DE60108947T2 - Eindämmung der wiederaufnahme von drogenmissbrauch - Google Patents

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Description

  • Die vorliegende Erfindung betrifft pharmazeutische Behandlungen zur Vorbeugung eines Rückfalls in einen zur Abhängigkeit führenden Drogenmissbrauch unter Stressbedingungen oder eine Reduktion des Risikos hierfür.
  • Ist ein Säugetier von einem süchtig machenden Stoff abhängig geworden, so kann sich das Säugetier aufgrund der Nichtverfügbarkeit des Suchtstoffs, aufgrund einer medikamentösen oder mentalen Behandlung oder durch bloße Willenskraft eines weiteren Missbrauchs enthalten. In den meisten Fällen wird ein trockener Süchtiger einen Rückfall erleiden und den Missbrauch des Suchtstoffs aufgrund eines Verlangens nach der Substanz oder wegen eines sozialen oder Gruppendrucks wieder aufnehmen.
  • Für Menschen liegt der experimentell erbrachte Beweis vor, dass psychologischer Stress zu einer Begierde nach Kokain bei Kokainabhängigen führen kann. Mit Versuchstieren wurde nachgewiesen, dass durch Stress, der durch elektrische Stromstöße, die an den Füßen verabreicht wurden, bei Ratten, die nach Heroin, Kokain, Nikotin und Alkohol süchtig gemachten wurden, ein Rückfall ausgelöst werden kann (dies wird teilweise als „Wiederaufnahme" einer Drogensucht bezeichnet).
  • In jüngerer Zeit wurde vorgeschlagen, Clonidin und Lofexidin zur Abmilderung von Entzugssymptomen bei Patienten einzusetzen, die gegen eine Opiatabhängigkeit behandelt werden. Beispielsweise ist aus der US 4 800 209 die Verwendung von einigen Alpha-2 adrenergen Rezeptor-Agonisten zur Behandlung von kurzzeitigen Nebenwirkungen eines Drogenentzugs bekannt. In der Euro. J. Neurosci., Vol. 12, S. 292–302, 2000 sind Daten veröffentlicht, die zeigen, das Clonidin auch zur Reduktion der Wahrscheinlichkeit eines durch Stromstöße an den Füßen ausgelösten Rückfalls in eine Heroinsucht bei heroinsüchtigen Ratten wirksam ist.
  • Basierend auf weiteren Daten zu Elektroschockexperimenten schlägt die vorliegende Erfindung Therapien gegen Alkohol- und Nikotinsucht (nicht für Opiate) vor, die auf der Verabreichung eines α-2 adrenergen Rezeptor-Agonisten beruht, um einen Rückfall unter Stress, nachdem das Verlangen nach der Substanz bereits erloschen ist, zu verhindern.
  • Für die Behandlung von Alkohol- und Nikotinsüchtigen beruhen die bekannten Therapien grundsätzlich auf Entzugsprogrammen mit Gruppenunterstützung. Nach solchen Programmen kann die Wahrscheinlichkeit eines stressbedingten Rückfalls entsprechend der vorliegenden Erfindung durch die Verabreichung von α-2 adrenergen Rezeptor-Agonisten verringert werden.
  • Daher haben die Erfinder ein Verfahren zur Verhinderung eines stressbedingten Rückfalls oder zur Reduktion der Wahrscheinlichkeit hiervon ersonnen, welches die Behandlung eines Säugetiers, das akohol- oder nikotinabhängig ist, und bei dem das Verlangen nach dieser Substanz erloschen ist, mit einer wirksamen Menge eines α-2 adrenergen Rezeptor-Agonisten umfasst.
  • Gemäß dieses Verfahrens wird angenommen, dass der Süchtige sich während der Behandlung einer Einnahme des süchtig machenden Materials enthält und so dem Süchtigen lediglich der α-2 adrenerge Rezeptor-Agonist verabreicht wird.
  • Entsprechend der vorliegenden Erfindung wird die Verwendung eines α-2 adrenergen Rezeptor-Agonisten zur Herstellung eines Medikaments für die Verwendung in einem der voranstehend genannten Behandlungsschemata offenbart.
  • Die Verwendung eines α-2 adrenergen Rezeptor-Agonisten kann gemäß eines Behandlungsschemas mit einem Agonisten der süchtig machenden Substanz kombiniert werden oder mit einer Substanz, welche für den Fall einer verbotswidrigen Verwendung der süchtig machenden Substanz einen unangenehmen Effekt, beispielsweise einen Brechreiz, auslöst.
  • Ferner wurde gefunden, dass die Verwendung eines α-2 adrenergen Rezeptor-Agonisten gemäß der vorliegenden Erfindung wirksam einen Rückfall (Wiederaufnahme) einer Mehrfach-Drogenabhängigkeit vorbeugt.
  • Entsprechend der vorliegenden Erfindung kann es weiterhin notwendig sein, zuerst akut auftretende Entzugssymptome, beispielsweise mit Clonidin oder Lofexidin, oder einem anderen Medikament als einem α-2 adrenergen Rezeptor-Agonisten, beispielsweise durch das in US 4 1496 545 beschriebene Nonapeptid, zu behandeln.
  • Die Behandlung von Entzugssymptomen mit α-2 adrenergen Rezeptor-Agonisten verlangt die Verabreichung dieser Substanz für eine Zeitdauer von wenigen Tagen, zur Behandlung eines Rückfallrisikos entsprechend der vorliegenden Erfindung ist die Verabreichung der Substanzen für mehrere Monate nötig.
