Dispersionen von Nanoharnstoffen, enthaltend Wirkstoffe
Die vorliegende Erfindung betrifft Dispersionen von Nanoharnstoffen enthaltend Wirkstoffe, ein Verfahren zu deren Herstellung, sowie deren Verwendung.
Die Ausrüstung eines Kunststoffes mit einem Wirkstoff scheitert häufig daran, dass der Wirkstoff mit dem Kunststoff unverträglich ist und daher eine homogene Einarbeitung nicht gelingt. Die lokal unterschiedliche Wirkstoff-Konzentration ist von großem Nachteil, da hierdurch Bereiche entstehen, die frei von Wirkstoff und damit unwirksam sind. Darüber hinaus können die mechanischen Eigenschaften des Kunststoffes bei inhomogener Einarbeitung sehr nachteilig beeinflusst werden.
Soll der Kunststoff durch Auflösen des Wirkstoffs und Mischen mit dem (gegebenenfalls ebenso gelösten) Kunststoff modifiziert werden, so weist dieses Verfahren folgende Nachteile auf: einerseits können nicht für alle Wirkstoffe und Kunststoffe gleichermaßen geeignete Lösungsmittel gefunden werden; andererseits ist die Verwendung organischer Lösungsmittel grundsätzlich von Nachteil, u.a. deswegen, weil Reste davon im Produkt verbleiben können, was beispielsweise für Artikel der Medizintechnik nicht akzeptabel wäre.
Die Ausrüstung von Kunststoffen mit Wirkstoffen ist jedoch insbesondere im Bereich der Medizintechnik von Bedeutung. So ist beispielsweise die bakterielle Besiedlung medizintechnischer Artikel wie Katheter ein großes Problem, weil dies häufig der initiale Schritt für eine nachfolgende, schwerwiegende Infektion des behandelten Patienten ist. Es wurden daher zahlreiche Verfah- ren zur antimikrobiellen Ausrüstung von Kathetern vorgeschlagen, wobei sowohl die Ausrüstung des Kathetermaterials selbst (z.B. aus Silicon, Polyurethan, Latex oder PVC), als auch eine Be- schichtung mit einem antimikrobiell wirksamen Material möglich ist. Als antimikrobiell wirksame Beschichtungen wurde beispielsweise vorgeschlagen, eine reine Metallschicht aus dotiertem Silber abzuscheiden (US 5,320,908, US 5,395,651 & US 5,965,204); die Haftung dieser (spröden) Be- Schichtungen zum Kathetermaterial ist jedoch schlecht. Ein weiterer Vorschlag sind Beschichtungen aus speziellen anorganischen Gläsern, welche durch Hydrolyse des Glases Ag-, Cu- oder Zn- Ionen freisetzen (US 6,143,318). Weiterhin vorgeschlagen wurden Mischungen von Ag-Salzen mit Sulfonamiden (US 4,581,028) oder Triclosan (WO 2000/57933), sowie die Verwendung von Metallkolloiden. Neben den bereits beschriebenen Nachteilen weisen alle vorgenannten Beschichtun- gen jedoch überdies den Nachteil auf, dass die Freisetzung des Wirkstoffs, in den zitierten Beispielen Ag-Ionen, zeitlich nicht konstant ist, d.h. die Ag-Ionen werden am Anfang sehr rasch eluiert, danach verringert sich die Freisetzung erheblich und die antimikrobielle Wirksamkeit geht verloren. Ein Ausgleich des Effektes durch entsprechende Erhöhung der anfänglichen Wirkstoffkon-
zentration ist nicht möglich, da hierdurch unerwünschte Nebenwirkungen auftreten können. Daher ist beispielsweise bei Kathetern ein häufiger Wechsel nötig, um die mikrobielle Kontamination zu reduzieren.
DE-A 697 34 168 beschreibt Implantate mit einem Hohlraum, der Wirkstoffe enthält und diese langsam freisetzt. Diese Form der Verkapselung ist sehr aufwendig und das Implantat muss durch einen chirurgischen Eingriff eingesetzt werden. Ein Transfer dieses Lösungsansatzes auf Beschich- tungen oder Kunststoffe ist mit einem derartigen makroskopischen „slow release"-System nicht möglich.
In DE-A 10 2004 030504 wird die Verwendung von pH-sensitiven Polymeren zur Umhüllung von makroskopischen, oralen Arzneiformen zur selektiven Wirkstofffreisetzung beschrieben. Die Anwendbarkeit beschränkt sich auf Gebiete, bei denen durch gezielte Änderung des pH-Wertes in der Umgebung eine Freisetzung der Wirkstoffe bewirkt werden soll.
In DE-A 698 19 145 werden bioabbaubare Polymere eingesetzt, um Wirkstoffe zu ummanteln. Problem ist die mangelnde Stabilität derartiger Verbindungen in wässrigen Systemen aufgrund ihrer Anfälligkeit gegen Hydrolyse oder mikrobiellen Abbau.
DE 4122591 beschreibt Mikropartikel aus wasserunlöslichen Polymeren, die in Wasser verteilt und mit einem Geliermittel verfestigt werden. Bei anschließender Trocknung erhält man Polymer- Pellets. Nachteile sind ein sehr aufwendiger Herstellprozess und die Unverträglichkeit der Mikropartikel mit vielen Additiven aus der Galenik wie Tensiden oder ionisch geladenen Polymeren.
