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Die
vorliegende Erfindung bezieht sich auf die Expression von Cytochrom
P450 in Bakterien; insbesondere bezieht sich die Erfindung auf die
Expression eines aktiven eukaryontischen Cytochrom-P450-Enzymsystems
in Bakterien, vor allem in Enterobakterien.
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Hintergrund
und Stand der Technik
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Cytochrom-P450-Mono-Oxygenasen
(P450s) bilden eine Superfamilie von Haemoproteinen, die den Stoffwechsel
einer breiten Gruppe von Verbindungen katalysieren. Sie katalysieren
die Oxidation lipophiler Chemikalien durch den Einbau eines Atoms
molekularen Sauerstoffs in das Substrat (Porter & Coon (1991) J. Biol. Chem. 261,
13469–13472).
Säugetier-P450s
katalysieren den Stoffwechsel endogener und exogener Verbindungen,
zu denen Steroide, therapeutische Arzneimittel und krebserregende
Stoffe gehören
(Guengerich (1987) in „Enzymology
of rat liver cytochromes P450",
ed. Guengerich, F. P., CRC Press, Boca Raton FL, Vol. 1, S. 1–54; Guengerich & Shimada (1991)
Chem. Res. Toxicol. 4, 391–407;
Gonzalez (1992) Trends in Pharmacol. Sci. 12, 346–352). Die
verschiedenen Säugetier-P450s
zeigen eine einzigartige aber sich dennoch überschneidende Substratspezifität und besitzen
eine hohe Regio- und Stereoselektivität (Crespi et al (1993) Toxicology
82, 89–104).
Auf der Basis ihrer hauptsächlichen
Funktionen können
Säugetier-P450s
in zwei Hauptgruppen unterteilt werden: In solche, die hauptsächlich am
Stoffwechsel von Steroiden und Gallensäuren beteiligt sind, und in
solche, die hauptsächlich
Xenobiotika metabolisieren. Die Xenobiotika metabolisierenden P450s
sind typischerweise im endoplasmatischen Retikulum bestimmter Säugetierzellen,
wie z. B. Leberzellen, lokalisiert und werden mikrosomale P450s
genannt.
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Zu
den von der zuletzt genannten Gruppe von P450s metabolisierten Verbindungen
gehören
therapeutische Arzneimittel, wie z. B. Cyclosporin, Nifedipin und
Debrisoquin, genau so wie krebserregende Stoffe, wie z. B. polyaromatische
Hydrocarbone, Nitrosamine und Arylamine. Um katalytisch aktiv sein
zu können,
benötigen
mikrosomale P450s eine Versorgung mit Elektronen, die von NADPH- über die
prosthetischen FMN- und FAD-Gruppen
der NADPH-Cytochrom-P450-Oxidoreduktase transportiert werden (P450-Reduktase;
EC 1.6.2.4) (Smith et al (1994) Proc. Natl. Acad. Sci. USA 91, 8710–8714).
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Vergleiche
der Primärstrukturen
der P450s zeigen, dass diese einander strukturell ähnlich sind
und höchstwahrscheinlich
von einem gemeinsamen Vorfahren abstammen. Auf der Basis ihrer primären Struktur werden
die P450s in Familien wie CYP1, CYP2, usw. eingeteilt (Nelson et
al (1996) Pharmacogenetics 6, 1–42).
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Da
Säugetier-P450s
im Stoffwechsel therapeutischer Verbindungen und krebserregender
Stoffe sehr wichtig sind, wurden Versuche unternommen, Säugetier-P450s
in heterologen Systemen zu exprimieren. Zum Beispiel wurden Säugetierzellen
benutzt, um P450s heterolog zu exprimieren, wie dies von Doehmer
et al (1988) Proc. Natl. Acad. Sci. USA 85, 5769–5773; Aoyama et al (1990)
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 87, 4790–4793; und Crespi et al (1991)
Carcinogenesis 12, 355–359
beschrieben wird.
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Auch
Hefezellen wurden für
die heterologe Expression von Cytochrom P450 benutzt, z. B. von
Renaud et al (1993) Toxicology 82, 39–52 und Bligh et al (1992)
Gene 110, 33–39.
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Seit
neuestem werden Säugetier-P450s
in Escherichia coli exprimiert.
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Gillam
et al (1993) Arch. Biochem. Biophys. 305, 123–131 beschreiben die Expression
von modifiziertem humanem Cytochrom P450 3A4 in E. coli, sowie die
Aufreinigung und Wiederherstellung des Enzyms.
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Barnes
et al (1991) Proc. Natl. Acad. Sci. USA 88, 5597–5601 beschreiben die Expression
und enzymatische Aktivität
rekombinanter Cytochrom P450 17α-Hydroxylase
in E. coli.
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Larson
et al (1991) J. Biol. Chem. 266, 7321–7324 beschreiben, dass bei
der Expression von Cytochrom P450 IIE1, dem das hydrophobe NH2-terminale Segment fehlt, die katalytische
Aktivität
beibehalten wird.
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Shimada
et al (1994) Carcinogenesis 15, 2523–2529 beschreiben die Aktivierung
von Vorläufern krebserregender
Stoffe durch in E. coli exprimierten humanen Cytochrom-P450-Enzymen.
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Shet
et al (1993) Proc. Natl. Acad. Sci. USA 90, 11748–11752 beschreiben
die enzymatischen Eigenschaften eines aufgereinigten, rekombinanten
Fusionsproteins, das die NADPH-P450-Reduktase enthält.
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Shet
et al (1995) Arch. Biochem. Biophys. 318, 314–321 beschreiben einige Eigenschaften
eines rekombinanten Fusionsproteins, das die Haem-Domäne von humanem
P450 3A4 und die Flavin-Domänen
der Ratten-Cytochrom-P450-Reduktase enthält.
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Jenkins & Waterman (1994)
J. Biol. Chem. 269, 27401–27408
beschreiben, dass die Flavodoxin- und die NADPH-Flavodoxin-Reduktase
aus E. coli die Aktivitäten
der Rinder-Cytochrom-P450-c17-Hydroxylase unterstützen.
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Fisher
et al (1992) FASEB J. 6, 759–764
beschreiben die Expression von humanem Cytochrom P450 1A2 in E.
coli.
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Fisher
et al (1992) Proc. Natl. Acad. Sci. USA 89, 10817–10821 beschreiben
die in E. coli stattfindende Expression von Fusionsproteinen, welche
die Domänen
der Säugetier-Cytochrome P450 und
des NADPH-P450-Reduktase-Flavoproteins enthalten.
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Chun & Chiang (1991)
J. Biol. Chem. 266, 19186–19191
beschreiben die Expression des Cholesterol-7α-Hydroxylase Cytochroms P450
in E. coli.
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Richardson
et al (1995) Arch. Biochem. Biophys. 323, 87–96 beschreiben die Expression
von humanen sowie von Hasen P450 Cytochromen der 2C-Unterfamilie
in E. coli.
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Gillam
et al (1995) Arch. Biochem. Biophys. 319, 540–550 beschreiben die Expression
von Cytochrom P450 2D6 in E. coli.
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Dong & Porter (1996)
Arch. Biochem. Biophys. 327, 254–259 beschreiben eine Studie,
in der eine P450-Reduktase, die ein N-terminal fusioniertes ompA-Signalpeptid
enthält,
zusammen mit humanem P450 2E1, in dem das zweite Codon des P450
(Serin) durch ein Alanin ersetzt ist, in E. coli co-exprimiert wird;
weitere Veränderungen
an P450 wurden nicht vorgenommen. Eine in vivo Aktivität mit ganzen
Zellen konnte nicht gezeigt werden.
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WO
94/01568 beschreibt die Expression der P45017α-Hydroxylase
in E. coli sowie deren Fusion an eine P450-Reduktase-Enzym-Domäne und die
Expression des Fusionsproteins in E. coli. Es werden auch Hybride
des P450 Enzyms beschrieben, welche die neun amino-terminalen Aminosäuren der
Rinder-P45017α-Hydroxylase
enthalten.
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US 5,240,831 beschreibt
die Expression der P450
17α-Hydroxylase in E. coli
in einer biologisch aktiven Form, ohne dass hierfür eine Cytochrom-P450-Reduktase
co-exprimiert oder beigemischt werden müsste.
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Gillam
et al (1995) Arch. Biochem. Biophys. 317, 374–384 beschreiben die Expression
von Cytochrom P450 3A5 in E. coli.
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Gillam
et al (1994) Arch. Biochem. Biophys. 312, 59–66 beschreiben die Expression
von modifiziertem, humanem Cytochrom P450 2E1 in E. coli.
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Shet
et al (1994) Arch. Biochem. Biophys. 311, 402–417 beschreiben ein rekombinantes
Fusionsprotein, das in E. coli exprimiert wird und die Domänen der
Rinder-P450-17A- und
der Ratten-NADPH-P450-Reduktase enthält.
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Joshephy
et al (1995) Cancer Res. 55, 799–802 beschreiben die Bioaktivierung
von aromatischen Aminen durch das in Salmonella typhimurium exprimierte
rekombinante humane Cytochrom P450 1A2.
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Trotz
der großen
Bemühungen,
ein gut funktionierendes eukaryontisches, vor allem Säuger-P450-Mono-Oxygenase-Enzymsystem
in Bakterien zu exprimieren wurde bis heute noch kein System angegeben,
das in der Lage ist, Verbindungen in ganzen Zellen zu verstoffwechseln.
Dies ist insbesondere der Fall für
Xenobiotika verstoffwechselnde P450s, die für ihre enzymatische Aktivität eine P450-Reduktase
benötigen.
Vor allem wurde bisher noch kein bakterielles Zellsystem angegeben,
in dem Cytochrom P450 und die Cytochrom P450-Reduktase ein funktionelles
Cytochrom-P450-Mono-Oxygenase-System bilden können, wenn diese zwar in derselben
bakteriellen Zelle aber getrennt voneinander exprimiert werden.
Ebenso konnte bisher trotz beträchtlicher
Bemühungen
Bakterien zu produzieren, die in hohem Maße ein eukaryontisches, Xenobiotika metaboliserendes
P450 exprimieren, noch kein zufriedenstellendes System angegeben
werden. Ein Ziel dieser Erfindung besteht darin, hochwertige Systeme
für die
Expression einer funktionellen Form von P450s in intakten bakteriellen
Zellen zu liefern.
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Ein
weiteres Ziel dieser Erfindung besteht darin, ein verbessertes System
für die
Expression von P450s, entweder mit oder unabhängig von der P450-Reduktase,
zu liefern.
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Bakterielle
Systeme, die funktionelle P450-Enzymsysteme in ganzen Zellen exprimieren,
sind nützliche „Bioreaktoren". Man könnte sie
auch zu verschiedenen Zwecken in der Arzneimittelforschung, bei
Testsystemen für
krebserregende Stoffe, als Biosensoren, für die Umweltsanierung oder
bei der Produktion von Hormonen usw. einsetzen. Die starke Expression
eukaryontischer P450s in Bakterien bietet eine P450-Quelle für Strukturanalysen.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Einen
ersten Gesichtspunkt der Erfindung bildet eine bakterielle Zelle,
die ein funktionelles Cytochrom-P450-Mono-Oxygenase-System enthält, wobei
besagte Zelle ein genetisches Konstrukt enthält, das ein Cytochrom P450
exprimieren kann, sowie ein genetisches Konstrukt, das unabhängig von
besagtem Cytochrom P450 eine Cytochrom-P450-Reduktase exprimieren kann, wobei der
N-Terminus des Cytochrom P450 sowie der N-Terminus der Cytochrom-P450-Reduktase
jeweils so angepasst sind, dass sie eine funktionelle Interaktion
des besagten Cytochrom P450 und der besagten Cytochrom-P450-Reduktase innerhalb
der besagten Zelle ermöglichen.
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Die
bakterielle Zelle exprimiert ein Cytochrom-P450-Mono-Oxygenase-System,
das vorzugsweise eine spezifische Aktivität von mindestens 50 pmol/min/mg
Protein, oder in stärker
bevorzugter Weise von mindestens 250 pmo/min/mg Protein, oder in
noch stärker
bevorzugter Weise von mindestens 500 pmol/min/mg Protein besitzt.
Diese Raten werden bei Benutzung eines geeigneten und effektiven
Substrates für
das Cytochrom-P450-Mono-Oxygenase-System
gemessen. Vorzugsweise handelt es sich bei den besagten bevorzugten
spezifischen Aktivitäten
um die von ganzen Zellen, es kann sich aber auch um die Aktivitäten handeln,
die in Fraktionen der Zellen, wie z. B. der Membranfraktion gefunden
werden.
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Es
wird also eine bakterielle Zelle beschrieben, die ein funktionelles
Cytochrom-P450-Mono-Oxygenase-System
enthält,
wobei besagte Zelle außerdem
ein genetisches Konstrukt enthält,
das ein Cytochrom P450 exprimiert und ein genetisches Konstrukt,
das, unabhängig
von besagtem Cytochrom P450, eine Cytochrom-P450-Reduktase exprimiert,
wobei das besagte Cytochrom P450 und die besagte Cytochrom-P450-Reduktase
in besagter Zelle funktionell miteinander interagieren.
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Mit
dem Begriff „Cytochrom
P450" meinen wir
alle Haem enthaltenden Polypeptide, deren Absorptionsmaximum in
einem reduzierten CO-Differenzspektrum aufgrund der Bildung einer
CO-Anziehung des Fe(II) von besagtem Haem, in dem Berich von 450
nm ± 5
nm liegt.
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Es
ist vorstellbar, dass sich die Erfindung auf jedes Cytochrom P450
anwenden läßt.
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Vorzugsweise
handelt es sich bei dem Cytochrom P450 um ein eukaryontisches Cytochrom
P450; es ist noch bevorzugter, dass es sich bei dem Cytochrom P450
um ein Säugetier-Cytochrom
P450 handelt, und am meisten bevorzugt, dass es sich bei dem Cytochrom
P450 um ein menschliches Cytochrom P450 handelt.
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Eine
Vielzahl von Cytochrom P450 cDNAs oder Genen, einschließlich einer
Vielzahl eukaryontischer Cytochrom P450 DNAs, insbesondere Säugetier-Cytochrom
P450 cDNAs wurden kloniert. Nelson et al (1996) Pharmacogenetics
6, 1–42,
dessen Artikel hier durch Bezugnahme mit aufgenommen werden soll,
listet z. B. die bekannten Cytochrom P450 cDNAs und Gene auf und
gruppiert diese aufgrund ihres Grades an Sequenzähnlichkeit und bis zu einem
gewissen Ausmaß aufgrund
ihrer chromosomalen Lokalisation in Genfamilien und Unterfamilien.
Details der Cytochrom P450-Sequenzen sind auch auf der WorldWideWebsite
http://drnelson.utmem.edu/homegape.html abrufbar.
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Diese
Cytochrom P450 cDNAs und Gene können
leicht unter Einsatz von in der Fachwelt wohlbekannten Klonierungsmethoden
gewonnen werden. Einige dieser Methoden werden im Folgenden beschrieben
und sind z. B. auch in Sambrook et al (1989) Molecular Cloning,
einem Laborhandbuch dargestellt, das bei Cold Spring Harbor Press,
Cold Spring House, New York erschienen ist.
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Es
ist besonders bevorzugt, dass das Cytochrom P450 Mitglied einer
der Cytochrom P450-Familien CYP1, CYP2, CYP3 oder CYP4 ist. Es ist
weiter bevorzugt, dass es sich bei dem Cytochrom-P450-Mono-Oxygenase-System
um ein solches handelt, das Xenobiotika metabolisiert.
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Zumindest
einige Mitglieder der Cytochrom-P450-Familien CYP1, CYP2 und CYP3
sind am Stoffwechsel xenobiotischer Verbindungen, wie z. B. therapeutischer
Arzneimittel beteiligt. Mitglieder der Cytochrom-P450-CYP1-Familie
sind am Stoffwechsel von, z. B. Koffein, Benzphetamin, Phenacetin,
Theophyllin, Acetaminophen, Antipyrin, 2-Hydroxyestradiol, Imipramin,
Tamoxifen und Zoxazolamin beteiligt. Mitglieder der Cyto chrom-P450-CYP2-Familie
sind am Stoffwechsel von, z. B. Testosteron, Aflatoxin, Benzphetamin,
Cyclophosphamid, Hexobarbital, 6-Aminochrysen, Retinol, Tolbutamid(methyl),
Phenytoin, S-Warfarin, Tienilsäure, Diazepam,
Propanalol, Amitryptylin, Bufuralol, Bupranolol, Clozapin, Codein,
Debrisoquin, Desipramin, Dextromorphan, Ethylmorphin, Flecainid,
Haloperidol, Lidocain, Nortryptillin, Propanolol, Spartein, Taxol,
Tetrahydrocannabinol, Progesteron und Mephenytoin beteiligt.
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Mitglieder
der Cytochrom-P450-CYP3-Familie sind am Stoffwechsel von, z. B.
Lovastatin, Nifedipin, Taxol, Teniposid, Testosteron, Verapamil,
Vinblastin, Vincristin, Vindesin, Benzphetamin, Cortisol, Cyclosporin A & G, Diazepam,
Dihydroergotamin, Estradiol, Ethynylestradiol, Imipramin und Lidocain
beteiligt.
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Das
Cytochrom P450 sollte am bevorzugtesten eines der P450s CYP3A4,
CYP2D6, CYP2A6, CYP2E1, CYP2D9 oder CYP2C9 sein.
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Geeigneter
Weise besteht das Cytochrom P450, abgesehen von der Anpassung seines
Endterminus, im Wesentlichen aus derselben Polypeptid-Sequenz wie
das native Cytochrom P450. Dennoch schließt die Bezeichnung „Cytochrom
P450" ausdrücklich Modifikationen
des nativen Cytochrom P450 mit ein. Dies sind z. B. Modifikationen,
welche die Länge
oder andere Eigenschaften eines beliebigen hydrophoben, N-terminalen
Teils verändern,
der in nativem Cytochrom P450 vorkommen kann, oder Modifikationen
wie z. B. einzelne oder mehrfache Punktmutationen oder Deletionen,
weiche die Substratspezifizität
des Cytochrom P450 in Vergleich zu nativem Cytochrom P450 verändern.
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Mit
dem Begriff „Cytochrom-P450-Reduktase" bezeichnen wir jede
NADPH-Cytochrom-P450-Oxido-Reduktase,
die in der Lage ist, von NADPH Elektronen auf Cytochrom P450 zu übertragen.
Die Säugetier-Cytochrom-P450-Reduktase
enthält
eine der beiden prosthetischen Gruppen FMN und FAD. Es ist von Vorteil,
wenn die Cytochrom-P450-Reduktase
aus derselben Gattung stammt, wie das in den bakteriellen Zellen
exprimierte Cytochrom P450. Es ist von besonderem Vorteil, wenn
es sich bei der Cytochrom-P450-Reduktase
um eine Säugetier-Cytochrom-P450-Reduktase
handelt; die Cytochrom-P450-Reduktase
der Ratte oder des Menschen ist dabei besonders bevorzugt. Die cDNA
der humanen Cytochrom-P450-Reduktase wird von Smith et al (1994)
in Proc. Natl. Acad. Sci. USA 91, 8710–8714 beschrieben. Die cDNA
der Cytochrom-P450-Reduktase der Ratte wird von Porter et al (1990)
in Biochemistry 29, 9814–9818
beschrieben.
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Die
cDNAs und Gene der Cytochrom-P450-Reduktase können leicht durch Anwendung
von in der Fachwelt wohlbekannten Klonierungsmethoden gewonnen werden,
von denen einige im Folgenden beschrieben werden.
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Geeigneterweise
besteht die Cytochrom-P450-Reduktase, abgesehen von der Anpassung
ihres N-Terminus, im wesentlichen aus derselben Polypeptid-Sequenz
wie die native Cytochrom-P450-Reduktase. Dennoch schließt die Bezeichnung „Cytochrom-P450-Reduktase" ausdrücklich Modifikationen
des nativen Cytochrom P450 mit ein, wie z. B. einzelne oder mehrfache
Punktmutationen oder Deletionen, die die Bindung des Co-Faktors verändern.
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Falls
es sich bei dem Cytochrom P450 um humanes Cytochrom P450 handelt,
ist es bevorzugt, dass es sich bei der Cytochrom-P450-Reduktase
um humane Cytochrom-P450-Reduktase
handelt.
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Unter
dem Ausdruck „funktionelles
Cytochrom-P450-Mono-Oxygenase-System" verstehen wir, dass die bakterielle
Zelle, sobald das Cytochrom P450 und die Cytochrom-P450-Reduktase in der
Zelle exprimiert werden, aufgrund der Anwesenheit des besagten Cytochrom
P450 und der besagten Cytochrom-P450-Reduktase, in der Lage ist,
ein Substrat des Cytochrom-P450-Mono-Oxygenase-Systems unter der
Voraussetzung in ein Produkt umzuwandeln, dass ausreichende Co-Faktoren,
wie NADPH und Sauerstoff zur Verfügung stehen.
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Unter
der Bezeichnung „funktionelle
Interaktion des besagten Cytochrom P450 und der besagten Cytochrom-P450-Reduktase
innerhalb der Zelle" verstehen
wir, dass das Cytochrom P450 und die Cytochrom-P450-Reduktase innerhalb
der Zelle so in unmittelbare Nähe
zueinander gebracht werden, dass die Cytochrom-P450-Reduktase während der
Katalyse dem Cytochrom P450 entweder direkt oder indirekt Elektronen
zur Verfügung
stellen kann. Die Anpassung an den N-Terminus des Cytochrom P450
oder den N-Terminus der Cytochrom-P450-Reduktase sind lediglich
derart, dass funktionelle Expression und Interaktion des besagten
Cytochrom P450 und der besagten Cytochrom-P450-Reduktase innerhalb
der Zelle ermöglicht
werden. Die Anpassung kann derart sein, dass durch sie die Positionierung
von Cytochrom P450 und der Cytochrom-P450-Reduktase in unmittelbarer
räumlicher
Nähe ermöglicht wird.
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Unter
der Bezeichnung „innerhalb
der Zelle" schließen wir
ausdrücklich
ein, dass die funktionelle Interaktion entweder innerhalb der Zelle
oder unter Beteiligung einer Membran oder eines Kompartiments der Zelle,
einschließlich
des periplasmatischen Raumes oder einer mit dem Periplasma in Verbindung
stehenden Membran erfolgen kann.
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Es
ist bevorzugt, dass der Cytochrom-P450-Gehalt einer Kultur bakterieller
Zellen, die das Cytochrom P450 optimal exprimieren, wenigstens 100
nmol/l Kultur ganzer Zellen beträgt,
bevorzugter jedoch wenigstens 150 nmol/l Kultur ganzer Zellen, noch
bevorzugterer fast 250 nmol/l Kultur ganzer Zellen, wesentlich bevorzugterer
etwa 500 nmol/l Kultur ganzer Zellen und am bevorzugtesten etwa
1000 nmol/l. Typischerweise liegt der Cytochrom-P450-Gehalt bei
etwa 200 nmol/l Kultur ganzer Zellen.
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Anpassungen
an die N-Termini sowohl des Cytochrom P450 als auch der Cytochrom-P450-Reduktase, welche
die funktionelle Interaktion des besagten Cytochrom P450 und der
Cytochrom-P450-Reduktase ermöglichen,
werden im Folgenden diskutiert.
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Obwohl
nicht unbedingt nötig,
ist es bevorzugt, dass das Cytochrom P450 oder die Cytochrom-P450-Reduktase
die ihnen eigene N-terminale Sequenz behalten und dass ein weiteres
Fragment, wie z. B. ein im Folgenden beschriebenes Signalpeptid
dem N-Terminus des Cytochrom P450 oder dem der Cytochrom-P450-Reduktase
oder beiden angefügt
wird.
