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Hintergrund der Erfindung
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Gebiet der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft die Identifizierung von für Lösungsmittel
zugänglichen
Amid-Wasserstoffatomen in Polypeptiden oder Proteinen. Die erfindungsgemäßen Verfahren
können
zur Charakterisierung der Bindungsstelle, die an der Bindung zwischen
einem Bindungsprotein und einem Bindungspartner beteiligt ist, sowie
zur Untersuchung anderer Veränderungen
in einem Polypeptid oder Protein, die die Geschwindigkeiten, mit
der Wasserstoffatome durch Lösungsmittel-Wasserstoffatome
ausgetauscht werden, verändern,
z. B. von Faltungserscheinungen und anderen strukturellen Veränderungen,
herangezogen werden.
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Stand der
Technik
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Grenzen von derzeitigen
Methoden zur Charakterisierung von Proteinbindungsstellen
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Zur
genauen Charakterisierung einer Bindungsstelle sind erhebliche experimentelle
Arbeiten und ein großer
Zeitaufwand erforderlich. Im Allgemeinen führen die Techniken, die am
leichtesten einzusetzen sind und die raschesten Antworten ergeben,
zu einer ungenauen und nur näherungsweisen
Vorstellung über
die Natur der kritischen strukturellen Merkmale. Zu Techniken in
dieser Kategorie gehören
die Untersuchung von proteolytisch erzeugten Fragmenten des Proteins,
bei denen die Bindungsfunktion erhalten bleibt; rekombinante DNA-Techniken,
bei denen Proteine mit einer veränderten
Aminosäuresequenz
konstruiert werden (positionsgerichtete Mutagenese); Epitop-Scanning-Peptid-Untersuchungen
(Konstruktion einer großen
Anzahl von kleinen Peptiden, die Unterregionen des intakten Proteins
repräsentieren, unter
anschließender
Untersuchung der Fähigkeit
der Peptide zur Hemmung der Bindung des Liganden an den Rezeptor);
die kovalente Vernetzung des Proteins mit seinem Bindungspartner
im Bereich der Bindungsstelle unter anschließender Fragmentierung des Proteins
und Identifizierung von vernetzten Fragmenten; und die Affinitätsmarkierung
von Regionen des Rezeptors, die sich in der Nähe der Ligandenbindungsstelle
des Rezeptors befinden, unter anschließender Charakterisierung von
derartigen Peptiden in "nächster Nachbarschaft" (Übersichtsartikel
in den Literaturstellen 1 und 2).
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Diese
Techniken eignen sich am besten zur Bestimmung der Struktur von
Bindungsunterregionen, die von einfacher Natur sind, wenn eine einzelne,
kurze, zusammenhängende
Polypeptidfolge innerhalb eines Proteins für den Großteil der Bindungsaktivität verantwortlich
ist. Jedoch werden bei zahlreichen Protein-Bindungspartner-Systemen,
die derzeit von Interesse sind, die Strukturen, die zur Bindung
sowohl an den Rezeptor als auch an den Liganden oder Antikörper verantwortlich
sind, durch eine komplizierte Wechselwirkung von mehrfachen, nicht-zusammenhängenden
Polypeptidsequenzen erzeugt. Die komplizierten Zusammenhänge dieser
Wechselwirkungen können
zu einer Verwirrung bei herkömmlichen
analytischen Techniken führen,
da die Bindungsfunktion häufig
verloren geht, sobald eine der dreidimensionalen Konformationen
der verschiedenen, einen Beitrag leistenden Polypeptidsequenzen
direkt oder indirekt gestört
wird.
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Als
die aussagekräftigsten
Techniken zur Charakterisierung der Struktur von Rezeptorbindungsstellen haben
sich die NMR-Spektroskopie und die Röntgenkristallographie erwiesen.
Obgleich diese Techniken idealerweise eine genaue Charakterisierung
der einschlägigen
strukturellen Merkmale ergeben, unterliegen sie erheblichen Einschränkungen,
wozu ein unangemessener Zeitaufwand, der für die Untersuchung erforderlich ist,
die Unmöglichkeit
zur Untersuchung von großen
Proteinen und bei der Röntgenanalyse
die Notwendigkeit von Protein-Bindungspartner-Kristallen gehören (Druckschrift
3).
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Die
Technik der Anmelderin überwindet
diese Einschränkungen
und ermöglicht
eine rasche Identifizierung der einzelnen spezifischen Polypeptide
und Aminosäuren
innerhalb eines Proteins, die dessen Protein-Ligandenbindungsstelle
oder Antikörper-Bindungsunterregion
in praktisch beliebigen Protein-Liganden-Systemen oder Protein-Antigen-Antikörper-Systemen darstellen,
unabhängig
von der Komplexität
der vorhandenen Bindungsstellen oder der Größe der beteiligten Proteine.
Diese Technik ist in Bezug auf Geschwindigkeit und Auflösung herkömmlicherweise
eingesetzten biochemischen Techniken überlegen.
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Wasserstoff-(Protonen)-Austausch
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Wenn
ein Protein in seinem nativen, gefalteten Zustand in Puffern mit
einem Gehalt an mit schwerem Wasserstoff (Tritium oder Deuterium)
markiertem Wasser inkubiert wird, unterliegt der schwere Wasserstoff
im Puffer einem reversiblen Austausch mit normalem Wasserstoff,
der im Protein an sauren Positionen (z. B. O-H-, S-H- und N-H-Gruppen)
vorhanden ist, unter Austauschgeschwindigkeiten, die von der jeweiligen
chemischen Umgebung der austauschbaren Wasserstoffatome, der Temperatur
und insbesondere vom Zugang zum tritierten Wasser im Puffer abhängig sind
(Druckschriften 4, 5). Die Zugänglichkeit
wird wiederum sowohl von der Oberflächendisposition (Exposition
gegenüber
dem Lösungsmittel)
des Wasserstoffes und dem Ausmaß,
in dem Wasserstoffbrückenbindungen
mit anderen Regionen des gefalteten Proteins vorliegen, bestimmt.
Einfach ausgedrückt,
saure Wasserstoffatome, die an Aminosäureresten vorhanden sind, die
an der Außenoberfläche (Exposition
gegenüber
dem Puffer) des Proteins vorliegen und die Wasserstoffbrückenbindungen
mit Lösungsmittelwasser
bilden, unterliegen rascher einem Austausch mit schwerem Wasserstoff
im Puffer als ähnliche
saure Wasserstoffatome, die innerhalb des ge falteten Proteins verborgen
und dort durch Wasserstoffbrückenbindungen
gebunden sind.
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Wasserstoffaustauschreaktionen
können
in starkem Maße
durch eine sowohl durch Säuren
als auch durch Basen vermittelte Katalyse beschleunigt werden. Die
Austauschgeschwindigkeit, die bei jedem speziellen pH-Wert beobachtet
wird, stellt die Summe der sowohl durch Säuren als auch durch Basen vermittelten Mechanismen
dar. Bei zahlreichen sauren Wasserstoffatomen führt ein pH-Wert von 2,7 zu
einer Gesamtmindestaustauschgeschwindigkeit (Druckschrift 9, S.
238, 3a–c, Druckschriften 7–11). Obgleich
Wasserstoffatome in Protein-Hydroxyl- und -Aminogruppen einem Austausch
mit Tritium im Puffer innerhalb von Millisekunden unterliegen, ist
die Austauschgeschwindigkeit eines speziellen sauren Wasserstoffatoms,
nämlich
des durch eine Peptidamidbindung gebundenen Wasserstoffatoms, erheblich
langsamer und weist eine Halbwertszeit des Austausches (bei einer
freien Wasserstoffbrückenbindung
an Lösungsmittelwasser)
von etwa 0,5 Sekunden bei 0°C
und einem pH-Wert von 7 auf, wobei der Wert erheblich auf eine Halbwertszeit
des Austausches von 70 Minuten bei 0°C und einem pH-Wert von 2,7
verlangsamt wird.
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Wenn
Peptidamidwasserstoffatome innerhalb eines gefalteten Proteins verborgen
sind oder Wasserstoffbrückenbindungen
mit anderen Teilen des Proteins vorliegen, werden die Halbwertszeiten
mit Lösungsmittelwasserstoffatomen
häufig
erheblich verlängert,
wobei sich gelegentlich Werte von Stunden bis Tagen ergeben. Der
Wasserstoffaustausch an Peptidamiden stellt eine vollständig reversible
Reaktion dar. Die Geschwindigkeiten des AN-Austausches (schwerer
Wasserstoff des Lösungsmittels
ersetzt proteingebundenen, normalen Wasserstoff) sind identisch
mit den Geschwindigkeiten des AUS-Austausches (Wasserstoff ersetzt proteingebundenen
schweren Wasserstoff), wenn der Zustand eines speziellen Peptidamids
innerhalb eines Proteins, einschließlich von dessen chemischer
Umgebung und des Zugangs zu Lösungsmittelwasserstoffatomen,
während
der AN-Austausch- und AUS-Austauschbedingungen identisch bleibt.
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Ein
Wasserstoffaustausch wird üblicherweise
gemessen, indem man Untersuchungen mit Proteinen und wässrigen
Puffern durchführt,
die in unterschiedlicher Weise mit Paaren der drei isotopen Formen
von Wasserstoff (1H: normaler Wasserstoff; 2H: Deuterium; 3H:
Tritium) markiert sind. Wenn das Paar aus normalem Wasserstoff und
Tritium verwendet wird, wird der Vorgang als Tritiumaustausch bezeichnet.
Wenn normaler Wasserstoff und Deuterium verwendet werden, wird der
Vorgang als Deuteriumaustausch bezeichnet. Es werden im Allgemeinen
unterschiedliche physikochemische Techniken herangezogen, um die
Verteilung der beiden Isotopen beim Deuteriumaustausch im Vergleich
zum Tritiumaustausch zu verfolgen.
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Tritium-Austauschtechniken
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Tritium-Austauschtechniken
(wobei die Menge des Isotops durch Radioaktivitätsmessungen bestimmt wird)
werden in breitem Umfang zur Messung von Peptidamid-Austauschgeschwindigkeiten
innerhalb eines individuellen Proteins verwendet (Übersicht
in Druckschrift 4). Die Austauschgeschwindigkeiten von anderen sauren
Protonen (OH, NH, SH) sind so rasch, dass sie durch diese Techniken
nicht verfolgt werden können. Sämtliche
nachstehenden Erörterungen
beziehen sich ausschließlich
auf den Peptidamid-Protonenaustausch. Bei diesen Untersuchungen
werden gereinigte Proteine einem AN-Austausch durch Inkubation in
Puffern, die tritiertes Wasser enthalten, für unterschiedliche Zeitspannen
unterzogen, in Puffer, die frei von Tritium sind, übertragen
und einer Bestimmung des AUS-Austausches des Tritiums unterzogen.
Durch Analyse der Geschwindigkeiten des Tritium-AN- und -AUS-Austausches
lässt sich
die Anzahl der Peptidamidproteinen in Protein, deren Austauschgeschwindigkeiten
innerhalb bestimmter Bereiche von Austauschgeschwindigkeiten fallen,
durchführen.
Diese Unter suchungen erlauben nicht eine Bestimmung der Identität (Position
innerhalb der primären
Aminosäuresequenz
des Proteins) der gemessenen, einem Austausch unterliegenden Amidwasserstoffatome.
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Erweiterungen
dieser Techniken werden dazu verwendet, innerhalb von Proteinen
die Anwesenheit von Peptidamiden nachzuweisen, die allosterisch
induzierten Veränderungen
in ihrer lokalen chemischen Umgebung unterliegen, wobei diese Techniken
zur Untersuchung der Wege der Proteinfaltung dienen (Druckschriften
5, 12, 14). Für
diese Untersuchungen lässt
man Tritium-AN-ausgetauschte Proteine einem AUS-Austausch unterliegen,
nachdem sie entweder eine allosterische Veränderung ihrer Form erfahren
haben oder einer zeitabhängigen
Faltung in sich selbst unterzogen worden sind. Die Anzahl von Peptidamiden,
die einer Veränderung
ihrer Austauschgeschwindigkeit im Anschluss an die allosterischen/faltungsbedingten
Modifikationen unterliegen, wird bestimmt. Veränderungen der Austauschgeschwindigkeit
zeigen an, dass Veränderungen
der chemischen Umgebung von speziellen Peptidamiden erfolgt sind,
die für
den Protonenaustausch relevant sind (Lösungsmittelzugang, Wasserstoffbrückenbindungen
und dergl.). Peptidamide, die einer induzierten Verlangsamung ihrer
Austauschgeschwindigkeit unterliegen, werden als "verlangsamte Amide" bezeichnet. wenn
vorher einem AN-Austausch unterzogenes Tritium in ausreichendem
Maße in
seinem AUS-Austausch aus derartigen Amiden unterzogen wird, ergibt
sich eine "funktionelle
Tritiummarkierung" dieser
Amide. Aus diesen Messungen werden Rückschlüsse auf die strukturelle Natur
der Formänderungen,
die innerhalb des isolierten Proteins eingetreten sind, gezogen.
Auch hier ist eine Bestimmung der Identität der speziellen Peptidamide,
die Veränderungen
in ihrer Umgebung unterliegen, mit diesen Techniken nicht möglich.
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Vier
Forschergruppen haben technische Erweiterungen (zusammenfassend
als Tritiumaustausch von mittlerer Auflösung bezeichnet) beschrieben,
die eine Lokalisierung von speziel len verlangsamten, mit Tritium markierten
Peptidamiden innerhalb der primären
Sequenz von kleinen Proteinen, die innerhalb eines speziellen proteolytischen
Fragments, jedoch nicht innerhalb einer speziellen Aminosäure zu lokalisieren
sind, ermöglichen.
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Rosa
und Richards waren die ersten Autoren, die in ihren Untersuchungen über die
Faltung von Ribonuclease S-Proteinfragmenten Tritiumtechniken mittlerer
Auflösung
beschrieben und diese einsetzten (Druckschriften 15–17). Jedoch
waren die von Rosa und Richards beschriebenen Techniken nur von
untergeordnetem Wert, was vorwiegend darauf zurückzuführen war, dass es ihnen nicht
gelang, bestimmte kritische experimentelle Stufen zu optimieren
(Übersicht
in Druckschrift 6, S. 238, 244). Es wurden keine Untersuchungen, die
sich verwandter Techniken bedienten, veröffentlicht, bis die Arbeiten
von Englander und Mitarbeitern erschienen, in denen erstmals ausgedehnte
Modifikationen und Optimierungen der Technik von Rosa und Richards
beschrieben wurden.
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Die
Untersuchungen von Englander, bei denen ein Tritiumaustausch herangezogen
wurde, konzentrierten sich ausschließlich auf die Untersuchung
von allosterischen Veränderungen,
die in tetramerem Hämoglobin
(a-Untereinheit und b-Untereinheit mit einer Größe von jeweils 16 kD) bei Desoxygenierung
stattfinden (Druckschriften 6, 18–21). Beim Verfahren von Englander
wird natives Hämoglobin
(Milligrammmengen) im oxygenierten Zustand einem AN-Austausch in
tritiertem Wasser von relativ niedriger spezifischer Aktivität (2–100 mCi/ml)
unterzogen. Hämoglobin
wird anschließend
desoxygeniert (Induktion einer allosterischen Veränderung),
durch Gelpermeations-Säulenchromatographie
auf tritiumfreie Puffer übertragen
und sodann einem AUS-Austausch für
die 10- bis 50-fache Zeitspanne der AN-Austauschzeit unterzogen.
AN-ausgetauschtes Tritium, das an Peptidamiden vorhanden ist, die
im Anschluss an die induzierte allosterische Veränderung in der Hämoglobinstruktur
keine Verände rung
der Austauschgeschwindigkeit erfahren, unterliegen einem AUS-Austausch
mit zu den AN-Austauschgeschwindigkeiten identischen Geschwindigkeiten
und werden daher nach der langen AUS-Austauschdauer fast vollständig aus
dem Protein entfernt. Dagegen behalten Peptidamide, die im Anschluss
an die induzierten allosterischen Veränderungen einer Verlangsamung
ihrer Austauschgeschwindigkeit unterliegen, während der Dauer des AUS-Austausches
bevorzugt die Tritiummarkierung.
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Um
die verlangsamten Amide, die die restliche Tritiummarkierung tragen,
zu lokalisieren (in Bezug auf die Primärsequenz von Hämoglobin)
fragmentiert Englander anschließend
proteolytisch das dem AUS-Austausch unterzogene Hämoglobin
mit der Protease Pepsin, führt
eine Abtrennung, Isolierung und Identifizierung der verschiedenen
Peptidfragmente durch Umkehrphasen-Hochdruck-Flüssigchromatographie (RP-HPLC) durch
und bestimmt durch Szintillationszählung, welche Fragmente die
restliche Tritiummarkierung tragen. Jedoch geht mit fortschreitender
Fragmentierung von Hämoglobin
die sekundäre
und tertiäre
Struktur der einzelnen Fragmente verloren und die ungefalteten Peptidamide
werden im Puffer für
H2O frei zugänglich. Bei einem physiologischen
pH-Wert (> 6) würden sämtliche
amidgebundenen Tritiummarkierungen die aufgefalteten Fragmente innerhalb
von Sekunden verlassen. Englander führt daher die Fragmentierungs-
und HPLC-Peptidisolierungsvorgänge
unter Bedingungen durch, von denen er glaubt, dass der Peptidamid-Protonenaustausch
auf ein Minimum beschränkt
wird, wobei zu diesen Bedingungen eine kalte Temperatur (4°C) und die Verwendung
von Phosphatpuffern vom pH-Wert 2,7 gehören (Übersicht in Druckschrift 6).
Diese Technik wurde von Englander erfolgreich dazu herangezogen,
die Peptidregionen von Hämoglobin-α- und -β-Ketten,
die an durch Desoxygenierung induzierten allosterischen Veränderungen
beteiligt sind, grob zu identifizieren und zu lokalisieren (Druckschriften
18–21).
Die Möglichkeiten
der Technik von Englander zur Lokalisierung von tritiummarkierten
Amiden bleiben trotz des damit erzielten wichtigen Vorteils beschränkt. Englander
berichtet, dass mit dieser Technik bestenfalls eine Lokalisierung
einer Amid-Tritiummarkierung auf Hämoglobinpeptide mit 14 Aminosäuren oder
mehr gelingt, ohne dass die Möglichkeit
besteht, die Markierung einer weiteren Sublokalisierung zu unterziehen.
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In
den Arbeiten von Englander findet sich kein Hinweis darauf, dass
eine in geeigneter Weise angepasste Tritium-Austauschtechnik zur Identifizierung
der Peptidamide, die sich an der Kontaktoberfläche eines Proteinrezeptors
mit dessen Bindungspartner befinden, herangezogen werden könnte. Seine
Ausführungen befassen
sich ausschließlich
mit der Kartierung von allosterischen Veränderungen in Hämoglobin.
Ferner vermittelt auf der Grundlage seiner Optimierungsversuche
(Druckschriften 6–11,
13) Englander die Lehre und die Warnung, dass ein pH-Wert von 2,7
sowohl bei den Stufen der Proteolyse als auch der HPLC herangezogen werden
muss, wobei die Verwendung von Proteasen, die bei diesen pH-Werten
funktionsfähig
sind (saure Proteasen), erforderlich ist. Ungünstigerweise sind saure Proteasen
bezüglich
ihrer proteolytischen Spaltungsstellen relativ unspezifisch, was
zur Bildung einer sehr großen
Anzahl an unterschiedlichen Peptidfragmenten und daher zu erheblichen
HPLC-Trennungsschwierigkeiten führt.
Der Zwang zur Durchführung
der HPLC-Trennstufe beim pH-Wert 2,7 schränkt die Möglichkeit zur Optimierung der
chromatographischen Auftrennung von zahlreichen, überlappenden
Peptiden durch Variation des pH-Werts, bei dem die HPLC durchgeführt wird, stark
ein. Englander versuchte, sich bei der Lokalisierung von Hämoglobinpeptiden,
die allosterischen Veränderungen
unterliegen, mit diesen Problemen zu befassen, indem er die Tatsache
ausnützte,
dass einige Peptidbindungen gegenüber Pepsin empfindlicher sind
als andere. Er begrenzte daher die Dauer, während der das Protein dem Pepsin
ausgesetzt ist, um die Anzahl an Fragmenten zu verringern. Auch
dann waren die Fragmente "nur
unter Schwierigkeiten sauber zu trennen". Die Peptide waren natürlich auch
länger
(im Durchschnitt), so dass sich eine geringere Auflösung ergab.
Der Autor versuchte, die Muster zu vereinfachen, indem er zunächst die α- und β-Ketten von
Hämoglobin
trennte. Es ergab sich jedoch ein Kompromiss: erhöhter Tritiumverlust
während
der α-β-Trennung
und Entfernung des Lösungsmittels
zur Vorbereitung der Proteolyse. Englander trifft folgende Schlussfolgerung:
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"Derzeit stellt die
Gesamtanalyse des HX-Verhaltens (HX = Wasserstoffaustausch) eines
gegebenen Proteins durch diese Methoden eine enorme Aufgabe dar.
Allgemein ausgedrückt,
müssen
die günstigsten Strategien
zur Bearbeitung einer derartigen Aufgabe erst noch formuliert werden.
Ferner würden
diese Anstrengungen durch weitere technische Verbesserungen begünstigt,
z. B. in Bezug auf das HPLC-Trennvermögen und möglicherweise insbesondere durch
die Entwicklung zusätzlicher
saurer Proteasen mit Eigenschaften, die an die Erfordernisse dieser
Versuche angepasst sind" (Druckschrift
6).
