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Gebiet der
Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verhinderung oder
Aktivierung der Migration von Zellen in einem Säugetier, insbesondere einem
Menschen. Das Verfahren umfasst die Verwendung von synthetischen
Peptiden oder von definierten rekombinanten löslichen Formen des Urokinaserezeptors,
um die Rekrutierung von Entzündungszellen
in einem Säugetier
durch Stimulation eines zellulären
Adaptors, welcher die chemotaktische Aktivität von uPA vermittelt, zu aktivieren.
Dieser Mechanismus erfordert die Proteaseaktivität der Urokinase nicht. Tatsächlich umgeht
er ihn durch eine Wirkung auf einen Schritt stromabwärts, nämlich die Wechselwirkung
eines solchen Peptids oder einer rekombinanten löslichen Form des Urokinaserezeptors
mit einem zellulären
Adaptor. Außerdem
sind die hergestellten Reagenzien auch nützlich, um Arzneimittel zu
identifizieren und isolieren, welche diese Verfahren der Zellrekrutierung
inhibieren können,
und folglich bei der Blockierung des malignen Krebsphänotyps und
von aggressiven hyper- oder autoentzündlichen Erkrankungen verwendet
werden können.
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Allgemeiner Hintergrund
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Zellmigration und Erkrankung
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Die
Antwort des menschlichen Körpers
auf schädliche
Stimuli ist abhängig
von der lokalen Produktion von inflammatorischen Molekülen und
ebenso von der Rekrutierung von spezialisierten Zellen, welche aus dem
Blut und dem benachbarten Gewebe in die geschädigte Stelle migrieren. Diese
Zellen, Neutrophile, Monocyten-Makrophagen,
Lymphozyten und Endothelzellen reagieren auf spezifische migratorische
Stimuli und bilden eine Abwehrreaktion auf, welche die Zerstörung und
Beseitigung des schädlichen
Agens oder Organismus ergibt. Obwohl sie für die Abwehr des Wirts unentbehrlich
und zuträglich
ist, kann diese Art der Reaktion sich auch als gefährlich für den Wirt
erweisen oder den Erfolg von einigen therapeutischen oder präventiven Ansätzen, wie
etwa einer Transplantation und Impfung, behindern. Es existieren
tatsächlich
eine Reihe von schweren pathologischen Entitäten, welche dem Ausmaß oder einer
fehlenden migratorischen Zellreaktion zugeordnet werden können. Beispielsweise
können
immundefiziente Patienten nicht auf infektive Agenzien reagieren
und dies kann von der Unfähigkeit
der Zellen herrühren,
sich auf die geschädigte
oder infizierte Stelle zuzubewegen. Ein Übermaß der Rekrutierung kann andererseits
für destruktive
Pathologien verantwortlich sein, in welchen Abwehrzellen Zellen
und Funktionen des Wirts attackieren, wie es beispielsweise bei
Autoimmunerkrankungen vorkommt. Eine Störung der richtigen Reaktion
auf eine Impfung kann außerdem
auch von einer unerwünschten
Rekrutierung von Entzündungszellen
des Wirts abhängen,
welche die Antigenzellen zu schnell zerstören, um eine immunologische
Reaktion zu fördern.
Die Verfügbarkeit
eines speziellen "Adjuvans" gegen natürliche Immunzellen
wäre vorteilhaft,
da es eine stärkere
Antikörperreaktion
erzeugen würde.
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Die
Malignität
von Krebszellen besteht meist in der Fähigkeit, sich im Umkreis auszubreiten
und über eine
Entfernung zu metastasieren; aber an diesem Prozess nehmen nicht-maligne
stromale Wirtszellen aktiv bei der Etablierung des malignen Phänotyps und
folglich des destruktiven und invasiven Phänotyps teil. Obwohl die betroffenen
Mechanismen weitgehend unbekannt sind, ist klar, dass stromale Zellen
nicht nur auf Stimuli reagieren, welche von den Krebszellen ankommen,
sondern auch durch ihre eigenen Mechanismen Krebszellen Signale
senden. Um den invasiven Krebsphänotyp
zu blockieren, ist es folglich wesentlich, sowohl auf Krebs- als auch auf stromale
Zellen einzuwirken.
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Das Urokinase/Urokinaserezeptor-System
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Die
Aktivität
von Urokinase (uPA) kann auf die Zelloberfläche begrenzt werden durch die
Anwesenheit eines spezifischen Rezeptors (uPAR, CD87). uPA ist eine
Serinprotease, die bei der Beibehaltung des fibrinolytischen Zustands
des Körpers
wichtig ist, da sie Plasmin aus Plasminogen erzeugt und folglich
eine Fibrinablagerung verhindert. Plasmin ist eine Protease mit
breitem Spektrum, welche viele Proteine der extrazellulären Matrix
und folglich die interzellulären
Verbindungen und die Verbindungen von der Zelle zur extrazellulären Matrix
zerstören
kann. Es ist schon lange erkannt worden, dass uPA und uPAR Regulatoren
der Zellmigration sind und folglich bei einer Entzündung und
Krebsinvasion von Bedeutung sind. Außer den Funktionen, welche mit
ihrer proteolytischen Aktivität
verbunden sind, besitzt uPA andere Eigenschaften, welche keine proteolytische
Aktivität,
sondern nur die Bindung an den Rezeptor erfordern. Tatsächlich sind
die proteolytische Aktivität und
die Rezeptorbindungsaktivität
auf dem uPA-Molekül
getrennt und können
einzeln untersucht werden (Rezeptorbindung im aminoterminalen Fragment,
Proteolyse im carboxyterminalen Fragment). Unter den Funktionen,
welche die proteolytische Komponente von uPA nicht erfordern, sind
die Stimulation der Mitogenese, die Zellmigration, die Adhäsion und
insbesondere die Chemotaxis (Gudewicz und Bilbo, 1987; Gyetko et
al., 1994; Resnati et al., 1996; Besser et al., 1996).
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Der
spezifische uPA-Rezeptor (uPAR) ist ein durch GPI verankertes Plasmamembranprotein,
welches eine sehr hohe Affinität
(Kd von 0,1–1
nM) für
uPA, pro-uPA und
inhibierte Formen von uPA, wie etwa den uPA-PAI-1-Komplex (Fazioli
und Blasi, 1994) besitzt. Neben uPA bindet uPAR auch Vitronectin
mit einer Affinität
von etwa 10–20
nM, ebenso wie Integrine. Strukturell wird uPAR durch drei Wiederholungen
von etwa 90 Aminosäureresten
gebildet, welche durch zwei Linkerregionen verbunden sind (Dan⌀, Blasi
et al., 1990; Behrendt et al., 1991), welche funktionell und strukturell
unterschiedliche Domänen
definieren: die aminoterminale Domäne (D1) enthält die uPA-Bindungsstelle,
während
die carboxyterminale Region, welche die Domänen D2 und D3 enthält, Vitronectin
bindet. Aber die Integrität
der Struktur mit drei Domänen
ist notwendig für
eine Bindung an uPA mit hoher Affinität, zumindest bei dem gereinigten,
löslichen
Protein (Dan⌀ et
al., 1994). Bislang ist hinsichtlich der Funktion der Linkerregionen
keine Information verfügbar.
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uPAR
wird in zirkulierenden Blutzellen exprimiert, insbesondere in Monozyten,
Neutrophilen und T-Lymphozyten, nicht aber in Erythrozyten oder
B-Lymphozyten. Außerdem
ist uPAR ein Zielgen bei der Lymphozyten- und Makrophagenaktivierung
(CD87). Monozyten und monozytenartige Zellen (wie etwa HL 60, U937)
exprimieren uPAR tatsächlich,
oder werden durch eine Vielzahl von Cytokinen und anderen Agenzien, wie
etwa Phorbolester PMA, Phytohämagglutinin,
baterielles Liposaccharid, TGFb1/Vitamin D3, GM-CSF, IFNg, TNFa
und andere zur Überexpression
von uPA induziert. In humanen T-Lymphozyten induziert eine Stimulierung
des TCR/CD3-Komplexes, die Lymphokine IL2, IL4, IL7 oder die einhergehende
Aktivierung des T-Zellrezeptors und das Eingreifen von Integrinen
alle eine uPAR-Expression (Nykjær
et al., 1994; Bianchi et al., 1996). Es ist auch erwähnenswert,
dass tumorinfiltrierende T-Lymphozyten uPAR stark exprimieren, und dass
einige der Eigenschaften der aktivierten T-Lymphozyten, insbesondere
deren Migration durch wiederhergestellte Basalmembranen zumindest
teilweise von uPA und uPAR abhängig
zu sein scheinen (Bianchi et al., 1996). Im Hinblick auf den wichtigen
Beitrag von stromalen Zellen zur Invasivität von Krebs ist es auch wichtig, zu
betonen, dass Makrophagen, welche in humanem Brustkrebs und anderen
Krebsarten, bei denen die Spiegel der uPAR-Produktion durch den
Tumor insgesamt bedeutend zu deren Malignität beitragen, hohe Spiegel von
uPAR exprimieren (Brünner
et al., 1996). Die Kooperation zwischen stromalen Zellen und Krebszellen
bei der Invasivität
von Krebs deutet an, dass eine hohe Expression von uPAR durch Krebszellen
oder stromale Zellen eine Zellprognose betreffen können, möglicherweise
durch unterschiedliche Mechanismen in Abhängigkeit vom überexprimierenden
Zelltyp.
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uPA/uPAR und Chemotaxis
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Die
Kooperation zwischen Krebszellen und stromalen Zellen wirft das
Problem auf, wie die uPAR-Expression bei stromalen Zellen die Malignität von Krebszellen
beeinflusst. Da das uPA/uPAR-System eine chemotaktische Aktivität besitzt,
kann die Produktion von uPAR durch stromale Zellen Krebszellen durch
eine chemokinartige Wirkung anziehen. In der Tat sind von bestimmten
Zellen erzeugte Chemokine an einem Präsentationsmolekül in der
extrazellulären
Matrix verankert und ziehen andere Zellen an, welche spezielle Rezeptoren
besitzen (Schall und Bacon, 1996). Die für das uPA/uPAR-System verfügbare Information
stützt
diese Möglichkeit.
