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Die
Erfindung betrifft Mutanten von gp120 und deren Verwendungen.
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Es
ist bekannt, dass in die Wechselwirkungen zwischen dem CD4 der Zielzellen
und dem gp120 von HIV konservierte gp120-Bereiche, insbesondere
ein Tryptophan (W) in Position 427 gemäß der Aminosäurennummerierung
von Kwong et al. (Referenz (1) in der bibliographischen Liste am
Ende der Anmeldung), involviert sind.
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In
dem Artikel von Misse et al (2), von dem bestimmte Mitverfasser
Miterfinder der vorliegenden Anmeldung sind, wurde gezeigt, dass
eine stabile Struktur, eine so genannte konservierte gp120-Struktur,
welche in der Zone C1, und zwar der amphipathischen Helix α1, enthalten
ist, in die Wechselwirkungen mit dem CD4-Rezeptor involviert ist. Darüber hinaus
hat die Konstruktion von gp120 ohne -Helix α1 gezeigt, dass eine Wechselwirkung
mit der Zielzelle, insbesondere mit dem CXCR4-Rezeptor, einem Chemokinrezeptor
auf den Lymphozyten, weiterhin möglich
bleibt.
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Durch
Induzieren von spezifischen punktuellen Mutationen in den konservierten
Strukturen von gp120, insbesondere der -Helix α2, haben die Erfinder die durch
diese Strukturen bei den Wechselwirkungen mit den Zielzellen gespielte
essentielle Rolle, sei es eine direkte oder indirekte, ermitteln
können.
Denn die durch eine eingebrachte Mutation hervorgerufene trans-Konformation
dieser Strukturen ermöglichte
es, wie in den Beispielen veranschaulicht, Bereiche, die normalerweise
versteckt sind und die in diese Wechselwirkungen involviert sind,
zu demaskieren und auf diese Weise Moleküle zur Verfügung zu stellen, die in der
Lage sind, als Impftarget zu dienen.
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Die
Erfindung betrifft daher Mutanten von gp120, die dadurch gekennzeichnet
sind, dass sie in der Helix α2
von gp120 eine Mutation eines Tryptophanrests in Position 338 zu
einem Serinrest tragen.
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Diese
Mutation befindet sich in einem Bereich von gp120, welcher der Wechselwirkungskavität mit CD4
entspricht.
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Diese
einzige Mutation vermag es ein gänzliches
Ausbleiben der Zellverschmelzung zu induzieren, wenn man CD4+-Zielzellen in die Gegenwart von CXR4' und Zellen, die
das W338S mutierte gp120 exprimieren, bringt.
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Der
Virus, der durch eine Hülle
ergänzt
ist, welche die Mutation W338S auf dem Niveau von gp120 trägt, ist
nicht mehr in der Lage die Zellen zu infizieren (siehe 1).
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Da
W, wie bereits erläutert,
einen Teil der konservierten Struktur α2 darstellt, befindet sich diese
Aminosäure
folglich in der zweiten Tasche, welche aromatische Reste und hydrophobe
Reste enthält.
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Diese
Mutation weist daraufhin, dass diese Struktur in die Wechselwirkung
mit den Co-Rezeptoren, beispielsweise CXCR4, angesichts von biologischen
Ergebnissen, involviert ist.
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Die
Erfindung betrifft insbesondere die Mutanten von gp120, welche – neben
der Mutation W338S – eine
Mutation in der Helix α1
von gp120 von Tryptophanresten an den Positionen 96 und 112 zu Serinresten tragen.
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Eine
derartige Mutation induziert ein gänzliches Ausbleiben der Zellverschmelzung.
Die im Folgenden im Beispielabschnitt erläuterten Zellverschmelzungstest
zeigen folglich, dass die Substitution von W112S die Bildung von
Synzytien zwischen HeLa-Tat-Zellen (die ein diese Mutation enthaltendes
gp160 exprimieren) und HeLa P4-Zellen aufhebt. Darüber hinaus
ist ein Virus, der diese Mutation ent hält, unfähig menschlische Lymphozyten
zu infizieren. Eine Substitution dieses W (aromatischer bizyklischer
Rest) durch einen aromatischen (monozyklischen) Rest verringert
diese Funktionen, unterdrückt
diese jedoch nicht.
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Darüber hinaus
ist bei derartigen Mutanten die Wiedererkennung durch Antikörper, welche
für die
von Cordonnier et al (3) definierte CD4-Bindungsstelle spezifisch
sind, stark verringert.
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Diese
Ergebnisse zeigen folglich, die von der konservierten Struktur der
Helix α1
für die
Bindung an CD4 gespielte Hauptrolle.