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In
den Jahren, die dieser Beobachtung folgten, wird über keine
Fortschritte berichtet, die sich mit diesen kritischen Begrenzungen
der Tritium-Austauschtechnik von mittlerer Auflösung befassen. Es wurde angenommen,
dass Verbesserungen der HPLC-Trennstufe aufgrund der Beschränkung, dass
bei einem pH-Wert von 2,7 gearbeitet werden muss, problematisch
sind. Der derzeitige begrenzte Erfolg bei kleineren Proteinen lässt es als
aussichtslos erscheinen, ähnliche
Untersuchungen auf größere Proteine
auszudehnen, wo die Schwierigkeiten mit einer unzureichenden HPLC-Peptidtrennung
beim pH-Wert 2,7 und die Ungenauigkeit bei der Möglichkeit zur Sublokalisierung
von markierten Amiden noch stärker
ausgeprägt
sind. Ferner sind die meisten säurereaktiven
Proteasen im Allgemeinen in ihrem Spaltungsmuster nicht spezifischer
als Pepsin, und Anstrengungen zur Verbesserung der Technik unter
Verwendung von anderen säurereaktiven
Proteasen, die sich von Pepsin unterscheiden, haben zu keiner signifikanten
Verbesserung der Technik geführt.
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Angesichts
dieser Tritium-Austauschtechnik von mittlerer Auflösung gibt
es keine Berichte über
weitere Untersuchungen, bei denen Proteine mit einer Größe der Untereinheiten
von mehr als 16 Kilodalton eingesetzt werden.
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Allewell
und Mitarbeiter beschrieben Untersuchungen unter Anwendung der Englander-Techniken
zur Lokalisierung von induzierten, allosterischen Änderungen
im Enzym Escherichia coli-Aspartat-transcarbamylase (Druckschriften
22, 23). Burz et al. (Druckschrift 22) stellt eine kurze Zusammenfassung
dar, wobei die isolierte R2-Untereinheit dieses Enzyms einem AN-Austausch
in tritiertem Puffer mit der spezifischen Aktivität 100 mCi/ml
unterzogen wurde, eine allosterische Änderung durch Zugabe von ATP
induziert wurde und anschließend
die bezüglich
der Information veränderte
Untereinheit einem AUS-Austausch unterzogen wurde. Die Enzym-R2-Untereinheit
wurde sodann proteolytisch mit Pepsin gespalten und in Bezug auf
die Menge der in bestimmten Fragmenten vorhandenen Markierung analysiert.
Bei der Analyse bediente man sich Techniken, die streng den Empfehlungen
von Englander folgten, wobei eine einzige RP-HPLC-Trennung in einem
Puffer vom pH-Wert 2,8 durchgeführt
wurde.
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Die
Autoren stellen selbst bei diesem kleinen Protein-Unterfragment Schwierigkeiten
beim Auftrennen der großen
Anzahl an gebildeten Proteinen fest, was auf die Einschränkungen
der Englander-Methodik zurückzuführen ist.
Sie stellen fest, dass "die
prinzipielle Beschränkung
dieses Verfahrens derzeit bei der Auftrennung mit den zur Zeit verfügbaren Säulen liegt". Es wurde gezeigt,
dass eine ATP-Bindung
an das Enzym die Austauschgeschwindigkeit der Wasserstoffatome innerhalb
mehrerer, relativ großer
Peptidfragmente der R2-Untereinheit verändert. In einer nachfolgenden,
vollständigeren
Beschreibung (Druckschrift 23) beschreibt die Allewell-Gruppe Untersuchungen
der allosterischen Veränderungen,
die an der R2-Untereinheit sowohl durch ATP als auch durch CTP hervorgerufen
werden. Sie beschreiben einen AN-Austausch der R2-Untereinheit in tritiertes
Wasser enthaltendem Puffer mit einer spezifischen Aktivität von 22–45 mCi/ml,
die Zugabe von ATP oder CTP und den anschließenden AUS-Austausch des Tritiums
in normales Wasser enthaltendem Puffer. Die Analyse umfasste den
Verdau des Komplexes mit Pepsin und die Auftrennung der Peptidfragmente
durch Umkehrphasen-HPLC in einem Puffer mit einem pH-Wert von 2,8
oder 2,7, wobei alle diese Maßnahmen
sich streng an die Lehre von Englander anlehnen. Die Peptide wurden
durch Bestimmung der Aminosäurezusammensetzung
oder durch N-terminale Analyse identifiziert und die Radioaktivität der einzelnen
Fragmente wurde durch Szintillationszählung bestimmt. Bei beiden
Untersuchungen war die Lokalisierung der Tritium-Markierung auf
Peptide mit einer durchschnittlichen Größe von 10–15 Aminosäuren beschränkt, ohne dass eine höhere Auflösung versucht
wurde.
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Beasty
et al. (Druckschrift 24) beschreiben Untersuchungen unter Anwendung
von Tritium-Austauschtechniken zum Studium der Faltung der a-Untereinheit
von E. coli-Tryptophan-synthetase. Die Autoren verwendeten tritiertes
Wasser mit einer spezifischen Aktivität von 20 mCi/ml und fragmentierten
das mit Tritium markierte Enzymprotein mit Trypsin beim pH-Wert
5,5, d. h. unter Bedingungen, bei denen das Protein und die erzeugten
großen
Fragmente eine ausreichend gefaltete Struktur behielten, um Amidwasserstoffatome
während
der Proteolyse und der HPLC-Analyse gegen einen AUS-Austausch zu
schützen.
Unter diesen Bedingungen waren die Autoren in der Lage, nur drei
Proteinfragmente zu erzeugen, wobei das kleinste eine Größe von 70
Aminosäuren
aufwies. Die Autoren machten keinen weiteren Versuch, die Markierung
durch zusätzlichen Verdau
und/oder HPLC-Analyse genauer zu lokalisieren. In der Tat wäre es unter
den experimentellen Bedingungen, derer sie sich bedienten (sie führten alle
Stufen bei 12°C
anstelle von 4°C
durch und führten
die Proteolyse bei einem pH-Wert von 5,5 anstelle eines pH-Werts im Bereich
von 2–3
aus), unmöglich,
die markierten Amide durch Tritium-Austausch weiter zu lokalisieren,
da die Markierung sofort durch Auffaltung der anschließend er zeugten
proteolytischen Fragmente beim pH-Wert 5,5 verloren ginge (einem
AUS-Austausch unterläge),
wenn sie eine Größe von weniger
als 10–30
Aminosäuren
aufwiesen.
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Fromageot
et al. (US-Patent 3 828 102 (Druckschrift 25)) beschreibt die Anwendung
des Wasserstoff-Austausches gegen eine Tritium-Markierung eines
Proteins und von dessen Bindungspartner. Benson (US-Patente 3 560
158 und 3 623 840 (Druckschriften 26)) beschreiben die Anwendung
eines Wasserstoff-Austausches zum Tritieren von Verbindungen für analytische
Zwecke.
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Jedoch
ist keines dieser im Stand der Technik beschriebenen Verfahren dazu
befähigt,
die Positionen der Tritium-Markierung der markierten Proteine mit
hoher Auflösung
zu lokalisieren, wobei die beste Auflösung gemäß dem Stand der Technik im
Allgemeinen in der Größenordnung
von ≥ 14
Aminosäureresten
liegt.
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Deuterium-Austauschtechniken
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Fesik
et al. (Druckschrift 27) beschreibt die NMR-Messung des Wasserstoff
(Deuterium)-Austausches eines Peptids vor und nach dessen Bindung
an ein Protein. Aus diesen Daten werden die Wechselwirkungen verschiedener
Wasserstoffatome im Peptid mit der Bindungsstelle des Proteins analysiert.
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Paterson
et al. (Druckschrift 28) und Mayne et al. (Druckschrift 29) beschreiben
eine NMR-Kartierung einer Antikörper-Bindungsstelle
an einem Protein (Cytochrom-C) unter Anwendung des Deuterium-Austausches.
Dieses relativ kleine Protein mit einer aufgelösten NMR-Struktur wird zunächst mit
einem monoklonalen anti-Cytochrom-C-Antikörper komplexiert. Der vorgebildete
Komplex wird sodann in deuteriertes Wasser enthaltenden Puffern
inkubiert. NMR-Spektren werden zu verschiedenen Zeitpunkten aufgenommen.
Das NMR-Spektrum des Antigen-Antikörper-Komplexes wird auf das
Vorliegen von Peptidamiden geprüft,
die einem verlangsamten Wasserstoff- Austausch mit Lösungsmittel-Deuterium unterliegen,
verglichen mit ihrer Austauschgeschwindigkeit in unkomplexiertem,
nativem Cytochrom-C. Benjamin et al. (Druckschrift 30) bedienen
sich einer identischen NMR-Deuterium-Technik, um die Wechselwirkung
von Hühnerei-Lysozym
(HEL) mit HEL-spezifischen monoklonalen Antikörpern zu untersuchen. Obgleich
sowohl diese NMR-Deuterium-Technik als auch der Tritium-Austausch von mittlerer
Auflösung
sich auf die Erscheinung des Protonen-Austausches an Peptidamiden
stützen,
wenden sie vollständig
andere Methoden zur Messung und Lokalisierung der austauschenden
Amide an. Ferner ist eine Untersuchung von Proteinen durch die NMR-Technik
nicht möglich,
es sei denn das Protein ist klein (weniger als 30 kD), große Mengen
des Proteins sind für
die Untersuchung verfügbar
und eine rechenmäßig umfangreiche
Resonanz-Zuordnungsarbeit wird durchgeführt.
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Kürzlich beschrieben
andere Autoren (Druckschriften (45–50) Techniken, bei denen durch
Austausch deuterierte Proteine mit einem Bindungspartner inkubiert
werden, einem AUS-Austausch unterzogen werden, der Komplex mit Pepsin
fragmentiert wird und Deuterium tragende Proteine durch einstufiges
Fast-Atom-Bombardement (Fab) oder Elektrospray-Massenspektroskopie
(MS) identifiziert werden. Bei diesen Untersuchungen wird nicht
versucht, peptidgebundenes Deuterium innerhalb der proteolytisch
oder auf andere Weise erzeugten Peptidfragmente genauer zu lokalisieren.
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Somit
verbleibt, wie aus der vorstehenden Erörterung hervorgeht, im Stand
der Technik ein Bedürfnis nach
einfachen und wirksamen Verfahren, mit denen die Positionen von
markierten, für
das Lösungsmittel
zugänglichen
Peptidamid-Wasserstoffatomen
mit hoher Auflösung
innerhalb der primären
Aminosäuresequenz eines
Polypeptids oder Proteins lokalisiert werden können, sowie nach einfachen
und wirksamen Verfahren zur Untersuchung oder Kartierung der Bindungsstellen
und/oder Wechselwirkungsoberflächen
eines Poly peptids oder Proteins. Demzufolge handelt es sich hierbei
um Aufgaben der vorliegenden Erfindung.
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Zusammenfassende
Darstellung der Erfindung
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Diese
und weitere Nachteile des Stands der Technik werden erfindungsgemäß überwunden.
Gemäß einem
Aspekt der Erfindung werden Verfahren zum funktionellen Markieren
und Identifizieren von spezifischen Aminosäureresten, die an Bindungsprotein-Bindungspartner-Wechselwirkungen
teilnehmen, bereitgestellt. Die erfindungsgemäßen Verfahren eignen sich insbesondere
zur Untersuchung der Bindungsprotein-Bindungspartner-Subregionen
von großen
Proteinen (> 30 KD),
selbst in geringen Mengen.
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Gemäß einer
Ausführungsform
handelt es sich bei der Markierung um Tritium und die Menge der
Markierung an einem Fragment oder Unterfragment wird durch Messung
von dessen Radioaktivität
bestimmt. Gemäß einer
zweiten Ausführungsform
handelt es sich bei der Markierung um Deuterium und die Menge der
Markierung an einem Fragment oder Unterfragment wird durch Massenspektrometrie
bestimmt. Der Ausdruck "schwerer
Wasserstoff" wird
allgemein zur Bezeichnung von Tritium oder Deuterium verwendet.
Ferner gelten Bezugnahmen auf Tritium in entsprechender Weise auch
für Deuterium,
es sei denn es wird ausdrücklich
auf eine Ausnahme hingewiesen.
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Ein
wesentliches Merkmal besteht darin, dass das Bindungsprotein zunächst tritiert
oder deuteriert wird, und zwar unter Bedingungen, bei denen native
Wasserstoffatome durch eine Tritium- oder Deuterium-Markierung ersetzt
werden (hierbei handelt es sich um die "AN-Austausch"-Stufe). Anschließend läst man den Bindungspartner
in Wechselwirkung mit markiertem Protein treten. Der Bindungspartner
verschließt
die Bindungsstelle und schützt
die Tritium- oder Deuterium-Markierungen dieser Stelle vor einem
anschließenden "AUS-Austausch". Sodann werden nach
dem "AUS-Austausch" nur die Bindungsstellenreste
markiert. Da die Bindungsstelle normalerweise nur einen kleinen
Teil der Moleküle
darstellt, wird mit dieser Vorgehensweise ein höheres Signal-Hintergrund-Verhältnis als
beim herkömmlichen
Englander-Verfahren erreicht.
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Um
die markierten Reste tatsächlich
zu identifizieren, muss man zunächst
den Komplex unter Bedingungen eines langsamen Wasserstoff-Isotopenaustausches
(H3/H1 oder H2/H1) dissoziieren,
da ansonsten die Markierungen die Bindungsstelle verlassen würden, sobald
der Ligand entfernt wird. Anschließend wird das Bindungsprotein
gegebenenfalls fragmentiert (z. B. mit einer Endoprotease, wie Pepsin),
was immer noch unter Bedingungen eines langsamen Wasserstoffaustausches
erfolgt, um Fragmente zu erhalten. Diese Fragmente, die die Markierung
tragen, umfassen mutmaßlich
die Bindungsstellenreste. An dieser Stelle ist die Auflösung der
Bindungsstelle nicht besser als die Fragmentgröße.
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Eine
feinere Lokalisierung der Markierungen wird durch Analyse der erzeugten
Unterfragmente durch einen kontrollierten, stufenweisen Abbau des
Bindungsproteins oder der einzelnen isolierten, markierten Peptidfragmente
(wenn das Bindungsprotein gegebenenfalls fragmentiert worden ist)
unter Bedingungen eines langsamen Austausches erreicht. Für die erfindungsgemäßen Zwecke
wird von einem "progressiven", "stufenweisen" oder "sequenziellen" Abbau des Proteins
oder eines Peptidfragments gesprochen, wenn eine Reihe von Fragmenten
erhalten wird, die ähnlich
den Fragmenten sind, die mit einer idealen Exopeptidase erhalten würden. Für eine ideale
Exopeptidase wird nur eine Endamimosäure entfernt. Wenn somit n
Aminosäuren
eines Peptids in Form von A1 bis An markiert würden (die Nummerierung geht
jeweils von dem Ende aus, an dem der Abbau beginnt), ergäbe sich
durch eine ideale Exopeptidase eine Reihe von Unterfragmenten in
Form von A2 ... An,
A3 ... An, ...,
An–1–An und schließlich An.
Es ist jedoch darauf hinzuweisen, dass zwar vorzugsweise jedes Unterfragment
der Reihe von erhaltenen Unterfragmenten um einen einzigen terminalen
Aminosäurerest kürzer als
das vorhergehende Unterfragment in der Reihe ist, dass aber Exopeptidasen
nicht notwendigerweise ideal sind. Somit wird für die Zwecke der vorliegenden
Erfindung ein Fragment als "progressiv", "stufenweise" oder "sequenziell" abgebaut bezeichnet,
wenn eine Reihe von Unterfragmenten erzeugt wird, bei denen jedes
Unterfragment in der Reihe aus etwa 1–5 Aminosäureresten weniger als das vorhergehende
Unterfragment in der Reihe zusammengesetzt ist. Die durch die aufeinanderfolgenden
Unterfragmente erzeugten Signale werden in Korrelation gebracht,
um festzustellen, welche Aminosäuren
des in Frage stehenden Fragments markiert wurden.
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Dieses
Verfahren wurde in keiner der zitierten Druckschriften zu einer
weiteren Lokalisierung der Markierungsstellen herangezogen, obgleich
eine verbesserte Auflösung
mit Sicherheit im Stand der Technik ein Ziel darstellte. Den nächstliegenden
Stand der Technik stellt die allgemeine Empfehlung von Englander
dar, eine weitere Fragmentierung mit einer anderen "sauren Protease" durchzuführen.
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Der
progressive Abbau wird vorzugsweise durch ein Enzym und insbesondere
durch eine Carboxypeptidase erreicht. Die Notwendigkeit der Verwendung
eines sauren pH-Werts zum Zeitpunkt des Abbaus, um Tritiumverluste
auf ein Minimum zu beschränken,
spricht gegen die Verwendung von Carboxypeptidasen, die durch die
erforderlichen sauren Puffer im Wesentlichen inaktiviert werden.
Jedoch sind Carboxypeptidase-P, Carboxypeptidase-Y und mehrere andere
säurereaktive
(d. h. unter sauren Bedingungen enzymatisch aktive) Carboxypeptidasen
zur Proteolyse von Peptiden unter sauren Bedingungen, sogar beim
pH-Wert 2,7, geeignet.
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Eine
progressive Unterfragmentierung von gereinigten, eine Tritiummarkierung
tragenden Peptiden wird mit säurereaktiven
Carboxypeptidasen unter Bedingungen vorgenommen, die einen vollständigen Satz von
amidmarkierten Tochterpeptiden erzeugen, die jeweils um 1–5 carboxyterminale
Aminosäuren kürzer als das
vorhergehende Peptid sind, und zwar vorzugsweise um eine einzige
carboxyterminale Aminosäure.
Eine HPLC-Analyse von mehreren Mitgliedern dieses Satzes von progressiv
geschnittenen Peptiden ermöglicht eine
zuverlässige
Zuordnung der Markierung auf eine spezielle Amidposition innerhalb
des Ausgangspeptids.
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Alternativ
betrifft die Erfindung C-terminale chemische Abbautechniken, die
unter "Bedingungen
eines langsamen Wasserstoffaustausches" durchgeführt werden können, z.
B. durch Pentafluorpropionsäureanhydrid.
Die Empfindlichkeit der Technik kann durch Verwendung von Referenzpeptid-Unterfragmenten
als HPLC-Mobilitätsmarker
verbessert werden.
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Im
Allgemeinen wurden im Stand der Technik die Probleme der ausreichenden
Denaturierung des Bindungsproteins, um die Proteolyse unter Bedingungen
eines langsamen Wasserstoffaustausches zu erleichtern, nicht in
ausreichendem Maße
berücksichtigt.
Pepsin ist beispielsweise bei 0°C
weniger aktiv als bei Raumtemperatur. Während Pepsin zur weitgehenden
Verdauung von Hämoglobin,
das durch einen sauren pH-Wert
bei 0°C
denaturiert worden ist, befähigt
ist, sind bestimmte andere Bindungsproteine, wie Hühnerei-Lysozym,
gegen eine Denaturierung durch Bedingungen eines langsamen Wasserstoffaustausches
und damit gegen einen anschließenden
Pepsinverdau wesentlich beständiger.
Im Ergebnis werden weniger und längere
Fragmente erzeugt. Dies macht die Analyse komplizierter.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
wird das markierte Bindungsprotein vor der Fragmentierung denaturierenden
Bedingungen ausgesetzt, die mit einem langsamen Wasserstoffaustausch
verträglich und
ausreichend stark sind, um das Protein in ausreichendem Maße zu denaturieren,
dass es für
die vorgesehene proteolytische Behandlung in angemessener Weise
empfindlich wird. Wenn diese Denaturierungsbedingungen auch zur
Denaturierung der Protease führen
würden,
so wird vor der Proteolyse das denaturierte Protein auf weni ger
denaturierende Bedingungen (noch mit einem langsamen Wasserstoffaustausch
verträglich) umgestellt,
um eine ausreichende Denaturierung unter Aufrechterhaltung des Proteins
in einem gegenüber Protease
empfindlichen Zustand zu halten, wobei aber die in Frage stehende
Protease wesentlich weniger geschädigt wird.
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Vorzugsweise
handelt es sich beim anfänglichen
Denaturierungsmittel um Guanidinthiocyanat. Die weniger denaturierende
Bedingung wird durch Verdünnung
mit Guanidin-HCl erreicht.
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Im
zu verdauenden Bindungsprotein gegebenenfalls vorhandene Disulfidbindungen
können
ebenfalls die Analyse stören.
Disulfidbindungen können
das Protein in einem gefalteten Zustand halten, wo nur eine relativ
geringe Anzahl an Peptidbindungen dem proteolytischen Angriff ausgesetzt
ist. Selbst wenn einige Peptidbindungen gespalten werden, würde ein
Unterbleiben des Aufbrechens der Disulfidbindungen die Auflösung der
durch die Disulfidbindung noch miteinander verbundenen Peptidfragmente
verringern, wobei sie anstelle einer Trennung beieinander bleiben
würden.
Dies würde
die Auflösung
um einen Faktor von mindestens 2 (möglicherweise mehr, je nach
der Beziehung zwischen der Disulfidbindungs-Topologie und den Peptid-Spaltungsstellen)
verringern. Wenn die Disulfidbindungen nicht aufgebrochen werden,
wäre eine
weitere Sublokalisierung der mit Tritium markierten Amide innerhalb
der disulfidgebundenen Peptide sehr schwierig, da eine Entfernung
von Aminosäuren
zu verschiedenen Zeitpunkten und mit verschiedenen Geschwindigkeiten
an jedem C-Terminus
der disulfidverknüpften
Segmente auftreten würde.
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Die
Anmelderin hat festgestellt, dass wasserlösliche Phosphine zum Aufbrechen
von Protein-Disulfidbindungen unter Bedingungen eines "langsamen Wasserstoffaustausches" verwendet werden
können.
Dies ermöglicht
eine wesentlich wirksamere Fragmentierung von großen Proteinen,
die Disulfidbindungen enthalten, ohne dass es dazu kommt, dass eine Tritiummarkierung
aus dem Protein oder aus dessen proteolytischen Fragmenten verloren
geht (wie es der Fall bei herkömmlichen
Disulfid-Reduktionstechniken wäre,
die bei pH-Werten
durchgeführt
werden müssen,
die für
die Erhaltung der Tritiummarkierung sehr ungünstig sind).
