-
Gebiet der Erfindung
-
Die
vorliegende Erfindung liegt auf dem Gebiet des raschen Nachweises
von Mikroorganismen, d.h. von Bakterien, Pilzen, Zellen und anderen
Organismen mittels Verfahren und Vorrichtungen aus der Nanotechnologie.
Erfindungsgemäss
werden solche Organismen, die mittels bekannter Techniken mehr oder
minder schwer und zeitaufwendig nachweisbar sind, mittels mikromechanischer
Sensoren nachgewiesen. Derartige Sensoren werden bereits in einer Vielzahl
von Anwendungen physikalischer und chemischer Natur eingesetzt,
beispielsweise auf dem Gebiet der Oberflächenuntersuchung, als chemische Sensoren
oder auf dem Gebiet der Gasanalyse als "künstliche
Nase".
-
Stand der Technik
-
Für die oben
erwähnten
Anwendungen dienen heute meist mikrofabrizierte Federbalken, sog. Cantilever,
die üblicherweise
einseitig an einer festen Trägerstruktur
befestigt sind und am anderen Ende frei schwingen können. Die
minimale Auslenkung (Verbiegung) derartiger Cantilever oder geringe Änderungen
ihres Schwingungsverhaltens dienen als Indikator für die zu
messende Grösse.
-
Prinzipiell
dient also eine mechanische Änderung
des Zustands und/oder Verhaltens des Cantilevers zur Detektion.
Die hohe Sensitivität
mikromechanischer Cantilever ist ein besonderer Vorteil, der nur
schwierig mit anderen Methoden erreichbar ist. Es ist beispielsweise
bekannt, einen solchen Cantilever als bimetallische Struktur auszubilden,
um sehr geringe Wärmemengen
nachzuweisen, die z.B. durch chemische Prozesse an der Oberfläche des Cantilevers
erzeugt werden und eine minimale asymmetrische Verbiegung des Cantilevers
verursachen. Eine andere Möglichkeit
besteht darin, geringe Veränderungen
der Eigenfrequenz eines Cantilevers, bedingt z.B. durch eine Änderung
der Masse, zu messen.
-
Bisher
werden solche Sensoren in erster Linie mit einer geeigneten chemischen
Beschichtung funktionalisiert, z.B. mit Polymeren, die in der Lage sind,
mehr oder weniger selektiv bestimmte Moleküle zu binden oder zu adsorbieren.
Die durch diese Bindung oder den Adsorptionsprozess verursachten
Effekte, also beispielsweise Oberflächen-Stress, Reaktionswärme oder
eine Massenänderung,
führen
zu einem einfach messbaren Signal. Im Prinzip macht man sich also
Bindungsvorgänge
an einer chemisch funktionalisierten Oberfläche für die Detektion zunutze.
-
Die
Anwendung solcher Techniken im biologischen Bereich wurde bereits
vorgeschlagen, wie an Hand der folgenden Literaturstellen illustriert
werden soll:
Die wahrscheinlich früheste Erwähnung betreffend die Verwendung
von mikromechanischen Cantilevern als Biosensoren findet sich in
S. Prescesky et al. in "Silicon
micromachining technology for sub-nanogram discrete mass resonant
biosensors", Can.
J. Phys. Vol. 70 (1992), pp. 1178–1183. Die Idee, Zellen auf
einem Cantilever wachsen zu lassen, findet sich in dieser Veröffentlichung.
Allerdings konzentriert sich das beschriebene Konzept einzig auf
den Nachweis einer Massenzunahme über die Bestimmung der Resonanzfrequenz.
Weder ist die Verbiegung des Cantilevers durch Oberflächen-Stress
(statischer Modus), noch die Verwendung eines Nährmediums zur Funktionalisierung
des Cantilevers beschrieben.
-
Die
internationale Patentanmeldung WO 95/02180 (1993) "Calorimetric Sensor" von Ch. Gerber et
al. (IBM) stellt wohl das früheste
Schutzrecht für
Sensoren auf der Basis mikromechanischer Cantilever dar.
