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Die
vorliegende Erfindung bezieht sich auf Konstrukte für die Zufuhr
therapeutischer Substanzen an neuronale Zellen, auf die Herstellung
und Verwendung davon, und insbesondere auf Konstrukte, basierend
auf Clostridienneurotoxinen.
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Es
gibt derzeit wenige wirksame Behandlungen für Hauptstörungen des zentralen Nervensystems. Solche
Störungen
schließen
neurodegenerative Erkrankungen, Schlaganfall, Epilepsie, Hirntumoren,
Infektionen und HIV-Enzephalopathie ein und Leidende dieser Erkrankungen übertreffen
die Erkrankungsziffern von Krebs- und Herzerkrankungen bei weitem.
Die Anzahl Leidender an ZNS-Erkrankungen wie Schlaganfall und neurodegenerativen
Erkrankungen ist dabei zu wachsen, insbesondere in entwickelten
Ländern,
wo das Durchschnittsalter der Bevölkerung ansteigt. Indem sich
unser Verständnis
der Gehirnpharmakologie erhöht und
die zu Grunde liegenden Pathologien der Erkrankungen beleuchtet
werden, werden mögliche
therapeutische Strategien offensichtlich. Alle diese Behandlungen
sehen sich jedoch dem gewaltigen Problem der wirksamen Zufuhr von
Therapeutika zu den verschiedenen neuronalen Zellpopulationen, die
involviert sind, gegenüber.
Vektoren, die eine wirksame Zufuhr an neuronale Zellen bewirken
können,
werden folglich für
ein breites Spektrum an therapeutischen Substanzen, einschließlich Arzneimitteln,
Enzymen, Wachstumsfaktoren, therapeutischen Peptiden und Genen benötigt.
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Ischämie-/Reperfusionsverletzung,
induziert durch Schlaganfall oder Verletzung, ist ein bemerkenswertes
Beispiel, bei welchem die schnelle und wirksame Zufuhr therapeutischer
Mittel einen bemerkenswerten Nutzen leisten würde. Neuronen, die durch Trauma
oder Ischämie
verletzt wurden, erzeugen erhöhte
Spiegel freier Sauerstoffradikale und setzen große Mengen an Glutamat frei.
Diese Substanzen sind in hohen Konzentrationen toxisch, sowohl für Neuronen
als auch für
umgebende Zellen, die den Schadensvorgang potenzieren und verstärken. Von
Mitteln wie z. B. Superoxiddismutase oder Glutaminsynthetase, die
die Spiegel dieser toxischen Substanzen reduzieren, wurde gezeigt,
dass sie den neuronalen Zelltod in eine Reihe an in vitro und in
vivo Ischämiemodellen
reduzieren (Gorovits et al., PNAS (1997), 94, 7024–7029; Francis
et al., Experimental Neurology (1997), 146, 435–443; Lim et al., Ann. Thorac.
Surg. (1986), 42, 282–286;
Cuevas et al., Acta Anat. (1990), 137, 303–310). Ein Hauptproblem bei
der Verwendung solcher Therapien ist die Zufuhr nützlicher Konzentrationen
des aktiven Mittels zu der Traumastelle. Spezifische neuronale Vektoren
könnten
deswegen eine wichtige Rolle beim Richten solcher Verbindungen auf
neuronale Zellen spielen.
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Störungen des
peripheren Nervensystems, wie z. B. Motoneuronerkrankung, sind weitere
Beispiele von Erkrankungen, die aus der gerichteten Zufuhr therapeutischer
Mittel einen Nutzen ziehen würden.
Solche Therapien könnten
die Form der Arzneimittelzufuhr oder DNS-Zufuhr im Wege von Gentherapiestrategien
annehmen.
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Gentherapie
enthält
ein bemerkenswertes Versprechen für die Behandlung neurodegenerativer
Erkrankungen wie Parkinsonsche und Alzheimersche Erkrankungen. Den
meisten der zur Zeit erhältlichen
viralen und aviralen Genzufuhrvektoren fehlt die Gewebsspezifität, was sowohl
ihre Wirksamkeit als auch die Sicherheit der Verwendung reduziert.
Geeignete neuronale, zellspezifische Zielliganden werden deshalb
für einen
breiten Bereich von Genvektoren benötigt, um zu ermöglichen,
dass wirksame Behandlungen für
neuronale Erkrankungen entwickelt werden.
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Die
Botulinunmeurotoxine sind eine Familie von Proteintoxinen, deren
primäre
Wirkstelle die motorische Endplatte ist, wo sie die Freisetzung
des Transmitters Acetylcholin hemmen. Die Wirkung dieser Toxine auf
das periphere Nervensystem von Mensch und Tieren resultiert in dem
Syndrom Botulismus, das durch eine ausgedehnte schlaffe Muskelparalyse
gekennzeichnet ist (Shone (1986) in "Natural Toxicants in Foods", Herausgeber D.
Watson, Ellis Harwood, UK). Jedes der Botulinumneurotoxine besteht
aus zwei disulfidgekoppelten Untereinheiten; einer 100 kDa schweren
Untereinheit, die eine Rolle spielt bei der anfänglichen Bindung und Aufnahme
des Neurotoxins in die Nervenendigung (Dolly et al. (1984), Nature,
307, 457–460)
und einer 50 kDa leichten Untereinheit, die intrazellulär wirkt,
um den Exozytosevorgang zu hemmen (McInnes und Dolly (1990), Febs
Lett., 261, 323–326;
de Paiva und Dolly (1990), Febs Lett., 277, 171–174).
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Die
Clostridienneurotoxine sind potente Inhibitoren der calcium-abhängigen Neurotransmittersekretion
in neuronalen Zellen. Man denkt gegenwärtig, dass sie diese Aktivität durch
eine spezifische endoproteolytische Spaltung von wenigstens einem
von drei mit Vesikeln oder presynaptischer Membran verbundenen Proteinen,
VAMP, Syntaxin oder SNAP-25, übermitteln,
die zentral sind für
das Andocken der Vesikel und die Membranfusionsereignisse der Neurotransmittersekretion.
Von dem Anvisieren neuronaler Zellen durch Tetanus- und Botulinumneurotoxine
wird angenommen, dass es ein rezeptorvermitteltes Ereignis ist,
nach welchem die Toxine aufgenommen werden und nachfolgend zu dem
passenden intrazellulären
Kompartiment wandern, wo sie ihre Endopeptidaseaktivität bewirken.
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Clostridienneurotoxine
teilen eine gemeinsame Architektur einer katalytischen L-Kette (LC,
ca. 50 kDa), die an eine rezeptorbindende und translozierende H-Kette
(HC, ca. 100 kDa) über
Disulfidbrücken
gekoppelt ist. Von dem HC-Polypeptid wird angenommen, dass es alles
oder einen Teil von zwei verschiedenen funktionellen Domänen umfasst.
Die carboxyterminale Hälfte
von HC, bezeichnet als die HC-Domäne (ca.
50 kDa), ist in die hochaffine, neurospezifische Bindung des Neurotoxins
an Zelloberflächenrezeptoren
auf dem Zielneuron verwickelt, wohingegen von der aminoterminalen
Hälfte,
bezeichnet als die HN-Domäne (ca.
50 kDa), angenommen wird, dass sie die Translokation von wenigstens
einem gewissen Teil des Neurotoxins über zelluläre Membranen vermittelt, dergestalt,
dass die funktionale Aktivität
der LC innerhalb der Zielzelle exprimiert wird. Die HN-Domäne hat auch
die Fähigkeit,
unter Bedingungen mit niedrigem pH-Wert, ionendurchlässige Kanäle in Lipidmembranen
zu bilden, und dies kann in irgendeiner Weise einen Zusammenhang
mit ihrer Translokationsfunktion haben. Für Botulinumneurotoxin Typ A
(BoNT/A) wird von diesen Domänen
angenommen, dass sie sich innerhalb den Aminosäureresten 872–1296 für HC, den Aminosäureresten 449–871 für HN und den Resten 1–448 für LC befinden.
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Es
ist deswegen möglich,
funktionelle Definitionen der Domänen innerhalb des Neurotoxinmoleküls bereitzustellen,
wie folgt:
- (A) Leichte Kette von Clostridienneurotoxin:
- – eine
Metalloprotease, die eine hohe Substratspezifität für Vesikel- und/oder Plasmamembran-assoziierte Proteine
ausübt,
die in den Exozytosevorgang verwickelt sind. Insbesondere spaltet
sie eines oder mehrere von SNAP-25, VAMP (Synaptobrevin/Cellubrevin)
und Syntaxin.
