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Hintergrund
der Erfindung
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Weltweit
bemüht
man sich, die genomischen DNA-Sequenzen von Menschen und Tieren
zu bestimmen. Diese Bemühungen
konzentrieren sich typischerweise auf die Gewinnung von Sequenzinformationen aus
cDNAs in Bibliotheken, die aus RNAs verschiedener Gewebe erzeugt
worden sind. Somit umfassen Sammlungen von "exprimierten Sequenzmarkierungen" (ESTs) Teile von
Kodierungsregionen aus den meisten humanen Genen.
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Obgleich
ESTs wertvolle Strukturinformationen liefern, vermitteln sie nur
geringe Erkenntnisse über
die funktionellen Beziehungen zwischen den Genen. Die funktionellen
Beziehungen sind von besonderer Bedeutung zur Bestimmung des Satzes
von Genen, der an einem biologischen Vorgang beteiligt ist und somit
zur. Entwicklung von pharmazeutischen Mitteln, die eine oder mehrere
der Komponenten des biologischen Vorgangs beeinflussen; vergl. z.
B. G. A. Friedrich, "Moving
Beyond the Genome Projects: Does the Future of Genomics-Based Drug
Discovery Lie With the Mouse?" Nature
Biotechnology, Bd. 14 (1996), S. 1234- 1237.
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Friedrich
argumentiert zu Gunsten der Verwendung von Modellsystemen, die die
humane Physiologie widerspiegeln, bei der Bestimmung der Gene, die
an einem biologischen Vorgang beteiligt sein können, und vertritt die Auffassung,
dass die Maus einen hervorragenden Modellorganismus für die humane
Biologie insofern darstellt, als sie mit dem Menschen die wichtigsten
Aspekte der Säugetierphysiologie
gemeinsam hat. Die Genome von Maus und Mensch weisen in etwa die
gleiche Größe, Organisation
und Struktur auf. Friedrich macht den Vorschlag, dass die Maus als
wirksames Werkzeug für
die Arzneistoffentwicklung entwickelt werden kann. Friedrich macht
einen "radikalen" Vorschlag dahingehend,
dass es keine logische Barriere gibt, die einen Hinderungsgrund
für phänotypische
Screeningmaßnahmen
im Grußmaßstab unter
Verwendung von Mäusen
darstellt.
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Friedrich
schlägt
vor, ein Insertionsmutagen in embryonalen Stammzellen zu verwenden,
um willkürliche
Mutationen im Mäusegenom
zu erzeugen und anschließend
ein Screening auf eine Vielzahl von vorgegebenen Phänotypen
und eine Klonierung von betroffenen Genen vorzunehmen.
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Insbesondere
sind die Physiologie und die Behandlung von Kolonkrebs von besonderem
biomedizinischem Interesse. Kolonkrebs ist in der westlichen Welt
eine der häufigsten
malignen Erkrankungen, wobei allein in den Vereinigten Staaten pro
Jahr schätzungsweise
145 000 neue Fälle
und 60 000 Todesfälle
auftreten. Genetische Faktoren spielen bei dieser Krankheit eine
Schlüsselrolle.
Mutationen im humanen, adenomatösen Polyposis
coli (APC)-Gen stellen die Ursache einer. Gruppe von familiären Kolonkrebs-Syndromen
dar. Mäuse,
die eine Mutation im entsprechenden Gen (Apc) aufweisen, entwickeln
auch zahlreiche intestinale Adenome.
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Heterozygoten
für die
Min-Allele (Min = multiple intestinale Neoplasie) des Mäuse-Apc-Gens
entwickeln zahlreiche intestinale und Kolon-Adenome [durchschnittlich
29 Å 10
vor einem C57BL/6J- (oder einem äquivalenten
Derivat) -Hintergrund], die eine ähnliche Morphologie wie die
Adenome aufweisen, die bei humanen, vererbten Kolon-Polypose-Syndromen
auftreten, z. B. bei familiärer,
adenomatöser
Polypose und beim Gardner-Syndrom. Min/Min-Homozygoten sterben in
utero. Die Min-Mutation befindet sich am Mäusechromosom 18. Die Sequenz
des Apc-Gens ist bekannt und veröffentlicht.
Min-Mäuse
tragen eine nonsense-Mutation im Exon 15 des Mäuse-Apc-Gens (eine Mutation
der Art, die typischerweise bei humanen Kolonkrebs-Arten auftritt).
Mäuse mit
Min stellen somit ein Modellsystem zur Untersuchung von humaner,
familiärer,
adenomatöser
Polypose dar.
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Ein
Locus (Mom-1), der stark die Tumorzahl bei Heterozygoten Min/+-Mäusen modifiziert, wurde dem distalen
Chromosom 4 zugeordnet; W. F. Dietrich et al., "Genetic Identification of Mom-1, a major
modifier locus affecting Min-induced intestinal neoplasia in the
mouse", Cell, Bd.
75 (1993), S. 631-639. Mom-1 liegt in einer Region der Syntenie-Konservierung mit
dem humanen Chromosom 1p35-36, einer Region mit häufigem somatischem
Verlust an heterozygoter Beschaffenheit in einer Vielzahl von humanen
Tumoren, einschließlich Kolontumoren.
Mom-1 stellt nur einen einer unbekannten Vielzahl von Loci dar,
die die Expression eines ererbten Krebssyndroms modifizieren, und
erklärt
nicht die Gesamtheit der genetischen Variation der Tumorzahlen in
intraspezifischen Rückkreuzungen.
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WO-98/22622
beschreibt ein Verfahren zur Züchtung
von mutagenisierten Mäusen,
das den Nachweis von genetischen Loci ermöglicht, die einen bekannten
Index-Phänotyp
modifizieren können.
Dieses Verfahren beinhaltet die Kreuzung eines mutagenisierten Gründerstammes
und eines zweiten Stammes von Mäusen,
die eine Allele an einem Locus tragen, der den Index-Phänotyp verleiht.
In der Testgeneration werden Cluster von Individuen beobachtet,
die vom typischen Phänotyp
abweichen.
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Es
besteht ein Mangel an einem systematischen Verfahren zur Lokalisierung
von genetischen Loci, die an der Modifikation bekannter Phänotypen
durch Verstärkung
oder Suppression beteiligt sind. Im speziellen Fall von Kolonkrebs
bei Menschen und Tieren wäre
es erstrebenswert, die Sequenzen im Genom (und die durch diese Sequenzen
kodierten Moleküle)
zu lokalisieren, die am Auftreten von intestinalen Adenomen beteiligt
sind. Der Mangel an einer derartigen systematischen Methode hat
das Verständnis
der Onkogenese eingeschränkt
und somit die Entwicklung von pharmazeutischen Präparaten,
die den onkogenen Vorgang modifizieren, behindert. Ein systematisches
Verfahren sollte nicht nur nicht-essentielle Loci, für die zahlreiche
mutante Allelen unter Homozygoten Inzucht-Mäusestämmen gefunden werden, umfassen,
sondern auch essentielle Loci, für
die mutante Allelen in heterozygoter Form den Phänotyp beeinflussen können. Mutationen,
die ein essentielles Gen inaktivieren, sind normalerweise dann,
wenn sie homozygot sind, letal und treten daher unter Inzucht-Mäusestämmen nicht
auf.
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Kurze zusammenfassende
Darstellung der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung erlaubt den Nachweis eines genetischen Locus
oder von Loci, die einen gewählten
bekannten Phänotyp,
der durch eine gewählte
dominante Allele verliehen wird, modifizieren kann. Das Verfahren
umfasst einen mutagenen Prozess, der das Identifizieren und Isolieren
der genetischer Sequenzen, die für
die Moleküle,
die den gewählten
Phänotyp
modifizieren können,
kodieren, sowie der den Phänotyp
modifizierenden Moleküle
selbst erleichtert.
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Das
Verfahren kann unter Verwendung von Inzuchtstämmen von nichthumanen Tieren
ausgeübt
werden, wobei es sich vorzugsweise um Säugetiere und insbesondere um
Nagetiere handelt. Es sind Inzuchtstämme von Mäusen, Ratten und Kaninchen
verfügbar.
Beim vorliegenden Verfahren stellen Mäuse die nicht-humanen Säugetiere
der Wahl dar, und zwar aufgrund der Syntenie zwischen Menschen und
Mäusen und
aufgrund der Tatsache, dass die Genetik und Züchtung von Mäusen hochgradig
entwickelt ist. Ferner kann die Maus Krankheitsphänotypen
aufweisen, die sehr ähnlich
wie beim Menschen sind, wie es in der beispielhaften Ausführungsform
der Fall ist. Die murinen genetischen Sequenzen und die bei dem
Verfahren erhaltenen Moleküle
werden dazu verwendet, entsprechende Sequenzen und Moleküle von Menschen
zu erhalten. Die humanen Sequenzen und Moleküle können sodann in bekannten Verfahren
zur Entwicklung von pharmazeutischen Mitteln verwendet werden.
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Das
grundlegende Inzuchtverfahren umfasst die nachstehend aufgeführten Stufen.