-
In
der internationalen Patentanmeldung WO 98/50773 (1997) beschreiben
D. Charych et al. den Nachweis von Biomolekülen nach dem „Schlüssel-Schloss- Prinzip". Dabei sind spezielle
Rezeptoren auf dem Cantilever immobilisiert, um spezifische Moleküle selektiv
zu binden und so nachzuweisen.
-
Eine ähnliche
Beschreibung des Nachweises von Molekülen über Antigen-Antikörper-Wechselwirkungen findet
sich in der internationalen Patentanmeldung WO 00/58729 (1999) "Micromechanical Antibody
Sensors" von T.
Thundat et al.
-
Die
Detektion einzelner Bakterien über
eine Antigen-Antikörper-Wechselwirkung
beschreiben beispielsweise B. Ilic et al. in "Single cell detection with micromechanical
oscillators", J.
of Vacuum Science & Technology
B, Vol. 19 (2001), pp. 2825–2828.
-
Mit
anderen Worten basieren Anwendungen im biologischen Bereich heute
in der Regel auf hochspezifischen Bindungen, z.B. auf Antigen-Antikörper-Wechselwirkungen
oder auf der Hybridisierung komplementärer DNA-Stränge. Diese Detektionsmethode
erweist sich jedoch in mehrfacher Hinsicht als Nachteil.
-
Alle
oben erwähnten
Anordnungen und Verfahren erfordern nämlich einerseits eine hinreichend genaue
Kenntnis des zu detektierenden Organismus sowie eine relativ komplexe
Präparation
der Cantilever-Oberfläche.
Auch können
derartige Messungen nur in Flüssigkeiten
erfolgen, und es können
direkt keine Aussagen über
die biologische Aktivität,
z.B. die Vermehrungsrate oder die Wirksamkeit von Medikamenten,
z.B. Antibiotika, gewonnen werden.
-
Auf
der anderen Seite erfordern klassische Methoden der Mikrobiologie
oft lange Wartezeiten und eine aufwändige mikroskopische Auswertung. Modernere
Methoden, wie Immuno-Assays oder die Untersuchung von DNA mittels
PCR, sind im Allgemeinen komplex, zeitaufwändig und auf spezifische Stämme z.B. von
Bakterien eingeschränkt.
In bestimmten Fällen
können
sich diese Nachteile ein gravierendes Problem erweisen, z.B. in
der Notfallmedizin oder Intensivpflege.
-
Eine
weitere vergleichbare Methode beschreiben Ebersole et al. im US-Patent
5 135 852. Dort wird die Aktivität
von Mikroorganismen nicht mit einem mikromechanischen Cantilever
sondern mit einem piezoelektrischen Oszillator und einem Polymer nachgewiesen,
welches mit bakteriellen Metaboliten chemische Komplexe bildet.
Die so entstehenden Komplexe reichern sich auf dem piezoelektrischen Oszillator
an und ändern
seine Resonanzfrequenz. Für
eine messbare Verschiebung der Frequenz zu benötigt man mindestens 103 bis 105 Mikroorganismen.
Zwar ist diese Methode dazu geeignet, den Einfluss sich ändernder
Bedingungen auf das Bakterienwachstum zu untersuchen, jedoch müssen sich
die Bakterien weiterhin über
eine längere
Zeitspanne hinweg substanziell vermehren, bis ein Signal nachgewiesen
werden kann. Dies führt
zu einem relativ langwierigen Vorgang, und die Methode ist daher
für Notfallmedizin
oder Intensivpflege nicht geeignet.
-
Zusammenfassung der Erfindung
-
Das
neue Verfahren gemäss
dieser Erfindung macht sich einerseits die hohe Empfindlichkeit mikromechanischer
Sensoren und damit die schnelle Detektionsmöglichkeit zunutze, benutzt
aber andererseits im Gegensatz zum Stand der Technik nicht die Bindungsvorgänge an einer
chemisch funktionalisierten Oberfläche, sondern weist einen an
der Oberfläche
ablaufenden biologischen Prozess nach.
