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Die
vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung von Histon-Deacetylase-Inhibitoren
zur Behandlung einer Krankheit, wobei die Krankheit Zervixkrebs,
zervikales intraepitheliales Neoplasma, Warze, Larynxpapillom oder
Condyloma acuminatum in Verbindung mit einer humanen Papillomavirus-HPV-Infektion ist. Besonders
nützliche
Inhibitoren sind Natriumbutyrat, Phenylbutyrat und Trichostatin
A.
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Das
Uteruszervixkarzinom (Zervixkrebs, CC) ist weltweit der zweithäufigste
Krebs bei Frauen und in Entwicklungsländern der häufigste. CC entwickelt sich
durch präkanzeröse Zwischenstufen
mit zunehmender Schwere, die als zervikale intraepitheliale Neoplasien
(CIN) der Stufen 1–3
bekannt sind, wobei letztere über
einen Zeitraum von 1 – 2
Jahrzehnten in etwa 50 % der Fälle
zur Entwicklung von invasivem Krebs führen. Über 11 % der globalen Krebsfälle bei Frauen
resultiert aus humanen Papillomavirus(HPV)-Infektionen. Eine Infektion
mit HPV Typ 16 und 18 wird mit der Entwicklung von CIN und CC in Verbindung
gebracht, wobei der HPV-Genotyp 16 die am meisten verbreitete Virusart
zur Infektion der Zervix ist. Die E6- und E7-Proteine, die durch
diese HPV-Arten kodiert werden, sollen an der Pathogenese von CC
durch Induktion einer abnormalen Zellproliferation beteiligt sein.
Die Expression von E6 und E7 wird kontinuierlich in Gewebe- und Tumorzellen
von mit HPV verbundenen CC ermittelt. Außerdem reichen die E6- und
E7-Gene der HPV-Arten 16 und 18 für eine Transformation von epithelialen
Zellen in einer Kultur aus.
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Es
gibt immer mehr Beweise, dass die viralen E6- und E7-Onkogene, die
durch die HPV-Arten 16 und 18 kodiert werden, wirksame Ziele für eine Tumorabstoßung durch
den Wirt sein können
und dass eine Therapie auf einer Inaktivierung dieser Proteine oder
einer Hemmung der Expression der entsprechenden Gene beruhen könnte. Unglücklicherweise haben
die unterschiedlichen Strategien, die bisher zur Therapie verwendet
wurden, nur zu entmutigenden Ergebnissen geführt. Theoretisch könnte eine Behandlung
durch Verfahren wie beispielsweise die Unterdrückung der Expression von viralen
Onkogenen unter Verwendung von Antisense-Ansätzen oder die Beeinträchtigung
von bestimmten Proteinwechselwirkungen zwischen Zellproteinen und
viralen Onkogenen mittels Aptameren erzielt werden. Allerdings ist
es gegenwärtig
unklar, ob diese Strategien jemals funktionieren werden, da zum
Beispiel im Hinblick auf die Antisense-Ansätze
völlig
offen ist, ob in vivo eine Wirkung durch Onkogenunterdrückung erreicht
werden kann und im Hinblick auf die Verwendung von Aptameren ist
bis jetzt vollkommen unklar, ob sie in der Lage sind, in eine Onkogen-positive
Zelle zu einzudringen. Außerdem
sind beide Ansätze zeitaufwendig
und kostenintensiv und daher wahrscheinlich generell für eine Therapie
nicht geeignet.
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Es
ist deshalb eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, Mittel zur
Verfügung
zu stellen, die die Behandlung von Erkrankungen in Verbindung mit
einer HPV-Infektion ermöglichen,
wobei die Krankheit Zervixkrebs, zervikales intraepitheliales Neoplasma, Warze,
Larynxpapillom oder Condyloma acuminatum ist.
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung wird dies durch die in den Ansprüchen definierten Gegenstände erzielt.
Es wurde während
der zur vorliegenden Erfindung führenden
Versuche festgestellt, dass die Anwendung von Histon-Deacetylase-Inhibitoren
zur funktionellen Inaktivierung der viralen Onkogene von humanen
Papillomaviren (HPV) durch Reaktivierung von Abwehrmechanismen der
Wirtszelle führt,
was eine Wachstumshemmung und Apoptoseeinleitung der behandelten
Zellen zur Folge hat. In den Versuchen konnte gezeigt werden, dass
die Histon-Deacetylase-Inhibitoren Natriumbutyrat und Trichostatin-A humane
Papillomavirus(HPV)-positive Zellen beim G1/S-Übergang des Zellzyklus hemmen,
der gleichlaufend zu einer Hochregulation der zyklinabhängigen Kinase-Inhibitoren (CKI)
p21CIP1 und p27KIP1 ist. Während diese
CKI normalerweise ihre cdk2-hemmende Funktion in Gegenwart des viralen
Onkoproteins E7 nicht ausüben
können,
haben gleichzeitige Immunpräzipitationsversuche
gezeigt, dass durch Bindung von p21CIP1 und
p27KIP1 an den Zyklin-cdk2-Komplex eine
E7-Bindung verhindert
wird. Obwohl eine HPV-Expression für notwendig gehalten wird,
um einen proliferativen Phänotyp
von Zervixkrebszellen aufrechtzuerhalten, wird ein Ausschluss von
E7 und eine vollständige
Unterdrückung
der cdk2-Aktivität sogar
in Gegenwart einer anhaltenden viralen Transkription erzielt. Ein
Anstieg von p27KIP1 korreliert mit der Runterregulation
von p45SKP2, einer Komponente der Ubiquitin-Proteinligase
SCFSKP2, die die Halbwertszeit von regulatorischen
Proteinen während
des Zellzyklus steuert. Neben zusätzlichen modulatonischen Wirkungen
auf die Zyklinexpression (Zyklin D1- und Zyklin A-Unterdrückung, Zyklin E-Induktion),
löste eine
Hemmung der Histondeacetylierung auch einen Rb-Abbau aus, während die E2F-Niveaus
unbeeinflusst blieben. Das Vorhandensein von freiem intrazellulärem E2F
und die gleichzeitige Induktion von p21 und p27 während der G1-Hemmung
führen
offenbar zu einer „zwiespältigen Wachstumssituation", die schließlich die
Zellen zur Apoptose bringt. Als Folgerung daraus kann der Befund,
dass die Hemmung einer Histondeacetylierung das Transformationspotential
von „risikoreichen" HPV-Onkoproteinen
durch Induktion einer Blockierung des G1/S-Übergangs und anschließende Apoptose
umgehen kann, wichtige Auswirkungen auf die Behandlung einer HPV-vermittelten Krankheit, wie
Zervixkrebs, haben. Da die in den nachfolgenden Beispielen verwendeten
HDAC-Inhibitoren für
normale Zellen nicht toxisch sind, ist offensichtlich, dass diese
Inhibitoren zur Behandlung von Krankheiten, die mit einer HPV-Infektion
in Verbindung stehen, nützlich
sind.
