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HINTERGRUND DER ERFINDUNG
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Gebiet der Erfindung
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Die vorliegende Erfindung betrifft
die Charakterisierung der Bindungsstelle, die in die Bindung zwischen
einem Bindeprotein und einem Bindungspartner involviert ist.
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Stand des Wissens
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Limitierungen gegenwärtiger Verfahren
zur Charakterisierung von Bindungsstellen von Proteinen
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Für
die genaue Charakterisierung einer Bindungsstelle sind erhebliche
experimentelle Arbeiten und viel Zeit erforderlich. Im allgemeinen
führen
die Techniken, die am einfachsten eingesetzt werden können und die
am schnellsten Antworten liefern, zu einer ungenauen und nur ungefähren Vorstellung über die
Art der kritischen Strukturmerkmale. Zu Techniken in dieser Kategorie
gehören
die Untersuchung proteolytisch erzeugter Fragmente von Proteinen,
die eine Bindungsfunktion beibehalten, gentechnologische Verfahren,
bei denen Proteine mit einer veränderten
Aminosäuresequenz
konstruiert werden (ortsgerichtete Mutagenese), Untersuchungen an
Peptiden mittels eines Epitop-Scanning (Konstruktion einer großen Zahl
kleiner Peptide, die Unterbereiche des intakten Proteins repräsentieren,
gefolgt von der Untersuchung der Fähigkeit der Peptide, die Bindung
des Liganden an den Rezeptor zu hemmen), ein kovalentes Vernetzen
des Proteins mit seinem Bindungspartner im Bereich der Bindungsstelle
gefolgt von einer Fragmentierung des Proteins und Identifizierung vernetzter
Fragmente sowie eine Affinitätsmarkierung
von Bereichen des Rezeptors, die in der Nähe der Ligandenbindungsstelle
des Rezeptors lokalisiert sind, gefolgt von der Charakterisierung
derartiger „nearest-neighbour"-Peptide (Übersichtsartikel
siehe 1, 2).
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Diese Techniken eignen sich am besten
für die
Bestimmung der Struktur bindender Unterbereiche, die eine einfache
Struktur haben, z. B. wenn ein einziger kurzer, zusammenhängender
Abschnitt eines Polypeptids in einem Protein für den größten Teil der Bindungsaktivität verantwortlich
ist. Jedoch werden bei vielen Systemen aus einem Protein und seinem Bindungspartner,
die derzeit von Interesse sind, die Strukturen, die beim Rezeptor
und beim Liganden oder Antikörper
für die
Bindung verantwortlich sind, durch die komplexe Wechselwirkung mehrerer,
nicht zusammenhängender
Peptidsequenzen erzeugt. Die Komplexitäten dieser Wechselwirkungen
können
herkömmliche
analytische Techniken beeinträchtigen,
da die Bindungsfunktion oft verloren geht, sobald eine der dreidimensionalen
Konformationen der verschiedenen beitragenden Polypeptidsequenzen
direkt oder indirekt gestört
wird.
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Die eindeutigsten Techniken zur Charakterisierung
der Struktur von Rezeptorbindungsstellen sind die NMR-Spektroskopie
und die Röntgenkristallographie.
Diese Techniken können
zwar im Idealfall eine genaue Charakterisierung der relevanten Strukturmerkmale
liefern, aber sie weisen größere Limitierungen
auf, zu denen unverhältnismäßig lange
Zeiten, die für
die Untersuchung benötigt
werden, die Unfähigkeit
zur Untersuchung großer
Proteine und, bei der Röntgenanalyse,
der Bedarf an Kristallen aus dem Protein und dem Bindungspartner
gehören
(Literaturstelle 3).
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Die Technologie des Anmelders überwindet
diese Einschränkungen
und ermöglicht
die schnelle Identifizierung aller spezifischen Polypeptide und
der Aminosäuren
in einem Protein, die dessen Bindungsstelle für seinen Proteinliganden oder
seinen Antikörper-bindenden
Unterbereich ausmachen, und zwar in praktisch jedem beliebigen System
aus Protein und Ligand oder aus Antigen und Antikörper, unabhängig von
der Komplexität
der vorliegenden Bindungsstellen oder der Größe der beteiligten Proteine.
Diese Technologie ist bezüglich
der Geschwindigkeit und der Auflösung
den derzeit eingesetzten biochemischen Techniken überlegen.
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Wasserstoffaustausch (Protonenaustausch)
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Wenn ein Protein in seinem nativen,
gefalteten Zustand in Puffern inkubiert wird, die mit schwerem Wasserstoff
(Tritium oder Deuterium) markiertes Wasser enthalten, dann tauscht
sich schwerer Wasserstoff im Puffer reversibel mit normalem Wasserstoff,
der im Protein in sauren Positionen (z. B. O-H-, S-H- und N-H-Gruppen)
vorliegt, aus, wobei die Austauschgeschwindigkeiten von der chemischem
Umgebung eines jeden austauschbaren Wasserstoffes, von der Temperatur
und, am wichtigsten, von seiner Zugänglichkeit für das tritiierte
Wasser im Puffer abhängig
sind (Literaturstellen 4, 5). Die Zugänglichkeit wird ihrerseits
sowohl von der Oberflächenlokalisation
(Lösemittelzugänglichkeit)
des Wasserstoffes als auch von dem Ausmaß bestimmt, indem er mit anderen
Bereichen des gefalteten Proteins über Wasserstoffbrücken verknüpft ist.
Einfach ausgedrückt
tauscht sich ein saurer Wasserstoff, der in Aminosäureresten
vorliegt, die sich auf der äußeren (Puffer-exponierten)
Oberfläche
des Proteins befinden und in einer Wasserstoffbrückenbindung mit dem Lösemittel
Wasser vorliegen, schneller mit schwerem Wasserstoff im Puffer aus,
als es ein ähnlicher
saurer Wasserstoffe tut, der im Inneren des gefalteten Proteins
versteckt ist und dort Wasserstoffbrücken ausgebildet hat.
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Die Wasserstoffaustausch-Reaktionen
können
sowohl durch eine saure als auch durch eine basische Katalyse stark
beschleunigt werden, und die Austauschgeschwindigkeit, die bei einem
bestimmten pH-Wert beobachtet wird, ist die Summe des durch die
Säure und
des durch die Base vermittelten Mechanismus. Für viele saure Wasserstoffe
führt ein
pH von 2,7 zu einer minimalen Gesamt-Austauschgeschwindigkeit (Literaturstelle
6, Seite 238, 3, Literaturstellen
7–11).
Während
sich Wasserstoffe in Hydroxy- und Amino-Gruppen von Proteinen mit
Tritium im Puffer im Bereich von Millisekunden austauschen, liegt
die Austauschgeschwindigkeit eines bestimmten sauren Wasserstoffes,
des Wasserstoffes der Peptidamidbindung, beträchtlich niedriger, mit einer
Halbwertszeit des Austauschs (wenn er frei über eine Wasserstoffbrückenbindung
an das Lösemittel
Wasser gebunden ist) von ungefähr
0,5 Sekunden bei 0°C
pH 7, und sie ist stark verlangsamt auf eine Halbwertszeit des Austauschs
von 70 Minuten bei 0°C
und pH 2,7.
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Wenn Peptidamidwasserstoffe im Inneren
eines gefalteten Proteins verborgen sind, oder wenn sie mit anderen
Teilen des Proteins über
eine Wasserstoffbrückenbindung
verknüpft
sind, sind die Halbwertszeiten des Austauschs mit den Wasserstoffen
des Lösemittels
oft beträchtlich
verlängert,
wobei die gemessenen Zeiten bei Stunden bis Tagen liegen. Der Wasserstoffaustausch
an Peptidamiden ist eine vollständig
reversible Reaktion, und die Geschwindigkeiten des „Eintrittsaustauschs" (schwerer Wasserstoff
des Lösemittels
ersetzt proteingebundenen normalen Wasserstoff) sind mit den Geschwindigkeiten
des „Austrittsaustauschs" (Wasserstoff ersetzt
proteingebundenen schweren Wasserstoff) identisch, wenn der Zustand
eines bestimmten Peptidamids in einem Protein, einschließlich seiner
chemischen Umgebung und Zugänglichkeit
für Wasserstoffe
des Lösemittels,
während
der Bedingungen des Eintrittsaustauschs und denen des Austrittsaustauschs identisch
ist.
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Der Wasserstoffaustausch wird üblicherweise
bestimmt, indem Studien mit Proteinen und wässrigen Puffern durchgeführt werden,
die auf unterschiedliche Weise mit Paaren der drei Isotopenformen
des Wasserstoffs (1H normaler Wasserstoff, 2H Deuterium, 3H
Tritium) markiert sind. Wenn das Paar aus normalem Wasserstoff und
Tritium eingesetzt wird, wird er als Tritiumaustausch bezeichnet;
wenn normaler Wasserstoff und Deuterium eingesetzt werden, als Deuteriumaustausch.
Es werden im allgemeinen verschiedene physikochemische Techniken
eingesetzt, um die Verteilung der beiden Isotope im Deuteriumaustausch
bzw. im Tritiumaustausch zu verfolgen.
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Techniken des Tritiumaustauschs
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Techniken des Tritiumaustauschs (bei
denen die Menge des Isotops über
Radioaktivitätsmessungen bestimmt
wird) sind extensiv zur Messung von Peptidamid-Austauschgeschwindigkeiten
innerhalb eines einzelnen Proteins eingesetzt worden (Übersichtsartikel
siehe 4). Die Austauschgeschwindigkeiten anderer saurer Protonen
(OH, NH, SH) sind so schnell, dass sie mit diesen Techniken nicht
verfolgt werden können,
und die nachfolgende Diskussion bezieht sich ausschließlich auf
den Peptidamidprotonenaustausch. In diesen Studien werden gereinigte
Proteine durch die Inkubation in Puffern, die tritiiertes Wasser
enthalten, für
unterschiedliche Zeiträume
einem Eintrittsaustausch unterzogen, dann in Puffer transferiert,
die frei von Tritium sind, und es wird die Geschwindigkeit des Austrittsaustauschs
von Tritium bestimmt. Über
die Analyse der Geschwindigkeiten des Eintrittsaustauschs und des
Austrittsaustauschs von Tritium können Abschätzungen der Zahlen der Peptidamidprotonen
im Protein, deren Austauschgeschwindigkeiten in bestimmte Bereiche
von Austauschgeschwindigkeiten fallen, gemacht werden. Diese Studien
ermöglichen
keine Identifizierung (Lokalisation innerhalb der primären Aminosäuresequenz
des Proteins) der gemessenen, sich austauschenden Amidwasserstoffe.
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Weiterentwicklungen dieser Techniken
sind eingesetzt worden, um in Proteinen das Vorkommen von Peptidamiden
zu bestimmen, die allosterisch induzierten Veränderungen ihrer lokalen chemischen
Umgebung ausgesetzt sind, und um die Wege der Proteinfaltung zu
untersuchen (5, 12–14).
Für diese
Studien lässt
man Proteine, die einem Tritium-Eintrittsaustausch unterzogen wurden,
einen Austrittsaustausch durchlaufen, nachdem sie entweder eine
allosterische Veränderung
ihrer Form erfahren haben oder nachdem sie eine zeitabhängige Faltung
durchlaufen haben, und es wird die Zahl der Peptidamide, die nach
den Modifikationen eine Veränderung
ihrer Austauschgeschwindigkeit erfahren haben, bestimmt. Änderungen
der Austauschgeschwindigkeit zeigen an, dass es zu Veränderungen
der chemischen Umgebung der jeweiligen Peptidamide gekommen ist,
die für
den Protonenaustausch relevant sind (Zugänglichkeit für das Lösemittel,
Wasserstoffbindung etc.). Peptidamide, die eine induzierte Verlangsamung
ihrer Austauschgeschwindigkeit erfahren, werden als „verlangsamte
Amide" bezeichnet,
und wenn ein Tritium, das zuvor einen Eintrittsaustausch durchlaufen
hat, bezüglich
seines Austrittsaustauschs aus derartigen Amiden ausreichend verlangsamt
wurde, kommt es zu einer „funktionellen
Tritiummarkierung" dieser
Amide. Aus diesen Messungen werden Rückschlüsse auf die Art der Struktur
der Formveränderungen
gezogen, die im isolierten Protein abgelaufen sind. Eine Identifizierung
der jeweiligen Peptidamide, die Veränderungen ihrer Umgebung erfahren
haben, ist mit diesen Techniken ebenfalls nicht möglich.
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Vier Forschergruppen haben technische
Weiterentwicklungen (die gemeinsam als Tritiumaustausch mittlerer
Auflösung
bezeichnet werden) beschrieben, die die Bestimmung der Lokalisation
besonders verlangsamter Tritium-markierter Peptidamide in der Primärsequenz
kleiner Proteine erlauben, so dass sie einem bestimmten proteolytischen
Fragment zugeordnet werden können,
wenn auch nicht einer bestimmten Aminosäure.
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Rosa und Richards waren die ersten,
die in ihren Studien zur Faltung von Proteinfragmenten der Ribonuklease
S (15–17)
Tritiumtechniken mit mittlerer Auflösung beschrieben und eingesetzt
haben. Die von Rosa und Richards beschriebenen Techniken waren jedoch
von marginaler Nützlichkeit,
was in erster Linie darauf beruhte, dass sie bestimmte kritische
experimentelle Schritte nicht optimierten (Übersichtsartikel siehe 6, Seite
238, 244). Es wurden bis zu den Arbeiten von Englander und Mitarbeitern,
in denen erstmals extensive Modifikationen und Optimierungen der
Technik von Rosa und Richards beschrieben wurden, keine Studien veröffentlicht,
die verwandte Techniken einsetzten.
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Die Untersuchungen von Englander,
die einen Tritiumaustausch einsetzten, waren ausschließlich auf die
Untersuchung allosterischer Veränderungen
gerichtet, die in tetramerem Hämoglobin
(dessen α-Untereinheit
und β-Untereinheit
jeweils eine Größe von 16
Kilodalton haben) als Folge der Desoxygenierung ablaufen (6, 18–21). Beim
Verfahren von Englander wird natives Hämoglobin (in Milligrammmengen)
im oxygenierten Zustand in tritiiertem Wasser relativ niedriger
spezifischer Aktivität
(2-100 mCi/ml) einem Eintrittsaustausch unterzogen. Das Hämoglobin
wird dann desoxygeniert (wodurch eine allosterische Veränderung
indiziert wird), durch Gelpermeations-Säulenchromatographie in Tritium-freie
Puffer transferiert, und dann lässt
man es für Zeiten,
die 10- bis 50-mal länger
sind als die Zeit des Eintrittsaustauschs, einen Austrittsaustausch
durchlaufen. Durch Eintrittsaustausch aufgenommenes Tritium, das
in Peptidamiden vorliegt, die nach der induzierten allosterischen
Veränderung
der Hämoglobinstruktur
keine Veränderung
der Austauschgeschwindigkeit erfahren, durchläuft einen Austrittsaustausch
mit Geschwindigkeiten, die mit den Geschwindigkeiten seines Eintrittsaustauschs
identisch sind, und es wird demnach nach dem langen Zeitraum des
Austrittsaustauschs praktisch vollständig aus dem Protein entfernt.
Peptidamide dagegen, die nach den induzierten allosterischen Veränderungen
eine Verlangsamung ihrer Austauschgeschwindigkeit erfahren, behalten
vorzugsweise ihre Tritiummarkierung während des Zeitraums des Austrittsaustauschs.
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Zur Lokalisierung (bezüglich der
Primärsequenz
des Hämoglobins)
der verlangsamten Amide, die die verbleibende Tritiummarkierung
tragen, fragmentiert Englander dann das Hämoglobin, das den Austrittsaustausch
durchlaufen hat, proteolytisch mit der Protease Pepsin, trennt,
isoliert und identifiziert die verschiedenen Peptidfragmente mittels
Reverse-Phase-Hochdruckflüssigchromatographie
(RP-HPLC) und bestimmt mittels Szintillationszählung, welche Fragmente die
verbleibende Tritiummarkierung tragen. Mit dem Voranschreiten der
Fragmentierung des Hämoglobins
gehen jedoch die Sekundärstruktur
und Tertiärstruktur
eines jeden Fragments verloren, und die aufgefalteten Peptidamide
werden frei für
das H2O im Puffer zugänglich. Bei physiologischem
pH (> 6) verlässt jede
Amid-gebundene Tritiummarkierung die aufgefalteten Fragmente innerhalb von
Sekunden. Englander führt
die Verfahren der Fragmentierung und der Peptidisolierung mittels
HPLC deshalb unter Bedingungen durch, von denen er annimmt, dass
sie den Protonenaustausch des Peptidamids minimieren, und zu denen
eine niedrige Temperatur (4°C)
und die Verwendung von Phosphatpuffern mit einem pH von 2,7 gehören (Übersichtsartikel
siehe 6). Diese Technik wurde von Englander erfolgreich dazu eingesetzt,
die Peptidbereiche der α-
und β-Ketten
des Hämoglobins,
die an den durch die Desoxygenierung induzierten allosterischen
Veränderungen
teilnehmen, grob zu identifizieren und zu lokalisieren (18–21). Die
Fähigkeit
der Technik von Englander zur Lokalisierung Tritiummarkierter Amide
bleibt, auch wenn sie einen wichtigen Fortschritt darstellt, gering;
im besten Fall berichtet Englander, dass diese Technik eine Amidtritiummarkierung
in Hämoglobinpeptiden
von einer Größe von 14
Aminosäuren
oder darüber
nachweist, ohne dass sie die Fähigkeit
besitzt, die Markierung genauer zu lokalisieren.
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In den Arbeiten von Englander gibt
es keinen Hinweis darauf, dass eine auf geeignete Weise adaptierte
Technik eines Tritiumaustauschs dazu verwendet werden könnte, die
Peptidamide zu identifizieren, die in der Kontaktfläche zwischen
einem Proteinrezeptor und seinem Bindungspartner liegen: seine Offenbarungen betreffen
ausschließlich
die Kartierung allosterischer Veränderungen im Hämoglobin.
Weiterhin lehrt und warnt Englander, basierend auf seinen Optimierungsstudien
(6–11,
13), dass ein pH von 2,7 sowohl im Proteolyse- als auch im HPLC-Schritt
eingesetzt werden muss, was die Verwendung von Proteasen erforderlich
macht, die bei diesen pHs arbeiten können (saure Proteasen). Unglücklicherweise
sind saure Proteasen bezüglich
der Orte der proteolytischen Spaltung relativ unspezifisch, was
zur Erzeugung einer sehr großen
Zahl unterschiedlicher Peptidfragmente und somit zu beträchtlichen
Schwierigkeiten bei der HPLC-Auftrennung führt. Der Zwang, den HPLC-Trennschritt
bei pH 2,7 durchführen
zu müssen,
schränkt
die Möglichkeit
stark ein, die chromatographische Trennung vieler überlappender
Peptide über
eine Variation des pH, bei dem die HPLC durchgeführt wird, zu optimieren. Englander
versuchte zur Lokalisierung von Hämoglobinpeptiden, die allosterische Veränderungen
durchlaufen, diese Probleme zu umgehen, indem er die Tatsache ausnützte, dass
einige Peptidbindungen etwas empfindlicher gegenüber Pepsin sind als andere.
Er schränkt
deshalb die Dauer der Exposition des Proteins gegen Pepsin ein,
um die Zahl der Fragmente zu vermindern. Sogar dann war es schwierig,
die Fragmente sauber zu trennen. Sie waren auch natürlich länger (im
Durchschnitt), und deshalb war die Auflösung geringer. Er versuchte
auch die Muster zu vereinfachen, indem er zuerst die Alpha- und
Beta-Ketten des
Hämoglobins
trennte. Es kam dabei jedoch zu einem Nachteil: einem erhöhten Tritiumverlust
während
der Alpha-beta-Trennung und der Entfernung des Lösemittels, die zur Vorbereitung
der Proteolyse erfolgte. Englander zieht die Schlussfolgerung:
„Derzeit
ist die Gesamtanalyse des Verhaltens eines gegebenen Proteins hinsichtlich
des HX (Wasserstoffaustauschs) mittels dieser Verfahren eine immense
Aufgabe. In einem umfassenderen Sinne müssen die besten Strategien
für die
Durchführung
einer derartigen Aufgabe erst noch formuliert werden. Außerdem würden diese Bemühungen von
weiteren technischen Fortschritten profitieren, beispielsweise hinsichtlich
der Trennfähigkeit der
HPLC und vielleicht besonders bezüglich der Entwicklung weiterer
saurer Proteasen mit Eigenschaften, die an die Erfordernisse dieser
Experimente adaptiert sind" (6).
