Verfahren und Vorrichtung zur kontinuierlichen Messung von
Intraokulare! rücken
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur kontinuierlichen Messung von Intraokulardrücken (IOD). Das Glaukom, auch Grüner Star genannt, bezeichnet eine Vielzahl von Augenerkrankungen unterschiedlicher Ursache, die alle einen Verlust von Nervenfasern zur Folge haben. Es entstehen charakteristische Ausfälle des Gesichtsfeldes (Skotome) und im Extremfall erblindet das Auge. Als wichtigster Risikofaktor für Glaukom wird ein zu hoher IOD-Wert angesehen. Der zeitliche Verlauf der IOD-Werte ist stark
patientenabhängig. Die Wirkung von IOD-senkenden Medikamenten ist bezüglich ihrer generellen Wirksamkeit, ihrer Latenz und Wirkdauer ebenfalls stark patientenabhängig. Diese doppelte Patientenabhängigkeit führt oftmals zu einer ungenügenden Senkung des Intraokulardrucks, so daß weitreichende Schäden des Sehnervs bis hin zur Erblindung des Patienten trotz Medikation nicht ausgeschlossen sind.
Es sind daher Messungen zur Bestimmung eines individuellen lOD-Profils über einen längeren Zeitraum vorgeschlagen worden. Bislang erfolgen diese nach stationärer Aufnahme eines Patienten in einer Klinik. Die Meßintervalle betragen typischerweise mehr als zwei Stunden, bedingt durch organisatorische Gründe und dem Erfordernis einer Oberflächen- Anästhesie. Auf diese Weise wird nur eine rudimentäre Datendichte erreicht. Nachteiligerweise muß der Patient für Nachtmessungen aufgeweckt werden, was unbekannte Auswirkungen auf sein IOD-Profil hat. Schließlich werden für Tag- und Nachtmessungen teilweise auch noch unterschiedliche Messgeräte eingesetzt, wobei in der Regel stets nur Sekundärgrößen gemessen werden, da eine direkte Manometrie des IOD
standardmäßig nie angewandt wird, so daß aufgrund der so erlangten Daten keine wirksame Behandlung erfolgen kann.
Zur Vermeidung eines Teils dieser Nachteile ist von der DE 10 2004 056 757 A1 vorgeschlagen worden, eine implantierbare, extrasklerale
Meßeinrichtung mit einem kapazitiven Drucksensor nebst geeigneter Elektronik zu verwenden, von der DE 10 2010 035 294 der Anmelderin ist ein Messsystem vorgeschlagen worden, dass ein druckübertragendes, formstabil-elastisches Gehäuse zur biokompatiblen Kontaktierung der Augensklera aufweist, darin eingebettet Drucksensormittel mit mindestens einer klaren Drucksensorfläche.
Grundsätzlich bekannt sind Verfahren, die medizinische Daten von einem Patienten aufnehmen und an entfernte Empfänger zur Speicherung und Weiterverarbeitung senden. Beispiele hierfür sind die US 6,669,631 A1 , gemäß der ein implantierter medizinischer Meßsensor biologische Daten an einen entfernten Empfänger sendet, der diese Daten in einer zentralisierten Datenbank speichert, die ihrerseits statistische Daten von öffentlichen Datenbanken enthält und mittels data-mining-Techniken die Patientendaten mit den statistischen Daten abgleicht. Dieses Verfahren soll jeweils individualisiert einen Heilplan, einen Handlungsplan, einen Handlungsfortschrittsbericht oder Anwendungsregeln festlegen und automatisch Berichte und Warnungen erzeugen. Aus der US 6,742,895 A1 sind eine Vorrichtung und ein Verfahren für die Diagnose und
Behandlung von Glaukom Patienten bekannt. Die Vorrichtung beinhaltet ein über das Internet zugängliches Softwareprogramm, welches ein menügesteuertes Dateninterpretationsmodul enthält. Weiterhin vorhanden sind Zugriffsmöglichkeiten auf eine on-line Bücherei von Referenzquellen. Ein Berichtmodul erzeugt patientenspezifische Berichte zur
Glaukomdiagnose, Behandlung und Analyse.