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Bei
einer weiteren Ausführungsform
werden Peptidamide an der Oberfläche
des Bindungsproteins indirekt durch Übertragung von Tritium oder
Deuterium markiert, das vorher durch Wasserstoffaustausch an der Grenzfläche des
Bindungspartners gebunden worden ist. Dieses Verfahren bewirkt eine
funktionelle Markierung von Rezeptor-Proteinamiden, wenn sie durch
Komplexbildung verlangsamt werden und ferner im komplexierten Zustand
im innigen Kontakt mit dem Bindungspartner stehen. Amide die von
der Wechselwirkungsoberfläche
entfernt liegen, jedoch einen verlangsamten Austausch aufgrund der
durch die Komplexbildung induzierten allosterischen Veränderungen
im Protein zeigen, werden nicht markiert.
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Gemäß einem
weiteren Aspekt stellt die Erfindung ein Verfahren zur Klärung der
Frage dar, welche Peptidamid-Wasserstoffatome in einem Polypeptid
oder Protein für
das Lösungsmittel
zugänglich
sind. Durch Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens können die
Positionen von für
Lösungsmittel
zugänglichen Peptidamid-Wasserstoffatomen
innerhalb eines Polypeptids oder Proteins mit hoher Auflösung lokalisiert
werden, d. h. typischerweise innerhalb von 5 oder weniger Aminosäureresten
und in zahlreichen Fällen
innerhalb eines einzigen Aminosäurerestes.
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Bei
dem Verfahren werden für
das Lösungsmittel
zugängliche
Peptidamid-Wasserstoffatome eines Polypeptids oder Proteins von
Interesse einem AN-Austausch durch Kontaktieren des Polypeptids
oder Proteins mit schwerem Wasserstoff unter Bedingungen unterzogen,
bei denen die nativen, für
Lösungsmittel
zugänglichen
Peptidamid-Wasserstoffatome durch schweren Wasserstoff (Deuterium
oder Tritium) ersetzt werden, z. B. unter physiologischen Bedingungen,
bei denen das Polypeptid oder Protein zu seiner nativen Konformation
gefaltet wird. Peptidamid-Protonen, die für das Lösungsmittel nicht zugänglich sind,
wie solche, die im Innern der Polypeptid- oder Proteinstruktur verborgen
sind oder solche die an intramolekularen Wasserstoffbrücken-Bindungswechselwirkungen
teilnehmen, unterliegen nicht leicht einem Austausch mit schweren
Wasserstoffatomen im Lösungsmittel.
Somit werden die Peptidamid-Wasserstoffatome, die für das Lösungsmittel zugänglich sind,
selektiv mit schwerem Wasserstoff markiert.
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Die
Positionen der markierten Peptidamid-Wasserstoffatome innerhalb
des Polypeptids oder Proteins können
mit hoher Auflösung
lokalisiert werden, indem man progressiv eine Reihe von Unterfragmenten
unter Bedingungen eines langsamen Austausches erzeugt, wie vorstehend
beschrieben wurde, wobei man feststellt, welche Unterfragmente markiert
sind, und die Sequenzen der markierten Unterfragmente mit der Sequenz
des Polypeptids oder Proteins in Korrelation stellt, um festzustellen,
welche Peptidamidgruppen im Polypeptid oder Protein markiert wurden
und somit für
das Lösungsmittel
zugänglich
waren.
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In
einigen Ausführungsformen,
insbesondere in solchen, bei denen das Polypeptid oder Protein von Interesse
relativ groß ist,
kann das Polypeptid oder Protein gegebenenfalls zuerst fragmentiert
werden (z. B. mit einer Endoprotease oder einem Gemisch von Endoproteasen),
und zwar unter Bedingungen eines langsamen Austausches, wie vorstehend
ausgeführt.
Die Positionen der Markierungen können in hoher Auflösung lokalisiert
werden, indem man progressiv die einzelnen markierten Fragmente
zu einer Reihe von Unterfragmenten abbaut und feststellt, welche
Unterfragmente markiert sind, und die Sequenzen der markierten Unterfragmente
mit den Sequenzen der markierten Fragmente und letztlich mit der
Sequenz des Polypeptids oder Proteins in Korrelation setzt, wie
vorstehend beschrieben.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
werden das Polypeptid oder Protein denaturiert und etwaige Disulfidbildungen
werden unter Bedingungen eines langsamen Austausches vor der Fragmentierung und/oder
Unterfragmentierung reduziert.
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Kurze Beschreibung
der Zeichnung
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1a–1d stellen
die Ergebnisse der Analyse von mit Tritium verbundenen Hämoglobin
(Hgb)-fragmenten dar, die durch Pepsinverdau von einem Tritiumaustausch
unterzogenem Hämoglobin ± monoklonalem Antikörper unter
anschließender
HPLC in PO4-gepufferten Lösungsmitteln
vom pH-Wert 2,7 erhalten wurden.
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1a: Verfolgung der Absorption
(214 nm) von unmarkiertem, proteolysiertem Hgb. 1b: Hgb nach 4-stündigem AN-Austausch, Umstellung auf den pH-Wert
2,7 und anschließende
Proteolyse ohne AUS-Austausch. 1c:
Hgb nach 4-stündigem
AN-Austausch, Vermischen mit monoklonalem Antikörper β-6 und anschließend 40-stündiger AUS-Austausch vor einer
Proteolyse beim pH-Wert 2,7. 1d:
Hgb nach 4-stündigem
AN-Austausch und anschließend
40-stündiger
AUS-Austausch vor einer Proteolyse beim pH-wert 2,7.
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2 stellt die Ergebnisse
der zweiten Dimensionstrennung (HPLC mit 0,1% Trifluoressigsäure (TFA) mit
einem Gehalt an Lösungsmitteln)
bei 0°C
einer Tritium aufweisenden rpHPLC-Fraktion von der ersten Dimensionstrennung, 1c, dar.
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3a–c zeigen
die Identifizierung von funktionell markierten Hämoglobinpeptiden durch Wechselwirkung
mit monoklonalem Antikörper β-121.
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4a–d stellen
die Identifizierung von funktionell markierten Hämoglobinpeptiden durch Wechselwirkung
mit Haptoglobin dar.
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5a–b zeigen
die Struktur von Hämoglobin,
wobei die Peptidregionen hervorgehoben dargestellt sind. 5a: monoklonale β6-Wechselwirkungspeptide; 5b: monoklonale β121-Wechselwirkungspeptide.
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6a–e stellen
die Ergebnisse des Carboxypeptidase-P-Verdaus von β1-14-Peptid dar. Ein durch Austausch
mit Tritium markiertes synthetisches β1-14-Peptid wurde mit Carboxypeptidase-P
(CP-P) unter Anwendung eines Bereiches von Enzymkonzentrationen
und Verdauungszeiten (am äußeren linken
Rand angegeben) verdaut (0°C).
Anschließend
wurde eine HPLC-Analyse wie in den 1a–d durchgeführt, wobei
aber gleichzeitig der OD214-Wert und die
Radioaktivität
des aus der Säule
ausströmenden
Produkts gemessen wurden. Die Positionen der verschiedenen gebildeten
C-terminalen, geschnittenen Peptidfragmente sind angegeben (Nummern 3 bis 9).
Eine progressive Erzeugung von Fragmenten wird beobachtet.
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7a–e stellen
die Ergebnisse der Reduktion von Disulfidbindungen beim pH-Wert
2,7 dar. Ein durch Tritiumaustausch markiertes β1-14-Peptid (2 μg bei 0°C, pH-Wert
2,7) wurde mit dem Peptid Endothelin (4 μg) versetzt, das zwei Disulfidbindungen
enthält
(Druckschrift 35). Das Gemisch wurde ohne (7a) oder mit (7b–e) 50 mM Tris-(2-carboxyethyl)-phosphin
(TCEP) für
verschiedene Zeitspannen bei 0°C
(7a, 7c–e) oder 2 Minuten bei 22°C (7b) inkubiert. Anschließend wurden
die Gemische wie in den 6a–e einer HPLC-Analyse unterworfen.
Der prozentuale Anteil an Endothelin, das unter den jeweiligen Bedingungen unreduziert
blieb, ist als die Fraktion der Tritiummarkierung angegeben, die
am β1-14-Peptid
gebunden blieb. Eine 50-%ige Reduktion von Endothelin-Disulfiden
wird beim pH-Wert
2,7 bei einem unbedeutenden Verlust von an Peptidamid gebundenem
Tritium aus dem β1-14-Peptid
erreicht. "R" bedeutet die Positionen
der reduzierten Formen von Endothelin.
-
Ausführliche
Beschreibung der bevorzugten Ausführungsformen
-
Biochemische
Bindung, allgemeine Ausführungen
Zahlreiche biologische Vorgänge
werden durch nicht-kovalente Bindungswechselwirkungen zwischen einem
Protein und einem anderen Molekül,
d. h. dessen Bindungspartner, vermittelt. Die Identifizierung der
strukturellen Merkmale der zwei bindenden Moleküle, die unmittelbar zu derartigen
Wechselwirkungen beitragen, wäre
bei der Entwicklung von Arzneistoffen, die diese Vorgänge verändern, wertvoll.
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Moleküle, die
bevorzugt eine Bindung miteinander eingehen, lassen sich als Mitglieder
eines "spezifischen
Bindungspaars" bezeichnen.
Zu derartigen Paaren gehören
ein Antikörper
und dessen Antigen, ein Lectin und ein dieses bindende Kohlenhydrat,
ein Enzym und dessen Substrat und ein Hormon und dessen zellulärer Rezeptor.
In einigen Arbeiten werden die Ausdrücke "Rezeptor" und "Ligand" zur Identifizierung eines Paars von
bindenden Molekülen
verwendet. Üblicherweise
wird der Ausdruck "Rezeptor" einem Mitglied eines spezifischen
Bindungspaars zugeordnet, bei dem es sich um eine Klasse von Molekülen handelt,
die für
ihre Bindungsaktivität
bekannt sind, z. B. Antikörper.
Der Ausdruck "Rezeptor" wird ferner vorwiegend
auf das größere Mitglied
des Paars angewandt, z. B. auf Avidin im Fall des Avidin-Biotin-Paars.
Jedoch ist die Identifizierung von Rezeptor und Ligand letztlich
willkürlich.
Der Ausdruck "Ligand" kann zur Bezeichnung
eines Moleküls
verwendet werden, das von anderen Bearbeitern als "Rezeptor" bezeichnet würde. Der
Ausdruck "anti-Ligand" wird gelegentlich
anstelle des Ausdrucks "Rezeptor" verwendet.
-
Obgleich
Bindungswechselwirkungen zwischen beliebigen Paaren von Molekülen, z.
B. zwei Strängen von
DNA, stattfinden können,
befasst sich die vorliegende Beschreibung vorwiegend mit Wechselwirkungen, bei
denen es sich bei mindestens einem der Moleküle um ein Protein handelt.
Daher ist es zweckmäßig, von einem "Bindungsprotein" und dessen "Bindungspartner" zu sprechen. Der
Ausdruck "Protein" wird hier in einem
breiten Sinn verwendet, der, mutatis mutandis, Polypeptide und Oligopeptide
sowie Derivate davon, wie Glycoproteine, Lipoproteine und Phosphoproteine
sowie Metallproteine umfasst. Die wesentliche Voraussetzung besteht
darin, dass das "Bindungsprotein" eine oder mehrere
Peptidbindungen (-NHCO-) aufweist, da das Amid-Wasserstoffatom der
Peptidbindung (sowie in den Seitenketten von bestimmten Aminosäuren) bestimmte
Eigenschaften aufweist, aufgrund derer es selbst zur Analyse durch
Protonenaustausch geeignet ist.
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Das
Bindungsprotein kann identisch mit einem natürlich auftretenden Protein
sein oder es kann sich um ein Bindungsfragment oder eine andere
Mutante eines derartigen Proteins handeln. Das Fragment oder die
Mutante können
gleiche oder unterschiedliche Bindungseigenschaften, verglichen
mit dem Ausgangsprotein, aufweisen.
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Integrale
Membranproteine sind von besonderem Interesse, da sie für eine Untersuchung
durch Röntgenbeugung
nur schwer zu kristallisieren sind. Proteine, die für eine Untersuchung
durch NMR-Methoden zu groß sind,
z. B. solche mit einer Größe von mehr
als etwa 50 kDa, sind ebenfalls von speziellem Interesse, insbesondere
wenn sie nicht als ein Verbund von zwei oder mehr getrennt analysierbaren
Domänen
charakterisiert werden können.
Zu Beispielen für
geeignete Proteine gehören
Integrine (bei denen es sich um große integrale Membranproteine
handelt), Zelloberflächenrezeptoren
für Wachstumsfaktoren
(einschließlich
Zytokin-Rezeptoren), "seven-spanners", Selectin und Zelloberflächenrezeptoren
der Immunoglobulin-Oberfamilie (z. B. ICAM-1).
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
eignet sich insbesondere zur Untersuchung von Proteinen mit diskontinuierlichen
Epitopen, z. B. an bestimmten Antikörpern, einschließlich bestimmter,
klinisch wichtiger Autoimmun-Antikörper.
-
Eine "Bindungsstelle" ist ein Kontakt
zwischen einer Bindungsoberfläche
("Paratop") des Bindungsproteins
und einer komplementären
Oberfläche
("Epitop") des Bindungspartners.
(Wenn es sich beim Bindungspartner um ein Protein handelt, ist die
Bezeichnung "Paratop" und "Epitop" im Wesentlichen
willkürlich. Jedoch
ist es im Fall von Antikörper-Antigen-Wechselwirkungen üblich, die
Antigen-Bindungsstelle des Antikörpers
als "Paratop" und die Zielstelle
im Antigen als "Epitop" zu bezeichnen.)
Ein spezifisches Bindungspaar kann mehr als eine Bindungsstelle
aufweisen. Der Ausdruck "Paar" wird nicht streng
angewandt, da das Bindungsprotein zwei oder mehr Bindungspartner
binden kann (im Fall eines zweiwertigen Antikörpers). Außerdem können andere Moleküle, z. B.
allosterische Effektoren, die Konformation eines Mitglieds des "Paars" verändern und
dadurch die Bindung modulieren. Der Ausdruck "Paar" soll
diese komplizierteren Wechselwirkungen umfassen.
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Bedingungen
des langsamen Wasserstoffaustausches
-
Die
vorliegende Erfindung betrifft die Markierung der Bindungsstelle
eines Bindungsproteins (oder Bindungspartners) mit einem schweren
Wasserstoffisotop und die Bestimmung der Position der Markierungen
unter den Bedingungen des verlangsamten Wasserstoffaustausches.
Die "Bedingungen
des verlangsamten Wasserstoffaustausches" werden hier als Bedingungen definiert,
bei denen die Geschwindigkeit des Austausches von normalem Wasserstoff
gegen schweren Wasserstoff an Amid-Wasserstoffatomen, die frei dem
Lösungsmittel
ausgesetzt sind, erheblich verringert ist, d. h. in ausreichendem
Maße,
um eine ausreichende Zeitspanne zu bieten, um mit den hier beschriebenen
Verfahren die genauen Amid- Wasserstoffpositionen,
die mit schwerem Wasserstoff markiert worden sind, zu bestimmen.
Die H-Austauschgeschwindigkeit hängt
von der Temperatur, dem pH-Wert und dem Lösungsmittel ab. Die Geschwindigkeit
nimmt bei einer Temperaturabsenkung von jeweils 10°C um den
Faktor 3 ab. Daher wird eine Temperatur nahe bei 0°C bevorzugt.
In Wasser ergibt sich die minimale H-Austauschgeschwindigkeit bei
einem pH-Wert von 2–3.
Mit Abweichung der Bedingungen vom optimalen pH-Wert steigt die
H-Austauschgeschwindigkeit an, typischerweise um den Faktor 10 bei
Zunahme oder Abnahme um eine pH-Einheit in Bezug zum Minimum. Die
Anwendung hoher Konzentrationen eines polaren, organischen Kolösungsmittels
verschiebt das pH-Mimnimum auf höhere
pH-Werte, möglicherweise
bis zum pH-Wert 6 und bei Verwendung des richtigen Lösungsmittels
sogar noch weiter nach oben.
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Beim
pH-Wert 2,7 und bei 0°C
beträgt
die typische Halbwertszeit einer Tritium-Markierung an einer Amidposition,
die dem Lösungsmittel
Wasser frei ausgesetzt ist, etwa 70 Minuten. Vorzugsweise führen die erfindungsgemäßen verlangsamten
Bedingungen zu einer Halbwertszeit von mindestens 10 Minuten und
vorzugsweise von mindestens 60 Minuten.
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Ausführungsformen
mit Tritiumaustausch
-
In
einer Ausführungsform
betrifft die vorliegende Erfindung die folgende Verfahrensweise
zur Charakterisierung einer Bindungsstelle oder der Identifizierung
mit hoher Auflösung
von für
das Lösungsmittel
zugänglichen
Peptidamidgruppen:
- A. Die Erscheinung des Wasserstoff-(Tritium)-Austausches
wird dazu verwendet, eine radioaktive Sonde (Tritium) an die Stelle
der einzelnen Amid-Wasserstoffatome an den Aminosäuren, die
die Oberfläche
des Rezeptorproteins, unter Einschluss der Oberfläche der
Ligandenbindungsstelle des Rezeptors, bilden, zu setzen. Diese Markierung
wird unter im Wesentlichen physiologischen Bedingungen erreicht,
indem man das Rezeptorprotein in Lösungen mit einem Gehalt an tritiertem
Wasser inkubiert. (Vorzugsweise handelt es sich um Wasser von hoher
spezifischer Aktivität.)
Sofern es angestrebt wird, die Bindungsstellen des Proteins zu charakterisieren,
werden die folgenden Stufen (B) und (C) durchgeführt.
- B. Sodann wird ein Proteinligand (Bindungspartner) zu dem dem
AN-Austausch (Tritierung) unterzogenen Rezeptorprotein gegeben und
man ermöglicht
eine Bindung an dessen spezifischer Stelle am Rezeptor. Nachdem
der Ligand an den Rezeptor gebunden ist, sind Wasserstoffatome an
den Aminosäuren,
die die Oberfläche
der Bindungsstelle des Rezeptors bilden, nicht mehr in der Lage,
in wirksamer Weise eine Wechselwirkung mit dem umgebenden wässrigen
Puffer einzugehen. Somit wird ein weiterer Wasserstoffaustausch
erheblich gehemmt.
- C. Der tritierte Rezeptor-Ligand-Komplex wird sodann in physiologische
Puffer, die frei von Tritium sind, übertragen. Man ermöglicht der
Tritium-Markierung am Rezeptor-Ligand-Komplex
einen AUS-Austausch des Rezeptors. Jedoch stellen die vom Bindungskomplex
abhängige
Wasserstoffbrückenbindung
zwischen dem Protein und dem Bindungspartner und die begrenzte Zugänglichkeit
des Lösungsmittels
zur Protein-Bindungspartner-Grenzfläche im Komplex selektive Behinderungen
des AUS-Austausches der sandwichartig zwischen dem Protein und dem
Bindungspartner angeordneten Peptidamid-Tritiummarkierung dar. Nachdem
die Entfernung (AUS-Austausch) von Tritium aus anderen Regionen
des Protein-Bindungspartner-Komplexes im Wesentlichen beendet ist,
erhält
man als Ergebnis die bevorzugte Retention von Tritiummarkierung
an den Amiden, für
die der Wasserstoffaustausch durch Protein-Bindungspartner-Wechselwirkungen
verlangsamt ist, typischerweise an Amiden in der Nähe von Aminosäuren, die
die Oberfläche
der Ligandenbindungsstelle des Rezeptors darstellen. Gegebenenfalls
kann der Komplex einem begrenzten proteolytischen Verdau, einer
Denaturie rung und/oder Disulfidreduzierung unterzogen werden, während der
AUS-Austausch abläuft,
so lang die Integrität
der Bindungsprotein-Bindungspartner-Wechselwirkung durch derartige
Maßnahmen
nicht erheblich gestört
wird.
Alternativ kann der Rezeptor-Ligand-Komplex so tritiert
werden, dass die Peptidamidgruppen, die die Bindungsstelle und/oder
die Bindungsoberfläche
bilden, nicht markiert werden und alle übrigen, für das Lösungsmittel zugänglichen
Peptidamidgruppen selektiv markiert werden. Somit werden bei dieser
alternativen Ausführungsform
Peptidamidgruppen, die die Bindungsstelle und/oder Bindungsoberflächen umfassen,
durch das Fehlen von Tritium "funktionell
markiert".
- D. Anschließend
werden die spezifischen peptidgebundenen Amide, die Tritium aufweisen,
identifiziert. Dies wird folgendermaßen durchgeführt:
- (1) Verschieben des markierten Rezeptor-Ligand-Komplexes auf
Bedingungen (z. B. 0–4°C, pH-Wert
2,7), die zur Dissoziation des Komplexes führen und gleichzeitig den Amid-Wasserstoffaustausch
verlangsamen.
- (2) Gegebenenfalls Durchführen
einer Proteolyse am Rezeptor unter anschließender Umkehrphasen (RP)-Hochdruckflüssigchromatographie
(HPLC)-Trennung (vorzugsweise 2-dimensional) der erhaltenen Rezeptorfragmente
unter anhaltenden Bedingungen eines langsamen Protonenaustausches.
Rezeptorfragmente, die eine Tritiummarkierung aufweisen, werden
sodann identifiziert, isoliert und in Bezug auf ihre Aminosäuresequenz
und somit in Bezug auf ihre Stellung innerhalb der primären Aminosäuresequenz
des intakten Rezeptors charakterisiert.
Die Herstellung des
Bindungsproteins für
eine proteolytische Analyse kann folgende Maßnahmen umfassen:
- (a) Entfernen von Portionen des Proteins, die für die Komplexbildung
nicht erforderlich sind;
- (b) Aufbrechen von Disulfidbindungen, die die Analyse der Fragmente
erschweren könnten
(vergl. Abschnitt 5A); und/oder
- (c) Denaturierung des Proteins, um es für den proteolytischen Angriff
empfindlicher zu machen (vergl. Abschnitt 5B).
