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Die
vorliegende Erfindung betrifft neue Endopeptidasen mit hoher Schneidespezifität zur Verwendung bei
der in vitro-Prozessierung von rekombinanten Proteinen, die für gewerbliche
Anwendungen geeignet sind, und insbesondere lösliche, sezernierte Derivate
des Kex1-Proteins von Kluyveromyces lactis und deren Verwendung
in löslicher
Form oder in einer an einem unlöslichen
organischen oder anorganischen Träger immobilisierten Form zur
Freisetzung des Proteins von Interesse aus Fusionsproteinen.
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Gebiet der
Erfindung
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Die
Herstellung von heterologen rekombinanten Proteinen in geeigneten
Expressionssystemen stellt eines der Hauptanwendungsgebiete von
gewerblichem Interesse der rekombinanten DNA-Technologie dar. Aufgrund
der Instabilität
des Peptids/Proteins in der Wirtszelle ist es häufig vorteilhaft, das Peptid/Protein
von Interesse in Form eines Fusionsproteins herzustellen, das ein
schützendes
(oder stabilisierendes) Protein umfasst, das anschließend an
einer spezifischen, vorbestimmten Stelle prozessiert wird, um das
erwünschte
Protein oder Peptid freizusetzen.
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Dieses
Verfahren macht es ferner möglich,
das gewünschte
Protein oder Peptid ohne die Extension mit einem N-terminalen Methioninrest,
der den ersten Aminosäurerest
von in bakteriellen Systemen exprimierten Proteinen darstellt, zu
erhalten. Fusionsproteine werden auch mit dem Ziel hergestellt,
die Expressionsgrade zu erhöhen
oder das Reinigungsverfahren zu erleichtern, indem man geeignete
Polypeptidsequenzen wählt,
an deren amino- oder carboxyterminalen Enden das Protein von Interesse
angebracht ist.
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Für den Erfolg
dieser Strategie ist es erforderlich, dass chemische oder enzymatische
Reagenzien verfügbar
sind, die die Prozessierung des Fusionsproteins mit dem angestrebten
Spezifitätsgrad
bewirken können,
idealerweise ohne Freisetzung von etwaigen sekundären Produkten,
so dass die Kosten für
die nachgeschaltete Prozessierung verringert werden. Von den vorgeschlagenen
chemischen Verfahren sei das Schneiden an Methioninresten mit CNBr,
die Säurehydrolyse
am Asn-Pro-Dipeptid oder das Schneiden mit Hydroxylamin am Asn-Gly-Dipeptid erwähnt (Fontana
et al., Practical Protein Chemistry, A Handbook, (1986), S. 5569–5575).
Die enzymatischen Verfahren verwenden beispielsweise Lysyl-endopeptidasen
(Achromobacter-protease I), die spezifisch die Peptidbindung vom
Carboxylende des Lysins schneiden und Protease V8 aus Staphylococcus,
das spezifisch die Peptidbindung vom Carboxylende von Glutaminsäure schneidet (JP-B-6-87788). Da jedoch
diese chemischen Verfahren und die Endoproteasen einen einzelnen
Aminosäurerest
erkennen, ist es erforderlich, dass dieser Aminosäurerest
im angestrebten Peptid nicht vorhanden ist, um das wirksame Ausschneiden
des angestrebten Peptids aus dem chimären Protein zu ermöglichen;
somit sind die Peptide, die hergestellt werden können, begrenzt. Es wurden daher
verschiedene Studien mit dem Ziel durchgeführt, Proteasen mit einer Substratspezifität, die sich
für die
Verwendung beim spezifischen proteolytischen in vitro-Schneiden
von rekombinanten Proteinen von gewerblichem Interesse eignen, aufzufinden und/oder
gentechnisch zu bearbeiten. Weitere Endoproteasen mit einer Schneidesequenz,
die stärker
beschränkt
ist, d. h. die eine Sequenz von Aminosäuren und nicht einen einzelnen
Rest abdeckt, wurden verwendet. Hierzu gehören beispielsweise Thrombin,
Faktor Xa und Enterokinase (Nilsson et al., Current Opinion Struct.
Biol., Bd. 2 (1992), S. 569–575).
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In
neuerer Zeit sind einige Mitglieder der Familie der Subtilasen oder
Serin-proteasen
auf erhebliches Interesse gestoßen;
zu bekannten Mitgliedern gehören:
(1) bakterielle Subtilisine, (2) die Kex2-Protease von S. cerevisiae,
(3) Furin und Furin-analoge Proteine. Während bakterielle Subtilisine
keine ausreichende Schneidespezififät für die in vitro-Prozessierung
von Fusionsproteinen aufweisen, ausgenommen in geeigneter Weise
gentechnisch bearbeitete Varianten (Balllinger et al., Biochemistry,
Bd. 35 (1996), S. 13579–13585; US-Patent
5 837 516), weisen sowohl das Kex2-Protein als auch Furine eine
für diesen
Zweck angemessene Schneidespezifität auf.
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Subtilasen
mit einer hohen Schneidespezifität,
die nachstehend als Kexin-analoge
Proteasen bezeichnet werden, spielen die molekulare/physiologische
Rolle von "Pro-hormon-convertasen"; d. h. es handelt
sich um Enzyme, die aus ihren Vorläufern in vivo Peptidhormone
durch proteolytisches Schneiden am C-terminalen Ende von Paaren
der Basenreste Lys-Arg oder Arg-Arg erzeugen. 1 zeigt
in schematischer Weise die Struktur von Kexino-analogen Proteasen.
Die Subtilisin-analoge
katalytische Domäne,
die sich über
etwa 330 Aminosäuren
erstreckt, ist unter den eukaryontischen Proprotein-convertasen
hochgradig konserviert. Insbesondere die Reste am aktiven Zentrum,
die die katalytische Triade (Ser-His-Asp) darstellen und ein Rest von Asn,
der den oxyanionischen Hohlraum im Übergangszustand stabilisiert,
sind bei sämtlichen
Mitgliedern in entsprechenden Positionen vorhanden, ausgenommen
in PC2, wo der Asn-Rest durch einen Asp-Rest ersetzt ist (Bryan et al, Proc.
Natl. Acad. Sci. U.S.A., Bd. 83 (1986), S. 3743–3745).