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Zusätzlich zu
der Mutation in Position 112, können
derartige Mutanten ebenfalls eine Mutation von F in Position 383
zu Alanin und gegebenenfalls des Tryptophans in Position 427, welches
durch ein Glyzin ersetzt wird, und/oder des Tryptophans in Position
479, welches durch eine nicht-aromatische Aminosäure ersetzt wird, und zwar
Serin, aufweisen.
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Die
in (1) veröffentlichten
kristallographischen Daten haben es einerseits ermöglicht die
Position der Helix α1
von gp120 in dieser dreidimensionalen Struktur und andererseits
der Tryptophanreste zu visualisieren.
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Diese
Daten haben die Ergebnisse der bereits erläuterten biologischen Experimente
bestätigt.
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Insbesondere
befindet sich W 112 in der hydrophoben Tasche, welche als Wechselwirkungstasche von
gp120 mit CD4 beschrieben wird; diese Tasche wird durch einen „Cluster" aus aromatischen
Resten gebildet, der mit einem anderen aromatischen Rest dem F43
von CD4 interagiert. Darüber
hinaus kristallisiert sich durch diese Studien heraus, dass die
Tryptophanreste eine strategische Position in dieser Tasche besitzen.
Folglich wird jede Mutation eines von ihnen diese „Kavität" destabilisieren
und jede Bindung mit dem F43 von CD4 verhindern.
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Dadurch,
dass die erfindungsgemäßen Mutanten
es ermöglichen
die Rolle der konservierten Strukturen zu untersuchen, schaffen
die erfindungsgemäßen Mutanten
eine neue Art und Weise sich mit den Wechselwirkungen zwischen infektiösen Substanzen
und Zielzellen auseinander zu setzen. Ein besseres Verständnis der
Funktionalität
der unterschiedlichen, konservierten Strukturen, welche in die Wechselwirkungen
zwischen pathogenen Substanzen und Zielzellen involvierten sind,
ermöglicht
nämlich
die Entwicklung von therapeutischen oder immunisierenden Molekülen gegen
HIV.
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Die
Erfindung macht sich die Identifizierung dieser Wechselwirkungstaschen
zu nutzen und zielt auf Verbindungen ab, die geeignet sind CD4 nachzuahmen
und die folglich inhibierende Eigenschaften hinsichtlich gp120 aufweisen.
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Sie
betrifft ebenfalls extrazelluläre
Schleifen von Co-Rezeptoren nachahmende Peptide, die in der Lage
sind in den genannten hydrophoben Taschen unterzukommen.
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Die
Erfindung betrifft ebenfalls Peptide, die in der Lage sind die bereits
erläuterten
konstanten Bereiche von gp120 nachzuahmen und geeignet sind Kandidaten
wie Impfstoffe darzustellen. Die Erfindung stellt daher Modelle
zum Entwerfen derartiger Kandidaten zur Verfügung.
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Darüber hinaus
ist es, durch das Vornehmen von Mutationen auf der ersten Kavität möglich Transformationen
von gp120 zu induzieren, welche eine bessere Exposition der zweiten
Kavität,
und infolgedessen von gp120 in der Eigenschaft als Antigen ermöglichen
Vorteilhafterweise erhält
man dadurch eine auf diese konstanten, gewöhnlicherweise versteckten Bereiche
angepasste Immunantwort.
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Durch
derartige Transformationen ist es ebenfalls möglich Dissoziationen zwischen
gp120 und gp41 zu induzieren. Wie in den im Folgenden gezeigten
Beispielen bewiesen wird, wird keine Verschmelzung beobachtet, wenn
man Viren verwendet, die durch ein gp160, welches eine Mutation
auf dem Niveau von gp120 trägt,
er gänzt
sind, während
das für
die Verschmelzung verantwortliche Glycoprotein gp41 ist. Die Mutation
auf gp120 stellt folglich ein Ziel zum Verhindern der Verschmelzung
des Virus dar. Folglich werden Schlüssel-Epitope zum Verhindern
einer HIV-Infektion
zur Verfügung
gestellt.
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Weitere
Merkmale und Vorteile der Erfindung werden in den folgenden Beispielen
aufgezeigt, wobei auf die 1 bis 8 verwiesen
wird, von denen
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1 die
Ergebnisse der Infektivitätstests
der Pseudoviren HIV-1, die durch eine Hülle ergänzt sind, welche die erfindungsgemäßen Mutationen
auf dem Niveau von gp120 trägt,
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2 die Kristallstruktur von gp120,
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3 die
Ergebnisse der Test der biologischen Aktivität von rgp120 mit einem polyklonalen
Kanninchen-Anti-gp120-Antikörper,
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4 die
Reaktivität
von rgp120 mit AcM CG10,
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5 die
Reaktivität
von rgp120, welches auf CD4 mit AcM CG10 komplexiert ist,
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6 die
Reaktivität
von rgp120 mit AcM 4.8d,
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7 die
Reaktivität
von rgp120, welches auf CD4 mit AcM 4.8d komplexiert ist, bzw.