Die Stufe (a)
kann vor oder nach Umstellen auf Bedingungen eines langsamen Wasserstoffaustausches durchgeführt werden,
da sie keine Dissoziation der Kontaktoberflächen bewirkt. Die Stufen (b)
und (c) bewirken mit höherer
Wahrscheinlichkeit eine derartige Dissoziation und müssen daher
häufiger
unter den Bedingungen eines langsamen Austausches durchgeführt werden.
- (3) Bestimmen der Position der Tritiummarkierung innerhalb des
Bindungsproteins oder der einzelnen markierten Peptidfragmente von
Stufe (2) durch Unterfragmentierung der markierten Bindungsproteine
oder -peptide (z. B. mit säurereaktiven
Carboxypeptidasen oder durch chemische Verfahren, die mit einem
Tritiumaustausch verträglich
sind) unter Bedingungen eines langsamen Protonenaustausches und
Charakterisierung der markierten Unterfragmente. Beispielsweise
lässt sich
die Identität
der einzelnen Unterfragmente durch Aminosäureanalyse, durch Peptidsequenzierung
oder durch Vergleich ihrer Beweglichkeit mit synthetischen HPLC-Mobilitätsmarkerpeptiden
bestimmen. Die Menge der Tritiummarkierung, die an jedes Unterfragment
gebunden ist, lässt
sich durch Szintillationszählung
ermitteln. Da jede carboxyterminale Aminosäure des funktionell markierten
Bindungsproteins oder Peptidfragments sequenziell durch die Carboxypeptidase
abgespalten wird, wird der Stickstoff, der das langsam austauschende
Peptidamid in der intakten Peptidbindung gebildet hat, in ein rasch
austauschendes sekundäres
Amin umgewandelt und eine etwaige Tritiummarkierung an diesem Stickstoff
geht innerhalb von Sekunden aus dem Peptid verloren, während das
gesamte übrige
amidgebundene Tritium an Ort und Stelle verbleibt. Ein stufenweiser
Abfall der Radioaktivität
von einem Unterfragment zum nächsten
kleineren Unterfragment zeigt an, dass das gerade veränderte Amid
mit Tritium markiert war.
Auf diese Weise wird innerhalb des
Proteins die genaue Position der einzelnen Peptidamide, die funktionell aufgrund
ihrer Lösungsmittelzugänglichkeit
und/oder ihrer Wechselwirkung mit ihren Bindungspartnern bestimmt.
Auf diese Weise werden folglich die genauen Aminosäuren, die
die Oberfläche
des Rezeptors und/oder die Oberfläche der Bindungsstelle des
Rezeptors bilden, bekannt. Es lassen sich Untersuchungen durchführen, um
die Austauschgeschwindigkeiten der einzelnen markierten Amide, die
auf die vorstehende Weise identifiziert worden sind, vor und nach
der Komplexbildung mit dem Bindungspartner quantitativ zu bestimmen.
Dies ermöglicht
eine Berechnung des Ausmaßes
der Verlangsamung des Austausches, die ein jedes dieser Amide im
Anschluss an die Komplexbildung erfährt, und ermöglicht eine
Optimierung der AN- und AUS-Austauschzeiten.
- E. Parallele Untersuchungen lassen sich durchführen, bei
denen der verwandte Bindungspartner einem AN-Austausch mit Tritium
unterzogen, mit Rezeptorprotein komplexiert, einem AUS-Austausch
als Bindungspartner-Protein-Komplex unterzogen und die verlangsamten
Amide im Bindungspartner auf die vorstehende Weise identifiziert
werden. Dieses Verfahren führt
zur Identifizierung der Unterregionen des Bindungspartners, die
mit dem Protein in Wechselwirkung treten.
- F. Die Kenntnisse über
die Identität
der genauen Kontaktpeptide sowohl im Rezeptor als auch im Liganden können mit
zusätzlichen
strukturellen Informationen, die erfindungsgemäß bereitgestellt werden (Identifizierung
von Peptidami den des Proteins und des Bindungspartners, die vermutlich
direkt Wasserstoffbrückenbindungen
zwischen dem Protein und dem Bindungspartner bei der Komplexbildung
bilden) kombiniert werden, um Modelle für die komplementären, 3-dimensionalen
Strukturen der Rezeptor- und Liganden-Wechselwirkungsoberflächen zu
erzeugen. Diese Modelle können
sodann als Basis für
die Konzeption und Erzeugung geeigneter Peptidarzneistoffe und -peptidomimetischen
Arzneistoffe herangezogen werden.
-
Die
einzelnen Stufen dieser Vorgehensweise werden nachstehend ausführlicher
erläutert.
-
1. AN-Austausch
-
Das
zu untersuchende Protein wird in Puffer, der mit tritiertem Wasser
(3H2O), vorzugsweise
von hoher spezifischer Aktivität,
ergänzt
ist, inkubiert. Dies führt
zu einem zeitabhängigen,
reversiblen Einbau der Tritiummarkierung in jedes Peptidamid an
der Oberfläche
des Proteins, unter Einschluss von dessen (potentieller) Ligandenbindungsunterregion
durch den Mechanismus des Protonenaustausches.
-
Beliebige
physiologische Puffer, die für
die Wechselwirkung des Proteins mit dessen Bindungspartner geeignet
sind, können
verwendet werden (ohne Einschränkungen
in Bezug auf den Puffer-pH-Wert oder die Temperatur. Zu geeigneten
Puffern gehören
phosphatgepufferte Kochsalzlösung
(PBS), 0,15 mM NaCl, 10 mM PO4, pH-Wert
7,4, PBS. Die Verwendung von kleinen Inkubationsvolumina (0,1–10 μl) mit einem
Gehalt an hohen Konzentrationen an Rezeptorprotein (10–100 mg/ml)
wird bevorzugt.
-
Der
erforderliche Tritierungsgrad (und somit die Konzentration an Tritium
im Puffer) hängt
von der Gesamtmenge des für
die Analyse verfügbaren
Proteins ab. Zur Analyse von 1 mg Protein sind mindestens 10 Ci/ml
erwünscht;
für 0,1
mg 100 Ci/ml und für
0,01 mg 1000 Ci/ml. (Reines tritiertes H2O
weist etwa 2500 Ci/ml auf.) Für
die meisten Anwendungszwecke weist das tritierte Wasser 50–500 Ci/ml
auf. Ohne Anwendung dieser hohen spezifischen Aktivitäten wären Untersuchungen
von Proteinen, die in begrenzten Mengen verfügbar sind, schwieriger. (Erfindungsgemäß kann auch
eine höhere
spezifische Aktivität
(z. B. 500–1500
Ci/ml) angewandt werden, wobei aber aus Erwägungen der Strahlensicherheit
die Durchführung
von derartigen AN- und AUS-Austauschvorgängen in speziellen Anlagen
erforderlich ist, wie sie im Tritium-Laboratorium des National Tritium
Facility, Lawrence Berkeley Laboratories, University of California,
Berkeley, verfügbar
sind.)
-
Es
ist darauf hinzuweisen, dass mit herkömmlichen Konzentrationen von
Tritium nur ein geringer prozentualer Anteil der Bindungsproteinmoleküle an beliebigen
gegebenen exponierten Positionen tritiert werden. Es ist lediglich
erforderlich, dass im Wesentlichen alle exponierten Amid-Wasserstoffatome
in einer nachweisbaren (durch Strahlungszählung) Anzahl der Bindungsproteinmoleküle ersetzt
werden.
-
Es
ist nicht erforderlich, dass die Tritium-Austauschanalyse sich nur
auf eine einzelne Wahl der "AN-Austausch"-Zeit stützt. Vielmehr kann der Fachmann
den Versuch unter Anwendung eines breiten Bereiches von AN-Austauschzeiten
durchführen,
die sich vorzugsweise über
mehrere Größenordnungen
erstrecken (Sekunden bis Tage), um eine Auswahl von AN-Austauschzeiten
zu ermöglichen,
die eine wirksame Markierung der verschiedenen Peptidamide, die
im Protein vorhanden sind, gestatten, wobei dieses Protein in Folge der
Wechselwirkung des Proteins mit seinem Bindungspartner einer Verlangsamung
seiner Austauschgeschwindigkeit unterliegt und gleichzeitig die
Hintergrundmarkierung der anderen Amidpositionen, nachdem der AUS-Austausch
beendet ist, auf ein Minimum beschränkt wird (vergl. den nachstehenden
Abschnitt 10).
-
2. Rezeptor-Bindungspartner-Komplexbildung
-
Nach
einer geeigneten Dauer des Tritium-AN-Austausches wird der Bindungspartner
des Proteins zur tritierten Protein-Pufferlösung gegeben. Die beiden Bestandteile
bilden einen Bindungskomplex. Der Bindungspartner wird vorzugsweise
in Mengen, die zur Erzeugung einer Sättigungsbindung mit dem Protein
ausreichen (üblicherweise äquimolare
Mengen) und in hohen Konzentrationen (z. B. 10–100 mg/ml), um die Geschwindigkeit
und das Ausmaß der
Bindung auf ein Maximum zu bringen, gegeben. Um die Tritium-Markierung des
zugesetzten Bindungspartners durch Protonenaustausch auf ein Minimum
zu beschränken
(wichtig, wenn man sich kurzer AN-Austauschzeiten bedient), wird
das 3H2O im Puffer
vorzugsweise mit tritiumfreien Puffer (10- bis 1000-fache Verdünnung) innerhalb
von 0–100
Sekunden nach Zugabe des Bindungspartners verdünnt. Weitere, nachstehend aufgeführte Maßnahmen
können
bei dieser Stufe ergriffen werden, um den Einbau der Tritium-Markierung
in den Bindungspartner weiter zu minimieren.
-
3. AUS-Austausch
-
Der
tritierte Protein-Bindungspartner-Komplex wird sodann auf physiologische
Puffer, die identisch mit den während
des AN-Austausches verwendeten Puffern sind, die aber im Wesentlichen
frei von Tritium sind, übertragen.
Die Tritium-Markierung am Protein unterliegt sodann einem AUS-Austausch des Proteins
in Geschwindigkeiten, die überall
identisch mit der AN-Austauschgeschwindigkeit sind, ausgenommen
an Amiden, die durch die Wechselwirkung von Protein mit Bindungspartner
einer Verlangsamung ihrer Austauschgeschwindigkeit unterzogen worden
sind. Nach ausreichender AUS-Austauschzeit ergibt sich eine spezifische Retention
der Tritium-Markierung an den einzelnen Peptid-Amidbindungen, die
zwischen den Aminosäuren auftreten,
die die Oberfläche
der Protein-Bindungsstelle für
den Bindungspartner darstellen. Wir bezeichnen dieses Verfahren
als von der Komplexbildung abhängige
funktionelle Markierung des Proteins mit Tritium. Mindestens 90%,
vorzugsweise mindestens 95, 96, 96, 97, 98 oder 99% oder mehr der
dem AN-Austausch unterzogenen Tritium-Markierung an anderen Stellen
wird einem AUS-Austausch aus dem Protein unterzogen.
-
Im
Allgemeinen lässt
man den AUS-Austausch 5- bis 50-fach länger und vorzugsweise etwa
10-fach länger
als die AN-Austauschdauer ablaufen, da dies einen AUS-Austausch
aus dem Protein von mehr als 99% der dem AN-Austausch unterzogenen
Tritium-Markierung ergibt, die im Anschluss an die Wechselwirkung
des Proteins mit dem Bindungspartner keine Verlangsamung der Austauschgeschwindigkeit
erfahren hat. Voruntersuchungen können mit dem Protein und dem
Bindungspartner durchgeführt
werden, um die AN- und AUS-Austauschzeiten zu bestimmen, die das
Verhältnis
von Signal (Tritium, das in den funktionell markierten Amiden verbleibt)
zum Rauschen (Tritium, das in den Hintergrundamiden verbleibt) zu
optimieren (vergl. Abschnitt 8).
-
In
bevorzugten Ausführungsformen
kann das AUS-Austauschverfahren unter Verwendung von Sephadex G-25-Schleudersäulen, die
gemäß Beispiel
1 (vergl. unten) vorbereitet und eingesetzt werden, durch G-25-Säulenchromatographie
gemäß Englander
(Druckschriften 6 und 19) oder durch Anwendung von perfusiven HPLC-Trägern, die
eine rasche Abtrennung von Peptid/Protein aus dem Lösungsmittel
ermöglichen
(PorosR-Säulen, PerSeptive
Biosystems, Boston, MA), durchgeführt werden. Die Verwendung
der G-25-Schleudersäulen
ermöglicht
die Abtrennung des Komplexes aus mehr als 99,9% Puffer-Tritium. Restliches
Puffer-Tritium und dem AUS-Austausch unterzogenes Tritium aus dem
Komplex können
gegebenenfalls zusätzlich durch
Dialyse des Komplexes gegen tritiumfreien Puffer während des
AUS-Austausches entfernt werden.
-
Alternativ
können
die Komplexbildung und der AUS-Austausch erreicht werden, indem
man zunächst das
dem AN-Austausch unterzogene Protein-Puffergemisch mit dem Bindungspartner, der
kovalent an einen festen Träger
(z. B. Bindungspartner-Sepharose)
gebunden ist, umsetzt, die Komplexbildung des dem AN-Austausch unterzogenen
Proteins mit dem Bindungspartner an der festen Phase ermöglicht und
anschließend
das Sepharose-Bindungspartner-Protein-Konjugat mit tritiumfreiem
Puffer wäscht.
Alternativ lassen sich lösliche
Protein-Bindungspartner-Komplexe auf die vorstehende Weise bilden
und mit einem Festphasen-Adsorbens abfangen, das entweder an das
Protein oder die Bindungspartnerkomponente des Komplexes (z. B. Sepharose
mit kovalent gebundenen Antikörpern,
die für
das Protein oder den Bindungspartner spezifisch sind) binden können.
-
Bei
den meisten Protein-Ligand-Bindungswechselwirkungen, die mit dieser
Technik sondiert werden können,
handelt es sich um reversible Reaktionen: der Bindungspartner dissoziiert
während
der AUS-Austauschdauer vom Protein und bindet erneut daran, und
während
der kurzen Zwischenräume,
in denen die Protein-Bindungsstelle nicht mit dem Bindungspartner
besetzt ist, läuft
ein Protonen-AUS-Austausch mit der Geschwindigkeit des ungeschützten Zustands
ab. Es ist daher wichtig, die Zeitspanne, in der die Bindungsstelle unbesetzt
ist, auf ein Minimum zu beschränken.
Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
wird dies erreicht, indem man für
hohe Konzentrationen sowohl von Rezeptor als auch Bindungspartner,
z. B. mindestens mg/ml-Konzentrationen bis zu 100 mg/ml-Konzentrationen
während
der gesamten AUS-Austauschdauer, sorgt und die AN- und AUS-Austauschreaktionen
bei Temperaturen von Raumtemperatur oder darunter und vorzugsweise
bei 4°C
durchführt.
-
4. Zurichten des Bindungsproteins
(fakultativ)
-
Vor
der Dissoziation des Komplexes, z. B. während der AUS-Austauschdauer, die
typischerweise Stunden bis Tage beträgt, kann der Komplex gegebenenfalls
chemisch oder enzymatisch behandelt werden, um das kleinste Proteinfragment
zu erzeugen, das noch dazu in der Lage ist, fest am Bin dungspartner
gebunden zu bleiben. Dieser verbleibende "zugerichtete" Komplex wird isoliert. Die Entfernung
von Teilen des Proteins, die nicht für die anhaltende Komplexbildung
wesentlich sind, verringert die Anzahl an Hintergrundpeptiden, die
während
der anschließenden
sauren Proteolyse des zugerichteten Komplexes entstehen (Abschnitt 6).
Diese Vorverdauungs- und Reinigungsmaßnahmen können mit einer Vielzahl von
Proteasen (z. B. Trypsin, Pronase, V-8-Protease, Chymotrypsin, Proteinase-K)
sowie mit bestimmten chemischen Mitteln (z. B. Bromcyan, Iodosobenzoesäure) und
unter praktisch beliebigen Bedingungen einer induzierten partiellen
Proteindenaturierung (z. B. Harnstoff, Guanidiniumchlorid, Natriumdodecylsulfat,
nicht-ionische Detergentien, Reduktionsmittel, wie 2-Mercaptoethanol,
Dithiothreit), der Ionenstärke,
der Temperatur, der Zeit und des pH-Werts, die zu keiner wesentlichen
Dissoziation der Kontaktoberflächen
des Protein-Bindungspartner-Komplexes
führen,
durchgeführt
werden. Übermäßige Verdauungsmaßnahmen,
die zu einer gegenseitigen Dissoziation dieser Oberflächen führen, können bewirken,
dass ein großer
Anteil der funktionellen Tritium-Markierung sofort einem AUS-Austausch
unterliegt, da mehr als 50% der Peptidamide in den dissoziierenden
Oberflächen
Austausch-Halbwertszeiten von weniger als 1 Minute bei einem pH-Wert
von etwa 7 aufweisen. Das Ziel besteht in der Erzeugung und Isolierung
eines Fragments des Proteins mit einer Größe von vorzugsweise 15–100 kD und
insbesondere von 15 kD, das am Bindungspartner gebunden bleibt.
Häufig
ermöglicht
die "Ligandenstabilisierung" von Proteinen, die
der Proteolyse unterliegen, während
sie an den Bindungspartner gebunden sind, die anhaltende Bindung
der Proteinfragmente an den Partner.
-
Voruntersuchungen
können
mit einem dem AUS-Austausch unterzogenen Komplex durchgeführt werden,
um die Bedingungen festzulegen, die zu einem in geeigneter Weise
zugerichteten Protein-Bindungspartner-Komplex führen. In einer bevorzugten
Ausführungsform
wird zunächst
die Menge an restlichem Tritium bestimmt, das funktionell an den
intakten, dem AUS- Austausch
unterzogenen Komplex gebunden ist, durch Messung des Tritiums bestimmt,
das an einer G-25-Schleudersäule
(pH-Wert 7,4) mit dem Hohlraumvolumen (Mr > 10000 kD) wandert. Aliquotanteile des
Komplexes werden verschiedenen Fragmentierungsbedingungen unterzogen.
Die Fraktion der Tritium-Markierung, die bei sämtlichen Verdauungsbedingungen
an Polypeptiden gebunden bleibt (Wanderung mit dem G-25-Leervolumen),
wird bestimmt. Die proteolytischen Produkte der meisten heftigen
Verdauungen, die weniger als 5 des komplexassoziierten Tritiums "freisetzen", werden (gemäß Abschnitt
5) auf den pH-Wert 2,7, 0°C,
eingestellt, einer RP-HPLC beim pH-Wert 2,7, 0°C, unterworfen, und Peptid/Protein-Fragmente,
die die Markierung tragen, werden identifiziert, isoliert und durch
SDS-PAGE einer Molekulargewichtsbestimmung unterzogen. Bei den bei
diesen begrenzten Verdauungsvorgängen
erzeugten markierten proteolytischen Produkten handelt es sich vermutlich
um große
Polypeptide. Daher werden RP-HPLC-Träger, die sich für die Reinigung
derartiger Peptide eignen (C-4, Phenylsäulen), verwendet. Alternativ
lässt man
dann, wenn Festphasen-Adsorptionsmittel
für die
Komplexbildungs-/AUS-Austauschvorgänge verwendet werden (Stufe
3) die Proteolyse auf die vorstehend beschriebene Weise (nunmehr
des Festphasen-Bindungspartner-Protein-Komplexes) so weitgehend
wie möglich
ablaufen, ohne dass vom festen Träger mehr als 5% funktionell
gebundenes Tritium freigesetzt werden. Der vorverdaute Protein/Komplex
wird sodann vom Immunoadsorbens mit Denaturierungsmitteln unter
Einschluss einer Verschiebung auf den pH-Wert 2,7 freigesetzt. Das
vorverdaute Protein wird ferner einer Proteolyse mit Pepsin, bei
denen es sich nicht um säurereaktive
Proteasen handelt, proteolysiert.
-
Ein
Bindungsprotein kann auch vorher zugerichtet werden, z. B. vor dem "AN-Austausch" oder vor der Komplexbildung,
vorausgesetzt, dass das zugerichtete Protein den Partner in ausreichendem
Maße auf ähnliche
Weise wie das ursprüngliche
Protein von Interesse bindet.
-
5. Umstellung
auf Bedingungen des langsamen Amid-Wasserstoffaustausches
-
Der
Protein-Bindungspartner-Komplex (oder vorverdaute Komplex; vergl.
Stufe 4) oder selektiv markiertes Protein im Fall der alternativen
Ausführungsformen
der Erfindung, bei denen die Positionen der für das Lösungsmittel zugänglichen
Peptidamid-Protonen in Abwesenheit eines Bindungspartners zu bestimmen
sind, wird sodann auf Temperatur- und pH-Bedingungen umgestellt,
die die Halbwertszeit des Peptidamid-Wasserstoffaustausches stark
verlangsamen und im Wesentlichen die Tritium-Markierungen an Ort
und Stelle "einfrieren". In einer bevorzugten
Ausführungsform
wird der Komplex auf 0°C
und einen pH-Wert von 2,7 umgestellt, Bedingungen, bei denen die
Halbwertszeit des Austausches der Peptidamid-Markierung in vollständig denaturierten
Peptiden mindestens 70 Minuten beträgt. Die Markierung wird unter
diesen Bedingungen in ausreichendem Maße an Ort und Stelle gehalten,
so dass mehrere Runden einer proteolytischen Fragmentierung, HPLC-Trennung
und quantitativen Tritium-Bestimmung ohne inakzeptablen Verlust
an Markierung durchgeführt
werden können.
-
Für einige
Bindungsproteine ist eine Umstellung auf Bedingungen des langsamen
Wasserstoffaustausches ausreichend, um eine Dissoziation des Komplexes
zu bewirken. Wenn nicht, kann ein Dissoziationsmittel, wie ein chaotropes
Mittel, zugesetzt werden.