Jeweils ein Satz von Mäusen
eines Gründerinzuchtstammes
wird mutagenisiert und sodann zum gleichen Inzuchtstamm gezüchtet, um
eine Inzuchthaltegeneration ("Generation
1" oder "Gen1") zu erzeugen. Die
Tiere des Gen1-Gründermäusestammes
tragen willkürliche
Punktmutationen relativ zu Wildtypmäusen dieses Stammes. Gen1-Mäuse werden
einer Fremdeinkreuzung mit einer Maus eines Index-Inzuchtmäusestammes
unterzogen, um eine Gen1F1-Nachkommenschaft
zu erhalten. Der Index-Inzuchtmäusestamm
trägt eine
dominante Allele an einem Locus, von dem bekannt ist, dass er einen
gewählten
Phänotyp
verleiht. Der gewählte
Phänotyp
wird als "Indexphänotyp" bezeichnet. Der
Indexphänotyp,
der das Screeningverfahren auf den Phänotyp von Interesse richtet,
ist in einem Indexstamm charakterisiert und liefert einen Referenzphänotyp, mit
dem mögliche
Mutanten verglichen werden können.
Die dominante Indexallele kann einen beliebigen Zustand umfassen,
der einen biologischen Prozess in einen Bereich bringt, in dem er
auf heterozygote Verstärker-
oder Suppressormutationen der erfindungsgemäß identifizierten Art reagiert.
Bei dem Zustand kann es sich um einen erkennbaren genetischen Zustand
handeln oder es könnte
sich auch um einen nichtgenetischen umweltbedingten Zustand handeln.
Mindestens einige Mitglieder der Gen1-Gen1-F1-Nachkommen
tragen sowohl. die dominante Allele als auch mindestens eine willkürliche Mutation,
die den durch die dominante Allele verliehenen Indexphänotyp modifizieren
kann. Ein Gründertier
wird als interessant beurteilt, wenn eine Untergruppe seiner Gen1F1-Nachkommenschaft
in Bezug auf den Indexphänotyp
umfassend modifiziert ist.
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Wenn
eine Gründermaus
mindestens einen Gen1F1-Nachkommen hat,
der einen modifizierten Phänotyp
relativ zu Kontrolltieren zeigt, wird das Gründertier (Gen1) mit einer nicht-mutagenisierten
Maus des Gründerstammes
gekreuzt, um eine zweite Generation (Gen2) von Nachkommen zu erzeugen.
Diese Nachkommen werden erneut mit dem Indexstamm fremdeingekreuzt,
um Gen2F1-Nachkommen zu erhalten. Das Vorliegen
einer Phänotyp-modifizierenden
Mutation wird sodann verifiziert, wenn eine Untergruppe der Gen2F1-Nachkommen ebenfalls in Bezug auf den Indexphänotyp modifiziert
ist. Ein Cluster von Tieren mit modifizierten Indexphänotypen
liefert in zunehmendem Maße
Sicherheit, dass der Gen1-Gründer eine
Mutation von Interesse trägt.
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Genetisches
Material, das die Phänotyp-modifizierende
Mutation umfasst, kann sodann unter Anwendung von aus dem Stand
der Technik bekannten Verfahren erhalten werden. Moleküle, die
durch das genetische Material kodiert werden, können ebenfalls erhalten werden.
Die erhaltenen genetischen Materialien und Moleküle (oder entsprechende humane Äquivalente)
werden in aus dem Stand der Technik bekannten Verfahren eingesetzt,
um pharmazeutische Mittel zu erzeugen, die Phänotypen bessern können, die
bei humanen oder nicht-humanen Patienten, die vom biologischen Vorgang
von Interesse betroffen sind, festgestellt werden.
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Eine
Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht in der Bereitstellung
einer raschen, fokussierten Vorgehensweise, um Gene in einem Modellsäugetierorganismus
zu erhalten, die einen biomedizinisch relevanten Phänotyp beeinflussen
können.
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Ein
Vorteil der vorliegenden Erfindung besteht darin, dass das Verfahren
gleichzeitig eine Gruppe von mehreren Genen identifizieren kann,
die den Indexphänotyp
modifizieren können.
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Ein
weiterer Vorteil der vorliegenden Erfindung besteht darin, dass
das Verfahren Gene, die keinen anderen bekannten Phänotyp aufweisen,
aufdecken kann.
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Die
vorliegende Erfindung bietet gegenüber vorhandenen Verfahren zur
Gewinnung von Genen, wie eine Analyse von ESTs, Vorteile insofern,
als die im vorliegenden Verfahren sichergestellten Gene notwendigerweise
für einen
biologischen Phänotyp
relevant sind. Im Gegensatz dazu können Genom-Sequenzierungsverfahren
voluminöse
Sequenzinformationen für
zahlreiche Gene liefern, bieten aber nur wenige oder gar keine Richtlinien
bezüglich
der funktionellen Beziehung unter den sequenzierten Genen.
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Gemäß einer
ersten Ausführungsform
der Erfindung wird ein Verfahren zum Identifizieren einer segregierenden,
Indexphänotyp-modifizierenden
Einzelpunktmutation in nicht-humanen Tieren bereitgestellt, wobei
die Einzelpunktmutation an einem Modifikatorlocus auftritt und der
Indexphänotyp
durch einen Indexlocus verliehen wird, wobei das Verfahren die folgenden
Stufen umfasst:
Fremdeinkreuzung (Outcrossing) eines ersten
männlichen
Tiers eines nicht-humanen Gründerinzuchtstammes,
wobei das männliche
Tier willkürliche
Punktmutationen relativ zu einem Wildtyptier des Gründerinzuchtstammes
trägt,
mit einem zweiten weiblichen Tier eines nicht-humanen Indexinzuchtstammes,
wobei das weibliche Tier eine dominante Allele am Indexlocus trägt, den
Indexphänotyp
zeigt und genetisch vom Gründerinzuchtstamm
unterscheidbar ist, um eine F1-Nachkommenschaft
zu erzeugen, von der ein Teil sowohl die dominante Allele am Indexlocus
als auch mindestens eine willkürliche
Punktmutation trägt;
Identifizieren
von einem oder mehreren F1-Individuen, die
einen abweichenden Phänotyp
relativ zum Indexphänotyp,
den das weibliche Tier des Indexinzuchtstammes zeigt, aufweisen,
was zeigt, dass mindestens ein F1-Individuum
eine Indexphänotyp-modifizierende
Mutation aufweist; Rückkreuzen
eines männlichen
F1-Individuums, das den abweichenden Phänotyp zeigt,
mit einem weiblichen Tier des Indexinzuchtstammes mit oder ohne
die dominante Allele am Indexlocus zur Erzeugung einer N2-Rückkreuzungsnachkommenschaft,
wobei mindestens ein Mitglied der N2-Rückkreuzungsnachkommenschaft,
die die dominante Allele trägt,
auch den abweichenden Phänotyp
aufweist; und
Verifizieren, dass der abweichende Phänotyp durch
eine segregierende, Indexphänotyp-modifizierende
Einzelpunktmutation hervorgerufen worden ist.
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Gemäß einer
zweiten Ausführungsform
der Erfindung wird ein Verfahren zum Identifizieren einer humanen
genetischen Sequenz, die einer segregierenden Indexphänotyp-modifizierenden
Mutation in nicht-humanen Tieren entspricht, bereitgestellt, wobei
die Segregationsmutation an einem Modifikatorlocus auftritt und der
Indexphänotyp
durch einen Indexlocus verliehen wird, wobei das Verfahren die folgenden
Stufen umfasst:
Fremdeinkreuzung eines ersten Tiers eines nicht-humanen
Gründerinzuchtstammes,
wobei das erste Tier willkürliche
Punktmutationen relativ zum Wildtyptier des Gründerinzuchtstammes zeigt, mit
einem zweiten Tier eines nicht-humanen Indexinzuchtstammes, wobei
das zweite Tier eine dominante Allele am Indexlocus trägt, den
Indexphänotyp
aufweist und genetisch vom ersten Tier des Gründerinzuchtstammes unterscheidbar
ist, zur Erzeugung einer F1-Nachkommenschaft,
von der ein Teil sowohl die dominante Allele am Indexlocus als auch
mindestens eine willkürliche
Mutation trägt;
Identifizieren
von einem oder mehreren F1-Individuen, die
einen abweichenden Phänotyp
relativ zum Indexphänotyp,
den das zweite Tier des Indexinzuchtstammes zeigt, aufweist, was
zeigt, dass mindestens ein F1-Individuum eine Indexphänotyp-modifizierende
Mutation aufweist; Rückkreuzen
eines F1-Individuums, das den abweichenden
Phänotyp
zeigt, mit einem Tier des Indexinzuchtstammes mit oder ohne die
dominante Indexallele zur Erzeugung einer N2-Rückkreuzungsnachkommenschaft,
wobei mindestens ein Mitglied der N2-Rückkreuzungsnachkommenschaft,
die die dominante Allele trägt,
auch den abweichenden Phänotyp
aufweist;
Verifizieren, dass der abweichende Phänotyp durch
eine segregierende Mutation hervorgerufen wird;
Identifizieren
von genetischen Markern, die mit der segregierenden, Indexphänotyp-modifizierenden
Mutation verknüpft
sind;
Identifizieren eines Gens an einem Contig, das für die segregierende,
Indexphänotyp-modifizierende
Mutation kodiert; und
Gewinnen von humanen genetischen Sequenzen,
die dem für
die Mutation kodierenden Gen entsprechen.