-
Dazu
wird ein auf Nährmedium
benutzt, das vorzugsweise auf den zu untersuchenden Mikroorganismus
abgestimmt ist und auf die Cantilever-Oberfläche aufgebracht wird. Es dient
also nicht die eine chemische Reaktion nutzende "chemische" Beschichtung des Federbalkens zur Detektion,
sondern sozusa gen eine "biologische" Beschichtung. Treffen lebende
Organismen auf die Oberfläche
des erfindungsgemäss
beschichteten Cantilevers, so wird ihnen eine vorteilhafte Umgebung
und damit die Möglichkeit
zur Reproduktion geboten. Durch diesen natürlichen Vermehrungsprozess
und den damit einhergehenden Stoffwechsel ergeben sich zwei wesentliche Änderungen
an der Oberfläche
des Federbalkens:
- • Als Ergebnis des Stoffwechsels
und/order der Vermehrung der lebenden Organismen wird die aufgebrachte
Nährschicht
chemisch sowie in ihrer räumlichen
Struktur verändert.
Dadurch ändern sich
die Eigenschaften des Cantilevers und es kommt beispielsweise zu
einer asymmetrischen Änderung
der Oberflächensteifigkeit,
einer Änderung
der Federkonstante, einer Änderung
des Qualitätsfaktors
der mechanischen Schwingung (d.h. der Resonanzfrequenz dividiert
durch die Breite der Resonanzkurve auf halber Höhe der Maximalamplitude), einer Änderung
der Cantilever-Masse und/oder einer Veränderung in der Massenverteilung
auf der Cantilever-Oberfläche. Alle
diese Messgrössen,
wie z.B. die Verbiegung des Cantilevers oder die Änderung
des Schwingungsverhaltens, können
mit bekannten Verfahren nachgewiesen werden, wie sie beispielsweise E.
Meyer und H. Heinzelmann in „R.
Wiesendanger and H.-J. Güntherodt
(Editors), Scanning Tunneling Microscopy II, Springer Series in
Surface Sciences, Vol. 28 (1992)" beschreiben.
- • Der
Stoffwechselprozess und der Austausch mit der Umgebung, z.B. die
Aufnahme von O2 oder von zusätzlichen
Nährstoffen,
die von aussen zugeführt
werden, oder die Abgabe von CO2 ändern die
Masse und/oder die Massenverteilung auf der Cantilever-Oberfläche. Diese Änderungen
führen in
der Folge zu einer Verschiebung der Resonanzfrequenz des Cantilevers,
welche wiederum mit bekannten Techniken bestimmt werden kann.
- • Der
Vermehrungsprozess der Mikroorganismen auf der Cantilever-Oberfläche verändert die
mechanischen Eigenschaften des Systems Cantilever/Mikroorganismen
stark. Dies führt
zu einer Verbiegung des Cantilevers, z.B. bedingt durch Oberflächen-Stress,
oder zu einer zu einer Verschiebung der Resonanzfrequenz des Cantilevers,
z.B. bedingt durch eine Änderung
der Masse, der Massenverteilung oder der Federkonstante des Cantilevers.
Diese drei Effekte können auch
gleichzeitig auftreten. Alle Effekte können mit bekannten Techniken
einfach getrennt oder parallel gemessen werden.
- • Zusätzlich kann
die Wärme,
welche von den Mikroorganismen während
des Stoffwechsels oder während
der Reproduktion erzeugt wird, eine Verbiegung des Cantilevers verursachen.
Wird ein Cantilever mit einer bimorphen Struktur benutzt, kann diese
Verbiegung mittels bekannter Techniken gemessen werden.
-
Allgemein
ausgedrückt,
betrifft die Erfindung eine mikromechanische Anordnung und ein entsprechendes
Verfahren zur Detektion biologischer Aktivität von Mikroorganismen, insbesondere
deren Stoffwechsels und/oder deren Reproduktionsaktivität, mit mindestens
einem Cantilever und einer Anordnung zur Bestimmung geänderter
mechanischer Cantilever-Eigenschaften. Charakteristisch für die Erfindung ist,
dass auf der Oberfläche
des Cantilevers ein Nährmedium
angeordnet ist oder der Cantilever zumindest teilweise aus einem
Nährmedium
besteht. Der Cantilever kann als leicht auswechselbares Bauteil einer
Anordnung ausgebildet sein, der nach Gebrauch ausgewechselt und
ggf. vernichtet werden kann. Dies könnte insbesondere bei gefährlichen
Mikroorganismen, z.B. Bakterien oder Pilzen hochansteckender Krankheiten,
eine zweckmässige
Sicherheitsmassnahme darstellen.