Nachteilig an diesen bekannten Systemen ist, dass sie keine
ausreichende Datensicherheit und -dichte gewährleisten.
Es ist daher Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren und eine Vorrichtung anzugeben, die eine optimierte Datenbasis über den individuellen IOD- Verlauf eines Patienten erzeugen.
Die Verfahrensaufgabe wird bei einem Verfahren zur Erlangung von IOD- Zeitverläufen eines Patienten gelöst, indem es die Schritte aufweist: a) kontinuierliche Messung und Speicherung von IOD-Daten eines Patienten über einen Zeitraum von mindestens 24h, in dessen Alltag ohne Medikation, anschließend b) kontinuierliche Messung und Speicherung von IOD-Daten eines Patienten über einen Zeitraum von mindestens 24h unter dessen Medikation, wobei c) eine Aufzeichnung von Medikationszeitpunkten,
Medikationsdauern, Dosierungen, Wirkstoffen, Ereignissen im
Tagesverlauf des Patienten erfolgen, wobei d) die Messung der IOD-Daten mit mindestens der doppelten Frequenz eines angenommenen zeitbasierten Musters im IOD- Druckverlauf erfolgt und wobei e) eine Weitergabe der gespeicherten Daten an eine
Aufbereitungseinheit und eine Auswertung der Daten erfolgen.
Das erfindungsgemäße Verfahren schlägt mit Vorteil eine quasikontinuierliche Messung des IOD-Verlaufs eines Patienten in dessen Alltag vor, wobei das Verfahren mit der Bestimmung eines Baseline-IOD- Verlaufs ohne Medikation beginnt, die mindestens 24h umfaßt, um so die zyklischen Schwankungen des Druckverlaufs zu erfassen. Üblicherweise
werden hierzu etwa 24h ausreichen, jedoch ist auch eine längere
Messung erfindungsgemäß, da individuelle Verläufe mit einem Rhythmus von mehr als 24h denkbar sind. Im Anschluß erfolgt eine Messung des IOD-Druckverlaufs unter Medikation des Patienten, wobei die
Medikationszeitpunkte, -dauern, -dosierungen und der applizierte Wirkstoff sowie Ereignisse im Tagesverlauf des Patienten zusammen mit den Messdaten aufgezeichnet werden. Dieses dient erfindungsgemäß dazu, mögliche Einflüsse der Umwelt auf den IOD-Verlauf festzustellen und zu quantifizieren. Die Meßfrequenz folgt dabei insbesondere dem Nyquist- Shannonschen- oder dem Whittaker-Kotelnikow-Shannon-Abtasttheorem, um Aliasing-Artefakte zu minimieren, also mit mindestens der doppelten Frequenz eines angenommenen zeitbasierten Musters im IOD-Verlauf. Die so erfaßten Daten werden erfindungsgemäß an eine
Aufbereitungseinheit weitergegeben und dort ausgewertet, insbesondere automatisch ausgewertet, um ihre Qualität zu erhöhen und eine
aussagekräftige Datenbasis zu erreichen, die die individuellen
Gegebenheiten eines Patienten in physiologischer, psychologischer und umgebungsbedingter Hinsicht enthält.
In Ausgestaltung des Verfahrens ist vorgesehen, daß in Schritt b) zu einem ersten Zeitpunkt ein erstes Medikament und zu einem zweiten Zeitpunkt ein zweites Medikament und gegebenenfalls zu weiteren
Zeitpunkten weitere Medikamente verabreicht werden, wobei ab jedem Zeitpunkt eine kontinuierliche Messung und Speicherung von IOD-Daten des Patienten über einen Zeitraum von mindestens 24h erfolgt, wobei der zeitliche Abstand zweier aufeinander folgender Zeitpunkte so gewählt ist, daß die Wirkungsdauer des zuerst verabreichten Medikaments
wenigstens annähernd beendet ist. Durch diese Ausgestaltung wird mit Vorteil eine genaue Bestimmung des individuellen Wirkprofils eines Wirkstoffs ermöglicht. Schritt b) des Verfahrens wird dabei n-mal wiederholt, wobei n die Zahl der zu testenden Wirkstoffe,
Wirkstoffkombinationen oder Wirkstoffdosierungen ist. Hierbei kann auch ein Medikament zu mehreren Zeitpunkten appliziert werden oder im Wechsel mit einem anderen Medikament.