DE 19930795 beschreibt die Einkapselung von Wirkstoffen durch Eindiffundierung in Polymer- Kugeln von 50 bis 2000 μm Durchmesser. Der Einsatz von Polylactaten führt wiederum zu einem in der Feuchtigkeit nicht lagerstabilen System und der Instabilität gegen Mikroorganismen.
In EP 0429187 sind Retardformulierungen aus vernetztem Polyvinylpyrrolidinonen beschrieben, die eine bestimmte Art von Steroiden beinhalten und verzögert freisetzen können. Das beschriebe- ne Verfahren beschränkt sich auf den Einsatz einer bestimmten Klasse Steroide.
Alle beschriebenen Systeme sind nur für spezifische Applikationssysteme und bestimmte Wirkstoffklassen geeignet. Es ist kein Verfahren beschrieben, mit der ein breites Spektrum an Wirkstoffen erfasst werden kann. Weiterhin ist die Herstellung der jeweiligen Systeme im allgemeinen aufwendig und ermöglicht teilweise nicht die vollständige Abtrennung verwendeter Lösemittel. Eine Einarbeitung in Kunststoffe bzw. Beschichtungen wird nicht beschrieben.
Die Herstellung von wässrigen Nanohamstoff-Dispersionen mit Harnstoffpartikeln einer Größe von 10 bis 400 nm ist grundsätzlich bekannt und beispielsweise in WO 2005/063873 beschrieben. Dabei werden hydrophilierte Polyisocyanate gegebenenfalls in Gegenwart eines Katalysators in Wasser gegeben, wodurch eine Quervernetzung innerhalb der im wesentlichen dispergierten Parti- kel durch Harnstoff-Bindungen stattfindet. Inwieweit solche Dispersionen mit Wirkstoffen kompatibel sind und/oder sich zur Modifizierung von Kunststoffen einsetzen lassen, die ein kontrolliertes Freisetzungsverhalten der darin enthaltenen Wirkstoffe zeigen, wird nicht beschrieben.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung war daher die Bereitstellung einer wirkstoffkompatiblen Kunststoffmatrix, aus welcher sich sowohl Beschichtungen als auch Werkstoffe und Formkörper herstellen lassen und welche ein so genanntes Controlled Release Verhalten zeigt, also eine kontrollierte gegebenenfalls über einen Zeitraum verzögerte Freisetzungscharakteristik.
Es wurde nun gefunden, dass sich diese Aufgabe durch spezielle Nanohamstoff-Dispersionen lösen lässt, welche zur Freisetzung vorgesehene Wirkstoffe enthalten.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist daher ein Verfahren zur Herstellung wirkstoffhaltiger, wässriger Nanohamstoff-Dispersionen, bei dem
A) durch Umsetzung hydrophilierter Polyisocyanate in einem wässrigen Medien unter Ausbildung von Hamstoff-Strukturen-NH-C(O)-NH- Nanoharnstoffe gebildet werden, wobei
B) vor, während oder nach der Harnstoffbildung in A) mindestens ein Wirkstoff hinzugegeben wird.
Im Folgenden werden Wirkstoffe definiert als Elemente oder chemische Verbindungen, die eine Wirkung auf lebende Systeme, insbesondere Prionen, Viren, Bakterien, Zellen, Pilze und Organismen, haben.
Beispiele sind biozide Wirkstoffe, die z.B. pestizid, fungizid, algizid, insektizid, herbizid, Spermizid, parasitizid, antibakteriell (Bakterien vernichtend), bakteriostatisch, antibiotisch, antimykotisch (Pilze vernichtend); antiviral (Viren vernichtend), virostatisch und/oder antimikrobiell (Mikroben vernichtend) wirken. Auch Wirkstoffkombinationen und die Kombination beispielsweise mit Hilfsmitteln, Bindemitteln, Neutralisationsmitteln oder Additiven sind möglich. Auch andere Wirkstoffe und Kombinationen, beispielsweise Wirkstoffe aus dem Bereich der Humanmedizin bzw. Tiermedizin sind einsetzbar.
Als hydrophilierte Polyisocyanate können an sich alle dem Fachmann bekannten NCO- gruppenhaltigen Verbindungen eingesetzt werden, die nichtionisch, (potentiell) anionisch oder
(potentiell) kationisch hydrophiliert sind. Bevorzugt weisen die hydrophilierten Polyisocyanate wenigstens eine nichtionisch hydrophilierende Struktureinheit auf. Besonders bevorzugt erfolgt die Hydrophilierung der Polyisocyanate ausschließlich durch nichtionisch hydrophilierende Gruppen.
Solche nichtionisch hydrophilierenden Gruppen werden in Polyisocyanate bevorzugt durch Um- Setzung mit Polyethern eingeführt, wobei diese Polyether bevorzugt monofunktionell in Bezug auf darin enthaltene gegenüber NCO-Gruppen reaktive Gruppen sind. Beispiele solcher NCO- reaktiven Gruppen sind Hydroxy-, Thiol- oder Aminofunktionen. Grundsätzlich können diese aber auch mehr als eine NCO-reaktive Gruppe aufweisen.