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Demgemäß betrifft
die vorliegende Erfindung die Verwendung eines Histon-Deacetylase-Inhibitors zur
Herstellung eines Medikaments zur Behandlung einer mit einer HPV-Infektion
in Verbindung stehenden Erkrankung, wobei die Krankheit Zervixkrebs, zervikales
intraepitheliales Neoplasma, Warze, Larynxpapillon oder Condyloma
acuminatum ist.
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Der
Begriff „Histon-Deacetylase-Inhibitor", wie er hier verwendet
wird, betrifft eine Verbindung, die in der Lage ist, die Aktivität von Histondeacetylase
zu hemmen. Der Fachmann kann geeignete Verbindungen auf der Grundlage
der bekannten Strukturen (und Aminosäuresequenzen) von Histondeacetylasen
auswählen,
zum Beispiel Histondeacetylasen 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 7A, Isoform
a, 7B, Isoform b und 8; siehe NCBI-Datenbanken AAH00301, XP004370, AAH00614,
NP006028, NP005465, NP006035, AAF63491, NP056216, NP057680 und NP060956. Beispiele
für solche
Verbindungen sind Antikörper, vorzugsweise
monoklonale Antikörper,
die spezifisch mit Histondeacetylase reagieren. In jüngerer Zeit
hat die WO 98/25146 weitere Verfahren zum Screenen von Komplexbibliotheken
auf Verbindungen mit der gewünschten
Eigenschaft beschrieben, insbesondere die Fähigkeit ein Polypeptid zu agonisieren,
zu binden oder zu antagonisieren. Die Komplexe in solchen Bibliotheken
umfassen eine zu prüfende
Verbindung, eine Markierstelle, die mindestens einen Schritt in
der Synthese der Verbindung erfasst, und eine Anbindung, die durch
ein Reportermolekül
zu einer Modifikation in der Lage ist. Die Modifikation der Anbindung wird
dazu verwendet zu kennzeichnen, dass ein Komplex eine Verbindung
mit der gewünschten
Eigenschaft enthält.
Die Markierstelle kann dekodiert werden, um mindestens einen Schritt
in der Synthese einer solchen Verbindung zu zeigen. Weitere Verfahren
zur Identifizierung von Verbindungen, die mit Histon-Deacetylase-Inhibitoren
in Wechselwirkung stehen, sind zum Beispiel das in vitro-Screening
mit dem Phagendisplaysystem sowie die Filterbindungsassays oder „Echtzeit"-Messung der Wechselwirkung. All
diese Verfahren können
zu Identifizierung von Histon-Deacetylase-Inhibitoren
verwendet werden.
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Verschiedene
Quellen für
die grundlegende Struktur eines solchen Inhibitors können verwendet werden
und umfassen zum Beispiel mimetische Analoge der Histondeacetylase.
Mimetische Analoge oder biologisch aktive Fragmente davon können zum Beispiel
durch Substitution der Aminosäuren,
die für die
biologische Aktivität
mit z.B. Stereoisomeren, d.h. D-Aminosäuren, als wichtig angesehen
werden, erzeugt werden; siehe z.B. Tsukida, J. Med. Chem. 40 (1997),
3534–3541.
Weiterhin können
in dem Fall, in dem Fragmente für
den Aufbau von biologisch aktiven Analogen verwendet werden, promimetische Komponenten
in ein Peptid aufgenommen werden, um zumindest einige der Konformationseigenschaften
wiederherzustellen, die nach dem Entfernen eines Teils des ursprünglichen
Polypeptids verloren gegangen sein können; siehe z.B. Nachman, Regul. Pept.
57 (1995), 359–370.
Außerdem
kann die Histondeacetylase dazu verwendet werden, synthetische chemische
Peptidmimetika zu identifizieren, die als Ligand, Substrat oder
Bindungspartner der Histondeacetylase so wirksam wie das natürliche Polypeptid
binden oder fungieren können;
siehe z.B. Engleman, J. Clin. Invest. 99 (1997), 2284–2292. Zum Beispiel
können
Faltungssimulationen und Wiederaufbauten mittels des Computers von
strukturellen Motiven der Histondeacetylase unter Verwendung von
geeigneten Computerprogrammen durchgeführt werden (Olszewski, Proteins
25 (1996), 286–299; Hoffman,
Comput. Appl. Biosci. 11 (1995), 675–679). Ein Computermodell einer
Proteinfaltung kann zur Konformations- und Energieanalyse von detaillierten Peptid-
und Proteinmodellen verwendet werden (Monge, J. Mol. Biol. 247 (1995),
9956–1012;
Renouf, Adv. Exp. Med. Biol. 376 (1995), 37–45). Insbesondere können die
geeigneten Programme zur Identifikation von sich gegenseitig beeinflussenden Stellen
der Histondeacetylase und seinem Ligand oder anderen sich gegenseitig
beeinflussenden Proteinen durch Computersuchen nach komplementären Peptidsequenzen
verwendet werden (Fassina, Immunomethods 5 (1994), 114–120). Weitere
geeignete Computersysteme für
den Aufbau von Proteinen und Peptiden sind im Stand der Technik
beschrieben, zum Beispiel in Berry, Biochem. Soc. Trans. 22 (1994),
1033–1036;
Wodak, Ann. N. Y. Acad. Sci. 501 (1987), 1–13; Pabo, Biochemistry 25
(1986), 5987–5991.
Die aus der oben beschriebenen Computeranalyse erhaltenen Ergebnisse
können
zum Beispiel zur Herstellung von Peptidmimetika einer Histondeacetylase
verwendet werden. Solche Pseudopeptidanaloge der natürlichen
Aminosäuresequenz
des Proteins können
sehr wirksam das Ausgangsprotein imitieren (Benkirane, J. Biol.
Chem. 271 (1996), 33218–33224).
Zum Beispiel führt
die Aufnahme von leicht verfügbaren
achiralen ω-Aminosäureresten
in eine Histondeacetylase zur Substitution von Amidbindungen durch
Polymethyleneinheiten einer aliphatischen Kette, wodurch eine günstige Strategie
zur Konstruktion eines Peptidmimetikums zur Verfügung gestellt wird (Banerjee,
Biopolymers 39 (1996), 769–777).