Besonders vorteilhaft ist die Ausgestaltung des Verfahrens, wonach in Schritt b) an einem Zeitpunkt zwei oder mehr Wirkstoffe verabreicht werden. Hierdurch kann auch der individuelle IOD-Verlauf bei
kombinierten Wirkstoffen ermittelt werden. Erfindungsgemäß ist auch eine Variante, bei der die beiden Zeitpunkte zweier Wirkstoffgaben deutlich weniger als 24 h auseinander liegen, also zeitlich enger aufeinander folgen. In Abhängigkeit des individuellen Wirkverlaufs kann die spätere Wirkstoffgabe beispielsweise nach 6h erfolgen, wenn die Wirkung des zuvor gegebenen Wirkstoffs bereits nachgelassen hat.
Besonders vorteilhaft ist auch die Weiterbildung des Verfahrens, wonach dem Patienten Informationen und/oder Handlungsanweisungen während der Verfahrensdurchführung mitgeteilt werden. Hierdurch wird eine ganze Reihe von Vorteilen verwirklicht: Der Patient wird bei der Messung nicht allein gelassen sondern über den aktuellen Schritt informiert und zu dessen Ausführung angeleitet, er wird an einen kommenden Schritt erinnert, Fragen des Patienten zum Verfahrensablauf können zeitnah beantwortet werden, so daß eine besonders gute und fundierte
Datenbasis erreicht wird.
Zur auswertenden Aufbereitung der Meßdaten in Schritt e) des Verfahrens gehört auch die Berücksichtigung des Zieldrucks des Patienten, dessen persönliche Präferenzen, Wirkstoffverträglichkeiten, Dosierungshöhen und -Zeitpunkte, so daß dem behandelnden Arzt eine besonders gut aufbereitete und in jeder Hinsicht belastbare und aussagekräftige
Datenbasis zur Verfügung gestellt wird. Dies betrifft auch die
Zurverfügungstellung statistischer Parameter durch die auswertende
Datenaufbereitung wie beispielsweise Mittelwerte, Mediane,
Standardabweichungen, 3c-Werte, FFT und so weiter.
Zum erfindungsgemäßen Verfahren gehört auch die Wiederholung der Schritte a) und b) in zeitlichem Abstand zur erfolgter medikamentösen Einstellung eines Patienten, um dem Arzt Daten über den Therapieerfolg bzw. -mißerfolg an die Hand zu geben.
Die Vorrichtungsaufgabe wird dadurch gelöst, daß die Vorrichtung zur Erfassung und Auswertung von medizinischen Daten wenigstens ein Meßgerät und eine Aufbereitungseinheit aufweist, wobei das wenigstens eine Meßgerät eine Datenerfassungseinheit mit wenigstens einem Sensor, wenigstens einen Datenspeicher, wenigstens eine
Datenübertragungseinrichtung und wenigstens eine Bedien- und
Kommunikationsschnittstelle aufweist, wobei die Aufbereitungseinheit eine Datenübertragungseinrichtung und eine Verarbeitungseinheit aufweist, wobei die Verarbeitungseinheit datenanalytische und strukturprüfende statistische Algorithmen und Filterverfahren auf die Meßdaten anwendend ist und wobei die Verarbeitungseinheit eine Anzeigeeinheit aufweist.
Weiterbildungen der erfindungsgemäßen Vorrichtung sind in den
Unteransprüchen angegeben. Die Erfindung wird in einer bevorzugten Ausführungsform unter
Bezugnahme auf eine Zeichnung beispielhaft beschrieben, wobei weitere vorteilhafte Einzelheiten den Figuren der Zeichnung zu entnehmen sind.
