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Die Erfindung betrifft die Herstellung von Quarzglas-Produkten mit neuen oder
verbesserten Eigenschaften sowie neue Verfahren zur Herstellung derartiger Produkte
aus porösen Siliciumdioxid-Vorformen. Eine bevorzugte Ausführungsform der
Erfindung umfaßt glasartige Produkte aus nitriertem Quarz mit außergewöhnlichen
physikalischen Eigenschaften.
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Es ist seit vielen Jahren bekannt, daß Siliciumnitride andere Eigenschaften als
Siliciumdioxid haben und daß einige dieser Eigenschaften für bestimmte Anwendungen
vorteilhaft sein können. Siliciumnitrid und Siliciumoxynitride können auf verschiedene
Art und Weise hergestellt werden, z. B. durch Umsetzung von Silicium und/oder
Siliciumdioxid mit Ammoniak, und die Produkte dieses Typs eignen sich für einige
spezielle Anwendungen.
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Es gibt jedoch viele Gründe, warum die kommerzielle Verwendung derartiger
Produkte sehr beschränkt ist, warum in bezug auf Produkte aus Siliciumnitrid nicht intensiv
geforscht wird und warum die Investition von viel Kapital in die Forschung und
Entwicklung auf diesem Gebiet nicht gerechtfertigt zu sein scheint. Die Herstellung von
Produkten aus Siliciumnitrid oder Produkten aus Siliciumoxynitrid ist schwierig und
teuer. Siliciumdioxid (Silica) reagiert nicht ohne weiteres mit Stickstoff, obwohl bei
geeigneten Reaktionsbedingungen die Herstellung von Oxynitriden durch Umsetzung
von Siliciumdioxid-Teilchen mit wasserfreiem Ammoniak möglich ist.
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Auf dem Gebiet der Mikroelektronik haben mögliche Anwendungen von
Siliciumoxynitrid-Filmen bei den Wissenschaftlern Beachtung gefunden, und zwar aufgrund der
einzigartigen dielektrischen Eigenschaften und anderer Eigenschaften. Solche Filme
können durch chemisches Aufdampfen oder durch Nitrierung von
Silicium-Ober
flächen oder dünnen Filmen aus Siliciumdioxid hergestellt werden. Dünne
Siliciumdioxid-Filme, die nach einem Sol-Gel-Verfahren hergestellt werden, können von
Ammoniak durchdrungen werden, und zwar möglicherweise aufgrund der Mikroporosität und
weil der getrocknete Film Risse bildet. Bei einer Temperatur von 1000ºC bis 1200ºC
kann wasserfreies Ammoniak mit dem Siliciumdioxid-Film unter Bildung von
Oxynitriden mit speziellen Eigenschaften reagieren.
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Beachtung hat auch die Herstellung von Glas oder Glas-Keramik-Produkten aus
Siliciumdioxid (SiO&sub2;) und Stickstoff (N) als Grundkomponenten enthaltenden
Zusammensetzungen, wie sie in dem Patent 4 222 760 von Corning beschrieben werden,
gefunden. In diesem Patent wird jedoch ausgeführt, daß im einfachen ternären SiO&sub2;-Al&sub2;O&sub3;-
N-System (Fig. 8) der Bereich, in dem praktisch Glas gebildet wird, sehr klein ist und
im einfachen binären SiO&sub2;-N-System so gut wie nicht vorhanden ist.
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Gläser aus Siliciumoxynitrid können hergestellt werden, indem ein Gemisch aus Oxid-
und Nitridpulvern bei hoher Temperatur, beispielsweise 1600ºC bis 1700ºC oder
höher, geschmolzen wird. Es können Oxide von Aluminium und anderen Metallen
verwendet werden (d. h. Ca, Li, Mg oder Y). Bei der Stickstoffquelle kann es sich
beispielsweise um Si&sub3;N&sub4; oder AIN handeln. Das Oxynitrid-Glas hat potentiellen Nutzen
zur Herstellung von speziellen Glasplatten oder Glasfasern (vgl. US-Patent
4 609 631).
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Oxynitride haben einige erwünschte Eigenschaften, die denen von Quarzglas
überlegen sein und einen potentiellen Nutzen in der Halbleitertechnik haben können. Es
scheint jedoch, daß diese Möglichkeiten, sofern sie gegeben sind, bisher nicht erkannt
worden sind und die Verwendung von Oxynitrid-Glas in Verbindung mit der
kommerziellen Herstellung und Verarbeitung von Silicium-Wafern und anderen
Halbleitervorrichtungen nicht als lohnend angesehen wurde.
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Bis heute gibt es keinen praktikablen Ersatz für Quarzglas bei der kommerziellen
Herstellung von Silicium-Halbleitern. Die modernen Glastiegel, die in Czochralski(Cz)-
Kristallziehöfen verwendet werden, sind aus Siliciumdioxid mit sehr hoher Reinheit
(d. h. einer Reinheit von mindestens 99, 99%) hergestellt. Signifikante Mengen an
Stickstoff können in Cz-Tiegeln nicht toleriert werden. Seit mehr als zwei Jahrzehnten
bestehen die Hersteller von Silicium-Kristallen darauf, daß die in Kristallziehöfen
verwendeten Tiegel durchsichtig und frei von signifikanten Mengen an Stickstoff oder
Cristobalit sind.
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Aufgrund der Bedeutung der Mikroelektronik und der Computer besteht eine starke
Nachfrage für ultrareines Quarzglas zur Herstellung von modernen Mikrochips. Die
Halbleitertechnik wird im Hinblick auf Verunreinigungen in dem Quarzglas immer
empfindlicher. Ein Glas sollte mindestens 99,995 Gew.-% Siliciumdioxid enthalten, um den
modernen Anforderungen an die Verarbeitung von Halbleiterwafern zu genügen. Das
für diesen Zweck üblicherweise verwendete ultrareine synthetische Quarzglas hat
eine Reinheit von etwa 99,999%.
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Vor der Erfindung wäre das Vorhandensein von signifikanten Mengen an chemisch
gebundenem Stickstoff in einem bei der Halbleiterherstellung verwendeten Quarzglas
als äußerst unerwünscht angesehen worden. Stickstoff scheint bisher eine zu
vermeidende Verunreinigung gewesen zu sein.
