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Gebiet der
Erfindung
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Diese
Erfindung betrifft Verfahren zur Herstellung von Glykoproteinen
in eukaryotischer Zellkultur. Die Erfindung stellt Zellkulturverfahren
bereit, welche die Oligosaccharidstrukturen von naszierenden Glykoproteinen
beibehalten und die Gewinnung von Glykoproteinen, die mit einem
oder mehreren Sialsäureresten
endende Oligosaccharide enthalten, aus der Zellkultur stark vereinfachen.
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Hintergrund
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Zahlreiche
Oberflächen-
und sekretierte Proteine eukaryotischer Zellen werden posttranslationalem Processing
unterzogen, damit die N-gebundene und O-gebundene Kohlenhydrate
enthalten (Kornfeld und Kornfeld, Annu. Rev. Biochem. 54, 631–64 (1985);
Rademacher et al., Annu. Rev. Biochem. 57, 785–838 (1988)). Es wird angenommen,
dass sich die Proteinglykosylierung auf verschiedene Funktionen
auswirkt, einschließlich
Verstärkung
der Proteinfaltung, Hemmung der Proteinaggregation, Regulierung
des intrazellulären Transports
zu Organellen, Erhöhung
der Resistenz gegen Proteolyse, Modulierung der Proteinantigenität und Vermittlung
interzellulärer
Haftung (Fieldler und Simons, Cell 81, 309–312 (1995); Helenius, Mol.
Biol. of the Cell 5, 253–265
(1994); Olden et al., Cell 13, 461–473 (1978); Caton et al.,
Cell 37, 417–427
(1982); Alexander und Elder, Science 226, 1328–1330 (1984); Flack et al.,
J. Biol. Chem. 269, 14015–14020
(1994)). In höheren Organismen
kann sich die Art und das Ausmaß der
Glykosylierung stark auf die Kreislaufhalbwertszeit und die Bioverfügbarkeit
von sekretierten Proteinen auswirken, und zwar durch Mechanismen,
die eine rezeptorvermittelte Aufnahme und Clearance involvieren
(Ashwell und Morrell, Adv. Enzymol. 41, 99–128 (1974); Ashwell und Harford,
Ann. Rev. Biochem. 51, 531–54
(1982)). Es wurden Rezeptorsysteme identifiziert, von denen angenommen
wird, dass sie eine wichtige Rolle in der Clearance von Serumproteinen
durch Erkennung von verschiedenen Zuckerkomponenten des Oligosaccharids
auf den Glykoproteinen spielen (Stockert, Physiol. Rev. 75, 591–609 (1995);
Kery et al., Arch. Biochem. Biophys. 298, 49–55 (1992)). Da sich die terminale
Sialsäurekomponente
auf die Absorption, die Serumhalbwertszeit und die Clearance aus
dem Serum sowie auf die physikalischen, chemischen und immunogenen
Eigenschaften des Glykoproteins auswirkt (R. B. Praekh, w.o.; A. Varki,
Glycobiology 3, 97–100
(1993); J. Paulson, TIBS 14, 272–276 (1989); Goochee et al.,
Biotechnology 9, 1347–1355
(1991); A. Kobata, Eur. J. Biochem. 209, 483–501 (1992)), können Produktionsstrategien,
welche die terminale Sialsäurekomponente
beibehalten, die Bioverfügbarkeit
und Serumhalbwertszeit eines Proteins vorteilhafterweise verlängern.
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Viel
Aufmerksamkeit wurden auf Faktoren gerichtet, die sich bei rekombinanter
Produktion von Proteinen auf die Glykosylierung auswirken, wie z.B.
Wachstumsmodus (anhaftend oder Suspension), fötales Rinderserum in der Medienformulierung,
Kulturdichte, Oxygenierung, pH, Ammoniumkonzentration, Reinigungsschemata
und dergleichen (R. Werner und W. Noe, Drug Res. 43, 1134–1249 (1993);
Hayter et al., Biotech. und Bioeng. 39, 327–335 (1992); Borys et al.,
Biotech. and Bioeng. 43, 505–514
(1994); Borys et al., Bio/Technology 11, 720–724 (1993); Hearing et al.,
J. Cell Biol. 108, 339–353
(1989); Goochee et al., in: Frontiers in Bioprocessing II, Todd
et al. (Hrsg.) (1992), American Chemical Society, 199–240; US-Patent
Nr. 5.096.816; W. Chotigeat, Cytotech. 15, 217–221 (1994); Gawlitzek et al.,
Biotech. Bioeng. 57, 518–528
(1998)). Verschiedene Gruppen haben die Prozessparameter in Zusammenhang
mit rekombinanter Proteinproduktion untersucht, vor allem die Auswirkung
der Medienzusammensetzung in verschiedenen Produktionsstadien (Park
et al., Biotech. Bioeng. 40, 686–696 (1992); Cox und McClure,
In Vitro 19, 1–6
(1983); Mizutani et al., Biochem. Biophys. Res. Comm. 187, 664–669 (1992);
Le Gros et al., Lymph. Res. 4(3), 221–227 (1985)). Das US-Patent Nr.
5.705.964 offenbart Verfahren zur Änderung des Sialsäuregehalts
eines Glykoproteins durch Regelung von Faktoren, die sich auf Zellproduktivität auswirken,
beispielsweise durch Zusatz einer Alkansäure zum Kulturmedium, Regelung
der Osmolalität
des Kulturmediums und Regelung der Wachstumstemperatur.
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Ein
weiteres Mittel zur Beeinflussung des Sialsäuregehalts eines Glykoproteins
ist die Regelung der Aktivität
von zellulären
Neuraminidasen (US-Patent Nr. 5.510.261). Neuraminidasen sind cytosolische
und membranassoziierte Enzyme, die Sialsäure von einer Glykosylgruppierung
eines Glykoproteins abspalten. Die Aktivität von synaptosomaler membranassoziierter
Neuraminidase von Rinderhirn wurde durch hohe Konzentrationen an
Kupferionen, nach Vorsättigung
in situ, gehemmt (H. C. Yohe und A. Rosenberg, Neurochemical Research
3, 101–113
(1978)). Es wurde nachgewiesen, dass cytosolische und membranassozüerte Neuraminidase
I durch Kupferionen in einer Konzentration von etwa 1 mM in teilweise
gereinigten Extrakten von Rattenleber oder Rattenskelettmuskel gehemmt
wird (T. Miyagi et al., Glycoconjugates Journal 10, 45–49 (1993)).
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Kulturmedien
und Additive enthalten oft Spurenelemente und Metallionen, wie z.B.
Kupfer, um optimales Zellwachstum zu ermöglichen (z.B. "Protease Peptone
2 und 3", "Primatone RL" und "Primatone HS", die im Handel erhältlich sind
(Sheffield, England; Difco, USA); japanisches Patent Nr. 93JP-0171420;
internationale Veröffentlichung
Nr. WO 90/03430; für
die Zusammensetzung verschiedener Medien, z.B. DMEM- und HAM-F12-Medium,
siehe Kulturmedienformulierungen im American Type Culture Collection
Catalogue of Cell Lines and Hybridomas, sechste Auflage, S. 346–349 (1988)).
Ein serumfreies Medium, das Zn (5–100 μM) oder Cu (0,1–50 μM) enthält, wurde
im japanischen Patent Nr. 247618 zur Züchtung von Vaskularendothelzellen
vorgeschlagen. Lanier und Volkman berichteten über eine Steigerung der Ausbeute
an Baculovirus-Expressionsvektoren von rekombinanten Baculoviren,
die in Insekten- (Schmetterlings-) Gewebekulturen in einem Medium
mit 2 mM CuSO4 gebildet wurden (L. M. Lanier,
und L. M. Volkman, In Vitro 32(3) Pt. 2: 8A (1996)). Hultberg et
al. fanden heraus, dass Metalle die Menge an in HeLa-Zellkulturmedien
reduziertem Glutathion erhöhte
und dass Kupferionen auch die Menge an in dem Medium reduziertem
Homocystein erhöhten, und
zwar in Kupferionenkonzentrationen, die sich nicht auf das Zellwachstum
auswirkten (1-100 μm)
(B. Hultberg et al., Toxicology 117, 89–97 (1997). Zweiwertige Metallionen,
wie z.B. Cu2+ und Zn2+,
wurden in löslicher Form
in einer Konzentration von 70–120
mg/l zum Serum zugesetzt, und das Serum wurde zu einem Zellkulturmedium
zugesetzt, um das Zellwachstum zu fördern (deutsches Patent Nr.
155 328).
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Es
zeigte sich, dass der Zusatz von Cu++ zu
einem Chinahamster-Eierstockzellkulturüberstand Neuraminidaseaktivität hemmt
(Gramer et al., Biotechnol. 13, 692–698).