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Gemäß einer
dritten Ausführungsform
der Erfindung wird ein Verfahren zum Identifizieren einer segregierenden,
Indexphänotyp-modifizierenden
Mutation in nicht-humanen Tieren bereitgestellt, wobei die Mutation
an einem Modifikatorlocus auftritt und der Indexphänotyp durch
einen Indexlocus verliehen wird, wobei das Verfahren die folgenden
Stufen umfasst:
Kreuzen eines ersten Tiers eines nicht-humanen
Gründerinzuchtstammes,
wobei das erste Tier willkürliche Punktmutationen
relativ zu einem Wildtyptier des Gründerinzuchtstammes trägt, mit
einem zweiten Tier eines nicht-humanen Indexinzuchtstammes, der
einen gemeinsamen isogenen genetischen Hintergrund mit dem Gründerinzuchtstamm
aufweist, wobei das zweite Tier eine kongene dominante Allele am
Indexlocus trägt,
zur Erzeugung einer F1-Nachkommenschaft,
von der ein Teil die dominante Allele trägt und einen abweichenden Phänotyp aufweist;
und
Verifizieren, dass die F1-Nachkommenschaft,
die die dominante Allele trägt
und einen modifizierten Indexphänotyp
aufweist, eine segregierende Mutation trägt.
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Ferner
wird eine genetisch veränderte
Maus beschrieben, die in ihrem Genom folgendes umfasst:
eine
kongene, dominante, heterozygote Allele, die der Maus einen Indexphänotyp verleiht;
einen
segregierenden Modifikator des Indexphänotyps, wobei der Modifikator
einer Einzelpunktmutation zuzuschreiben ist; und
einen Einzelnucleotid-Kartierungspolymorphismus,
der genetisch mit der Einzelpunktmutation verknüpft ist.
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Beschrieben
wird ferner ein nicht-humanes Tier, das eine segregierende Mutation
aufweist, die einen durch einen Indexlocus verliehenen Indexphänotyp modifiziert,
wobei das Tier durch ein Verfahren erzeugt worden ist, das die folgenden
Stufen umfasst:
Fremdeinkreuzung (Outcrossing) eines männlichen
Tiers eines nichthumanen Gründerinzuchtstammes
mit einem weiblichen Tier eines nichthumanen Indexinzuchtstammes
zur Erzeugung einer F1-Nachkommenschaft, wobei
das männliche
Tier willkürliche
Punktmutationen relativ zu einem Wildtyptier des Gründerinzuchtstammes
trägt,
wobei das weibliche Tier eine kongene dominante Allele am Indexlocus
trägt,
den Indexphänotyp zeigt
und genetisch von einem Tier des Gründerinzuchtstammes unterscheidbar
ist, wobei ein Teil der F1-Nachkommenschaft
sowohl die dominante Allele als auch mindestens eine willkürliche Punktmutation
trägt;
Identifizieren
von einem oder mehreren F1-Individuen, die
einen abweichenden Phänotyp
relativ zum Indexphänotyp,
den das zweite Tier des Indexinzuchtstammes zeigt, aufweisen, was
zeigt, dass mindestens ein F1-Individuum eine Indexphänotyp-modifizierende
Mutation aufweist;
Rückkreuzen
von Gameten aus der männlichen
F1-Nachkommenschaft, die den abweichenden
Phänotyp
zeigen, mit mindestens einem weiblichen Tier des Indexinzuchtstammes
mit oder ohne die dominante Indexallele zur Erzeugung einer N2-Rückkreuzungsnachkommenschaft,
wobei mindestens ein Mitglied der N2-Rückkreuzungsnachkommenschaft,
die die dominante Allele trägt,
auch den abweichenden Phänotyp
aufweist;
Verifizieren, dass der abweichende Phänotyp durch
eine segregierende Mutation hervorgerufen worden ist; und
Auswählen eines
Tiers, das den abweichenden Phänotyp
zeigt.
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Ferner
wird ein nicht-humanes Tier beschrieben, das eine segregierende
Mutation umfasst, die einen durch einen Indexlocus verliehenen Indexphänotyp modifiziert,
wobei das Tier durch ein Verfahren erzeugt. worden ist, das die
folgenden Stufen umfasst:
Kreuzen eines ersten Tiers eines
Gründerinzuchtstammes
mit einem zweiten Tier eines Indexinzuchtstammes zur Erzeugung einer
F1-Nachkommenschaft,
wobei das erste Tier willkürliche
Punktmutationen relativ zu einem Wildtyptier des Gründerinzuchtstammes
trägt,
das zweite Tier einen gemeinsamen isogenen genetischen Hintergrund
mit dem Gründerstamm
aufweist und eine kongene dominante Allele am Indexlocus trägt, wobei ein
Teil der F1-Nachkommenschaft die dominante
Allele trägt
und einen in bezug zum Indexphänotyp
des zweiten Tiers abweichenden Phänotyp aufweist;
Verifizieren,
dass die F1-Nachkommenschaft, die die dominante
Allele trägt
und den abweichenden Phänotyp aufweist,
eine segregierende Mutation trägt;
und
Auswählen
eines Tiers, das den abweichenden Phänotyp zeigt.
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Kurze Beschreibung der
verschiedenen Aspekte der Zeichnung
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1 zeigt
die Wahrscheinlichkeit des Überlebens
von Gen1F1-Mäusen,
die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
gezüchtet
worden sind. 1 stellt ferner die Überlebenszeiten
von Individuen von vier Verwandten ("kindreds") dar, die Nachkommen mit längeren oder
kürzeren Überlebenszeiten
relativ zur durchschnittlichen Überlebenszeit
von Gen1F1-Mäusen, die die Index-Min-Allele
tragen, aufwiesen. Die länger überlebenden
Suppressor (Su)-Kandidat-Verwandten 248 und 258 sind als Quadrate
dargestellt. Die kürzer überlebenden
Verstärker
(En)-Kandidaten-Verwandten
333 und 425 sind als Kreise dargestellt.
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Ausführliche
Beschreibung der Erfindung
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Ein
Ziel der vorliegenden Erfindung ist es, genetische Loci und genetische
Sequenzen zu identifizieren, die einen bekannten Phänotyp modifizieren
können.
Obgleich eine derartige Analyse unter Anwendung einer Mutagenese
bei Menschen aus ethischen Gründen
nicht durchgeführt
werden kann, bietet die Syntenie und die Sequenzkonservierung zwischen
humanen und murinen Genomen eine einfache Brücke, um derartige Loci und
Sequenzen beim Menschen zu identifizieren. Es ist wahrscheinlich,
dass derartige Sequenzen mit vorhandenen humangenetischen Sequenzinformationen
korrelieren. Somit können äquivalente
Loci und genetische Sequenzen im humanen Genom unter Anwendung herkömmlicher,
verfügbarer
Hybridisierungs- und PCR-Techniken
gesucht werden.
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Beim
Verfahren handelt es sich um ein Index-gerichtetes, Clusterverstärktes, Modifkator-Locus
und Molekül-Identifikationsverfahren,
das als ein "ICMM-Verfahren" bezeichnet werden
kann.
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Die
Verfügbarkeit
von Inzuchtmäusen
mit einer gut definierten genetischen Zusammensetzung und gut untersuchten
Phänotypen,
die humane Syndrome, Krankheiten und andere Zustände modellartig abbilden, machen
die Maus zur bevorzugten Säugetierspezies,
mit der das vorliegende Verfahren ausgeführt wird. Eine bevorzugte Mäusespezies
ist Mus musculus.
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Das
hier beschriebene Züchtungssystem
stützt
sich auf die Existenz eines Phänotyps,
der in Mäusen evident
ist, die in Bezug auf die Allele, die den gewählten Indexphänotyp verleiht,
heterozygot sind. Es ist durchweg bevorzugt, einen Indexstamm zu
verwenden, der eine Allele trägt,
die den Indexphänotyp
im heterozygoten Zustand ergibt. Der Indexphänotyp kann durch visuelle,
biochemische oder andere Nachweisverfahren "evident" gemacht werden. Die den Phänotyp steuernde
Allele kann letal sein, wenn sie im homozygoten Zustand vorliegt.
Bei Krebs kann sich der Phänotyp
entweder auf Wirkungen, die sich aus der Gegenwart einer aktivierten,
krebsinduzierenden Allele ergeben, oder auf Wirkungen beziehen,
die sich aus der Inaktivierung eines Tumor-Suppressorgens, der die
Tumorbildung in Abwesenheit einer normalen Kopie des Gens verursacht,
ergeben. Der Phänotyp
kann durch eine Allele eines Sexualchromosoms oder eines Autosoms
gesteuert werden. Wenn die Allele sich auf einem Geschlechtschromosom
befindet, können
die hier beschriebenen Züchtungen
in bekannter Weise modifiziert werden, um zu gewährleisten, dass die Allele
im Züchtungspool
erhalten bleibt.
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Der
Indexphänotyp
wird vorzugsweise durch eine einzige dominante Allele verliehen,
obgleich Phänotypen
unter der Kontrolle von mehr als einem Locus im Verfahren untersucht.
werden können,
indem man für die
Erzeugung von geeigneten Gründertieren
sorgt. Es ist nicht notwendig, dass es sich bei der den Phänotyp verleihenden
Allele um eine definierte genetische Sequenz handelt, vielmehr kann
die Allele durch klassische genetische Verfahren definiert werden.