-
5A. Aufbrechen von Disulfidbindungen
(fakultativ)
-
Eine
Lokalisierung mit hoher Auflösung
von eine Tritiummarkierung aufweisenden Amiden erfordert die proteolytische
Erzeugung von Peptiden mit einer Größe von weniger als etwa 15–20 Aminosäuren unter Bedingungen,
die es ermöglichen,
dass die Markierung an Ort und Stelle verbleibt (z. B. 0°C, pH-Wert
2,7). Die Fähigkeit
einer Protease zur Fragmentierung eines Proteins oder Peptids ist
durch die Zugangsmög lichkeit der
Protease zu den empfindlichen Peptidbindungen begrenzt. Während die
Denaturierungsmittel, wie ein saurer pH-Wert, Harnstoff, Detergentien
und organische Kolösungsmittel,
Proteine partiell denaturieren können und
zahlreiche, ansonsten strukturell abgeschirmte Peptidbindungen freilegen,
können
vorher vorhandene Disulfidbindungen in einem Protein eine ausreichende
Denaturierung mit diesen Mitteln allein verhindern. Bei herkömmlichen
strukturellen Untersuchungen von Proteinen werden Disulfide üblicherweise
durch Reduktion mit 2-Mercaptoethanol, Dithiothreit oder anderen
Reduktionsmitteln gespalten, die ungünstigerweise für eine ausreichende
Aktivität
einen pH-Wert von mehr als 6 und eine erhöhte Temperatur benötigen und
sich daher für
die Reduktion von Disulfiden beim pH-Wert 2,7 oder darunter nicht
eignen. Aus diesem Grund wurde beim herkömmlichen Tritium-Austausch
nicht versucht, irgendwelche Formen von Disulfidbindungen aufzubrechen, wobei
der Tritium-Austausch größtenteils
auf die Untersuchung von Proteinen ohne vorhandene Disulfidbindungen
begrenzt war und eine niedrige Auflösung, die ohne Aufbrechen von
Disulfidbindungen erreichbar war, akzeptiert wurde. Die Anmelderin
hat erkannt und nachgewiesen, dass säurereaktive Phosphine, wie Tris-(2-carboxyethyl)-phosphin
(TCEP) (Druckschriften 31–36)
zum Aufbrechen von Disulfiden unter den eingeschränkten Bedingungen
eines sauren pH-Werts und einer niedrigen Temperatur, die für die Tritium-Austauschanalyse
erforderlich sind, herangezogen werden können (vergl. 7a–e). Durch diese Manipulationen werden
diese Assoziationen aufgebrochen und gleichzeitig in der Folge eine
ausgeprägt
verlangsamte Protonenaustauschgeschwindigkeit für Peptidamidprotonen erreicht.
-
5B. Proteindenaturierung
(fakultativ)
-
In
früheren
Untersuchungen von Englander et al. und von anderen Arbeitsgruppen,
die sich eines Tritiumaustausches von mittlerer Auflösung bedienen,
wurde eine proteolytische Fragmentierung von mit Tritium markierten
Proteinen unter Bedingungen eines verlangsamten Austausches erreicht,
indem man den pH-Wert des Proteins auf 2,7 verschob, hohe Konzentrationen
an Pepsin in flüssiger
Phase zusetzte und anschließend eine
kurze (10 Minuten) Inkubation bei 0°C durchführte. Bei den von Englander
et al. untersuchten Proteinen reichte eine einfache Verschiebung
des pH-Werts vom physiologischen Wert (7,0) auf 2,7 aus, um die
Proteine in ausreichendem Maße
zu denaturieren, so dass sie gegen die Proteolyse durch Pepsin bei
0°C empfindlich waren.
Ferner enthielten diese Proteine im Allgemeinen keine Disulfidbindungen,
die die wirksame Denaturierung durch derartige (saure) pH-Bedingungen
stören,
oder keine Disulfidbindungen innerhalb von mit dieser Technik zu
untersuchenden Bereichen des Proteins. Die Anmelderin hat festgestellt,
dass weitere Proteine (z. B. Hühnerei-Lysozym)
in vernachlässigbarer
Weise denaturiert werden und gegen eine Proteolyse durch Pepsin
nicht in wesentlichem Umfang empfindlich sind, wenn sie fortwährend bei
vergleichbaren sauren pH-Werten und einer verringerten Temperatur
(10–0°C) inkubiert
werden. Dies ist die Folge des Vorliegens einer thermischen Barriere
gegen eine Denaturierung zahlreicher Proteine, die in vielen Denaturierungsmitteln
inkubiert werden; d. h. die Denaturierung von Proteinen bei niedrigeren
Temperaturen (10–0°C) stellt
häufig
einen ineffizienten und langsamen Vorgang dar, der mit dem Erfordernis
der Technik des Tritiumaustausches von mittlerer Auflösung, nämlich dass
die Vorgänge
rasch durchgeführt
werden, unverträglich
ist, so dass die gebundene Tritium-Markierung im Wesentlichen an funktionell
markierten Amiden des Bindungsproteins gebunden ist.
-
Die
Anmelderin hat festgestellt, dass derartige Proteine in außerordentlichem
Maße gegenüber einer Proteolyse
durch Pepsin bei 0°C
empfindlich werden, wenn sie durch das nachstehend beschriebene
sequenzielle Denaturierungsverfahren behandelt werden. Ferner hat
die Anmelderin festgestellt, dass TCEP zwar die Reduktion von Disulfidbindungen
in Proteinen bei 0°C
und pH-Werten im Bereich von 2–3
be wirken kann, dass es aber bei der Ausführung unter diesen Bedingungen
relativ ineffizient ist und bei der Durchführung der Reduktion bei einem
pH-Wert von 5,0 oder darüber
wesentlich wirksamer wird. Die Bedingungen können so eingestellt werden,
dass der Wirkungsgrad der TCEP-vermittelten Reduktion stark erhöht werden
kann, während gleichzeitig
die Bedingungen eines langsamen Austausches erhalten bleiben. Dies
wird durch gleichzeitige Denaturierung des Proteins mit Guanidinthiocyanat,
Anwendung von sehr hohen Konzentrationen an TCEP und Erhöhung des
pH-Werts der Lösung
auf 5,0 erreicht. Während
dieser pH-Wert normalerweise einen inakzeptablen, 100-fachen Anstieg
(verglichen mit dem Wert beim pH-Wert 2,7) der Geschwindigkeit des
Verlustes von Tritium aus dem markierten Protein bewirkt, wird der
erhöhte,
pH-induzierte Anstieg der Geschwindigkeit des Tritiumverlustes im
Wesentlichen durch Begrenzung des Wassergehalts des Inkubationsgemisches
(und somit durch eine erhebliche Verlangsamung der Geschwindigkeit
des Tritiumverlustes) ausgeglichen, wenn das Protein beim pH-Wert 5,0 reduziert
wird und der pH-Wert der Lösung
sodann wieder auf 2,7 verschoben wird, nachdem die Reduktion vollständig ist.
Es ergibt sich somit eine wirksame Reduktion von Proteinen bei einem
pH-Wert von 5 und 0°C,
wobei die Tritium-Markierung am Bindungsprotein im Wesentlichen
vollständig erhalten
bleibt.
-
Die
Lösung
des denaturierten (oder des denaturierten und reduzierten) Proteins
wird sodann über
eine Pepsin-Agarose-Säule gegeben,
wodurch man eine wirksame und rasche Fragmentierung des Proteins
(in ≤ 1 min)
erreicht. Die Fragmente können
sofort durch RP-HPLC analysiert werden (was üblicherweise der Fall ist)
ohne dass eine unnötige
Verunreinigung des Peptidgemisches mit dem Enzym Pepsin oder Fragmenten des
Enzyms Pepsin erfolgt. Eine derartige Kontamination ist bei der
Lehre gemäß Englander
et al. problematisch, da hohe Konzentrationen an Pepsin (häufig entsprechend
der Masse des zu untersuchenden Proteins) verwen det werden, um die
Proteolyse rasch beim pH-Wert 0°C
zu forcieren.
-
Während Proteine
vor dem Verdau mit Pepsin häufig
einer absichtlichen Denaturierung mit Mitteln, bei denen es sich
nicht um Mittel zur Verschiebung des pH-Werts handelt, unterworfen
werden, wurde dies vorher nie bei verringerten Temperaturen (10–0°C) durchgeführt. Die
Anmelderin hat festgestellt, dass Guanidinthiocyanat zwar bei den
angegebenen Konzentrationen ausreicht, um Proteine in geeigneter
Weise zu denaturieren und sie gegenüber der Proteolyse durch Pepsin
bei 10–0°C empfindlich
zu machen, dass aber mehrere andere starke Denaturierungsmittel,
darunter Harnstoff, HCl, Natriumdodecylsulfat (SDS) und Guanidin-HCl, zumindest
bei Alleinverwendung nicht dazu befähigt sind, Lysozym bei diesen
niedrigen Temperaturen in angemessener Weise zu denaturieren. Jedoch
sind die Konzentrationen von Guanidinthiocyanat, die für eine derartige
Denaturierung erforderlich sind, mit dem Pepsinverdau unverträglich, d.
h. sie denaturieren das Pepsin-Enzym, bevor es auf das denaturierende
Bindungsprotein einwirken kann. Wenn das Guanidinthiocyanat (bei
10–0°C) aus der
Lösung
entfernt wird, nachdem die Proteindenaturierung beendet worden ist,
und zwar in dem Bestreben, diese Hemmung der Pepsin-Aktivität zu überwinden,
kommt es rasch zu einer Rückfaltung und/oder
Aggregation des Proteins, was wiederum die proteolytische Wirkung
von Pepsin beeinträchtigt.
-
Die
Anmelderin hat festgestellt, dass dann, wenn Proteine zunächst in ≥ 2 M Guanidinthiocyanat
bei 0°C
denaturiert werden und anschließend
die Konzentration des Thiocyanats auf ≤ 2 M verringert wird, während gleichzeitig
die Guanidinionen auf ≥ 2
M gehalten werden (durch Verdünnen
Guanidinthiocyanats in Guanidinhydrochlorid), das denaturierte Protein
in Lösung
bleibt, der denaturierte Zustand erhalten bleibt und das Enzym Pepsin
in wirksamer Weise proteolytisch aktiv gegen das denaturierte Protein
in dieser Lösung
von 0°C ist.
Die Stabilität
von Pepsin-Agarose gegenüber diesem
Verdauungspuffer ist so beschaffen, dass keine nachweisbare Beeinträchtigung
des Verhaltens der Pepsin-Säule,
die von der Anmelderin verwendet wird, auftritt, nachdem sie zur
Proteolyse von mehr als 500 Proben über 1 Jahr hinweg verwendet
worden ist. Unter diesen Bedingungen findet kein Pepsin-Selbstverdau
statt.
-
Eine
Denaturierung ohne gleichzeitige Reduktion des Bindungsproteins
kann erreicht werden, indem man es (bei 0–5°C) mit einer Lösung mit
einem Gehalt an ≥ 2
M Guanidinthiocyanat vom pH-Wert 2,7 in Kontakt bringt, wonach sich
die Zugabe eines gleichen Volumens an 4 M Guanidinhydrochlorid vom
pH-Wert 2,7 anschließt.
-
Eine
Denaturierung unter Disulfidreduktion kann erreicht werden, indem
man das Bindungsprotein mit einer Lösung mit einem Gehalt an ≥ 2 M Guanidinthiocyanat,
0,3–0,7
M TCEP, 5–20%
H2O (bezogen auf das Volumen) in Kontakt
bringt, wobei der Rest des Volumens aus Acetonitril, Dimethylsulfoxid
oder einem weiteren, mit Wasser mischbaren, nichtwässrigen
Lösungsmittel
besteht, in dem das Denaturierungsmittel (z. B. Guanidinthiocyanat)
und das gegebenenfalls verwendete Mittel zum Aufbrechen von Disulfidbindungen
(z. B. TCEP) in diesem Konzentrationsbereich löslich bleibt, wobei ein derartiges
Lösungsmittelsystem
bei der Temperatur des "langsamen
Austausches" nicht
einfriert. Der pH-Wert der Lösung
liegt vorzugsweise im Bereich von 4,8–5,2 und optimal bei 5,0. Nach
dieser Inkubation werden 2 Volumenteile einer 2,5 M Guanidinhydrochloridlösung zugegeben,
wobei der pH-wert und die Pufferkapazität der Lösung so beschaffen sind, dass
im endgültigen
Gemisch ein pH-Wert von 2,7 erreicht wird.
-
Denaturiertes
Bindungsprotein (reduziert oder nicht) wird sodann über eine
Säule gegeben,
die aus unlöslichem
(feste Phase) Pepsin besteht, wobei während der Passage eines derartigen
denaturierten oder denaturierten und reduzierten Bindungsproteins
durch die Säule
dieses Produkt im Wesent lichen vollständig durch das Pepsin bei 0°C und einem
pH-Wert von 2,7
im Wesentlichen vollständig
zu Peptiden mit einer Größe im Bereich
von 1–20
Aminosäuren
fragmentiert wird. Das aus dieser Säule ausströmende Produkt (mit einem Gehalt
an proteolytisch erzeugten Fragmenten des Bindungsproteins) wird
direkt und sofort im chromatographischen Verfahren, das zur Abtrennung
und Isolierung von Proteinfragmenten, vorzugsweise durch analytische
Umkehrphasen-HPLC-Chromatographie,
eingesetzt wird, zugeführt.
-
Es
ist darauf hinzuweisen, dass Denaturierungsmittel neben ihrer Eigenschaft,
das Bindungsprotein gegenüber
der Proteolyse empfindlicher zu machen, auch dessen Dissoziation
vom Bindungspartner unterstützen.
-
6. Erzeugung von Peptidfragmenten
(fakultativ)
-
Um
letztlich die Amide des Proteins, die funktionell mit Tritium markiert
sind, zu lokalisieren, werden kleine Peptide, die die verbliebene
Tritium-Markierung tragen (vorzugsweise mit einer Größe von 5–25 Aminosäuren), gegebenenfalls
proteolytisch aus dem markierten Protein erzeugt und von den zahlreichen übrigen unmarkierten
Peptiden, die durch Fragmentierung des Proteins entstanden sind,
abgetrennt, wobei sämtliche Maßnahmen
unter Bedingungen durchgeführt
werden, die den AUS-Austausch von Amid-Tritium aus dem Peptid auf
ein Minimum beschränken.
Kleine Peptide weisen eine geringfügige Sekundärstruktur auf, so dass ihre
Amide frei für
einen Austausch mit Lösungsmittelwasserstoff
bereitstehen. Wenn die Tritium-Markierung an derartigen Stellen
an Ort und Stelle verbleiben soll, müssen die Bedingungen der Proteolyse
und Reinigung (z. B. RP-HPLC) so eingestellt werden, dass ein derartiger
AUS-Austausch verlangsamt wird.
-
Das
markierte und dissoziierte Bindungsprotein wird daher unter Bedingungen
eines langsamen Wasserstoffaustausches fragmentiert, z. B. durch
Proteolyse mit hohen Konzentratio nen einer Protease, die unter den
vorerwähnten
Bedingungen (z. B. pH-Wert 2,7, 0°C)
stabil und aktiv ist. Zu geeigneten säuretoleranten Proteasen gehören Pepsin
(Druckschrift 19), Cathepsin-D (Druckschrift 37), Aspergillus-Proteasen
(Druckschriften 37a–37c),
Thermolysin (Druckschrift 38) und Gemische dieser Proteasen. In
einer bevorzugten Ausführungsform
wird Pepsin verwendet, vorzugsweise in einer Konzentration von 10
mg/ml Pepsin bei 0°C
und einem pH-Wert von 2,7 für
Zeitspannen von 5–30
Minuten und vorzugsweise von 10 Minuten.
-
Weitere
physikalische und chemische Fragmentierungsverfahren können verwendet
werden, vorausgesetzt, dass sie (1) mit den Bedingungen eines langsamen
H-Austausches verträglich
sind, (2) keine Verschiebungen der Positionen der Amid-Markierungen
bewirken und (3) eine vernünftige
Anzahl an Fragmenten aus dem Protein von Interesse erzeugen.
-
Vorzugsweise
wird vor der Fragmentierung des Bindungsproteins der Bindungspartner
(wenn er gegenüber
dem Fragmentierungsmittel empfindlich ist) entfernt, so dass er
die Reinigung mit Bindungspartnerfragmenten nicht erschwert.
-
6A. Reinigung von Fragmenten
-
Da
saure Proteasen im Allgemeinen eine sehr breite Spaltungsspezifität aufweisen,
fragmentieren sie das Protein in eine sehr große Anzahl von verschiedenen
Peptiden. Bei den meisten durch Tritiumaustausch untersuchten Protein-Bindungspartner-Systemen
ist es wahrscheinlich, dass die Wechselwirkungsbindungsoberflächen ungefähr 10–20 mit
Tritium markierte Peptidamide aufweisen, die bei Proteolyse zu Peptiden,
die etwa 1–5
Markierungen tragen, führen,
wobei die genaue Anzahl vom natürlichen
Fragmentierungsmodus des zu untersuchenden Proteins mit den verwendeten
Proteasen abhängt.
Die Anzahl der nicht-markierten "Hintergrund"-Peptide (abgeleitet von Regionen des
Proteins und des Bindungspartners, die nicht an der Bindungswechselwirkung teilnehmen),
die durch das Fragmentierungsverfahren erzeugt worden ist, stellt
eine direkte Funktion der Größe des Proteins
dar. Hintergrund-Peptide sind im proteolytischen Verdauungsprodukt
in einer Anzahl vorhanden, die 10- bis 1000-fach größer ist
als die Anzahl der funktionell markierten Peptide, wenn Proteine
mit Größen im Bereich
von 30–200
kD proteolysiert werden.
-
Diese
große
Anzahl an Hintergrund-Peptiden verursacht zwei Schwierigkeiten:
erstens müssen
sie alle sauber von den funktionell markierten Peptiden abgetrennt
werden, um eine Identifizierung von Peptiden mit einer Markierung
zu ermöglichen.
Zweitens enthalten Hintergrundpeptide geringe Mengen an Tritium-Markierung
und selbst wenn der Anteil der Markierung pro Hintergrund-Peptid
im Allgemeinen weniger als 1% der Anzahl der funktionell markierten
Peptide beträgt,
sind Hintergrund-Peptide in wesentlich größeren Mengen vorhanden und
bewirken wahrscheinlich eine Verschleierung der Anwesenheit von
funktionell markierten Peptiden und eine Verschleierung der analytischen
Trennung.
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Bei
dieser Sachlage wurden in der Vergangenheit durch Tritiumaustausch
von mittlerer Auflösung
nur Proteine mit einer Größe von weniger
als 30 kD in erfolgreicher Weise charakterisiert. Bei saurer Proteolyse von
größeren Proteinen
werden so zahlreiche Fragmente erhalten, dass individuelle Fraktionen,
die bei einer beim pH-Wert 2,7 durchgeführten, einzelnen HPLC-Trennung
erhalten worden sind, in inakzeptabler Weise durch Hintergrund-Peptide
verunreinigt wären.
-
Alle
Verfahren zur Reinigung der Fragmente, die zur Auftrennung des Gemisches
unter Aufrechterhaltung der Bedingungen eines langsamen H-Austausches
befähigt
sind, sind akzeptabel. Das bevorzugte Verfahren ist die Hochdruck-Flüssigchromatographie
(HPLC), insbesondere in umgekehrter Phase (RP). (Ein alternatives
Verfahren ist die Massenspektroskopie.)
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Im
Stand der Technik wurde die Empfindlichkeit der Tritium-Markierung gegenüber dem
pH-Wert überbetont.
Englander (Druckschrift 10)) berichtete, dass bei 0°C die Tritium-Markierung beim pH-Wert
2,7 besonders stabil war (wenn das tritierte Protein in einen untritierten
wässrigen
Puffer gebracht wurde) und dass die Geschwindigkeit des AUS-Austausches
rasch zunahm (10-fach pro pH-Einheit), wenn man sich von diesem pH-Wert
weg bewegte. Überraschenderweise
hat die Anmelderin festgestellt, dass bei 0°C die Markierung ausreichend
stabil war, um eine Analyse selbst beim pH-Wert 2,1 zu ermöglichen.
Während
dieser akzeptable pH-Bereich
sich mit der Temperatur und der Wahl des Lösungsmittels verändert (der
optimale pH-Wert nimmt zu, wenn ein polares, nicht wässriges
Lösungsmittel
zugegeben wird), bleibt die Tatsache bestehen, dass der pH-Wert
vorher als im Wesentlichen feststehend angesehen wurde. Da die Tritium-Markierung über einen
breiteren pH-Bereich, z. B. bei 2,1–3,5, stabil war, ist es möglich, von
dem von Englander empfohlenen pH-Wert von 2,7 abzuweichen, in dem
Bestreben, HPLC-Bedingungen zu ermöglichen, die zu einer wirksamen
Trennung der Peptidfragmente führen.
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Bei
groben Bindungsmolekülen
werden nach dem proteolytischen Verdau so zahlreiche Fragmente erhalten,
dass einige der individuellen Peaks bei einer einzigen HPLC-Trennung,
selbst bei einem optimierten pH-Wert, heterogen sein können.
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Die
RP-HPLC-Auflösung
von gemeinsam wandernden, zahlreichen Peptiden kann durch Zuhilfenahme
einer zweidimensionalen RP-HPLC-Trennung stark verbessert werden,
bei der zwei aufeinanderfolgende RP-HPLC-Trennungen bei erheblich
unterschiedlichen pH-Werten, z. B. 2,7 und 2,1 durchgeführt werden.