Die zur Hydrophilierung eingesetzten Polyether der vorstehend genannten Art sind typischerweise Polyoxyalkylenether, bei denen bevorzugt 30 Gew.-% bis 100 Gew.-% der Oxylalkyleneinheiten Oxyethylengruppen und bis zu 70 Gew.-% Oxypropyleneinheiten sind.
Besonders bevorzugt entsprechen sie der vorstehend genannten Art und besitzen im statistischen Mittel 5 bis 70, bevorzugt 7 bis 55 Oxyethylengruppen pro Molekül.
Solche Polyether sind in an sich bekannter Weise durch Alkoxylierung geeigneter Startermoleküle zugänglich sind (z.B. in Ullmanns Encyclopädie der technischen Chemie, 4. Auflage, Band 19, Verlag Chemie, Weinheim S. 31-38).
Geeignete Startermoleküle sind beispielsweise gesättigte Monoalkohole wie Methanol, Ethanol, n- Propanol, Isopropanol, n-Butanol, Isobutanol, sec-Butanol, die Isomeren Pentanole, Hexanole, Octanole und Nonanole, n-Decanol, n-Dodecanol, n-Tetradecanol, n-Hexadecanol, n-Octadecanol, Cyclohexanol, die isomeren Methylcyclohexanole oder Hydroxymethylcyclohexan, 3-Ethyl-3- hydroxymethyloxetan oder Tetrahydrofurfurylalkohol, Diethylenglykol-monoalkylether wie beispielsweise Diethylenglykolmonobutylether, ungesättigte Alkohole wie Allylalkohol, 1,1-Di- methylallylalkohol oder Oleinalkohol, aromatische Alkohole wie Phenol, die isomeren Kresole oder Methoxyphenole, araliphatische Alkohole wie Benzylalkohol, Anisalkohol oder Zimtalkohol, sekundäre Monoamine wie Dimethylamin, Diethylamin, Dipropylamin, Diisopropylamin, Dibutyl- amin, Bis-(2-ethylhexyl)-amin, N-Methyl- und N-Ethylcyclohexylamin oder Dicyclohexylamin sowie heterocyclische sekundäre Amine wie Morpholin, Pyrrolidin, Piperidin oder 1H-Pyrazol. Bevorzugte Startermoleküle sind gesättigte Monoalkohole. Besonders bevorzugt wird Methanol, Butanol sowie Diethylenglykolmonobutylether als Startermolekül verwendet.
Für die Alkoxylierungsreaktion geeignete Alkylenoxide sind insbesondere Ethylenoxid und Propy- lenoxid, die in beliebiger Reihenfolge oder auch im Gemisch bei der Alkoxylierungsreaktion eingesetzt werden können.
Die hydrophilierten Polyisocyanate basieren auf dem Fachmann an sich bekannten aliphatischen, cycloaliphatischen, araliphatischen und aromatischen Polyisocyanaten mit mehr als einer NCO- Gruppe pro Molekül und einem Isocyanatgehalt von 0,5 bis 50, bevorzugt 3 bis 30, besonders bevorzugt 5 bis 25 Gew.-% oder deren Gemische.
Beispiele geeigneter solcher Polyisocyanate sind Butylendiisocyanat, Tetramethylendiisocyanat, Cyclohexan-1 ,3- und 1 ,4-diisocyanat, Hexamethylendiisocyanat (HDI), l-Isocanato-3,3,5- trimethyl-5-isocyanato-methylcyclohexan (Isophorondiisocyanat, IPDI), 2,4,4-
Trimethylhexamethylendiisocyanat, Isocyanatomethyl-1 ,8-octandiisocyanat, Methylen-bis-(4-iso- cyanatocyclohexan), Tetramethylxylylendiisocyanat (TMXDI) oder Triisocyanatononan (TIN, 4- Isocyanatomethyl-ljδ-octandiisocyanat) und ggf. auch Mischungen mit anderen Di- oder Polyisocyanaten. Prinzipiell geeignet sind auch aromatische Polyisocyanate wie 1 ,4-Phenylendiisocyanat, 2,4- und/oder 2,6-Toluylendiisocyanat (TDI), Diphenylmethan-2, 4 '-und/oder 4,4'-diisocyanat (MDI), Triphenylmethan-4,4'-diisocyanat, Naphthylen-1 ,5-diisocyanat.
Neben den vorstehend genannten Polyisocyanaten können auch höhermolekulare Folgeprodukte mit Uretdion-, Isocyanurat-, Urethan-, Allophanat-, Biuret-, Iminooxadiazindion- und/oder Oxadia- zintrionstruktur eingesetzt werden. Solche Folgeprodukte sind in an sich bekannter Weise aus den monomeren Diisocyanaten durch bekannte und beispielsweise in Laas et al., J. prakt. Chem., 336, 1994, 185 - 200 beschriebenen Modifizierungsreaktionen bekannt.
Bevorzugt liegen den hydrophilierten Polyisocyanaten der Komponente A) Polyisocyanate oder Polyisocyanatgemische der vorstehend genannten Art mit ausschließlich aliphatisch oder cycloa- liphatisch gebundenen Isocyanatgruppen oder deren beliebige Mischungen zugrunde.
Besonders bevorzugt basieren die hydrophilierten Polyisocyanate auf Hexamethylendiisocyanat, Isophorondiisocyanat oder die isomeren Bis-(4,4'-isocyanatocyclohexyl)methane sowie Mischungen der vorgenannten Diisocyanate.
