi und Dextrane, synthetische Gurnmen, z. B. Agar-
Agar und Algin, Stärke-Fraktionen und Derivate wie A ylose, Amylo- pektin und Dextrine, modifizierte Cellulosemoleküle, z. B. Methyl- cellulose, Hydroxyalkylcellulose und Carboxymethylcellulose, Tone wie z. B. Bentonit oder vollsynthetische Hydrokolloide, z.B. Poly- vinylalkohol oder Polyvinylpyrrolidon, haarpflegende Zusätze, wie z. B. wasserlösliche kationische Polymere, anionische Polymere, nicht¬ ionische Polymere, amphotere oder zwitterionische Polymere, Panto- thensäure, Vitamine, Pflanzenextrakte oder Cholesterin, pH-Stell¬ mittel, Komplexbildner und Parfumöle sowie Reduktionsmittel zur Stabilisierung der Inhaltsstoffe, z. B. Ascorbinsäure, schließlich können auch Farbstoffe zum Einfärben der kosmetischen Zubereitungen enthalten sein.
Die Bestandteile des wasserhaltigen Trägers werden zur Herstellung der erfindungsgemäßen Haarfärbemittel in für diesen Zweck üblichen Mengen eingesetzt; z.B. werden Emulgiermittel in Konzentrationen von 0,5 bis 30 Gew.-% und Verdickungsmittel in Konzentrationen von 0,1 bis 25 Gew.-% des gesamten Färbemittels eingesetzt.
Die oxidative Entwicklung der Färbung kann grundsätzlich mit Luft¬ sauerstoff erfolgen. Bevorzugt wird jedoch ein chemisches Oxidati- onsmittel eingesetzt, besonders dann, wenn neben der Färbung ein Aufhelleffekt am Haar gewünscht ist. Als Oxidationsmittel kommen insbesondere Wasserstoffperoxid oder dessen Anlagerungsprodukte an Harnstoff, Melamin oder Natriumborat sowie Gemische aus derartigen Wasserstoffperoxidanlagerungsprodukten mit Kaliumperoxiddisulfat in Betracht.
Zweckmäßigerweise wird die Zubereitung des Oxidationsmittels unmit¬ telbar vor dem Haarefärben mit der Zubereitung aus den Oxidations- farbstoffvorprodukten vermischt. Das dabei entstehende gebrauchsfer¬ tige Haarfärbepräparat sollte bevorzugt einen pH-Wert im Bereich von
6 bis 10 aufweisen. Besonders bevorzugt ist die Anwendung der Haar¬ färbemittel in einem schwach alkalischen Milieu. Die Anwendungstem¬ peraturen können in einem Bereich zwischen 15 und 40 °C liegen. Nach einer Einwirkungszeit von ca. 30 Minuten wird das Haarfärbemittel durch Ausspülen von dem zu färbenden Haar entfernt. Das Nachwaschen mit einem Shampoo entfällt, wenn ein stark tensidhaltiger Träger, z.B. ein Färbeshampoo verwendet wurde.
Die nachfolgenden Beispiele sollen den Erfindungsgegenstand näher erläutern, ohne ihn jedoch hierauf zu beschränken.
B e i s p i e l e
Bei spiel I
Es wurde ein erfindungsgemäßes Färbemittel in Form einer Haarfärbe¬ creme-Emulsion der folgenden Zusammensetzung hergestellt
Fettalkohol C12/I8 10,0 g
Fettalkohol C12/14 + 2 E0-sulfat 25,0 g
(Na-salz, 28 %ig)
Wasser 60,0 g
1,8-Dihydroxynaphthalin 6,5 mMol
Ammoniumsulfat 1,0 g konz. Ammonia lösung bis pH = 9,5
Wasser ad 100 g
Die Bestandteile wurden der Reihe nach miteinander vermischt. Nach Zugabe der Oxidationsfarbstoffvorprodukte und des Inhibitors wurde zunächst mit konzentrierter Ammoniaklösung der pH-Wert der Emulsion auf 9,5 eingestellt, dann wurde mit Wasser auf 100 g aufgefüllt.