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Der prozentuale Stickstoff-Gehalt als Verunreinigung in einem kommerziellen
Quarzglas ist gering, wird aber häufig weder bestimmt noch angegeben, weil die
Bestimmung des Stickstoff-Gehaltes mit akzeptabler Genauigkeit schwierig ist. Das Problem
des analytischen Nachweises ist ein weiterer guter Grund, warum die ungewöhnlichen
Eigenschaften und Vorteile von chemisch gebundenem Stickstoff in der Glastechnik
bisher weder verstanden noch erkannt worden sind.
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Seit mehreren Jahrzehnten werden in großem Umfang von kristallinem Siliciumdioxid
im wesentlichen freie glasartige Siliciumdioxid-Produkte verwendet, und zwar
aufgrund der außergewöhnlichen Widerstandsfähigkeit gegen Hitzeschock und wegen
weiterer vorteilhafter physikalischer Eigenschaften. Diese Produkte haben jedoch eine
beschränkte Lebensdauer, wenn sie auf über 1200ºC erhitzt werden, sowie andere
Nachteile, nämlich aufgrund der beschränkten Widerstandsfähigkeit gegen
Verformung, wegen der Entglasung des Glases und wegen der Schäden, die sich durch die
kristallographische α-β-Umwandlung während des Erhitzens und Abkühlens des
entglasten Glases ergeben. Seit einigen Jahrzehnten besteht daher Bedarf für eine
praktikable Lösung dieser Probleme, insbesondere des Entglasungsproblems, jedoch
ist vor der Erfindung keine einfache Lösung aufgezeigt worden.
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Außerdem besteht ein Bedürfnis zur Beseitigung anderer Mängel von bestimmten
Produkten und Verfahren, bei denen die Verwendung von Quarzglas oder glasartigem
Siliciumdioxid eine Rolle spielt. Beispielsweise treten ernsthafte Probleme auf, wenn
versucht wird, elementares Silicium in Siliciumdioxid-Formen zu gießen, aufgrund
derer es notwendig ist, die teuren und ineffektiven, provisorischen, durch Zerbrechen
entfernbaren Gießformen in Kauf zu nehmen.
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In der Halbleitertechnik besteht für moderne Epitaxie-Reaktoren, Diffusionsöfen, CVD-
Ausrüstungen und andere Hochtemperaturausrüstungen ein starker Bedarf für
wirksame Wärmestrahlungs-Hitzeschilde. Es gibt zwar einige Versuche, diesen Bedarf zu
befriedigen, diese sind aber primitiv und generell unzufriedenstellend.
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Erfindungsgemäß wird ein Verfahren zur Herstellung eines Gegenstandes aus
dichtem Quarzglas, wie in Anspruch 1 definiert, bereitgestellt. Weitere Merkmale der
Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen definiert.
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Die Erfindung betrifft die Nitridierung oder Nitrierung von porösen
Siliciumdioxid-Vorformen und ist mit einer neuen Technik verbunden, die einen Riesenfortschritt und
einen Durchbruch von möglicherweise großer Bedeutung auf dem Gebiet des
stickstoffhaltigen Siliciumdioxids oder der Siliciumoxynitride darstellt. Es lassen sich
erstaunliche Verbesserungen der physikalischen Eigenschaften eines hochreinen
Quarzglases erzielen, indem eine geringe Menge an chemisch gebundenem Stickstoff
in das Siliciumdioxid eingeführt wird.
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Diese Ausführungsform ist nicht nur aufgrund der Schwierigkeiten bei der Bildung von
wesentlichen Mengen an chemisch gebundenem Stickstoff ungewöhnlich, sondern
auch deshalb, weil die Bestimmung oder der Nachweis der gebildeten Mengen oder
die Feststellung der sich dadurch ergebenden Vorteile schwierig ist. Die erzielten
Ver
besserungen im Hinblick auf die Widerstandsfähigkeit von Quarzglas gegen
Entglasung waren völlig unerwartet.
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Erfindungsgemäß wurden verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Nitrierung von
Siliciumdioxid zu beschleunigen, beispielsweise durch Verwendung von Ammoniak,
durch Einführung von Katalysatoren, beispielsweise Calcium, durch Anwendung
hoher Drücke und durch Vorbehandlung des Siliciumdioxids zur Bereitstellung von
reaktiven Gruppen, beispielsweise Hydroxyl- oder Halogen-Gruppen, an der Oberfläche.
Die Einführung von mehr als einer sehr geringen Menge an derartigen reaktiven
Gruppen in eine poröse Siliciumdioxid-Vorform des Typs, der zur Herstellung von
typischen Quarzglas-Produkten verwendet wird, ist jedoch schwierig, genauso wie die
Einführung von signifikanten Mengen an chemisch gebundenem Stickstoff in ein
Quarzglas. Außerdem ist der Einsatz einer extrem teuren Ausrüstung zum Aufbau der
hohen Drücke, die zur wirksamen Nitrierung erforderlich sind, unpraktisch.
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Die Erfindung erfordert eine derartige teure Ausrüstung nicht. In einer
Ausführungsform wird der Druck innerhalb von geschlossenen Poren (oder Blasen) des Glases
durch die Oberflächenspannung des die Poren umgebenden Glases gebildet.
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Beispielsweise kann bei der Durchführung der Erfindung nach dieser ersten
Ausführungsform eine durch Schlickergießen oder ein anderes geeignetes Verfahren aus
Quarzglas-Teilchen hergestellte Siliciumdioxid-Vorform mit einer Porosität von 10 bis
40 Vol.-% getrocknet, durch Brennen in Dampf enthaltender Luft hydroxyliert und
dann bei hoher Temperatur, beispielsweise 1000ºC bis 1200ºC, in wasserfreiem
Ammoniak nitriert werden. Die nitrierte Vorform kann dann 1 bis 3 Stunden oder länger
bei einer Temperatur von 1400ºC bis 1500ºC zur Erhöhung der Dichte auf über 90%
und zum Schließen der Poren vor dem entgültigen Sintern bei einer Temperatur
oberhalb 1700ºC vorgesintert werden. Die chemische Bindungen zwischen den
Stickstoffatomen und den Siliciumatomen sind bei Temperaturen oberhalb 1500ºC instabil, und
als Folge dieser Instabilität wird durch den Stickstoff Druck erzeugt. Der zur
Aufrechterhaltung der Stabilität erforderliche Gegendruck ergibt sich durch die
Oberflächenspannung des Glases, was nachstehend weiter erklärt wird.