- (B) HN-Domäne der schweren Kette von Clostridienneurotoxin:
- – ein
Teil der schweren Kette, der die Translokation jenes Teils des Neurotoxinmoleküls ermöglicht,
derart, dass eine funktionelle Expression der Aktivität der leichten
Kette innerhalb einer Zielzelle geschieht;
- – die
Domäne,
die verantwortlich ist für
die Translokation der Endopeptidaseaktivität in die Zielzelle, gefolgt von
der Bindung des Neurotoxins an seinen spezifischen Zelloberflächenrezeptor über die
Bindungsdomäne;
- – die
Domäne,
die verantwortlich ist für
die Bildung von ionendurchlässigen
Poren in Lipidmembranen unter Bedingungen mit niedrigem pH-Wert.
- (C) HC-Domäne der schweren Kette von Clostridienneurotoxin:
- – ein
Teil der schweren Kette, der verantwortlich ist für die Bindung
des nativen Holotoxins an Zelloberflächenrezeptor(en), was verwickelt
ist in die vergiftende Wirkung des Clostridienneurotoxins vor der
Aufnahme des Toxins in die Zelle.
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Die
Identität
der zellulären
Erkennungsmarker für
diese Toxine wird gegenwärtig
nicht verstanden und bis jetzt wurden keine spezifischen Rezeptorarten
identifiziert, obwohl Kozaki et al. berichteten, dass Synaptotagmin
der Rezeptor für
Botulinumneurotoxin Typ B sein könnte.
Es ist möglich,
dass jedes der Neurotoxine einen unterschiedlichen Rezeptor hat.
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Tetanustoxin
ist strukturell sehr ähnlich
mit den Botulinumneurotoxinen, sein Hauptwirkort ist jedoch das
zentrale Nervensystem, wo es die Freisetzung inhibitorischer Neurotransmitter
von zentralen Synapsen (Renshaw-Zellen) hemmt.
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Von
Tetanus- und den Botulinumneurotoxinen der meisten der sieben Serotypen,
gemeinsam mit ihren abgeleiteten schweren Ketten, wurde gezeigt,
dass sie an eine breite Reihe neuronaler Zelltypen mit hohen Affinitäten im nM-Bereich
binden, z. B. Botulinum-Typ-B-Neurotoxin
(Evans et al. (1986), Eur. J. Biochem., 154, 409–416).
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Ein
Haupthindernis für
die Verwendung natürlicher
Fragmente schwerer Ketten von Clostridien als Zufuhrvektoren ist
jedoch, dass ihr hoch aggregierter Zustand in Lösung ihre angemessene Diffusion
in Körpergewebe
verhindert und folglich ihre Wirksamkeit als Zielvektoren reduziert.
Ein weiteres signifikantes Problem jeglicher vorgeschlagener klinischer
Verwendung natürlicher
Tetanustoxinfragmente als neuronale Zielliganden für Therapeutika
ist das Vorhandensein zirkulierender Antikörper für das Toxin in der Mehrheit
der Bevölkerung,
die gegen Tetanus immunisiert worden ist. Die Anwesenheit dieser
Antikörper
wird wahrscheinlich die Wirksamkeit von Konstrukten, die auf Tetanustoxinfragmenten
basieren, reduzieren. Folglich bieten Clostridienneurotoxinfragmente
keine Lösungen
für die
identifizierten Probleme an.
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Die
vorliegende Erfindung basiert auf der Entdeckung der praktischen
Schwierigkeiten bei der Verwendung von therapeutischen Zubereitungen,
die auf Clostridienneurotoxin basieren, und dem Ersinnen modifizierter
Polypeptide und von Hybridpolypeptiden, basierend auf Clostridienneurotoxinfragmenten,
die die zuvor genannten Nachteile vermeiden.
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EP-A-439 954 offenbart
ein ternäres
Hybridprotein, worin eine Bindungsdomäne, eine Translokationsdomäne und eine
chemische Einheit den Zellen zuzuführen ist. Dieses Dokument bezieht
sich nicht auf die Verwendung von Clostridienproteinen als Bindungsdomänen.
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WO-A-99/09057 beschreibt
ein Verfahren für
die in vivo-Zufuhr einer gewünschten
Zubereitung in das menschliche oder tierische Nervensystem. Die
Zubereitung umfasst ein nicht-toxisches,
proteolytisches Fragment von Tetanustoxin, fähig Nervenzellen zu binden,
und welches retrograd durch eine Synapse transportiert wird, in
Verbindung mit wenigstens einem Molekül mit einer biologischen Funktion.
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WO-A-99/17806 offenbart
eine Klasse an Mitteln, umfassend ein Galactose-bindendes Lectin,
gekoppelt an ein Derivat eines Clostridienneurotoxins (L-Kette).
Diese Mittel können
bei der Behandlung von chronischem Schmerz verwendet werden.
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Demgemäß stellt
ein erster Aspekt der Erfindung eine Zubereitung bereit, die ein
therapeutisches Mittel umfasst, gekoppelt an ein Polypeptid, worin
das Polypeptid ein nicht-toxisches
Polypeptid ist, für
die Zufuhr eines Heilmittels an eine neuronale Zelle, umfassend:
eine
Bindungsdomäne,
die an die neuronale Zelle bindet und zusammengesetzt ist aus oder
abgeleitet ist von Fragmenten der schweren Kette von Clostridien,
und
eine Translokationsdomäne,
die das Heilmittel in die neuronale Zelle überführt,
worin die Translokationsdomäne keine
HN-Domäne
eines Clostridientoxins und kein Fragment oder Derivat einer HN-Domäne
eines Clostridientoxins ist und worin das Heilmittel für die Reduktion
neuronaler Schädigung nach
Ischämie/Reperfusion
oder für
die Förderung
neuronalen Wachstums nach Beschädigung
ist.
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In
einem weiteren Aspekt der Erfindung wird auch eine Zusammensetzung
bereitgestellt, die ein Heilmittel umfasst, das an ein Polypeptid
gekoppelt ist, worin das Polypeptid für die Übermittlung eines Heilmittels an
eine neuronale Zelle ist, umfassend:
eine Bindungsdomäne, die
an die neuronale Zelle bindet und zusammengesetzt ist aus oder abgeleitet
ist von Fragmenten der schweren Kette von Clostridien, und
eine
Translokationsdomäne,
die das Heilmittel in die neuronale Zelle überführt,
worin die Translokationsdomäne eine
nicht aggregierende Translokationsdomäne ist, wie bestimmt durch
seine Größe in physiologischem
Puffer, und worin das Heilmittel für die Reduktion von neuronaler
Schädigung nach
Ischämie/Reperfusion
oder für
die Förderung
neuronalen Wachstums nach Beschädigung
ist.
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Ob
das Konstrukt ein aggregierendes ist, ist gewöhnlich offensichtlich aus einem
Fehlen der Lösbarkeit
des Konstruktes und dies kann gesehen werden nach einfacher visueller
Betrachtung des Konstruktes in wässrigen
Medien: nicht aggregierende Domänen
resultieren in Konstrukten der Erfindung, die teilweise oder vorzugsweise
vollständig
löslich
sind, wohingegen aggregierende Domänen in nicht löslichen
Aggregaten von Polypeptiden mit offensichtlichen Größen, entsprechend
etlichen zehn oder sogar hundert Mal der Größe eines einzelnen Polypeptids.
Im Allgemeinen sollte das Konstrukt nicht aggregierend sein, wie
gemessen durch die Größe auf Gelelektrophorese,
und die Größe oder
offensichtliche Größe des gemessenen
Konstruktes sollte vorzugsweise geringer als 5,0 × 105 Dalton, bevorzugter geringer als 1,5 × 105 Dalton, sein, wobei die Messung geeigneterweise
auf natürlichem
PAGE durchgeführt
wird unter Verwendung von physiologischen Bedingungen.
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Noch
ein weiterer Aspekt der Erfindung stellt eine Zusammensetzung bereit,
die ein Heilmittel umfasst, das an ein Polypeptid gekoppelt ist,
worin das Polypeptid für
die Zufuhr eines Heilmittels an eine neuronale Zelle ist, umfassend:
eine
Bindungsdomäne,
die an die neuronale Zelle bindet und zusammengesetzt ist aus oder
abgeleitet ist von Fragmenten der schweren Kette von Clostridien,
und
eine Translokationsdomäne,
die das Heilmittel in die neuronale Zelle überführt,
worin die Translokationsdomäne ausgewählt ist
aus (1) einer HN-Domäne eines Diphtherietoxins,
(2) einem Fragment oder Derivat von (1), das im Wesentlichen die
Translokationsaktivität
der HN-Domäne eines Diphtherietoxins behält, (3)
einem fusogenen Peptid, (4)einem Peptid, das die Membran unterbricht,
und (5) translozierenden Fragmenten Derivaten von (3) und (4) und
worin das Heilmittel für
die Reduktion neuronaler Schädigung
nach Ischämie/Reprofusion
oder für
die Förderung
neuronalen Wachstums nach Schädigung
ist.
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Es
ist festzustellen, dass Botulinumtoxin C2 kein
Neurotoxin ist, da es keine neuronale Spezifität hat, stattdessen ist es ein
Enterotoxin und geeignet für
die Verwendung in der Erfindung, um eine nicht aggregierende Translokationsdomäne bereitzustellen.