Geeignete Peptidmimetika von Histondeacetylasen können auch
durch die Synthese von peptidmimetischen kombinatorischen Bibliotheken
durch aufeinander folgende Amidalkylierung und Testen der sich ergebenden
Verbindungen, z.B. auf ihre Bindungs- und immunologischen Eigenschaften hin,
identifiziert werden. Verfahren zur Erzeugung und Verwendung von
peptidomimetischen kombinatorischen Bibliotheken werden im Stand
der Technik beschrieben, zum Beispiel in Ostresh, Methods in Enzymology
267 (1996), 220–234
und Dorner, Bioorg. Med. Chem. 4 (1996), 709–715. Weiterhin kann eine dreidimensionale
und/oder kristallographische Struktur einer Histondeacetylase zum
Aufbau von peptidmimetischen Inhibitoren verwendet werden (Rose,
Biochemistry 35 (1996), 12933–12944;
Rutenber, Bioorg. Med. Chem. 4 (1996) 1545–1558).
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Bevorzugte
Histon-Deacetylase-Inhibitoren sind Natriumbutyrat, Phenylbutyrat
bzw. Trichostatin A. Besonders bevorzugt sind Derivate dieser Inhibitoren,
die eine erhöhte
pharmakologische Halbwertszeit zeigen (Brettman und Chaturvedi,
J. Cli. Pharmacol. 36 (1996) 617–622).
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Die
vorliegende Erfindung betrifft besonders, aber nicht ausschließlich, die
Verwendung eines Histon-Deacetylase-Inhibitors zur Herstellung eines
Medikaments zur Behandlung einer Krankheit, die mit einer Infektion
mit einem HPV der HPV-16- und HPV-18-Genotypen in Verbindung steht,
wobei die Krankheit Zervixkrebs, zervikales intraepitheliales Neoplasma,
Warze, Larynxpapillom oder Condyloma acuminatum ist. Es wird aber
davon ausgegangen, dass die Erfindung sich auf Varianten von solchen HPV-Genotypen
und andere HPV-Genotypen,
z.B. HPV1 oder HPV11, erstreckt, die ein onkogenes oder andere pathologische
Potential haben.
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Zur
Verabreichung werden diese Histon-Deacetylase-Inhibitoren vorzugsweise
mit geeigneten pharmazeutischen Trägern kombiniert. Beispiele
für geeignete
pharmazeutische Träger
sind auf dem Fachgebiet bekannt und umfassen phosphatgepufferte
Kochsalzlösungen,
Wasser, Emulsionen, wie beispielsweise Öl/Wasser-Emulsionen, verschiedene
Arten von Netzmitteln, sterile Lösungen
usw. Solche Träger
können
durch herkömmliche
Verfahren formuliert werden und können der Testperson in einer geeigneten
Dosis verabreicht werden. Die Verabreichung der geeigneten Zusammensetzungen
kann auf unterschiedliche Weise bewirkt werden, z.B. durch intravenöse, intraperitoneale,
subkutane, intramuskuläre,
topische oder intradermale Verabreichung. Der Verabreichungsweg
hängt natürlich von der
Art der Erkrankung und der Art der in der pharmazeutischen Zusammensetzung
enthaltenden Verbindung ab. Die Dosierungspläne werden durch den behandelnden
Arzt und andere klinische Faktoren bestimmt. Wie in der Medizin
bekannt ist, hängen
die Dosierungen für
einen Patienten von vielen Faktoren ab, einschließlich der
Größe, Körperoberfläche, dem Alter
und Geschlecht des Patienten, der speziellen, zu verabreichenden
Verbindung, der Zeit und dem Verabreichungsweg, der Art der Erkrankung,
dem allgemeinen Gesundheitszustand und anderen gleichzeitig zu verabreichenden
Medikamenten.
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Kurze Beschreibung
der Zeichnungen
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1: Natriumbutyrat
(NaB) hemmt den G1/S-Phasenübergang
in HeLa-Zellen, ohne die virale Onkogenexpression zu beeinflussen.
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(A)
Oberer Teil: repräsentatives
durchflusszytometrisches Profil von HeLa-Zellen nach der Behandlung mit 6 mM
Natriumbutyrat (NaBG) über
einen Zeitraum von 16 Stunden. „Contr.": unbehandelte Kontrolle. Die unterschiedlichen
Phasen des Zellzyklus werden angegeben (G1, S, G2). Unterer Teil: Quantifizierung
der Zahl von Zellen während
des Zellzyklus (Mittel von drei unabhängigen Experimenten).
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(B)
Northern Blot Analyse. 5 μg
RNA wurde in 1 % Agarosegel aufgetrennt. Der Filter wurde fortlaufend
mit einer HVP18- und GAPDH-Sonde hybridisiert. Die Positionen der
28S- und 18S-ribosomalen RNA sind angegeben.
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(C)
Western Blot Analyse. 75 μg
Gesamtzellprotein wurde auf einem 12 % SDS-Page-Gel aufgegeben.
Nach einem Elektrotransfer wurden die Filter fortlaufend mit HPV18
E7 und monoklonalem Aktin-Antikörper
inkubiert. (–):
unbehandelte Zellen; (+):16 Stunden lang mit 6 mM Natriumbutyrat
behandelt.
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2: Wirkungen
von Natriumbutvrat auf die Expression von G1-Zyklinen und zyklinabhängigen Kinasen
(cdks).
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(A
und B) Exponentiell wachsende HeLa-Zellen wurden mit Natriumbutyrat
(NaB), wie in der 1 angegeben, behandelt. 50 μg Protein
wurde auf 12 % SDS-Page-Minigelen aufgetrennt. Nach einem Elektrotransfer
wur den die Filter mit Antikörpern
gegen Zyklin D1, Zyklin E, Zyklin A oder cdk2-, cdk4- oder cdk6-spezifischen
Antikörpern
inkubiert. Eine gleiche Proteinbeladung wurde durch erneute Inkubation
der Filter mit einem monoklonalen Aktin-Antikörper bestätigt.
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(C)
Northern Blot Analyse. 5 μg
RNA wurde in einem 1 % Agarosegel aufgetrennt. Die Filter wurden
mit cDNA hybridisiert, die Zyklin D1, Zyklin E, Zyklin A und GAPDH
kodiert. Die Positionen der 28S- und 18S-ribosomalen RNA sind angegeben. (-):
unbehandelte Zellen; (+):16 Stunden lang mit 6 mM Natriumbutyrat
behandelt.
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3. Regulation
von Zyklin abhängigen
Kinase-Inhibitoren und Unterdrückung
von p45SKP2 durch Natriumbutyrat.
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(A)
Western Blot Analyse. 50 μg
zelluläres Protein
wurde auf SDS-PAGE-Minigelen
aufgegeben. Nach einem Elektrotransfer wurden die Filter mit p21CIP1, p27KIP1, p16INK4 und p45SKP2 inkubiert.
Eine gleiche Proteinbeladung wurde durch einen monoklonalen Aktin-Antikörper bestätigt.