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8 die
Reaktivität
von rgp120 mit AcM 17b,
veranschaulichen.
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Beispiel: Gewinnung und Studium der Mutanten
von gp120.
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Diese
Mutanten von gp120 wurden in mehreren biologischen Systemen getestet.
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(i)
die Zellverschmelzung (auf der Oberfläche der Zellen mutierte Hüllen), (ii)
die viralen Infektionen (durch mutiertes gp120 ergänzte Pseudoviren),
(iii) Topologieanalyse dieser mutierten gp120 durch unterschiedliche
monoklonale Antikörper,
welche unterschiedliche Epitope von gp120 in den „CD4-Bindungsstellen" erkennen, und (iv)
Analyse von gp120 über
kristallographische Daten.
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Diese
Experimente wurden unter Verwendung der folgenden Materialien und
Verfahren durchgeführt.
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Plasmide, Antikörper und Pseudoviren
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Das
pHXB2ENV-Plasmid (Kode für
die Hülle
gp160 von HIV-IIIE), das pCMVrev-Plasmid (Kode für das Rev-Protein unter Kontrolle
des CMV-Promotors), und der monoklonale Antikörper 902 (welcher gegen die Schleife
V3 von gp120 gerichtet ist), wurden vom NIH AIDS Research and Reference
Reagent Program (EU) erhalten. Der Pseudovirus pNL4-3env-GFP wurde
vom Dana-Farber Cancer Institute, Boston, EU, geliefert. Dieses
Plasmid enthält
das Genom von HIV-1 NL4-3, das aus dem Env-Gen gelöscht wurde,
sowie eine Substitution des Nef-Gens durch das Gen, welches das
Protein GFP (Green Fluorescent Protein) kodiert.
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Gezielte Mutagenese in der Helix α1 von gp120
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Um
die in der helicalen α1
Struktur von gp120 vorliegenden Reste W zu untersuchen, wurde der NdeI-HincII-Bereich
des gp120 kodierenden Gens rekonstruiert. Hierfür hat man ein Oligonukleotid
verwendet, in welches zwei von der Helix α1 (2) umgebene Restriktionsstellen
(HpaI et HindIII) eingeführt
wurden. Die Helix α1
von gp120 besitzt zwei Tryptophanreste (W96 et W112) (4). Die Stellen
HpaI und HindIII haben es ermöglicht,
für jedes
Konstrukt ein HPaI-HindIII Fragment des Wildtyps gegen ein mutiertes
HpaI-HindIII-Fragment auszutauschen. Die Mutationen wurden entweder
gleichzeitig an beiden W oder an einem Tryptophan vorgenommen. Die
gezielte Mutagenese wurde durch das Verfahren mit überlappenden,
zwischen der HpaI- und HindIII-Stelle des Plasmids pBS eingeschlossenen
Oligonukleotiden durchgeführt.
Die folgende Tabelle 1 gibt nur die Oligonukleotide an, welche die
gewünschte
Mutation enthalten. Tabelle 1
Mutanten | Oligonukleotide |
96W/S | 5AAC GTC ACA GAA AAT TTT AAC ATG AGT AAA
AAT G3 |
112W/S | 5GAT ATA ATC AGT TTA TCT GAT CAA AGC3 |
96W | 5AAC GTG ACA GAA AAT TTT AAC ATG TGG AAA
AAT G3 |
112W | 5GAT ATA ATC AGT TTA TGG GAT CAA AGC3 |
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Zell-Zell-Verschmelzung
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Die
Expressionsvektoren, welche die unterschiedlichen Hüllen gp160
(pHXB2ENV, 500ng) enthalten, wurden co-transfiziert mit 500 ng von
pCMV-rev in HeLa-Tat-Zellen.
Das verwendete Transfektionsverfahren war die in (2) beschriebene
Lipofektion (Lipofectamin, GIBCO).
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pCMV-rev
ist notwendig um die Expression des in dem pHXB2-ENV-Plasmid vorliegenden
ENV-Gens zu aktivieren. Die transfizierten Zellen wurden anschließend, wie
in (2) beschrieben in eine Co-Kultur mit HeLaP4-Zellen (CD4-LTR
LacZ) eingebracht.