Zur Herstellung der Nanoharnstoff-Dispersionen können Katalysatoren mitverwendte werden. Geeignet sind beispielsweise tertiäre Amine, Zinn-, Zink- oder Wismuthverbindungen oder basische Salze.
Geeignete tertiäre Amine sind Triethylamin, Tributylamin, Dimethylbenzylamin, Dicyclohexyl- methylamin, Dimethylcyclohexylamin, N,N,N',N'-Tetramethyl-diamino-diethylether, Bis- (dimethylaminopropyl)harnstoff, N-Methyl- bzw. N-Ethylmorpholin, N1N'-
Dimorpholinodiethylether (DMDEE), N-Cyclohexylmorpholin, N,N,N',N'-
Tetramethylethylendiamin, N,N,N',N'-Tetramethylbutandiamin, N,N,N',N'-
Tetramethylhexandiamin- 1 ,6, Pentamethyldiethylentriamin, Dimethylpiperazin, N- Dimethylaminoethylpiperidin, 1 ,2-Dimethylimidazol, N-Hydroxypropylimidazol, 1 -Azabicyclo-(2, 2,0)-octan, l,4-Diazabicyclo-(2,2,2)-octan (Dabco) und Alkanolaminverbindungen, wie Triethano- lamin, Triisopropanolamin, N-Methyl- und N-Ethyl-diethanolamin, Dimethyl-aminoethanol, 2- (N,N-Dimethylaminoethoxy)ethanol, N1N', N-Tris-(dialkylaminoalkyl)hexahydrotriazine, z.B. N,N',N-Tris-(dimethylaminopropyl)- s-hexahydrotriazin, Eisen(II)-chlorid, Zinkchlorid oder Blei- octoat.
Bevorzugt sind tertiäre Amine der vorstehend genannten Art, Zinnsalze, wie Zinndioctoat, Zinn- diethylhexoat, Dibuthylzinndilaurat und/oder Dibutyldilaurylzinnmercaptid 2,3- Dimethyl-3,4,5,6- tetrahydropyrimidin, Tetraalkylammoniumhydroxide, wie Tetramethyl ammoniumhydroxid, Alkalihydroxide, wie Natriumhydroxid, Alkalialkoholate, wie Natriummethylat und Kaliumisopropylat und/oder Alkalisalze von langkettigen Fettsäuren mit 10 bis 20 Kohlenstoffatomen und gegebenenfalls seitenständigen OH-Gruppen.
Besonders bevorzugte Katalysatoren sind tertiäre Amine, ganz besonders bevorzugt sind Triethy- lamin, Ethyldiisopropylamin und l,4-Diazabicyclo-[2,2,2]-octan.
Diese Katalysatoren werden typischerweise in Mengen von 0,01 bis 8 Gew.-%, bevorzugt von 0,05 bis 5 Gew.-%, besonders bevorzugt von 0,1 bis 3 Gew.-%, bezogen auf den gesamten Festkörpergehalt der resultierenden Dispersion, eingesetzt. Es können auch Gemische der Katalysatoren zugesetzt werden.
Es ist möglich, Lösemittel wie beispielsweise N-Methylpyrrolidon, N-Ethylpyrrolidon, Metho- xypropyalcetat, Dimethylsulfoxid, Methyoxypropyacetat, Aceton und/oder Methylethylketon dem Gemisch zuzugeben. Nach Abschluss der Reaktion und Dispergierung können flüchtige Lösemittel wie Aceton und/oder Methylethylketon durch Destillation entfernt werden. Bevorzugt ist die Herstellung ohne Lösemittel und die Verwendung von Aceton oder Methylethylketon, besonders be- vorzugt ist die Herstellung ohne Lösemittel.
Zur Herstellung der Dispersionen werden die vorstehend beschriebenen hydrophilierten Polyisocy- anate in einem wässrigen Medium gegebenenfalls in Anwesenheit von Katalysatoren dispergiert.
Die Dispergierung und Reaktion erfolgt bevorzugt mittels Durchmischung durch ein Rührwerk oder andere Arten der Durchmischung wie Umpumpen, Statikmischer, Stachelmischer, Dü- senstrahldispergator, Rotor und Stator oder unter Einfluss von Ultraschall.
Grundsätzlich kann während oder nach der Dispergierung noch eine Modifizierung von NCO- Gruppen mit isocyanatreaktiven Verbindungen wie primären oder sekundären Aminen und/oder (PoIy-) Alkoholen erfolgen.
Bevorzugt beträgt das molekulare Verhältnis von NCO-Gruppen des hydrophilierten Polyisocya- nats zu Wasser 1 zu 100 bis 1 zu 5, besonders bevorzugt 1 zu 30 bis 1 zu 10.
Grundsätzlich ist es möglich das hydrophilierte Polyisocyanat in einer Portion in das Wasser ein- zudispergieren. Auch eine kontinuierliche Zugabe des hydrophilierten Polyisocyanates, beispielsweise über einen Zeitraum von 30 Minuten bis 20 Stunden ist möglich. Bevorzugt ist allerdings eine portionsweise Zugabe, wobei die Anzahl der Portionen 2 bis 50, bevorzugt 3 bis 20, besonders bevorzugt 4 bis 10 beträgt, wobei die Portionen gleich oder auch unterschiedlich groß sein können.