  • Beispiele für geeignete α-2 adrenerge Rezeptor-Agonisten umfassen Guanabenz, Lofexidin und Clonidin. Lofexidin wird bevorzugt.
  • Substanzen wie Agonisten oder Ersatzstoffe für süchtig machende Substanzen werden entsprechend der normalen Verabreichungen angewandt.
  • Ein Fachmann ist in der Lage, eine geeignete Darreichungsform zur Verabreichung der α-2 adrenergen Rezeptor-Agonisten festzulegen, wobei diese in der Form eines Salzes oder eines Pro-Pharmakons vorliegen können. Das jeweils gewählte Verfahren wird dann von dem gewählten Material abhängen, ausgesuchte Beispiele möglicher Verabreichungsformen können oral, nasal, transdermal und eine i. p.- und eine i. v.-Verabreichung sein.
  • Die aktive Substanz wird im Normalfall in Form einer pharmazeutischen Zusammensetzung in Verbindung mit einem pharmazeutischen Trägerstoff, einem Verdünnungsmittel und/oder einem Arzneistoffträger verabreicht. Gleichwohl hängt die exakte Darreichungsform der Zusammenstellung naturgegeben von der Art der Verabreichung ab. Die Verabreichung mit transdermalen Klebepflastern ist von psychologischem Vorteil, da den Süchtigen ein sichtbarer und anfassbarer Hinweis auf die Medikation bereitgestellt wird. Solche Klebepflaster werden in konventioneller Art und Weise in der Form von Gelzusammensetzungen, die ein Mittel zur Verstärkung der Eindringung der Wirksubstanzen umfasst, hergestellt.
  • Das Medikament kann zusätzliche Beigaben enthalten und an eine orale, parentale oder topische Verabreichung angepasst werden und in der Form von Tabletten, Kapseln, oral verabreichbaren Flüssigkeiten, als Puder, als granulates Material, Lutschtabletten, Pastillen, in Puderform zur Aufbereitung, als injizierbare oder einflößbare Lösungen oder Suspensionen, als Zäpfchen oder transdermale Verabreichungen vorliegen. Oral verabreichbare Zusammenstellungen werden bevorzugt, insbesondere in Form gegossene orale Zusammenstellungen, da diese im Allgemeinen angenehmer zu verabreichen sind.
  • Tabletten und Kapseln zur oralen Verabreichung liegen üblicherweise als Einheitsdosen vor und enthalten konventionelle Zusätze wie Bindemittel, Füller, Verdünnungsmittel, Substanzen zur Tablettenformung, Gleitmittel, Stoffe zur Auflösung, Farbstoffe, Geschmacksstoffe und Befeuchtungsstoffe. Die Tabletten können entsprechend eines wohl bekannten Verfahrens beschichtet sein. Geeignete Füllstoffe umfassen Zellulose, Mannitol, Laktose und entsprechende Substanzen. Geeignete Stoffe zur Auflösung umfassen Stärke, Polyvinylpyrrolidon und Stärkederivate wie Natriumstärkeglykolat. Geeignete Gleitmittel umfassen beispielsweise Magnesiumstearat. Geeignete pharmazeutisch verwendbare Befeuchtungsmittel umfassen Natriumlaurylsulfat.
  • Feste, zur oralen Verabreichung geeignete Zusammensetzungen können durch konventionelle Verfahren wie Verschneiden, Befüllen, Tablettieren oder dergleichen hergestellt werden. Wiederholtes Verschneiden kann dazu verwendet werden, die wirksame Substanz in solchen Zusammensetzungen zu verteilen, welche eine große Menge an Füllstoffen verwenden. Derartige Verfahren sind selbstverständlich konventioneller Natur.
  • Flüssige Zusammenstellungen zur oralen Verabreichung können beispielsweise in der Form von wässrigen oder Öl basierten Suspensionen, Lösungen, Emulsionen, Sirup oder Elexiere oder als Trockenprodukt zur Auflösung in Wasser oder einem anderen geeigneten Träger vor der Verabreichung vorliegen. Solche flüssigen Verabreichungsformen können konventionelle Zusatzstoffe wie Suspensionsmittel, beispielsweise Sorbitol, Sirup, Methylzellulose, Gelatine, Hydroxyethylzellulose, Carboxymethylzellulose, Aluminiumstearatgel oder hydrierte, essbare Fette, Emulgatoren, beispielsweise Lecithin, Sorbitanmonooleat oder Akazie, wasserfreie Trägerstoffe (umfassend essbare Öle), beispielsweise Mandelöl, fraktioniertes Kokosnussöl, ölige Estern, wie Estern von Glyzerin, Propylenglykol oder Ethylalkohol; Konservierungsstoffe, beispielsweise Methyl oder Propyl p-hydroxybenzoat oder Sorbinsäure sowie, falls dies gewünscht ist, konventionelle Geschmacks- oder Farbstoffe enthalten.
