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Verfahren zur Herstellung geformter -Stoffe aus organischen Faserstoffen
unaer-Anwendungvon-Binrlemtteln_ _ Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur
Herstellung geformter Stoffe, wie Platten, Bahnen, Schichten, Pappen oder sonstiger
Formkörper, Massen. ö.-dgl., bei welchem mechanisch zerfaserter Xylit als Grundstoff
verwendet wird, der, gegebenenfalls zusammen mit Faserstoffen anderer Art, mit Bindemitteln,
Plastifizierungs-, Weichmachungs-oder Gerbmitteln und/oder weiteren Zusatzstoffen
versetzt und nach bekannten Methoden auf Formkörper verarbeitet wird.
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Als Xylite werden die in Braunkohlenflözen und Mooren in riesigen
Mengen vorkommenden, einer völligen Verkohlung entgangenen holzartigen Bestandteile
bezeichnet, die sowohl in stückiger Form als auch in Form von Faserxyliten vorkommen.
Diese aus tertiären Waldungen stammenden lignösen Stoffe sind durch die lange Lagerung
unter Tage in. feuchten-Erdschichten in'ihren Eigenschaften, im Vergleich zu Fasern
aus rezentem Holz, stark verändert worden und zeichnen sich da- . durch aus, daß
ihre Fasern im Gegensatz zu Holzfasern weder schrumpfen noch quellen, was vielleicht
darauf zurückzuführen ist, daß die in den Xyliten enthaltenen natürlichen Harze
im Verlauf des geologischen.Umwandlungsprozesses ihre Aktivität verloren haben.
Die Xylite, die nach älterer Nomenklatur auch als Lignite bezeichnet werden, sind
bisher unverwertet geblieben; sie stellten vielmehr bei der Braunkohlenförderung
und -vierarbeitung einen unerwünschten Abfallstoff dar, der lediglich als minderwertiger,
Brenn stoff verbraucht sowie in den Braunkohlen= gruben als Versatzmaterial verwendet
wurde. Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren werden die bei der mechanischen Zerfaserung
erhaltenen Xylitfasern als Grundstoff für die Herstellung von Pappen, Bahnen, Platten
und sonstigen beliebigen Formkörpern angewandt und ersetzen mit Vorteil hochwertige
Faserstoffe, wie z. B. Holzschliff, und dienen ferner in Kombination mit kautschukartigen
oder
thermoplastischen Stoffen, wie z. B. Polymerisationskunstharzen,
zur Herstellung beliebiger Formkörper.
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Die Xylite werden zunächst unter Anwendung an sich bekannter Vorrichtungen,
gegebenenfalls nach vorheriger Brechung in Brechwerken, einem Zerkleinerungsprozeß
unterworfen, z. B. in, Hackmaschinen oder sonstigen geeigneten Zerschneid- oder
Zerfaserungsmaschinen, wie Schlagkreuzmiihlen, worauf das Material unter Beimischung
von Wasser oder geeigneten harzhaltigen Abwässern und gegebenenfalls Zusatzstoffen,
wie z. B. Leim, gekollert und weiterverarbeitet wird. Die stückigen Xylite können
auch auf den bekannten Holzschleifmaschinen zu einem dem Holzschliff analogen Rohstoff
verarbeitet werden. Anschließend kann eine weitere Zerfaserung' des Materials in
einem Holländer vorgenommen werden, worauf die Xylitfasersuspension gegebenenfalls
nach Zugabe geeigneter Binde-, Plastifizierungs-, Weichmachungs-, Gerbmittel und/oder
weiterer Zusatzstoffe, wie z. B. Farb- und Füllstoffe, auf geformte Stoffe, wie
Bahnen, Blätter, Pappen, Rohpappen, Platten oder Tafeln, Bau- und Isolierplatten,
Kunstholz, Wand-, Boden-oder Dachbelag, wie Dachpappen, oder auf sonstige Formkörper,
wie z. B. Schuheinlegesohlen, sowie auf Massen, wie Fußbodenbelag oder Steinholzböden
verarbeitet werden kann. Es hat sich als zweckmäßig erwiesen, die Xylitfasern im
nassen oder halbtrockenen, feuchten Zustand zu verarbeiten. Unter Verwendung von