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Eukaryotische
Zellen, insbesondere Säugetierzellen,
wie z.B. Chinahamster-Eierstockzellen (CHO-Zellen), erwiesen sich
jedoch als empfindlich gegenüber
Cu2+-Konzentrationen in einem Kulturmedium (Camakaris
et al., Human Molecular Genetics 4, 2117–2123 (1995); Steinebach & Wolterbeek, J.
Inorganic Biochemistry 53, 27–48
(1994); deutsches Patent Nr. 155 328; Y. Sakai et al., Cytotechnology
14 (Suppl. 1), 7–36 (1994)).
Es wurde herausgefunden, dass CHO-K1-Zellen eine LD50 von
125 μM Cu2+ in einem mit Kupfer ergänzten Medium
aufweisen (J. Camakaris et al., Human Molecular Genetics 4, 2117–2123 (1995)).
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Die
vorliegende Erfindung stellt Verfahren zur Herstellung von Glykoproteinen
durch Säugetierzellkultur
bereit, welche die Sialsäurekomponente
von Oligosacchariden der produzierten Glykoproteine beibehält.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung stellt Verfahren zur Herstellung von Glykoproteinen
durch eukaryotische Zellkultur bereit, die ein Glykoproteinprodukt
ergeben, das mit einem oder mehreren Sialsäureresten endende Oligosaccharide
enthält.
Vorteilhafterweise ermöglicht
das Zellkulturverfahren der vorliegenden Erfindung die Gewinnung
eines Glykoproteinprodukts, dessen Oligosaccharide nicht durch Abbauvorgänge, wie
sie bei herkömmlichen
Zellkulturverfahren vorkommen, beeinträchtigt sind. Die Verfahren
der vorliegenden Erfindung überwinden
die Probleme der Desialylierung der Oligosaccharid-Seitenketten
eines Glykoproteins, die bei herkömmlichen Glykoprotein-Herstellungsverfahren
auftreten. Vorteilhafterweise bringt die Erfindung durch die Gewinnung
größerer nützlicher
Mengen an Glykoproteinprodukt wirtschaftliche und kommerzielle Vorteile
mit sich.
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Demgemäß stellt
die vorliegende Erfindung Verfahren zur Herstellung von Glykoproteinen
durch eukaryotische, insbesondere Säugetier-Zellkultur bereit,
die das Kultivieren einer Wirtszelle, die ein Glykoprotein exprimiert,
in Gegenwart von Kupferionen in einem Zellkulturmedium in einer
Konzentration, die wirksam den Verlust an Sialsäure minimiert, umfassen. Die
vorliegende Erfindung stellt somit verschiede Zellkulturverfahren bereit,
die bestimmte Glykoformen von Glykoproteinen, die in Säugetierzellkultur
erzeugt werden, beibehalten.
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In
einer speziellen Ausführungsform
stellt die vorliegende Erfindung die Produktion eines Glykoproteins
in Säugetierzellkultur
bereit, indem einem Kulturmedium, in dem das Glykoprotein produzierende
Zeilen gezüchtet
werden, eine wirksame Menge Cu2+ zugesetzt
wird. Gemäß einem
Aspekt der Erfindung liegt die Konzentration von Cu2+ zwischen
etwa 50 μM
und 5 mM. Vorzugsweise liegt die Cu2+-Konzentration
im Medium zwischen etwa 0,1 mM und etwa 2,0 mM, noch bevorzugter
beträgt
sie zumindest etwa 250 μM.
Noch bevorzugter liegt die Kupferionenkonzentration im Bereich von
etwa 0,1 mM bis etwa 1 mM, insbesondere im Bereich von etwa 0,1
mM und etwa 0,5 mM, noch bevorzugter beträgt sie zumindest etwa 350 μM, und zumindest etwa
380 μM.
Der obige Parameter wird gesteuert, um den Sialsäuregehalt des reifen Glykoproteins
zu beeinflussen.
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In
einem speziellen Aspekt der Erfindung werden die das Glykoprotein
produzierenden Zellen in einem serumfreien Medium gezüchtet. Vorzugsweise
ist die Wirtszelle eine Säugetier-Wirtszelle,
vorzugsweise eine Chinahamster-Eierstockzelle (CHO-Zelle), einschließlich, nicht
jedoch eingeschränkt
auf CHO-K1-, CHO-pro3–-, CHO-DG44-, CHO-DUXB11-
und CHO DP12-Zellen. Andere für
das Verfahren der Erfindung geeignete Wirtszellen umfassen, sind
jedoch nicht eingeschränkt
auf Mausmyelomzellen, NS0, und Hybridomzellen, wie z.B. Maushybridomzellen,
Babyhamster-Nierenzellen (BHK-Zellen), COS-Zellen, HeLa-Zellen, C127-Zellen,
Maus-L-Zellen und Ltk–-Zellen.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
stellt die Erfindung ein Verfahren zur Erhöhung des Sialsäuregehalts
des reifen Glykoproteins bereit, das aus einer Säugetier-Wirtszellkultur gewonnen wird, umfassend das
Kontaktieren der das Glykoprotein exprimierenden Zellen mit Cu2+ im Kulturmedium in einer Konzentration, die
Desialylierung im Zellkulturmedium hemmt oder verhindert. Vorzugsweise
beträgt
die Cu2+-Konzentration zumindest
etwa 150 μM,
noch bevorzugter zumindest etwa 380 μM. Vorzugsweise sind die Wirtszellen CHO-Zellen.
Gemäß diesem
Aspekt der Erfin dung ermöglicht
die Kultivierung einer Wirtszelle in einer Konzentration von etwa
380 μM die
Gewinnung eines Glykoproteins mit einem erhöhten Sialsäuregehalt.
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Die
Erfindung stellt ferner in einer speziellen Ausführungsform ein Zellkulturverfahren
mit zwei oder drei Zellkulturphasen bereit. Die Erfindung stellt
somit ein Verfahren zur Regelung des Sialsäuregehalts eines Glykoproteins
bereit, das mithilfe einer Säugetier-Wirtszellkultur
hergestellt wurde, umfassend die Schritte des Kultivierens einer
Wirtszelle, die das Glykoprotein exprimiert, in einer Wachstumsphase über einen
Zeitraum und unter Bedingungen, um das Zellwachstum zu maximieren.
Gemäß diesem
Aspekt der vorliegenden Erfindung folgt auf die Wachstumsphase gegebenenfalls
eine Übergangsphase
folgt, in der die Zellkulturparameter im Hinblick auf den gewünschten
Sialsäuregehalt
des reifen Glykoproteins selektiert und eingesetzt werden. Auf die
Wachstumsphase oder die Übergangsphase
folgt eine Produktionsphase der Zellkultur, in der Produktionsparameter,
die gegebenenfalls in der Übergangsphase
selektiert und eingesetzt wurden, beibehalten werden und ein Glykoproteinprodukt
produziert und gewonnen wird. Der Zusatz von Cu2+ zum
Zellkulturmedium nach der Wachstumsphase, während der Übergangsphase oder vorteilhafterweise
zu Beginn der Produktionsphase, die auf die Übergangsphase folgt, liefert
ein Protein mit einer erhöhten
Menge an Sialsäure,
die beibehalten wird.
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Beschreibung
der Zeichnungen
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1:
1 zeigt
die Akkumulation eines Glykoproteins (TNFR1-IgG1) in einer Zellkulturflüssigkeit (☐)
und den Sialsäure-
(SA-) Gehalt
von
TNFR1-IgG1 in einer repräsentativen
Kultur ohne Kupfer. CHO-Zellen, die TNFR1-IgG1 exprimieren, wurden
unter optimalen Wachstumsbedingungen 2 Tage lang gezüchtet. Am
zweiten Tag wurden die Temperatur auf 33°C gesenkt, und ein komplexes
Feed-Gemisch, das aus konzentrierten Medienkomponenten und Pepton
bestand, wurde zur Kultur zugesetzt. Wie ersichtlich ist, nimmt
der Sialsäuregehalt
des produzierten Glykoproteins nach etwa sechs Tagen in der Kultur
stetig ab, während
die Kultur bis zu 13 Tage lang produktiv ist.
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2:
Sialsäure-
(SA-) Gehalt von TNFR1-IgG1 nach der Inkubation einer Zellkultursuspension
aus einer Perfusionskultur mit hoher Zellkonzentration (6% gepacktes
Zellvolumen, 77% Lebensfähigkeit
zu Beginn der Inkubation) im Vergleich zu dem Ausgangssialsäuregehalt
vor der Inkubation. Es wurde eine Probe der Perfusionskultur gezogen
und in einer Spinnerflasche mit 0,1 mM und 5 mM CuCl2 24
Stunden lang bei 33°C
inkubiert. Alle Kulturen starben aufgrund von Sauerstoffmangel während der
Inkubationsperiode ab, aber das Kupfer stabilisierte wirksam den
SA-Gehalt in dosisabhängiger
Weise.