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Obwohl
es vorstellbar ist, dass jede aerobe oder fakultativ anaerobe bakterielle
Zelle passend ist, ist es dennoch bevorzugt, dass es sich bei der
bakteriellen Zelle um eine Gram-negative, und in noch stärker bevorzugter
Weise, dass es sich bei der bakteriellen Zelle um die Zelle eines
Bakteriums der Familie der Enterobacteriaceae, z. B. Escherichia
coli, handelt. Zu den am Nächsten
mit E. coli verwandte Enterobakterien gehören die Gattungen Salmonella
und Shigella, weniger nah verwandt sind die Gattungen Enterobacter,
Serratia, Proteus und Erwinia. E. coli und S. typhimurium sind die
am meisten für
die vorliegende Erfindung bevorzugten bakteriellen Wirtszellen.
E. coli K12-Stämme
sind am Besten geeignet, da es sich bei E. coli K12 um einen nicht-pathogenen
Standardlaborstamm handelt.
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Obwohl
bestimmte Cytochrom-P450-Substrate in der Lage sind, in die bakterielle
Zelle einzudringen, um dort dann mit dem Cytochrom-P450-Mono-Oxygenase-System
in Interaktion zu treten, ist es bevorzugt, dass die bakterielle
Zelle der Erfindung eine erhöhte
Substratpermeabilität
besitzt, oder eine Zelle ist, deren Substratpermeabilität sich erhöht, wenn
die bakterielle Zelle in ein geeignetes Medium gebracht wird. Zusätzlich oder
alternativ dazu wird bevorzugt, dass die bakterielle Zelle veränderte Membraneigenschaften
oder eine Membran besitzt, deren Eigenschaften geändert werden
können,
um das Eindringen des Substrates durch die Membran zu erleichtern.
Zum Beispiel besitzt die E. coli Mutante tolC eine Membran, die
permeabler ist als die vom Widltyp E. coli (Chatterjee (1995) Proc.
Natl. Acad. Sci. USA 92, 8950–8954),
und die TA-Serien der S. typhimurium Stämme besitzen aufgrund einer „Deep-Rough"-Mutation eine erhöhte Permeabilität und werden
regelmäßig für Mutagenitätstests
benutzt (siehe z. B. Simula et al (1993) Carcinogesis 14, 1371–1376). S.
typhimurium TA 97, 98, 100 und 102 sowie TA 1535 und TA 1538 werden
in der pharmazeutischen Industrie für Mutagenitätstests zur Beurteilung der
Sicherheit von Arzneimitteln verwendet. Es ist sehr wahrscheinlich, dass
die vorliegende Erfindung bei Verwendung dieser und anderer geeigneter
Bakterienstämme
zur Verbesserung dieser Verfahren beiträgt, da diese Stämme ein
an den Menschen angepasstes Mutagenitätssystem zur Verfügung stellen
und nicht auf Leberextrakte von Nagetieren (SN9-Fraktion aus Nagetierleber)
als metabolisch aktivierendes System angewiesen sind. Die auf der
vorliegenden Anmeldung basierenden Systeme haben des weiteren den
Vorteil, dass das metabolisch aktivierende System und das Ziel der
Mutagenizität, nämlich die
DNA, sich innerhalb derselben Zelle befinden, und nicht in physisch
voneinander getrennten Einheiten vorliegen, wie dies beim standardisierten
Ames-Test der Fall ist. Dies hat den Vorteil, dass kurzlebige Metabolite
besser bestimmt werden können
und dass reaktive Metabolite nicht von der Membranbarriere davon
abgehalten werden, ihr DNA-Ziel zu erreichen. Dieser und andere
Aspekte der Erfindung werden im Folgenden genauer diskutiert.
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Es
ist außerdem
bevorzugt, dass sich die Permeabilität der Zelle durch Überführung in
eine geeignete Umgebung erhöhen
läßt. Obwohl
viele geeignete Puffersysteme bekannt sind, ist es von Vorteil,
wenn im Anschluss an die Expressionsphase die bakteriellen Zellen,
insbesondere die E. coli Zellen in Tris-Sucrose-EDTA oder TSE re-suspendiert
werden. TSE besteht aus 50 mM Tris-Acetat (pH 7,6), 0,25 M Sucrose
und 0,25 mM EDTA. Dadurch kann die Permeabilität der Zelle auf verschiedenen
Wegen erhöht
werden. Erstens werden die Zellen zu Beginn in 2-fach konzentriertem
Puffer re-suspendiert und dann rasch mit einem gleichen Volumen Wasser
verdünnt.
Dadurch wird die Freisetzung periplasmatischer Proteine durch kurzzeitiges
Zerrreissen der äußeren Membran
ausgelöst.
Zweitens ist bekannt, dass EDTA die Permeabilität direkt beeinflusst und die Sensitivität der Zellen
für bestimmte
hydrophobe Stoffe erhöht.
Drittens kann das Tris im Puffer die Struktur der Lipopolysaccharide
in der äußeren Membran
beeinflussen und dadurch wiederum die Permeabilität ändern. Weitere
Einzelheiten über
Möglichkeiten
zur Erhöhung
der Permeabilität
der äußeren Membran
von E. coli und Salmonella typhimurium sind zu finden bei Nikaido & Vaara (1987),
Seiten 7–22
in „Escherichia
coli and Salmonella typhimurium. Cellular and Molecular Biology", Vol. 1. Ed. Neidhardt,
F. C., Am. Soc. Microbiol., Washington, D. C.
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Vorteilhafterweise
sollten die bakteriellen Zellen, besonders dann, wenn sie in einem
Bioreaktor verwendet werden, lösungsmittelresistent
sein. Lösungsmittelresistente
E. coli Zellen sind in der Fachwelt bekannt, z. B. aus Ferrante
et al (1995) Proc. Natl. Acad. Sci. USA 92, 7617–7621.
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Es
ist bevorzugt, dass die Cytochrom-P450-Reduktase ein N-terminales
Fragment enthält,
welches die Cytochrom-P450-Reduktase zu einem zellulären Kompartiment
oder einer Membran der bakteriellen Zelle dirigiert. Es ist besonderes
bevorzugt, dass das besagte N-terminale Fragment die Cytochrom-P450-Reduktase
zu einer Membran dirigiert.
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Es
ist bevorzugt, dass sowohl das Cytochrom P450 als auch die Cytochrom-P450-Reduktase
in der bakteriellen Zelle mit einer Membran assoziiert vorliegen.
Es ist besonders bevorzugt, dass das Cytochrom P450 und die Cytochrom-P450-Reduktase
mit der inneren bakteriellen Membran derart assoziiert sind (besonders
im Fall von E. coli und S. typhimurium), dass ihre aktiven Zentren
im Cytoplasma lokalisiert vorliegen.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
handelt es sich bei dem N-terminalen Fragment um ein solches, das
von dem N-terminalen Fragment eines bakteriellen Proteins abgeleitet
oder darauf basiert ist, wobei das besagte bakterielle Protein eines
ist, das in den periplasmatischen Raum dirigiert wird, oder eines,
das für die
Sezernierung aus der bakteriellen Zelle bestimmt ist. Die E. coli
Proteine z. B., die von den Genen ompA, pelB, malE oder phoA codiert
werden, stellen solche bakteriellen Proteine dar. Es ist wünschenswert,
dass die Anwesenheit des N-terminalen Fragments die korrekte Faltung
des Cytochrom P450 oder der Cytochrom-P450-Reduktase unterstützt.
-
Es
ist bereits gelungen, bakterielle „Leader-Sequenzen" oder Signalpeptide,
die bakterielle Proteine normalerweise in das Periplasma dirigieren,
mit dem N-Terminus einiger weniger Säugetierproteine mit der Absicht
zu fusionieren, die resultierenden Fusionsproteine in die oxidierende
Umgebung im Periplasma zu exportieren. Solche bakteriellen „Leader-Sequenzen" oder Signalpeptide
wurden auf diese Weise bei der Expression von sezernierten Säugetierproteinen,
wie z. B. Immunoglobulinen oder Fragmenten davon benutzt. Xenobiotika
verstoffwechselnde Säugetier-Cytochrom-P450s
sind im Gegensatz dazu, wenn sie in der Natur im endoplasmatischem
Retikulum gefunden werden, normalerweise einer reduzierenden Umgebung
ausgesetzt.
-
Bei
einer besonders bevorzugten Ausführungsform
enthält
das N-terminale Fragment demnach eines der ompA, pelB, malE oder
phoA Signalpeptide oder „Leader-Sequenzen", oder eine funktionell äquivalente Variante
der zuvor genannten.
-
Mit
der Bezeichnung „funktionell äquivalente
Variante der zuvor Genannten" beschreiben
wir jede Peptidsequenz, die, wenn sie an der richtigen Stelle in
besagtem nativen bakteriellem Protein vorhanden ist, das besagte
Protein zur selben zellulären
Lokalisation wie das natürliche
Signalpeptid dirigieren würde.
-
Es
ist bevorzugt, dass es sich bei dem N-terminalen Fragment, sowohl
des Cytochrom P450 als auch der Cytochrom-P450-Reduktase, um ein
Signalpeptid oder ein dem Signalpeptid ähnliches N-terminales Fragment
handelt.
-
Es
ist besonders bevorzugt, dass es sich bei dem N-terminalen Fragment
um ein solches handelt, das mit dem ompA Leader um den allgemeinen
Sekretionsmechanismus konkurriert oder das mit ompA um die Signalerkennungsmaschinerie
einschließlich
des ,signal recognition particle' und
des auslösenden
Faktors konkurriert.
-
Der
allgemeine Sekretionsmechanismus und seine Bestandteile werden beschrieben
in Pugsley (1993) Microbiol. Rev 57, 50–108, dessen Inhalt hier durch
Bezugnahme mit aufgenommen wird, und der ,signal recognition particle
und trigger factor' werden
beschrieben in Valent et al (1995) EMBO J. 14, 5494–5505, dessen
Inhalt hier durch Bezugnahme mit aufgenommen wird. Untersuchungen
des Verdrängungsverhaltens zwischen
dem ompA Signalpeptid und einem mutmaßlichem Signalpeptid können mit
in der Fachwelt bekannten Methoden unter Verwendung der Lehre von
Pugsley und Valent et al, durchgeführt werden.
-
Die
pelB Leader-Sequenz besteht aus der Amino-Säure-Sequenz
MKYLLPTAAAGLLLLAAQPAMA
(SEQ ID No. 1).
-
Die
ompA Leader-Sequenz besteht aus der Amino-Säure-Sequenz
MKKTAIAIAVALAGFATVAQA
(SEQ ID No. 2).
-
Signalpeptide
besitzen bestimmte erkennbare allgemeine Eigenschaften, die detailliert
bei von Heijne (1986) Nucl Acids Res 14, 4683–4690; Gierasch (1989) Biochemistry
28, 923–930;
und in dem Kapitel von Oliver (1987) über Perisplasm and Protein
Secretion, Seiten 56–69,
dargestellt werden. Oliver (1987) in: „Escherichia coli und Salmonella
typhimurium Cellular and Molecular Biology", Vol. 1, Ed. Neidhardt, F. C., Am.
Soc. Microbiol, Washington D. C. Erstens gibt es ein N-terminales
Fragment variabler Länge
mit einer positiven Gesamtladung (N-Region). Diesem folgt ein hydrophobes
Zentrum (h-Region), von 10 ± 3
Aminosäuren,
das mit Leu-, Ala-, Met-, Val-, Ile-, Phe- und Trp-Resten angeeichert
ist. Schließlich
folgt die c-Region von üblicherweise
5 bis 7 Aminosäuren,
die im Allgemeinen eine etwas stärkere
Polarität
als die Aminosäuren
in der h-Region aufweisen. Die wichtigsten Aminosäuren in
dieser c-Region sind die an den Positionen –3 und –1, relativ zur Signalschnittstelle
gesehen (die „–3, –1 Regel") – es scheint
massive Beschränkungen
in Bezug darauf zu geben, welche Aminosäuren an diesen Positionen vorkommen
können:
Nur solche mit kleinen Seitenketten werden toleriert. Es wurden
daher an der –3-Position
nur Ala, Gly, Leu, Ser, Thr und Val gefunden (wobei Ala stark bevorzugt
wird) und an der –1-Position
nur Ala, Gly, Ser und Thr (wobei Ala wieder stark bevorzugt wird).
Es gibt sehr deutliche Hinweise dafür, dass die Bildung eines „Better-Turns" in diesem das Signal
verarbeitenden Bereich wichtig ist, damit die Abspaltung des Signals
stattfinden kann (siehe z. B. Barkocy-Gallagher et al (1994) J Biol
Chem 269, 13609–13613
und Duffaud and Inouye (1988) J Biol Chem 263, 10224–10228.
-
Es
ist bevorzugt, dass eine Abspaltung des Signalpeptides erfolgt.
Es ist daher bevorzugt, dass unmittelbar stromab von dem Signalpeptid,
d. h. in dem zu exprimierenden Protien, eine entsprechende Aminosäure-Sequenz
enthalten ist, da diese trotzdem noch einen Teil der „Cleavage-Site" bildet. Ein Prolin
in Position +1 z. B. verhindert die Entfernung des Signals (Barkocy-Gallagher
et al (1992) J. Biol. Chem. 267, 1231–1238). Nimmt man ompA als
Beispiel, so besteht hier die Möglichkeit,
dass, falls dies gewünscht
ist, die ersten wenigen Aminosäuren
des reifen ompA Proteins in dem Konstrukt direkt hinter dem ompA
Leader und direkt vor der P450- oder der Reduktase-Sequenz enthalten
sein muss, um eine vollständige
Abspaltung sicherzustellen. Die Abspaltung des Signalpeptids wird
durch ein spezielles Signalpeptidase-Enzym, z. B. die Signalpeptidase 1,
bewirkt. In einer bevorzugten Ausführungsform wird die Signalpeptidase
1 in der bakteriellen Zelle (z. B. E. coli) überexprimiert, um die Abspaltung
des Signalpeptides gewünschtenfalls
zu unterstützen
(siehe van Dijl et al (1991) Mol. Gen. Genet. 227, 40–48).
-
Es
ist besonders bevorzugt, dass die ersten beiden Aminosäuren des
reifen Proteins OmpA (d. h. Ala Pro) direkt stromab vom ompA Signalpeptid
und vor dem N-Terminus des P450 eingefügt werden.
-
Andere
vorteilhafte Möglichkeiten
zu Erhöhung
der Wahrscheinlichkeit einer Abspaltung des Signalpeptides, bestehen
darin, eine kurze „linker-sequence" zwischen das Signalpeptid
und das P450 einzubringen. Auch die Expression in verschiedenen
Stämmen
kann verglichen mit der Expression in, z. B. DH5α zu einer erhöhten oder
reduzierten Abspaltung des Signalpeptides führen.
-
Man
sieht, dass es bevorzugt ist, dass es sich bei dem N-terminalen
Fragment um ein Signalpeptid handelt, das dann, wenn es in seinem
natürlichen
Polypeptid vorhanden ist, die Funktion hat, die Membraninsertion
sowie den Export des nativen Polypeptids durch die Cytoplasma-Membran
in den periplasmatischen Raum zu vermitteln. Die Sequenz der Leader-Sequenz
oder des Signalpeptids besteht normalerweise aus bis zu 40 Aminosäureresten.
Es ist also vorstellbar, dass solche „Leaders" modifiziert werden können, ohne
dabei ihre funktionellen Eigenschaften zu verändern.
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In
einer weiteren Ausführungsform
der Erfindung ist es außerdem
bevorzugt, dass das Cytochrom P450 ein N-terminales Fragment enthält, das
das Cytochrom P450 zu einem zellulären Kompartiment oder zu einer
Membran der bakteriellen Zelle dirigiert. Es ist besonders bevorzugt,
dass das besagte N-terminale Fragment das Cytochrom P450 zu einer
Membran dirigiert.
-
Die
bevorzugten N-terminalen Fragmente in dieser Ausführungsform
sind dieselben wie die bevorzugten N-terminalen Fragmente für die Cytochrom-P450-Reduktase.
Es ist besonders bevorzugt, dass das N-terminale Fragment des Cytochrom
P450 eines der ompA, pelB, malE oder phoA Signalpeptide oder eine
der eben genannten Leader-Sequenzen bzw. eine funktionell äquivalente
Variante dieser enthält.
Das ompA Signalpeptid ist besonders bevorzugt.
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In
einer weiteren besonders bevorzugten Ausführungsform dirigieren das N-terminale
Fragment des Cytochrom P450 und das N-terminale Fragment der Cytochrom-P450-Reduktase
jeweils das besagte Cytochrom P450 oder die besagte Cytochrom-P450-Reduktase
zum selben zellulären
Kompartiment oder zur selben zellulären Membran. Dies ist besonders
vorteilhaft, da hierdurch die funktionelle Interaktion des besagten Cytochrom
P450 und der besagten Cytochrom-P450-Reduktase innerhalb der Zelle
erhöht
oder verbessert wird. Es ist von besonderem Vorteil, wenn das Cytochrom
P450 und die Cytochrom-P450-Reduktase zur cytoplasmatischen Seite
der inneren Membran hin dirigiert werden, da dort Zugang zum bakteriellen
cytoplasmatischen NADPH-Vorrat gewährt wird.
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Es
ist außerdem
bevorzugt, dass es sich bei dem N-terminalen Fragment des Cytochrom
P450 im Wesentlichen um dasselbe N-terminale Fragment wie bei der
Cytochrom-P450-Reduktase
handelt.
-
In
einer weiteren Ausführungsform
enthält
das Cytochrom P450 ein N-terminales Fragment, welches derart verändert wurde,
dass es die Translatierbarkeit oder die korrekte Faltung des besagten
Cytochrom P450 in besagter Bakterienzelle erhöht.
-
Vorzugsweise
ist das Cytochrom P450 also im Vergleich zu seiner nativen Sequenz
an seinem N-Terminus verändert.
-
Unter
dem Begriff „Translatierbarkeit" verstehen wir die
Effizienz, mit der ein gegebenes RNA-Molekül zu einem Polypeptid translatiert
werden kann.
-
Es
gibt verschiedene Eigenschaften der optimierten CYP3A4-Sequenz,
die die Translatierbarkeit erhöhen.
-
Diese
Eigenschaften beinhalten:
- 1. Eine Veränderung
des zweiten Codons um der Präferenz
von E. coli zu genügen
(oft GCT, was für
Ala codiert). Dies wird gezeigt bei Looman et al (1987) EMBO J 6,
2489–2492.
- 2. Eine Anreicherung von A- und T-Resten in den Codons 4 und
5 (wo möglich),
um die Möglichkeit
der Bildung einer mRNA Sekundärstruktur
in der Nähe
des Startcodons zu minimieren. Die Minimierung von mRNA-Strukturen
in der Nähe
der ribosomen Bindungsstelle und des Startcodons kann großen Einfluss
auf die „Translatierbarkeit" haben (siehe z.
B. Wang et al (1995) Protein Expr Purif 6, 284–290).
-
Was
die Verwendung von Leader-Sequenzen betrifft, so liegt der prinzipielle
Vorteil darin, dass sie aufgrund ihrer natürlichen Eigenschaften bereits
für bakterielle
Expression „optimiert" sind, da sie von
bakteriellen Genen stammen. Dies beinhaltet oft die zwei oben beschriebenen
Eigenschaften; z. B. enthalten sowohl der pelB- als auch der ompA-Leader
AAA (Lys) als zweites Codon, das in der Veröffentlichung von Looman et
al das leistungsfähigste
zweite Codon in Bezug auf „Translatierbarkeit" darstellt. Zusätzlich dazu
weisen sie oft eine reduzierte Sekundärstruktur im Bereich der ribosomen
Bindungsstelle und des Startcodons auf (siehe z. B. Movva et al
(1980) J Mol Biol 143, 317–328 über die
ompA Genstruktur).
-
Ein
weiterer Vorteil bei der Benutzung einer N-terminalen Signalpeptid-Fusion
liegt in der Minimierung von Effekten, die durch seltene Codons
in der P450 oder Reduktase cDNA verursacht werden. Das AGA/AGG Codon
z. B. ist das in E. coli am wenigsten verwendete (Chen and Inouye
(1990) Nucl Acids Res 18, 1465–1473)
und verlangsamt die Translation als Ergebnis der begrenzten Verfügbarkeit
des entsprechenden beladenen tRNA-Moleküls. Die negative Auswirkung
eines solchen seltenen Codons reduziert sich jedoch in dem Maße, in dem
sein Abstand vom Startcodon zunimmt (Chen & Inouye, siehe oben). Durch Anfügen einer „optimierten" bakteriellen Leader-Sequenz
(üblicherweise
20 bis 25 Aminosäuren
lang) an den N-Terminus des P450 (oder der Reduktase) wird jedes
dem 5'-Ende der
P450 cDNA nahe gelegene, seltene Codon viel weiter vom Startcodon
entfernt positioniert und hat dadurch wesentlich weniger Einfluss.
-
Daher
ist es von Vorteil, wenn die „Translatierbarkeit" durch eines oder
mehrere der im Folgenden genannten Mittel verbessert wird:
- 1. Das Entfernen seltener Codons (Chen & Inouye, siehe
oben, wie z. B. AGG/AGA (Arg), CUA (Leu), AUA (Ile), CCC (Pro),
und GGA/GGG (Gly)) aus der P450 oder Reduktase cDNA, besonders solcher,
die weniger als 25 bis 30 Codons vom Startcodon entfernt liegen.
- 2. Als Alternative zu oder in Verbindung mit dem oben Genannten
die Einführung
von Genen, die seltene tRNA-Synthasen codieren, z. B. das dnaY Gen
für AGG/AGA.
- 3. Die Durchführung
weiterer Veränderungen
der DNA-Sequenz, welche den Vorlieben von E. coli genügen, z.
B. die nicht zufällige
Verwendung von Codon-Paaren
(Gutman & Hatfield
(1989) Proc Natl Acad Sci USA 86, 3699–3703).
- 4. Die Durchführung
von Veränderungen
an der Promotor/Ribosomen-Bindungsstelle innerhalb des Expressionsvektors,
um die Möglichkeit
der Bildung von Sekundärstrukturen
zu minimieren und um den Abstand zwischen der ribosomen Bindungsstelle
und dem Startcodon zu optimieren (siehe oben, Wang et al (1995)).
-
Es
ist außerdem
bevorzugt, dass der N-Terminus des Cytochrom P450 entsprechend der
US 5,240,831 oder z. B.
durch die allgemeine Methode von Gillam et al (1995) Arch. Biochem.
Biophys. 317, 374–384
verändert
wird, die hier beide durch Bzugnahme mit aufgenommen werden sollen.
-
Die
bakterielle Zelle der Erfindung umfasst ein genetisches Konstrukt,
das in der Lage ist, ein Cytochrom P450 zu exprimieren, sowie ein
genetisches Konstrukt, das in der Lage ist, eine Cytochrom-P450-Reduktase
zu exprimieren.
-
Geeigneterweise
kann die Zelle ein genetisches Konstrukt enthalten, das in der Lage
ist, sowohl ein Cytochrom P450 als auch eine Cytochrom-P450-Reduktase
zu exprimieren. Gleichwohl können
das Cytochrom P450 und die Cytochrom-P450-Reduktase von getrennten
genetischen Konstrukten exprimiert werden.
-
Das
genetische Konstrukt kann aus DNA oder aus RNA bestehen. DNA ist
bevorzugt.
-
Bei
dem genetischen Konstrukt handelt es sich normalerweise um ein extrachromosomales
genetisches Element wie z. B. ein Plasmid oder das Genom eines Bakteriophagen.
Der Ausdruck „genetisches
Konstrukt" beinhaltet
jedoch ausdrücklich,
dass das genetische Konstrukt ein Teil des bakteriellen Chromosoms darstellen
kann. Das genetische Konstrukt kann beispielsweise Teil eines Bakterieophagen
sein, der das bakterielle Chromosom lysogenisiert hat.
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Das
genetische Konstrukt enthält
jene genetischen Elemente, die für
die Expression des Cytochrom P450 oder der Cytochrom-P450-Reduktase
in der bakteriellen Zelle nötig
sind.
