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Die
Erfindung bezieht sich auf ein Gerät, das dazu bestimmt ist, einen
Zustandsvektor eines Fluggeräts
zu liefern.
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Sie
betrifft genauer ein Trägheitsnavigationsleitsystem,
in das ein GPS-Empfänger integriert
ist.
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Der
Zustandsvektor eines Fluggeräts
ist ein Vektor, der die Position des Geräts im Raum, seinen Geschwindigkeitsvektor
in drei Dimensionen und die Fluglagen des Geräts, d.h. Rollen, Nicken und
Kurs, darstellt.
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Ein
Trägheitsnavigationsleitsystem
liefert einen Zustandsvektor. Die mit einem solchen Trägheitsnavigationsleitsystem
erhaltenen Daten sind aber nicht immer präzise genug. Man weiß insbesondere,
dass ein Trägheitsnavigationsleitsystem
eine Abweichung aufweist, und dass nach einer Stunde Navigation
der Positionsfehler mehrere hundert Meter beträgt. Diese Präzision ist
bei bestimmten Anwendungen nicht ausreichend, insbesondere, wenn ein
Flugzeug auf niedriger Höhe
fliegen muss. Um die Positionspräzision
zu verbessern, greift man auf einen GPS-Empfänger ("Global Positioning System") zurück, der
in an sich bekannter Weise die Position des Flugzeugs ausgehend
von Signalen bestimmt, die von Satelliten in Erdumlaufbahn geliefert
werden. Die von einem GPS-Empfänger gelieferte
Positionspräzision
liegt in der Größenordnung
von einigen zehn Metern. Ein GPS-System kann aber nicht alleine
verwendet werden, da es von der Position des Flugzeugs bezüglich der
Satelliten abhängt,
und das Gerät
kann sich in einer Position befinden, in der es die Signale der
Satelliten nicht auffangen kann. Daher wird auf Trägheitsnavigationsleitsysteme
zurückgegriffen,
in die ein GPS-Empfänger
integriert ist.
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Die
Kombination oder Hybridisierung der von einem GPS-Empfänger und
vom Trägheitsnavigationsleitsystem
gelieferten Daten wird durch eine Kalmanfilterung erhalten. Es ist
bekannt, dass eine Kalmanfilterung ein Algorithmus ist, der es ermöglicht, die
beste Schätzung
jeder Komponente eines Zustandsvektors zu erhalten.
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Obwohl
ein Navigationsleitsystem in Kombination mit einem GPS-System für die meisten
Anwendungen ein zuverlässiges
Ergebnis liefert, ist diese Zuverlässigkeit für manche Anwendungen nicht ausreichend.
Dies ist insbesondere der Fall, wenn das Flugzeug auf sehr niedriger
Höhe und
mit hoher Geschwindigkeit mit Autopilotsteuerung fliegt. Die Autopilotsteuerung
besteht insbesondere darin, die erfasste Position des Flugzeugs
bezüglich
einer gespeicherten Karte zu bestimmen und das Gerät automatisch
so zu steuern, dass die von der Karte angegebenen Hindernisse vermieden
werden.
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Der
geringe Zuverlässigkeitsgrad
eines Kalmanfilters wird durch die Tatsache verursacht, dass die
entsprechenden Softwareprogramme mit Hilfe von standardisierten
Methoden entwickelt werden, wie zum Beispiel die Methode RTCA-DO-178B
Niveau C. Um die Zuverlässigkeit
zu erhöhen,
wäre es notwendig,
auf das Niveau A dieser Methode zurückzugreifen, aber dieses Niveau
ist mit dem nicht-deterministischen Charakter der Kalmanfilter nicht
kompatibel.
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Die
Erfindung betrifft also ein Trägheitsnavigationsleitsystem
mit integriertem GPS-Empfänger, bei
dem die Kombination der von dem Trägheitsnavigationsleitsystem
und vom GPS-Empfänger
gelieferten Daten durch Kalmanfilterung durchgeführt wird, und dessen dem Zustandsvektor
zugeordneter Zuverlässigkeitsgrad
hoch ist.
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Zu
diesem Zweck weist das Trägheitsnavigationsleitsystem
mit integriertem GPS-Empfänger erfindungsgemäß zwei Kalmanfilter,
die unterschiedliche Algorithmen besitzen und in verschiedenen und unterschiedlichen
Prozessoren mit unterschiedlichen Compilern installiert sind, und
Mittel zum Vergleich der von den beiden Kalmanfiltern gelieferten
Daten auf, wobei die Daten validiert werden, wenn sie kohärent sind,
und Sicherheitsmaßnahmen
ergriffen werden, wenn sie nicht kohärent sind.
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Die
Verwendung von uneinheitlichen Softwareprogrammen, die in verschiedenen
Prozessoren unterschiedlicher Beschaffenheit mit unterschiedlichen
Compilern installiert sind, erhöht
die Zuverlässigkeit
beträchtlich,
da die Fehler oder Ausfälle
der Softwareprogramme aufgrund des Vergleichs leicht entdeckt werden.
