-
Astronomisches Hilfsgerät Das Interesse an den Vorgängen am Bestirnten
Himmel oder allgemein gesagt: Das Interesse für Astronomie und Astrologie hat in
letzter Zeit sowohl in der breiten Öffentlichkeit als auch als Schulfach eine außerordentliche
Steigerung erfahren. Dazu haben auch die häufigen, in den Zeitungen veröffentlichten
Berichte über die an#,eblich nahe Zukunft der Raumschiffahrt beigetragen.
-
Nun ist es aber für den Schüler bzw. überhaupt für den Wißbegierigen
weder leicht noch unterhaltsam, die Zusammenhänge der Vorgänge im All, die tägliche
und jährliche, scheinbare Bewegung der Sonne und der Gestirne in ihren Feinheiten
zu studieren, weil die einschlägige Literatur wohl erschöpfend, aber nicht genügend
leicht auf faßbar ist, so daß das Interesse des Lernenden bald erlahmt, besonders
dann, wenn er den Versuch unternimmt, tiefer in diese Materie einzudringen. Das
auf diese Weise gebotene Unterrichtsmaterial ist zu wenig lebendig, nicht demonstrativ.
Andererseits begnügen sich all.gemeinverstän,dlich geschriebene literarische Werke
in der Regel mit Zahlenangaben und Bildern, die dem Lesenden wohl imponieren, besonders
wenn ihm das Gebotene neu ist, ihm aber kein bleibendes Interesse entlocken können,
weil solchem Lehrstoff die Beweiskraft fehlt. Der Lehrstoff muß so gestaltet sein,
daß der Schüler selbst findet, was er sucht, sich selbst ein überzeugendes Bild
von dem Geschehen im All schaffen kann, dann wird solches für ihn ein bleibendes
Wissen werden und von außerordentlich hohem Wert sein für seine Allgemeinbildung
und seine Berufstätigkeit, gleichgültig welcher Art diese auch sei.
-
Man findet im Handel wohl Sternkarten, in Kalendern Angaben über Auf-
und Untergänge der Sonne oder einstellbare Einrichtungen, die den Bestirnten Himmel
in den verschiedenen Jahreszeiten auf zei.g.en; es fehlt aber ein Gerät, welches
alle Vorgänge am Himmel für alle Örter der Erde, für jeden
Tag des
Jahres und für jede Stunde des Tages mit absoluter Genauigkeit nach Ortszeit und
Position anzugeben vermag, wenn man absieht von den großen Planetarien, die nicht
für den einzelnen bestimmt sind.
-
Ein Gerät, das die hier gestellte Aufgabe erfüllen kann, muß: handlich
und billig sein.
-
Ein solches Gerät ist Gegenstand der vorliegenden Erfindung und soll
im nachstehenden näher beschrieben werden.
-
Das Handplanetarium gestattet für jeden Tag des Jahres und für jede
Stunde des Tages die Stellungen der Fixsterne, Sternhaufen, Nebel und Nova-, sowie
die Stellung der Sonne für einen beliebigen Ort der Erde abzulesen. Man kann an
ihm den Kulminationszeitpunkt der Sonne sowie deren Auf- und Untergänge für jeden
Tag des Jahres, füi jeden Ort der Erde feststellen. Es kann ferner ihr Höhestand
am Himmel über dem Horizont für jede Tageszeit für jeden Ort der Erde bestimmt werden.
Dasselbe gilt für die übrigen Gestirne.
-
Es läßt sich ermitteln, ob und zu welcher Zeit ein bestimmter Stern
von einem bestimmten Ort der Erde ausgehend am Firmament sichtbar ist, und es kann
zu seiner Auffindung am Himmel Ort- und Zeitbestimmung mit dem Handplanetarium gemacht
werden.
-
Umgekehrt läßt sich mit dem Handplanetarium feststellen, welcher Stern
ist das, der am Himmel zu bestimmter Zeit, an einem bestimmten Ort der Erde gesehen
wird und zu welchem Sternbild gehört er. Schließlich kann. auch die Bezeichnung
des Sternes nach seinen .griechischen Buchstaben bzw. sein Name ausgemacht werden.