Die oxidative Entwicklung der Färbung wurde entweder durch Luftoxi- dation oder mit Hilfe 3 %iger Wasserstoffperoxidlösung als Oxida- tionsmittel durchgeführt. Hierzu wurden 100 g der Emulsion mit 50 g Wasserstoffperoxidlösung versetzt und vermischt. Die Färbecreme wur¬ de auf ca. 5 cm lange Strähnen standardisierten, zu 90 % ergrauten, aber nicht besonders vorbehandelten Menschenhaars aufgetragen und dort 30 Minuten, im Falle der Luftoxidation 60 Minuten, bei 27 °C belassen. Nach Beendigung des Färbeprozesses wurde das Haar gespült, mit einem üblichen Haarwaschmittel ausgewaschen und anschließend getrocknet.
Die Luftoxidation ergab eine Nuance im Braunbereich; bei der H2O2- Oxidation resultierte eine Nuance im Braunbereich, die rötlich changierte.
Beispiel II
Es wurden erfindungsgemäße Färbemittel in Form einer Haarfärbecre¬ me-Emulsion der folgenden Zusammensetzung hergestellt:
Fettalkohol C12/I8 10,0 g
Fettalkohol C12/14 + 2 EO-Sulfat,
Na-Salz, 28 %ig 25 , ,0 g
Wasser 60, ,0 g
Komponente E (Entwicklerkomponente) 6, , 5 mMol
1,8-Dihydroxynaphthalin (Kupplerkomponenttee)) 6 , , 5 mMol
Natriumsulfit (Inhibitor) 1 , ,0 g
Ammoniumsulfat 1 , ,0 g konzentrierte Ammoniaklösung bi s pH = 9 , , 5
Wasser ad 100 g
Als Komponente E (Entwicklerkomponente) wurden folgende Verbindungen eingesetzt:
El 3-Methyl-p-aminophenol E2 p-Aminophenol-Hydrochlorid E3 2,5-Diaminotoluol-Sulfat E4 2-(2,5-Diaminophenyl)ethanol E5 l,10-Bis-(2,5-Diaminophenyl)-l,4,7,10-tetraoxadecan Hydro- chlorid
E6 2,4,5,6-Tetraaminopyrimidin-Sulfat E7 2,4,5-Triamino-6-hydroxypyrimidin-Sulfat E8 5,6-Diamino-2,4-dihydroxypyrimidin-Sulfat
Die Bestandteile wurden der Reihe nach miteinander vermischt. Nach Zugabe der Oxidationsfarbstoffvorprodukte und des Inhibitors wurde zunächst mit konzentrierter Ammoniaklösung der pH-Wert der Emulsion auf 9,5 eingestellt, dann wurde mit Wasser auf 100 g aufgefüllt. Die oxidative Entwicklung der Färbung wurde mit 3 %iger Wasserstoffper¬ oxidlösung als Oxidationsmittel durchgeführt. Hierzu wurden 100 g der Emulsion mit 50 g Wasserstoffperoxidlösung (3 %ig) versetzt und vermischt.
Die Färbecreme wurde auf ca. 5 cm lange Strähnen standardisierten, zu 90 % ergrauten, aber nicht besonders vorbehandelten Menschenhaars aufgetragen und dort 30 Minuten bei 27 °C belassen. Nach Beendigung des Färbeprozesses wurde das Haar gespült, mit einem üblichen Haar¬ waschmittel ausgewaschen und anschließend getrocknet.
Die Ergebnisse der Haarfärbeversuche sind der folgenden Tabelle zu entnehmen:
Tabel le
Haarfarbe-Beispiel Entwickler- erhaltene Farbnuancen komponente
1 E 1 rubin
2 E 2 braunviolett
3 E 3 blauschwarz
4 E 4 blauschwarz
5 E 5 schwarzblau
6 E 6 schwarzgrün
7 E 7 mattblau
8 E 8 grün
Die Haarfärbungen verfügten über hervorragende Farbintensitäten und Echtheitseigenschaften.
Mit der Entwicklerkomponente E 3 (2,5-Diaminotoluolsulfat) wurden Vergleichsversuche gegenüber anderen Dihydroxynaphthalin-Isomeren durchgeführt. Es zeigte sich, daß die mit der Kombination E 3 / 1,8-Dihydroxynaphthalin erzielten Ausfärbungen den mit den Kombina¬ tionen E 3 / 1,5-, 1,6- oder 1,7-Dihydroxynaphthalin erzielten Aus¬ färbungen hinsichtlich Farbtiefe und Lichtechtheit signifikant überlegen sind.