Verfahren und Vorrichtung zum Herstellen weicher Kontaktlinsen
Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Herstellen weicher Kontaktlinsen, insbesondere kundenspezifischer Kontaktlinsen.
Bisher werden weiche Kontaktlinsen in einem Dreh- oder in einem Gussprozess hergestellt. Für den Drehpro∑ess werden zunächst kleine, auspolymerisierte Kunststoffplätt- chen produziert, aus denen die spätere Kontaktlinse gedreht wird. Einfacher ist die Herstellung von weichen Kontaktlinsen mittels eines Guss- oder Moldverfahrens. Das noch flüssige Kontaktlinsenmaterial wird dabei in eine Form gegossen, die sogenannte Mold, die dem Negativ der späteren Kontaktlinse entspricht. Das Material, das beispielsweise auf einer Silikonbasis beruht, wird dann unmittelbar in der Form polymerisiert.
Bei beiden Herstellungsprozessen wird zunächst eine harte Linse hergestellt, die anschließend hydratisiert wird. Nach dem Hydratisieren haben zwei baugleiche Kontaktlinsen mit denselben Grundparametern jedoch lediglich eine Genauigkeit von +/- 0,125 Dioptrien in ihrem Brechwert (der Refraktion) und ca. +/- 0,2 mm in ihrem Innenradius (der sogenannten Basiskuπte). Zunächst baugleiche Linsen können daher auf dem Auge durchaus unterschiedliche Refraktionen hervorrufen.
Zu einem großen Problem wird dies bei der Anpassung von Mehrstärkenlinsen für eine spezifische Person. Solche Mehrstärken- oder Multifokallinsen haben mehrere unterschiedliche Brennweiten und können dazu eingesetzt werden, Altersweitsichtigkeit (Presbyopie) zu korrigieren. Schwierig ist auch die Anpassung von Linsen zur Verbesserung des Visus, da diese Linsen genau spezifizierte optische Eigenschaften haben müssen. Eine Verbesserung des Visus wird vor allem von Personen mit stärkeren höheren Aberrationen in ihrem Augensystem oder einem beginnenden Keratokonos gewünscht.
Multifokallinsen müssten individuell für jeden Kunden hergestellt werden, um die speziellen Eigenschaften seiner Augen zu berücksichtigen. Die genauesten Ergebnisse würde man erzielen, wenn man dem Kunden einen Kontaktlinsen-Rohling auf das Auge aufsetzt, eine Messung der refraktiven Eigenschaften des Augen-Kontaktlinsen-Systems durchführt, die Linse anschließend vom Auge abnimmt und entsprechend der vorherigen Messung nachbearbeitet. Insbesondere müsste möglichst exakt die Position gemessen
werden, die die Kontaktlinse auf dem Auge einnimmt. Die optischen Eigenschaften des Auges können nur dann gezielt korrigiert werden, wenn die Position der Multifokallinse auf dem Auge nicht nur sehr reproduzierbar ist, sondern auch bei der Nachbearbeitung berücksichtigt wird.
Eine Nachbearbeitung des Kontaktlinsen-Rohlings ist bisher nicht möglich. Nachdem die Kontaktlinse hydratisiert ist, kann sie nicht mehr durch einen Drehprozess bearbeitet werden, da sie zu weich ist und daher nicht mehr genügend Widerstand für die Bearbeitung zur Verfügung stellt. Es wurde zunächst daran gedacht, den Kontaktlinsen-Rohling wieder zu dehydratisieren. Dies ist jedoch kaum möglich, da eine gleichmäßige Trocknung erzielt werden müsste, damit sich der Kontaktlinsen-Rohling nicht verzieht. Als Alternative hat man daher die Nachbearbeitung an baugleichen Kontaktlinsen-Rohlingen durchgeführt, bevor sie hydratisiert wurden, wobei ein Quellfaktor berücksichtigt wird. Allerdings wurde bereits ausgeführt, dass sich zwei baugleiche Kontaktlinsen auf dem Auge unterschiedlich verhalten können. Insbesondere ist es möglich, dass die nachbearbeiteten Kontaktlinsen auf dem Auge eine andere Position einnehmen als die zunächst auf dem Auge vermessene Kontaktlinse. Zudem führt diese Vorgehensweise zu einem erheblichen Lager- und Zeitaufwand.
