Beschreibung
Titel
Verfahren zum Bestimmen der Batteriekapazität anhand kapazitätsabhängiger Parameter
Stand der Technik
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Bestimmen einer Batteriegröße, insbesondere der Kapazität, eines Energiespeichers gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 , sowie eine entsprechende Vorrichtung gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 11.
In Kfz-Bordnetzen werden die elektrischen Verbraucher üblicherweise von einer Batterie und einem Generator mit elektrischer Leistung versorgt. Während des Fahrbetriebs wird in der Regel ein Energie- und Verbrauchermanagement durchgeführt, bei dem einzelne Verbraucher je nach Bedarf automatisch zu- oder abgeschaltet werden, um z. B. auf Versorgungs-Engpässe reagieren oder bestimmte Funktionen ausführen zu können. Im Rahmen dieses Energie- und Verbrauchermanagements ist die Kenntnis des Batteriezustands von wesentlicher Bedeutung.
Zum Abschätzen des Batteriezustands ist es bekannt, mathematische Batteriemodelle einzusetzen, die die elektrischen und physikalischen Eigenschaften des Energiespeichers beschreiben. Mit Hilfe eines mathematischen Batteriemodells kann beispielsweise die Leistungsfähigkeit (SOF), der Ladezustand (SOC) oder die Kapazität bzw. entnehmbare Ladung (Qe) abgeschätzt werden.
Die aus dem Stand der Technik bekannten Batteriemodelle umfassen eine Reihe von Zustandsgrößen und Parameter, die im aktiven Bordnetzbetrieb ständig an den aktuellen Zustand der Batterie adaptiert werden. Bestimmte Parameter des
Batteriemodells, wie z.B. die minimale Ruhespannung bei Entladeschluss (Ucomiπ) können jedoch nur bei sehr niedrigen Ladezuständen der Batterie, typischerweise unter ca. 50% der entnehmbaren Ladung, genau bestimmt werden. Solche tiefen Entladungen treten im Kfz-Bordnetz jedoch nur äußerst selten auf und werden darüber hinaus vom Energiemanagement des Fahrzeugs verhindert, um die
Startfähigkeit des Fahrzeugs nicht zu gefährden und die Batteriealterung durch zu starke Zyklisierung möglichst gering zu halten.
Offenbarung der Erfindung
Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zum Bestimmen einer Batteriegröße, insbesondere der Kapazität der Batterie, zu schaffen, mittels dessen die gesuchte Batteriegröße auch außerhalb eines Tiefentladezustands, also insbesondere im Normalbetrieb der Batterie mit hoher Genauigkeit bestimmt werden kann. Das Verfahren soll darüber hinaus bei den im normalen Bordnetzbetrieb vorhandenen elektrischen Anregungen durchgeführt werden können und insbesondere keiner zusätzlichen Anregungen, wie sie z.B. beim Motorstart auftreten, bedürfen.
Gelöst wird diese Aufgabe gemäß der Erfindung durch die im Patenanspruch 1 sowie im Patentanspruch 11 angegebenen Merkmale. Weitere Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand von Unteransprüchen.
Ein wesentlicher Aspekt der Erfindung besteht darin, die gesuchte Batteriegröße als Funktion wenigstens eines kapazitätsabhängigen Parameters zu berechnen. Die Erfindung beruht dabei auf der Erkenntnis, dass sich verschiedene Batterieparameter im Laufe des Betriebs der Batterie gegenüber dem Neuzustand ändern und somit die Parameter bzw. deren Änderung ein Maß für den Batteriezustand, insbesondere die Kapazität (Verlustkapazität oder noch verfügbare Kapazität) der Batterie sind. Die gesuchte Batteriegröße kann somit sehr einfach und genau unter Berücksichtigung des wenigstens einen kapazitätsabhängigen Parameters bestimmt werden. Darüber hinaus sind außer den im Bordnetzbetrieb üblicherweise vorhanden Anregungen keine zusätzlichen Anregungen der Batterie, wie z.B. aktiv ausgelöste Lade- oder Entlade- Stromimpulse erforderlich, um die Berechnung durchzuführen.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird die gesuchte Batteriegröße als Funktion einer minimalen Ruhespannung berechnet, die wiederum eine Funktion wenigstens eines kapazitätsabhängigen Parameters ist.