Funktionsmäßig gleiche Teile sind dabei mit denselben Bezugszeichen versehen. Die Figuren der Zeichnung zeigen im Einzelnen: Fig. 1 ein Ablaufschema des Verfahrens,
Fig. 2a-d modellierte lOD-Verläufe,
Fig. 3 den IOD-Verlauf einer Nachfolgeuntersuchung und
Fig. 4 eine skizzenhafte Darstellung einer erfindungsgemäßen
Vorrichtung. Fig. 1 zeigt ein schematisches Ablaufschema des erfindungsgemäßen Verfahrens. Dieses beginnt mit einer Baseline-Messung des IOD eines Patienten, zu deren Vorbereitung sich der Patient ggf. einige Tage aus seiner bisherigen Medikamentierung ausschleichen muß. Danach erfolgt eine Aufzeichnung seiner IOD-baseline-Kurve über mindestens 24h. Die Messfrequenz liegt dabei bei 0,003Hz, also bei einer Messung pro 5 min. Die Meßfrequenz kann höher oder niedriger sein, eine Meßfrequenz von 5min wird erfindungsgemäß in jedem Fall als kontinuierlich aufgefasst. Sie ist so hoch zu wählen, daß die Daten aussagekräftig bezüglich zeitlicher Abhängigkeiten des IOD von Einflüssen sind. Die Messung erfolgt unbedingt im gewohnten Lebensumfeld des Patienten und wird von diesem selbstständig durchgeführt, bzw. gestartet. Eine physische
Unterstützung durch einen Arzt oder Assistenzpersonal wird
erfindungsgemäß vermieden, um den zeitlichen Verlauf der IOD-Werte nicht zu beeinflussen. Hierbei kommt ein Sensor zum Einsatz, der dem Patienten zeitweise implantiert wird, beispielsweise der in der DE 10 2010 035 294 der Anmelderin beschriebene Sensor. Neben diesem einen Sensor für den IOD kann das Verfahren auch weitere Sensoren einsetzen, beispielsweise Puls- oder Blutdrucksensoren. Nach Ermittlung der
Baseline erfolgt eine erste Medikation zu einem ersten Zeitpunkt, wodurch ein neuer Meßzyklus von mindestens 24h Dauer gestartet wird. Welcher Wirkstoff zu welchem Zeitpunkt in welcher Dosierung verabreicht wird, wird dem Patienten über das Meßgerät 1 kommuniziert. Der Patient führt die entsprechenden Anweisungen aus, wobei das Messgerät die
entsprechenden Daten und Zeitpunkte elektronisch mit Zeitstempel versieht und speichert. Er speichert ebenfalls besondere Ereignisse mit Zeitstempel, wie beispielsweise körperliche oder seelische Belastungen, Mahlzeiten, etc.. Alternativ kann der Patient auch ein nicht-elektronisches Tagebuch führen, jedoch ist die elektronische Datenspeicherung aufgrund einfacherer Datenverfügbarkeit bevorzugt. Diese erste Wirkmessung kann erfindungsgemäß von weiteren Wirkmessungen gefolgt sein, siehe hierzu Fig. 2a-e. Die so ermittelten Daten werden im Meßgerät gespeichert und an eine Aufbereitungseinheit weitergeleitet. Diese filtert die Daten, um Rauschen zu eliminieren, und wertet sie statistisch und analytisch aus. Hierzu werden die lOD-Verläufe graphisch dargestellt, wobei auch OPA- Darstellungen (occular pulse amplitude) vorgesehen sein können. In den graphischen Auswertungen können Einhüllende für lokale Maxima oder Minima vorgesehen sein, Ebenfalls erzeugt die Aufbereitungseinheit tabellarische Übersichten, die beispielsweise Tagesschwankungsbreiten, Compliancedaten des Patienten (Rate der durchgeführten gegenüber der möglichen Anzahl von Messungen) oder erkennbare zeitliche oder anderweitig geartete Muster enthalten können.
Fig. 2a bis 2d zeigen modellierte lOD-Verläufe eines Verfahrensablaufs mit mehr als einem Medikationszeitpunkt. Die Darstellungen sind bereits solche, wie sie die Aufbereitungseinheit erzeugt.