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Eine
zweidimensionale HPLC-Trennung ermöglicht einen hohen Wirkungsgrad
der Reinigung der Tritium-Markierungen tragen den Peptide aus der
riesigen Anzahl von unmarkierten Peptiden, die durch die peptische
Fragmentierung von großen
Proteinen erzeugt worden sind. Eine zweidimensionale Trennung von
Molekülen
ist auf dem Gebiet der Chromatographie bekannt. Jedoch wurden trotz
zahlreicher Klagen in der Tritium-Austausch-Literatur über Auftrennungsprobleme
zweidimensionale Trennungen früher
nicht in Verbindung mit dem Tritium-Austausch herangezogen.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung werden mit Tritium markierte Proteinfragmente zunächst durch
Maßnahmen
getrennt, die zu einer ausreichenden Auftrennung der Fragmente in
der Lage sind, z. B. durch RP-HPLC (unter Verwendung einer Anzahl
von möglichen
chromatographischen Trägern,
einschließlich
C4, C18, Phenol und Ionenaustausch, vorzugsweise C18). Diese Trennung
kann beim pH-Wert 2,1–3,5
und bei 4–0°C und vorzugsweise
beim pH-Wert 2,7 und 0°C
durchgeführt
werden, was durch Verwendung beliebiger Puffersysteme, die bei diesem
pH-Wert funktionsfähig
sind, erreicht werden kann, einschließlich Citrat, Chlorid, Acetat
und insbesondere Phosphat. Peptide werden aus der Umkehrphasensäule mit
einem auf ähnliche
Weise gepufferten Gradienten von polaren Kolösungsmitteln, einschließlich Methanol,
Dioxan, Propanol und vorzugsweise Acetonitril, eluiert. Die eluierten
Peptide werden durch on-line-UV-Licht-Absorptionsspektroskopie,
die bei Frequenzen von 200 bis 300 nm und vorzugsweise bei 214 nm
durchgeführt wird,
nachgewiesen. Die Tritium-Markierung wird durch Szintillationszählung einer
Probenfraktion des HPLC-Säulenausflusses
nachgewiesen. Peptide, die die Markierung tragen, die durch Komplexbildung
mit einem Bindungspartner spezifisch gegen den AUS-Austausch geschützt ist,
werden durch Vergleich der spezifischen Aktivität der einzelnen markierten
Peptide mit der spezifischen Aktivität des gleichen Peptids identifiziert,
das aus einem Protein hergestellt worden ist, das identischen AN-AUS-Austausch-,
Proteolyse- und HPLC-Bedingungen unterworfen worden ist, wobei aber
der AUS-Austausch ohne zugesetzten Bindungspartner vorgenommen worden
ist.
-
HPLC-Fraktionen,
die Peptide mit derartigen funktionell markierten Amiden enthalten,
werden sodann einer RP-HPLC-Trennung
in einer zweiten Dimension unterzogen, die beim pH-Wert 2,1–3,5 und
4–0°C und vorzugsweise
beim pH-Wert 2,1 und 0°C
durchgeführt
werden kann, in Verbindung mit beliebigen Puffersystemen, die bei
diesem pH-Wert funktionsfähig
sind, einschließlich
Citrat, Chlorid, Acetat, Phosphat und insbesondere TFA (0,1–0,115%).
Peptide werden von ihrer Umkehrphasensäule mit einem in ähnlicher
Weise gepufferten Gradienten von polaren Kolösungsmitteln, einschließlich Methanol,
Dioxan, Propanol und insbesondere Acetonitril, eluiert. Die eluierten
Peptide werden nachgewiesen, Tritium wird gemessen und funktionell markierte
Peptide werden wie bei der vorstehend beschriebenen HPLC-Analyse der ersten
Dimension identifiziert. Funktionell markierte Peptide werden isoliert
(Sammlung der entsprechenden Fraktion des Säulenausflusses), Wasser, Acetonitril
und TFA werden durch Abdampfen entfernt und die verbleibenden gereinigten Peptide
werden jeweils durch herkömmliche
Techniken in Bezug auf ihre primäre
Aminosäurestruktur
charakterisiert, z. B. durch Aminosäureanalyse von vollständigen Säurehydrolysaten
oder durch Gasphasen-Edman-Abbau-Mikrosequenzierung.
Sodann wird Bezug genommen auf die vorher bekannte Aminosäuresequenz
des intakten Proteins um auf die Position der mit Tritium markierten
Peptide innerhalb der intakten primären Sequenz des Proteins zu
schließen.
Eine Verwendung von TFA-Puffer bei der zweiten Dimension hat den
zusätzlichen
Vorteil, dass kein restliches Salz (d. h. Phosphat) nach der Abdampfung
des Lösungsmittels verbleibt.
Das restliche Phosphat stört
häufig
die chemischen Reaktionen, die für
die Aminosäureanalyse
und den Edman-Abbau erforderlich sind, ein Problem, das durch die
Verwendung von flüchtigem
TFA im Puffer der zweiten Dimension vermieden wird.
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Insbesondere
werden proteolytische Verdauungsprodukte zunächst beim pH-Wert 2,7 in phosphatgepufferten
Lösungs mitteln
getrennt und die einzelnen Peptid-Peakfraktionen, die die mit Tritium
markierten Amide enthalten, werden identifiziert, gesammelt und
sodann einer zweiten HPLC-Trennung
unterzogen, die in mit Trifluoressigsäure (TFA) gepufferten Lösungsmitteln
beim pH-Wert 2,1 durchgeführt
wird.
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7. Hochauflösende Sublokalisierung
von markierten Amiden innerhalb von einer Markierung tragenden Peptiden
-
Um
routinemäßig Peptidamid-Tritium-Markierungen
auf dem Niveau von einzelnen Aminosäuren zu lokalisieren, spaltet
die Anmelderin systematisch die einzelnen Peptidbindungen innerhalb
des markierten Proteins oder eines gereinigten, eine Markierung
tragenden Peptidfragments. Bedingungen eines langsamen H-Austausches
müssen
für diese
Proteolyse herangezogen werden, da die erzeugten kleinen Peptide
keine stabile Konformationsstruktur aufweisen und ein rascher Verlust
an Tritium-Markierung aus den Amiden auftreten würde, wenn die Austauschgeschwindigkeiten
nicht verlangsamt würden,
z. B. durch eine saure pH-Umgebung.
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Die
meisten bekannten säurereaktiven
Proteasen spalten Peptide in einer im Grunde genommen unspezifischen
Art und Weise, ähnlich
wie Pepsin. Untersuchungen unter Verwendung von anderen pepsinartigen
Proteasen haben keine signifikante Eignung zur Erhöhung der
Auflösung
der markierten Amide ergeben.
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Eine
spezielle Klasse von säurereaktiven
Proteasen, die Carboxypeptidasen, sind zur Erzeugung sämtlicher
erforderlicher Unterfragmente von markierten Proteinen oder durch
Pepsin erzeugten Peptide in Mengen befähigt, die für eine hochauflösende Tritium-Lokalisierung
ausreichen. Zahlreiche Carboxypeptidasen sind beim pH-Wert 2,7 aktiv
und spalten sequenziell Aminosäuren
vom Carboxy-Terminus der Peptide. Derartige Enzyme umfassen Carboxypeptidase
P, Y, W und C (Druckschrift 39). Während Carboxypeptidasen für eine be grenzte
carboxyterminale Sequenzierung von Peptiden, häufig beim pH-Wert im Bereich
von 2,7 (Druckschrift 40), verwendet werden, wurde ihre Verwendung
bei Tritium-Austauschtechniken nicht beschrieben. Die Notwendigkeit
zur Minimierung von Tritium-Verlusten verbietet die Verwendung von
Carboxypeptidasen, die in sauren Puffern (pH-Wert 2,7) inaktiv sind,
z. B. von Carboxypeptidasen A und B. Jedoch sind Carboxypeptidase
P und Y sowie mehrere weitere säurereaktive
Carboxypeptidasen (W, C) für
die Proteolyse von Peptiden unter sauren Bedingungen geeignet (Druckschrift
39). Im Stand der Technik in Bezug auf den Tritium-Austausch erkannte
man nicht die Eignung von Carboxypeptidasen für Untersuchungen des Tritium-Austausches,
was möglicherweise
darauf zurückzuführen ist,
dass die Carboxypeptidasen in Bezug auf die Typen von Peptidbindungen,
die sie spalten, noch unspezifischer sind als pepsinartige Proteasen,
so dass man annahm, dass sie zu einer unzureichenden Gewinnung von
einzelnen Unterfragmenten führen
würden.
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Ferner
können
chemische Verfahren unter Verwendung von Pentafluorpropionsäureanhydrid
Sätze von
C-terminal geschnittenen Peptidfragmenten unter Bedingungen eines
langsamen Amidaustausches liefern (vergl. die nachstehenden Ausführungen,
Druckschriften 41 und 42).
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In
der bevorzugten Ausführungsform
werden durch Tritium-Austausch
markierte Proteine unspezifisch mit Pepsin oder pepsinartigen Proteasen
fragmentiert, die erhaltenen, mit Tritium markierten Peptide durch zweidimensionale
HPLC isoliert und diese wiederum durch kontrollierten, stufenweisen
Verdau mit sauren Exopeptidasen (d. h. unter sauren Bedingungen
enzymatisch aktive Enzyme) und/oder durch chemische Maßnahmen
(vergl. die nachstehenden Ausführungen)
erschöpfend
unterfragmentiert. Diese Verdauungsprodukte werden sodann durch
RP-HPLC, die bei 0°C
in TFA enthaltenden Puffern (pH-Wert 2,1) durchgeführt wird, analysiert.
Die einzelnen erzeugten Unterfragmente (typischerweise 5– 20) werden
sodann identifiziert. Die Identität von jedem der mehreren Unterfragmente
kann durch eine geeignete Aminosäureanalyse,
Peptidsequenzierung oder unter Verwendung von synthetischen HPLC-Mobilitätsmarkerpeptiden
bestimmt werden. Die Menge der Tritium-Markierung, die an jedem
Unterfragment des geschnittenen Peptids gebunden ist, kann durch
Szintillationszählung
ermittelt werden. Auf diese Weise wird innerhalb des Proteins die
genaue Position der einzelnen Peptidamide, die funktionell mit Tritium
aufgrund der Wechselwirkung mit dem Bindungspartner markiert sind,
bestimmt. Durch Berücksichtigung
des Tritiumgehalts der einzelnen identifizierten Unterfragmente
kann ein Rückschluss
auf Amidwasserstoffatome, die während
der "AN-Austausch"-Stufe durch Tritium ersetzt
worden sind, gezogen werden. Es ist darauf hinzuweisen, dass der
Zweck der Behandlung mit Carboxypeptidase darin besteht, Unterfragmente
zu erzeugen. Das Verfahren erfordert nicht die Verwendung von Carboxypeptidase
zur Sequenzierung der Fragmente oder Unterfragmente. Vorzugsweise
ist die Sequenz des Bindungsproteins oder zumindest des materiellen
Teils davon vor Beginn des vorliegenden Verfahrens bekannt. Jedoch
kann sie zu einem beliebigen Zeitpunkt, auch nach der Unterfragmentierung,
bestimmt werden, obgleich die aus den Unterfragmenten gesammelten
Daten nicht in geeigneter Weise interpretiert werden können, bis
die Sequenzen zumindest der Quelle bekannt sind.
-
Ein
kontrollierter sequenzieller, carboxyterminaler Verdau der mit Tritium
markierten Peptide mit Carboxypeptidasen kann unter Bedingungen
durchgeführt
werden, die zur Bildung von analytisch ausreichenden Mengen eines
Satzes von carboxyterminalen, geschnittenen Tochterpeptiden führen, die
jeweils um 1 bis etwa 5 carboxyterminale Aminosäurereste kürzer als das vorhergehende
Peptid sind, und vorzugsweise um eine einzige carboxyterminale Aminosäure. Während die
einzelnen carboxyterminalen Aminosäuren des funktionell markierten
Peptids sequenziell durch die Carboxypeptidase abgespalten werden,
wird der Stickstoff, der das dem langsamen Austausch unterliegende
Peptidamid in der intakten Peptidbindung bildete, zu einem rasch austauschenden
sekundären
Amin umgewandelt und eine etwaige Tritium-Markierung an diesem Stickstoff geht
aus dem Peptid innerhalb von Sekunden verloren, selbst bei einem
sauren pH-Wert. Eine Differenz in der molaren Menge der Tritium-Markierung, die mit
beliebigen zwei sequenziellen Unterpeptiden verbunden ist, lässt darauf
schließen,
dass sich die Markierung an dem peptidgebundenen Amid befindet,
das zwischen den beiden Unterpeptiden unterschiedlich ist.
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform
werden synthetische Peptide erzeugt (durch übliche Peptidsynthesetechniken),
die in Bezug auf ihre primäre
Aminosäuresequenz
mit jedem der in Stufe 6 identifizierten, funktionell markierten,
durch Pepsin erzeugten Peptide identisch sind. Die synthetischen
Peptide können
sodann bei vorläufigen
Untersuchungen des Carboxypeptidase-Verdaus (pH-Wert 2,7, 0°C) und der
HPLC-Analyse (in mit TFA gepufferten Lösungsmitteln) herangezogen
werden, um Folgendes festzustellen: (1) die optimalen Bedingungen
der Verdauungszeit und der Proteasekonzentration, die zur Bildung
und zum identifizierenden Verdau sämtlicher möglicher Carboxypeptidase-Produkte
des zu untersuchenden Peptids führen;
und (2) die HPLC-Elutionsposition (Mobilität) der einzelnen, durch Carboxypeptidase
erzeugten Unterfragmente des synthetischen Peptids.
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Um
diese letztgenannte Vorgehensweise zu erleichtern, kann ein Satz
von Vergleichspeptiden hergestellt werden, die aus sämtlichen
möglichen,
carboxyterminalen, geschnittenen Tochterpeptiden bestehen, die eine
saure Carboxypeptidase bei Verdau eines "parentalen" Peptids erzeugen könnte. Diese dienen als Identitätsstandard
für die
HPLC-Mobilität
und ermöglichen
die Ableitung der Identität
von Tochterpeptiden, die durch den Carboxypeptidase-Verdau tatsächlich erzeugt
worden sind. Bestimmte Tochterpeptide lassen sich enzymatisch in
für die
direkte Aminosäureanalyse
oder Sequenzierung unzureichenden Mengen erzeugen, jedoch kann ihre
HPLC-Mobilität
gemessen und mit der von synthetischen Peptiden verglichen werden.
Peptide können
durch übliche
in-line-Spektrophotometer (typischerweise UV-Absorption bei 200–214 nm)
in Konzentrationen nachgewiesen und quantitativ bestimmt werden,
die deutlich unterhalb der Mengen liegen, die für die Aminosäureanalyse
oder die Gasphasen-Edman-Sequenzierung
erforderlich sind.
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Nach
diesen Voruntersuchungen wird das durch Pepsin erzeugte, durch HPLC
isolierte, funktionell markierte Peptid (in Stufe 6 hergestellt)
sodann mit Carboxypeptidase verdaut und unter den vorerwähnten, experimentell
optimierten Bedingungen analysiert, wobei die Identität der einzelnen
Fragmente bestimmt wird (durch Peptidsequenzierung oder durch Vergleich
mit der Mobilität
des Referenzpeptid-Mobilitätsmarkers)
und die Menge des mit jedem Unterfragment verbundenen Tritiums wird
bestimmt.
-
Alternativ
kann eine chemische Technik zum sukzessiven, carboxyterminalen Abbau
von Peptiden unter Bedingungen eines verlangsamten Tritiumaustausches
herangezogen werden. Mit Tritium markierte Peptide in HPLC-Puffern
werden bei –35°C gehalten
und die Lösungsmittel
werden durch Kryosublimation entfernt (Druckschriften 40a, 40b;
Vakuum 1–20
mtorr, Gewinnen der Lösungsmittel
in einer Falle mit flüssigem
Stickstoff). Das getrocknete Peptid wird sodann in der Dampfphase
mit Pentafluorpropionsäureanhydrid
(PFPA) gemäß den Angaben
in den Druckschriften 54 und 55 umgesetzt, mit der Ausnahme, dass
die Peptidtemperatur bis zu 3 Stunden bei –35°C gehalten wird. Anschließend wird
PFPA unter Vakuum entfernt. Das fragmentierte Peptid wird auf 50
mM PO4, pH-Wert 2,7, gebracht und mit HPLC
analysiert.
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Im
Allgemeinen sind die bekannten Aminopeptidasen nicht dazu befähigt, sequenziell
ein Peptid unter Bedingungen des langsamen Wasserstoffaustausches
abzubauen. Wenn jedoch eine säurereaktive
Aminopeptidase in der Natur aufgefunden oder durch Mutation einer
bekannten Aminopeptidase erzeugt werden sollte, ist kein Grund ersichtlich,
dass eine Aminopeptidase nicht anstelle der derzeit bevorzugten
Carboxypeptidase verwendet werden könnte. In diesem Fall beginnt
der stufenweise Abbau am N-Terminus, statt am C-Terminus der einzelnen
analysierten Peptidfragmente.
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Es
ist darauf hinzuweisen, dass durch Verwendung von polaren, nicht-wässrigen
Kolösungsmitteln
in hohen Konzentrationen zur Verschiebung des pHmin-Werts
der H-Austauschgeschwindigkeit eine größere Vielzahl von Reagenzien
verwendet werden kann, als es ansonsten der Fall ist. Bei einem
Kolösungsmittel,
das diesbezüglich
von besonderem Interesse ist, handelt es sich um Glycerin (oder
um andere Polyole), da bei Glycerin die Wahrscheinlichkeit einer
Denaturierung des Enzyms bei Verwendung in einer hohen Konzentration, um
den pHmin-Wert erheblich zu verschieben,
unwahrscheinlich ist.
-
8. Optimierung der AN-
und AUS-Austauschzeiten
-
Die
einzelnen Peptidamid-Wasserstoffatome, die mit der Protein-Bindungspartner-Wechselwirkungsoberfläche verbunden
sind, weisen eine besondere Austauschgeschwindigkeit mit Lösungsmittel-Tritium
im nativen, gefalteten, unligierten Zustand auf, die dann zu einer
anderen, unterschiedlichen Austauschgeschwindigkeit verschoben wird,
nachdem die Protein-Bindungspartner-Komplexbildung stattgefunden
hat. Das Signal-Rausch-Verhältnis
(Verhältnis
des funktionell an dieses Peptidamid gebundenen Tritiums zum gesamten Hintergrund-Tritium,
das an sämtliche übrigen Peptidamide
im Protein gebunden ist), kann durch Kenntnis der Austauschgeschwindigkeiten
dieses Amidwasserstoffatoms im nativen, unligierten Protein und
im Protein-Bindungspartner-Komplex optimiert werden.
-
Ein
Amidwasserstoffatom mit einer Austauschhalbwertszeit von 1 Minute
im nativen, unligierten Zustand des Proteins und von 10 Minuten
im ligierten Zustand könnte
in optimaler Weise durch AN-Austausch des Rezeptorproteins für 2 Minuten
(2 Halbwertszeiten der AN-Austauschzeit führen zu einem Einbau von Tritium
in einer Menge von 75% der maximal möglichen Gleichgewichtsmarkierung
des Peptidamids) und anschließendem
10-minütigem
AUS-Austausch im ligierten Zustand (50% der dem AN-Austausch unterzogenen Markierung
verbleiben am funktionell markierten Peptidamid und weniger als
0,1% der dem AN-Austausch unterzogenen Markierung verbleiben an
jedem der markierten Hintergrund-Peptidamide) untersucht werden.
-
Zur
Messung der Austauschgeschwindigkeiten eines speziellen, funktionell
markierbaren Peptidamids, wie es im nativen, unligierten Protein
vorliegt, werden Aliquotanteile des Proteins für unterschiedliche Zeitspannen
(0,5 Sekunden bis 24 Stunden) einem AN-Austausch unterzogen, an
den Bindungspartner gebunden und sodann für eine festgelegte Zeitspanne
und vorzugsweise für
24 Stunden einem AUS-Austausch unterzogen. Nach proteolytischem
Verdau beim pH-Wert 2,7 und 0°C
und HPLC-Trennung wird die mit dem Peptidfragment, die das zu untersuchende
Peptidamid enthält,
verbundene Radioaktivität
gemessen. Die Radioaktivitätsmenge,
die den Hintergrund bildet (Amide, die nicht funktionell markiert
sind), wird bestimmt, indem man die Menge der Markierung misst,
die mit dem gleichen Peptid verbunden ist, wenn das Protein für die gleiche
Dauer einem AN-Austausch unterzogen wird, jedoch einem AUS-Austausch
für 24
Stunden in Abwesenheit von zugesetztem Liganden unterzogen wird,
bevor die Proteolyse und HPLC-Analyse durchgeführt wird. Eine spezifische
Radioaktivität,
die mit dem Amid verbunden ist, wird als Funktion der AN-Austauschzeit bestimmt.
Die Halbwertszeit des AN-Austausches des Amids im unligierten Protein
wird berechnet.
-
Zur
Bestimmung der Austauschgeschwindigkeit des gleichen Peptidamids
für den
Fall, dass dieses im Protein-Bindungspartner-Komplex vorliegt, wird
das Protein für
eine festge legte, lange Zeitdauer (vorzugsweise 24 Stunden) einem
AN-Austausch unterzogen,
mit dem Bindungspartner komplexiert, für verschiedene Zeitspannen
einem AUS-Austausch (vorzugsweise 10 Sekunden bis 4 Tage) unterzogen,
mit Säure
proteolysiert und auf die vorstehende Weise einer HPLC-Analyse unterzogen.
Die spezifische Radioaktivität,
die mit dem Amid verbunden ist, ward als eine Funktion der AUS-Austauschzeit
bestimmt. Die Halbwertszeit des (AUS)-Austausches des Amids im ligierten
Protein wird berechnet. Mit dieser Information werden die Zeiten des
AN- und AUS-Austausches so eingestellt, dass das Signal/Rausch-Verhältnis für jedes
der funktionell markierten Amide im untersuchten Protein-Bindungspartner-System
optimiert wird.