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Zu
den für
die Transskription und Translation in der bakteriellen Zelle benötigten Elementen
gehören ein
Promotor, eine ribosome Bindungsstelle sowie eine codierende Region
für das
Cytochrom P450 oder die Cytochrom-P450-Reduktase.
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In
Bezug auf den Promotor geht man davon aus, dass nahezu jeder in
der selektierten bakteriellen Zelle funktionsfähige Promotor eingesetzt werden
kann. Zu den bevorzugten Promotoren zählen jedoch der lac, lac UV5,
tac, trc, λPL, T7, lpp, lpp-lac oder T3 Promotor. Natürlich sind
die λPL, T7 und T3 Promotoren von Bakteriophargen
abgeleitet und es ist bekannt, dass sie in Bakterien E. coli funktionieren.
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Die
Verwendung eines regulierbaren Promotors, wie dem lac Promotor,
ist bevorzugt. Es ist bevorzugt, dass ein starker Promotor, wie
der T7 Promotor, nicht verwendet wird.
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Es
wird oft wünschenswert
sein, eine passende Ribosomen-Bindungsstelle in das Gen einzufügen, das
die eukaryontische Cytochrom P450-Domäne enthält, um die bakterielle Expression
zu beeinflussen. Oft können
die Ribosomen-Bindungsstelle und der Promotor als „Kassette" eingebaut werden.
Eine „Kassette" ist definiert als
zusammenhängendes,
vorgefertigtes DNA-Segment, welches die gewünschten Elemente umfasst und
an seinen beiden Termini nützliche
Erkennungsstellen für
Restriktionsenzyme besitzt, die ein leichtes Einfügen an einer
geeigneten Stelle innerhalb des gewünschten Cytochrom-P450-Gens oder der cDNA
oder der Cytochrom-P450-Reduktase durch einfache genetische Manipulation
ermöglichen.
-
Auch
kann es wünschenswert
sein, den Promotor und die ribosomale Bindungsstelle eines homologen Systems,
wie die des lac Promotors und seiner assoziierten RBS einzusetzen.
Im allgemeinen ist jedoch vorgesehen, dass man eine effektive bakterielle
ribisomale Bindungsstelle verwendet, wobei die RBS aus E. coli, λ, T7 oder
T3 zu bevorzugen sind. Noch mehr bevorzugt sind die ribosomalen
Bindungsstellen des T7 Gens 10 oder die der E. coli lac A, lac Z,
trp A, trp B, trp C, trp D, trp E, trp L, trp R oder trp S Gene.
Eine besonders bevorzugte Ribosomen-Bindungsstelle und „Spacer
Region" enthält die Sequenz
5'-AGGAGGTCAT-3' (SEQ ID No. 3), wobei der unterstrichene
Bereich die Ribosomen-Bindungsstelle und die benachbarte CAT-Sequenz die „Spacer
Region" enthält. (Die „Spacer
Region" ist die
Sequenz, die zwischen der Ribosomenstelle und dem ATG-Initiationscodon
liegt).
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Üblicherweise
wird man einen geeigneten bakteriellen Transkriptionsterminator
verwenden, der die Funktion der bakteriellen RNA-Polymerasen beendet,
nämlich
der Enzyme, die für
die Transkription der DNA in RNA in einem gemäß der Erfindung präparierten
Gen verantwortlich sind. Die Anforderungen an einen funktionellen
bakteriellen Transkriptionsterminator sind recht einfach und werden
für gewöhnlich durch
eine Folge von T-Resten charakterisiert, denen eine GC-reiche, dyadisch
symmetrische Region vorausgeht. Bevorzugtere Terminatoren sind solche
der TRP-Gene, die ribosomalen Terminatoren, rrnB, oder die Terminatorsequenzen
des T7-Phagen. Tatsächlich
enthalten die T7-Termi natorsequenzen Rnase-III-Schnittstellen mit
einer „Stem-loop"-Struktur an den
3'-Enden der mRNAs,
wodurch offensichtlich der Abbau der Botschaft verlangsamt wird.
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Das
genetische Konstrukt ist in der Lage, sich in der bakteriellen Zelle
zu vermehren und wird stabil an zukünftige Generationen weitergegeben.
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Eine
Vielzahl von Methoden wurde entwickelt, um DNA über komplementäre, anhaftende
Enden in funktionsfähiger
Weise mit Vektoren zu verbinden. Zum Beispiel können an das in die Vektor DNA
zu inserierende DNA-Segment komplementäre, homopolymere Teile angefügt werden.
Das Vektor- und das DNA-Segment werden dann über Wasserstoffbindungen zwischen
den komplementären,
homopolymeren Enden miteinander verbunden und bilden auf diese Weise
rekombinante DNA-Moleküle.
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Synthetische „Linker", die eine oder mehrere
Restriktions-Schnittstellen enthalten, bieten eine alternative Methode,
um das DNA-Segment mit Vektoren zu verbinden. Das DNA-Segment, das, wie
zuvor beschrieben, durch den Verdau mit Restriktions-Endonukleasen
hergestellt wurde, wird mit bakteriophager T4-DNA-Polymerase oder
mit E. coli Polymerase I behandelt. Diese Enzyme entfernen mit ihren
3'-5'-Exonuklease-Aktivitäten überstehende,
einzelsträngige
3'-Enden und füllen ausgesparte
3'-Enden durch ihre
Polymerase-Aktivitäten
auf.
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Die
Kombination dieser Aktivitäten
führt somit
zur Entstehung von DNA-Segmenten mit glatten Enden. Die Segmente
mit den glatten Enden werden dann mit hohem molarem Überschuss
an „Linker"-Molekülen in der
Gegenwart eines Enzyms, wie der bakteriophagen T4-DNA-Ligase inkubiert,
das in der Lage ist, die Ligation von DNA-Molekülen mit glatten Enden zu katalysieren.
Die Produkte der Reaktion sind demzufolge DNA-Segmente, die polymere „Linker"-Sequenzen an ihren
Enden tragen. Diese DNA-Segmente werden dann mit geeigneten Restriktionsenzymen
geschnitten und in einen Expressionsvektor ligiert, der mit einem Enzym
geschnitten wurde, das Enden produziert, welche mit denen des DNA-Segments
kompatibel sind.
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Synthetische „Linker", die eine Vielzahl
von Endonuklease-Schnittstellen enthalten, sind über eine Vielzahl von Quellen
käuflich
zu erwerben, zu denen auch die International Biotechnologies Inc.,
New Haven, CN, USA gehört.
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Eine
wünschenswerte
Methode, die DNA zu modifizieren, die das Polypeptid der Erfindung
codiert, stellt die polymerase Kettenreaktion dar, wie sie von Saiki
et al (1988) in Science 239, 487–491 beschrieben wird.
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Bei
dieser Methode wird die enzymatisch zu amplifizierende DNA von zwei
spezifischen Oligonukleotid-Primern flankiert, die selbst mit in
die amplifizierte DNA eingebaut werden. Die besagten spezifischen
Primer können
Erkennungsstellen für
Restriktions-Endonukleasen enthalten, die unter Verwendung von in
der Fachwelt bekannten Methoden für die Klonierung in Expressionsvektoren
verwendet werden können.
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Geeigneterweise
enthalten die Vektoren ein prokaryontisches Replikon, wie z. B.
das ColE1 ori für
die Vermehrung in einem Prokaryonten. Die Vektoren können auch
einen geeigneten Promotor enthalten, wie z. B. einen prokaryontischen
Promotor, der in der Lage ist, die Expression (Transkription und
Translation) der Gene in einer bakteriellen Wirtszelle, wie z. B.
E. coli, die mit den Vektoren transformiert wurde, zu steuern.
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Ein
Promotor ist ein Kontrollelement der Expression, das von einer DNA-Sequenz
gebildet wird, die das Binden der RNA-Polymerase und den Ablauf
der Transkription erlaubt. Promotor-Sequenzen, die mit exemplarischen
bakteriellen Wirten kompatibel sind, liegen typischerweise in Plasmidvektoren
vor, die passende Schnittstellen für die Insertion eines DNA-Segments
der vorliegenden Erfindung enthalten.
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Typische
prokaryontische Vektorplasmide sind pUC18, pUC19, pBR322 und pBR329,
erhältlich
bei Biorad Laboratories, (Richmond, CA, USA) und pTrc99A und pKK223-3,
erhältlich
bei Pharmacia, Piscataway, NJ, USA.
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Die
Transformation geeigneter Wirtszellen mit einem DNA-Konstrukt der
vorliegenden Erfindung wird über
gut bekannte Verfahren erreicht, die typischerweise von dem verwendeten
Vektortyp abhängen.
In Bezug auf die Transformation bakterieller Wirtszellen siehe z.
B. Cohen et al (1972) Proc. Natl. Acad. Sci. USA 69, 2110 und Sambrook
et al (1989) Molecular Cloning, A Laboratory Manual, Cold Spring
Harbor Laboratory, Cold Spring Harbor, NY.
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Elektroporation
ist für
die Transformation von Zellen ebenfalls nützlich und in der Fachwelt
zur Transformation bakterieller Zellen wohl bekannt.
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Zum
Beispiel können
viele bakterielle Spezies mit Methoden transformiert werden, wie
sie von Luchansky et al (1988) Mol. Microbiol. 2, 637–646 beschrieben
werden. Der Inhalt dieser Schrift wird hier durch Bezugnahme mit
aufgenommen. Die größte Zahl
an Transformanten wird immer wieder durch Elektroporation des DNA-Zellgemisches,
das in 2,5X PEB vorliegt, unter der Verwendung von 6250 V/cm bei
25 μFD erreicht.
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Erfolgreich
transformierte Zellen, d. h. Zellen, die ein DNA-Konstrukt enthaften,
welches in der Lage ist, besagtes Cytochrom P450 oder besagte Cytochrom-P450-Reduktase
zu exprimieren, können
mit gut bekannten Techniken identifiziert werden. So können z.
B. Zellen, die aus der Einführung
eines Expressionskonstruktes der vorliegenden Erfindung resultieren,
gezüchtet
werden, um das Cytochrom P450 oder die Cytochrom-P450-Reduktase
zu produzieren. Die Zellen können
geerntet und lysiert werden, und ihr DNA-Gehalt kann auf das Vorhandensein
der DNA unter Verwendung einer Methode untersucht werden, wie sie
von Southern (1975) J. Mol. Biol. 98, 503 oder von Berent et al
(1985) Biotech. 3, 208 beschrieben wird. Alternativ dazu kann das
Vorhandensein des Proteins im Überstand
unter der Verwendung von Antikörpern,
nachgewiesen werden, wie im Folgenden beschrieben wird.
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Zusätzlich zum
direkten Nachweis des Vorkommens rekombinanter DNA kann eine erfolgreiche Transformation
auch durch gut bekannte immunologische Methoden bestätigt werden,
wenn die rekombinante DNA dazu in der Lage ist, die Expression des
Proteins zu steuern. Zum Beispiel können Zellen, die erfolgreich mit
einem Expressionsvektor transformiert wurden, Proteine produzieren,
die geeignete Antigen-Eigenschaften zeigen. Proben von vermutlich
transformierten Zellen werden geerntet und unter Verwendung geeigneter Antikörper auf
das Protein hin untersucht.
-
Somit
betrifft die vorliegende Erfindung zusätzlich zu den transformierten
Wirtszellen selbst auch eine Kultur dieser Zellen, vorzugsweise
eine monoklonale (klonal homogene) Kultur oder eine von einer monoklonalen
Kultur abstammende Kultur in einem Nährmedium.
-
In
einer weiter bevorzugten Ausführungsform
enthält
die bakterielle Zelle außerdem
ein genetisches Konstrukt, das in der Lage ist, einen Polypeptid-Co-Faktor
zu exprimieren, der die korrekte Faltung des Cytochrom P450 oder
der Cytochrom-P450-Reduktase unterstützt.
-
Die
Anwesenheit eines solchen Polypeptid-Co-Faktors ist besonders dann
bevorzugt, wenn das Cytochrom P450 oder die Cytochrom-P450-Reduktase
von einem starken Promotor ausgehend exprimiert wird, wobei es in
Abwesenheit des Polypeptid-Co-Faktors dazu kommen kann, dass das
Cytochrom P450 oder die Cytochrom-P450-Reduktase nicht-funktionelle „inclusion
bodies" bildet.
-
Vorzugsweise
handelt es sich bei dem Polypeptid-Co-Faktor um ein molekulares
Chaperon, wie z. B. den Gro ELS Komplex, SecB, SecD, SecF, den DnaJ/DanK/GrpE
Komplex, Peptidylprolyl-cis, trans Isomerasen, protein-disulfid-isomerasen-ähnlichen
Proteinen, die von den dsbA, dsbB, dsbC und dsbD Genen codiert werden,
das periplasmatische Chaperon, das von clpB codiert wird, oder Thioredoxin.
Die Löslichkeit
fremder in E. coli exprimierter Proteine wurde durch die Coproduktion
von bakteriellem Thioredoxin erhöht
(Yasukawa et al (1995) J. Biol. Chem. 270, 25328–25331; dessen Inhalt durch
Bezugnahme hier mit aufgenommen wird).
-
Es
kann auch nützlich
sein, die folgenden Systeme oder Wirts- oder Expressionssysteme
zu verwenden.
- 1. Die Verwendung protease-defizienter
E. coli Stämme
(z. B. ompT–,
Ion–,
degP–)
wodurch sich möglicherweise
der Abbau des exprimierten Proteins bzw. der exprimierten Proteine
reduzieren läßt. Eine
Zusammenstellung von E. coli Stämmen,
die für
alle bekannten Loci defizient sind, die die Proteloyse sezernierter rekombinanter
Proteine betreffen, wird in Meerman & Georgion (1994) Biotechnology 12,
1107–1110
beschrieben.
- 2. Die Expression des P450 und/oder der Reduktase als Fusionsprotein
mit z. B. Ubiquitin (Baker et al (1994) J. Biol. Chem. 269, 25381–25386),
Thioredoxin (z. B. pTrxFus-Vektor von Invitrogen), Glutathion-S-Transferase
(z. B. pGEX-Vektoren
von Pharmacia) oder Protein A (z. B. rPIT2T-Vektor von Pharmacia),
von denen jedes die Expression verstärken kann.
-
In
einer noch mehr bevorzugten Ausführungsform
enthält
die bakterielle Zelle außerdem
ein genetisches Konstrukt, das in der Lage ist, einen Polypeptid-Co-Faktor
zu exprimieren, der in der Lage ist, den Transfer von Elektronen
zwischen dem Cytochrom P450 und der Cytochrom-P450-Reduktase zu
unterstützen.
Vorzugsweise handelt es sich bei besagtem Co-Faktor um das Cytochrom
b5 oder die FMN-Domäne einer Cytochrom-P450-Reduktase.
-
Zu
weiteren Co-Faktoren, die den Transfer von Elektronen unterstützen können, gehören Adrenodoxin/die
Adrenodoxin-Reduktase sowie die NADH-Cytochrom-b5-Reduktase
(in Verbindung mit Cytochrom b5). Man geht
davon aus, dass für
die vorliegende Erfindung die Benutzung eines Co-Faktors, der Elektronen
direkt von NADH statt von NADPH aufnimmt, oder sogar die Benutzung
beider Co-Faktoren zusammen besonders dann von ausdrücklichem
Vorteil ist, wenn man mit dem Stoffwechsel ganzer Zellen („Bioreaktoren") arbeitet. Das liegt
daran, dass das intrazelluläre
Verhältnis
von (NAD + NADH) zu (NADP + NADPH) in E. coli ungefähr 4 : 1
beträgt.
Deswegen liegt ein wesentlich größeres Reduktionspotential
(und somit Enzymaktivität)
für P450 vor,
wenn es sich bei dem Reduktionsäquivalent
um NADH statt um NADPH handelt. In diesem Zusammenhang schließt die Erfindung
Zusätze
oder Veränderungen
ein, die zu einer Erhöhung
des cytoplasmatischen Vorrats von NADH und/oder NADPH führen können und
dazu dienen, die enzymatische Aktivität in ganzen Zellen zu erhöhen. Dies
umfasst die Zugabe von Vorläuferproteinen
zu dem extrazellulären
Medium (solche, für die
ein Aufnahmemechanismus existiert, wie Nikotinamid) oder die Hemmung
von Enzymen, die NADPH zerstören.
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Die
FMN-Domäne
der Cytochrom-P450-Reduktase kann exprimiert werden, wie dies in
Smith et al (1994) Proc. Natl. Acad. Sci. USA 91, 8710–8714 beschrieben
wird, und Cytochrom b5 kann exprimiert werden, wie
dies in Holmans et al (1994) Arch. Biochem. Biophys. 312, 554–565 beschrieben
wird. Es ist bevorzugt, dass ein Polypeptid-Co-Faktor, der den Transfer
von Elektronen unterstützt,
beinhaltet ist, wenn es sich um eines der Cytochrome P450 CYP3A4,
CYP3A5, CYP3A7, CYP2E1 oder CYP1A1 handelt. Es ist besonders bevorzugt,
dass Cytochrom b5 entweder mit CYP3A4 oder
CYP3A5 oder CYP3A7 oder CYP2E1 co-exprimiert wird.
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Es
ist außerdem
besonders bevorzugt, dass die FMN-Domäne zusammen mit CYP1A1 co-exprimiert wird.
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Obwohl
es denkbar ist, dass der besagte Co-Faktor in manchen Fällen ein
N-terminales Fragment enthält,
das den Co-Faktor zu einem zellulären Kompartiment oder einer
Membran der Bakterienzelle dirigiert, ist es bevorzugt, dass solche
Modifikationen an Cyto chrom b5 oder der
FMN-Domäne
der Cytochrom-P450-Reduktase nicht durchgeführt werden, wenn diese in bakteriellen
Zellen exprimiert werden.
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Eine
weitere Ausführungsform
umfasst eine bakterielle Zelle im Sinne der Erfindung, die außerdem ein genetisches
Konstrukt enthält,
das in der Lage ist, ein beliebiges Enzym zu exprimieren, welches
in der Lage ist, das Produkt einer vom Cytochrom-P450-Mono-Oxygenase-System
katalysierten Reaktion zu verstoffwechseln.
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Um
zu versuchen, den Stoffwechsel einer Bindung durch eine eukaryontische,
im Besonderen eine Säugetierzelle
oder durch ein Organ eines Tiers, besonders eines Säugetiers
zu immitieren, ist es wünschenswert,
in der bakteriellen Zelle im Sinne der Erfindung ein weiteres oder
mehrere weitere Polypeptide zu exprimieren, die in der eukaryontischen
Zelle oder dem Tier das Produkt des Cytochrom-P450-Mono-Oxygenase-Systems
weiter verstoffwechseln können.
Dies ist besonders dann nützlich,
wenn die bakterielle Zelle im Sinne der Erfindung für Mutagenitätstests
oder als Modell für
die Verstoffwechselung von Arzneimitteln verwendet wird.
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Geeigneterweise
handelt es sich bei dem Enzym entweder um eine Glutathion-S-Transferase,
eine Epoxidhydrolase oder um eine UDP-Glucuronosyl-Transferase.
Zu weiteren Enzymen gehören
Sulfotransferase, N-Acetyltransferase, Alkoholdehydrogenase, γ-Glutamyltranspeptidase,
Cystein Conjugat β-Lyase,
Methyltransferase, Thioltransferase, DT-Diaphorase, Chinon-Reduktase
oder Glyoxylase.
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Es
sei darauf hingewiesen, dass es deswegen, weil in ein und derselben
bakteriellen Zelle mehrere genetische Konstrukte vorliegen können, z.
B. Konstrukte die Cytochrom P450 und die Cytochrom-P450-Reduktase
und manchmal auch Cytochrom b5 oder eine
FMN-Domäne
der Cytochrom-P450-Reduktase oder ein weiteres Enzym exprimieren,
günstig
ist, wenn Bakterienstämme
vorgesehen sind, die in ihr Chromosom ein oder mehrere genetische
Konstrukte integriert tragen, und dass diese Stämme dann als „Master"-Stamm für die Einführung weiterer genetischer
Elemente verwendet werden können.
Es ist z. B. besonders bevorzugt, dass die bakteriellen „Master"-Stämme ein
genetisches Cytochrom-P450-Reduktase-Konstrukt enthalten, das in
das bakterielle Chromosom integriert vorliegt. Es ist des Weiteren
bevorzugt, dass die bakteriellen „Master"-Stämme
ein genetisches Konstrukt oder Konstrukte enthalten, die sowohl
die Cytochrom-P450-Reduktase als
auch das Cytochrom b5 vom bakteriellen Chromosom
aus exprimieren. Diese „Master"-Stämme werden dann
mit einem genetischen Konstrukt transformiert, das in der Lage ist,
ein Cytochrom P450 zu exprimieren.
-
Ein
weiterer Gesichtspunkt der Erfindung betrifft ein Verfahren zur
Kultivierung einer Zelle gemäß dem ersten
Gesichtspunkt der Erfindung. Jedes geeignete Kulturmedium kann verwendet
werden. Es ist bevorzugt, dass eine nährstoffreiche Brühe, wie
z. B. „Terrific
Broth", verwendet
wird. Es ist des weiteren bevorzugt, dass das Kulturmedium eine
Verbindung enthält,
die die Haem-Synthese fördert; δ-Amino-Lävulinsäure (ALA)
ist besonders bevorzugt.
-
Es
sei darauf hingewiesen, dass in allen Aspekten der Erfindung, in
denen eine bakterielle Zelle zwei oder mehr genetische Konstrukte
enthält,
diese genetischen Konstrukte in derselben bakteriellen Zelle miteinander
kompatibel sind. Im Allgemeinen sind genetische Konstrukte, die
im Chromosom integriert vorliegen, miteinander kompatibel, und zwei
genetische Konstrukte sind normalerweise miteinander kompatibel,
wenn das eine in das Chromosom integriert ist und das andere als
autonomes Replicon, z. B. als Plasmid vorliegt. Wenn zwei oder mehr
unterschiedliche Plasmide, die die genetischen Konstrukte der Erfindung
bilden, außerhalb
derselben Zelle vorliegen, ist es im allgemeinen wünschenswert,
dass es sich um kompatible Plasmide handelt, z. B. Plasmide, die
unterschiedliche Replikationsursprünge besitzen. Es ist des weiteren
wünschenswert,
dass die unterschiedlichen Plasmide Gene für unterschiedliche Antibiotikaresistenten
codieren, so dass jedes der unterschiedlichen Plasmide selektiert
werden kann, wenn die bakterielle Zelle in Kultur gezüchtet wird.
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Ein
zweiter Gesichtspunkt der Erfindung beschreibt ein Verfahren zur
Konvertierung eines Substrates für
Cytochrom P450 in ein Produkt, wobei das Verfahren das Vermischen
des besagten Substrates mit bakteriellen Zellen entsprechend dem
ersten Gesichtspunkt der Erfindung umfasst, wobei die besagten Zellen
ein funktionelles Cytochrom-P450-Mono-Oxygenase-System
enthalten, das das besagte Substrat konvertieren kann.
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Ein
dritter Gesichtspunkt der Erfindung beschreibt die Verwendung einer
bakteriellen Zelle im Sinne des ersten Gesichtspunkts der Erfindung
zur Konvertierung eines Substrats eines Cytochroms P450 in ein Produkt.
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Die
bakteriellen Zellen der Erfindung finden in vielen Technologiebereichen
Einsatz, besonders jene Zellen gemäß dem ersten Gesichtspunkt
der Erfindung, die ein funktionelles Cytochrom-P450-Mono-Oxygenase-System
exprimieren.
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Es
folgen einige spezifische Anwendungsmöglichkeiten, für die die
bakteriellen Zellen der Erfindung eingesetzt werden können. Es
ist jedoch abzusehen, dass es viele andere Anwendungsmöglichkeiten
gibt, z. B. immer dann, wenn die Konvertierung eines Cytochrom-P450-Substrates in
ein Produkt gewünscht
wird.