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Während
der anschließenden
sieben Jahre, die auf diese Beobachtung folgten, wurden keine Fortschritte
offenbart, die diese kritischen Einschränkungen der Tritiumaustauschtechnik
mittlerer Auflösung
zum Thema hatten. Es wurde klar, dass Verbesserungen bezüglich des
HPLC-Trennschritts wegen des Zwanges, bei pH 2,7 arbeiten zu müssen, problematisch
waren. Der derzeitige begrenzte Erfolg mit kleinen Proteinen hat es
sinnlos erscheinen lassen, ähnliche
Studien mit größeren Proteinen
zu versuchen, bei denen die Probleme einer nicht ausreichenden Peptidtrennung
durch HPLC bei einem pH von 2,7 und die Ungenauigkeit hinsichtlich
der Fähigkeit,
markierte Amide genauer zu lokalisieren, noch gewichtiger sein würden. Außerdem sind
die meisten im Sauren arbeitenden Proteasen im allgemeinen nicht
spezifischer bezüglich
ihrer Spaltmuster, als es Pepsin ist, und Bemühungen, die Technologie durch
den Einsatz anderer, im Sauren arbeitender Proteasen als Pepsin
zu verbessern, haben die Technik nicht nennenswert verbessert. Vor
dem Hintergrund dieser Einschränkungen
auf dem Gebiet des Tritiumaustauschs mittlerer Auflösung wurden
keine Studien offenbart, die Proteine mit einer Größe der Untereinheiten
von über
16 Kilodalton einsetzten.
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Allewell und Mitarbeiter haben Studien
offenbart, bei denen die Techniken von Englander eingesetzt wurden,
um induzierte allosterische Veränderungen
im Enzym Aspartat-Transcarbamylase
von Escherichia coli zu lokalisieren (22, 23). Die Literaturstelle
Burz et al. (22) ist eine kurze Offenbarung, in der die isolierte R2-Untereinheit
dieses Enzyms in einem tritiierten Puffer mit einer spezifischen
Aktivität
von 100 mCi/ml einem Eintrittsaustausch unterzogen wird, eine allosterische
Veränderung
durch die Zugabe von ATP induziert wird und dann die bezüglich ihrer
Konformation veränderte
Untereinheit einem Austrittsaustausch unterzogen wird. Die R2-Untereinheit
des Enzyms wurde dann proteolytisch mit Pepsin gespalten und bezüglich der
Menge der Markierung, die in bestimmten Fragmenten vorlag, analysiert.
Die Analyse setzte Techniken ein, die sich eng an den Empfehlungen
von Englander orientierten, wobei eine einzige Trennung mittels
RP-HPLC in einem Puffer von pH 2,8 eingesetzt wurde.
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Die Autoren weisen auf die Schwierigkeit
hin, die große
Zahl der erzeugten Peptide aufzutrennen, sogar bei diesem kleinen
Unterfragment des Proteins, im Hinblick auf die Einschränkungen
der Methodik von Englander. Sie kommentieren, dass „die prinzipielle
Limitierung dieser Methode derzeit die Trennung mit Säulen, die
derzeit zur Verfügung
stehen, ist". Es
wurde gezeigt, dass die ATP-Bindung an das Enzym die Austauschgeschwindigkeit
von Wasserstoffen in verschiedenen, relativ großen Peptidfragmenten der R2-Untereinheit verändert. In
einer darauf folgenden vollständigeren
Offenbarung (23) offenbart die Gruppe von Allewell Untersuchungen
der allosterischen Veränderungen,
die in der R2-Untereinheit durch ATP und durch CTP induziert werden.
Sie offenbaren einen Eintrittsaustausch der R2-Untereinheit in einem
Puffer, der tritiiertes Wasser mit einer spezifischen Aktivität von 22–45 mCi/ml
enthält,
die Zugabe von ATP oder CTP gefolgt von einem Austrittsaustausch
des Tritiums in einem Puffer, der normales Wasser enthält. Die
Analyse umfasste den Verdau des Komplexes mit Pepsin und die Trennung
der Peptidfragmente durch eine Reverse-Phase-HPLC in einem Puffer
von pH 2,8 oder pH 2,7, wobei sich all das eng an die Lehren von
Englander anlehnt. Die Peptide wurden über ihre Aminosäure-Zusammensetzung
oder über
eine N-terminale Analyse identifiziert, und die Radioaktivität eines
jeden Fragments wurde mittels Szintillationszählung bestimmt. In beiden dieser
Studien war die Lokalisierung der Tritiummarkierung auf Peptide
mit einer durchschnittlichen Größe von 10–15 Aminosäuren begrenzt,
ohne dass eine höhere
Auflösung
versucht wurde.
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Beasty et al. (24) schließlich haben
Untersuchungen offenbart, die Techniken des Tritiumaustauschs zur
Untersuchung der Faltung der α-Untereinheit
der Tryptophan-Synthetase von E. coli einsetzten. Die Autoren setzten
tritiiertes Wasser mit einer spezifischen Aktivität von 20
mCi/ml ein, und sie fragmentierten das Tritium-markierte Enzymprotein
mit Trypsin bei einem pH von 5,5, Bedingungen, unter denen das Protein
und die erzeugten großen
Fragmente in ausreichendem Maß eine
gefaltete Struktur behielten, um Amidwasserstoffe während der
Proteolyse und der HPLC-Analyse vor einem Austrittsaustausch zu
schützen.
Unter diesen Bedingungen waren die Autoren imstande, lediglich drei
Proteinfragmente zu erzeugen, von denen das kleinste eine Größe von 70
Aminosäuren
hatte. Die Autoren unternahmen keinen weiteren Versuch, die Markierung durch
einen weiteren Verdau und/oder eine weitere HPLC-Analyse genauer zu lokalisieren. Tatsächlich wäre es unter
den experimentellen Bedingungen, die sie einsetzten (sie führten alle
Schritte bei 12°C
anstelle von 4°C
durch, und sie führten
die Proteolyse bei pH 5,5 anstelle eines pHs im Bereich von 2 bis
3 durch) unmöglich gewesen,
die markierten Amide über
einen Tritiumaustausch genauer zu lokalisieren, da die Markierung
aufgrund der Entfaltung anschließend erzeugter proteolytischer
Fragmente bei pH 5,5, wenn sie kleiner als 10–30 Aminosäuren gewesen wären, sofort
verloren gegangen wäre
(einen Austrittsaustausch durchlaufen hätte).
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Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die
obigen Offenbarungen auf Studien mittels eines Tritiumaustauschs
mittlerer Auflösung
der folgenden Themen beschränkt
sind: 1) die spontane Rückfaltung
verschiedener Teile eines bestimmten Proteins (α-Untereinheit der Tryptophan-Synthetase)
(24), 2) die spontane Rückfaltung
von zwei Fragmenten, die proteolytisch aus dem gleichen Protein
(Ribonuklease-S) erzeugt wurden (15–17), 3) die Veränderungen
der Form (allosterische Veränderung),
die ein bestimmtes Protein (Hämoglobin)
nach der Entfernung von Sauerstoff (Hämoglobin) durchlief (4–6, 12–14, 18–21), und
4) die allosterischen Veränderungen
in einem Protein nach der Zugabe von Stoffen, von denen bekannt
war, dass sie allosterische Veränderungen
induzieren (Aspartat-Transcarbamylase) (22, 23).
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Da das Fachgebiet des Tritiumsaustauschs
auf die Fähigkeit
zur Untersuchung großer
Proteine beschränkt
war, offenbarte keiner dieser oder anderer Forscher oder schlug
keiner dieser oder anderer Forscher vor, dass Techniken des Tritiumaustauschs
adaptiert werden könnten,
um Kontaktflächen
zwischen zwei verschiedenen, großen Proteinen (Untereinheiten
von >16 Kilodalton
Größe) auf
wirkungsvolle Weise zu untersuchen, oder dass Peptidamide, die in
Wechselwirkungen zwischen großen
Proteinen und ihrem Bindungspartner funktionell mit Tritium markiert
sind, auf der Ebene der Aminosäuresequenz
auf wirkungsvolle Weise exakt lokalisiert werden könnten.
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Fromageot et al., US-Patent 3 828
102 (25), offenbaren die Verwendung des Tritiumaustauschs zur Tritiummarkierung
eines Proteins und seines Bindungspartners. Der Komplex aus dem
Protein und dem Bindungspartner wird gebildet, ehe man einen Eintrittsaustausch
zulässt,
und somit wird die Bindungsstelle nicht selektiv markiert. Bei der
vorliegenden Erfindung wird das Protein vor seiner Wechselwirkung
mit dem Bindungspartner und dem nachfolgenden Austrittsaustausch
durch einen Eintrittsaustausch markiert, und somit behalten die
Peptidamide, die in der Fläche
der Wechselwirkung liegen, spezifisch ihre Markierung, während andere
Stellen es nicht tun.
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Benson, US-Patente 3 560 158 und
3 623 840 (26), offenbart die Verwendung eines Tritiumaustauschs zur
Tritiierung von Verbindungen für
analytische Zwecke. Diese Literaturstellen unterscheiden sich von
der Erfindung insofern, als sie keinerlei Mechanismus für die Unterscheidung
zwischen einer möglichen
potenziellen Bindungsstelle und dem Rest des Moleküls bereit
stellen.
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Techniken des Deuteriumaustauschs
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Fesik et al. (27) offenbaren die
Messung des Wasserstoffaustauschs (Deuteriumaustauschs) eines Peptids
mittels NMR bevor und nachdem es an ein Protein gebunden ist. Aus
diesen Daten werden die Wechselwirkungen verschiedener Wasserstoffe
im Peptid mit der Bindungsstelle des Proteins analysiert.
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Patterson et al. (28) und Mayne et
al. (29) offenbaren die NMR-Kartierung einer Antikörper-bindenden Stelle
auf einem Protein (Cytochrom c) unter Verwendung eines Deuteriumaustauschs.
Dieses relativ kleine Protein mit aufgeklärter NMR-Struktur wird zuerst
mit einem monoklonalen Antikörper
gegen Cytochrom c komplexiert, und der vorgeformte Komplex wird
dann in Puffern, die deuteriertes Wasser enthalten, inkubiert, und
es werden zu verschiedenen Zeitpunkten NMR-Spektren aufgenommen.
Die NMR-Spektren des Komplexes aus dem Antigen und dem Antikörper werden
bezüglich
des Vorliegens von Peptidamiden untersucht, die im Vergleich zur
Austauschgeschwindigkeit in nicht-komplexiertem nativem Cytochrom
c einen verlangsamten Wasserstoffaustausch mit Deuterium des Lösemittels
zeigen. Benjamin et al. (30) setzen eine identische NMR-Deuterium-Technik
ein, um die Wechselwirkung von Hühnerei...zu
studieren.
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Kürzlich
wurden von anderen (45–50)
Techniken offenbart, bei denen Proteine, die über einen Austausch deuteriert
worden waren, mit einem Bindungspartner inkubiert werden, einem
Austrittsaustausch unterzogen werden, der komplex mit Pepsin fragmentiert
wird und Deuterium-haltige Peptide über ein einstufiges Fast-atom-bombardment
(Fab) oder eine Elektrospray-Massenspektrometrie
(MS) identifiziert werden. In diesen Studien wurde kein Versuch
unternommen, das Peptid-gebundene Deuterium in den proteolytisch
oder auf andere Weise erzeugten Peptidfragmenten genauer zu lokalisieren.
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Johnson R. S. und Walsh K. A. (Mass
spectrometric measurement of protein amide hydrogen exchange rates
of apo- and holo-myoglobin, Protein Science, Dezember 1994, Bd.
3, S. 2411–2418)
beschreiben die Messung der Austauschgeschwindigkeiten des Proteinamidwasserstoffs
im Apo- und Holomyoglobin über eine
Elektrospray-Ionisation-Massenspektrometrie (ESI-MS). Im einzelnen
setzt Johnson einen Pepsinverdau des ursprünglichen Proteins zur Erzeugung
von Peptidfragmenten ein, deren Deuterium-Gehalt mittels ESI-MS
gemessen wird und deren Sequenzen mittels MS/MS bestimmt werden.
Johnson misst das Ausmaß der
Deuteriumaufnahme als Funktion der Zeit des Deuteriumaustauschs,
um zu einer Austauschgeschwindigkeit zu kommen. Johnson setzt auch
bestimmte Bedingungen, wie eine niedrige Temperatur und saure Puffer, ein,
um die Auswirkungen des Rückaustauschs
der Deuteriummarkierungen zu vermindern. Allerdings setzt Johnson
keine Carboxypeptidasen ein, um die Peptidfragmente zunehmend zu
weiteren Serien von Unterfragmenten abzubauen. Daher führt die
Tatsache, dass Johnson einen Pepsinverdau des ursprünglichen
Proteins einsetzt, zu einer Begrenzung der Auflösung, mit der die Position
der Deuteriummarkierungen bestimmt werden kann. (Siehe z. B. Johnson,
S. 2417, Spalte 1, Zeilen 13–14: „Although
hydrogen exchange measurements for peptides typically cannot provide
information on individual residues ..." (Betonung zugefügt)). Johnson stellt ferner
fest, dass aufgrund der intrinsischen Fehler wegen des Rückaustauschs
von Deuterium die Genauigkeit, mit der Markierungen in kleineren Peptiden
präzise
lokalisiert werden können,
durch Zunahmen der Messfehler aufgehoben werden (siehe Johnson,
S. 2413, Spalte 2, Zeilen 49–55).
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Zhang Z., Post B. P. und Smith D.
L. (Amide hydrogen exchange determined by mass spectrometry: application
to rabbit muscle aldolase, Biochemistry, 23. Jan. 1996, Bd. 35,
S. 799–791)
demonstrieren den Einsatz einer Fast-Atom-Bombardment-Massenspektrometrie
(„FAB"-Massenspektrometrie)
zur Messung von Austauschgeschwindigkeiten von Proteinamidwasserstoffen
der Aldolase aus Kaninchenmuskel. Im einzelnen setzen Zhang et al.
einen Pepsinverdau des Ausgangsproteins ein, um Peptidfragmente
zu erzeugen, die mittels HPLC aufgetrennt werden und deren Deuterium-Gehalte
mittels FAB-MS gemessen werden. Die Sequenzen der Peptide werden
entweder über
eine Computer-unterstützte
Analyse der Massenspektren oder mittels anderer Sequenzierungstechniken
bestimmt. Zhang setzt bestimmte Bedingungen, wie eine niedrige Temperatur
und saure Puffer, ein, um die Auswirkungen des Rückaustauschs der Deuteriummarkierungen
zu vermindern. Allerdings setzt Zhang keine Carboxypeptidasen ein,
um die Peptidfragmente zunehmend zu weiteren Serien von Unterfragmenten
abzubauen. Daher führt
die Tatsache, dass Zhang nur einen Pepsinverdau des ursprünglichen
Proteins einsetzt, zu einer Begrenzung der Auflösung, mit der die Position
der Deuteriummarkierungen bestimmt werden kann. (Siehe z. B. Zhang,
S. 783, Spalte 1, Zeilen 26–41: „Although
the range of rate constants...")
Zhang beschreibt ferner eine gewisse Korrelation zwischen der intramolekularen
Wasserstoffbrückenbindung
und den Geschwindigkeiten des Wasserstoffaustauschs (siehe Zhang,
S. 785, 7). Diese Korrelation
wird jedoch nicht auf der Ebene der einzelnen Aminosäurereste,
sondern auf der Ebene der Peptidfragmente bestimmt.
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ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
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Die vorliegende Erfindung stellt
Verfahren zur funktionellen Markierung spezifischer Aminosäurereste bereit,
die an Wechselwirkungen zwischen einem Bindeprotein und seinem Bindungspartner
beteiligt sind. Sie ist bei der Untersuchung der Unterbereiche des
Bindeproteins und des Bindungspartners besonders für große (>30 Kilodalton) Proteine
geeignet, auch wenn sie nur in geringen Mengen vorliegen.
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Bei einer Ausführungsform ist die Markierung
Tritium, und die Menge der Markierung auf einem Fragment oder Unterfragment
wird über
die Messung seiner Radioaktivität
bestimmt. Bei einer zweiten Ausführungsform
ist die Markierung Deuterium, und die Menge der Markierung auf einem
Fragment oder Unterfragment wird mittels Massenspektrometrie bestimmt.
Der Begriff „schwerer
Wasserstoff" wird
hier verwendet, um ganz allgemein entweder Tritium oder Deuterium
zu bezeichnen. Außerdem
gilt die Bezugnahme auf Tritium mutatis mutandis für Deuterium,
es sei denn, es wird eindeutig ausgeschlossen.
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Letztlich wird das Bindeprotein zuerst
unter Bedingungen tritiiert oder deuteriert, unter denen native Wasserstoffe
durch die Tritium- oder Deuteriummarkierung ersetzt werden (das
ist der Schritt des „Eintrittsaustauschs"). Dann lässt man
den Bindungspartner mit dem markierten Protein in Wechselwirkung
treten. Der Bindungspartner besetzt die Bindungsstelle und schützt die
Tritium- oder Deuteriummarkierungen dieser Stelle vor einem nachfolgenden „Austrittsaustausch". Somit sind nach
dem „Austrittsaustausch" nur die Reste der Bindungsstelle
markiert. Da die Bindungsstelle normalerweise nur einen kleinen
Teil des Moleküls
ausmacht, wird mit diesem Ansatz ein besseres Signal-Rausch-Verhältnis erhalten
als mit der konventionelleren Methode von Englander.
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Um die markierten Reste tatsächlich zu
identifizieren, muss man den Komplex zuerst unter Bedingungen eines
langsamen Wasserstoffisotopenaustauschs (H3/H1 oder H2/H1) dissoziieren, da ansonsten die Markierungen
die Bindungsstelle verlassen würden,
sobald der Ligand entfernt worden ist. Das Bindeprotein wird dann
fragmentiert (z. B. mit einer Endoprotease wie Pepsin), und zwar
immer noch unter Bedingungen eines langsamen Wasserstoffaustauschs,
um Fragmente zu erhalten. Diejenigen Fragmente, die eine Markierung tragen,
enthalten vermutlich die Reste der Bindungsstelle. An diesem Punkt
ist die Auflösung
der Bindungsstelle nicht besser als die Fragmentgröße.
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Eine genauere Lokalisierung der Markierungen
wird über
die Analyse von Unterfragmenten erreicht, die über einen gesteuerten schrittweisen
Abbau eines jeden isolierten markierten Peptidfragments unter Bedingungen
eines verlangsamten Austauschs erzeugt werden. Für den Zweck der vorliegenden
Erfindung wird von einem Peptidfragment gesagt, dass es „fortschreitend", „schrittweise" oder „sequenziell" abgebaut wird, wenn
eine Serie von Fragmenten erhalten wird, die typisch für das sind,
was man mittels einer idealen Exopeptidase erhalten würde, d.
h. bei jedem Schritt wird nur eine endständige Aminosäure entfernt.
Somit wären, wenn
die n Aminosäuren
eines Peptides als A1 bis An bezeichnet
würden
(wobei die Nummerierung an demjenigen Ende anfängt, an dem der Abbau beginnt),
die Unterfragmente A2...An,
A3...An, ..., An–1-An und letztlich An.
Die durch die aufeinanderfolgenden Unterfragmenten erzeugten Signale
werden in ihrer Reihenfolge miteinander korreliert, um zu bestimmen,
welche Aminosäuren
des fraglichen Fragments markiert waren.
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Dieses Verfahren wurde in keiner
der zitierten Literaturstellen dazu eingesetzt, die Markierungsstellen genauer
zu lokalisieren, obwohl eine verbesserte Auflösung sicherlich ein Ziel in
diesem Fachgebiet war. In dem Fachgebiet kommt man diesem Ziel am
nächsten
mit Englanders allgemeinen Vorschlägen weiterer Fragmentierungen
mit einer anderen „sauren
Protease".
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Der fortschreitende Abbau wird vorzugsweise
mittels eines Enzyms, und bevorzugter mittels einer Carboxypeptidase,
erreicht. Die Notwendigkeit, einen sauren pH zum Zeitpunkt des Abbaus
einzusetzen, um Tritiumverluste zu minimieren, führt dazu, dass keine Carboxypeptidasen
eingesetzt werden, die durch die benötigten sauren Puffer im wesentlichen
inaktiviert werden. Jedoch sind die Carboxypeptidase P, die Carboxypeptidase
Y und verschiedene andere, im Sauren aktive (d. h. enzymatisch unter
sauren Bedingungen aktive) Carboxypeptidasen für eine Proteolyse von Peptiden
unter sauren Bedingungen, sogar bei pH 2,7, geeignet. Die fortschreitende
Unterfragmentierung gereinigter Peptide, die eine Tritiummarkierung
tragen, wird mit im Sauren aktiven Carboxypeptidasen unter Bedingungen
durchgeführt,
die ein komplettes Set von amidmarkierten Tochterpeptiden erzeugen,
bei denen jedes um eine einzige carboxyterminale Aminosäure kürzer als
das vorhergehende ist. Eine HPLC-Analyse der verschiedenen Mitglieder
dieses Sets aus fortschreitend verkürzten Peptiden ermöglicht die
zuverlässige
Zuordnung der Markierung zu bestimmten Amidpositionen innerhalb des
Ausgangspeptids. Alternativ zieht die vorliegende Erfindung Techniken
eines C-terminalen chemischen Abbaus in Betracht, die unter „Bedingungen
eines langsamen Wasserstoffaustauschs" durchgeführt werden können, z.
B. mittels Pentafluorpropionsäureanhydrid.
Die Empfindlichkeit der Technik kann durch die Verwendung von Referenz-Peptidunterfragmenten
als HPLC-Mobilitätsmarker
verbessert werden.
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Im allgemeinen ist in diesem Fachgebiet
den Problemen einer Denaturierung des Bindeproteins in einem Ausmaß, das die
Proteolyse unter den Bedingungen eines verlangsamten Wasserstoffaustauschs
erleichtert, nicht genügend
Aufmerksamkeit geschenkt worden. Pepsin ist beispielsweise bei 0°C viel weniger aktiv
als bei Raumtemperatur. Zwar ist Pepsin imstande, Hämoglobin,
das bei einem sauren pH und bei 0°C denaturiert
wurde, extensiv zu verdauen, aber andere Bindeproteine, wie das
Lysozym aus dem Hühnerei,
sind gegenüber
einer Denaturierung durch Bedingungen eines langsamen H-Austauschs
und somit gegenüber
einem anschließenden
Pepsinverdau viel resistenter. Als Ergebnis davon werden viel weniger
und längere
Fragmente erzeugt. Das kompliziert die Analyse.