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Die
Sequenzen, die diese Reste flankieren, sind ebenfalls einwandfrei
konserviert. Ferner ist auch die Region von 140 Aminosäuren, die
sich an die katalytische Domäne
anschließt
(bekannt als "Homo
B"-, "P"- oder "mittel"-Domäne),
unter eukaryontischen Convertasen einwandfrei konserviert, einschließlich bei
der Hefeprotease Kex2, sie fehlt aber bei bakteriellen Subtilisinen.
Die Homo B-Domäne
ist für
die katalytische Aktivität
wesentlich (Zhong et al., FEBS Lett., Bd. 396 (1996), S. 31–36). Diese
Domäne
enthält
eine konservierte Arg-Gly-Asp-Sequenz, die eine Ähnlichkeit mit der Erkennungssequenz
von Integrinen besitzt. Die Mutationen von einem dieser drei Reste
in PC1/PC3 verursacht den Verlust der katalytischen Aktivität und das
fehlerhafte Dirigieren dieser neuroendokrinen Convertase in Richtung
zum konstitutiven sekretiven Weg (Lusson et al., Biochem. J., Bd.
326 (1997), S. 737–744).
Eine weitere konservierte Region ist das Propeptid, das autokatalytisch
durch Prozessierung der Arg-Xaa-Lys-Arg-Stelle während der Reifung der Convertasen
entfernt wird. In Richtung zum C-terminalen Ende, weisen Furin,
PACE4, PC5/PC6A und B eine an Cys reiche Domäne auf, die gut konserviert
ist und deren Rolle bisher unbekannt ist. Furin, Kex2, PC5/PC6B
und LPC/PC7/PC8/SPC7 weisen ferner nahe am C-terminalen Ende eine
Transmembrandomäne
auf.
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Die
Kex2-Endoprotease der Hefe Saccharomyces cerevisiae stellte das
erste nachgewiesene Enzym dar, bei dem genetische und biochemische
Beweise es ermöglichten,
die Funktion der Prozessierung von Proproteinen an Zweibasen-Stellen im trans-Golgi-Netzwerk
zuzuordnen.
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Das
KEX2-Gen kodiert für
ein Glycoprotein mit 814 Aminosäureresten
mit einer Molekülmasse
von 100 bis 120 kDa. Dieses Glycoprotein ist an den Membranen des
trans-Golgi-Netzwerks verankert und übt die physiologische Rolle
einer Prozessierung des α-Faktors
und des Killertoxins aus. Das Kex2-Protein ist eine von Calcium
abhängige
Serin-protease, die spezifische Peptidbindungen am C-terminalen Ende von
Lys-Arg-, Arg-Arg- und Pro-Arg-Sequenzen schneidet (Mizuno et al.,
Biochem. Biophys. Res. Comm., Bd. 144 (1987), S. 807–814). Die
Aminosäuresequenz
von Kex2 enthält
im NH2-terminalen Bereich eine Prä-pro-domäne mit potentiellen
autoproteolytischen Stellen (Lys79-Arg80-Pro102-Arg103 und Lys108-Arg109), gefolgt von einer Region (144–438 Aminosäuren) mit
einem hohen Grad an Sequenzhomologie (Identität von 30%) zu bakteriellen
Subtilasen (Mizuno et al., Biochem., Biophys. Res. Commun., Bd.
156 (1988), S. 246–254;
Fuller et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, Bd. 86 (1989), S. 1434–1438).
Die Kex2-Protease wird in den MATα-Zellen
der Hefe S. cerevisiae als ein inaktiver Vorläufer exprimiert und die NH2-terminale Region der reifen Form wird durch
proteolytisches Prozessieren an der Lys108-Arg109-Stelle, gefolgt von proteolytischem Schneiden
der Dipeptide Leu-Pro und Val-Pro durch das Dipeptidyl-aminopeptidase-enzym
Ste13, erzeugt (Brenner und Fuller, Proc. Natl. Acad. Sci. USA,
Bd. 89 (1992), S. 922–926).
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Die
katalytisch aktive Kex2-Protease von S. cerevisiae wurde aus Hefe
als ein sezerniertes lösliches Enzym
(ss-Kex2), das durch die Insertion eines Stoppcodons vor der COOH-terminalen
Transmembrandomäne
erzeugt worden war, gereinigt. Diese Modifikation erleichterte die
Reinigung des Enzyms. Studien über
die Substratspezifität
der gereinigten ssKex2-S. cerevisiae-Protease zeigten, dass die
Protease keinen Rest in der P3-Position ausschließt, ausgenommen
Asp und Pro, jedoch andererseits selektiv für die Aminosäuren in
der P2- und P1-Position ist. Insbesondere schließen Kex2 in der P2-Position
Aminosäuren
mit voluminösen
Ketten aus, erkennen jedoch solche mit positiv geladenen Resten,
während
in der P1-Position die Kex2-Endoprotease äußerst selektiv sowohl in bezug
auf die Ladung als auch auf die Struktur von Arginin ist. EP-327
377 beschreibt Kex2-Proteasen von S. cerevisiae, die frei von der
C-terminalen, hydrophoben Region sind; diese Proteasen sind in Wasser
löslich
und können
in den Außenraum
der Zelle sezerniert werden, wobei die Enzymaktivität des nativen
Proteins unverändert
bleibt.
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Ausführliche Beschreibung der Erfindung
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Einige
Stämme
von Kluyveromyces lactis weisen einen Killer-Phänotyp auf, der ein Toxin sezerniert, das
zur Abtötung
empfindlicher Zellen verschiedener Spezies von Hefe befähigt ist.
Diese Killereigenschaft ist auf die Anwesenheit von zwei Plasmiden
von linearer DNA, nämlich
pGKL1 und pGKL2, zurückzuführen, die zur
Erzeugung des Toxins und einer Komponente, die die Immunität ermöglicht,
zusammenwirken. Eine Mutation (kex1) wurde an einem einzigen Locus
des K. lactis-Chromosoms,
bezeichnet als KEX1, isoliert, wobei diese Mutation zum Verlust
des Killer-Phänotyps
führt,
während
die Aufrechterhaltung der vorerwähnten
Plasmide ermöglicht
wird.
