Technisches Gebiet
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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Stranggießen von Stahl in einer Gießanlage, wobei ein aus einer Kokille austretender Strang im Liquid-Core-Reduction (LCR-) Verfahren mittels einer anschließenden Strangführungsvorrichtung bei flüssigem Querschnittskern des Stranges dickenreduziert wird, wobei der Strang eine zwischen dem Meniskus, d.i. der Badspiegel der Kokille und einem von der Kokille abgewandten Ende der Strangführungsvorrichtung gemessene, anlagenspezifische Strangstützlänge mit einer Gießgeschwindigkeit durchläuft, gemäß Anspruch 1 sowie eine dazu korrespondierende Anlage zur Durchführung dieses Verfahrens gemäß Anspruch 13.
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Gattungsgemäße Stranggießverfahren bzw. -anlagen sind bereits bekannt. Ein aus einer Kokille einer Gießanlage austretender flüssiger Stahlstrang wird durch eine unmittelbar an die Kokille anschließende Strangführungsvorrichtung hindurchgeführt. Die auch als "Strangführungskorsett" bezeichnete Strangführungsvorrichtung umfasst mehrere (üblicherweise drei bis fünfzehn) Führungssegmente, wobei jedes Führungssegment ein oder mehrere (üblicherweise drei bis zehn) Paare an vorzugsweise als Strangstützrollen ausgeführten Führungselementen umfasst. Die Stützrollen sind um eine orthogonal zur Transportrichtung des Stranges verlaufende Achse drehbar.
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Anstelle von Strangstützrollen wäre es auch denkbar, einzelne Führungselemente als statische, z.B. kufenförmige Bauteile auszuführen.
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Unabhängig von der konkreten Ausführung der Führungselemente sind diese beiderseits der Strangbreitseiten angeordnet, sodass der Strang durch obere und untere Führungselemente-Serien geführt wird.
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Genau gesehen wird der Strang nicht nur durch die Strangführungsvorrichtung gestützt, sondern auch schon durch einen unteren Endbereich der Kokille, weshalb man die Kokille auch als Teil der gesamten Strangführungsvorrichtung ansehen muss.
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Die Strangerstarrung beginnt am oberen Ende der (Durchlauf-)kokille am Badspiegel, am sogenannten "Meniskus", wobei die Kokille typischerweise ca. 1m lang ist (0,3 - 1,5m).
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Der Strang tritt im Wesentlichen vertikal nach unten aus der Kokille aus und wird in die Horizontale umgelenkt. Die Strangführungsvorrichtung weist daher einen im Wesentlichen über einen Winkelbereich von 90° gekrümmten Verlauf auf.
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Jede Gießanlage weist eine konstruktiv festgelegte, vom Strang mit einer Gießgeschwindigkeit vc durchlaufene Strangstützlänge L auf, welche zwischen dem Meniskus und einem von der Kokille abgewandten Ende der Strangführungsvorrichtung gemessen wird.
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Bekannte CSP®-Anlagen zur Stahlwarmbanderzeugung weisen etwa Strangstützlängen L von 9-13 m auf.
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Die Strangstützlänge L ist eine statische, anlagenspezifische Größe und nicht durch kurzfristige Änderungsmaßnahmen modifizierbar. Der Ausbau und Einsatz eines kokillenfernen letzten Strangführungssegmentes durch einen einfachen Rollengang (bisher noch nicht realisiert), würde im Normalfall mehrere Tage dauern.
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Der aus der Strangführungsvorrichtung austretende Strang kann in weiterer Folge in einer beliebigen Anzahl an Walzgerüsten dickenreduziert bzw. fertiggewalzt werden.
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Die vorliegende Erfindung zum optimierten Stranggießen kann bei bekannten Gieß-Walz-Verbundanlagen Einsatz finden.
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Hierbei wird der aus der Strangführungsvorrichtung austretende Strang zunächst mittels einer Abtrenneinrichtung in einzelne Brammen getrennt oder ohne Abtrennung in einer anschließenden Vorwalzstraße zu einem Zwischenband gewalzt und in weiterer Folge, nach Wiederaufheizen oder Warmhalten in einer Heizeinrichtung in einer Fertigwalzstraße zu einem Endband gewalzt.
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In der Vorwalzstraße (HRM, High-Reduction Mill) wird der Strang dickenreduziert, das dabei entstehende Zwischenband wird mittels einer Heizeinrichtung erwärmt, bevor es in die Fertigwalzstraße eintritt. In der Fertigwalzstraße wird warm gewalzt, das heißt, dass das Walzgut beim Walzen eine Temperatur oberhalb seiner Rekristallisationstemperatur aufweist. Bei Stahl ist dies der Bereich oberhalb von etwa 750°C, üblicherweise wird bei Temperaturen bis zu 1200°C warm gewalzt.
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Beim Warmwalzen von Stahl befindet sich das Metall meist im austenitischen Zustand, wo die Eisenatome kubisch flächenzentriert angeordnet sind. Man spricht dann von Walzen im austenitischen Zustand, wenn sowohl die Anfangs- als auch die Endwalztemperatur im Austenitgebiet des jeweiligen Stahls liegen. Das Austenitgebiet eines Stahls ist abhängig von der Stahlzusammensetzung, liegt aber in der Regel über 800°C.
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Maßgebliche Parameter beim Herstellungsprozess von Stahlwarmband aus Gieß-Walz-Verbundanlagen sind die Gießgeschwindigkeit, mit der der Strang die Kokille verlässt (und die Strangführungsvorrichtung durchläuft) sowie der breitenspezifische Massendurchsatz bzw. Volumenstrom, welcher als Produkt der Gießgeschwindigkeit mit der Dicke des Stranges angegeben wird und üblicherweise die Einheit [mm*m/min] trägt. Die produzierten Stahlbänder werden unter anderem für Kraftfahrzeuge, Haushaltsgeräte und das Bauwesen weiterverarbeitet.
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Die vorliegende Erfindung betrifft das Gießen von Strängen bzw. Brammen sämtlicher Dicken und ist somit zur Herstellung sowohl von Dünnbrammen (< 80 mm), Mitteldickbrammen als auch Dickbrammen (>150 mm) anwendbar.
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Die vorliegende Erfindung ist des Weiteren sowohl bei einer kontinuierlichen als auch bei einer semikontinuierlichen Herstellung von Stahlwarmband anwendbar.
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Man spricht von kontinuierlicher Herstellung oder "Endloswalzen", wenn eine Gießanlage so mit einer Walzanlage verbunden ist, dass der in der Kokille der Gießanlage gegossene Strang direkt - ohne Abtrennung vom gerade gegossenen Strangteil und ohne Zwischenlagerung - in die Walzanlage geführt und dort auf eine jeweils gewünschte Enddicke gewalzt wird. Der Beginn des Stranges kann also schon zu einem Stahlband auf die Enddicke fertig gewalzt sein, während die Gießanlage weiterhin an dem gleichen Strang gießt, also gar kein Ende des Stranges (außer am Meniskus in der Kokille) existiert. Man spricht auch von direkt gekoppeltem Betrieb oder Endlos-Betrieb der Gieß- und Walzanlage.
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Bei der semikontinuierlichen Herstellung bzw. beim "Semi-Endloswalzen" werden die gegossenen Stränge nach dem Gießen geteilt und die abgeteilten Stränge bzw. Brammen ohne Zwischenlagerung und Abkühlung auf Umgebungstemperatur der Walzanlage zugeführt.
Stand der Technik
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Die AT 401 744 offenbart eine Stranggießvorrichtung mit Liquid Core Reduction.
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Wie bereits eingangs beschrieben, bildet die Strangführungsvorrichtung zwischen den Führungselementen bzw. den Strangstützrollen einen zum Teil gekrümmten Aufnahmeschacht zur Aufnahme des frisch gegossenen (noch einen flüssigen Kern aufweisenden) Stranges aus.
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Als Ende der Strangführungsvorrichtung wird somit im vorliegenden Zusammenhang die zur Strangkontaktierung vorgesehene führungsaktive Fläche bzw. Mantellinie des letzten der Vorwalzstraße zugewandten Führungselementes bzw. der letzten Stützrolle der oberen Führungselemente-Serie verstanden.