-
Das Handplanetarium erfaßt alle Fixsterne der nördlichen und der südlichen
Himmelshalbkugel bis herunter zur fünften Größenklasse. Es sind außerdem alle Sternhaufen,
Nebel und Novae in ihm aufgenommen.
-
Zur Vervollständigung ist dem Gerät ein Handbuch beigegeben, welches
neben einer Beschreibung, Erläuterungen und Übungsbeispielen Tafeln über die Einheitszeiten,der
Erde, über die Lage von etwa 200 Örtern der Erde nach Weltzeit und Breitengraden,
-über Differenzen »Wahre Zeit« minus »Mittlere Zeit«, über Dauer der Dämmerung in
den verschiedenen Jahreszeiten in verschiedenen Breitengraden, Verzeichnisse über
Doppelsterne, Veränderliche, Nebel, Sternbilder Planeten, Fixsternentfernungen und
andere enthält, wie auch zwei besondere Sternkarten der nördlichen und südlichen
Himmelshalbkugel mit vollständiger Bezeichnung der Sterne, der Jahreszahlen -der
Novae usw.
-
Diese zusätzlichen Angaben, die hier nur unvollständig aufgezählt
sind, sollen dem Schüler eine Ergänzung zu dem sein, was er am Handplanetarium,
zeitlich und örtlich betrachtet, feststellen kann.
-
In der Zeichnung ist das Gerät in Abb. i in Draufsicht im Maßstab
i : i dargestellt. Der Querschnitt dagegen ist in Abb. 2 im Maßstabe 2 : i gezeichnet,
soweit es sich um Dickenmaße handelt. Für diese wurde der Maßstab 2 : i gewählt,
weil sonst die Darstellung keine genügend klare Lesbarkeit bieten würde.
-
Der Handstiel i geht durch die ganze Länge des Gerätes und trägt auf
jeder Seite eine Montageplatte 3 aus Preßstoff. Diese beiden Montageplatten sind
an den äußeren Rändern durch je eine Stahlleiste 2 distanziert und verbunden.
-
Jede der beiden Montageplatten trägt eine aufgeklebte Fotokopie mit
dem Verzeichnis der Sternbilder, einer Einstellskala für den Stundenring, dessen
Bedeutung weiter unten erläutert wird, und andere allgemeine Angaben, und zwar:
die eine Montageplatte für die nördliche Himmelshalbkugel, die andere Montageplatte
für die südliche Himmelshalbkugel.
-
Die Montageplatten haben kreisrunde Vertiefungen zur Aufnahme a) je
eines Stundenringes 4, b) je einer Jahresscheibe 5.
-
Beide, Stundenringe und Jahresscheiben, sind drehbar, und zwar a)
die Stundenringe nur um wenige Winkelgrade, etwa ± 2o Minuten entsprechend, wobei
die Führung durch die Einlassung in die Montageplatten gegeben ist, b) die Jahresscheiben
um eine Achse i i im Zentrum, die auch die Montageplatten und den Handstiel durchdringt
und beiderseitig die Jahresscheibenoberfläche noch überragt (Abb. z).
-
Die Oberflächen der Stundenringe und-der Jahresscheiben liegen in
einer Ebene, und in geringem Abstand über diesen Oberflächen, der gegeben ist durch
den Distanzring 13, liegt eine durchsichtige Platte io aus einem beliebigen Kunststoff,
deren Fläche die Größe der Montageplatte hat und also alle empfindlichen Aufzeichnungen
auf der Montageplatte, dem Stundenring und der Jahresscheibe abdeckt und schützt.
