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Verfahren zur gleichzeitigen Gewinnung von Kohlensäure, Alkohol und
Milchsäure So richtig der Gebrauch. der im Hauptpatent genannten Optimaltemperaturen
von etwa 28 bis 3o° C für die Züchtung und von etwa 37 bis 40° C für die Gärung-
bei dem Termobacterium mobile auf. sterilen Nährböden ist, kommt doch bei ungenügend
sterilisierten Nährböden die Konkurrenz sehr schnell wachsender Dauersporenbildner
zu unerwünschter Wirkung. Dies ist besonders bei offener Gärung der- Fall, bei der
Alkohol und Kohlensäure vorzeitig- entweichen können. Die Schutzwirkung dieser Gärungsprodukte
fällt also gerade bei den Temperaturen zum großen Teil fort, die für die Entwicklung
der Dauersporenbildner besonders günstig sind. Es sind dies die im Hauptpatent 478
558 genannten Temperaturen von etwa 25 bis 35°C.
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Es wurde nun gefunden, daß bei gewöhnlicher Temperatur, also etwa
zwischen 15 und 25°C, das Termobacterium mobile zwar etwas langsamer sich entwickelt,
dafür aber reiner. Die Dauersporenbildner werden unterdrückt und ihre schädliche
Wirkung in kurzer Zeit fast ausgeschaltet, was sich mikrosko= pisch namentlich in
der Tröpfchenkultur leicht verfolgen läßt. Hier kommt offenbar die Schutzwirkung
des mehr gebunden bleibenden Alkohols und der Kohlensäure zur Geltung. Erfindungsgemäß
wird also dort, wo das Bakterium auf nicht völlig sterilen Nährböden angewendet
wird, eine Temperatur eingehalten, die -erheblich unter der optimalen. Wachstumstemperatur--
des Termobacterium mobile liegt.
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Hieraus -ergibt sich die Anwendung des Gär- und Säuerungsverfahrens
mit Hilfe des Termobacteriums zum Haltbarmachen und Veredeln vieler Produkte mit
reichlichem Dauersporengehalt in wirtschaftlich einfacher Form. Solche Produkte
sind z. B. Malzmaischen, Biertreber, Rübensaft, - Milch, Fleisch von Land- und Seetieren,
Pilze, - Gemüse, Grünfutter usw. Es .hat sich erwiesen, daß das Termobacterium sich
innerhalb- weniger Tage bei einigermaßen genügender Aussaat und Zuckergegenwart
bei gewöhnlicher Temperatur, etwa um 15' C, fast in Reinkultur entwickelt und dann
wochen- und monatelang eine Dauersporenbildung hint= anhält sowie Fäulnisbakterien
nicht aufkommen läßt. Das Termobacterium wirkt also fast wie ein Konservierungsmittel,
das aber nicht giftig ist, und außerdem eine fortschreitende biologische Veränderung
des behandelten Stoffes zuläßt.
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Biertreber und Bierhefe, die in der Grünfutterzeit früher immer auf
den Mist geworfen wurden und verfaulten, konnten durch das
Termobacterium
in Verbindung mit Traubenmostabfällen als Zuckerquelle in einer Erdgrube monatelang
konserviert und dann verfüttert werden. -Trotz Eiweißgehal.. tes war hier keine
Fäulnis aufgekommen, . --= Eine ebenso günstige Erfahrung'" wurde YnS;t' Unkrautsilagen
gemacht, die nach - #gonaten@ ein angenehm riechendes und vom Vieh gern gefressenes
Futter gaben. Di@t zsche; -saftige Masse wurde schichtweise fesfig @tam ° ft und
nach dem Besprühen mit einer zuckealtigen Termobacteriumemulsion luftdicht abgeschlossen
in einer Betongrube der Gärung und Konservierung überlassen.
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Das Institut für Grünlandwirtschaft der preußischen Versuchs- und
Forschungsanstalt für Tierzucht, Tschechnitz bei Breslau, begutachtete eine bei
gewöhnlicher Temperatur durchgeführte Kleegrassilage mit' dem Termobacterium folgendermaßen:
Sowohl nach dem Analysenbefund als auch nach. der äußeren Sinnesprüfung kann das
Silofutter als ausgezeichnet gelungen bezeichnet werden, zumal das Futter ungehäckselt
eingelagert wurde. Wie aus der Analyse hervorgeht; ist das Futter frei von Buttersäure
und enthält nur geringe Mengen von Essigsäure und ist im ganzen als vorwiegend milchsauer
zu bezeichnen, wie es von bestem Silofutter gefordert wird.
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Erstaunlich war die Reinerhaltung einer Kultur in einem Auszug von
Zuckerrübenschnitzeln, die noch reichlich Bodenteile enthielten und nur kurz auf
9o bis ioo°C erhitzt worden waren. Nach der Impfung mit dem Termobacterium und nach
vierwöchentlichem Stehen bei gewöhnlicher Temperatur waren keine fremden Bakterien
festzustellen. In den ersten Tagen entwickelte sich eine kräftige weiße Schaumdecke,
die offenbar durch den Saponingehalt der Rübe bedingt war, die man leicht abschöpfen
konnte und die ein Konzentrat des Bakteriums in fast absoluter Reinheit darstellte,
-wie man es sonst nur durch Zentrifugieren oder Feinfiltration erhält.
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Die vorhin schon erwähnte Behandlung des Grünfutters durch Feststampfen
vor der Impfung hat den Zweck; eine stärkere Selbsterhitzung der Massen zu verhüten.
Diese würde nicht nur das Termobacterium töten, sondern auch zur Produktion ungeheurer
Mengen Dauersporen führen, die im Kuhstall bei der Verfütterung für die Milch verhängnisvoll
werden können und die gerade gemäß der Erfindung verhindert, werden sollen.
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Der Zuckergehalt." der. Impfmasse muß natürlich anfangs genügend groß
sein, um bei den erfindungsgemäßen niederen Temperaturen eine Gärung durch das Bakterium
zu Stande kommen zu lassen.
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Eirr weiteres Anwendungsgebiet ist das Haltbarmachen von Milch. Es
genügt schon ein Zusatz von o,75% Zucker, um sie durch das Termobacterium fast eine
Woche haltbar zu machen. Bei s o gerülger Zuckergabe kann natürlich keine Koagulation
des Kaseins eintreten, da die erzeugte Milchsäure zu gering ist.
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Wie Milch können auch andere tierische Produkte, wie Fleisch jeder
Art, auch von Seetieren, durch Einzuckern mit gleichzeitiger Termobacteriumaussaat
in einen Gärzustand versetzt werden, der lange Zeit das Aufkommen von Fäulnisbakterien
verhütet.
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Durch die Erfindung ist es also möglich geworden, in einfacher und
wenig kostspieliger Weise alle möglichen, insbesondere landwirtschaftliche Produkte
in Massen durch eine langsame Dauergärung mit dem Termobacterium bei den erfindungsgemäßen
niedrigen Temperaturen vor dem Aufkommen schädlicher Mikroben zu schützen und an
Stelle leicht faulender, übelriechender Futtermittel solche von gutem Geruch und
Geschmack und guter Bekömmlichkeit zu schaffen.