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Mit zunehmender Entfernung vom Meniskus kühlt der in der Strangführungsvorrichtung geführte Strang bzw. das in seiner Ausgangsform befindliche Stahlband immer mehr ab. Jener innere Bereich des Stranges, welcher noch flüssig bzw. von teigigsumpfiger Konsistenz ist, wird im Folgenden als Flüssigsumpf bezeichnet. Eine kokillenfernere "Sumpfspitze" des Flüssigsumpfes ist als jener zentrische Querschnittsbereich des Stranges definiert, in welchem die Temperatur gerade noch im Wesentlichen der Stahl-Solidustemperatur entspricht und anschließend unter diese abfällt. Die Temperatur der Sumpfspitze (in der geometrischen Strangquerschnittsmitte) entspricht daher der Solidustemperatur der jeweiligen Stahlsorte (typischerweise zwischen 1300 °C und 1535°C).
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Das Walzen bzw. auch das einfache Querschnittsverformen eines komplett durcherstarrten bzw. kühleren Gießstranges erfordert einen wesentlich höheren Arbeits- bzw. Leistungsaufwand als das Walzen eines Gießstranges mit heißem Querschnittskern.
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Es existieren bereits Anlagen mit sogenannter "Soft Reduction", bei welchen nahe am Ende der Strangführungsvorrichtung hydraulisch verstellbare Führungselemente vorgesehen sind, mittels welchen der Strang kurz vor seinem Austritt aus der Strangführungsvorrichtung, in einem Strangbereich, wo der Strangquerschnitt jedenfalls weniger als 5 % flüssigen Stahl enthält oder bevorzugt ausschließlich teigiges Zweiphasenmaterial im Strangzentrum vorliegt, zwecks Erhöhung der Stahlbandqualität geringfügig (um bis zu max. 5 mm, meist nur max. 3 mm) komprimiert wird.
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Diese Praxis ist insofern nachteilig, da bei vorgegebener Strangbreite durch die Dickenabnahme der Materialdurchsatz linear sinkt und mit Abnahme der Gießgeschwindigkeit die Sumpfspitze entgegen der Transportrichtung des Stranges zurückgezogen wird. Beides geht einher mit einer Abnahme des Energieinhalts des Strangquerschnitts am Ende der Strangführungsvorrichtung bzw. am Ende der Strangstützlänge L.
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"Soft Reduction"-Einrichtungen werden nur in einem Bereich des Stranges genutzt, in welchem der Strangquerschnitt durchwegs teigig oder fest ist, d.h. praktisch keinen ausgeprägten flüssigen Mittenbereich mehr aufweist. Bei LCR-Führungssegmenten hingegen und auch gemäß der vorliegenden Erfindung ist ein ausgeprägter flüssiger Mittenbereich zwingend erforderlich.
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Betriebstechnische Gründe, welche eine Drosselung der Gießgeschwindigkeit erforderlich machen, können z.B. über Sensoren erfasste Unregelmäßigkeiten im Bereich der Kokille oder der Strangführungsvorrichtung oder eines der Kokille vorgelagerten Schiebers bzw. Stopfens, insbesondere Unregelmäßigkeiten am Badspiegel der Kokille oder Abweichungen von geplanten Kühlwassermengen oder Abweichungen der Strangtemperatur von vorgegebenen Werten sein. Auch signifikante Veränderungen der Flüssigstahlzusammensetzung, des Gießpulververbrauches oder der Kokillenwandtemperaturen können eine Verringerung der Gießgeschwindigkeit bedingen.
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Konventionelle Gießanlagen werden daher unterhalb ihrer nominellen Kapazität betrieben, was weder betriebswirtschaftlich noch in Hinblick auf die Energieeffizienz eines nachfolgenden Walzprozesses mit Direkt- oder Heißeinsatz oder bei einem vollkontinuierlichen Endlos-Gieß-Walz-Verbund sinnvoll ist.
Darstellung der Erfindung
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Im Zuge zunehmenden Kosten- und Fertigungsdruckes wird eine Durchsatzmaximierung der Anlage und eine Steigerung des Wärmeinhalts des aus der Stranggießanlage austretenden und nachgeordneten Walzgerüsten zugeführten Stranges bzw. Stahlwarmbades angestrebt.
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Ganz allgemein soll die Fertigung von Stahlbrammen bzw. -warmband für eine Vielzahl an Stahlgüten und Kühlparametern optimiert und eine wirtschaftlichere Fertigung ermöglicht werden.
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Um die Gießhitze während des Fertigungsprozesses von Warmbandstahl optimal auszunutzen, soll es gewährleistet sein, dass die Sumpfspitze, d.i. der gerade noch teigig-flüssige Querschnittskern des in der Strangführungsvorrichtung transportierten Stranges sich stets möglichst fernab der Kokille und möglichst nahe am Ende der Strangführungsvorrichtung und somit - im Falle eines Gieß-Walz-Verbundes - möglichst nahe am Eintritt in die Vorwalzstraße befindet.
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Bei dieser Aufgabe ist zu berücksichtigen, dass sich in Abhängigkeit eines materialspezifischen Erstarrungsfaktors, Chemie, Erstarrungstemperatur, Kühlparameter und einer jeweils eingestellten Strangdicke die Gießgeschwindigkeit bzw. der die Strangführungsvorrichtung passierende, breitenspezifische Volumenstrom auch nicht zu groß sein dürfen, da in solchem Falle ein Hinausverlagern der Sumpfspitze über die Strangführungsvorrichtung hinaus und somit ein Ausbauchen und eventuell sogar Aufplatzen des Stranges stattfinden könnte.
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Die genannten Aufgaben werden durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 und eine Anlage mit den Merkmalen des Anspruchs 13 gelöst.
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Anspruch 1 richtet sich auf ein Verfahren zum Stranggießen von Stahl in einer Gießanlage, wobei ein aus einer Kokille austretender Strang im Liquid-Core-Reduction (LCR-) Verfahren mittels einer anschließenden Strangführungsvorrichtung bei flüssigem Querschnittskern des Stranges dickenreduziert wird, wobei der Strang eine zwischen dem Meniskus, d.i. der Badspiegel der Kokille und einem von der Kokille abgewandten Ende der Strangführungsvorrichtung gemessene, anlagenspezifische Strangstützlänge L mit einer Gießgeschwindigkeit vc durchläuft.
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Erfindungsgemäß ist es vorgesehen, dass die Strangdicke d mittels verstellbarer Führungselemente der Strangführungsvorrichtung dynamisch eingestellt, d.h. während des Gießprozesses bzw. während des Durchgangs des Stranges durch die Strangführungsvorrichtung mehrmals und beliebig oft (z.B. mindestens 2 mal pro Gießsequenz bzw. mindestens 1 zusätzliches mal über initiale Strangdicken-Einstellvorgänge während der Angießphase hinaus, wobei als Angießphase i.d.R. die ersten 5-15 Minuten einer Gießsequenz verstanden werden bzw. die Zeitdauer, um die Strangstützlänge 0,8- bis 2-fach mit heißem Stahlstrang zu befüllen) variiert wird, sodass zwischen der am von der Kokille abgewandten Ende der Strangführungsvorrichtung gemessenen Strangdicke d und der (ebenfalls am Ende der Strangführungsvorrichtung gemessenen) Gießgeschwindigkeit v
c in Abhängigkeit der anlagenspezifischen Strangstützlänge L für mehr als 75%, vorzugsweise für mehr als 90% der Betriebszeit der Gießanlage (Betriebszeit bezieht sich auf eine Gießsequenz, z.B. während eines Schicht- oder Tagesbetriebes bei regulärer Anlagenauslastung) folgende durch Betriebskoeffizienten a, insbesondere durch einen minimalen Betriebskoeffizienten a
min und einen maximalen Betriebskoeffizienten a
max definierte Ungleichungsbedingungen eingehalten werden:
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Hierbei beträgt der minimale Betriebskoeffizient amin 2050, vorzugsweise 2400 und der maximale Betriebskoeffizient amax 2850, vorzugsweise 2800. Die Strangstützlänge L ist in der Einheit [m], die Strangdicke d in der Einheit [mm] und die Gießgeschwindigkeit vc in der Einheit [m/min] angegeben.
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Die Angabe der vorangehend angeführten Einheiten bezieht sich auf eine hypothetische Angabe, nicht auf reale Messergebnisse oder auf notwendigerweise in spezifischen Gießanlagen gehandhabte Größen. Es versteht sich, dass die parametrischen Größen der erfindungsgemäßen Ungleichungsbedingungen: amin * (L/d2) < vc < amax* (L/d2) in beliebigen alternativen Einheiten angebbar, insbesondere an der Anlage real messbar sind. Um erfindungsgemäße Betriebskoeffizienten eindeutig zu definieren, ist jedoch eine Bezugnahme auf Referenz-Einheiten unumgänglich.