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Bei einer bevorzugten Ausführungsform
wird das markierte Bindeprotein vor der Fragmentierung denaturierenden
Bedingungen ausgesetzt, die mit einem langsamen Wasserstoffaustausch
kompatibel und ausreichend stark sind, um das Protein genügend zu
denaturieren, um es entsprechend empfindlich für die vorgesehene proteolytische
Behandlung zu machen. Wenn diese denaturierenden Bedingungen auch
die Protease denaturieren würden,
dann wird das denaturierte Protein vor der Proteolyse in weniger
denaturierte Bedingungen (immer noch kompatibel mit einem langsamen
H-Austausch) überführt, die
in ausreichendem Maße
denaturierend sind, um das Protein in einem für die Protease zugänglichen
Zustand zu halten, aber für
die fragliche Protease wesentlich weniger schädlich sind.
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Vorzugsweise ist das zunächst verwendete
Denaturierungsmittel Guanidinthiocyanat, und die weniger denaturierenden
Bedingungen werden über
eine Verdünnung
mit Guanidin-HCl erhalten.
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Disulfidbindungen können, wenn
sie in dem Bindeprotein, das verdaut werden soll, vorkommen, ebenfalls
die Analyse stören.
Disulfidbindungen können
das Protein in einem gefalteten Zustand halten, wobei nur eine relativ
kleine Zahl der Peptidbindungen einem proteolytischen Angriff ausgesetzt
ist. Eine fehlende Spaltung der Disulfidbindungen würde, auch
wenn einige Peptidbindungen gespalten werden, die Aufglösung der Peptidfragmente
vermindern, die noch über
die Disulfidbindungen miteinander verknüpft sind; sie würden, statt voneinander
getrennt zu werden, zusammenbleiben. Das würde die Auflösung wenigstens
um einen Faktor von zwei verringern (möglicherweise von mehr, in Abhängigkeit
von der Beziehung der Topologie der Disulfidbindung zur Stellen
der Peptidspaltung). Wenn die Disulfidbindungen nicht gespalten
werden, wäre
eine weitere genauere Lokalisierung der Tritium-markierten Amide
innerhalb eines jeden der über
Disulfidbindungen verknüpften
Peptide sehr schwierig, da es zu unterschiedlichen Zeiten und mit
unterschiedlichen Geschwindigkeiten zu einer Entfernung von Aminosäuren an
jedem C-Terminus der über
Disulfide verknüpften
Segmente kommen würde.
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Der Anmelden hat entdeckt, dass wasserlösliche Phosphine
verwendet werden können,
um die Disulfidbindungen eines Proteins unter Bedingungen eines „langsamen
Wasserstoffaustauschs" zu
spalten. Das ermöglicht
eine viel effektivere Fragmentierung großer Proteine, die Disulfidbindungen
enthalten, ohne zu bewirken, dass eine Tritiummarkierung vom Protein
oder seinen proteolytischen Fragmenten verloren geht (was bei konventionellen
Techniken einer Disulfidreduktion der Fall wäre, die bei pH-Werten durchgeführt werden
müssen,
die für
die Erhaltung der Tritiummarkierung sehr ungünstig sind).
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Bei einer anderen Ausführungsform
werden Peptidamide auf der Oberfläche des Bindeproteins indirekt über den
Transfer von Tritium oder Deuterium markiert, das zuvor über einen
Wasserstoffaustausch an der Wechselwirkungsoberfläche des
Bindungspartners befestigt wurde. Dieses Verfahren führt zu einer
funktionellen Markierung von Rezeptorproteinamiden, wenn sie über eine
Komplexbildung verlangsamt sind und sich im komplexierten Zustand
auch in engem Kontakt mit dem Bindungspartner befinden. Amide, die
entfernt von der Wechselwirkungsoberfläche vorliegen, aufgrund einer
durch die Komplexbildung induzierten allosterischen Veränderung
im Protein bezüglich
ihres Austausches aber verlangsamt werden, werden nicht markiert.
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KURZE BESCHREIBUNG
DER ZEICHNUNGEN
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1 Analyse
des Tritiums, das mit Hämoglobin-Fragmenten
(Hgb-Fragmenten) assoziiert ist, die durch einen Pepsinverdau von
Tritium-ausgetauschtem Hämoglobin ± einem
monoklonalen Antikörper
erzeugt wurden, gefolgt von einer HPLC in PO4-gepufferten
Lösemitteln,
pH 2,7. Kasten A: Absorptionsspur (214 nm) des unmarkierten, proteolytisch
gespaltenen Hgb. Kasten B: Hgb, das 4 Stunden einem Eintrittsaustausch
unterzogen, nach pH 2,7 transferiert und dann ohne einen Austrittsaustausch
verdaut wurde. Kasten C: Hgb, das 4 Stunden einem Eintrittsaustausch
unterzogen, mit dem monoklonalen Antikörper β6 gemischt und dann 40 Stunden
einem Austrittsaustausch unterzogen wurde, ehe die Proteolyse bei
pH 2,7 erfolgte. Kasten D: Hgb, das 4 Stunden einem Eintrittsaustausch
und dann 40 Stunden einem Austrittsaustausch unterzogen wurde, ehe
die Proteolyse bei pH 2,7 erfolgte.
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2 Auftrennung
in der zweiten Dimension (HPLC mit 0,1% Trifluoressigsäure (TFA)
enthaltenden Lösemitteln)
bei 0°C
der Tritium-haltigen rpHPLC-Fraktion aus der Auftrennung in der
ersten Dimension, 1,
Kasten C.
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3 Kästen A bis
C. Identifizierung von funktionell über eine Wechselwirkung mit
dem monoklonalen Antikörper β121 markierten
Hämoglobinpeptiden. Ähnlich wie
in der 1, aber Einsatz
des monoklonalen Antikörpers β121 anstelle
des monoklonalen Antikörpers β6.
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4 Kästen A bis
D. Identifizierung von funktionell über eine Wechselwirkung mit
Haptoglobin markierten Hämoglobinpeptiden. Ähnlich wie
in der 1, aber Einsatz
von Haptoglobin anstelle eines Antikörpers.
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5 Struktur
von Hämoglobin
mit markierten Peptidbereichen. Kasten A: Peptide, die mit dem monoklonalen β6 in Wechselwirkung
treten; Kasten B: Peptide, die mit dem monoklonalen Antikörper β121 in Wechselwirkung
treten.
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6 Carboxypeptidase
P-Verdau des β1–14-Peptids. Über einen
Tritiumaustausch markiertes synthetisches β1–14-Peptid wurde unter Einsatz
verschiedener Enzymkonzentrationen und Verdauzeiten (angegeben am
Rand ganz links) mit Carboxypeptidase-P (CP-P) verdaut (0°C). Die HPLC-Analyse
wurde dann wie in der 1 durchgeführt, aber
unter gleichzeitiger Messung der Absorption bei 214 nm (linke Kästen) und
der Radioaktivität
(rechte Kästen)
des Säuleneffluats.
Die Positionen der verschiedenen erzeugten C-terminal verkürzten Peptidfragmente
sind angegeben (Zahlen 3 bis 9). Es wird eine fortschreitende Erzeugung
von Fragmenten beobachtet.
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7 Reduktion
von Disulfidbindungen bei pH 2,7. Mittels Tritiumaustausch markiertes β1–14-Peptid (2 μg bei 0°C, pH 2,7)
wurde mit dem Peptid Endothelin (4 μg) supplementiert, das zwei
Disulfidbindungen enthält
(35), und die Mischung wurde ohne (A) oder mit (B–E) 50 mM
Tris (2-Carboxyethyl)phosphin (TCEP) für unterschiedliche Zeiten bei
0°C (A,
C–E) oder
2 Minuten bei 22°C
(B) inkubiert. Die Mischungen wurden dann einer HPLC wie in der 7 unterzogen. Der prozentuale
Anteil des Endothelins, der unter den jeweiligen Bedingungen unreduziert
blieb, ist angegeben (linke Kästen)
so wie der Anteil der Tritiummarkierung, der am β1–14-Peptid befestigt blieb
(rechte Kästen).
Es wird eine 50%ige Reduktion der Endothelindisulfide bei pH 2,7
erzielt, bei einem nicht-signifikanten Verlust von Peptidamid-gebundenem
Tritium vom β1–14 Peptid. „R" bezeichnet die Positionen
der reduzierten Formen des Endothelins.
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DETAILLIERTE
BESCHREIBUNG DER BEVRZUGTEN AUSFÜHRUNGSFRMEN
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Biochemische Bindung,
ganz allgemein
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Viele biologische Prozesse werden über eine
nicht-kovalente Bindungswechselwirkung zwischen einem Protein und
einem anderem Molekül,
seinem Bindungspartner, vermittelt. Die Identifizierung der Strukturmerkmale
der beiden bindenden Moleküle,
die unmittelbar zu diesen Wechselwirkungen beitragen, wäre für die Entwicklung
von Arzneimitteln nützlich,
die diese Prozesse verändern.
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Die Moleküle, die bevorzugt aneinander
binden, können
als Partner eines „spezifischen
Bindungspaares" bezeichnet
werden. Derartige Paare schließen
einen Antikörper
und sein Antigen ein, ein Lectin und ein Kohlenhydrat, an das es
bindet, ein Enzym und sein Substrat und ein Hormon und seinen zellulären Rezeptor. In
einigen Texten werden die Begriffe „Rezeptor" und „Ligand" verwendet, um ein Paar von bindenden
Molekülen
zu bezeichnen. Gewöhnlich
wird der Begriff „Rezeptor" für einen
Partner eines spezifischen Bindungspaares verwendet, der zu einer
Molekülklasse
gehört,
die für
ihre Bindungsaktivität
bekannt ist, z. B. Antikörper.
Der Begriff „Rezeptor" wird auch vorzugsweise
demjenigen Partner des Paares zugeordnet, der größer ist, z. B. dem Avidin im
Falle des Paares Avidin-Biotin. Allerdings ist die Identifizierung
eines Rezeptors und eines Liganden letztlich willkürlich, und
der Begriff „Ligand" kann verwendet werden,
um ein Molekül
zu bezeichnen, das andere einen „Rezeptor" nennen würden. Der Begriff „Antiligand" wird manchmal anstelle
von „Rezeptor" verwendet.
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Zwar können Bindungswechselwirkungen
zwischen jedem beliebigen Molekülpaar vorkommen,
z. B. zwei DNA-Strängen,
aber die vorliegende Beschreibung betrifft in erster Linie Wechselwirkungen,
bei denen wenigstens eines der Moleküle ein Protein ist. Somit scheint
es passend zu sein, von einem „Bindeprotein" und seinem „Bindungspartner" zu sprechen. Der
Begriff „Protein" wird hier in einem
breiten Sinne verwendet, der mutatis mutandis Polypeptide und ligopeptide
einschließt
sowie Derivate von diesen, wie Glycoproteine, Lipoproteine und Phosphoproteine
sowie Metalloproteine. Die entscheidende Anforderung ist, dass das „Bindeprotein" eine oder mehrere
Peptidbindung(en) (-NHCO-) enthält,
da der Amidwasserstoff der Peptidbindung (sowie in den Seitenketten
bestimmter Aminosäuren)
bestimmte Eigenschaften aufweist, die sich für eine Analyse über einen
Protonenaustausch anbieten.
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Das Bindeprotein kann mit einem natürlich vorkommenden
Protein identisch sein, oder es kann ein bindendes Fragment oder
eine andere Mutante eines derartigen Proteins sein. Das Fragment
oder die Mutante kann im Vergleich zum Ausgangsprotein die gleichen
oder andere Bindungseigenschaften zeigen.
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Integrale Membranproteine sind von
besonderem Interesse, da es schwierig ist, sie für Untersuchungen über eine
Röntgenbeugung
zu kristallisieren. Proteine, die zu groß für eine Untersuchung mittels NMR-Verfahren
sind, z. B. solche, die größer als
ungefähr
50 Kilodalton sind, sind auch von speziellem Interesse, insbesondere
wenn sie sich nicht als eine Verbundstruktur aus zwei oder mehreren,
getrennt analysierbaren Domänen
charakterisieren lassen. Beispiele für geeignete Proteine sind Integrie
(die große
integrale Membranproteine sind), Zelloberflächenrezeptoren für Wachstumsfaktoren
(einschließlich
von Cytokin-Rezeptoren), Rezeptoren mit sieben Transmembrandomänen, Selectin
und Zelloberflächenrezeptoren
der Immunglobulin-Superfamilie (z. B. ICAM-1).
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Das erfindungsgemäße Verfahren ist besonders
nützlich
für die
Untersuchung von Proteinen mit diskontinuierlichen Epitopen, wie
bestimmten Antikörpern
einschließlich
bestimmter klinisch wichtiger Autoimmunantikörper.
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Eine „Bindungsstelle" ist ein Kontaktpunkt
zwischen einer bindenden Oberfläche
(„Paratop") des Bindeproteins
und einer komplementären
Oberfläche
(„Epitop") des Bindungspartners.
(Wenn der Bindungspartner ein Protein ist, dann ist die Bezeichnung „Paratop" und „Epitop" im wesentlichen
willkürlich.
Im Falle von Wechselwirkungen zwischen einem Antikörper und
einem Antigen bezeichnet man jedoch herkömmlicherweise die Antigen-bindende
Stelle des Antikörpers
als das „Paratop" und die Zielstelle
auf dem Antigen als das „Epitop".) Ein spezifisches
Bindungspaar kann mehr als eine Bindungsstelle aufweisen, und der
Begriff „Paar" wird locker verwendet,
da das Bindeprotein zwei oder mehr Bindungspartner binden kann (wie
im Falle eines divalenten Antikörpers).
Außerdem
können
andere Moleküle,
z. B. allosterische Effektoren, die Konformation eines Partners
des „Paares" verändern und
dadurch die Bindung modulieren. Der Begriff „Paar" soll diese komplexeren Wechselwirkungen
mit umfassen.
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Bedingungen eines verlangsamten
Wasserstoffaustauschs
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Die vorliegende Erfindung betrachtet
die Markierung der Bindungsstelle eines Bindeproteins (oder eines
Bindungspartners) mit einem schweren Wasserstoffisotop und die Bestimmung
der Lokalisation der Markierungen unter Bedingungen eines verlangsamten
Wasserstoffaustauschs. „Bedingungen
eines verlangsamten Wasserstoffaustauschs" werden hiermit als Bedingungen definiert,
unter denen die Geschwindigkeit des Austauschs von normalem Wasserstoff
gegen schweren Wasserstoff in Amidwasserstoffen, die dem Lösemittel
frei ausgesetzt sind, beträchtlich
vermindert ist, d. h. genügend,
um eine ausreichende Zeit für
die Bestimmung der genauen Positionen des Amidwasserstoffes, die
mit dem schweren Wasserstoff markiert worden waren, mittels der
hier beschriebenen Verfahren zu ermöglichen. Die Geschwindigkeit
des H-Austauschs ist eine Funktion der Temperatur, des pH und des
Lösemittels.
Die Geschwindigkeit nimmt pro 10°C
Temperaturerniedrigung um einen Faktor von 3 ab. Deshalb wird der
Einsatz von Temperaturen um 0°C
bevorzugt. In Wasser liegt die minimale Geschwindigkeit des H-Austauschs
bei einem pH von 2–3.
Wenn sich die Bedingungen vom optimalen pH entfernen, dann steigt
die Geschwindigkeit des H-Austauschs an, typischerweise 10-fach
bei einer Entfernung vom Minimum um eine pH-Einheit nach oben oder
nach unten. Der Einsatz hoher Konzentrationen eines polaren organischen
Co-Lösemittels
verschiebt das pH-Minimum zu einem höheren pH, der potenziell bei
pH 6 und vielleicht, mit dem richtigen Lösemittel, sogar noch höher liegt.
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Bei pH 2,7 und 0°C liegt die typische Halbwertszeit
einer Tritiummarkierung in einer Amidposition, die frei für das Lösemittel
Wasser zugänglich
ist, bei ungefähr
70 Minuten. Vorzugsweise führen
die verlangsamten Bedingungen der vorliegenden Erfindung zu einer
Halbwertszeit von wenigstens 10 Minuten, bevorzugter von wenigstens
60 Minuten.
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Ausführungsformen des Tritiumaustauschs
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Bei einer Ausführungsform betrachtet die vorliegende
Erfindung das folgende Verfahren zur Charakterisierung einer Bindungsstelle:
- A. Es wird das Phänomen des Wasserstoffaustauschs
(Tritium) dazu verwendet, jeden der Amidwasserstoffe auf den Aminosäuren, die
die Oberfläche
des Rezeptorproteins ausmachen, einschließlich der Oberfläche der
Ligandenbindungsstelle des Rezeptors, mit einer radioaktiven Sonde
(Tritium) zu ersetzen. Diese Markierung wird unter im wesentlichen
physiologischen Bedingungen erzielt, indem das Rezeptorprotein in
Lösungen
inkubiert wird, die tritiiertes Wasser enthalten. (Vorzugsweise
hat das Wasser eine hohe spezifische Aktivität.)
- B. Ein Proteinligand (Bindungspartner) wird dann dem über einen
Eintrittsaustausch markierten (tritiierten) Rezeptorprotein zugesetzt,
und man lässt
ihn an seine spezifische Stelle auf dem Rezeptor binden. Sobald der
Ligand an den Rezeptor gebunden hat, sind Wasserstoffe auf den Aminosäuren, die
die Oberfläche
der Bindungsstelle des Rezeptors ausmachen, nicht länger imstande,
effizient mit dem umgebenden wässrigen Puffer
in Wechselwirkung zu treten, und ein weiterer Wasserstoffaustausch
wird stark gehemmt.
- C. Der Komplex aus dem tritiierten Rezeptor und dem Liganden
wird dann in physiologische Puffer, die frei von Tritium sind, transferiert.
Man lässt
die Tritiummarkierung auf dem Rezeptor-Liganden-Komplex einen Austrittsaustausch
aus dem Rezeptor durchlaufen. Jedoch sind die vom Bindungskomplex
abhängige
Wasserstoffbrückenbindung
zwischen dem Protein und dem Bindungspartner sowie die beschränkte Zugänglichkeit
der Grenzfläche
zwischen dem Protein und dem Bindungspartner im Komplex für das Lösemittel selektive
Hindernisse für
den Austrittsaustausch einer Tritiummarkierung des Peptidamids,
das sandwichartig zwischen dem Protein und dem Bindungspartner eingeschlossen
ist. Wenn die Entfernung (der Austrittsaustausch) aus anderen Bereichen
des Komplexes aus dem Protein und seinem Bindungspartner im wesentlichen
beendet ist, besteht das Ergebnis aus der bevorzugten Zurückhaltung
der Tritiummarkierung an den Amiden, für die der Wasserstoffaustausch
aufgrund der Wechselwirkungen zwischen dem Protein und dem Bindungspartner
verlangsamt ist, typischerweise den Amiden, die mit den Aminosäuren assoziiert
sind, die die Oberfläche
der Ligandenbindungsstelle des Rezeptors ausmachen. Gegebenenfalls kann
der Komplex, während
der Austrittsaustausch abläuft,
einem begrenzten proteolytischen Verdau, einer Denaturierung und/oder
einer Disulfidreduktion unterzogen werden, solange die Integrität der Wechselwirkung
zwischen dem Bindeprotein und dem Bindungspartner nicht wesentlich
durch derartige Manöver gestört wird.
- D. Die spezifischen Amide der Peptidbindungen, die das verbleibende
Tritium tragen, werden dann identifiziert. Das erfolgt mittels:
- (1) Verschieben des markierten Komplexes aus Rezeptor und Ligand
zu Bedingungen (z. B. 0–4°C, pH 2,7), die
den Komplex dissoziieren und gleichzeitig den Austausch des Amidwasserstoffs
verlangsamen.
- (2) Unterziehen des Rezeptors einer Proteolyse, gefolgt von
einer Trennung mittels Reverse-Phase-Hochdruckflüssigchromatographie (RP-HPLC)
(vorzugsweise zweidimensional) der resultierenden Rezeptorfragmente
unter anhaltenden Bedingungen eines verlangsamten Protonenaustauschs.
Rezeptorfragmente, die eine Tritiummarkierung tragen, werden identifiziert,
isoliert und bezüglich
ihrer Aminosäuresequenz und
deshalb ihrer Lokalisation innerhalb der primären Aminosäuresequenz des intakten Rezeptors
charakterisiert.
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Die Präparation des Bindeproteins
für die
proteolytische Analyse kann umfassen:
- (a) Abtrennen
der Anteile des Proteins, die nicht für die Komplexbildung benötigt werden,
- (b) Spaltung der Disulfidbindungen, die die Analyse der Fragmente
komplizieren könnten
(siehe Abschnitt 5A), und/oder
- (c) Denaturierung des Proteins, um es empfindlicher gegenüber einem
proteolytischen Angriff zu machen (siehe Abschnitt 5B).
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Der Schritt (a) kann vor oder nach
dem Übergang
zu Bedingungen eines langsamen Wasserstoffaustauschs durchgeführt werden,
da er nicht zu einer Dissoziation der miteinander in Kontakt stehenden
Oberflächen
führt.
Die Schritte (b) und (c) verursachen eine derartige Dissoziation
mit größerer Wahrscheinlichkeit, und
man muss sie deshalb häufiger
unter den Bedingungen eines langsamen Austauschs durchführen.