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Bei der Ausführung der Erfindung nach der ersten Ausführungsform wird ein/eine
Siliciumdioxid-Formkörper oder -Vorform mit einer Porosität von 10 bis 40 Vol.-% aus
einer feuerfesten Siliciumdioxid-Zusammensetzung oder einer Aufschlämmung aus
feinen Siliciumdioxid-Teilchen durch Schlickergießen, Gelgießen, elektrophoretische
Auftragung, isostatisches Pressen, Spritzgießen oder ein anderes geeignetes
Verfahren (vgl. Patente 3 222 435 und 3 619 440) hergestellt. Die poröse Siliciumdioxid-
Vorform wird auf solche Weise hergestellt und behandelt, daß sie nach dem Trocknen
und Brennen eine signifikante Menge an chemisch gebundenen Hydroxyl-Gruppen
und/oder anderen geeigneten reaktiven Oberflächengruppen (z. B. an oder in der
Nähe der Innenoberflächen der Poren), welche die Nitrierung des Siliciumdioxids
beschleunigen, enthält. Diese reaktiven Gruppen sind gewöhnlich statt
Halogen-Gruppen Hydroxyl- oder Silanol-Gruppen. Die gebrannte poröse Siliciumdioxid-Vorform
wird dann in einer reduzierenden Stickstoff-Atmosphäre (z. B. einer Atmosphäre aus
wasserfreiem Ammoniak, die bei einer geeignet hohen Temperatur von 850ºC bis
1200ºC gehalten wird) nitriert. Um sicherzustellen, daß die Poren der Vorform mit dem
Ammoniak-Gas oder einem Gemisch aus Stickstoff-Gas und Wasserstoff-Gas gefüllt
sind, kann ein starkes Vakuum zur Entfernung von Luft oder anderem Gas aus den
Poren der Vorform vor der Einführung des Ammoniaks oder des anderen
stickstoffhaltigen reduzierenden Gases in diese Poren angelegt werden. Es kann auch ein
Druckgefälle vorgesehen werden, um den Ammoniak oder das Stickstoff-Gas durch die
poröse Vorform zu drücken.
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Das entgültige Sintern der Vorform auf hohe Dichte, beispielsweise 98 bis 99 Gew.-%,
kann in einem elektrischen Induktionsofen, im allgemeinen wie im US-Patent
4 072 489 offenbart, unter Verwendung einer Stickstoff-Atmosphäre statt einer
Helium-Atmosphäre durchgeführt werden. Das Glas wird gewöhnlich während des
Sinterns auf mindestens 1700ºC und vorzugsweise auf etwa 1750ºC oder über den
Schmelzpunkt von Cristobalit zur Entfernung von kristallinem Siliciumdioxid erhitzt.
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Die poröse Siliciumdioxid-Vorform kann zur Erzielung von besseren Ergebnissen vor
der Nitrierung behandelt werden. Die Behandlung kann die Imprägnierung mit einem
hydrolysierten Siliciumalkoxid, nämlich wie nachstehend beschrieben, umfassen,
sowie eine Hydroxylierungsbehandlung zur Erhöhung der Anzahl an Hydroxyl-Gruppen,
Silanol-Gruppen oder anderen reaktiven Gruppen, welche die Nitrierung
beschleunigen (z. B. die chemische Bindung von Stickstoff an Siliciumatome). In einer
bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird die poröse Vorform in einem Ofen in einer
Atmosphäre aus Luft oder Sauerstoff und Dampf auf hohe Temperatur, beispielsweise
400ºC bis 1100ºC, erhitzt, damit der Hydroxyl-Gehalt des Glases vor dem
Nitrierungsschritt erheblich zunimmt.
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Gegebenenfalls kann die poröse Siliciumdioxid-Vorform mit einem hydrolysierten
Siliciumalkoxid, beispielsweise Ethylsilicat (TEOS), imprägniert und dann getrocknet und
gebrannt werden, bevor die oben beschriebene Dampfbehandlung oder der
Nitrierungsvorgang erfolgt.
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Durch Ausführung der Erfindung kann eine Anzahl von einzigartigen und
bemerkenswerten Produkten hergestellt werden. Die nach der Erfindung hergestellten nitrierten
Quarzglas-Produkte haben bemerkenswerte physikalische Eigenschaften und können
einen hohen kommerziellen Wert haben. Durch die Nitrierung einer porösen
glasartigen Siliciumdioxid-Vorform nach der Erfindung wird anscheinend bewirkt, daß
Stickstoffatome oder Amin-Gruppen chemisch an Siliciumatome an der Oberfläche des
glasartigen Siliciumdioxids gebunden werden, wodurch sich die physikalischen
Eigenschaften des Quarzglases selbst dann beträchtlich ändern, wenn der Stickstoff-Gehalt
kaum bestimmbar ist (z. B. unterhalb 0,005 Gew.-%).
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Die Widerstandsfähigkeit des Quarzglases gegen Entglasung bei hohen
Temperaturen (z. B. 1100ºC bis 1300ºC oder höher) und die Lebensdauer des Glases in
ätzenden Umgebungen kann durch Nitrierung drastisch verbessert werden, etwa mehr als
50-fach und möglicherweise um zwei Größenordnungen. Gleichzeitig kann die
Viskosität bei hoher Temperatur oder die Widerstandsfähigkeit des Glases gegen
Verformung bei hohen Temperaturen, beispielsweise 1400ºC oder höher, drastisch erhöht
werden. Aufgrund ihrer bemerkenswerten Eigenschaften eignen sich die nach der
Erfindung hergestellten Produkte aus nitriertem Quarzglas für ein großes Spektrum an
Anwendungen auf den Gebieten der Chemie und der Elektronik und anderer
Wissenschaften, beispielsweise für Glasglocken, Tiegel, Behälter, Tröge und Platten und
Kacheln für Öfen, Reaktoren und Warmwandanwendungen. Solche Produkte sind für die
Halbleitertechnik und auf dem Gebiet der Mikroelektronik besonders nützlich, weil sie
extrem rein, homogen und zuverläßig sind.