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Es
ist hier anzumerken, dass unter einem GPS-Empfänger ein Empfänger zu
verstehen ist, der eine Position in Abhängigkeit von von Satelliten
empfangenen Signalen bestimmt. Somit ist die Erfindung nicht auf
das eigentliche GPS-System beschränkt, sondern betrifft analoge
Systeme, wie zum Beispiel Empfänger
für das
System GLONASS oder das System EGNOS.
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In
einer Ausführungsform
ist die erste Kalmanfilterung vom Typ mit Satellitenachsen und die zweite
Kalmanfilterung ist vom Typ mit geographischen Achsen.
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In
einer Ausführungsform
ist der erste Prozessor derjenige des Trägheitsnavigationsleitsystems,
und der zweite Prozessor ist derjenige des GPS-Empfängers.
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Die
Kohärenz
zwischen den von den beiden Kalmanfiltern gelieferten Ergebnissen
ist gewährleistet,
wenn für
jede Koordinate des Zustandsvektors, die vom ersten Kalmanfilter
geliefert wird, die entsprechende Koordinate, die vom zweiten Kalmanfilter
geliefert wird, sich in dem Vertrauensintervall befindet, das der
von diesem ersten Filter gelieferten Koordinate zugeordnet ist,
und umgekehrt die vom ersten Kalmanfilter gelieferte Koordinate
sich in dem Vertrauensintervall befindet, das der entsprechenden Koordinate
zugeordnet ist, die vom zweiten Filter geliefert wird.
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So
betrifft die Erfindung allgemein ein Trägheitsnavigationsleitsystem
mit GPS- oder ähnlichem Empfänger, das
dazu bestimmt ist, einen Zustandsvektor eines Flugkörpers zu
liefern, wobei dieses Leitsystem Kalmanfilterungsmittel aufweist,
um die vom Trägheitsnavigationsleitsystem
und vom GPS- oder ähnlichem
Empfänger
kommenden Daten zu kombinieren, und dieses Trägheitsnavigationsleitsystem
ist dadurch gekennzeichnet, dass es ein erstes (K1)
und ein zweites Kalmanfilter (K2) aufweist,
die je die Daten des Trägheitsnavigationsleitsystems
und die Daten des GPS- oder ähnlichen
Empfängers kombinieren,
wobei die beiden Kalmanfilterungen unterschiedliche Algorithmen,
unterschiedliche Prozessoren und unterschiedliche Compiler verwenden.
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In
einem Beispiel verwendet das erste Kalmanfilter (K1)
einen Algorithmus mit Satellitenachsen, und das zweite Kalmanfilter
(K2) verwendet einen Algorithmus mit geographischen
Achsen.
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In
einer Ausführungsform
verwendet das erste Kalmanfilter einen Prozessor des Trägheitsnavigationsleitsystems,
und das zweite Kalmanfilter verwendet einen Prozessor des GPS- oder ähnlichen Empfängers.
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Vorzugsweise
weist das Trägheitsnavigationsleitsystem
Mittel auf, um die von den beiden Kalmanfiltern gelieferten Daten
zu vergleichen und um die von mindestens einem der Filter gelieferten
Daten zu validieren, wenn die Daten nahe beieinander liegende Werte
haben, und um ein Pannenanzeigesignal zu liefern, wenn die Daten
voneinander entfernt sind. In diesem Fall ist es vorteilhaft, Mittel
vorzusehen, um jeder von jedem Kalmanfilter gelieferten Koordinate
des Zustandsvektors ein derartiges Vertrauensintervall zuzuordnen,
dass die reale Koordinate sich mit einer hohen Wahrscheinlichkeit
innerhalb dieses Intervalls befindet, wobei die Vergleichsmittel bestimmen,
ob für
jede vom ersten Kalmanfilter gelieferte Koordinate die entsprechende
vom zweiten Kalmanfilter gelieferte Koordinate sich in dem Vertrauensintervall
befindet, das der von diesem ersten Filter gelieferten Koordinate
zugeordnet ist, und ob die vom ersten Kalmanfilter gelieferte Koordinate
sich in dem Vertrauensintervall befindet, das der entsprechenden Koordinate
zugeordnet ist, die vom zweiten Filter geliefert wird.
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Weitere
Merkmale und Vorteile der Erfindung gehen aus der Beschreibung bestimmter
ihrer Ausführungsformen
hervor, wobei die Beschreibung sich auf die beiliegenden Zeichnungen
bezieht. Es zeigen:
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1 ein
Schaltbild eines Trägheitsnavigationsleitsystems,
in das erfindungsgemäß ein GPS-Empfänger integriert
ist, und
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2 eine
schematische Darstellung, die einen Schritt des Betriebs des in 1 dargestellten Leitsystems
erklärt.
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Das
Beispiel der Erfindung, das nun in Verbindung mit den Figuren beschrieben
wird, betrifft ein Trägheitsnavigationsleitsystem
IN und einen GPS-Empfänger, die
zur Autopilotsteuerung von Flugzeugen, insbesondere auf sehr niedriger
Höhe, verwendet
werden.