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3: 3 zeigt
die Auswirkungen von CuCl2 auf das Wachstum
von CHO-Zellen, die TNFR1-IgG1 produzieren. CuCl2 wurde
vor der Inokulation mit Zellen in Konzentrationen von 0–3,2 mM
zum Kulturmedium zugesetzt. Wachstumshemmung konnte oberhalb von
0,2 mM detektiert werden.
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4: 4 zeigt
die Auswirkungen von CuCl2 auf die Lebensfähigkeit
von CHO-Zellen,
die TNFR1-IgG1 produzieren, unter Wachstumsbedingungen. CuCl2 wurde vor der Inokulation mit Zellen in
Konzentrationen von 0–3,2
mM zum Kulturmedium zugesetzt. Toxische Wirkung wurde bei Konzentrationen
oberhalb von 0,2 mM beobachtet. Konzentrationen oberhalb von 0,4
mM führten
zu raschem Zelltod.
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5: 5 zeigt
die Auswirkungen von 0–5
mM CuCl2 auf die Lebensfähigkeit von CHO-Zellen, die TNFR1-IgG1
produzieren, bei Inkubation bei 37 und 33°C. Die toxische Wirkung von
CuCl2 war bei 37 und 33°C ähnlich.
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6: 6 zeigt
Lebensfähigkeitsprofile
von Produktionskulturen mit 0 mM, 0,5 mM und 1,0 mM CuCl2, das an Tag 6 oder 8 zu den Kulturen zugesetzt
wurde. Die Ergebnisse zeigen, dass Kupfer nach einer Wachstumsphase
und während
einer Übergangsphase
oder vor oder während
einer Produktionsphase zu Produktionskulturen zugesetzt werden kann,
ohne sich schädlich
auf die Lebensfähigkeit
der Kultur auszuwirken.
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7: 7 zeigt
Lebensfähigkeitsprofile
von Produktionskulturen mit 0 mM, 0,38 mM und 0,5 mM CuCl2, das an Tag 6 zu den Kulturen zugesetzt
wurde. Die Ergebnisse zeigen, dass eine Kupferkonzentration von
0,38 mM in Bezug auf die Lebensfähigkeit
keine großen
Unterschiede zu 0 und 0,5 mM aufweist.
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Detaillierte Beschreibung
der Erfindung
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I. Definitionen
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Die
Kohlenhydratgruppierungen der vorliegenden Erfindung werden unter
Verwendung herkömmlicher
Nomenklatur zur Beschreibung von Oligosacchariden beschrieben. Ein Überblick über Kohlenhydratgruppierungen,
bei dem diese Nomenklatur verwendet wurde, findet sich bei Hubbard
und Ivatt, Ann. Rev. Biochem. 50, 555–583 (1981). Diese Nomenklatur
umfasst beispielsweise Man, das für Mannose steht; GIcNAc, das
für 2-N-Acetylglucosamin
steht; Gal, das für
Galactose steht; und Glc, das für
Glucose steht. Sialsäuren (SAs)
werden mit der Abkürzung
NeuNAc für
5-N-Acetylneuraminsäure und
NeuNGc für
5-Glykolylneuraminsäure
beschrieben (J. Biol. Chem., 257, 3347 (1982); J. Biol. Chem. 257,
3352 (1982)).
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"Glykoprotein" bezieht sich hierin
im Allgemeinen auf Peptide und Proteine mit mehr als etwa zehn Aminosäuren und
zumindest einer Oligosaccharid-Seitenkette. Die Glykoproteine können homolog
zur Wirtszelle sein, vorzugsweise sind sie aber heterolog, d.h.
fremd, zur verwendeten Wirtszelle, wie z.B. ein Humanprotein, das
von einer Chinahamster-Eierstockzelle produziert wird. Vorzugsweise
werden Säugetier-Glykoproteine (Glykoproteine,
die ursprünglich
von einem Säugetierorganismus
stammen) verwendet, noch bevorzugter solche, die direkt in das Medium
sekretiert werden. Beispiele für
Säugetier-Glykoproteine
umfassen Moleküle,
wie z.B. Zytokine und ihre Rezeptoren, sowie chimäre Proteine,
die Zytokine oder ihre Rezeptoren umfassen, einschließlich beispielsweise
den Tumor-Nekrose-Faktor-α und
-β, ihre
Rezeptoren (TNFR-1;
EP 417.563 , veröffentlicht
am 20. März
1991; und TNFR-2;
EP 417.014 , veröffentlicht
am 20. März
1991) und Derivate davon; Renin; Wachstums hormone, einschließlich menschlicher
Wachstumshormone und Rinderwachstumshormone; Somatotropin freisetzendes
Hormon; Parathormon; thyreoidstimulierendes Hormon; Lipoproteine; α-1-Antitrypsin;
die Insulin-A-Kette; die Insulin-B-Kette; Proinsulin; follikelstimulierendes
Hormon; Calcitonin; luteinisierendes Hormon; Glucagon; Gerinnungsfaktoren,
wie z.B. Faktor VIIIC, Faktor IX, Gewebefaktor und von-Willebrand-Faktor;
Antigerinnungsfaktoren, wie z.B. Protein C; atrialer natriuretischer
Faktor; Lungentenside; Plasminogenaktivator, wie z.B. Urokinase
oder menschliches Urin oder Plasminogenaktivatoren vom Gewebetyp
(t-PA); Bombesin; Thrombin; hämatopoetischen
Wachstumsfaktor; Enkephalinase; RANTES ("regulated on activation normally T-cell
expressed and secreted");
von aktivierten Humanmakrophagen gebildete Zytokine (MIP-1-α); Serumalbumine,
wie z.B. Humanserumalbumin; Müllerschen
Hemmstoff; die Relaxin-A-Kette; die Relaxin-B-Kette; Prorelaxin;
Maus-Gonadotropin-assoziiertes
Peptid; Mikrobenproteine, wie z.B. β-Lactamase; DNase; Inhibin;
Activin; Vaskulärendothelwachstumsfaktor
(VEGF); Rezeptoren für
Hormone oder Wachstumsfaktoren; Integrin; Protein A oder D; Rheumafaktoren;
neurotrophe Faktoren, wie z.B. neurotrophen Knochenfaktor (BDNF),
Neurotrophin-3, -4, -5 oder -6 (NT-3, NT-4, NT-5 oder NT-6) oder
Nervenwachstumsfaktoren, wie z.B. NGF-β, Blutplättchenaktivierungsfaktor (PDGF);
Fibroblastenwachstumsfaktoren, wie z.B. aFGF und bFGF; Epidermiswachstumsfaktor
(EGF); transformierende Wachstumsfaktoren (TGF), wie z.B. TGF-α und TGF-β, einschließlich TGF-β1, TGF-β2, TGF-β3, TGF-β4 und TGF-β5; insulinähnlichen
Wachstumsfaktor I und II (IGF-I und IGF-II); Des(1-3)-IGF-I (Hirn-IGF-I),
insulinähnliche
Wachstumsfaktoren bindende Proteine; CD-Proteine, wie z.B. CD-3,
CD-4, CD-8 und CD-19; Erythropoietin; osteoinduktive Faktoren; Immuntoxine;
morphogenetisches Knochenprotein (BMP); Interferon, wie z.B. Interferon-α, -β und -γ; Koloniewachstum
stimulierende Faktoren (CSFs), z.B. M-CSF, GM-CSF und G-CSF; Interleukine
(IIs), z.B. IL-1 bis IL-10; Superoxiddismutase; T-Zell-Rezeptoren;
Oberflächenmembranproteine;
Zerfall beschleunigenden Faktor; virale Antigene, wie z.B. Abschnitte
der AIDS-Hülle;
Transportproteine; Homing-Rezeptoren; Adressine;
Regulatorproteine; Antikörper;
chimäre
Proteine, wie z.B. Immunadhäsine
(Immunadhäsine
werden beispielsweise in den US-Patenten Nr. 5.116.964, 5.714.147
und 5.336.603 beschrieben, deren Offenbarungen durch Ver weis hierin
aufgenommen sind; Immunadhäsine
umfassen CD4 (Capon et al., Nature 337, 525–531 (1989); Traunecker et
al., Nature 339, 68–70
(1989); und Byrn et al., Nature 344, 667–670 (1990)); L-Selectin oder
den homing-Rezeptor (Watson et al., J. Cell. Biol. 110, 2221–2229 (1990);
und Watson et al., Nature 349, 164–167 (1991)); CD44 (Aruffo
et al., Cell 61, 1303–1313
(1990)); CD28 und B7 (Linsley et al., J. Exp. Med. 173, 721–730 (1991));
CTLA-4 (Linsley et al., J. Exp. Med. 174, 561–569); CD22 (Stamenkovic et al.,
Cell 66, 1133–1144);
den TNF-Rezeptor (Ashkenazi et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 88,
10535–19539 (1991);
Lesslauer et al., Eur. J. Immunol. 27, 2883–2886 (1991); und Peppel et
al., J. Exp. Med. 174, 1483–1489
(1991)); NP-Rezeptoren (Bennett et al., J. Biol. Chem. 266, 23060–23067 (1991));
den Interferon-γ-Rezeptor
(Kurschner et al., J. Biol. Chem. 267, 9354–9360 (1992)); 4-IBB (Chalupny
et al., PNAS USA 89, 10360–10364
(1992)) und den IgE-Rezeptor-α (Ridgway
und Gorman, J. Cell. Biol. 115, Zusammenfassung Nr. 1448 (1991))
sowie Fragmente der oben angeführten
Polypeptide.