-
Neben
der geometrischen Ausprägung
des Cantilevers als einseitig einge spannte Blattfeder kommen zahlreiche
andere Geometrien für
den mikromechanischen Sensor in Frage. Diese reichen etwa von einer
beidseitig eingespannten, Blattfeder-ähnlichen Struktur bis hin zu
komplexeren Geometrien wie beispielsweise derjenigen einer mikrofabrizierten
Torsionsfeder oder einer membran-artigen Struktur.
-
Eine
bevorzugte Ausgestaltung besteht darin, dass eine Vorrichtung vorgesehen
ist, mittels der der Mikroorganismus auf das Nährmedium vorzugsweise gezielt
und in einer wohldefinierten Dosis aufgebracht werden kann.
-
Eine
weitere Ausgestaltung der Erfindung besteht darin, dass die nach
oder infolge des aufgebrachten Mikroorganismus geänderten
Cantilever-Eigenschaften bestimmt werden, indem die Auslenkung/Verbiegung
und/oder das Schwingungsverhalten des Cantilevers ermittelt werden,
und dass dafür eine
zweckbestimmte Vorrichtung vorgesehen ist. Dabei kann beispielsweise
die Massenänderung
des Cantilevers durch Ermitteln seiner Resonanzfrequenz-Verschiebung in an
sich bekannter Weise bestimmt werden. Zudem kann zur Bestimmung
von strukturellen Veränderungen
der Cantilever-Oberfläche
die mechanische Dämpfung
der Cantilever-Schwingung gemessen werden.
-
Änderungen
der Cantilever-Eigenschaften können
optisch detektiert werden, z.B. mittels Ablenkung eines Laserstrahls,
oder mittels eines vom Cantilever erzeugten elektrischen Signals,
z.B. bei Verwendung eines piezoresistiven Cantilevers.
-
Zweckmässigerweise
wird das Nährmedium auf
den zu untersuchenden Mikroorganismus abgestimmt, um Messungen an
spezifische Organismen durchführen
zu können.
-
Eine
weitere zweckmässige
Ausgestaltung besteht darin, den Zeitfaktor, der ja alle biologischen Vorgänge begleitet,
in Betracht zu ziehen. Dies geschieht, indem die geänderten
Cantilever-Eigenschaften zu festgelegten Zeitpunkten, die auf den
zu untersuchenden Mikroorganismus abgestimmt sein können, ermittelt
werden, d.h. die Messeinrichtung erst zu einem oder mehreren aufeinander
folgenden Zeitpunkten nach Aufbringen des Mikroorganismus aktiviert
wird. Eine andere zweckmässige
Möglichkeit besteht
darin, gezielt und fortlaufend den zeitlichen Verlauf der Änderung
der Cantilever-Eigenschaften aufzuzeichnen und so den zeitlichen
Ablauf des biologischen Prozesses genau zu verfolgen.
-
Eine
besondere Ausgestaltung besteht in der Anordnung mehrerer Cantilever
in einem Gerät,
wobei die Cantilever mit unterschiedlichen Nährmedien beschichtet sein oder
teilweise daraus bestehen können
und der zu untersuchende Mikroorganismus auf mehrere Cantilever
aufgebracht wird. Zweckmässig wird
diese Mehrfach-Anordnung derart weiter ausgebildet, dass man die
Vorrichtung zum Ermitteln der geänderten
Cantilever-Eigenschaften ebenfalls mehrfach anordnet. Alternativ
ist wenigstens eine Detektionsvorrichtung vorhanden und so ausbildet, dass
sie für
jeden Cantilever separat aktivierbar ist. Mittels dieser Anordnung
können
insbesondere zu vorherbestimmten Zeiten, insbesondere zu einem oder
mehreren auf den zu untersuchenden Mikroorganismus abgestimmten
Zeitpunkten, die geänderten
Cantilever-Eigenschaften bestimmt werden und damit die Mikroorganismen
beobachtet oder nachgewiesen werden.