Fig. 2a zeigt ein Baseline-IOD-Profil nach vorherigem Ausschleichen aus einer Medikation. Auf der Abszisse sind 24 h abgetragen, beginnend bei 08:00 Uhr eines Tages und endend bei 08:00 Uhr des nachfolgenden Tages. Die Ordinate zeigt die gemessenen lOD-Werte in [mmHg]. Es zeigt sich, daß dieser Patient hauptsächlich nachts hohe lOD-Werte von größer 21 mmHg aufweist.
Fig. 2 b zeigt eine Auswertung, wie sie nach Durchführung des Schrittes b) des Verfahrens erhalten werden kann, wobei die beiden Datensätze zeitlich aufeinander normiert wurden. Nach erfolgtem Schritt a) wurde in einem Schritt b) ein erstes Medikament A zu zwei Zeitpunkten appliziert, die weniger als 24h auseinanderlagen, nämlich zu einem ersten Zeitpunkt, 18:00 Uhr, in einer ersten Dosierung und anschließend zu einem zweiten Zeitpunkt, 06:00 Uhr, in einer zweiten Dosierung, identisch zur ersten, wobei die Messung von 18:00 Uhr bis 18:00 Uhr des Folgetages durchgeführt wurde. Die Auswertung bestand hier in einer zeitlichen Normierung des Medikations- IOD-Verlaufs auf denjenigen der Baseline- Messung. Die obere Kurve zeigt die Baseline aus Schritt a), die untere Kurve das individuelle Wirkprofil des ersten Medikaments A. Die beiden Pfeile geben die beiden genannten Medikationszeitpunkte an. Es zeigt sich, dass es durch die Anwendung des ersten Medikaments A zu einer deutlichen Reduktion der IOD-Werte kommt, fast über den gesamten Tagesverlauf. Es zeigt sich weiter, daß die Reduktion nicht ausreicht, um den IOD nachts unter 21 mmHg fallen zu lassen.
Fig. 2c zeigt die Auswertung eines Schrittes b) des Verfahrens, bei dem ein zweites Medikament B zu einem Zeitpunkt (18:00 Uhr) appliziert und die darauf erfolgenden lOD-Verläufe über 24h gemessen wurden. Dies erfolgte nach der Messung gemäß Fig. 2b. Die Auswertung bestand auch hier in einer zeitlichen Normierung, wie zuvor beschrieben. Die obere Kurve ist die Baseline, die untere Kurve die Medikationslinie. Es zeigt sich, daß es im Verlauf der Nacht zu einer deutlichen Reduktion des IOD kommt, wobei der IOD praktisch über den gesamten 24h Meßzeitraum unterhalb von 21 mmHg sank. Lediglich am frühen Morgen wurde dieser Schwellwert leicht überschritten.
Die geschilderten Abläufe in Schritt b) können erfindungsgemäß an aufeinanderfolgenden oder zeitlich beabstandeten Tagen wiederholt werden, um beispielsweise einen Wochengang des IOD zu bestimmen.
Die Auswertung gemäß Schritt e) erfolgt auch gemäß Fig. 2d, in der die beiden, durch die jeweiligen Medikamente in den jeweiligen
Applikationsarten hervorgerufenen Absenkungen des IOD aufeinander normiert dargestellt sind. Die Ordinate zeigt die Änderung des IOD in [mmHg] im Vergleich zur Baseline, die Abszisse enthält den zeitlichen Verlauf. Gut zu erkennen sind bei dieser Auswertung die Latenz, die Wirkdauer und die Wirkstärke einer Medikation.
Diese Daten werden einem Arzt zur Verfügung gestellt. Dieser kann daraus individuell bestimmte und daher individuell wirksame
Therapievorschläge erarbeiten, die neben den gewünschten Zieldrücken oder Druckmittelwerten auch die individuellen Bedürfnisse des Patienten wie beispielsweise ungestörte Nachtruhe, wenige Medikamente, angenehme Applikationszeitpunkte, berücksichtigen. Eine solche
Empfehlung kann auch automatisch erfolgen, sofern die
Randbedingungen eingegeben werden.