Als kapazitätsabhängige Parameter können insbesondere ein Parameter (z. B. RK025) des Säurediffusionswiderstandes (RK) der Batterie und/oder ein Parameter (z. B. Vgr25) des Durchtrittswiderstandes (RdP) zwischen Elektrolyt und einer Elektrode der Batterie, herangezogen werden. Die genannten Parameter haben insbesondere den Vorteil, dass sie sich relativ stark mit zunehmendem Kapazitätsverlust ändern, also relativ empfindlich sind, und im Kfz-Bordnetzbetrieb ohne zusätzliche aktive Anregung genau identifiziert werden können.
Die gesuchte Batteriegröße wird vorzugsweise als Funktion der Abweichung eines oder mehrerer kapazitätsabhängiger Parameter von einem Referenzwert, insbesondere einem Anfangswert im Neuzustand der Batterie, berechnet. Der
Grad der Abweichung vom Referenzwert ist dabei ein Maß für die Verlustkapazität der Batterie.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird der wenigstens eine kapazitätsabhängige Parameter mit einem vorgegebenen Faktor gewichtet, der vorzugsweise von der Fehlervarianz abhängig ist, mit der der Parameter bestimmt wurde. Manche Typen von Zustandsgrößen- und Parameterschätzern geben neben den einzelnen Größen bzw. Parametern auch die Fehlervarianz aus, mittels der die Zustandsgröße bzw. der Parameter geschätzt wurde. Dieser Wert kann für die Gewichtung des kapazitätsabhängigen Parameters genutzt werden.
Die gesuchte Batteriegröße, wie beispielsweise eine Kapazität der Batterie, wird vorzugsweise auch als Funktion der maximalen Ruhespannung der voll geladenen Batterie berechnet. Die maximale Ruhespannung wird vorzugsweise mittels eines Adaptionsalgorithmus bei hohen Ladezuständen gelernt..
Die Berechnung wird vorzugsweise mittels eines Extended Kaiman-Filters durchgeführt.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
Die Erfindung wird nachstehend anhand der beigefügten Zeichnungen beispielhaft näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 eine Vorrichtung zur Berechnung einer Batterie-Zustandsgröße, insbesondere der aus der Batterie entnehmbaren Ladung; und
Fig. 2 ein Ersatzschaltbild für einen Bleiakkumulator
Ausführungsformen der Erfindung
Fig. 1 zeigt eine Vorrichtung zum Bestimmen einer Batteriegröße, wie beispielsweise der aus einer Batterie entnehmbaren Ladung Qe (Kapazität). Die Vorrichtung umfasst im Wesentlichen einen Zustandsgrößen- und Parameterschätzer 1 , sowie einen Ladungsprädiktor 2 (Schätzvorrichtung), in dem ein mathematisches Energiespeichermodell hinterlegt ist.
Der Zustandsgrößen- und Parameterschätzer 1 berechnet aus den aktuellen Betriebsgrößen der Batterie 4, nämlich der Batteriespannung Ußatt, dem Batteriestrom I Batt und der Batterietemperatur Tßatt, Zustandsgrößen Z und/oder Parameter P, auf deren Grundlage der Ladungsprädiktor 2 die gesuchte Batterie- Zustandsgröße Qe, oder andere Größen wie z.B. den Ladezustand SOC oder die Leistungsfähigkeit SOF der Batterie 4 berechnet. Bei der Batterie 4 handelt es sich im folgenden Beispiel um einen Bleiakkumulator.
Als Zustandsgrößen Z gelten hier insbesondere interne Spannungen U, die sich aus dem in Fig. 2 dargestellten Ersatzschaltbild der Batterie ergeben. Bei den genannten Parametern handelt es sich insbesondere um Elemente des Ersatzschaltbildes, wie z.B. Widerstände R und Kapazitäten C, oder um verschiedene Werte, die in den Funktionen des mathematischen Batteriemodels vorkommen.