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Expression von mutiertem gp120 auf der
Zelloberfläche
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Die
verwendete Transfektionstechnik war die gleiche wie die im Fall
der Zell-Zell-Verschmelzung
verwendete.
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Vierundzwanzig
Stunden vor der Co-Transfektion wurden die HeLa-Tat-Zellen in mit
Glasplättchen
(12 mm Durchmesser) abgedeckten Mulden mit einem Durchmesser von
3,5 cm eingebracht. Die Zellen wurden 48 Stunden nach der Co-Transfektion mit
Acm 902 (welches gegen die Schleife V3 von gp120 gerichtet ist)
mit einer Konzentration von 10 μg/ml
inkubiert. Diese Inkubation wurde in Ge genwart von 0,1% Natriumazid (NaN3) und in PBS-Puffer durchgeführt. Nach
2 Waschvorgängen
mit PBS 0,3% BSA/0,1 NaN3 wurden die Zellen
anschließend
mit einem Texas-red-(DNA-Sonde)-markierten Mäuse-anti-IgG-Antikörper inkubiert.
Nach 3 extensiven Waschvorgängen
wurden die Zellen während
2 Minuten mit einer Ethanol-Aceton-(1:2)-Mischung fixiert. Nach
dem Anbringen der Glasplättchen
auf Streifen mit Mowiol, wurden die Zellen mittels konfokaler Mikroskopie
untersucht.
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Dosierung von p24 durch ELFA (Enzyme linked
fluorescent assay)
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Die
Dosierung von p24 wurde mit einem automatischen VIDAS VIH DUO System
(BioMérieux)
durchgeführt.
Dieser Test beruht auf einer gleichzeitigen Detektion der p24-Antigenämie und
von anti-HIV-1- und anti-HIV-2-Antikörpern. Das Prinzip des Tests
assoziiert zwei immuno-enzymatische Reaktionen mit einer Fluoreszenzdetektion.
Dieser Test ist mit einem Einwegkegel ausgestattet, der sowohl als
Festphase als auch als Pipetiersystem dient. Im unteren Teil des
Kegels sind drei Synthesepeptide (gp41, gp36 und ein spezifisches Peptid
des O-Typs) angebracht, die an mit alkalischer Phosphatase markierten
Acm von Mäuse-anti-human-IgG
konjugiert sind. Im oberen Teil des Kegels sind Acm-anti-p24 angebracht.
Während
der Durchführung des
Tests, wird ein biotinylierter Kanninchen-anti-p24-Antikörper vom
(konjugiert an alkalische Streptavidin-Phosphatase) gleichzeitig
mit der Probe zugegeben. Das Substrat 4-Methyl-Ombelliferyl-Phosphat
ermöglicht
es die Fluoreszenz zu messen, welche proportional zu der in der
Probe vorliegenden Menge an Ac anti-HIV und/oder Ag p24 ist. Die
Reaktion tritt in 90 Minuten auf und die Fluoreszenz wird mit einem
spezifischen Lesegerät
für den
VIDAS-Test (Wellenlänge
450 nm) ausgelesen.
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Infektionen von menschlichen Lymphozyten
mit durch Komplementation erhaltenen, mutierte Pseudoviren
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Die
293-Zellen wurden mit 10 μg
des Pseudovirus pNL4-3 GFP, 2 μg
des pHXB2-Plasmids
ENV (unterschiedliche Mutationen im SU gp120 enthaltend oder nicht enthaltend)
und 1,5 μg
des CMV-rev-Plasmids transfiziert. Hierfür wurde das Calciumphosphat-Transfektionsverfahren
verwendet. Achtundvierzig Stunden nach der Transfektion wurden die Überstände der
Zellen entnommen, gefiltert und bei –80 °C bis zur Verwendung konserviert.
Eine p24-Messung wurde anschließend
an diesen unterschiedlichen Überständen durchgeführt. Menschliche
Lymphozyten, welche vorab 3 Tage lang mit 10 μg/ml PHA (Phytohemaglutinin),
50 U von IL-2 in einem RPMI-1640-10% FCS-Nährmedium (fötales Kälberserum) stimuliert wurden,
wurden mit den unterschiedlichen Überständen der transfizierten 293-Zellen (welche eine
identische p24-Konzentration enthalten) inkubiert.
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Die
infektiöse
Kapazität
der unterschiedlichen Überstände wurde
mit Fluoreszenzmikroskopie (Expression des GFP-Proteins in den Lymphozyten)
visualisiert und über
die p24-Dosierung (periodisch alle 3 Tage fortgesetzt) in den Überständen der
infizierten Lymphozytenkulturen bestimmt.
