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Die
vorliegende Erfindung betrifft Zusammensetzungen und Verfahren zum
Durchmustern und/oder Identifizieren von Verbindungen, die biologisch
aktiv auf Neuronen wirken. Die Erfindung kann bei der experimentellen
Forschung, Arzneimittelforschung, Arzneimittelentwicklung und dergleichen verwendet
werden. Insbesondere kann die Erfindung verwendet werden, um Verbindungen,
die auf Neuronen aktiv wirken, zu identifizieren und/oder zu charakterisieren
und/oder zu verbessern und kann zur Behandlung von Störungen des
Nervensystems verwendet werden.
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Es
gibt einen großen
Bedarf für
neue Arzneimittel für
neurodegenerative Krankheiten, insbesondere bei Motoneuronkrankheiten,
der Alzheimer'schen
Krankheit und der Parkinson'schen
Krankheit. Trotz einer aktiven chemischen Forschung gibt es sehr
wenig Arzneitmittelbehandlungen für diese Krankheiten, und alle
sind alles andere als zufrieden stellend.
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Nach
dem Stand der Technik wurde von mehreren Verfahren berichtet, um
Verbindungen zu identifizieren, die aktiv auf neurodegenerative
Störungen
wirken. Insbesondere wurden mehrere rekombinante Zelllinien, die
ausgewählte
Rezeptoren darstellen, die an Nervenübertragungen beteiligt sind, zubereitet
und verwendet, um Liganden davon zu durchmustern. Diese Durchmusterungsverfahren, die
isolierte Rezeptoren verwenden, haben jedoch bis jetzt nicht zu
brauchbaren, aktiven Verbindungen geführt. Dies wahrscheinlich aufgrund
der Tatsache, dass nicht die geeigneten Untersuchungsgegenstände verwendet
wurden. Andere Verfahren umfassen das Durchmustern von Verbindungen,
die die Produktion von therapeutischen Formen von Proteinen wie
z.B. die Produktion von b-Amyloid-Peptid hemmen. Diese Verfahren
stellen jedoch nur begrenzte Informationen hinsichtlich der Kandidaten-Verbindungen
zur Verfügung,
dass sie künstliche
Zellsysteme verwenden und die Komplexität des Nervensystems nicht berücksichtigen.
Standardmäßig gemischte
neuronale Kulturen sind für
den Test von Verbindungen ebenfalls nicht nützlich, da es unmöglich ist, den
spezifischen fraglichen Neuronen zu folgen und Zellwechselwirkungen
hinsichtlich der Bedeutung für die
pathologische Situation zu interpretieren. Schließlich ist
es nicht machbar, Tierversuche durchzuführen, da diese zeitaufwändig, teuer
und nicht dazu geeignet sind, die große Anzahl von Verbindungen
aus der kombinatorischen Chemie zu testen. Es wurden mehrere Durchmusterungsproben
oder -verfahren vorgeschlagen, die schlecht definierte und/oder
spezifische Zellpopulationen, besondere induzierende Bedingungen
und einen umfassenden Signalnachweis (d.h. für die gesamte behandelte Zellpopulation)
verwenden, wie z.B. in
WO99/10741 ,
WO96/40982 beschrieben.
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Die
vorliegende Erfindung schlägt
nun zum ersten Mal Durchmusterungsverfahren, basierend auf definierten
Zellpopulationen, bei Kulturen mit geringen Dichten und unter Verwendung
einer individualisierten Ablesung, die eine erhöhte Empfindlichkeit, eine erhöhte Zuverlässigkeit
und einen höheren Durchsatz
ermöglichen,
vor und ermöglicht
diese.
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Die
vorliegende Erfindung stellt nun Verfahren zum Test von Verbindungen
vor, die biologisch aktiv auf Neuronen wirken. Die Erfindung kann
mit einer großen
Anzahl von Kandidaten-Verbindungen durchgeführt werden,
sie ist empfindlich und reproduzierbar. Die Verfahren sind auch
in hohem Masse vorhersagend, da ganze Neuronen verwendet werden,
die die In-vitro-Bedingung imitieren.
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Insbesondere
hat der Anmelder entdeckt, dass aufgereinigte Neuronen, die spezifisch
für eine bestimmte
Krankheit sind, isoliert und in ausreichender Menge und mit ausreichender
Reproduzierbarkeit kultiviert werden können, um bei einer Durchmusterung
mit hohem Durchsatz verwendet zu werden. Der Anmelder hat weiter
gezeigt, dass die isolierten und aufgereinigten Neuronen von Robotern gehandhabt
und in Mikrotiterplatten verschiedener Größen mit einer sehr geringen
Dichte (z.B. 25 Neuronen pro mm2 oder weniger,
insbesondere 10 Neuronen pro mm2 oder weniger)
kultiviert werden können,
so dass eine einzige Neuronenzubereitung bis zu 10 000 Mikrotiterlöcher oder
mehr ergeben kann, die für
eine Durchmusterung von Verbindungen mit hohem Durchsatz geeignet
sind. Der Anmelder hat auch gezeigt, dass die isolierten und aufgereinigten Neuronen
in Kultur in An- oder
Abwesenheit einer oder mehrerer Testverbindungen zum Absterben veranlasst
werden können,
wodurch sie einen pathologische Prozess nachahmen, und dass der
Tod oder das Überleben
von Neuronen auf dem individuellen Zellniveau überwacht werden kann (d.h.
durch die individuelle Analyse aller oder einiger der isolierten Neuronen),
insbesondere durch Fluoreszenzmikroskopie, die an Mikrotiterlöcher angepasst
ist. Die Erfindung stellt somit einen nützlichen und vorausschauenden
Test für
aktive Verbindungen sowie für
die Durchmusterung auch von großen
Bibliotheken von Verbindungen dar. Dieses Verfahren wird in den
beigefügten
Ansprüchen
beschrieben.
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Eine
erste Aufgabe der vorliegenden Erfindung betrifft somit ein Verfahren
zur Identifizierung von Verbindungen, die aktiv auf die neuronale
Zellfunktion wirken, umfassend das in Kontakt bringen einer Kandidaten-Verbindung
in vitro mit einer isolierten neuronalen Zellpopulation und die
Bestimmung der Wirkung der Kandidaten-Verbindung auf die Funktion
der Zellen.
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Eine
weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung betrifft ein Verfahren
zur Identifizierung, zur Auswahl oder zur Charakterisierung einer
Verbindung, die aktiv auf die neuronale Zellfunktion wirkt, umfassend
das in Kontakt bringen einer oder mehrerer Kandidaten-Verbindungen
parallel mit mindestens zwei verschiedenen isolierten neuronalen
Zellpopulationen, und Bestimmung der Wirkung der Kandidaten-Verbindungen
auf die Funktion der Zellen.
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Eine
weitere Aufgabe dieser Erfindung betrifft ein Verfahren zur Durchmusterung
einer Bibliothek von Verbindungen, umfassend den Test jeder oder
einiger Verbindungen der Bibliothek auf ihre aktive Wirkung auf
eine oder mehrere isolierte neuronale Zellpopulationen hin.