Vorzuziehen wäre es auf jeden Fall, die Kontaktlinsen-Rohlinge im hydratisierten Zustand nachzubearbeiten. Schon seit Längerem wird versucht, hydratisierte Kontaktlinsen mittels Laserabtrag nachzubearbeiten. Meistens wird ultraviolette Laserstrahlung verwendet, beispielsweise von Excimer- Lasern, da das transparente Kontaktlinsenmaterial Laserstrahlen im sichtbaren Wellenlängenbereich kaum absorbiert.
Die Nachbearbeitung von hydratisierten Kontaktlinsen-Rohlingen durch Laserabtrag hat bisher keine befriedigenden Ergebnisse vorweisen können. Während der Laserbearbeitung bilden sich im Linsenmaterial kleine Bläschen, die die Oberflächenqualität der Kontaktlinse indiskutabel für einen Einsatz in der refraktiven Optik machen. Es wurde vermutet, dass diese Bläschen durch Erwärmung und Verdampfung des in der Linse enthaltenen Wassers hervorgerufen werden, da zum einen bei der Bearbeitung der Kontaktlinsenmaterialien relativ hohe Energiedichten verwendet werden müssen und zum anderen Wasser im UV- Bereich einen hohen Absorptionskoeffizienten hat. Damit steht
man vor einem Dilemma, da das Wasser beim Hydratisieren zwangsläufig in der Kontaktlinse aufgenommen wird.
Eine Vorrichtung und ein Verfahren zum Nachbearbeiten von Kontaktlinsen mittels ultravioletter Laserstrahlung sind aus der US 5,331,132 bekannt. Dabei wird auf die Rückseite einer Kontaktlinse eine Maske gelegt, die anschließend mittels der Strahlung eines UV-Lasers abgetragen wird, um bestimmte Oberflächenstrukturen in der Kontaktlinse zu erzeugen. Die US 5,331 ,132 macht jedoch keinerlei Angaben über das Material der Kontaktlinse. Insbesondere macht sie demnach auch keine Angaben darüber, wie die vorstehend beschriebenen Nachteile bei der Nachbearbeitung von weichen Kontaktlinsen behoben werden könnten.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Verfügung zu stellen, mit denen Kontaktlinsen-Rohlinge aus weichem Kontaktlinsenmaterial auf konstruktiv einfache Weise und mit befriedigender Oberflächenqualität nachbearbeitet werden können.
Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruches 1 und eine Vorrichtung mit den Merkmalen des Anspruches 9.
Die Erfindung beruht auf der überraschenden Erkenntnis, dass sich beim Laserabtrag sehr gute Oberflächenqualitäten erzielen lassen, wenn der hydratisierte Kontaktlinsen- Rohling vor dem Laserabtrag wenigstens teilweise entsalzt wird. Das Hydratisieren selbst muss in physiologischer Kochsalzlösung erfolgen, die typischerweise einen Salzgehalt von etwa 7% hat. Auf diese Weise wird der Salzgehalt in der Kontaktlinse an den Salzgehalt im Tränenfilm angeglichen, da sonst aufgrund von Osmose entweder dem Tränenfilm oder der Kontaktlinse Wasser entzogen wird, sobald die Kontaktlinse auf das Auge aufgesetzt wird. Während der Kontaktlinsen-Rohling auf dem Auge vermessen wird, hat er also notwendigerweise einen gewissen Salzgehalt. Sobald dieser Salzgehalt reduziert wird, führt die Nachbearbeitung mittels Laserstrahlung zu hervorragenden Ergebnissen. Der verbleibende Wassergehalt im Kontaktlinsen-Rohling stellt dabei kein Hindernis dar, da die Abtragsparameter selbst dann weitgehend konstant bleiben, wenn der Rohling teilweise antrocknet.
Durch ein vollständiges Entsalzen des hydratisierten Kontaktlinsen-Rohlings sollten sich beim Laserabtrag noch bessere Oberflächenqualitäten erzielen lassen.