Fig. 3 zeigt den lOD-Verlauf einer Nachfolgeuntersuchung während einer erstellten Therapie. Diese Wiederholung der erfindungsgemäßen
Messung über 24h im alltäglichen Umfeld des Patienten unter
Aufzeichnung aller relevanten Vorkommnisse dient der Feststellung, ob die zur Zeit eingestellte Therapie noch wirksam ist oder eine Korrektur erfolgen muß. In letzterem Fall wären die zuvor geschilderten Schritte des Verfahrens zu wiederholen, beginnend bei dem Ausschleichen aus der bisherigen Medikation. In Fig. 3 markieren die Pfeile wiederum die Medikationszeitpunkte der beiden unterschiedlichen Medikamente A und
B. Es zeigt sich, daß der IOD noch innnner unterhalb von 21 nnnnHg liegt, so daß der Arzt keine neue Therapieempfehlung aussprechen muß.
Der Arzt erhält von der Auswerteeinrichtung eine Zusammenfassung der Messungen in Berichtform in den von ihm gewünschten Darstellungen wie Zeitreihen, tabellarische Übersichten, Wasserfalldiagrammen und dergleichen mehr.
Fig. 4 zeigt eine skizzenhafte Darstellung einer erfindungsgemäßen Vorrichtung. Sie weist wenigstens ein Meßgerät 1 auf, das vom Patienten mitgeführt wird. Die Vorrichtung ist erfindungsgemäß so ausgelegt, das gleichzeitig eine Vielzahl von Meßgeräten 1 parallel betrieben werden können. Die Meßgeräte 1 empfangen Daten von einem Sensor 4, der zu dem Meßgerät 1 gehört. Der Sensor 4 ist beispielsweise ein Drucksensor, wie er von der Anmelderin verwendet wird, der Sensor 4 kann jedoch auch aus mehreren Sensoren bestehen, die neben dem IOD auch Blutdruck, Herzfrequenz oder andere medizinisch relevante Daten aufnehmen und an das Meßgerät 1 weiterleiten. Das Meßgerät verfügt über einen ausreichend großen Datenspeicher 5, um die Meßdaten des einen oder der mehreren Sensoren 4 in ausreichender zeitlicher Auflösung über längere Zeiträume aufzunehmen. Das Meßgerät 1 verfügt weiter über eine Datenübertragungseinrichtung 6, die die gespeicherten Daten an eine
Aufbereitungseinheit 2 weiterleitend ist. Die Datenübertragungseinrichtung 6 ist erfindungsgemäß so ausgestaltet, daß sie die Daten drahtgebunden oder drahtlos übertragend ist, beispielhaft als WLan, WWan, Bluetooth, IR-Schnittstelle, Steckkontakt, oder dergleichen ausgebildet ist. Das Meßgerät 1 weist weiter eine Bedien- und Kommunikationsschnittstelle 7 auf. Die Bedienschnittstelle ist beispielsweise eine Bildschirm-Tastatur- Kombination, oder ein Touchscreen, es kann jedoch auch eine
Sprachsteuerung vorgesehen sein. Die Möglichkeit zur manuellen
Dateneingabe ist erfindungsgemäß vorhanden. Die
Kommunikationsschnittstelle dient zur Kommunikation zwischen dem Patienten und einem Betreuer, wobei der Betreuer auch ein
Computerprogramm sein kann, daß entsprechende Anweisungen erteilt. Dem Patienten zeigt diese Kommunikationsschnittstelle 7
Handlungsanweisungen oder Alarme oder zu beantwortende Fragen an, sie ist so ausgebildet, daß der Patent Daten an den Betreuer übermitteln kann. Beispielsweise könnten die Kommunikationsschnittstelle auch eine gesonderte Alarm-LED aufweisen, die entsprechende Alarme optisch durch Blinken oder Leuchten anzeigt, sie könnte auch einen
entsprechenden Lautsprecher aufweisen. Die Kommunikation zwischen Betreuer und Patienten kann auch über eine Smartphone-App oder SMS erfolgen, also mittels solcher beim Patienten vorhandener Geräte. In diesem Fall wäre die Kommunikationsschnittstelle aus dem Meßgerät 1 ausgelagert. Die Kommunikationsschnittstelle ermöglicht auch die Überwachung des Patienten und die Absetzung von Alarmen mit vom behandelnden Arzt individuell konfigurierbaren Alarmgrenzen und Alarmalgorithmen. Dies stellt mit Vorteil sicher, dass der für jeden Patienten individuelle IOD-Zieldruck berücksichtigt wird, sodass keine kritischen Überschreitungen von IOD-Werten erfolgen. Hierdurch wird auch die Zahl von Fehlalarmen gering gehalten, beispielsweise durch Wahl anderer Alarmgrenzen des Nachts als am Tage. Ebenfalls können individuelle tolerierbare Anzahlen von Maximaldrucküberschreitungen konfiguriert werden. Erfindungsgemäß ist auch, daß die Alarme der Aufbereitungseinheit 2 zwar von der Kommunikationsschnittstelle 7 empfangen, jedoch vor dem Patienten verheimlicht werden. Die
Alarmalgorithmen können dabei lokal auf dem Meßgerät 1 definiert und ausgeführt werden oder aber auf einem zentralen, betreuenden
Computerprogramm.