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Der
Begriff "Antikörper" wird im weitesten
Sinne verwendet und umfasst spezifisch einzelne monoklonale Antikörper (einschließlich Agonisten-
und Antagonisten-Antikörper)
sowie Antikörperzusammensetzungen
mit Polyepitop-Spezifität.
Der Begriff "Antikörper" umfasst spezifisch
monoklonale Antikörper
(einschließlich
monoklonale Antikörper
voller Länge),
polyklonale Antikörper,
multispezifische Antikörper
(z.B. bispezifische Antikörper)
und Antikörperfragmente.
Beispiele für
Antikörper,
die im Schutzumfang der vorliegenden Erfindung liegen, umfassen,
sind jedoch nicht eingeschränkt
auf Anti-IL-8, St. John et al., Chest 103, 932 (1993) und internationale
Veröffentlichung
Nr. WO 95/23865; Anti-CD11a, Filcher et al., Blood 77, 249–256, Steppe
et al., Transplant Intl. 4, 3–7
(1991) und Hourmant et al., Transplantation 58, 377–380 (1994);
Anti-IgE, Presta et al., J. lmmunol. 151, 2623–2632 (1993) und internationale
Veröffentlichung
Nr. WO 95/19181; Anti-HER2, Carter et al., Proc. Natl. Acad. Sci.
USA 89, 4285–4289
(1992) und internationale Veröffentlichung
Nr. WO 92/20798; Anti-VEGF, Jin Kim et al., Growth Factors 7, 53–64 (1992)
und internationale Veröffentlichung
Nr. WO 96/30046; und Anti-CD20, Maloney et al., Blood 84, 2457–2466 (1994)
und Liu et al., J. lmmunol. 130, 3521–3526 (1987).
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Die
Begriffe "Zellkulturmedium" und "Kulturmedium" sowie "Fermentationsmedium" beziehen sich auf eine
Nährlösung zur
Züchtung
von Säugetierzellen,
die typischerweise zumindest eine Komponente aus einer oder mehreren
der folgenden Kategorien bereitstellt:
- 1) eine
Energiequelle, üblicherweise
in Form eines Kohlenhydrats, wie z.B. Glucose;
- 2) alle essenziellen Aminosäuren
und normalerweise den grundlegenden Satz aus zwanzig Aminosäuren plus
Cystein;
- 3) Vitamine und/oder organische Verbindungen, die in niedrigen
Konzentrationen erforderlich sind;
- 4) freie Fettsäuren;
und
- 5) Spurenelemente, worin Spurenelemente als anorganische Verbindungen
oder natürlich
vorkommende Elemente definiert sind, die typischerweise in sehr
geringen Konzentrationen erforderlich sind, üblicherweise im mikromolaren
Bereich.
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Die
Nährlösung kann
gegebenenfalls mit einer oder mehreren Komponenten aus einer oder
mehreren der folgenden Kategorien ergänzt sein:
- 1)
Hormone und andere Wachstumsfaktoren, wie z.B. Insulin, Transferring
und Epidermis-Wachstumsfaktor;
- 2) Salze und Puffer, wie z.B. Calcium, Magnesium und Phosphat;
- 3) Nucleoside und Basen, wie z.B. Adenosin, Thymidin und Hypoxanthin;
und
- 4) Protein- und Gewebehydrolysate.
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Das
Zellkulturmedium wird ist normalerweise "serumfrei", wenn das Medium im Wesentlichen frei
von Seren aus Säugetierquellen
(z.B. fötalem
Rinderserum [FBS]) ist. Mit "im
Wesentlichen frei" ist
gemeint, dass das Zellkulturmedium zwischen etwa 0 und 5% Serum,
vorzugsweise zwischen etwa 0 und 1 %, insbesondere zwischen etwa
0 und 0,1% Serum, enthält.
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Die
Begriffe "Säugetier-Wirtszelle", "Wirtszelle", "Säugetierzelle und dergleichen
beziehen sich auf Zelllinien, die von Säugetieren stammen und in der
Lage sind, zu wachsen und zu überleben,
wenn sie in entweder eine Monoschichtkultur oder Sus pensionskultur
in einem Medium mit den geeigneten Nährstoffen oder Wachstumsfaktoren
gegeben werden. Die für
eine bestimmte Zelllinie erforderlichen Wachstumsfaktoren können leicht
ohne übermäßiges Experimentieren
empirisch bestimmt werden, wie beispielsweise in Mammalian Cell
Culture, J. P. Mather (Hrsg.), Plenum Press, N. Y., USA (1984) und
Barnes und Sato, Cell 22, 649 (1980) beschrieben. Typischerweise
sind die Zellen in der Lage, große Mengen eines bestimmten
Glykoproteins von Interesse zu exprimieren und in das Kulturmedium
zu sekretieren. Beispiele für
geeignete Säugetier-Wirtszellen
im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung können Chinahamster-Eierstockzellen,
CHO/-DHFR (CHO, Urlaub und Chasin, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 77,
4216 (1980)); dp12.CHO-Zellen (
EP 307.247 , veröffentlicht
am 15. März
1989); Maus-Sertolizellen (TM4, Mather, Biol. Reprod. 23, 243–251 (1980));
menschliche Zervixkarzinomzellen (HELA, ATCC CCL 2); menschliche
Lungenzellen (W138, ATCC CCL 75); menschliche Leberzellen (Hep G2,
HB 8065); Maus-Mammatumor (MMT 060562; ATCC CCL51); TRI-Zellen (Mather et
al., Annals N. Y. Acad. Sci. 383, 44–68 (1982)); MRC-5-Zellen;
und FS4-Zellen umfassen.
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Bevorzugte
Wirtszellen umfassen Chinahamster-Eierstockzellen CHO/-DHFR (CHO,
Urlaub und Chasin, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 77, 4216 (1980)) und
dp12.CHO-(CHO-DP12-)
Zellen (
EP 307.247 , veröffentlicht am 15. März 1989);
sowie Subklone von CHO-Zellen, einschließlich, jedoch nicht eingeschränkt auf CNO-K1-,
CHO-pro3-CHO-DUXB11-
und CHO-DG44-Zellen (Urlaub et al., Som. Cell Molec. Genet. 12, 555–556 (1986)).
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Der
Begriff "Pepton" bezieht sich im
Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung auf einen Medienzusatz,
der im Wesentlichen aus einem hydrolysierten Protein besteht. Die
Quelle dieses Proteins können tierische
Nebenprodukte aus Schlachthäusern,
gereinigte Gelatine oder Pflanzenmaterial sein. Das Protein wird
typischerweise unter Verwendung von Säure, Hitze oder unterschiedlichen
Enzympräparaten
hydrolysiert. Bevorzugte Peptongemische sind beispielsweise "Protease Peptone
2 und 3", "Primatone RL" und "Primatone HS", die beide im Handel
erhältlich
sind (Difco, USA; Sheffield, England).
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Die "Wachstumsphase" der Zellkultur bezieht
sich auf den Zeitraum exponentiellen Zellwachstums (log-Phase),
in dem sich Zellen im Allgemeinen rasch teilen. Während dieser
Phase werden Zellen für
eine Zeitspanne, üblicherweise
1–4 Tage
lang, und unter solchen Bedingungen kultiviert, dass das Zellwachstum maximiert
wird. Die Bestimmung des Wachstumszyklus der Wirtszelle kann ohne übermäßiges Experimentieren
für die
jeweilige Wirtszelle erfolgen. "Für eine Zeitspanne
und unter solchen Bedingungen, dass das Zellwachstum maximiert wird" und dergleichen
bezieht sich auf Kulturbedingungen, die sich für eine bestimmte Zelllinie
als optimal für
Zellvermehrung und Zellteilung erwiesen. Während der Wachstumsphase werden
Zellen in einem Nährmedium
mit den erforderlichen Additiven bei im Allgemeinen etwa 30–40°C, vorzugsweise etwa
37°C, in
einer befeuchteten, kontrollierten Atmosphäre kultiviert, sodass optimales
Wachstum für
die jeweilige Zelllinie erreicht wird. Zellen werden für eine Zeitspanne
von zwischen etwa einem und vier Tagen, üblicherweise zwischen zwei
und drei Tagen, in der Wachstumsphase gehalten.
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Die "Übergangsphase" der Zellkultur bezieht
sich auf die Zeitspanne, während
derer die Kulturbedingungen für
die Produktionsphase hergestellt werden. Während der Übergangsphase werden Umweltfaktoren, wie
z.B. die Kupferionenkonzentration und Temperatur, von den Wachstumsbedingungen
zu den Produktionsbedingungen übergeführt.