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Nach
Klonierung durch genetische Komplementierung der vorerwähnten Mutation
wurde vom Gen KEX1 festgestellt, dass es mit dem Gen KEX2 von Saccharomyces
cerevisiae ortholog ist. Die durch die Gene KEX2 von S. cerevisiae
und KEX1 von K. lactis kodierten Proteine weisen einen hohen Grad
an Sequenzhomologie (Identität > 50%) auf und jedes
dieser Proteine ist dazu fähig,
das Fehlen des anderen auszugleichen. Diese Information lässt darauf
schließen,
dass das KEX1-Gen von Kluyveromyces lactis (Wesolowski-Louvel et
al., Yeast, Bd. 4 (1988), S. 71–81)
auch für
eine Protease kodiert, die über
Schneidespezifität
für zweibasige Reste
verfügt
und die an der Erzeugung der reifen Form des Killertoxins, das durch
die Prozessierung von dessen Vorläufer erzeugt wird, beteiligt
ist. Jedoch waren bisher keine Daten bezüglich der Expression des Produkts
des KEX1-Gens verfügbar,
noch waren irgendwelche Daten bezüglich der biochemischen und
enzymatischen Charakterisierung dieses Proteins verfügbar.
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Von
rekombinanten Kex1-Proteasen von K. lactis, die den Hauptgegenstand
der vorliegenden Erfindung darstellen, wurde nunmehr festgestellt,
dass sie frei von der Transmembran-Domäne sind (und mit dem Ausdruck
ss-Kex1 bezeichnet werden) und dass sie in vitro eine katalytische
Endopeptidase-Aktivität
in bezug zu Substraten mit einem Gehalt an Pro-Arg-Resten und Dibasenresten,
insbesondere gegenüber
Arg-Arg- und Lys-Arg-Resten, zeigen. Ferner wurde überraschenderweise
festgestellt, dass diese rekombinanten Kex1-proteasen, deren Proteinsequenz
mit Ausnahme der Deletionen, die die Domäne für die Verankerung an die Membran
aufweisen (möglicherweise
mit Ausnahme von Deletionen, die die Domäne für die Verankerung an die Membran
umfassen), der Proteinsequenz entspricht, die durch das KEX1-Gen
von K. lactis kodiert wird, eine erheblich höhere thermische Stabilität in Vergleich
zu Proteinen der gleichen Familie zeigen, deren Proteinsequenz der
Sequenz entspricht, die durch das Kex2-Gen von S. cerevisiae kodiert
wird, so dass sie im Verfahren der zielgerichteten in vitro-Proteolyse
unter Bedingungen verwendet werden können, bei denen andere Proteine
der Kexin-Familie,
insbesondere Kex2 aus S. cerevisiae, inaktiviert werden.
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Die
erfindungsgemäßen löslichen
Kex1-Proteasen sind durch eine höhere
Stabilität
im Vergleich zu den entsprechenden Varianten, die durch das KEX2-Gen
von S. cerevisiae kodiert werden, charakterisiert, wobei die löslichen
Kex1-Proteasen mehr als 50% ihrer Aktivität unter Bedingungen, bei denen
das Kex2-Protein vollständig
inaktiviert wird, behalten.
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Wie
aus den nachstehenden Ausführungen
ersichtlich ist, wird bei den erfindungsgemäßen löslichen Kex1-Endoproteasen
die Deletion der Transmembran-Domäne durch
Entfernung von mindestens 57 Aminosäureresten vom C-terminalen
Ende des Enzyms, das durch das KEX1-Gen von K. lactis kodiert wird,
erreicht, wobei es sich bei der experimentell verwendeten Gensequenz
um die Sequenz handelt, die bei der EMBL-Datenbank unter der Hinterlegungsnummer
X07038 verfügbar
ist.
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Insbesondere
ist die lösliche
Kex1-Endoprotease gemäß der bevorzugten
Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung dadurch gekennzeichnet, dass sie die
Sequenz SEQ ID NO: 2 aufweist oder jedenfalls eine Sequenz mit einer
90%-gen Homologie bzw. einer 95%-igen Homologie zu SEQ ID NO: 2
aufweist.
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Die
vorliegende Erfindung wird durch ein DNA-Molekül repräsentiert, das für eine lösliche Kex1-Endoprotease
kodiert, bei der mindestens 57 und nicht mehr als 100 Aminosäurereste
vom C-terminalen Ende entfernt worden sind.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
ist dieses DNA-Molekül
dadurch gekennzeichnet, dass es (a) die Sequenz SEQ ID NO: 1 aufweist,
(b) eine Sequenz aufweist, die mit SEQ ID NO: 1 hybridisiert, (c)
eine Sequenz aufweist, die als Folge des genetischen Codes zur DNA
mit der Sequenz SEQ ID NO: 1 degeneriert ist, und/oder (d) eine
Sequenz mit einer Homologie von 90% und vorzugsweise von 95% zu
SEQ ID NO: 1 aufweist.
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Ein
weiterer Gegenstand der Erfindung besteht in einem Verfahren zur
Herstellung einer biologisch aktiven Substanz von Interesse (ein
Peptid oder ein Protein), wobei das Verfahren folgendes umfasst:
- (a) die Herstellung eines Fusionspolypeptids
oder -proteins, das die Sequenz des Peptids oder Proteins von Interesse
umfasst, in einem Konstrukt vom Typ NH2-A-B-C-COOH, wobei
es sich bei NH2 um das NH2-terminale
Ende des Fusionspolypeptids oder -proteins handelt, A ein beliebiges
erwünschtes
Protein oder Polypeptid (gegebenenfalls nur das Methionin, das durch
das Startkodon der Translation kodiert wird) darstellt, B ein verbindendes "Linker"-Fragment darstellt,
das mit einer Aminosäuresequenz
endet, die von der erfindungsgemäßen Kex1-Endoprotease erkannt
wird, C das Polypeptid oder Protein von Interesse darstellt, so
dass die erste Aminosäure
des reifen Proteins von Interesse sich unmittelbar am Carboxylende der
durch die erfindungsgemäße Kex1-Endopeptidase
erkannten Sequenz befindet, und COOH das carboxyterminale Ende des
Fusionspolypeptids oder -proteins darstellt;
- (b) die in vitro-Inkubation des in der vorstehenden Stufe (a)
erwähnten
Fusionspolypeptids oder -proteins in Gegenwart einer erfindungsgemäßen Kex1-Endoprotease, um
das Protein oder Polypeptid von Interesse vom Fusionspartner und
mit dem freien NH2-terminalen Ende entsprechend
dem NH2-terminalen Ende des Polypeptids
oder Proteins von Interesse zu trennen;
- (c) die Abtrennung und Reinigung des biologisch aktiven Peptids
oder Proteins von Interesse.