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Offenbarung der Erfindung
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uPA/uPAR und Chemotaxis
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Die
Stimulierung der Chemotaxis in monozytenartigen Zellen, Fibroblasten
und einigen Krebszellen erfordert den spezifischen Zelloberflächen-uPAR
(CD87), welcher die chemotaktische Wirkung von uPA vermittelt (Resnati
et al., 1996). Eine Chemotaxis durch uPA erfordert nicht deren Proteaseaktivität, sondern
nur die Besetzung ihres Rezeptors, und kann mit der enzymatisch
inaktiven Rezeptor bindungskomponente ATF (aminoterminales Fragment),
mit pro-uPA und mit durch Chymotrypsin gespaltenem löslichem
uPAR reproduziert werden (Resnati et al., 1996). Bei Mäusen wird
die Bedeutung dieses Systems bei der Zellrekrutierung in vivo durch
die Tatsache gezeigt, dass uPA für
die Entzündungsreaktion
wesentlich ist; in der Tat sind Mäuse ohne das uPA-Gen höchst mangelhaft
bezüglich
der Reaktion auf Bakterien und möglicherweise
andere Infektionen, und sind unfähig
zur Rekrutierung von T-Lymphozyten und Makrophagen an die Infektionsstelle
(Gyetko et al., 1996). Beim Menschen werden uPA und uPAR während der
T-Zellaktivierung induziert und tragen direkt zu der in vitro-Migration
von humanen T-Zellen bei (Nykjær
et al, 1994; Bianchi et al., 1996). Außerdem exprimieren tumorinfiltrierende
T-Lymphozyten uPAR in hohem Maße
(Bianchi et al., 1996).
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Die
uPA-abhängige
Chemotaxis wird vermittelt durch die Aktivierung von Tyrosinkinasen
der Src-Familie (d. h. Hck in Monozyyten und Src in Fibroblasten).
Die betroffenen Mechanismen erfordern, dass uPA die uPAR-Konformation
so verändert,
dass es an einen noch nicht identifizierten Adaptor binden kann.
In der Tat besitzt ein Gemisch aus Fragmenten, erzeugt durch Spaltung
eines löslichen
rekombinanten uPAR mit Chymotrypsin in Zellen ohne uPAR eine sehr
wirksame chemotaktische Aktivität
(IC50 von 10–20
pM) (Resnati et al., 1996).
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In
Assays mit einer Boyden-Kammer induziert uPA oder Derivate davon
eine Migration durch einen chemotaktischen Gradienten in Nebennierenkapillarenendothelzellen
des Rindes, Keratinozytenzelllinien, Monozyten, monozytenähnlichen
Zellen, Fibroblastenzelllinien und in Neutrophilen sowohl in vitro
als auch in vivo (Besser et al., 1996; Resnati et al., 1996). Die
Beteiligung von uPAR in die Chemotaxis ist nicht nur eine direkte Beteiligung,
sondern kann auch indirekt sein durch Überlagerung mit der Chemotaxis,
welche durch andere Chemokine induziert wird. Die Exposition von
humanen Neutrophilen gegenüber
einem chemotaktischen Gradienten von FMLP oder MCP-1-Chemokin lokalisiert
uPAR an führenden
Rand der migrierenden Zelle; Anti-uPAR-Antikörper entfernen die chemotaktische
Aktivität.
Die chemotaktische Wirkung von FMLP oder MCP-1 erfordert nicht die
proteolytische Aktivität
von uPA, aber die uPAR-Besetzung ist für eine Chemotaxis absolut erforderlich,
da uPAR- Antikörper oder
eine Expression von Antisense-RNA die FMLP- oder MCP-1-Aktivität vollständig aufhebt.
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Die
Schritte zwischen der Bindung von Chemokinen an Chemokinrezeptoren
und Zellbewegungen sind zahlreich und komplex: Signaltransduktion,
Umorganisation des Cytoskeletts, Bildung von fokalen Adhäsionen,
Anheftung und Ablösung
vom Substrat mit einer Pseudopodien-Ausdehnung und Verkürzung zum
Bewirken einer gerichteten Migration (Premack und Schall, 1996).
Die chemotaktische Aktivität
von uPAR besitzt viele der Eigenschaften von Chemokinen. In Neutrophilen
ist eine Wechselwirkung zwischen uPAR und Integrinen beobachtet
worden: Es ist gezeigt worden, dass das Leukozytenintegrin CD11b/CD18,
aMb2, auch als Komplementrezeptor Typ-3 (CR3) bekannt, physisch
mit uPAR assoziiert ist. Diese Wechselwirkung ist reversibel und
korreliert mit der Zellgestalt. In ruhenden Zellen sind uPAR und
CR3 colokalisiert, aber nach einer spontanen Zellpolarisierung und
Migration dissoziieren die zwei Rezeptoren, CR3 konzentriert sich
in den Uropoden und uPAR in den Lamellipoden der polarisierten Zellen.
Da CR3 die Zelladhäsion,
Chemotaxis und Zellmigration in Entzündungsstellen reguliert, kann
die Wechselwirkung mit uPAR für
alle diese Funktionen und folglich für die Zellrekrutierungswirkung
von uPA/uPAR zentral sein. Es ist jedoch keine Information verfügbar im
Hinblick darauf, ob dieses Integrin (oder andere) direkt in die
Vermittlung des chemotaktischen uPAR-Signals involviert ist, d.
h. ob dieses Integrin der bislang nicht identifizierte Adaptor ist.
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Eine
Aktivierung und Migration durch eine Besetzung des uPAR wird auch
in Epithelzelllinien beobachtet, wobei uPAR mit einer Proteinkinase
assoziiert, welche zwei Cytokeratine, CK18 und CK8, am Serin phosphorylieren
kann. Das verantwortliche Enzym ist wahrscheinlich die Proteinkinase
Cz, da der Prozess unabhängig
ist von Ca2+, resistent gegenüber
einer abwärts
gerichteten PMA-Modulation, und weil die Kinase spezifisch immunerkannt
werden kann. In vivo sind CK18 und CK8 am Serin phosphoryliert und
eine Besetzung des uPAR löst
einen zeitabhängigen
Anstieg der Phosphorylierung von CK8, Veränderungen der Zellgestalt und
eine Wiederverteilung von Cytokeratinfilamenten aus. Eine Behandlung
mit pro-uPA verursachte eine Abrundung der Zellen und eine Verringerung
ihres Durchmessers. Bei Kontroll zellen waren die Cytokeratine in einer
Gitteranordnung parallel zur Oberfläche der Deckgläschen verteilt;
bei der Behandlung mit pro-uPA wurden wenige oder keine Cytokeratine
in Filamentform beobachtet. Diese Daten verbinden die migratorische
Wirkung von pro-uPA, die Aktivierung der Proteinkinase C und die
Veränderungen
der Zellgestalt. Bei der Bindung von pro-uPA an U937-Knochenmarkszellen
tritt eine Tyrosinphosphorylierung eines nicht charakterisierten
35 kDa Proteins auf. In diesen Zellen fördert die Besetzung von uPAR
die Zelladhäsion
während
einer PMA-induzierten
Differenzierung. Es ist gezeigt worden, dass uPAR Vitronectin direkt
bindet und die Zelladhäsion
fördert.
Darüber
hinaus beeinträchtigt
uPAR direkt die Substraterkennung der Adhäsionsrezeptoren durch Bildung
von Komplexen direkt mit den beta-Integrinen und folglich durch
Förderung
der Adhäsion
an Vitronectin und Inhibition der Adhäsion an Fibronectin (Wei et
al., 1996). In der Tat kann uPAR mit Anti-Integrinen IgG coimmunpräzipitiert
werden. Die Wirkung von uPAR auf die Zelladhäsion stimmt auch mit seiner
chemokinartigen Wirkung überein.
Eine direkte Wechselwirkung von uPAR mit Integrinen wird aufgrund
ihrer Coimmunpräzipitation
vorgeschlagen, und durch das Auffinden von Peptiden, welche die
Coimmunpräzipitation
spezifisch hemmen, ohne die Bindung von uPA oder Vitronectin an
uPAR zu beeinträchtigen
(Wei et al., 1996). Deshalb schlagen Resnati et al. (1996) vor,
dass Integrine den beschriebenen Adaptor darstellen können. In
dieser Hinsicht besitzen die uPAR-ähnlichen kleinen Moleküle, welche
in dieser Anmeldung beschrieben werden sollen, überhaupt keine Verbindung mit
dem von Wei et al. (1996) identifizierten Peptid, weder strukturell
noch konzeptionell.
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Bei
Monozyten und Fibroblasten induziert die Besetzung von uPAR eine
Chemotaxis und die Wirkung erfordert keine extrazelluläre Proteolyse
(Resnati et al., 1996). In diesem System verursacht eine ATF-Bindung eine
zeitabhängige
und transiente Aktivierung einer Tyrosinkinase der Src-Familie,
der p56/p58 Hck. Außerdem
assoziiert uPAR selbst mit Tyrosinkinasen, was als ein Transmembranadaptorvermittelter
Mechanismus erscheint. Tatsächlich
sind Zellen ohne uPAR, welche deshalb nicht auf ATF reagieren, zu
einer Chemotaxis fähig,
wenn sie mit einem Gemisch von chymotryptischen Fragmenten von löslichem
uPAR (Chymotrypsin spaltet uPAR in zwei Fragmente zwischen der Domäne D1 und
D2) angeregt werden (Resnati et al., 1996). Diese Wirkung tritt
auch in Fibroblasten auf, welche von uPAR –/– Mäusen stammen. Deshalb kann
uPAR ein Zelloberflächenmolekül erkennen,
welches wiederum eine Signaltransduktion vermitteln kann. Die Belegung des
Oberflächen-uPAR
muss in der Tat Bindungsstellen für den nicht identifizierten
Adaptor exponieren und folglich uPAR von einem Rezeptor in einen
Liganden transformieren. Die Rolle der Tyrosinkinasen bei der uPAR-abhängigen Chemotaxis
wird auch gezeigt durch die Wirkung von Tyrosinkinaseinhibitoren,
welche die chemotaktische Reaktion auf ATF verhindern, und dadurch,
dass primäre
src –/– Fibroblasten
nicht auf den löslichen,
gespaltenen uPAR reagieren (Resnati, Blasi und Fazioli, nicht veröffentlicht).