kautschukartigen oder thermoplastischen Kunstmassen als Bindemittel kann ein brauchbarer
Werkstoff für Schuhsohlen u. dgl. in beliebiger Stärke hergestellt werden. Hierbei
empfiehlt es sich, .die für den verwendeten Kunststoff üblichen Plastifizierungs-und
Weichmachungsmittel- anzuwenden. Die Produkte aus Xylitfasern und kautschukartigen
oder thermoplastischen Kunststoffen können auch als Kunstleder und Linoleum sowie
zur Herstellung von Prothesen, wie z. B. Schuheinlagen, sowie zur Herstellung sonstiger
gestalteter Formkörper verwendet werden. Aus den oben beschriebenen Bahnen, Blättern,
Pappen und Platten können beliebig geformte Behälter, z. B. durch Kleben oder Leimen
hergestellt oder nahtlos gepreßt oder gezogen werden. Auch für diese Verwendungen
empfiehlt es sich, kautschukartige oder thermoplastische Bindemittel - zu verwenden,
um die an sich schon hohe 7ielifäh.igkeit der Pappen tisw. noch zu erhöhen. Durch
den Zusatz der vorgenannten Kunstharze wird außerdem die Wasserfestigkeit der Produkte
erhöht. Die verfahrensgemäß hergestellten schichtförmigen Gebilde, wie Bahnen, Platten
oder Pappen, können auch als saugfähige und durchlässige Verstärkungs- oder Füllschichten
sowie als Trägerunterlagen zur Einsparung von hochwertigem Material verwendet werden,
wobei die durchlässigen Schichtete gegen -Feuchtigkeit und organische Säuren, wie
z. B. Körperschweiß, mittels gegebenenfalls plastifizierter Kunststoffe, wie z.
B. Polymerisationsprodukte, geschützt werden können. Die durch Zugabe von kautschukartigen
oder thermoplastischen Kunststoffen wärmeformbar gemachten Schichtkörper können
mit ein- oder beiderseitigen Deckschichten, z. B. aus saugfähigen, widerstandsfesten
Papiermassen, versehen werden, wodurch ein für orthopädische Zwecke geeigneter Werkstoff,
z. B. für Einlagen, Prothesen usw., erhalten wird. Durch Anwendung saugfähiger,
weicher Faserstoffe als ein- oder beiderseitige Deckschichten wird ein Werkstoff
erhalten, der zur Herstellung von hygienischen Binden, medizinischen Vorlagen, Schweißblättern
u. dgl. ausgezeichnet geeignet ist. Die erfindungsgemäß hergestellten Formkörper,
wie Pappen oder Platten, können auch als Unterlagen, z. B. als Schüttböden in Getreidespeichern
sowie als Abdeckmittel verwendet werden.
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Als organische Bindemittel kommen in Betracht beliebige kautschukartige
oder thermoplastische Harze oder Kunstharze, wie z. B. Polymerisationskunstharze,
ferner Cellülösederivate, z. B. in Form wäßriger Lösungen, ferner Phenol- bzw. Kresolkondensationsharze,
ferner natürliche Harze, wie Kautschuk, Balata, Guttapercha o. dgl. Diese Bindemittel
können allein oder in Mischung miteinander, in fester Form, z. B. als Ptaver, oder
auch in Lösung oder Dispersion angewandt werden. Zur Verstärkung der Gebilde aus
Xylitfasern sowie um diese wasserabstoßend und beständig gegen organische Säuren
zu machen, sind vor allein wäßrige Dispersionen von Natur- oder Kunstharzen geeignet.
Die kautschukartigen oder thermoplastischen Bindemittel können mit üblichen Plastifizierungs-
oder Weichmachungsmitteln versetzt werden.
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Als Faserstoffe anderer Art, die gemeinsam mit den Xylitfasern verarbeitet
werden können, kommen z. B. Leder- und Haarabfälle, Hanf- oder Flachsschäben, Sisal-
oder Juteabfälle, Holzschliff, Holzmehl, zerkleinerte Rinde, Torffasern, Altpapierfasern,
Faser- und Zellstoffmassen aus Stroh, Gräsern, Pflanzen, z. B. Maisstengeln, Schilf,
Rohr, Seegras, Seetang, Strauchholz oder Holzdurchforstungsmaterial u. dgl. in Frage.