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Die "Produktionsphase" der Zellkultur bezieht
sich auf den Zeitraum, in der das Zellwachstum ein Plateau erreicht
hat oder auf einem nahen konstanten Wert gehalten wird. In der Produktionsphase
ist das logarithmische Zellwachstum beendet, und die Proteinproduktion
beginnt. Während
dieses Zeitraums wird das Medium im Allgemeinen ergänzt, um
eine andauernde Proteinproduktion zu unterstützen und das gewünschte Glykoproteinprodukt
zu erhalten.
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Die
Begriff "Expression" oder "exprimieren" beziehen sich hierin
auf eine Transkription und Translation innerhalb einer Wirtszelle.
Der Expressionswert eines Produktgens in einer Wirtszelle kann entweder
aufgrund der Menge and entsprechender mRNA, die in der Zelle vorhanden
ist, oder aufgrund der Menge an Protein, für wel ches das Produktgen kodiert,
das von der Zelle produziert wird, bestimmt. Von einem Produktgen
transkribierte mRNA wird beispielsweise vorzugsweise durch Northern-Hybridisierung
quantifiziert. Sambrook et al., Molecular Cloning: A Laboratory
Manual, S. 7.3–7.57,
Cold Spring Harbor Laboratory Press (1989). Ein Protein, für das ein
Produktgen kodiert, kann entweder durch Testen der biologischen
Aktivität
des Proteins oder durch Tests, die von solcher Aktivität unabhängig sind,
wie z.B. Western-Blotting oder Radioimmuntests unter Verwendung
von Antikörpern,
die mit dem Protein reagieren können,
quantifiziert werden. Sambrook et al., Molecular Cloning: A Laboratory
Manual, S. 18.1–18.88,
Cold Spring Harbor Laboratory Press (1989).
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Die
Begriffe "Protein", "Peptid" und "Polypeptid" werden hierin austauschbar
verwendet, um ein Aminosäurepolymer
oder eine Gruppe aus zwei oder mehr wechselwirkenden oder gebundenen
Aminosäurepolymeren
zu bezeichnen.
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II. Zellkulturverfahren
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Die
Erfinder haben entdeckt, dass Kupferionen (zwischen etwa 50 μM und 5 mM
Cu2+) in einem glykoproteinproduzierenden
eukaryotischen Wirtszellkulturmedium zu einem Glykoproteinprodukt
mit erhöhtem Sialsäuregehalt
in der Oligosaccharid-Seitenkette führt. Da Proteine, die einen
oder mehrere Sialsäurereste pro
komplexer Oligosaccharidstruktur exprimieren, in vivo geringere
Clearanceraten aufweisen, kann die Clearancerate des produzierten
Glykoproteins in einem breiten Rahmen durch den allgemeinen Sialylierungsgrad des
Präparats
manipuliert werden. Die vorliegende Erfindung stellt Verfahren zur
Steigerung der Sialylierung eines Glykoproteins beriet, das aus
einer eukaryotischen und insbesondere Säugetier-Zellkultur gewonnen werden
kann.
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung werden eukaryotische Zellen, insbesondere Säugetierzellen,
kultiviert, um ein gewünschtes
Glykoproteinprodukt herzustellen. Bei der Auswahl einer Wirtszelle
zur Produktion des Glykoproteins gemäß der vorliegenden Erfindung
ist es wichtig zu erkennen, dass unterschiedliche Wirtszellen charakteristi sche
und spezifische Mechanismen zur translationalen und posttranslationalen
Reifung und Modifikation (z.B. Glykosylierung, Spaltung) der exprimierten
Proteine aufweisen. Es sollten geeignete Zelllinien ausgewählt werden,
um sicherzustellen, dass die gewünschten
posttranslationalen Modifikationen möglich sind. Alternativ dazu
können
Wirtszellen so modifiziert werden, dass sie ein gewünschtes
Genprodukt exprimieren, das für
die spezifische posttranslationale Modifikation erforderlich ist.
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Genauer
gesagt sollten die Säugetierzellen,
die das gewünschte
Protein exprimieren, bestimmte Enzyme exprimieren oder so manipuliert
werden, dass sie diese exprimieren, sodass unter hierin beschriebenen geeigneten
Bedingungen die geeignete posttranslationale Modifikation in vivo
erfolgt. Die Enzyme umfassen jene Enzyme, die für die Addition und Fertigstellung
von N- und O-gebundenen Kohlenhydraten erforderlich sind. Die Enzyme
umfassen gegebenenfalls Oligosaccharyltransferase, α-Glucosidase I, α-Glucosidase
II, ER-α(1,2)mannosidase,
Golgi-α-mannodase
I, N-Acetylglucosaminyltransferase
I, Golgi-α-mannodase
II, N-Acetylgluocosaminyltransferase II, α(1,6)Fucosyltransferase und β(1,4)Galactosyltransferase.
Außerdem exprimiert
die Wirtszelle die geeignete Sialyltransferase, von der erwartet
werden kann, dass sie die endständige
Sialsäure
an eine geeignete Position und durch eine geeignete Bindung als
Teil des Wirtszellgenoms bindet. Gegebenenfalls kann die Wirtszelle
dazu gebracht werden, die geeigneten Sialyltransferasen zu exprimieren,
beispielsweise durch Transfektion der Wirtszelle mit für die Sialyltransferase
kodierender DNA.
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Es
ist zu erwarten, dass die oben beschriebenen Sialyltransferasen
den endständigen
Sialsäurerest an
die geeignete Oligosaccharid-Kernstruktur, wie z.B. Galβ1-4GIcNAc, hinzufügen. Geeignete
Sialyltransferasen im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung
umfassen, sind jedoch nicht eingeschränkt auf jene Sialyltransferasen,
welche die komplexe Sialylierung und Verzweigung der N- und O-gebundenen
Oligosaccharide katalysieren.
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Der
Gesamtgehalt an Sialsäure
im Glykoprotein kann durch Regelung der Zellkulturparameter beeinflusst
werden, die sich auf die zellspezifische Produktivität auswirken
(sieh z.B. US-Patent 5.705.364). Faktoren, die sich auf die zellspezifische
Produktivität
auswirken, sind auf dem Gebiet der Erfindung allgemein bekannt und
umfassen, sind jedoch nicht eingeschränkt auf Faktoren, die sich
auf die DNA/RNA-Kopienzahl auswirken, Faktoren, die sich auf die
RNA auswirken, wie z.B. RNA stabilisierende Faktoren, Mediennährstoffe und
andere Zusätze,
die Konzentration der Transkriptionsenhancer, die Osmolalität der Kulturumgebung,
die Temperatur und den pH der Zellkultur und dergleichen.
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Zur
Kultivierung der Säugetierzellen,
die das gewünschte
Protein exprimieren und in der Lage sind, die gewünschten
Kohlenhydrate an spezifischen Positionen und durch spezifischen
Bindungen hinzuzufügen, können zahlreiche
Kulturbedingungen eingesetzt werden, wobei besonderes Augenmerk
auf die zu kultivierende Wirtszelle gelegt wird. Geeignete Kulturbedingungen
für Säugetierzellen
sind auf dem Gebiet der Erfindung allgemein bekannt (J. Immunol.
Methods, 56, 221–234
(1983)) oder können
von Fachleuten leicht bestimmt werden (siehe z.B. Animal Cell Culture:
A Practical Approach, 2. Aufl., D. Rickwood und B. D. Hames, Hrsg.,
Oxford University Press, New York, USA (1992)) und variieren je
nach gewählter
Wirtszelle.
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Die
Säugetierzellkultur
der vorliegenden Erfindung wird in einem Medium angelegt, die für die jeweils kultivierte
Zelle geeignet ist. Im Handel erhältliche Medien, wie z.B. Nam's F10 (Sigma), Minimal
Essential Medium (MEM, Sigma), RPMI-1640 (Sigma) und Dulbecco's Modified Eagle's Medium (DMEM, Sigma)
sind Beispiele für
Nährlösungen.
Außerdem
kann jedes der in Ham und Wallace, Meth. Enz. 58, 44 (1979); Barnes
und Sato, Anal. Biochem. 102, 255 (1980); US-Patente Nr. 4.767.704;
4.657.866; 4.927.762; 5.122.469 oder 4.560.655; internationale Veröffentlichungen
Nr. WO 90/03430 und WO 87/00195; deren Offenbarungen alle durch
Verweise hierin aufgenommen sind, als Kulturmedien verwendet werden.