- (3) Bestimmen der Lokalisation der Tritiummarkierung
innerhalb eines jedes Peptids durch das Unterfragmentieren der markierten
Peptide (z. B. mit im Sauren aktiven Carboxypeptidasen oder chemischen
Verfahren, die mit einem Tritiumaustausch kompatibel sind) unter
Bedingungen eines langsamen Protonenaustauschs und Charakterisieren
der markierten Unterfragmente. Zum Beispiel kann die Identität eines
jeden Unterfragmentes über
eine Aminosäure-Analyse, über eine
Peptidsequenzierung oder über
einen Vergleich seiner Beweglichkeit mit denjenigen synthetischer
Markerpeptide für
die HPLC-Beweglichkeit bestimmt werden, und die Menge der in jedem
Unterfragment enthaltenen Tritiummarkierung kann mittels Szintillationszählung bestimmt
werden. Da jede carboxyterminale Aminosäure des funktionell markierten Peptids
sequenziell mit der Carboxypeptidase abgespalten wird, wird der
Stickstoff, der das sich langsam austauschende Peptidamid in der
intakten Peptidbindung bildete, in ein sich schnell austauschendes
sekundäres
Amin umgewandelt, und jede möglicherweise
an diesem Stickstoff vorhandene Tritiummarkierung verschwindet innerhalb
von Sekunden aus dem Peptid, während
das gesamte andere, am Amid gebundene Tritium an Ort und Stelle
verbleibt. Eine Abnahme der Radioaktivität vom einem Unterfragment zum
nächst
kleineren zeigt an, dass das soeben veränderte Amid mit Tritium markiert
war.
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Auf diese Weise wird die genaue Lokalisation
eines jedes Peptidamids, das aufgrund seiner Wechselwirkung mit
dem Bindungspartner funktionell mit Tritium markiert wurde, innerhalb
des Proteins bestimmt. Als Schlussfolgerung ergibt sich dann auf
diese Weise, dass man die genauen Aminosäuren, die die Oberfläche der
Bindungsstelle des Rezeptors ausmachen, kennt. Es können Untersuchungen
durchgeführt
werden; um die Austauschgeschwindigkeiten eines jeden den der markierten
Amide, die oben identifiziert wurden, sowohl vor als auch nach der
Komplexbildung mit dem Bindungspartner zu bestimmen. Das ermöglicht die
Berechnung des Ausmaßes
der Austauschverlangsamung, die alle diese Amide als Folge der Komplexbildung
erfahren, und es ermöglicht
die Optimierung der Zeiten für
den Eintrittsaustausch und den Austrittsaustausch.
- E. Es können
parallele Untersuchungen durchgeführt werden, in denen der verwandte
Bindungspartner einem Eintrittsaustausch mit Tritium unterzogen
wird, mit dem Rezeptorprotein komplexiert wird, als Komplex aus
dem Bindungspartner und dem Protein einem Austrittsaustausch unterzogen
wird und die verlangsamten Amide im Bindungspartner wie oben identifiziert
werden. Dieses Vorgehen führt
zur Identifizierung der Unterbereiche des Bindungspartners, die
mit dem Protein in Wechselwirkung treten.
- F. Die Kenntnis der Identität
der genauen Kontaktpeptide sowohl im Rezeptor als auch im Liganden
können mit
zusätzlichen
Strukturinformationen kombiniert werden, die durch die Erfindung
bereit gestellt werden (Identifizierung der Peptidamide des Proteins
und des Bindungspartners, die nach der Komplexbildung wahrscheinlich
direkt Wasserstoffbrückenbindungen
zwischen dem Protein und dem Bindungspartner bilden), um Modelle
für die
komplementären,< dreidimensionalen
Strukturen der Wechselwirkungsoberflächen des Rezeptors und des
Liganden zu erzeugen. Diese Modelle können dann als die Basis für die Konstruktion
und Erzeugung von Peptidarzneimitteln oder peptidomimetischen Arzneimitteln
verwendet werden.
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Die einzelnen Schritte dieses Verfahrens
werden nun detaillierter erörtert.
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1. Eintrittsaustausch
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Das untersuchte Protein wird in einem
Puffer inkubiert, der mit tritiiertem Wasser (3H2O), vorzugsweise von hoher spezifischer
Aktivität,
supplementiert ist. Das führt
zur zeitabhängigen,
reversiblen Inkorporation einer Tritiummarkierung in jedes Peptidamid
der Oberfläche
des Proteins, einschließlich
seines (potenziellen) ligandenbindenden Unterbereiches, über den
Mechanismus des Protonenaustauschs.
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Es kann jeder beliebige physiologische
Puffer, der für
die Wechselwirkung des Proteins mit seinem Bindungspartner geeignet
ist, eingesetzt werden (mit keinerlei Einschränkungen bezüglich des pHs oder der Temperatur
des Puffers). Zu geeigneten Puffern gehören Phosphat-gepufferte Saline
(0,15 mM NaCl, 10 mM PO4, pH 7,4 (PBS)).
Es wird die Verwendung kleiner Inkubationsvolumina (0,1–10 μl), die hohe
Konzentrationen des Rezeptorproteins (10–100 mg/ml) enthalten, bevorzugt.
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Das erforderliche Ausmaß der Tritiierung
(und somit der Konzentration des Tritiums im Puffer) hängt von
der Gesamtmenge des Proteins, die für die Analyse zur Verfügung steht,
ab. Für
die Analyse von 1 mg Protein sind wenigstens 10 Ci/ml wünschenswert,
für 0,1
mg 100 Ci/ml und für
0,01 mg 1000 Ci/ml. (Reines tritiiertes H2O
hat ungefähr
2500 Ci/ml.) Für
die meisten Anwendungen hat das tritiierte Wasser 50–500 Ci/ml. hne
den Einsatz dieser hohen spezifischen Aktivitäten wären Untersuchungen von Proteinen,
die in begrenzter Menge zur Verfügung
stehen, viel schwieriger. (Es kann sogar eine noch höhere spezifische
Aktivität
(z. B. 500–1500
Ci/ml) in der Erfindung eingesetzt werden, aber Überlegungen hinsichtlich des
Strahlenschutzes machen es notwendig, derartige Eintritts- und Austrittsaustauschverfahren
in besonderen Einrichtungen durchzuführen, wie sie im Tritium-Labor
der National Tritium Facility, Lawrence Berkely Laboratories, University
of California, Berkeley, zur Verfügung stehen.)
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Es sollte angemerkt werden, dass
mit den üblichen
Tritiummengen nur ein kleiner prozentualer Anteil der Moleküle des Bindungsproteins
an einer beliebigen exponierten Position tritiiert sein wird. Alles,
was erforderlich ist, ist, dass im wesentlichen jedes der exponierten
Amidwasserstoffatome in einer (mittels Strahlungsmessung) nachweisbaren
Zahl der Moleküle
des Bindungsproteins ersetzt ist.
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Es muss nicht sein, dass sich die
Analyse des Tritiumaustauschs auf lediglich eine einzige Zeit des „Eintrittsaustauschs" stützt. Statt
dessen kann der geschickte Experimentator das Experiment unter Einsatz verschiedener
Eintrittsaustauschzeiten durchführen,
die vorzugsweise mehrere Größenordnungen
(Sekunden bis Tage) umspannen, um die Auswahl von Eintrittsaustauschzeiten
zu ermöglichen,
die eine effektive Markierung der verschiedenen Peptidamide, die
im Protein vorliegen, zu ermöglichen,
deren Austauschgeschwindigkeiten als Folge der Wechselwirkung des
Proteins mit seinem Bindungspartner verlangsamt werden, und gleichzeitig
die Background-Markierung anderer Amidpositionen zu minimieren,
nachdem der Austrittsaustausch abgeschlossen ist (siehe Abschnitt
10 unten).
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2. Bildung des Komplexes
aus dem Rezeptor und dem Bindungspartner
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Nach einer geeigneten Dauer des Tritium-Eintrittsaustauschs
wird der Bindungspartner des Proteins der gepufferten Lösung des
tritiierten Proteins zugesetzt, und man lässt die beiden einen Bindungskomplex bilden.
Der Bindungspartner wird vorzugsweise in Mengen zugesetzt, die ausreichen,
eine Sättigung
der Bindung an das Protein zu erzeugen (üblicherweise äquimolare
Mengen), und außerdem
in hohen Konzentrationen (z. B. 10–100 mg/ml), um die Geschwindigkeit
und das Ausmaß der
Bindung zu maximieren. Zur Minimierung einer Tritiummarkierung des
zugesetzten Bindungspartners über
einen Protonenaustausch (was wichtig ist, wenn kurze Zeiten des
Eintrittsaustauschs eingesetzt werden), wird 3H2O im Puffer vorzugsweise mit tritiumfreiem
Puffer verdünnt
(10- bis 1000-fache Verdünnung),
und zwar innerhalb von 0–100
Sekunden nach der Zugabe des Bindungspartners. Es können weitere,
weiter unten detailliert beschriebene Manipulationen bei diesem
Schritt durchgeführt
werden, um die Inkorporation einer Tritiummarkierung in den Bindungspartner
zu minimieren.
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3. Austrittsaustausch
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Der Komplex aus dem tritiierten Protein
und dem Bindungspartner wird dann in physiologische Puffer übertragen,
die mit denjenigen identisch sind, die während des Eintrittsaustauschs
eingesetzt wurden, die aber im wesentlichen frei von Tritium sind.
Die Tritiummarkierung auf dem Protein durchläuft dann einen Austrittsaustausch
aus dem Protein mit Geschwindigkeiten, die mit denjenigen des Eintrittsaustauschs
identisch sind, außer
an denjenigen Amiden, die aufgrund der Wechselwirkung des Proteins
mit dem Bindungspartner hinsichtlich ihrer Austauschgeschwindigkeit
verlangsamt wurden. Bei einer ausreichenden Zeit des Austrittsaustauschs
führt das
zu einer spezifischen Zurückhaltung
einer Tritiummarkierung an jeder der Peptidamidbindungen, die zwischen
den Aminosäuren
vorliegen, die die Oberfläche
der Bindungsstelle des Proteins für den Bindungspartner ausmachen.
Wir beziehen uns auf diesen Prozess als eine komplexbildungsabhängige funktionelle
Markierung des Proteins mit Tritium. Wenigstens 90%, bevorzugter
wenigstens 99%, der an anderen Stellen über den Eintrittsaustausch
aufgenommenen Tritiummarkierung verlassen das Protein über einen
Austrittsaustausch.
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Im allgemeinen lässt man den Austrittsaustausch über den
5- bis 50-fachen Zeitraum, vorzugsweise den ungefähr 10-fachen
Zeitraum, des Zeitraums des Eintrittsaustauschs ablaufen, da dieses
einen Austrittsaustausch aus dem Protein von über 99% der durch den Eintrittsaustausch
aufgenommen Tritiummarkierung, die nach der Wechselwirkung des Proteins
mit seinem Bindungspartner keine Verlangsamung der Austrittsgeschwindigkeit
erfahren hat, ermöglicht.
Es können
mit dem Protein und seinem Bindungspartner vorläufige Studien durchgeführt werden,
um die Eintritts- und Austrittsaustauschzeiten zu bestimmen, die
das Verhältnis des
Signals (Tritium, das in funktionell markierten Amiden zurück bleibt)
zum Rauschen (Tritium, das in Background-Amiden zurück bleibt)
optimieren (siehe Abschnitt 8).
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Bei bevorzugten Ausführungsformen
kann die Prozedur des Austrittsaustauschs über die Verwendung von Sephadex-G-25-Spin-Säulen durchgeführt werden,
die hergestellt und eingesetzt werden, wie es im Beispiel 1 (unten)
beschrieben wird, über
eine G25-Säulenchromatographie,
wie es von Englander (6, 19) beschrieben wurde, oder über die
Verwendung perfusiver HPLC-Träger,
die eine schnelle Abtrennung des Peptids/Proteins vom Lösemittel
ermöglichen
(Poros-Säulen,
PerSeptive Biosystems, Boston, Massachusetts). Die Verwendung der
G25-Spinsäulen
ermöglicht
die Abtrennung des Komplexes von mehr als 99,9% des Tritiums im
Puffer. Restliches Tritium im Puffer und Tritium, das aus einem
Austrittsaustausch des Komplexes stammt, kann gegebenenfalls weiter über eine
Dialyse des Komplexes gegen tritiumfreiem Puffer während des Austrittsaustauschs
entfernt werden.
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Alternativ können die Komplexbildung und
der Austrittsaustausch dadurch erreicht werden, dass zunächst die
Mischung aus dem über
den Eintrittsaustausch markierten Protein und dem Puffer mit dem
Bindungspartner umgesetzt wird, der kovalent an einem festen Träger befestigt
wurde (z. B. Bindungspartner-Sepharose), was es dem über den
Eintrittsaustausch markierten Protein ermöglicht, einen Komplex mit dem
als feste Phase vorliegenden Bindungs partner zu bilden, woran sich
ein Waschen des Konjugates aus der Sepharose und dem Bindungspartner-Protein
mit tritiumfreiem Puffer anschließt. Alternativ können lösliche Komplexe
aus dem Protein und dem Bindungspartner wie oben gebildet und dann
mit einem Adsorbens aus einer festen Phase abgefangen werden, das
entweder an die Protein- oder die Bindungspartnerkomponente des
Komplexes binden kann (z. B. Sepharose mit kovalent befestigten
Antikörpern,
die für
das Protein oder den Bindungspartner spezifisch sind).
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Die meisten Bindungswechselwirkungen
zwischen dem Protein und dem Liganden, die mittels dieser Technik
nachgewiesen werden können,
sind reversible Reaktionen: Der Bindungspartner dissoziiert während der
Periode des Austrittsaustauschs vom Protein und bindet erneut an
dieses, und in den kurzen Intervallen, in denen die Bindungsstelle
des Proteins nicht vom Bindungspartner besetzt ist, kommt es an
der ungeschützten
Stelle zu einem Austrittsaustausch von Protonen. Es ist deshalb
wichtig, die Zeit zu minimieren, für die die Bindungsstelle nicht
besetzt ist. Bei einer bevorzugten Ausführungsform wird das dadurch
erreicht, dass sowohl der Rezeptor als auch der Bindungspartner
in hohen Konzentrationen vorliegen, z. B. in Konzentrationen von
wenigstens mg/ml und bis zu 100 mg/ml für jeden, und zwar während des
gesamten Zeitraums des Austrittsaustauschs, und dadurch, dass die
Eintritts- und Austrittsaustauschreaktionen bei Raumtemperatur oder darunter,
vorzugsweise bei 4°C,
durchgeführt
werden.
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4. Verkürzung des
Bindeproteins (optional)
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Vor der Dissoziation des Komplexes,
z. B. während
des Zeitraums des Austrittsaustauschs, der typischerweise Stunden
bis Tage dauert, kann der Komplex gegebenenfalls chemisch oder enzymatisch
behandelt werden, um das kleinste Fragment des Proteins zu erzeugen,
das noch imstande ist, eng am Bindungspartner gebunden zu bleiben,
und dieser restliche verkürzte
Komplex kann isoliert werden. Die Entfernung der Teile des Proteins,
die für
die anhaltende Komplexbildung nicht essentiell sind, verringert
die Zahl der Background-Peptide,
die während
der sich anschließenden
sauren Proteolyse des verkürzten
Komplexes erzeugt werden (Abschnitt 6). Dieser Vorverdau und diese
Reinigung können
mit vielen verschiedenen Proteasen (z. B. Trypsin, Pronase, V-8-Protease,
Chymotrypsin, Proteinase K) sowie mit bestimmten Chemikalien (z.
B. Cyanogenbromid, Iodosobenzoesäure)
durchgeführt
werden, und außerdem
unter praktisch beliebigen Bedingungen einer induzierten partiellen
Proteindenaturierung (z. B. Harnstoff, Guanidiniumchlorid, Natriumdodecylsulfat,
nichtionische Detergenzien, Reduktionsmittel wie 2-Mercaptoethanol,
Dithiothreitol), der Ionenstärke, der
Temperatur, der Zeit und des pH, die die miteinander in Kontakt
stehenden Oberflächen
des Komplexes aus dem Protein und dem Bindungspartner im wesentlichen
nicht dissoziieren. Ein exzessiver Verdau, der zur Dissoziation
dieser Oberflächen
führt,
bewirkt, dass ein großer
Teil der funktionellen Tritiummarkierung sofort einen Austrittsaustausch
durchläuft,
da mehr als 50% der Peptidamide in den dissoziierenden Oberflächen bei einem
pH von ungefähr
7 Halbwertszeiten des Austauschs von weniger als einer Minute haben.
Das Ziel besteht darin, ein Fragment des Proteins, vorzugsweise
von 15–100
Kilodalton Größe, bevorzugter
von 15 Kilodalton, zu erzeugen und zu isolieren, das am Bindungspartner
befestigt bleibt. Oft erlaubt eine „Ligandenstabilisierung" von Proteinen, die
einem proteolytischen Verdau unterzogen werden, während sie
an einen Bindungspartner gebunden sind, die anhaltende Bindung der
Proteinfragmente an den Partner.
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Es können mit dem Komplex, der den
Austrittsaustausch durchlaufen hat, vorläufige Studien durchgeführt werden,
um Bedingungen zu bestimmen, die zu einem auf geeignete Weise verkürzten Komplex
aus Protein und Bindungspartner führen. Bei einer bevorzugten
Ausführungsform
wird zuerst die Menge des verbleibenden Tritiums, die funktionell
an den intakten Komplex, der den Austrittsaustausch durchlaufen
hat, gebunden ist, über
die Messung des Tritiums bestimmt, das mit dem Totvolumen (Mr >10 000 Kilodalton)
auf einer G25-Spin-Säule (pH
7,4) wandert. Aliquots des Komplexes werden dann unterschiedlichen
Fragmentierungsbedingungen unterworfen, und der Anteil der Tritiummarkierung,
der bei jeder Verdauungsbedingung an den Polypeptiden befestigt
bleibt (mit dem G25-Totvolumen wandert), wird bestimmt. Die Proteolyseprodukte
der intensivsten Verdaus, die weniger als 5% des mit dem Komplex
assoziierten Tritiums „freisetzen", werden (wie im
Abschnitt 5) auf einen pH von 2,7 und 0°C eingestellt, bei pH 2,7 und
0°C einer
RP-HPLC unterzogen, und Peptide/Proteinfragmente, die eine Markierung
tragen, werden identifiziert und isoliert, und ihre Molekulargewichte
werden mittels SDS-PAGE bestimmt. Die in diesen beschränkten Verdaus
erzeugten markierten Proteolyseprodukte sind wahrscheinlich große Polypeptide,
und deshalb werden RP-HPLC-Träger,
die für
die Reinigung derartiger Peptide geeignet sind (C-4, Phenyl-Säulen) eingesetzt. Alternativ
lässt man,
wenn Festphaseadsorbenzien für
die Komplexbildung/den Austrittsaustausch (Schritt 3) eingesetzt
werden, die Proteolyse wie oben, und zwar jetzt des Festphase-Komplexes
aus dem Bindungspartner und dem Protein; so intensiv wie möglich ablaufen,
ohne dass dabei mehr als 5% des funktionell befestigten Tritiums
vom festen Träger
freigesetzt werden. Das vorverdaute Protein oder der vorverdaute
Komplex wird dann mit Denaturierungsmitteln, wobei eine pH-Verschiebung
auf 2,7 eingeschlossen ist, vom Immunoadsorbens freigesetzt, und
das vorverdaute Protein wird weiter mit Pepsin oder anderen, im
Sauren aktiven Proteasen proteolytisch gespalten.
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Ein Bindeprotein kann auch früher verkürzt werden,
z. B. vor dem Eintrittsaustausch oder vor der Komplexbildung, vorausgesetzt,
dass das verkürzte
Protein den Partner in ausreichendem Umfang und ähnlich dem ursprünglichen
interessierenden Protein bindet.
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5. Wechsel zu Bedingungen
eines langsamen Amidwasserstoffaustauschs
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Der Komplex aus dem Protein und dem
Bindungspartner (oder der vorverdaute Komplex – siehe Schritt 4) wird dann
in Bedingungen bezüglich
der Temperatur und des pH überführt, die
die Halbwertszeit des Peptidamidwasserstoffaustauschs stark verlangsamen
und die Tritiummarkierung, die in der Bindungsstelle des Proteins
zurückgehalten
ist, praktisch an Ort und Stelle „einfrieren". Bei einer bevorzugten
Ausführungsform
wird der Komplex zu Bedingungen von 0°C und pH 2,7 verschoben, bei
denen die Halbwertszeit des Austauschs der Peptidamidmarkierung
in vollständig
denaturierten Peptiden wenigstens 70 Minuten beträgt. Die Markierung
wird unter diesen Bedingungen in ausreichendem Maße festgehalten,
so dass mehrere Runden aus einer proteolytischen Fragmentierung,
einer HPLC-Auftrennung und einer Tritiumquantifizierung durchgeführt werden
können,
ohne dass es zu einem nicht-annehmbaren Verlust der Markierung kommt.
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Bei einigen Bindeproteinen reicht
die Umschaltung auf Bedingungen eines langsamen Wasserstoffaustauschs
aus, um eine Dissoziation des Komplexes zu bewirken. Wenn das nicht
der Fall ist, kann ein dissoziierendes Mittel, beispielsweise ein
chaotropes Mittel, zugesetzt werden.