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Jedenfalls ergeben sich bei Transferierung allfälliger alternativer Einheiten in die Einheiten [m] für die Strangstützlänge L, in die die Einheit [mm] für die Strangdicke d und in die Einheit [m/min] für die Gießgeschwindigkeit vc die vorangehend angeführten Ungleichungsbedingungen bzw. Betriebskoeffizienten, um erfindungsgemäße Verfahrensbedingungen zu erzielen.
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Unter Zugrundelegung der (Referenz-)Einheiten [m] für die Strangstützlänge L, der Einheit [mm] für die Strangdicke d und der Einheit [m/min] für die Gießgeschwindigkeit vc folgt bei Kürzung der Faktoren die Einheit [mm2/min] für die Betriebskoeffizienten a.
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Analog zum vorangehend Gesagten ergibt sich, dass die Betriebskoeffizienten amin und amax bei Angabe oder Messung von Strangstützlänge, Strangdicke und Gießgeschwindigkeit in anderen Einheiten als [m], [mm] und [m/min] in alternativer Einheit bzw. als von den erfindungsgemäß angegebenen Werten nominell abweichende Werte angebbar sind. Bei Umrechnung auf die vorgeschlagenen Referenz-Einheiten [m], [mm] und [m/min] für Strangstützlänge, Strangdicke und Gießgeschwindigkeit ergeben sich jedenfalls die erfindungsgemäß angeführten Betriebskoeffizienten amin=2050 bzw. 2400 und amax=2850 bzw. 2800.
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Unter Nutzung der erfindungsgemäßen Ungleichungsbedingungen kann fortan, außer während der Angießphase, bei betriebs- oder qualitätsbedingten Absenkungen der Gießgeschwindigkeit die Strangdicke (bis annähernd an die Dicke des Kokillenaustritts) erhöht werden, ohne den Gießprozess zu unterbrechen.
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Die erfindungsgemäße dynamische Strangdickenreduzierung unter Einhaltung der durch die vorangehend angeführten Ungleichungen definierten erfindungsgemäßen Bedingungen gewährleistet einerseits eine hohe Fertigungsgüte, indem die Sumpfspitze des Stranges trotz den jeweiligen materialgüteabhängigen Maximalgießgeschwindigkeiten immer bis nahe an das Ende der Strangführungsvorrichtung heranreicht, andererseits kann der Durchsatz der Anlage maximiert werden.
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Indem die Sumpfspitze des Stranges - mit Ausnahme der Angießphase - immer einigermaßen nahe am Ende der Strangführungsvorrichtung gehalten wird, kann die Gießhitze zur Effizienzsteigerung nachfolgender Walzprozesse eines Gieß-Walz-Verbundes optimal ausgenutzt werden.
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Ein aus der erfindungsgemäßen Strangführungsvorrichtung austretender Strang weist nämlich während seiner weiteren Dickenreduzierung in einer der Strangführungsvorrichtung nachgelagerten Vorwalzstraße einen ausreichend heißen Querschnittskern auf, um mit relativ geringem Energieaufwand gewalzt zu werden, insbesondere wenn der Walzprozess nicht später als nach vier Minuten, vorzugsweise nicht später als nach zwei Minuten nach Strangdurcherstarrung beginnt.
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Unter Einhaltung der erfindungsgemäßen Ungleichungsbedingungen ist sichergestellt, dass die Sumpfspitze des Stranges jedenfalls im kokillenfernen letzten Drittel, vorzugsweise im letzten Viertel, vorzugsweise im letzten Fünftel der Strangführungsvorrichtung bzw. der Strangstützlänge L liegt.
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Die Bewahrung eines möglichst hohen Strangenergieinhalts erweist sich insbesondere bei Endlosverbundverfahren als wesentlicher Vorteil, der in Phasen verringerter Gießgeschwindigkeit eine Durchsatzverbesserung um bis zu 35% erlaubt (z.B. wenn die Strangdicke dynamisch von ca. 65-70 mm auf 95 mm erhöht wird; Vorraussetzung dafür wäre, dass der Strang am Kokillenaustritt ≥ 95 mm dick ist).
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Bei Endlosverbundverfahren ergibt sich zudem der Vorteil, dass untere Warmband-Grenzdicken selbst bei verringerten Gießgeschwindigkeiten noch realisierbar sind. Denn würde die Strangdicke in solchem Falle nicht vergrößert, bestünde die Gefahr, dass nicht alle verfügbaren, der Stranggießvorrichtung nachgeordneten Walzgerüste betrieben werden können, was zu einer höheren Enddicke des Warmbandes führte.
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Durch den variablen, größeren Strangdicken- und LCR-Bereich zwischen 0 und maximal 40 mm können hohe Durchsätze auch bei Gießgeschwindigkeiten von 3,8-4,5 m/min erreicht werden, sodass auch schwieriger zu vergießende Stahlsorten (z.B. Stainless Steels, Grain Oriented Steels und Stähle für Automobil Außenhaut-Warmband) auf einer solchen Dünnbrammengießanlage, die auch für Gießgeschwindigkeiten > 6 m/min dimensioniert ist, im Endlos-Betrieb auf Dicken unter 1,5 mm, sogar unter 1,2 mm, vorzugsweise auf Dicken unter 1 mm gewalzt werden können.
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Für Endlos-Gieß-Walzverbundanlagen gilt weiters: Unter Einsatz des erfindungsgemäßen Verfahrens kann auch das inverse Temperaturprofil im gerade erst erstarrten Strang, d.h. sehr heißer Strangkern (oberhalb von 1300°C) bei gleichzeitig deutlich kühlerer Oberflächentemperatur (unterhalb 1150°C, meist unterhalb 1100°C) energie- und produktoptimal zur Walzung in den ersten Vorwalzgerüsten verwendet werden. Daraus ergeben sich geringere Walzenergieaufwände in den ersten Walzgerüsten sowie eine verbesserte Zentrums- sowie geometrische Qualität der erzeugten Stahlbandprodukte.
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Die unter Einsatz des erfindungsgemäßen Verfahrens erzielbaren Vorteile lassen sich für eine Vielzahl an Stahlgüten mit unterschiedlichen Zielgießgeschwindigkeiten auf ein und derselben Anlage gut nutzen, wobei eine stündliche oder tägliche Änderung von Anlagen- bzw. Strangstütz- bzw. Komponentenlängen oder -positionen entfallen kann.
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Der Energieaufwand beim Walzen von Stahlwarmband wird somit wesentlich verringert und die Effizienz gattungsgemäßer Anlagen gesteigert.
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Um das erfindungsgemäße Verfahren weiter zu optimieren, wurden durch Berechnungen und Versuchsanordnungen und Simulationen spezielle Verfahrensparameter ermittelt, welche hinsichtlich Fertigungsqualität und Energieeffizienz (Energieaufwand je erzeugter Tonne Warmband) einen beutenden Fortschritt in der Herstellung von Stahlwarmband ermöglichen.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsvariante der Erfindung ist es vorgesehen, dass während des Stranggießens im Falle einer betriebsnotwendigen, für eine Zeitspanne von mehr als L/vc (zum Einsetzen in die Formel L/vc gelten die zu Anspruch 1 angeführten Referenz-Einheiten) Minuten andauernden Absenkung der Gießgeschwindigkeit vc um mehr als 5%, vorzugsweise um mehr als 10% (wobei durch - optional in einer Automatisierungs- bzw. Regelungseinrichtung hinterlegte - Erfahrungswerte, Experteneinschätzung oder durch Berechnungsmodelle die Erwartung verifiziert wird, ob die Absenkung der Gießgeschwindigkeit über eine jeweils als relevant definierte Zeitspanne, z.B. über mindestens 10, 15 oder 30 Minuten andauern wird), innerhalb von längstens 100 Minuten, vorzugsweise 60 Minuten, vorzugsweise bereits nach längstens (2*L/vc) Minuten nach erfolgter Absenkung der Gießgeschwindigkeit vc eine am der Kokille abgewandten Ende der Strangführungsvorrichtung gemessene Gießdicke des Stranges erhöht wird, sodass die Ungleichungsbedingungen amin * (L/d2) < vc < amax* (L/d2) unter Einsetzung der in Anspruch 1 angeführten Betriebskoeffizienten-Werte (wieder) erfüllt sind.