-
In
einer weiteren Ausgestaltung können
die Nährmedien
auf den verschiedenen Cantilevern vor oder nach dem Aufbringen der
Mikroorganismen mit unterschiedlichen Wirkstoffen in Kontakt gebracht werden,
beispielsweise kann das Nährmedium
mit einem bestimmten Antibiotikum oder einer Wirksubstanz versetzt
werden. Aus der detektierten Veränderung
der Cantilever-Eigenschaften kann auf diese Weise der Effekt bestimmter
Wirkstoffe auf bestimmte Mikroor ganismen rasch und zuverlässig bestimmt werden.
Dies wäre
beispielsweise für
einen schnellen Wirksamkeitstest von Medikamenten einsetzbar, z.B.
bei Antibiotika-resistenten Keimen.
-
In
einer weiteren Ausgestaltung enthält das Nährmedium, welches auf der Cantilever-Oberfläche aufgebracht
wird oder aus welchem der Cantilever mindestens teilweise besteht,
nicht alle vom Mikroorganismus benötigten Nährstoffe. Die fehlenden Nährstoffe
können
in diesem Fall von aussen zugefügt werden,
z.B. indem sie sich in einem flüssigen
oder gasförmigen
Medium befinden, welches den Cantilever umgibt. Dies führt zu einer
Massenzunahme während
des Reproduktionsprozesses der Mikroorganismen und/oder würde beispielsweise
die Untersuchung von Wachstumsraten in Abhängigkeit der Konzentration
bestimmter Nährstoffe
erlauben. Bei Messungen in Flüssigkeiten
können
zusätzliche
Vorkehrungen getroffen werden, um die Mikroorganismen und/oder das
Nährmedium
an der Cantilever-Oberfläche
zu fixieren.
-
Eine
zusätzliche
Ausgestaltung kann eine Vorrichtung enthalten, welche eine präzise Kontrolle der
Umgebung des Cantilever/Mikroorganismus-Systems erlaubt. Dies beinhaltet
etwa die Messung und/oder Regelung von Temperatur, von relativer
Luftfeuchtigkeit oder von eintretendem Licht oder Strahlung.
-
Weitere
Ausgestaltungen der Vorrichtung und des Verfahrens gemäss der Erfindung
können der
folgenden Beschreibung verschiedener Anordnungen sowie den beigefügten Patentansprüchen entnommen
werden.
-
Beschreibung der Zeichnungen
-
Nachfolgend
soll ein bestimmtes Ausführungsbeispiel
der Erfindung anhand der Zeichnungen näher erläutert werden.
-
1a und 1b zeigen einen Cantilever gemäss der Erfindung;
-
2a und 2b stellt
eine Anordnung mehrerer Cantilever dar;
-
3 enthält ein Blockschaltbild
mit den verschiedenen Teilen einer erfindungsgemässen Anordnung;
-
4 zeigt
eine Anordnung mit mehreren Cantilevern;
-
5 enthält schematische
Messkurven des aus der Vermehrung von Bakterien auf dem Cantilever
resultierenden Signalverlaufs.
-
Die 1a und 1b zeigen beispielhaft einen Cantilever
zu zwei verschiedenen Zeitpunkten. Während 1a den
Cantilever unmittelbar nach dem Aufbringen der Mikroorganismen,
also zum Zeitpunkt t = 0, zeigt, ist in 1b der
Cantilever zu sehen, nachdem eine "biologische Reaktion" stattgefunden hat, d.h. nachdem die
Mikroorganismen sich vermehrt haben.
-
In 2a und
b ist eine mögliche
Anordnung mehrerer Cantilever dargestellt, die ein auswechselbares
Array bilden. 2a zeigt einen Array von mit unterschiedlichen
Nährmedien
beschichteten Cantilevern zum Zeitpunkt t = 0, d.h. unmittelbar
vor der Injektion oder dem Aufbringen (Inkubation) der Mikroorganismen.