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5A. Spaltung von Proteindisulfidbindungen
unter sauren Bedingungen (optional):
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Die hochauflösende Lokalisierung von Amiden,
die eine Tritiummarkierung tragen, erfordert die proteolytische
Erzeugung von Peptiden von weniger als ungefähr 15–20 Aminosäuren Größe, und zwar unter Bedingungen,
die es erlauben, dass die Markierung an rt und Stelle verbleibt
(z. B. 0°C,
pH 2,7). Die Fähigkeit einer
beliebigen Protease zur Fragmentierung eines Proteins oder Peptids
wird durch die Zugänglichkeit
entsprechender Peptidbindungen für
die Protease begrenzt. Zwar können
Denaturierungsmittel, wie ein saurer pH, Harnstoff, Detergenzien
und organische Co-Lösemittel,
Proteine partiell denaturieren und viele ansonsten strukturell abgeschirmten
Peptidbindungen exponieren, aber bereits bestehende Disulfidbindungen
innerhalb eines Proteins können
eine ausreichende Denaturierung mit diesen Mitteln allein verhindern.
In herkömmlichen
Untersuchungen zur Struktur von Proteinen werden Disulfide üblicherweise über eine
Reduktion mit 2-Mercaptoethanol, Dithiothreitol und anderen Reduktionsmittel
gespalten, die für
eine ausreichende Aktivität unglücklicherweise
einen pH von über
6 sowie erhöhte
Temperaturen erfordern und die deshalb nicht für die Reduktion von Disulfiden
bei pH 2,7 oder darunter nützlich
sind. Aus diesem Grund wurde auf dem Gebiet des Tritiumaustauschs
nie versucht, die Disulfidbindungen zu spalten, hat man sich größtenteils
auf die Untersuchung von Proteinen ohne intrinsische Disulfidbindungen
beschränkt
und hat man die niedrige Auflösung
akzeptiert, die ohne eine Spaltung von Disulfidbindungen erreichbar
ist. Die Anmelden haben erkannt und gezeigt, dass im Sauren reaktive
Phosphine wie Tris(2-carboxyethyl)phosphin
(TCEP) (31–36)
dazu verwendet werden können,
Disulfide unter den Limitierungen durch einen sauren pH und eine
niedrigen Temperatur, die für
die Analyse des Tritiumaustauschs erforderlich sind, zu spalten
(siehe 7). Wir haben
nachgewiesen, dass diese Manipulationen diese Assoziationen auflösen und
gleichzeitig eine deutlich verlangsamte Geschwindigkeit des Protonenaustauschs
für Peptidamidprotonen
bewirken.
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5B. Proteindenaturierung
(optional)
-
In früheren Studien von Englander
et al. sowie anderen, die einen Tritiumaustausch mittlerer Auflösung einsetzten,
wurde die proteolytische Fragmentierung Tritium-markierter Proteine
unter den Bedingungen eines verlangsamten Austauschs durch eine
Verschiebung des pHs des Proteins auf 2,7 und die Zugabe hoher Konzentrationen
von Pepsin in flüssiger
Phase, gefolgt von einer kurzen (10-minütigen) Inkubation bei 0°C, erreicht.
Bei den von Englander et al. untersuchten Proteinen war es ausreichend,
einfach den pH von physiologischen Bedingungen (7,0) auf 2,7 zu
verschieben, um sie in ausreichendem Maße so zu denaturieren, dass
sie für
eine Pepsinspaltung bei 0°C
geeignet wurden. Weiterhin enthielten diese Proteine im allgemeinen keine
Disulfidbindungen, die die wirkungsvolle Denaturierung bei derartigen
(sauren) pH-Bedingungen störten, oder
sie enthielten keine Disulfidbindungen in Teilen des Proteins, die
mittels dieser Technik untersucht wurden. Der Anmelden hat gefunden,
dass andere Proteine (z. B. das Lysozym aus dem Hühnerei),
wenn sie fortgesetzt bei einem ähnlichen
sauren pH und erniedrigter Temperatur (10–0°C) inkubiert werden, nicht nennenswert
denaturiert werden und im wesentlichen nicht für eine Proteolyse durch Pepsin
zugänglich
werden. Das ist die Konsequenz des Vorliegens einer thermischen
Barriere gegenüber
einer Denaturierung bei vielen Proteinen, die in vielen Denaturierungsmitteln
inkubiert werden; d. h. die Denaturierung von Proteinen bei niedrigen
Temperaturen (10–0°C) ist oft
ein ineffizienter und langsamer Prozess, der mit den Anforderungen
von Tritiumaustauschtechniken mittlerer Auflösung, dass die Manipulationen
schnell durchgeführt
werden können, nicht
kompatibel ist, so dass die befestigte Tritiummarkierung an funktionell
markierten Amiden des Bindeproteins im wesentlichen zurückgehalten
wird.
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Der Anmelder hat entdeckt, dass solche
Proteine außerordentlich
empfindlich gegenüber
einer Pepsinproteolyse bei 0°C
werden, wenn sie mittels der unten beschriebenen sequenziellen Denaturierungsprozedur
behandelt werden. Außerdem
hat der Anmelder entdeckt, dass TCEP zwar die Reduktion von Disulfidbindungen
in Proteinen bei 0°C
und pH-Werten im
Bereich von 2 bis 3 bewirken kann, es aber unter diesen Bedingungen
relativ ineffizient ist und bei einem pH von 5,0 oder darüber bezüglich der
Bewirkung der Reduktion viel effizienter wird. Die Bedingungen können so
eingestellt werden, dass die Wirksamkeit der TCEP-vermittelten Reduktion
stark erhöht
wird, während
gleichzeitig die Bedingungen eines langsamen Austauschs erhalten
bleiben. Das wird dadurch erreicht, dass das Protein mit Guanidinthiocyanat
denaturiert wird und gleichzeitig sehr hohe TCEP-Konzentrationen
einge setzt werden und der pH der Lösung auf 5,0 erhöht wird.
Dieser pH würde
zwar normalerweise eine nicht-annehmbare 100-fache Erhöhung (im
Vergleich zu den Bedingungen bei pH 2,7) der Geschwindigkeit des
Tritiumverlustes vom unmarkierten Protein bewirken, aber die durch
den erhöhten
pH-Wert induzierte Erhöhung
der Geschwindigkeit des Tritiumverlustes wird im wesentlichen durch die
Begrenzung des Wassergehaltes der Inkubationsmischung (und die dadurch
bewirkte ausgeprägte
Verlangsamung der Geschwindigkeit des Tritiumverlustes) ausgeglichen,
wenn das Protein bei pH 5,0 reduziert wird und der pH der Lösung dann
wieder auf 2,7 eingestellt wird, sobald die Reduktion vollständig ist.
Das Ergebnis ist eine effektive Reduktion des Proteins bei einem
pH von 5 und 0°C
bei im wesentlichen vollständiger Zurückhaltung
der Tritiummarkierung im Bindeprotein.
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Die Lösung des denaturierten (oder
denaturierten und reduzierten} Proteins wird dann über eine
Pepsin-Agarose-Säule
geleitet, was zu einer effizienten und schnellen Fragmentierung
des Proteins (in ≤1
min) führt.
Die Fragmente können,
und werden üblicherweise
auch, sofort mittels RP-HPLC analysiert, ohne dass es zu einer unnötigen Verunreinigung
der Peptidmischung mit dem Enzym Pepsin oder Fragmenten des Enzyms
Pepsin kommt. Eine derartige Kontamination ist für die Technik, wie sie von
Englander et al. gelehrt wurde, problematisch, da hohe Pepsin-Konzentrationen
(in ihrer Masse oft derjenigen des untersuchten Proteins ähnlich)
eingesetzt werden, um eine ausreichend schnelle Proteolyse bei 0°C zu erzwingen.
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Proteine werden zwar vor dem Verdau
mit Pepsin oft einer entschlossenen Denaturierung mit anderen Mitteln
als einer pH-Verschiebung unterworfen, aber das wurde bisher nie
bei erniedrigten Temperaturen (10–0°C) gemacht, und der Anmelder
hat entdeckt, dass Guanidinthiocyanat zwar in den angegebenen Konzentrationen
ausreicht, sie auf geeignete Weise zu denaturieren und für eine Pepsinproteolyse
bei 10–0°C zugänglich zu
machen, aber verschiedene andere starke Denaturierungsmittel, einschließlich von
Harnstoff, HCl, Natriumdodecylsulfat (SDS) und Guanidin-HCl, waren,
zumindest wenn sie allein eingesetzt werden, nicht imstande, Lysozym
bei diesen niedrigen Temperaturen ausreichend zu denaturieren. Jedoch
sind die Konzentrationen des Guanidinthiocyanats, die für eine derartige
Denaturierung erforderlich sind, nicht mit einem Pepsinverdau kompatibel;
d. h. sie denaturieren das Enzym Pepsin, ehe es auf das denaturierte
Bindeprotein wirken kann. Wenn das Guanidinthiocyanat (bei 10–0°C) in einem
Versuch, diese Hemmung der Pepsinaktivität zu überwinden, aus der Lösung entfernt
wird, nachdem die Proteindenaturierung erzielt worden ist, dann
faltet sich das Proteinschnell zurück und/oder aggregiert, was
es wiederum refraktär
gegenüber
der proteolytischen Wirkung von Pepsin macht.
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Der Anmelder hat entdeckt, dass,
wenn Proteine zuerst in ≥2
M Guanidinthiocyanat bei 0°C
denaturiert werden und die Konzentration des Thiocyanats dann auf ≤2 M vermindert
wird, während
gleichzeitig das Guanidin-Ion bei einer Konzentration von ≥2 M gehalten
wird (indem das Guanidinthiocyanat mit Guanidinhydrochlorid verdünnt wird),
das denaturierte Protein in Lösung
bleibt, denaturiert bleibt und das Enzym Pepsin in dieser Lösung bei
0°C gegenüber dem
denaturierten Protein wirkungsvoll proteolytisch aktiv ist. Die
Stabilität von
Pepsin-Agarose gegenüber
diesem Verdaupuffer ist derart, dass keine nachweisbare Abnahme
der Aktivität
der vom Anmelder eingesetzten Pepsinsäule beobachtet wurde, nachdem
sie innerhalb von eineinhalb Jahren für die Proteolyse von über 500
Proben eingesetzt worden war. Unter diesen Bedingungen kommt es zu
keinem Selbstverdau des Pepsins.
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Eine Denaturierung ohne eine gleichzeitige
Reduktion des Bindeproteins kann erzielt werden, indem es (bei 0–5°C) mit einer
Lösung
in Kontakt gebracht wird, die 2 M Guanidinthiocyanat mit einem pH
von 2,7 enthält,
gefolgt von der Zugabe eines gleichen Volumens von 4 M Guanidinhydrochlorid
von pH 2,7.
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Eine Denaturierung mit einer Disulfidreduktion
kann erreicht werden, indem das Bindeprotein mit einer Lösung in
Kontakt gebracht wird, die 2 M Guanidinthiocyanat, 0,7 M TCEP und
5–20%
H2O (in Volumeneinheiten) enthält, wobei
der Rest des Volumens aus Acetonitril, Dimethylsulfoxid oder einem
anderen wassermischbaren, nicht-wässrigen Lösemittel besteht, in der das
Denaturierungsmittel (z. B. Guanidinthiocyanat) und das Disulfidbindungen
spaltende Mittel (z. B. TCEP), wenn eines verwendet wird, bei diesen
Konzentrationen im wesentlichen löslich bleiben, und unter Bedingungen,
das das Lösemittelsystem
bei der Temperatur des „langsamen
Austauschs" nicht
einfriert. Der pH der Lösung
liegt vorzugsweise im Bereich von 4,8–5,2, optimalerweise bei 5,0.
Nach dieser Inkubation werden 2 Volumina einer 2,5 M Lösung von
Guanidinhydrochlorid zugegeben, wobei der pH und die Pufferkapazität der Lösung so
gewählt
werden, dass in der sich ergebenden Mischung ein pH von 2,7 erzielt
wird.
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Das (mit oder ohne Reduktion) denaturierte
Bindeprotein wird dann über
eine Säule
geleitet, die unlösliches
(festes) Pepsin enthält,
wodurch dieses denaturierte oder denaturierte und reduzierte Bindeprotein beim
Durchgang durch die Säule
durch das Pepsin im wesentlichen vollständig zu Peptiden im Größenbereich von
1 – 20
Aminosäuren
bei 0°C
und pH 2,7 fragmentiert wird. Das Effluat aus dieser Säule (das
proteolytisch erzeugte Fragmente des Bindeproteins enthält) wird
direkt und sofort dem chromatographischen Verfahren zugeführt, das
eingesetzt wird, um die Proteinfragmente zu trennen und zu isolieren,
und zwar vorzugsweise einer analytischen Reverse-Phase-HPLC-Chromatographie.
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Es sollte angemerkt werden, dass
Denaturierungsmittel nicht nur das Bindeprotein empfindlicher gegenüber einer
Proteolyse machen, sondern auch dazu beitragen, es von seinem Partner
zu dissoziieren.
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6. Erzeugung Tritium-markierter
Peptidfragmente
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Um letztlich die Proteinamide zu
lokalisieren, die funktionell mit Tritium markiert sind, müssen kleine Peptide
(von vorzugsweise 5–25
Aminosäuren
Länge),
die die zurückgehaltene
Tritiummarkierung tragen, proteolytisch aus dem markierten Protein
erzeugt und von den vielen anderen nicht-markierten Peptiden abgetrennt
werden, die durch die Fragmentierung des Proteins erzeugt werden,
und zwar alles unter Bedingungen, die einen Austrittsaustausch eines
Amidtritiums aus dem Peptid minimieren. Kleine Peptide weisen nur
eine geringfügige
Sekundärstruktur
auf, und deshalb stehen ihre Amide frei für einen Austausch mit Lösemittelwasserstoff
zur Verfügung.
Wenn eine Tritiummarkierung bei solchen Peptiden an Ort und Stelle
bleiben soll, müssen
die Proteolyse und die Reinigung (z. B. RP-HPLC) so eingestellt
werden, dass ein derartiger Austrittsaustausch verlangsamt wird.
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Das markierte und dissoziierte Bindeprotein
wird deshalb unter Bedingungen eines langsamen H-Austauschs fragmentiert,
z. B. durch eine Proteolyse mit hohen Konzentrationen einer Protease,
die unter den genannten Bedingungen (z. B. pH 2,7, 0°C) stabil
und aktiv ist. Zu geeigneten säuretoleranten
Proteasen gehören
Pepsin (19), Cathepsin D (37), Aspergillus-Proteasen (37a–37c), Thermolysin (38) und
Mischungen dieser Proteasen. Bei einer bevorzugten Ausführungsform
wird Pepsin verwendet, vorzugsweise in einer Konzentration von 10
mg Pepsin/ml bei 0°C
und pH 2,7, und zwar für
5–30 Minuten,
vorzugsweise 10 Minuten.
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Es können andere physikalische und
chemische Fragmentierungsverfahren eingesetzt werden, vorausgesetzt
(1) sie sind kompatibel mit den Bedingungen des langsamen H-Austauschs,
(2) sie verursachen keine Verschiebungen der Positionen der Amidmarkierungen
und (3) sie erzeugen aus dem interessierenden Protein eine vernünftige Zahl
von Fragmenten.
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Vorzugsweise wird vor der Fragmentierung
des Bindeproteins der Bindungspartner entfernt (wenn er empfindlich
gegenüber
dem Fragmentierungsmittel ist), so dass er die Reinigung nicht durch
Fragmente des Bindungspartners kompliziert.
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6A. Reinigung von Fragmenten
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Da saure Proteasen im allgemeinen
eine sehr breite Spaltungsspezifität aufweisen, fragmentieren
sie das Protein in eine sehr große Zahl unterschiedlicher Peptide.
In den meisten mittels Tritiumaustausch untersuchten Systemen aus
einem Protein und seinem Bindungspartner ist es wahrscheinlich,
dass die in Wechselwirkung tretenden Bindungsoberflächen ungefähr 10–20 Tritium-markierte
Peptidamide enthalten, die nach einer Proteolyse zu ungefähr 1–5 eine
Markierung tragenden Peptiden führen,
wobei die genaue Zahl vom inhärenten
Fragmentierungsmodus des untersuchten Proteins mit den verwendeten
Proteasen abhängt.
Die Zahl der nicht-markierten „Background"-Peptide (die aus
Bereichen des Proteins und des Bindungspartners stammen, die nicht
an der Bindungswechselwirkung teilnehmen), die durch den Fragmentierungsvorgang
erzeugt werden, ist eine direkte Funktion der Größe des Proteins. Background-Peptide
sind im proteolytischen Verdau 10- bis 1000-mal häufiger,
als es funktionell markierte Peptide sind, wenn Proteine mit Größen im Bereich
von 30–200
Kilodalton proteolytisch gespalten werden.
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Die große Zahl von Background-Peptiden
verursacht zwei Schwierigkeiten: Erstens müssen sie alle sauber von den
funktionell markierten Peptiden abgetrennt werden, um eine Identifizierung
der Peptide, die die Markierung tragen, zu ermöglichen. Zweitens enthalten
die Background-Peptide geringe Mengen einer Tritiummarkierung, und
auch wenn die Menge der Markierung pro Background-Peptid im allgemeinen
bei unter 1% von derjenigen der funktionell markierten Peptide liegt,
so sind die Background-Peptide doch in viel größeren Mengen vorhanden, und
es ist wahrscheinlich, dass sie das Vorliegen funktionell markierter
Peptide und die analytische Trennung überdecken.
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Vor diesem Hintergrund sind in der
Vergangenheit nur Proteine mit einer Größe von unter 30 Kilodalton erfolgreich über einen
Tritiumaustausch mittlerer Auflösung
charakterisiert worden. Bei der sauren Proteolyse größerer Proteine
würden
so viele verschiedene Fragmente erhalten werden, dass die einzelnen
Fraktionen, die bei einer einzigen HPLC-Trennung, die bei pH 2,7
durchgeführt
würde,
auf unannehmbare Weise durch die Background-Peptide verunreinigt
wären.
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Es ist jedes beliebige Verfahren
zur Reinigung der Fragmente annehmbar, das imstande ist, die Mischung
aufzutrennen und gleichzeitig die Bedingungen eines langsamen H-Austauschs
aufrecht zu erhalten. Das bevorzugte Verfahren ist eine Hochdruckflüssigchromatographie
(HPLC), insbesondere in der Reverse-Phase-Form (RP). (Ein alternatives
Verfahren ist die Massenspektroskopie.) In diesem Fachgebiet hat man
die Empfindlichkeit der Tritiummarkierung gegenüber dem pH übertrieben dargestellt. Englander
(10) berichtete, dass bei 0°C
die Tritiummarkierung (wenn das tritiierte Protein in einen wässrigen
nicht-tritiierten Puffer gegeben wurde) bei pH 2,7 am stabilsten
war, und dass die Geschwindigkeit des Austrittsaustauschs sich schnell
erhöhte
(10-fach pro pH-Einheit), wenn man sich von diesem pH entfernte. Überraschenderweise
fand der Anmelden, dass bei 0°C
die Markierung ausreichend stabil war, um eine Analyse sogar bei
einem pH von 2,1 zu ermöglichen.
Zwar hängt
der annehmbare pH-Bereich von der Temperatur sowie von der Auswahl
des Lösemittels
ab (der optimale pH steigt an, wenn ein polares, nichtwässriges
Lösemittel
verwendet wird), aber die Tatsache bleibt bestehen, dass man früher davon
ausging, dass der pH im wesentlichen unveränderlich war. Da die Tritiummarkierung über einen
breiteren pH-Bereich stabil ist, z. B. von 2,1–3,5, ist es möglich, von dem
von Englander empfohlenen pH von 2,7 bei der Suche nach HPLC-Bedingungen,
die zu einer effektiven Auftrennung der Peptidfragmente führen, abzuweichen.
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Wenn die bindenden Moleküle groß sind,
werden nach dem proteolytischen Verdau so viele verschiedene Fragmente
erhalten, dass einige der einzelnen Peaks bei einer einzigen HPLC-Trennung
sogar bei optimiertem pH heterogen sein können.
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Die RP-HPLC-Auflösung zusammen wandernder multipler
Peptide kann stark verbessert werden, wenn man zu einer zweidimensionalen
RP-HPLC-Trennung übergeht,
bei der zwei sequenzielle RP-HPLC-Trennungen bei deutlich. unterschiedlichen
pH-Werten, z. B. 2,7 und 2,1, durchgeführt werden.
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Eine zweidimensionale HPLC-Trennung
ermöglicht
eine hocheffiziente Abtrennung von Peptiden, die eine Tritiummarkierung
tragen, von der riesigen Zahl der unmarkierten Peptide, die bei
der peptischen Fragmentierung großer Proteine erzeugt werden.
Die zweidimensionale Auftrennung von Molekülen ist auf dem Gebiet der
Chromatographie gut bekannt. Jedoch sind trotz der häufigen Klagen
in der Literatur zum Tritiumaustausch über Auflösungsprobleme bisher keine
2D-Trennungen im Zusammenhang mit dem Tritiumaustausch eingesetzt
worden.
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Bei einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung werden Tritium-markierte Proteinfragmente zuerst über ein
Verfahren, das zur ausreichenden Auftrennung der Fragmente imstande
ist, aufgetrennt, beispielsweise durch RP-HPLC (unter Einsatz eines
beliebigen aus einer Vielzahl potenzieller chromatographischer Träger, einschließlich von
C4, C18, Phenol und Ionenaustauscher, vorzugsweise C18). Diese Trennung kann
bei pH 2,1–3,5
und bei 4–0°C, bevorzugter
bei pH 2,7 und 0°C,
durchgeführt
werden, was durch die Verwendung eines beliebigen Puffersystems
erreicht werden kann, das bei diesem pH einsetzbar ist, einschließlich von
Citrat, Chlorid und Acetat, bevorzugter von Phosphat. Die Peptide
werden aus der Reverse-Phase-Säule
mit einem ähnlich
gepufferten Gradienten aus polaren Co-Lösemitten eluiert, zu denen
Methanol, Dioxan, Propanol und, bevorzugter, Acetonitril gehören. Die
eluierfen Peptide werden online spektroskopisch über ihre Ultraviolettabsorption
nachgewiesen, und zwar bei Wellenlängen zwischen 200 und 300 nM,
vorzugsweise bei 214 nM. Die Tritiummarkierung wird über die
Szintillationszählung
einer Probe der Fraktionen des Effluats der HPLC-Säule nachgewiesen.