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Strukturanalysen
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Die
Struktur des aus dem gp120-Kern, den zwei ersten CD4-Domainen und
dem Fab-Fragment des neutralisierenden Antikörpers 17b gebildeten Komplexes
wurde kürzlich
durch Röntgen-Kristallographie
(1) bestimmt. Diese Struktur wurde in der Proteindatenbank (pdb)
unter dem Zugriffskode "Igc1" hinterlegt. Die Strukturkoordinaten
dieses Komplexes wurden mit Insight I Software (MSI für molekulare
Simulationen) auf der graphischen Station O2 (Silicon
Grafic O2) analysiert. Die Visualisierung
und die Modellierung der gp120- und CD4-Domainen erfolgte unter
Verwendung des Programms Discover (MSI) unter einer Insigth II-Umgebung.
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Ergebnisse
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Fusiogene Kapazitäten der gp160-Hülle
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Um
fusiogene Kapazitäten
der unterschiedlichen gp160-Hüllen,
welche auf der Oberfläche
der HeLa-Tat-transfizierten Zellen exprimiert sind, zu ermitteln,
wur den diese Zellen in eine Co-Kultur mit HeLa P4-Zellen (CD4 LTR
LacZ) eingebracht. Die erhaltenen Ergebnisse werden in der folgenden
Tabelle 2 gezeigt.
Mutationen
von gp120 | Prozentsatz
der Fusionsfokusse |
Wildtyp | 100%
(etwa 1500 Fusionsfokusse/-mulden) |
96W/S
und 112W/S | 0% |
96W/I
und 112W/I | 0% |
96W/S | nicht
bestimmt |
112W/S | 0% |
427W/S | 0% |
338W/S | 0% |
Kontrolle | 0% |
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Bei
der Untersuchung dieser Ergebnisse stellte sich heraus, dass die
gleichzeitige Mutationen der beiden Tryptophanreste der Helix α1 (W96 et
W112) zu Serin die gp160-Hülle
außerstande
setzen Syncytien zwischen den Zellen zu induzieren. Das gleiche
Phänomen
wird bei einer gp160-Hülle
beobachtet, welche die punktuelle Mutation 112 W/S und/oder 338
W/S aufweist. Dagegen reduziert die Substitution eines Tryptophanrests
(W) durch einen aromatischen Phenylalaninrest (F), mit einer nahen
Hydrophobizität,
die fusiogenen Kapazitäten
der mutierten Hüllen
um etwa 50%. Man kann feststellen, dass dieses Phänomen unabhängig von dem
Konstrukt, nur beobachtet wird, wenn der Rest W112 und/oder der
Rest W338 involviert ist (sind), wodurch die biologische Bedeutung
dieses oder dieser Reste im Verhältnis
zu der Gruppierung W96 (im Rahmen dieser Experimente) angezeigt
wird. Alle diese Ergebnisse wurden mit denen verglichen, welche
mit einer gp160-Hülle
des Wildtyps erhalten wurden (in der man etwa 1500 Fusionsfokusse
beobachtet). Die Negativkontrolle wurde in eine Co-Kultur von nicht
transfizierten HeLa-Tat-Zellen mit HeLa P4-Zellen eingebracht (kein Fusionsfokus
wurde beobachtet).
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Diese
Ergebnisse zeigen, dass der Rest W112 und/oder der Rest W338 in
die gp120-Zielzellen-Wechselwirkungen involviert ist (sind), welche
dem Phänomen
der Zellverschmelzung vorangehen.
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Expression von gp120-Proteinen auf der
Zeltoberfläche
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Gp120
wurde durch gegen die Schleife V3 von gp120 gerichtetes Acm 902
detektiert. Letzteres wurde anschließend durch ein an Texas-red
gekoppeltes Mäuse-anti-IgG entwickelt. Es
stellte sich heraus, dass sowohl das gp120 des Wildtyps als auch
das 112W/S-gp120 auf der Oberfläche
der Zellen exprimiert werden. Die Inkubation des Antikörpers 902
mit nicht-transfizierten HeLa-Tat-Zellen gibt kein Signal.
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Infektiöse Kapazitäten der ergänzten Pseudoviren
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1 zeigt
die Veränderung
der p24-Rate in den Überständen der
Lymphozyten (vorab mit 10 μg/ml PHA
und 50 U/ml IL2 aktiviert), welche mit
- – dem durch
gp120 des Wildtyps ergänzten
Pseudovirus (Linie -•-)
- – dem
durch mutiertes gp120 (gp120 112W/S) ergänzten Pseudovirus (Linie -o-)
- – dem
durch mutiertes gp120 (gp120 338W/S) ergänzten Pseudovirus (Linie -∎-)
zusammengebracht
wurden.