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a) Arzneimittelentwicklung
und Arzneimitteltests
-
Neue
sichere Arzneimittel auf den Markt zu bringen ist teuer, kompliziert
und langwierig. Die Wirksamkeit und Sicherheit des auf dem Markt
befindlichen Produktes, in Bezug auf pharmakokinetische Parameter, Medikamenten-Wechselwirkungen
und Toxizität
hängen
entscheidend von den für
die Medikamententwicklung eingesetzten Modellen ab. Für die Arzneimittelentwicklung
würde sich
ein entscheidender Vorteil ergeben, wenn die Mängel von Vorlaufpräparaten
bereits im frühesten
Entwicklungsstadium vorhergesagt werden könnten.
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Es
existieren ernsthafte Schwierigkeiten bei der Extrapolation pharmakotoxikologischer
Daten von Tiermodellen auf den Menschen. Diese beruhen oft darauf,
dass zwischen den Arten ausgeprägte
Unterschiede bei den katalytischen Eigenschaften der die Arzneimittel
verstoffwechselnden Enzyme bestehen, die wiederum die pharmakologischen
und toxikologischen Eigenschaften der meisten therapeutischen Arzneimittel bestimmen.
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Die
bakteriellen Zellen, insbesondere E. coli und S. typhimurium Zellen,
die einen Teil der vorliegenden Erfindung darstellen und die funktionelle
P450-Mono-Oxygenase-Systeme exprimieren, sind ideale Modelle, um
den menschlichen Arzneimittel-Stoffwechsel zu imitieren, und lassen
sich wesentlich leichter handhaben als Modelle, die auf Hefe- und
Säugetierzellen
aufgebaut sind. Diese Zellen ermöglichen
ein Screening mit hohem Durchsatz von Arzneimitteln in Bezug auf
optimierte Arzneimittel-Stoffwechsel-Eigenschaften. Dies wird mit
dem Aufkommen kombinatorischer chemischer Bibliotheken besonders
wichtig, die die Evaluierung der Arzneimittel-Stoffwechsel-Eigenschaften
mehrerer hundert Verbindungen innerhalb kurzer Zeit erfordern.
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Bei
dieser Ausführungsform
ist es nützlich;
wenn die bakteriellen Zellen auch Enzyme exprimieren, die andere
als die hier beschriebenen Arzneimittel metabolisieren.
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b) Bioreaktoren
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Die
Bakterienzellen der Erfindung sind aufgrund der hohen Substrat-,
Regio- und Stereo-Selektivität der von
den P450ern katalysierten oxidativen Reaktionen nützlich für die Synthese
von Fein- oder Massenchemikalien und für die Synthese von Zwischenprodukten
chemischer Reaktionen.
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Bei
dieser Ausführungsform
ist klar, dass eine bakterielle Zelle im Sinne der Erfindung selektiert
wird, die ein Cytochrom P450 mit der geeigneten Substratspezifität exprimiert.
Die Substratspezifität
vieler Cytochrome P450 ist in der Fachwelt bekannt, so dass das
geeignete Cytochrom P450 leicht selektiert werden kann. Da jedoch
immer mehr Cytochrom-P450-Gene gefunden werden, ist es möglich, diese
in der Erfindung zu verwenden; dann können die bakteriellen Zellen
der Erfindung, die ein neues Cytochrom P450 exprimieren, tatsächlich dafür verwendet
werden, dessen Substratspezifität
zu bestimmen.
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Es
sei darauf hingewiesen, dass deswegen, weil einige Cytochrome P450
in der Lage sind, Alkane zu Alkoholen oder aromatische Verbindungen
zu phenolischen Verbindung umzuwandeln, bakterielle Zellen der Erfindung
in der Massen-Chemikalienindustrie nützlich sind, in der solche
Alkohole und phenolische Verbindungen benötigt werden. Dennoch machen
viele von den Cytochromen P450 katalysierten Reaktionen die Zellen
im Sinne der Erfindung für
die Feinchemikalien-Industrie und die pharmazeutische Industrie
nützlich,
wo oft eine selektive Oxidation (inklusive Hydroxylierung) von komplexen
Strukturen benötigt
wird. Es wird angenommen, dass die Zellen im Sinne der Erfindung
speziell für
die Synthese von Steroidhormonen und deren Analoge geeignet sind.
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c) Biokatalyse
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Die
in der vorliegenden Erfindung entwickelten Systeme ermöglichen
schnelle Untersuchungen der Funktionalität von P450-Varianten, die durch
zielgerichtete Mutagenese hergestellt wurden. Es ist somit möglich, innerhalb
kurzer Zeit, neue P450s mit verbesserten katalytischen Eigenschaften
zu entwickeln.
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d) Bio- und Chemosensoren
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Die
bakteriellen Zellen im Sinne der Erfindung sind auch als Bio- oder
Chemosensoren nützlich.
Insbesondere sind aus den Zellen isolierte Membranen nützlich.
Das Binden eines Substrates (das sind Moleküle, die gemessen oder aufgespürt werden
sollen) kann eine Veränderung
des Potentials verursachen, wenn die bakterielle Zelle oder die
aus der Zelle isolierten Membranen auf einer Elektrodenoberfläche vorliegen,
und dadurch das Aufspüren
des Substratmoleküls
erlauben. Die Verwendung immobilisierter Zellen zum Aufspüren und
zur Analyse wird beschrieben bei Kambe & Nakanishi (1994) Current Opinion
in Biotechnology 5, 54–59.
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e) Biosanierung
-
Die
Bakterienzellen im Sinne der Erfindung sind auch im Bereich der
Biosanierung nützlich.
Cytochrom-P450-Mono-Oxygenase-Systeme sind z. B. in der Lage, schädliche Verbindungen
zu entgiften. Die geeigneten bakteriellen Zellen, die ein geeignetes
Cytochrom P450 exprimieren, welches eine schädliche Verbindung oxidieren
kann, sind nützlich,
um die Schädlichkeit
besagter Verbindung zu verringern.
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f) Carcinogenitätstests
-
Wie
an anderer Stelle ausführlicher
beschrieben, sind die Zellen im Sinne der Erfindung, insbesondere S.
typhimurium Zellen bei Carcinogenitätstests nützlich.
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Zwar
sind Zellen im Sinne der Erfindung deswegen besonders nützlich,
weil sie ein funktionelles Cytochrom-P450-Mono-Oxygenase-System
innerhalb einer intakten Zelle bieten, doch beinhaltet die Erfindung auch,
dass Membranen von besagten Zellen isoliert werden und dass besagte
Membranen, im Vergleich mit ganzen Zellen, mit dem Cytochrom-P450-Mono-Oxygenase-System
angereichert sind. Die Membranisolation aus bakteriellen Zellen
ist in der Fachwelt wohlbekannt. Die Membranisolation aus Zellen
im Sinne der Erfindung wird in den Beispielen genauer beschrieben.
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Gemäß einem
vierten Gesichtspunkt schafft Erfindung eine bakterielle Zelle,
die ein Cytochrom P450 enthält,
wobei besagte Zelle in der Lage ist, ein genetisches Konstrukt zu
exprimieren, das besagte Cytochrom P450, wobei das Cytochrom P450
ein N-terminales Fragment enthält,
welches das Cytochrom P450 zu einem zellulären Kompartiment oder zu einer
Membran der bakteriellen Zelle dirigiert.
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Es
ist bevorzugt, dass das N-terminale Fragment das Cytochrom P450
zu einer Membran dirigiert.
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Es
ist weiter bevorzugt, dass das N-terminale Fragment das ompA, pelB,
malE oder phoA Signalpeptid oder eine funktionelle äquivalente
Variante der eben Genannten enthält.
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Die
bevorzugten Eigenschaften des N-terminalen Fragments, besonders
die der Signalpeptide oder der Leader-Sequenzen sind jene, die auch
gemäß vorhergehender
Gesichtspunkte der Erfindung bevorzugt werden.
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Es
ist weiterhin bevorzugt, dass das Cytochrom P450 außerdem eine
Peptidsequenz enthält,
die die Reinigung des Cytochrom P450 aus der Bakterienzelle erleichtert;
es ist noch mehr bevorzugt, dass besagte Peptidsequenz eine Bindestelle
für eine
Verbindung enthält.
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Es
ist ganz ausdrücklich
bevorzugt, dass es sich bei besagter Peptidsequenz um ein -(His-)n handelt, wobei n ≥ 4 und besagte Verbindung Nickel
ist.
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Es
wird davon ausgegangen, dass der vierte Gesichtspunkt der Erfindung
sowohl für
solche Cytochrome P450, die ganz gewöhnlich mit der Cytochrom-P450-Reduktase
interagieren, als auch für
andere Cytochrome P450, wie z. B. solche nützlich ist, die mit Adrenodoxin/der
Adrenodoxin-Reduktase oder äquivalenten, Elektronen übertragenden
Verbindungen interagieren. Deswegen enthält die Zelle in einer zu bevorzugenden Ausführung des
vierten Teils der Erfindung ein genetisches Konstrukt, das in der
Lage ist, Adrenodoxin oder die Adrenodoxin-Reduktase von äquivalenten,
Elektronen übertragenden
Verbindungen zu exprimieren. Mit der Bezeichnung „äquivalente,
Elektronen übertragende
Verbindungen" schließen wir
alle anderen funktionell äquivalenten
Verbindungen ein, die Elektronen von NADH auf Cytochrom P450 übertragen
können,
insbesondere solche Verbindungen, deren natürliche Funktion darin besteht,
Elektronen von NADH auf einzelne Cytochrome P450 zu übertragen.
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Gemäß einem
fünften
Gesichtspunkt der vorliegenden Erfindung wird ein Verfahren zur
Aufreinigung von Cytochrom P450 beschrieben. Das Verfahren umfasst
die Schritte a) eine ausreichende Menge an Zellen, entsprechend
dem vierten Gesichtspunkt der Erfindung zu liefern, und b) das Cytochrom
P450 von anderen zellulären
Kompartimenten abzutrennen.
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Gemäß einem
weiteren Gesichtspunkt der Erfindung wird ein genetisches Konstrukt
beschrieben, das in der Lage ist, ein Cytochrom P450 zu exprimieren,
wobei das Cytochrom P450 ein N-terminales Fragment enthält, das
das Cytochrom P450 zu einem zellulären Kompartiment oder einer
Membran der bakteriellen Zelle dirigiert. Die bevorzugten Eigenschaften
des N-terminalen Fragments sind jene, die auch in Bezug auf die
anderen Gesichtspunkte der Erfindung bevorzugt werden. Es ist besonders
bevorzugt, dass das N-terminale Fragment
das ompA, pelB, melE oder phoA Signalpeptid oder eine funktionell äquivalente
Variante der eben genannten umfasst. Die anderen zu bevorzugenden
Eigenschaften des genetischen Konstruktes sind jene, die auch bei
den vorangegangenen Gesichtspunkten der Erfindung bevorzugt werden.
Noch ein weiterer Gesichtspunkt der Erfindung schaft eine Vielzahl
von bakteriellen Zellen, entsprechend dem ersten oder vierten Gesichtspunkt
der Erfindung, wobei jede Zelle ein genetisches Konstrukt enthält, das
in der Lage ist, ein anderes Cytochrom P450 zu exprimieren oder
ein genetisches Konstrukt oder Konstrukte enthält, die verschiedene Kombinationen
von Cytochrom P450 und der Cytochrom-P450-Reduktase codieren und,
falls angebracht, andere Polypeptide, wie z. B. solche, die den
Elektronentransfer erleichtern oder solche, die Produkte der Reaktion
des Cytochrom-P450-Mono-Oxygenase-Systems mit einem Substrat weiter
verstoffwechseln.
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Eine
solche Vielzahl (oder Bibliothek) von Zellen kann in geeigneter
Weise gelagert werden, z. B. unter geeigneten Bedingungen in einem
Gefrierschrank und z. B. in einer Mikrotiterplatte, wobei jede Vertiefung
eine andere bakteriellen Zelle enthält. Die Vielzahl von Zellen
kann für
Arzneimitteltests oder Carcinogenitätstests und für andere
Zwecke, wie jene die oben beschrieben wurden, nützlich sein.
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Die
Erfindung wird im Folgenden genauer unter Bezugnahme auf die folgenden
Beispiele und Figuren beschrieben.
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1: Die Konstruktion
von pB216
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Das
Plasmid NF14 wurde durch Ersetzen eines bestehenden Transkriptionsterminators
durch ein angelagertes Oligonucleotid-Paar modifiziert, das aus
einem trpA Terminator mit SalI- und BglII-Enden besteht. Diese Modifikation
entfernte eine zweite BglII-Stelle, wodurch die darauffolgende Klonierung
an der verbleibenden BglII-Stelle ermöglicht und das Plasmid pB215
erzeugt wurde. Ein BglI-BglII-Fragment, das die pelB-Reduktase mit
einem PtacPtac-Promotor
enthält,
wurde aus pB207 in die BglII-Stelle von pB215 subkloniert, um das
Co-Expressionsplasmid pB216 zu erzeugt. Es wurde gefunden, dass
die Orientierung des pelB-Reduktase-Inserts in der dargestellten
Weise vorliegt.
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2: Western
Blot von Membranfraktionen, die in E. coli exprimierte Reduktase
und in E. coli exprimiertes CYP3A4 enthaften
-
10 μg jeder Membranfraktion
wurde in jede Spur geladen. Die Reihenfolge beim Beladen ist entlang der
Oberkante des Blots dargestellt. Jede Expressionsprobe ist neben
ihrem nicht induzierten Pendant dargestellt. Die Immunodetektion
wurde unter Verwendung von Antikörpern
gegen die Reduktase und gegen CYP3A durchgeführt. Eine Spur mit menschlichen
Lebermikrosomen (10 μg
mikrosomales Protein) wurde als Referenzspur beigefügt.
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3: Eine
Wiedergabe der beiden in dieser Studie verwendeten Expressions-Vektoren
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Das
Plasmid pCW (3A) enthält einen
colE1-Replikationsursprung und das Betalactamase-Gen, welches Resistenz
gegen Antibiotika wie Ampezillin und Carbenizillin verleiht. Es
wurde für
die Expression der P450 cDNAs verwendet. Das Plasmid pACYC184 (3B) enthält einen p15A-Replikationsursprung
und wurde für
die Expression der P450-Reduktase cDNA verwendet, wobei eine P450
cDNA gleichzeitig von pCW aus exprimiert wurde. Bei dem für die Selektion
von pACYC184 verwendeten Antibiotikum handelt es sich um Chloramphenicol.
Nur einmal vorkommende Restriktions-Schnittstellen sind in Fettschrift
dargestellt.
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4: Western
Blot, der die Expression der P450-Reduktase in bakteriellen Membranen
darstellt
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Die
Proteine wurden durch SDS-PAGE aufgetrennt, auf eine Nitrozellulose-Membran
transferiert und dann mit einem Rabbit-Anti-Reduktase-Primärantikörper und
einem Meerrettich-Peroxidase gekoppelten Anti-Rabbit-IgG-Sekundär-Antikörper inkubiert.
Die Detektion erfolgte durch Chemolumineszenz. Es wurden 10 μg Protein
pro Spur geladen. Die Expression der Wild-Typ P450-Reduktase-cDNA
unter nicht-induzierenden und induzierenden Bedingungen ist in den
Spuren 1 bzw. 2 dargestellt. Die zugehörige Expression eines N-terminalen
Fusionsproteins des bakteriellen pelB Leaders mit der P450-Reduktase
ist in den Spuren 3 und 4 gezeigt. Eine Probe menschlicher Lebermikrosomen
ist zum Vergleich in Spur 5 dargestellt. Die Reduktase-Aktivitäten (Angaben
in nmol reduziertem Cytochrom c pro Minute und pro mg Protein) sind
unter der Figur angegeben.
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5: Western
Blot, der die Expression von pelB- und ompA-CY3A4 in bakteriellen
Membranen zeigt
-
Die
Proteine wurden durch SDS-PAGE auf einem 9% Acrylamidgel aufgetrennt,
auf Nitrozellulose transferiert und mit einem Rabbit-Anti-CYP3A-Primärantikörper und
einem meerrettich-peroxidase-gekoppelten Anti-Rabbit-IgG-Sekundär-Antikörper inkubiert.
Die Detektion erfolgte durch Chemolumineszenz. Die Spuren 2 und
3 enthalten Membranen, die aus Bakterien isoliert wurden, die entweder
pelB-CYP3A4 bzw. ompA-CYP3A4 exprimierten (24 μg Protein pro Spur). Spur 1
enthält
eine Probe menschlicher Lebermikrosomen zum Vergleich (8 μg Protein).
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6: Spektren
von reduziertem Fe-CO, erhalten von ganzen Bakterien, die pelB-CYP3A4 (6A) oder ompA-CYP3A4 (6B)
exprimieren, oder von aus diesen Zellen gewonnene Membranen
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Aliquots
von Zellen oder Membranen wurden 1 : 20 verdünnt mit 100 mM Tris-HCl, pH
7,4, das 20% Glycerol enthält,
10 mM CHAPS und 1 mM EDTA, durch die Zugabe einiger Natriumdithionitkristalle
reduziert und anschließend
gleichmäßig auf
zwei zusammenpas sende Glasküvetten
verteilt. Nach der Bestimmung eines Grundlinienspektrums über den
Bereich von 500 bis 400 nm wurde die Probenküvette für etwa 1 Minute sanft mit CO
durchperlt. Dann wurde die Messung wiederholt und der P450-Gehalt
unter Verwendung eines Extinktions-Koeffizienten von 91 mM–1 cm–1 abgeschätzt.
-
7: Zusammenfassung
der CYP3A4-Expressionsniveaus verschiedener Konstrukte in E. coli,
wie sie aufgrund der Differenzspektren von reduziertem Fe-CO abgeschätzt wurden
(siehe oben)
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Die
Resultate sind als Mittelwerte ± Standardabweichung dargestellt,
mit der Anzahl der Bestimmungen in Klammern. Die Zellen wurden unter
standardisierten Bedingungen kultiviert (Terrific Broth, 30°C, 24 Stunden
Induktion) ± 0,5
mM δ-ALA.
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8: Western
Blot, der die Expression von ompA-CYP2D6 in bakteriellen Membranen
zeigt
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Die
Proteine wurden durch SDS-PAGE auf einem 9% Acrylamidgel aufgetrennt,
auf Nitrozellulose transferiert, und dann mit einer Mischung aus
Rabbit-Anti-CYP2D6 und Anti-Reduktase-Primärantikörpern inkubiert,
gefolgt von meerrettich-peroxidase-gekoppelten Anti-Rabbit-IgG-Sekundär-Antikörpern. Die
Detektion erfolgte durch Chemolumineszenz. Die Spuren 1 bis 4 enthalten
jeweils 2,5 μg
bakterielles Membranprotein. Spur 5 enthält 10 μg menschliche Lebermikrosomen
und Spur 6 Proteinstandards. Die Membranen wurden aus Zellen isoliert,
die den leeren Expressions-Vektor, pCW (Spur 1), ompA-2D6 alleine
(Spur 2), oder ompA-2D6 plus P450-Reduktase trugen und entweder
in der Abwesenheit (Spur 3) oder der Anwesenheit (Spur 4) des Haem-Vorläufers Delta-Aminolävulinsäure kultiviert
wurden.
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9: Spektren
von reduziertem Fe-CO, die von ganzen Bakterien erhalten wurden,
die ompA-CYP2D6 alleine exprimieren (4A),
ompA-CYP2D6 zusammen mit P450-Reduktase co-exprimieren (4B) oder von aus diesen Zellen gewonnenen
Membranen
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Aliquots
von Zellen oder Membranen wurden 1 : 20 verdünnt in 100 mM Tris-HCl, pH
7,4, das 20% Glycerol enthielt, 10 mM CHAPS und 1 mM EDTA, durch
die Zugabe einiger Natriumdithionitkristalle reduziert und dann
gleichmäßig auf
zwei passende Glasküvetten
verteilt. Im Anschluss an die Bestimmung eines Grundlinienspektrums
zwischen 500 und 400 nm wurde die Probenküvette für etwa 1 Minute vorsichtig
mit CO durchperlt. Die Messung wurde anschließend wiederholt und der P450-Gehalt
unter Verwendung eines Extinktions-Koeffizienten von 91 mM–1 cm–1 abgeschätzt.
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10: Zusammenfassung
der beobachteten Niveaus von ompA-CYP2D6 alleine oder zusammen mit P450-Reduktase
co-exprimiert in E. coli, wie aus den Spektren des reduzierten Fe-CO
abgeschätzt
(siehe oben)
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Die
Resultate sind als Mittelwerte ± Standardabweichung dargestellt,
mit der Anzahl an Bestimmungen in Klammern. Die Zellen wurden unter
standardisierten Bedingungen kultiviert (Terrific Broth, 30°C, 24 Stunden
Induktion) ± 0,5
mM δ-ALA.
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11: Kinetische
Parameter, die für
die 1'-Hydroxylierung
von Bufuralol in bakteriellen Membranen bei der Co-Expression von
ompA-CYP2D6 und P450-Reduktase bestimmt wurden
-
Die
Membranen wurden bei 37°C
mit variierenden Substratkonzentrationen (0–100 μM) in der Anwesenheit eines
NADPH generierenden Systems, unter Bedingungen inkubiert, die eine
lineare Produktbildung in Bezug auf Protein und Zeit (nicht dargestellt)
ergeben. Das Ausmaß der
Produktbildung wurde durch „Reversed-phase
HPLC" unter Bezug
auf Authentic Standard bemessen. Die kinetischen Parameter wurden
von einer doppelt reziproken graphischen Darstellung der Anfangsgeschwindigkeit
gegen die Substratkonzentration abgeschätzt.
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12: Der
in E. coli erzielte P450-Ertrag unter Verwendung der Gen-Fusionsstrategie
in Vergleich zu dem von anderen erhaltenen Ertrag nach Modifikation
des P450 N-Terminus durch Deletionen oder Mutationen
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13: Spektren
von reduziertem Fe-CO, das aus ganzen Bakterien ompA-CYP2A6 Expressionen
erhalten wurde, oder von aus diesen Zellen gewonnenen Membranen
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Aliquots
von Zellen oder Membranen wurden 1 : 20 verdünnt in 10 mM Tris-HCl, pH 7,4,
das 20% Glycerol enthielt, 10 mM CHAPS und 1 mM EDTA, durch Zugabe
einiger Natriumdithionitkristalle reduziert und dann gleichmäßig auf
zwei passende Glasküvetten
aufgeteilt. Im Anschluss an die Bestimmung eines Grundlinienspektrums
zwischen 500 und 400 nm wurde die Probenküvette sanft für 1 Minute
mit CO durchperlt. Dann wurde die Messung wiederholt und der P450-Gehalt
unter Verwendung eines Extinktionsfaktors von 91 mM–1 cm–1 abgeschätzt.
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14: Zusammenfassung
der beobachteten Niveaus von in E. coli exprimiertem ompA-CYP2A6,
wie aufgrund des Spektren von reduziertem Fe-CO abgeschätzt (siehe
oben)
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Die
Resultate sind als Mittelwert ± Standardabweichung
dargestellt, n = 3. Die Zellen wurden unter standardisierten Bedingungen
(Terrific Broth, 30°C,
24 Stunden Induktion) in der Anwesenheit von δ-Aminolaevullinsäure (0,5
mM) kultiviert.
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15: Western
Blot, der die Expression von ompA-CYP2E1 in bakteriellen Membranen
darstellt
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Die
Proteine wurden durch SDS-PAGE auf einem 9% Acrylamidgel aufgetrennt,
auf Nitrozellulose transferiert und mit Sheep-Anti-CYP2E1-Primärantikörpern und
meerrettichperoxidase-gekoppelten Anti-Sheep-IgG-Sekundär-Antikörpern inkubiert.