Peptide, die eine Markierung tragen, die spezifisch durch eine Komplexbildung
mit dem Bindungspartner vor einem Austrittsaustausch geschützt wurde,
werden über
den Vergleich der spezifischen Aktivität eines jeden markierten Peptids
mit der spezifischen Aktivität
des gleichen Peptids verglichen, das aus einem Protein präpariert
wurde, das identischen Eintritts- und Austrittsaustauschvorgängen sowie
identischen Bedingungen bezüglich
der Proteolyse und der HPLC unterzogen wurde, das aber dem Austrittsaustausch
ohne den zugesetzten Bindungspartner unterzogen wurde.
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HPLC-Fraktionen, die Peptide mit
derartigen funktionell markierten Amiden enthalten, werden dann
in der zweiten Dimension einer RP-HPLC-Trennung unterzogen, die
bei einem pH von 2,1–3,5
und bei 4–0°C durchgeführt werden
kann, bevorzugter bei pH 2,1 und 0°C, unter Verwendung beliebiger
Puffersysteme, die bei diesem pH einsetzbar sind, einschließlich von
Citrat, Chlorid, Acetat, Phosphat und, bevorzugter, TFA (0,1–0,115%).
Die Peptide werden aus ihrer Reverse-Phase-Säule mit einem ähnlich gepufferten
Gradienten aus polaren Co-Lösemitteln
eluiert, zu denen Methanol, Dioxan, Propanol und, bevorzugter, Acetonitril
gehören.
Wie für
die erste HPLC-Dimension oben beschrieben, werden die eluierten
Peptide nachgewiesen, das Tritium gemessen und funktionell markierte
Peptide identifiziert. Die funktionell markierten Peptide werden
isoliert (Sammlung der entsprechenden Fraktion des Säuleneffluats),
Wasser, Acetonitril und TFA werden durch Abdampfen entfernt, und
die zurück
bleibenden gereinigten Peptide werden jeweils bezüglich ihrer
primären Aminosäurestruktur
mittels herkömmlicher
Techniken, z. B. über
eine Aminosäureanalyse
des vollständigen Säurehydrolysats
oder über
eine Mikrosequenzierung mittels eines Edman-Abbaus in der Gasphase
charakterisiert. Man bezieht sich dann auf die vorher bekannte Aminosäuresequenz
des intakten Proteins, um die Lokalisation der Tritium-markierten
Peptide innerhalb der Primärsequenz
des intakten Proteins abzuleiten. Der Einsatz von TFA-Puffer in
der zweiten Dimension hat den zusätzlichen Vorteil, dass kein
restliches Salz (d. h. Phosphat) nach der Abdampfung des Lösemittels
zurück
bleibt. Restliches Phosphat stört
häufig
die chemischen Reaktionen, die für
die Aminosäureanalyse
und den Edman-Abbau erforderlich sind, ein Problem, das durch die
Verwendung der flüchtigen
TFA im Puffer der zweiten Dimension umgangen wird.
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Am bevorzugtesten werden die porteolytischen
Verdaus zuerst bei pH 2,7 in Phosphatgepufferten Lösemitten
aufgetrennt und jede eluierte Fraktion eines Peptid-Peaks, die Tritiummarkierte
Amide enthält,
wird identifiziert, gesammelt und dann einer zweiten HPLC-Auftrennung
unterzogen, die in Trifluoressigsäure gepufferten Lösemitteln
bei pH 2,1 durchgeführt
wird.
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7. Hochauflösende Unterlokalisation
markierter Amide innerhalb von markierungstragenden Peptiden
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Zur routinemäßigen Lokalisierung von Peptidamid-Tritiummarkierungen
auf der Ebene einzelner Aminosäuren
spaltet der Anmelden systematisch jede Peptidbindung innerhalb eines
gereinigten markierungstragenden Peptids. Für die Proteolyse müssen Bedingungen
eines langsamen H-Austauschs eingesetzt werden, da die erzeugten
kleinen Peptide keine stabile Konformation besitzen und es zu einem
schnellen Verlust der Tritiummarkierung aus den Amiden kommen würde, wenn
die Austauschgeschwindigkeiten nicht verlangsamt würden, z.
B. durch einen sauren pH der Umgebung.
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Die meisten bekannten, im Sauren
aktiven Proteasen spalten Peptide auf eine im wesentlichen unspezifische
Weise, die derjenigen von Pepsin ähnlich ist; Untersuchungen,
die andere pepsinartige Proteasen eingesetzt haben, haben nicht
bewiesen, dass sie für
die Erhöhung
der Auflösung
der markierten Amide nützlich sind.
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Eine spezielle Klasse von im Sauren
aktiven Proteasen, der Carboxypeptidasen, ist imstande, alle benötigten Unterfragmente
von Pepsin-erzeugten Peptiden in Mengen zu erzeugen, die für eine hochauflösenden Lokalisation
des Tritiums ausreichend sind. Viele Carboxypeptidasen sind bei
einem pH von 2,7 aktiv und spalten Aminosäuren sequenziell vom Carboxyterminus
der Peptide ab. Zu solchen Enzymen gehören die Carboxypeptidasen P,
Y, W und C (39). Zwar sind Carboxypeptidasen für die begrenzte carboxyterminale
Sequenzierung von Peptiden eingesetzt worden, oft bei einem pH im
Bereich von 2,7 (40), aber ihr Einsatz in Techniken des Tritiumaustauschs
ist nicht offenbart worden. Die Notwendigkeit einer Minimierung
von Tritiumverlusten verbietet den Einsatz von Carboxypeptidasen,
die in sauren Puffern (pH 2,7) inaktiv sind, beispielsweise der
Carboxypeptidasen A und B. Die Carboxypeptidasen P und Y sowie verschiedene
andere, im Sauren aktiven Carboxypeptidasen (W, C) sind jedoch für eine Proteolyse
von Peptiden unter sauren Bedingungen geeignet (39). Auf dem Gebiet
des Tritiumaustauschs hat man die Nützlichkeit von Carboxypeptidasen
für Untersuchungen
zum Tritiumaustausch nicht erkannt, möglicherweise weil die Carboxypeptidasen
bezüglich
der Typen der Peptidbindungen, die sie spalten, sogar noch unspezifischer
als pepsinartige Proteasen sind, und deshalb hat man vielleicht
angenommen, dass sie zu einer ungenügenden Ausbeute eines beliebigen
einzelnen Unterfragments führen.
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Ferner können chemische Verfahren unter
Einsatz von Pentafluorpropionsäureanhydrid
Sets von C-terminal verkürzten
Peptidfragmenten unter Bedingungen eines verlangsamten Amidaustauschs
erzeugen (siehe unten, 41, 42).
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Bei der bevorzugten Ausführungsform
werden Proteine, die über
einen Tritiumaustausch markiert wurden, unspezifisch mit Pepsin
oder pepsinartigen Proteasen fragmentiert, die resultierenden Tritium-markierten Peptide
werden mittels zweidimensionaler HPLC isoliert und diese wiederum
erschöpfend über einen
gesteuerten schrittweisen Verdau mit sauren (d. h. unter sauren
Bedingungen enzymatisch aktiven) Exopeptidasen und/oder mittels
chemischer Verfahren (siehe unten) erschöpfend unterfragmentiert. Diese
Verdaus werden dann mittels RP-HPLC bei 0°C in TFA-haltigen Puffern (pH
2,1) analysiert, und ein jedes der erzeugten Unterfragmente (typischerweise
5–20)
wird dann identifiziert. Die Identität eines jeden der verschiedenen
Unterfragmente kann mittels einer beliebigen geeigneten Aminosäure-Analyse
oder Peptidsequenzierung oder die Verwendung synthetischer Markerpeptide
für die
HPLC-Mobilität bestimmt
werden, und die Menge der Tritiummarkierung, die an einem jeden
verkürzten
Unterfragment-Peptid befestigt ist, wird durch Szintillationsmessung
bestimmt. Auf diese Weise wird die genaue Lokalisation eines jeden
Peptidamids, das aufgrund seiner Wechselwirkung mit dem Bindungspartner
funktionell mit Tritium markiert ist, bestimmt. Über die Berücksichtigung des Tritiumgehaltes
eines jeden der identifizierten Unterfragmente können die Amidwasserstoffe,
die während
des Schrittes des Eintrittsaustauschs durch Tritium ersetzt worden
waren, abgeleitet werden. Es sollte festgehalten werden, dass der
Zweck der Behandlung mit der Carboxypeptidase in der Erzeugung der
Unterfragmente liegt; das Verfahren erfordert nicht den Einsatz
der Carboxypeptidase zur Sequenzierunq der Fragmente oder Unterfragmente.
Vorzugsweise ist die Sequenz des Bindeproteins, oder wenigstens
des größten Teils
von diesem, vor dem Einsatz des vorliegenden Verfahrens bekannt.
Sie kann jedoch zu jeder beliebigen Zeit bestimmt werden, sogar
nach der Unterfragmentierung, auch wenn die aus den Unterfragmentierungen
erhaltenen Daten nicht richtig interpretiert werden können, solange
nicht die Sequenzen wenigstens der Quelle bekannt ist.
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Ein gesteuerter, sequenzieller, carboxyterminaler
Verdau von Tritium-markierten Peptiden mit Carboxypeptidasen kann
unter Bedingungen durchgeführt
werden, die zur Erzeugung analytisch ausreichender Mengen eines
Sets von carboxyterminal verkürzten
Tochterpeptiden führen,
von denen jedes um eine einzige carboxyterminale Aminosäure kürzer als
das vorhergehende ist. Da jede carboxyterminale Aminosäure des funktionell
markierten Peptids sequenziell durch die Carboxypeptidase abgespalten
wird, wird der Stickstoff, der das langsam austauschende Peptidamid
in der intakten Peptidbindung bildete, in ein schnell austauschendes
sekundäres
Amin umgewandelt, und jede Tritiummarkierung an diesem Stickstoff
geht innerhalb von Sekunden vom Peptid verloren, sogar bei saurem
pH. Ein Unterschied der molaren Mengen der Tritiummarkierung, die
mit einem von zwei aufeinanderfolgenden Subpeptiden assoziiert ist,
impliziert, dass die Markierung an dem Amid der Peptidbindung lokalisiert
ist, um die sich die beiden Unterpeptide unterscheiden.
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Bei einer bevorzugten Ausführungsform
werden synthetische Peptide (mittels Standardverfahren der Peptidsynthese)
erzeugt, die bezüglich
ihrer primären
Aminosäuresequenz
mit einem jeden der funktionell markierten, durch Pepsin erzeugten
Peptide identisch sind, die im Schritt 6 identifiziert wurden. Die
synthetischen Peptide können
dann in vorläufigen
Studien zum Carboxypeptidase-Verdau (pH 2,7, 0°C) und in NPLC-Studien (in TFA-gepufferten
Lösemitteln)
eingesetzt werden, um zu bestimmen 1) die optimalen Bedingungen
bezüglich
der Verdauzeit und der Protease-Konzentration, die zur Erzeugung
und Identifizierung aller möglichen
Carboxypeptidase-Produkte des untersuchten Peptids führen; und
2) der Position eines jeden durch die Carboxypeptidase erzeugten
Unterfragments des synthetischen Peptids bei der NPLC-Elution (Mobilität).
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Zur Erleichterung dieses letzteren
Verfahrens kann ein Set von Referenzpeptiden erzeugt werden, das aus
allen möglichen
carboxyterminal verkürzten
Tochterpeptiden besteht, die eine saure Carboxypeptidase beim Verdau
eines Ausgangspeptids erzeugen könnte.
Diese dienen als Standards bezüglich
der HPLC-Mobilität
und ermöglichen
die Ableitung der Identität
der Tochterpeptide, die tatsächlich
beim Carboxypeptidase-Verdau erzeugt werden. Bestimmte Tochterpeptide
können
möglicherweise
enzymatisch in Mengen erzeugt werden, die für eine direkte Aminosäureanalyse
oder eine Sequenzierung nicht ausreichend sind, aber ihre HPLC-Mobilitäten können gemessen
und mit denjenigen der synthetischen Peptide verglichen werden. Die
Peptide können
mittels Standard-Inline-Spektralphotometern (typischerweise UV-Absorption
bei 200–214 nM)
in Mengen nachgewiesen und quantifiziert werden, die deutlich unterhalb
der Mengen liegen, die für
eine Aminosäureanalyse
oder eine Edman-Gasphasen-Sequenzierung benötigt werden.
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Nach diesen vorläufigen Untersuchungen wird
das mittels Pepsin erzeugte, durch HPLC isolierte, funktionell markierte
(im Schritt 6 hergestellte) Peptid dann mit Carboxypeptidase verdaut
und unter den oben genannten, experimentell optimierten Bedingungen
analysiert, die Identität
eines jeden Fragments wird bestimmt (durch Peptidsequenzierung oder
durch die Bezugnahme auf die Mobilität des Referenzpeptid-Mobilitätsmarkers),
und es wird die Menge des Tritiums bestimmt, die mit einem jeden
Peptid-Unterfragment assoziiert ist.
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Alternativ kann eine chemische Technik
für den
sukzessiven carboxyterminalen Abbau der Peptide unter Bedingungen
eines verlangsamten Tritiumaustauschs eingesetzt werden. Die Tritium-markierten
Peptide in HPLC-Puffer werden bei –35°C gehalten, und die Lösemittel
werden über
eine Kryosublimation entfernt (40a, 40b; Vakuum von 1 – 20 Millitorr,
Lösemittel
gesammelt in einer Falle aus flüssigem
Stickstoff). Das getrocknete Peptid wird dann in der Dampfphase
mit Pentafluorpropionsäureanhydrid
(PFPA), wie es in (54, 55) beschrieben wurde, umgesetzt, außer dass
die Temperatur des Peptids für
Zeiten von bis zu 3 Stunden bei –35°C gehalten wird. Das PFPA wird
dann im Vakuum abgezogen, und das fragmentierte Peptid wird auf
eine PO4-Konzentration von 50 mM und pH
2,7 eingestellt und mittels HPLC analysiert.
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Im allgemeinen sind die bekannten
Aminopeptidasen nicht imstande, ein Peptid sequenziell unter den Bedingungen
eines langsamen Wasserstoffaustauschs abzubauen. Wenn jedoch eine
im Sauren aktive Aminopeptidase in der Natur entdeckt wird oder über eine
Mutation einer bekannten Aminopeptidase erzeugt wird, besteht kein
Grund, dass nicht eine Aminopeptidase anstelle der derzeit bevorzugten
Carboxypeptidase eingesetzt werden kann. In diesem Falle beginnt
der schrittweise Abbau am N-Terminus und nicht am C-Terminus eines
jeden analysierten Peptidfragments.
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Es sollte angemerkt werden, dass
durch die Verwendung polarer, nicht-wässriger Co-Lösemittel
in hohen Konzentrationen zur Verschiebung des pHmin der
Geschwindigkeit des H-Austauschs
eine größere Vielzahl an
Reagenzien eingesetzt werden kann, als es anderenfalls der Fall
wäre. Ein
Co-Lösemittel,
das diesbezüglich
von besonderem Interesse ist, ist Glycerin (oder sind andere Polyole),
da es unwahrscheinlich ist, dass es das Enzym denaturiert, wenn
es in den hohen Konzentrationen eingesetzt wird, die zur Verschiebung
des pHmin erforderlich sind.
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8. Optimierung der Zeiten
des Eintritts- und des Austrittsaustauschs
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Jeder Peptidamidwasserstoff, der
mit der Oberfläche
der Wechselwirkung zwischen dem Protein und dem Bindungspartner
assoziiert ist, hat im nativen gefalteten, ligandenfreien Zustand
eine eigene Geschwindigkeit des Austauschs mit Tritium im Lösemittel,
die dann zu einer anderen bestimmten Austauschgeschwindigkeit verschoben
wird, sobald die Bildung des Komplexes aus dem Protein und dem Bindungspartner
erfolgt ist. Das Signal-Rausch-Verhältnis (Verhältnis des Tritiums, das funktionell
an dieses Peptidamid gebunden ist, zum gesamten Background-Tritium,
das an alle anderen Peptidamide im Protein gebunden ist) kann über die Kenntnis
der Austauschgeschwindigkeiten dieses Amidwasserstoffs im nativen,
ligandenfreien Protein und im Komplex aus dem Protein und dem Bindungspartner
optimiert werden.
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Ein Amidwasserstoff mit einer Halbwertszeit
des Austauschs von einer Minute im nativen, ligandenfreien Zustand
des Proteins und von 10 Minuten im ligandenhaltigen Zustand könnte auf
optimale Weise untersucht werden, indem das Rezeptorprotein zwei
Minuten lang einem Eintrittsaustausch unterzogen wird (zwei Halbwertszeiten
der Zeit des Eintrittsaustauschs führen zu einer Tritium-Inkorporation
von 75% der maximal möglichen
Gleichgewichtsmarkierung des Peptidamids), gefolgt von 10 Minuten
eines Austrittsaustauschs im ligandenhaltigen Zustand (50% der eingetretenen
Markierung bleiben auf dem funktionell markierten Peptidamid, und
weniger als 0,1% der eingetretenen Markierung bleiben auf jedem
der markierten Background-Peptidamide).
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Zur Messung der Austauschgeschwindigkeiten
eines bestimmten funktionell markierbaren Peptidamids, wie es im
nativen, ligandenfreien Protein vorliegt, werden Aliquots des Proteins
für unterschiedliche
Zeiten (0,5 Sekunden bis 24 Stunden) einem Eintrittsaustausch unterzogen,
an den Bindungspartner gebunden und dann für eine festgelegte Zeit, vorzugsweise
24 Stunden, einem Austrittsaustausch unterzogen. Nach einem proteolytischen
Verdau bei pH 2,7 und 0°C
und einer HPLC-Trennung wird die Radioaktivität gemessen, die mit dem Peptidfragment
assoziiert ist, das das untersuchte Peptidamid enthält. Die
Menge an Radioaktivität,
die den Background darstellt (Amide, die nicht funktionell markiert
sind) wird bestimmt, indem die Menge der Markierung gemessen wird,
die mit dem gleichen Peptid assoziiert ist, wenn das Protein für die gleiche Zeitdauer
einem Eintrittsaustausch unterzogen wird, aber vor der Proteolyse
und HPLC-Analyse 24 Stunden lang einem Austrittsaustausch in Abwesenheit
des zugesetzten Liganden unterzogen wird. Die mit dem Amid assoziierte
spezifische Radioaktivität
wird als Funktion der Zeit des Eintrittsaustauschs bestimmt, und
es wird die Halbwertszeit des Eintrittsaustauschs des Amids im ligandenfreien
Protein berechnet.
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Um die Austauschgeschwindigkeit des
gleichen Peptidamids, wenn es im Komplex aus dem Protein und dem
Bindungspartner vorliegt; zu bestimmen, wird das Protein für eine feste,
lange Zeit (vorzugsweise 24 Stunden) als Komplex mit seinem Bindungspartner
einem Eintritts austausch unterzogen, für unterschiedliche Zeiten (vorzugsweise
10 Sekunden bis 4 Tage) einem Austrittsaustausch unterzogen, im
Sauren proteolytisch gespalten und wie oben mittels HPLC analysiert.
Es wird die mit dem Amid assoziierte spezifische Radioaktivität als Funktion
der Zeit des Austrittsaustauschs bestimmt und die Halbwertszeit
des Austrittsaustauschs des Amids im Protein mit dem Liganden berechnet.
Mit dieser Information werden die Zeiten des Eintritts- und des Austrittsaustauschs
so eingestellt, dass das Signal-Rausch-Verhältnis für jedes der untersuchten, funktionell markierten
Amide im System aus dem Protein und dem Bindungspartner optimiert
wird.
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9. Modellierung
der Kontaktoberflächen
von Rezeptor und Ligand
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Untersuchungen, die in ihrem Design
mit den oben beschriebenen (1–8)
identisch sind, können
auch mit dem entsprechenden Bindungspartner-Protein durchgeführt werden
(das Bindungspartner-Protein wird einem Eintrittsaustausch unterzogen,
als Ligand an das Rezeptorprotein gebunden, einem Austrittsaustausch unterzogen
etc.), was zur Identifizierung der Amide des Bindungspartners führt, die
aufgrund der Wechselwirkung mit dem Rezeptorprotein bezüglich ihres
Austauschs verlangsamt sind. Die Kenntnis der Identität der genauen
Kontaktpeptide sowohl im Protein als auch in seinem Bindungspartner
kann dazu verwendet werden, Computer-unterstützte Modelle der komplementären dreidimensionalen
Strukturen der Oberflächen
des Proteins und des Bindungspartners zu erzeugen.
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Die Konstruktion dieser Modelle wird
durch zusätzliche
Informationen unterstützt,
die durch die Erfindung bereit gestellt werden und die die Identifizierung
einer Untergruppe von Peptidamiden auf der Bindungsoberfläche des
Proteins ermöglichen,
die wahrscheinlich Wasserstoffbrückenbindungen
bilden mit Akzeptorresten auf der Kontaktoberfläche des entsprechenden Bindeproteins.