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Noch
ein weiterer Aspekt der Erfindung stellt eine Zusammensetzung bereit,
die ein Heilmittel umfasst, das an ein Polypeptid gekoppelt ist,
worin das Polypeptid für
die Zufuhr eines Heilmittels an eine neuronale Zelle ist, umfassend:
eine
Bindungsdomäne,
die an die neuronale Zelle bindet und zusammengesetzt ist aus oder
abgeleitet ist von Fragmenten der schweren Kette von Clostridien,
und
eine Translokationsdomäne,
die das Heilmittel in die neuronale Zelle überführt,
worin das Polypeptid
eine reduzierte Affinität
für neutralisierende
Antikörper
für Tetanustoxin
im Vergleich zu der Affinität
für solche
Antikörper
von natürlichem
Tetanustoxin hat, und worin das Heilmittel für die Reduktion neuronaler
Schädigung
nach Ischämie/Reprofusion
oder für
die Förderung
von neuronalem Wachstum nach Beschädigung ist.
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Die
obigen Aspekte können
einzeln oder in jeglicher Kombination durch Polypeptide der Erfindung ausgeübt werden
und folglich (i) fehlen einem typischen bevorzugten Polypeptid der
Erfindung die neurotoxischen Aktivitäten von Botulinum- und Tetanustoxinen,
(ii) zeigt ein typisches bevorzugtes Polypeptid der Erfindung eine
hohe Affinität
für neuronale
Zellen, entsprechend der Affinität
eines Clostridienneurotoxins für
jene Zellen, (iii) enthält
ein typisches bevorzugtes Polypeptid der Erfindung eine Domäne, die
eine Translokation über
Zellmembranen bewirken kann, und (iv) kommt ein typisches bevorzugtes
Polypeptid der Erfindung in einem weniger aggregierten Zustand vor
als die entsprechende schwere Kette von Botulinum- oder Tetanustoxinen
in physiologischen Puffern.
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Ein
signifikanter Vorteil der Polypeptide der Erfindung ist ihr nicht
aggregierter Zustand, wodurch sie als lösliche Polypeptide verwendbar
gemacht werden, wo es die Konstrukte im Stand der Technik nicht
sind, und sie überwinden
folglich die meisten, wenn nicht alle der Nachteile vorhergehender
Konstrukte, die auf Clostridienneurotoxinen basieren.
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Die
Polypeptide gemäß der Erfindung
schließen
im Allgemeinen Sequenzen der HC-Domänen der
Botulinum- und Tetanusneurotoxine ein und diese werden kombiniert
mit funktionellen Domänen
von anderen Proteinen, dergestalt, dass die wesentlichen Funktionen
der natürlichen
schweren Kette, nämlich
das Binden an neuronale Zellen, beibehalten wird. Folglich wird
z. B. die HC-Domäne von Botulinum-Typ-F-Neurotoxin
mit der Translokationsdomäne,
abgeleitet von Diphtherietoxin, verschmolzen, um ein modifiziertes
Fragment einer schweren Kette von Clostridien zu ergeben. Überraschenderweise
sind solche Polypeptide nützlicher
als Konstrukte für
die Zufuhr von Substanzen an neuronale Zellen als die natürlichen
schweren Ketten von Clostridien.
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Folglich
wird gemäß einem
bevorzugten Aspekt der Erfindung ein Polypeptid bereitgestellt mit
einer Aminosäure,
umfassend (a) eine Untersequenz, basierend auf dem HC-Fragment von Botulinum-
oder Tetanusneurotoxin, und (b) eine Untersequenz, basierend auf
einer Translokationsdomäne,
z. B. von Diphtherietoxin, die nicht von einem Clostridienneurotoxin
abgeleitet wird, und worin besagtem Polypeptid (i) die Neurotoxinwirkungen
von Botulinum- und Tetanustoxinen fehlen, (ii) es eine hohe Affinität für neuronale
Zelle zeigt, (iii) es eine Domäne
enthält,
die eine Translokation über
Zellmembranen hinweg bewirken kann, und (iv) es in physiologischen
Puffern in einem weniger aggregierten Zustand vorliegt als die entsprechende
schwere Kette von Botulinum- oder Tetanustoxinen.
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Die
modifizierte schwere Kette von Clostridien wird geeigneterweise
durch Kombinieren der Bindungsdomäne (HC-Domäne) eines
Clostridienneurotoxins mit einer Translokationsdomäne, die
nicht von Clostridien stammt, hergestellt. Folglich kann z. B. ein
modifiziertes Fragment einer schweren Kette von Clostridien aus der
Translokationsdomäne
von Diphtherietoxin (Reste 194–386)
konstruiert werden, verschmolzen mit der HC-Domäne von einem
Botulinumtoxin (z. B. dem Typ F HC-Fragment,
Reste 865–1278;
dem Typ A HC-Fragment, Reste 872–1296).
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In
einem anderen Ausführungsbeispiel
der Erfindung wird die modifizierte schwere Kette von Clostridien
erzeugt durch Kombinieren der HC-Domäne eines
Clostridienneurotoxins mit einem Peptid, das die Membran durchbricht,
das als eine Translokationsdomäne
dient, geeigneterweise ein virales Peptid. Folglich kann z. B. ein
modifiziertes Fragment der schweren Kette von Clostridien durch
Kombinieren der HC-Domäne eines Botulinumtoxins mit
einem Peptid, basierend auf dem Influenzavirus-Hämagglutinin HA2 (Reste 1–23), konstruiert
werden.
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Die
Polypeptide der Erfindung haben Eigenschaften, die sie als neuronale
Zielliganden nützlich
machen; sie sind untoxisch und behalten doch die spezifische, hochaffine
Bindung an neuronale Zellen bei, die von Botulinum- oder Tetanustoxinen
gezeigt werden. Anders als die natürlichen schweren Ketten von
Clostridien, liegen die modifizierten schweren Ketten von Clostridien
jedoch in einem weniger aggregierten Zustand in Lösung vor,
was ihren Zugang zu neuronalen Zellen verbessert. Die bevorzugten
Konstrukte sind in wässriger
Lösung
löslich,
im Gegensatz zum hoch aggregierten Zustand der Konstrukte im Stand
der Technik.
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Gemäß einem
anderen Aspekt der Erfindung wird ein modifiziertes Fragment der
schweren Kette von Tetanus bereitgestellt, welches zusätzlich zu
den Eigenschaften der oben definierten modifizierten schweren Ketten
den weiteren Vorteil hat, dass es eine reduzierte Affinität für reutralisierende
Antikörper
hat, die als ein Ergebnis der Antitetanusinokulierung vorhanden
sind, im Vergleich zu der schweren Kette natürlichen Tetanustoxins. Die
Polypeptide gemäß diesem
Aspekt der Erfindung schließen
im allgemeinen Untersequenzen ein, die abgeleitet sind von der schweren
Kette von Tetanustoxin (Reste 458–1315) und von welchen Epitope, die
verantwortlich sind für
die Immunogenität
von Tetanustoxin, optional reduziert oder entfernt wurden. Folglich
ist es z. B. wünschenswert,
immunogene Epitope, die mit der HC-Domäne verknüpft sind,
ebenso wie jene der HN-Domäne, zu eliminieren.
Obwohl es möglich
ist, Epitope zu eliminieren, indem eine kleinere Zahl an Aminosäuren (z.
B. weniger als 20 oder vorzugsweise weniger als 10 Aminosäuren) entfernt
wird, wurde herausgefunden, dass Epitope, die mit der Immunogenität der schweren
Kette von Tetanustoxin verknüpft
sind, genauer reduziert werden können
durch Ersetzen einer großen
Anzahl von Aminosäureresten
(z. B. wenigstens 100, wenigstens 200 und vorzugsweise 400 oder
mehr Reste) mit Aminosäuresequenzen
von anderen Toxinen.
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Folglich
wird gemäß einem
bevorzugten Aspekt der Erfindung, der sich auf modifizierte schwere
Ketten von Tetanus bezieht, ein Polypeptid bereitgestellt mit einer
Aminosäuresequenz,
umfassend (a) eine HN-Domäne, abgeleitet
von einer Nicht-Clostridienquelle (z. B. Diphtherietoxin), (b) eine
oder mehrere Untersequenzen, abgeleitet von der Sequenz einer Botulinum-HC; und (c) eine oder mehrere Untersequenzen,
abgeleitet von der Sequenz von Tetanustoxin-HC,
und worin diesem Polypeptid (i) die Neurotoxinaktivitäten von Botulinum-
und Tetanustoxinen fehlen, (ii) es eine hohe Affinität für neuronale
Zellen zeigt, was der neuronalen Bindung von Tetanusneurotoxin entspricht,
(iii) es eine Domäne
enthält,
die eine Translokation über
Zellmembranen bewirken kann, und (iv) es eine geringe Affinität für neutralisierende
Antikörper
von Tetanustoxin hat, die vorhanden sind als ein Ergebnis der Antitetanusinokulierung.