Jedes dieser Medien kann je nach Bedarf mit Hormonen und/oder anderen
Wachstumsfaktoren (wie z.B. Insulin, Transferring oder Epidermis-Wachstumsfaktor),
Salzen (wie Natriumchlorid, Calcium, Magnesium und Phosphat), Puffern
(wie z.B. HEPES), Nucleosiden (wie z.B. Adenosin und Thymidin),
Antibiotika (wie z.B. dem Arzneimittel GentamycinTM), Spurenelementen
(definiert als anorganische Verbindungen, die üblicherweise in Endkonzentrationen
im mikromolaren Bereich vorhanden sind), Lipiden (wie z.B. Linol-
oder anderen Fettsäuren)
und geeigneten Trägern
sowie Glucose oder einer äquivalenten
Energiequelle ergänzt
werden. Jeder andere erforderliche Zusatz kann ebenfalls in geeigneten
Konzentrationen enthalten sein, die Fachleuten auf dem Gebiet der
Erfindung bekannt sind.
-
In
eine speziellen Ausführungsform
ist die Säugetier-Wirtszelle
eine CHO-Zelle, vorzugsweise eine CHO-CUX(DHFR-) oder ein Subklon
davon, wie z.B. eine CHO-K1-, CHO-pro3–-,
CHO-DG44-, CHO-DP12-Zelle, und ein geeignetes Medium umfasst eine
Grundmedienkomponente, wie z.B. eine auf DMEM/HAM-F12 basierende
Formulierung (für
eine Zusammensetzung aus DMEM- und HAM-F12-Medien und insbesondere
serumfreie Medien siehe die Kulturmedienformulierungen im American
Type Culture Collection Catalogue of Cell Lines and Hybridomas,
6. Aufl., S. 346–349
(1988)) (die Formulierungen des im US-Patent 5.122.469 beschriebenen
Mediums sind insbesondere geeignet) mit modifizierten Konzentrationen einiger
Komponenten, wie z.B. Aminosäuren,
Salzen, Zucker und Vitaminen, und gegebenenfalls Glycin, Hypoxanthin
und Thymidin; rekombinantem menschlichem Insulin, hydrolysiertem
Pepton, wie z.B. Protease Peptone 2 und 3, Primatone HS oder Primatone
RL (Difco, USA; Sheffield, England) oder einem Äquivalent; einem Zellschutzmittel,
wie z.B. Pluronic F68 oder dem äquivalenten
Pluronic-Polyol; Gentamycin; und Spurenelementen. Vorzugsweise ist
das Zellkulturmedium serumfrei.
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Die
Glykoproteine der vorliegenden Erfindung können hergestellt werden, indem
Zellen gezüchtet
werden, die das gewünschte
Protein unter verschiedenen Zellkulturbedingungen exprimieren. Zellkulturverfahren zur
Produktion von Proteinen in großem
oder kleinem Umfang sind beispielsweise im Zusammenhang mit der vorliegenden
Erfindung von Nutzen. Verfahren, einschließlich, nicht jedoch eingeschränkt auf
einen Fließbett-Bioreaktor,
einen Holfaser-Bioreaktor, Drehflaschen-Kulturen oder Rührkessel-Bioreaktorsysteme
können verwendet
werden, die beiden Letzteren, mit oder ohne Mikroträger, und
alternativ im Batch-, Fed-Batch- oder kontinuierlichen Modus betrieben
werden.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
wird die Zellkultivierung der vorliegenden Erfindung in einem Rührkessel-Bioreaktorsystem
durchgeführt,
und ein Fed-Batch-Kulturverfahren wird eingesetzt. In der bevorzugten
Fed-Batch-Kultur werden die Säugetier-Wirtszellen
und das Kulturmedium anfangs in ein Kulturgefäß gefüllt, und weitere Kulturnährstoffe
werden während
der Kultivierung kontinuierlich oder in separaten Einheiten zur
Kultur zugeführt,
mit oder ohne periodische Zell- und/oder Produkternte vor Beendigung
der Kultur. Die Fed-Batch-Kultur kann beispielsweise eine semikontinuierliche
Fed-Batch-Kultur umfassen, worin regelmäßig die gesamte Kultur (einschließlich Zellen
und Medium) entfernt und durch ein frisches Medium ersetzt wird. Eine
Fed-Batch-Kultur unterscheidet sich von einer normalen Batch-Kultur,
bei der alle Komponente für
die Zellkultivierung (einschließlich
Zellen und alle Kulturnährstoffe)
zu Beginn der Kultivierung zum Kulturgefäß zugesetzt werden. Eine Fed-Batch-Kultur
kann ferner von einer Perfusionskultur unterschieden werden, insofern der Überstand
während
des Verfahrens nicht aus dem Kulturgefäß entfernt wird (bei der Perfusionskultur
werden die Zellen in der Kultur zurückgehalten, z.B. durch Filtration,
Einkapselung, Verankerung auf Mikroträgern, Sedimentation usw., und
das Kulturmedium wird kontinuierlich oder periodisch zugeführt und
wieder aus dem Kulturgefäß entfernt).
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Ferner
können
die Zellen der Kultur gemäß jedem
beliebigen Schema oder Routineverfahren vermehrt werden, die für die jeweilige
Wirtszelle und den jeweiligen Produktionsplan geeignet sind. Somit
umfasst die vorliegende Erfindung ein Einschritt- oder Mehrschritt-Kulturverfahren. Bei
einer Einschrittkultur werden die Wirtszellen in eine Kulturumgebung
inokuliert, und die Verfahren der vorliegenden Erfindung werden
in einer einzigen Produktionsphase der Zellkultur eingesetzt. Alternativ
dazu wird eine Mehrschrittkultur bereitgestellt. Bei der Mehrschrittkultur
können
die Zellen in einer Reihe von Schritten oder Phasen kultiviert werden.
Die Zellen können
beispielsweise in einem ersten Schritt oder einer Wachstumsphasenkultur
gezüchtet
werden, in der Zellen, die möglicherweise
vorher gelagert waren, in ein Medium inokuliert werden, das zur
Förderung
des Wachstums und einer hohen Lebensfähigkeit geeignet ist. Die Zellen
können
für eine
geeigneten Zeitspanne in der Wachstumsphase gehalten werden, indem
frisches Medium zur Wirtszellenkultur zugesetzt wird.
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Gemäß einem
bevorzugten Aspekt der vorliegenden Erfindung werden Fed-Batch- oder kontinuierliche
Zellkulturbedingungen bereitgestellt, um das Wachstum der Säugetierzellen
während
der Wachstumsphase der Zellkultur zu fördern. In der Wachstumsphase
werden die Zellen unter Bedingungen und für eine Zeitspanne kultiviert,
um das maximale Zellwachstum zu erreichen. Die Kulturbedingungen,
wie z.B. Temperatur, pH, gelöster
Sauerstoff (dO2) und dergleichen, werden
an den jeweiligen Wirt angepasst und sind Fachleuten auf dem Gebiet
der Erfindung bekannt. Im Allgemeinen wird der pH unter Verwendung
entweder einer Säure (z.B.
CO2) oder einer Base (z.B. Na2CO3 oder NaOH) auf einen Wert zwischen etwa
6,5 und 7,5 eingestellt. Ein geeigneter Temperaturbereich zur Kultivierung
von Säugetierzellen,
wie z.B. CNO-Zellen, liegt zwischen etwa 30 und 38°C, vorzugsweise
beträgt
die Temperatur aber 37°C,
und ein geeigneter dO2 liegt zwischen 5 und
90% Luftsättigung.
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In
einem bestimmten Stadium können
die Zellen inokuliert werden, um eine Produktionsphase oder einen
Produktionsschritt der Zellkultur zu starten. Alternativ dazu kann,
wie oben beschrieben, die Produktionsphase oder der Produktionsschritt
kontinuierlich mit der Inokulation oder mit der Wachstumsphase oder dem
Wachstumsschritt erfolgen.
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung wird die Zellkulturumgebung während der Produktionsphase
der Zellkultur kontrolliert. Gemäß dem Verfahren
der vorliegenden Erfindung wird die Kupferionenkonzentration im Kulturmedium
so manipuliert, dass der gewünschte
Sialsäuregehalt
erreicht wird und im resultierenden Glykoprotein erhalten bleibt.
In einem bevorzugten Aspekt geht der Produktionsphase des Zellkulturverfahrens
eine Übergangsphase
der Zellkultur voraus, in der Parameter (wie z.B. Zusatz von Kupferionen)
für die
Produktionsphase der Zellkultur geschaffen werden.
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung wird die Konzentration an Kupferionen geregelt, um die
Desialylierung zu regeln, was zu einer Erhöhung der Sialsäure in dem
durch das Verfahren der Erfindung erhaltenen Glykoprotein führt. Eine
Konzentration an Kupferionen von zumindest 50 μM wird verwendet und je nach
kultivierter Wirtszelle modifiziert, und der gewünschte Sialsäuregehalt
des Glykoproteins wird hergestellt. Bei der Bestimmung der geeigneten
Konzentration an Kupferionen kann auf 2–7 sowie
auf die in den nachstehenden Beispielen beschriebene Zellkulturphase
und Lebensfähigkeit
Bezug genommen werden. Gemäß der Erfindung
werden die Kupferionenkonzentrationen unter Berücksichtigung anderer Prozessparameter,
wie z.B. der Osmolalität
der Produktionsphase, die die zellspezifische Produktivität und den
Sialsäuregehalt
des produzierten Glykoproteins beeinflussen kann, bestimmt.