Während
man von den meisten der Peptidamide, die auf dem nativen, nicht-komplexierten
Protein oder den Oberflächen
für die
Wechselwirkung mit dem Bindungspartner vorhanden sind, erwarten
kann, dass sie eine Wasserstoffbrückenbindung mit anderen Teilen
desselben Proteins eingehen, kann es sein, dass ein Teil dieser
Peptidamide, möglicherweise
von bis zu 50%, nur Wasserstoffbrückenbindungen mit dem Lösemittel
ausbildet. Da die meisten Kontaktoberflächen zwischen Protein und Bindungspartner
stark komplementär
zueinander sind, ist es wahrscheinlich, dass bei der Komplexbildung
das Lösemittel
Wasser von den in Wechselwirkung tretenden Oberflächen verdrängt wird und
Amide, die zuvor in einer Wasserstoffbrückenbindung mit Wasser vorlagen,
neue Wasserstoffbrückenbindungen
mit der komplementären
Oberfläche
des Partner ausbilden. Diese Untergruppe bindender Amide auf der
Oberfläche
wird in unseren Untersuchungen leicht identifiziert (Schritt 8),
da sie im nativen, nicht mit Liganden besetzten Zustand des Proteins
bei einem pH von 7,0 und bei 0°C
eine Austauschgeschwindigkeit von 0,5 Sekunden hat. Diese Amide
können
Wasserstoffbrückenbindungen
mit der komplementären
Oberfläche
nur dann bilden, wenn ihre Wasserstoffe in Richtung der komplementären Oberfläche ausgerichtet
sind. Das wiederum verursacht Einschränkungen bezüglich der Orientierung der
gesamten assoziierten Peptidbindung und, in einem geringeren Ausmaße, der
Seitenketten der beiden flankierenden Aminosäurereste eines jeden solchen
Amids. Die Anwendung dieser Einschränkungen auf die vorangehenden
Modelle der Struktur der Wechselwirkungsoberfläche ermöglicht eine Modellierung der
dreidimensionalen Struktur der in Wechselwirkung stehenden Oberflächen des
Proteins und des Bindungspartnerliganden mit höherer Auflösung.
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10. Automatisierung der
Verfahren, die für
die Durchführung
des enzymatischen Abbaus und der HPLC-Analyse unter Bedingungen
eines verlangsamten Tritiumaustauschs erforderlich sind
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Die Verdau- und Analyseverfahren
werden zwar bei 0°C
durchgeführt,
aber die analytischen Proben von Peptiden, die über einen Tritiumaustausch
markiert wurden, müssen
bei Temperaturen von ungefähr –60 bis –80°C aufbewahrt
werden, wenn inakzeptable Verluste der Markierung aus dem Peptid
in Zeiträumen
von Stunden bis zu Wochen vermieden werden sollen. Der Tritiumaustausch
setzt sich in gefrorenen Proben auf eine Weise fort, die in umgekehrter
Beziehung zur Temperatur steht, aber bei Temperaturen von ungefähr –70°C praktisch
aufhört.
Derzeit wird die Analyse des Tritiumaustauschs durchgeführt, indem
Proben manuell aus der Lagerung bei –70°C entnommen werden, sie manuell
bei 0°C
geschmolzen werden, manuell Reagenzien (Puffer, Enzyme) zugegeben
werden und die Proben manuell in die HPLC-Säule
injiziert werden. Diese Manipulationen sind arbeitsintensiv und
setzen die Proben während
der Handhabung einer unbeabsichtigten Erwärmung aus. Wenn HPLC-getrennte
Peptide gesammelt und für
spätere
Untersuchungen gelagert werden sollen, dann werden sie manuell gesammelt
und bei –70°C gelagert.
Kein derzeit verfügbarer
automatischer HPLC-Autosampler
hat die Fähigkeit,
die erforderlichen Manipulationen mit Proben, die im gefrorenen
Zustand aufbewahrt werden, durchzuführen.
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Ein Autosampler AS30000® von
Spectraphysics kann so modifiziert werden, dass er die Automatisierung
dieser Schritte ermöglicht.
Diese bevorzugten Modifikationen waren: Einarbeitung eines Bades
mit festem Trockeneis, in dem Proben bis zur Analyse aufbewahrt
werden; Verwendung modifizierter Flüssigkeitsspritzen, die zuverlässig bei
0°C funktionieren;
Steuerung des Autosamplers über
einen externen Computer; und Anordnung des Autosamplers, der HPLC-Säule und
des Spektralphotometers in einem Kühlschrank mit 0°C. Unter
Computersteuerung hebt der mechanischer Arm des Autosamplers die
gewünschte
Probe aus dem Bad mit –70°C und setzt
sie in ein Heizgerät/einen
Mischer, wodurch die Probe schnell bei 0°C geschmolzen wird. Die verflüssigte Probe
wird dann automatisch in die HPLC-Säule injiziert. Der Betrieb
der HPLC-Pumpen, des Online-Radioaktivitätszählers und die Datenaufnahme
sind auf ähnliche
Weise automatisiert.
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Zur Sammlung der Tritium-markierten,
HPLC-getrennten Peptide unter den Bedingungen eines verlangsamten
Austauschs muss ein Gilson-303®-Fraktionssammler (der
auch im Kühlschrank
mit 0°C
enthalten ist) so modifiziert werden, dass die Röhrchen für die Probensammlung in einem
Bad mit Trockeneis eingetaucht sind. Die Computer-gesteuerte Verteilung
der gewünschten
Fraktionen des HPLC-Effluats in diese vorgekühlten Röhrchen führt zu einem schnellen Einfrieren
der gewünschten
Tritium-markierten Peptide bei –70°C.
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Ausführungsformen für den Deuterium-Austausch:
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Bei einer anderen Ausführungsform
werden funktionell markierte proteolytische Fragmente, die aus einem
Protein erzeugt wurden, das vor der Bildung des Komplexes aus dem
Rezeptor und dem Liganden funktionell mit Deuterium (anstelle von
Tritium) markiert worden war, mittels Massenspektrometrie analysiert,
die unter Bedingungen durchgeführt
wird, die den Austrittsaustausch von Peptidamid-Deuterium aus Peptidfragmenten
minimiert und die direkte Bestimmung der Lokalisation der funktionell
befestigten Markierung innerhalb eines Peptides im Größenbereich
von 3–30
Aminosäuren
ermöglicht.
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Die Massenspektrometrie ist eine
Standardtechnologie geworden, mit der sich die Aminosäuresequenz
proteolytisch erzeugter Peptide schnell bestimmen lässt (43).
Sie wird üblicherweise
eingesetzt, um Peptide zu untersuchen, die Aminosäuren enthalten,
die in Kohlenstoff-Wasserstoff-Positionen deuteriert wurden, und
dadurch die genaue Lokalisation der deuterierten Aminosäure innerhalb
der Primärsequenz
des Peptids zu bestimmen. Das ist möglich, weil massenspektrometrische
Verfahren den geringen Zuwachs im Molekulargewicht einer bestimmten
Aminosäure
aufgrund der größeren Masse
von Deuterium nachweisen können. McCloskey
et al. (44) offenbaren die Verwendung des Deuteriumaustauschs von
Proteinen für
die Untersuchung von Konformationsänderungen mittels Massenspektrometrie.
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Der Anmelden hat eine Technik des
Deuteriumaustauschs entwickelt, die in den Schritten 1–5 im wesentlichen
mit der Technik des Tritiumaustauschs identisch ist, die oben beschrieben
wurde, außer
dass der Eintrittsaustausch in deuteriertem Wasser (vorzugsweise
80–99
Mol-% an deuteriertem Wasser) durchgeführt wird. Diese modifizierte
Prozedur markiert nach dem Zusatz des Bindungspartners und dem Austrittsaustausch
spezifisch diejenigen Peptidamide mit ausgetauschtem Deuterium,
die die Oberfläche
der Wechselwirkung zwischen dem Protein und dem Bindungspartner
ausmachen. Die proteolytisch erzeugten Fragmente des funktionell
mit Deuterium markierten Proteins werden identifiziert, isoliert
und dann der Massenspektrometrie unter Bedingungen unterzogen, unter
denen das Deuterium auf den funktionell markierten Peptidamiden an
Ort und Stelle verbleibt. Eine Massenspektrometrie für die Standardanalyse
der Peptidsequenz kann unter Bedingungen durchgeführt werden,
die den Austausch von Peptidamidprotonen minimiert: Die Proben können durch
die Verwendung einer gekühlten
Sonde für
die Einführung
der Probe bei 4°C
bis 0°C
gehalten werden; die Proben können
in Puffer eingeführt
werden, die einen pH im Bereich zwischen 1 und 3 aufweisen; und
die Analysen werden innerhalb von Minuten abgeschlossen. Die MS-Ionen
können
mittels MALDI (matrix-assisted laser desorption ionization), Elektrospray,
Fast-Atom-Bombardment (FAB) etc. erzeugt werden. Die Carboxypeptidase
kann vor oder gleichzeitig mit den Ionisierungsereignissen wirken.
Die Unterfragmente werden auf der Basis ihrer Masse aufgetrennt,
z. B. mittels Magnetsektor-, Quadropol-, Ionencyclotron- oder Time-of-Flight-Verfahren.
Bezüglich
MS-Verfahren im allgemeinen siehe Siuzdak, G., Mass Spectrometry
for Biotechnolopy (Academic Press 1996).
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Da Deuterium nicht radioaktiv ist,
müssen
die Deuterium-markierten Peptide mit anderen Verfahren identifiziert
werden, z. B. durch Massenspektrometrie (ihr Molekulargewicht ist
größer als
dasjenige, das für das
gleiche Peptid ohne eine derartige Markierung vorhergesagt wird).
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Wenn es gewünscht wird, kann der gleiche
Komplex aus Bindeprotein und Bindungspartner sowohl mittels Tritiumaustausch
(der nur eine mittlere Auflösung
zeigen muss) und mittels Deuteriumaustausch untersucht werden. Das
Verfahren des Tritiumaustauschs identifiziert die relevanten Fragmente.
Da dann die HPLC-Mobilitäten
dieser Tritium-markierten Fragmente bekannt sind, können die
entsprechenden Deuterium-markierten Fragmente über ihre gleichen Mobilitäten identifiziert
und dann unterfragmentiert werden etc.
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Bei einer bevorzugten Ausführungsform
werden getrennte Läufe
eines Tritium- und eines Deuteriumaustauschs vermieden. Statt dessen
wird das deuterierte Wasser mit tritiiertem Wasser supplementiert,
z. B. besteht das Lösemittel
aus 98 Mol-% deuteriertem Wasser und 2 Mol-% tritiiertem Wasser
(z. B. 50 Ci/ml). Als Ergebnis davon sind die Fragmente sowohl mit
Deuterium als auch mit Tritium markiert, und die relevanten Fragmente
werden anhand ihrer vom Tritium vermittelten Radioaktivität identifiziert.
Die Unterfragmente werden noch mittels Massenspektrometrie hinsichtlich
des Vorkommens der Deuteriummarkierung analysiert (mit einer entsprechenden
Korrektur hinsichtlich der relativ kleinen Menge an Tritium, die
ebenfalls vorhanden ist). Der Zweck des Tritiums ist es, Peptidfragmente
radioaktiv zu markieren, die Reste der Bindungsoberfläche enthalten.
Die exakten involvierten Reste werden jedoch mittels MS-Analyse
der Deuterium enthaltenden Peptide, identifiziert, die weiter mit
im Sauren aktiven Carboxypeptidasen verdaut wurden, was die Identifizierung der
deuterierten Reste der radioaktiven Peptide ermöglicht.
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Bei einer bevorzugten Ausführungsform
werden Komplexe aus Rezeptor und Bindungspartner, die funktionell
mit Deuterium und Tritium in ihren in Wechselwirkung stehenden Oberflächen markiert
wurden (unter Bedingungen eines verlangsamten Austauschs, wie sie
oben für
die Analyse des Tritiumaustauschs mit hoher Auflösung beschrieben wurden), mit
Pepsin verdaut, einer RP-HPLC in Puffer, die 0,1% TFA enthalten,
unterzogen, und das Säuleneffluat,
das Tritium-markierte Peptide enthält, wird einer Analyse mittels
Massenspektrometrie unterzogen. Um die Deuteriummarkierung innerhalb
eines jeden Peptids genauer zu lokalisieren, wird die Massenspektrometrie
mit markierten proteolytischen Fragmenten durchgeführt, die
fortschreitend (unter Bedingungen eines verlangsamten Austauschs)
mit im Sauren aktiven Carboxypeptidasen (41) weiter verdaut werden.
Dieser Verdau kann vor der Einbringung der Probe in das Massenspektrometer
erfolgen oder kontinuierlich in situ, während die Probe im Massenspektrometer
gehalten wird. Beim Voranschreiten des Verdaus werden Molekülionen von
jedem der resultierenden enzymatisch erzeugten, carboxyterminal
verkürzten Peptidunterfragmente
vom Massenspektrometer nachgewiesen, und ihre Molekulargewichte
werden mit denjenigen, die für
die nicht-deuterierte Form des gleichen Peptidfragments bekannt
sind, verglichen. Peptidfragmente, die ein funktionell befestigtes
Deuterium tragen, werden über
eine Zunahme ihres Molekulargewichtes um eine Einheit im Vergleich
zum gleichen Peptidfragment, das aus dem nicht-deuterierten Rezeptor-bindenden
Partner erzeugt wurde, identifiziert. Eine ausreichende Unterfragmentierung
und eine Analyse, wie sie oben beschrieben wurde, führt zur
Ableitung der Protease-erzeugten Fragmente, die funktionell gebundenes Deuterium
enthalten. Dadurch wird die Lokalisation eines jeden deuterierten
Amids innerhalb des Peptids bestimmt.
-
In-vivo-Analyse
-
Eine In-situ-Analyse der Wechselwirkung
zwischen dem Protein und dem Bindungspartner ist in vivo möglich. Das
Protein wird, während
es in seiner nativen Umgebung als Komponente einer intakten lebenden Zelle
oder als sekretierte Komponente, z. B. von Blutplasma, vorliegt,
durch die Inkubation von Zellen oder Plasma in physiologischen Puffern,
die mit tritiiertem (oder deuteriertem) Wasser supplementiert sind,
einem Eintrittsaustausch unterzogen. Dann wird der Bindungspartner
zugesetzt, man lässt
ihn einen Komplex mit dem Zellen- oder Plasma-assoziierten Protein
bilden, und dann wird ein Austrittsaustausch eingeleitet, indem die
Zelle oder das Plasma wieder in physiologische Bedingungen in Abwesenheit
von tritiiertem (oder deuteriertem) Wasser zurückgebracht wird. Während der
Dauer des Austrittsaustauschs (Stunden bis Tage) wird der gebildete
Komplex aus dem Protein und dem Bindungspartner aus der Zelle oder
dem Plasma mittels eines beliebigen Reinigungsverfahrens isoliert,
das es ermöglicht,
dass der Komplex kontinuierlich intakt bleibt. Am Ende des entsprechenden
Zeitraums des Austrittsaustauschs erfolgen die Fragmentierung und
die Analyse des gereinigten Komplexes wie oben.
-
Diese analytische Verfahren ist insbesondere
für Proteine
geeignet, die als Ergebnis der Reinigung erheblich an Aktivität verlieren,
da die Bindungsstelle vor der Reinigung markiert wird.
-
Analyse der Bindungsstelle über einen
indirekten Wasserstoffaustausch
-
Bei den oben beschrieben Verfahren
wird zunächst
die gesamte Oberfläche
des Proteins markiert, und die Markierung wird dann von denjenigen
Oberflächen
entfernt, die nach der Bildung des Komplexes aus dem Bindeprotein
und seinem Bindungspartner gegen das Lösemittel exponiert bleiben.
Die Bindungsstelle des Proteins wird vom Bindungspartner besetzt,
und die Markierung wird deshalb an dieser Stelle zurückgehalten.
-
Wenn der Komplex gebildet wird, kann
es sein, dass das Bindeprotein seine Konformation auch an anderen
Stellen ändert
(allosterische Veränderungen).
Wenn diese Veränderungen
dazu führen,
dass Abschnitte des Proteins, die zuvor auf der Oberfläche lagen,
im Inneren des Proteins zu liegen kommen, dann werden diese Segmente
auch die Markierung zurückhalten.
-
Es ist möglich, zwischen Resten in Bindungsstellen
und Resten, die über
allosterische Effekte vor einem Austrittsaustausch geschützt sind,
zu unterscheiden. Im Prinzip beruht es darauf, dass zunächst der
Bindungspartner und nicht das Bindeprotein markiert wird. Das Bindeprotein
wird indirekt als Ergebnis der Übertragung
der Markierung vom Bindungspartner auf das Bindeprotein markiert.
Eine derartige Übertragung
erfolgt prinzipiell an der Bindungsoberfläche.
-
Dieses Verfahren bewirkt eine funktionelle
Markierung von Rezeptor-Proteinamiden, wenn sie durch eine Komplexbildung
verlangsamt sind und sich im komplexierten Zustand auch in engem
Kontakt mit dem Bindungspartner befinden. Rezeptor-Proteinamide,
die aufgrund einer durch die Komplexbildung induzierten allosterischen
Veränderung
in Bereichen des Proteins verlangsamt sind, die nicht in der Nähe der Wechselwirkungsoberfläche zwischen
dem Protein und dem Bindungspartner gelegen sind, werden nicht markiert.
Dieses Verfahren kann wie folgt durchgeführt werden:
- 1)
Der Bindungspartner wird tritiiertem Wasser (vorzugsweise von hoher
spezifischer Aktivität)
zugesetzt, um eine Markierung des Bindungspartners über einen
Tritiumaustausch einzuleiten.
- 2) Nachdem eine ausreichende Markierung erzielt worden ist,
wird der Bindungspartner vom Tritiumüberschuss im Lösemittel
unter Bedingungen abgetrennt, die nur einen minimalen Verlust der
Tritiummarkierung vom Bindungspartner bewirken. Das kann z. B. erreicht
werden durch a) Wechseln der Pufferbedingungen zu solchen eines
verlangsamten Austauschs (0°C,
saurer pH), gefolgt von einer Abtrennung des Bindungspartners in
tritiumfreien Puffer mittels einer G-25-Spin-Säule, oder b) Anwenden von Stopped-Flow-Techniken,
bei denen die Mischung für
den Eintrittsaustausch schnell mit großen Volumina an tritiumfreiem
Puffer verdünnt
wird.
- 3) Der Tritium-markierte Bindungspartner, der nun frei von überschüssigem Lösemittel-Tritium
ist, wird dem Rezeptor-Protein zugesetzt, und die Bedingungen werden
so eingestellt, dass eine spontane reversible (Gleichgewicht) Komplexbildung
zwischen den beiden erfolgt. Die Bedingungen bezüglich der Temperatur und des
pH sollten auch den spezifischen Transfer der Tritiummarkierung
vom markierten Bindungspartner auf Amide der Oberfläche des
Bindeproteins für
die Wechselwirkung mit dem Partner erlauben und vorzugsweise maximieren.
Typischerweise liegt der pH bei 5–8 (womit er die Ligandenbindung
förderlich
ist) und die Temperatur bei 0–37°C. Für den Anfang
wird die Verwendung von pH 7 und 22°C empfohlen, wobei der Transfer über die
Steuerung der Inkubationszeit gesteuert wird. Ein typische Inkubationszeit
für das Ausprobieren
ist 24 Stunden. Diese Bedingungen bezüglich des pH, der Temperatur
und der Inkubationszeit können
natürlich
verändert
werden.
- 4) Der Komplex wird dann für
Zeitabschnitte inkubiert, die ausreichend sind, um einen Transfer
der Tritiummarkierung vom markierten Bindungspartner auf das Rezeptor-Protein zu ermöglichen.
Während
dieser Inkubationszeit verlässt
Tritium, das über
einen Eintrittsaustausch in Bereiche des Bindungspartners aufgenommen
wurde, die entfernt von der Oberfläche der Wechselwirkung zwischen
dem Rezeptor und dem Bindungspartner liegen, den Bindungspartner über einen
Austausch mit Wasserstoff des Lösemittels
und wird schnell und stark im großen Volumen des Lösemittelwassers
verdünnt,
wodurch seine effiziente anschließende Wechselwirkung mit dem
Bindeprotein verhindert wird. Eine Tritiummarkierung jedoch, die
an Amiden des Bindungspartners angebracht wurde, die in der (neu
gebildeten) Oberfläche
der Wechselwirkung des Proteins mit dem Bindungspartner liegen,
sind nur in den kurzen Zeiträumen,
wenn die Oberfläche
der Wechselwirkung dem Lösemittel
Wasser ausgesetzt ist, d. h. wenn der Komplex vorübergehend
dissoziiert vorliegt, zu einem Austrittsaustausch aus dem Bindungspartner
fähig.
Wenn er so dissoziiert und dem Lösemittel
exponiert vorliegt, verlässt
ein Teil des Tritiums, das auf den Amiden innerhalb der Wechselwirkungsoberfläche des
Bindungspartners vorliegt, die Oberfläche und verbleibt für einen
kurzen Zeitraum in der Nähe
der Oberfläche.
Im Hinblick auf die schnelle (im wesentlichen diffusionsbegrenzte)
erneute Bindung zwischen dem Bindeprotein und dem Partner wird ein
großer
Teil des freigesetzten Tritiums, das (kurz) in der Umgebung der
bindenden Oberfläche
des Partners verbleibt, teilweise mit den Amiden auf der (zukünftigen)
Wechselwirkungsoberfläche
des sich nähernden
Moleküls
des Bindeproteins austauschen, das anschließend an den Bindungspartner
bindet. Sobald diese Bindung erfolgt, ist das übertragene Tritium erneut vor
einem Austausch mit dem Lösemittel
geschützt,
bis der Komplex erneut dissoziiert. Das Ergebnis ist der voranschreitende
Transfer eines Teils des Tritiums von der Wechselwirkungsoberfläche des
Bindungspartners auf austauschbare Amide auf der Wechselwirkungsoberfläche der
verwandten Proteins.