  • Zur parenteralen Verabreichung werden flüssige Einheitsdosen hergestellt, welche eine der erfindungsgemäßen Substanzen und einen sterilen Trägerstoff enthalten. Die Wirksubstanz hängt vom Trägerstoff und der Konzentration ab und kann entweder in Suspension gebracht oder aufgelöst werden. Parenterale Lösungen werden normalerweise durch die Auflösung einer aktiven Substanz in einem Trägerstoff hergestellt und vor dem Abfüllen in eine geeignete Phiole oder Ampulle und dem Verschließen mittels Filtrierung sterilisiert. Vorzugsweise werden Hilfsstoffe im Trägerstoff aufgelöst, wie beispielsweise Lokalanästhetika, Konservierungs- und Pufferstoffe. Zur Verbesserung der Stabilität kann die Zusammenstellung nach dem Einfüllen in die Phiole gefroren werden und der Wassergehalt unter Vakuumbedingungen entfernt werden. Parenterale Suspensionen werden im Wesentlichen in der gleichen Art und Weise hergestellt, mit der Ausnahme, dass die aktive Substanz im Trägerstoff suspendiert anstatt aufgelöst wird und durch die Einwirkung von Ethylenoxid vor dem Suspensieren im sterilen Trägerstoff sterilisiert wird. Vorzugsweise wird ein Benetzungs- oder Befeuchtungsstoff in die Zusammenstellung aufgenommen, um eine gleichmäßige Verteilung der aktiven Substanz zu erleichtern.
  • Die gemäß der vorliegenden Erfindung verwendeten Zusammensetzungen können durch konventionelle Mittel kontrolliert oder verzögert freigesetzt werden.
  • Insbesondere wird Clonidin und Lofexidin auf geeignete Art und Weise entsprechend den Therapien verabreicht, welche in der bisherigen Behandlung von Entzugssymptomen angewandt wurden.
  • Entsprechend der üblichen Praxis werden den Arzneimitteln handschriftliche oder gedruckte Anwendungsempfehlungen für die betreffende medizinische Therapie beigegeben. Die Medikamentenzusammensetzung ist vorzugsweise als Einheitsdosis ausgebildet.
  • Ein Fachmann kann durch Routineexperimente ein geeignetes Dosierungsniveau in Abhängigkeit von der Wirksubstanz und der Verabreichungsform bestimmen. Es wird hierbei angenommen, dass die Dosierung zur Verhinderung eines Rückfalls geringer sein wird als jene zur Behandlung von Entzugserscheinungen, beispielsweise im Bereich von 0,6 bis 3,2 mgs für den Fall von Lofexidin.
  • Lofexidin, Clonidin und Guanabenz sind kommerziell verfügbare Substanzen. Bei der Verwendung dieser Substanzen werden bei der vorliegenden Erfindung keine toxischen Effekte erwartet.
  • Obwohl der Anmelder sich nicht an die nachfolgende Theorie gebunden sehen will, wird angenommen, dass eine Interaktion zwischen dem noradrenergenen (NE) System des Gehirns und dem alpha-2 adrenergen Rezeptor-Agonisten zu den vorteilhaften Effekten entsprechend der Erfindung führt.
  • Nicht beschränkende Beispiele der Erfindung und Kontrollexperimente werden nachfolgend mit Bezug auf die Figuren beschrieben, wobei die beigeschlossenen Zeichnungen Folgendes darstellen:
  • 1
  • Lofexidin – Einfluss auf die Selbstverabreichung von Alkohol
  • Der Einfluss einer vorausgehenden Behandlung mit einer Salzlösung mit 0,05 oder 0,1 mg/kg Lofexidin auf die Selbstverabreichung von Alkohol wird durch die Menge des selbst verabreichenden Alkohols in g/kg während einer einstündigen Versuchsphase (linke Spalte) oder die Anzahl der Bedienungen der Taste Alkoholausgabe (rechte Spalte) gezeigt. Die dargestellten Werte stellen eine Mittlung aus zwei nachfolgenden Sequenzen dar, mit N = 9–10 Tieren pro Gruppe und einem *P < 0,05 im Vergleich zur Kontroll-Salzlösung.
  • 2
  • Lofexidin – Einfluss auf die Verringerung der Selbstverabreichung von Alkohol
  • Der Einfluss einer vorausgehenden Behandlung mit Salz und Lofexidin auf die Verringerung der Selbstverabreichung von Alkohol wurde durch die Anzahl von Betätigung des Aktivierungshebels während acht Versuchsphasen gemessen, mit N = 9–10 Tieren pro Gruppe und *P < 0,05 im Vergleich zur Behandlung mit Salz.
  • 3
  • Lofexidin – Einfluss auf die Wiederaufnahme (Rückfall) der Alkohol-Selbstverabreichung
  • Der Einfluss einer vorausgehenden Behandlung mit einer Salzlösung von 0,05, 0,1 und 0,2 mg/kg Lofexidin auf das erneute Wiederauftreten der Begierde nach Alkohol, die durch eine zehnminütige, periodische Elektroschockbehandlung auf die Füße ausgelöst wurde, wurde durch die Bestimmung der Anzahl der Betätigung auf den Aktivierungshebel bestimmt, mit N = 10–12 Tiere pro Gruppe und #P < 0,05 im Vergleich zur Basislinie bzw. den Bedingungen bei denen nur Drogen verabreicht wurden sowie *P < 0,05 verglichen zur Schockbehandlung in Verbindung mit einer Salzlösung.
  • 4
  • Lofexidin – Einfluss auf die Wiederaufnahme (Rückfall) einer Alkohol-Selbstverabreichung
  • Gezeigt ist der Einfluss einer Vorbehandlung mit einer Salzlösung mit 0,05, 0,1 und 0,2 mg/kg Lofexidin auf die Anzahl der Abfragen auf einen nicht aktiven Hebel als Folge einer durchgeführten zehnminütigen periodischen Elektroschockbehandlung auf die Füße, wobei N = 10–12 Ratten pro Gruppe verwendet wurden.