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Innerhalb
des Rahmens der vorliegenden Erfindung bezeichnet der Begriff „Verbindung" jedes Produkt in
isolierter Form oder in Mischung mit einem anderen Material (z.B.
einem/mehreren anderen Produkt(en)). Die Verbindung kann hinsichtlich
der Struktur und der Zusammensetzung definiert sein, oder sie kann
ohne Definition sein. Zum Beispiel kann die Verbindung ein isoliertes
und strukturell definiertes Produkt, ein isoliertes Produkt unbekannter Struktur,
eine Mischung von mehreren Bekannten und charakterisierten Produkten
oder eine undefinierte Zusammensetzung, umfassend ein oder mehrere
Produkte, sein.
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Beispiele
von derartigen undefinierten Zusammensetzungen umfassen z.B. Gewebeproben, biologische
Flüssigkeiten, Zellenüberstände, pflanzliche
Zubereitungen usw. Die Kandidaten-Verbindung kann jedes organische
oder anorganische Produkt sein, darin eingeschlossen ein Polypeptid
(oder ein Protein oder Peptid), eine Nukleinsäure, ein Lipid, ein Polysaccharid,
ein chemisches Produkt oder alle Mischungen oder Derivate davon.
Die Verbindungen können
natürlichen
oder synthetischen Ursprungs sein, darin eingeschlossen Bibliotheken
von Verbindungen.
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Wie
weiter unten erörtert,
ist die vorliegende Erfindung insbesondere für die Durchmusterung von einer
großen
Anzahl von Verbindungen, wie z.B. kombinatorischen Bibliotheken
von Verbindungen, geeignet. In der Tat stellt die vorliegende Erfindung Materialien
und Verfahren bereit, die eine wirksame und einfache Durchmusterung
verschiedener Verbindungen in kurzen Zeiträumen ermöglichen. Insbesondere können die
vorliegenden Verfahren teilweise automatisiert werden, wobei eine
wirksame und gleichzeitige Durchmusterung von umfangreichen Sätzen von
Verbindungen möglich
ist.
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Wenn
die Aktivität
der Kandidaten-Verbindung(en) unbekannt ist, ermöglicht das Verfahren die Durchmusterung
oder Identifizierung von Verfahren, die die ausgewählte Eigenschaft
aufweisen (z.B. Stoffwechselaktivität). Alternativ kann, wenn die
Aktivität
(oder die Art der Aktivität)
der Kandidaten-Verbindung(en) bekannt ist oder angenommen wird,
das Verfahren verwendet werden, um die Aktivität weiter zu charakterisieren
(hinsichtlich der Besonderheit, Wirksamkeit usw.) und/oder um die
Aktivität
durch die Überprüfung von
Derivaten der Kandidaten-Verbindungen
zu verbessern.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft somit Verfahren zur Durchmusterung,
Identifizierung, Charakterisierung oder Verbesserung von neuroaktiven
Verbindungen, d.h.
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Verbindungen,
die auf neuronalen Zellfunktionen aktiv wirken. Gemäß der vorliegenden
Erfindung umfassen neuroaktive Verbindungen jede Verbindung, die
dazu in der Lage ist, eine oder mehrere Funktionen einer Zelle (insbesondere
eines Neurons) zu ändern
(z.B. wiederherzustellen oder zu korrigieren), besonders mit der
Fähigkeit,
mindestens einen Stoffwechselweg oder eine biologische oder funktionelle
Eigenschaft eines Neurons zu ändern.
Eine biologisch aktive Verbindung dieser Erfindung ist insbesondere
eine Verbindung, die dazu in der Lage ist, das Überleben, die Entwicklung,
das Wachstum, die Reifung, die Neurotransmission, den Tod oder die Regeneration
eines kultivierten Neurons zu ändern (z.B.
wiederherzustellen, zu korrigieren). Zum Beispiel ist eine biologisch
aktive Verbindung dieser Erfindung eine Verbindung, die dazu in
der Lage ist, einen normalen Phänotyp
für ein
verletztes Neuron wiederherzustellen oder zumindest teilweise die schädliche Wirkung
einer Verletzung eines Neurons zu hemmen. Abhängig von der Situation kann
die aktive Verbindung wegen ihrer Fähigkeit, einen Zellmechanismus
zu unterdrücken
oder zu aktivieren, wegen ihrer Fähigkeit, einen Stoffwechselweg
zu stimulieren oder zu hemmen, eine biologische Eigenschaft wiederherzustellen,
den Zelltod zu verhindern usw. ausgewählt werden.
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Diese
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Identifizierung von Verbindungen,
die aktiv auf eine neuronale Zellfunktion wirken, wobei das Verfahren Folgendes
umfasst:
- – Verwendung
einer rein isolierten neuronalen Population, gewonnen aus einem
isolierten Tiernervengewebe,
- – Direkte
Kultivierung dieser neuronalen Population in vitro bei einer Zelldichte
von 50 Neuronen/mm2 oder weniger auf Mikrotiterplatten,
- – Aussetzen
der neuronalen Population an Behandlungen, die
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Disregulation
bewirken, vergleichbar mit solchen, die unter pathologischen Bedingungen
angetroffen werden, nämlich
Kultivierung der neuronalen Population unter Behandlung oder Bedingungen,
die das Absterben induzieren,
- – Paralleles
in Kontakt bringen von Kulturen der behandelten Zellen mit mehreren
unterschiedlichen Kandidaten-Verbindungen,
- – Individuelle
Messung des Wachstums oder Überlebens
der Neuronen Zelle für
Zelle, und
- – Auswahl
der Verbindungen, die aktiv auf das Überleben oder Wachstum wirken.
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Wie
weiter in dieser Anmeldung erörtert,
werden die Zellen vorzugsweise in einer Vorrichtung mit zahlreichen
Löchern
kultiviert, insbesondere in Mikrotiterplatten. Außerdem wird
die Funktion der Zellen in einer typischen Ausführungsform auf automatische
Weise beobachtet (oder bewertet).
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Die
vorliegende Erfindung ist besonders für die Durchmusterung (oder
Identifizierung, Charakterisierung oder Verbesserung) von Verbindungen
geeignet, die aktiv auf das neuronale Überleben oder die neuronale
Entwicklung wirken, die insbesondere das Überleben und/oder die Entwicklung
von Neuronen verbessern.
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Dementsprechend
betrifft die Erfindung in einer besonderen Ausführungsform Verfahren zur Identifizierung
von Verbindungen, die das neuronale Überleben oder die neuronale
Entwicklung von Zellen fördern.
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Die
vorliegende Erfindung ist auch besonders für die Durchmusterung (oder
Identifizierung, Charakterisierung oder Verbesserung) von Verbindungen
geeignet, die den programmierten Zelltod von Neuronen verhindern.
In dieser Hinsicht kann die Verhinderung teilweise oder vollständig sein.
Bevorzugt ausgewählte
Verbindungen sind dazu in der Lage, den Zelltod von Neuronen im
Vergleich zu unbehandelten Neuronen um mindestens 50% zu reduzieren
(oder zu verzögern).