Die Berechnung der Batterie-Kapazität Qe erfolgt ausgehend vom aktuellen Zustand des Energiespeichers. Die im Ladungsprädiktor 2 hinterlegten mathematischen Modelle werden daher zunächst auf den aktuellen Betriebszustand des Energiespeichers 4 initialisiert. Hierzu liefert der Zustandsgrößen- und Parameterschätzer 1 die entsprechenden Anfangswerte. Als
Zustandsgrößen- und Parameterschätzer kann beispielsweise ein bekanntes Kaiman-Filter verwendet werden. Im Laufe des Batterie-Betriebs werden die Zustandsgrößen Z und Parameter P ständig neu an den aktuellen Zustand adaptiert und somit die Funktionen des Batteriemodells angepasst.
Fig. 2 zeigt ein Ersatzschaltbild eines Bleiakkumulators 4. Die einzelnen Größen sind dabei wie folgt:
Betriebsgrößen:
Ißatt Batteriestrom Ußatt Klemmenspannung der Batterie
Tßatt Säuretemperatur
Zustandsgrößen:
Uco Ruhespannung Uk Konzentrationspolarisation UDp Durchtrittspolarisation der positiven Elektrode U0n Durchtrittspolarisation der negativen Elektrode
Parameter:
Ri (Uco, Uk,Tßatt, RiO25, UcOmiπ, UcOmax) Ohmscher Innenwiderstand, abhängig von der Ruhespannung Uco, der Konzentrationspolarisation Uk der Säuretemperatur TBatt dem auf 25°C u. Volladung bezogenen Innenwiderstand RiO25 sowie der minimalen Ruhespannung Ucomiπ bei Entladeschluss und der maximalen Ruhespannung Ucomax bei Volladung,
C0 Säurekapazität
Rk (Uco, Tßatt, RkO25, UcOmax) Säurediffusionswiderstand, abhängig von der Ruhespannung Uco ,der Durchtrittspolarisation der positiven Elektrode, der Säuretemperatur TBatt, dem
auf 25°C u. Volladung bezogenen Säurediffusionswiderstand RkO25 und der maximalen Ruhespannung Ucomax bei Volladung, Ck Kapazität der Säurediffusion,
RDP (UCO, UDp, Tßatt, lDP,vgr25,Ucomax) Durchtrittswiderstand zwischen positiver
Elektrode und Elektrolyt, abhängig von der Ruhespannung Uco, der Durchtrittspolarisation der positiven Elektrode UDP, der Säuretemperatur TBatt, dem Durchtrittsstrom der pos. Elektrode lDp, der auf 25°C bezogenen Sättigungsspannung der Durchtrittspolarisation vgr25 und der maximalen Ruhespannung Ucomax bei
Volladung, CDP Doppelschichtkapazität zwischen positiver
Elektrode und Elektrolyt, RDΠ (UDΠ Tßatt, tan) Durchtrittswiderstand zwischen negativer Elektrode und Elektrolyt, abhängig von der Durchtrittspolarisation der negativen Elektrode UDΠ, der Säuretemperatur TBatt und dem Durchtrittsstrom der negativen Elektrode lDp CDΠ Doppelschichtkapazität zwischen negativer Elektrode und Elektrolyt.
Die einzelnen Ersatzschaltbildgrößen sind zurückzuführen auf verschiedene physikalische Effekte der Batterie 3, die dem Fachmann aus der einschlägigen Literatur bekannt sind.
Für den Säurediffusionswiderstand Rκ kann beispielsweise folgende Funktion angesetzt werden:
RK = f(Ucθ, Tßatt, RkO25, Ucomax)
Dabei ist Rko25 der Diffusionswiderstand der Säure bei 25°C und voll geladener Batterie. RkO25 ist ein kapazitätsabhängiger Parameter.