  • AKTIVITÄT GEGEN DIE WIEDERAUFNAHME EINES ALKOHOLKONSUMS
  • MATERIAL UND METHODEN
  • Tiere: Männliche Wistarratten (Charles River, Montreal; Gewicht ungefähr 150–200 g zu Beginn des Experiments), die einzeln gehalten wurden. Futter und Wasser stand zur freien Verfügung in den Wohnkäfigen für 23 Stunden/Tag. Während den 30–60 minütigen täglichen Versuchssequenzen (siehe unten) war kein Futter verfügbar. Die Temperatur wurde bei 21 ± 1°C konstant gehalten und die Lichter waren während 7 Uhr bis 19 Uhr angeschaltet. Zunächst wurden die Ratten darauf trainiert, Alkohol in einem begrenzten Zugangsverfahren zu konsumieren (Linseman, 1987). Den Ratten wurde Zugang zu einer Alkohollösung mit Wasser in modifizierten Richtertuben für 30 Minuten/Tag in Trinkkäfigen zur Verfügung gestellt. Die Alkohollösungen wurden mit ansteigenden Konzentrationen zur Verfügung gestellt: 3% Gewicht/Volumen für die ersten fünf Tage, 6% für die nächsten acht Tage und 12% für die letzten 10–12 Tage. Ratten, die weniger als 0,4 g/kg pro Versuchssequenz während den letzten 10–12 Tagen konsumiert hatten, wurden ausgesondert. Alle Versuche wurden in Übereinstimmung mit den Richtlinien des kanadischen „Council on Animals Care" und nach den „Principle of Laboratories Animal Care" (NIH Publikation Nr. 85-23, Überarbeitung von 1985) durchgeführt und wurden vom lokalen Tierschutzkomitee überprüft.
  • Versuchsanordnung: Das System zur Alkohol-Selbstverabreichung wurde lokal aufgebaut. Jede der Versuchskammern wurde mit zwei Hebeln ausgerüstet, die symmetrisch auf einer Seitenfläche angeordnet wurden. Die Betätigung eines Hebels (dem Aktivierungshebel) aktivierte die Infusionspumpe (Razel Sci. Stamford, Conn., USA). Ein Betätigen des anderen Hebels, dem nicht aktiven Hebel, wurde registriert, führte jedoch nicht zu einer Aktivierung der Pumpe. Ein Aktivieren der Pumpe resultierte in einer Bereitstellung von 0,19 ml einer Alkohollösung mit 12% Gewicht/Volumen in Form eines Flüssigkeitstropfens, der zur Entgegennahme für eine Zeitdauer für 5 Sekunden zwischen den beiden Hebeln abgegeben wurde. Während der Infusionsabgabe wurde ein Stimulationslicht oberhalb des Aktivierungshebels für eine Zeitdauer von 6 Sekunden angeschaltet. Eine Betätigung der Hebel während dieser Auszeitintervalls wurde registriert, führte jedoch nicht zu weiteren Flüssigkeitsabgaben. Der Gitterboden der Versuchskammer wurde mit einem Elektroschockgenerator (Med Associates, Georgia, Vt., USA) verbunden.
  • Training und Abschwächen der Alkohol-Selbstverabreichung: Zur Durchführung der Selbstverabreichung von Alkohol wurde diese mit einem festen Einzelrationsschema (fixed ration-1 schedule) mit Bestätigung (FR-1, jede Betätigung des Hebels ist bestätigt) für 60 Minuten pro Tag für 5–7 Tage pro Woche eingeleitet. Die Reaktion auf das FR-1-Schema wurde für 10–14 Versuchssequenzen aufrechterhalten. Die Anforderung an die Alkoholzuführung wurde dann zu einem FR-2-Schema für fünf Versuchssequenzen erhöht. Nachfolgend wurde die Anforderung auf ein FR-3-Schema für 8–12 Tage erhöht, bis die Ratten für 3 Tage eine gleich bleibende Drogenaufnahme aufwiesen (mit einer Streubreite von weniger als 20% vom Mittel).
  • Während den Löschungssequenzen hatte die Betätigung der ursprünglich aktiven Hebel keine programmierten Auswirkungen. Rezidivversuche zur Wiederaufnahme (Rückfall) begannen nach fünf bis acht Löschungssequenzen, nachdem die Ratten ein Auslöschungskriterium von weniger als 12 Betätigungen auf den aktiven Hebel in 60 Minuten erzielten.
  • Rezidivtests: Die Tests wurden unter Auslöschungsbedingungen durchgeführt. Periodische Elektroschocks auf die Füße (0,8 mA, 0,5 s EIN, eine mittlere Aus-Periode von 40 s, für eine Zeitspanne von 10–70 s) wurden für eine Zeitdauer für 10 Minuten kurz vor den Testsequenzen verabreicht. Die Elektroschocks auf die Füße wurden mit einem Anschluss am Gitterboden aus rostfreiem Stahl der Versuchskammern abgegeben.
  • Medikamente: Das Lofexidin HCL wurde von der Britannia Pharmaceuticals Ltd. zur Verfügung gestellt. Die Medikamente wurden in einer Salzlösung aufgelöst und IP-injiziert in einer Volumendosis von 1 ml pro kg. Die Lofexidin-Vorbehandlung wurde eine Stunde vor dem Beginn der Versuchssequenzen verabreicht.