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Ein
bedeutender Vorteil der vorliegenden Erfindung betrifft die Verwendung
von isolierten neuronalen Zellpopulationen, d.h. im Wesentlichen
reine typenspezifische neuronale Kulturen. In der Tat beschreibt
die vorliegende Erfindung nun die Aufreinigung mehrerer spezifischer
neuronaler Zellpopulationen und führt vor, dass die Zellpopulationen
in Kultur erhalten werden können,
ohne ihren Phänotyp
und ihre Funktion zu verlieren, und für Zwecke der Durchmusterung
verwendet werden können.
Die Erfindung führ
weiter vor, dass derart spezifische neuronale Populationen verschiedenen
Bedingungen und/oder Behandlungen ausgesetzt werden können, um
ihre Stoffwechselwege zu ändern
oder eine pathologische Situation zu induzieren. Die Erfindung ist
besonders vorteilhaft, da die Verwendung von spezifischen neuronalen
Populationen eine vorhersagende und verlässliche Bewertung der biologischen
Aktivität
einer Verbindung ermöglicht.
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In
der vorliegenden Erfindung können
verschiedene aufgereinigte neuronale Populationen verwendet werden,
darin eingeschlossen im Wesentlichen reine Kulturen vom Motonervenzellen,
Vorderhirn-cholinergen Nervenzellen, hippokampus Nervenzellen, dopaminergen
Nervenzellen, gabaergischen Nervenzellen, serotoninergen Nervenzellen, Kleinhirn-Körnerzellen,
Kortexnervenzellen, Striatiumnervenzellen und retinalen Ganglienzellen.
Bevorzugte Neuronen für
die Verwendung bei der vorliegenden Erfindung umfassen Motoneuronen.
In der Tat werden diese Neuronen bei Motoneuronerkrankungen oder
bei neurodegenerativen Erkrankungen betroffen und stellen in hohem
Masse vorhersagende Informationen hinsichtlich der Aktivität von Verbindungen
bereit. Verbindungen, die aktiv auf die Neuronen wirken, stellen
Kandidaten-Arzneimittel für
die Behandlung von Motoneuronerkrankungen dar, darin eingeschlossen
ALS oder potentielle Bleie zur Verwendung bei Bleioptimierungsprozessen,
um derartige Arzneimittel zu erhalten. Andere bevorzugte Neuronen
sind Neuronen, die von Fetalquellen isoliert werden, z.B. Vorderhirn-cholinergen
Nervenzellen vom Vorderhirn (die verwendet werden können, um Verbindungen
auszuwählen,
die bei der Alzheimer'schen
Krankheit aktiv wirken), hippokampus Nervenzellen (Alzheimer'sche Krankheit) und
dopaminerge Nervenzellen (die verwendet werden können, um Verbindungen auszuwählen, die
bei der Huntington'schen
Krankheit, der Parkinson'schen Krankheit
und der zerebralen Ischämie
aktiv wirken).
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Die
isolierten Neuronen, die in der vorliegenden Erfindung verwendet
werden, können
aus verschiedenen Quellen stammen, darin eingeschlossen Säugetiere
(z.B. Nagetiere, Menschen, Primaten usw.), Hühner usw. Diese isolierten
neuronalen Populationen können
gemäß bestimmter
Verfahren, die unten beschrieben werden, zubereitet werden.
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In
einer besonderen Ausführungsform
umfasst die vorliegende Erfindung das parallele in Kontakt bringen
verschiedener Kandidaten-Verbindungen mit der isolierten neuronalen
Zellpopulation. Wie oben angegeben, ist die vorliegende Erfindung
insbesondere für
den parallelen (optional simultanen) Test von mehreren verschiedenen
Kandidaten-Verbindungen
geeignet. In der Tat können
ungefähr
eine Million Neuronen aus einem Gehirn (oder fetalem Abfall) hergestellt
werden, die etwa 10 000 Durchmusterungsproben ermöglichen
In einer bevorzugten Ausführungsform
werden parallel 1 bis 1000, allgemeiner 1 bis 500 und insbesondere
1 bis 100 verschiedene Kandidaten-Verbindungen getestet. In einem
typischen Experiment werden die aufgereinigten Neuronen auf verschiedene
Vorrichtungen verteilt (z.B. auf verschiedene Löcher einer Platte), und 1 bis 100
Verbindungen werden gleichzeitig auf ihre Neuroaktivität hin durchmustert.
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Weiterhin
umfasst in einer anderen besonderen Ausführungsform die vorliegende
Erfindung das parallele in Kontakt bringen der Kandidaten-Verbindung(en)
mit mehreren verschiedenen isolierten neuronalen Zellpopulation.
Diese Ausführungsform
ist besonders vorteilhaft, da sie die Bestimmung der Selektivität der Verbindungen
oder ihr Aktivitätsprofil
gegenüber
verschiedenen Klassen von isolierten Neuronen ermöglicht.
Die Erfindung umfasst somit auch die parallele Verwendung verschiedener
Populationen von isolierten Neuronen, um die Selektivität einer Kandidaten-Verbindung
zu bestimmen. Dieser Gesichtspunkt ist besonders vorteilhaft zur
Auswahl von Verbindungen, die hinsichtlich spezifischer neuronaler
Zellpopulationen aktiv und hinsichtlich anderer neuronaler Zellpopulationen
inaktiv oder im Wesentlichen inaktiv wirken. In dieser Hinsicht
wurde beschrieben, dass die Caspase-3-Desaktivierung den Tod von Neuronen
im Gehirn, jedoch nicht von Motoneuronen verhindert. Auch zeigen
jnk1/jnk2-doppeldefiziente Mäuse
einen verringerten programmierten Zelltod im Hinterhirn und einen
erhöhten
programmierten Zelltod im Vorderhirn, was weiter die Selektivität gewisser
Stoffwechselwege bei der Regulierung neuronaler Aktivität veranschaulicht.
Durch die Bereitstellung von isolierten neuronalen Zellpopulationen
ermöglicht
die vorliegende Erfindung nun die Durchmusterung von Verbindungen,
die die Funktion (z.B. Verhinderung des Zelltods) gewisser Arten
von Neuronen betreffen können,
ohne die Funktion anderer Arten von Neuronen zu betreffen. Ein bevorzugtes Verfahren
dieser Erfindung umfasst daher das parallele in Kontakt bringen
einer oder mehrerer Kandidaten-Verbindungen mit:
- – Mindestens
zwei verschiedenen neuronalen Zellpopulationen,
und Bestimmung
der Wirkung der Kandidaten-Verbindungen auf die Funktion der Zellen.
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Vorzugsweise
werden 2 bis 5, insbesondere 2 bis 3 verschiedene neuronale Zellpopulationen
parallel getestet. In typischen Ausführungsformen werden mindestens
zwei, vorzugsweise drei verschiedene neuronale Zellpopulationen,
die aus Motonervenzellen, cholinergen Nervenzellen und hippokampus Nervenzellen
ausgewählt
wurden, parallel getestet. Der Begriff „parallel" gibt an, dass die Verbindung(en) getrennt
bei den verschiedenen Populationen getestet wird/werden, vorzugsweise
im Wesentlichen zur gleichen Zeit.