Während
eine uPA-Bindung an uPAR streng speziesspezifisch ist, wirkt der
humane uPAR interessanterweise als chemotaktischer Faktor ebenso
effizient auf humane wie auch auf murine Zellen. Insbesondere besitzt
ein mit Chymotrypsin gespaltener, löslicher uPAR einen IC50 von
etwa 20 pM (Resnati et al., 1996).
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Die chemotaktische Eigenschaft
von uPAR als ein Ziel für
neue Arzneimittel, welche stromabwärts der uPA/uPAR-Wechselwirkung
wirken
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Das
uPA/uPAR-System ist in die Invasivität von Krebszellen verwickelt
und auch bei Entzündungs-
und anderen Erkrankungen (Dan⌀ et
al., 1990). Und tatsächlich
führt die
Blockierung der uPA/uPAR-Wechselwirkung durch spezifische Antagonisten
oder die Verringerung der uPAR-Synthese durch Expression von Antisensegenen
zu einer drastischen Verringerung der migratorischen Eigenschaft
von Krebszellen (Fazioli und Blasi, 1994). Bei menschlichem Krebs
steht das Expressionsniveau der Bestandteile des Systems uPA, PAI-1 und
uPAR direkt im Zusammenhang mit der Malignität der Erkrankung und ihrer
Prognose (Brünner
et al., 1996). In der Tat haben viele, wenn nicht alle festen Krebsarten
bereits metastatische Zellen freigesetzt, die im Knochenmark gefunden
werden. Die Anwesenheit von uPAR-positiven metastatischen Zellen
zum Zeitpunkt der Diagnose stellt ein Zeichen dar für eine extreme
Wahrscheinlichkeit einer schlechten Prognose, während die Anwesenheit von metastatischen
Zellen per se dies nicht darstellt.
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Auf
Basis des Obigen scheint uPAR ein spezifisches Ziel für neue Arten
von Arzneimitteln zu sein, welche mit dem Prozess der Entzündung oder
der Invasivität
von Krebs interferieren. Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten:
uPAR durch eine Be einträchtigung
mit einer uPA-Bindung zu blockieren (uPAR-Antagonisten), oder die
direkte Transduktion eines migratorischen Signals zu verhindern,
via Wechselwirkung mit anderen Molekülen, wobei der Schritt der
Wechselwirkung zwischen uPA und uPAR umgangen wird. Arzneimittel,
welche die Bindung von uPAR an den zuvor genannten Adaptor verhindern,
sollten auch eine Chemotaxis via uPAR verhindern. Deswegen sollten
Antagonisten der Wechselwirkung von uPAR/Adaptor die Migration von Zellen
blockieren oder verringern und könnten
folglich bei Erkrankungen nützlich
sein, bei denen diese Abnahme oder Blockierung vorteilhaft ist,
wie etwa Krebs, Autoimmun- und Überschussentzündungsreaktionen.
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UPAR als Ziel für Arzneimittel,
welche die Rekrutierung von Entzündungszellen
verstärken
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Die
Rekrutierung von Zellen durch die uPA/uPAR-Wechselwirkung deutet
darauf hin, dass Arzneimittel gefunden werden sollten, welche die
Zellrekrutierung durch Bindung an uPAR fördern. Und in der Tat sind uPA-Derivate
wie etwa das aminoterminale Fragment ATF, pro-uPAR oder möglicherweise
auch synthetische Peptide, welche die uPAR-Bindungsregion von uPA
bedecken, in der Tat dazu in der Lage, uPA im Hinblick auf verschiedene
Funktionen zu ersetzen, welche nicht die proteolytische Aktivität von uPA
erfordern (siehe beispielsweise Fazioli und Blasi, 1994; Besser
et al., 1996, Resnati et al., 1996). Da eine uPA-Bindung an uPAR eine
Konformationsänderung
verursacht, welche uPAR von einem Rezeptor für uPA in einen Liganden für einen
bislang nicht identifizierten Membranadaptor transformiert (Resnati
et al., 1996), wäre
es andererseits eine alternative Möglichkeit zur Verstärkung der
Zellrekrutierung, den ersten Schritt, d. h. den uPA/uPAR-Bindungsschritt
zu umgehen, und die Zellmigration zu stimulieren durch eine Wirkung
auf dem Niveau des nicht identifizierten Adaptors mit uPAR selbst
oder spezifischen uPAR-ähnlichen
Agonisten. Diese Agonisten könnten deshalb
bei Erkrankungen nützlich
sein, bei denen die Rekrutierung von Zellen aufgrund von genetischen
oder erworbenen Fehlfunktionen stromaufwärts der uPAR/Adaptor-Wechselwirkung
blockiert ist. Die Verfügbarkeit eines
solchen Arzneimittels könnte
auch in Verbindung mit der Steigerung der Immunogenität von verschiedenen
Antigenen vorteilhaft sein, beispielsweise bei einer Impfung, da
es möglicherweise
wie ein Adjuvans wirken könnte durch
Rekrutierung von Zellen, welche für die natürliche Immunität verantwortlich
sind.
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uPAR als ein Ziel zum
Kontrollieren einer HIV-Infektion
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uPAR
ist ein Aktivierungsantigen sowohl in T-Lymphozyten als auch in
Monozyten (Nykjær
et al., 1994; Bianchi et al., 1996), d. h. in Zellen, welche aktiv
migrieren können
und in welchen HIV replizieren kann. Während CD3-positive zirkulierende
Lymphozyten uPAR nicht oder nur schwach exprimieren, weisen CD8+
T-Lymphozyten von Patienten mit AIDS und anderen viralen Erkrankungen
eine hohe Expression von uPAR auf, und in mehreren dieser Patienten
sind bis zu 80% ihrer T-Lymphozyten
hochexprimierend (Nykjær
et al., 1994). Ein Teil der Personen bleibt trotz einer mehrfachen
sexuellen Exposition mit hohem Risiko durch HIV nicht infiziert,
und dies ist verbunden mit dem Vorliegen von HIV-suppressiven Faktoren
in ihrem Blut (Paxton et al., 1996). Es sind mehrere Chemokine als
HIV-suppressive Faktoren identifiziert worden, welche von CD8+ T-Zellen
erzeugt werden (Cocci et al., 1996), und diese Chemokine stellen
neue Ziele für
eine AIDS-Therapie dar. Im Blut existieren lösliche Formen von uPAR und
uPAR wird tatsächlich
in Zelllinien und in Krebsgeweben gespalten. Da eine Spaltung die
chemotaktische Aktivität
von löslichem
uPAR aktiviert (Resnati et al., 1996), könnten diese löslichen,
gespaltenen Formen wie tatsächliche
Chemokine auch mit der Infektivität oder dem Überleben von HIV interferieren.
Wenn eine gespaltene Form von löslichem
uPAR auch in die HIV-Infektivität oder
Resistenz involviert ist, könnte
dies ein Ziel für
eine neue Art der Therapie in Fällen
von AIDS darstellen.
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uPAR als Ziel für Arzneimittel,
welche die Wundheilung verbessern
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Übermäßige Fibrinablagerungen
werden in plasminogendefizienten, uPA-defizienten und in doppelt uPAR/tPA-defizienten
Mäusen
beobachtet, und diesem Mäusen
fehlt ebenso die Hautwundheilung (Carmeliet und Collen, 1996). Bei
diesem Phänomen
können
mehrere Mechanismen aktiv sein, einschließlich Chemotaxis, da uPAR an
dem führenden
Rand von migrierenden Keratinozyten während der erneuten Epithelisierung von
Hautwunden bei Mäusen
lokalisiert ist. Die Bedeutung von Monozyten und Makrophagen im
Prozess der Wundheilung macht es sogar noch wahr scheinlicher, dass
dieser Prozess durch einen uPAR-Agonisten, welcher seine chemotaktische
Eigenschaft reproduzieren kann, verstärkt wird.
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Neuer Ansatz zum Blockieren
von uPAR
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Bislang
sind Ansätze,
welche auf die Blockierung der Wirkung von uPAR bei der Zellmigration
gerichtet waren, auf die Suche von uPAR-Antagonisten beschränkt gewesen,
d. h. auf Arzneimittel, welche die Bindung von uPA an uPAR verhindern.
Es wird erwartet, dass solche Arzneimittel im Allgemeinen eine proteolytische Aktivität der Zelloberfläche inhibieren.
Aber eine Bindung von uPA an uPAR simuliert die Chemotaxis durch Transformation
dieses Moleküls
von einem Rezeptor in einen Liganden für einen Adaptor (Resnati et
al., 1996). Deshalb gibt die Identifizierung eines kleinen Moleküls, welches
die chemotaktische Aktivität
von uPAR nachahmt, eine neue Handhabe zur Kontrolle der uPAR-abhängigen Reaktionen,
unabhängig
von der Belegung durch uPA. In Verbindung mit der vorliegenden Erfindung
sind solche kleinen Moleküle
gefunden und charakterisiert worden. Sie agieren stromabwärts der
uPA/uPAR-Wechselwirkung und besitzen deswegen keine Wirkung auf
die proteolytische Aktivität
der Zelloberfläche.
Diese kleinen Moleküle
können
sowohl in Fällen einer
Defizienz (als Stimulatoren im Prozess) als auch in Fällen einer überschüssigen Zellrekrutierung
und Migration verwendet werden. Im letzteren Fall können die
uPAR-ähnlichen
kleinen Moleküle
verwendet werden, um geeignete Inhibitoren der uPAR-Adaptor-Wechselwirkung
zu identifizieren.