  • Experiment 1
  • Effekte von Lofexidin auf die Selbstverabreichung von Alkohol und Löschung
  • Das Experiment wurde zur Untersuchung des Einflusses von unterschiedlichen Dosen von Lofexidin auf die Selbstverabreichung von Alkohol und die Abschwächung der Alkohol-Selbstverabreichung abgestimmt. Drei Gruppen von Ratten wurden darauf trainiert, eine gleich bleibende Alkohol-Selbstverabreichung auf einem hohen Niveau aufzunehmen. In einer Gruppe von Ratten wurde eine Behandlung mit einer Salzlösung durchgeführt, während die Ratten der beiden anderen Gruppen eine Behandlung mit Lofexidin mit einer Dosis von 0,1 und 0,05 mg/kg eine Stunde vor den Testphasen erhielten. Der Einfluss der Lofexidin-Gabe auf die Selbstverabreichung von Alkohol wurde während zwei aufeinander folgenden Versuchsphasen untersucht. Die Tiere erhielten eine IP-Verabreichung der Salzlösung eine Stunde vor den Versuchsphasen, und zwar drei Sitzungen vor den Experimenten, um die Tiere an die Injektionen zu gewöhnen.
  • Alle Ratten empfingen dann tägliche Injektionen mit einer Salzlösung 60 Minuten vor der Versuchsphase für 4 Tage. Um den Effekt von Lofexidin auf die Abschwächung der Selbstverabreichung von Alkohol zu untersuchen, erhielten die Ratten eine tägliche Behandlung mit Lofexidin (0,05 oder 0,1 mg/kg) oder eine Salzlösung eine Stunde vor den täglichen Versuchsphasen. Während dieser Phase führte die Betätigung des aktiven Hebels zu keiner Alkoholabgabe.
  • Experiment 2
  • Effekt von Lofexidin auf ein durch Elektroschocks an den Füßen ausgelöstes Rezidiv
  • Drei Gruppen von Ratten (jeweils mit n = 10), welche eine gleich bleibende Selbstverabreichung von Alkohol aufzeigten, wurden für die vorliegende Studie verwendet. Nachdem die Tiere das Auslöschungskriterium erreichten, wurde der Einfluss einer Vorbehandlung mit Lofexidin auf ein durch Elektroschocks auf die Füße ausgelöstes stressbedingtes Rezidiv (Rückfall) in eine Alkoholsucht wie voranstehend beschrieben bestimmt. Ratten der Gruppe 1 erhielten eine Salzlösung, während Ratten der Gruppen 2 und 3 eine Behandlung mit 0,05 oder 0,1 mg/kg Lofexidin eine Stunde vor der Anwendung der Elektroschocks auf die Füße erhielten.
  • Datenanalyse
  • Eine Varianzanalyse mit oder ohne wiederholte Messungen wurde zur Analyse der Daten angewandt. Wo dies angebracht war, wurden Post-hoc Newman Keul-Tests verwendet. Im ersten Experiment wurde die durchschnittliche Menge an selbst verabreichtem Alkohol über eine Zeitdauer von zwei Tagen dazu verwendet, den Einfluss einer Lofexidin-Behandlung auf die Alkohol-Selbstverabreichung zu quantifizieren. Diese Daten sind in g/kg konsumiertem Alkohol pro Tier während der einstündigen Versuchssequenz angegeben. Diese Daten berechneten sich aus der Multiplikation der verabreichten Alkoholmenge pro Abfrage (23,8 mg Alkohol) mit der Anzahl der ermittelten Abfragen und einer Division durch das Körpergewicht des Tieres.
  • Die Anzahl der Abfragen auf den aktiven Hebel wurden dazu verwendet, das Maß an Auslöschung und den Einfluss von Lofexidin auf die Auslöschungsrate zu ermitteln. Dieser Parameter wurde ferner dazu verwendet, den Einfluss von Elektroschocks auf die Füße auf die Rezidivwahrscheinlichkeit (Rückfall) in eine Alkoholsucht zu ermitteln.
  • RESULTATE
  • Experiment 1: 1 zeigt für zwei Behandlungstage die durchschnittliche Selbstverabreichung von Alkohol in unterschiedlichen experimentellen Gruppen, behandelt mit Lofexidin und einer Salzlösung. Wie aus dieser Figur ersichtlich, erzielten die Ratten eine Selbstverabreichung von durchschnittlich 1,4 g/kg während ihrer täglichen einstündigen Versuchssequenzen. Eine Varianzanalyse offenbart einen wesentlichen Einfluss der Behandlung (F = 9,05, df = 2,28), was aufzeigt, dass eine Lofexidin-Behandlung einen Einfluss auf die Selbstverabreichung von Alkohol bewirkt. Post-hoc Newman Keul-Tests zeigen, dass die Alkohol-Selbstverabreichung bei Ratten, die mit 0,1 mg/kg Lofexidin behandelt wurden, signifikant geringer ist (p < 0,05) im Vergleich zu jener der bei der Salzlösung oder der mit 0,05 mg/kg behandelten Gruppe. Entsprechende Tests zeigen keine wesentlichen Abweichungen der selbst verabreichten Alkoholmenge zwischen der Gruppe, die mit der Salzlösung und jener, die mit 0,05 mg/kg Lofexidin behandelt wurde. Diese Resultate zeigen auf, dass eine Vorbehandlung mit 0, 1 mg/kg, jedoch nicht eine solche mit 0,05 mg/kg Lofexidin eine wesentliche Reduktion der Selbstverabreichung von Alkohol bewirkt.