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Außerdem können andere
Zellpopulationen parallel getestet werden, darin eingeschlossen nicht-neuronale
Zellpopulationen, um die Selektivität und/oder die Toxizität einer
Testverbindung weiter zu bewerten.
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In
dieser Hinsicht betrifft eine weitere Aufgabe dieser Erfindung ein
Verfahren zur Identifizierung, zur Auswahl oder zur Charakterisierung
einer Verbindung, die aktiv auf die neuronale Zellfunktion wirkt, umfassend
das in Kontakt bringen einer oder mehrerer Kandidaten-Verbindungen
parallel mit:
- – mindestens einer, vorzugsweise
mindestens zwei verschiedenen isolierten neuronalen Zellpopulationen,
und
- – mindestens
einer nicht neuronalen Zellpopulation,
und Bestimmung der
Wirkung der Kandidaten-Verbindungen auf die Funktion der Zellen.
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Bevorzugte
nicht-neuronale Zellpopulationen umfassen z.B. hämatopoetische Zellen (wie z.B. T-Lymphozyten,
B-Lymphozyten, Makrophagen, dendritische
Zellen und Vorstufen davon), Darmgewebe, Leberzellen usw. In einer
bevorzugten Ausführungsform
werden mindestens hämatopoetische
Zellen verwendet, die Informationen hinsichtlich der Selektivität und der
potenziellen Toxizität
der Verbindungen bereitstellen. Die nicht-neuronalen Zellen können primäre Zellkulturen
sein, insbesondere menschlichen Ursprungs, oder Zelllinien, die
davon abgeleitet sind. Die nicht-neuronalen
Zellen und die neuronalen Zellen können autolog, allogen oder
xenogen sein. In einer besonderen Ausführungsform stammen die neuronalen
Zellen von Mäusen,
und die nicht-neuronalen Zellen sind menschlichen Ursprungs.
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In
dieser Hinsicht betrifft die Erfindung auch ein Verfahren zur Profilierung
oder Bewertung des Toxizitätspotenzials
einer Kandidaten-Verbindung, umfassend das parallele in Kontakt
bringen der Verbindung mit einer isolierten neuronalen Zellpopulation
und mindestens eine Zellpopulation, die aus hämatopoetischen Zellen, Darmgewebe
und Leberzellen ausgewählt
wurde.
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Die
Erfindung betrifft auch ein Verfahren zur Identifizierung oder Auswahl
von Verbindungen, die den programmierten Zelltod von Neuronen verhindern,
umfassend das in Kontakt bringen einer Testverbindung parallel mit:
- – einer
isolierten neuronalen Zellpopulation und
- – einer
nicht-neuronalen Zellpopulation, vorzugsweise einer hämatopoetischen
Zellpopulation, insbesondere einer Population von T-Lymphozyten,
und Auswahl der Verbindung, die dem programmierten Zelltod von Nervenzellen
vorbeugt und im Wesentlichen dem programmierten Zelltod von nicht-neuronalen Zellpopulation
nicht vorbeugt.
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Allgemeiner
ermöglicht
die vorliegende Erfindung die Durchmusterung von Verbindungen, die
selektiv den Stoffwechsel (z.B. das Überleben, die Entwicklung usw.)
von neuronalen und/oder nicht-neuronalen Zellpopulationen betrifft.
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In
einer spezifischen Ausführungsform
betrifft die Erfindung ein Verfahren zur schnellen Durchmusterung
von Verbindungen, die aktiv auf das Überleben oder die Entwicklung
von Motonervenzellen wirken, wobei das Verfahren Folgendes umfasst:
- – Aufreinigen
von ausreichenden Mengen an reinen Motonervenzellen aus einem isolierten
Tiernervengewebe, gewonnen aus einem nicht-transgenen nicht-humanen
Säugetier,
- – Kultivierung
der neuronalen Population in vitro auf Mikrotiterplatten, die vorzugsweise
384 Löcher
oder mehr enthalten,
- – Aussetzen
der neuronalen Population an Behandlungen, die Disregulation bewirken,
vergleichbar mit 20 solchen, die unter pathologischen Bedingungen
angetroffen werden, nämlich
Kultivierung der neuronalen Population unter Behandlung oder Bedingungen,
die das Absterben induzieren,
- – Paralleles
in Kontakt bringen von Kulturen der behandelten Zellen mit 1 bis
1000 unterschiedlichen Kandidaten-Verbindungen,
- – Individuelle
Messung des Wachstums oder Überlebens
der Neuronen Zelle für
Zelle, und
- – Auswahl
der Verbindungen, die aktiv auf das Überleben oder Wachstum wirken.
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Bereitstellung von isolierten
neuronalen Populationen
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Isolierte,
spezifisch neuronale Populationen können aus verschiedenen Säugetierarten
unter Verwendung verschiedener biologischer Ausgangsmaterialien
hergestellt werden. Insbesondere können die isolierten Neuronen
von verschiedenen Geweben zubereitet werden, darin eingeschlossen
der Gehirnbereich, das Rückenmark,
die Ganglien und dergleichen, in verschiedenen Entwicklungsstadien.
Vorzugsweise werden die Neuronen jedoch von unreifen (z.B. fetalen)
Geweben zubereitet, die die Herstellung von lebensfähigen neuronalen
Kulturen ermöglichen
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Bevorzugte
Quellen von Neuronen umfassen Nagetiere (insbesondere Mäuse und
Ratten). Alternativ können
die neuronalen Populationen von Hühnern oder anderen Tierarten
zubereitet werden.
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Das
biologische Material (Nervengewebe) kann auch von vorher modifizierten
Tieren (darin eingeschlossen transgenen Tieren), kranken Tieren oder
Tieren erhalten werden, die modifiziert wurden, um die Forschungen
zu erleichtern, und z.B. für
die Aufreinigung von spezifischen Neuronen „gekennzeichnet" wurden. Es ist vorteilhaft,
als Neuronenquelle ein transgenes Tier zu verwenden, in dem ein Membranprotein,
das normalerweise bei Neuronen nicht vorhanden ist, unter der Kontrolle
eines neuronenspezifischen Promotors, z.B. des Dopadecarbozylase-Promotors,
ausgedrückt
wird. Die gekennzeichneten Neuronen (z.B. die dopaminergen Nervenzellen)
können
dann leicht unter Verwendung eines Antikörpers zu dem Protein aufgereinigt
werden.