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(B)
Northern Blot Analyse. 5 μg
RNA wurde in einem 1 % Agarosegel aufgetrennt. Die Filter wurden
mit cDNA, die p21CIP1, p27KIP1 und
GAPDH kodiert, hybridisiert. Die Positionen der 28S- und 18S-ribosomalen
RNA sind angegeben. (–):
unbehandelte Zellen; (+)16 Stunden lang mit 6 mM Natriumbutyrat behandelt.
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4: Natriumbutyrat
unterdrückt
die cdk2-Aktivität durch
verstärkte
Wechselwirkung mit p21 und p27 bei Gleichzeitigem Verlust der E7-Bindung
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(A)
Autoradiographie: Cdk2-Komplexe wurden aus NeLa-Zellen immunpräzipitiert
und auf ihre Wirkung mittels Histon H1 als Substrat untersucht. („P1": Präimmunserum).
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(B-E)
Western Blot Analyse des cdk2-Komplexes. Cdk2-Präzipitate wurden in einem 12
% SDS-PAGE-Gel aufgetrennt und mit p21CIP1 (B), p27KIP1 (C) und HPV18 E7-spezifisichen Antikörpern immungeblottet.
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(D)
Eine gleiche Beladung wurde durch Inkubation mit cdk2-Antikörpern bestätigt.
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(E)
P1: Präimmunserum.
Contr.: unbehandelte Zellen; NaB: 16 Stunden lang mit 6 mM Natriumbutyrat
behandelt.
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5: Natriumbutyrat
vermittelt einen pRb-Abbau ohne das E2F-1-Niveau zu beeinflussen:
Induktion von Apoptose in HeLa-Zellen.
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(A)
Northern Blot Analyse. Derselbe Filter wurde aufeinander folgend
mit pRB- und GAPDH-spezifischer cDNA hybridisiert. Die Positionen
der 28S- und 18S-ribosomalen
RNA in dem mit Ethidiumbromid gefärbten Agarosegel sind angegeben.
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(B
und C) Western Blot Analyse. 50 μg
Protein wurde in 8 % (für
pRb) und 12 % SDS-PAGE-Gelen aufgetrennt. Nach einem Elektrotransfer
wurden die Filter mit pRb, E2F-1- (B) und (C) p53-spezifischen Antikörpern inkubiert.
Eine gleiche Proteinbeladung wurde mit einem monoklonalen Aktin-Antikörper bestätigt.
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(D)
Quantifizierung von Apoptose mittels eines im Handel erhältlichen „Cell Death
Detection ELISA"-Kits.
Der Anreicherungsfaktor, der für
unbehandelte Kontrollzellen willkürlich auf 1 gesetzt wurde, reflektiert
direkt den Umfang der Apoptose in HeLa-Zellen nach einer Behandlung
mit Natriumbutyrat über
einen Zeitraum von 16 Stunden.
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6: pRB-Abbau
durch Natriumbutyrat in HPV16-immortalisierten Keratinozyten hängt von
E7 ab
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Western
Blot Analyse von Zellextrakten, die von E6-, E7- und E6/E7-immortalisierten
Zellen erhalten wurden, die in 8 % (pRb) und 12 SDS-PAGE- Gelen aufgetrennt
wurden. Nach einem Elektrotransfer wurden die Filter mit pRb, E2F-1,
Zyklin E und Aktin-Antikörpern
inkubiert. (–):
unbehandelte Zellen; (+):16 Stunden lang mit 6 mM Natriumbutyrat behandelt.
Aufgrund der quantitativen Unterschiede der pRb- und Zyklin-E-Niveaus
in E7- und E6/E7-positiven Zellen wurden die Filter unterschiedlich
lang exponiert.
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7: Wirkungen
von Trichostatin A auf die Expression von Zyklinen und Zyklin abhängigen Kinase-Inhibitoren
und pRb-Abbau
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Die
vorliegende Erfindung wird durch die Beispiele erläutert.
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Beispiel 1
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Allgemeine
Verfahren
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(A) Zelllinien
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HPV18-positive
Zervixkrebszellen (HeLa) wurden in Dulbeccos modifiziertem Eagle-Medium (DMEM),
ergänzt
mit 10 % fötalem
Kälberserum (Gibco
BRL, Rockville, USA), 1 % Penicillin und Streptomycin (Sigma, Deisenhofen,
Deutschland), erhalten. Primäre
humane Keratinozyten, die mittels E6-, E7- und E6/E7-offene Leserahmen
mit amphotropischen Retroviren immortalisiert waren, wurden im „Keratinocyte
Medium Kit" (Sigma)
kultiviert.
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(B) Reagenzien
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Das
Natriumsalz von n-Buttersäure
(Sigma) wurde frisch aufgelöst
und mit Kulturmedium verdünnt.
Trichostatin A (Sigma) wurde in Dimethylsulfoxid (DMSO) (Merck,
Darmstadt, Deutschland) hergestellt.
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(C) Zellzyklusanalyse
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Die
Zellen wurden durch Trypsinierung geerntet, zweimal mit phosphatgepufterter
Kochsalzlösung
(PBS) gewaschen und über
Nacht mit 70 % Ethanol fixiert. Die Zellen wurden erneut in PBS
mit 40 μg/ml
DNase-freie RNase A und 50 μg/ml
Propidiumiodid suspendiert, und die Zellzyklusverteilung wurde in
einem fluoreszenzaktivierten Zellsortierer (FACSort) von Becton
Dickinson, San Jose, USA gemessen. Der DNA-Gehalt wurde mittels
der „Cell Quest"-Software (Becton
Dickinson, San Jose, USA) quantifiziert.
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(D) RNA-Extraktion und
Northern Blot Analyse
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Die
gesamte zelluläre
RNA wurde gemäß dem Guanidinium-Thiocyanat-Verfahren (Chomczynski
und Sacchi, Anal. Biochem. 162 (1987), 156–159) extrahiert. Ungefähr 5 μg RNA wurde
auf 1 % Agarosegelen in Gegenwart von Ethidiumbromid unter nicht
denaturierenden Bedingungen aufgetrennt und auf GeneScreen Plus-Membranen übertragen
(DuPont, Bad Homburg, Deutschland). Die Filter wurden unter stringenten
Bedingungen mit bestimmten Sonden hybridisiert, die mit 32p-dCTP durch willkürliches Priming markiert wurden
(Feinberg und Vogelstein, Anal. Biochem. 137 (1984, 266–267).
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(E) DNA-Hybridisierungssonden
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Die
cDNA von p21 (el-Deiry u.a., Cell 75 (1993), 817–825), p27 (Polyak u.a., Cell
78 (1994), 59–66),
Zyklin D1 (Baldin u.a., Genes Dev. 7 (1993), 812–821), Zyklin A (Pines und
Hunter, Nature 346 (1990), 760–763)
und Zyklin E (Hinds u.a., Cell 70 (1992), 993–1006) wurden verwendet. Der
cDNA-Strang von pRB (Nukleotid 370–928) wurde von M. Tommasino
(DKFZ Heidelberg) erhalten. Die GAPDH-Sonde (Ercolani u.a., J. Biol.