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Die (Referenz-)Zeitspanne für eine als betriebsnotwendig angesehene Absenkung der Gießgeschwindigkeit vc wird also als Quotient aus einer Division, bei welcher die Strangstützlänge L den Dividenden und die Gießgeschwindigkeit vc den Divisor bildet, ermittelt, wobei L in der Einheit[m] und vc in der Einheit [m/min] einsetzbar sind.
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Die vorangehend angeführten Parameter zur Durchführung entsprechender Steuerungs- bzw. Regelungsmaßnahmen zur Strangdickenreduzierung dienen dazu, um einen möglichst stabilen Betrieb der Anlage zu gewährleisten. Insbesondere soll ein zu häufiges, von vernachlässigenswerten Betriebsschwankungen angeregtes Modifizieren der Strangdicke und somit ein "Überregeln" der Anlage verhindert werden.
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Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsvariante der Erfindung ist es vorgesehen, dass die Strangstützlänge L in einem Bereich von 9 bis 30 m, vorzugsweise in einem Bereich von 11 bis 23 m liegt.
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Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsvariante der Erfindung ist es vorgesehen, dass die Gießgeschwindigkeit vc in einem Bereich von 3,8 bis 7,2 m/min liegt.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsvariante der Erfindung ist es vorgesehen, dass der Strang um 5 bis 40 %, bevorzugt um 5 bis 30 %, besonders bevorzugt um 5 bis 25 % dickenreduziert wird.
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In einer besonders bevorzugten Ausführungsvariante der Erfindung wird der Strang um 5 bis 40 mm, bevorzugt um 5 bis 30 mm, besonders bevorzugt um 10 bis 25 mm dickenreduziert.
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Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsvariante der Erfindung kann der Strang auf eine Strangdicke zwischen 45 und 140 mm, vorzugsweise auf eine Strangdicke zwischen 75 und 115 mm reduziert werden.
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In einem bevorzugten Verfahren zur Herstellung von Dickbrammen ist es vorgesehen, dass der Strang beim Kokillenaustritt eine Gießdicke zwischen 180 und 450 mm, vorzugsweise zwischen 200 und 280 mm aufweist.
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Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsvariante der Erfindung ist es vorgesehen, dass die dynamische Einstellung der Strangdicke mittels der Führungselemente der Strangführungsvorrichtung auf manuelle Weise, d.h. durch unmittelbare oder mittelbare Veranlassung durch mit der Vorrichtungssteuerung beauftragtes Betriebspersonal (typischerweise aus einem Steuerstand heraus) erfolgt.
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Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsvariante der Erfindung ist es vorgesehen, dass die dynamische Einstellung der Strangdicke mittels der Führungselemente der Strangführungsvorrichtung auf automatisierte Weise erfolgt.
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Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsvariante der Erfindung ist es vorgesehen, dass der aus der Strangführungsvorrichtung ausgetretene (d.h. über das Ende der Strangführungsvorrichtung hinausgeführte) Strang im kontinuierlichen Verfahren, d.h. ohne Abtrennung in Brammenstücke, in mindestens einem Walzstich um mindestens 30% pro Walzstich, vorzugsweise um mindestens 50% pro Walzstich dickenreduziert wird.
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Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsvariante der Erfindung ist es vorgesehen, dass mehr als ein Walzstich, vorzugsweise mindestens drei Walzstiche vorgesehen sind.
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Anspruch 13 richtet sich auf eine zum erfindungsgemäßen Verfahren korrespondierende Anlage, umfassend eine Kokille, eine dieser nachgeordnete Strangführungsvorrichtung, welche eine Serie an unteren Führungselementen und eine dazu gegenüberliegend angeordnete Serie an oberen Führungselementen aufweist und zwischen den beiden Führungselemente-Serien ein zur Aufnahme eines aus der Kokille austretenden Stranges vorgesehener Aufnahmeschacht ausgebildet ist, wobei die Strangführungsvorrichtung eine vom Strang mit einer Gießgeschwindigkeit v
c durchlaufbare, zwischen dem Meniskus, d.i. der Badspiegel der Kokille und einem von der Kokille abgewandten Ende der Strangführungsvorrichtung gemessene, anlagenspezifische Strangstützlänge L aufweist. Es ist vorgesehen, dass zur Dickenreduzierung des Stranges bestimmte Führungselemente (relativ zu einer Längsachse des Stranges) verstellbar und dadurch eine lichte Aufnahmebreite des Aufnahmeschachts verkleiner- oder vergrößerbar ist, wobei die Strangdicke d bzw. die lichte Aufnahmebreite während des Gießprozesses bzw. während des Durchgangs des Stranges durch die Strangführungsvorrichtung variabel einstellbar ist, sodass zwischen der am von der Kokille abgewandten Ende der Strangführungsvorrichtung gemessenen Strangdicke d und der Gießgeschwindigkeit v
c in Abhängigkeit der anlagenspezifischen Strangstützlänge L für mehr als 75% der Betriebszeit der Gießanlage (vorzugsweise für mehr als 90% der Betriebszeit) folgende durch Betriebskoeffizienten a, insbesondere durch einen minimalen Betriebskoeffizienten a
min und einen maximalen Betriebskoeffizienten a
max definierte Bedingungen einhaltbar sind:
wobei der minimale Betriebskoeffizient a
min 2050, vorzugsweise 2400 beträgt und der maximale Betriebskoeffizient a
max 2850, vorzugsweise 2800 beträgt. Die Strangstützlänge (L) ist hierbei wiederum in der Einheit [m], die Strangdicke (d) in der Einheit [mm] und die Gießgeschwindigkeit (v
c) in der Einheit [m/min] angebbar (es gilt die Anmerkung zu Anspruch 1).
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Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsvariante der Erfindung ist es vorgesehen, dass die Strangstützlänge L in einem Bereich von 9 bis 30 m, vorzugsweise in einem Bereich von 11 bis 23 m liegt.
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Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsvariante der Erfindung ist es vorgesehen, dass die lichte Dicke eines der Strangführungsvorrichtung zugewandten Kokillenaustritts zwischen 180 und 400 mm, vorzugsweise zwischen 200 und 280 mm beträgt.
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Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsvariante der Erfindung ist es vorgesehen, dass der Strang mit einer Gießgeschwindigkeit vc von 3,8 bis 7,2 m/min durch die Strangführungsvorrichtung transportierbar ist.
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Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsvariante der Erfindung ist es vorgesehen, dass der Strang durch Veränderung der lichten Aufnahmebreite der Strangführungsvorrichtung um 5 bis 40 mm, bevorzugt um 5 bis 30 mm, besonders bevorzugt um 10 bis 25 mm dickenreduzierbar ist. Hierbei wird der Strang vorzugsweise auf eine Strangdicke zwischen 45 und 140 mm, besonders bevorzugt auf eine Strangdicke zwischen 75 und 115 mm reduziert.
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Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsvariante der Erfindung ist es vorgesehen, dass die Führungselemente der Strangführungsvorrichtung auf manuelle Weise verstellbar sind.
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Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsvariante der Erfindung ist es vorgesehen, dass die Führungselemente der Strangführungsvorrichtung durch eine Automatisierungseinrichtung entsprechend den vorangehend angeführten erfindungsgemäßen Ungleichungsbedingungen verstellbar sind.
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Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsvariante der Erfindung ist es vorgesehen, dass der Strangführungsvorrichtung eine Vorwalzstraße mit mindestens einem Vorwalzgerüst nachgeordnet ist, in welcher der über das Ende der Strangführungsvorrichtung hinausgeführte Strang im kontinuierlichen Verfahren, d.h. ohne Abtrennung in Brammenstücke, um mindestens 30%, vorzugsweise um mindestens 50% pro Vorwalzgerüst dickenreduziert wird, wobei die Vorwalzstraße vorzugsweise mindestens drei, besonders bevorzugt genau vier Vorwalzgerüste umfasst.
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Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsvariante der Erfindung ist es vorgesehen, dass der Vorwalzstraße eine Fertigwalzstraße nachgeordnet ist, welche vier Fertigwalzgerüste oder fünf Fertigwalzgerüste umfasst, mittels welchen ein aus der Vorwalzstraße austretendes Zwischenband zu einem Endband mit einer Dicke < 1,5 mm, vorzugsweise < 1,2 mm, besonders bevorzugt < 1,0 mm reduzierbar ist.