Es ist vorteilhaft, dass die Allele fest mit einem genetischen Marker
für die
Genotypanalyse verknüpft
ist, wie es hier an anderer Stelle beschrieben wird. Mit der derzeit
verfügbaren dichten
Mikrosatellitenkarte des Mäusegenoms
wird dieser Zustand immer erfüllt.
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Den
Phänotyp
modifizierende Loci werden erfindungsgemäß erhalten. Bei einer "Modifikation" handelt es sich
um eine beliebige nachweisbare Veränderung im Indexphänotyp relativ
zu Kontrolltieren, denen die den Phänotyp modifizierende Allele
fehlt, unter Einschluss von (ohne Beschränkung hierauf) einer Verstärkung oder
Unterdrückung
eines Phänotyps,
z. B. einer Verlängerung
oder Verkürzung
der Lebensdauer eines Tiers oder des zirkadischen Verhaltens. Es
ist nicht erforderlich, dass das gesamte Tier von der Modifikation
betroffen ist. Beispielsweise kann es sich bei einem modifizierten
Phänotyp
um eine Veränderung
eines bestimmten Verhaltens oder um eine Veränderung in der Konzentration
eines bestimmten Biomoleküls,
z. B. eines Blutproteins, nach Einführung einer den Phänotyp modifizierenden
Mutantenallele im erfindungsgemäßen Verfahren handeln.
Der Test auf modifizierte Abweichler im ersten Stadium des Screenings,
Gen1F1, ist üblicherweise relativ grob.
Man muss beurteilen, ob ein Abweichler im ersten oder letzten 10-Percentilbereich
der phänotypischen
Verteilung liegt. Beispielsweise kann in einem Stamm von Mäusen mit
einer gut definierten Laufaktivität, die durch eine einzige dominante
Mutation ("Clock") gesteuert wird,
das hier beschriebene Verfahren dazu verwendet werden, Tiere zu
erhalten, bei denen ein modifizierter zeitlicher Ablauf dieser Laufaktivität vorliegt.
Das genetische Material (und Proteinmoleküle), die für diese Modifikation verantwortlich
sind, lassen sich durch Kartierung und Positionsklonierung der modifizierenden
Mutation erhalten.
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Das
System ist insbesondere für
Studien von genetischen Wechselwirkungen bei Krebsarten, von denen
bekannt ist, dass sie eine genetische Komponente aufweisen, geeignet.
Insbesondere liegt bei Menschen, die ein fehlerhaftes APC-Gen tragen,
eine Veranlagung zur Entwicklung zahlreicher Tumoren im Darmtrakt
vor. Mäuse,
die in Bezug auf die Min-Allele von Apc, dem murinen Homologen von
humanem APC, heterozygot sind, entwickeln ebenfalls zahlreiche Tumoren
im Darmtrakt, die ähnlich
den humanen, vererbten Kolon-Polyposesyndromen sind. Hier wird nachgewiesen,
dass Mutationen, die im Genom an einer anderen Stelle als am Apc-Locus
herbeigeführt
worden sind, die Überlebensrate
und die intestinale Tumorbelastung von Mäusen, die die Min-Allele an
diesem Locus tragen, modifizieren können.
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Mehrere
wichtige Züchtungsüberlegungen
bestimmen die Richtung bei der Auswahl von Inzuchtmäusestämmen zur
Verwendung in diesem Verfahren. Es ist ersichtlich, dass der Fachmann
auf dem Gebiet der Mäusezucht
mit den Züchtungserfordernissen
von verfügbaren
Mäusestämmen vertraut
ist, so dass diese Erfordernisse hier nicht aufgeführt werden
müssen.
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Bei
dem Stamm, in dem die willkürlichen
Mutationen eingeführt
werden, muss es sich um einen Inzuchtstamm handeln, so dass sämtliche
Modifikationen das Ergebnis der eingeführten Mutagenese und nicht einer
genomischen Divergenz sind. Der Stamm soll gegenüber einer wirksamen Keimlinien-Mutagenese
empfindlich sein. Mit "empfindlich" will die Anmelderin
zum Ausdruck bringen, dass der Stamm charakteristische Vorwärtsmutationsraten
von mindestens 1/500 pro Gamete pro Locus aufweist. Ferner soll
der Stamm eine lange Züchtungsspanne
von mindestens einem Jahr aufweisen. Außerdem ist es bevorzugt, dass
der Stamm große
Würfe hervorbringt,
durchschnittlich 8 oder mehr Junge pro Wurf. Ein Stamm, der diese
Anforderungen erfüllt,
ist der Inzuchtstamm BTBR, der von der Fa. Jackson Laboratory, Bar
Harbor, Maine, erhältlich
ist.
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Es
ist wichtig, dass der Inzuchtstamm, in dem die Mutationen herbeigeführt werden,
vom Stamm, der die den Phänotyp
verleihende Allele enthält,
unterschieden werden kann, z. B. durch Restriktionsfragment-Längenpolymorphismen (RFLP) oder
durch einfache Sequenzlängen-Polymorphismen (SSLP).
Ein hochgradiges Auftreten von informativen Unterschieden in den üblichen
genetischen Markern zwischen den beiden Stämmen ist für die Kartierung und Klonierung
etwaiger Mutationen von Interesse von Bedeutung. Gemäß einer
Ausführungsform
der Erfindung wurde der Indexphänotyp
(Min) vor einem Hintergrund von C57BL/6J (oder einem äquivalenten
Derivat) (nachstehend als "B6-Min" bezeichnet) bereitgestellt.
Ein "äquivalentes
Derivat" weist einen
Indexphänotyp
auf, der mit dem von B6-Min vor einem genuinen C57BL/6J-Hintergrund
vergleichbar ist. Der BTBR-Stamm, der für die Mutagenese in dieser
Ausführungsform
verwendet wird, ist an mindestens der Hälfte der SSLP-Markerloci relativ
zum B6-Inzuchtstamm polymorph. In heterozygoter Form hat BTBR keinen
starken Einfluss auf den Min-Phänotyp.
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Ferner
ist es wichtig, dass die beiden im Verfahren verwendeten Stämme relativ
frei von polymorphen, dominanten Modifikatoren des gewählten Indexphänotyps sind.
Unter "relativ frei" versteht die Anmelderin, dass
Unterschiede im Indexphänotyp
zwischen Gen1F1-Tieren und dem Indexstamm
ausreichend klein sind, so dass die Effekte der neu induzierten
Mutationen nicht maskiert werden. Der Fachmann ist dazu in der Lage, die
zulässige
Variation für
jeden gegebenen Indexphänotyp
festzustellen. Beispielsweise sollten im Fall des Min-Indexphänotyps Gen1F1-Tiere nicht mehr als eine 1,5-fache Veränderung
der Tumormultiplizität
im Vergleich zu B6-Min aufweisen. Im Clock-Fall sollte die Verschiebung
des zirkadischen Rhythmus nicht mehr als 30 Minuten betragen.
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Bei
dem Verfahren wird der Stamm, der zu mutagenisieren ist, mit einem
mutagenen Mittel behandelt, das Mutationen in der Keimlinie herbeiführt. Aus
Gründen,
die mit dem anschließenden
Nachweis und der Isolierung von Mutanten von Interesse im Zusammenhang
stehen, ist es wichtig, dass das Mutagen ein wirksames Punktmutagen
darstellt, das mindestens eine Mutation pro Locus pro 500 Gameten
im Gründertierstamm herbeiführen kann.
Ethylnitrosoharnstoff (ENU) stellt ein geeignetes und bevorzugtes
Mutagen dar, das fast ausschließliche
Punktmutationen in die Mauskeimlinie einführt. Ein geeignetes Verfahren
zur ENU-Mutagenese von Mäusen
wird von Shedlovsky et al., Genet. Res. Camb., Bd. 47 (1986), S.
135-142, beschrieben. Es ist bevorzugt, jedoch nicht wesentlich,
dass die Mutagenese an männlichen
Mäusen
durchgeführt
wird, da es möglich
ist, zahlreiche Nachkommen von einem einzigen mutagenisierten männlichen
Tier zu erhalten. Die Mäuse
werden sodann mit nicht-mutagenisierten Mäusen des gleichen Stammes gekreuzt,
um isogene Tiere zu erzeugen, die nur in Bezug auf die verschiedenen,
durch die Mutagenese induzierten Mutationen heterozygot sind.
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Jedes
Mitglied der Gruppe von Gen1-Tieren wird mit Mäusen gekreuzt, die in Bezug
auf die Mutation, die den Indexphänotyp verleiht, heterozygot
sind. Es ist erstrebenswert, bis zu 1 000 derartiger Gen1-Tiere zu erzeugen,
um die statistische Wahrscheinlichkeit, dass jedes der etwa 1×105-Gene im Mäusegenom mindestens 1-mal geprüft wird,
ein Maximum erreicht. Wenn die Mutationsfrequenz 1 pro Locus pro
500 Gameten beträgt,
enthält
eine 1 000 Mitglieder umfassende Bibliothek von Gen1-Tieren durchschnittlich
2 Treffer für
jeden Locus, der den Indexphänotyp
modifizieren kann. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein auffallender
Locus der Aufmerksamkeit entgehen könnte, würde dann e–2 oder ë10% betragen.