Die Aufbereitungseinheit 2 kann erfindungsgemäß im Meßgerät 1 angeordnet sein oder räumlich entfernt zu diesem, in jedem Fall weißt sie
eine Datenübertragungseinrichtung 8 auf, um Daten von dem oder den Meßgeräten 1 zu erhalten und mit diesen zu kommunizieren. Ist die Aufbereitungseinheit 2 im Meßgerät 1 angeordnet, sind die durch den einen oder die mehreren Sensoren 4 erhaltenen individuellen
Patientendaten bereits im Meßgerät 1 auswertbar und können als Bericht an einen betreuenden Arzt übermittelt oder von diesem aus- oder abgelesen werden. Vorteilhafter ist jedoch die Ausführung, bei der die Aufbereitungseinheit 2 unter Betriebsbedingungen räumlich getrennt zum Meßgerät 1 angeordnet ist. Die Aufbereitungseinheit ist 2 dabei
erfindungsgemäß eine lokale oder eine zentrale Datenbank oder ein cloud-basiertes Programm, also entweder ein in der Arztpraxis
vorhandenes Computersystem oder ein über das Internet oder sonst wie erreichbares Computersystem, beispielsweise in einem Rechenzentrum oder ein cloudbasiertes System. Diese Aufbereitungseinheit 2 weist eine Verarbeitungseinheit 9 und eine Anzeigeeinheit 10 auf, letztere ist beispielsweise ein Monitor. Die
Verarbeitungseinheit 9 filtert die Daten zur Elimination von Rauschen und anderen Störsignalen und ist Datenanalytische Verfahren und
strukturprüfende statistische Algorithmik anwendend. Beispielhaft seien genannt: Anova, FFT, Welch-Methode, Lomb Periodogramm,
Kurvenüberlagerung, least Square fit, heuristische Suchalgorithmen, data mining Verfahren. Insbesondere ist die Verarbeitungseinheit 9 so ausgelegt, daß sie problematische IOD-Hochdruckphasen im
untersuchten zeitlichen Verlauf algorithmisch identifizierend ist und die ermittelten individuellen Medikamenten-Wirkprofile in Kennwerte wie Latenz, Effektivität, Wirkdauer zerlegend ist.
Das erfindungsgemäße Verfahren verbessert die Datenerfassung deutlich, so dass auch die Datenaufbereitung deutlich verbessert erfolgt. Sie ist jeweils patientenspezifisch und auf dessen Bedürfnisse individualisierbar.
Hierdurch werden einem Arzt aussagekräftige Daten an die Hand gegeben, damit er eine Therapie erstellen und frühzeitig neu justieren kann, falls sich die lOD-Verläufe des Patienten oder seine Respons ändern.
BEZUGSZEICHENLISTE
1 Meßgerät
2 Aufbereitungseinheit
3 Datenerfassungseinheit
4 Sensor
5 Datenspeicher
6 Datenübertragungseinrichtung
7 Bedien- und Konnnnunikationsschnittstelle
8 Datenübertragungseinrichtung
9 Verarbeitungseinheit
10 Anzeigeeinheit