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Im
ersten Fall verringert sich die p24-Rate zuerst, um (ab dem zehnten
Tag nach der Infektion) beträchtlich
anzusteigen, was die Anwesenheit eines neu synthetisierten, durch
die virale Infektion erzeugten p24 beweist.
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In
dem zweiten Fall verringert sich die p24-Rate schrittweise um am
zwanzigsten Tag (nach dem in Kontakt bringen) vollständig zu
verschwinden. Dank der Mutation 112 W/S von gp120 hat folglich keine
Infektion der Zellen stattgefunden. Diese Tatsache wurde durch das
Fehlen der Expression des GFP-Proteins in den mit dem 112 W/S und/oder
338 W/S mutierten Virus inkubierten Zellen bestätigt (Visualisierung durch
Fluoreszenzmikroskopie).
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Das
Fehlen einer Infektion der Zellen im letzt genannten Fall kann durch
das Fehlen einer Syncytienbildung erklärt werden, welche vorher mit
Zellen, die auf ihrer Oberfläche
gp120 112 W/S und/oder gp120 338 W/S exprimieren, visualisiert wurde.
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Dreidimensionale Analyse und
strukturelle Lokalisierung der vorgenommenen Mutationen
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Die
Kristallstruktur des Komplexes gp120-CD4-17b Fab wurde kürzlich mit
einer Auflösung
von 2,5 Å bestimmt
(3) (2).
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Die
Koordinaten dieser Struktur wurden mit Hilfe der Software Insight
II bestimmt, welche es ermöglicht
die Aminosäuren
im dreidimensionalen Zusammenhang viel besser aufzulösen als
die Vorhersagemodelle, welche ursprünglich unser Vorhaben waren.
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Die
Analyse der Kristallstruktur des Komplexes gp120-CD4 beweist eine
reduzierte Zahl von Resten, welche das Interface zwischen den zwei
Proteinen bilden. Die Hauptwechselwirkung zwischen gp120 und CD4 ist
in einer hydrophoben Tasche lokalisiert, wobei die Aminosäure W427
von gp120 und der F43-Rest von CD4 (Wyatt et Coll., 1998) involviert
sind.
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Darüber hinaus
ist W112, wie in 3 gezeigt, in dieser an aromatischen
Resten reichen Kavität
strategisch lokalisiert und interagiert direkt mit F43 von CD4.
Der F43-Rest ist in der Mitte dieser Tasche untergebracht und interagiert
direkt mit W112. Die Wechselwirkung von W112 mit F43 und W427 ermöglicht es
die ganze hydrophobe Tasche zu stabilisieren. Es sei angemerkt,
dass W112 und W427 in einem Abstand von kleiner oder gleich 5 Å zueinander
angeordnet sind, was anzeigt, dass die beiden Tryptophanreste im
Stande sind erheblich miteinander zu interagieren.
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Diese
Wechselwirkung kann durch Stapelung von aromatischen Ringen zwischen
diesen beiden Resten oder durch eine Dipol-Dipol-Bindung zustande
kommen. Darüber
hinaus können
sich diese Abstände
in der Realität – unter
Berücksichtigung
von dynamischen Aspekten der molekularen Wechselwirkungen in vivo – als viel
geringer herausstellen.
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Die
Kristallanalyse ermöglichte
es darüber
hinaus heraus zu finden, dass W338 der Helix α2 im Stande ist, eine Hauptrolle
bei der Stabilität
der zweiten Kavität
(von insgesamt 2 im Inneren von gp120 inbegriffenen Kavitäten), welche
durch hydrophobe und aromatische Reste ausgebildet wird, zu spielen.
Unter diesen Bedingungen kann diese Kavität als für die Wechselwirkungen mit
gp120 und den Co-Rezeptoren,
beispielsweise CXCR4, maßgeblich
betrachtet werden.
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STRUKTUR:
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ELISA-Studie: Bindung von gp120 lediglich
auf löslichem
CD4
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Die 4 bis 8 veranschaulichen
die Reaktivitätsergebnisse
von rpg120 des Wildtyps, gp120ΔαHX1 et gp120α3 W338S mit
AcM CG10 (4), AcM 4.8d (6)
und AcM 17b (8): In diese Proben wurde rgp120
in einer Konzentration von 1 μg/ml
eingebracht. AcM wurde in den auf der x-Koordinate angegebenen Konzentrationen
eingebracht. Die 5 und 7 zeigen
die Reaktivitäten
dieser rpg120-Komplexe auf CD4 mit AcM CG10 (5) und Acm
4.8d (7): In diesen Proben wurde rpg120 in einer Konzentration
von 1 μg/ml
eingebracht. Die CD4-Konzentration beträgt 20 μg/ml und AcM wurde in den auf
der x-Koordinate angegebenen Konzentrationen eingebracht.