Die Kreuzung kann unter Verwendung von Gen1-Tieren beiderlei Geschlechts
vorgenommen werden, es sei denn der Indexphänotyp beeinträchtigt die
erfolgreiche Züchtung
eines Geschlechts. Es ist gelegentlich möglich, einen Nachkommen in
Pflege zu geben, wenn das weibliche Elternteil beeinträchtigt ist.
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Die
Verwandten werden folgendermaßen
bewertet. Die phänotypischen
Verhaltensweisen der vollständigen
Gruppe von Gen1F1-Tieren wird bewertet,
ebenso die Phänotypen
von einzelnen Verwandten. Sofern keine Modifikation vorliegt, erstreckt
sich das Verhalten der Individuen in der Verwandtschaft über den
gesamten Verhaltensbereich der vollständigen Gruppe. Wenn jedoch
eine modifizierende Mutation induziert worden ist zeigen aufgrund
der Tatsache, dass das Gründerelternteil
in Bezug auf die modifizierende Mutation heterozygot war, durchschnittlich
50% der Mitglieder der Verwandtschaft einen abweichenden Phänotyp.
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Um
die statistische Wahrscheinlichkeit, dass ein modifizierter Phänotyp echt
ist, zu erhöhen,
ist es bevorzugt, dass die Modifikation bei zwei oder mehr Tieren
einer Verwandtschaft mit vier oder mehr Mitgliedern beobachtet wird.
Eine weitere Verdichtung des Verfahrens ist unter diesen Umständen möglich; vergl.
die nachstehenden Ausführungen.
Es ist besonders bevorzugt, dass die Verwandtschaft mindestens 6
Mitglieder aufweist und dass drei oder mehr Mitglieder betroffen
sind. Es kann jedoch nützlich
sein, kleinere Verwandtschaften, die nur einen einzigen extremen
Abweichler aufweisen, zu studieren.
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Die
weiblichen Elternteile von Verwandtschaften, die eine mögliche Modifikation
gemäß dem vorerwähnten Standard
zeigen, werden sodann mit nicht-mutagenisierten Mäusen des
gleichen Gründerstammes gekreuzt,
um die Mutation vor einem fixierten Hintergrund aufrechtzuerhalten
(eine "Kopiergeneration"). Die Nachkommen
der Kopiergeneration werden erneut mit Mäusen, die in Bezug auf den
gewählten
Phänotyp
heterozygot sind, gekreuzt, um festzustellen, ob einer ihrer Nachkommen
eine echt modifizierende Mutation trägt. Eine Genotypanalyse kann
durchgeführt
werden, um festzustellen, ob diese Nachkommen das Gen tragen, das
den Indexphänotyp
verleiht. Es kann von besonderer Bedeutung sein, die Nachkommen
rasch zu charakterisieren, wenn es sich um einen solchen Phänotyp handelt,
der die Lebenserwartung der Gen1-Gründertiere beeinträchtigt.
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Mäuse, von
denen durch Genotypanalyse gezeigt worden ist, dass sie die Indexdeterminante
tragen, werden so früh
wie möglich
getestet, um festzustellen, ob eine Modifikation ersichtlich ist.
Wenn ein derartiger modifizierter Phänotyp beobachtet wird, können die
spezifischen genetischen Sequenzen, die für die Modifikation verantwortlich
sind, systematisch unter der nunmehr im Stand der Technik verfügbaren Technologie identifiziert
werden; vergl. z. B. Y. Zhang et al., "Positional cloning of the mouse obese
gene and its human homologue" Nature,
Bd. 372 (1994), S. 425-432; K. Kusumi et al., "The mouse pudgy mutation disrupts Delta homologue
D113 and initiation of early somite boundaries", Nature Genetics, Bd. 19 (1998), S.
274; und D. P. King et al., "Positional
Cloning in the Mouse Circadian Clock Gene," Cell, Bd. 89 (1997), S. 641. Die einzelnen Druckschriften
liefern konkrete Beispiele für
eine mutationsgeführte
Positionsklonierung. Im letztgenannten Beispiel wurden Mutationen
mit ENU herbeigeführt.
Bei dieser. Verfahrensweise werden murine Kodierungssequenzen an
einem Contig (eine zusammenhängende
Nucleinsequenz eines Teils eines Chromosoms, bestimmt durch Analyse
eines Satzes von überlappenden
Bestandteilen von Nucleinsäuresequenzen),
die in der Region von mit einer Mutation verknüpften Markern konstruiert sind,
identifiziert. Die murinen Kodierungssequenzen wurden durch Exon-Trapping
(D. M. Church et al., Nature Genet., Bd. 6.(1994), S. 98-105), Sequenzieren
der eingefangenen Exons, Vergleichen der Sequenzen der eingefangenen
Exons mit sämtlichen
Genbank-Sequenzen, Screening von mutmaßlichen Exons auf die Anwesenheit
von entsprechender RNA in einer Vielzahl von Geweben durch Northern-Blots
und Umkehr-Transkriptions-PCR identifiziert. Anschließend wurde
durch bekannte Verfahren der Hybridisierung mit humanem genetischem
Material das entsprechende humane Gen erhalten. Alternativ können PCR-Primer,
die aus murinen genetischen Sequenzen hergestellt worden sind, zur
Amplifikation von entsprechenden humanen Sequenzen aus humanem genetischem
Material verwendet werden. Der Fachmann kann leicht die Ähnlichkeit
feststellen, die zwischen von Mäusen
abgeleiteten Primern und humanen Zielsequenzen in PCR-Verfahren
erforderlich ist.
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Obgleich
das vorstehend beschriebene Verfahren zum Auffinden von segregierenden
Mutationen, die einen Indexphänotyp
modifizieren, wirksam ist, wird das Verfahren durch Bereitstellen
eines ersten verbesserten Verfahrens verbessert, das rasch Modifikatoren
mit einem starken und ausgeprägten,
heterozygot verstärkenden
oder unterdrückenden
Einfluss auf einen Indexphänotyp
identifiziert, oder indem man ein zweites verbessertes Verfahren
bereitstellt, das die Identifizierung und Kartierung von Modifikatoren
durch Verringerung des genetischen Hintergrundgeräusches erleichtert.
Die verbesserten Verfahren werden nachstehend beschrieben.
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Ferner
wird darauf hingewiesen, dass nunmehr männliche Gameten in vorteilhafter
Weise im sexuellen Reifezustand (etwa 6 Wochen für Mäuse) geerntet und unbegrenzt
aufbewahrt oder in einem in vitro-Fertilisationsverfahren verwendet werden
können;
vergl. beispielsweise das in der Literatur beschriebene Verfahren
von J. M. Sztein, J. S. Farley, A. F. Young und L. E. Mobraaten, "Motility of cryopreserved
mouse spermatozoa affected by temperature of collection and rate
of thawing", Cryobiology,
Bd. 35 (1) (1998), S. 46-52. Durch Anwendung des Kryokonservierungsverfahrens
kann Keimplasma, von dem festgestellt worden ist, dass es eine modifizierende
Mutation umfasst, gewonnen und bei einer beliebigen, hier beschriebenen
Kreuzung verwendet werden, selbst wenn das Quellentier zu diesem
Zeitpunkt für
die Züchtung
zu alt oder zu krank ist. Jedes männliche Tier liefert eine ausreichende
Spermamenge, um mindestens 500 Nachkommen zu erzeugen. Bei jeder
beschriebenen Kreuzung ist es auch bevorzugt, dass Tiere (oder breit
ausgedrückt
Gameten), die potentiell einen Modifikator in die Kreuzung einführen, männliche
Tiere (oder Gameten) sind, es sei denn, am Indexphänotyp ist
ein mütterlicher
Effekt beteiligt; der Grund hierfür ist, dass somit unter Verwendung von
männlichen
Tieren anstelle von weiblichen Tieren wesentlich mehr Gameten einem
Screening unterzogen werden können.
Je nach den eingesetzten Stämmen
kann eine Aufzucht durch Ammentiere erforderlich sein.
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Das
erste verbesserte Verfahren, das kompakter und wirksamer als das
herkömmliche
Verfahren ist, erfordert weniger Kreuzungsstufen, beseitigt eine
Haltegeneration und kann dann wertvoll sein, wenn der modifizierte
Indexphänotyp
den Tod beschleunigt oder die Züchtungskapazität verringert.
Bei diesem verbesserten Verfahren wird ein Teil der Stärke des
Screenings des dominanten Modifikators in der zweiten Generation insofern
eingebüßt, als
es keinen Kandidaten auf der Basis eines Clusters von Abweichlern
auf der Überlebenskurve
präsentiert,
und insofern, als die strikte Isogenizität nach der ersten Generation
verloren geht. Jedoch zielt es in wirksamer Weise auf Modifikatoren
in vitalen Genen ab, deren Klonierung auf die beschriebene Weise
betrieben werden kann. Bei diesem verbesserten Verfahren kann man
neue Modifikatorallelen, und zwar für extreme Verstärker- und
Suppressor-Abweichler in der F1-Generation,
nachweisen oder statt dessen kann man das Clusterprinzip des grundlegenden
Verfahrens anwenden, um subtile F1-Abweichler
durch Screening auf Cluster von Tieren, die in der Rückkreuzungsgeneration
(N2) subtiler modifiziert worden sind, zu bestätigen. Ein "extrem" abweichender Phänotyp kann fallweise definiert
werden, und zwar je nach der Art des Indexphänotyps. Ein nicht-beschränkendes
Beispiel ist ein Phänotyp,
der in einem Maße
verstärkt
oder supprimiert ist, das unter dem 10. Percentil bzw. über dem
9. Percentil liegt. In einem weiteren Fall können "extreme" Niveaus am 2. und 98. Percentil festgestellt
werden. Eine "subtile" Änderung ist eine Änderung,
die innerhalb des statistischen Geräusches in den F1-Tieren
liegt, die aber erst in der Rückkreuzungsgeneration oder
einer anschließenden
Kreuzung statistisch signifikant wird.