-
Amide, deren Austauschgeschwindigkeiten
jedes Mal konformationsabhängig
verlangsamt werden, sobald die Komplexbildung erfolgt, können ebenfalls
mit Tritium markiert werden, aber sie werden es mit viel geringerer
Geschwindigkeit als Amide innerhalb der Bindungsoberfläche, da
sie weiter entfernt von der hohen Konzentration an Tritium sind,
die bei jedem Dissoziationsereignis des Komplexes an der Wechselwirkungsoberfläche „freigesetzt" werden. Die Wirksamkeit
des Transfers ist ungefähr
umgekehrt proportional zur dritten Potenz der Distanz zwischen derartigen
Konformationsänderungen
und der Bindungsoberfläche.
-
Die Inkubationsbedingungen für den Komplex
aus dem Bindeprotein und dem tritiierten Bindungspartner werden
so eingestellt, dass der spezifische Amidtritiumtransfer der Wechselwirkungsoberfläche („specific interaction
surface amide tritium transfer", „SISATT") für das jeweilige
Paar aus dem Bindeprotein und dem Partner optimiert wird. SISATT
ist definiert als das Verhältnis
der Tritiummenge (cpm), die vom Bindungspartner zu den Peptidamiden
des Bindeproteins transferiert wird, von denen (mittels der Technik
aus dem Anspruch 1) zuvor bestimmt worden war, dass sie bei der
Komplexbildung zwischen dem Bindeprotein und dem Partner eine Verlangsamung
des Amidwasserstoffaustauschs erfahren, zur gesamten Tritiummenge
(cpm), die vom Bindungspartner auf alle Peptidamide im Bindeprotein
transferiert wurde.
- 5) Nach einem Inkubationszeitraum,
der SISATT ermöglicht
und vorzugsweise maximiert, werden wieder die Bedingungen eines
verlangsamten Wasserstoffaustauschs hergestellt, der Komplex wird
dissoziiert und das Bindeprotein fragmentiert. Die Fragmente des
Bindeproteins (und nicht die des zunächst markierten Bindungspartners),
die die Tritiummarkierung tragen, werden identifiziert und weiter
wie zuvor beschrieben charakterisiert.
-
Alternativ wird Deuterium anstelle
von Tritium als Markierung verwendet. Deuterium hat den Vorteil, dass
es eine viel höhere
Beladung mit der Markierung ermöglicht
(da Deuterium viel billiger als Tritium ist).
-
Es ist auch möglich, direkt den Bindungspartner
mit Deuterium und das Bindeprotein mit Tritium zu markieren. Als
Ergebnis davon sind sowohl die Bindungsstelle als auch allosterisch
verborgene Amide des Bindeproteins tritiiert, aber nur Amide der
bindenden Stelle sind deuteriert.
-
Das indirekte Verfahren ist besonders
für die
Untersuchung von Proteinen anwendbar, bei denen es nach oder während der
Bindung zu erheblichen Konformationsänderungen kommt, wie im Falle
von Insulin und seinem Rezeptor.
-
Zusammensetzungen
-
Nach der Bestimmung der Bindungsstellen
eines Bindeproteins oder eines Bindungspartners mittels der vorliegenden
Verfahren (allein oder in Verbindung mit anderen Verfahren) kann
die Information für
die Entwicklung neuer diagnostischer oder therapeutischer Mittel ausgenützt werden.
Solche Mittel können
Fragmente sein, die im wesentlichen den genannten Bindungsstellen
entsprechen (mit geeigneten Linkern, um sie in der richtigen räumlichen
Anordnung zu halten, wenn die Bindungsstelle diskontinuierlich ist),
oder die Peptidyl- oder Nicht-Peptidyl-Analogen von ihnen mit ähnlichen
oder verbesserten Bindungseigenschaften entsprechen. Oder sie können Moleküle sein,
die so konstruiert sind, dass sie an die genannten Bindungsstellen
binden, die, wenn es gewünscht
ist, dem Paratop des Bindungspartners entsprechen können.
-
Die diagnostischen Mittel können ferner
eine geeignete Markierung oder einen geeigneten Träger umfassen.
Die therapeutischen Mittel können
ferner einen Träger
umfassen, der die Zufuhr unterstützt
oder auf andere Weise die therapeutische Wirkung verbessert.
-
Die Mittel können ein Epitop oder mehrere
Epitope präsentieren,
die gleich oder unterschiedlich sein können, und die Epitopen des
gleichen Bindeproteins oder Bindungspartners oder unterschiedlicher
Bindeproteine oder Bindungspartner entsprechen können.
-
Beispiele
-
Zur Demonstration der praktischen
Anwendung dieser Technologie hat der Anmelder die Wechselwirkung
von menschlichem Hämoglobin
mit zwei verschiedenen monoklonalen Antikörpern untersucht, von denen
bekannt ist, dass mit definierten und kürzlich identifizierten Unterbereichen
des Hämoglobin-bindenden Proteins
Haptoglobin reagieren. Für
diese Untersuchungen habe ich den monoklonalen Antikörper β6-1-23456 (spezifisch
für die β-Kette des
humanen Hämoglobins;
epitopzentriert auf oder die Umgebung von β6Glu) und den monoklonalen Antikörper β121 (spezifisch
für die β-Kette des
humanen Hämoglobins
im Bereich des Restes β121)
eingesetzt, wobei beide Antikörper
die großzügige Gabe
von C. R. Kiefer, Medical College of Georgia, Augusta, Georgia (51)
waren. Das humane Haptoglobin wurde von Calbiochem Corporation,
La Jolla, Kalifornien, bezogen.
-
Präparation von Hämoglobin:
-
Blut wurde einem normalen Spender
in Natriumheparin mit einer Konzentration von 10 U/ml abgenommen.
Die roten Blutzellen wurden 5-mal in kalter Phosphat-gepufferter
Saline (PBS) (pH 7,4) gewaschen, wobei der Buffy Coat nach jeder
Waschung abgesaugt wurde. Es wurde dem gewaschenen Zellpellet ein
gleiches Volumen an kaltem destilliertem Wasser zugesetzt, um die
Zellen zu lysieren, und dann wurde ein halbes Volumen an kaltem
Toluol unter kräftigem
Mischen zugesetzt. Diese Mischung wurde 30 Minuten lang in einem kalten
Sorvall-Zentrifugenrotor (Dupont) bei 15 000 Upm (33 000 × g) zentrifugiert.
Die (mittlere) Schicht des Hämoglobins
wurde entnommen, und die Zentrifugation und das Dekantieren des
Hämoglobins
wurden wiederholt. Das isolierte Hämoglobin wurde gegen vier Wechsel
an kaltem 0,1 M Natriumphosphat, 0,5% NaCl, pH 7,4, dialysiert.
Nach der Dialyse wurde die Probe 15 Minuten mit Kohlenmonoxid behandelt.
Die letztendliche Hämoglobin-Konzentration
wurde unter Einsatz einer molaren Extinktion für das Häm bei 540 nm von 14 270 gemessen.
Die Präparation
wurde bei –70°C in Aliquots
eingefroren aufbewahrt.
-
Präparation von Pepsin:
-
Pepsin vom Schwein (Worthington Biochemical
Corp.) wurde in einer Konzentration von 10 mg/ml in 50 mM Natriumacetat,
pH 4,5, gelöst
und zur Entfernung proteolytischer Fragmente gegen die gleiche Lösung dialysiert.
Sie wurde bei –70°C in Aliquots
eingefroren aufbewahrt.
-
Tritium-Austausch:
-
Alle Schritte wurden bei 0°C durchgeführt. Der
Eintrittsaustausch wurde durch das Mischen gleicher Volumina (5 μl) an isoliertem
Hämoglobin
(300 mg/ml) und tritiiertem Wasser (50 Ci/ml) initiiert, und die
Mischung wurde 4 Stunden inkubiert. Aliquots dieser Mischung (1,3 μl) wurden
dann äquimolaren
Mengen entweder des monoklonalen Antikörpers β6, des
monoklonalen Antikörpers β121 oder
von Haptoglobin (alle in einer Konzentration von 10 mg/ml in PBS,
pH 7,4, in einem letztendlichen Inkubationsvolumen von 75 μl) zugesetzt oder
zur 75 μl
PBS allein gegeben. Diese Mischungen aus Hämoglobin und Ligand wurden
dann sofort auf 2-ml-Sephadex®-G-25-Spin-Säulen gegeben
und 4 Minuten bei 1100 × g
zentrifugiert. Die Spin-Säulen
wurden präpariert,
indem 3-ml-Polypropylensäulen
(Fisher Scientific) mit 2 ml Sephadex G-25, das in PBS, pH 7,4, plus
0,1% Triton® X-100 äquilibriert
worden war, gefüllt
wurden. Die Säulen
wurden unmittelbar vor ihrer Verwendung 2 Minuten bei 1100 × g vorzentrifugiert.
Nach der Säulenauftrennung
wurden die Proben über
eine Inkubation über
einen Zeitraum von 40 Stunden, die 10-fache Zeit des Eintrittsaustauschs,
einem Austrittsaustausch unterzogen. Die Proben wurden dann mit
Pepsin hydrolysiert. Typischerweise wurden 25 μl der dem Austrittsaustausch
unterzogenen Mischung, die 70 μg
Hämoglobin
enthielten, zu 10 μg
Pepsin in 110 μl
0,1 M NaPO4, pH 2,7, plus 2,5 μl 0,5 M H3PO4 gegeben, die
Mischung wurde 10 Minuten auf Eis inkubiert und dann in die HPLC-Säule injiziert.
Ein Aliquot des dem Eintrittsaustausch unterzogenen Hämoglobins
wurde sofort auf pH 2,7 (0,1 M NaPO4, pH
2,7) eingestellt, ebenfalls proteolytisch gespalten und wie oben
ohne einen Austrittsaustausch analysiert. Zur Messung der Geschwindigkeiten
des Eintrittsaustauschs spezifisch markierter Amidprotonen wurde
das Hämoglobin
wie oben beschrieben einem Eintrittsaustausch unterzogen, wobei
jedoch die Zeiträume
von 10 Sekunden bis 18 Stunden reichten, mit dem Liganden umgesetzt
und 18 Stunden lang einem Austrittsaustausch unterzogen. Die Proben
wurden dann proteolytisch gespalten, wie unten einer HPLC-Analyse
unterzogen, und die spezifische Markierung auf den Peptiden wurde
als Funktion der Zeit des Eintrittsaustauschs quantifiziert.
-
Hochdruckflüssigchromafographie:
-
Die verdauten Proben wurden auf
einer HPLC-Einheit
(Waters) analysiert, die modifiziert wurde, indem die Säule und
der Injektor unter schmelzendem Eis gelagert wurden. Die mobile
Phase wurde unter Verwendung von nanoreinem Wasser von Barnstead,
Ultrapure-Natriumphosphat von Aldrich, HCl von J. T. Baker (Ultrex®-Grade)
und Acetonitril (HPLC-Grade) von Burdick & Jackson hergestellt. Die mobile
Phase bestand aus 50 mM NaPO4, pH 2,7, (Lösemittel
A) und einer Mischung aus 20% 50 mM NaPO4 und
80% Acetonitril (ACN) mit einem letztendlichen pH von 2,7 (Lösemittel
B). Die Trennung der Peptide erfolgte mittels einer 30-cm-Phenomenex-Bondclone®-10-C18-Säule. Das
Gradientenprogramm startete bei 100% A und 0% B und wechselte dann
innerhalb von 3,4 Minuten zu 83% A und 17% B. Zwischen 3,4 und 6,7
Minuten wurden konstante 83% A und 17% B gehalten, und von 6,7 bis
73,3 Minuten bewirkte das Programm einen linearen Anstieg von B
von 17% auf 51%. Die Absorption bei 214 nm wurde mittels eines Detektors
von Waters, Modell 441, verfolgt.
-
Für
die Trennung in der zweiten Dimension wurden Peptid-Peaks, die eine
spezifische Markierung trugen, isoliert und bei 0°C gesammelt,
im gefrorenen Zustand bei –70°C aufbewahrt,
bei 0°C
aufgetaut, mit einem gleichen Volumen an 100 mM PO4,
pH 2,7, gemischt und einer HPLC-Analyse wie oben unterzogen, außer dass
der Puffer A aus 0,115% Trifluoressigsäure (TFA) in H2O
und der Puffer B aus 80% ACN, 20% H2O und
0,1% TFA bestand. Peaks, die eine spezifische radioaktive Markierung
trugen, wurden identifiziert und isoliert.
-
Probensammlung:
-
Das HPLC-Effluat wurde am Auslass
des HPLC-Detektors mittels eines Fraktionssammlers 203 von Gilson
gesammelt. Die Proben (100 bis 400 Fraktionen pro Lauf) wurden gesammelt,
und die Radioaktivität wurde
gemessen, indem 5 Volumina Aquamix (ICN Radiochemicals) zugegeben
wurden, woran sich eine Szintillationszählung anschloss. In anderen
Untersuchungen wurde eine Online-Flüssigszintillationszählung mittels
eines B-RAM-Durchfluss-Radioaktivitätsdetektors
(INUS Inc.) durchgeführt.
-
Peptididentifizierung:
-
Über
HPLC isolierte Peptide wurden sowohl über eine Gasphasen-Edman-Sequenzierung
als auch über
eine Aminosäureanalyse
an der UCSD-Proteinsequenzierungseinrichtung analysiert.
-
ERGEBNISSE
-
Epitopkartierunq des
Komplexes aus Hämoglobin
und monoklonalem Antikörper.
-
Hämoglobin
wurde 4 Stunden lang einem Eintrittsaustausch unterzogen und dann
entweder ohne einen Zeitraum eines Austrittsaustauschs proteolytisch
gespalten (1, Kasten
B), mit einer äquimolaren
Menge des monoklonalen Antikörpers β6 gemischt
und dann 40 Stunden lang einem Austrittsaustausch unterzogen (1, Kasten C), mit dem monoklonalen
Antikörper β121gemischt
und 40 Stunden lang einem Austrittsaustausch unterzogen (Daten nicht
gezeigt), oder 40 Stunden lang in Abwesenheit eines zugesetzten
Antikörpers einem
Austrittsaustausch unterzogen (1,
Kasten D). Wenn das markierte Hämoglobin
ohne einen Zeitraum eines Austrittsaustauschs untersucht wurde (1, Kasten B), dann wurden
wenigstens 17 radioaktiv markierte Peaks erhalten, die im allgemeinen
den Peaks entsprachen, die in der Absorptionsspur desselben HPLC-Laufes
gesehen wurden, (1,
Kasten A). Wenn man das markierte Hämoglobin ohne die Anwesenheit
eines schützenden
monoklonalen Antikörpers
einem vollständigem
Austrittsaustausch unterzog, dann verschwanden alle radioaktiv markierten
Peaks (1, Kasten D).
Wenn jedoch das markierte Hämoglobin
in Gegenwart des monoklonalen Antikörpers β6 einem
Austrittsaustausch unterzogen wurde, dann wurde ein einziger Peak,
der eine radioaktive Markierung trug, gesehen, was anzeigte, dass
diese Fraktion das Antigenepitop des monoklonalen Antikörpers β6 enthielt
(1, Kasten C).
-
Wenn dieser Peak in der zweiten Dimension
einer HPLC-Analyse in TFA-haltigen Lösemitteln unter Bedingungen
eines verlangsamten Protonenaustauschs unterzogen wurde, dann wurden
anhand ihrer Absorption bei 214 nM zwei Peptide gefunden, wobei
nur eines von ihnen eine radioaktive Markierung trug (siehe 2). Von diesem, die Markierung
tragenden Peptid wurde mittels Gasphasen-Mikrosequenzierung und
Aminosäureanalyse
gefunden, dass es die Reste 1–14
der Beta-Kette des Hämoglobins
repräsentierte.
Die Messung der Geschwindigkeiten des Eintrittsaustauschs der markierten
Amide in diesem Peptid zeigte zwei Geschwindigkeitsklassen, beide
von gleicher Größe; eine,
die mit einer Halbwertszeit von weniger als 10 Sekunden austauschte,
und eine andere mit einer Halbwertszeit von ungefähr 1 Stunde.
Messungen der spezifischen Aktivität zeigten, dass 4,3 Amidprotonen
innerhalb dieses 14-mer-Peptids über
die Wechselwirkung des β6-Antikörpers
mit Hämoglobin
verlangsamt waren. Es wurde ein synthetisches Peptid, das mit den
Resten 1 – 14 der
Beta-Kette des Hämoglobins
(B1–14)
identisch war, synthetisiert, über
einen Protonenaustausch Tritiummarkiert und einem abgestuften Verdau
mit Carboxypeptidase P unterzogen (siehe 6).
-
Ähnliche
Untersuchungen wurden mit Hämoglobin
durchgeführt,
das nach der Wechselwirkung mit dem monoklonalen Antikörper β121 einem
Austrittsaustausch unterzogen wurde (3).
Es wurden drei durch Pepsin erzeugte Peptide gefunden, die eine
Tritiummarkierung trugen (3,
Kasten B). Nach der HPLC-Trennung der zweiten Dimension in TFA-haltigem
Lösemitteln
wurden diese Peaks ganz ähnlich
von Verunreinigungen abgetrennt und sequenziert, und es zeigte sich,
dass es sich um die Hämoglobin-Polypeptide β1–14, β113–128 und β15–31 handelte.
Nach vorläufigen
Protonenzählungs-Untersuchungen
sind in jedem dieser drei Peptide ungefähr zwei durch den monoklonalen
Antikörper β121 verlangsamte
Protonen enthalten.
-
Die Positionen der drei Peptidbereiche
im gefalteten Hämoglobin-Tetramer
sind in der 5 gezeigt. Der
monoklonale Antikörper β6 markiert
sechs Amidbindungen, die auf einem außen angeordneten Abschnitt des
gefalteten Hämoglobin-Moleküls (Aminosäuren 1–14 der β-Kette) liegen,
der das kürzlich
charakterisierte Zielepitop dieses monoklonalen Antikörpers (β6–9) (51)
einschließt.
Der monoklonale Antikörper β121 markiert insgesamt
ungefähr
sechs Protonen, von denen man, obwohl sie in nicht-zusammenhängenden
Bereichen der linearen Aminosäuresequenz
des Hämoglobins
enthalten sind, sieht, dass sie im gefalteten Hämoglobin-Molekül auf der Oberfläche und
in enger Nachbarschaft zueinander liegen, und dass sie den Rest
121 der β-Kette des
Hämoglobins
ein schließen.
-
Kartierung der Stellen
der Wechselwirkung zwischen Hämoglobin
und Haptoglobin:
-
Wenn Hämoglobin an Haptoglobin bindet
weiß man,
dass das Hämoglobin-Molekül mit Haptoglobin über drei
nicht-zusammenhängende
Peptidbereiche in Kontakt tritt, die aus den Resten 121–127 der α-Kette, den
Resten 11–25
der β-Kette
und den Resten 131–146
der β-Kette des Hämoglobins
bestehen (52,53). Wir sagten deshalb voraus, dass die Pepsinspaltung
von Hämoglobin,
das an den Wechselwirkungsstellen mit Haptoglobin markiert war,
zwischen 2 und 10 radioaktiv markierte Peptide liefern würde. Wir
führten
deshalb unsere Haptoglobin-Studien
bei einer höheren
Auflösung
durch, die erreicht wurde, indem eine größere Anzahl von HPLC-Fraktionen
gesammelt wurde (siehe 4).
Unter diesen Bedingungen zeigte markiertes Hämoglobin, das ohne einen Zeitraum
eines Austrittsaustauschs analysiert wurde, mehr als 33 unterscheidbare,
radioaktiv markierte Peaks (4,
Kasten B), die wiederum der Absorptionsspur entsprachen (4, Kasten A). Markiertes
Hämoglobin,
das in Gegenwart von Haptoglobin einem Austrittsaustausch unterzogen
wurde, erzeugte 7 spezifisch radioaktiv markierte Peaks (4, Kasten C), die nicht
vorhanden waren, wenn Hämoglobin
in Abwesenheit von Haptoglobin einem Austrittsaustausch unterzogen
wurde (4, Kasten D).
Diese Ergebnisse zeigen, dass diese Technologie mit einem Wechselwirkungssystem
mit einem rezeptorartigen Liganden, das so komplex wie dasjenige
aus Hämoglobin
und Haptoglobin ist, gut funktioniert.
-
Lösemitteleffekt
-
Das synthetische Hämoglobin-Peptid β1–14 wurde
an allen Peptidamiden über
einen Protonenaustausch Tritium-markiert, und Aliquots des markierten
Peptids wurden bei 0°C
einer HPLC-Analyse wie in der 1 unterzogen,
außer
dass ein Bereich von Lösemittel-pHs
wie unten angegeben eingesetzt wurde. Es wurde dann der prozentuale
Anteil des ursprünglichen
Peptid-gebundenen Tritiums, der unter den jeweiligen HPLC-Bedingungen
am Peptid gebunden blieb, bestimmt.
-
-
Die Tritium-Retention betrug ungefähr 57% für TFA (pH
2,1), 46% für
PO4 (pH 2,7), 34% für PO4 (pH 3,5)
und 14% für
PO4 (pH 4,0).
-
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-
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