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Die
Verfahren zur Durchführung
der vorstehenden Schritte (a), (b) und (c) sind aus dem Stand der Technik
bekannt und bedürfen
daher keiner näheren
Erläuterung.
Sie sind beispielsweise in EP-327 377, EP-794 254, EP-794 255 und
US-5 077 204, deren Inhalt als Bestandteil der vorliegenden Beschreibung
anzusehen ist, beschrieben.
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Die
erfindungsgemäßen Endoproteasen
können
zur Prozessierung von Fusionsproteinen mit einem Gehalt an Peptiden
oder Proteinen von industriellem und/oder therapeutischem Interesse
verwendet werden. Mögliche
Proteine, die unter Verwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens erhältlich sind,
sind beispielsweise rekombinante Proteine zur therapeutischen Verwendung,
wie Peptidhormone, Interleukine, Interferone, Cytokine, Wachstumsfaktoren,
fibrinolytische Enzyme und rekombinante Enzyme von industriellem
Interesse, die als Biokatalysatoren verwendet werden können, z.
B. Lipasen, Hydrolasen, Nucleasen, Oxidasen und Phosphatasen.
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Zu
weiteren Gegenständen
der Erfindung gehören
die DNA-Sequenzen, die für
die vorerwähnten
Proteasen kodieren, die entsprechenden Expressionsplasmide und die
Wirtszellen, die diese enthalten.
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Die
erfindungsgemäße Kex1-protease
von Kluyveromyces lactis wurde erhalten, indem man für die Expression
von Varianten der Kex1-Protease, die frei von der Domäne für die Verankerung
an der Membran sind, zur Expression in der Hefe Saccharomyces cerevisiae
veranlasste. Die Sekretion im Wachstumsmedium der ss-Kex1-Proteasen
wurde entweder mittels der homologen Prä-pro-region oder mittels der
Prä-pro-region des
homologen Kex2-Proteins von S. cerevisiae sowie dank der (prä)-Signalsequenz
der Glucoamylase von Saccharomyces cerevisiae var. diastaticus erreicht.
Aufgrund dieser Studien wird überraschenderweise
festgestellt, dass die katalytischen Domänen von Kex1 und Kex2 funktionelle
Unterschiede aufweisen, was durch die Feststellung nachgewiesen
wurde, dass das Kex1-Protein, das mit dem Rest 580 endet, katalytisch
inaktiv ist, im Gegensatz zum Kex2-Protein, das mit dem Rest 593
endet, was den entsprechenden Rest im Kex2-Protein darstellt (Gluschankof
et al., EMBO J., Bd. 13 (1994), S. 2280–2288). Es wurde auch nach
Wachstumsbedingungen, die für
die Produktion und Sekretion der Protease in einem Kolben geeigneter
sind, gesucht.
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Lösliche Kex1's wurden aus dem
Wachstumsmedium gereinigt und einige ihrer biochemischen Eigenschaften
wurden bestimmt, einschließlich
der Schneidewirkungsgrad an Modellsubstraten und die Stabilität und katalytische
Aktivität
in Gegenwart von verschiedenen physikochemischen Mitteln, wie die
Temperatur.
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Die
auf diese Weise erhaltenen ss-Kex1-Proteasen können als solche verwendet werden
oder sie können
an einer unlöslichen
organischen oder anorganischen Matrix immobilisiert werden. Die
auf diese Weise immobilisierten Proteasen können mehrmals bei der in vitro-Prozessierung
von Fusionsproteinen von gewerblichem Interesse verwendet werden,
was offensichtliche Vorteile mit sich bringt.
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Die
thermische Stabilität
der neuen löslichen,
sezernierten ss-Kex1-Endopeptidasen
ist so beschaffen, dass sie nach einer 6-minütigen Inkubation bei 50°C etwa 60%
oder mehr ihrer ursprünglichen
Aktivität
behalten, d. h. unter Bedingungen, bei denen die entsprechenden
Kex2-Proteine ihre Aktivität
vollständig
verlieren.
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Die
geschätzte
Molekülmasse
der erfindungsgemäßen neuen
ss-Kex1-Endopeptidase
beträgt
etwa 65–70
kDa (aus dem Stamm NP31 erzeugtes Enzym) und 70 bis 80 kDa (aus
dem Stamm NP168 erzeugtes Enzym), und zwar bei Bestimmung durch
SDS-PAGE nach Erwärmen
und Reduktion der Probe.
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Nachstehend
wird die Erfindung anhand von speziellen Beispielen erläutert. Die
Beispiele dienen lediglich der Klarstellung der Erfindung, sind
aber in keiner Weise als eine Beschränkung anzusehen.
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Kurze Beschreibung der
Zeichnungen
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1 zeigt
die strukturelle Organisation in Domänen des Kex2-Proteins, das
einen typischen Vertreter und das erste identifizierte Mitglied
der Familie der prozessierenden Kexin-analogen Subtilasen darstellt.
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2 zeigt
die Ausrichtung der Proteinsequenzen von Kex2 aus S. cerevisiae
und Kex1 aus K. lactis.
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3 zeigt
die thermische Stabilität
der Proteasen ss-Kex2 aus S. cerevisiae und ss-Kex1 aus K. lactis.
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4 zeigt
das Aktivitätsprofil
als Funktion der Temperatur der Proteasen ss-Kex2 aus S. cerevisiae und ss-Kex1 aus
K. lactis.
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5 zeigt
das Elutionsprofil bei RP-HPLC eines gereinigten Präparats einer
erfindungsgemäßen löslichen
ss-Kex1-Protease.
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6 zeigt
die in vitro-Verdauungskinetik eines Fusionsproteins, das mit einer
erfindungsgemäßen löslichen
ss-Kex1-Protease erhalten worden ist.
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7 zeigt
das in vitro-Verdauungsprofil eines Fusionsproteins, das mit einer
erfindungsgemäßen immobilisierten
ss-Kex1-protease erhalten worden ist.
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Beispiele
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Beispiel 1
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Konstruktion von Plasmiden
für die
Expression von Kex1 aus Kluyveromyces lactis in Saccharomyces cerevisiae
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Sofern
nichts anderes angegeben ist, wurden für sämtliche üblichen Manipulationen der
rekombinanten DNA herkömmliche
Verfahren herangezogen. Eine Zusammenstellung derartiger Maßnahmen
findet sich beispielsweise bei Sambrook et al., Molecular Cloning,
(1989).