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Beim
ersten verbesserten Verfahren wird ein mutagenisiertes Inzuchttier
eines geeigneten Stammes direkt mit einem Tier des Indexstammes
gepaart, um F1-Nachkommen zu erzeugen, die
einem Screening auf den modifizierten Indexphänotyp unterworfen werden.
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Wenn
ein F1-Tier offensichtlich eine Modifikatormutation
trägt,
wird es mit dem Indexstamm (mit oder ohne die Indexallele) rückgekreuzt,
um N2-Nachkommen zu erhalten. In dieser Generation werden mehrere Tiere
einem Screening unterzogen, um Cluster von Nachkommen mit einem
modifizierten Phänotyp
aufzufinden. Cluster von Tieren, die den modifizierten Phänotyp aufweisen,
tragen die Modifikatormutation, während Tiere, die die Modifikation
nicht aufweisen, diese Mutation nicht tragen. Träger müssen heterozygot in Bezug auf
Allelen, die mit dem Locus genetisch verknüpft sind, sein, während Nichtträger homozygot
in Bezug auf den Indexstamm an diesen gleichen Loci sein müssen. Somit
liefern diese Tiere das Material zur Kartierung der neuen Mutation
unter Anwendung bekannter, PCR-gestützter Kartierungsverfahren
(SSLPs und SNPs). Einzelnucleotid-Polymorphismen werden von L. Kruglyak, "The Use of a Genetic
Map of Biallelic Markers in Linkage Studies", Nature Genetics, Bd. 17 (1997), S.
21, beschrieben.
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Das
zweite verbesserte Verfahren erleichtert die Identifizierung und
Kartierung von modifizierenden Mutationen durch Verringerung des
genetischen Hintergrundgeräusches.
Bei diesem Verfahren handelt es sich um ein isogenes Modifikator-Screeningverfahren,
bei dem Tiere, die die dominante Allele beitragen, und Gründerinzuchttiere,
die willkürliche
Punktmutationen tragen, den gleichen genetischen Inzuchthintergrund aufweisen.
Abgesehen von der dominanten Indexallele stimmen die Indextiere
eng mit den die Mutation tragenden Gründerinzuchttieren überein.
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Zwei
Ausführungsformen
dieses zweiten verbesserten Verfahrens kommen in Betracht. Bei der
ersten Ausführungsform
können
sowohl Verstärker-
als auch Suppressor-Modifikatoren nachgewiesen werden, wenn der
gemeinsame genetische Hintergrund der Indextiere und der Gründertiere
keinen offensichtlichen Einfluss auf den Indexphänotyp ausübt. In einem Beispiel dieser
Ausführungsform
kann ein Indexmäusestamm
eine Min-Allele an einem Apc-Locus vor einem C57BL/6J (B6)-Hintergrund
enthalten, während
es sich bei den mutagenisierten Gründertieren um B6-Mäuse handeln
kann.
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Bei
der zweiten Ausführungsform
dieses Verfahrens beeinflusst der genetische Hintergrund den Indexphänotyp insofern,
als dann, wenn die dominante Allele, die den Indexphänotyp verleiht,
vor einem bestimmten genetischen Hintergrund bereitgestellt wird,
der Indexphänotyp
im Tier verstärkt
oder unterdrückt
wird, was den selektiven Nachweis der Suppression bzw. der Verstärkung von
Modifikatoren erleichtert. Beim Indexstamm kann es sich um ein kongenes
Derivat eines Stammes handeln, der einen genetischen Hintergrund
aufweist, der den Indexphänotyp
verstärkt
oder unterdrückt,
wobei der kongene Stamm die dominante Allele trägt, die einen Indexphänotyp verleiht.
Beispielsweise ist in einem kongenen Stamm mit einer Min-Allele
an einem Apc-Locus im genetischen Hintergrund des Inzucht-BTBR-Stammes
der Min-Phänotyp
signifikant verstärkt.
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Kongene
Inzuchttiere, die die Indexallele tragen, werden mit Tieren gekreuzt,
die in einer an anderer Stelle beschriebenen Art und Weise mutagenisiert
worden sind, um Gen1-Tiere zu erzeugen. Die Suppression und/oder
Verstärkung
des Indexphänotyps
kann auf die beschriebene Weise bestimmt werden. Sofern der Indexelternteil
in dieser Kreuzung einen verstärkten
Indexphänotyp
aufweist, können
mutmaßliche
Unterdrückungsmodifikatoren
des Indexphänotyps
in einigen Gen1-Tieren als eine Verschiebung im Indexphänotyp weg
vom verstärkten
Niveau und in Richtung zum Wildtypniveau ersichtlich sein. Mutmaßliche Modifikatoren in
Gen1-Tieren können
kartiert werden, indem man die Gen1-Tiere mit einem genetisch unterscheidbaren
Inzuchtstamm kreuzt.
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Auf
jeden Fall, werden mit dem Ziel, die Kartierung und Klonierung eines
mutmaßlichen
Modifikators zu erleichtern, Tiere, die einen mutmaßlichen
Modifikator enthalten, mit einem genetisch unterscheidbaren Keimplasma
gekreuzt, da die Kartierungsverfahren Unterschiede zwischen den
Tieren, die mutmaßliche
Modifikatoren enthalten, und den für die Kartierung verwendeten
Stämmen
erfordern. Jedoch können
polymorphe Unterschiede im genetischen Hintergrund dieser Stämme die
Phänotypmodifikation,
die durch eine induzierte Verstärker-
oder Suppressormutation ausgeübt
worden ist, verschleiern. Dieses Problem kann überwunden werden, indem man
einen Indexstamm erzeugt, der. sich vom Gründerstamm nur in einzelnen
Nucleotidpolymorphismen (SNPs), die um das Genom verstreut sind,
unterscheidet. Kurz zusammengefasst, es wird ein isogener Indexstamm
durch Mutagenisieren des Indexstammes unter Verwendung eines Mutagens
erzeugt, das einzelne Nucleotidänderungen
induziert, z. B. ENU. Der SNP-markierte Indexstamm wird durch systematische Bruder-Schwester-Paarung
erzeugt, wobei man mit einem Sohn und einer Tochter des mutagenisierten
Tiers, das mit dem die Indexmutation tragenden Tier gepaart worden
ist, beginnt. Das Verfahren der sequenziellen Bruder-Schwester-"sib"-Paarung beseitigt
allmählich
schädliche
und letale Mutationen. Um zu bestätigen, dass die eingeführten SNP-Marker
phänotypisch
neutral sind, kann der Indexphänotyp
des SNP-markierten Stammes
bestimmt werden. Beispielsweise lässt sich erwarten, dass eine
ENU-Mutagenese von BTBR- oder B6-Mäusestämmen derartige Markerpolymorphismen
in einer Dichte im Bereich von 1 pro centiMorgan liefert. Der Weg
zur Herstellung eines derartigen Indexstammes ermöglicht es,
dass genetische Screeningvorgänge so
nahe, wie es überhaupt
vorstellbar ist, an einem isogenen Zustand liegen.
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Die
Verfahren zum Identifizieren von heterozygoten Trägern von
Verstärkern
und Suppressoren eines Indexphänotyps
können
in wirksamer Weise durch Anwendung einer geeigneten statistischen
Analyse auf die Phänotypdaten
in als Kandidaten in Frage kommenden Verwandten gesteuert werden
(z.B. Tumarzählung
im Fall von Min). Unter Anwendung des Algorithmus ist es möglich, die
Wirksamkeit, mit der man mutmaßliche Träger und
Nichtträger
eines als Kandidaten in Frage kommenden heterozygoten Modifikatorgens
identifiziert, zu verstärken.
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Der
erste Teil einer geeigneten, zweiteiligen statistischen Analyse
bestätigt
die Anwesenheit eines segregierenden Modifikatorgens in einer als
Kandidaten in Frage kommenden Verwandtschaft: durch Anwenden eines
Wahrscheinlichkeitsverhältnistests
der Nullhypothese, dass kein phänotypmodifizierendes
Gen segregierend ist. Der Wahrscheinlichkeitsverhältnistest
berücksichtigt
die alternative Hypothese, dass ein Modifikatorgen segregierend
ist, und der Test wird durch Monte Carlo genau kalibriert; d. h.
ein p-Wert wird erhalten, indem man wiederholt die Statistik des
Wahrscheinlichkeitsverhältnisses
für willkürliche Permutationen
von Tieren unter verwandten Untergruppen berechnet. Für einen
diskreten Phänotyp,
wie eine Tumorzählung,
werden der Hintergrund und die modifizierten Phänotypverteilungen modellartig
in Form von negativen Binomen dargestellt. Gauss-Verteilungen können für kontinuierliche
Phänotypen
geeignet sein. Wenn der p-Wert > 0,05 ist,
gibt es keine Anzeichen für
ein Modifikatorgen. Entweder werden mehr. Daten benötigt oder
es sollten verschiedene Verwandte für die weitere Analyse in Betracht
gezogen werden.