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Die aus den Xylitfasern geformten Stoffe können gegebenenfalls auf
einer oder auf beiden Seiten mit Deckschichten beliebiger Art auf beliebige Weise
versehen werden. So
können z. B. zur Herstellung von Bieruntersätzen
(Bierfilzen) bestimmte Pappen; die erfindungsgemäß unter Verwendung oder Mitverwendung
von Xylitfasern hergestellt worden sind, mit bedruckbaren Deckschichten aus Papier
versehen werden.
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Die vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten der Xylitfasern veranschaulichen
die nachfolgenden Beispiele: i. Durch Schleifen aufbereitetes faseriges Xylitschliffmaterial,
das auf Pappenmaschinen von der _ Formatwalze abgenommen und als Zwischenprodukt
in Schichten übereinandergelegt gerollt mit einem Wassergehalt von etwa 2o °/o zur
Weiterverarbeitung gelagert ist wird im Holländer in viel Wasser aufgelöst und in
üblicher Weise unter Anwendung von hydraulischen Bindemitteln, wie Gips, Zement
o. dgl., auf Bauplatten verarbeitet.
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2. Feuchte Faserxylite werden holzwolleähnlich auf etwa 5o cm Länge
zerschnitten, und mit hydraulischen Bindeintteln auf Magnes#-Zement- bzw. Gipsbauplatten
verarbeitet.
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3. ioo kg feucht gekollert aufgeschlossene Xylite werden feucht mit
ioo kg Holzschliff im Holländer gemischt und, wie üblich, unter Anwendung von Bindemitteln
auf Bauplatten verarbeitet.
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An Stelle von Holzschliff können auch ioo kg, wie üblich, nach dem
Kochverfahren mit -Luge aufbeschläs-series -Altpapier--angewandt werden.
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d.. 15P kg feucht gekollert aufgeschlossene Xylite werden feucht mit
5o kg Torf gemischt und mit etwa 15 kg Gips als Bindemittel nach bekannten Methoden
auf Bauplatten verarbeitet.
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5. Feucht gekollerter, auf Vorrat gearbeiteter aufgeschlossener Faserxylit
wird mit einem Mindestwassergehalt von etwa 2o °% gelagert, feucht dem Holländer
in viel Flüssigkeit einverleibt und nach üblichen Methoden unter Anwendung- von
Binde- und/oder Imprägniermitteln auf Rohpappen verarbeitet.
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6. ioo kg feucht zerfasert aufgeschlossene Xylite werden feucht mit
ioo kg Torffasern, gegebenenfalls unter Anwendung von Bindemitteln, nach üblichen
Methoden gemischt und auf Rohpappen verarbeitet.
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7. Gekollerte feuchte Xylite werden . als nicht quellender und nicht
schrumpfender, saugfähiger, laugebeständiger Füllstoff mit Magnesit und Chlormagnesiumlauge
gemischt und nach üblichen Methoden auf Steinholzböden verarbeitet, die sich nicht
werfen und auch nicht rissig werden.
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An Stelle von Magnesit und Chlormagnesiumlauge können hydraulische
Bindemittel, wie Gips, Zement o. dgl., zusammen mit Polyvinylverbindungen, z. B.
Polyvinylacetat, in Form einer wäßrigen Dispersion angewandt werden und die erhaltenen
Massen, gegebenenfalls unter Anwendung von Hitze" auf Baumaterialien, wie z. B.
Kunstholz oder Platten, verarbeitet et sowie als Belagmassen verwendet werden.)
8. go kg feuchte Xylite werden mit io kg in Wasser angefeuchteter Baumrinde
gekollert, in üblicher Art mit Zusätzen, wie z. B. Netzmitteln, und etwa -25 kg
Gips gemischt und mit Strangpressen zu Kunstholz, wie z. B. Kantholz, verformt.
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g. ioo kg feucht gekollert aufgeschlossene Xylite werden feucht mit
ioo kg Holzschliff im Holländer gemischt und, wie üblich, auf Pappen verarbeitet,
die mit weißen, für Farbendruck geeigneten Papierdeckschichten versehen und auf
Bieruntersätze verarbeitet werden.