Zum Entsalzen kann der hydratisierte Kontaktlinsen-Rohling beispielsweise in eine Entsalzungsflüssigkeit eingelegt werden oder mit einer solchen Flüssigkeit gespült werden.
Als besonders kostengünstige und dennoch effektive Entsalzungsflüssigkeit hat sich destilliertes Wasser erwiesen.
Vorzugsweise befindet sich beim Durchführen des Laserabtrags zumindest die zu bearbeitende Oberfläche des Kontaktlinsen-Rohlings an Luft. Der Kontaktlinsen-Rohling ist also nicht mehr vollständig in die Entsalzungsflüssigkeit eingetaucht. Dies hat den Vorteil, dass das abgetragene Linsenmaterial schnell von der Kontaktlinse entfernt werden kann, beispielsweise durch einen Luftstrom, ohne sich als Debris auf der Kontaktlinsenoberfläche niederzuschlagen. Bei einer in Flüssigkeit eingetauchten Kontaktlinse wäre das Entfernen des abgetragenen Materials schwieriger. Daher wird entweder der entsal- zene Kontaktlinsen-Rohling aus der Flüssigkeit herausgehoben, oder die Flüssigkeit wird zumindest soweit abgelassen, dass die zu bearbeitende Oberfläche der Kontaktlinse an Luft liegt.
Es wurde bereits ausgeführt, dass an dem Auge-Kontaktlinsen-System eine refraktive Messung durchgeführt wird, wenn der hydratisierte Kontaktlinsen-Rohling auf das Auge aufgesetzt wurde. Noch vorteilhafter ist es, im Rahmen der refraktiven Messung eine Wellenfrontmessung des optischen Systems aus Auge und Kontaktlinse durchzuführen, da die optischen Eigenschaften des Auges besonders gut korrigiert werden können, wenn die Daten einer solchen Wellenfrontmessung beim Laserabtrag berücksichtigt werden. Eine Wellenfrontmessung sollte insbesondere dann durchgeführt werden, wenn Mehrstärkenlinsen hergestellt werden sollen.
Ferner wurde ausgeführt, dass die Lage der Kontaktlinse auf dem Auge bei der Nachbearbeitung berücksichtigt werden sollte. Um sich nicht auf Schätzwerte verlassen zu müssen, ist es zweckmäßig, die Lage eines hydratisierten Kontaktlinsen-Rohlings auf einem Auge vor dem Laserabtrag zu vermessen und die Nachbearbeitung dann anhand der gemessenen Lagedaten durchzuführen.
Günstig ist es, wenn bei dieser Lagemessung die Dezentrierung und/oder die Achslage der Kontaktlinse auf dem Auge gemessen werden. Die Dezentrierung besagt, wie weit der Mittelpunkt der Kontaktlinse in horizontaler und vertikaler Richtung vom Mittelpunkt der Pupille des Auges abweicht. Torische (zylindrische) Kontaktlinsen weisen eine sogenannte Zylinderachse auf, die der Richtung ihrer minimalen oder maximalen Brechkraft entspricht. Die Achslage solcher Linsen beschreibt, welche Rotationsstellung die Kontaktlinse hinsichtlich ihrer Zylinderachse auf dem Auge vorzugsweise einnimmt. Sind die Dezentrierung und die Achslage der Kontaktlinse bekannt, so stehen damit sämtliche Positionsdaten zur Verfügung.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung weist nicht nur einen Laser zum Durchführen des Materialabtrags und eine Entsalzungseinrichtung zum Entsalzen eines hydratisierten Kontaktlinsen-Rohlings auf, sondern auch eine Positioniereinrichtung. Sie dient dazu, den zu bearbeitenden Kontaktlinsen-Rohling an einer definierten Position in Bezug auf den zur Bearbeitung verwendeten Laserstrahl zu halten. Dies ermöglicht es, den Kontaktlinsen-Rohling präzise anhand der zuvor gemessenen refraktiven Daten und/oder Lagedaten zu bearbeiten.
Für die Entsalzungs- Flüssigkeit ist in der Vorrichtung vorzugsweise ein Tank vorgesehen, damit stets eine ausreichende Menge der Flüssigkeit zur Verfügung steht.