Die Detektion erfolgte durch Chemolumineszenz. Spur 2 enthält Membranen,
die aus Kontrollbakterien isoliert wurden, welche das leere Expressionsplasmid,
pCW beherbergen und Spur 3 enthält
Membranen, die aus Bakterien isoliert wurden, die ompA-CYP2E1 exprimieren
(jedes Mal 24 μg
Protein pro Spur). Spur 1 enthält
eine Probe menschlicher Lebermikrosomen zum Vergleich (8 μg Protein).
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16: Ein
Spektrum von reduziertem Fe-CO, das von ganzen Bakterien erhalten
wurde, die ompA-CYP2E1 exprimieren
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Aliquots
der Zellen wurden 1 : 20 verdünnt
in 100 mM Tris-HCl, pH 7,4, das 20% Glycerol enthielt, 10 mM CHAPS
und 1 mM EDTA, durch die Zugabe einiger Natriumdithionitkristalle
reduziert und dann gleichmäßig auf
zwei passende Glasküvetten
aufgeteilt. Im Anschluss an die Bestimmung einer Grundlinienmessung von
500–400
nm wurde die Probe für
1 Minute sanft mit CO durchperlt. Die Messung wurde wiederholt und
der P450-Gehalt
unter Verwendung eines Extinktions-Koeffizienten von 91 mM–1 cm–1 abgeschätzt.
-
Expressions-Level:
451 nmol/l Kultur in ganzen Zellen.
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17: Verstoffwechselung
von Nifedipin durch CYP3A4 in intakten JM109-, Ab1157-, NS3678-
und TA1535[pB216]-Zellen
-
Die
Inkubationen wurden in mit Glukose (10 mM) suplementierten M9-Salzen
bei 37°C
und unter Schütteln
(200 U/min) durchgeführt.
0,5 ml von 10× konzentrierten
Zellen wurden zu 4,5 ml Puffer gegeben und bei 37°C für 5 bis
10 Minuten vor-equillibriert, bevor die Zugabe von Nifedipin zu
einer Endkonzentration von 200 μM
erfolgte. 200 μl
Aliquots wurden in Intervallen entnommen und für die im Material- und Methodenteil
in Beispiel 4 beschriebene HPLC-Analyse vorbereitet.
-
18: Verstoffwechselung
von Testosteron durch CYP3A4 in intakten JM109-, AB1157-, NS3678-
und TA1535[pB216]-Zellen
-
Die
Inkubationen wurden in durch Glukose (10 mM) suplementierten M9-Salzen
bei 37°C
und unter Schütteln
(200 U/min) durchgeführt.
0,5 ml von 10× konzentrierten
Zellen wurden zu 4,5 ml Puffer gegeben und bei 37°C für 5 bis
10 Minuten prä-equillibriert
bevor die Zugabe von Testosteron zu einer Endkonzentration von 200 μM erfolgte.
200 μl Aliquots
wurden in Intervallen entnommen und für die im Material- und Methodenteil
in Beispiel 4 beschriebene HPLC-Analyse vorbereitet.
-
Beispiel 1
-
Materialien
und Methoden
-
Bakterienstämme und
Plasmide
-
Die
Co-Expression wurde in den E. coli K12 Stämmen JM109 (Yanisch et al (1985)
Gene 33, 103–19) und
DH5α (Woodcock
et al (1989) Nucleic Acids Res 17, 3459–78) miteinander verglichen.
Der Stamm JM109 wurde selektiert und durchgehend benutzt. Der Vektor
pCW wurde für
die Expression der Reduktase benutzt, da dieser bereits zuvor erfolgreich
für die
Expression vieler Säugetier-P450-cDNAs
inklusive CYP3A4 benutzt worden war (Gillam et al (1993) Arch. Biochem.
Biophys. 305, 123–131).
Das Plasmid pB207 umfaßt
den pCW-Vektor, der die translational an die bakterielle pelB-Signalsequenz
fusionierte, humane Reduktase cDNA enthält. Die Sequenz des 5'-Endes der cDNA lautet:
[ATGAAATACCTGCTGCCGACCGCTGCTGCTGGTCTGCTGCTCCTCGCTGCCCAGCC GGCGATGGCCATGGATATCGGATCCGAATTCCGCAACATG-humane
Reduktase cDNA (~2 kb)] (SEQ ID No. 4), wobei die pelB Leader-Sequenz
unterstrichen und das native Reduktase ATG in Fettschrift dargestellt
ist. NF14 (pCW, der eine optimierte CYP3A4-Sequenz enthält) wurde
auf identische Weise wie bei Gillam et al hergestellt (Gillam et
al (1993) Arch. Biochem. Biophys. 305, 123–131). Die Konstruktion des
Plasmides pB215 erfolgte durch Ersetzen des SalI-BglII-Fragmentes
von NF14, das einen Transkriptionsterminator enthält, durch
ein doppelsträngiges
SalI-BglII-Oligonucleotid, das einen trpA-Transkriptionsterminator
mit der folgenden Sequenz enthält
(nur der obere Strang ist dargestellt):
TCGACAGCCCGCCTAATGAGCGGGCTTTTTTTTA
(SEQ ID No. 5). Um pB216 zu erzeugen wurde ein BglI-BglII-Fragment
aus pB207, das die pelB-Reduktase cDNA mit ihem eigenen Expressionsignal
enthält,
an der einzelnen BglII-Stelle in pB215 hinein sub-kloniert.
-
Co-Expression von CYP3A4
und Reduktase in E. coli
-
Bei
den Expressionsbedingungen handelte es sich um eine Modifikation
der zuvor beschriebenen (Gillam et al (1993) Arch. Biochem. Biophys.
305, 123–131).
JM109-Zellen wurden wie beschrieben (Inoue et al (1990) Gene 96,
23–8)
mit pB216 transformiert und die Transformanten auf LB-Agar-Platten,
die 50 μg/ml
Ampecillin enthielten, isoliert. Einzelkolonien wurden präpariert
und zum Inoculieren von 5 ml Starterkulturen in LB Broth benutzt,
welches Ampecillin enthielt. Die Sarterkulturen wuchsen über Nacht
bei 37°C
und unter Schütteln.
Bei den Expressionskulturen handelte es sich für gewöhnlich um 100 ml Kulturen (in
1 l Kulturflaschen), die Terrific Broth enthielten, das wie beschrieben
verändert
und suplementiert war (Gillam et al (1993) Arch. Biochem. Biophys.
305, 123–131).
Die Expressionskulturen wurden mit 1 ml der über Nacht gewachsenen Kultur
inoculiert und unter Schütteln
bei 200 U/min, 30°C
für 4 bis
5 Stunden wachsen gelassen, bevor die Induktion mit 1 mM IPTG und
die Zugabe von 0,5 mM δ-Aminolävulinsäure erfolgten.
Wachstum und Expression heterologer Proteine wurden dann für 20 bis
24 Stunden bei 30°C
und unter 200 U/min Schütteln
fortgesetzt.
-
Ernte der
Kulturen und Bestimmung der Expressionsniveaus
-
Die
Zellen wurden geerntet und re-suspendiert in 5 ml 100 mM Tris. Acetat
(pH 7,6), 0.5 M Sacharose, 0,5 mM EDTA (2 × TSE), wie beschrieben (Gillam
et al (1993) Arch. Biochem. Biophys. 305, 123–131). Danach wurde ein gleiches
Volumen eiskaltes, destilliertes Wasser zugegeben. Der CYP3A4-Gehalt
wurde unter Verwendung von Fe2+-CO gegen
Fe2+-Differenzspektren, durch Zugabe von
50 μl Suspension
ganzer Zellen in 1 × TSE
zu 950 μl
100 mM Tris.Cl (pH 7,4), 10 mM CHAPS, 20% v/v Glycerol, 1 mM EDTA
und Reduktion durch Zugabe einiger Körner Natriumdithionit bestimmt.
Es wurde eine Grundlinie von Null Absorption zwischen 500 und 400
nm aufgezeichnet und die Probenküvette
dann für
etwa 1 Minute mit einem konstanten CO2-Strom durchperlt. Danach
wurde ein Spektrum aufgezeichnet und der Ertrag von Spektralaktivem
CYP3A4/l Kultur bestimmt. In diesem Stadium wurde ein Aliquot ganzer
Zellen für
Stoffwechselstudien entnommen. Von den verbleibenden Zellen wurden
Membranfraktionen isoliert, wie beschrieben (Gillam et al (1993)
Arch. Biochem. Biophys. 305, 123–131). Der CYP3A4- und Reduktase-Gehalt
der Membranen wurde bestimmt. Der Ertrag aktiver Reduktase wurde,
wie folgt, durch eine spektrofotometrische Untersuchung evaluiert.
Zu 990 μl
50 mM Cytochrom C in 0,3 M Kaliumphosphatpuffer (pH 7,7) wurden
1–10 μg Protein
zugegeben und eine Grundlinie aufgezeichnet. 50 μM NADPH wurden zugegeben und δA550nm wurde über die Zeit aufgezeichnet.
Um den P450-Gehalt der Membranen zu ermitteln, wurden Spektren wie
für ganze
Zellen erstellt.
-
Immunodetektion von heterolog
exprimiertem CYP3A4 und von Reduktase
-
Pro
Spur wurden 10 μg
Membranprotein auf ein 9%-iges SDS-Polyacrylamidgel geladen und
die Proteine durch Elektrophorese aufgetrennt. Die Proteine wurden
dann auf eine ECL-Nitrocellulose-Membran (Amersham) transferriert,
mit 10% Milchpulver in TBS-T [50 mM Tris. Cl (pH 7,9), 150 mM NaCl,
0,05% Tween-20] für
20 Minuten blockiert und dann für
bis zu einer Stunde mit verdünnten
primären
Antikörpern
inkubiert (eine Mischung aus Rabbit-Anti-CYP3A und Anti-Reduktase-Immunoglobulinen
wurde benutzt). Die Membran wurde dann in TBS-T gewaschen und in
verdünnten
HRP-gekoppelten Esel-Anti-Rabbit-Antisera
für ungefähr 45 Minuten
inkubiert. Nach Waschen wurden Reduktase und CYP3A4 unter Verwendung
von ECL-Reagenzien (Amersham) detektiert. Anti-Reduktase und Anti-CYP3A4-Antisera
wurden von der ICRF Clare Hall Facility zur Verfügung gestellt, wohingegen HRP-gekoppelte
Esel-Anti-Rabbit-Antikörper
von der Scottisch Antibody Production Unit bezogenwurden.
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Testosteron 6β-Hydroxylase
Studien
-
Studien
wurden sowohl mit Zellen als auch mit Membranfraktionen durchgeführt. In
beiden Fällen
wurden etwa 100 pmol P450 unter Schütteln in TSE, das 30 mM MgCl2 ent hielt, inkubiert. Die Testosteron-Endkonzentration
betzug 0,2 mM. Wo Membranen benutzt wurden, erfolgte die Zugabe
eines NDAPH generierenden Systems (Endkonzentration 1 mM NADP, 5
mM Glucose-6-Phosphat, 1 Unit Glucose 6-Phosphat-Dehydrogenase).
Die Reaktionen wurden bei 37°C
für 5 Minuten
durchgeführt,
dann durch die Zugabe von 1 ml eiskalten Methanol angehalten und
für 10
Minuten auf Eis gestellt. Im Anschluss an die Zentrifugation wurden
die Überstände mit
einem gleichen Volumen eiskalten Wassers verdünnt und die Testosteron-Metabolite
unter Verwendung von Isolute C18-Säulen (IST Ltd.) extrahiert
und in 1 ml Methanol eluiert. Das Methanol wurde in einer SpeedVac
verdampft und die Metabolite dann in 200 μl 35% v/v Methanol re-suspendiert
und in HPLC-Fläschchen
transferiert. Die Metabolite wurden durch HPLC auf einer Spherisorb
ODS-2 (5 μm)
250 × 4,6
mm Säule
aufgetrennt, unter Verwendung eines auf Wasser, Methanol und Acetonitril
basierenden Gradienten, bei einer Durchflussrate von 1 ml/min. Die
Detektion erfolgte bei 240 nm. Der Ertrag des 6β-Hydroxytestosteron wurde, mit
einem Standard bekannter Konzentration als Referenz, berechnet und
dies ermöglichte die
Ermittlung der spezifischen Aktivität des re-kombinanten CYP3A4
bezüglich
des Testosterons. Die HPLC-Methode wurde von Glaxo-Wellcome und
die Testosteron-Metabolite von Steraloids Inc. (ein Geschenk von
Sterlin Winthrop) zur Verfügung
gestellt.
-
Erythromycin N-Demethylase
Studien
-
Bakterielle
Membranfraktionen wurden mit 0,5 mM Enthromycin in 50 mM HEPES-Puffer
(pH 7,5), der 150 mM KCl und 10 mM MgCL2 enthielt,
in Anwesenheit eines NADPH generierenden Systems (wie oben), für 20 Minuten
bei 37°C
inkubiert. Die Reaktion wurde dann durch Zugabe von 7,5% w/v Trichloroacetsäure abgebrochen
und das precipitierte Protein durch Zentrifugation gesammelt. Die
Erythromycin N-Demethylase-Aktivität wurde dann durch eine spektrofotometrische
Untersuchung bestimmt, die unter Verwendung der Nash-Reagenz [6
M Amoniumacetat, 60 mM Acetylaceton, 150 mM Essigsäure; (Nash
(1953) Biochem. J 55, 416–421)]
durchgeführt
wurde, sowie durch Messung der A414nm.
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Nifedipin-Oxidase Assays
-
Zellen
oder Membranfraktionen wurden mit 0,2 mM Nifedipin, das in TSE vorlag
und 30 mM MgCL2 enthielt, unter Schütteln für 10 Minuten
bei 37°C
inkubiert. Wenn Membranfraktionen verwendet wurden, war ein NADPH
generierendes System enthalten (wie oben). Die Reaktionen wurden
durch Zugabe von eiskaltem Methanol (30% v/v Endkonzentration) und
Perchlorsäure
(1,5 v/v Endkonzentration) angehalten und das ausgefällte Protein
durch Zentrifugation gesammelt. Die Überstände wurden in HPLC-Fläschchen
transferiert und sowohl Nifedipin als auch sein oxidiertes Metabolit
wurden isokratisch auf einer Spherisorb ODS-2 (50 μm) 250 × 4,6 mm
Säule unter
Verwendung einer mobilen Phase aus Methanol, Acetonitril und Wasser
(25 : 30 : 45 Volumenverhältniss)
aufgetrennt und bei 254 nm durch HPLC detektiert. Die Menge an gebildetem
Produkt wurde durch Bezugnahme auf einen Standard, der eine bekannte
Konzentration von oxidiertem Nifedipin enthält, berechnet.
-
Ergebnisse
-
Konstruktion eines Plasmids
für die
Co-Expression von CYP3A4 und Reduktase
-
Vorversuche
zur Optimierung der Expression von Reduktase in E. coli hatten ergeben,
dass hohe Raten kontrollierbarer Expression erreicht werden konnten,
wenn die humane Reduktase cDNA an ihrem N-Terminus translational
an die bakterielle pelB Leader Sequenz fusioniert und von dem PtacPtac-Promotor
von pCW ausgehend, in dem mit pB207 bezeichneten Plasmid, exprimiert
wurde; diese Expressionsraten waren wesentlich höher als jene, die man mit dem
vergleichbaren Konstrukt, dem der pelB Leader fehlt, erhalten hatte
(Daten nicht gezeigt). Diese Daten stimmen überein mit der vorhergegangenen
Expression von Ratten-Reduktase, die mit einer anderen bakteriellen
Signalsequenz, ompA, fusioniert worden war (Shen et al (1989) J.
Biol. Chem. 264, 7584–7589).
Ein Co-Expressionsplasmid wurde durch Subklonieren der pelB-Reduktase
cDNA in das optimierte CYP3A4-Expressionsplasmid NF14 (Gillam et
al (1993) Arch. Biochem. Biophys. 305, 123–131) (das für die vorliegende
Arbeit rekonstruiert wurde) wie folgt konstruiert. NF14 wurde durch
Entfernen einer der BglII-Schnittstellen innerhalb des Vektors modifiziert,
wodurch die Benutzung der Downstream BglII-Stelle für die folgende
Klonierung der Reduktase ermöglicht
wurde, unter Beibehalten des Terminators der CYP3A4-Expression (für Einzelheiten
siehe Methoden und Materialien und 1; pB215).
Ein BglI-BglII-Fragment
aus pB207, das die pelB-Reduktase cDNA und ihren PtacPtac-Promotor enthält, wurde dann an der BglII-Stelle
im pB215 subkloniert, wodurch ein Plasmid pB216 entstand, in dem
die beiden cDNAs, die jede den PtacPtac-Promotor tragen, Kopf an Fuß angeordnet
wurden (siehe 1).
-
Optimierung der Co-Expression
von Reduktase und CYP3A4 von pB216 aus
-
Es
stellte sich heraus, dass die idealen Kultivierungsbedingungen denen ähnlich waren,
die ausgehend von NF14 für
die Expression von CYP3A4 als optimal etabliert sind (Gillam et
al (1993) Arch. Biochem. Biophys. 305, 123–131), mit der Ausnahme, dass
festgestellt wurde, dass die Supplementation der Kulturen mit β-Aminolävulinsäure die
Expression von CYP3A4 wesentlich erhöht (unveröffentlichte Daten) und demzufolge
nun routinemäßig benutzt
wird. Die Expressionsraten in den E. coli Stämmen JM109 und DH5α wurden miteinander
verglichen und es wurde festgestellt, dass, während die Expressionsrate der
Reduktase in DH5α leicht
höher als
in JM109 lag, dies auf Kosten der CYP3A4-Rate ging (Daten nicht
dargestellt). Demzufolge wurde JM109 als Expressionsstamm ausgewählt, da
man entschieden hatte, dass die Rate der CYP3A4-Expression Priorität haben
sollte.
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Aus
früheren
Berichten über
die Expression von Reduktase in E. coli geht hervor, dass das Wachstumsmedium
mit Riboflavin supplementiert wurde (Shen et al (1989) J. Biol.
Chem. 264, 7584–7589).
Wir stellten fest, dass die Zugabe von Riboflavin bezüglich der
Expressionsrate der aktive Reduktase zu einem vernachlässigbaren
Unterschied führt,
so dass Riboflavin den Expressionskulturen nicht zugegeben wurde.
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Bestimmung
der Expressionsraten
-
In
ganzen Baterienzellen kann der CYP3A4-Gehalt unter Verwendung von
Fe2+-CO gegen Fe2+-Differenzspektren
bestimmt werden, aber für
die Einschätzung
der Reduktase-Expressionsraten
wurden bakterielle Membranfraktionen hergestellt, wie beschrieben
(Gillam et al (1993) Arch. Biochem. Biophys. 305, 123–131). Dies
war notwendig, da die Reduktase-Untersuchung die Reduktionsrate
von Cytochrom C misst und die in JM109-Zellen gemessene Hintergrundaktivität so hoch
ist, dass sie die direkte Bestimmung aus Zellen oder Spheroplasten
ausschließt.
Bei der Expression von Reduktase von pB216 ausgehend, lag die für die Reduktase
erhaltene spezifische Aktivität
im Bereich von 400 pmol Reduktase/mg Membranprotein, wie aus den
Cytochrom C Reduktionsraten von präparierten Membranen berechnet.
Der in Membranen gemessene CYP3A4-Gehalt lag typischerweise bei
ungefähr
200 pmol/mg Membranprotein. Nach der von pB216 ausgehenden Co-Expression
von CYP3A4 und Reduktase enthalten die bakteriellen Membranen folglich
P450-Reduktase und P450 in einem Verhältnis von näherungsweise 2 : 1.
-
Immunodetektion von heterolog
exprimiertem CYP3A4 und von heterolog exprimierter Reduktase
-
In 2 ist
ein typischer Western Blot dargestellt, der heterolog exprimierte
Reduktase und heterolog exprimiertes CYP3A4 zeigt. Spuren, die der
Reduktase bzw. dem CYP3A4 entsprechen, können in den von pB216 abgeleiteten
Membranfraktionen detektiert werden (Spuren 5 und 6), während Reduktase
alleine bzw. CYP3A4 alleine in jenen Proben nachgewiesen werden
können,
die von pB207 (Spuren 1 und 2) bzw. von NF14 (Spuren 3 und 4) abstammen.
Unter nicht-induzierenden Bedingungen wurde die Expression nicht
vollständig
reprimiert, was an dem Auftreten von Reduktase und CYP3A4-Banden
in Spuren beobachtet wurde, die von bakteriellen Kulturen stammen,
in denen ihre Expression nicht durch die Zugabe von IPTG induziert worden
war (Spuren 4 und 6). Jedoch wurden die aus diesen Fraktionen stammenden
Mengen von aktiver Reduktase und von spektral aktivem CYP3A4 als
wesentlich geringer befunden, als jene, die aus induzierten Kulturen
stammten (Daten nicht gezeigt), was darauf hindeuten könnte, dass
die Detektion der Banden keine lineare Antwort auf den Gehalt von
CYP3A4 und Reduktase in den Proben ist. Die Mengen von heterolog
exprimiertem CYP3A4 und von heterolog exprimierter Reduktase in
den JM109 pB216 Membranfraktionen schien denen ähnlich zu sein, die in einer
Probe humaner Lebermikrosomen nachgewiesen wurden (Spuren 6 und
9).
-
Untersuchungen von CYP3A4-Aktivität in ganzen
Zellen
-
Es
wurde festgestellt, dass ganze JM109 pB216 Zellen Testosteron verstoffwechseln.
Nach Inkubation der negativen Kontrollstämme JM109 pCW (nur Vektor)
oder JM 109 pB207 (nur Reduktase-Expression) mit Testosteron konnte
kein 6β-Hydroxytestosteron
nachgewiesen werden. Dies zeigt, dass E. coli unfähig ist,
in Abwesenheit von CYP3A4 die 6β-Hydroxylierung
von Testosteron zu katalysieren. Zellen, die CYP3A4 alleine ex primieren
(JM109 NF14), produzierten auch keine nachweisbaren Mengen an Metabolit,
was zeigt, dass es in JM109 kein endogenes Protein gibt, das CYP3A4
mit Elektronen versorgen kann und dadurch eine katalytische Funktion
ermöglicht.
Wenn zu einer Reaktion, die JM109 NF14 Zellen enthielt, jedoch 100 μM Cumolhydroperoxid
zugegeben wurden, wurde 6β-Hydroxytestosteron
gebildet. Daraus folgt, dass das CYP3A4 in den JM109 NF14 Zellen
funktional vorliegt, dass dort aber keine intrazelluläre Versorgung
mit Elektronen zur Verfügung
steht. Die geringe erreichte Aktivität könnte die Unzugänglichkeit
des P450 für
Cumolhydroperoxid innerhalb der ganzen Zellen wiederspiegeln. Bei
Co-Expression von CYP3A4 und Reduktase zeigt sich eine relativ hohe
Rate des Testosteron-Metabolismus (JM109 pB216 Probe). Dies zeigt,
dass die Reduktase und das CYP3A4, wenn sie co-exprimiert werden,
in ganzen Zellen zur Bildung eines funktionellen Mono-Oxygenase-Systems
interagieren.
-
In
diesem Experiment wurde berechnet, dass die 6β-Hydroxylase-Aktivität pro Minute
und pro nmol P450 ~17,3 nmol produziertes 6β-Hydroxytestosteron betrug.
Frühere
Ergebnisse mit einem wieder hergestellten System, das bakteriell
exprimiertes CYP3A4 enthielt, erzielten Umsatzraten von bis zu 10
nmol 6β-Hydroxytestosteron/min/nmol
P450 (Gillam et al (1993) Arch. Biochem. Biophys. 305, 123–131).
-
Metabolismus von Testosteron,
Erythromycin und Nifedipin durch JM109 pB216 Membranen
-
Es
wurde festgestellt, dass aus pB216 gewonnene Membranfraktionen den
Stoffwechsel der CYP3A4-Substrate Testosteron, Nifedipin und Erythromycin
ohne die Supplementation von Phospholipiden, Detergents, Glutathion
oder Cytochrom b
5 vermitteln. Bei diesen
Untersuchungen wurden Membranfraktionen, die 100 pmol CYP3A4 enthielten,
in Anwesenheit eines NADPH generierenden Systems einfach mit Substrat inkubiert.