Chem. 263 (1988, 15335–15341)
wurde von A. Alonso (DKFZ, Heidelberg) erhalten. Das vollständige HPV18-Genom
wurde in pBR322 (Boshart u.a., EMBO J. 3 (1984), 1151–1157) kloniert.
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(F) SDS-PAGE und Western
Blots
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Zellextrakte
wurden in 8–12
% SDS-PAGE-Gelen aufgetrennt und wie von Finzer u.a. (Oncogene 19
(2000), 3235–3244)
beschrieben elektrotansferiert. Die folgenden Antikörper wurden
verwendet. Zyklin E (HE 12), Zyklin D1 (HD 11), cdk2 (M2), cdk4
(C-22), cdk6 (C-21 ), p27KIP1 (C-19), p45SKP2 (N-19), HPV18-E7 (N-19) und E2F-1 (KH95)
(Santa Cruz Biotechnology, Inc., Santa Cruz, USA), p21CIP1 (C24420;
Transduction Laboratories, Lexington, USA), pRB (NCL-RB; Novocastra,
UK) und p16INK4 (15126E, Pharmingen, San
Diego, USA). Zyklin A wurde freundlicherweise von M. Pagano (Pagano u.a.,
EMBO J. 11 (1992), 961–971)
zur Verfügung
gestellt. Gleiche Proteinübertragung
und Beladung wurden routinemäßig durch
Inkubation der Filter mit einem monoklonalen Aktin-Antikörper (ICN
Biomedicals, Ohio, USA) geprüft.
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(G) Extraktherstellung,
Immunpräzipitation
und Histonkinaseassay
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Für die Zellfraktionierung
wurden Zellmonoschichten zweimal mit PBS gewaschen und mittels Trypsinierung
geerntet. Die Zellextraktherstellung und cdk2-Aktivitätsassays
erfolgten genau wie von Blomberg und Hoffmann (Mol. Cell. Biol.
19 (1999), 6183–6194)
beschrieben. Darüber
hinaus wurde cdk2 immunpräzipitiert
und durch Immunblotting analysiert. Kügelchen, die für den cdk2-Kinaseassay verwendet
wurden, wurden dreimal mit Lysepuffer gewaschen (Blomberg und Hoffmann,
1999), mit Laemmli-Probenpuffer inkubiert und 5 min gekocht. Der Überstand
wurde mittels SDS-PAGE-Gelen analysiert. Immunblotting wurde mit
den folgenden Antikörpern
durchgeführt:
p21CIP1 (C24420) und p27KIP1 (K25020;
Transduction Laboratories) oder HPV18-E7 (N-19; Santa Cruz, Inc.).
Cdk2-spezifische Antikörper oder
Präimmunserum
wurde freundlicherweise von I. Hoffmann (DKFZ, Heidelberg) zur Verfügung gestellt.
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(H) Quantifizierung der
Apoptose
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Die
Apoptoserate wurde mit dem Cell Death Detection Kit (ELISAPLUS, Roche Diagnostics, Mannheim, Deutschland)
nach den Anweisungen des Herstellers bestimmt.
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Beispiel 2
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Histon-Deacetylase(HDAC)-Inhibitoren
induzieren eine G1/S-Phasenhemmung in HPV18-positiven Zervixkrebszellen
trotz laufender E6/E7-Synthese
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Die
Modulation der Histonacetylierung ist ein integraler Bestandteil
eines Regulationsmechanismus, der an der nukleosomalen Organisation
von bulk-Zell-DNA
beteiligt ist. Die Posttranslationsneutralisation der positiven
Ladung von Lysinresten in der N-terminalen Domäne von Core-Histonen erleichtert
die Histon-DNA-Wechselwirkungen, die wiederum den Zugang von Transkriptionsfaktoren
mit ihren verwandten regulatorischen Elementen auf dem DNA-Niveau
vereinfacht. Änderungen
der Chromatin-Architektur wird durch ein Wechselspiel zwischen Histonacetylasen
(HAT) und -deacetylasen (HDAC) vermittelt, die entweder durch Aktivierung
oder Unterdrückung
der Genexpression gegeneinander arbeiten. In den letzten Jahren
ist eine wesentliche Zahl von HATS in Hefe und Tetrahymena beschrieben worden.
Bei höheren
Eukaryonten besitzen bestimmte Adaptermoleküle, wie beispielsweise p300/CBP oder
p/CAF (als p300/CPB-verwandter Faktor bezeichnet), eine intrinsische
HAT-Aktivität.
Ihre Verbindung zu CREB, c-jun, c-fos oder nicht ligandierten nukleären Rezeptoren
sieht eine funktionelle Verknüpfung
zwischen Transkriptions-Koaktivatoren und Histonacetylatoren während der
Einleitung einer Genexpression vor. Umgekehrt ist die Histondeacetylase
Typ 1 (HDAC1) eine inhärente
Komponente eines allgemeinen Korepressorkomplexes, der mit YY-1, Mad/Max
sowie dem Retinoblastomprotein pRb in Wechselwirkung steht, was
regelmäßig zur
Hemmung einer Genexpression führt,
obwohl Ausnahmen bestehen (Workman und Kingston, Annu. Rev. Biochem.
67 (1998), 545–579;
Wade u.a., Trends Biochem. Sci. 22 (1997), 128–132). Da sowohl HAT als auch
HDAC selbst keine sequenzspezifischen DNA-Bindungsaffinitäten aufweisen,
stellt die physikalische Wechselwirkung mit Transkriptionsaktivatoren
oder -repressoren eine zuverlässige
Erläuterung zur
Verfügung,
durch die Enzyme, die während
des nukleosomalen Umbaus normalerweise ganz global wirken, für örtlich definierte
Transkriptionseinheiten bestimmt werden können.
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Es
können
nicht nur Zelltranskriptionsfaktoren auf HAT- und HDAC-Moleküle abzielen,
sondern auch virale Onkoproteine, wie beispielsweise E6 und E7 der „risikoreichen" humanen Papillomaviren (HPV),
den etiologischen Mitteln des Zervixkrebses. Wie kürzlich gezeigt,
ist HPV16 E6 in der Lage, die kostimulatorische Funktion von CBP
und p300 aufzuheben, was zu einer verminderten Fä higkeit dieser Faktoren, die
p53-, NF-KB- und c-jun-reagierenden Promotorelemente zu transaktivieren,
führt.