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Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsvariante der Erfindung ist es vorgesehen, dass die verstellbaren Führungselemente in einer der Kokille zugewandten vorderen Hälfte, vorzugsweise in einem der Kokille zugewandten vorderen Drittel der Längserstreckung (der Strangstützlänge L) der Strangführungsvorrichtung angeordnet sind.
KURZE BESCHREIBUNG DER FIGUREN
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Die Erfindung wird nun anhand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert. Dabei zeigt:
- Fig.1
- eine erfindungsgemäße Strangführungsvorrichtung in vertikaler Schnittansicht
- Fig.2
- eine schematische Darstellung einer kontinuierlichen Gieß-Walz-Verbundanlage, die an ihrem vorderen Ende eine Strangführungsvorrichtung gemäß Fig.1 umfasst, zur Herstellung eines Stahlstranges in Seitenansicht
- Fig.3
- ein Abschnitt der Strangführungsvorrichtung in geschnittener Detailansicht
- Fig.4
- einen Strangquerschnitt in einem LCR-Reduktionsbereich
- Fig.5
- ein Prozessdiagramm eines erfindungsgemäßen Herstellungsverfahrens
- Fig.6
- ein weiteres Prozessdiagramm eines erfindungsgemäßen Herstellungsverfahrens
- Fig.7
- ein weiteres Prozessdiagramm eines erfindungsgemäßen Herstellungsverfahrens
- Fig.8
- ein weiteres Prozessdiagramm eines erfindungsgemäßen Herstellungsverfahrens
- Fig.9
- ein weiteres Prozessdiagramm eines erfindungsgemäßen Herstellungsverfahrens
- Fig.10
- ein Prozessdiagramm zur Veranschaulichung exemplarischer Betriebsführungen
Ausführung der Erfindung
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Fig.2 zeigt in rein beispielhafter Weise eine Anlage 1, mittels welcher ein erfindungsgemäßes Verfahren durchführbar ist. Vorzugsweise findet das erfindungsgemäße Verfahren bei Anlagen zur kontinuierlichen Herstellung von Stahlsträngen Einsatz, es kann jedoch auch bei Anlagen zur kontinuierlichen oder semikontinuierlichen Herstellung von Stahlwarmband eingesetzt werden.
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Ersichtlich ist eine vertikale Gießanlage mit einer Kokille 2, in der Stränge 3 gegossen werden.
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Der Kokille 2 vorgelagert ist eine Pfanne 21, welche über eine keramische Zulaufdüse einen Verteiler 22 mit flüssigem Stahl beschickt. Der Verteiler 22 beschickt in weiterer Folge die die Kokille 2, an welche eine in Fig.1 in Detail ersichtliche Strangführungsvorrichtung 6 anschließt.
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In Fig.2 ist ersichtlich, wie sich an die Strangführungsvorrichtung 6 aus Fig.1 zwei Walzstraßen, nämlich eine Vorwalzstrasse 4 und eine Fertigwalzstraße 5 zum kontinuierlichen Erzeugen von Stahlwarmband anschließen können.
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In der Vorwalzstrasse 4, die aus einem oder aus mehreren Gerüsten (wie in Fig.2) bestehen kann, wird der Strang 3 auf eine Zwischendicke gewalzt. Beim Vorwalzen findet die Umwandlung von Gussgefüge in feinkörnigeres Walzgefüge statt.
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Die Anlage 1 umfasst des Weiteren Entzunderungseinrichtungen 23, 24 und in Fig.2 nicht dargestellte Abtrenneinrichtungen, welche im Wesentlichen dem Stand der Technik entsprechen und auf welcher daher an dieser Stelle nicht näher eingegangen sei. Die z.B. in Form von Schnellscheren ausgeführten Abtrenneinrichtungen können an beliebiger Position der Anlage 1, insbesondere zwischen der Vorwalzstraße 4 und der Fertigwalzstraße 5 und/oder in einem der Fertigwalzstraße 5 nachgeordneten Bereich angeordnet sein.
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Es sei angemerkt, dass es auch möglich ist, eine Abtrenneinrichtung (vorzugsweise eine Pendelschere) zwischen der Strangführungsvorrichtung 6 und der Vorwalzstrasse 4 anzuordnen, um gegebenenfalls, insbesondere im Notfall eine Strang- bzw. Brammentrennung bzw. Stahlbundtrennung vorzunehmen. Wesentlich ist hierbei, dass der Abtrenneinrichtung und dem Einlauf (der Achse) des ersten Vorwalzgerüstes viel kürzer ist als eine einem gesamten Stahlbund entsprechende Strang- bzw. Brammenlänge.
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Hinter der Vorwalzstrasse 4 ist eine Heizeinrichtung 7 für das Zwischenband 3' angeordnet. Die Heizeinrichtung 7 ist im vorliegenden Ausführungsbeispiel als Induktionsofen ausgeführt. Vorzugsweise findet ein Querfelderwärmungs-Induktionsofen Einsatz, was die Anlage 1 besonders energieeffizient macht. Alternativ könnte die Heizeinrichtung 7 auch als konventioneller Ofen z.B. mit Flammenbeaufschlagung ausgeführt sein.
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Hinter der Erwärmung in der Heizeinrichtung 7 erfolgt - nach einer zwischengeschalteten optionalen Entzunderung - die Fertigwalzung in der mehrgerüstigen Fertigwalzstraße 5 auf eine gewünschte Enddicke und Endwalztemperatur und anschließend eine Bandkühlung in einer Kühlstrecke 18 sowie letztlich ein Aufwickeln zu Stahlbunden mittels Unterflurhaspeln 19.
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Erfindungsgemäß werden folgende Verfahrensschritte durchgeführt:
- Zunächst wird mit einer Kokille 2 ein Strang 3 gegossen. Der Strang 3 wird im Liquid-Core-Reduction (LCR-) Verfahren mittels der Strangführungsvorrichtung 6 bei flüssigem Querschnittskern auf eine gewünschte Strangdicke d dickenreduziert.
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Eine zwischen dem Meniskus 13, d.i. der Gießspiegel der Kokille 2 und einem der Vorwalzstraße 4 zugewandten Ende 14 der Strangführungsvorrichtung 6 gemessene, anlagenspezische Strangstützlänge L kann in einem Bereich von 9-30 m, vorzugsweise in einem Bereich von 11-23 m liegen.
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Der in Fig.3 im Detail ersichtliche Meniskus 13 befindet sich i.d.R. wenige Zentimeter unterhalb der Oberkante der üblicherweise aus Kupfer gefertigten Kokille 2.
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Die Strangstützlänge L wird hierbei zwischen dem Meniskus 13 der Kokille 2 und der Achse der letzten, einer Vorwalzstraße 4 zugewandten Rolle einer und unten noch näher beschriebenen oberen Führungselemente-Serie 10 gemessen (betrachtet in einer Seitenansicht der Anlage 1 bei zu den Achsen der Rollen paralleler Blickrichtung gemäß Fig.2). Bei exakter Messung wird die Strangstützlänge L an einer gegenüber dem Mittelpunkt des Krümmungsradius des Stranges 3 bzw. der Strangführungsvorrichtung 6 äußeren Breitseite des Stranges 3 bzw. der Strangführungsvorrichtung 6 (sowie eines Abschnitts des Inneren der Kokille 2) gemessen. Zur besseren Erkennbarkeit der von Stützrollen 10 tangierten äußeren Breitseite des Stranges 3 bzw. der Strangstützlänge L ist in Fig.1 eine zur Strangstützlänge L konzentrische Hilfsbemaßungslinie L' eingezeichnet.
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In der Vorwalzstraße 4 erfolgt ein Vorwalzen des Stranges 3 zu einem Zwischenband 3' in mindestens drei Walzstichen, d.h. unter Einsatz von drei Vorwalzgerüsten 41, 42, 43, vorzugsweise in vier Walzstichen, d.h. unter Einsatz von vier Vorwalzgerüsten 41, 42, 43 und 44.
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Zwischen dem Ende 14 der Strangführungsvorrichtung 6 und einem Einlaufbereich der Vorwalzstraße 4 wird lediglich eine durch eine Umgebungstemperatur bedingte Abkühlung des Stranges 3 zugelassen, d.h. es erfolgt keine artifizielle Kühlung des Stranges 3 mittels einer Kühlvorrichtung. Die Oberfläche des Stranges 3 weist in diesem Bereich im Mittel eine Temperatur > 1050°C, bevorzugt > 1000°C auf.