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uPA
ist wesentlich für
die Rekrutierung von Entzündungszellen,
bindet uPAR und induziert eine Chemotaxis durch ein direktes Signal
in einer uPAR-abhängigen
Art und Weise. In dieser Funktion wechselwirkt uPAR mit einem nicht
identifizierten Adaptormolekül,
und tatsächlich
besitzt ein Gemisch von chymotryptischen Fragmenten des löslichen
uPAR eine chemotaktische Wirkung. Die vorliegende Erfindung basiert
auf dieser Feststellung des Mechanismus, durch welchen uPAR die
Chemotaxis aktiviert. Zuerst wurde die Region von uPAR identifiziert,
welche eine Chemotaxis induziert. Wie in Beispiel 1 gezeigt wird,
wurden lösliche
Fragmente von uPAR entweder durch Auftrennung von mit Chymotrypsin
gespaltenem uPAR oder durch rekombinante DNA-Technologie erzeugt,
und wurden in einem Chemotaxis-Assay verwendet, um die Region des uPAR
zu lokalisieren, welche für
die chemotaktische Wirkung auf THP-1-Zellen verantwortlich ist.
Solch eine Region (Reste 88–92
von uPAR) wurde in der Linkerregion zwischen der Domäne D1 und
D2 lokalisiert. Die chemotaktische Aktivität wurde tatsächlich entweder
in der Domäne
D1 oder D2 gefunden, wann immer sie diese Linkerregion enthielten:
carboxyterminal von Domäne
D1 oder aminoterminal von Domäne
D2. In Beispiel 2 wurde die chemotaktische Aktivität von uPAR
unter Verwendung synthetischer Peptide einschließlich der 88–92 uPAR-Sequenz
des uPAR, auf humane monozytenartige THP-1-Zellen (und murine LB6-Fibroblastenzellen)
reproduziert. Synthetische Moleküle
(Peptide 1 und 2) einschließlich
der Sequenz SRSRY (ser-arg-ser-arg-tyr) (SEQ ID NO: 7) besaßen eine
sehr wirksame chemotaktische Aktivität bei so geringen Konzentrationen
wie etwa 0,1 pM. Kontrollpeptide besaßen keine Aktivität, insbesondere
ein Peptid, welches die carboxyterminale Sequenz, abgeleitet von
uPAR cDNA enthielt, und ein Peptid mit der gleichen Aminosäurezusammensetzung
wie Peptid 1, aber einer „durcheinandergewürfelten" Sequenz. In Beispiel
3 zeigen wir, dass Peptid 1 die Chemotaxis durch den gleichen Mechanismus
stimuliert, welcher durch den Ligand uPA oder durch das Gemisch
von Chymotrypsinfragmenten des löslichen
uPAR angewendet wird. Peptid 1 aktiviert tatsächlich die Hck-Tyrosinkinase
von THP-1-Zellen mit dem gleichen Zeitverlauf und der gleichen Konzentrationsabhängigkeit,
welche bei dem Gemisch von Chymotrypsinfragmenten des löslichen
uPAR beobachtet wurde. Beispiel 4 zeigt, wie Inhibitoren des uPAR
durch Anwendung eines einfachen Panning-Assays praktisch identifiziert
werden können
unter Verwendung von Peptiden, welche den uPAR nachahmen, d. h.
Peptid 1 und 2 der Erfindung.
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Innerhalb
des Umfangs der erfindungsgemäßen uPAR-Peptide
sind uPAR-Peptide, welche von einem uPAR stammen, der in Säugetierspezies
wie etwa dem Mensch, dem Rind, der Maus und der Ratte gefunden wurde.
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Im
vorliegenden Zusammenhang bedeutet der Begriff "funktionelles Analogon" ein Peptid mit einer Aminosäuresequenz,
welche nicht mit einem durch Chymotrypsin gespaltenen suPAR-Peptid
identisch ist, aber welches im Hinblick auf die Stimulation oder
Steigerung der chemotaktischen Aktivität einer Zelle eine im Wesentlichen
identische Wirkung besitzt. Diese Wirkung wird normalerweise in
einem Assay getestet, wie etwa dem in Beispiel 1 beschriebenen Assay.
Die Steigerung der chemotaktischen Aktivität in solch einem Assay beträgt bevorzugt
mindestens 100% der Kontrolle, mehr bevorzugt mindestens 200% der
Kontrolle, noch mehr bevorzugt mindestens 400% der Kontrolle.
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Funktionelle
Analoga der chemotaktischen Aktivität des humanen uPAR gemäß der vorliegenden
Erfindung sind:
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Peptide
mit einer 80%igen Sequenzidentität
mit einem der aufgeführten
Peptide, und welche eine Wirkung im Assay aufweisen, können erfindungsgemäß auch verwendet
werden. Folglich ist die vorliegende Erfindung in einem Aspekt auf
die Verwendung eines Peptids mit einer Sequenzidentität von 80%
mit einem der aufgeführten
Peptide für
die Herstellung eines Medikaments nach einem der Ansprüche 9 bis
11 und 15 bis 17 gerichtet.
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Ein
anderer Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft folglich ein
Peptoidanalogon des Peptids mit der Sequenz SRSRY (SEQ ID NO: 7),
umfassend eine oder mehrere nicht natürlich vorkommende Aminosäuren, wie
in WO 94/28014 aufgezählt.
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Die
erfindungsgemäßen Peptoidanaloga
können
beispielsweise hergestellt werden unter Verwendung von Peptidsyntheseverfahren,
wie etwa dem von Merrifield 1963 beschriebenen Verfahren. Die Synthese
kann bei der Herstellung eine beliebige Anzahl von nicht natürlich vorkommenden
Aminosäuren
und gegebenenfalls auch ein oder mehrere natürlich vorkommende Aminosäuren umfassen.
Die Peptide und funktionelle Analoga der Erfindung können in
einer wirksamen Menge direkt zu Zellen zugegeben werden oder einem
Individuum, wie etwa einem menschlichen Patienten, verabreicht werden,
welcher die Zellen besitzt, deren chemotaktische Aktivität stimuliert
oder gesteigert werden kann.
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Ein
sehr wichtiger Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft die erfindungsgemäßen Peptide.
Solche Peptide sind ein Peptid mit der Sequenz SRSRY (SEQ ID NO:
7) oder ein funktionelles Analogon davon, wie oben definiert, und
ein Peptid mit der Sequenz AVTYSRSRYLEC (SEQ ID NO: 1) und ein Peptid
mit der Sequenz SRSRYLEC (SEQ ID NO: 3).
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Eine
besonders bevorzugte Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung betrifft ein rekombinantes Fusionsprotein,
umfassend ein oder mehrere der erfindungsgemäßen Peptidspezies und gegebenenfalls
zusätzlich
ein oder mehrere der erfindungsgemäßen Peptidspezies.
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Erfindungsgemäße funktionelle
Analoga, welche unter Verwendung einer Peptidsynthese hergestellt werden,
sind innerhalb des Umfangs der vorliegenden Erfindung. Funktionelle
Analoga gemäß der Erfindung, welche
unter Verwendung anderer Verfahren als einer Peptidsynthese hergestellt
werden, wie etwa unter Verwendung einer rekombinanten Expression,
liegen auch innerhalb des Umfangs der vorliegenden Erfindung.
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Ein
weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung ist die Verwendung der
erfindungsgemäßen Peptide für die Herstellung
eines Medikaments zur Stimulierung oder Verstärkung einer lokalen Entzündungsreaktion. Erfindungsgemäß kann das
erfindungsgemäße, mit
Chymotrypsin gespaltene Fragment oder ein Gemisch von Fragmenten
von uPAR, das Fragment oder ein Gemisch von Fragmenten mit der Sequenz
SRSRY (SEQ ID NO: 7) oder ein funktionelles Analogon des Peptids
wie oben definiert verwendet werden.
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Im
vorliegenden Zusammenhang bedeutet der Begriff "Stimulation oder Verstärkung einer
lokalen Entzündungsreaktion", dass ein oder mehrere
Charakteristika einer Entzündungsreaktion
messbar stimuliert oder gesteigert werden können. Solche Charakteristika
sind normalerweise die Freisetzung von Cytokinen durch T-Lymphozyten
oder Monozyten-Makrophagen, die Steigerung der chemotaktischen Aktivität, die Fähigkeit, eine
lokale Rekrutierung von Lymphozyten/Monozyten nach subkutaner Verabreichung
in einem geeigneten Labortier zu verursachen usw. In diesem besonderen
Fall ist die Verwendung von uPA-defizienten Mäusen besonders bevorzugt, da
diese Mäuse
eine sehr geringe entzündungshemmende
Reaktion aufweisen. Verfahren zur Messung dieser Aktivitäten sind
routinemäßig verfügbar, und
eine Steigerung solcher beschriebener Aktivitäten von mindestens 50%, bevorzugt
von mindestens 80%, noch mehr bevorzugt von mindestens 100% werden
als signifikant betrachtet.
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Ein
anderer wichtiger Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft die
Verwendung eines erfindungsgemäßen Peptids,
insbesondere eines Peptids mit der Sequenz SRSRY (SEQ ID NO: 7)
oder eines funktionellen Analogons des Peptids, wie oben definiert,
für die
Herstellung eines Medikaments zur Stimulation oder Steigerung der
chemotaktischen Aktivität
einer Zelle.
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Ein
weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung ist die Verwendung der
erfindungsgemäßen Peptide für die Herstellung
eines Medikaments zur Stimulation oder Verbesserung der Wundheilung:
Insbesondere kann ein Peptid mit der Sequenz SRSRY (SEQ ID NO: 7)
oder ein funktionelles Analogon des Peptids, wie oben definiert
gemäß der vorliegenden
Erfindung verwendet werden.