Die Wartezeit zwischen den einzelnen Portionen beträgt typischerweise 5 Minuten bis 12 Stunden, bevorzugt 10 Minuten bis 8 Stunden, besonders bevorzugt 30 Minuten bis fünf Stunden.
Ebenfalls bevorzugt ist eine über einen Zeitraum von 1 Stunde bis 24 Stunden, bevorzugt 2 Stun- den bis 15 Stunden verteilte kontinuierliche Zugabe des hydrophilierten Polyisocyanats.
Bei der Hamstoffpartikelherstellung beträgt die Kesseltemperatur typischerweise 10 bis 800C, bevorzugt 20 bis 700C und besonders bevorzugt 25 bis 5O0C.
Bevorzugt wird im Anschluss an die Umsetzung von hydrophiliertem Polyisocyanat und Wasser der Reaktor bei Innentemperaturen von O0C bis 800C, bevorzugt 200C bis 600C und besonders bevorzugt 25°C bis 500C evakuiert. Die Evakuierung erfolgt bis zu einen Innendruck von 1 bis 900 mbar, bevorzugt 10 bis 800 mbar, besonders bevorzugt 100 bis 400 mbar. Die Dauer dieses sich an die eigentliche Reaktion anschließenden Entgasung beträgt typischerweise 1 Minute bis 24 Stunden, bevorzugt 10 Minuten bis 8 Stunden. Eine Entgasung ist auch durch Temperaturerhöhung ohne Evakuierung ist möglich.
Bevorzugt wird gleichzeitig mit der Evakuierung die Nanoharnstoff-Dispersion durchmischt, z.B. durch Rühren.
Der Festgehalt der vorliegenden Harnstoffpartikel in der nach A) erhaltenen Dispersion beträgt typischerweise 10 bis 60 Gew.-%, bevorzugt 20 bis 50 Gew.-%, besonders bevorzugt 30 bis 45%.
Die Einarbeitung der Wirkstoffe kann während oder nach der Partikelherstellung erfolgen. Dazu können die Wirkstoffe bereits bei der Eindispergierung des hydrophilierten Polyisocyanats vorliegen oder parallel mit diesen dosiert werden oder nach der Herstellung der Partikel zugegeben wer-
den. Dabei kommt es zu einer zumindest teilweisen Aufnahme des Wirkstoffs in die Partikel. Diese Aufnahme im Inneren und/oder auf der Oberfläche der Partikel führt zu einer zeitlich verteilten Freisetzungscharakteristik des Wirkstoffs.
Falls der zugegebene Wirkstoff nicht vollständig gelöst bzw. in der Dispersion aufgenommen wird, kann restlicher Wirkstoff beispielsweise durch Filtration abgetrennt werden.
Um im Dispergierwasser gelöste, nicht an den Nanoharnstoff gebundene Wirkstoffe zu entfernen, kann die Dispersion beispielsweise durch Dialyse oder Ultrafiltration nach an sich bekannten Verfahren von niedermolekularen Bestandteilen befreit werden. Die jeweilige Ausschlussgrenze der Membran ist dabei entsprechend dem hydrodynamischen Volumen des gelösten Wirkstoffes zu wählen. Bevorzugte Auschlussgrenzen sind kleiner als 1000000 Dalton (= g/mol), besonders bevorzugt kleiner als 100000 Dalton (= g/mol).
Typischerweise beträgt die Menge an Wirkstoff bezogen auf den Festgehalt der vorliegenden Harnstoffpartikel 0,0001 bis 50 Gew.-%, bevorzugt 1 bis 20 Gew.-%, besonders bevorzugt 5 bis 15 Gew.-%. Die Menge der Wirkstoffe hängt im Allgemeinen von der für die jeweilige Indikation benötigten Menge des jeweiligen Wirkstoffes ab.
Wirkstoffe, die nur schlecht oder gar nicht in Wasser löslich sind, werden bevorzugt mit dem hydrophilierten Polyisocyanat gegebenenfalls unter Zuhilfenahme von Colösemitteln vermischt und anschließend in das wässrige Medium eindispergiert. Bevorzugt weisen diese Wirkstoffe jedoch keine NCO-reaktiven Gruppen auf oder falls sie doch solche Gruppen aufweisen, muss die Umsetzung zum Harnstoff so gestaltet werden, dass es nicht zu einer merklichen Umsetzung der NCO-Gruppen mit dem Wirkstoff kommt. Falls Lösemittel zur Einarbeitung von Wirkstoffen eingesetzt werden, werden sie bevorzugt im Anschluss an die Einarbeitung wieder destillativ entfernt.
Bei der Einarbeitung der Wirkstoffe werden üblicherweise Temperaturen von 25 bis 1000C gewählt.
Im erfindungsgemäßen Verfahren können selbstverständlich auch Hilfs- und Zusatzstoffe wie beispielsweise Stabilisatoren, Tenside, Löslichkeitsvermittler, Neutralisationsmittel, Abfangreagenzien für reaktive Gruppen, Verlaufshilfsmittel und/oder Radikalfänger mit verwendet werden.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung sind die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren erhältlichen Dispersionen sowie die darin enthaltenen wirkstoffhaltigen nanoskaligen Harnstoffteilchen.