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Das
letztere modifizierte Fragment der schweren Kette von Tetanus kann
hergestellt werden durch Kombinieren der Bindungsdomäne (HC-Domäne)
des Tetanusneurotoxins mit einer Nicht-Clostridien-Translokationsdomäne. Folglich
kann z. B. ein modifiziertes Fragment der schweren Kette von Tetanus
konstruiert werden aus der Translokationsdomäne von Diphtherietoxin (Reste
194–386),
verschmolzen mit der HC-Domäne eines
Tetanustoxins (Reste 865–1315).
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In
einem anderen Ausführungsbeispiel
der Erfindung wird die modifizierte schwere Kette von Tetanus abgeleitet
von einer Nicht-Clostridien-Translokationsdomäne, die mit der HC- Domäne eines
Botulinumtoxins verschmolzen ist, in welches die Mindestdomänen von
Tetanustoxin eingefügt
sind, um eine tetanustoxinähnliche
Bindungsaktivität
auf das resultierende Hybrid zu übertragen.
Folglich kann z. B. eine modifizierte schwere Kette von Tetanus
konstruiert werden aus der Translokationsdomäne von Diphtherietoxin (Reste
194–386), verschmolzen
mit der HC-Domäne eines Botulinum-Typ-F-Fragmentes
(Reste 865–1278),
in welchem die Reste 1097–1273
von letzterem ersetzt wurden durch homologe Sequenzen von Tetanustoxin.
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Die
modifizierten schwere Ketten von Tetanus haben Eigenschaften, die
sie nützlich
machen als neuronale Zielliganden; sie sind nicht toxisch und bewahren
doch die spezifische, hochaffine Bindung an neuronale Zellen bei,
die von Tetanustoxin gezeigt wird. Anders als natürliche Bindungsfragmente
von Tetanustoxin haben die modifizierten Clostridienbindungsfragmente
jedoch unterschiedliche immunogene Eigenschaften, die sie klinisch
nützlicher
machen. Besonders reduzieren die unterschiedlichen immunogenen Eigenschaften der
modifizierten Clostridienbindungsfragmente der Erfindung signifikant
die Probleme, die durch vorhandene Antikörper für natürliche Tetanustoxinsequenzen
hervorgerufen werden.
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Während die
Verwendung modifizierter schwerer Ketten, basierend auf Botulinumneurotoxinen,
als neuronale Zielliganden nicht unter dem Problem bereits existierender,
zirkulierender Antikörper
leiden, ist Tetanustoxin einzigartig unter den Clostridientoxinen
darin, dass es eine Selektivität
für inhibitorische
Neuronen (z. B. Renshaw-Zellen)
hat, und als solche sind modifizierte schwere Ketten von Tetanustoxin
wertvolle Zielliganden für
diese Neuronenklasse. Tetanustoxin hat auch die Eigenschaft, dass
es retrograd von dem peripheren zum zentralen Nervensystem transportieren
kann.
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In
einem anderen Ausführungsbeispiel
der Erfindung wird das modifizierte Fragment der schweren Kette
von Clostridien mit einem Linkerpeptid über den N-Terminus der Translokationsdomäne verschmolzen, an
welche eine Polypeptidladung angehängt werden kann. Ein Beispiel
solch eines Linkerpeptids ist die Sequenz CGLVPAGSGP (SEQ ID Nr.
1), welche die Thrombinproteasespaltungsstelle und einen Cysteinrest
für die
Disulfidbrückenbildung
enthält.
Solch ein Peptidlinker ermöglicht
die Erzeugung eines rekombinanten Fusionsprotems, umfassend ein
therapeutisches Polypeptidmolekül,
verschmolzen durch das Linkerpeptid mit dem N-Terminus des modifizierten
Fragmentes der schweren Kette von Clostridien. Das letztere Einzelkettenfusionsprotein
kann dann mit Thrombin behandelt werden, um ein zweikettiges Protein
zu ergeben, in welchem das Polypeptidtherapeutikum mit der Translokationsdomäne des modifizierten
Fragmentes der schweren Kette von Clostridien durch eine Disulfidbindung
gekoppelt ist. In einem anderen Beispiel eines Linkerpeptides, in welchem
die Translokationsdomäne
keinen freien Cysteinrest in der Nähe ihres C-Terminus enthält, wie
es z. B. der Fall ist, wenn die Translokationsdomäne ein fusogenes
Peptid ist, enthält
das Linkerpeptid beide Cysteinreste, die für die Disulfidbrücke benötigt werden.
Ein Beispiel jenes letzteren Linkerpeptides ist die Aminosäuresequenz:
CGLVPAGSGPSAGSSAC (SEQ ID Nr. 2).
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In
einem anderen Ausführungsbeispiel
der Erfindung ist die modifizierte schwere Kette von Clostridien an
ein Polypeptid gekoppelt, das ein Enzym, Wachstumsfaktor, Protein
oder Peptid sein kann, welches einen therapeutischen Nutzen hat,
wenn es an neuronale Zellen verabreicht wird. Das Polypeptid kann
mit der modifizierten schweren Kette von Clostridien durch chemische
Mittel verknüpft
sein. Alternativ kann das Polypeptid als ein Fusionsprotein erzeugt
werden, verknüpft
mit dem modifizierten Clostridienbindungsfragment durch eine Rekombinationstechnik
unter Verwendung der oben beschriebenen Linkerpeptide. In solch
einem Beispiel würde
das Konstrukt die folgenden Bestandteile enthalten:
eine therapeutische
Polypeptidsubstanz;
ein Linkerpeptid; und
eine modifizierte
schwere Kette von Clostridien.
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Ein
Beispiel einer therapeutischen Polypeptidladung ist Superoxiddismutase.
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In
noch einem anderen Ausführungsbeispiel
der Erfindung ist die modifzierte schwere Kette von Clostridien
direkt oder indirekt an DNS gekoppelt, dergestalt, dass das Konstrukt
in der Lage ist, die DNS neuronalen Zellen zuzuführen, z. B. über den
Rezeptor für
Tetanustoxin. Solche Konstrukte haben Anwendungen in der Gentherapie
und können
verwendet werden, um ausgewählte
Gene in der Zelle anzuschalten oder abzuschalten. Die DNS kann innerhalb
einem Liposom enthalten sein oder kann über ein Peptid oder Protein
verdichtet sein. Die modifizierte schwere Kette von Clostridien
kann chemisch an das Protein gekoppelt sein, das die DNS-Verdichtung durch
chemische Kopplungsmittel bewirkt. Alternativ kann die modifizierte
schwere Kette von Clostridien erzeugt werden als ein Fusionsprotein
durch eine Rekombinationstechnik mit einem Peptid, das die Verdichtung
von DNS bewirken kann.
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In
noch einem anderen Ausführungsbeispiel
der Erfindung kann das modifizierte Fragment der schweren Kette
von Clostridien mit einem rekombinanten Virus gekoppelt sein, so
dass das modifizierte Virus einen geänderten Tropismus hat und in
der Lage ist, Zellen über
den Tetanustoxinrezeptor zu transduzieren. Solch ein Konstrukt ist
nützlich,
um genetische Defekte innerhalb von neuronalen Zellen durch Anschalten
oder Abschalten ausgewählter
Gene zu korrigieren. Das modifizierte Fragment der schweren Kette
von Clostridien kann direkt an die Oberfläche des Virus unter Verwendung
von chemischen Vernetzungsmitteln gekoppelt sein. Alternativ kann
das modifizierte Fragment der schweren Kette von Clostridien mit
dem rekombinanten Virus über
einen Antikörper
gekoppelt sein, der spezifisch an das Virus binden kann. In diesem
Beispiel ist das modifizierte Clostridienbindungsfragment chemisch
an einen polyklonalen oder monoklonalen Antikörper gekoppelt, der spezifisch
einen Marker auf der Oberfläche
des Virus erkennt. Ein ähnliches
modifiziertes Fusionsprotein aus einem Clostridienbindungsfragment
und einem Antikörper
könnte
durch Rekombinationstechnik erzeugt werden, in welchem der Antikörperbestandteil
ein rekombinanter Einzelkettenantikörper ist.
-
In
noch einem anderen Ausführungsbeispiel
der Erfindung ist das modifizierte Fragment der schweren Kette von
Clostridien an ein Arzneimittelfreisetzungssystem wie z. B. ein
Mikropartikel gekoppelt, gebildet aus einem geeigneten Polymer,
z. B. Poly(lactid-co-glycolid), Polyhydroxylalkonat, Collagen, Poly(divinylether-co-maleinanhydrid),
Polystyrol-co-maleinanhydrid)
oder aus einem anderen Polymer, der nützlich ist in solchen Mikropartikeln.