-
Die Einstellung des Stundenringes 4 und der Jahresscheibe 5 erfolgt
durch einen dem Gerät beigegebenen Griffel. Im Stundenring ist ein Loch, an der
Peripherie der Jahresscheibe sind im Umkreis Löcher vorgesehen, in welche der Griffel
zum Zweck der Einstellung eingreift. Die abdeckende Kunststoffplatte hat natürlich
zwei entsprechend lange schlitzartige Durchbrüche, um durch diese hindurch mit dem
Griffel die Bewegung des Stundenringes und der Jahresscheibe tätigen zu können.
-
Die Stundenringe zeigen die Stundenteilung des 24stündigen Tages unterteilt
von 5 zu 5 Minuten. In der Normalstellung steht die Stunde 12 genau, wie es die
Zeichnung zeigt, auf der Längsachse des Gerätes und ist von einem Dreieck umrahmt.
Die Bedeutung dessen wird weiter unten näher erläutert.
-
Die Jahresscheiben zeigen das Netz der Meridiane und Deklinationskreise,
und zwar die Scheibe für die nördliche Himmelshalbkugel von -h 9o° Deklination bis
- 3o° Deklination, und die Scheibe für die südliche Himmelshalbkugel von - go° Deklination
-bis -h 3o° Deklination. Es liegt also eine Überschneidung beider Teile um 3o'°
Deklination vor.
-
An den Peripherien der Scheiben befindet sich ein Skalenring mit der
Numerierung der Meridiane,
wie sie durch den Astronom festgelebt
worden ist, und mit einer Feinunterteilung von 5 zu 5 Minuten. (In der Zeichnung
ist diese Teilung von io zu 20 Minuten dargestellt.) Die Deklinationskreise sind
entsprechend bezeichnet und der Himmelsäquator durch einen dicker gezeichneten Kreis
besonders hervorgehoben. Die Ekliptik ist durch eine gestrichelte Linie in dem Netz
dargestellt.
-
In diesem Netz erscheinen auf blauschwarzem Grund weiß hervorgehoben
alle Fixsterne bis herunter zur fünften Größenklasse, unterschieden durch fünf verschieden
große weiße Punkte, ferner alle Sternhaufen, Nebel und Novae in den auf der Platte
ersichtlichen Zeichen, und zwar sind alle diese Orter natürlich genauestens nach
Rektaszension und Deklination eingezeichnet.
-
An der Peripherie der Jahresscheiben befindet sich außerdem noch eine
Jahresskala, unterteilt nach Monaten und Tagen. Diese Skala korrespondiert genauestens
mit dem scheinbaren Sonnenort. Zum Beispiel ist der scheinbare Sonnenort am 23.
September 1952 um oh Weltzeit: AR lIh 59m 38,40s -f- Dekl. o° 25'q.2,6". Der Teilstrich
der Jahresskala, der dem 23. September oh Ortszeit .entspricht, korrespondiert also
mit dem Meridian 1 Ih 59-38,4s (Rektaszension) und die Deklination -f- o° 25'q.2,6"
ist ein Punkt der Ekliptiklinie. In gleicher Weise ist jeder andere Tag des Jahres
genau nach dem scheinbaren Sonnenort in der Jahresskala markiert. Die Unterteilung
von Teilstrich zu Teilstrich ist also nicht gleich und kann es nicht sein, da infolge
der elliptischen Bahn der Erde deren Umlaufgeschwindigkeit auch nicht gleichbleibend
ist.
-
Der Handstiel i des Handplanetariums wird nunmehr einer näheren Betrachtung
unterzogen: Die Zeichnung zeigt uns auf jeder Seite des Handstiels einen Schieber
(8, 9, 18, i9), die in Schlitzen 6, 7 der beiderseitigen Montageplatten 3 verschiebbar
sind, Mit Hilfe dieser Schieber ist je ein dünner Stahldrahtstiel 12 in Längsachsenrichtun.g
verschiebbar. Jeder dieser Stahldrahtstiele trägt am Ende eine gelbe Scheibe 12',
durch welche die Sonnenscheibe dargestellt wird. Diese ist also in genauer Längsachsenrichtung
mittels der Schieier verstellbar. Die Sonnenscheibe erhält ihre genaue Führung durch
den am Ende rechtwinklig abgebogenen Drahtstiel, der die Sonnenscheibe im Zentrum
durchdringt und in einem Schlitz in der jeweiligen Abdeckplatte io aus Kunststoff
geführt ist. Die Sonnenscheibe ist am Gerät aus fabrikatorischen Gründen übergroß
dargestellt, was jedoch für die genaue Bestimmung ihrer Auf- und Untergänge keine
Einbuße bringt, wie später aufgezeigt wird.