Diese Nanoharnstoffpartikel haben eine mittels Laserkorrellationsspektroskopie bestimmte mittlere Teilchengröße von 10 bis 300 nm, bevorzugt 20 bis 150 nm.
Diese wirkstoffhaltigen Nanohamstoff-Dispersionen können auch durch an sich in der Technik gängige Methoden wie Destillation, Gefriertrocknung oder Sprühtrocknung getrocknet werden.
Sowohl die erfindungsgemäß erhaltenen Dispersionen wie auch die darin enthaltenen Partikel sind wertvolle Ausgangsmaterialien zur Herstellung wirkstoffhaltiger Beschichtungen, Werkstoffe und Formkörper, welche bevorzugt auf Polyurethanen basieren.
Zur Einarbeitung in eine Beschichtungsformulierung können die wirkstoffhaltigen Nanohamstoff- Dispersionen als solche eingesetzt werden, insbesondere wenn die Beschichtungsformulierung selbst in Wasser dispergierte Bestandteile wie z.B. das Bindemittel enthält.
Es ist aber auch möglich, die Dispersionen zu trocknen und die wirkstoffhaltigen Nanoharnstoffe als Feststoff einzuarbeiten. Auch die Einarbeitung der Nanoharnstoffe mit Wirkstoffen in ein Lösemittel ist möglich.
Bevorzugte Bindemittel sind in solchen Beschichtungsformulierungen Polyurethane, Po- ly(meth)acrylate, Polyester und Silicone aller Art. Besonders bevorzugt sind Polyurethane, welche in Form von wässriger Dispersionen, Lösungen in organischen Lösungsmitteln oder auch frei von Lösemitteln eingesetzt werden können. Ein- und zweikomponentige Polyurethane können dabei gleicherart eingesetzt werden.
Diese Beschichtungsformulierung kann dann auf beliebige Weise auf einen Artikel aufgetragen werde, beispielsweise durch Spritzen, Sprühen, Streichen, Tauchen, Fluten oder mit Hilfe von Walzen und Rakeln. Geeignete Substrate sind beispielsweise Metalle, Kunststoffe, insbesondere Polyethylen, Polypropylen, Polytetrafluorethylen, Polyurethane, Silicone, Polyvinylchlorid, Po- ly(meth)acrylate, Polycarbonate, Polyester, Holz, Stoff, Gewebe oder Glas. Der Auftrag der Beschichtungsformulierung sowie die Trocknung und/oder Aushärtung kann vor, während oder nach Formgebung des Artikels erfolgen. Die Trocknung und/oder Aushärtung erfolgt bei Raumtemperatur oder erhöhten Temperaturen, gegebenenfalls unter vermindertem Druck.
Werkstoffe und Formkörper die unter zu Hilfenahme der erfindungsgemäßen Partikel und Dispersionen hergestellt bzw. mit Beschichtungen enthaltend die erfindungsgemäßen Partikel beschichtet werden können sind alle an sich bekannten Gebrauchsgegenstände, bei welchen beispielsweise durch häufigen Kontakt eine mikrobielle Belastung auftritt (z.B. Haltegriffe jeglicher Art), aber auch Artikel zur Lagerung, Transport (z.B. Rohre) oder Verarbeitung flüssiger Medien können hierunter verstanden werden. Bevorzugt sind jedoch Artikel aus dem Bereich der Medizintechnik wie beispielsweise Katheter, Schläuche, Gefäße, Zugänge, Implantate, künstliche Organe (außer-
halb und innerhalb des Körpers), Prothesen, Gefäßprothesen (Stents), optische Hilfsmittel (z.B. Kontaktlinsen), Endoskope und Wundauflagen.
Beispiele
Sofern nicht abweichend vermerkt, beziehen sich alle Prozentangaben auf Gewichtsprozent.
Sofern nicht abweichend vermerkt, beziehen alle analytischen Messungen auf Temperaturen von 23°C.
Die angegebenen Viskositäten wurden mittels Rotationsviskosimetrie nach DIN 53019 bei 23°C mit einem Rotationsviskosimeter der Firma Anton Paar Germany GmbH, Ostfildern, DE bestimmt.
NCO-Gehalte wurden, wenn nicht ausdrücklich anders erwähnt, volumetrisch gemäß DIN-EN ISO 1 1909 bestimmt.
Die angegebenen Partikelgrößen wurden mittels Laserkorrellationsspektroskopie (Gerät: Malvern Zetasizer 1000, Malver Inst. Limited) bestimmt.
Die Bestimmung der Festkörpergehalte erfolgte nach DIN-EN ISO 3251.
Die Kontrolle auf freie NCO-Gruppen wurde mittels IR-Spektroskopie (Bande bei 2260 cm"1) durchgeführt.
Die Konzentrationen der Silberionen wurden spektroskopisch entsprechend DIN ISO 17025 ermit- telt.
Dialysen wurden durchgeführt mit den Schwimm-Dialyse-Schläuchen Float-A-Lyzer® der Firma Spectra/Por®. Das Schlauchmaterial waren Cellulose-Ester Membranen mit einer nominellen Ausschlussgrenze von 25000 g/mol. Die Membranen wurden vor Gebrauch mit entionisiertem Wasser gespült und in einem Wasserbad konditioniert.