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Zwischen dem Ende 14 der Strangführungsvorrichtung 6 und dem ersten Vorwalzgerüst 41 ist eine vorzugsweise klappbare thermische Abdeckung vorgesehen, um die Wärme möglichst im Strang 3 zu halten. Die thermische Abdeckung umgibt eine zum Transport des Stranges 3 vorgesehene, üblicherweise als Rollentisch ausgeführte Fördervorrichtung zumindest abschnittsweise. Unmittelbar vor den Unterflurhaspeln 19 wird das Endband 3" zwischen Treibrollen 25 geklemmt, die das Endband 3" auch führen und unter Bandzug halten.
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Wie in Fig.1 ersichtlich, umfasst die Strangführungsvorrichtung 6 mehrere zum Durchlauf des Stranges 3 vorbestimmte Führungssegmente 16 gemäß Fig.3, welche jeweils von einer (in Fig.3 nicht dargestellten) unteren Serie an Führungselementen 9 und einer dazu parallel oder konvergierend angeordneten oberen Serie an Führungselementen 10 konstituiert werden.
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Jedes Führungselement der unteren Führungselemente-Serie 9 ist einem gegenüberliegenden Führungselement der oberen Führungselemente-Serie 10 zugeordnet. Die Führungselemente sind somit beiderseits der Breitseiten des Stranges 3 paarweise angeordnet.
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Zwischen den beiden Führungselemente-Serien 9, 10 ist ein zur Aufnahme eines aus der Gießanlage 2 austretenden Stranges 3 vorgesehener Aufnahmeschacht 11 ausgebildet, welcher durch Ausbildung unterschiedlicher Abstände gegenüberliegender Führungselemente 9, 10 zueinander in Transportrichtung des Stranges 3 zumindest abschnittsweise verjüngt ist und dadurch der Strang 3 dickenreduzierbar ist. Die Führungselemente 9, 10 sind als drehbar gelagerte Rollen ausgeführt.
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Wie in Fig.1 ersichtlich, können die die oberen und unteren Führungselemente- bzw. Rollen-Serien 9, 10 jeweils wiederum in (Sub-)Serien spezifischer Rollen mit unterschiedlichen Durchmessern und/oder Achsabständen gegliedert sein.
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Die Führungselemente der oberen Führungselemente-Serie 10 sind selektiv tiefenverstellbar bzw. können an die Führungselemente der unteren Führungselemente-Serie 9 angenähert werden. Eine Verstellung der Führungselemente der oberen Führungselemente-Serie 10 und somit eine Veränderung des lichten Aufnahmequerschnitts 12 der Strangführungsvorrichtung 6 kann z.B. mittels eines hydraulischen Antriebs erfolgen. Eine der gewünschten Strangdicke d entsprechende und zwischen einander gegenüberliegenden oberen und unteren Führungselementen gemessene lichte Aufnahmebreite 12 des Aufnahmeschachts 11 der Strangführungsvorrichtung 6 könnte z.B. von 140 mm auf 110 mm verkleinert werden.
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Zur Dickenreduzierung des Stranges 3 sind z.B. drei bis acht Führungselemente(-Paare) eines der Kokille 2 zugewandten - aber nicht zwingend an die Kokille 2 anschließenden - ersten Führungssegmentes 16' verstellbar. Alternativ können auch mehrere aneinandergereihte Führungssegmente 16 zur LCR-Dickenreduzierung angewendet werden, die unmittelbar oder mittelbar an die Kokille anschließen.
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Die Strangdicke d bzw. die lichte Aufnahmebreite 12 ist beliebig einstellbar.
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Die Verstellung der jeweiligen Führungselemente 9, 10 erfolgt in einer im Wesentlichen orthogonal zur Transportrichtung des Stranges 3 verlaufenden Richtung, wobei sowohl die oberen Führungselemente 10 als auch die unteren Führungselemente 9 verstellbar sein können. Wie in Fig.3 ersichtlich, sind obere Führungselemente 10 an korrespondierenden Stützelementen 17 angelenkt, welche vorzugsweise hydraulisch verstellbar sind.
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Die Einstellung der Strangdicke d bzw. der lichten Aufnahmebreite 12 erfolgt erfindungsgemäß dynamisch, d.h. während des Gießprozesses bzw. während des kontinuierlichquasistationären Durchgangs des Stranges 3 durch die Strangführungsvorrichtung 6. Bei der dynamischen Einstellung der Strangdicke d wird diese während des Durchgangs eines Stranges 3 durch die Strangführungsvorrichtung 6 mehrmals und beliebig oft verändert.
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Die Strangdicke d wird mindestens 2 mal pro Gießsequenz bzw. mindestens 1 zusätzliches mal über initiale Strangdicken-Einstellvorgänge während der Angießphase (=die ersten 5-15 Minuten einer Gießsequenz) hinaus variiert, sodass zwischen der am von der Kokille 2 abgewandten Ende 14 der Strangführungsvorrichtung 6 gemessenen Strangdicke d und der ebenfalls am Ende 14 der Strangführungsvorrichtung 6 gemessene) Gießgeschwindigkeit v
c in Abhängigkeit der anlagenspezifischen Strangstützlänge L für mehr als 75% der Betriebszeit der Gießanlage (Betriebszeit bezieht sich auf eine Gießsequenz, z.B. während eines Tagesbetriebes bei regulärer Anlagenauslastung), vorzugsweise für mehr als 90% der Betriebszeit, folgende durch Betriebskoeffizienten a, insbesondere durch einen minimalen Betriebskoeffizienten a
min und einen maximalen Betriebskoeffizienten a
max definierte Ungleichungsbedingungen eingehalten werden:
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Hierbei beträgt der minimale Betriebskoeffizient amin 2050, vorzugsweise 2400 und der maximale Betriebskoeffizient amax 2850, vorzugsweise 2800.
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Damit die vorliegenden Ungleichungsbedingungen Gültigkeit haben, ist eine Bezugnahme auf Referenz-Einheiten erforderlich: Die Strangstützlänge L ist hierbei in der Einheit [m], die Strangdicke d in der Einheit [mm] und die Gießgeschwindigkeit vc in der Einheit [m/min] angegeben. Daraus folgt die (als Arbeitshypothese dienende) Einheit [mm2/min] für die Betriebskoeffizienten a.
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Es sei darauf hingewiesen, dass sich die Angabe der vorangehend angeführten Einheiten auf hypothetische Angaben bezieht und in der Praxis anlagen-, länder- oder sprachspezifisch anders gewählte bzw. messtechnisch ermittelte oder in Rechenprozessen gehandhabte Einheiten auftreten können.
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Jedenfalls ergeben sich bei Transferierung allfälliger alternativer Einheiten in die Einheiten [m] für die Strangstützlänge L, in die die Einheit [mm] für die Strangdicke d und in die Einheit [m/min] für die Gießgeschwindigkeit vc die erfindungsgemäß angeführten Ungleichungsbedingungen bzw. Betriebskoeffizienten, um erfindungsgemäße Verfahrensbedingungen zu erzielen.
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Die vorangehende Ungleichung bzw. die erfindungsgemäßen Bedingungen werden für mehr als 60%, vorzugsweise für mehr als 90% der vergossenen Stahlgruppen und Kühlbedingungen eingehalten.
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Solcherart kann bei betriebsbedingten Absenkungen der Gießgeschwindigkeit vc die Strangdicke d (bis annähernd an die Dicke des Kokillenaustritts) erhöht werden, ohne den Gießprozess zu unterbrechen.
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Die verstellbaren Führungselemente 9, 10 sind vorzugsweise in einer der Kokille 2 zugewandten vorderen Hälfte, vorzugsweise in einem der Kokille 2 zugewandten vorderen Drittel der Längserstreckung der Strangführungsvorrichtung 6 angeordnet. Jedenfalls erfolgt die erfindungsgemäße dynamische Strangdickenreduzierung in einem Bereich des Stranges 3, in welchem mehr als 20%, vorzugsweise mehr als 50% des Querschnitts des Stranges 3 noch flüssig ist - und das kennzeichnet die LCR-Reduktion im Besonderen. In Fig.4 ist hierzu auf schematische Weise ein Querschnitt eines aktuell in einem Erstarrungsprozess befindlichen Stranges 3 dargestellt, wobei ein zentrischer Bereich 26 des Strangquerschnitts noch flüssig und ein schraffiert dargestellter peripherer Bereich 28 des Strangquerschnitts bereits erstarrt ist. Zwischen dem flüssigen Bereich 26 und dem erstarrten Bereich 28 befindet sich ein intermediärer Bereich 27, in welchem der Strang 3 von teigiger Konsistenz, also weder vollständig flüssig noch ganz fest ist.