Das modifizierte Fragment der schweren Kette von Clostridien kann
an das Arzneimittelfreisetzungssystem durch eine kovalente chemische
Kopplung oder elektrostatisch oder über hydrophobe Kräfte gekoppelt
sein. Das modifizierte Fragment der schweren Kette von Clostridien
kann auch in dem Freisetzungsvehikel gemeinsam mit der therapeutischen
Ladung verkapselt sein, vorausgesetzt, dass ein Teil des modifizierten
Clostridienbindungsfragmentes an der Oberfläche exponiert ist. Alternativ
kann das modifizierte Fragment der schweren Kette von Clostridien
entweder am N- oder C-terminalen Ende an ein Peptid oder Protein
gekoppelt sein, um das Koppeln des Fragmentes an das Arzneimittelfreisetzungssystem
zu erleichtern.
-
Andere
Strategien sind bekannt, durch welche modifizierte Bindungsfragmente
schwerer Ketten an eine Reihe therapeutischer Substanzen unter Verwendung
einer Anzahl etablierter chemischer Quervernetzungstechniken gekoppelt
werden können,
und eine Anzahl an Fusionsproteinen kann erzeugt werden, die ein modifiziertes
Clostridienbindungsfragment und ein anderes Polypeptid enthalten.
Unter Verwendung dieser Techniken kann eine Anzahl an Substanzen
auf neuronale Zellen gerichtet werden unter Verwendung der modifizierten
Clostridienbindungsfragmente. Beispiele möglicher Verwendungen der modifizierten
Clostridienbindungsfragmente als neuronale Zufuhrvektoren sind detaillierter
unten in Tabelle 1 wiedergegeben.
-
Konstrukte
der Erfindung können
entweder in neuronales oder nicht neuronales Gewebe eingefügt werden
unter Verwendung von im Stand der Technik bekannten Verfahren. Durch
die anschließende
spezifische Bindung an neuronales Zellgewebe übt das gerichtete Konstrukt
seine therapeutischen Wirkungen aus. Idealerweise wird das Konstrukt
in der Nähe
einer Stelle injiziert, die der therapeutischen Intervention bedarf.
-
Das
Konstrukt der Erfindung kann als eine Suspension, Emulsion, Lösung oder
als ein gefriergetrocknetes Pulver in Abhängigkeit von der Anwendung
und den Eigenschaften der therapeutischen Substanz hergestellt werden.
Das Konstrukt der Erfindung kann in Abhängigkeit von der Anwendung
in einer Reihe pharmazeutisch annehmbarer Flüssigkeiten resuspendiert oder
verdünnt
werden.
-
"Clostridienneurotoxin" bedeutet entweder
Tetanusneurotoxin oder eines der sieben Botulinumneurotoxine, wobei
letztere als Serotypen A, B, C1, D, E, F
oder G bezeichnet werden. "Modifiziertes
Fragment der schweren Kette von Clostridien" bedeutet ein Polypeptidfragment, das
an neuronale Zellrezeptoren in einer ähnlichen Weise bindet wie eine
entsprechende schwere Kette, die abgeleitet ist von Botulinum- oder
Tetanustoxin, das sich jedoch in seiner Aminosäuresequenz und seinen Eigenschaften
unterscheidet, im Vergleich zu dem von Tetanus abgeleiteten entsprechenden
Fragment.
-
"Binden" in Bezug auf die
Fragmente der schweren Kette von Botulinum und Tetanus bedeutet
die spezifische Wechselwirkung zwischen dem Clostridienfragment
und einem oder mehreren Zelloberflächenrezeptoren oder -markern,
was in der Lokalisierung des Bindungsfragmentes auf der Zelloberfläche resultiert.
In dem Falle von Clostridienneurotoxinen kann die Eigenschaft eines
Fragmentes, dass es in der Lage ist, wie ein Fragment eines vorbestimmten
Serotyps zu "binden", durch ein Konkurrieren
des Liganden und des natürlichen
Toxins für
dessen neuronalen Zellrezeptor gezeigt werden.
-
"Hochaffine Bindung,
spezifisch für
neuronale Zellen, entsprechend jener eines Clostridienneurotoxins" bezieht sich auf
die Fähigkeit
eines Liganden, stark an Zelloberflächenrezeptoren neuronaler Zellen,
die in das spezifische Binden eines bestimmten Neurotoxins verwickelt
sind, zu binden. Die Fähigkeit
eines vorbestimmten Liganden, stark an diese Zelloberflächenrezeptoren
zu binden, kann unter Verwendung gewöhnlicher kompetitiver Bindungstests
abgeschätzt
werden. In solchen Untersuchungen wird radioaktiv markiertes Clostridienneurotoxin
mit neuronalen Zellen in der Anwesenheit unterschiedlicher Konzentrationen
an Liganden, die nicht radioaktiv markiert sind, in Kontakt gebracht.
Die Ligandmischung wird mit den Zellen bei einer niedrigen Temperatur
(0–3°C) inkubiert,
um die Aufnahme des Liganden zu verhindern, in welcher Zeit die
Konkurrenz zwischen dem radioaktiv markierten Clostridienneurotoxin
und dem nicht markierten Liganden geschehen kann. In solchen Untersuchungen
wird, wenn der verwendete, nicht markierte Ligand derselbe ist wie
der des markierten Neurotoxins, das radioaktiv markierte Clostridienneurotoxin
von den neuronalen Zellrezeptoren verdrängt werden, wie die Konzentration
des nicht markierten Neurotoxins erhöht wird. Die Konkurrenzkurve, die
in diesem Fall erhalten wird, wird deswegen repräsentativ sein für das Verhalten
eines Liganden, das eine "hochaffine
Bindung, spezifisch für
neuronale Zellen, entsprechend jener eines Clostridienneurotoxins" zeigt, wie hierin
verwendet.
-
"Translokationsdomäne" bedeutet eine Domäne oder
ein Fragment eines Proteins, das den Transport von sich selber und/oder
anderen Proteinen und Substanzen über eine Membran oder Lipiddoppelschicht
bewirkt. Die letztere Membran kann jene eines Endosoms sein, wo
die Translokation während
des Vorgangs der rezeptorvermittelten Endozytose geschehen wird.
Translokationsdomänen
können
häufig
identifiziert werden durch die Eigenschaft, dass sie in der Lage
sind, messbare Poren in Lipidmembranen bei einem niedrigen pH-Wert
zu bilden (Shone et al., Eur. J. Biochem., 167, 175–180). Beispiele
von Translokationsdomänen
sind detaillierter unten in 1 dargestellt.
In der Anmeldung wird auf Translokationsdomänen häufig Bezug genommen als "HN-Domänen".
-
"Translokation" in Bezug auf Translokationsdomäne meint
die Aufnahmeereignisse, die nach der Bindung an die Zelloberfläche geschehen.
Diese Ereignisse führen
zu dem Transport von Substanzen in das Cytosol neuronaler Zellen.
-
"Therapeutische Substanzen" oder "Mittel" bedeutet jede Substanz,
Mittel oder Mischung davon, die, falls sie durch das modifizierte
Clostridienbindungsfragment zugeführt wird, nützlich sein würde bei
der Behandlung neuronaler Erkrankungen. Beispiele dieser schließen Arzneimittel,
Wachstumsfaktoren, Enzyme und DNS ein, verpackt in unterschiedlichen
Formen (z. B. modifizierte Viren, kationische Liposome und verdichtete DNS).
-
In
der vorliegenden Erfindung werden auch Verfahren zur Herstellung
der Polypeptide der Erfindung durch Exprimieren einer Nukleinsäure, die
das Polypeptid kodiert, in einer Wirtszelle bereitgestellt, und
die Verwendung eines Polypeptids oder einer Zubereitung gemäß der Erfindung
bei der Behandlung eines Erkrankungszustandes, der verbunden ist
mit neuronalen Zellen.
-
Die
Erfindung wird nun in den folgenden spezifischen Ausführungsbeispielen
erläutert
und wird begleitet durch Zeichnungen, in denen:
-
1 modifizierte Fragmente
schwerer Ketten von Clostridien zeigt, hergestellt durch Rekombinationstechnik
als Fusionsproteine;
-
2 zeigt modifizierte Fragmente
der schweren Kette von Clostridien, hergestellt durch Rekombinationstechnik;
Fusionsproteine können
eine oder mehrere Reinigungspeptidanhänge enthalten, um bei der Aufreinigung
des Proteins unterstützend
zu wirken; eine oder mehrere Protease-Spaltstellen können ebenfalls eingeschlossen
sein, um das Entfernen der Reinigungspeptidanhänge zu ermöglichen; ähnliche Aufreinigungsstrategien
können
auch verwendet werden für
modifizierte Clostridienbindungsfragmente, die eine Translokationsdomäne enthalten;
-
3 zeigt die Kopplung eines
modifizierten Clostridienbindungsfragmentes an eine therapeutische Substanz;
die modifizierte schwere Kette von Clostridien enthält eine Translokationsdomäne, die
eine freie Thiolgruppe hat (ein Beispiel einer Translokationsdomäne mit dieser
Eigenschaft ist die Aminosäuresequenz 194–386 vom
Diphtherietoxin), wobei eine freie Aminogruppe auf der therapeutischen
Substanz mit einem Vernetzungsreagens (z. B. SPDP; Pierce & Warriner, UK
Ltd.) modifiziert ist, welche anschließend die Konjugatbildung unter
Verwendung des freien Thiols, vorhanden auf dem modifizierten Clostridienbindungsfragment, ermöglichen
wird;
-
4 zeigt die Bildung eines
Konjugats zwischen einem modifizierten Fragment einer schweren Kette von
Clostridien und einem Oligonucleotid, wie beschrieben in Beispiel
4;
-
5 zeigt eine Strategie zur
Herstellung einer rekombinanten, modifizierten schwere Kette von
Clostridien als ein Fusionsprotein mit einer therapeutischen Polypeptidsubstanz.