Während E6
die CBP/p300-Anbindungsfunktion an andere Transkriptionsfaktoren
und möglicherweise
die intrinsische HAT-Aktivität stört, kann
das E7-Onkoprotein indirekt über
das Brückenprotein
Mi2ß an
den Histondeacetylasekomplex binden. Diese Eigenschaft ermöglicht wahrscheinlich,
dass E7 die zellulären
Gene inaktiviert, die mit dem Auswuchs von prämalignen Zellen während der
Entwicklung von Zervixkrebs nicht vereinbar sind. Zum Beispiel wird
das Interferon regulatorische Faktor-1(IRF-1)-Gen, dessen Expression
für den
Interferon-Signalweg und die immunologische Überwachung von hartnäckigen HPV-Infektionen
wichtig ist, über
eine E7-vermittelte Rekrutierung von HDAC für den jeweiligen Promotor außer Gefecht
gesetzt. Je nach dem Wechselspiel zwischen unterschiedlichen Transkriptionsfaktoren
kann E7 auch in entgegengesetzter Richtung wirken. Zum Beispiel
erleichtert E7 die repressive Wirkung von pRb und HDAC1 auf den
Zyklin-E-Promotor, wodurch eine unvorhergesehene Zellzyklusprogression gefördert wird.
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Ein
anderes Kennzeichen einer HPV-induzierten Transformation ist die
posttranslationale Wechselwirkung von E6 und E7 mit Zellproteinen,
die in die Zellzykluskontrolle eingreifen: E6 bindet an p53 und
fördert
dessen Abbau über
den Ubiquitin/Proteosom-Weg. E7 komplexiert mit dem Retinoblastomaprotein
pRb, p107, p130, Zyklin A, Zyklin E sowie den zyklinabhängigen Kinase-Inhibitoren p21CIP1 und p27KIP1.
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Um
die molekularen Wirkungen der Histondeacetylasehemmung im Zusammenhang
mit der HPV16/18-induzierten Karzinogenese zu erhellen, wurden in
den Versuchen der vorliegenden Erfindung die HPV18-positive Zervixkrebszelllinie
HeLa sowie die primären
humanen Vorhautkeratinozyten verwendet, die getrennt mit amphotropischen
Retroviren, die die offenen Leserahmen von HPV16 E6, E7 oder E6/E7
trugen, immortalisiert. Um die spezifische Auswirkung der Histondeacetylasehemmung
auf die Zellproliferation zu bewerten, wurde eine durchflusszytometrische
Analyse des Zell-DNA-Gehalts durchgeführt (1). Die
Behandlung mit 6 mM Natriumbutyrat über 16 Stunden führte zu
einem signifikanten Anstieg der G1-Fraktion (von 56,8 % auf 75,7
%), während
die Zahl der Zellen in der S-Phase vermindert wurde (von 24,9 %
auf 8,5 %). Wie zuvor ge zeigt, scheint die kontinuierliche Expression
der viralen Onkogene notwendig zu sein, um den proliferativen Phänotyp von
Zervixkrebszellen zu erhalten. Auf die Frage, ob HDAC-Inhibitoren
auch Auswirkungen auf die Transkriptionsaktivität von endogenen HPV18-Genomen
in HeLa-Zellen haben, wurden Northern Blot Analysen durchgeführt. Obwohl
Zeitverlaufsversuche reproduzierbar eine anfängliche Herunterregulation
der viralen E6/E7-Epxression kurz nach der Natriumbutyratzugabe
zeigten, war der Effekt nur vorübergehend.
Allerdings konnte unter Bedingungen, unter denen das Wachstum von
Zellen gehemmt wurde (1A), noch eine
anhaltende HPV18-Transkription (1B) und
E7-Onkogenexpression
ausgemacht werden (1C). Ähnliche Ergebnisse wurden mit
Trichostatin A erhalten, was zeigt, das HDAC-Inhibitoren im Allgemeinen
in der Lage sind, die Proliferation von Zervixkrebszellen durch
Umgehung und/oder Neutralisierung der viralen Onkoproteinfunktion
zu hemmen.
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BEISPIEL 3
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HDAC-Inhibitoren
modulieren Zykline aber nicht die cdk-Expression
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Weil
der genaue, der wachstumshemmenden Wirkung auf Zervixkrebszellen
zugrunde liegende Mechanismus noch nicht ermittelt wurde, wurden die
Gleichgewichtsniveaus von regulatorischen Proteinen, die an der
Zellzykluskontrolle beteiligt sind, geprüft. Wie in der 2 gezeigt
ist, reguliert Natriumbutyrat selektiv Zyklin D1 und Zyklin A herunter, während die
Menge an Zyklin E stark erhöht
wurde (2A). Die Inkubation desselben
Filters mit einem monoklonalen Aktin-Antikörper bestätigte die gleiche Beladung
und Proteinübertragung.
Die quantitativen Unterschiede der Zyklinexpression nach der Natriumbutyratanwendung
resultierten wahrscheinlich nicht aus geänderten Abbauraten, da es eine
gute Übereinstimmung
zwischen den Niveaus an Protein und den entsprechenden mRNA gab
(2C). Die Kontrollhybridisierung des
identischen Blots mit Glyceraldehyd-3-phosphatdehydrogenase (GAPDH)
bestätigte
wieder die Selektivität
dieser Wirkung. Im Gegensatz dazu zeigte weder die zyklinabhängige Kinase
2 (cdk2) noch cdk4 oder cdk6 einen signifikanten Einfluss auf ihre
Expressionsraten (2B), was klar die
Möglichkeit
ausschließt,
dass die wachstums hemmende Wirkung einer bloßen Verringerung der intrazellulären Mengen
an bestimmten cdk zugeschrieben werden könnte.
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Beispiel 4
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Natriumbutyrat induziert
den zyklinabhängigen
Kinase-Inhibitor p21CIP1 auf dem Transkriptionsniveau, während p27KIP1 posttranslational durch gleichzeitige Suppression
von p45SKP2, einer Komponente der Ubiquitin-Protein-Ligase SCFSKP2, hochreguliert wird.
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In
einer nächsten
Versuchsreihe wurden die Niveaus an zyklinabhängigen Kinase-Inhibitoren (CKI)
untersucht, die nach verschiedenen antiproliferativen Signalen bekannte
Mediatoren der Zellzyklushemmung sind. Eine Western Blot Analyse
von Zellextrakten (3A) veranschaulicht,
dass die Cip/Kip-Familienmitglieder
p21CIP1 und p27KIP1,
die normal die Zyklin A/cdk2- und Zyklin E/cdk2-Funktion blockieren,
nach der Natriumbutyratbehandlung signifikant induziert wurden.