-
Die auf jeder Plattenseite linksseitig vom Handgriff befindlichemit
den Zahlenangaben 2 bis 16 hat folgende Bedeutung: Infolge der verschieden großen
Umlaufgeschwindigkeit der Erde und der dadurch bedingten verschiedenen Tageslängen
im Jahre hat man sich auf eine »Mittlere Zeit« geeinigt, nach welcher unsere Uhren
gehen. Es ergibt sich also eine tägliche Differenz aus »Wahrer Z-it« minus »Mittlerer
Zeit« und hieraus die Folge, daß der Kulminationszeitpunkt der Sonne je nach der
Jahreszeit verglichen mrit der Ortszeit bald vor bald.nach dieser liegt.
-
Durch die Einstellbarkeit des Stundenringes q wird diese Differenz
berücksichtigt, und zwar wird in einer, dem Gerät beigegebenen Tabelle für jeden
Tag des Jahres die Differenz »Wahre Zeit« minus »Mittlere Zeit« angegeben. Bei dem
Gebrauch des Gerätes muß also, um richtige Ortszeiten ablesen zu können, der Stundenring
gemäß den Angaben in der Tabelle eingestellt werden. Zum Beispiel beträgt diese
am 15. April o Minuten, am i i. Februar -1.I,3 Minuten, am 3. November -I-16,4 Minuten
usw. Die Einstellung des Stundenringes tätigt man in der Weise, daß man, um z. B.
-I- 16 Minuten einzustellen, dem Ouerstrich 16 der Skala bis zur Spitze des Dreiecks
16 folgt und von da der Flanke des Dreiecks folgt, bis zum Stundenring. Der lange
Einstellstrich auf dem Stundenring ist an den Ort zu verschieben, den die -'--Flanke
des Dreiecks 16 an der Peripherie des Stundenringes anzeigt.
-
Die Einstellung der Jahresscheibe geht in folgender Weise vor sich:
Man stellt den Teilstrich, der dem gewünschten Tag des Jahres entspricht, sagen
wir dem 23. September, so ein, daß die4zer Teilstrich der Jahresskala an der Spitze
des Dreiecks steht, welches die 12 des Stundenringes umrahmt, vorausgesetzt, daß
der Stundenring selbst auf ± o steht, oder auch man stellt diesen Teilstrich der
Jahresskala so ein, daß er sich mit der Fluchtlinie des Stalildrahtstiels, der die
Sonnenscheibe trägt, deckt. Dann hat man die Jahresscheibe auf den 23. September
einbestellt, und zwar auf den Beginn des bürgerlichen Tages.
-
Stellt man nunmehr auch die Sonnenscheibenmitte, die durch die Spitze
des durchragenden Stahldrahtes 12 kenntlich ist, genau auf die Ekliptiklinie mit
Hilfe des Schiebers 8, 9 ein, so hat man damit den genauen Himmelsort der Sonne
für den Beginn des Tages.
-
Die Einstellung des Stundenringes interessiert in diesem Zusammenhang
noch nicht, sondern erst dann, wenn man die Ortszeit bestimmen will.
-
Die Bestimmung der Ortszeit erfolgt mittels der sogenannten Tagesscheibe
2.I, wobei, wie schon oben erwähnt, der Stundenring richtig lcorrigie.-t einzustellen
ist.
-
Die Tagesscheibe ändert sich mit dem Breitengrad, von dem aus die
Beobachtung des gestirnten Himmels erfolgen soll oder gedacht ist.