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Das nitrierte Quarzglas der Erfindung mit einer Dichte von 98 bis 99,5 Gew.-% oder
mehr und einem Siliciumdioxid-Gehalt von mindestens etwa 99,99 Gew.-% eignet sich
für einige spezielle Anwendungen besonders gut. Das nitrierte Glas hat einzigartige
Oberflächeneigenschaften, die herkömmliches Quarzglas nicht besitzt. Es wurde
festgestellt, daß das nitrierte Glas im Gegensatz zu herkömmlichem Quarglas sich zur
Verwendung als Dauerform zum Gießen von geschmolzenem, hochreinen Silicium
eignet, weshalb die zu zerbrechenden Einwegformen, die bisher zum Gießen von
Siliciumblöcken verwendet wurden, nicht mehr benötigt werden.
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Das undurchsichtige nitrierte Quarzglas der Erfindung ist besonders wertvoll für
Wärmestrahlungsschilde, die in CVD-Öfen zum chemischen Aufdampfen oder in Epitaxie-
Reaktoren, Diffusionsöfen und anderen in der Halbleitertechnik benutzten Öfen
verwendet werden. Dieses Glas ist für derartige Zwecke extrem gut geeignet. In Epitaxie-
Reaktoren beispielsweise sind die neuen hochdichten Hitzeschilde der Erfindung den
bisher verwendeten derart überlegen, daß die alten Schilde als unpraktisch
anzusehen sind.
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Die Hitzeschilde der Erfindung sind in vieler Hinsicht bemerkenswert. Normalerweise
haben sie eine hohe Dichte von 98 bis 99 Gew.-%, gewöhnlich mindestens 98,4%.
Dadurch wird das Problem der Kontamination minimiert. Die Erfindung beruht auf der
Feststellung, daß kleine Poren mit winzigen Abmessungen oder Abmessungen im
Mikrometerbereich optimale Widerstandsfähigkeit gegen Strahlung ergeben. Wenn
die Poren einen kleinen Durchmesser haben und eine große Anzahl an Poren einen
Durchmesser in der Nähe der Wellenlänge der Strahlung haben, ist die Wirksamkeit
des Hitzeschildes sehr hoch.
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Das bemerkenswerte an dieser Erfindung ist, daß die Bildung eines nahezu idealen
Netzwerkes aus kleinen Zellen möglich ist. Dies ist möglich, indem Amin-Gruppen
oder Stickstoffatome bereitgestellt werden, die anscheinend an Siliciumatome
gebunden und bei den höheren Sintertemperaturen instabil sind, so daß ein Dampfdruck
erzeugt wird, der ausreicht, um den durch die Oberflächenspannung des Glases
hervorgerufenen Verdichtungskräften zu widerstehen. Das Ergebnis ist ein weißes,
undurchsichtiges Glas mit hoher Dichte und feinen Poren. Das Glas wird durchsichtig,
wenn die Dichte in einem HIP-Ofen von 98,5% auf volle Dichte erhöht wird.
DEFINITIONEN UND BEGRIFFE
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Die Erfindung betrifft Quarzglas und Quarzglas, das einen hohen Prozentsatz an
Siliciumdioxid enthält und aus Quarzsand oder aus synthetischem Quarz mit noch
höherer Reinheit hergestellt werden kann. Quarzgläser enthalten üblicherweise 99,5 bis
99,99 Gew.-% oder mehr Siliciumdioxid und selten mehr als 1 Gew.-% an anderen
Verbindungen. Die Angabe "Quarz" bezieht sich auf Glas, quarzähnliche Gläser, wie
beispielsweise Vycor, ausgenommen, das 96 Gew.-% Siliciumdioxid enthält.
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Die Angabe "hochreines Quarz" bezieht sich hier auf Ouarzgut oder Quarzglas, das
mehr als 99,99 Gew.-% Siliciumdioxid und nicht mehr als etwa 50 Teile pro Million
Teile (ppm) Metallionen als Verunreinigung enthält. Die Angabe "ultrarein" in
Verbindung mit Siliciumdioxid oder synthetischem Quarzglas bezeichnet einen
Siliciumdioxid-Gehalt von mindestens etwa 99,998 Gew.-%.
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Die Angabe "feuerfest" bedeutet hier in bezug auf ein Glas oder eine
Glaszusammensetzung das Vermögen des Glases, Temperaturen bis zu 1500ºC, die beim Gießen
von Eisen auftreten, zu widerstehen.
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Die Angabe "mikronisiert" wird hier in bezug auf Teilchen verwendet, die zum Erhalt
einer durchschnittlichen Teilchengröße von nicht mehr als 20 um gemahlen oder
pulverisiert wurden.
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Die Angabe "β-OH-Wert" wird in der normalen Bedeutung zur Bezeichnung des durch
Infrarot-Spektroskopie bestimmten Hydroxyl-Gehaltes eines Quarzglases verwendet.
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Die Angabe "Sintertemperatur" bezeichnet hier eine Temperatur von mindestens
1300ºC, die ausreicht, um das Siliciumdioxid der porösen Vorform zum Koaleszieren
zu bringen, die Poren der Vorform zu verschließen und eine hohe Dichte zu ergeben.
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Sofern sich aus dem Zusammenhang nichts anderes ergibt, dient die Angabe
"Vakuum" hier zur Bezeichnung eines starken Vakuums (d. h. der Druck beträgt nicht mehr
als 10 Torr). Ein "Hochvakuum" ist ein unteratmosphärischer Druck von nicht mehr als
etwa 1 Torr (1000 Mikron).
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Die Angabe "reaktive Gruppen" bezieht sich hier in Zusammenhang mit einem
porösen Siliciumdioxid-Körper oder Siliciumdioxid-Teilchen auf hydroxyl- oder
halogenhaltige Gruppen (z. B. Oberflächengruppen Si-OH) oder auf andere reaktive oder
instabile Gruppen, welche die Nitrierung des Siliciumdioxids und die chemische
Bindung von Stickstoffatomen oder Amin-Gruppen an einige der Siliciumatome
beschleunigen, wenn das Siliciumdioxid in einer geeigneten reduzierenden Stickstoff-
Atmosphäre erhitzt wird.
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Die Angabe "kolloidales Siliciumdioxid" bezieht sich hier auf extrem kleine
Siliciumdioxid-Teilchen mit einer durchschnittlichen Teilchengröße von 1 bis 100 nm (d. h.
weniger als 0,1 um).