  • Der Einfluss einer Vorbehandlung mit Lofexidin auf die Auslöschungsrate der Selbstverabreichung von Alkohol, die durch die Messung der Anzahl der Zugriffe auf den aktiven Hebel bestimmt wurde, ist in 2 dargestellt. Eine Gesamtanalyse der Varianz, bei der die Betätigungen des aktiven Hebels für unterschiedliche Gruppen während der letzten Versuchssequenz vor der Auslöschung und den sieben Auslöschungssequenzen durchgeführt wurde, zeigt eine signifikante Gruppen- zu Tag-Wechselwirkung (F = 2,35, df = 14, 184, p < 0,01), was aufzeigt, dass die Veränderungsrate der Betätigungshäufigkeit des aktiven Hebels im Verlauf unterschiedlicher Testsequenzen mit der Behandlung variierten. Da die Verringerung der Anzahl der Betätigungen auf dem aktiven Hebel am größten während der zweiten Testsequenz der Auslöschung waren, wurde eine Varianzanalyse ausgeführt, um die Betätigungen während der letzten Testsequenz vor der Auslöschung und die ersten zwei Löschungstestsequenzen zu untersuchen. Post-hoc Newman Keul-Tests zeigten keine wesentlichen Unterschiede in der Anzahl der Betätigung des aktiven Hebels zwischen der mit 0,05 mg/kg und der mit 0,1 mg/kg Lofexidin behandelten Gruppe für die letzte Testsequenz vor der Auslöschung. Die Wirkung für beide mit Lofexidin behandelten Gruppen in dieser Testsequenz war jedoch wesentlich höher als die mit Kochsalzlösung behandelte Gruppe. Am ersten Tag der Auslöschung war die Betätigung des aktiven Hebels in der mit 0,1 mg/kg behandelten Gruppe wesentlich niedriger als jene der mit 0,05 mg/kg und die der mit Kochsalzlösung behandelten Gruppe. Es traten keine wesentlichen Unterschiede in der Betätigungshäufigkeit des aktiven Hebels zwischen den drei Gruppen während des zweiten Tags der Auslöschung auf. Diese Resultate zeigen, dass die Behandlung mit 0,1 mg/kg Lofexidin möglicherweise die Abschwächung der Alkohol-Selbstverabreichung erleichtert.
  • Experiment 2: Der Einfluss einer Vorbehandlung mit einer Salzlösung und unterschiedlichen Dosen Lofexidin auf die Betätigungshäufigkeit des aktiven und des nicht aktiven Hebels nach einer Behandlung mit Elektroschocks an den Füßen ist in den 3 und 4 dargestellt. Eine Behandlung mit Elektroschocks an den Füßen erzeugt wirkungsvoll eine Rückkehr zur Alkoholsucht bei der mit der Salzlösung behandelten Gruppe, was durch eine Zunahme der Betätigungshäufigkeit des aktiven Hebels aufgezeigt wird. Eine Vorbehandlung mit 0,05, 0,1 oder 0,2 mg/kg Lofexidin unterdrückte signifikant die Rezidivwahrscheinlichkeit (Rückfall) in eine Alkoholsucht. Eine Varianzanalyse, bei der die Betätigungshäufigkeit des aktiven Hebels bei unterschiedlichen Gruppen verglichen wurde, zeigte einen signifikanten Effekt der Behandlung (F = 3,53, df = 3,38, p < 0,02). Post-hoc-Tests zeigten, dass die Betätigungshäufigkeit des aktiven Hebels für alle Lofexidin behandelten Gruppen nach der Durchführung einer Elektroschockbehandlung auf die Füße nicht voneinander abwich. Diese ist jedoch alle signifikant niedriger im Vergleich zu der mit der Salzlösung behandelten Gruppe (p < 0,05). Diese Resultate zeigten auf, dass durch alle Lofexidin-Dosen das Rezidivrisiko (Rückfall) der Wiederaufnahme der Alkoholsucht unterdrückt wurde.
  • Die Durchführung der Elektroschockbehandlung an den Füßen erzeugte keine Erhöhung der Betätigungsrate des aktiven Hebels in der mit der Salzlösung und den unterschiedlichen Lofexidin-Dosen behandelten Gruppe im Vergleich zu deren Basisbetätigungen (F = 2,3, df = 3,38, p = 0,09). Diese Resultate zeigen, dass eine Erhöhung der Betätigungsrate des aktiven Hebels aufgrund eines durch Elektroschocks ausgelösten Stresses nicht auf eine allgemeine Erhöhung der Aktivität zurückzuführen ist.
  • DISKUSSION
  • Die Resultate der vorliegenden Untersuchung bestätigen und erweitern vorausgehende Beobachtungen, die zeigen, dass Ratten, die zuvor an den Konsum von Alkohol im Rahmen eines limitierten Zugangs-Paradigma gewöhnt wurden, bereitwillig zu einer Selbstverabreichung von Alkohol in einem operationellen Paradigma übergehen. Bei der Selbstverabreichung konsumieren die Ratten im Mittel 1,2–1,3 g/kg während einer einstündigen Versuchsphase. Die Menge des selbst verabreichten Alkohols überstieg die metabolische Aufnahmefähigkeit und führte zu signifikanten Blutalkoholwerten (im Schnitt 55 mg% mit einer gewissen Streubreite). Die vorliegende Studie zeigt, dass eine Behandlung mit dem α-adrenergen Rezeptor-Agonisten Lofexidin die Menge des selbst verabreichten Alkohols reduziert und den Verzicht auf die Selbstverabreichung von Alkohol erleichtert sowie das Risiko für einen durch Stress ausgelösten Rückfall in eine Alkoholsucht verringert.