-
Für den praktischen Gebrauch genügt es indessen vollkommen, wenn die
auszuwechselnden Tagesschviben von io zu io° Abstand bereitliegen: um für alle Örter
der Erde Bestimmungen vornehmen zu können. Das gilt umsomehr, als man an Hand der
beigegebenen Reduktionstafeln ohne besondere Mühe auf die Zwischenbreitengrade rückschließen
kann, ja diese gestatten auch Rückschlüsse über mehrere Zehnerbreitengrade hinweg.
-
Da jede Tagesscheibe einen doppelten Verwendungszweck hat, nämlich
für die nördliche und südliche Erdhälfte benutzbar ist, so ergeben sich für
die
vollständige Ausrüstung des Gerätes, zehn Tagesscheiben.
-
Selbstverständlich lassen sich Tagesscheiben für jeden beliebigen
Zwischenbreitengrad herrichten, wenn dies besonders .gewünscht sein sollte.
-
Die Tagesscheibe besteht aus einer dünnen, am Rande gebördelten Stahlblechscheibe,
die entsprechend dem Breitengrad, für den sie bestimmt ist, gefenstert wird.
-
Diese Stahlscheibe wird mit zwei Scheiben aus :durchsichtigem Kunststoff
(Vollscheiben) belegt und die nach innen gekehrte eine Seite einer dieser zwei Scheiben
besitzt eine Skala, an welcher die Höhengrade über .dem Horizont ablesbar sind.
Der Zenit z. B. ist in dieser Skala besonders :durch einen kleinen Metallknopf gekennzeichnet,
was die Ablesbarkeit der übrigen Skalenwerte 'erleichtert und beschleunigt. Die
Anordnung von zwei Kunststoffscheiben bietet den vollen Schutz der Skala gegen Verletzung.
-
Über :den durchsichtigen Kunststoffscheiben liegt ferner noch ein
analog gefenstertes papiernes Abdeckblatt, auf dem die Bestimmung der T'agesscheibe
2q. und die wichtigsten Örter der Erde vermerkt sind, die auf bzw. in Nähe des Breitengrades
liegen, für den die Tagesscheibe bestimmt ist, wie dies aus der beigefügten Zeichnung
ersichtlich ist.
-
Der Drehpunkt :der Tagesscheibe, :die für den Gebrauch auf die entsprechende
Jahresscheibe aufzulegen ist, ist ausgebuchst, um der Abnutzung des Kunststoffes
vorzubeugen.
-
Jahresscheibe und Tagesscheibe haben also eine gemeinsame Drehachse
r z und den Abschluß bildet je eine Hutmutter 22, die das Abfallen der Tagesscheibe
beim Umkehren des Gerätes verhindern soll. Die Gewindelochtiefe dieser Hutmutter
ist so bemessen, daß es nicht möglich ist, die Tagesscheibe festzuklemmen (der Grund.
der Hutmutter reicht nicht an :die Oberfläche der Tagesscheibe heran, wenn die Mutter
bis zum Anschlag aufgeschraubt ist), was die Drehung der Scheibe verhindern würde.
-
Schließlich besitzt jede Tagesscheibe 2q. eine aus ihrem Blechteil
geformte Nase 2q.', die als Pfeilspitze die gesuchte Ortszeit auf dem Stundenring
anzeigt.
-
Die Ränder der Fenster der Tagesscheiben bilden den Horizont für den
Beobachterstand, für den die Tagesscheibe ausgelegt ist.
-
Betrachten wir die Form der Fenster für sich, so zeigt uns zunächst
die Zeichnung ein solches für den 6o. Breitengrad. Es ist nicht ein Kreis, sondern
ein Oval2#q.". Für den Beobachter in der Natur erscheint die Horizontlinie für jeden
Ort der Erde als Kreislinie. Auf dem Gerät aber haben nur die Fenster für die Polscheiben
Kreisform. Je weiter der Beobachterstand von den Polen abrückt, umsomehr wird die
Horizontlinie abgeflacht, bis diese für die Tagesscheibe für den Äquator zu einer
geraden Linie wird, die quer über den Drehpunkt des Gerätes verläuft.