Nach einer gewissen Zeit weisen die verschieden beschichteten Cantilever
unterschiedliche Auslenkungen auf, abhängig z.B. von der Beschaffenheit
der Nährmedien,
von ihrer Behandlung mit Wirkstoffen und/oder vom aufgebrachten
Mikroorganismus. Dies ist in 2b dargestellt.
So kann z.B. eine Aussage über
die Art des Mikroorganismus gemacht oder die Wirksamkeit von Wirkstoffen
gegen (oder für)
den Mikroorganismus überprüft werden. Die
gebogene Haltefeder stellt eine Möglichkeit dar, einen auswechselbaren
Cantilever-Array zu fixieren.
-
In
einem typischen Experiment würde
steriler Nähr-Agar
in einer Weise hergestellt, wie sie einem üblichen Lehrbuch der Mikrobiologie
entnommen werden kann, oder kommerziell erhältlicher Agar (z.B. von FLUKA)
käme zum
Einsatz. Während
sich der Agar noch in der flüssigen
Phase befindet, üblicherweise
oberhalb von 82°C
(Grad Celsius), wird er auf den Cantilever aufgebracht. Dies geschieht
etwa durch Eintauchen des Cantilevers in den flüssigen Agar oder mittels eines
Spin-coating-Verfahrens. Eine typische Agarschicht auf der Cantilever-Oberfläche hat
eine Dicke von wenigen Mikrometern. Insbesondere Spincoating erlaubt
eine wohldefinierte Beschichtung des Cantilevers mit einem Nährmedium, d.h.
die Dicke der Nährschicht
kann gesteuert werden und der Nähragar
kann nur auf einer Seite des Cantilevers oder sogar nur auf einem
Teil der Oberfläche
aufgebracht werden. Spezielle Beachtung ist der Kontaminationsfreiheit
von Cantilever und Nähragar
beizumessen, d.h. der Prozess muss unter sterilen Bedingungen ablaufen.
Die Sterilität
kann beispielsweise durch eine Beobachtung der beschichteten Cantilever über eine
bestimmte Zeitspanne überprüft werden,
d.h. indem die Cantilever während
ungefähr
zwei Tagen bei Umgebungsbedingungen oder in einem Inkubator gelagert
werden. Ein typischer Mikroorganismus, der auf den Cantilever aufgebracht und
beobachtet werden kann, ist das Bakterium Escherichia coli (E.coli).
Dieses Bakterium ist relativ einfach in der Handhabung, wird oft
für medizinische und
mikrobiologische Forschung verwendet und ist als natürlich in
der menschlichen Darmflora vorkommender Bakterienstamm nicht pathogen.
Die Aufzeichnung der Verbiegung oder des Schwingungsverhaltens des
Cantilevers erlaubt es, die Reproduktionsaktivität der E.coli Bakterien unter
verschiedenen Bedingungen zu studieren, z.B. indem Temperatur, relative
Luftfeuchtigkeit oder die Zusammensetzung des Nähragars kontrolliert variiert
werden.
-
Ähnliche
Experimente können
mit Nährmedien
für Pilze
durchgeführt
werden. Dies erlaubt beispielsweise das Studium des Wachstums von
Hefe.
-
3 zeigt
ein Blockschaltbild mit den verschiedenen Teilen einer erfindungsgemässen Anordnung.
Der Array von Cantilevern – in
der Figur zusätzlich
mit einer symbolischen Andeutung eines Mechanismus zum Aufbringen
der Mikroorganismen dargestellt – liefert elektrische Signale,
welche die momentane Auslenkung der Cantilever messen. Diese Signale
werden direkt einem Frequenzdetektor zugeführt, welcher aufbereitete Daten,
vorzugsweise die aktuellen Schwingungsfrequenzen der Cantilever,
einem PC zur Visualisierung und weiteren Verarbeitung zuführt. Falls
notwendig, können
in einem Regelkreis Signale erzeugt und für die Schwingungsanregung des
Cantilevers genutzt werden.