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Diese
Anmeldung offenbart eine im Wesentlichen reine Kultur von isolierten
hippokampus Nervenzellen. Eine weitere spezifische Aufgabe dieser Anmeldung
ist eine im Wesentlichen reine Kultur von isolierten Vorderhirncholinergen
Nervenzellen. Die oben erwähnten
Kulturen sind Kulturen mit geringer Zelldichte, die weniger als
ungefähr
50 Neuronen/mm2 enthalten. Bevorzugte Ausführungsformen der
vorliegenden Erfindung verwenden Neuronenkulturen mit einer Zelldichte
von weniger als ungefähr
25 Neuronen pro mm2, vorzugsweise von weniger
als 15 Neuronen pro mm2, insbesondere von
weniger als 10 Neuronen pro mm2. Wie unten
angegeben, schlägt die
Erfindung nun vor, Verbindungen mit Neuronenzellkulturen mit geringer
Dichte zu durchmustern, was die Durchführung einer individuellen Zellanalyse,
niedrigere Kosten, eine höhere
Anzahl von Experimenten aus einer einzigen Zubereitung und die Messung
einer biologisch relevanteren Reaktion ermöglicht.
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In
einer spezifischen Ausführungsform
werden die isolierten aufgereinigten Neuronen dieser Erfindung aus
einem isolierten tierischen Nervengewebe aus einem genetisch veränderten
Tier erzeugt, insbesondere aus einem Tier, das genetisch verändert wurde,
um ein Markierungsmolekül
auf spezifischen neuronalen Populationen auszudrücken.
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Um
isolierte neuronale Populationen oder Kulturen herzustellen, wird
das gesammelte biologische Material im Allgemeinen einer Dissektion,
mechanischen Behandlung und/oder enzymatischen Verdauung unterzogen,
um die Zellen zu trennen. Die Zellen können dann durch Zentrifugierung
und/oder Zellsortierung (darin eingeschlossen immunomagnetische
Sortierung) getrennt werden. Die Zentrifugierung wird vorzugsweise
als Gradientenzentrifugierung z.B. in Metrizamid durchgeführt. Wenn
das Nervengewebe von genetisch veränderten Tieren erhalten wurde,
wie oben beschrieben, kann die immunogenetische Sortierung auf der
Grundlage von spezifischen Markierungen durchgeführt werden, die durch die spezifischen
neuronalen Populationen ausgedrückt
werden.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
werden die isolierten neuronalen Zellpopulationen aus fetalem Nervengewebe
hergestellt. In einem besonderen Verfahren werden die isolierten
neuronalen Zellpopulationen durch mechanische und/oder chemische
und/oder enzymatische Behandlung von fetalem Nervengewebe hergestellt.
Die Erfindung zeigt in der Tat, dass funktionelle, lebensfähige neuronale Zellpopulationen
aus Nervengeweben in bestimmten Reifestadien erhalten werden können.
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Im
Allgemeinen können
ausgehend von einem Tierabfall (z.B. einem Nagetier) bis zu 1 Million isolierter
Neuronen verschiedener Arten hergestellt werden, die die Durchführung von
ungefähr
50 000 Tests ermöglichen.
In einer besonderen Ausführungsform
werden mehrere verschiedene neuronale Zellpopulationen aus einem
fetalen Nagetier hergestellt, die in parallelen Durchmusterungsproben
gemäß dieser
Erfindung verwendet werden.
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Die
isolierten aufgereinigten Neuronen können in einer In-vitro-Kultur in verschiedenen
Nährmedien,
die für
Säugetierzellen
geeignet sind, erhalten werden, darin eingeschlossen Neurobasal-
oder L15-Medien (Life Technologies, Rockville, Maryland), die durch
verschiedene Verbindungen ergänzt
werden können,
darin eingeschlossen Antibiotika, Vitamine, trophische Faktoren,
fetales Serum usw. Vorzugsweise werden die Zellen in Neurobasalmedium, ergänzt durch
Nährstoffe
und Wachstumsfaktoren, kultiviert. Die Zellen können mehrere Tage oder Wochen
erhalten werden, ohne ihre Eigenschaften zu verlieren. Vorzugsweise
werden sie kurz nach ihrer Herstellung verwendet, d.h. vorzugsweise
innerhalb einer Woche nach der Herstellung.
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Die
Erfindung zeigt nun, dass isolierte Neuronen mit geringer Zelldichte
kultiviert werden können,
was die industrielle Durchmusterung gemäß der vorliegenden Erfindung
erleichtert. Kulturen mit geringer Zelldichte dieser Erfindung enthalten
weniger als ungefähr
50 Neuronen pro mm2, vorzugsweise weniger
als ungefähr
25 Neuronen pro mm2, insbesondere weniger
als ungefähr
10 Neuronen pro mm2. Die neuronale Population
wird vorzugsweise in vitro auf Mikrotiterplatten, die vorzugsweise
384 Löcher oder
mehr enthalten, kultiviert. Die Erfindung zeigt, dass aus einem
Tierabfall Kulturen mit geringer Dichte zubereitet und auf Mikrotiterplatten
verteilt werden können,
insbesondere Mikrotiterplatten mit mehr als 384 Löchern, wodurch
eine wirksame und schnelle Durchmusterung von Verbindungen ermöglicht wird.
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Behandlung der Neuronen
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Bei
den Durchmusterungsversuchen dieser Erfindung werden die Neuronen
im Allgemeinen Bedingungen und/oder Behandlungen unterzogen, die eine
Disregulation bewirken, vergleichbar mit denjenigen, die bei pathologischen
Bedingungen angetroffen werden. Die Neuronen werden Bedingungen und/oder
Behandlungen unterzogen, die ihre Funktion, insbesondere ihr Überleben
oder ihre Entwicklung (z.B. das Wachstum) verändern. Diese umfassen chemische,
physische, genetische und/oder enzymatische Behandlungen, ebenso
wie kulturspezifische Bedingungen der Kultur (Temperatur, Umfeld usw.).
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Spezifische
Behandlungen oder Bedingungen umfassen eine Kultur in Anwesenheit
von Absterbe-Induktoren, Apoptose(d.h. programmierten Zelltod)Induktoren,
Glutamatagonisten, Stimulierung von Fas- und anderen proapoptotischen
Rezeptoren, Entzug des tropischen Faktors usw.
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Bevorzugte
Absterbe-Induktor-Behandlungen oder -bedingungen umfassen:
Trophischer
Entzug: Wachsende Zellen bei fehlenden neurotrophischen Faktoren,
was zu schnellem neuronalen Zelltod führt. Trophische Faktoren sind z.B.
CNTF (Sendtner et al. (1992) Nature 358, 502–4), BDNF, oder GDNF (Henderson
et al. (1994) Science 266, 1062–1064).
Trophischer Entzug wird z.B. in Beispiel 4 veranschaulicht – vergleiche
Neurobasal mit BDNF).
Glutamattoxizität: Domoinsäure ist ein Glutamatrezeptor-Agonist, der keine
Herunterregulierung von Glutamatrezeptoren verursacht (wie es bei
Glutamat selbst der Fall ist). Domoinsäure bei 10–5 M
führt zu einem
Verlust von mehr als 50% der Motoneuronen nach 24 Stunden (siehe
Beispiel), mit noch dramatischeren Wirkungen nach längeren Inkubationen.