  • Eine Vorbehandlung mit Lofexidin mit einer Dosis von 0,1 mg/kg unterdrückt die Neigung zur Selbstverabreichung von Alkohol signifikant, was durch Messungen an zwei aufeinanderfolgenden Tagen der Behandlung nachgewiesen wurde. Auch für eine geringere Dosis Lofexidin wurde eine Verringerung der Menge an selbst verabreichten Alkohol nachgewiesen. Diese Effekte waren jedoch nicht statistisch relevant. Unsere Resultate sind konsistent mit den vorangehenden Berichten über eine Reduktion des Alkoholkonsums aufgrund einer Vorbehandlung mit unterschiedlichen α-2 adrenergen Rezeptor-Agonisten wie Clonidin, Guanfacin und Tiamedin. Es ist ferner möglich, dass eine durch Lofexidin oder Clonidin ausgelöste Verringerung der zentralen noradrenergen Aktivität für die Unterdrückung der Neigung zur Selbstverabreichung von Alkohol verantwortlich ist. Studien, die den Einfluss von Verletzungen des zentralen noradrenergen Systems auf den Alkoholkonsum untersuchten, führten zu widersprüchlichen Resultaten. Beispielsweise wurde gezeigt, dass ein Ausdünnen der Noradrenalin-Region des Gehirns zu einer Verringerung oder einer Erhöhung des Alkoholkonsums bei Ratten führt. Es wurde ferner angenommen, dass ein intaktes noradrenerges System notwendig ist, um den Konsum an Alkohol aufrechtzuerhalten. Die vorliegenden Untersuchungen mit Lofexidin, ein Medikament, das einen minimalen hypatensiven Effekt erzeugt, auf die Selbstverabreichung von Alkohol, legen nahe, dass das noradrenerge System des Gehirns möglicherweise eine Rolle bei der Wahrnehmung der als belohnend empfundenen Auswirkungen von Alkohol spielt.
  • Obwohl alle Ratten die gleiche vorausgehende Behandlung mit einer Salzlösung am letzten Tag der Alkohol-Selbstverabreichung erhielten, war die Abfragehäufigkeit auf den aktiven Hebel bei der ausschließlich mit der Salzlösung behandelten Gruppe signifikant geringer als jene bei den Tieren, welche 0,05 und 0,1 mg/kg-Behandlungen erhielten. Wir haben keine Erklärung für diesen Unterschied. Die Abfragehäufigkeiten auf den aktiven Hebel waren im Wesentlichen gleich für die mit 0,05 und 0,1 mg/kg behandelten Gruppen. Es lag eine wesentliche Reduktion der Anzahl der Betätigungen auf den aktiven Hebel für bei den mit 0,1 mg/kg Lofexidin behandelten Ratten im Vergleich zu der mit der Salzlösung behandelten Kontrollgruppe oder der mit 0,05 mg/kg behandelten Gruppe am ersten Tag der Auslöschung vor. Dies legt nahe, dass eine Dosis von 0,1 mg/kg Lofexidin die Auslöschungsneigung zur Alkohol-Selbstverabreichung erleichtert. Eine solche Erleichterung der Auslöschung der Neigung zur Alkohol-Selbstverabreichung legt nahe, dass Lofexidin die Alkoholsucht und den Wunsch nach Alkohol reduziert. Eine solche Schlussfolgerung wäre konsistent mit den voranstehend genannten Beobachtungen bezüglich einer Verringerung der Menge des selbst verabreichten Alkohols. Da das noradrenergene System des Gehirn Einfluss auf das Lernverhalten hat, könnte alternativ abgeleitet werden, dass die Erleichterung des Auslöschens einer Alkohol-Selbstverabreichung auf den Einfluss von Lofexidin auf das Lernen zurückzuführen ist, d. h. auf die Auslöschung eines angelernten Verhaltens. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass ein solcher Einfluss auf das Lernen eine wesentliche Rolle bei der beobachten Wirkung von Lofexidin spielt, da der stärkste Auslöschungseffekt am ersten Tag der Lofexidin-Behandlung beobacht wurde.
  • In Übereinstimmung mit unseren voranstehend beschriebenen Beobachtungen führt eine Behandlung mit periodischen Stromstößen an den Füßen zum Wiedereinsetzen einer Alkoholabhängigkeit, nachdem der Zwang zur Selbstverabreichung von Alkohol bereits erloschen war. Eine Vorbehandlung mit Lofexidin in einer Dosis von 0,05 bis 0,2 mg/kg führte zu einer vollständigen Unterdrückung eines Wiedereinsetzens der Alkoholabhängigkeit. Daher erscheint ein durch Stress ausgelöster Rückfall (Rezidiv) in eine Alkoholsucht empfindlicher gegenüber einer Behandlung mit Lofexidin im Vergleich zur Alkohol-Selbstverabreichung und zur Auslöschung einer solchen Alkohol-Selbstverabreichung zu sein.
  • Ein möglicher Faktor, der die Interpretation der vorliegenden Arbeit in Frage stellen könnte, ist der Umstand, dass die Unterdrückung der Alkohol-Selbstverabreichung, deren Auslöschung und das Abwehren eines durch Stress ausgelösten Rückfalls (Rezidiv) in eine Alkoholsucht durch eine Beeinträchtigung der motorischen Fähigkeiten aufgrund der Lofexidin-Gabe zurückzuführen sein könnte. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass der Einfluss von Lofexidin auf unterschiedliche Aspekte des Alkoholkonsums auf ein motorisches Defizit zurückzuführen ist. So wurde nachgewiesen, dass eine Gabe von Lofexidin im Bereich von 0,08 mg bis 0,2/kg die Nachfrage nach einer 30%igen Saccharose-Lösung nicht beeinflusst.