-
9. Modellbildung
von Rezeptor-Ligand-Kontaktoberflächen
-
Untersuchungen,
die in identischer Weise für
die vorstehend beschriebenen Untersuchungen (1–8) konzipiert sind, können auch
am entsprechenden Bindungspartnerprotein durchgeführt werden
(das Bindungspartnerprotein wird einem AN-Austausch unterzogen,
an das Rezeptorprotein ligiert, einem AUS-Austausch unterzogen und
dergl., was zur Identifizierung der Amide des Bindungspartners führt, die
durch Wechselwirkung mit dem Rezeptorprotein eine Verlangsamung
des Austausches erfahren haben. Die Kenntnis der Identität der genauen
Kontaktpeptide sowohl im Protein als auch im Bindungspartner kann
dazu herangezogen werden, rechnergestützte Modelle für die komplementären, dreidimensionalen
Strukturen der Protein- und Bindungspartner-Oberflächen zu
erzeugen.
-
Eine
Konstruktion dieser Modelle wird durch die zusätzlichen Informationen, die
durch die Erfindung bereitgestellt werden, unterstützt, was
die Identifizierung einer Untergruppe von Peptidamiden an der Protein-Bindungsoberfläche ermöglicht,
die vermutlich Wasserstoffbrückenbindungen
mit Akzeptorresten an der verwandten Bindungsprotein-Kontaktoberfläche bilden.
Während
für den
Großteil
der Peptidamide, die an den nativen, unkomplexierten Protein- oder Bindungspartner-Wechselwirkungsoberflächen vorliegen,
eine Wasserstoffbrückenbindung
mit anderen Teilen des gleichen Proteins erwartet werden kann, kann
eine Fraktion dieser Peptidamide, die möglicherweise 50% erreicht,
Wasserstoffbrückenbindungen
nur mit dem Lösungsmittel
eingehen. Da die meisten Protein-Bindungspartner-Kontaktoberflächen miteinander
hochgradig komplementär
sind, ist es wahrscheinlich, dass bei der Komplexbildung Lösungsmittelwasser
von den Wechselwirkungsoberflächen
entfernt wird und Amide, die vorher durch Wasserstoffbrückenbindungen
an Wasser gebunden sind, neue Wasserstoffbrückenbindungen mit der komplementären Oberfläche des
Partners ausbilden. Diese Untergruppe von bindenden Oberflächenamiden
wird in unseren Untersuchungen (Stufe 8) rasch identifiziert, da
sie eine Austauschgeschwindigkeit im nativen, unligierten Zustand
des Proteins beim pH-Wert 7,0 und 0°C von 0,5 Sekunden aufweisen.
Diese Amide können
Wasserstoffbrückenbindungen
mit der komplementären
Oberfläche
nur bilden, wenn ihre Wasserstoffatome in Richtung der komplementären Oberfläche orientiert
sind. Dies ergibt wiederum Orientierungsbeschränkungen in Bezug auf die gesamte
assoziierte Peptidbindung und in geringerem Umfang auf die Seitenketten
der beiden flankierenden Aminosäurereste
an jedem derartigen Amid. Eine Anwendung dieser Beschränkungen
auf die vorstehenden Modelle der Wechselwirkungsoberflächenstruktur
ermöglicht
eine Modellbildung der dreidimensionalen Struktur der Protein-Bindungspartner-Ligand-Wechselwirkungsoberflächen mit
höherer
Auflösung.
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10. Automatisierung
der für
die Durchführung
des enzymatischen Abbaus und der HPLC-Analyse unter Bedingungen
eines verlangsamten Tritium-Austausches erforderlichen Verfahrens
-
Obgleich
der Verdau und die Analyseverfahren bei 0°C durchgeführt werden, müssen analytische
Proben von durch Tritium-Austausch markierten Peptiden bei Temperaturen
von etwa –60
bis –80°C gelagert
werden, wenn inakzeptable Verluste an Markierung aus dem Peptid
im Zeitraum von Stunden bis Wochen vermieden werden sollen. Der
Tritium-Austausch setzt sich in gefrorenen Proben umgekehrt proportional
zur Temperatur fort, wird aber in wirksamer Weise bei Temperaturen
von etwa –70°C gestoppt.
Derzeit wird die Tritium-Austauschanalyse
durchgeführt,
indem man manuell Proben des bei –70°C gelagerten Produkts entnimmt, sie
manuell bei 0°C
schmilzt, manuell Reagenzien (Puffer, Enzyme) zusetzt und manuell
die Proben in die HPLC-Säule
injiziert. Diese Vorgänge
sind arbeitsintensiv und belasten die Proben durch ein unabsichtliches Erwärmen während der
Handhabung. Wenn durch HPLC getrennte Peptide für zukünftige Untersuchungen gewonnen
und gelagert werden sollen, werden sie manuell gesammelt und bei –70°C aufbewahrt.
Kein derzeit verfügbarer,
mit einem Roboter ausgestatteter HPLC-Autosampler weist die Fähigkeit
zur Durchführung
der erforderlichen Maßnahmen
an in gefrorenem Zustand aufbewahrten Proben auf.
-
Ein
Spectraphysics AS3000R-Autosampler kann
so modifiziert werden, dass eine Automatisierung dieser Stufen ermöglicht wird.
Es handelt sich um die folgenden bevorzugten Modifikationen: Bereitstellung
eines Trockeneisbades, in dem die Proben bis zur Analyse gelagert
werden; Verwendung von modifizierten Flüssigkeitsspritzen, die bei
0°C zuverlässig arbeiten;
Steuerung des Autosamplers durch einen externen Rechner; und Platzieren
der Autosampler-HPLC-Säule
und des Spektrophotometers in einem Kühlschrank von 0°C. Unter
Steuerung durch den Rechner entnimmt der mechanische Arm des Autosamplers
die erwünschte
Probe aus dem Bad von –70°C und stellt
sie in einen Heizmischer, der die Probe rasch bei 0°C schmilzt.
Die verflüssigte
Probe wird sodann automatisch in die HPLC-Säule injiziert. Der Betrieb
von HPLC-Pumpen und eines on-line-Strahlungszählers sowie die Datensammlung
werden auf ähnliche
Weise automatisiert.
-
Zur
Gewinnung von mit Tritium markierten, der HPLC-Trennung unterworfenen
Peptiden unter Bedingungen eines verlangsamten Austausches wird
ein Gilson 303R-Fraktionssammler (ebenfalls
im Kühlschrank bei
0°C) so
modifiziert, dass die Probensammelröhrchen in ein Trockeneisbad
eintauchen. Eine rechnergestützte
Umleitung der erwünschten
HPLC-Ausflussfraktionen in diese vorgekühlten Röhrchen führt zu einem raschen Einfrieren
der erwünschten,
mit Tritium markierten Peptide auf –70°C.
-
Ausführungsformen
mit Austausch von Deuterium
-
In
einer weiteren Ausführungsform
werden funktionell markierte, proteolytische Fragmente, die aus
einem Protein erzeugt worden sind, das funktionell mit Deuterium
(anstelle von Tritium) vor der Bildung des Rezeptor-Ligand-Komplexes markiert
worden ist, durch Massenspektroskopie analysiert, die unter Bedingungen durchgeführt wird,
die den AUS-Austausch des Peptidamid-Deuteriums aus Peptidfragmenten
auf ein Minimum beschränken
und die direkte Bestimmung der Position der funktionell gebundenen
Markierung innerhalb eines Peptids im Größenbereich von 3–30 Aminosäuren ermöglichen.
-
Die
Massenspektroskopie ist zu einer üblichen Technik geworden, mit
der die Aminosäuresequenz
von proteolytisch erzeugten Peptiden rasch bestimmt werden kann
(Druckschrift 43). Sie wird üblicherweise
zur Untersuchung von Peptiden herangezogen, die Aminosäuren enthalten,
die an Kohlenstoff-Wasserstoff-Positionen deuteriert worden sind.
Sie dienen somit zur Bestimmung der genauen Position der deuterierten
Aminosäure
innerhalb der Primärsequenz
des Peptids. Dies ist möglich,
da massenspektroskopische Techniken die geringfügige Zunahme des Molekulargewichts
einer speziellen Aminosäure
aufgrund der schwereren Masse von Deuterium nachweisen können. McCloskey
et al. (Druckschrift 44) beschreiben die Anwendung des Deuterium-Austausches
von Proteinen zur Untersuchung von Konformationsänderungen durch Massenspektrometrie.
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Die
Anmelderin hat eine Deuterium-Austauschtechnik konzipiert, die in
den Stufen 1–5
im Wesentlichen identisch mit der vorstehend beschriebenen Tritium-Austauschtechnik
ist, mit der Ausnahme, dass der AN-Austausch in deuteriertem Wasser
(vorzugsweise 80–99%
Molanteil an deuteriertem Wasser) durchgeführt wird. Dieses modifizierte
Verfahren markiert nach Zugabe von Bindungspartner und AUS-Austausch
die Peptidamide, die die Wechselwirkungsoberfläche zwischen Protein und Bindungspartner
bilden, mit ausgetauschtem Deuterium. Proteolytisch erzeugte Fragmente
des Proteins, die funktionell mit Deuterium markiert sind, werden
identifiziert, isoliert und sodann der Massenspektroskopie unter
Bedingungen unterworfen, bei denen das Deuterium an den funktionell
markierten Peptidamiden an Ort und Stelle bleibt. Eine übliche Peptidsequenzanalyse
durch Massenspektroskopie kann unter Bedingungen durchgeführt werden,
bei denen der Peptidamid-Protonenaustausch auf ein Minimum beschränkt wird:
Proben können
bei 4°C
bis 0°C
unter Verwendung einer gekühlten
Probenzufuhrsonde gehalten werden, Proben können in Puffern im pH-Bereich
von 1 bis 3 zugeführt
werden; und Analysen werden innerhalb von Minuten fertiggestellt.
MS-Ionen können
durch MALDI (matrixgestützte
Laser-Desorptionsionisation)-"Elektrospray", Fast-Atom-Bombardement
(FAB) und dergl. erzeugt werden. Die Carboxypeptidase kann vor den
Ionisierungsereignissen oder gleichzeitig damit einwirken. Unterfragmente
werden aufgrund ihrer Masse, z. B, durch Magnetsektor-Quadropol-Ionencyclotron-
oder Flugzeitverfahren, getrennt. Bezüglich MS-Verfahren wird allgemein auf G. Siuzdak,
Mass Spectrometry for Biotechnology (Academic Press, 1996) verwiesen.
-
Da
Deuterium nicht radioaktiv ist, müssen die mit Deuterium markierten
Peptide durch andere Maßnahmen
identifiziert werden, z. B. durch Massenspektrometrie (ihr Molekulargewicht
ist größer als
es für
das gleiche Peptid ohne eine derartige Markierung vorausgesagt wird).
-
Gegebenenfalls
kann der gleiche Bindungsprotein-Bindungspartner-Komplex sowohl
durch Tritium-Austausch (der nur bis zu einer mittleren Auflösung erfolgen
muss) als auch durch Deuterium-Austausch untersucht werden. Die
Tritium-Austauschmethode identifiziert die einschlägigen Fragmente.
Da die HPLC-Mobilitäten
dieser mit Tritium markierten Fragmente dann bekannt ist, können die
entsprechenden, mit Deuterium markierten Fragmente durch ihre gemeinsamen
Mobilitäten
identifiziert und anschließend
unterfragmentiert werden und dergl.
-
Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
werden getrennte Tritium- und Deuterium-Austauschansätze vermieden.
Statt dessen wird das deuterierte Wasser mit tritiertem Wasser versetzt,
z. B. weist das Lösungsmittel
einen 98%igen Molanteil an deuteriertem Wasser und einen 2%igen
Molanteil an tritiertem Wasser (z. B. 50 Ci/ml) auf. Im Ergebnis
werden die Fragmente sowohl mit Deuterium als auch mit Tritium markiert. Die
einschlägigen
Fragmente werden durch ihre von Tritium hervorgerufene Radioaktivität identifiziert.
Die Unterfragmente werden ferner durch Massenspektroskopie auf die
Anwesenheit von deuterierter Markierung analysiert (unter entsprechender
Korrektur auf die relativ geringe Menge an ebenfalls vorhandenem
Tritium. Die Aufgabe des Tritiums besteht darin, Peptidfragmente,
die bindende Oberflächenreste
enthalten, radioaktiv zu markieren. Jedoch werden die genauen Reste,
die beteiligt sind, durch MS-Analyse der Deuterium tragenden Peptide
identifiziert, die ferner mit säurereaktiven
Carboxypeptidasen verdaut worden sind, was eine Identifizierung
der deuterierten Reste der radioaktiven Peptide ermöglicht.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
werden Rezeptor-Bindungspartner-Komplexe, die funktionell mit Deuterium
und Tritium markiert sind, an ihrer Wechselwirkungsoberfläche (unter
Bedingungen eines verlangsamten Austausches gemäß den vorstehend gemachten
Ausführungen
für eine
hochauflösende
Tritium-Austauschanalyse) mit Pepsin verdaut, einer RP-HPLC in 0,1%
TFA enthaltenden Puffern unterworfen und die die mit Tritium markierten
Peptiden enthaltenden Säulenausflüsse werden
einer massenspektroskopischen Ana lyse unterzogen. Um die Deuterium-Markierung
innerhalb eines jeden Peptids genauer zu lokalisieren, wird eine
Massenspektrometrie an markierten proteolytischen Fragmenten durchgeführt, die
zunehmend weiter mit säurereaktiven
Carboxypeptidasen verdaut sind (unter Bedingungen eines verlangsamten
Austausches) (Druckschrift 41). Dieser Verdau kann vor Einführung der
Probe in den Massenspektrometer oder kontinuierlich in situ durchgeführt werden,
während
die Probe im Massenspektrometer gehalten wird. Mit fortschreitender
Verdauung werden die einzelnen erhaltenen, enzymatisch erzeugten,
carboxyterminalen, geschnittenen Peptidunterfragmente durch den
Massenspektrometer nachgewiesen. Ihr Molekulargewicht wird mit dem
Molekulargewicht für
die undeuterierte Form des gleichen Peptidfragments verglichen.
Peptidfragmente, die funktionell gebundenes Deuterium enthalten,
werden aufgrund der Zunahme ihres Molekulargewichts um 1 Atomeinheit
im Vergleich mit dem gleichen Peptidfragment, das aus dem undeuterierten
Rezeptor-Bindungspartner erhalten worden ist, identifiziert. Durch
eine ausreichende Unterfragmentierung und Analyse gemäß den vorstehenden
Ausführungen
kann man auf die durch die Protease erzeugten Fragmente schließen, die
funktionell gebundenes Deuterium enthalten. Dadurch wird die Position
eines jeden deuterierten Amids innerhalb des Peptids bestimmt.
-
In vivo-Analyse
-
Eine
in situ-Analyse von Protein-Bindungspartner-Wechselwirkungen ist
in vivo möglich.
Das Protein liegt zwar in seiner nativen Umgebung als eine Komponente
einer intakten lebenden Zelle oder als eine Komponente einer zellulären Ausscheidung,
wie Blutplasma, vor, wird aber durch Inkubation von Zellen oder
Plasma in physiologischen Puffern, die mit tritiertem (oder deuteriertem)
Wasser ergänzt
sind, einem AN-Austausch unterworfen. Der Bindungspartner wird sodann
zugesetzt, was es ermöglicht,
das zell- oder plasmaassoziierte Protein zu komplexieren. Anschließend wird
der AUS-Austausch durch Rückführung der
Zelle oder des Plasmas auf physiologische Bedingungen in Abwesenheit
von tritiertem (oder deuteriertem) Wasser eingeleitet. Während der
AUS-Austauschperiode (Stunden bis Tage) wird der gebildete Protein-Bindungspartner-Komplex
von der Zelle oder dem Plasma durch ein beliebiges Reinigungsverfahren,
das es ermöglicht,
den Komplex ständig
intakt zu halten, isoliert. Am Ende der geeigneten AUS-Austauschperiode
läuft die
Fragmentierung und Analyse des gereinigten Komplexes gemäß den vorstehenden
Ausführungen
ab.
-
Dieses
analytische Verfahren eignet sich insbesondere für Proteine, die eine erhebliche
Aktivität
als Folge einer Reinigung verlieren, da die Bindungsstelle vor der
Reinigung markiert wird.
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Bindungsstellenanalyse
durch indirekten Wasserstoffaustausch
-
Bei
den vorstehend beschriebenen Verfahren wird zunächst die gesamte Oberfläche des
Proteins markiert. Die Markierung wird sodann von den Oberflächen entfernt,
die nach der Bildung des Komplexes aus dem Bindungsprotein und dessen
Bindungspartner dem Lösungsmittel
ausgesetzt bleiben. Die Bindungsstelle des Proteins wird durch den
Bindungspartner verschlossen, so dass die Markierung an dieser Stelle
gehalten wird.
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Wenn
der Komplex gebildet ist, kann das Bindungsprotein Konformationsänderungen
(allosterischen Änderungen)
auch an anderen Stellen unterliegen. Wenn diese Veränderungen
in bedeckten Segmenten des Proteins, die sich vorher an der Oberfläche befanden,
erfolgen, behalten diese Segmente ebenfalls ihre Markierung.
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Es
ist möglich,
zwischen Bindungsstellenresten und Resten, die gegen einen "AUS-Austausch" durch allosterische
Effekte geschützt
sind, zu unterscheiden. Im Wesentlichen wird zu nächst der Bindungspartner und
nicht das Bindungsprotein markiert. Das Bindungsprotein wird indirekt
als Ergebnis der Übertragung
der Markierung vom Bindungspartner auf das Bindungsprotein markiert.
Eine derartige Übertragung
erfolgt hauptsächlich
an der Bindungsoberfläche.
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Diese
Verfahrensweise markiert funktionell Rezeptor-Proteinamide wenn sie durch Komplexbildung verlangsamt
sind und im komplexierten Zustand in innigem Kontakt mit dem Bindungspartner
stehen. Rezeptor-Proteinamide, die aufgrund der durch Komplexbildung
induzierten allosterischen Veränderungen
in Regionen des Proteins, die nicht in der Nähe der Protein-Bindungspartner-Wechselwirkungsoberfläche stehen,
verlangsamt sind, werden nicht markiert. Dieses Verfahren kann folgendermaßen durchgeführt werden:
- 1) Bindungspartner wird zu tritiertem Wasser
(vorzugsweise von hoher spezifischer Aktivität) gegeben, um eine Tritium-Austauschmarkierung
des Bindungspartners einzuleiten.
- 2) Nach Erreichen einer ausreichenden Markierung wird der Bindungspartner
vom überschüssigen Lösungsmittel-Tritium
unter Bedingungen abgetrennt, die einen minimalen Verlust an Tritium-Markierung
aus dem Bindungspartner ergeben. Dies kann erreicht werden, indem
man beispielsweise a) die Pufferbedingungen auf einen verlangsamten
Austausch (0°C,
saurer pH-Wert) verschiebt, wonach sich eine G-25-Schleudersäulentrennung
des Bindungspartners in tritiumfreien Puffer anschließt, oder
b) stopped-flow-Techniken anwendet, bei denen das AN-Austauschgemisch
rasch mit großen
Volumina an tritiumfreien Puffer verdünnt wird.
- 3) Der mit Tritium markierte Bindungspartner, der nunmehr im
Wesentlichen frei von überschüssigem Lösungsmittel-Tritium ist, wird
zum Rezeptorprotein gegeben und die Bedingungen werden so eingestellt, dass
eine spontane reversible (Gleichgewichts)-Komplexbildung zwischen
den beiden Bestandteilen erfolgen kann. Die Temperatur- und pH-Bedin gungen
sollten ferner die spezifische Übertragung
der Tritium-Markierung vom markierten Bindungspartner auf Amide
an der Bindungsprotein-Wechselwirkungsoberfläche mit dem Partner ermöglichen
und vorzugsweise optimieren. Typischerweise liegt der pH-Wert im
Bereich von 5–8
(was zur Ligandenbindung führt)
und die Temperatur im Bereich von 0–37°C. Zunächst werden ein pH-Wert von
7 und eine Temperatur von 22°C
empfohlen, wobei die Übertragung
durch Steuerung der Inkubationszeit gesteuert wird. Eine typische
versuchsweise Inkubationszeit beträgt 24 Stunden. Diese Bedingungen
in Bezug auf pH-Wert, Temperatur und Inkubationszeit können selbstverständlich variiert
werden.
- 4) Der Komplex wird sodann für
Zeitspannen, die zur Übertragung
der Tritium-Markierung vom markierten Bindungspartner auf das Rezeptorprotein
ausreichen, inkubiert. Während
dieser Inkubationsdauer verlässt Tritium,
das dem AN-Austausch
auf Regionen des Bindungspartners, die von der Rezeptor-Bindungspartner-Wechselwirkungsoberfläche entfernt
sind, unterzogen worden ist, den Bindungspartner durch Austausch
mit Lösungsmittel-Wasserstoff
und wird rasch und hochgradig im großen Volumen an Lösungsmittelwasser
verdünnt,
wodurch dessen wirksame anschließende Wechselwirkung mit dem
Bindungsprotein verhindert wird. Jedoch ist die Tritium-Markierung,
die an Bindungspartneramide, die innerhalb der (neu gebildeten)
Protein-Bindungspartner-Wechselwirkungsoberfläche vorhanden sind, gebunden
ist, zu einem AUS-Austausch vom Bindungspartner nur während der
kurzen Zeitspannen, in denen die Wechselwirkungsoberfläche dem
Lösungsmittelwasser
ausgesetzt ist, befähigt,
d. h. wenn der Komplex vorübergehend
dissoziiert ist. Im derart dissoziierten Zustand und bei Einwirkung
von Lösungsmittel
verlässt
ein Teil des an den Amiden innerhalb der Bindungspartner-Wechselwirkungsoberfläche vorhandenen
Tritiums die Oberfläche
und verbleibt für
eine kurze Zeitspanne in der Nähe
dieser Oberfläche.
Aufgrund der raschen (im Wesentlichen durch Diffusion limitierten)
erneuten Bindung von Bindungsprotein und Partner unterliegt ein
Großteil
des freigesetzten Tritiums, das (kurzzeitig) innerhalb der Umgebung
der Bindungspartneroberfläche
verbleibt, einem teilweisen Austausch mit Amiden an der (zukünftigen)
Wechselwirkungsoberfläche des
sich nähernden
Bindungsproteinsmoleküls,
das anschließend
an den Bindungspartner bindet. Sobald eine derartige Bindung erfolgt,
ist das übertragene
Tritium erneut gegen einen Austausch mit Lösungsmittel geschützt, bis
der Komplex wieder dissoziiert. Somit ergibt sich eine progressive Übertragung
eines Teils des Tritiums von der Bindungspartner-Wechselwirkungsoberfläche auf
austauschbare Amide an der verwandten Protein-Wechselwirkungsoberfläche.