Aβ-Peptide:
Amyloide β-Peptide
werden im Gehirn von Patienten mit der Alzheimer'schen Krankheit abgelagert, und es ist
bekannt, dass sie für
differenzierte Hippocampus-Neuronen
in Kultur toxisch sind (z.B. Yankner et al. (1990) Science 250,
279–282). Es
handelt sich um ein sehr gut gesichertes (und gut untersuchtes)
In-vitro-Modell des Zelltods bezüglich der
Alzheimer'schen
Krankheit.
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Ein
weiterer bevorzugter Weg, die Neuronen zu verändern, liegt darin, Neuronen
mit Nukleinsäuresequenzen
einzuschleusen, die menschliche Krankheitsprozesse imitieren. Ein
bevorzugter Vektor ist ein rekombinanter lentiviraler Vektor (z.B.
eine rekombinante Nukleinsäure
oder Sequenz, die in einen rekonstituierten lentiviralen Partikel
eingebaut ist).
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Ein
weiterer bevorzugter Weg, um Neuronen zu verändern, liegt darin, Chemikalien
oder Peptide in das Zytoplasma einzuführen, wobei z.B. Peptidvektoren
verwendet werden. Ein bevorzugter Vektor ist Penetratin.
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Diese
verschiedenen Bedingungen und Behandlungen können getrennt oder in Kombinationen verwendet
werden und können
von Fachleuten je nach dem ausgewählten Profil der Verbindungen ausgewählt werden.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform,
in der Verbindungen gesucht werden, die neuronales Überleben
oder neuronale Entwicklung fördern,
umfassen die Behandlungen vorzugsweise trophischen Entzug, Glutamattoxizität oder Apoptoseinduktoren.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform,
in der Verbindungen gesucht werden, die den programmierten Zelltod
von Neuronen hemmen, umfasst die Behandlung vorzugsweise den Kontakt
mit Apoptoseinduktoren oder dem Entzug von trophischen Faktoren.
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In Kontakt bringen von Zellen
mit den Verbindungen
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Die
Durchmusterungsverfahren dieser Erfindung umfassen einen Schritt
des In-Kontakt-Bringens der Kandidaten-Verbindungen mit den ausgewählten isolierten
neuronalen Zellpopulationen. Die Verbindungen können für verschiedene Zeiträume in Kontakt
gebracht werden, je nach ihrer Wirkung, Konzentration, der neuronalen
Population und/oder der Bewertungstechnik.
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Im
Allgemeinen werden die Zellen der/den Kandidaten-Verbindung(en) zwischen 1 nM und 1 mM
ausgesetzt. Es sollte davon ausgegangen werden, dass andere Konzentrationen
getestet werden können,
ohne von der unmittelbaren Anwendung abzuweichen. Weiterhin kann
jede Verbindung parallel bei verschiedenen Konzentrationen getestet
werden.
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Weiterhin
können,
falls erforderlich, verschiedene Zusätze und/oder Vektoren und/oder
Produkte, die den Verbindungen helfen, in die Zellen einzudringen,
hinzugefügt
werden, darin eingeschlossen Liposome, kationische Lipide oder Polymere,
Penetratin, Tat PDT, Peptide von Adenoviren (z.B. Penton oder Faser)
oder andere Viren usw.
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Das
In-Kontakt-Bringen kann in jedem angemessenen Träger oder jeder angemessenen
Vorrichtung durchgeführt
werden, darin eingeschlossen Platten, Rohre, Kolben und dergleichen.
Im Allgemeinen erfolgt das In-Kontakt-Bringen in Platten mit zahlreichen
Löchern,
die es ermöglichen,
parallel zahlreiche Versuche durchzuführen. Typische Träger umfassen
Mikrotiterplatten, insbesondere das 384-Löcher-Mikrotiterplatten-Format, das leicht
gehandhabt und mit herkömmlicher
Erregung leicht erleuchtet werden kann.
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Vorzugsweise
werden etwa 10 bis 200 isolierte Neuronen für jeden Durchmusterungspunkt
in jedem geeigneten Nährmedium,
wie oben beschrieben, verwendet. In dieser Hinsicht liegen ein besonderer
Gesichtspunkt und ein besonderer Vorteil des Verfahrens gemäß dieser
Erfindung in der Verwendung von geringen Anzahlen von Neuronen und/oder Neuronen,
die mit einer geringen Zelldichte kultiviert wurden. In der Tat
ist es durch die Verwendung von Neuronenkulturen mit geringer Zelldichte
möglich, sehr
hohe Anzahlen von Tests aus einer einzigen Zubereitung durchzuführen, wodurch
einer höhere
Reproduzierbarkeit und eine größere Wirtschaftlichkeit ermöglicht wird.
Aber wichtiger ist, dass die Verwendung derartiger Neuronenzellkulturen
mit geringer Dichte eine biologisch relevantere Reaktion bereitstellt.
In der Tat wurde berichtet, dass Neuronen ihre eigenen Überlebensfaktoren
produzieren, so dass Neuronen bei einer hohen Dichte ein besonderes Muster
der Reaktion auf Stimuli an den Tag legen und eine erhöhte Resistenz
gegen Apoptose oder den Entzug von trophischen Faktoren zeigen.
Die Verwendung von Zellpopulationen mit geringer Dichte erleichtert
somit die Vorbehandlung oder Konditionierung der Neuronen. Außerdem ermöglicht die
Verwendung von Neuronenzellkulturen mit geringer Dichte gemäß dieser
Erfindung die Durchführung
einer individuellen Zellenanalyse (d.h. eine Beobachtung auf der
Zellenebene). In dieser Hinsicht ist es nun möglich, die Aktivität einer
Testverbindung durch die individuelle Analyse jeder einzelnen Zelle
(oder die individuelle Analyse einiger der Zellen in der Kultur)
zu überwachen,
um eine präzise
und zuverlässige
Reaktion zu erhalten.
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Die
oben erwähnten
Kulturen mit geringer Zelldichte enthalten weniger als ungefähr 50 Neuronen/mm2. Bevorzugte Ausführungsformen der vorliegenden
Erfindung verwenden Neuronenkulturen mit einer Zelldichte von weniger
als ungefähr
25 Neuronen pro mm2, vorzugsweise von weniger
als 15 Neuronen pro mm2, insbesondere von
weniger als 10 Neuronen pro mm2.
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Aktivität der Verbindungen – Durchmusterung
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Die
Bestimmung des neuroaktiven Profils der Kandidaten-Verbindungen kann
gemäß verschiedener
Verfahren durchgeführt
werden. Insbesondere können
verschiedene Endpunkte gemessen werden, um die Neuroaktivität der Verbindungen
zu bewerten, wie z.B.: Überleben,
Expression von Antigenen, Transkription von spezifischen Genen,
morphologische Änderungen – Größe, Wachstum
von Neuriten usw.
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Die
Tests für
die Aktivität
auf Neuronen sind vorzugsweise:
- – Der Calceinversuch
zum Testen des Überlebens,
- – Morphometrische
Analyse wie z.B. Neuritlänge und/oder
-verzweigung, die auf festen Neuronen unter Verwendung von kommerziell
erhältlichen Programmen
durchgeführt
werden kann, und
- – Markierung
von Antigenen durch Antikörper.