Typische Aktivitäten
sind in Tabelle 2 dargestellt. Die Ergebnisse zeigen, dass JM109
pB216 Membranfraktionen für
den Stoffwechsel von drei CYP3A4-Substraten kompetent sind. Die
Erythromycin N-Demethylase-Aktivität war ~2,5-fach geringer als
zuvor in wieder hergestellten Systemen beobachtet, die bakteriell exprimiertes
CYP3A4 enthielten (Gillam et al (1995) Arch. Biochem. Biophys. 317,
374–384).
Im Gegensatz dazu war die Nifedipin-Oxydase-Aktivität jedoch ähnlich der
zuvor in einem wieder hergestellten System beobachteten (Gillam
et al (1993) Arch. Biochem. Biophys. 305, 123–131). Tabelle
1
Cytochrom P450-Gehalt und Cytochrom C-Reduktase-Aktivitäten von
JM109 NF14 und JM109 pB216 Zellen und/oder Membranen
- n. d.
- Keine nachweisbare
Aktivität
-
Die
P450-Gehalte wurden durch Differenzspektren von Fe2+-CO
gegen Fe2+ gemessen. Die Gehalte sind als
Mittelwerte von vier Experimenten ± Standardabweichung dargestellt.
-
Die
Reduktase-Aktivitäten
wurden durch Messung der Reduktionsrate von Cytochrom C pro mg Protein
in Membranfraktionen berechnet und die Werte sind als Mittelwerte
aus vier Experimenten ± Standardabweichung
angegeben.
-
Tabelle
2
CYP3A4 abhängiger
Metabolismus von Testosteron, Nifedipin und Erythromycin durch JM109
pB216 Zellen und Membranen
-
Der
Metabolismus von drei bekannten CYP3A4-Substraten durch Zellen oder
Membranen, die rekombinantes CYP3A4 und P450-Reduktase enthalten,
wurde bewertet. Umsatzzahlen wurden als nmol des gebildeten Produkts
pro Minute und pro nmol P450 aufgezeichnet und sind mit der ± Standardabweichung
dargestellt. Bei den detektierten Pro dukten handelte es sich um
6β-Hydroxytestosteron,
oxidiertes Nifedipin und Formaldehyd. Wo keine Aktivitäten nachgewiesen
werden konnten, sind die Nachweisraten dargestellt. Beim Testosteron-Stoffwechsel
wurde kein 6β-Hydroxytestosteron
gebildet, auch nicht nach 60 Minuten Inkubation der Zellen oder
Membranen, denen entweder CYP3A4 oder die P450-Reduktase fehlten
(Daten nicht dargestellt).
-
Diskussion
-
In
diesem Beispiel beschreiben wir die Bildung eines funktionellen
P450-Mono-Oxygenase-Systems in E. coli durch Co-Expression der cDNAs,
die humanes CYP3A4 und die P450-Reduktase codieren. Nach unserem
Wissensstand handelt es sich hierbei um den ersten Fall, in dem
gezeigt wurde, dass ein von einem Säugetier stammendes, Xenobiotika
verstoffwechselndes P450 in intakten E. coli Zellen katalytisch
aktiv ist Während
die steroidogene P450 17α-Hydroxylase/17-20-lyase
(P450c17) in E. coli aufgrund ihrer Fähigkeit Elektronen vom bakteriellen
Flavodoxin/NADPH-Flavodoxin-Reduktase-System anzunehmen (Jenkins
et al (1994) J. Biol. Chem. 269, 27401–27408) funktional ist, metabolisierten
E. coli Zellen, die CYP3A4 alleine exprimieren (JM109 NF14 Zellen)
das CYP3A4-Substrat Testosteron in der Abwesenheit eines exogenen
Elektronenlieferanten (in diesem Fall Cumolhydraperoxid) nicht.
Wir schließen
daraus, dass CYP3A4 nicht mit dieser oder einer anderen bakteriellen
Reduktase interagieren kann.
-
Wir
haben ein System zur Co-Expression von CYP3A4 und humaner P450-Reduktase
in E. coli entwickelt, mit der Zielsetzung, dass diese Zellen als
Biokatalysatoren für
die Produktion wertvoller P450-Metabolite benutzt werden könnten. Beide
cDNAs wurden unter getrennten PtacPtac-Promotoren in einem einzelnen Plasmid,
pB216, exprimiert, so dass koordinierte Expression des CYP3A4 und
der Reduktase durch IPTG induziert werden konnten. Um optimale Expressionsraten
erreichen zu können,
wurde die ursprüngliche
Form beider cDNAs modifiziert. Das 5'-Ende beider CYP3A4 cDNAs wurde wie
zuvor beschrieben, verändert
(Gillam et al (1993) Arch. Biochem. Biophys. 305, 123–131). Wir
fanden heraus, dass es für
die Effizienz der Expression der P450-Reduktase notwendig war, das
5'-Ende der cDNA
durch Fusion mit der Sequenz, die das bakterielle pelB Signalpeptid
codiert, zu verlängern.
CYP3A4-Erträge
von 200 pmol/mg Membran-Protein und Reduktaseerträge von 400
pmol/mg Membran-Protein wurden erzielt.
-
Wir
glauben, dass CYP3A4 das mit pelB-Reduktase co-exprimiert wird,
auf derselben Seite der cytoplasmatischen bakteriellen Membran lokalisiert
sein könnte,
da sowohl JM109 pB216 Zellen als auch die aus ihnen isolierten Membranen
gegenüber
CYP3A4-Substraten
aktiv sind, was anzeigt, dass die Proteine in der Lage sein müssen, effektiv
zu interagieren. Es wurde festgestellt, dass in Bezug auf die Substrate
gemessene Aktivitäten
sich als höher
erwiesen als frühere
Ergebnisse, die mit gereinigtem, bakteriell expri miertem CYP3A4
in einem wieder hergestellten System erhalten worden waren (Gillam
et al (1993) Arch. Biochem. Biophys. 305, 123–131; Gillam et al (1995) Arch.
Biochem. Biophys. 317, 374–384).
Solche wieder hergestellten Systeme enthalten gereinigtes CYP3A4,
Reduktase, Cytochrom b5, Glutathion, Detergents
und eine optimierte Phosphlipid-Zusammensetzung. Es wurde gezeigt,
dass Cytochrom b5 wichtig ist, um maximale
CYP3A4-Aktivitäten
gegen spezifische Substrate für
ein CYP3A4-Reduktase-Fusionsprotein zu erhalten (Shet et al (1993) Proc.
Natl. Acad. Sci. USA 90, 11748–11752),
während
gezeigt werden konnte, dass in einem wieder hergestellten System,
welches CYP3A4 enthält,
auch die Phospholipid-Zusammensetzung und die Glutathion-Konzentration
entscheidend sind (Gillam et al (1993) Arch. Biochem. Biophys. 305,
123–131).
In Abwesenheit dieser ergänzenden
Faktoren waren sowohl in ganzen Zellen als auch in Membranen in
dem hier verwendeten einfachen Puffersystem CYP3A4-Aktivitäten an Testosteron
eher nicht zu erwarten. Es war daher extrem interessant, dass, in
unseren Studien, hohe Raten von CYP3A4-Aktivität an diesen Substraten in der
Abwesenheit von exogen zugefügtem
Cytochrom b5 beobachtet wurden.
-
Zusammenfassend
haben wir mit Erfolg hohe Co-Expressionsraten von CYP3A4 und humaner P450-Reduktase
in E. coli erreicht. Der resultierende Stamm ist kompetent für den Stoffwechsel
von Testosteron und Nifedipin in ganzen Zellen, selbst in der Abwesenheit
von exogen angewandtem NADPH, was nahelegt, dass (zumindest) das
aktive Zentrum der Reduktase zytoplasmatisch orientiert ist. Von
den Bakterien gewonnene Membranen verstoffwechseln Testosteron,
Nifedipin und Enthromycin in einem einfachen Puffer, der nur mit
NADPH supplementiert wurde. Die spezifischen Aktivitäten, die
wir mit unserem Co-Expressionsstamm erzielt haben, sind höher als
zuvor mit wieder hergestellten Systemen erreichte. Wir hoffen, die
möglichen Gründe für diese
Abweichungen zu erforschen, um die Umsatzraten zu verbessern. Der
im vorliegenden Beispiel beschriebene Stamm wird als biotechnologisches
Werkzeug für
die Produktion von CYP3A4-Metaboliten Verwendung finden und wird
als Modellsystem für
die zukünftige
Co-Expression von alternativen P450-Isoformen zusammen mit P450-Reduktase
in E. coli verwendet werden.
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Beispiel 2
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Materialien
und Methoden
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Bakterielle
Stämme
und Plasmide
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Es
wurde durchweg der E. coli Stamm K-12 JM109 (Yanisch et al (1985)
Gene 33, 103–19)
benutzt. Cytochrom P450 cDNAs wurden vom Plasmid pCW ausgehend exprimiert.
Dieses Plasmid enthält
ein β-Lactamase-Gen
und kann deshalb stabil in bakteriellen Zellen gehalten werden,
die in der Anwesenheit eines Agenten, wie z. B. Ampecillin oder
Carbenicillin wachsen. Die cDNA der humanen P450-Reduktase wurde
ausgehend von dem Plasmid pACYC184 exprimiert, welches in der Anwesenheit
von Chloramphenicol stabil in bakteriellen Zellen gehalten werden
kann.
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Isolation
von bakterielle Signalpeptide codierenden Sequenzen und Herstellung
von Expressions-Konstrukten
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Die
Quelle der codierenden Sequenz des bakteriellen pelB Signalpeptides
war der kommerzielle Vektor pET-20b (Novagen). Chromosomale DNA
wurde aus dem E. coli Stamm JM109 extrahiert und als Matritze für die Isolation
der ompA Leader Sequenz durch PCR, unter Verwendung spezifischer
Oligonucleotid Primer, verwendet. Dieses PCR-Produkt wurde subkloniert
und der Didedoxy-Sequenzierung unterzogen und als identisch mit
einer ompA Leader Sequenz, die bereits in der GenEMBL-Datenbank
(Accession Number: v00307) registriert ist, gefunden, nämlich:
5'ATGAAAAAGACAGCTATCGCGATTGCAGTGGCACTGGCTGGTTTCGCTACCGTAGCGCAGGCC-3' (SEQ ID No. 6).
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Eine
PCR-Fusionstechnik (Yon et al (1989) Nucleic Acids Res. 17; 4895)
wurde benutzt, um die codierende Sequenz für das bakterielle pelB- oder
ompA-Signalpeptid in Frame an das 5'-Ende der Volllängen-P450 cDNA zu fusionieren.
Diese Methode verwendend stellten wir die pelB-CYP3A4, ompA-CYP3A4,
ompA-CYP2D6, ompA-CYP2A6 und ompA-CYP2E1-Fusionen her, wobei in
jedem einzelnen Fall eine NdeI-Schnittstelle am 5'-Ende des Konstruktes
eingebaut wurde, um die Subklonierung in pCW hinein zu ermöglichen.
Alle durch PCR erhaltenen Fragmente wurden durch die Dideoxy-Sequenzierung
verifiziert.
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Das
zuvor beschriebene humane pelB-Reduktasekonstrukt wurde zusammen
mit einer Abstreem (tac)2-Promotor-Kassette,
als ein BglI-BglII-Fragment, in die einzige BamHI-Stelle des Plasmids
pACYC184 subkloniert, um das Plasmid pJR7 zu produzieren.
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Expression von humanen,
an bakterielle Leader Sequenzen fusionierten P450 in E. coli
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JM109
Zellen wurden mit pCW/pelB-CYP3A4, pCW/ompA-CYP3A4, pCW/ompA-CYP2D6-, pCW/ompA-CYP2A6
oder pCW/ompA-CYP2E1 (Inoue et al (1990) Gene 96, 23–28) transformiert.
Transformierte Zellen wurden mit Ampicillin selektiert und für weitere
Studien amplifiziert. Für
die Co-Expression wurden JM109 Zellen mit den Plasmiden pCW/ompA-CYP2D6
und JR7 co-transformiert und sowohl auf Ampecillin als auch Chloramphenicol
selektiert.
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Für alle Expressions-
und Co-Expressionsexperimente wurde ein Standardprotokoll verwendet.
Die Transformanden wurden aus einem gefrorenen Glycerolstock auf
LB Agar-Platten,
die entweder Ampecillin alleine (für die P450-Expression) oder
Ampecillin plus Chloramphenicol (für die Co-Expression von P450
und der Reduktase) enthielten, ausgestrichen und bei 37°C für 12–14 Stunden
inkubiert. Isolierte Einzelkolonien wurden dann in einigen ml LB
Broth (das das passende Antibiotikum bzw. die passenden Antibiotika
enthielt) inokuliert und über
Nacht bei 37°C
geschüttelt.
Diese Starterkultur wurde in einem konischen 1 l Kolben 1 : 100 in
100 ml Terrific Broth verdünnt,
die wie beschrieben modifiziert und supplementiert worden war (Gillam
et al (1993) Arch. Biochem. Biophys. 305, 123–131), allerdings unter der
Zugabe von Chloramphenicol (25 μg/ml), wenn
Reduktase co-exprimiert wurde. Diese Kulturen wurden bei 30°C für 4–5 Stunden
unter Schütteln
inkubiert. Der Haem-Vorläufer, δ-Aminolävulinsäure, wurde
dann zu einer Endkonzentration von 0,5 mM und das induzierende Agens
IPTG zu 1 mM zugegeben. Die Expression heterologer Proteine durfte
dann für
22–23 Stunden
bei 30°C
stattfinden.
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Ernte der
Kulturen und Bestimmung der Expressionsraten – wie zuvor beschrieben
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Immunodetektion von heterolog
exprimiertem P450 und heterolog exprimierter Reduktase
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Die
Proteine wurden auf 9%-igen SDS-Acrylamidgelen aufgetrennt und dann
auf Hybond-ECL-Membranen (Amersham, GB) transferiert. Die Membran
wurde für
1 Stunde mit 5% Milchpulver in TBS-X [50 mM Tris Cl (pH 7,9), 150
mM NaCl, 0,10% Triton X-100]
blockiert, dann mit verdünnten
primären
Antikörpern
für 45–60 Minuten
inkubiert. Bei den benutzten primären Antikörpern handelte es sich um Rabbit-Anti-CYP3A, Rabbit-Anti-CYP2D6, Rabbit-Anti-Reduktase
oder Sheep-Anti-CYP2E1-Immunoglobuline. Die Membran wurde in vier
Durchgängen
in TBS-X gewaschen und dann für
25–35
Minuten mit dem sekundären
Antikörper (HRP-gekoppelte
Esel, Anti-Rabbit- oder Anti-Sheep IgG, wie jeweils angemessen)
inkubiert. Nach vier Waschschritten mit TBS-X wurden die rekombinanten
Proteine durch Chemolumineszenz unter Verwendung von ECL (Amersham,
GB) detektiert. Die sekundären
Antikörper
wurden von der Scottisch Antibody Production Unit bezoge.
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Bufuralol 1'-Hydroxylase Studien
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Untersuchungen
bakterieller Membranfraktionen wurden bei 37°C in 50 mM Kaliumphosphat-Puffer, pH
7,4 durchgeführt,
der 20 oder 50 pmol CYP2D6, 50 μM
(±)-Bufuralol
und ein NADPH regenerierendes System (siehe Beispiel 1) in einem
Gesamtvolumen von 300 μl
enthielt. Bei Membranen, die aus Zellen isoliert wurden, die nur
pCW/ompA-CYP2D6
in sich tragen (d. h. Reduktase wird nicht co-exprimiert) wurde
das NADPH regenerierende System durch 100 μM Cumolhydroperoxid ersetzt.
Die Reaktionen wurden durch die Zugabe von 15 μl 60%-iger Perchlorsäure abgebrochen
und für
5–10 Minuten
auf Eis gestellt. Die ausgefällten Proteine
wurden durch Zentrifugation entfernt und die Überstände wurden auf 1'-Hydroxybufuralol
durch Reversed-Phase-HPLC, mit Bezug auf Authentic Standard, untersucht.
Die Auftrennung wurde durch Verwendung einer Spherisorb 5 μm ODS-2 Säule 25 cm × 4,6 mm
und einer mobilen Phase von 0,1 M Ammoniumacetat (pH 5,0) mit einem
linearen Acetonitril-Gradienten (27 bis 51% in 12 Minuten) erreicht.
Die Detektion erfolgte durch Fluoreszenz unter Verwendung von Anregungs- und Emissionswellenlängen von
252 bzw. 302 nm.
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Untersuchungen
an ganzen Zellen wurden bei 37°C
in konischen 50 ml Glaskolben durchgeführt und enthielten 50 pmol
CYP2D6, 50 μM
(±)-Bufuralol
und 1 × TSE-Puffer
in einem Gesamtvolumen von 5 ml. Proben (300 μl) wurden nach 0, 2, 5 und 10
Minuten entnommen und in Reaktionsgefäße, die 15 μl 60%-ige Perchlorsäure enthielten,
auf Eis überführt. Die
Analysen gingen dann in identischer Manier wie bei den Membranuntersuchungen
(siehe oben) weiter.
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Für die Bestimmung
der Parameter der Michaelis-Menten-Kinetik wurden die Inkubationen
für 5 Minuten
mit 20 pmol CYP2D6 und variierenden Substratkonzentrationen (0–100 μM) durchgeführt. Km und Vmax wurden
aus doppelt reziproken Auftragungen der anfänglichen Reaktionsgeschwindigkeit
gegen die Substratkonzentration bestimmt.
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Ergebnisse
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Isolation der P450 und
der P450-Reduktase cDNAs
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Die
cDNAs für
CYP3A4, CYP2D6, CYP2A6 und CYP2E1 sowie für die P450-Reduktase wurden
durch RT-PCR unter Verwendung von Amplimeren, die auf Grundlage
der publizierten Sequenzinformationen synthetisiert worden waren,
isoliert. Die cDNAs wurden durch DNA-Sequenzierung verifiziert und
es wurde befunden, dass sie Proteine codieren, deren Primärstrukturen
identisch sind mit jenen, die für
CYP3A4, CYP2D6, CYP2A6 und CYP2E1 sowie für die humane P450-Reduktase
publiziert wurden.
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Konstruktion und Expression
von an die pelB Leader Sequenz fusionierter humaner P450-Reduktase
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P450-Reduktase
ist für
die katalytische Aktivität
von humanen P450s notwendig und in E. coli nicht vorhanden. Wir
haben versucht, die native P450-Reduktase oder die P450-Reduktase,
die an ihem N-Terminus mit der pelB Leader Sequenz (MKYLLPTAAAGLLLLAAQPAMA-)
(SEQ ID No. 1) fusioniert ist, in E. coli zu exprimieren. Anfänglich versuchten
wir beide Proteine unter der Kontrolle des IPTG (Isopropylthioglactosid)
induzierbaren (tac)2-Promotors in dem Plasmid
pCW zu exprimieren (3). Membranen, die die native P450-Reduktase
und die pelB-Reduktase beherbergen, wurden aus E. coli isoliert
und durch Immunoblotting analysiert (4). In der
Abwesenheit von IPTG wurden vernachlässigbare Mengen von P450-Reduktase
detektiert und nach Zugabe von IPTG wurde eine deutliche Induktion
des rekombinanten Proteins beobachtet. Die Expression der nativen
P450-Reduktase von dem Plasmid pJR1 aus war niedrig, wohingegen
große
Mengen an pelB-P450-Reduktase von dem Plasmid pJR2 erhalten wurden.
Diese Unterschiede wurden auch in der P450-Reduktase-Aktivität an Cytochrom
C wiedergespiegelt, die in Membranen gemessen wurde, die diese beiden
rekombinanten Proteine enthalten. In diesen Ansätzen zeigte die pelB-Reduktase
eine fast 10-fach höhere
Reduktase-Aktivität
verglichen mit der nativen P450-Reduktase (4). Diese
Ergebnisse zeigen deutlich, dass die optimale Expression funktioneller
P450-Reduktase in E. coli nur nach Fusion dieses Proteins mit einer
bakteriellen Leader Sequenz möglich
ist.
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Konstruktion und Expression
von an eine bakterielle Leader-Sequenz fusioniertem CYP3A4
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CYP3A4
ist das menschliche hepatische Haupt-P450 (Shimada et al (1994)
J. Pharmacol. Exp. Ther. 270, 414–423) und ist in den Stoffwechsel
sowohl breit gefächerter
therapeutischer Arzneimittel als auch chemischer krebserregender
Stoffe involviert. Um eine effiziente Expression dieses wichtigen
P450 zu erreichen, konstruierten wir eine Serie modifizierter CYP3A4
cDNAs, die das CYP3A4 codieren, welches an seinem N-Terminus entweder
an die bakterielle pelB oder die bakterielle ompA Leader Sequenz
(MKKTAIAIAVALAGFATVAQA) (SEQ ID No. 2) fusioniert worden war, unter
Verwendung einer PCR basierten Strategie, von der gezeigt wurde,
dass sie die Fusion von zwei beliebigen Sequenzen an beliebigen
Stellen ermöglicht
(Yon et al (1989) Nucleic Acids. Res. 17, 4895). Die resultierenden
cDNA-Konstrukte wurden sequenziert, in den Vektor pCW kloniert und
zur Expression in den E. coli Stamm JM109 transformiert.
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Kolonien,
die in der Anwesenheit von Ampecillin wuchsen, wurden für weitere
DNA- und Protein-Analysen selektiert. Die Expressionskonstrukte
beherbergende E. coli wurden in Teriffic Broth wachsen gelassen und
die P450-Expression wurde, wie in Materialien und Methoden beschrieben,
durch IPTG induziert. Die CYP3A4-Expression wurde durch Immunoblot-Analyse
bakterieller Membranen detektiert (5), sowie durch
Spektralanalyse ganzer Zellen oder Membranen (6).
Wie aus 5 ersichtlich, war die Rate
von immunoreaktivem pelB-CYP3A4 ähnlich
der Rate von in humanen Lebermikrosomen gefundenem CYP3A4, wohingegen
die Rate von immunoreaktivem ompA-CYP3A4 um mindestens eine Größenordnung
höher war. Interessanterweise
lieferte pelB-CYP3A4 zwei nah beieinander wandernde immunoreaktive
Proteine. Ein ähnliches
Ergebnis wurde auch nach Reinigung eines His-gekennzeichnetem pelB-3A4
durch Nickel-Agarose-Affinitätschromatographie
erhalten, wohingegen ompA-3A4, das auf ähnliche Weise gereinigt worden
war, ein homogenes Protein ergab. Sowohl pelB-CYP3A4 als auch ompA-3A4
zeigten ein für
P450 Haemoproteine typisches Spektrum von Fe2+ gegen
Fe2+-CO
(6). Der Erhalt von spektralaktivem pelB-CYP3A4-,
jedoch nicht von ompA-CYP3A4-Protein
wurde stark durch die Anwesenheit von δ-Aminolävulinsäure (ALA) im Wachstumsmedium
stimuliert (7). Unter diesen Bedingungen
lieferte ompA-3A4 mehr spektralaktives P450 im Vergleich zu pelB-CYP3A4
(500 nmol/l Kultur bzw. 143 nmol/l Kultur), obwohl der Unterschied
weniger stark betont ausfiel, als aufgrund der Immunoblot-Analyse
erwartet. Die Anwesenheit von ALA im Kulturmedium führte zum
Auftreten eines Absorptionsmaximums bei 420 nm in den Spektralanalysen
der rekombinanten P450 (siehe 6, pelB-3A4
exprimiert in der Anwesenheit von ALA und ompA-3A4 exprimiert in der Abwesenheit von
ALA).
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Die
direkte Bestimmung der katalytischen Aktivität des exprimierten Proteins
war aufgrund der Abwesenheit von P450-Reduktase in bakteriellen
Membranen nicht möglich.