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Diese
Mutation induziert eine trans-Konformation, die eine bessere Exposition
den monoklonalen, gegen die Epitope CD4i (CD4 induziert) gerichteten
Antikörper
17b, 4.8d und G10 (4, 5, 6, 7 und 8),
wobei die Epitope nach der Bildung von gp120 an CD4 demaskiert sind.
Diese trans-Konformation konnte in einem ELISA-System detektiert werden, welches wie
folgt durchgeführt
wurde:
- 1. Der Boden der Mulden wurde mit löslichem
CD4 (Referenz NIH) oder mit den gegen ein lineares Peptid des C-terminalen
Bereichs von gp120 gerichteter Antikörpern Aalto D7324 (welcher
ein Ziegen-Antikörper ist)
versehen (wobei diese Antikörper
die trans-Konformation zum Erwirken des Demaskierens der Epitope CD4i
nicht induzieren).
- 2. Nach der Sättigung
mit BSA 3%, wird gp120 mit CD4 oder mit dem Antikörper D7324
bei 37 °C
während einer
Stunde inkubiert.
- 3. Nach 2 Waschvorgängen,
wird einer der AcM-anti-CD4i (17b oder 4.8d oder CG10) mit dem vorab
angebrachten gp120 (des Wildtyps oder der Mutante) während einer
Stunde bei 37 °C
inkubiert.
- 4. Die Antikörper
CD4i werden mit einem mit Peroxydase (POD) konjugierten anti-IG-Antikörper entwickelt.
- 5. Die Intensität
der Reaktion wird in dem ELISA-Lesegerät nach Abbruch der Reaktion
ausgelesen.
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Das
durch die Kontrollen (Zellen ohne gp120) angezeigte Hintergrundrauschen
wird von den Ergebnissen der experimentellen Punkte abgezogen.
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Anmerkung:
Eine Kontrolle wird mit gp120 gemacht, welches durch einen gegen
gp120 gerichteten, polyklonalen Kanninchen-Antikörper detektiert wird (3).
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Die
mit ELISA durchgeführten
Experimente haben es ermöglicht
zu bestätigen,
dass tatsächlich
AcM anti-CD4i 17b und 4.8d besser gp120 des Wildtyps und mutiertes
gp120 erkennen, wenn es mit löslichem
CD4 assoziiert ist, wodurch das Demaskieren der Epitope ermöglicht wird.
Während
AcM CG10 überhaupt
nicht gp120 des Wildtyps, welches nicht mit CD4 komplexiert ist,
erkennt, erkennt dieses AcM mutiertes gp120 ohne dass es mit CD4
komplexiert ist.
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Interpretation:
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Die
Mutation W338S auf gp120 induziert das Demaskieren der Epitope CD4i,
insbesondere der durch ACM CG10 erkannten Epitope.
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Diese
Ergebnisse sind wichtig, da diese Mutation aus diesem Mutanten einen
guten Impfkandidaten macht, der die maskierten Epitope bei den infektiösen Viren
entlarvt.
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FACS-Studien: Gleichzeitige Bindung von
gp120 auf mindestens 2 Rezeptoren, die auf der Oberfläche von Zellen
der CEM-Lymphozyten-Linie, CD4 und CXCR4 vorliegen.
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Um
zu überprüfen, dass
gp120 sich auf CD4 bzw. CXCR4 anlagert, wurde das folgende Experiment durchgeführt: Die
CEM-Zellen wurden zuerst mit gp120 inkubiert, dann mit monoklonalen
Antikörpern
gegen den Rezeptor CD4 (AcM OKT4a FITC von ORTHO Diagnostic) und
gegen den Rezeptor CXCR4 (AcM 12G5 von Pharmingen) und anschließend mit
geeigneten Mäuse-anti-IgG-Antikörpern inkubiert.
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In
Tabelle 3 wird die durchschnittliche Fluoreszenzintensität von auf
CEM CD4+/CXCR4+-Zellen angelagertem und durch AcM-anti-CD4 erkanntem
gp120 angegeben. Tabelle 3
Antikörper AcM
anti-CD4i | Durchschnittliche
Fluoreszenzintensität
von auf CEM CD4+/CXCR4+-Zellen angelagertem gp120 |
| ohne
gp120 | gp120
des Wildtyps | gp120
W338S |
4.8d | 5,65 | 76,775 | 208,78 |
17b | 5,21 | 70,48 | 175,575 |
CG10 | 5,14 | 7,15 | 8,49 |
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Es
konnte keine Markierung, die anzeigt, dass gp120 tatsächlich auf
CD4 und auf CXCR4 angelagert wurde, beobachtet werden.