Günstig ist es, wenn die Vorrichtung selbst mindestens ein Messinstrument zur Messung der Lagedaten einer Kontaktlinse, zur Messung einer Wellenfront und/oder zur Messung der Oberflächentopographie eines Auges aufweist. Über einen internen Prozessor könnten diese Daten unmittelbar dazu herangezogen werden, die Nachbearbeitung des Kontaktlinsen-Rohlings zu steuern.
Im Folgenden wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand einer Zeichnung dargestellt. Im Einzelnen zeigt
Figur 1 eine schematische Darstellung einer Vorrichtung zum Durchführen des erfindungsgemäßen Verfahrens zum Herstellen weicher Kontaktlinsen.
Figur 1 zeigt schematisch die wichtigsten Komponenten einer Vorrichtung 1 zum Nachbearbeiten vorgeformter Kontaktlinsen-Rohlinge 2. Ein Kontaktlinsen-Rohling 2, der aus einem weichen Kontaktlinsenmaterial besteht und von dessen Oberfläche 3 ein Volumen 4 abgetragen werden soll, befindet sich in einer Positioniereinrichtung 5. Die Positioniereinrichtung 5 weist zwei etwa halbkreisförmige Haltebacken 6 auf. An den einander zugewandten Seiten der Haltebacken 6 ist eine Einkerbung 7 vorgesehen, in der zumindest der äußere Rand des Kontaktlinsen-Rohlings 2 aufnehmbar ist. Der dargestellte Kontaktlinsen-Rohling 2 liegt auf einer Auflage 6a, die etwa der Krümmung seiner Innenfläche angepasst ist und den weichen Kontaktlinsen-Rohling 2 formstabil stützt. Die Einkerbung 7 ist so geformt, dass sie auch die Auflage 6a trägt.
Zum Einlegen und Entnehmen der Auflage 6a und eines Kontaktlinsen-Rohlings 2 in die Einkerbung 7 können die beiden Haltebacken 6 voneinander entfernt werden. Dazu ist zwischen ihnen beispielsweise ein Scharnier vorgesehen, oder sie sind auf Schienen gelagert und linear voneinander wegbewegbar. In der in Figur 1 gezeigten Bearbeitungsstellung umschließen die Haltebacken 6 den Kontaktlinsen-Rohling 2 an dessen Rand und legen dessen Position eindeutig fest.
Die Haltebacken 6 bilden den Boden eines Beckens 8, das zudem durch Seitenwände 9 begrenzt ist. Aus einem Hahn 10 kann eine Entsalzungs-Flüssigkeit 11 in das Becken 8 eingefüllt werden. Die Stärke des Flüssigkeitsstromes ist dabei über eine Dosiervorrichtung 12 einstellbar. Die in einem Tank 13 gespeicherte Entsalzungs-Flüssigkeit 11 ist vorzugsweise destilliertes, mineralienloses Wasser.
Bis auf einen Überlauf 14 kann die Entsalzungs-Flüssigkeit 11 aus dem Becken 8 nur durch eine Auslassöffnung 15 zwischen den Haltebacken 6 ausfließen. Die Auslassöffnung 15 befindet sich in der Auflage unter dem Kontaktlinsen-Rohling 2. Auf dem Weg vom Becken 8 zur Auslassöffnung 15 muss die Entsalzungs-Flüssigkeit 11 daher entweder durch den teilweise permeablen Kontaktlinsen-Rohling 2 hindurchsickern oder ihn zumindest umspülen. Die durch die Auslassöffnung 15 oder den Überlauf 14 fließende Entsalzungs-Flüssigkeit 11 wird von einem Auffangbecken 16 aufgefangen. Mittels einer Pumpe 17 kann die Flüssigkeit 11 über eine Zuleitung 18 zum Tank 13 zurückgepumpt werden. Statt einer können auch mehrere Auslassöffnungen 15 vorgesehen sein.