Die Enzymaktivität
von P450 wurde deshalb in der Anwesenheit von Cumolhydroperoxid
bestimmt, das als künstlicher
Sauerstoffdonor für
P450 dient. Bei dieser Untersuchung stellten wir fest, dass die
Umsatzzahlen des pelB-CYP3A4 bzw. des ompA-3A4 für die 6β-Hydroxylierung von Testosteron
4,2 min–1 bzw.
3,2 min–1 betrugen.
Diese Ergebnisse zeigen deutlich, dass diese P450 sich in E. coli
korrekt zu spektral und katalytisch aktiven Enzymen falten.
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Konstruktion und Expression
von an die ompA Leader-Sequenz fusioniertem CYP2D6
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Da
wir heraus gefunden hatten, dass der von ompA-CYP3A4 erhaltene Ertrag
wesentlich größer war, als
der für
pelB-CYP3A4, entschieden wir uns, ausschließlich die ompA-Sequenz an den
N-Terminus von CYP2D6 zu fusionieren, das ein P450 darstellt, das
in den Stoffwechsel einer Vielzahl von therapeutisch bedeutenden
Verbindungen involviert ist.
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Die
für die
Fusion der ompA-Signalsequenz an die CYP2D6 cDNA verwendete PCR-Technik war ähnlich der
für die
Konstruktion von ompA-CYP3A4 verwendeten Strategie. Dieses Konstrukt
wurde vom pCW-Vektor aus exprimiert. 8 zeigt
einen Immunoblot bakterieller Membranen, die aus E. coli stammen, die
das ompA-CYP2D6 cDNA-Konstrukt beherbergen (Spur 2). Eine dem rekombinanten
CYP2D6 entsprechende, immunoreaktive Bande wurde in diesen Membranen
detektiert. Diese Bande fehlte in Membranen, die aus Bakterien isoliert
wurden, die das leere Expressionsplasmid, pCW, trugen (Spur 1).
Das ompA-CYP2D6 ergab ein für
P450 typisches Spektrum von Fe2+ gegen Fe2+-CO (9). Der
Ertrag von spektral aktivem CYP2D6 (481 nmol/l Kultur, 10)
war ähnlich
dem mit ompA-CYP3A4 erhaltenen Ertrag und resultierte in einer deutlich
erkennbaren Rotfärbung
der Bakterien, die das zuvor genannten Haemoprotein exprimieren.
Die ALA abhängige
Zunahme von spektral aktivem ompA-CYP2D6 war wesentlich stärker als
bei pelB-CYP3A4. In der Anwesenheit von Cumolhydroperoxid katalysierte
ompA-CYP2D6 die Hydroxylierung des typischen CYP2D6-Substrates Bufuralol
bei einer Umsatzzahl von 50 ± 3
min–1.
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Die Co-Expression von
P450 und der P450-Reduktase, die an eine bakterielle Leader-Sequenz
fusioniert wurden, erzeugt ein funktionelles Mono-Oxygenase-System
in E. coli
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Um
ein funktionelles P450-Mono-Oxygenase-System zu erzeugen versuchten
wir P450 und die P450-Reduktase in E. coli zu co-exprimieren. Es
ist möglich,
sich drei wesentliche Wege vorzustellen, um die Co-Expression von
zwei Proteinen in E. coli zu erreichen. Erstens können zwei
cDNAs von getrennten kompAtiblen Plasmiden aus in der selben Zelle
exprimiert werden: Zum Beispiel könnte P450 von pCW aus und die
P450-Reduktase von einem weiteren Vektor aus exprimiert werden.
Zweitens könnten
beide cDNAs in dasselbe Plasmid sub-kloniert werden. Drittens könnte eine
oder beide der cDNAs, die P450 oder die P450-Reduktase codieren,
in das bakterielle Chromosom integriert werden. Wir haben die erste
Strategie gewählt,
da diese technisch am wenigsten anspruchsvoll ist.
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Die
pelB-Reduktase cDNA wurde in den Vektor pACYC184 (3)
kloniert, woraus der Vektor pJR7 hervor ging. Der Vorteil dieses
Konstrukts liegt darin, dass pACYC184 einen Replikationsursprung
enthält,
der anders ist als bei pCW. Zusätzlich
enthalten diese Vektoren unterschiedliche Selektionsmarker, die
eine stabile Co-Transformation mit zwei getrennten Plasmiden, eines
für die
Expression der P450-Reduktase (pACYC184) und das andere (pCW) für die Expression
von P450 erlauben. E. coli wurde mit pJR7 und pCW, die die ompA-CYP2D6
cDNA tragen, transformiert. Transformanten wurden auf Ampicillin
und auf Chloramphenicol selektiert und für weitere Untersuchunen vermehrt.
Immunoblotting ergab immunoreaktive Banden (8), die der
rekombinanten P450-Reduktase und dem CYP2D6 in Membranen entsprechen,
die aus den co-exprimierenden Stämmen
isoliert wurden, (Spuren 3 und 4). Diese waren beide in Membranen
nicht vorhanden, die aus Bakterien isoliert wurden, die den leeren
Expressionsvektor pCW tragen (Spur 1). ompA-CYP2D6 und die pelB-Reduktase
co-exprimierende E. coli zeigten ein typisches Fe2+ gegen
Fe2+-CO-Spektrum (9). Der
gesamte zelluläre
Ertrag an spektral aktivem ompA-CYP2D6 betrug 365 nmol/l Kultur
in dem co-exprimierenden Stamm, was nur 25% unter dem von E. coli
lag, die CYP2D6 alleine exprimieren (10). Membranen,
die das ompA-CYP2D6 und die P450-Reduktase enthalten, zeigten eine
Cytochrom C-Reduktase-Aktivität
von 530 nmol/min/mg, was zwei Mal höher ist als der für humane
Lebermikrosomen berichtete Wert. Am wichtigsten ist, dass sowohl
intakte Bakterien, die ompA-CYP2D6 und die pelB-Reduktase co-exprimieren
als auch aus ihnen gewonnene Membranen die Hydroxylierung des typischen
CYP2D6-Substrates Bufuralol extrem effizient mit Umsatzzahlen von
4,6 min–1 bzw.
5,7 min–1 und
einer spezifischen Aktivität
(1,2 nmol/min/mg Membranprotein) katalysierten, was vierzig Mal
höher als
der für
humane Lebermikrosomen berichtete Wert ist. Es wurde gefunden, dass
Vmax und die Km für die CYP2D6-katalysierte
Bufuralol 1'-Hydroxylierung
bei 13,3 min–1 bzw.
11,1 μM
(11) liegen.
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Konstruktion und Expression
von mit dem ompA-Signalpeptid fusioniertem CYP2A6
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Das
ompA-Signalpeptid wurde durch PCR mit dem N-Terminus des Vollängen-CYP2A6
fusioniert. Das von pCW aus exprimierte, rekombinante ompA-CYP2A6
zeigte sowohl in ganzen Zellen als auch in von ihnen erhaltenen
Membranen ein typisches Fe2+ gegen Fe2+-CO-Differenzspektrum (13).
Der Ertrag an spektral aktivem CYP2A6 in ganzen Zellen (193 nmol/l
Kultur, 14) war etwas geringer als die
Erträge
von entweder CYP3A4 oder CYP2D6, die von analogen Konstrukten exprimiert
wurden. Trotzdem überstieg
der spezifische CYP2A6-Gehalt, der aus diesen Zellen isolierten
Membranen, bei Weitem den Pegel, der in humanen Lebermikrosomen
gefunden werden würde.
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Konstruktion und Expression
von an das ompA-Signalpeptid fusioniertem CYP2E1
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Dieselbe,
auf PCR basierende Strategie wurde benutzt, um das ompA-Signalpeptid
an den N-Terminus des humanen Volllängen-CYP2E1 zu fusionieren.
Die Expression von pCW aus hatte das Erscheinen eines Proteins in
bakteriellen Membranen zur Folge, das durch Immunoblotting unter
Verwendung spezifischer Anti-CYP2E1-Antikörper nachweisbar war (15,
Spur 3) und das offensichtlich von derselben Größe wie CYP2E1 in einer Probe
humaner Lebermikrosomen war (15, Spur
1). Dieses Protein war in einer Probe von Membranen, die aus E.
coli isoliert wurden, welche das leere Expressionsplasmid, pCW,
tragen, nicht vorhanden (Spur 2). Die relativen Bandenstärken (siehe
Spuren 1 und 3) lassen vermuten, dass in diesem Bakterienstamm ein
sehr hohes Niveau von rekombinantem CYP2E1 produziert wurde.
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Des
weiteren lieferte die Expression von pCW/ompA-CYP2E1 ein typisches
Differenzspektrum für
reduziertes Fe-CO in ganzen Bakterienzellen (16), obwohl
in diesem Fall das Absorptionsmaximum bei etwa 420 nm eher stärker betont
war als für
die anderen P450 exprimierenden Konstrukte. Der Ertrag an spektral
aktivem CYP2E1 in ganzen E. coli, die pCW/ompA-CYP2E1 tragen, wurde
auf 451 nmol/l Kultur geschätzt – näherungsweise
dasselbe Maß,
das auf von CYP3A4 und von CYP2D6 in ganzen Zellen von den analogen ompA-Konstrukten
produziert wurde.
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Diskussion
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Dieses
Beispiel demonstriert, dass ein hoch funktionelles Mono-Oxygenase-System
in E. coli durch die Fusion sowohl von P450 als auch der P450-Reduktase
mit bakteriellen Leader Sequenzen, wie z. B. pelB und ompA geschaffen
werden kann. Dies wird deutlich veranschaulicht durch die fast 10-fache
Zunahme des Niveaus funktioneller P450-Reduktase, erhalten nach
der Fusion der nativen P450-Reduktase mit der pelB Leader Sequenz
und der Expression dieses Konstrukts vom Vektor pCW aus (1).
Die Expression der pelB-Reduktase vom Vektor pACYC184 aus, den wir
für die
Co-Expression der P450 zusammen mit der P450-Reduktase einsetzten,
lieferte P450-Reduktase-Niveaus in E. coli Membranen ähnlich denen,
die in humanen Lebermikrosomen gefunden wurden (100 pmol P450-Reduktase/mg
Protein). Die Anwendbarkeit unserer Methode ist nicht nur auf die
Expression der P450-Reduktase in E. coli beschränkt, da wir herausgefunden
haben, dass die pelB-P450-Reduktase auch in S. typhimurium auf einem
Niveau, ähnlich
dem in E. coli erreichten, exprimiert werden kann (Daten nicht dargestellt).
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Darüber hinaus
haben wir gezeigt, dass mit bakteriellen Leader Sequenzen fusionierte
P450 in E. coli effizient exprimiert werden können, ohne dabei auf die aufwendigen
Modifikationen der P450 N-Termini angewiesen zu sein, die bisher
für die
optimale Expression von P450 für
nötig gehalten
wurden (Barnes et al (1991) Proc. Natl. Acad. Sci. USA 88, 5597–5601; Gillam
et al (1993) Arch. Biochem. Biophys. 305, 123–131; Larson et al (1991) J.
Biol. Chem. 266, 7321–7324).
Unsere Methode zur Genfusion ist für P450 anwendbar, die zu verschiedenen
Genfamilien gehören,
da wir in der Lage waren zu zei gen, dass CYP3A4, CYP2D6, CYP2A6 und
CYP2E1 (5, 8 und 15)
unter Verwendung dieser Strategie alle in E. coli exprimiert werden können. Kürzlich haben
wir diese Methode auch auf die Expression von CYP2C9 und CYP2D9
erweitert.
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Bisher
wurden CYP3A4 und CYP2D6 cDNAs in E. coli exprimiert nachdem ihre
5'-Enden modifiziert worden
waren um Regionen zu entfernen, die das Potential zur Bildung von
Sekundärstrukturen
besitzen (Gonzalez et al (1995) Annu. Rev. Pharmacol. Toxicol. 35,
369–390).
Diese Modifikationen erwiesen sich als aufwendige Veränderungen
in den N-terminalen
Regionen von CYP3A4 und CYP2D6 (im Folgenden werden diese modifizierten
Proteine als 17α-CYP3A4
bzw. 17α-CYP2D6
bezeichnet). In Bezug auf den P450-Ertrag ist unsere Strategie der Genfusion
dieser Methode überlegen,
zumindest für
die von uns ausprobierten P450, da die Erträge des vom Vektor pCW aus exprimierten
ompA-CYP3A4 und des ompA-CYP2D6 mindestens um den Faktor 1,7 bzw.
4,8 höher
lagen als die für,
vom selben Vektor aus exprimierten, 17α-CYP3A4 und 17α-CYP2D6 publizierten
Werte (12). Wir untermauerten diese
Beobachtung, indem wir die Expression von 17α-CYP3A4 und 17α-CYP2D6 von
Konstrukten aus, die in unseren Laboren laut den publizierten Verfahren
hergestellt worden waren, wiederholten (Gillam et al (1993) Arch.
Biochem. Biophys. 305, 123–131;
Gillam et al (1995) Arch. Biochem. Biophys. 319, 540–550). Wir
haben pelB-CYP3A4 und ompA-CYP3A4 mit C-terminalen Verlängerungen,
die eine Reihe von Histiginresten enthalten, exprimiert. Wir waren
in der Lage, von diesen Proteinen Mengen im mg-Bereich für Strukturanalysen
zu reinigen durch die Verwendung von Nickelagarose-Affinitätschromatographie.
-
Wir
haben unsere ompA Leader Fusionsstrategie erweitert um die Expression
von zwei weiteren humanen Cytochromen P450, nämlich CYP2A6 und CYP2E1 in
E. coli zu ermöglichen.
Für CYP2E1
ist unsere Expressionsrate von 451 nmol/l Kultur (16)
um eine Größenordnung
größer als
die zuvor publizierte Expressionsrate für dieses Enzym in E. coli (40
nmol/l, Gillam et al (1994) Arch. Biochem. Biophys. 312, 59–66) unter
Verwendung konventioneller Sequenzoptimierungsverfahren. Soweit
wir wissen, wurde über
die Expression von CYP2A6 in E. coli zuvor noch nie berichtet. Somit
waren wir in der Lage, die Einfachheit und Vielseitigkeit unseres
Systems zu demonstrieren.
-
Am
wichtigsten ist, dass wir zeigen, dass die Genfusionsmethode verwendet
werden kann, um ein hochfunktionelles humanes P450-Mono-Oxygenase-System
in E. coli zu erzeugen. Dies wird deutlich demonstriert durch die
hohe Bufuralol 1'-Hydroxylase-Aktivität, die bei
intakten E. coli, die ompA-CYP2D6 und die pelB-P450-Reduktase co-exprimieren,
beobachtet wurde. Diese Aktivität
(1,2 nmol/min/mg Protein) ist etwa 20-fach höher, als die durchschnittliche,
für ein
Paneel humaner Lebermichrosomen berichtete, Bufuralol-Hydroxylase-Aktivität. Auch
aus diesem E. coli Stamm isolierte bakterielle Membranen zeigen
eine ähnlich
hohe P450-Enzym-Aktivität.
ompA-CYP2D6 zeigt eine höhere
Substratumsatzzahl (4,6 min–1), als der für humane
Lebermichrosomen berechnete Wert (1 min–1)
und auch als die für
in einem optimierten zellfreien System wieder hergestelltes CYP2D6
berichteten Werte. Dieses Ergebnis demonstriert deutlich, dass ompA-CYP2D6
und die pelB-Reduktase in E. coli sehr effizient interagieren und
legt nahe, dass beide Proteine auf derselben Seite der bakteriellen
Membran in einer Phospholipid-Umgebung lokalisiert sind, die mindestens so
optimal ist, wie die komplexen in wieder hergestellten Systemen
eingesetzten Phospholipid-Zusammensetzungen.
-
Es
ist wichtig zu beachten, dass E. coli, die ompA-CYP2D6 und pelB-Reduktase
exprimieren, endogenes NADPH als Quelle für Reduktionsäquivalente
benutzen, da sie in der Abwesenheit von exogen zugefügtem NADPH
P450-Enzym-Aktivität
zeigten. Diese Feststellung legt nahe, dass das aktive Zentrum der
Reduktase auf der cytoplasmatischen Seite der inneren Membran lokalisiert
ist, wo es in der Lage ist, den intrazellulären NADPH-Vorrat zu benutzen.
Diese Eigenschaft, kombiniert mit dem hohen Ertrag an rekombinantem Protein
und der technisch einfachen Wartung, führt dazu, dass das System ideal
für Bioreaktorzwecke
geeignet ist. Wir haben jedoch festgestellt, dass P450-Substrate
von E. coli, die P450 und die P450-Reduktase co-exprimieren, schlecht
verstoffwechselt werden, wenn sie in Kultur-Broth statt in dem in
der vorliegenden Studie verwendeten Puffer gehalten werden. Dies
könnte
ein Hinweis darauf sein, dass die Substrate unter den bisherigen
Bedingungen nicht in der Lage waren, die bakterielle Zellwand und
die bakteriellen Membranen zu durchdringen. Wir haben deswegen unsere
Strategie erweitert und ein funktionelles P450-Mono-Oxygenase-System
in der TA-Reihe von S. typhimurium Stämmen exprimiert. Diese Stämme wurden
oft für
Mutagenitätstests
benutzt, da sie eine „Deep
Rath" Mutation enthalten,
die zu einer permeablen Zellwand führt, die von einem großen Paneel
strukturell unterschiedlicher Verbindungen durchdrungen werden kann
(Ames et al (1975) Mutat. Res. 31, 347–364; Simula et al (1993) Carcinogenesis
14, 1371–1376).
Wir waren in der Lage, zu zeigen, dass unter Verwendung unserer
Genfusionsstrategie ein funktionelles P450-Mono-Oxygenase-System
in S. typhimurium erzeugt werden konnte.
-
Es
ist abzusehen, dass die P450 und die P450-Reduktase Expressionsraten
in E. coli durch Verwendung anderer Vektoren oder anderer bakterieller
Wirte noch weiter gesteigert werden können. Zum Beispiel haben wir
beobachtet, dass etwas von dem bakterielle exprimierten ompA-CYP2D6
falsch gefaltet war und „Inclusion
Bodies" gebildet
haben könnte.
Seit kurzem stehen E. coli Stämme
zur Verfügung,
die molekulare chaperone und Thioredoxin exprimieren (Yasukawa et
al (1995) J. Biol. Chem. 270, 25328–25331). Die Expression dieser
Proteine, die die falsche Faltung neu synthetisierter Proteine verhindern,
führte
zu einem wesentlich höheren
Ertrag vieler rekombinanter Proteine. Diese Stämme könnten auch für die Expression
von P450 verwendet werden, ausgehend von Expressionsvektoren, die
einen stärkeren
bakteriellen Promotor als pCW enthalten. Zum Beispiel haben wir
beobachtet, dass große
Mengen an rekombinantem CYP3A4 in E. coli, unter der Kontrolle des
starken T7-Polymerase-Promotors in der Serie der pET-Vektoren exprimiert
werden können. Jedoch
war nur ein kleiner Bruchteil des rekombinanten CYP3A4 spektral
aktiv. Desweiteren ist abzusehen, dass die Interaktion der P450
mit der P450-Reduktase noch weiter durch die Co-Expression der P450-Reduktase
FMN-Domäne verbessert
werden kann, von der kürzlich
gezeigt wurde, dass sie die P450-Enzymaktivität in einem wieder hergestellten
System stimuliert, das P450 und die P450-Reduktase enthält.
-
Zusammengefaßt haben
wir eine allgemein gültige
Methode für
die effiziente bakterielle Expression von P450 entwickelt und gezeigt,
dass diese Methode verwendet werden kann, um Bakterien zu erschaffen, die
ein hoch funktionelles P450 abhängiges
Mono-Oxygenase-System
beinhalten. Diese Modelle werden wichtige kommerzielle Verwendung
in der Arzneimittelentwicklung und der Biokatalyse finden.
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Beispiel 3
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Expression
in Salmonella typhimurium
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Die
Co-Expression von P450 und den P450ern in bestimmten S. typhimurium
Stämmen,
wie z. B. TA1538 und TA1535, kann leicht von dem oben beschriebenen
E. coli System übernommen
werden. In beiden Spezies kann das selbe Vektorsystem eingesetzt
werden. Der Vektor wird als erstes von den E. coli Stämmen, die
für die
Expression von P450 benutzt werden (z. B. JM109 oder DH5α), durch
den E. coli Stamm LA5000 und von dort auf die S. typhimurium Stämme weitergegeben.
Jedoch muß die
Strategie für
die Expression der P450er in den S. typhimurium Stämmen TA98
und TA100, die häufig
für Mutagenitätstests
verwendet werden, möglicherweise
leicht modifiziert werden. TA98 und TA100 tragen das Plasmid pKM101,
das die SOS-Reparatur in diesen Stämmen erhöht und damit gleichzeitig auch
deren Sensitivität
für Mutagene.
Jedoch codiert dieses Plasmid auch für die Ampicillinnase. Für die Expression
der P450er von dem Expressionsplasmid pCW ausgehend in diesen Stämmen muß der Ampicillinase-Marker
auf pCW durch einen Tetracyclin-Resistenzmarker ersetzt werden.
Ansonsten sind die Wachsumsbedingungen für und die Induktion der P450-Expression
in S. typhimurium ähnlich
dem E. coli System. Wir haben jedoch heraus gefunden, dass es wünschenswert
ist, das Tetracyclin während
der P450-Induktionsphase aus dem Wachstumsmedium weg zu lassen.
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Beispiel 4
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Expression von CYP3A4
und der P450-Reduktase in Escherichia coli und Salmonella typhimurium
Stämmen mit
veränderter
Permeabilität
der äußeren Membran
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Materialien und Methoden
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Bakterienstämme und
Plasmide
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Bei
den benutzten E. coli K12 Stämmen
handelte es sich um JM109 (Yanisch et al (1985) Gene 33, 103–19), AB1157
(Howard-Flanders et al (1964) Genetics 49, 237–246) und NS3878 (Chaterjee
und Sternberg (1995) Proc. Natl. Acad. Sci. 92, 8950–8954).
Der S. typhimurium Stamm war TA1535 (Ames et al (1975) Mutat. Res.
31, 347–352)
benutzt. NS3678 ist der Stamm AB1157 tolC (λLP1) und die tolC-Mutation beruht
auf einer Tn/Otetr-Insertion. TolC–Mutanten
sind extrem sensitiv gegen hydrophobe Agentien (Whitney (1970) Genetics
30, 39–59)
und es wird vorgeschlagen, dass dieses Protein bei dem Zusammenbau
von Lipopolysacchariden (LPS) in der äußeren Membran eine Rolle spielt
(Schnaitmann und Klena (1993) Microbiol. Rev 57, 655–682). Der
S. typhimurium Stamm TA1535 trägt
eine rfa-Mutation und hat eine fehlerhafte äußere Membran. Die Co-Expression von CYP3A4
und der P450-Reduktase wurde durch die Verwendung des in den vorangegangenen
Beispielen beschriebenen pB216-Plasmides erreicht.
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Co-Expression von CYP3A4
und der P450-Reduktase
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Das
für die
Expression verwendete Protokoll war identisch mit den zuvor beschriebenen,
mit der Ausnahme, dass für
NS3678 [pB216] Tetracyclin (10 μg/l)
in den Ausstrichplatten und in den über Nacht LB-Kulturen aber
nicht in der „Terrific
Broth" enthalten
war. Der CYP3A4-Gehalt wurde in ganzen bakteriellen Zellen unter
Verwendung von Fe2+-CO gegen Fe2+-Differenzspektren
bestimmt.