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Um
Plasmide für
die Expression in S. cerevisiae von geschnittenen Varianten der
COOH-terminalen Region der Kex1-Protease von K. lactis unter der
Kontrolle verschiedener Signalsequenzen zu konstruieren, wurden
PCR's mit geeigneten
mutagenen Oligonucleotiden unter Einhaltung üblicher Subklonierungsverfahren
durchgeführt.
Bei den erfindungsgemäß verwendeten
Expressionsvektoren handelte es sich um pEMBLyex4 (Baldari et al.,
EMBO J., Bd. 6 (1987), S. 229–234),
pVTU (Vernet et al., Gene, Bd. 52 (1987), S. 225–233) und YEPSTA (Martegani
et al., Appl. Microbiol. Biotechnol., Bd. 37 (1992), S. 604–608). Die
Plasmide, die Kexine aus diesen Derivaten exprimieren, sind in Tabelle
1 aufgeführt.
Auf der Grundlage der in dieser Tabelle gegebenen Informationen
ist es für
den Fachmann möglich,
die vorerwähnten
Plasmide ohne übermäßigen experimentellen
Aufwand zu konstruieren. In diesem Patent wird auf die folgenden
Protein- und Nucleinsäuresequenzen
Bezug genommen: (KEX1-Gen, EMBL-Hinterlegungsnummer
X07038; Kex1-Protein, Swiss-Prot-Hinterlegungsnummer 09231; KEX2-Gen,
EMBL-Hinterlegungsnummer M22870; Kex2-Protein, Swiss-Prot- Hinterlegungsnummer
P13134). Im nachstehenden Text bezieht sich der Ausdruck Nucleotid
1 auf das Adenin-nucleotid (A), das dem Translationsstartkodon (ATG)
eines jeden angegebenen Gens, das für Proteasen kodiert, entspricht;
gleichermaßen
bezieht sich der Ausdruck Aminosäure
1 auf das durch das Startkodon kodierte Methionin. In analoger Weise
zur vorstehenden Beschreibung für
Kex2 werden die löslichen
und enzymatisch aktiven, reifen Formen von Kex1, die in der vorliegenden
Erfindung beschrieben werden, zunächst in Form von inaktiven
Prä-pro-proteinen
exprimiert, die anschließend
an der Lys101-Arg102-Stelle (wenn das homologe Pro-protein verwendet
wird) oder an der Lys-113-Arg-114-Stelle (wenn das kex2-Pro-protein
verwendet wird) prozessiert. Für
die Zwecke der vorliegenden Erfindung sind die löslichen und enzymatisch aktiven,
reifen Formen von Kex1 dadurch charakterisiert, dass sie eine Polypeptidkette
zwischen der Aminosäure
103 und der Aminosäure
643 der in 2 angegebenen Sequenz aufweisen.
Sie sind mit der ss-Kex1-Cx-Terminologie bezeichnet, wobei x den
Aminosäurerest
der Sequenz von 2 wiedergibt, der den carboxyterminalen
Rest der löslichen
Formen von Kex1 darstellt. Lediglich als Beispiel ist die Konstruktion
des PL24-Plasmids, das die Kex1-C600-Protease exprimiert, detailliert
beschrieben. Da die DNA-Sequenzen bekannt sind, erfolgt die Konstruktion
von derartigen Plasmiden im Rahmen des üblichen Fachwissens eines Fachmanns
und kann auch gemäß Strategien
und Techniken durchgeführt
werden, die sich von den beispielhaft angeführten Strategien und Techniken
unterscheiden, die aber im Hinblick auf die Gewinnung des oder der
erwarteten Produkte gleichwertig sind.
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Um
das Plasmid für
die Expression des Kex1-C600 zu konstruieren, das an der Aminosäure 600
geschnitten ist, wobei dieser Rest der Aminosäure 613 in Kex2-Protein, das durch
das KEX2-Gen von S. cerevisiae kodiert wird, entspricht, wurde die
Sequenz, die für
die Reste 1–600
von Kex1 kodiert, durch PCR mit den nachstehend angegebenen Oligonucleotiden
amplifiziert (die Nucleotide, die die Restriktionsstellen für BamHI und
HindIII darstellen, sind unterstrichen):
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Am
Ende der PCR wurde das amplifizierte Fragment der Restriktion mit
den Endonucleasen BamHI und HindIII unterworfen, nach präparativer
Elektrophorese mit Agarosegel gereinigt und in den Expressionsvektor
pEMBLyex4, der vorher mit BamHI und HindIII linearisiert worden
war, subkloniert, was es ermöglichte, das
Plasmid pL24 zu erhalten, das die Expression des Kex1-C600-Proteins
in Hefe unter der Kontrolle des induzierbaren Hybridpromotors GAL1-10-CYC1
möglich
machte.
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Tabelle
1 Erfindungsgemäß verwendete
Plasmide, die verschiedene Formen von kex1 exprimieren.
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Beispiel 2
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Expression und Sekretion
des Kex1-Proteins von Kluyveromyces lactis in Saccharomyces cerevisiae
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Verschiedene
Stämme
von S. cerevisiae wurden unter Verwendung der vorstehend beschriebenen Konstrukte
transformiert, um die Expression von katalytisch aktiven und löslichen,
sezernierten Formen der Kex1-protease von K. lactis zu erreichen.
GRF18* (MATa his 3-11, 15 leu 2-3, 112 ura3); X4004 (MATa lys5 met2
ura3 trp1); MVY4935 (MATa sta10 leu2 ura3 arg4 his3 lys2); W303
1-a (MATa leu2-3, 112 ura3-1 trp1-1 his3-11,15 ade2-1 can1-100 GAL
SUC2). Das eingesetzte Tranformationsverfahren entspricht den Angaben von
SchiestI und Gietz, Curr. Genet., Bd. 16 (1989), S. 369–346. Die
zur Züchtung
der Hefe in flüssigem
Medium verwendeten Kolben wurden in einem thermostatisierten Dubnoff-Bad
inkubiert und kontinuierlich bewegt. Die Züchtung auf einer Platte wurde
in geeigneten Inkubatoren in einer feuchten Atmosphäre durchgeführt. Was
die Verfahren der Hefebearbeitung betrifft, so wird immer dann,
wenn die Verfahren nicht ausdrücklich
beschrieben werden, auf C. Guthrie und G. R. Fink, Methods in Enzymology,
Bd. 194, verwiesen.