Letztere ist mit der modifizierten schweren Kette von Clostridien
durch ein Linkerpeptid verschmolzen. Das Linkerpeptid enthält eine
einzige Protease-Spaltstelle (z. B. jene, die durch Thrombin erkannt
wird) und einen Cysteinrest. Beispiele von Linkerpeptiden sind (a)
CGLVPAGSGP; und (b) CGIEGRAPGP (SEQ ID Nr. 18). Der Cysteinrest
bildet eine Disulfidbrücke
mit einem anderen zugänglichen
Cysteinrest auf der Translokationsdomäne des modifizierten Fragmentes
der schweren Kette. Falls gewünscht,
kann ein zweikettiges Produkt dann durch Behandlung mit Thrombin
erzeugt werden, in welchem die therapeutische Polypeptidsubstanz
mit der schweren Kette über eine
Disulfidbrücke
gekoppelt ist;
-
6 zeigt einen Vergleich
der Bindung einer modifizierten schweren Kette mit jener des natürlichen Neurotoxins
an neuronale synaptische Membranen, wobei die modifizierte schwere
Kette die Bindungseigenschaften des Tetanusneurotoxins zeigt, wie
abgeschätzt
durch das im Beispiel 7 beschriebene Verfahren;
-
7 zeigt die Bindung einer
modifizierten schwere Kette von Clostridien, basierend auf der Bindungsdomäne des Botulinum-Typ-F-Neurotoxins,
an neuronale Membranen; in diesem Beispiel enthielt die modifizierte
schwere Kette die Translokations-(HN)-Domäne von Diphtherietoxin
und die Bindungs-(HC)-Domäne vom Typ
F Neurotoxin; und
-
8 zeigt einen Vergleich
der Molekulargrößen unter
nicht denaturierenden Bedingungen einer modifizierten schweren Kette
von Clostridien im Vergleich zu einer natürlichen schweren Kette; die
modifizierte schwere Kette von Clostridien (Diphtherie HN – BoNT/F
HC) läuft
als ein Monomer von ungefähr
70 kDa, wohingegen eine natürliche
schwere Kette (von BoNT/A) als ein Aggregat von >500 kDa läuft.
-
1 zeigt detaillierter Ausführungsbeispiele
der Erfindung, die modifizierte Fragmente von schweren Ketten von
Clostridien einbauen.
-
Die
Bindungsdomäne
wird abgeleitet von Sequenzen der Clostridienneurotoxine:
- (a) HC-Domänen,
z. B.
- BoNT/A-Reste 872–1296
- BoNT/B-Reste 859–1291
- BoNT/C-Reste 867–1291
- BoNT/D-Reste 863–1276
- BoNT/E-Reste 846–1252
- BoNT/F-Reste 865–1278
- BoNT/G-Reste 864–1297
- Tetanusreste 880–1315
- (b) Hybrid-HC-Domänen, z. B.
- Hybride der HC-Domäne von BoNT/F und Tetanus
- (c) trunkierte HC-Domänen
-
Die
Translokationsdomäne
kann aus einer Anzahl an Quellen abgeleitet werden:
-
- (a) bakterielle Toxine, z. B. Diphtherietoxinfragment
B (Reste 194–386)
- (b) virale fusogene Peptide, z. B. von Influenzavirus-Hämagglutinin
HA-2
- (c) synthetische membranunterbrechende Peptide (z. B. Plank
et al., J. Biol. Chem., 269, 12918–12924).
-
2 zeigt Beispiele von rekombinanten
Fusionsproteinen aus modifiziertem Fragment der schweren Kette von
Clostridien, welche Positionen von Reinigungspeptid-Anhängen und
spezifischen Protease-Spaltstellen zeigen (durch die Behandlung
mit der geeigneten Protease können
die Reinigungspeptid-Anhänge
von dem modifizierten Clostridienbindungsfragment entfernt werden).
-
Beispiele
der Reinigungspeptid-Anhänge
sind:
His6
S-Peptid
T7-Peptid
Calmodulinbindungspeptid
Maltosebindungsprotein
-
Beispiele
spezifischer Protease-Spaltstellen sind:
Thrombin
Enterokinase
Faktor
X
-
Beispiel 1
-
Zubereitung und Aufreinigung
rekombinanter modifizierter Fragmente schwerer Ketten von Clostridien.
-
Für alle genetischen
Manipulationen wurden molekularbiologische Standardprotokolle verwendet
(z. B. Sambrook et al., 1989, Molecular Cloning – A Laboratory Manual, zweite
Auflage, Cold Spring Harbor Press, Cold Spring Harbor, New York).
Es wurde ein vollständig
synthetisches Gen, das die HC-Bereiche des
Botulinumtoxins von C. botulinum Typ F (Reste 865–1278) und
des Tetanustoxins (Reste 880–1315)
kodiert, erzeugt unter Verwendung von Recursive-PCR-Reaktionen (Prodromou & Pearl, 1992,
Protein Engineering, 5: 827–829)
unter Verwendung von selbst-primenden Oligonucleotiden, enthaltend
die gewünschte
Sequenz. Die Codonbevorzugung und das GC/AT-Basenverhältnis wurden
angepasst für
die Erleichterung der Expression in E. coli. Fragmente wurden sequenziell
in pLitmus 38 (New England Biolabs, Inc., Beverly, MA) kloniert,
um das gesamte Gen zusammenzusetzen. Konstrukte für die Expression
wurden in pMALc2 (NEB) unterkloniert, wodurch das BamH1-EcoR1-Fragment
ersetzt wurde. Die Ligationsreaktionen wurden in E. coli JM109 (Promega)
transformiert. Plasmid-DNS wurde amplifiziert, aufgereinigt und
nach der Anwesenheit der passenden Sequenz durchsucht (Ausubel et
al., 1989, Current Protocols in Molecular Biology, John Wiley & Sons, New York).
Genkonstruktionen, von denen bestätigt wurde, dass sie die richtigen
Sequenzen enthalten, wurden dann in den Expressionswirt E. coli
BL21 (DE3) transformiert (Studier & Moffatt, 1986, Journal of Molecular Biology,
189: 113–130).
-
Zusätzliche
Sequenzen für
das Hinzufügen
von Anhängen
für die
Affinitätsaufreinigung
und eine oder mehrere spezifische Proteasestellen für die anschließende Entfernung
dieser Affinitätsanhänge wurden
ebenfalls in den Leserahmen der Genprodukte eingeschlossen.
-
Die
in pMAL exprimierten rekombinanten Proteine wurden mit aminoterminalen
Maltosebindungsprotein-Anhängen
hergestellt, wodurch ermöglicht
wurde, dass die Proteine durch Affinitätschromatographie auf Amyloseharz
aufgereinigt werden. Kurz, Kulturen von E. coli BL21 (DE3) pMALc2-HC wurden in Terrific Broth-Ampicillin (100 μgml–1)-Kanamycin
(30 μgml–1)
wachsen gelassen bis zu einem OD600 nm-Wert
von 2,5 bis 3,8 und die Proteinexpression wurde durch die Zugabe
von 1 nM IPTG für
ungefähr
2 Stunden induziert. Die Zellen wurden durch Frieren/Auftauen lysiert,
gefolgt von Beschallung, wobei die Lysate durch Zentrifugation geklärt wurden
und die Überstände auf
eine Amyloseharzsäule
geladen und mit Maltose eluiert wurden. Alle verwendeten Puffer
waren, wie vom Hersteller spezifiziert. Thrombin- oder Faktor-Xa-Proteasestellen
wurden in das Protein eingeschlossen für das anschließende Entfernen
dieser Aufreinigungsmarkierungen.
-
Andere
kodierende Sequenzen, die die Expression des gewünschten Proteins ermöglichen,
würden auch
annehmbar sein. Andere Anhänge
oder Kopplungsstellen können
auch in die Sequenz eingeschlossen werden. Beispiele einiger dieser
Möglichkeiten
sind in 2 zusammengefasst.