Eine weitere in Figur 1 dargestellte Komponente der Vorrichtung 1 ist ein Laser 20 zum Nachbearbeiten der Kontaktlinsen-Oberfläche 3. Üblicherweise handelt es sich dabei um einen UV-Laser, beispielsweise einen Excimer-Laser. Der aus dem Laser 20 austretende Laserstrahl 21 wird über zwei verstellbare Scannerspiegel 22 geführt, die um senkrecht zueinander stehende Achsen schwenkbar sind. Durch eine Bewegung der Scannerspiegel 22 kann der Fokus des Laserstrahls 21 auf beliebige Punkte auf der Oberfläche 3 des Kontaktlinsen-Rohlings 2 geführt werden.
Im Folgenden wird der Betrieb der erfindungsgemäßen Vorrichtung 1 geschildert. Zunächst wird auf an sich bekannte Weise ein Kontaktlinsen-Rohling 2 vorgeformt, der aus einem transparenten Kunststoff besteht. Anschließend wird der Kontaktlinsen-Rohling 2 in physiologischer Kochsalzlösung hydratisiert. Dabei vergrößert sich das Volumen des Kontaktlinsen-Rohlings 2, und das Material wird weich. Zur Anpassung an die Zusammensetzung des Tränenfilms von Augen hat die Kochsalzlösung einen Salzgehalt von etwa 7%.
Der hydratisierte, weiche Kontaktlinsen-Rohling 2 wird auf das Auge einer Person aufgesetzt. Möglichst exakt wird die Lage bestimmt, d.h. die Dezentrierung und die Achslage, die der Kontaktlinsen-Rohling 2 vorzugsweise auf dem Auge einnimmt. Dabei kann beispielsweise über eine Mehrzahl von Meßpunkten gemittelt werden.
Um die Lagemessung der Kontaktlinse zu erleichtern, kann auf ihr eine Lasergravur vorgesehen sein, die sich auf der optischen Zone der Kontaktlinse erstreckt, bei aufgesetzter Kontaktlinse also über der Pupille des Benutzers liegt. Die Lasergravur kann erzeugt werden, indem entweder durch eine Blende hindurch abladiert wird oder ein sehr kleiner Laserfokus über einen Scanner 22 geführt wird, um die Gravur direkt zu erzeugen. Dabei sind für die Gravuren beliebige Formen vorstellbar. Beispielsweise können sie als sich kreuzende oder sich treffende, punktierte Linien ausgebildet sein. Diese Linien können sich z.B. in Form eines Y, eines Kreuzes oder eines Sterns im optischen Zentrum der Kontaktlinse treffen.
Nachdem der Kontaktlinsen-Rohling 2 auf das Auge aufgesetzt worden ist, wird mit einem Helium-Neon-Laser bei schwacher Intensität in das Auge eingestrahlt. Das Laserlicht wird von der Netzhaut des Auges reflektiert. Auf dem Rückweg durch den Kontaktlinsen-Rohling 2 wird das Laserlicht an der Gravur gestreut. Auf einer auf die Oberfläche
3 des Kontaktlinsen-Rohlings 2 scharf eingestellten Aufnahme sind die Gravuren dunkel vor der durch das reflektierte Laserlicht sehr hellen Pupille sichtbar. Der starke Kontrast zwischen der hellen Pupille und den dunklen Gravuren ermöglicht es, mittels eines Rechners die Aufnahme auszuwerten und die Koordinaten der Gravuren zu ermitteln. Anhand der Koordinaten der Gravur können wiederum die Dezentrierung und die Achslage der Kontaktlinse relativ zur Pupillenmitte berechnet werden.
Zusätzlich zur Lagemessung wird eine refraktive Messung am Augen-Kontaktlinsen- System vorgenommen. Dabei wird vorzugsweise nicht nur die verbleibende Fehlsichtig- keit, sondern nach Möglichkeit auch die Wellenfront des optischen Systems aus Auge und Kontaktlinsen-Rohling 2 vermessen. Auch hierbei ist es möglich, über eine Mehrzahl von Messpunkten zu mittein.