-
Der
Gleichspannungsanteil (DC) des Signals, z.B. das Tiefpass-gefilterte
Ausgangssignal, kann zur Detektion der statischen Auslenkung des Cantilevers
benutzt werden. Das DC-Signal wird ebenfalls einem PC zur Visualisierung
und weiteren Verarbeitung zugeführt.
-
In 4 ist
eine mögliche
Ausgestaltung der Erfindung mit mehreren Cantilevern dargestellt.
Eine Anordnung von acht Cantilevern, die nacheinander mit jeweils
mit einer von acht Lichtquellen bestrahlt werden, erlaubt eine quasiparallele
Auslesung von Cantilever-Auslenkung und -Resonanzfrequenz. Die Ablenkung
des Lichtstrahls wird über
einen positionssensitiven Photodetektor (PSD) bestimmt, dessen Ausgangssignal
elektronisch verstärkt
und den elektronischen Schaltungen zur Bestimmung der Frequenz und
der statischen Auslenkung, d.h. der Nullpunktsposition der Schwingung,
zugeführt
wird. Mittels eines Computers können
die so gewonnenen Daten visualisiert, ausgewertet und weiter verarbeitet werden.
Neben der dargestellten optischen Auslesemethode, der sog. „Beam-deflection"-Methode sind andere
optische oder elektronische Ausleseverfahren denkbar: beispielsweise
stellen interferometrische oder piezoelektrische Signaldetektion
bekannte Alternativen dar.
-
In
einem Experiment mit einem Cantilever-Array würden die Cantilever typischerweise
mit unterschiedlichem Nähragar
beschichtet. Während ein
Cantile ver mit einem „gewöhnlichen" Nähragar beschichtet
ist, wie in Zusammenhang mit den 2a und 2b beschrieben,
sind die anderen Cantilever mit Agarsorten beschichtet, die verschiedene
Antibiotika gegen Bakterien enthalten, z.B. Ampicillin, Kanamycin
oder Zeocin, die alle kommerziell erhältlich sind. Wenn der ganze
Cantilever-Array, also jeder Cantilever, mit einem E.coli-Stamm
in Berührung
kommt, der keine Resistenz gegen Antibiotika aufweist, wachsen die
Bakterien nur auf dem „gewöhnlichen" Agar. Dies zeigt
sich an einer signifikanten Verbiegung dieses Cantilevers, während alle übrigen Cantilever
keine Änderung
ihrer Auslenkung zeigen. Wird jedoch ein E.coli-Stamm, der eine
Resistenz gegen das Antibiotikum Ampicillin aufweist, auf den Cantilever-Array
aufgebracht, so vermehren sich die Bakterien sowohl auf dem „gewöhnlichen" Agar als auch auf
dem Agar, welcher Ampicillin enthält. Die Signatur der Cantilever,
welche eine substanzielle Verbiegung aufweisen, ist damit charakteristisch
für den
Ampicillin-resistenten E.coli-Stamm.
-
Für eine mit
dem Fachgebiet vertraute Person stellt es keine Schwierigkeit dar,
mittels bekannter gentechnischer Methoden einen resistenten E.coli-Stamm
zu züchten.
-
Anstelle
der Verbiegung der Cantilever kann deren Schwingungsverhalten beobachtet
werden. Das Bakterienwachstum ändert
die Massenverteilung und/oder die Oberflächenstruktur des Cantilevers.
Die Ursache hierfür
ist der zweidimensionale, inhomogene Vermehrungsprozess der Bakterien;
die resultierende Verschiebung der Resonanzfrequenz und/oder Veränderung
des Qualitätsfaktors
können für die Erkennung
des Bakterienwachstums genutzt werden.
-
In
einer klinischen Umgebung könnte
dieses Verfahren in Zusammenhang mit pathogenen Bakterienstämmen eingesetzt
werden, um schnell eine mögliche
Antibiotika-Resistenz festzustellen und so eine unwirksame Behandlung
mit falschen Antibiotika zu vermeiden.