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Die Angabe "ultrarein" in bezug auf natürliches oder synthetisches Siliciumdioxid
bedeutet, daß andere Metallverunreinigungen als Aluminium 4 Teile pro Million Teile
(ppm) nicht übersteigen. Ein "extrem reines" Siliciumdioxid enthält bis zu 15 ppm
Aluminium und insgesamt nicht mehr als 8 ppm andere Metallionen.
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Die Angabe "hochporös" bezieht sich in Verbindung mit einer Siliciumdioxid-Vorform
nicht auf die Weite oder den Durchmesser der Poren, sondern auf das
Gesamtvolumen der Poren oder inneren Hohlräume und bedeutet eine Porosität von 25 bis 30
Vol.-% oder höher.
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Die Angabe "durchsichtig" wird in bezug auf gesintertes Quarzglas in der üblichen
Bedeutung verwendet und bezeichnet klares, hochdichtes Glas und bedeutet nicht,
daß das Glas nahezu optische Güte haben muß. Die Angabe umfaßt typischerweise
in Helium gesintertes Glas.
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Es ist klar, daß sich die Teile und Prozentsätze auf das Gewicht und nicht auf das
Volumen beziehen, sofern sich aus dem Zusammenhang nichts anderes ergibt.
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Die Erfindung betrifft insbesondere die Herstellung von Produkten aus hochreinem
glasartigen Siliciumdioxid oder Quarzglas aus feuerfesten
Siliciumdioxid-Zusammensetzungen, die zur Verdichtung des Glases geformt und gesintert werden. Die zur
Ausführung der Erfindung angewendeten Verfahren und verwendeten Vorrichtungen
ähneln den in den US-Patenten 4 072 489 und 5 053 359 beschriebenen.
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Die Erfindung betrifft die Herstellung eines porösen Formkörpers oder einer porösen
Vorform aus Siliciumdioxid aus einer feuerfesten Zusammensetzung oder einer
Aufschlämmung aus feinen Siliciumdioxid-Teilchen durch Schlickergießen (vgl. Patent
4 072 489), durch isostatisches Heißpressen, durch elektrophoretische Auftragung,
durch Spritzgießen (vgl. Patent 3 222 435) oder durch andere geeignete Verfahren
(vgl. Patent 3 619 440). Es kann auch ein Gelgießverfahren eingesetzt werden.
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Hochreines Siliciumdioxid oder Quarzglas kann, wie im Patent 4 072 489
beschrieben, unter Beibehaltung der gewünschten Reinheit auf eine geeignete Größe im
Mikrometerbereich pulverisiert, mikronisiert oder zerkleinert werden. Eine
Aufschlämmung oder ein Schlicker, die/der mikronisierte Teilchen aus hochreinem Siliciumdioxid
enthält, wird vorzugsweise durch Naßmahlen in einer herkömmlichen Kugelmühle mit
Kugeln oder Steinen, die aus ganz besonders reinem Quarzglas hergestellt sind,
hergestellt. Die während des Mahlens eingesetzte Flüssigkeit ist vorzugsweise
destilliertes Wasser und nicht eine organische Flüssigkeit. Nach dem Mahlen beträgt die
durchschnittliche Teilchengröße der Siliciumdioxid-Teilchen 2 bis 10 um.
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Zur Ausführung der Erfindung wird gewöhnlich vorzugsweise hochreines
Siliciumdioxid oder Quarzglas mit einem Siliciumdioxid-Gehalt von 99,99% oder höher
eingesetzt. Natürliches oder synthetisches Quarzglas mit einem angegebenen
Siliciumdioxid-Gehalt von mindestens 99,999 Gew.-% ist im Handel erhältlich. Ein derartiges
ult
rareines Siliciumdioxid kann durch Hydrolyse von Siliciumtetrachlorid oder
Tetraethylorthosilicat (TEOS) hergestellt werden. Extrem reines Siliciumdioxid kann auch aus
hochreinem Quarzsand, der zur Entfernung von Verunreinigungen behandelt worden
ist, hergestellt werden.
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Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung betrifft die Herstellung von Produkten
aus Glas aus hochreinem nitrierten Siliciumdioxid. In dieser Ausführungsform wird ein
Körper oder eine Vorform aus Siliciumdioxid mit erheblicher Porosität in die
gewünschte Gestalt gebracht oder geformt, getrocknet, in Luft oder Sauerstoff gebrannt und
dann in einer stickstoffhaltigen reduzierenden Atmosphäre nitriert, um eine Bindung
der Stickstoffatome an Siliciumatome des Siliciumdioxids (z. B. Si-NH&sub2;) zu ergeben.
Die Nitrierung der Siliciumdioxid-Vorform kann vor oder während des Sinterns der
Vorform vorgenommen werden.
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Das Siliciumdioxid der Vorform ist vorzugsweise ein glasartiges Quarz mit hoher
Reinheit und kann eine Reinheit von mehr als 99,99 Gew.-% haben. Wenn die
Siliciumdioxid-Vorform durch Gelgießen, wie in der oben beschriebenen Ausführungsform
der Erfindung beschrieben, hergestellt wird, bildet sich ein beträchtlicher Teil des
Siliciumdioxids aus hydrolysiertem Ethylsilicat. Bevor die Siliciumdioxid-Vorform auf hohe
Dichte gesintert wird, kann sie 2 bis 10 Stunden in Luft bei einer Temperatur von
800ºC bis 1250ºC zur Oxidation der Kohlenwasserstoffe oder anderer brennbarer
Materialien gebrannt werden. Der normale Brennvorgang kann etwa 3 bis etwa 4
Stunden dauern, und zwar bei einer Temperatur von 1050ºC bis 1200ºC.
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Zur Herstellung von Produkten aus nitriertem Quarzglas nach der Erfindung wird die
poröse Siliciumdioxid-Vorform mit reaktiven Oberflächengruppen versehen,
beispielsweise Hydroxyl- oder Halogen-Gruppen, die in Gegenwart von Ammoniak instabil sind
und die Nitrierung des Siliciumdioxids bei hohen Temperaturen beschleunigen. Die
Menge an Hydroxyl-Gruppen oder anderen reaktiven Gruppen kann beträchtlich sein
(d. h. mindestens 100 Teile pro Million Teile, ppm). Die Menge kann 150 bis 250 ppm
oder mehr betragen.