Ein großer Vorteil der eben beschriebenen Lagemessung mittels der Koordinaten von kleinen, vorzugsweise punktförmigen Gravuren besteht darin, dass die Wellenfront des Auge-Kontaktlinsen-Systems durch die Gravur hindurch gemessen werden kann. Die Wellenfrontmessung ist auf eine punktförmige Lichtquelle auf der Netzhaut bezogen. Dieses Licht kann beispielsweise von dem eingestrahlten HeNe-Laser stammen. Die kleinen Gravuren auf der Oberfläche des Kontaktlinsen-Rohlings 2 stören die Wellenfrontmessung nicht, zumal bei der Wellenfrontmessung nicht auf die Oberfläche 3 des Kontaktlinsen-Rohlings 2 scharf gestellt wird. Die Lagemessung und die Wellenfrontmessung können somit gleichzeitig durchgeführt werden.
Aus der refraktiven Messung kann nun ermittelt werden, auf weiche Weise der Kontaktlinsen-Rohling 2 modifiziert werden muss, um einen gewünschten refraktiven Effekt zu erzielen. Beispielsweise kann ein Ziel sein, dass die aus dem Augen-Kontaktlinsen- System austretende Wellenfront in möglichst guter Näherung eine ebene Wellenfront ist. Zur Korrektur von Presbyopie könnte die Ziel-Wellenfront eine leichte Koma aufweisen. Ein Prozessor berechnet, wo und wie viel Material von der Oberfläche 3 des Kontaktlinsen-Rohlings 2 abgetragen werden muss, um den gewünschten refraktiven Effekt in möglichst guter Näherung zu erzielen. Aus dem berechneten Abtragsprofil oder Abtragsvolumen 4 und bekannten Abtragsparametern des Lasers 20 kann dann berechnet werden, wie der Laserstrahl 21 über die Oberfläche 3 des Kontaktlinsen-Rohlings 2 ge-
führt werden muss, um das Volumen 4 abzutragen. Der berechnete Weg wird in einer Steuerungsdatei zum Steuern der Scannerspiegel 22 gespeichert.
Erfindungsgemäß wird der Kontaktlinsen-Rohling 2 vor dem Nachbearbeiten wenigstens teilweise entsalzt. Zunächst werden die Haltebacken 6 der Positioniereinrichtung 5 auseinander gefahren, so dass der Kontaktlinsen-Rohling 2 in die Einkerbung 7 eingelegt werden kann. Daraufhin werden die Haltebacken 6 soweit aufeinander zugefahren, dass der Kontaktlinsen-Rohling 2 in einer festen Position sitzt und gegen das Verrutschen aus dieser Position gesichert ist, ohne dass er jedoch deformiert wäre.
Die Dosiervorrichtung 12 wird geöffnet, so dass Entsalzungsflüssigkeit 11 aus dem Tank
13 über den Hahn 10 in das Becken 8 gefüllt wird. Über dem Kontaktlinsen-Rohling 2 bildet sich im Becken 8 eine Lage aus Entsalzungsflüssigkeit 11. Die Entsalzungsflüssigkeit 11 durchströmt oder umströmt den Kontaktlinsen-Rohling 2 und entfernt dabei in dem Kontaktlinsen-Rohling 2 eingelagertes Salz. Über die Auslaßöffnung 15 fließt die Entsalzungsflüssigkeit 11 in das Auffangbecken 16. Sollte der Flüssigkeitsspiegel im Becken 8 zu hoch steigen, fließt die Entsalzungsflüssigkeit 1 zudem über den Überlauf
14 und wird dann ebenfalls im Auffangbecken 16 aufgefangen. Die Pumpe 17 pumpt die Entsalzungsflüssigkeit 11 zurück in den Tank 13. Auf diese Weise kann die Entsalzungsflüssigkeit 11 mehrfach verwendet werden. Nicht dargestellt sind Hähne, durch die die Entsalzungsflüssigkeit 11 aus dem dargestellten Kreislauf entfernt werden kann, um nach einer bestimmten Betriebsdauer die gesamte Entsalzungsflüssigkeit 11 in der Vorrichtung 1 auszutauschen.
Nach einer gewissen Spülzeit ist der Salzgehalt im Kontaktlinsen-Rohling 2 auf ein genügend niedriges Maß reduziert worden, beispielsweise auf 0,3-1 ,0%. Die Dosiervorrichtung 12 wird geschlossen, um die Zufuhr weiterer Entsalzungsflüssigkeit 11 zu stoppen. Die restliche im Becken 8 enthaltene Entsalzungsflüssigkeit fließt durch die Auslaßöffnung 15 nach unten ab. Die zu bearbeitende Oberfläche 3 des Kontaktlinsen-Rohlings 2 kommt damit wieder an Luft zu liegen. In Figur 1 ist die zu bearbeitende Oberfläche 3 die Außenseite der Kontaktlinse, d.h. die später vom Auge abgewandte Seite.