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Im
vorliegenden Zusammenhang bedeutet der Begriff "Stimulation oder Verbesserung der Wundheilung", dass mindestens
eines der physiologischen Charakteristika oder Prozesse, welche
bei der Heilung von verschiedenen Arten von Wunden in einem Individuum,
wie etwa einem Menschen, betroffen sind, wesentlich stimuliert oder
verbessert ist. Eine Art der Quantifizierung einer solchen Stimulation
oder Verbesserung der Wundheilung umfasst das Messen der Wundheilung
in einer Plasminogen-defizienten oder sogar einer normalen Maus
und die Bestimmung der Zeit, die für 50% Heilung erforderlich
ist. Eine Verringerung der Heilungszeit nach Zugabe einer wirksamen
Menge einer Zusammensetzung, welche ein suPAR-Peptid umfasst, von
mindestens 20%, bevorzugt von mindestens 50%, stellt eine wesentliche
Stimulation der Wundheilung dar.
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Ein
wichtiger Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft die Verwendung
der erfindungsgemäßen Peptide
für die
Herstellung eines Medikaments zur Stimulation der Kinaseaktivität von p56/p59hck. Insbesondere kann ein Peptid mit der
Sequenz SRSRY (SEQ ID NO: 7) oder ein funktionelles Analogon des
Peptids, wie oben definiert, verwendet werden.
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Im
vorliegenden Zusammenhang bedeutet der Begriff "Stimulation der Kinaseaktivität" einen wesentlichen
Anstieg der Fähigkeit
von p56/p59hck, das Proteinsubstrat zu phosphorylieren.
Dies wird normalerweise gemessen unter Verwendung von in vitro-Assays,
wie diejenigen, welche in Beispiel 3 beschrieben werden. Die Quantifizierung
solch einer Wirkung kann erhalten werden durch Ausschneiden der
Banden aus einem Gel, wie etwa dem in 5 gezeigten
Gel, und anschließendem
Messen der 32P-Radioaktivität
nach einer Normalisierung.
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Ein
sehr wichtiger Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft ein Verfahren
zum Testen, ob eine Verbindung die Bindung zwischen einer mit Chymotrypsin
gespaltenen, löslichen
Form von uPAR gemäß der vorliegenden
Erfindung und einem zellulären
Adaptor stimulieren kann, wobei das Verfahren das Zugeben einer wirksamen
Menge der Verbindung zu einem Testsystem umfasst, welches Zellen
ohne endogenen uPAR umfasst, und Messen der chemotaktischen Aktivität; wenn
eine chemotaktische Aktivität
vorliegt, dann kann die Verbindung die Bindung stimulieren.
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Im
vorliegenden Zusammenhang sollte der Begriff "Stimulation der Bindung" so aufgefasst werden, dass
eine Steigerung der Bindung um mindestens 20%, bevorzugt mindestens
30%, mehr bevorzugt mindestens 40%, noch mehr bevorzugt mindestens
60% in einem Assay gemeint ist, welcher im Wesentlichen dem oben
beschriebenen ähnelt.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
ist geeignet für
die Selektion einer Verbindung, welche die Bindung zwischen einer
mit Chymotrypsin gespaltenen, löslichen
Form von uPAR und einem zellulären
Adaptor stimulieren kann.
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Ein
besonders wichtiger Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft ein
Verfahren zum Testen, ob eine Verbindung in der Lage ist, die Bindung
zwischen einer mit Chymotrypsin gespaltenen, löslichen Form von uPAR gemäß der vorliegenden
Erfindung und einem zellulären
Adaptor zu blockieren oder zu inhibieren, wobei das Verfahren das
Zugeben einer mit Chymotrypsin gespaltenen, löslichen Form des uPAR und einer
wirksamen Menge der Verbindung zu einem Testsystem, welches Zellen
ohne endogenen uPAR umfasst, und Messen der chemotaktischen Aktivität umfasst.
Wenn die chemotaktische Aktivität
inhibiert oder verhindert wird, dann kann die Verbindung diese Bindung
blockieren.
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Im
vorliegenden Zusammenhang soll der Begriff "Blockierung oder Inhibition der Bindung" so aufgefasst werden,
dass er eine Verringerung der Bindung um mindestens 20%, bevorzugt
mindestens 30%, mehr bevorzugt um mindestens 40%, noch mehr bevorzugt
um mindestens 60% in einem Assay bedeutet, der im Wesentlichen dem
oben beschriebenen ähnelt.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
ist geeignet für
die Selektion einer Verbindung, welche die Bindung zwischen einer
mit Chymotrypsin gespaltenen, löslichen
Form von uPAR und einem zellulären
Adaptor blockieren oder inhibieren kann.
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Eine
wichtige Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung ist eine Verbindung gemäß der Erfindung zur
Behandlung von Krebs, einer Autoimmunerkrankung und/oder hyperinflammatorischen
Erkrankungen. Eine Verbindung, welche in der Lage ist, die Bindung
zwischen einer mit Chymotrypsin gespaltenen, löslichen Form von uPAR und einem
zellulären
Adaptor zu blockieren, wird erfindungsgemäß einem Individuum wie etwa
einem menschlichen Patienten verabreicht, welcher der Verabreichung
bedarf, in einer pharmazeutisch annehmbaren Form und in einer pharmazeutisch
wirksamen Menge.
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Ein
sehr wichtiger Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft ein Verfahren
zum Screenen von Verbindungen im Hinblick auf mögliche entzündungshemmende oder anti-migratorische
Eigenschaften. Das erfindungsgemäße Verfahren
umfasst
- (a) Beschichten einer Kunststoffoberfläche, welche
Säugetierzellen
normalerweise nicht bindet, mit einer wirksamen Menge eines erfindungsgemäßen Peptids,
- (b) Exponieren der ausgewählten
Säugetierzellen
gegenüber
der beschichteten Oberfläche
für 30–300 Minuten
bei 37°C
in Anwesenheit oder Abwesenheit einer potenziellen Inhibitorverbindung
und
- (c) Untersuchen der Fähigkeit
der Zellen, an die mit Peptid beschichtete Oberfläche zu binden,
durch mikroskopische Untersuchung oder Färbung der Platten mit Coomassie-Blau;
wenn die zelluläre
Bindung inhibiert oder verhindert wird, dann kann die Verbindung
diese Bindung blockieren und ist ein potenzielles entzündungshemmendes
oder anti-migratorisches Mittel.
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In
einem weiteren Aspekt betrifft die vorliegende Erfindung Oligonukleotide,
insbesondere Oligonukleotide, welche für die Peptide codieren, die
durch SEQ ID NO: 1 und SEQ ID NO: 3 dargestellt sind.
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Ein
anderer Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft die Verwendung
eines erfindungsgemäßen Oligonukleotids
zur rekombinanten Expression von Peptiden zur Verwendung beim Screening
von erfindungsgemäßen Verbindungen.
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Bevorzugte
Ausführungsformen
der vorliegenden Erfindung betreffen die Verwendung von erfindungsgemäßen Oligonukleotiden,
worin die rekombinante Expression in einem Expressionssystem durchgeführt wird,
ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus einem E.coli-Expressionssystem, einem
Hefe-Expressionssystem, einem Säugetier-Expressionssystem
oder einem Insektenzellen-Expressionssystem.
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Wenn
die erfindungsgemäßen Oligonukleotide
als Basis für
die Herstellung von erfindungsgemäßen Peptiden verwendet werden
mittels Durchführung
einer rekombinanten Expression, ist es bevorzugt, die Oligonukleotide
mit Nukleinsäuresequenzen
zu kombinieren, wie etwa regulatorischen Sequenzen, welche es ermöglichen,
dass das Expressionssystem der Wahl große Mengen der Peptide exprimiert.
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Ein
besonders wichtiger Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft die
Verwendung eines eukaryontischen Vektors, welcher eine Nukleinsäuresequenz
exprimiert, die für
ein erfindungsgemäßes Peptid
codiert, insbesondere ein Peptid mit der Sequenz SRSRY (SEQ ID NO:
7) oder ein funktionelles Analogon davon, wie oben definiert, für die Herstellung
eines Medikaments zur Stimulierung oder Steigerung der Anti-Tumor-Immunität bei einer
autologen Knochenmarkstransplantationsbehandlung eines Individuums,
wie etwa eines menschlichen Patienten, welcher Tumoren trägt. Das
Medikament ist nützlich
zur Modifikation von Tumorzellen durch deren Transfektion mit dem
Vektor.
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Im
vorliegenden Zusammenhang bedeutet der Begriff "Anti-Tumor-Immunität" die Gruppe von zellulären und
chemischen Reaktionen, welche ein Organismus mit dem Ziel der Abstoßung eines
Tumors organisieren kann. In dieser Hinsicht ist die Erzeugung von
Cytokinen und Chemokinen von wesentlicher Bedeutung, da sie die
Rekrutierung und die funktionelle Aktivierung von Zellen steuert,
welche die Tumorzellen spezifisch angreifen und folglich zerstören können.
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Ein
anderer wichtiger Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft die
Verwendung eines erfindungsgemäßen Peptids,
insbesondere eines Peptids mit der Sequenz SRSRY (SEQ ID NO: 7)
oder eines funktionellen Analogons davon, wie oben definiert, für die Herstellung
eines Medikaments zur Stimulierung oder Steigerung einer zellulären Immunität in einem
Individuum, wie etwa einem humanen Patienten, welcher immundefizient ist.
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Im
vorliegenden Zusammenhang bedeutet der Begriff "zelluläre Immunität" die Rekrutierung und funktionelle Aktivierung
von Immunzellen, wie etwa T-Lymphozyten, NK-Zellen, B-Lymphozyten,
Makrophagen usw.
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Im
vorliegenden Zusammenhang bedeutet der Begriff "Immundefizient", dass das Immunsystem eines Individuums
beeinträchtigt
ist und folglich auf einem Niveau unterhalb des normalen Niveaus
fungiert, zumindest im Hinblick auf einige der systemischen Reaktionen.