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Es sei angemerkt, dass bei bereits eingangs erwähnten Soft-Reduction-Verfahren gemäß dem Stand der Technik, bei welchen in der Nähe des kokillenfernen Endes der Strangführungsvorrichtung 6 eine geringfügige Stauchung des Stranges 3 erfolgt, diese Stauchung ausschließlich in einem Bereich des Stranges 3 vorgenommen wird, in welchem der Strangquerschnitt durchwegs teigig oder fest ist, d.h. auch in der Strangmitte keinen flüssigen Bereich mehr aufweist.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsvariante der Erfindung ist es vorgesehen, dass während des Stranggießens im Falle einer betriebsnotwendigen, für eine Zeitspanne von mehr als (L/vc) - die (Referenz-)Zeitspanne wird also als Quotient aus einer Division, bei welcher die Strangstützlänge L den Dividenden und die Gießgeschwindigkeit vc den Divisor bildet, ermittelt, wobei L in der Einheit[m] und vc in der Einheit [m/min] einsetzbar sind - Minuten andauernden Absenkung der Gießgeschwindigkeit vc um mehr als 5%, vorzugsweise um mehr als 10%, innerhalb von längstens 100 Minuten, vorzugsweise innerhalb von längstens 60 oder von längstens 30 Minuten, besonders bevorzugt bereits nach längstens (2*L/vc) Minuten nach erfolgter Absenkung der Gießgeschwindigkeit vc eine am der Kokille 2 abgewandten Ende 14 der Strangführungsvorrichtung 6 zugewandten Kokillenaustritt gemessene Gießdicke des Stranges 3 erhöht wird, sodass die Ungleichungsbedingungen amin * (L/d2) < vc < amax* (L/d2) (wieder) erfüllt sind.
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In der Praxis wird durch optional in einer Automatisierungs- bzw. Regelungseinrichtung 20 hinterlegte Erfahrungswerte oder durch Berechnungsmodelle die Erwartung verifiziert, ob die Absenkung der Gießgeschwindigkeit vc über eine jeweils als relevant definierte Zeitspanne, z.B. über mindestens 10, 15 oder 30 Minuten andauern wird, um einen möglichst stabilen Betrieb der Anlage zu gewährleisten.
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Die dynamische Einstellung der Strangdicke d mittels der Führungselemente 9, 10 der Strangführungsvorrichtung 6 kann auf manuelle Weise erfolgen. Die dynamische Einstellung wird dann bevorzugt von der Betriebsmannschaft in Abhängigkeit der aktuellen Gießgeschwindigkeit eingestellt, sofern sich diese nur fallweise ändert. Fällt die Gießgeschwindigkeit vc aus den erfindungsgemäß definierten Zusammenhängen nach unten oder nähert sich dieser Untergrenze rasch/bedenklich, wird die Betriebsmannschaft durch eine Ausgabeeinrichtung darauf hingewiesen, um die Liquid Core Reduction (LCR) so zu verringern, dass die Strangdicke d ansteigt, und um so den erfindungsgemäßen Zusammenhang bzw. die vorangehend angeführten Ungleichungsbedingungen eindeutig oder mit gutem Sicherheitsabstand zu durch die Betriebskoeffizienten amin und amax definierten Grenzbedingungen wieder zu erreichen.
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In einer bevorzugten Ausführungsform der dynamischen Strangdickenreduzierung kann diese Funktion auch von einer in Fig.1 schematisch eingezeichneten Automatisierungseinrichtung 20 übernommen werden, insbesondere dann, wenn relativ häufige Dicken- oder Geschwindigkeitsänderungen üblich oder erforderlich wären. Zu diesem Zwecke sind die Führungselemente 9, 10 der Strangführungsvorrichtung 6 durch die Automatisierungseinrichtung 20 entsprechend den vorangehend angeführten erfindungsgemäßen Ungleichungsbedingungen verstellbar. Bei der Automatisierungseinrichtung 20 handelt es sich um eine prozessorgesteuerte Regelungseinrichtung. Die Automatisierungseinrichtung 20 ist in der Lage, eine beliebige Anzahl an Führungselementen 9, 10 und Führungssegmenten 16 selektiv oder im Verbund anzusteuern. Steuer- und Regelungsaktivitäten der Automatisierungseinrichtung 20 können sowohl basierend auf mit dieser in Datenverbindung stehende prozesstechnische Sensoren als auch durch Berechnungen und Simulationen erfolgen. Ein intelligenter Betrieb der Automatisierungseinrichtung 20 kann insbesondere durch Programmlogiken basierend auf in einer Speichereinrichtung abgelegten, anlagenspezifischen Erfahrungswerten und auf Prinzipien des "fuzzy logic" ermöglicht werden.
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Die Gießgeschwindigkeit vc der Anlage liegt vorzugsweise in einem Bereich von 3,8 bis 7,2 m/min.
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Um die Kapazität der Anlage auszunützen, wäre es theoretisch auch möglich, die quer zur Strangdicke d gemessene Strangbreite mittels seitlicher Strangführungselemente zu vergrößern oder zu verkleinern. Da das Produktionsprogramm aber in der Regel auf Bestellungen mit fest definierten Produktbreiten beruht und bei Fertigung verschieden breiter Strangchargen logistische Probleme, insbesondere unwirtschaftliche Lagerhaltungskosten entstehen würden, ist das Stellglied "Strangbreite" eher ungeeignet, um ein Durchsatzoptimum zu erzielen.
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Der Strang 3 wird um 5 bis 40 %, bevorzugt um 5 bis 30 %, besonders bevorzugt um 5 bis 25 % dickenreduziert.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsvariante der Erfindung wird der Strang 3 um 5 bis 40 mm, bevorzugt um 5 bis 30 mm, besonders bevorzugt um 10 bis 25 mm dickenreduziert. Im Falle einer Dickenreduktion des Stranges 3 um 15 bis 30 mm ist somit die am Ende 14 der Strangführungsvorrichtung 6 gemessene Strangdicke d um 15 bis 30 mm geringer als an einem der Strangführungsvorrichtung 6 zugewandten Kokillenaustritt.
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Der Strang 3 kann hierbei auf eine Strangdicke d zwischen 45 und 140 mm, vorzugsweise auf eine Strangdicke d zwischen 75 und 115 mm reduziert werden.
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In einem bevorzugten Verfahren zur Herstellung von Dickbrammen ist es vorgesehen, dass der Strang 3 beim Kokillenaustritt eine Gießdicke zwischen 180 und 450 mm, vorzugsweise zwischen 200 und 280 mm aufweist.
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Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsvariante der Erfindung ist es vorgesehen, dass der aus der
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Strangführungsvorrichtung 6 ausgetretene (d.h. über das Ende 14 der Strangführungsvorrichtung hinausgeführte) Strang 3 im kontinuierlichen Verfahren, d.h. ohne Abtrennung in Brammenstücke, in mindestens einem Walzstich um mindestens 30% pro Walzstich, vorzugsweise um mindestens 50% pro Walzstich dickenreduziert wird.
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Vorzugsweise sind jedoch mindestens drei Walzstiche vorgesehen.
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Die Vorwalzstraße 4 umfasst zu diesem Zweck mindestens drei, besonders bevorzugt genau vier Vorwalzgerüste 41, 42, 43, 44.
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Wie ebenfalls in Fig.2 ersichtlich, ist der Vorwalzstraße 4 eine bereits erwähnte Fertigwalzstraße 5 nachgeordnet, welche vier Fertigwalzgerüste 51, 52, 53, 54 oder fünf Fertigwalzgerüste 51, 52, 53, 54, 55 umfasst, mittels welchen ein aus der Vorwalzstraße 4 austretendes Zwischenband 3' zu einem Endband 3" mit einer Dicke < 1,5 mm, vorzugsweise < 1,2 mm, besonders bevorzugt < 1,0 mm reduzierbar ist.
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Die Figuren 5-9 zeigen Prozessdiagramme, anhand welcher Gießprozesse unter Einhaltung der erfindungsgemäß vorgeschlagenen Ungleichungsbedingungen veranschaulicht sind.