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Zum Erhalt des gewünschten Hydroxyl-Gehalts kann die poröse
Siliciumdioxid-Vorform mit Dampf bei hoher Temperatur, beispielsweise 400ºC bis 1100ºC oder höher,
hydroxyliert werden. Die Dampfbehandlung erhöht den Hydroxyl-Gehalt mindestens
um etwa 30% und vorzugsweise um mindestens etwa 50%. Die Behandlung kann vor
oder während des Brennens der Vorform in Luft oder Sauerstoff durchgeführt werden,
indem eine entsprechende Menge an Dampf während der Oxidation der brennbaren
Materialien vorhanden ist. Wenn die Oxidation in einer Atmosphäre aus Sauerstoff
und Dampf durchgeführt wird, kann die Brenntemperatur bis zu 500ºC betragen. Die
Bedingungen während der Hydroxylierung der Siliciumdioxid-Vorform sollten so
gewählt werden, daß sich vor dem Nitrierungsschritt der gewünschte Hydroxyl-Gehalt
ergibt.
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Wenn die Vorform aus hydroxyliertem Siliciumdioxid unter geeigneten Bedingungen in
einer stickstoffhaltigen Atmosphäre nitriert wird, wird der Hydroxyl-Gehalt verringert
und in gleichem Umfang steigt die Menge an chemisch gebundenem Stickstoff. Diese
Menge sollte eine wirksame Menge sein, nämlich nicht weniger als 25 ppm, und
beträgt vorzugsweise mindestens etwa 50 ppm. Die Nitrierung kann auf solche Weise
durchgeführt werden, daß der Hydroxyl-Gehalt um 50 bis 70% oder mehr verringert
wird. Durch den Nitrierungsschritt kann der Hydroxyl-Gehalt des Quarzglasproduktes
erniedrigt werden, beispielsweise auf 10 bis 20 ppm.
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Eine drastische Verbesserung der physikalischen Eigenschaften von Glas aus
hochreinem gesinterten Quarz kann mit einer geringen Menge an chemisch gebundenem
Stickstoff erzielt werden. Die minimale Menge ist von der beabsichtigten Verwendung
des Quarzglas-Produktes abhängig.
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Wenn der gewünschte minimale Stickstoff-Gehalt in dem Glas-Produkt 100 ppm oder
mehr beträgt, sollte eine entsprechende Menge an Hydroxyl-Gruppen oder anderen
reaktiven Gruppen in der porösen Silciumdioxid-Vorform vorgesehen werden.
Beispielsweise kann die Hydroxylierung der Vorform erwünscht sein, um vor dem
Nitrieren einen Hydroxyl-Gehalt von 150 bis 200 ppm oder höher bereitzustellen. Nach der
Nitrierung der Vorform und dem Sintern auf nahezu volle Dichte kann der Infrarot-β-
OH-Wert sehr niedrig sein.
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Die Nitrierung der porösen Siliciumdioxid-Vorform ist wirksamer, wenn ein starkes
Reduktionsmittel verwendet wird, beispielsweise wasserfreies Ammoniak, um eine
reduzierende Wasserstoff-Stickstoff-Atmosphäre bereitzustellen. Es können auch
andere Reduktionsmittel, beispielsweise Hydrazin, verwendet werden. Eine zur
wirksamen Nitrierung geeignete Atmosphäre kann mit gespaltenem Ammoniak erhalten
werden. Eine reduzierende Atmosphäre, die aus einem entsprechenden Gemisch aus
Stickstoff-Gas und Wasserstoff-Gas besteht, ist weniger wirksam und kann mehr Zeit
zur Erzielung des gewünschten Ergebnisses erforderlich machen. Zur Durchführung
des Verfahrens der Erfindung wird die Nitrierung in der reduzierenden Wasserstoff-
Stickstoff-Atmosphäre bei einer Temperatur von 600ºC bis 1300ºC, vorzugsweise
etwa 900ºC bis etwa 1100ºC, durchgeführt.
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Der teilweise Ersatz von Hydroxyl-Gruppen an der Oberfläche durch Chlor durch
einen Vorbehandlungsschritt kann die Nitrierungsreaktion verstärken.
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Nützliche Produkte aus nitriertem Quarzglas können erfindungsgemäß hergestellt
werden, wenn während des Nitrierungsschrittes verschiedene stickstoffhaltige
reduzierende Atmosphären verwendet werden. Wenn die reduzierende Atmosphäre aus
gespaltenem Ammoniak erhalten wurde, kann die Nitrierung beispielsweise 30
Minuten bis 1 Stunde oder länger bei einer Temperatur von etwa 900ºC bis etwa 1100ºC
durchgeführt werden. Wenn die reduzierende Atmosphäre aus einem Gemisch aus
Stickstoff-Gas und einem reduzierenden Gas, beispielsweise Wasserstoff, Methan
oder Kohlenmonoxid, besteht, könnte die Nitrierung 1 bis 2 Stunden oder länger bei
einer Temperatur von 1000ºC bis 1200ºC oder höher durchgeführt werden.
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Nachdem die Siliciumdioxid-Vorform zum Erhalt der gewünschten Stickstoff-Silicium-
Bindungen und des gewünschten Gehaltes an chemisch gebundenem Stickstoff
nitriert worden ist, wird sie auf hohe Dichte, beispielsweise 98 bis 99%, gesintert. Das
endgültige Sintern kann in einem herkömmlichen elektrischen Induktionsofen bei
hohen Temperaturen, beispielsweise 1550ºC bis 1750ºC, durchgeführt werden. Da die
Silicium-Stickstoff-Bindungen bei Temperaturen oberhalb 1500ºC instabil sind, sollte
der endgültige Sintervorgang in einer reduzierenden Stickstoff-Atmosphäre
durchge
führt werden. Falls das Sintern jedoch in zwei Stufen durchgeführt wird und die Poren
der Vorform geschlossen sind, kann das endgültige Sintern in Helium oder Argon oder
in einem anderen Inertgas durchgeführt werden.