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Bei
einem p-Wert von <0,05
wird im zweiten Teil der Analyse eine LOD-Bewertung für die Anwesenheit des
Modifikatorgens für
jeden potentieller, Träger,
der Nachkommen mit Phänotypinformationen
aufweist, berechnet. Bei der LOD-Bewertung handelt es sich um den
Logarithmus auf der Basis 10 des Verhältnisses der Wahrscheinlichkeit
von Nachkommen-Phänotypdaten,
wenn das Tier das Modifikatorgen trägt, verglichen mit der Wahrscheinlichkeit
der Phänotypdaten,
wenn das Tier. nicht das Modifikatorgen trägt. Die Wahrscheinlichkeiten
werden aus einer ermittelten Hintergrundverteilung für den Nenner
und aus einem Gemisch des ermittelten Hintergrunds und der ermittelten
modifizierten Verteilung für
den Zähler
berechnet. Die ermittelten Verteilungen werden durch das Verfahren
der maximalen Wahrscheinlichkeit erhalten. Negative binomiale Verteilungen
können
für den
Tumorzähl-Phänotyp und
Gauss-Verteilungen für
kontinuierliche Phänotypen
verwendet werden. Potentielle Träger
werden sodann gemäß ihren
LOD-Bewertungen eingestuft. Die Kartierung läuft ab, indem man zunächst Tiere
mit den höchsten
positiven LOD-Bewertungen (vermutliche Träger) und den höchsten negativen
LOD-Bewertungen (vermutliche Nichtträger) analysiert.
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Eine
ENU-induzierte Modifikatormutation kann in geringer Auflösung auf
der Grundlage ihres heterozygoten Phänotyps kartiert werden, wie
vorstehend ausgeführt.
Wie ausführlich
am Ende des nachstehenden Beispiels dargelegt wird, ist eine höher auflösende Kartierung
erzielbar, wenn Homozygoten für
die ENU-induzierte Modifikatormutation einen qualitativ unterschiedlichen
Phänotyp,
wie Letalität,
aufweisen.
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Ein
besseres Verständnis
der Erfindung ergibt sich aus dem folgenden, nicht-beschränkenden
Beispiel.
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Beispiel
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Bei
der Min-Mutation, beschrieben von Moser et. al., "A Dominant Mutation
that Predisposes to Multiple Intestinal Neoplasia in the Mäuse", Science, Bd. 247
(1990), S. 322-324, handelt es sich um eine dominant übertragene,
vollständig
penetrante Mäusemutation,
die in Heterozygoten einen Phänotyp
verursacht, der eine weitgehende Ähnlichkeit mit humanen, vererbten
Kolon-Polyposesyndromen aufweist. In diesem Beispiel wurden C57BL/6-Mäuse, die
die Min-Allele tragen, mit genetisch unterscheidbaren BTBR-Mäusen gezüchtet, die willkürliche,
von mutagenisierten Vätern
ererbte Punktmutationen trugen.
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In
Abständen
von etwa 1 Monat wurden 6 bis 12 männliche BTBR-Mäuse mit
ENU gemäß dem Verfahren
von Shedlovsky (a.a.O.) behandelt und sodann mit weiblichen, nicht-mutagenisierten
BTBR-Mäusen gekreuzt.
Die Gen1-Nachkommen
dieser Kreuzung waren isogene BTBR-Tiere, die in Bezug auf mögliche Mutationen,
die die Tumorbelastung in Mäusen,
die die Min-Mutation
enthalten, beeinflussen könnten,
heterozygot waren. Etwa 900 weibliche Gen1-Nachkommen wurden im
Laufe der Zeit erhalten.
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295
weibliche Gen1-Mäuse
wurden mit männlichen
B6-Min-Mäusen
gekreuzt. Als Nebenbemerkung ist festzustellen, dass man mehrere
männliche
Gen1-Tiere mit weiblichen B6-Min-Mäusen hätte kreuzen können, wenn
die Würfe
durch Ammenmütter
(wie ICR-Mäuse,
die im Handel erhältlich
sind) innerhalb einiger Tage nach der Geburt versorgt worden wären. Über 90%
derartiger Jungtiere überleben.
Diese Strategie wäre insofern
von Vorteil, als durch Bereitstellung von mehrfachen weiblichen
B6-Min-Tieren die Erzeugung einer ausreichenden Anzahl an Gen1F1-Tieren beschleunigt werden könnte.
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Um
die Kreuzung durchzuführen,
wurden zwei weibliche und ein männliches
Tier in einen Käfig
gebracht. Nach 2 Wochen wurden die Weibchen entnommen und durch
zwei neue Weibchen ersetzt. Trächtigkeit wurde
durch wöchentliche
Palpation der abgetrennten Weibchen nachgewiesen. Wenn nach 2-wöchiger Trennung
keine Trächtigkeit
festgestellt wurde, wurde das Weibchen wieder dem Paarungsvorgang
zugeführt.
Die Gen1F1-Nachkommen eines jeden Weibchens
wurden in Bezug auf Min genotypisiert und 2-mal wöchentlich, beginnend
im Alter von 100 Tagen, auf Krankheitsanzeichen abgesucht. Wenn
die Tiere allmählich
ein blasses Aussehen zeigten, wurden sie 2-mal täglich einem Screening unterzogen,
bis sie offensichtlich dem Tod nahe waren. Die genotypische Analyse
bediente sich einer allelen spezifischen PCR oder einer allelen
spezifischen Hybridisierung, wie sie von Dietrich et al., a.a.O.,
S. 637, und in den dort zitierten Literaturstellen beschrieben wurde,
wobei man die gleichen PCR-Primer und Bedingungen wie Dietrich et
al. heranzog.
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Unter
den Nachkommen befanden sich 92 Verwandte mit 6 oder mehr Mitgliedern.
Von diesen 92 Verwandten zeigten 5 Verwandte mindestens 2 Min/+-Mitglieder.
mit einer möglichen
Verstärkung
des Min-Phänotyps
(d. h. mit einer Überlebenszeit,
die kürzer
als die 90. Percentil-Überlebenszeit
der gesamten Population der Gen1F1-Mäuse ist).
7 Verwandte zeigten mindestens 2 Min/+-Mitglieder mit einer Suppression
des Min-Phänotyps
(d. h. einer längeren Überlebenszeit
als 10. Percentil). Erwartungsgemäß führte die Verstärkung oder
Suppression des Phänotyps
zu einer Segregation innerhalb einer Verwandtschaft, da die Min-Mäuse in der
Gen1F1-Generation einer Verwandtschaft in
Bezug auf etwaige neu induzierte Mutationen heterozygot. sind.
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Die
folgende Tabelle zeigt die Überlebenszeit
von 4 Verwandtschaften, die als Kandidaten in Frage kommende, segregierende
Verstärker-
oder Suppressor-Loci umfassen:
Wenn die
Wahrscheinlichkeit, dass eine Maus von normalem Genotyp ein bestimmtes
Alter überlebt,
10% ist, so beträgt
die statistische Wahrscheinlichkeit, dass 2 Mäuse in der gleichen Verwandtschaft
dieses Alter überleben,
nur 1%. Die statistische Wahrscheinlichkeit, dass 3 Mäuse in einer
Verwandtschaft länger
leben, beträgt wiederum
nur 0,1%. Somit steigt mit einer zunehmenden Anzahl an Mitgliedern
einer Verwandtschaft mit einer abweichenden kurzen oder langen Überlebenszeit
auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Abweichung das Ergebnis einer
bona fide-Mutation ist, die vom mutagenisierten BTBR-Gründertier
geerbt worden ist. Dies stellt das Clusterprinzip des Verfahrens
dar. Durch vorheriges Bestimmen eines angestrebten Grads der Clusterbildung
kann man Grenzen bezüglich
der Fähigkeit
zum Nachweis von Mutanten festlegen und den Reinigungsgrad der erhaltenen
Mutanten erhöhen,
wodurch der "Screen" für Mutanten
angereichert wird.
-
1 stellt
die Überlebenswahrscheinlichkeit
gegen das Alter der Gen1F1-Generation der
Kreuzung zwischen Gen1-BTBR-Weibchen und B6-Min-Männchen
dar. Die Symbole unterhalb und auf der linken Seite der Kurve geben
Individuen in zwei Verwandtschaften an, von denen angenommen wird,
dass sie Mutationen enthalten, die den Min-Phänotyp verstärken (En333 und En425). Die
Symbole oberhalb und auf der rechten Seite der Kurve geben die Mitglieder
von zwei Verwandtschaften an, bei denen der Min-Phänotyp offensichtlich unterdrückt ist
(Su248 und Su258). Eine Anzahl der Mäuse in der letztgenannten Kategorie überlebte
mehr als 365 Tage. Mäuse,
die statistisch eine geringere oder größere Überlebensdauer aufwiesen, wurden
unter üblichen
Verfahren gezüchtet,
um die Mutation aufrechtzuerhalten. In einigen Fällen gelang es nicht, das Gen1-Tier
zu züchten;
statt dessen wurden die Gen1F1-Mäuse mit
langer Überlebenszeit
mit dem Wildtyp-Gründerstamm
gekreuzt, und zwar als Rückzugsverfahren
zur Sieherstellung von Mutationen von Interesse. Beispielsweise
war das Gründerelternteil
der nachstehend beschriebenen Verwandtschaft Su258 nicht zur Züchtung geeignet,
nachdem eine Kandidatenmutation in seiner Nachkommenschaft identifiziert
worden war. Die langlebigen Nachkommen Nr. 2 und 4 wurden daher
mit BTBR-Mäusen
gekreuzt.