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Auf den Ordinaten dieser Diagramme ist die Gießgeschwindigkeit vc in der Einheit [m/min] aufgetragen, während auf der Abszisse die Strangdicke d in der Einheit [mm] aufgetragen ist.
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Fig.5 beschreibt eine Anlage mit einer Strangstützlänge L=13m, Fig.6 eine Anlage mit einer Strangstützlänge L=17,5m, Fig.7 eine Anlage mit einer Strangstützlänge L=21,5m, Fig.8 eine Anlage mit einer Strangstützlänge L=23m und Fig.9 eine Anlage mit einer Strangstützlänge L=27m.
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In jedem Diagramm gemäß Fig.5-9 sind vier im Wesentlichen hyperbelförmige Linien 29, 30, 31 und 32 ersichtlich, wobei Linie 29 einem in die erfindungsgemäße Ungleichung einsetzbaren Betriebskoeffizienten a=2050 entspricht, Linie 30 einem Betriebskoeffizienten a=2400, Linie 31 einem Betriebskoeffizienten a=2800 und Linie 32 einem Betriebskoeffizienten a=2850.
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Somit entsprechen die Linien 29 und 30 Betriebsführungen gemäß den in der Ungleichung
angeführten (vorzugsweisen) minimalen Betriebskoeffizienten a
min, während die Linien 31 und 32 Betriebsführungen gemäß den (vorzugsweisen) maximalen Betriebskoeffizienten a
max entsprechen.
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Zur besseren grafischen Aufbereitung wurde ein zwischen den beiden (ersten bevorzugten) Betriebskoeffizienten a von 2050 (Linie 29) und 2850 (Linie 32) liegender Bereich mit einer einfachen 45°-Schraffur versehen, während ein zwischen den beiden (zweiten bevorzugten) Betriebskoeffizienten a von 2400 (Linie 30) und 2800 (Linie 31) liegender Bereich mit einer quer bzw. orthogonal zur ersten Schraffur verlaufenden weiteren Schraffur versehen wurde. Der zwischen den (zweiten bevorzugten) Betriebskoeffizienten a von 2400 (Linie 30) und 2800 (Linie 31) verlaufende Bereich ist somit kariert dargestellt und befindet sich innerhalb des von den Linien 29 und 32 begrenzten Gürtels.
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Aufgrund der bereits dargelegten Problematik der Sumpfspitzenposition des Stranges 3 versteht es sich, dass bei einem Gießprozess eine umso kleinere Gießgeschwindigkeit vc zu wählen ist, je kürzer die Strangstützlänge L einer jeweiligen Anlage ist (eine in Transportrichtung über das Ende 14 der Strangführungsvorrichtung 6 hinauswandernde Sumpfspitze würde zu einem Ausbauchen bzw. sogar Aufplatzen des Stranges 3 führen).
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Aus den Diagrammen gemäß Fig.5-9 kann herausgelesen werden, in welchem Maße man die Strangdicke d erhöhen kann, falls die Gießgeschwindigkeit vc betriebsbedingt gedrosselt wird.
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Ganz allgemein können die vorliegenden Diagramme auch herangezogen werden, um jene Strangdicke d zu ermitteln, mit welcher man bei gegebener Strangstützlänge L und Gießgeschwindigkeit vc einen Betrieb der Anlage im Bereich des Durchsatzoptimums ermöglicht.
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Im Sinne eines ökonomischen Anlagenbetriebs werden bei sämtlichen Strangstützlängen bzw. in sämtlichen Prozessdiagrammen Betriebsführungen nahe an Linie 32, d.i. in sämtlichen Figuren 5-9 die oberste Linie, angestrebt.
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Es sei angemerkt, dass man sich bei der gießgeschwindigkeitsabhängigen Wahl von Strangdicken d im Bereich der obersten Linie 32 (entspricht einem maximalen Betriebskoeffizienten amax von 2850) zumindest bei speziellen Stahlgüten bereits in einem gießtechnisch kritischen Bereich bewegt. Um also ein Hinauswandern der Sumpfspitze über das Ende 14 der Strangführungsvorrichtung 6 und somit ein Ausbauchen des Stranges 3 mit Sicherheit auszuschließen, empfiehlt sich die Wahl einer Betriebsführung, welche etwas unterhalb der durch Linie 32 bzw. durch den maximalen Betriebskoeffizienten amax von 2850 indiziert ist. Aus diesem Grunde wird eine Betriebsführung nahe von Linie 31, welche einem maximalen Betriebskoeffizienten amax von 2800 entspricht, favorisiert und vorteilhaft auch automationstechnisch realisiert. Eine automatisierte Betriebsführung erfolgt am besten so, dass kein Überschwingen auftritt, z.B. mittels eines dem Regelungstechniker hinreichend bekannten PI-Reglers mit geringem P-Anteil.
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Rein exemplarisch sei die Anwendung der erfindungsgemäßen Diagramme gemäß Fig.5-9 anhand von Fig.5 gezeigt: Für den Fall, dass eine Anlage mit einer Gießgeschwindigkeit vc = 5 m/min betrieben wird, so ergibt ein Schnittpunkt einer dieser Gießgeschwindigkeit entsprechenden horizontalen Linie 33 mit der dem vorzugsweisen maximalen Betriebskoeffizienten amax von 2800 entsprechenden Linie 31, dass unter Erzielung eines Durchsatzoptimums eine Herstellung von Strängen 3 mit einer Strangdicke von ca. 86 mm möglich ist.
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Ergibt sich nun aus bereits vorangehend angeführten betriebstechnischen Problemen die Notwendigkeit, dass die Gießgeschwindigkeit vc um 1 m/min (gemäß Fig.5 entlang der vertikalen Linie 34) auf 4 m/min vermindert wird, so ergibt ein Schnittpunkt einer der Gießgeschwindigkeit vc = 4 m/min entsprechenden weiteren horizontalen Linie 35 mit der dem vorzugsweisen maximalen Betriebskoeffizienten amax von 2800 entsprechenden Linie 31, dass eine Herstellung von Strängen 3 mit einer Strangdicke von ca. 96 mm möglich ist. Indem also die lichte Aufnahmebreite 12 des Aufnahmeschachts 11 der Strangführungsvorrichtung 6 durch eine entsprechende hydraulische Verstellung der Führungselemente 9, 10 um 10 mm vergrößert wird, kann die Anlage auch bei gedrosselter Gießgeschwindigkeit vc im Bereich ihres Durchsatzoptimums betrieben werden: Die betrieblich notwendige Drosselung der Gießgeschwindigkeit vc von 5 auf 4 m/min führt damit von 5[m/min]*86[mm]=430[mm*m/min] auf 4[m/min]*96[mm]=384[mm*m/min] breitenspezifischen Volumenstroms. Das ist aber immer noch um 44[mm*m/min], also 13% mehr als der Wert 4[m/min]*86[mm]=344[mm*m/min], der ohne Strangdickenerhöhung realisiert bliebe.
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Grundsätzlich ergibt sich gemäß der das erfindungsgemäße Verfahren veranschaulichenden Diagramme gemäß Fig.5-9 für jede Gießgeschwindigkeit vc keine fixe Strangdicke d, sondern stets ein korrespondierender Strangdickenbereich (und umgekehrt), unter dem der Gießprozess sinnvoll und erfindungsgemäß führbar ist.
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In Fig.10 sind mittels Linien 36 und 37 in rein beispielhafter Weise Betriebsführungen eingezeichnet, welche mittels der Automatisierungseinrichtung 20 realisierbar sind.
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Durch Linie 36 ist eine Mehrpunktregelung veranschaulicht, welche zu einer Zick-Zack-Linie führt.
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Durch Linie 37 ist eine geradlinige Regelung in einem Gießgeschwindigkeitsbereich zwischen 7 und 4,2 m/min bzw. in einem Strangdickenbereich zwischen 94,5 und 120 mm veranschaulicht.
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Es sei angemerkt, dass im Sinne einer hohen Betriebsstabilität vorangehend beschriebene Änderungen der Strangdicke d nur bei relevanten Änderungen der Gießgeschwindigkeit vc (z.B. bei Änderungen von vc um mehr als 0,25 m/min) durchgeführt werden und nicht bei jeder geringfügigen Abweichung der Gießgeschwindigkeit vc von einer jeweils gewünschten Ziel-Gießgeschwindigkeit.