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In
einer speziellen Ausführungsform
stellt die vorliegende Erfindung die Herstellung eines Glykoproteins
in Säugetierzellkultur
durch Zusatz einer wirksamen Menge an Cu2+ zu
einem Kulturmedium bereit, in dem das Glykoprotein produzierende
Zellen gehalten werden. Gemäß einem
Aspekt der Erfindung wird eine Glykoprotein-Produktionsphase, gefolgt
von einer Wachstums- und gegebenenfalls Übergangsphase eingesetzt, und
die Konzentration von Cu2+ liegt zwischen
etwa 50 μM
und 5 mM. Vorzugsweise liegt die Cu2+-Konzentration
im Medium zwischen etwa 0,1 mM und etwa 2 mM, vorzugsweise beträgt sie zumindest
etwa 250 μM. Noch
bevorzugter liegt die Kupferionenkonzentration im Bereich von etwa
0,1 mM bis etwa 1 mM, insbesondere im Bereich von etwa 0,1 mM bis
etwa 0,5 mM, noch bevorzugter beträgt sie zumindest etwa 350 μM, zumindest
aber etwa 380 μM.
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Alternativ
dazu können
für andere
Säugetier-Wirtszellen
und andere Glykoproteine kleine Testkulturen hergestellt werden,
und der Sialsäuregehalt
des Glykoproteins bei verschiedenen Kupferionenkonzentrationen für die jeweilige
kultivierte Wirtszelle und für
die jeweilige Phase der Kultur kann bestimmt werden. Vorzugsweise
werden die Kupferionen zu dem oder ungefähr zu dem Zeitpunkt zugesetzt,
an dem die Produktionsphase der Zellkultur initiiert wird. Am besten
wird während
des Zellkulturverfahrens vor der Produktionsphase eine Übergangsphase
eingeführt,
in der die Zellkulturbedingungen wie hierin erläutert hergestellt werden, um
die gewünschte
Stei gerung des Sialsäuregehalts
und somit das gewünschte
Glykoformprofil zu erhalten. Zu diesem Zeitpunkt kann auch die Temperatur
der Kultur geändert
werden. Vorzugsweise auf zwischen etwa 30°C und 36°C, noch bevorzugter auf etwa
33°C.
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Die
Kupferionen können
auf jede auf dem Gebiet der Erfindung bekannte Art zugesetzt werden,
wie z.B. durch Zusatz von CuCl2. In einer
bevorzugten Ausführungsform
wird das Kupfer in einer Charge zum Fed-Batch-Kultursystem zugesetzt,
mit oder ohne geeignete Nährstoffe,
wie dies hierin beschrieben oder Fachleuten auf dem Gebiet der Kultivierung
von Säugetierzellen
bekannt ist.
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Für Fachleute
auf dem Gebiet der Erfindung ist offensichtlich, dass die Zellkulturverfahren
der vorliegenden Erfindung so gewählt wurden, um den gewünschten
Sialylierungswerte des produzierten Proteins zu erhalten. Weitere
Prozessparameter neben den hierin beschriebenen, die sich auf den
Sialylierungsgrad auswirken, umfassen den Sauerstoffgehalt, den
Ammoniumwert, den pH und den Hexosewert. Die Kulturdichte, die Dauer
und die Lagerbedingungen, wie z.B. Temperatur, beeinflussen ebenfalls
die Silylierung. Die vorliegende Erfindung umfasst auch jene Prozessparameter,
die außerdem
für eine
gesteigerte Silylierung am besten geeignet sind.
-
III. Gewinnung des Glykoproteins
-
Nach
der Polypeptid-Produktionsphase wird das Polypeptid von Interesse
unter Anwendung geeigneter Verfahren, die auf dem Gebiet der Erfindung
allgemein bekannt sind, aus dem Kulturmedium gewonnen.
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Das
Polypeptid von Interesse wird vorzugsweise als sekretiertes Polypeptid
aus dem Kulturmedium gewonnen. Als erster Schritt wird beispielsweise
das Kulturmedium oder ein Lysat zentrifugiert, um partikuläre Zelltrümmer zu
entfernen. Dann wird das Polypeptid von verunreinigenden löslichen
Proteinen und Polypeptiden gereinigt, wobei die folgenden Verfahren
Beispiele für
geeignete Reinigungsverfahren sind: Fraktionierung auf Immunaffinität- oder
lonenaustauschsäulen;
Ethanolfällung;
Umkehrphasen-HPLC; Chromatographie auf Silica oder einem Kationenaustauschharz,
wie z.B. DEAE; Chromatofokussierung; SDS-PAGE; Ammoniumsulfatfällung; Gelfiltration
unter Verwendung von z.B. Sephadex G-75; und Protein-A-Sepharosesäulen zur Entfernung
von Kontaminanten, wie z.B. IgG.
-
IV. Analyse des Glykoproteins
-
Der
komplexe Kohlenhydratabschitt des durch die Verfahren der vorliegenden
Erfindung produzierten Glykoproteins können, falls erwünscht, leicht
mithilfe herkömmlicher
Kohlenhydratanalyseverfahren analysiert werden. So können beispielsweise
Verfahren, wie z.B. Lectin-Blotting, das auf dem Gebiet der Erfindung
allgemein bekannt ist, Anteile von terminaler Mannose oder anderen
Zuckern, wie z.B. Galactose, aufzeigen. Die Termination von Oligosacchariden
mit einer, zwei, drei oder vier "Antennen" mit Sialsäure kann
durch die Abgabe von Zuckern vom Protein unter Verwendung von wasserfreiem
Hydrazin oder enzymatischen Verfahren und Fraktionierung von Oligosacchariden
durch lonenaustausch- oder Größenausschlusschromatographie oder
andere auf dem Gebiet der Erfindung bekannte Verfahren bestätigt werden.
Der pl des Glykoproteins kann ebenfalls gemessen werden, und zwar
vor und nach einer Behandlung mit Neuraminidase zur Entfernung von
Sialsäure.
Eine Erhöhung
des pl nach der Neuraminidasebehandlung weist auf die Gegenwart
von Sialsäuren
auf dem Glykoprotein hin.
-
Die
resultierenden Kohlenhydrat können
durch ein beliebiges auf dem Gebiet der Erfindung bekanntes Verfahren
analysiert werden, einschließlich
der hierin beschriebenen Verfahren. Auf dem Gebiet der Erfindung sind
mehrere Verfahren zur Glykosylierungsanalyse bekannt und im Zusammenhang
mit der vorliegenden Erfindung von Nutzen. Solche Verfahren stellen
Informationen über
die Identität
und die Zusammensetzung des an das Peptid gebundenen Oligosaccharids
bereit. Verfahren zur Kohlenhydratanalyse, die in der vorliegenden Erfindung
von Nutzen sind, umfassen, sind jedoch nicht eingeschränkt auf
Lectinchromatographie: HPAEC-PAD, wobei Anionenaustauschchromatographie
bei hohem pH zur Trennung von Oligosacchariden aufgrund der Ladung
verwendet wird; NMR; Massenspektrometrie; HPLC; GPC; Monosaccharid-Zusammensetzungsanalyse;
sequentieller enzymatischer Verdau.
-
Sialsäure kann
eigens durch das direkte kolorimetrische Verfahren nach Yan et al.
(Anal. Biochem. 179, 332–335
(1989)) in Dreifachproben bestimmt werden. In einer bevorzugten
Ausführungsform
wird Thiobarbitursäure
(TBA) nach L. Warren, J. Biol. Chem. 238(8) (1959) oder das Verfahren
nach K. R. Anumula, Anal. Biochem. 230, 24–30 (1995) eingesetzt.
-
Nachdem
die Erfindung allgemein beschrieben wurde, werden zum besseren Verständnis nachstehend
Beispiele angeführt,
die der Veranschaulichung, nicht aber, sofern nicht anders angegeben,
als Einschränkung
der vorliegenden Erfindung dienen.
-
BEISPIELE
Allgemeine Verfahren
-
A. Zelllinie
-
Die
als Säugetier-Wirtszellenlinie
verwendete Chinahamster-Eierstock- (CHO-) Zelllinie stammte von CHO-DG44-Zellen.
-
B. Konstruktion von löslichen
TNFR-IgG1-Chimären vom Typ I
-
Eine
TNFR-IgGI-Chimäre
vom Typ I wurde durch Genfusion der extrazellulären Domäne von menschlichem Typ-1-TNFR
mit der Hinge-Region und den CH2- und CH3-Domänen einer
IgG1-Schwerkette (im Folgenden als TNFR1-IgG1 bezeichnet) wie in Ashkenazi et al., Proc.
Natl. Acad. Sci. USA 88, 10535–10539 (1991)
beschrieben hergestellt.