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Noch
ein anderer Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft die Verwendung
einer humanen Tumorzelllinie, welche sowohl auf Basis des Histotyps
als auch des HLA-A2
kompatibel ist und so modifiziert ist, dass sie die chemotaktische
Region des humanen oder murinen oder bovinen oder Ratten-uPAR freisetzt,
wobei die chemotaktische Region ein Fusionspeptid oder eine Domäne von uPAR
ist, welche das SRSRY (SEQ ID NO: 7) Peptid oder ein funktionelles
Analogon davon, wie oben definiert, enthält, für die Herstellung eines Mittels
zur Impfung eines Patienten, etwa eines Menschen, welcher an Tumoren
leidet, mit dem Ziel der Stimulation einer Anti-Tumor-T-Zellreaktion.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung für
die Herstellung des Mittels zur Impfung werden autologe Tumorzellen
verwendet.
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Ein
sehr wichtiger Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft die Ausnutzung
der zellulären
Immunität von
uPAR-Derivaten oder Peptiden der vorliegenden Erfindung, um Tumorzellen
abzutöten.
Einem tumortragenden Patienten, wie etwa einem menschlichen Patienten,
können
auf einen Tumor gerichtete Zellen injiziert werden, welche so modifiziert
sind, dass sie die chemotaktische Region des uPAR von Mensch, Rind,
Maus oder Ratte exprimieren, oder einen anderen beliebigen uPAR
mit im Wesentlichen gleichen Eigenschaften, worin der Zielvektor
weiterhin an die Region fusioniert ist, welche ein Peptid oder eine
Domäne
von uPAR ist, welche das SRSRY (SEQ ID NO: 7) Peptid enthält oder
ein funkionelles Analogon davon, wie oben definiert.
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Im
vorliegenden Zusammenhang wird der Begriff "uPAR-Derivate" verwendet, wie es in WO 90/12091 definiert
ist, wohingegen der Begriff "auf
einen Tumor gerichtete Zellen" Zellen
bedeutet, welche auf natürliche Art
oder weil sie speziell bearbeitet sind, in ein Individuum injiziert
werden können
und mit den Tumorzellen des Individuums spezifisch wechselwirken.
-
Legende zu
den Figuren
-
1. Ein Teil dieser Figur
zeigt die Sequenz der aktiven Peptide 1 und 2, welche Sequenzen
des humanen uPAR reproduzieren, und die „durcheinandergewürfelte" Version von Peptid
1, welche als eine Negativkontrolle in Beispiel 2 verwendet wurde.
Offensichtlich ist die Sequenz SRSRYLEC (SEQ ID NO: 3) den Peptiden
1 und 2 gemeinsam. Aber die aktive Region kann weiterhin eingeschränkt werden,
da die Experimente aus Beispiel 1 zeigen, dass die Anwesenheit der
Sequenz SRSRY (SEQ ID NO: 7) entweder carboxyterminal zur Domäne D1 oder
aminoterminal zur Domäne
D2, 3 diesen Peptiden eine anderenfalls fehlende chemotaktische
Aktivität
verleiht. Die Sequenz SRSRY (SEQ ID NO: 7) liegt im humanen uPAR
zwischen den Positionen 88 und 92 vor. Teil B dieser Figur zeigt
die Sequenz der aktiven Peptidregion beim uPAR von Ratte, Maus und
Rind und seinen Vergleich mit dem des humanen uPAR. Er zeigt auch
eine einleitende übereinstimmende
Sequenz, welche zeigt, dass der vierte und fünfte Rest immer konserviert
sind, dass der erste und zweite Rest eine konservative Veränderung
aufweisen, während
der dritte Rest freier substituiert zu sein scheint.
-
2. Diese Figur zeigt ein
Schema, welches die Struktur von verschiedenen löslichen Formen des uPAR darstellt,
die in Beispiel 1 verwendet werden. Eine schematische Darstellung
des löslichen
uPAR mit drei Domänen
(D123) und der vier Deletionsmutanten. Die Zahl weist auf die Aminosäurereste
gemäß der humanen,
von cDNA abgeleiteten uPAR-Sequenz hin (Roldan et al., 1990), wobei
als Nummer eins der erste Rest nach der Signalsequenz verwendet
wird. Jedes Konstrukt wurde bezogen darauf benannt, welche der drei
Domänen
noch beibehalten wurde: D123 ist das Symbol für einen suPAR, welcher die
Reste 1–274
enthält
und in einer löslichen
Form sekretiert wird. Jedes Konstrukt enthält am 3'-Ende ein FLAGTM (SEQ ID NO: 6) Epitop,
welches für
die Reinigung der Proteine auf einer kommerziellen Antikörperaffinitätssäule verwendet
wird.
-
3. Diese Figur zeigt die
chemotaktische Reaktion von THP-1-Zellen auf Fragmente oder Mutanten eines
löslichen
uPAR. Für
jede Reihe von Experimenten diente die Migration in Richtung auf
das Assaymedium als Kontrolle (zufällige Zellmigration) und wird
als Bezug für
eine 100%ige Migration verwendet. Alle Experimente wurden dreifach
durchgeführt;
die Zahl der pro Hochenergiefeld gezählten Zellen (zehn Felder für jede Bedingung)
wird als Prozent der Kontrollwerte ausgedrückt. Die Proteine wurden gereinigt,
wie es im Methodenabschnitt beschrieben wird. Die Datenpunkte stellen
den Mittelwert von drei unabhängigen
Experimenten dar (+ SEM). Die verwendeten Konstrukte sind in 2 dargestellt.
-
4. In dieser Figur wird
die chemotaktische Wirkung von synthetischen Peptiden auf THP-1-Zellen gezeigt.
Die Peptide 1 und 2 zeigen eine sehr wirksame Aktivität, während Peptid
3 oder das durcheinandergewürfelte
Peptid 1 dies nicht tut. Dosisabhängige chemotaktische Reaktion
von THP-1-Zellen auf Peptid 1 (AVTYSRSRYLEC (SEQ ID NO: 1), (aa
84–95)
(Feld A), Peptid YTARLWGGTLLT (SEQ ID NO: 2) (aa 302–313 von
uPAR) (Feld B), Peptid (SRSRYLEC (SEQ ID NO: 3), aa 88–95 von
uPAR) (Feld C) im Zusammenhang mit uPAR-Sequenzen von Roldan et
al. (1990); Feld D zeigt die chemotaktische Reaktion auf das Peptid
TLVEYYSRASCR (SEQ ID NO: 4), eine durcheinandergewürfelte Version
des Peptids 1.
-
5. In dieser Figur wird
der stimulierende Effekt von Peptid 1 auf die Aktivität der Hck-Kinase
von THP-1-Zellen gezeigt. THP-1-Zellen wurden mit [35S]-TransLabel metabolisch
markiert, sauer gewaschen und entweder zum Schein oder mit 0,1 nM
Peptid 1 (AVTYSRRYLEC, (SEQ ID NO: 1)) für die identische Zeit bei 37°C behandelt.
Radiomarkierte Zelllysate wurden unter Verwendung eines affinitätsgereinigten
polyklonalen Anti-p56/p59hck Kaninchen-Antikörpers immunpräzipitiert
(Resnati et al., 1996).
- (A) Ein Aliquot von
jedem Immmunpräzipitat
wurde direkt durch SDS-PAGE analysiert, um zu kontrollieren, dass
während
des in vitro-Kinase-Assays die gleiche Menge an p56/p59hck vorhanden
ist.
- (B) Der Rest jedes Immunpräzipitats
wurde einem in vitro-Kinase-Assay in Gegenwart von 5–10 mCi [g-32P]ATP
(~3000 Ci/mmol, Amersham) und 5 mg Kaninchenmuskelenolase für 5 Minuten
bei Raumtemperatur unterzogen. Die Eluate wurden dann durch SDS-PAGE-Autoradiographie
analysiert (7,5% Acrylamid).
-
Beispiel 1
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Chemotaktische Reaktion
von humanen oder murinen Zellen, die mit Fragmenten des löslichen
uPAR oder mit löslichen
rekombinanten uPAR-Mutanten
stimuliert wurden
-
Methoden
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Klonierung von löslichen
uPAR-Mutanten
-
In
der folgenden Beschreibung werden Aminosäurereste in Übereinstimmung
mit der zuvor publizierten cDNA-Sequenz von uPAR nummeriert (Roldan
et al., 1990). Mutanten-cDNAs, die für lösliche uPA-Rezeptoren codieren,
wurden durch eine Polymerasekettenreaktion (PCR) erzeugt. Für die verschiedenen
Konstrukte wurden die folgenden Oligonukleotide verwendet:
Konstrukt
D1(1–92:
Oligonukleotid FRAU18 und D1.3'T
Konstrukt
D12(1–191):
Oligonukleotid FRA18 und D2.3'T
Konstrukt
D123(1–274):
Oligonukleotid FRA18 und D3.3'T.
-
Die
PCR-Produkte wurden mit BclI und ClaI verdaut und in Bluescript
SK-(Stratagene) kloniert, welcher mit BamHI und ClaI verdaut wurde.
-
Um
die für
D2(93–191)
und D23(93–274)
codierenden Konstrukte zu erzeugen, wurde die D1-Region in den D12-
und D123-Konstrukten durch Substitution des NruI/NsiI-Fragments,
welches die für
D1 codierende Region enthält,
mit einem Fragment, das durch Amplifikation der uPAR-cDNA mit den
Primern FRA18 und D2.5'T
erzeugt wurde und mit den gleichen Enzymen verdaut wurde, deletiert.
Um das für
D3 (192–275)
codierende Konstrukt zu erzeugen, wurde die D12-Region im D123-Konstrukt
durch Substitution des NruI/NcoI-Fragments, welches die für D12 codierende
Region enthält,
mit einem Fragment, das durch Amplifikation der uPAR-cDNA mit den Primern
FRA18 und D3.5'T
erzeugt wurde und mit den gleichen Enzymen verdaut wurde, deletiert.
-
Alle
Mutantenrezeptoren wurden am Carboxyterminus mit der Petpidsequenz
HRRASVDYKDDDDK (SEQ ID NO: 5), welche das Proteinkinasesubstrat
und das FLAGTM-Epitop umfasst, gekennzeichnet durch Insertion in
die carboxyterminale ClaI-Stelle eines Linkers, hergestellt durch
Annealing der zwei Oligonukleotide K/Focs und K/Foas. Dieser Linker
wurde in die ClaI-Stelle insertiert, die am Carboxyterminus von
allen Konstrukten lokalisiert ist. Alle rekombinanten codierenden
Regionen wurden mit den Primern NS1 und 46D amplifiziert, mit NcoI
verdaut und in den eukaryontischen Expressionsvektor pBNSEN transferiert,
der mit NcoI und EcoRV verdaut wurde.