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Dieses
hybride Trägheitsnavigationsleitsystem
liefert einen Zustandsvektor, der einerseits aus den drei Koordinaten
der Position des Flugzeugs oder Fluggeräts, das das hybride Leitsystems
aufweist, und andererseits aus dem dreidimensionalen Geschwindigkeitsvektor
des Fluggeräts,
und schließlich
andererseits aus den Fluglagen des Flugzeugs gebildet wird, d.h.
Rollen, Nicken und Kurs. Die Positionskoordinaten und der Geschwindigkeitsvektor werden
vom Trägheitsnavigationsleitsystem
und vom GPS-Empfänger
geliefert, während
die Fluglagen des Fluggeräts
nur vom Trägheitsnavigationsleitsystem
geliefert werden.
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Die
Hybridisierung der vom Trägheitsnavigationsleitsystem
und vom GPS-Empfänger
gelieferten Daten wird durch Kalmanfilterung erhalten.
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Um
die durch Kalmanfilterung gelieferten Daten zuverlässig zu
machen, d.h., um das Vertrauen zu erhöhen, das man in die von dem
Trägheitsnavigationsleitsystem
mit integriertem GPS-Empfänger gelieferten
Daten setzen kann, werden zwei Kalmanfilterungen verwendet, die
zunächst
unterschiedlichen Algorithmen entsprechen, nämlich im Beispiel einem Algorithmus
mit Satellitenachsen und einem Algorithmus mit geographischen Achsen.
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Wie
in 1 dargestellt, weist so das Trägheitsnavigationsleitsystem
mit integriertem GPS-Empfänger 10 einerseits
einen Rechner 12 für die
Messung der vom Trägheitsnavigationsleitsystem gelieferten
Zustandsvektoren und andererseits einen GPS-Empfänger mit einem Rechner 14 für die Positions- und Geschwindigkeitsvektoren
des Fluggeräts auf.
Dem Rechner 12 ist ein Prozessor 16 zugeordnet,
in dem ein Kalmanalgorithmus K1 vom Typ
mit Satellitenachsen installiert ist, der einerseits die vom dem
Trägheitsnavigationsleitsystem
zugeordneten Rechner 12 gelieferten Daten und andererseits
die vom Rechner 14 des GPS-Empfängers gelieferten Daten verwendet,
und der an seinem Ausgang einen Zustandsvektor liefert, der an den
ersten Eingang 18 eines Komparators 20 angelegt
wird. In einer Ausführungsform
bilden der Rechner 12 und der Prozessor 16 einen
einzigen Prozessor.
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Im
dem Rechner 14 des GPS-Empfängers zugeordneten Prozessor 22 ist
ein zweiter Kalmanalgorithmus K2 vom Typ
mit geographischen Achsen angeordnet, der seine Daten einerseits
vom Rechner 14 von GPS-Koordinaten und andererseits vom Rechner 12 erhält, der
den ausgehend vom Trägheitsnavigationsleitsystem
berechneten Zustandsvektor liefert. Die vom Filter K2 gelieferten
Daten werden an einen zweiten Eingang 24 des Komparators 20 angelegt.
In einer Ausführungsform
verwenden die Rechner 12 und 14 den gleichen Prozessor.
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Um
eine maximale Zuverlässigkeit
zu gewährleisten,
sind die Prozessoren, in denen die Filter K1 und
K2 installiert sind, verschieden und von
unterschiedlicher Beschaffenheit. Außerdem verwenden diese Prozessoren
unterschiedliche Compiler.
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Die
von den Kalmanfiltern K1 und K2 gelieferten
Daten werden folgendermaßen
verglichen (Block 20): Jeder Koordinate XiK1 des
vom Filter K1 gelieferten Zustandsvektors
wird ein Vertrauensintervall 30 zugeordnet (2),
das aus der Gesamtheit der Werte besteht, die zwischen XiK1 – r
und XiK1 + r liegen. Das Vertrauensintervall
wird so bestimmt, dass es eine hohe Wahrscheinlichkeit, zum Beispiel über 99,9%,
gibt, dass die reale Koordinate sich innerhalb dieses Vertrauensintervalls
befindet.
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In
gleicher Weise liefert das Filter K2 für die gleiche
Koordinate einen Wert XiK2, dem ein Vertrauensintervall,
d.h. ein Satz von Werten zwischen XiK2 – r' und XiK2 +
r', zugewiesen wird.
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Der
Komparator 20 bestimmt, ob die Koordinate XiK2 sich
innerhalb des Vertrauensintervalls 30 befindet, und ob
die Koordinate XiK1 sich innerhalb des Vertrauensintervalls 32 befindet.
Wenn dies der Fall ist, sind die geschätzten Daten zuverlässig und verfügbar, und
man validiert diejenigen, die von mindestens einem der Filter geliefert
werden. Wenn dagegen das oben erwähnte Vergleichskriterium nicht erfüllt wird,
werden die Daten als von unzureichender Zuverlässigkeit angesehen. Außerdem ist
die mangelnde Kohärenz
zwischen den von den beiden Filtern gelieferten Daten ein Anzeichen
für eine
Panne.