Für den Durchtrittswiderstand RDP zwischen Elektrolyt und der positiven Elektrode des Bleiakkumulators 3 kann beispielsweise folgende Funktion angesetzt werden:
Rüp = f(UcO, UDP, Tßatt, lDp,Vgr25, Ucθmax)
Dabei ist vgr25 die Polarisationsspannung der positiven Elektrode bei hohen Entladeströmen und 25°C. vgr25 ist ein kapazitätsabhängiger Parameter.
Für andere Zustandsgrößen (z.B. UDP, UDΠ, UK, etc.) und Parameter (z.B. R0n, Co, Ri, etc.) umfasst der Ladungsprädiktor 2 entsprechend andere mathematische Ansätze.
Für die Kapazität Qe des Energiespeichers 3 gilt im Grunde folgende Beziehung.
Qe = Co"(UcOmaχ-UcOmiπ)-
Dabei ist Co die Säurekapazität der Batterie 3, Ucomax die Ruhespannung bei voll geladener Batterie und Ucomiπ die Ruhespannung bei Entladeschluss.
Um ein ausreichend genaues Ergebnis für die Kapazität Qe der Batterie 3 zu erhalten, müssen die Parameter Co, Ucomiπ und Ucomax ausreichend genau bestimmt werden. Für die Parameter Co und Ucomaχ ist dies im normalen Batteriebetrieb (nahe Vollladung) ohne weiteres möglich. Der Parameter Ucomiπ kann jedoch nur bei geringen Ladezuständen <50% genau berechnet werden. Da diese Betriebszustände nur äußerst selten auftreten, wird die gewünschte Genauigkeit der Kapazitätsberechnung nur selten erreicht. Es wird daher vorgeschlagen, den Parameter Ucomiπ anhand von den Parametern Rκo25 und vgr25, die von der
Kapazität der Batterie 3 abhängig sind, zu berechnen. Die verfügbare Kapazität Qe der Batterie 3 kann dadurch im normalen Bordnetzbetrieb, ohne zusätzliche Anregungen der Batterie ermittelt werden, wobei die Batterie nicht auf niedrige Ladezustände entladen werden muss.
Für die Ruhespannung der Batterie 3 bei Entladeschluss Ucomiπ kann beispielsweise folgende Beziehung angesetzt werden:
UcOmiπ_corr = Uc0miπ + g l ■ ΔRK25 - g2 ■ Δvgr25.
ΔRκ25 und Δvgr25 sind dabei die Änderungen der Parameter Rκ25 bzw. vgr25 gegenüber einem entsprechenden Referenzwert, insbesondere dem Wert im Neuzustand der Batterie 3. Die Faktoren gl und g2 sind Gewichtungsfaktoren.
Die Änderungen ΔRκ25 und Δvgr25 werden hier proportional zur Genauigkeit gewichtet, mit der die Parameter RK25 und vgr25 vom Zustandsgrößen- und Parameterschätzer 1 geschätzt wurden. Das Kaiman-Filter 1 gibt hierzu entsprechende Fehlervarianzen P aus, die in die Gewichtungsfaktoren gl und g2 einfließen. Die Gewichtungsfaktoren gl und g2 können beispielsweise folgendermaßen ausgedrückt werden:
g 1 ~ (P0(RKO25) - P(RK025)) / P0(RK025) g2 ~ (P0(vgr25) - P(vgr25)) / P0(vgr25)
Dabei sind P0 (RK025) und P0(vgr25) die Anfangsfehlervarianzen der entsprechenden Parameter, und P(RK025) und P(vgr25) die aktuellen, vom Kaiman-Filter 1 geschätzten Fehlervarianzen der Parameter RK025 und vgr25.
Anstelle der Abweichung ΔRκ25 bzw. Δvgr25 könnte wahlweise oder zusätzlich auch die Abweichung eines Parameters der Doppelschichtkapazität CDP zwischen positiver Elektrode und Elektrolyt herangezogen werden.
Bei niedrigen Ladezuständen, insbesondere <50%, kann auch der Parameter RiO25 des Innenwiderstandes bzw. dessen Änderung in die Berechnung der Ruhespannung Uc0miπ bei Entladeschluss einfließen.