Im nächsten Schritt erfolgt der Laserabtrag von Kontaktlinsenmaterial. Die Scannerspiegel 22 werden anhand der zuvor berechneten Steuerungsdatei so gesteuert, dass der
Laserstrahl 21 im sogenannten Flying-Spot-Verfahren über die Oberfläche 3 des Kontaktlinsen-Rohlings 2 geführt wird. Üblicherweise handelt es sich um einen gepulsten Laser 20, so dass neue Koordinaten der Scannerspiegel 22 zwischen je zwei Laserpulsen eingestellt werden können. Handelt es sich um einen UV-Laser, so erfolgt der Materialabtrag fotoablativ. Durch den Laserabtrag wird der Kontaktlinsen-Rohling 2 zur fertigen Kontaktlinse. Nach der Bearbeitung kann sie aus der Vorrichtung 1 entnommen werden und muss nur noch kurze Zeit in physiologischer Kochsalzlösung sterilisiert werden, bevor sie auf das Auge der Person aufgesetzt werden kann.
Ausgehend von dem dargestellten Ausführungsbeispiel können das erfindungsgemäße Herstellungsverfahren und die erfindungsgemäße Vorrichtung auf vielfache Weise abgewandelt werden. Beispielsweise wäre es möglich, dass ein Messinstrument zur Messung der Lagedaten einer Kontaktlinse auf dem Auge, zur Messung einer Wellenfront des Auge-Kontaktlinsen-Systems und/oder zur Messung der Oberflächentopographie eines Auges in die Vorrichtung 1 integriert ist.
Als Entsalzungsflüssigkeit 11 müsste nicht notwendigerweise destilliertes Wasser verwendet werden, sondern es wären auch andere, salzentziehende Flüssigkeiten denkbar.
Vorstehend war beschrieben worden, dass die Kontaktlinsen-Rohlinge 2 zum Entsalzen mittels der Entsalzungsflüssigkeit 11 gespült werden. Ein Entsalzungseffekt lässt sich jedoch auch dann feststellen, wenn die Kontaktlinsen-Rohlinge 2 lediglich in Entsalzungsflüssigkeit 11 eingelegt oder eingetaucht werden. Während des Laserabtrags könnte weiterhin Entsalzungsflüssigkeit 11 zugeführt werden, z.B. tropfenweise, damit zumindest der Rand des Kontaktlinsen-Rohlings 2 feucht bleibt und der Rohling 2 am Austrocknen gehindert wird.
Die Positioniereinrichtung 5 muss nicht notwendigerweise zwei Haltebacken 6 aufweisen. Gerade wenn die Kontaktlinsen-Rohlinge 2 nur in die Flüssigkeit 11 eingelegt werden sollen, wären auch schalenartige Positioniereinrichtungen 5 denkbar. Zudem könnten die Positioniereinrichtungen 5 so konstruiert werden, dass in ihnen jeweils mehr als nur ein Kontaktlinsen-Rohling 2 aufnehmbar ist, so dass gleich eine ganze Serie gleichartiger Kontaktlinsen angefertigt werden kann.
Auch wenn der Laser 20 vorzugsweise ein UV-Laser ist, so gibt es dennoch Alternativen. Beispielsweise könnte ein Kurzpuls- oder Ultrakurzpuls-Laser mit Wellenlängen im Sichtbaren oder Infraroten verwendet werden, um ein fotodisruptives Abtragsverfahren durchzuführen.
Schließlich könnte statt der Außenseite des Kontaktlinsen-Rohlings 2 ebenso gut auch dessen Innenseite bearbeitet werden, d.h. die spätere Kontaktfläche zum Auge. Ist vorher die Oberflächentopographie des Auges gemessen worden, so könnte die Innenfläche des Kontaktlinsen-Rohlings 2 beispielsweise an diese Topographie angepasst werden.