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Die
tranformierten Zellen wurden auf selektives Minimalmedium (YNB)
mit Glucose als Kohlenstoffquelle ausgestrichen und bei 30°C inkubiert.
Unter diesen Bedingungen wachsen die gentechnisch bearbeiteten Zellen
ohne Erzeugung des Proteins von Interesse. Das Expressionssystem
auf der Basis der pEMBLyex4-analogen
Vektoren kann durch Galactose induziert werden, da das Protein von
Interesse unter die Kontrolle des induzierbaren Hybridpromotors
GAL-CYC gestellt wird und die Anwesenheit von Glucose im Kulturmedium
einen Zustand der Repression der Expression herbeiführt. Dieses
System sorgt für
die Verwertung von Raffinose als Kohlenstoffquelle, um die Derepression
zu ermöglichen,
und für
die Verwertung von Galactose, um den Induktionszustand zu gewährleisten.
Ferner sorgt das Expressionssystem auf der Basis von pEMBLyex4-analogen
Vektoren, die mit dem selektiven Marker leu2d versehen sind, für die Möglichkeit,
die Anzahl der Kopien des Plasmids von Interesse weiter zu amplifizieren,
wobei man sich, sofern der Genotyp des transformierten Stammes es
erlaubt, der Selektion in leucinfreiem Minimalmedium bedient.
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Die
transformierten Stämme
wurden in den folgenden Kulturmedien gezüchtet:
YP-reiches Medium:
Kohlenstoffquelle 20 g/Liter; Pepton 20 g/Liter; Hefeextrakt 10
g/Liter.
YNB-Aminosäure-Minimalmedium:
Kohlenstoffquelle 20 g/Liter; YNB ohne Aminosäuren 6,7 g/Liter.
Standard
1040-Medium: YNB ohne Aminosäuren
und ohne Ammoniumsulfat 1,7 g/Liter; (NH4)2SO4 1,32 g/Liter;
NH4Cl 5,0 g/Liter; BIS-TRIS 8,37 g/Liter;
Kohlenstoffquelle 20 g/Liter; L-Tryptophan 0,12 g/Liter; Adenin-HCl
0,24 g/Liter; Casaminsäuren
5,0 g/Liter. Gegebenenfalls wurden die Medien mit 2% Agar verfestigt. Nucleotidbasen
und Aminosäuren
wurden zur Erzielung von 50 mg/Liter zugesetzt.
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Das
Kulturmedium dieser transformierten Stämme wurde einer Aktivitätsmessung
unterzogen, um die Anwesenheit einer katalytisch aktiven, sezernierten
Form der Protease von Interesse nachzuweisen. Die Enzymaktivität wurde
durch einen kolorimetrischen Test bestimmt, der sich der Fähigkeit
des Enzyms zur Hydrolyse des Substrats Z-L-Tyrosin-L-lysin-L-arginin-p-nitroanilid
(Z-Y-K-R-pNA) bedient.
Das Inkubationsgemisch umfasste 0,1 mM Z-Y-K-R-pNA in 0,2 M Hepes,
pH-Wert 7,0 und 1 mM CaCl2 in einem Gesamtvolumen
von 1,5 ml bei 37°C.
Die Reaktion wurde bei 405 nm überwacht,
einer Wellenlänge,
bei der die maximale Abnahme des molaren Extinktionskoeffizienten
(Δε), entsprechend
10,9 mM–1cm–1,
erfolgt. Eine Enzymeinheit ist als die Enzymmenge definiert, die
die Transformation von 1 μMol
Substrat pro Minute unter den vorstehend beschriebenen Bedingungen
katalysiert. Sofern nichts anderes angegeben ist, beziehen sich
die in Tabelle 2 vorgelegten Daten auf die Aktivität, die im
Wachstumsmedium durch Derivate des W303-Stammes sezerniert wurde, der
in einem Kolben bei 30°C
unter Rühren
(220 U/min) in 1040-Medium-2% Galactose gezüchtet worden war (ausgenommen
die Stämme
NP255 und NP265, bei denen es sich bei der dem Wachstumsmedium zugesetzten
Kohlenstoffquelle um 2% Glucose handelte). Verschiedene Proben wurden
entlang der Wachstumskurve für
jeden Stamm entnommen. In Tabelle 2 ist die maximale Aktivität, die für jeden
transformierten Stamm gemessen wurde, angegeben. Es ist ersichtlich,
dass sich gute Sekretionsniveaus sowohl dann beobachten lassen,
wenn die Expression von Kex1 durch den GAL10-CYC1-Promotor geleitet
wird, als auch dann, wenn der Promotor von Alkohol-dehydrogenase
verwendet wird. Die Erfindung ist daher nicht auf den Typ des verwendeten
Promotors beschränkt,
sofern die Sekretiongrade der erfindungsgemäßen Endoprotease zufriedenstellend
sind.
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Tabelle
2 Maximale
Kex1-Aktivität,
die in das Wachstumsmedium in einem Kolben durch die Stämme von
S. cerevisiae, die mit für
verschiedene Formen der Kex1-Protease
von K. lactis exprimierenden Plasmiden transformiert worden sind,
sezerniert werden.
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Es
wurde festgestellt, dass der Ersatz der Prä-pro-sequenz von Kex1 durch
die von Kex2 zu einem Protein führte,
das im Wachstumsmedium ebenso gut wie das Kex1-Protein, das seine
eigene Prä-pro-sequenz
verwendete, sezerniert wurde. Umgekehrt führte der Ersatz der Prä-sequenz
allein (Signalsequenz) durch die Signalsequenz der durch das STA2-Gen
von Saccharomyces cerevisiae var. diastaticus (Stamm NP33) kodierten
Glucoamylase oder durch die Signalsequenz von Kex2 (Stamm NP157)
zu einer verringerten Sekretion des Kex1-Proteins. In den Experimenten,
die in den nachstehenden Beispielen beschrieben werden, wurde daher
das Protein verwendet, dessen Sekretion durch die Prä-pro-Sequenz
von Kex1 oder Kex2 (Stämme
NP31 bzw. NP231) geleitet wurde.