-
C. Zellkultur
-
Das
für den
das lösliche
Typ-I-TNFR-IgG1 kodierende Gen wurde durch
Transfektion in CHO-DG44-Zellen eingeführt. Dies wurde unter ANwendung
des Calciumphosphatverfahrens zur Einführung von DNA in Säugetierzellen
erreicht. TNFR-IgG1 ex primierende Klone
wurden in Methotrexat amplifiziert, was stark exprimierende Klone
ergab, und danach an ein serumfreies Medium angepasst. Diese Zellen
standen unter kontinuierlichem Selektionsdruck, bis sie zur Vermehrung
und zur Expansion des Inokulums in ein nichtselektives Medium transferiert
wurden.
-
Um
Zellen für
TNFR-IgG1-Produktionskulturen bereitzustellen,
wurde die oben beschriebene Zellkultur durch Reihenverdünnungen
in Gefäßen mit
steigenden Volumina aus dem Methotrexat enthaltenden Medium in ein
Wachstumsmedium ohne Methotrexat expandiert. Für diese Schritte des Verfahrens
war das nichtselektive Wachstumsmedium eine auf DMEM/HAM F12 basierende
Formulierung (siehe z.B. US-Patent 5.122.469) mit modifizierten
Konzentrationen einiger Komponenten, wie z.B. Glucose, Aminosäuren, Salzen,
Zucker, Vitamine, Glycin, Hypoxanthin und Thymidin; rekombinantes
menschliches Insulin, hydrolysiertes Pepton (Protease Pepton 2 oder
3, Primaton HS oder Primaton RL), ein Zellschutzmittel, wie z.B.
Pluronic F68 (Pluronic-Polyol) oder ein Äquivalent; Gentamycin und Spurenelemente.
-
Die
Kulturen wurden unter Verwendung von CO2-Gas
(Säure)
und/oder Na2CO3 (Base)
bei einem pH von 7,2 +/– 0,4
gehalten. Die Temperatur wurde während
der Wachstumsphase nahe 37°C
gehalten. Gelöster Sauerstoff
wurde durch direktes Anschwänzen
mit Luft und/oder Sauerstoffgas über
5% Luftsättigung
gehalten.
-
Auf
die Wachstumsphase jeder Kultur folgte eine zweite Phase oder Übergangsphase,
in der die Kulturparameter von den Wachstums- zu den Produktionsbedingungen
geändert
wurden. Während
dieser Übergangsphase
wurde die Temperatur des Kultursystems gesenkt, im Allgemeinen auf
zwischen etwa 30 und 35°C, üblicherweise
auf etwa 33°C.
Kupferchlorid wurde zum Kulturmedium zugesetzt. Das während der
Produktionsphase akkumulierte Produkt wurde auf seinen Sialsäuregehalt
analysiert.
-
D. Gewinnung des TNFR-IgG1
-
Die
TNFR1-IgG1-Chimäre wurde wie in Capon et al.,
w.o. beschrieben durch Chromatographie auf immobilisiertem Staphylococcus-aureus-Protein-A
auf mehr als 95% Homogenität
gereinigt.
-
E. Kohlenhydratanalyse
-
Der
Sialsäuregehalt
wurde gemäß dem Verfahren
nach L. Warren, J. Biol. Chem. 234, 1971–1975 (1959) oder dem Verfahren
nach K. R. Anumula, Anal. Biochem. 230, 24–30 (1995) analysiert.
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BEISPIEL I
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Eine
Glykoprotein-Produktionskultur wurde bei 0,2% Packed Cell Volume
(PCV) inokuliert. Die Zellen wurden etwa 2 Tage lang unter optimalen
Wachstumsbedingungen (37°C,
niedrige Osmolalität)
gezüchtet.
Als 1% PCV erreicht war (nach etwa 2 Tagen), wurden die Kulturbedingungen
von den optimalen Wachstums- zu den Produktionsbedingungen geändert. Das
bedeutet, dass unter diesen Bedingungen das Wachstum verlangsamt
wird. Diese Veränderung
umfasst auch eine Temperaturänderung
auf 33°C
und den Zusatz eines komplexen Feeds (konzentrierte Form von Medienkomponenten).
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ERGEBNISSE
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Die
Zellkultur ist etwa 12 Tage lang produktiv. Eine Ernte am neunten
Tag, um einen wünschenswerten Sialsäure- (SA-)
Gehalt sicherzustellen, führt
zu einem deutlichen Verlust der Produktkonzentration, wie in der nachfolgenden
Tabelle I zu sehen ist.
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Kulturgröße, Produktkonzentrationen
und prozentuelle Steigerung der Produktkonzentration von Tag 9 auf
Tag 12 für
vier repräsentative
Produktionskulturen.
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Wie
aus Tabelle I ersichtlich ist, kann eine etwa 50%ige Steigerung
der Produktivität
erzielt werden, wenn die Kultur 12 Tage anstelle von 9 Tagen aufrechterhalten
wird, wobei eine vergleichbare Produktqualität gegeben ist, wenn der Sialsäuregehalt
in der zweiten Hälfte
der Kultur stabilisiert werden kann.
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Ein
repräsentativer
Durchlauf mit 1000 l ist in 1 zu sehen. 1 zeigt
die Produktkonzentration sowie den Verlust von Sialsäure im Laufe
der Zeit. Wie aus 1 und Tabelle I oben ersichtlich
ist besteht eine deutliche Zunahme in der produzierten Glykoproteinmenge
nach dem fünften
Kulturtag. Die Produktivität
in mg/l des produzierten Glykoproteins steigt bis zu zwölften Tag
der Kultur weiter an.
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Wie
aus 1 ersichtlich ist, nimmt der Sialsäuregehalt
des produzierten Glykoproteins in der Kultur nach etwa dem sechsten
Tag ab.
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BEISPIEL II
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Um
die Wirkung von CuCl2 auf die Stabilisierung
des Sialsäuregehalts
zu testen, wurde eine hohe Zellkonzentration aus einer Perfusionskultur über Nacht
in Spinnerflaschen inkubiert, denen 0, 1 und 5 mM CuCl2 zugesetzt
wurden. Alle Zellen starben aufgrund von Sauerstoffmangel ab, aber
wie aus 2 ersichtlich ist, stabilisierte
das Kupfer wirksam den Sialsäuregehalt
in dosisabhängiger
Weise.
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BEISPIEL III
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Da
Schwermetalle, wie z.B. Kupfer, toxisch sind, wurde die Wirkung
von CuCl2-Konzentrationen von 0–5 mM auf
das Wachstum und die Lebensfähigkeit
von CHO-Zellen bei 37°C
und 33°C
Inkubationstemperatur zur Produktion eines Glykoproteins untersucht
(3, 4 und 5). Toxische
Wirkung und Wachstumshemmung wurden oberhalb von 0,2 mM CuCl2 detektiert. Die Wirkung bei 37°C und 33°C war sehr ähnlich. Kupferkonzentrationen
oberhalb von 0,4 mM führten
zu Zelltod unter Bedingungen, unter denen normalerweise Zellwachstum
erwartet wird.
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BEISPIEL IV
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Aufgrund
der toxischen Wirkung bei Zusatz von Kupfer oberhalb von 0,2 mM
unter Wachstumsbedingungen, wurde der Kupferzusatz während der
Produktionsphase der Glykoproteinproduktion untersucht. In dem Verfahren
wurden nach fünf
Tagen in Kultur die maximale Zellmasse erreicht. Da nach dem fünften Tag in
Kultur eine deutliche Desialylierung stattfindet, und um den achten
Tag in Kultur eine besonders deutliche Abnahme auftritt (1),
wurde Kupferzusatz von 0,5 und 1,0 mM an Tag 6 und Tag 8 der Kultur
untersucht (6).
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ERGEBNISSE
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Im
ersten Produktionsexperiment wurden 0,5 und 1,0 mM CuCl2 zur
Kultur zugesetzt. Diese Zusätze (Konzentrationen,
die unter Wachstumsbedingungen toxisch sind) führte zu guter Kulturleistung
und -produktivität.
Der Sialsäuregehalt
wurde in diesen Kulturen stabilisiert, wie in der nachstehenden
Tabelle II zu sehen ist.
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BEISPIEL V
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Weitere
Experimente wurden durchgeführt,
um Kupferzusatz in anderen Konzentrationen zu testen. 0,38 mM Kupfer
wurden zugesetzt.
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ERGEBNISSE
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Die
Ergebnisse sind in
7 und in der nachstehenden Tabelle
III zusammengefasst. TABELLE
III
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Keine
andere Auswirkung auf die Produktqualität als die Stabilisierung des
Sialsäuregehalts
konnte detektiert werden.
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ERGEBNISSE
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Die
Ergebnisse zeigen ganz klar, dass Kupferionen in einem breiten Konzentrationsbereich
zu Zellkultur-Produktionsverfahren zugesetzt werden können, um
das Oligosaccharid eines Glykoproteins zu erhalten.