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Um
sicherzustellen, dass diese abweichenden Mitglieder einer Verwandtschaft
tatsächlich
eine Verstärkungs-
oder Suppressionsmutation enthalten, wurde eine Verwandtschaft der
zweiten Generation untersucht. Dies eignet sich sowohl zur Gewinnung
von Trägern
einer starken Verstärkermutation
als auch zum Nachweis von subtileren, dominanten Einflüssen entweder
der Suppressor- oder der Verstärkerklasse. Üblicherweise
zeigen Heterozygoten in Bezug auf einen Verlust einer Genfunktion
nur eine subtile heterozygote Wirkung.
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Um
die Verwandtschaft der zweiten Generation zu erzeugen, wurde das
Gründertier,
das eine Verwandtschaft hervorbrachte, die entweder eine Verstärker- oder
eine Suppressorfunktion zeigte, mit normalen BTBR-Tieren gekreuzt.
Von durchschnittlich 50% der Nachkommen dieser Kreuzung ist zu erwarten,
dass sie die Suppressor- oder Verstärkermutation enthalten. Die Nachkommen
dieser Kreuzung, als Gen2 bezeichnet, wurden mit B6-Min-Mäusen gekreuzt.
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Nach
90 Tagen wurden die Nachkummen, die aufgrund der genotypischen Analyse
die Min-Mutation trugen, getötet
und ihre Tumorbelastung wurde. unter Anwendung üblicher Verfahren zur Bestimmung
der Durchschnittswerte des Tumorvolumens und der Tumorzahl ermittelt.
Die Tumorbelastung ist als das Produkt aus dem durchschnittlichen
Tumorvolumen und der Anzahl der Tumoren pro Maus definiert.
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Als
weiterer Beweis, dass eine Suppressormutation in der Verwandtschaft.
258 erhalten wurde, wurden zwei lange Zeit überlebende Tiere in der Gen1F1-Generation gezüchtet. Dabei wurde festgestellt,
dass ihre Abkömmlinge
sehr geringe Tumorzahlen (etwa 10 oder weniger Tumoren) aufwiesen.
Dies lieferte einen starken Hinweis darauf, dass eine bona fide-Mutation
mit der Wirkung der Unterdrückung
des Min-Phänotyps
bei Passage auf die Nachkommen segregierend war. Auf der Basis von
699 Tieren in der Suppressorverwandtschaft 258 beträgt die statistisch
ermittelte Tumormultiplizität
von +/+-Tieren durchschnittlich 1.8,8, während der Wert von Su/+-Tieren
zu 5,9 ermittelt wurde. Für
die Verstärker-Verwandtschaft
333 beträgt
die ermittelte Tumormultiplizität
der +/+-Tiere 20,5, während
die En/+-Mitglieder der Verwandtschaft eine ermittelte Tumormultiplizität von 36
aufweisen.
-
Aufgrund
der bekannten SSLP-Polymorphismen zwischen B6- und BTBR-DNA ist
es möglich,
den Teil des Nachkommengenoms zu isolieren, der BTBR-DNA enthält, und
anschließend
die Punktmutation zu isolieren, die für die Modifikation des Phänotyps verantwortlich
ist, wobei man sich üblicher
Techniken bedient, die nunmehr dem Molekulargenetiker zur Verfügung stehen.
Die Tatsache, dass ENU-induzierte Mutationen nur Einzelbasenpaar-Substitutionen sind,
macht diesen Schritt besonders schlagkräftig. Dies ist die Grundlage
für die "Modifying Molecule"-Bezeichnung des
ICMM-Verfahrens.
Der Teil des Genoms; der die Punktmutation enthält, kann mit bekannten ESTs
verglichen werden oder er kann neuerdings sequenziert werden, um
die genetische Sequenz zu bestimmen, die für die Kodierung des Moleküls, das
den Phänotyp
modifiziert, verantwortlich ist. Unter Anwendung üblicher
Verfahren kann die genetische Sequenz in ein geeignetes genetisches Konstrukt
eingeführt
werden, das einen transkriptionalen Promotor enthält, um eine
Erzeugung in einer prokaryontischen oder eukaryontischen Wirtszelle
zu erreichen. Man kann das klonierte Gen dazu verwenden, weitere
Mutationen in diesem Gen in Begleitmäusestämmen zu erzeugen.
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Die
genetische Sequenz lässt
sich leicht mit bekannten Sequenzen von Menschen vergleichen, um die
Identität
des entsprechenden humanen Gens zu bestimmen. Das humane Gen kann
durch übliche
Hybridisierungs-, PCR- oder Expressionsklonierungsverfahren isoliert
werden. Das humane Protein kann gleichermaßen unter Anwendung üblicher
Techniken erhalten werden, entweder durch Isolation aus humanem
Gewebe oder durch Erzeugung in einem nicht-nativen Wirt unter Anwendung
rekombinanter DNA-Verfahren.
-
Es
kann möglich
sein, Mutationen zu isolieren, die den Index-Min-Phänotyp
in einem kompakteren, jedoch weniger empfindlichen Verfahren unterdrücken. Bei
diesem Verfahren werden weibliche (heterozygote) B6-Min-Mäuse direkt
mit männlichen,
ENU-mutagenisierten BTBR-Mäusen
gekreuzt. Als Kontrolle werden auch männliche, nicht-mutagenisierte
BTBR-Mäuse auf
die gleiche Weise behandelt. Die F1-Nachkommen werden
von ICR-Mäusen aufgezogen.
Männliche
F1-Mäuse,
die den Min-Phänotyp
aufweisen, werden weiterhin gehalten.
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Nach
170 Tagen werden sämtliche
ApcMin/+-F1-Männchen, deren Körpergewicht
mehr als 95% des Kontrollkörpergewichts
beträgt,
als in Frage kommendem Träger
eines dominanten Suppressors des Min-Phänotyps, Su/+, angesehen.
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Derartige,
als Kandidaten in Frage kommende Träger werden im Alter von 170
Tagen mit weiblichen Wildtyp-B6-Mäusen gekreuzt. Die weiblichen
Nachkommen dieser Kreuzung (ApcMin/+ und
Apc+/+) werden mit dem als Kandidaten in
Frage kommenden Männchen,
das nunmehr ein Alter von etwa 230 Tagen aufweist, rückgekreuzt.
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Die
Nachkommen der letztgenannten Kreuzung werden sodann im Alter von
90 Tagen phänotypisiert. Zu
diesem Zeitpunkt weist das in Frage kommende Männchen ein Alter von 340 Tagen
auf. Unter den Nachkommen liefern etwaige nachteilige oder letale
Phänotypen
Informationen über
die Kartierungsposition des Suppressors und geben einen Hinweis
darauf, ob das als Kandidat in Frage kommende Männchen eine Suppressormutation
trägt.
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ApcMin/+-Nachkommen:
+/+ normaler Min-Phänotyp
Su/+
geringe Tumorbelastung nach 90 Tagen?
Su/Su sehr geringe Tumorbelastung
nach 90 Tagen?
oder nachteilig oder letal?
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Apc+/+-Nachkommen:
+/+ normal
Su/+
normal?
Su/Su nachteilig oder letal?
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Nachteilig
beeinflusste Tiere sind in Bezug auf BTBR-Marker, die mit dem Suppressorlocus
verknüpft sind,
homozygot. Wenn im Gegensatz dazu Su/Su eine embryonale letale Mutation
darstellt, fehlen beim Satz von lebend geborenen Nachkommen Tiere,
die in Bezug auf BTBR-Marker, die mit dem Suppressorlocus verknüpft sind,
homozygot sind.
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Es
kann auch von Bedeutung sein, ein Keimplasma sicherzustellen, das
eine Modifikatormutation trägt,
die bei Anwendung einer in vitro-Fertilisation
den Min-Phänotyp
verstärkt
oder unterdrückt,
jedoch insbesondere verstärkt.
Beispielsweise kann ein als Kandidat in Frage kommender männlicher
Träger,
der für
die Züchtung
zu krank ist, getötet
werden. Sperma, das dem getöteten
Männchen
entnommen worden ist, kann zur Befruchtung von Eiern aus einem geeigneten
Weibchen (z. B. BTBR oder eine Maus, die die Mutation von Interesse
trägt)
verwendet werden. Die hierzu anwendbaren Techniken werden von B.
Hogan et al., Manipulation of the Mouse Embryo. Cold Spring Harbor
Laboratory Press, 2. Auflg., (1994), beschrieben.
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Die
vorstehenden Beispiele sind nicht als Beschränkung der Erfindung anzusehen.
Vielmehr umfasst die Erfindung sämtliche
Modifikationen und Variationen, die unter den Schutzumfang der folgenden
Ansprüche fallen.