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Es
wurde überraschenderweise
festgestellt, dass der Stamm NP115, der ein Kex1 exprimiert, das
mit der Aminosäure
580 endet, keine nachweisbare Enzymaktivität aufweist. Dieses Ergebnis
wird im Gegensatz zur Aufrechterhaltung der Enzymaktivität an dem
Teil des Kex2-Proteins, das mit der Aminosäure 593 endet, d. h. die Aminosäure von
Kex2, die der Aminosäure
580 von Kex1 von K. Lactis entspricht (Gluschankof et al., a.a.O.;
vergl. auch 2 bezüglich der Ausrichtung). Dieses
Ergebnis bedeutet, dass trotz des hohen Homologiegrads die Proteine
Kex1 von K. Lactis und Kex2 von S. cerevisiae sich erheblich voneinander
unterscheiden, so dass sie nicht in sämtlichen Aspekten bezüglich der
erfindungsgemäßen Ausführungsformen
als Äquivalente
angesehen werden können.
Diesbezüglich
sollten auch die Vergleichsdaten der Wärmestabilität und die Aktivitätsprofile
als Funktion der Temperatur, die in den 3 bzw. 4 angegeben
sind, berücksichtigt werden.
Verglichen mit dem Protein, das in Stamm NP31 vorhanden ist, weisen
die Stämme
NP180, NP183, NP166 und NP168 carboxyterminale Erweiterungen auf,
die dazu befähigt
sind, die gesamte Domäne,
die reich an Serin/Threonin ist, abzudecken, wobei ein Stopp unmittelbar
vor der Transmembrandomäne
erfolgt. Keine signifikanten Unterschiede im Vergleich zum Stamm
NP31 werden bei der Kex1-Aktivität
beobachtet, die durch die vorerwähnten
Stämme
in das Wachstumsmedium sezerniert wird.
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Beispiel 3
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Reinigung des Kex1-Proteins
von Kluyveromyces lactis, das durch in geeigneter Weise transformierte
Saccharomyces cerevisiae-Stämme
in das Wachstumsmedium sezerniert wird.
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Die
Reinigung der deletierten Variante der Kex1-Protease von K. Lactis-ss-Kex1-C600 wurde ausgehend
von transformierten Stämmen
von S. cerevisiae, die in einem Kolben oder in einem Fermenter bis
zur späten
exponentiellen Phase gezüchtet
worden waren, durchgeführt.
In beiden Fällen
wurde das Medium von den Zellen durch Zentrifugation getrennt, über ein
Filter mit Poren von 5 μm
filtriert und sodann gegen eine Lösung von 0,1% Triton X-100,
4 mM CaCl2 durch Ultrafiltration an einer
Membran mit einer Auschlussgrenze von 10 kDa etwa 10-fach eingeengt
und dialysiert. Die dialysierte Lösung wurde an einer Säure mit
SP-Sepharose-Harz, die mit Natriumacetat-Puffer vom pH-Wert 5,2
voräquilibriert
worden war, gereinigt und mittels eines linearen pH-Gradienten in
Tris-acetat-Puffer eluiert. Die die Enzymaktivität von Kex1 enthaltenden Fraktionen wurden
auf eine Säule
von Q- Sepharose-Harz,
die mit Bis-tris-acetat-Puffer voräquilibriert worden war, aufgesetzt
und mit einem linearen NaCl-Gradienten eluiert. Die vereinigten
Fraktionen, die die Enzymaktivität
von kex1 enthielten, wurden durch RP-HPLC analysiert. Die RP-HPLC-Analyse wurde
unter Verwendung einer Vydac-C18-Säule, 2,1 × 250 mm, bei einer Temperatur
von 55°C
und unter UV-Nachweis bei einer Wellenlänge von 215 nm durchgeführt; die
Elution wurde mit einer Strömungsgeschwindigkeit
von 0,21 ml/min beginnend mit der mobilen Phase A (0,1% Trifluoressigsäure in Wasser)
und B (0,08% Trifluoressigsäure
in Acetonitril) bei einem linearen Gradienten von 37% bis 87% der
mobilen Phase B innerhalb von 21 Minuten durchgeführt. Die
Analyse zeigte die Anwesenheit eines homogenen Peaks mit einer Reinheit
von mehr als 95% (5) und eine spezifische Aktivität von etwa
100 U/mg.
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Beispiel 4
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Charakterisierung des
Kex1-Proteins von Kluyveromyces lactis
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Die
kinetischen Konstanten wurden durch ein vereinfachtes Verfahren
bestimmt, das es notwendig macht, die Messungen bei einer einzigen
Anfangskonzentration des Substrats bis zum Verbrauch des Substrats
durchzuführen.
Das Verfahren sieht vor, dass zu verschiedenen Zeitpunkten die Mittelwerte
der restlichen Konzentration und der Geschwindigkeit zu bestimmen
sind. Das Verfahren ist auf Fälle
anwendbar, bei denen das Enzym einer vollständig irreversiblen Reaktion
unter Arbeitsbedingungen und nicht einer Produkthemmung unterliegt
(I. H. Segel, Enzyme Kinetics, Wiley, New York (1975)). Die auf
diese Weise erhaltenen Ergebnisse wurden unter Verwendung des Grafit-Programms
verarbeitet, das die Interpolation des Michaelis-Menten-Profils
und die Bestimmung der Werte von Km und
Vmax (in Tabelle 3 aufgeführt) ermöglicht.
Kcat und das kcat/Km-Verhältnis
wurden sodann aus diesen Werten und aus der Enzymkonzentration ermittelt.
Die Ergebnisse zeigen, dass die beiden Proteasen ss-Kex1 und ss-Kex2
sich in ihren kinetischen Eigenschaften nicht signifikant unterscheiden.
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Tabelle
3 Kinetische
Konstanten der Endoproteasen ss-Kex2-C613 und ss-Kex1-C600
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Unter
den hauptsächlichen
Eigenschaften eines Enzyms, die für eine gewerbliche Anwendung
als Biokatalysator erforderlich sind, stellt die Stabilität unter
den Arbeitsbedingungen sicher eine der wichtigsten Eigenschaften
dar. Es ist daher ersichtlich, dass es notwendig ist, die beiden
Proteasen auch diesbezüglich
zu untersuchen und zu charakterisieren. Wir bestimmten zunächst das
Profil der thermischen Inaktivierung der beiden Enzyme bei verschiedenen
Temperaturen in Abwesenheit von jeglichem Stabilisierungsmittel.