-
In
einem ähnlichen
Experiment werden verschiedene Cantilever mit unterschiedlich zusammengesetztem
Nähr-Agar
beschichtet, die in einer Vielzahl kommerziell erhältlich sind
(z.B. bei Merck oder Fluka). Während
beispielsweise ein bestimmter E.coli-Stamm auf einem cantilever,
welcher mit Plate Count Agar (d.h. auf einem Nährmedium, welches Trypton,
Hefeextrakt, Dextrose und Agar enthält) beschichtet ist, gut wächst, wachsen
Salmonellen z.B. auf Rambach-Agar (d.h. auf einem Nährmedium, welches
Pepton, Natriumchlorid, Natrium-Deoxycholat, Propylen-Glycol und
Agar-Agar enthält)
besser. Der charakteristische „Fingerabdruck" unterschiedlicher
Cantilever-Auslenkungen und/oder unterschiedlicher Verschiebungen
der Resonanz-Frequenz kann nun benutzt werden, um den Typus des
untersuchten Mikroorganismus zu bestimmen und zumindest eine teilweise
Selektivität
zu erreichen. Dieser Erkennungsprozess lässt sich mit Hilfe eines künstlichen neuronalen
Netzwerks automatisieren, welches darauf trainiert wird, einem bestimmten „Fingerabdruck" den entsprechenden
Bakterienstamm zuzuordnen.
-
5 schliesslich
zeigt eine schematische Messkurve, welche den aus der Vermehrung
von Bakterien auf dem Cantilever resultierenden Signalverlauf wiedergibt,
nämlich
die Resonanzfrequenzverschiebung Δf,
die Veränderung
des Qualitätsfaktor ΔQ (Änderung
der Dämpfung)
und/oder die statische Deflektion Δs. Der Qualitätsfaktor
ist dabei definiert als das Verhältnis
zwischen der Resonanzfrequenz und der Breite der Resonanzkurve auf
Höhe der
halben Maximalamplitude. Nach einer allfälligen Lag-Phase (I), in welcher
sich der Mikroorganismus an die neue Umgebung gewöhnt und
in welcher nur eine langsame Vermehrung und damit ein geringer Einfluss
auf die gemessenen Signale vorliegt, folgt die Log-Phase (II). Für diese
Phase ist die exponentielle Vermehrung des Mikroorganismus charakteristisch.
Die Massenabnahme, etwa durch die Abgabe von CO2 während der
Produktion von ATP (Adenosin-Tri- Phosphat)
führt zu
einer Erhöhung
der Resonanzfrequenz f des Cantilevers, während gleichzeitig seine statische
Auslenkung (Gleichgewichtspunkt) zunimmt. Werden jedoch von aussen
Nährstoffe
zugeführt,
nimmt die Gesamtmasse des Cantilevers zu, was – wie in 5 dargestellt – zu einer
Abnahme der Resonanzfrequenz führt.
Zusätzlich
wird durch das lokale Wachstum der Mikroorganismen die Oberflächenstruktur
inhomogen, was zu einer Abnahme des Qualitätsfaktors Q führt. Wird
in der stationären Phase
(III) Sättigung
erreicht, treten auch keine Änderungen
der gemessenen Signale mehr auf.
-
Die
Implementierung der beschriebenen Mess-Funktionen bereitet der mit
dem Fachgebiet vertrauten Person keine Schwierigkeiten. Zudem können alle
Methoden, Schritte und Einrichtungen, die hier beschrieben und beansprucht
werden, ohne unverhältnismässigen Aufwand
durchgeführt
bzw. aufgebaut werden. Zudem können
die hier beschriebenen Bestandteile und deren Zusammensetzung durch
chemisch oder biologisch ähnlich
geartete Bestandteile und Zusammensetzungen ersetzt werden, wobei
dieselben oder ähnliche
Ergebnisse erzielt werden.
-
Auch
ist für
viele Teilfunktionen kommerzielle Software verfügbar. Wo dies nicht der Fall
ist, kann solche Software durch eine mit dem Fachgebiet vertraute
Person ohne Schwierigkeiten erstellt werden.