  • Für die in der vorliegenden Studie verwendete Dosierung von Lofexidin wurde gezeigt, dass diese eine durch Stress ausgelöste Freisetzung von NE im präfrontalen Cortex wie auch der Amygdala blockiert. So ist man versucht anzunehmen, dass der in der vorliegenden Studie aufgefundene Effekt von Lofexidin auf unterschiedliche Aspekte des Alkoholkonsums auf dessen Wirkung auf die α-adrenergen Rezeptoren zurückzuführen ist. Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass Lofexidin mittels einer Beeinflussung der Imidazolin-Typ 1 (I2) Rezeptoren wirkt, da auch für diese Rezeptoren eine hohe Affinität vorliegt. Unabhängig vom Wirkmechanismus zeigen die Resultate der vorliegenden Studie, dass für Lofexidin zur Behandlung von Alkoholmissbrauch wichtige therapeutische Anwendungen bestehen könnten. Dessen Fähigkeit zur Unterdrückung der Alkohol-Selbstverabreichung, wie auch das Abschwächen des Risikos einer durch Stress ausgelösten Alkoholsucht, wie in der vorliegenden Studie beobachtet, legen weitere Untersuchungen zur Vorbeugung von Rückfällen in eine Alkoholsucht nahe.
  • ZUSAMMENFASSUNG
  • Es erscheint unwahrscheinlich, dass ein durch Stromstöße an den Füßen ausgelöster Rückfall (Wiederaufnahme der Alkoholsucht) auf den schmerzlindernden Effekt der konsumierten Alkoholmenge zurückzuführen ist. Die Beobachtungen, die während den Elektroschocksequenzen durchgeführt wurden, offenbarten, dass die mit der Kontrollsubstanz behandelten, wie auch die medikamentierten Tiere während der Elektroschockphasen gleich auf die Stromstöße an den Füßen reagierten. Diese Beobachtungen stehen in Übereinstimmung mit der Erkenntnis, dass Clonidin in einer der vorliegenden Studie entsprechenden Dosierung nicht die Sensitivitätsschwelle für die Stromschläge an den Füßen verändert.
  • Ferner zeigen die hier dargestellten Erkenntnisse die Eignung eines α-2 adrenergen Rezeptor-Agonisten, insbesondere Lofexidin und Clonidin, für die Präventionsbehandlung gegen einen Rückfall in eine Nikotin- und Alkoholsucht. Die gegenwärtige Verwendung dieser Medikamente zur Kurzzeitbehandlung während des akuten Opiatentzugs sind zwar nützlich, eine Prävention gegen einen Rückfall nach dem Ende der Alkoholabhängigkeit wird so jedoch nicht erreicht. Entsprechend der vorliegenden Erfindung ist eine länger andauernde Behandlungsperiode wirkungsvoll.
  • Folglich zeigt die vorliegende Erfindung eine Begründung auf, α-2 adrenerge Rezeptor-Agonisten für die Präventionsbehandlung gegen einen Alkoholrückfall zu verwenden. Gegenwärtig werden diese Medikamente mit einem gewissen Erfolg für Kurzzeitbehandlungen während des Opiatentzugs verwendet. Die vorliegenden Resultate zeigen überraschenderweise die Nützlichkeit der Behandlung von Alkoholkonsumenten während einer verlängerten Zeitdauer auf. Ferner zeigen die vorliegenden Studien überraschenderweise eine entsprechende Wirkung von Clonidin und Lofexidin zur Vorbeugung eines durch Elektroschocks ausgelösten Rückfalls. Diese Erkenntnis ist von wichtiger klinischer Bedeutung, da bei Menschen weniger Berichte über Nebenwirkungen von Lofexidin im Vergleich zu Clonidin vorliegen, insbesondere über weniger hypotensive Effekte.

Claims (5)

  1. Verwendung eines Alpha-2 adrenergen Rezeptor-Agonisten, eines davon abgeleiteten Salzes oder einer davon abgeleiteten Medikamentenvorstufe zur Herstellung eines Medikaments zur Verhinderung oder zur Verringerung der Wahrscheinlichkeit eines Stress bedingten Rückfalls in eine Nikotin- oder Alkoholsucht.
  2. Verwendung nach Anspruch 1 bei welcher der Alpha-2 adrenerge Rezeptor-Agonist Lofexidin, Clonidin oder Guanabenz ist.
  3. Verwendung nach Anspruch 1 bei welcher Lofexidin oder ein hiervon abgeleitetes physiologisch akzeptables Salz oder eine hiervon abgeleitete Medikamentenvorstufe zur Herstellung eines Medikaments verwendet wird.
  4. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 oder 2 bei welcher Lofexidin in Form von Lofexidin Chlorhydrat angewandt wird.
  5. Verwendung von Lofexidin oder eines hiervon abgeleiteten physiologisch akzeptablen Salzes oder einer hiervon abgeleiteten Medikamentenvorstufe, um bei Säugern einen Stress bedingten Rückfall in eine Alkoholsucht für einen trockenen Alkoholiker zu verhindern oder die Wahrscheinlichkeit dafür zu verringern.
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