-
-
Expression und Reinigung
der rekombinanten Proteine
-
Halbkonfluente
COS7-Zellen wurden in PBS mit 1 mM EDTA geerntet und zweimal mit
RPMI-Medium gewaschen. 0,8 ml der Zellsuspension (1–2 × 107 Zellen/ml in RPMI) wurden in Elektroporationsküvetten (0,4 cm,
Bio-Rad) transferiert, welche die Plasmid-DNA (30 μg, 1 mg/ml
in Wasser) enthielten und bei 960 μF, 240 V in einem Elektroporator
(GenePulser, Bio-Rad) elektroporiert. Nach der Elektroporation wurden
die Zellen in eine T175-Flasche mit 30 ml reichem Medium (DMEM mit
10% FCS) transferiert. Am nächsten
Morgen wurden die Zellen dreimal mit PBS gewaschen und mit 50 ml
serumfreiem Medium (DMEM mit 1% Nutridoma NS, Boehringer Mannheim)
ergänzt.
Alle 4–5
Tage wurde konditioniertes Medium gesammelt und frisches Medium
zugegeben. Die rekombinanten Proteine wurden aus dem konditionierten
Medium durch eine Passage über
eine Anti-FLAGTM-Affinitätssäule (M2
Affinity Gel, Sigma) gereinigt. Nach dem Waschen mit PBS wurden
die rekombinanten Proteine mit 0,1 M Glycin pH 3,0 eluiert.
-
Gereinigtes
D1 (1–87)
und D23 (88–274)
wurde durch Spaltung von D123 mit Chymotrypsin (Behrendt et al.,
1991), gefolgt von einer Passage über die FLAGTM-Affinitätssäule hergestellt.
D1 (1–87)
wurde im Durchfluss wiedergewonnen, während das D23 (88–274), welches
das FLAGTM-Epitop enthielt, zurückgehalten
wurde und später
mit 0,1 M Glycin pH 3,0 eluiert wurde.
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Chemotaxis-Assay
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Eine
Untersuchung der Chemotaxis wurde unter Verwendung von modifizierten
Boyden-Kammern durchgeführt,
welche Polyvinylpyrrolidonpolycarbonatfilter enthielten (13 mm Durchmesser,
5 mm Porengröße), beschichtet
mit Collagen Typ I (100 m/ml in PBS pH 7,4). Die beschichteten Filter
wurden mit Medium gewaschen, welches mit 0,2% Rinderserumalbumin
(BSA) ergänzt
war und dann in der Boyden-Apparatur
platziert. Nach einem sauren Waschen wurden 2 × 105 THP-1-Zellen,
suspendiert in serumfreiem Medium, oberhalb des Filters in die Boyden-Kammer
zugegeben. Gereinigte Mutanten wurden in serumfreiem Medium in den
angegebenen Konzentrationen verdünnt
und unterhalb des Filters in der unteren Kammer zugegeben. Die Kammern
wurden in einem befeuchteten Inkubator bei 37°C in 5% CO2 in
Luft für
90 Minuten inkubiert. Die Filter wurden entfernt, die obere Fläche von den
Zellen freigekratzt, in Methanol fixiert und mit Kristallviolett gefärbt. Für jeden
Satz der Experimente diente eine Migration in Richtung auf das Assaymedium
als Kontrolle (zufällige
Zellmigration) und dient als Bezug für 100% Migration. Alle Experimente
wurden dreifach durchgeführt;
die Daten werden als Anzahl der Zellen angegeben, welche im Hochenergiefeld
gezählt
wurden (zehn Felder für
jede Bedingung) und als Prozent der Kontrollwerte ausgedrückt. Die
Datenpunkte stellen den Mittelwert von drei unabhängigen Experimenten
(+ SEM) dar. Wenn Zellen des Fibroblasten-Typs oder Krebszellen
für den
Assay verwendet wurden, war die für die Migration erforderliche
Zeit höher
und die Boyden-Kammer wurde normalerweise über Nacht inkubiert.
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Ergebnisse
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2 zeigt eine schematische
Darstellung der Struktur des rekombinanten löslichen uPAR und von verschiedenen
erzeugten Mutanten. Frühere
Untersuchungen haben gezeigt, das eine lösliche Form des uPAR (suPAR)
in verschiedenen Zelllinien ein wirksamer chemotaktischer Faktor
ist, auch in Zellen ohne endogenen uPAR (Resnati et al., 1996).
Aber die Aktivität
von suPAR erfordert eine Chymotrypsinspaltung am Tyr87 zwischen
der N-terminalen Liganden-bindenden Domäne D1 und der Domäne D2 +
D3. Dies deutet darauf hin, dass eine einzigartige Konformation,
freigelegt durch Chymotrypsinspaltung, erforderlich ist und mit einem
bislang nicht identifizierten Zelloberflächenrezeptor wechselwirken
muss, welcher als ein Transmembranadaptor agieren könnte. Der
gleiche Mechanismus trifft zu bei einer uPAR-Bindung an den in der
Oberfläche
verankerten uPAR.
-
Um
die Region des uPAR zu identifizieren, welche mit einer chemotaktischen
Aktivität
ausgestattet ist, definierten wir zuerst die Domäne von uPAR, welche für den Signaleffekt
und folglich für
die Wechselwirkung mit dem Transmembranadaptor verantwortlich ist.
Wir erzeugten und reinigten verschiedene lösliche uPAR-Mutanten und analysierten
sie im Hinblick auf ihre Fähigkeit,
die Chemotaxis bei THP-1-Zellen zu stimulieren. Es ist bekannt,
dass eine Trunkation der carboxyterminalen Domäne im Verlust der Membranverankerungskapazität und folglich
in der Sekretion eines andernfalls aktiven Moleküls resultiert (Masucci et al.,
1991); um lösliche
Formen von uPAR zu erzeugen, wurde die mit den Aminosäuren 275–313 korrespondierende Sequenz
(Roldan et al., 1990) in allen den Konstrukten weggelassen. 2 zeigt die schematische
Darstellung des kompletten suPAR mit drei Domänen (D123) (Aminosäure 1–274) und
die vier konstruierten Deletionsmutanten: D23 (Aminosäuren 93–274), D1
(Aminosäure
1–92),
D2 (Aminosäure
93–191)
und D3 (Aminosäure 192–274). Am
C-Terminus jeder Mutante wurde eine Kinasestelle, gefolgt von einem
FLAGTM-Epitop im Leseraster insertiert. Alle Konstrukte wurden in
einer modifizierten Form des pBSNSEN-Expressionsvektors kloniert,
COS7-Zellen durch das Calciumphosphat-Copräzipitationsverfahren transfiziert
und das sekretierte uPAR-Mutantenprotein durch Affinitätschromatographie
gereinigt. Als Kontrolle wurde das gereinigte D123-Protein mit Chymotrypsin
verdaut (Resnati et al., 1996) und die entsprechenden Produkte D1
(Aminosäure
1–87)
und D23 (88–274)
wurden durch eine weitere Runde der Reinigung mit FLAGTM-Antikörpersäulen aufgetrennt.
Die Einzelheiten der Herstellung der Konstrukte, das Reinigungsverfahren
und das verwendete System zur Untersuchung der Chemotaxis sind im
obigen Methodenabschnitt angegeben.
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3 zeigt die Ergebnisse des
Chemotaxis-Assays, welcher Derivate von suPAR D123 als chemotaktische
Faktoren verwendet. Wie durch die vorherigen Ergebnisse vorhergesagt
(Resnati et al., 1996), war gereinigtes ungespaltenes D123 nicht
in der Lage, in THP-1-Zellen eine Chemotaxis zu stimulieren, während eine Spaltung
dieses Proteins mit Chymotrypsin eine starke chemotaktische Eigenschaft
verlieh (Daten nicht gezeigt). Wenn die Produkte der Chymotrypsinspaltung
von D123 gereinigt und getrennt analysiert wurden, war nur das D23-Fragment
(3, Feld F) (Reste 88–274) in
der Lage, eine dosisabhängige
chemotaktische Reaktion hervorzurufen, während D1 (1–87) (3, Feld E) die THP-1-Zellmigration nicht
beeinflusste. Aber wenn die Domäne
D1, hergestellt durch rekombinante DNA-Technologie (D1–92), untersucht wurde, wurde
unerwartet gefunden, dass sie eine dosisabhängige chemotaktische Wirkung
induziert (3, Feld A).
Die Sequenz von löslichem
D1 umfasste die Reste 88–92,
während
das chymotryptische Fragment nur die Sequenz 1–87 umfasste. Auf ähnliche
Art und Weise konnte das rekombinante D23 (93–274) durch den kompletten
analysierten Konzentrationsbereich keine Chemotaxis induzieren (3, Feld B). Es wurde bemerkt,
dass die Sequenz 88–92
in dieser Mutante fehlte, während
sie im chymotryptischen D23 (88– 274)
Fragment vorlag. Diese Befunde deuten insgesamt darauf hin, dass
die Sequenz von Aminosäure
88–92,
SRSRY (SEQ ID NO: 7) für die
chemotaktische Wirkung auf die THP-1-Zellmigration verantwortlich
war. Entsprechend wurde keine Wirkung auf die Zellmigration beobachtet,
wenn der Assay in Gegenwart von vergleichbaren Dosen der gereinigten
Domäne
D2 (83–191)
(3, Feld C) und D3 (192–274) (3, Feld D) durchgeführt wurde,
bei welchen die Sequenz SRSRY nicht vorlag. Dieses Ergebnis wurde
nicht nur mit THP-1-Zellen erhalten, sondern auch mit anderen Zellen,
wie etwa murinen 3T3-Fibroblasten und murinen LB6-Zellen (Daten nicht
gezeigt). Deswegen ist die chemotaktische Wirkung von uPAR-Fragmenten nicht
speziesspezifisch, im Gegensatz zur Bindungsspezifität von uPA
an uPAR.