-
Die Ursache dieser scheinbaren Unstimmigkeit zwischen Natur und Darstellung
liegt darin, daß in der Natur das Himmelsgewölbe als Hohlkugel erscheint, während
es am Gerät als Fläche zur Darstellung gebracht wird. Der Rand der Fenster verbindet
aber genau die Punkte des Himmelsgenvölbes, die zusammen in der Natur die Horizontlinie
am Himmel beschreibt.
-
Für den 6o. Breitengrad als Beobachterstand erscheint der Südpunkt
des Horizonts (wenn die Tagesscheibe auf der Plattenseite für :die nördliche Himmelshalbkugel
liegt) gerade noch auf der betreffenden Jahresscheibe. Der Südpunkt liegt bei dieser
Tagesscheibe auf - Deklination 3o° und bis dahin reicht diese Jahresscheibe.
-
Bei den Tagesscheiben für Breiten unterhalb -f- 6o° aber wird ein
um so größeres Stück des Südhimmels abgeschnitten, je mehr der Beobachterstand gegen
den Äquator hin verlegt ist.
-
Für die südlichen Breitengrade gilt analog das gleiche, indem bei
ihnen vom Nordhimmel ein bestimmtes Stück abgeschnitten wird.
-
Aber auch das jeweils fehlende Stück des Himmels wird vom Gerät erfaßt,
wenn man die Tagesscheibe auf die jeweils andere Plattenseite auflegt.
-
Um dieses Umlegen aber zu ersparen, sind für die Tagesscheiben, bei
denen nicht der ganze sichtbare Himmel auf einer Seite des Gerätes aufgezeigt wird,
sogenannte Ergänzungsscheiben vorgesehen. Das sind einfache Scheiben mit einem Fenster,
durch das nur das fehlende Himmelsstück sichtbar wird. Die Ergänzungsscheibe wird
auf die jeweils andere Seite des Gerätes aufgelegt.
-
Für den Äquator als Beobachterstand bildet die Tagesscheibe selbst
die Ergänzung, sie braucht nur auf die jeweils andere Seite des Gerätes aufgelegt
zu werden oder aber man benutzt zwei Äquators c 'heiben, um das Umlegen zu ersparen.
-
Es ist also so, daß die Gerade der Äquatorscheibe die Horizontlinie
darstellt, während die Kreislinie des Fensters :den Bogen am Himmel darstellt, der
vom Ostpunkt des Horizonts über einen Punkt am Himmel, der auf 900 -I- 30°
= 12o° über dem Südpunkt des Horizonts liegt, zum Westpunkt des Horizonts verläuft.
Auf jeder Seite des Gerätes erscheint also r2o7i8o des gesamten sichtbaren Teils
des Himmelsgewölbes. Die jeweilige Ergänzung bildet die Kehrseite des Gerätes.
-
In der Draufsicht auf die Tagesscheiben 24 finden wir für die nördlichen
Breitengrade Osten linksseitig und Westen rechtsseitig, wenn der Blick nach Norden
gerichtet ist. Es hat also den Anschein, als seien hier die Himmelsrichtungen Ost
und West vertauscht. Dazu ist zu sagen: In der Natur haben wir die Sterne über unserem
Kopf. Würden wir nun unser Gerät über unseren Kopf halten und gegen die Jahresscheibe
blicken, so finden wir die Analogie mit der Wirklichkeit.