Amide,
deren Austauschgeschwindigkeiten jedes Mal dann, wenn eine Komplexbildung
erfolgt, konformationsbedingt verlangsamt werden, können ebenfalls
mit Tritium markiert werden, wobei dies aber mit einer wesentlich
langsameren Geschwindigkeit als bei Amiden innerhalb der Bindungsoberfläche erfolgt,
da sie sich in größerem Abstand
von der hohen Konzentration an Tritium befinden, das an der Wechselwirkungsoberfläche bei
jedem Komplexdissoziationsereignis "freigesetzt" wird. Die Wirksamkeit der Übertragung
ist grob gesprochen umgekehrt proportional zum Abstand zwischen
derartigen Konformationsänderungen
und der Bindungsoberfläche
in der dritten Potenz.
Die Inkubationsbedingungen des Bindungsprotein-tritierter
Bindungspartner-Komplexes werden so eingestellt, dass die spezifische
Wechselwirkungsoberfläche-Amid-Tritium-Übertragung
(SISATT) für
ein spezielles Bindungsprotein-Partner-Paar
optimiert wird. Der SISATT-Wert ist definiert als das Verhältnis der
Menge an Tritium (CPM), das vom Bindungspartner auf Bindungsprotein-Peptidamide übertragen
wird, von denen vorher (durch die Technik von Anspruch 1) festgestellt
worden ist, dass sie einer Verlangsamung des Amid-Wasserstoffaustausches
bei der Bildung des Bindungsprotein-Partner-Komplexes unterliegen,
dividiert durch das gesamte Tritium (CPM), das vom Bindungspartner
auf sämtliche
Peptidamide im Bindungsprotein übertragen
worden ist.
- 5) Nach einer Inkubationsdauer, die den SISATT-Wert ermöglicht und
vorzugsweise optimiert, werden die Bedingungen eines langsamen Wasserstoffaustausches
wieder hergestellt, der Komplex wird dissoziiert und das Bindungsprotein
wird fragmentiert. Fragmente des Bindungsproteins (im Gegensatz
zum ursprünglich
markierten Bindungspartner), die eine Tritium-Markierung tragen,
werden identifiziert und einer weiteren Charakterisierung gemäß den vorstehenden
Ausführungen
zugeführt.
Alternativ wird Deuterium anstelle von Tritium als Markierung verwendet.
Deuterium hat den Vorteil, dass es eine wesentlich höhere Beladung
mit Markierung erlaubt (da Deuterium wesentlich billiger als Tritium
ist).
-
Ferner
ist es möglich,
eine direkte Markierung des Bindungspartners mit Deuterium und des
Bindungsproteins mit Tritium vorzunehmen. Als Ergebnis werden sowohl
die Bindungsstelle als auch die allosterisch bedeckten Amide des
Bindungsproteins tritiert, während
nur die Bindungsstellenamide deuteriert werden.
-
Dieses
indirekte Verfahren eignet sich insbesondere zur Untersuchung von
Proteinen, die anschließend
oder im Verlauf der Bindung erheblichen Konformationsänderungen
unterliegen, z. B. Insulin und dessen Rezeptor.
-
Zusammensetzungen
-
Nach
Bestimmung der Bindungsstellen eines Bindungsproteins oder eines
Bindungspartners nach den vorliegenden Verfahren (allein oder in
Verbindung mit anderen Verfahren) werden die Informationen zur Bereitstellung
neuer diagnostischer oder therapeutischer Mittel ausgenützt. Bei
derartigen Mitteln kann es sich um Fragmente, die im Wesentlichen
diesen Bindungsstellen entsprechen (mit geeigneten Linkern, um sie
in der richtigen räumlichen
Beziehung zu halten, wenn die Bindungsstelle diskontinuierlich ist)
oder um Peptidyl- oder Nichtpeptidyl-Analoge davon mit ähnlichen
oder verbesserten Bindungseigenschaften handeln. Ferner können auch
Moleküle
bereitgestellt werden, die an diese Bindungsstellen binden, die
gegebenenfalls dem Paratop des Bindungspartners entsprechen.
-
Die
diagnostischen Mittel können
ferner in geeigneter Weise eine Markierung oder einen Träger umfassen.
Die therapeutischen Mittel können
ferner einen Trägerstoff
enthalten, der die Abgabe verstärkt
oder anderweitig die therapeutische Wirkung verbessert.
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Die
Mittel können
ein oder mehr Epitope aufweisen, die gleich oder verschieden sind
und die Epitopen der gleichen oder unterschiedlicher Bindungsproteine
oder Bindungspartner entsprechen.
-
Beispiele
-
Zum
Nachweis der praktischen Eignung dieser Technik hat die Anmelderin
die Wechselwirkung von humanem Hämoglobin
mit zwei verschiedenen monoklonalen Antikörpern untersucht, von denen
bekannt ist, dass sie mit definierten und vorher identifizierten
Unterregionen des Hämoglobin-Bindungsproteins
Haptoglobin reaktiv sind. Bei diesen Untersuchungen bediente man
sich des monoklonalen Antikörpers β6-1-23456 (spezifisch
für die
humane Hämoglobin β-Kette; Epitop
zentriert an oder um β6-Glu)
und des monoklonalen Antikörpers β-121 (spezifisch
für die
humane Hämoglobin β-Kette in
der Region des Restes β-121).
Beide Antikörper
wurden großzügigerweise
von C. R. Kiefer, Medical College of Georgia, Augusta, Georgia,
zur Verfügung
gestellt (Druckschrift 51). Humanes Haptoglobin wurde von der Fa.
Calbiochem Corporation, La Jolla, Kalifornien, bezogen.
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Präparation
von Hämoglobin:
Blut wurde einem normalen Spender entnommen, und zwar in Natriumheparin
mit 10 U/ml. Die roten Blutkörperchen
wurden 5-mal in kalter, phosphatgepufferter Kochsalzlösung (PBS)
(pH-Wert 7,4) gewaschen, wobei nach jedem Waschvorgang der Leukozytenfilm
abgesaugt wurde. Zur Lysis der Zellen wurde dem gewaschenen Zellpellet
ein gleiches Volumen an kaltem, destilliertem Wasser zugesetzt.
Anschließend
wurde unter heftigem Aufwirbeln ein halbes Volumen an kaltem Toluol
zugesetzt. Dieses Gemisch wurde 30 Minuten in einem kalten SorvallR-Zentrifugenrotor (Dupont) mit 15000 U/min
(33000 g) zentrifugiert. Die Hämoglobinschicht
(Mittelschicht) wurde entfernt und die Zentrifugation und das Dekantieren des
Hämoglobins
wurden wiederholt. Das isolierte Hämoglobin wurde gegen 0,1 M
Natriumphosphat, 0,5% NaCl, pH-Wert 7,4, bei 4-maligem Austausch
dialysiert. Nach der Dialyse wurde die Probe 15 Minuten mit Kohlenmonoxid
behandelt. Die endgültige
Hämoglobinkonzentration
wurde unter Zugrundelegung einer molaren Extinktion für Häm bei 540
nm von 14 270 gemessen. Das Präparat
wurde in eingefrorenem Zustand bei –70°C in Aliquotanteilen gelagert.
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Präparation
von Pepsin: Schweine-Pepsin (Worthington Biochemical Corp.) wurde
mit 10 mg/ml in 50 mM Natriumacetat vom pH-Wert 4,5 gelöst und gegen
die gleiche Verdünnung
dialysiert, um proteolytische Fragmente zu entfernen. Das Produkt
wurde in eingefrorenem Zustand bei –70°C in Aliquotanteilen gelagert.
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Tritiumaustausch:
Sämtliche
Stufen wurden bei 0°C
durchgeführt.
Der AN-Austausch wurde durch Vermischen gleicher Volumina (5 ml)
an isoliertem Hämoglobin
(300 mg/ml) und tritiertem Wasser (50 Ci/ml) eingeleitet und das
Gemisch wurde 4 Stunden inkubiert. Aliquotanteile dieses Gemisches
(1,3 μl)
wurden sodann zu äquimolaren
Mengen entweder an monoklonalem β6,
monoklonalem β121,
Haptoglobin, (alle in einer Konzentration von 10 mg/ml in PBS, pH-Wert
7,4, in einem endgültigen
Inkubationsvolumen von 75 μl)
oder zu 75 μl
PBS allein gegeben. Diese Hämoglobin-Ligand-Gemische
wurden sodann sofort auf 2 ml SephadexR G-25-Schleudersäulen aufgesetzt
und 4 Minuten bei 1100 g zentrifugiert. Die Schleudersäulen wurden
vorbereitet, indem 3 ml fassende Polypropylen-Säulen (Fisher Scientific) mit
2 ml Sephadex G-25 fine, das in PBS, pH-Wert 7,4, 0,1% TritonR × 100, äquilibriert
worden war, gepackt wurden. Die Säulen wurden unmittelbar vor der
Verwendung mit 1100 g vorzentrifugiert. Nach der Säulentrennung
wurden die Proben einem AUS-Austausch
durch 40-stündige
Inkubation (10-fache Dauer des AN-Austausches) unterzogen. Anschließend wurden
die Proben mit Pepsin hydrolysiert. Typischerweise wurden 25 μl des AUS-Austauschgemisches
mit einem Gehalt an 70 μg
Hämoglobin
zu 10 μg
Pepsin in 110 μl
0,1 M NaPO4, pH-Wert 2,7, plus 2,5 μl 0,5 M H3PO4 gegeben. Das
Gemisch wurde 10 Minuten auf Eis inkubiert und sodann in die HPLC-Säule injiziert.
Ein Aliquotanteil von einem AN-Austausch unterzogenen Hämoglobin
wurde sofort auf den pH-Wert 2,7 eingestellt, über einen pH-Wert von 2,7 (0,1
M NaPO4, pH-Wert 2,7) geleitet und ohne
eine Periode des AUS-Austausches auf die vorstehend beschriebene
Weise ebenfalls proteolysiert und analysiert. Zur Messung der AN-Austauschgeschwindigkeiten
von spezifisch markierten Amidprotonen wurde Hämoglobin auf die vorstehende
Weise einem AN-Austausch unterzogen, wobei die Zeitabstände aber
10 Sekunden bis 18 Stunden betrugen, mit Ligand umgesetzt und einem
18-stündigen
AUS-Austausch unterzogen. Die Proben wurden sodann auf die vorstehend
beschriebene Weise proteolysiert und einer HPLC-Analyse unterworfen.
Die spezifische Markierung an Peptiden wurde quantitativ als Funktion
der AN-Austauschzeit bestimmt.
-
Hochdruck-Flüssigchromatographie:
Verdaute Proben wurden an einer Waters HPLC-Einheit analysiert,
die so modifiziert war, dass die Säule und die Injektionsvorrichtung
sich im schmelzenden Eis befanden. Die mobile Phase wurde unter
Verwendung von Barnstead-Nanopur-Wasser, Aldrich-Ultrapur-Natriumphosphat,
J. T. Baker UltrexR-HCL und HPLC-Acetonitril
der Fa. Burdick & Jackson
zubereitet. Die mobile Phase bestand aus 50 mM NaPO4,
pH-Wert 2,7 (Lösungsmittel
A) und einem Gemisch aus 20% 50 mM NaPO44
und 80% Acetonitril (ACN), endgültiger
pH-Wert 2,7 (Lösungsmittel
B). Die Trennung von Peptiden wurde unter Verwendung einer 30 cm-Phenomenex
BondcloneR 10 C18-Säule erreicht. Das Gradientenprogramm
begann mit 100% A, 0% B und veränderte
sich im Verlauf von 3,4 Minuten auf 83% A, 17% B. Im Zeitraum von
3,4 bis 6,7 Minuten wurde das System konstant mit 83% A, 17% B betrieben.
Im Zeitraum von 6,7 bis 73,3 Minuten bewirkte das Programm einen
linearen Anstieg der prozentualen Zunahme von B von 17% auf 51%.
Die Absorption wurde bei 214 nm mit einem Detektor Waters Modell
441 überwacht.
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Für die Trennung
in der zweiten Dimension wurden Peptidpeaks mit der spezifischen
Markierung, die bei 0°C
gesammelt wurden, isoliert, in eingefrorenem Zustand bei –70°C gelagert,
bei 0°C
aufgetaut, mit einem gleichen Volumen an 100 mM PO4,
pH-Wert 2,7 vermischt und auf die vorstehende Weise der HPLC-Analyse unterzogen,
mit der Ausnahme, dass es sich beim Puffer A um 0,115% Trifluoressigsäure (TFA)
in H2O und beim Puffer B um 80% ACN, 20%
H2O, 0,1% TFA handelte. Peaks, die eine
spezifische radioaktive Markierung trugen, wurden identifiziert
und isoliert.
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Probengewinnung:
Der HPLC-Ausfluss wurde am HPLC-Detektorausfluss mit einem Gilson
Modell 203R-Fraktionssammler gesammelt.
Proben (100 bis 400 Fraktionen pro Ansatz) wurden gesammelt. Ihre
Radioaktivität
wurde durch Zugabe von 5 Volumina Aquamix (ICN Radiochemicals) und
anschließende
Szintillationszählung
bestimmt. Bei weiteren Untersuchungen wurde eine on-line-Flüssigszintillationszählung unter Verwendung
eines B-RAM-Durchflussstrahlungsdetektors (INUS Inc.) durchgeführt.
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Peptididentifizierung:
Durch HPLC isolierte Peptide wurden durch Gasphasen-Edman-Sequenzierung und
Aminosäureanalyse
in der UCSD-Proteinsequenzieranlage analysiert.
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Ergebnisse
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Hämoglobia-monoklonale Antikörper-Epitop-Kartierung
-
Hämoglobin
wurde 4 Stunden einem AN-Austausch unterzogen und sodann entweder
ohne eine Zeitspanne des AUS-Austausches proteolysiert (1b), mit einer äquimolaren
Menge an monoklonalem β6-Antikörper vermischt
und sodann einem 40-stündigem
AUS-Austausch unterzogen (1c),
mit monoklonalem β-121-Antikörper vermischt
und einem 40-stündigen AUS-Austausch
unterzogen (Daten nicht dargestellt) oder einem 40-stündigen AUS-Austausch
in Abwesenheit von zugesetztem Antikörper unterzogen (1d). Bei Prüfung des
markierten Hämoglobins
ohne eine Zeitspanne des AUS-Austausches (1b) erfolgte eine Auftrennung in mindestens
17 radioaktiv markierte Peaks, die allgemein den Peaks entsprachen,
die bei der Verfolgung der optischen Dichte des gleichen HPLC-Ansatzes
auftraten (1a). Überließ man markiertes
Hämoglobin
einem vollständigen
AUS-Austausch ohne
Anwesenheit eines schützenden
monoklonalen Antikörpers,
so verschwanden sämtliche
radioaktiv markierten Peaks (1d).
Wenn jedoch markiertes Hämoglobin. in
Gegenwart des monoklonalen β6-Antikörpers einem
AUS-Austausch unterzogen wurde, trat ein einziger besonderer Peak
mit radioaktiver Markierung auf, was darauf hinweist, dass diese
Fraktion das monoklonale β6-antigene
Epitop enthält
(1c).
-
Wurde
dieser Peak einer HPLC in der zweiten Dimension in TFA enthaltenden
Lösungsmitteln
unter Bedingungen eines verlangsamten Protonenaustausches unterzogen,
so wurden 2 Peptide aufgrund ihrer optischen Dichte bei 214 nm aufgetrennt,
wobei nur eines davon radioaktiv markiert war (2). Durch Gasphasen-Mikrosequenzierung
und Aminosäureanalyse
wurde festgestellt, dass dieses markierte Peptid die Reste 1–14 der β-Kette von
Hämoglobin
darstellt. Eine Messung der AN-Austauschgeschwindigkeiten der markierten Amide
in diesem Peptid belegte zwei Geschwindigkeitsklassen, beide von
gleicher Größe: eine
tauschte mit einer Halbwertszeit von weniger als 10 Sekunden aus
und die andere mit einer Halbwertszeit von etwa 1 Stunde. Messungen
der spezifischen Aktivität
zeigen, dass 4,3 Amidprotonen innerhalb dieses 14-meren Peptids durch
Wechselwirkung des β6-Antikörpers mit
Hämoglobin
verlangsamt sind. Ein synthetisches Peptid, das mit den Resten 1–14 der
Hämoglobin β-Kette (β1-14) identisch
war, wurde synthetisiert, durch Protonenaustausch mit Tritium markiert
und einem abgestuften Verdau mit Carboxypeptidase P unterzogen (vergl. 6a–e).
-
Ähnliche
Untersuchungen wurden mit Hämoglobin,
das dem AUS-Austausch
nach Wechselwirkung mit monoklonalem β-121-Antikörper unterzogen worden war,
durchgeführt
(3a–c).
Drei durch Pepsin erzeugte Peptide wiesen eine Tritium-Markierung
auf (3b). Nach HPLC-Trennung
in der zweiten Dimension in TFA enthaltenden Lösungsmitteln wurden diese Peaks
in ähnlicher
Weise von Verunreinigungen abgetrennt und sequenziert. Es wurde
festgestellt, dass es sich um die Hämoglobin-Polypeptide β1-14, β113-128 und β15-31 handelte.
Bei vorläufigen
Protonen-Zähluntersuchungen
waren an jedem dieser drei Peptide zwei verlangsamte monoklonale β121-Protonen
vorhanden.
-
Die
Positionen dieser Peptidregionen im gefalteten Hämoglobin-Tetrameren sind in
den 5a und 5b dargestellt. Monoklonales β6 markiert
sechs Amidbindungen, die am extern angeordneten Segment des gefalteten
Hämoglobinmoleküls angeordnet
sind (β-Kette-Aminosäuren 1–14), die
das vorher charakterisierte Zielepitop dieses monoklonalen Antikörpers (β6-9) umfassen
(Druckschrift 51). Der monoklonale β-121-Antikörper markiert insgesamt etwa
6 Protonen, die, obgleich sie an den nicht-zusammenhängenden
Regionen der linearen Aminosäuresequenz
von Hämoglobin
vorliegen, an der Oberfläche
angeordnet sind und in enger Nähe
zueinander im gefalteten Hämoglobinmolekül auftreten
und den Rest der Hämoglobin β-Kette 121
umfassen.
-
Kartierung
von Hämoglobin-Haptoglobin-Wechselwirkungsstellen
-
Bei
der Bindung von Hämoglobin
an Haptoglobin ist es bekannt, dass das Hämoglobinmolekül Haptoglobin über drei
nicht-zusammenhängende
Peptidregionen kontaktiert, die aus Hämoglobin α-Kette 121-127, β11-25 und β131-146 bestehen
(Druckschriften 52, 53). Wir erwarteten daher, dass eine Pepsinspaltung
von Hämoglobin,
das an den Haptoglobin-Wechselwirkungsstellen markiert ist, zwischen
2 und 10 radioaktiv markierte Peptide ergeben würde. Wir führten daher unsere Untersuchungen
an Haptoglobin mit einem höheren Auflösungsgrad
durch, der durch Sammeln einer größeren Anzahl an HPLC-Fraktionen
erreicht wurde (vergl. Figg. 4a–d). Unter diesen Bedingungen
zeigt markiertes Hämoglobin,
das ohne eine Zeitspanne des AUS-Austausches analysiert worden ist,
mehr als 33 unterscheidbare, radioaktiv markierte Peaks (4b), was wiederum mit dem
Verlauf der optischen Dichte übereinstimmt
(4a). Markiertes Hämoglobin,
das in Gegenwart von Haptoglobin einem AUS-Austausch unterzogen
worden ist, bildet 7 spezifisch radioaktiv markierte Peaks (4c), die nicht vorhanden
sind, wenn Hämoglobin
in Abwesenheit von Haptoglobin einem AUS-Austausch unterzogen wird
(4d). Diese Ergebnisse
zeigen, dass diese Technik gut mit einem rezeptorartigen Liganden-Wechselwirkungssystem
als Komplex, wie der von Hämoglobin
mit Haptoglobin, funktioniert.
-
Lösungsmitteleffekt
-
Synthetisches
Hämoglobin-β1-14-Peptid
wurde durch Protonenaustausch an sämtlichen Peptidamiden mit Tritium
markiert. Aliquotanteile von markiertem Peptid wurden bei 0°C einer HPLC-Analyse,
wie in den 1a–d unterworfen, mit der Ausnahme,
dass ein Bereich von Lösungsmittel-pH-Werten gemäß den folgenden
Angaben verwendet wurde. Der prozentuale Anteil des ursprünglich peptidgebundenen
Tritiums, das an das Peptid unter sämtlichen HPLC-Bedingungen gebunden
blieb, wurde sodann bestimmt.
-
-
Die
Tritium-Retention betrug etwa 57% für TFA (pH-Wert 2,1), 46% für PO4 (pH-Wert 2,7), 34% für PO4 (pH-Wert
3,5) und 14% für
PO4 (pH-Wert 4,0).
-
Die
Erfindung soll durch die beschriebenen speziellen Ausführungsformen
nicht bezüglich
ihrer Schutzumfangs beschränkt
werden. Diese Ausführungsformen
dienen nur als einzelne Erläuterungen
individueller Aspekte der Erfindung. Auch funktionell äquivalente
Methoden und Bestandteile fallen unter den Umfang der Erfindung.
Tatsächlich
sind zusätzlich
zu den hier dargestellten und beschriebenen Ausführungsformen zahlreiche Modifikationen
möglich,
die sich für
den Fachmann aus der vorstehenden Beschreibung und der beigefügten Zeichnung
ergeben. Derartige Modifikationen fallen unter den Umfang der beigefügten Ansprüche.
-
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