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Beispiel 2
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Chemotaktische Reaktion
von humanen Zellen, stimuliert mit Peptiden, die vom humanen uPAR
abgeleitet sind
-
Um
die Hypothese zu bestätigen,
dass die Sequenz SRSRY (SEQ ID NO: 7) des humanen uPAR für die uPAR-vermittelte
Signalwirkung und folglich für
die Wechselwirkung mit einem oder mehreren Adaptoren verantwortlich
war, wurde eine andere Reihe von Experimenten durchgeführt. Drei
mit humanem uPAR verwandte Peptide wurden analysiert als Auslöser einer
Chemotaxis bei THP-1-Zellen: Peptid 1 (AVTYSRSRYLEC (SEQ ID NO:
1); Aminosäuresequenz
84–95
von humanem uPAR) und das kürzere
analoge Peptid 2 (SRSRYLEC (SEQ ID NO: 3), Aminosäuresequenz
88–95
des humanen uPAR) wurden als Auslöser der Chemotaxis bei THP-1-Zellen
untersucht. Die Nummerierung der Sequenzpositionen folgt der von
Roldan et al (1990), wobei der Aminosäurerest 1 der erste Rest nach
dem Signalpeptid ist. Dies zwei obigen Peptide enthalten beide das
SRSRY (SEQ ID NO: 7)-Motiv.
Das dritte Peptid wurde in der carboxyterminalen Region der uPAR-cDNA-Sequenz ausgewählt (YTARLWGGTLLT
(SEQ ID NO: 2), Aminosäure
301–313)
und in dem Assay als Negativkontrolle verwendet. Ein weiteres Peptid
wurde als Kontrolle für
die Spezifität
der Wirkungen, welche durch die SRSRY (SEQ ID NO: 7) enthaltenen
Peptide vermittelt wurden, verwendet. Genauer wurde eine durcheinandergewürfelte Version
des Peptids 1 (TLVEYYSRASCR (SEQ ID NO: 4)) auch unter den gleichen
experimentellen Bedingungen untersucht. Die Ergebnisse dieser Experimente
sind in 4 gezeigt. Die Peptide
1 und 2 konnten eine dosisabhängige
chemotaktische Wirkung auslösen,
mit einer maximalen Reaktion bei so geringen Konzentrationen wie
0,1 pM (4, Felder A
und C). Wenn der Assay in Anwesenheit von ähnlichen Dosen des Kontrollpeptids
3 oder des Peptids TLVEYYSRASCR (SEQ ID NO: 4) (Peptid 1 in einer durcheinandergewürfelten
Sequenz) durchgeführt
wurde, wurde im Gegensatz dazu über
den gesamten analysierten Konzentrationsbereich keine Wirkung auf
die Zellmigration beobachtet (4,
Felder B und D). Folglich besitzen Peptide, welche das Motiv SRSRY
(SEQ ID NO: 7) des humanen uPAR enthalten, eine starke chemotaktische
Aktivität
und müssen
für eine
uPAR-induzierte Migration verantwortlich sein. Diese Peptide stellen
neue chemotaktische Mittel dar, die stromabwärts der uPA/uPAR-Wechselwirkung
wirken.
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Beispiel 3
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Peptid 1 (AVTYSRSRYLEC
(SEQ ID NO: 1)) beeinflusst Chemotaxis durch aktivierung der p56/p59hck
Tyrosinkinaseaktivität
bei THP-1-Zellen
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Das
Gemisch von Chymotrypsinfragmenten von suPAR induziert ähnlich wie
die uPA/uPAR-Interaktion eine Chemotaxis durch transiente Aktivierung
der p56/p59hck-Proteinkinase (Resnati et al., 1996). Wenn humane
mit uPAR verwandte Peptide, welche das SRSRY (SEQ ID NO: 7) Motiv
enthalten, bei THP-1-Zellen durch den gleichen Mechanismus, welcher
durch die uPA/uPAR-Wechselwirkung ausgenutzt wird (d. h. durch Bindung
an den nicht identifizierten Adaptor) eine chemotaktische Reaktion
induzieren, sollten sie auch p56/p59hck aktivieren. THP-1-Zellen wurden metabolisch
mit [35S]-TransLabel markiert, sauer gewaschen und entweder zum
Schein oder mit 0,1 nM Peptid 1 (AVTYSRSRYLEC (SEQ ID NO: 1)) für die angegebene Zeit
bei 37°C
behandelt. Die radiomarkierten Zelllysate wurden immunpräzipitiert
(Resnati et al., 1996) unter Verwendung eines affinitätsgereinigten
polyklonalen Anti-p56/p59hck-Kaninchen-Antikörpers. Ein Aliquot von jedem
Immunpräzipitat
wurde direkt durch SDS-PAGE analysiert, um zu kontrollieren, dass
während
des in vitro-Kinase-Assays gleiche Mengen p56/p59hck vorlagen (5, Feld A). Der Rest von
jedem Immunpräzipitat wurde
in Gegenwart von 5–10
mCi [g-32P] ATP (~3000 Ci/mmol, Amersham) und 5 mg Kaninchenmuskelenolase
(Substrat) für
5 Minuten bei Raumtemperatur einem in vitro-Kinase-Assay unterzogen.
Die Eluate wurden dann mittels SDS-PAGE-Autoradiographie (7,5% Acrylamid)
analysiert. Wie in 5,
Feld B gezeigt ist, wurde nach einer Stimulation mit Peptid 1 ein
Anstieg der Autophosphorylierung von p56/p59hck ebenso wie ein Anstieg
der Phosphorylierung des exogenen Substrats beobachtet. Der Effekt
war sehr schnell, da eine p56/p59hck-Stimulierung bereits nach 2
Minuten offensichtlich war, nach 10 Minuten ein Maximum erreichte und
30 Minuten nach der Zugabe des Peptids auf das Basisniveau zurückkehrte.
Wenn 0,1 nM des entsprechenden durcheinandergewürfelten Peptids im Assay verwendet
wurde, wurde keine Wirkung auf die p56/p59hck-Aktivität beobachtet (Daten nicht gezeigt).
Der Zeitverlauf der Wirkung ist identisch mit dem, welcher bei der
Zugabe von ATF oder eines chymotryptischen uPAR-Fragments zu THP-1-Zellen beobachtet
wurde und zuvor beschrieben wurde (Resnati et al., 1996).
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Beispiel 4
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Panning mit
einem uPAR-nachahmenden Peptid und Selektion von Inhibitoren dafür
-
Säugetierzellen
haften an speziell beschichtete Kunststoffplatten an, aber sie haften
nicht an, wenn sie auf Kunststoffschalen ausplattiert werden, welche
normalerweise zum Wachstum von Bakterien verwendet werden. Aber
wenn diese Platten mit Peptid 1 oder 2 (oder der Domäne D1–1–92) oder
mit rekombinanten Formen dieser Peptide beschichtet werden, haften
sie, weil sie auf ihrer Oberfläche
spezifische D1 (1–92)
bindende Proteine exprimieren. Die Adhäsion kann gemessen werden.
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Als
Positivkontrolle (d. h. um das Verfahren zu etablieren) werden Zellen
(106) verwendet, welche eine hohe Anzahl von uPAR-Moleküle exponieren
und das Panning wird auf Platten durchgeführt, die mit einem spezifischen
Anti-uPAR-Antikörper
beschichtet sind. Als Negativkontrolle werden die gleichen Zellen
verwendet, welche nun aber kein uPAR exprimieren. Die als Negativkontrollen
verwendeten Zellen sind LB6, 32D, 3T3-Fibroblasten, B-Lymphozytenzelllinien
und andere. Als positive Kontrollen werden THP-1-Zellen, LB6/uPAR,
32D/uPAR und andere exprimierende Zelllinien verwendet.
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Für den Screening-Assay
werden die gleichen Zellen verwendet, welche als Negativkontrollen
(106) eingesetzt werden und die Platten werden mit der Domäne D1 (1–92) oder
der Domäne
D1 (1–87)
(Kontrolle) beschichtet. Die Fähigkeit
der Zellen, an die Platten zu binden, wird nach 30 bis 300-minütiger Inkubation
bei 37°C
durch eine mikroskopische Untersuchung getestet, oder durch Färbung der
Platten mit Coomassie Blau. Das Gleiche kann unter Verwendung verschiedener
Verfahren durchgeführt
werden.
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Die
Fähigkeit
der mit Peptid 1 oder 2 beschichteten Platten, THP-1-Zellen spezifisch
zu binden, ist die Grundlage für
das Screeningverfahren, da jede Verbindung, welche diese Bindung
hemmen kann, ein potenzielles entzündungshemmendes Mittel ist,
welches Chemotaxis hemmt. Beispielsweise können Peptid 1 oder Peptid 2
tatsächlich
die Adhäsion
von Zellen auf D1 (1–92)
hemmen, während
das durcheinandergewürfelte Peptid
oder andere Peptide dies nicht können.
Solche Verbindungen können
deshalb als Inhibitoren der Chemotaxis verwendet werden, wobei die
in den Beispielen 1 bis 3 angeführten
Verfahren angewandt werden. Die Beschichtung kann auch durchgeführt werden
mit anderen rekombinanten Formen der SRSRY (SEQ ID NO: 7) Sequenz,
in welchen das Epitop in Fusion mit anderen Proteinen synthetisiert
ist. Geeignete Proteine sind Ferritin (Sidoli et al., (1993)), Thioredoxin,
GST, beta-Galactosidase, humanes Serumalbumin.
-
Inhibitoren
können
ausgewählt
werden aus Phagendisplaybibliotheken von Peptiden, kombinatorischen
Bibliotheken verzweigter Tripeptide, Bibliotheken von natürlichen
oder chemischen Verbindungen und einer beliebigen anderen potentiell
verwertbaren Sammlung von Verbindungen.
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