-
Für den Kulminationszeitpunkt :der Sonne gilt der Zeitpunkt, in dem
der Mittelpunkt der Sonnenscheibe durch den Meridian geht. Wollen wir z. B. diesen
Zeitpunkt an unserem Gerät für einen bestimmten Tag des Jahres, sagen wir für den
23. September, nach Ortszeit bestimmen, so: stellen
wir die Jahresscheibe
nicht genau auf den Teilstrich, der diesem Tage entspricht, ein, das wäre ja der
Beginn dieses Datums, sondern auf die 'Titte zwischen den Teilstrichen 23. September
-und 24. September, denn auch die Jahreszeit ist um rund zwölf Stunden vorgeschritten
in dem Zeitpunkt, da die Sonne kulminiert. Sodann stellt man die Sonnenmitte genau
auf die Ekliptiklinie und den Stundenring hätten wir auf -I- 7,5 Minuten nach Angabe
der beigefügten Tafel zu korrigieren. Rücken wir sodann die Tagesscheibe so ein,
daß ihr Skalenstrich die Sonnenmitte schneidet, so zeigt uns der Zeiger der Tagesscheibe
die Ortszeit für den Augenblick der Kulmination der Sonne, nämlich i i Uhr 52,5
Minuten. Den Höhenstand der Sonne lesen wir gleichzeitig an der Skala der Tagesscheike
ab und finden für den 6o. Breitengrad z. B. 30= über dem Horizont.
-
Für den Auf- und Untergang der Sonne wird nach bürgerlichem Gebrauch
der Zeitpunkt gesetzt, in welchem der obere Rand der Sonnenscheike gerade die Horizontlinie
auf Meereshöhe berührt.
-
Wie schon oben erwähnt wurde, ist die Sonnenscheibe auf dem Gerät
aus technischen Gründen übergroß dargestellt und ihr Peripherierand ist daher nicht
geeignet, zum Messen des Auf- und Untergangszeitpunktes zu dienen. Es läßt sich
aber mit absoluter Genauigkeit der Zeitpunkt ablesen, in dem die Sonnenmitte im
Horizont steht. Zu diesem Zweck dreht man die Tagesscheibe so ein, daß die Mitte
der Sonnenscheibe auf dem Ost-bzw. Westfensterrand steht, denn der Fensterrand stellt
die Horizontlinie dar.
-
Will man sehr genau vorgehen, so rückt man auch die Jahresscheibe
an den Punkt zwischen zwei Teilstrichen des betreffenden Datums, der der ungefähren
Tagesstunde :des Auf- bzw. Unterganges der Sonne entspricht.
-
Der Zeiger der Tagesscheibe zeigt jetzt die Ortszeit an, in der die
Sonnenmitte im Horizont steht. Dazu muß nun noch ein bestimmter Zeitbetrag hinzugesetzt
«-erden, wenn der Sonnenuntergang bestimmt werden soll bzw. von der angezeigten
Ortszeit ist der gleiche Zeitbetrag abzuziehen für die Bestimmung des Sonnenaufganges.
Dieser Zeitbetrag entspricht der halben Durchgangsdauer der Sonne durch den Meridian.
Er ist nicht gleich in den verschiedenen Jahreszeiten wegen des Unterschiedes der
scheinbaren Größe des Sonnendurchmessers, der von der Sonnenparallaxe abhängt. Dieser
Zeitbetrag zeigt aber nur geringe Zeitunterschiede, von im Maximum nur 7 Sekunden.
Es genügt vollauf, ihn allgemein mit i Minute einzusetzen, denn Sekundengenauigkeit
kann und soll vom Gerät nicht gefordert werden, wäre auch nicht mehr ablesbar.
-
Für die Beobachtung des Sternenhimmels ist es von Interesse, die Dauer
der Dämmerung im voraus zu kennen.
-
Zu diesem Zweck ist dem Gerät eine Tafel bei-Qe,eben, auf der die
Dauer d°r Nautischen Dämmerung für die verschiedenen Jahreszeiten und für die einzelnen
Breitengrade der Erde ersichtlich ist. Für die Beobachtung des Sternenhimmels interessiert
hier im Hinblick auf den Zweck der Schrift nur der Nachweis, der mit dem Gerät gegebenen
absoluten Genauigkeit. Dieser Nachweis ist aber schon durch die Beschreibung der
Sonnenbeobachtung erbracht.