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Die
in RPMI 10% FCS kultivierten CEM-Zellen wurden mit einem PBS/0,3%/BSA/0,02%Na-Azid-Waschpuffer
(WP) gewaschen und in einen FBS/3%/BSA/0,02%Na-Azid-Inkubationspuffer
(IP) eingebracht, um diese mit dem gp120 des Wildtyps und der Mutante
während
einer Stunde bei 37 °C
zusammenzubringen.
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Die
Zellen wurden zweimal mit WP gewaschen und dann in IP mit einem
der anti-CD41-Antikörper (17b,
4.8d oder CG10) einer Konzentration von 10 μg/l während einer Stunde bei 25 °C inkubiert.
Die Zellen wurden anschließend
zweimal mit WP gewaschen, dann während
45 Minuten bei 25 °C
im IP mit einem geeigneten anti-IgG-Antikörper, der
mit FITC oder PE konjugiert ist, inkubiert. Nach 3 Waschvorgängen mit
dem WP, wurden die Zellen in dem IP suspendiert und in ein Flusscytofluorometer
(FACSort) gegeben. 10 000 Zellen wurden auf diese Weise eine nach
der anderen analysiert.
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Die
Ergebnisse werden in 5 angegeben. Der Antikörper 17b
und 4.8d erkennen das mutierte gp120 gut und das gp120 des Wildtyps
sehr schlecht. Dagegen hat AcM CG10 sowohl auf dem gp120 des Wildtyps
als auch auf dem mutierten gp120 Zutritt keinen Zutritt mehr zu
seiner Erkennungsstelle.
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Auslegung
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Wenn
AcM CG10 keinen Zutritt mehr zu seiner Stelle hat während AcM
17b und 4.8d zu dieser Stelle Zutritt haben, zeigt dies, dass das
Epitop von gp120, welches erheblich in die Bindung von gp120 an
den Co-Rezeptor CXCR4 involviert ist, dasjenige, welches vorwiegend
durch CG10 erkannt wird.
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Schlussfolgerung
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Die
Mutation W338S auf gp120 induziert eine trans-Konformation, welche
eine Verschmelzung und Infektion verhindert. Denn diese Mutation
verhindert die Verschmelzung, wenn die Hülle auf der Oberfläche der transfizierten
Zellen exprimiert wird, und verhindert die Infektion, wenn sich
diese Hülle
auf dem ergänzten
Virus befindet. Darüber
hinaus ermöglicht
diese trans-Konformation das Demaskieren der maskierten Stellen
auf dem gp120 des Wildtyps, im wesentlichen aufgrund der Tatsache,
dass das mutierte gp120 durch AcM CG10 erkannt wird, ohne dass dieses
gp120 mit CD4 komplexiert ist. Die Tatsache, dass das gleiche AcM
CG10 keinen Zutritt mehr zu seinem Epitop mehr hat, wenn dieses
Protein mit CD4 oder mit CXCR4 assoziiert ist, und dass der anti-CD4i-Antikörper nicht
mit dem CD4 interferiert, impliziert, dass es das durch AcM CG10
auf gp120 erkannte Epitop ist, welches in die Bindung an CXCR4 involviert
ist. Eine derartige Mutante stellt einen Kandidaten dar, um Immunisationen
zum Schutz gegen eine HIV-Infektion durchzuführen.
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BIBLIOGRAFISCHE DATEN
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- 1. Kwong PD., Wyatt R., Robinson J., Sweet R W., Sodroski
J. and Hendrickson W A. 1998. Structure of an VIH gp120 enveloppe
glycoprotein in complex with the CD4 receptor and neutralizing antibody.
Nature. 393:648.
- 2. Missé D.,
Cerruti M., Schmidt I., Jansen A., Devauchelle G., Jansen F. and
Véas
F. 1998. Dissociation of the CD4 and CXCR4 binding properties of
human immunodeficiency virus type 1 gp120 by deletion of the first
putative alpha-helical conserved structure. J-Virol 72:7280.
- 3. Cordonnier A., Montagnier L., and Emmerman M. 1989. Single
aminoacid changes in VIH envelope affect viral tropism and receptor
binding. Nature 340:571.
- 4. Hansen J E., Lund O., Nielsen JO., Brunak S, and Hansen JES.
1996. Prediction of the secondary structure of HIV-1 gp 120. Proteins
25:1.