-
Beispiel 2
-
Erzeugung von modifizierten
Fragmenten schwerer Ketten von Clostridien
-
Unter
Verwendung der in Beispiel 1 beschriebenen Techniken wurden modifizierte
Fragmente schwerer Ketten von Clostridien durch das Verschmelzen
von Domänen
der HC-Fragmente
von entweder Botulinum-Typ-F- oder Tetanusneurotoxinen mit der Translokationsdomäne von Diphtherietoxin
konstruiert. Die Aminosäuresequenzen
der Beispiele sind in SEQ ID Nrn. 8–17 gezeigt, welche auch Beispiele
modifizierter schwerer Ketten von Tetanus wiedergeben, in welchen
das HC-Fragment ein Hybrid von Tetanus-
und Botulinum-Typ-F-Neurotoxin
ist.
-
Beispiel 3
-
Kuppeln eines
modifizierten Fragmentes schwerer Ketten von Clostridien an ein
Protein oder ein Enzym
-
Das
an das modifizierte Fragment der schweren Kette von Clostridien
zu koppelnde Polypeptid, Protein oder Enzym wird als erstes mit
einem geeigneten Vernetzungsmittel derivatisiert. Mn-Superoxiddismutase (SOD)
wurde durch die Behandlung mit einem 15 molaren Überschuss von SPDP (Pierce)
in 0,05 M HEPES-Puffer, pH 7,0, enthaltend 0,15 M NaCl, für 60 Minuten
bei 25°C
modifiziert. Der SPDP-Überschuss
wurde durch Dialyse gegen denselben Puffer bei 4°C für 16 Stunden entfernt. Die
substituierte SOD wurde dann in einem 1:5 molaren Verhältnis mit
dem modifizierten Fragment der schweren Kette von Clostridien vermischt, verschmolzen
mit einer Translokationsdomäne,
abgeleitet von Diphtherietoxin (siehe 3),
und bei 25°C
für 16
Stunden inkubiert. Nach der Inkubation wurde das mit SOD modifizierte
Clostridienbindungsfragment-Konjugat durch Gelfiltrationschromatographie
auf Sephadex G200 aufgereinigt.
-
Beispiel 4
-
Koppeln des
modifizierten Fragmentes der schweren Kette von Clostridien an verdichtete
DNS
-
Poly-L-Lysin
(Mr 1000–4000) (10 mg) für die Verwendung
bei der Kondensation von DNS wurde in 2 ml 20 mM HEPES-Puffer, pH
7,4, enthaltend 0,15 M NaCl, (HBS), gelöst. Zu dieser Lösung wurden
0,6 mg Sulpho-LC-SPDP (Pierce and Warriner, UK Ltd.) hinzugefügt und die
Mischung wurde für
30 Minuten bei 25°C inkubiert.
Das aktivierte Poly-L-Lysin wurde dann gegen HBS bei 4°C unter Verwendung
eines Dialyseschlauchs mit einem Molekulargewichtsrückhaltevermögen von
1000 dialysiert und dann auf 1 mg/ml unter Verwendung von HBS verdünnt.
-
Die
Verdichtung von DNS wurde in Glasröhrchen durchgeführt. Aufgereinigte
Plasmid-DNS, enthaltend
ein Gen, das ein therapeutisches Protein (oder ein Reportergen)
unter der Kontrolle eines geeigneten Promotors (z. B. CMV Immediate
Early oder einen für
neuronale Anwendungen spezifischen Promotor, z. B. neuronenspezifischer
Enolasepromotor) kodiert, wurde in einer Konzentration von 1 mg/ml
in HBS hergestellt und zu den Glasröhrchen hinzugefügt, gefolgt
von dem aktivierten poly-L-Lysin, wie oben zubereitet. Aktiviertes
Poly-L-Lysin wird
in unterschiedlichen Verhältnissen
zu der DNS hinzugefügt
(siehe Tabelle 2) und für
90 Minuten bei 25°C
inkubiert.
-
Tabelle
2: Kondensation von DNS mit aktiviertem Poly-L-Lysin
-
Nach
der Inkubation wurde die Größe der kondensierten
DNS-Partikel unter Verwendung eines Brookhaven-B190-Partikelgrößenbestimmungsgerätes bestimmt.
Die Inkubationsbedingungen, die den höchsten Anteil kondensierter
DNS-Partikel von weniger als 100 nm im Durchmesser ergaben, wurden
verwendet, um DNS-modifizierte Clostridienbindungsfragment-Konjugate
zu erzeugen. Modifizierte schwere Ketten von Clostridien wurden
gegen HBS dialysiert.
-
Die
dialysierten Fragmente (100 μg)
wurden dann zu 1 ml kondensierter DNS hinzugefügt und für 18 Stunden bei 25°C inkubiert,
um das modifizierte Konstrukt aus Clostridienbindungsprotein und
verdichteter DNS zu bilden (siehe 4).
-
Beispiel 5
-
Zufuhr von DNS an neuronale
Zellen über
den Rezeptor für
ein modifiziertes Fragment der schweren Kette von Clostridien
-
Das
in Beispiel 4 beschriebene Konstrukt aus der schweren Kette von
Clostridien und verdichteter DNS wurde mit 2 ml serumfreiem MEM-Medium
verdünnt.
Wachstumsmedien von NG108, die in Schalen mit 12 Vertiefungen gewachsen
waren, wurde entfernt und 1 ml des verdünnten Konstruktes wurde hinzugefügt und für 2 Stunden
bei 37°C
in der Anwesenheit von 5% CO2 inkubiert.
Wachstumsmedien (1 ml) wurden dann zu jeder Vertiefung hinzugefügt und die
Inkubation wurde unter denselben Bedingungen für 24–48 Stunden fortgesetzt. Nach
diesem Zeitraum wurden die Zellen untersucht.
-
In
Experimenten, wo die verdichtete DNS ein Reportergen enthielt, das
Grünes
Fluoreszierendes Protein kodiert, zeigten etliche der Zellen eine
sichtbare Expression des Reporterproteins, wodurch die erfolgreiche
Zufuhr der DNS in die neuronale Zelle dargestellt wurde. Zahlreiche
Kontrollexperimente wurden durchgeführt, um zu bestätigen, dass
die beobachtete Transfektion in NG108-Zellen rezeptorvermittelt
war:
Die Transfektion der NG108-Zellen wurde für abhängig befunden
von der Anwesenheit des modifizierten Fragmentes der schweren Kette
von Clostridien innerhalb von Konjugaten (keine Transfektion wurde
beobachtet mit kondensierten DNS-Partikeln alleine).
Keine
Transfektion wurde in nicht neuronalen Zellen (Vero-Zellen) unter
Verwendung der Konjugate aus schwerer Kette und DNS- beobachtet.
-
Beispiel 6
-
Zubereitung von Konjugaten
von modifiziertem Fragment der schweren Kette von Clostridien und
Mikropartikeln, bestehend aus Poly(lactid-co-glycolid)
-
398
mg Poly(lactid-co-glycolid) mit einer niedrigen internen Viskosität (3000
MW) (Boehringer Mannheim) wurden in 4 ml Dichlormethan gelöst. Dies
wurde homogenisiert bei 2000 rpm für 150 Sekunden mit 1 ml Pufferlösung, enthaltend
die therapeutische Substanz wie ein Enzym und/oder Arzneimittel.
In dem Falle der Mn-Superoxiddismutase wurden 10 mg des Enzyms in
10 mM HEPES-Puffer, pH 8,0, enthaltend 100 mM NaCl, gelöst. Die
Mischung wurde dann zu 50 ml 8% Polyvinylalkohol hinzugefügt und bei
2000 rpm für
weitere 150 Sekunden emulgiert. Die Emulsion wurde in 300 ml ultrareines
destilliertes Wasser bei 37°C
gegossen und für
30 Minuten bei 37°C
gerührt.
Die Mikropartikel wurden durch Zentrifugation bei 10.000 × g für 25 Minuten bei
20°C gesammelt
und dann in 300 ml Wasser resuspendiert und wie oben zentrifugiert.
Dieser Waschvorgang wurde dann weitere viermal wiederholt. Nach
der letzten Zentrifugation wurde das wässrige Überstandsfluid entfernt und
die Mikropartikel wurden gefriergetrocknet.
-
2
mg Poly(lactid-co-glycolid)-Mikropartikel wurden in 1 ml Aktivierungspuffer
(0,1 M MES-Puffer, pH 6,0, enthaltend 0,5 M NaCl) resuspendiert.