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Vorzugsweise
wird die Neuroaktivität
der Kandidaten-Verbindungen
bei fehlenden Verbindungen durch Vergleich mit neuronalen Kontroll-Zellpopulationen
bestimmt und/oder bezüglich
der Referenzverbindungen behandelt.
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In
einer besonderen Ausführungsform
wird die Aktivität
der Kandidaten-Verbindungen durch Vergleich des Überlebens der aufgereinigten
Neuronen in Abwesenheit der Kandidaten-Verbindung mit dem Überleben bei Anwesenheit der
Kandidaten-Verbindungen während
des gleichen Zeitraums bestimmt.
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In
einer weiteren besonderen Ausführungsform
wird die Aktivität
der Kandidaten-Verbindungen durch Vergleich der Expression eines
zellulären
Antigens in den aufgereinigten Neuronen in Abwesenheit der Kandidaten-Verbindung
mit der Expression des zellulären
Antigens bei Anwesenheit der Kandidaten-Verbindungen während des
gleichen Zeitraums bestimmt.
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Die
Bestimmung des Status der Neuronen kann durch Bewertung verschiedener
physischer Messungen, optischer Eigenschaften, Fluoreszenz bei verschiedenen
Wellenlängen,
Lumineszenz usw. durchgeführt
werden. Es können
verschiedene Instrumente verwendet werden, darin eingeschlossen Plattenleser,
automatische Mikroskope, ausgestattet mit Lampen oder Lasern usw.
Andere Techniken umfassen Lichterfassung durch eine gekühlte CCD-Kamera.
Die gemessenen Signale können
gemäß bekannter
Techniken, z.B. unter Verwendung einer Software mit Pixelhistogramm,
einer Clusteranalyse und einer Morphologieanalyse verarbeitet werden. Die
Zellpopulation wird auf der Zellebene analysiert, d.h. einzeln Zelle
für Zelle.
In dieser Hinsicht ist es nun möglich,
die Aktivität
einer Testverbindung durch die individuelle Analyse jeder Zelle (oder
die individuelle Analyse einiger der Zellen in der Kultur) zu überwachen,
um eine präzise
und zuverlässige
Reaktion zu erhalten. Dies steht in deutlichem Kontrast zu vorhergehenden
Verfahren auf der Grundlage der Überwachung
von ganzen Zellpopulationen und nicht Zelle für Zelle. Das Verfahren dieser
Erfindung ermöglich
somit, die Aktivität
einer Testverbindung durch die Beobachtung oder Überwachung jeder (oder einiger)
individuellen Zellpopulation zu bestimmen. Durch eine derartige
Bestimmung kann ein höheres spezifisches
Signal erhalten werden, das nicht spezifische Hintergrundsignal
reduziert werden, es ist informativer usw.
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Wie
oben angegeben ermöglicht
die Erfindung nun eine schnelle und zuverlässige parallele Durchmusterung
von großen
Anzahlen von Kandidaten-Verbindungen einer oder mehrerer isolierter
neuronaler Zellpopulationen. Die Verfahren sind vorausschauend,
automatisch und für
die Durchmusterung, Profilierung oder Verbesserung jeder Art von
Verbindung geeignet und können
verwendet werden, um neuroaktive Kandidaten-Arzneimittel zur Behandlung von
degenerativen Störungen
zu identifizieren.
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In
dieser Hinsicht offenbart die Anmeldung auch Ausrüstungen
zur Verwendung bei der Bewertung der Neuroaktivität einer
Kandidaten-Verbindung, umfassend eine isolierte neuronale Zellpopulation,
einen Träger
und, optional, Mittel zum Induzieren einer/von Stoffwechseländerung(en)
an den Neuronen und/oder Mittel, um alle Stoffwechseländerungen
in einer neuronalen Population zu bewerten.
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Andere
Gesichtspunkte und Vorteile der vorliegenden Erfindung werden im
folgenden experimentellen Abschnitt offenbart, der als Veranschaulichung
und nicht als Einschränkung
des Schutzumfanges der vorliegenden Anmeldung betrachtet werden
sollte.
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Erläuterung der Figuren
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1:
Bestimmung des Überlebens
isolierter Motoneuronen nach trophischem Entzug und Behandlung mit
Natrium-Valproat (A) oder (4-carboxyphenyloxyamino) Butansäure (B).
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2:
Induzierung des Motoneuron-Zelltodes durch Behandlung mit verschiedenen
Konzentrationen von Domoinsäure.
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3: Beobachtung von Löchern mit Neuronen in einer
Kultur mit geringer Dichte nach der Behandlung mit einer Testverbindung.
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Beispiele
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Beispiel 1: Aufreinigung von Motoneuronen
der Ratte
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Rückenmark
wird von Embryos von Sprague-Dawley-Ratten des Tages E14,5 seziert (Camu
et al., (1993) In: "Immunoselection
Strategies for Neural Cell Culture", Neuroprotocols: A companion to Methods
in Neurosciences 2, 191–199).
Der hintere Teil des Rückenmarks
wird abgeschnitten, und die Hirnhaut wird entfernt. Jedes Mark wird
unter Verwendung eines Skalpells in Stücke geschnitten und 10 Minuten
lang in 1 ml modifiziertes F10-Medium (Ca2+, Mg2+-frei, kein Glutamin
oder Phenolrot), mit 0,025% Trypsin bei 37°C gegeben. Die Fragmente werden
in 1 ml L15 mit 0,4% BSA und 0,1 mg/ml DNase übertragen und unter Verwendung
eines blauen (1 ml) Hütchens
trituriert. Die Zellen werden dann durch ein BSA (4% w/v) Kissen
5 Minuten lang bei 480 g zentrifugiert. Die kleinen Zellen werden
unter Verwendung eines Metrizamid-(Serva)Dichtegradienten entfernt:
6,5% (w/v) Metrizamid wird unter die Zellsuspension gegeben und
15 Minuten lang bei 860 g zentrifugiert. Die großen Motoneuronen bleiben an der
Schnittstelle zwischen dem Medium und dem Metrizamid, während die
kleinen Zellen (darin eingeschlossen nicht neuronale Zellen) pelletiert
werden. Die Zellen an der Schnittstelle werden gesammelt, gewaschen
und dann weiter unter Verwendung einer magnetischen Zellsortierung
aufgereinigt. Die Zellen werden primär mit dem Antikörper (Anti-Ratte
p75 Antikörper
[192]) 0,5% BSA in PBS inkubiert, gewaschen und mit Mikroperlen,
die mit einem sekundären Ziegen-anti-Maus-Antikörper beschichtet
sind, inkubiert. Nach 15 Minuten bei 4°C werden die Zellen wieder gewaschen
und die Antikörper-gebundenen Zellen
unter Verwendung eines starken Magnetfeldes getrennt.