Im Gegensatz dazu wurde nach dem Prüfen derselben Extrakte für den Zyklin D1-cdk4/6-Inhibitor
p16INK4 keine Reduzierung festgestellt. Überraschenderweise
wurde bei Überwachung
der Gleichgewichtsniveaus an entsprechenden mRNA nur p21CIP1 erhöht,
während
die p27KIP1-Expression unter denselben Versuchsbedingungen
sogar gesenkt wurde. Um diese offensichtliche Diskrepanz zu verstehen,
wurde das Augenmerk auf die Expression von p45SKP2 gelegt,
einem regulatorischen Schlüsselprotein,
das, wie kürzlich
gezeigt wurde, die intrazelluläre
Halbwertszeit von p27KIP1 steuert. p45SKP2, das, wie festgestellt wurde, in vielen transformierten
Zellen hochreguliert wurde, wurde nach Zugabe von Natriumbutyrat
stark unterdrückt (3A). Da dieselben Ergebnisse mit Trichostatin
A erhalten wurden, legen diese Daten stark nahe, dass mindestens
eine zellwachstumshemmende Hauptfunktion der Histon-Deacetylase-Inhibitoren über die Störung des
SCF (SKP-1-CDC3-F-box)-Ubiquitin-Proteinligasekomplexes
der posttranslationalen Stabilisierung des cdk2-Inhibitors p27KIP2 zugeschrieben werden kann.
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Beispiel 5
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Die Cdk2-Aktivität wird vollständig nach
der Butyratbehandlung unterdrückt:
Ausschluss von E7 aus dem Komplex
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Cdk2-Inhibitoren,
wie beispielsweise p21CIP1 und p27KIP1 spielen eine wichtige Rolle bei der
Immortalisierung und Zelltransformation durch potentielle DNA-Tumorviren,
weil ihre Funktion neutralisiert oder nach der Bindung von viralen
Onkoproteinen, wie beispielsweise E7, umgangen werden kann. Um zu analysieren,
ob die cdk2-Aktivität
nach der Zugabe von Natriumbutyrat moduliert wurde, wurden Zyklin-cdk2-Komplexe
zuerst mittels bestimmter, gegen cdk2 gerichteter Antikörper immunpräzipitiert
und anschließend
in vitro mittels Histon H1 als Substrat untersucht (4A).
Im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle war die cdk2-Kinaseaktivität 16 Stunden nach
der Natriumbutyratzugabe vollständig
abgebaut. Die Zeitverlaufsexperimente, die parallel durchgeführt wurden,
zeigten, dass cdk2 nach 9 Stunden noch aktiv war, aber 3 Stunden
später
abrupt abfiel. Um zu testen, ob p21CIP1 und
p27KIP1 tatsächlich an den cdk2-Komplex
binden oder nicht, wurde das Zusammensetzungsmuster der cdk2-Immunpräzipitate mittels
Western Blot Analyse untersucht. Wie in der 4B und
C gezeigt, war die cdk2-Aktivität
unter Bedingungen, unter denen beide CKI mit dem cdk2-Komplex verbunden
wurden, außer
Kraft gesetzt. Im Gegensatz dazu verschwand E7, das in unbehandelten
Kontrollzellen sofort detektierbar war, völlig in den behandelten Zellen,
obwohl die gesamte intrazelluläre
Nettomenge des viralen Onkoproteins sich nicht änderte (4D),
siehe auch 1C zum Vergleich). Die erneute
Inkubation derselben Immunblots mit einem cdk2-Antikörper bestätigte, dass
gleiche Mengen ausgefällt
wurden (4E). Zusammen genommen zeigen
diese Daten, dass der Übergang von
einem proliferativen zu einem ruhigen Phänotyp offensichtlich mindestens
zwei Schritte erfordert: die funktionelle Aufhebung der cdk2-Aktivität durch p21CIP1 und p27KIP1 sowie
die gleichzeitige Verhinderung der E7-Bindung.
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Beispiel 6
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Unterschiedliche pRb-Inaktivierung
in Gegenwart der einzelnen Onkoproteine: die Rolle von Histon-Deacetylase-Inhibitoren
bei der Apoptoseinduktion.
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Das
am besten untersuchte G1-spezifische Zyklin/cdk-Substrat ist das
Retinoblastomaprotein, pRb, das HDAC1 rekrutieren kann, um die regulatorischen
Zellzyklusproteine, wie beispielsweise Zyklin E, zu unterdrücken. Da
Zyklin E signifikant durch Natriumbutyrat hochreguliert wurde, war
es zwingend notwendig, das Schicksal von pRb in den Versuchszellsystemen
zu untersuchen. Die 5B veranschaulicht,
dass pRB nach 16 Stunden vollständig abgebaut
wurde, aber die Histondeacetylasehemmung offensichtlich keine Auswirkungen
auf die Genexpression und Translation des Transkriptionsfaktors
E2F-1 hat. Stattdessen konnte das Fehlen von pRb klar einem posttranslationalen
Ereignis zugeschrieben werden, weil das Gleichgewichtsniveau der
entsprechenden mRNA aufrechterhalten wurde (5A).
Das Fehlen einer modulatorischen Wirkung auf p53 (5C),
dessen Halbwertszeit durch E6 gesteuert wird, bestätigte die
frühere
Erkenntnis, dass die virale Onkoproteinexpression in Gegenwart von
Natriumbutyrat aufrechterhalten wird (siehe 1C).
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Der
starke Abbau des anti-apoptotischen Proteins pRb ohne eine Reduzierung
des Transkriptionsfaktors E2F-1 bedingt wahrscheinlich das abschließende Auftreten
der deutlichen apoptotischen Zahlen, wie beispielsweise Membranausstülpungen („membrane
blebbing"), Ablösen von
der Oberfläche und
Karyorrhexis nach langer HDAC-Hemmung. Der Beginn der Apoptose kann
bereits nach 16 Stunden mittels eines empfindlichen EILSA-Assays,
der die Freisetzung von mit Histon verbundenen DNA-Fragmenten im
Zytoplasma nach nukleärem
Abbau misst, festgestellt werden. Wie in der 5D gezeigt,
induzieren sowohl Natriumbutyrat (und viel stärker Trichostatin A) den programmierten
Zelltod in einem signifikanten Umfang.
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Während E2F-1
auch nicht signifikant HPV16-immortalisierte humane Keratinozyten änderte,
scheint ein pRb-Abbau streng von der Gegenwart von E7 abzuhängen. Wie
in der 6 gezeigt, verschwand pRb vollständig ausschließlich in
E7-exprimierenden Zellen, während
es nur in Zellen hypophosphoryliert wird, die E6 als virales Onkogen
enthalten. E6/E7-immortalisierte Keratinozyten zeigten wiederum
einen pRb-Abbau, was deutlich veranschaulicht, dass das Schicksal
von pRb durch E7 dominant bestimmt wird. An eine biologische Verfügbarkeit
von pRb kann sich ein Überwachen
des Expressionsniveaus von Zyklin E anschließen, dessen Transkription negativ
durch pRb reguliert wird. Der Grund für eine Zyklin-E-Expression
in unbehandelten E7-positiven Zellen stimmt mit der Fähigkeit
von E7 überein,
die pRb-unterdrückende
Wirkung auf den verwandten Promotor durch Zerstören des pRb-HDACI-Komplexes
zu überwinden.