Das Profil wurde erhalten, indem das Enzym bei der vorgegebenen
Temperatur inkubiert wurde, wobei zu aufeinanderfolgenden Zeitpunkten
Proben entnommen wurden und die restliche Enzymaktivität in den
Proben bestimmt wurde. Der Abfall der Aktivität als Funktion der Zeit (wobei
angenommen wird, dass die Aktivität proportional zur Konzentration
des aktiven Enzyms ist) wird auf diese Weise bestimmt.
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Die
Inaktivierungsprofile der beiden Proteasen wurden bei Temperaturen
von 10 bis 50°C
aufgestellt. Die Daten sind in 3 aufgeführt und
zeigen, dass überraschenderweise
die ss-Kex1-Protease eine thermische Stabilität aufweist, die signifikant
höher als
die der ss-Kex2-protease ist: beispielsweise wurde das letztgenannte
Produkt nach 6-minütiger
Inkubation bei 50°C
fast vollständig
inaktiviert, während
unter den gleichen Bedingungen Kex1 50% seiner Aktivität behielt.
Die Inaktivierungsprofile der Kex1-Protease bei 60 und 70°C und zum
Vergleich das Profil von Kex2 bei 50°C zeigen ferner den erheblichen
Unterschied der Thermostabilität
zwischen den beiden Molekülen:
es ist klar ersichtlich, dass die ss-Kex1-protease bei 70°C in etwa
ebenso stabil ist wie das ss-Kex2-Protein bei 50°C.
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Wenn
ss-Kex1 und ss-Kex2 unter standardmäßigen Bedingungen bei Sättigungskonzentrationen
des Substrats und unter Messen der durchschnittlichen Geschwindigkeit
in den ersten 5 Reaktionsminuten dosiert wurden, wies das Kex1-Protein eine optimale
Funktionstemperatur von etwa 70°C
auf, während
unter den gleichen Bedingungen die scheinbare optimale Arbeitstemperatur
der Kex2-Endopeptidase
etwa 50°C
betrug (4).
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Beispiel 5
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Verwendung des Kex1-Proteins
von Kluyveromyces lactis bei der Bearbeitung von Fusionsproteinen
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Die
Bearbeitung von Fusionsproteinen wurde durchgeführt, indem man als Modellprotein
ein Fusionsprotein aus einer Peptidsequenz mit 35 Aminosäuren, die
das Lys-Arg-Dipeptid am carboxyterminalen Ende und die Sequenz mit
191 Aminosäureresten
des humanen Wachstumshormons (h-GH) trägt, untersucht. Das Fusionsprotein
mit der Struktur (Peptidteil)-(Lys-Arg)-(h-GH) war in einem transformierten
Stamm von E. coli exprimiert, extrahiert und bis zu einem Reinheitsgrad
von mehr als 70% gereinigt worden. Die Hydrolyse des Fusionsproteins
(1 g/Liter) wurde für
eine gesamte Zeitspanne von 18 Stunden in einem Puffer vom pH-Wert 7
mit einem Gehalt an 4 mM Ca2+ bei einer
Temperatur von 30°C
und unter Verwendung von 0,2 mg/Liter eines gereinigten ss-Kex1600ΔC-Präparats durchgeführt. Der
Reaktionsfortschritt wurde durch RP-HPLC-Analyse überwacht,
die eine Reaktionsausbeute von mehr als 95% ergab (6).
Die Spezifität
der Hydrolyse wurde durch Analyse der NH2-terminalen
Sequenz des Reaktionsprodukts geprüft, die die erwartete Sequenz
für h-GH
ergab. Ähnliche
Ergebnisse wurden erhalten, wenn h-GH mit den Polypeptiden von unterschiedlicher Länge fusioniert
wurde (20 bis 300 Aminosäurereste).
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Beispiel 6
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Immobilisierung der Kex1-Protease
und deren Verwendung bei der Prozessierung von Fusionsproteinen
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Die
ss-Kex1-Protease wurde unter Verwendung von Eupergit C250L-Harz
als anorganischem festen Träger
immobilisiert, wobei die Epoxygruppen des Harzes als reaktive Gruppen
für die
Bildung von kovalenten Bindungen mit den Amino-, Thiol- oder Hydroxylgruppen
des Enzyms wirken. Dadurch wird die strukturelle Flexibilität des Enzyms
verringert, was dessen Stabilisierung fördern sollte. Das Inkubationsgemisch
umfasste 789 μg
Enzym in 1 M Kaliumphosphatpuffer vom pH-Wert 7,0 in Gegenwart von 8 mg Eupergit
C250L-Harz in einem Gesamtvolumen von 55 μl, wobei 4 Tage bei Umgebungstemperatur
ohne Bewegen inkubiert wurde. Am Ende der Inkubationsperiode wurde
das immobilisierte Enzym aufeinanderfolgenden Waschvorgängen mit dem
Dosierungspuffer 0,2 M Hepes, pH-Wert 7,0, +1 nM CaCl2 unterworfen
und bei 4°C
in Gegenwart einer Lösung
von 0,2 M Hepes, pH-Wert
7,0, 1 mM CaCl2/60% Glycerin aufbewahrt.
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Das
immobilisierte Kex1-Protein wurde bei der Prozessierung eines Fusionsproteins
PNP20aa-hGH (aa = Aminosäuren)
verwendet, wobei das letzgenannte Produkt bei 37°C in einem Verhältnis von
10:1 mit dem immobilisierten Enzym inkubiert wurde. Unter diesen
Bedingungen wurde die Prozessierung des Proteins für eine Zeitspanne
von 10 Minuten bis 15 Stunden durch SDS-PAGE fortgesetzt. Nach 6-stündiger Inkubation ergab
sich ein Verdau von etwa 60% des fusionierten Proteins und ein fast
vollständiger
Verdau wurde nach 15 Stunden erreicht (7). Eine
anschließende
Wiederverwendung des gleichen Präparats
der immoblisierten Kex1-Protease unter identischen Arbeitsbedingungen
führte
zu einem Ergebnis, das fast identisch mit dem vorstehenden Ergebnis
war, was zeigt, dass unter den angewandten Bedingungen die immobilisierte Kex1-Protease
auch nach 30-stündiger
Inkubation bei 37°C
keinem merklichen Aktivitätsverlust
unterliegt und bei der Freisetzung des Proteins von Interesse aus
dem Fusionspartner erneut verwendet werden kann.
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