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Die
Zellen werden durch ein BSA-Kissen zentrifugiert und erneut in ein
Neurobasal-Medium, ergänzt
mit B27 (Life Technologies), 2% Pferdeserum, 0,5 mM Glutamin, 25 μM 2-Mercaptoethanol,
25 μM Glutamat
suspendiert. Die Zellen werden auf Schalen aufgebracht, die mit
Polyornithin und Laminin (beide bei 3 μg/ml) beschichtet sind.
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Beispiel 2: Aufreinigung von hippokampus
Nervenzellen der Ratte
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Dieses
Verfahren basiert auf einer Veränderung
der klassischen Hippocampus-Kulturen (Goslin & Banker (1990) In "Culturing nerve cells" (G. Banker & K. Goslin, Eds),
pp251–281.
MIT Press, Cambridge), jedoch unter Verwendung der Metrizamidgradienten
(wie oben), um nicht neuronale Zellen und kleine Neuronen zu entfernen.
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Hippocampi
von 10–12
Rattenembryos (E18) werden in HBSS+ (Ca2+/Mg2+-frei HBSS, 7 mM HEPES,
4,5 g/L Glucose) seziert. Gewebe wird in 0,25% Trypsin 15 Minuten
lang bei Raumtemperatur trypsiniert, dreimal mit HBSS+ gewaschen, dann mit
Pasteur-Glaspipetten trituriert. Die Zellen werden dann durch ein
BSA (4% (w/v) Kissen 5 Minuten lang bei 480 g zentrifugiert. Die
kleinen Zellen werden unter Verwendung eines Metrizamid (Serva)
Dichtegradienten entfernt: 6.5% (w/v) Metrizamid wird unter die Zellsuspension
gegeben und 15 Minuten lang bei 860 g zentrifugiert. Die Neuronen
bleiben an der Schnittstelle zwischen dem Medium und dem Metrizamid, während die
kleinen Zellen (darin eingeschlossen nicht neuronale Zellen) pelletiert
werden. Die Schnittstelle wird gesammelt und die Zellen werden durch ein
BSA-Kissen zentrifugiert. Zellen werden auf Deckplättchen aufgebracht,
die mit Polyornithin/Laminin beschichtet sind, und bei 37°C, 5% CO2 in Neurobasal-Medium, ergänzt mit B27, 2% Pferdeserum, 0,2
mM Glutamin, 1 mM Pyruvat gezüchtet.
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Beispiel 3: Aufreinigung von septalen
cholinergen Nervenzellen
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Septa
von 10–12
Rattenembryos (E17) werden in HBSS+ (Ca2+/Mg2+-frei 20 HBSS, 7 mM
HEPES, 4,5 g/L Glucose) seziert. Gewebe wird in 0,25% Trypsin 15
Minuten lang bei Raumtemperatur trypsiniert, dreimal mit HBSS+ gewaschen,
dann mit Pasteur-Glaspipetten trituriert. Die Zellen werden dann durch
ein BSA (4% (w/v) Kissen 5 Minuten lang bei 480 g zentrifugiert.
Die kleinen Zellen werden unter Verwendung eines Metrizamid (Serva)
Dichtegradienten entfernt: 6.5% (w/v) Metrizamid wird unter die Zellsuspension
gegeben und 15 Minuten lang bei 860 g zentrifugiert. Die großen Neuronen
bleiben an der Schnittstelle zwischen dem Medium und dem Metrizamid,
während
die kleinen Zellen (darin eingeschlossen nicht neuronale Zellen)
pelletiert werden.
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Die
Zellen an der Schnittstelle werden gesammelt, gewaschen und dann
weiter unter Verwendung einer magnetischen Zellsortierung aufgereinigt. Die
Zellen werden primär
mit dem Antikörper
in 0,5% BSA in PBS inkubiert, gewaschen und mit Mikroperlen, die
mit einem sekundären
Antikörper
beschichtet sind, inkubiert. Nach 15 Minuten bei 4°C werden
die Zellen wieder gewaschen und die Antikörper-gebundenen Zellen unter
Verwendung eines starken Magnetfeldes getrennt. Zellen werden auf
Deckplättchen aufgebracht,
die mit Polyornithin/Laminin beschichtet sind, und bei 37°C, 5% CO2 in Neurobasal-Medium, ergänzt mit
B27, 2% Pferdeserum, 0,2 mM Glutamin, 1 mM Pyruvat und NGF (50 ng/ml)
gezüchtet.
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Beispiel 4: Induktion des Zelltods bei
Motoneuronen und Analyse des Überlebens
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Motoneuronen
der Ratte wurden isoliert und aufgereinigt, wie in Beispiel 1 beschrieben
und 3 Tage lang in Neurobasal Medium ohne neurotrophische Faktoren
(d.h. Entzug des trophischen Faktors) in Platten mit 4 Löchern in
An- oder Abwesenheit des Testmoleküls gezüchtet. Der neurotrophische
Faktor BDNF wird als positive Kontrolle für alle Experimente verwendet. 1A zeigt
ein Beispiel eines kleinen Moleküls
(Natrium-Valproa), das das Überleben
von Motoneuronen beim Entzug des trophischen Faktors fördert. 1B zeigt
ein Beispiel eines kleinen Moleküls,
das keine Auswirkung auf das Überleben
der Motoneuronen hat. 2 zeigt die Induzierung des Zelltods
von Motoneuronen durch Glutamat-Toxizität. Motoneuronen wurden 3 Tage
lang in vitro gezüchtet, dann
wurde Domoinsäure
in verschiedenen Konzentrationen hinzugefügt, und die Anzahl der überlebenden
Motoneuronen wurde nach 26 Stunden gezählt.
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Das Überleben
kann auch durch die Verwendung von Calceinmarkierung nachverfolgt
werden: Zellen werden mit einer endgültigen Konzentration von 4 μM Calcein-AM
(molekulare Sonde) in Medium behandelt und bei 37°C 30 Minuten
lang inkubiert. Das Medium wird entfernt, die Zellen mit 20% Glycerol
in L15 (ohne Phenolrot) gespült,
und die Zellen werden durch Zählen
der fluoreszenten Zellen analysiert.
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3 stellt zwei 9 mm2-Löcher einer
Mikrotiterplatte (384 Löcher)
dar, die Kulturen von isolierten Neuronen gemäß dieser Erfindung mit geringer
Dichte umfasst. Die Kulturen werden einem Entzug des Wachstumsfaktors
unterzogen, um Apoptose zu induzieren, und mit BDNF behandelt oder
nicht. Wie in 3A gezeigt, schützt die
Behandlung mit BDNF die Neuronen wirksam (es sind 73 Neuronen vorhanden,
die individuell beobachtet und/oder überwacht werden können), während bei
Abwesenheit einer aktiven Verbindung 18 Neuronen vorhanden sind (3B).
Die Ausschlussschwelle liegt unter 300 μm2.
Diese Ergebnisse veranschaulichen weiter die Fähigkeit der Erfindung, Kulturen
von isolierten, spezifischen Neuronen mit geringer Dichte zu verwenden,
um Testverbindungen auf der Grundlage eines hohen Durchsatzes durch
individuelle Zellüberwachung
zu analysieren.