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Beispiel 7
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Wirkungen
von Trichostatin A auf die Expression von Zyklinen und zyklinabhängigen Kinase-Inhibitoren und
den pRb-Abbau
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Die
Wirkungen von Trichostatin A sind in der 7(a) – (i) gezeigt
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7(a) Trichostatin A reguliert
Zyklin A herunter und Zyklin E hoch.
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Exponentiell
wachsende HeLa-Zellen wurden mit Trichostatin A behandelt, wie in
der 1 angegeben. 50 μg Protein wurde auf 12 % SDS-PAGE-Minigels aufgetrennt.
Nach einem Elektrotransfer wurden die Filter mit Antikörpern gegen
Zyklin E und Zyklin A inkubiert. Eine gleiche Proteinbeladung wurde
durch erneute Inkubation der Filter mit einem monoklonalen Aktin-Antikörper bestätigt. (Contr.):
unbehandelte Zellen; (DMSO): DMSO-Kontrolle; (TSA): 16 Stunden lang mit
330 nM Trichostatin A behandelt.
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7(b) Trichostatin A induziert
Zyklin abhängige
Kinase-Inhibitoren p21CIP1, reguliert p27KIP1 hoch und unterdrückt p45SKP2.
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Western
Blot Analyse. 50 μg
Zellprotein wurde auf SDS-PAGE-Minigels aufgetragen. Nach einem
Elektrotransfer wurden die Filter mit p21CIP1, p27KIP1, p16INK4 und
p45SKP2 inkubiert. Eine gleiche Proteinbeladung
wurde durch einen monoklonalen Aktin-Antikörper bestätigt. (Contr.): unbehandelte Zellen;
(DMSO): DMSO-Kontrolle; (TSA): 16 Stunden lang mit 330 nM Trichostatin
A behandelt.
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7(c) (d) Trichostatin
A unterdrückt
die cdk2-Aktivität durch
verstärkte
Wechselwirkung mit p21CIP1 und p27KIP1 und gleichzeitigen Verlust der E7-Bindung.
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(c)
Autoradiographie: Cdk2-Komplexe wurden von HeLa-Zellen immunpräzipitiert
und auf ihre Aktivität
mit Histon H1 als Substrat untersucht. („PI": Präimmunserum).
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(d)
Western Blot Analyse des cdk2-Komplexes. Cdk2-Präzipitate wurden in einem 12
% SDS-PAGE-Gel aufgetrennt und mit für p21CIP1, p27KIP1 und HPV18-E7 spezifischen Antikörpern immungeblottet.
Eine gleiche Beladung wurde durch Inkubation mit cd2-Antikörpern verifiziert.
PI: Präimmunserum.
(Contr.): unbehandelte Zellen; (DMSO): DMSO-Kontrolle; (TSA): 16
Stunden lang mit 330 nM Trichostatin A behandelt.
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7(e) Zeitverlauf der cdk2-Unterdrückung nach
einer Behandlung mit Natriumbutyrat.
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Autoradiographie:
cdk2-Komplexe wurden aus HeLa-Zellen immunpräzipitiert und auf ihre Aktivität wie in
(c) untersucht. Die Zellen wurden 3, 6, 9, 12 und 16 Stunden lang
mit 6 mM Natriumbutyrat (NaB) behandelt. (Contr.): nach 3, 6, 9,
12 und 16 Stunden geerntete, unbehandelte Zellen.
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7(f) (g) (h) Trichostatin
A vermittelt einen pRb-Abbau ohne das NE2F-1-Niveau zu beeinflussen: Induktion der
Apoptose in HeLa-Zellen.
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(f
und g) Western Blot Analyse: 50 μg
Protein wurde in 8 % (für
pRb) und 12 % SDS-PAGE-Gelen aufgetrennt. Nach einem Elektrotransfer
wurden die Filter mit für
pRb, E2F-1 (f) und (g) p53 spezifischen Antikörpern inkubiert. Eine gleiche
Proteinbeladung wurde mit einem monoklonalen Aktin-Antikörper bestätigt.
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(h)
Quantifizierung der Apoptose mittels eines im Handel erhältlichen „Cell Death
Detection ELISA" Kits.
Der Anreicherungsfaktor für
unbehandelte Kontrollzellen, der willkürlich auf 1 gesetzt wurde,
reflektiert direkt das Apoptoseausmaß in HeLa-Zellen nach einer
Behandlung mit Trichostatin A über
16 Stunden. (Contr.): unbehandelte Zellen; (DMSO): DMSO-Kontrolle; (TSA):
16 Stunden lang mit 330 nM Trichostatin A behandelt.
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7(i) Feststellen von HPV16
E6 und E7 mRNA durch RT-PCR in den immortalisierten Keratinozyten.
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Die
Expression von E6 und D7 wurde nach der Elektrophorese der reversen
Transkriptase(RT)-PCR-Produkte auf 2 % Agarosegelen festgestellt.
Erwartete E6-, E6*- oder E7-Fragmente sind angegeben. Als Kontrolle
wurde GAPDH-mRNA
mittels RT-PCR ermittelt (460 bp). Die RT-Reaktion wurde mit dem
Superscript TMII (Gibco) unter Beachtung der Instruktionen des Herstellers
mittels 1,5 μg
Gesamt-RNA durchgeführt.
Für die
E6-Detektion wurden die folgenden Primer verwendet: oberer Primer 5' ACT GCA ATG TTT
CAG GAC CC 3', unterer
Primer 5' TCA GGA
CAC AGT GGC TTT TG 3',
für die E7-Detektion;
oberer Primer 5' CCC
AGC TGT AAT CAT GCA TG 3',
unterer Primer 5' TGC
CCA TTA ACA GGT CTT CC 3'.
Für die
GAPDH-Detektion wurden die folgenden Vorwärts- (TGG ATA TTG TTG CCA TCA
ATG ACC) und Rückwärts- (GAT
GGC ATG GAC TGT GGT CAT G) Primer verwendet. Die Bedingungen für alle Primersätze waren
wie folgt: anfängliche
Denaturierungszeit von 3 min. bei 94°C und dann 30 s bei 94°C, 1 min
bei 60°C,
10 min bei 72°C (35
Zyklen) und 10 min bei 72°C.
(1): E6- und (2) E6*-Fragmente; (#): E7-Fragment; (+): 16 Stunden lang
mit 6 mM Natriumbutyrat behandelt; (–) unbehandelte Zellen.