Chemikalien
Bayhydur® VP LS 2336: hydrophiliertes Polyisocyanat auf Basis von Hexamethylendiisocya- nat, lösemittelfrei, Viskosität ca. 6800 mPa s, Isocyanat-Gehalt ca. 16,2%, Bayer MaterialS- cienceAG, Leverkusen, DE.
Impranil® DLN Anionisch hydrophilierte, nicht querverzweigte, aliphatische Polyesterpolyu- rethan-Dispersion in Wasser mit einem Feststoffgehalt von ca. 40 %) Bayer MaterialScience
AG, Leverkusen, DE.
Isofoam® 16: Entschäumer, Petrofer-Chemie, Hildesheim, DE.
Die anderen Chemikalien wurden im Feinchemikalienhandel bei Sigma-Aldπch GmbH, Tauf- kirchen, DE bezogen
Wirkstoffe:
Beispiel 1
Herstellung einer Nanoharnstoff-Dispersion ohne Wirkstoff
Zu einer Lösung von 20,72 g Triethylamin in 4952 g entionisiertem Wasser wurden bei 300C unter heftigem Rühren 820,20 g Bayhydur® VP LS 2336 und anschließend 0,32 g Isofoam® 16 gegeben und weiter gerührt. Nach 3, 6 und 9 Stunden wurden jeweils weitere 820,20 g Bayhydur® VP LS 2336 und je anschließend 0,32 g Isofoam 16 zugesetzt und anschließend bei 300C weitere 4 Stunden nachgerührt. Danach wurde bei 200 mbar Vakuum und 300C weiter 3 Stunden gerührt und die entstandene Dispersion abgefüllt.
Die erhaltene weiße Dispersion hatte folgende Eigenschaften:
Feststoffgehalt: 40%
Partikelgröße (LKS): 83 nm
Viskosität (Viskosimeter, 23°C): < 50 mPas
pH (23°C): 8,33
Ladungsbestimmung: Gesamtladung 57 ± 6 μeq/g, Oberflächenladung 15 ± 1 μeq/g
Zetapotential (pH = 81: 24,9 ± 1,0
Beispiel 2
Nachträgliche Beladung eines Nanoharnstoffes mit Wirkstoffen
Zur Herstellung wirkstoffhaltiger Nanoharnstoffdispersionen wurden jeweils 50 g der Nano- hamstoffdispersion aus Beispiel 1 jeweils mit so viel der Wirkstoffe 1 bis 21 versetzt, dass eine ca.
3 %ige Wirkstoffkonzentration bezogen auf den Festgehalt entstand. Die Mischung wurde mittels eines Magnetrührers über 18 Stunden heftig gerührt. Nach Filtration der resultierenden Dispersion wurden je 10 ml der erhaltenen Probe in einen Dialyseschlauch gefüllt und zwei mal gegen je ca. einen Liter entionisiertes Wasser dialysiert (insgesamt ca. 22 Stunden). Die Proben wurden mittels einer Pipette aus dem Dialyseschlauch entnommen und in den Wirkstofftest eingesetzt.
Beispiel 3
Herstellung eines Nanohamstoffes in Gegenwart eines Wirkstoffes
In einem Reaktionsgefäß wurden unter Rühren 410 g Bayhydur® VP LS 2336 und 41 ,0 g Campher vermischt. Anschließend wurde die Mischung bei ca. 23°C unter heftigem Rühren durch Zugabe von 1058 g entionisiertem Wasser dispergiert und mit 0,04 g Isofoam 16 und 2,59 g Triethylamin versetzt. Unmittelbar danach wurde ein Vakuum von 200 mbar angelegt und ca. 10 Stunden gerührt, die Temperatur stieg dabei zwischenzeitlich bis ca. 30%C an. Die entstandene Dispersion wurde abgefüllt.
Die erhaltene weiße Dispersion hatte nachfolgenden Eigenschaften:
Feststoffgehalt: 27%
Partikelgröße (LKS): 93 ran
Viskosität (Viskosimeter, 23°C): < 50 mPas
" pH (23°C): " ' 6,98
Beispiel 4
Herstellung eines Nanohamstoffes in Gegenwart eines Wirkstoffs
Es wurde vorgegangen wie in Beispiel 3 beschrieben, jedoch wurde statt Campher racemisches Menthol eingesetzt.
Die erhaltene weiße Dispersion hatte nachfolgenden Eigenschaften:
Feststoffgehalt: 28%
Partikelgröße (LKS): 86 ran
Viskosität (Viskosimeter, 23°C): < 50 mPas
pH (23°C): 7,90
Beispiel 5
Test der wirkstoffbeladenen Nanoharnstoff-Dispersionen auf Wirkung gegen Bakterien
Zellen von Staphylococcus epidermidis 498 und Bacillus subtilis 168 sind auf Agarplatten ausplattiert worden, so dass sie nach Inkubation über Nacht bei 37°C einen sichtbaren Zellrasen auf dem Agar gebildet haben. Der Agar enthielt ein komplexes nährstoffreiches Medium (Müller-Hinton Medium, OD600=O1I eingestellt; 200 μl pro Platte ausplattiert, eine Stunde bei Raumtemperatur getrocknet). Li der Mitte der Platten wurde jeweils ein Loch ausgestanzt. In dieses Loch wurden wirkstoffhaltige Nanoharnstoff-Dispersionen (100 μl), die analog Beispiel 2 hergestellt wurden und in denen der Wirkstoff ausschließlich in gebundener Form enthalten war, eingefüllt. Nach Inkubation über Nacht wurde der Agar auf diffundierende antibiotische Wirkstoffe untersucht, indem die um das ausgestanzte Loch herum fehlende Zellrasen zu sehen ist (sog. Hemmhöfe). Diese Hemmhöfe wurden mit einer Agarplatte ohne weitere Zusätze und einer Agarplatte mit einer wirkstofffreien Nanoharnstoff-Dispersion verglichen.