Festes 1-Ethyl-3-[3-dimethylaminopropyl]carbodiimid
(EDC) und N-Hydroxysulphosuccinimid (sulphoNHS) wurden auf eine
Konzentration von 2 mM bzw. 5 mM hinzugefügt und die Mischung wurde für 15 Minuten
bei 25°C
inkubiert. Die Mikropartikel wurden durch Zentrifugation für 1 Minute
bei 10.000 × g
gewaschen und in 1 ml Aktivierungspuffer resuspendiert. Der Waschschritt
wurde viermal wiederholt und dann wurden die Mikropartikel in 1
ml Aktivierungspuffer, enthaltend 33 μm eines modifizierten Fragmentes
der schweren Kette von Clostridien, resuspendiert und für 2 Stunden
bei 25°C
inkubiert. Die Reaktion wurde dann mit 10 mM Hydroxylamin abgelöscht.
-
Nach
20 Minuten bei 25°C
wurden die Mikropartikel in einem geeigneten Puffer durch Zentrifugation, wie
oben beschrieben, gewaschen.
-
Beispiel 7
-
Nachweis der hochaffinen
Bindung an neuronales Zellgewebe, gezeigt durch modifizierte Fragmente
der schweren Kette
-
Clostridienneurotoxine
können
mit 125-Jod markiert werden unter Verwendung von Chloramin-T und ihre
Bindung an verschiedene Zellen kann abgeschätzt werden durch Standardverfahren,
wie beschrieben in Evans et al., 1986, Eur. J. Biochem., 154, 409,
oder Wadsworth et al., 1990, Biochem. J., 268, 123). In diesen Experimenten
wurde die Fähigkeit
modifizierter Konstrukte der schweren Kette von Clostridien mit
natürlichen Clostridienneurotoxinen
abgeschätzt,
um um Rezeptoren, anwesend auf neuronalen Zellen oder Gehirnsynaptosomen,
zu konkurrieren. Sämtliche
Bindungsexperimente wurden in Bindungspuffern durchgeführt. Für die Botulinumneurotoxine
bestand dieser Puffer aus: 50 mM HEPES, pH 7,0, 30 mM NaCl, 0,25%
Sucrose, 0,25% Rinderserumalbumin. Für Tetanustoxin war der Bindungspuffer:
0,05M MES-Puffer, pH 6,0, enthaltend 0,6% Rinderserumalbumin. In
einem typischen Bindungsexperiment wurde das radiomarkierte Clostridienneurotoxin
auf einer festen Konzentration zwischen 1 bis 10 nM gehalten. Reaktionsmischungen
wurden durch Mischen des radioaktiv markierten Toxins mit verschiedenen
Konzentrationen unmarkierten Neurotoxins oder mit dem modifizierten
Konstrukt der schweren Kette von Clostridien zubereitet. Die Reaktionsmischungen
wurden dann zu neuronalen Zellen oder Synaptosomen aus Rattengehirn
hinzugefügt
und dann bei 0 bis 3°C
für 2 Stunden
inkubiert. Nach diesem Zeitraum wurden die neuronalen Zellen oder
Synaptosomen zweimal mit eiskaltem Bindungspuffer gewaschen und
die Menge des markierten Clostridienneurotoxins, gebunden an Zellen oder
Synaptosomen, wurde durch γ-Zählen abgeschätzt.
-
In
einem Experiment, wobei ein modifiziertes Konstrukt der schweren
Kette von Clostridien verwendet wurde, das aus einer Bindungsdomäne, abgeleitet
von Tetanustoxin, und einer Translokationsdomäne von Diphtherietoxin bestand,
wurde gefunden, dass das Konstrukt mit 125I-markiertem
Tetanusneurotoxin um neuronale Zellrezeptoren in einer ähnlichen
Weise wie unmarkiertes natürliches
Tetanusneurotoxin konkurriert (siehe 6).
Diese Daten zeigten, dass das Konstrukt Bindungseigenschaften des
natürlichen
Neurotoxins bewahrte.
-
In
einem weiteren Experiment, wobei Diphtherie-HN-BoNT/F-HC als die modifizierte schwere Kette von Clostridien
verwendet wurde, wurde das Konstrukt als konkurrierend mit 125I-markiertem
BoNT/F um Rezeptoren auf neuronalen synaptischen Membranen befunden
(7). Diese Daten zeigen,
dass die modifiziere schwere Kette von Clostridien die neuronalen
Rezeptorbindungseigenschaften von BoNT/F bewahrt.
-
Beispiel 8
-
Nicht denaturierende Gelelektrophorese,
um die Größen einer
natürlichen
schweren Kette von Botulinumtoxin (Typ A) mit jenen einer modifizierten
schweren Kette von Clostridien rekombinante Diphtherie-HN-BoNT/F-HC) zu vergleichen
-
Die
schwere Kette von Botulinum Typ A wurde aufgereinigt, wie kürzlich beschrieben
(Shone et al., 1985, Eur J. Biochemistry, 151, 75–82), und
rekombinantes Diphtherie-HN-BoNT/F-HC wurde,
wie in den Beispielen 1 und 2 beschrieben, aufgereinigt. Die modifizierte
schwere Kette von Clostridien wurde aufgereinigt als eine Fusion
mit Maltosebindungsprotein, wobei dann das Fusionsprotein durch
die Behandlung mit Faktor Xa entfernt wurde. Proben der schweren
Kette von Typ A (20 μg)
und von Diphtherie-HN-BoNT/F-HC (10 μg) wurden
auf ein 4–20%
Tris-Glycin-Polyacrylamidgel in Tris-Glycin-Puffer geladen. Proben
wurden der Elektrophorese bis zum Äquilibrium (Novex Gelsystem;
43 Volt, 16 Stunden) ausgesetzt und das Gel wurde mit Coomassie-Blau
gefärbt.
Die Ergebnisse sind in 8 gezeigt.
Die Hauptbande für
Diphtherie-HN-BoNT/F/HC scheint
sehr nahe zu seinem vorhergesagten Molekulargewicht ungefähr 70 kDa
zu wandern. Im Gegensatz dazu erscheint die natürliche schwere Kette von Typ
A als eine diffuse Bande bei ungefähr 500 kDa, verglichen mit
einem geschätzten
Molekulargewicht von 100 kDa, was die Bildung von großen Proteinaggregaten
nahe legt.
-
Beispiel 9
-
Rekombinante
Konjugate aus modifizierter schwerer Kette und Superoxiddismutase
-
Rekombinante
modifizierte Konjugate aus schwerer Kette und Superoxiddismutase
wurden zubereitet, umfassend eine Kombination der folgenden Elemente:
- – eine
bakterielle Superoxiddismutase von Bacillus stearothermophilus;
- – einen
Linkerbereich, der die Bildung einer Disulfidbindung zwischen der
Superoxiddismutase und der Translokationsdomäne ermöglicht, und der auch eine einzige
Protease-Spaltstelle für
die Spaltung durch Faktor Xa oder Thrombin enthält, um die Bildung eines zweikettigen
Moleküls
zu erlauben;
- – eine
Translokationsdomäne
von Diphtherietoxin oder ein endosomolytisches (fusogenes) Peptid
von Influenzavirus-Hämagglutinin;
und
- – eine
für neuronale
Zellen spezifische Bindungsdomäne
von Tetanus- oder Botulinumneurotoxin Typ F.
-
Die
Sequenzen dieser modifizierten Konjugate aus schwerer Kette und
Superoxiddismutase sind in den SEQ ID Nrn. 3–7 gezeigt.
-
Um
die Art ihrer Struktur zu bestätigen,
wurden die rekombinanten Konjugate aus der modifizierten schweren
Kette von Clostridien und Superoxiddismutase zu der Doppelkettenform durch
Behandlung mit einer einzigen Protease umgewandelt, entsprechend
der Spaltstellensequenzen innerhalb des Linkerbereichs. Konjugate,
die die Thrombinspaltstelle enthalten, wurden mit Thrombin (20 μg pro mg
Konjugat) für
20 Stunden bei 37°C
behandelt; Konjugate; enthaltend die Faktor-Xa-Spaltstelle, wurden
mit Faktor Xa (20 μg
pro mg Konjugat) für
20 Minuten bei 22°C
behandelt.
-
Auf
SDS-PAGE-Gelen erschienen unter nicht reduzierenden Bedingungen
die Konjugate als eine Bande mit einer Molekularmasse von ungefähr 120 kDa.
In der Anwesenheit von reduzierendem Mittel (Dithiothreitol) wurden
zwei Banden bei ungefähren
molekularen Massen von 70 und 30 kDa beobachtet, entsprechend der
modifizierten schweren Kette von Clostridien bzw. der Superoxiddismutase.
Diese Daten erläutern,
dass nach der Behandlung mit der einzigen Protease die Konjugate
aus den letzteren beiden Bestandteilen bestehen, die über eine
Disulfidbrücke
gekoppelt sind. TABELLE
1. Beispiele möglicher
therapeutischer Verwendungen modifizierter Clostridienbindungsfragmente
SEQUENZEN
DER KONJUGATE AUS MODIFIZIERTER SCHWERER KETTE VON CLOSTRIDIEN UND
SUPEROXIDDISMUTASE