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Die erfindungsgemäß hergestellten Produkte aus nitriertem Quarzglas haben selbst
dann bemerkenswerte physikalische Eigenschaften, wenn die Menge an chemisch
gebundenem Stickstoff in dem Glas sehr gering ist. Beispielsweise kann die Viskosität
des Quarzglases bei 1260ºC häufig um 50% oder mehr durch eine
Nitrierungsbehandlung erhöht werden, durch die das Glas mit einem Stickstoff-Gehalt von weniger
als 0,02 Gew.-% versehen wird. Die gleiche Nitrierungsbehandlung verleiht
gleichzeitig dem Quarzglas eine erstaunlich erhöhte Widerstandsfähigkeit gegen Entglasung.
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Ein geeigneter Ausgangspunkt zum Vergleich ergibt sich durch Schlickergießen von
zwei identischen Siliciumdioxid-Vorformen aus der gleichen Aufschlämmung (z. B. der
Aufschlämmung von Beispiel I). Eine poröse Vorform wird getrocknet, in Luft etwa 3
Stunden bei 1150ºC zur Oxidation der brennbaren Materialien gebrannt und dann in
Helium in einem halbautomatischen Induktionsofen, wie im Patent 4 072 489
beschrieben, gesintert. Wenn die andere identische Vorform im wesentlichen auf die
gleiche Weise getrocknet und gebrannt wird, aber einer Nitrierungsbehandlung in
Ammoniak bei 1100ºC (wie in Beispiel I) unterzogen und dann in Stickstoff auf nahezu
volle Dichte auf im wesentlichen gleiche Weise in dem gleichen Induktionsofen
gesintert wird, verbessern sich die physikalischen Eigenschaften beinahe unglaublich.
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Durch Sintern in zwei Stufen oder unter Verwendung von zwei oder mehreren Öfen
sind zwar hervorragenden Ergebnisse erzielbar, jedoch ist klar, daß einige Vorteile
der Erfindung auch unter Verwendung eines einzelnen elektrischen Induktionsofens
des im Patent 4 072 489 offenbarten Typs erzielbar sind, indem die Nitrierung in einer
reduzierenden Atmosphäre erfolgt, die aus Stickstoff-Gas und einem reduzierenden
Gas, beispielsweise Wasserstoff, Methan oder Kohlenmonoxid, besteht, und zwar bei
verhältnismäßig hoher Temperatur, beispielsweise 1400ºC bis 1600ºC oder höher,
und innerhalb eines kurzen Zeitraums, beispielsweise 10 bis 30 Minuten. Nach der
Nitrierung kann die gesinterte Vorform auf eine Temperatur oberhalb 1700ºC
weiter
erhitzt werden, um eine hohe Dichte zu ergeben, beispielsweise 98 bis 99 Gew.-%,
und/oder Cristobalit zu entfernen.
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Während die poröse Vorform in dem Induktionsofen bei einer Temperatur oberhalb
1400ºC nitriert und gesintert wird, kann unter Druck stehendes Stickstoff-Gas, z. B.
unter Verwendung eines perforierten oder porösen Graphitträgers, beispielsweise des
nachstehend in Beispiel I beschriebenen Graphitformkerns (16), durch die Vorform
strömen gelassen werden. Der während des Sinterns eines Glastiegels verwendete
poröse Graphitträger kann natürlich konkav oder konvex sein.
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Zur Herstellung von einfachen Gegenständen, beispielsweise
Quarzglas-Aufnahmegefäßen, wird vor dem Nitrieren die poröse Vorform üblicherweise durch
Schlickergießen hergestellt. Wenn herkömmliche Gipsformen zum Schlickergießen verwendet
werden, dienen die in die Vorform eingeführten Calciumionen als Katalysatoren zur
Beschleunigung der Nitrierung. Es ist jedoch klar, daß das Vorhandensein von
Calciumionen nicht unerläßlich ist und daß die Vorform nicht durch Schlickergießen
hergestellt werden muß.
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Die beschriebenen Verfahren und Vorgänge und die einzigartigen feuerfesten
Zusammensetzungen nach den Beispielen der Beschreibung oder nach den
bevorzugten Ausführungsformen dienen lediglich zur Veranschaulichung und nicht zur
Beschränkung des Rahmens der Erfindung. Sie sind praktikabel und sollten sich zur
Erzielung der Hauptvorteile oder wichtigen Vorteile der Erfindung eignen und
verwenden lassen.
BEISPIEL I
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Eine Aufschlämmung aus hochreinem Quarzglas wird durch Naßmahlen von
hochreinem Quarzglas (99, 99% SiO&sub2;) unter Verwendung von ultrareinem deionisierten
Wasser und eines hochreinen Quarzglas-Mahlmediums in einer herkömmlichen
Kugelmühle hergestellt. Die Siliciumdioxid-Teilchen werden etwa 24 bis 36 Stunden zum
Erhalt eines Schlickers oder einer Aufschlämmung mit einem pH-Wert von 2 bis 4,
einer durchschnittlichen Teilchengröße von etwa 5 bis etwa 7 um, und einem
Fest
stoff-Gehalt von etwa 82 bis 84 Gew.-% gemahlen. Der pH-Wert der Aufschlämmung
wird durch Zugabe von etwas verdünntem Ammoniumhydroxid auf etwa 7,5
eingestellt und die Aufschlämmung über einen längeren Zeitraum zum Aufbrechen von
Flocken oder Agglomeraten durchmischt.
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Zur Herstellung des Quarzglas-Aufnahmegefäßes nach der Erfindung kann die obige
Aufschlämmung zum Schlickergießen einer schalenförmigen Vorform oder eines
schalenförmigen Körpers aus Siliciumdioxid in einer herkömmlichen Gipsform unter
Anwendung von Hohlgußverfahren, die den in den US-Patenten 3 972 704 und
4 072 489 beschrieben ähneln, eingesetzt werden. Die durch Schlickergießen
erhaltene Vorform wird etwa 24 Stunden in einem warmen Trockenraum, der bei einer
Temperatur von etwas über 40ºC gehalten wird, luftgetrocknet und dann in einen
Elektroofen gegeben und allmählich in einer Atmosphäre aus Luft und überhitztem
Dampf auf etwa 800ºC erhitzt. Die Vorform wird in einer solchen Atmosphäre etwa 2
Stunden bei etwa 800ºC gehalten und dann in einer solchen Atmosphäre zwei weitere
Stunden auf etwa 1200ºC erhitzt, um die vollständige Oxidation der
Kohlenwasserstoffe oder brennbaren Materialien sicherzustellen. Die Menge an verdampftem
Wasser oder Dampf reicht aus, um den gewünschten Dampfdruck zu ergeben und den
gewünschten Hydroxyl-Gehalt in der Vorform aufrechtzuerhalten.