Tabelle: Durchmesser der Hemmhöfe im Micrometern [abzüglich des Durchmessers des zum Wirkstoffauftrag ausgestanzten Lochs] (C bis E: Dispersionen aus Beispiel 2, B: Dispersion aus Beispiel 1)
Es zeigte sich, dass im Vergleich zu den Kontrollversuchen A und B bei Einsatz von wirkstoffmodifizierten Nanoharnstoff-Dispersionen (C bis E) eine antimikrobielle Wirkung vorhanden ist.
Ferner besitzen die erfindungsgemäßen wirkstoffbeladenen Nanoharnstoffdispersionen ein kontrolliertes Freisetzungsprofil bezogen auf den darin in gebundener Form enthaltenen Wirkstoff. Dies ist anhand der nachgewiesenen antibakteriellen Wirkung zu erkennen, da die eingesetzten Disper-
sionen aufgrund der vorangegangenen Dialyse selbst keinen freien ungebundenen Wirkstoff mehr enthielten und die antibakterielle Wirkung nur dadurch auftreten kann, dass gebundener Wirkstoff wieder freigesetzt wurde.
Beispiel 6
Test der wirkstoffbeladenen Nanoharnstoff-Dispersionen auf Wirkung gegen Bakterien
In einer Übernachtkultur von Staphylococcus epidermidis (ATC 14990) wurde ein Test entsprechend Beispiel 5 durchgeführt. Die zugrunde liegenden wirkstoffbeladenen Dispersionen F bis K wurden wiederum analog Beispiel 2 hergestellt. Als Vergleiche L bis O wurden wässrige Lösungen mit verschiedenen Konzentrationen an Ciprofloxacin (Cipro) mit getestet.
Beispiel 7
Test zur Ermittlung einer verzögerten Wirkstoff-Freisetzung (Slow-Release-Eigenschaften)
a) In einem Becherglas wurden je 900 g der Nanohamstoff-Dispersion aus Beispiel 1 unter Rühren versetzt mit 36 g Silbernitrat Die Dispersion wurde 24 Stunden bei Raumtemperatur gerührt und anschließend 5 Monate in einer verschlossenen Flasche gelagert.
Von der Mischung wurden 1,04 g (entsprechend 0,04 g Silbernitrat) eingerührt in 40 g Im- pranil DLN (80 Minuten). Anschließend wird mit einem Rakel (Spalt: 210 um) ein Film auf eine Glasplatte aufgezogen und eine Stunde bei Raumtemperatur getrocknet. Der Film wurde abgelöst und aus der Mitte ein drei*drei cm großes Stück herausgeschnitten. Der ausgeschnittene Film wurde in einer Schraubflasche so in 10 ml entionisiertes Wasser eingelegt, dass der Film vollständig vom Wasser umspült wird. Nach 24 Stunden wurde das Wasser gewechselt, um oberflächlich angehaftete Silberionen abzutrennen.
Anschließend wurde das Wasser nach 3, 7 und 51 Tagen (gezählt ab dem ersten Wasser- Wechsel) gegen neues entionisiertes Wasser getauscht und jeweils die Konzentration an Silberionen analysiert.
b) Es wurde verfahren analog a), jedoch wurde die Mischung aus Silbernitrat und Nano- harnstoff-Dispersion frisch hergestellt und nach dem 24-stündigem Mischen direkt weiter eingesetzt.
c) (Vergleichsversuch) Es wurde verfahren analog a), jedoch wurden statt der Mischung aus Silbernitrat und Nanohamstoff-Dispersion direkt 0,04 g Silbernitrat in die Dispersion Im- pranil DLN eingemischt.
Tabelle: Extraktionsprofi 1 der Silberionen ermittelt aus der Konzentration an Silberionen [mg Ag+ pro kg der Extraktionslösung, dividiert durch die Anzahl der Tage der jeweiligen der Extraktionsdauer]
Es zeigte sich, dass bei gleicher Menge an eingemischten Silberionen bei dem Vergleichsversuch c) ohne Zusatz von Nanoharnstoffen die Menge an freigesetzten Silberionen deutlich schneller abnimmt als bei Zusatz der Nanoharnstoffe. In der Zeit zwischen 7 und 51 Tagen wird bei dem Vergleichsversuch c) im Vergleich zu den Versuchen a) und b) nur ca. ein Drittel der Silberionen freigesetzt. Dies zeigt, dass die antimikrobielle Wirkung bei dem Vergleichsversuch c) im Vergleich zu den Versuchen a) und b) erheblich verkürzt ist. Bei den Versuchen a) und b) ist die gewünschte verzögerte Freisetzung der Silbernitrat-Ionen realisiert.