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Inkubation intakter Zellen
mit CYP3A4-Substraten
-
Nach
der üblichen
20–24
Stunden Induktion wurden die Zellen für 10 Minuten auf Eis gekühlt, bevor die
Ernte durch Zentrifugation erfolgte. Die Zellen wurden dann ein
Mal in einem gleichen Volumen einer eiskalten Lösung von 1 × M9-Salzen gewaschen, bevor
sie in einem 1/10 Volumen von M9 + Glucose (10 mM) resuspendiert
wurden. Es wurde die ganze Zeit darauf geachtet, die Zellen nicht
heftigem Pepizieren auszusetzen. Die Zellsuspensionen wurden auf
Eis gelagert, bis sie für
die Inkubation mit CYP3A4-Substraten benötigt wurden, 50 μl wurden
entnommen und einem 50 ml Polypropylen-Röhrchen zugegeben, das 4,5 ml
M9 + Glucose enthielt. Die Röhrchen
wurden für
5–10 Minuten
in einem Kreisschüttler
bei 37°C
vor-inkubiert, bevor die Reaktionen durch Zugabe von entweder Testosteron
oder Nifedipin zu einer Endkonzentration von 200 μM initiiert
wurden. Wenn benötigt,
wurden 200 μl
Zellsuspension entnommen und in 1,5 ml Eppendorf-Mikrozentrifugen-Reaktionsgefäß überführt, das
100 μl Methanol
und 5 μl
60%-ige Perchlorsäure
enthielt. Die Reaktionsgefäße wurden
durch Invertieren gemischt und für
10 Minuten auf Eis gestellt, bevor die Zentrifugation zum Entfernen
der Precipitate erfolgte. Die Überstände wurden
in Mikrofläschchen
für die
HPLC-Analyse überführt. Die
Metabolite wurden wie zuvor beschrieben aufgetrennt und der Gehalt
an 6β-OHT
oder an Nifedipinoxid in Bezug auf bekannte Standards berechnet.
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Ergebnisse
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Die Expression von CYP3A4
und der P450-Reduktase in den vier Stämmen
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Die
Raten der P450-Expression und der P450-Reduktase-Aktivität sind in
Tabelle A dargestellt. Der CYP3A4-Gehalt in NS3678 [pB216] Zellen
ist signifikant niedriger als in den anderen drei Stämmen, typischerweise
um 30 nmol/l. Die Gründe
hierfür
sind unklar und für
die Expression in diesem Stamm ist weitere Optimierung nötig.
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Tabelle
A
Expressionsraten von CYP3A4 in und CYP3A4 abhängiger Stoffwechsel
von Testosteron und Nifedipin durch intakte JM109, AB1157, NS3678
und TA1535 pB216 Zellen
-
Der
P450-Gehalt wurde mit Fe2+-CO gegen Fe2+-Differenzspektren gemessen. Die Gehalte
sind als Mittelwerte aus mindestens drei Experimenten ± Standardabweichung
dargestellt.
-
Die
Umsatzzahlen wurden in nmol des gebildeten Produkts pro Minute und
pro nmol P450 aufgezeichnet und sind ± Standardweichung dargestellt.
Bei den detektierten Produkten handelte es sich um 6β-Hydroxytestosteron
und Nifedipinoxid.
-
Stoffwechsel von Testosteron
und Nifedipin durch intakte E. coli und S. typhimurium Stämme, die
CYP3A4 und die P450-Reduktase exprimieren
-
Die
Umsätze
von Testosteron und Nifedipin durch die vier Stämme sind in Tabelle A dargestellt.
In vorangegangenen Arbeiten war unter Verwendung von JM109 [pB216]
gezeigt worden, dass der Metabolismus von Testosteron zu vernachlässigen war,
falls die Zellen nicht in einem EDTA enthaltenden Puffer (TSE) re-suspendiert
und anschließend
osmotischem Schock ausgesetzt wurden. Dies wurde hier bestätigt, da
der Umsatz nach 10 Minuten Inkubation lediglich 0,15 nmol 6β-OHT/nmol
P450/min betrug. Im Gegensatz dazu waren die Testosteron-Stoffwechsel
in den beiden anderen E. coli Stämmen
wesentlich umfangreicher, wobei NS3678 [pB216] mit einem Umsatz
von 15,3, der 100-fach höher
als in JM109 [pB216] ist, besonders eindrucksvoll war. Auch der
S. typhimurium Stamm TA1535 [pB216] zeigte mehr Aktivität an Testosteron
als JM109 [pB216], jedoch nur um einen Faktor 3 bis 4. Die Umsätze von
Nifedipin folgten einem ähnlichen
Muster, obwohl die Unterschiede zwischen den Stämmen nicht so markant wie mit
Testosteron ausfielen. Die E. coli Stämme NS3678 [pB216] und AB1157
[pB216] zeigten wieder die höchsten
Aktivitäten
bei etwa 18 nmol Nifedipinoxid/nmol P450/min, wobei die Umsätze von
TA1535 [pB216] bzw. JM109 [pB216] etwa um das 3 bzw. 15-fache niedriger
ausfielen.
-
Die
Ergebnisse der Inkubationen über
den Verlauf der Zeit mit den beiden Substraten Nifedipin bzw. Testosteron
sind in den 17 bzw. 18 dargestellt. In den
beiden am umfangreichsten metabolisierenden Stämmen, AB1157 und NS3678 dauert
die Ansammlung der Stoffwechselprodukte für 1–2 Stunden an und liefert eine
Metabolit-Endkon zentration im Bereich von 30–40 μM, was einen Ertrag von 20–30% darstellt.
Der Verlust der Linearität
nach näherungsweise
1 Stunde Inkubation kann möglicherweise
auf den Verlust von CYP3A4 oder auf Metabolitinhibition zurückgeführt werden.
-
Diskussion
-
Die
in den vorangegangenen Beispielen beschriebenen Arbeiten zeigen,
dass JM109, der routinemäßig für die Expression
eingesetzte E. coli Stamm, unfähig
war, während
der Co-Expression von CYP3A4 und der Reduktase die Hydroxylierung
von Testosteron zu katalysieren, es sei denn, die Zellen wurden
einem osmotischen Schock in TSE-Puffer ausgesetzt. Dieses Fehlen
von Stoffwechsel beruht fast mit Sicherheit auf der Undurchlässigkeit
der äußeren E.
coli Membran für
große
hydrophobe Moleküle
(Nikaido und Vaara (1985) Microbiol. Rev 49, 1–32) und macht diesen Stamm
ungeeignet für
die Bildung großer
Mengen von bestimmten P450-Metaboliten in Bioreaktorsystemen. Es
ist abzusehen, dass die Permeabilität der äußeren Membran nicht für alle P450-Substrate
problematisch sein wird, z. B. haben wir festgestellt, dass der
Umsatz von 7-Ethoxyresorufin in intakten JM109, die CYP1A2 und die
P450-Reduktase exprimieren, vergleichbar mit dem in osmotisch geschockten
Zellen ist (Daten nicht gezeigt). Es ist bekannt, dass E. coli Stämme, wie
z. B. NS3678, die eine Mutation im tolC-Gen tragen, hypersensitiv
auf hydrophobe Agentien sind und es wurde vorhergesagt, dass auch
die Permeabilität
für P450-Substrate
erhöht
werden würde.
Basierend auf den extrem hohen Umsätzen von Testosteron und Nifedipin
durch NS3678 [pB216] im Verhältnis
zu JM109 [pB216] scheint dies der Fall zu sein. Zur Zeit sind die
P450-Expressionsraten im Stamm NS3678 relativ niedrig. Wir gehen
davon aus, dass diese durch Optimierung der Wachstumsbedingungen
verbessert werden können.
Jedoch sind die Expressionsraten im Elternstamm AB1157 [pB216] vergleichbar
mit denen in JM109 [pB216] mit dem Vorteil, dass der Substratumsatz
wesentlich höher
ist. Wir glauben, dass dies auf der von diesem Stamm getragenen rfbD1-Mutation
beruht, die eine teilweise deffekte äußere Membran verleiht. Unsere
Arbeiten stellen das erste Beispiel für die Expression eines funktionellen
P450-Mono-Oxygenase-Systems in „permeablen" E. coli Stämmen dar.
Das hier beschriebene System wird für die Expression aller P450
anwendbar sein und wird die Produktion einer großen Bandbreite von P450-Metaboliten
in „Bioreaktor"-Systemen ermöglichen.
-
Zusammenfassung
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E.
coli JM109 oder DH5α,
die P450 zusammen mit der P450-Reduktase co-exprimieren, verstoffwechselten
Substrate nur nach Behandlung mit Puffer (TSE), der die Permeabilität der Membranen
veränderte.
Wir haben diese Enzyme nun in S. typhimurium TA1535 und in E. coli
Stämmen
mit permeablen Zellwänden
exprimiert. Wir konnten desweiteren zeigen, dass der Stoffwechsel
von Substraten in der Anwesenheit einer physiologischen Brühe (Minimalmedium
+ Glucose) für
mehr als 60 Minuten linear verläuft,
bei Umsatzraten, die sich jenen annähern, die bei der Verwendung
von in TSE-Puffer re-suspendierten Zellen gefunden wurden.
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Beispiel 5
-
Co-Expression von ompA-
und ompA(+2)-P450 mit Reduktase
-
Materialien und Methoden
-
Plasmide
-
Zwei
P450-Expressions-Plasmide, pCW/ompA(+2)-CYP3A4 und pCW/ompA(+2)-CYP2A6 wurden konstruiert.
In beiden Fällen
wurde PCR benutzt, um zwischen dem OmpA-Signalpeptid und dem P450
N-Terminus einen Dipeptid-„Linker" (-Ala-Pro-) einzufügen, der
den ersten beiden Aminosäuren
des reifen OmpA-Proteins entspricht. Um für die N-terminale Sequenzanalyse
eine einfache Reinigung des rekombinanten CYP3A4 durch Affinitätschromatographie
(siehe unten) zu ermöglichen,
wurden auch noch zwei weitere Plasmide, pCW/ompA-CYP3A4(His)6 und pCW/ompA(+2)-CYP3A4(his)6 konstruiert,
in denen sechst Histidinreste an den C-Terminus des P450 angehängt wurden.
-
Methodik der
Co-Expression
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Die
grundlegenden Techniken für
die Co-Expression von P450 und der Reduktase von getrennten kompAtiblen
Plasmiden aus, wurden bereits in den vorhergehenden Beispielen beschrieben.
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Coumarin 7-Hydroxylat
Studie
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Membran-Studien
wurden in einem Gesamtvolumen von 500 μl in 100 mM Tris-HCl (pH 7,4)
durchgeführt,
das 20 pmol CYP2A6, 50 μM
Coumarin und ein NADPH generierendes System (zuvor beschrieben in Beispiel
1) enthielt. Untersuchungen bakterieller Zellen wurden in TSE-Puffer
in einem Gesamtvolumen von 5 ml durchgeführt und enthielten 50 pmol
CYP2A6 pro ml Inkubation und 50 μM
Coumarin. Proben (500 μl)
wurden in Intervallen entnommen und auf Metabolitbildung hin untersucht.
Die Bearbeitung der Proben aus Zell- und Membranuntersuchungen verlief
identisch: Die Reaktionen wurden durch Zugabe von 72 μl 12,5%-iger
Trichloressigsäure
unterbrochen und wurden dann auf Eis gestellt. Danach wurde Dichloromethan
zugegeben (1 ml) und die Röhrchen
wurden kräftig
gevortexed. Im Anschluß an
die Zentrifugation zur Trennung der beiden Phasen wurde die obere
(wässrige)
Schicht verworfen. Ein Aliquot (500 μl) der unteren, organischen
Phase wurde dann in ein frisches Röhrchen überführt, welches 3 ml 30 mM Natriumborat-Puffer (pH 9,0) enthielt.
Die Röhrchen
wurden dann erneut gevortexed und zentrifugiert. Das Metabolit in
der oberen (wässrigen)
Phase wurde dann fluorometrisch quantifiziert unter Verwendung von
Anregungs- bzw. Emissionswellenlängen
von 358 bzw. 458 nm, mit „Authentic
Standard" als Referenz
(Umbelliferone, Sigma).
-
Reinigung von rekombinantem
P450 und N-terminale Sequenzanalyse
-
Die
Expression ausgehend von pCW/ompA-CYP3A4(His)6 und
pCW/ompA(+2)-CYP3A4(His)6 wurde wie zuvor beschrieben durchgeführt. Im
Anschluß an
die Lysozym-Behandlung
und die Zentrifugation der Zellen wurden die Spheroplasten in Bindepuffer
re-suspendiert (20 μM
Kaliumphosphat, pH 7,4, das 500 μM
Kaliumchlorid und 20% Glycerol (v/v) enthielt) und bei –70°C gelagert.
Aus 125 ml Kutlur stammende Spheroplasten wurden typischerweise
in 9 ml Puffer re-suspendiert. Für
die P450-Reinigung wurden die Spheroplasten auf Eis aufgetaut und
in der Gegenwart der Protease-Inhibitoren Aprotinin (1 μg/ml), Leupeptin
(1 μg/ml)
und PMSF (1 mM), unter Verwendung eines MSE SoniPrep 150 Sonicators
bei 70% Leistung sonifiziert. Nach der Zentrifugation (1,2 × 104 g 12 min, 4°C) wurden die Proteine im Überstand
durch Rühren
in der Anwesenheit von Emulgen 911 (1 mg/mg Protein) bei 4°C für 60 Minuten
löslich
gemacht. Die Mischung wurde durch Zentrifugation (105 g,
60 min, 4°C)
klar gemacht und dann auf eine Hi-Trap Chelat bildende Säule (Pharmacia)
geladen, die mit Nickelionen geladen und dann mit Bindepuffer, der
0,10% Emulgen 911 (w/v) enthält,
pre-equillibriert worden war. Die Säule wurde mit zehn weiteren
Säulen-Volumen-Bindepuffer
(enthält
Emulgen 911) gewaschen und dann wurden schwach bindende Proteine
mit fünf
Säulen-Volumen-Waschpuffer (Bindepuffer, der
0,10% Emulgen 911 (w/v) und 75 mM Imidazol enthält) entfernt. Die rote P450-Bande
wurde mit Elutionspuffer (Bindepuffer, der 0,10% Emulgen 911 (w/v)
und 1 M Imidazol enthält)
eluiert – die
Imidazolkonzentration wurde hoch gehalten, um P450 in ein Volumen
so klein wie möglich
zu eluieren. Die Proteinprobe wurde über Nacht bei 4°C gegen mehrfach
gewechselten Anionaustauschpuffer (20 mM Tris-Cl, pH 7,5, der 20% Glycerol (v/v),
0.2 mM Dithiothreitol, 1 mM EDTA und 0,10% Emulgen 911 (w/v) enthält) dialysiert
und dann auf eine Hi-Trap Q-Säule
(Pharmacia) geladen. Die das P450 enthaltende Durchflussfraktion
wurde dann auf eine Econo-Pac® HTP-Kartusche (Bio-Rad), die mit 10 mM Natriumphosphat,
pH 7,4, das 20% Glycerol (v/v), 1 mM EDTA, 1 mM DTT und 0,05% Natriumchelat
(w/v) enthält,
equillibriert worden war. Die Natriumphosphatkonzentration wurde
während
dem Waschen der Säule
zunächst
auf 25 mM und dann auf 100 mM erhöht, wobei P450 bei 400 mM Phosphat
eluiert. Die Reinheit der P450-Präparation wurde für jedes
Stadium der Prozedur durch SDS-Polyacrylamid-Gel-Elektrophorese
bewertet, auf 9% Acrylamid (w/v) Gelen, gefärbt mit Coomassie Brilliant
Blue R-250. Das N-terminale Sequenzieren, gereinigte Proteine wurden
dann auf Pro-Blot Polyvinylidenfluorid-Membranen (Applied Biosystems)
transferiert und gefärbt.
Die N-terminale Aminosäure-Sequenzanalyse
wurde im Department of Biochemistry, University of Dundee, unter
Verwendung eines Modell 476A-Gerätes
(Applied Biosystems) mit vier bis 6 Zyklen Edman-Abbau durchgeführt.
-
Ergebnisse
-
Co-Expression von ompA-P450
mit Reduktase
-
Wie
zuvor berichtet, interagiert das von pCW/ompA-CYP2D6 aus exprimierte
P450 gut mit der co-exprimierten Reduktase, wodurch typische CYP2D6-abhängige Aktivitäten katalysiert
werden (siehe Beispiel 2). Für
ompA-CYP2D6 gemessene Umsätze
waren, für
gewöhnlich,
leicht höher
als die für
das entsprechende pCW/17α-CYP2D6-Konstrukt
gemessenen (Daten nicht gezeigt).
-
Wir
haben seither eine Anzahl anderer ompA-P450er zusammen mit Reduktase
in E. coli co-exprimiert, auch CYP3A4 und CYP2A6. Im Gegensatz zu
CYP2D6 scheinen diese beiden ompA-P450er nicht so effizient wie
die entsprechenden 17α-P450er
mit der Reduktase zu interagieren, da die Enzym-Aktivitäten in Bezug
auf Testsubstrate für
gewöhnlich
geringer ausfallen. Zum Beispiel sind die Coumarin 7-Hydroxylat-Aktivitäten sowohl
für Zellen
als auch für
Membranen mit ompA-CYP2A6 um mehr als eine Größenordnung geringer, als vergleichsweise
mit 17α-CYP2A6
(Tabelle B). In ähnlicher
Weise ist bei CYP3A4 die Testosteron 6β-Hydroxylase-Aktivität in den
Membranfraktionen mit dem ompA-Konstrukt reduziert (Tabelle C).
Interessanterweise kann jedoch bemerkt werden, dass dieser Unterschied
zwischen den beiden Konstrukten nicht mehr vorhanden ist, wenn Nifedipin,
ein anderes Testsubstrat benutzt wird (Tabelle C). Dies betont die
Notwendigkeit, wann immer möglich,
mehrerer Markeraktivitäten
zu benutzen.
-
Tabelle
B
Erträge
und Aktivitäten
von CYP2A6, das mit Reduktase in zwei Plasmidsystemen co-exprimiert
wurde
-
Soweit
möglich,
sind die Werte basierend auf mindestens drei unabhängigen Bestimmungen
als Mittelwerte ± Standardabweichung
dargestellt.
-
Cytochrom
P450 wurde durch Fe2+-CO gegen Fe2+-Differenzspektroskopie quantifiziert in
100 mM Tris-HCl, pH 7,4, das 20% (v/v) Glycerol, 10 mM CHAPS und
1 mM EDTA enthält.
-
Um
zu versuchen, eine Erklärung
für den
relativen Mangel an Interaktion zwischen den ompA-P450ern mit der
Reduktase zu finden, wurden sechs Histidinreste an den C-Terminus
des von pCW/ompA-CYP3A4 aus exprimierten P450 angehängt. Dies
erlaubte eine einfache Reinigung des rekombinanten Proteins durch
Nickelchelat-Affinitätschro matographie
(beschrieben in Materialien und Methoden). Dies zeigte, dass das
ompA-P450 nicht
die erwartete Verarbeitung durch die bakterielle Signalpeptidase
durchlief und dass das Signalpeptid beibehalten wurde. Darin könnte sich
die allgemeine Rate der Überexpression
von P450 wiederspiegeln, da bekannt ist, dass die Verfügbarkeit
der Signalpeptidase besonders für
Hybridvorläufer
mit niedrigen Prozessierungseffizienzen limitierend sein kann (Van
Dijl et al (1991) Mol. Gen. Genet. 227, 40–48).
-
Ein
weiterer Faktor der die Aktivität
der Signalpeptidase stark beeinflusst, ist die Struktur um die Stelle der
Signalabtrennung (Duffaud und Inoyue (1988) J. Biol. Chem. 263,
10224–10228;
Barkocy-Gallagher et al (1994) J. Biol. Chem. 269, 13609–13613),
die auch die ersten paar Aminosäuren
nach dem Signalpeptid beinhaltet (Barkocy-Gallagher und Bassford
(1992) J. Biol. Chem. 267, 1231–1238;
Nilsson und von Heijne (1992) FEBS Lett. 299, 243–246). Die Überexpression
von Proteinen mit nicht abtrennbaren Signalpeptiden kann den Translokationsapparat
einer Zelle komplett blockieren, was zu einer Ansammlung von Proteinvorläufern führt (Barkocy-Gallagher
und Bassford (1992) J. Biol. Chem. 267, 1231–1238). Bei unseren Konstrukten handelt
es sich bei der Sequenz, die unmittelbar auf das Signalpeptid folgt,
um den CYP3A4 N-Terminus. Bei der Aminosäure an Position +1, relativ
zur Schnittstelle, wird es sich demzufolge um Methionin handeln,
wohingegen in bakteriellen Genen Alanin an dieser Position stark
bevorzugt wird (von Heijne (1986) Nucl. Acids Res. 14, 4683–4690).
-
Wir
können
daher drei mögliche
Strategien in Aussicht stellen, um die Wahrscheinlichkeit der Abtrennung
des Signalpeptides zu verbessern. Erstens könnte die bakterielle Signalpeptidase
von einem separaten, kompAtiblen Plasmid aus, von denen bereits
einige beschrieben wurden (van Dijl et al (1991) Mol. Gen. Genet. 227,
40–48;
Dalbey und Wickner (1985) J. Biol. Chem. 260, 15925–15931;
March und Inouye (1985) J. Biol. Chem. 260, 7206–7213) überexprimiert werden. Als Alternative
zu oder möglicherweise
in Verbindung mit dieser ersten Methode könnte es auch ratsam sein, eine
kurze „Linker" Sequenz zwischen
das Signalpeptid und das P450 einzuführen, obwohl dies Nachteile
bei der Produktion eines P450 mit einer kurzen N-terminalen Verlängerung
ergeben könnte.
Schließlich
könnten
wir die Expression in einem anderen Bakterienstamm versuchen, da
bereits gezeigt wurde, dass dies das Ausmaß der Entfernung von Signalpeptiden
von Hybridfusionsproteinen beeinflusst (Monteilhet et al (1993)
Gene 125, 223–228).
-
Um
zu versuchen, dieses Problem der Signalzurückhaltung zu umgehen, haben
wir uns deshalb entschieden, die Schnittstelle durch Einführung der
ersten beiden Aminosäuren
des reifen OmpA-Proteins (-Ala-Pro-) zwischen dem ompA Leader und
dem N-Terminus des P450 zu modifizieren. Dies führte zu den Konstrukten pCW/ompA(+2)+CYP2A6
und pCW/ompA(+2)-CYP3A4 (oben beschrieben). Im Gegensatz zu den
ompA-P450ern schienen diese ompA(+2)-P450er effektiver mit der co-exprimierten
Reduktase zu interagieren, was zu höheren Substratumsätzen führte (Tabellen
B und C). Das von pCW/ompA(+2)-CYP3A4(His)6 aus
exprimierte rekombinante Protein wurde anschließend gereinigt und der N-terminalen
Sequenzanalyse unterzogen. Dabei zeigte sich, dass das Protein nun
von der bakteriellen Signalpeptidase korrekt prozessiert wurde,
was zu einer Anhäufung
von nativem CYP3A4, welches Ala-Pro- am N-Terminus enthielt, in
bakteriellen Membranen führte.
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Tabelle
C
Erträge
und Aktivitäten
von CYP3A4, das zusammen mit Reduktase in zwei Plasmidsystemen exprimiert
wurde
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Soweit
möglich,
sind die Werte basierend auf mindestens drei unabhängigen Experimenten
als Mittelwerte ± Standardabweichung
dargestellt.
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Cytochrom
P450 wurde durch Fe2+-CO gegen Fe2+-Differenzspektroskopie quantifiziert,
in 100 mM Tris-HCl, pH 7,4, das 20% (v/v) Glycerol, 10 mM CHAPS
und 1 mM EDTA enthält.
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Zusammenfassung
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Die
direkte Fusion der ompA Leader Sequenz mit P450 resultiert nicht
immer in einem P450-Isoenzym, das mit co-exprimierter Reduktase
interagiert. Die Veränderung
der Aminosäurereste
an der potentiellen Schnittstelle der, an die P450-Sequenz fu-ionierten,
ompA-Sequenz, resultiert in Interaktion und in effizienter Entfernung
der Leader Sequenz.