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Nach einem derartigen Brennvorgang hat die Vorform eine Porosität von 15 bis 20
Vol.-% und sollte eine zur Handhabung geeignete Festigkeit haben. Abgesehen von
einem hohen Hydroxyl-Gehalt ist die poröse Siliciumdioxid-Vorform herkömmlich. Die
Wanddicke ist im wesentlichen gleichmäßig und kann 5 bis 7 mm betragen,
beispielsweise bei einem schalenförmigen Aufnahmegefäß mit einem Durchmesser von 25 bis
30 cm.
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Die Vorform wird dann in einen elektrisch beheizten Vakuumofen gestellt und etwa 15
Minuten zur Entfernung von Luft und Dampf aus den inneren Poren ein starkes
Vakuum angelegt. Der Druck liegt vorzugsweise unterhalb 2 Torr. Dann wird das Vakuum
aufgehoben und wasserfreies Ammoniak in den Ofen eintreten und die Poren füllen
gelassen. Anschließend wird die Vorform in der reduzierenden Ammoniak(Stickstoff-
Wasserstoff)-Atmosphäre etwa 30 bis 35 Minuten bei einer Temperatur von etwa
1100ºC zur Nitrierung der Innenoberflächen der Poren erhitzt.
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Danach wird die poröse Vorform aus nitriertem Siliciumdioxid soweit abgekühlt, daß
die Handhabung möglich ist, und aufrecht auf dem erhitzten hohlen Graphitformkern
(16) eines halbautomatischen elektrischen Induktionsofens des im Patent 4 072 489
offenbarten Typs montiert. Die Vorform ist so ausgestaltet, daß sie mit dem Formkern
zusammenpaßt. Das Sinterverfahren kann dem in diesem Patent offenbarten ähneln,
jedoch wird das Glas in einer reduzierenden Stickstoff-Atmosphäre statt in Helium
gesintert. Der Formkern ist perforiert und innen mit Stickstoff druckbeaufschlagt, so
daß der Stickstoff durch den Formkern und die poröse Vorform radial nach außen
strömt. Unmittelbar bevor die Vorform in die Ofenkammer eintritt, kann die Temperatur
des Formkerns und des Ofens etwa 1300ºC bis 1500ºC betragen. Der Formkern und
die poröse Vorform werden in die Ofenkammer zur Einleitung des Sinterzyklus'
befördert und der Ofen rasch aufgeheizt, um die Glastemperatur von unterhalb 1400ºC auf
über 1600ºC und allmählich auf mehr als 1700ºC zu erhöhen, damit die
Siliciumdioxid-Teilchen koaleszieren und das Glas eine hohe Dichte bekommt.
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Das Glas wird vorzugsweise auf etwa 1750ºC erhitzt, um sicherzustellen, daß kein
Cristobalit in dem Glas zurückbleibt. Wenn das Glas diese Temperatur erreicht, was
durch ein Pyrometer angezeigt wird, werden der Formkern und das gesinterte
Aufnahmegefäß aus dem Ofen entnommen und abgekühlt, damit die Aufnahmeform
entfernt werden kann. Die Gesamtdauer des Sintervorgangs in dem Induktionsofen kann
zur Minimierung der Cristobalit-Bildung verhältnismäßig kurz sein und hängt von der
Dicke des Glases und außerdem von der Anfangstemperatur des Formkerns ab. Es
kann 8 bis 12 Minuten dauern, bis wie gewünscht gesintert ist.
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Während des Sintervorgangs wird in dem Induktionsofen eine nicht-oxidierende
Atmosphäre aus Stickstoff-Gas bereitgestellt, weil dadurch unerwünschte
Abbaureaktionen an den Oberflächen der inneren Poren des Siliciumdioxid-Körpers verhindert
werden, die bei hohen Temperaturen aufgrund der Instabilität der Silicium-Stickstoff-
Bindungen auftreten können. Diese Bindungen sind in Gegenwart einer Stickstoff-
Atmosphäre oder einer reduzierenden Stickstoff-Wasserstoff-Atmosphäre stabiler.
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Durch das oben beschriebene Sintern des Glases in Stickstoff wird ein weißes,
undurchsichtiges Quarzglas mit einer im wesentlichen homogenen Zellstruktur gebildet.
Das Aufnahmegefäß aus gesintertem Quarzglas kann eine Dichte oberhalb von 98,5
Gew.-% und kleine Poren haben.
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Das oben beschriebene Verfahren kann auf verschiedene Weise modifiziert werden.
Die zur Nitrierung der Vorform verwendete Ammoniak-Atmosphäre kann durch eine
ähnliche reduzierende Atmosphäre, die aus einem Gemisch aus Stickstoff und
Wasserstoff oder Kohlenmonoxid besteht, ersetzt werden. Ein ähnliches
Stickstoff-Wasserstoff-Gemisch kann auch während des entgültigen Sintervorgangs in dem
Induktionsofen verwendet werden.
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Das nach dem Verfahren von Beispiel I hergestellte Quarzglas-Aufnahmegefäß hat
bemerkenswerte Eigenschaften, die man in Anbetracht der geringen Menge an
chemisch gebundenem Stickstoff, die sich tatsächlich in der Glasstruktur befindet, nicht
erwarten würde. Die Nitrierung des Quarzglases bewirkt einen starken Anstieg der
Viskosität des Glases bei hohen Temperaturen oberhalb 1400ºC und eine
erstaunliche Erhöhung der Widerstandsfähigkeit des Glases gegen Entglasung.
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Obwohl das Glas eine Dichte von 98,5% oder höher hat, bietet es aufgrund des
homogenen Netzwerkes aus kleinen Poren eine ausgezeichnete Widerstandsfähigkeit
gegen die Übertragung von Wärmestrahlung. Ein derartiges Glas ist für
Wärmestrahlungsschilde, insbesondere für die in der Halbleitertechnik verwendeten Öfen,
möglicherweise von hohem kommerziellen Wert.
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Es ist klar, daß die hier offenbarten Zusammensetzungen, Verfahren, Vorrichtungen
und Produkte variiert und modifiziert werden können, ohne vom Erfindungsgedanken
abzuweichen.