DE4446650A1 - Verfahren zur Herstellung künstlicher Fingernägel und Nagelprothesen, sowie gelförmige Substanzen zu deren Herstellung - Google Patents

Verfahren zur Herstellung künstlicher Fingernägel und Nagelprothesen, sowie gelförmige Substanzen zu deren Herstellung

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    • A45DHAIRDRESSING OR SHAVING EQUIPMENT; EQUIPMENT FOR COSMETICS OR COSMETIC TREATMENTS, e.g. FOR MANICURING OR PEDICURING
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  • Macromonomer-Based Addition Polymer (AREA)
  • Cosmetics (AREA)
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Description

Finger- und Fußnägel sind natürliche Anhangsgebilde der menschlichen Haut, die dem Schutz feiner Nervenenden an den Endgliedern von Händen und Füßen dienen. Die Hornplatte muß daher fest und elastisch sein, eine ausreichende Härte aufweisen und resistent gegen Wasser, verschiedene Detergentien und andere natürliche oder künstliche Stoffe sein.
Obwohl bei den meisten Menschen diese Anforderungen bereits durch den Naturnagel erfüllt werden, besteht doch in einer Reihe von Fällen das Bedürfnis, diesen zu verstärken, zu verlängern und zu reparieren. Darüberhinaus werden kosmetische Anforderungen gestellt, die nur durch Zuhilfenahme moderner künstlicher Mittel erreicht werden können. Demzufolge bezieht sich die Erfindung auf ein Verfahren zur Modellierung künstlicher Fingernägel sowie auf die Zusammensetzung, Herstellung und Verwendung hierzu geeigneter Mittel.
Aufgabengemäß soll die Nagelplatte des natürlichen Fingernagels mittels einer streichfähigen, gelförmigen Modelliermasse verstärkt, verlängert und ausgebessert werden. Dabei soll der künstliche Teil des Nagels fest mit dem Naturnagel verbunden sein, ohne dessen Wachstum zu behindern. Der Verbund soll die Schutzfunktion des natürlichen Fingernagels verstärken, also fest und elastisch, mit den üblichen Geräten formbar, insbesondere schleif- und polierbar sein, sowie den gewählten kosmetischen Anforderungen hinsichtlich Form, Farbe und Glanz, entsprechen. Darüberhinaus müssen die Prozeduren zur Herstellung solcher Gebilde in zumutbarer Zeit zu einem Ergebnis führen, das es der Trägerin gestattet, normalen Tätigkeiten nachzugehen, ohne die Beschädigung der künstlichen Fingernägel befürchten zu müssen.
Es sind bereits künstliche Fingernägel in unterschiedlichen Ausführungsformen bekannt. So beschreibt die Offenlegungsschrift DE 36 20 568 A eine Fingernagelspitze in Form einer gewebeverstärkten Kunststoffschicht, die aufgeklebt und mittels weiterem Klebstoff aufgefüllt und modelliert werden kann. Der verwendete Sekundenkleber erfordert ein hohes Maß an handwerklichem Geschick, da infolge der extrem kurzen Aushärtungszeit keine Korrekturmöglichkeit bei der Befestigung des vorgeformten Teils besteht. Außerdem ist die dekorative Gestaltung der Oberflächen nicht in das Verfahren integriert.
Das Verfahren gemäß Offenlegungsschrift DE 40 24 125 A1 versucht diese Nachteile zu umgehen, indem bereits verschiedene Arbeitsschritte der Modellage in die Herstellung eines selbstklebenden, weichmacherhaltigen Laminats einbezogen sind. Für die Verlängerung von Nagelspitzen kann dieses eine gute Möglichkeit sein, für den Aufbau unregelmäßiger Prothesen und zur Verstärkung ist die Methode nicht geeignet. Weiterhin erfolgt das "Finish" mit klassischem Nagellack auf Basis Nitrocellulose-Kombinations-Lack mit seinen allseits bekannten Problemen.
In der Offenlegungsschrift DE 29 02 029 wird versucht, den Aufbau eines künstlichen Fingernagels dadurch zu erreichen, das der Naturnagel durch Aufkleben eines vorgeformten Kunststoffblättchen verlängert wird und die Übergänge mit "körnigem Material" aufgefüllt werden, das ebenso wie das Kunststoffblättchen mittels eines Klebemittels auf Basis Cyanoacrylat verbunden wird. Nachteilig wirkt hier wieder die rasche Aushärtung des Klebers, der weder ein glattes Modellieren im flüssigen Zustand, noch die Einbeziehung von Farbstoffen und Glanzpigmenten in die Deckschicht zuläßt.
Weitere Möglichkeiten sind in den US-Patentschriften 4.007.748, 3.552.401, 3.502.088 und 2.073.867 beschrieben. In der Nagelprothetik sind Verfahren in Gebrauch, bei denen die zu bearbeitende Nagelplatte mit kurz vorher zu mischenden, chemisch härtenden Epoxidharzen aufgefüllt und modelliert wird. Für die Verlängerung und Verstärkung, einschließlich einer dekorierenden Behandlung ist diese Methode weniger geeignet und wird selten benutzt, zumal die Durchhärtung des Prothesenmaterials mehrere Minuten in Anspruch nimmt.
In der Praxis werden häufig auch unter UV-Licht härtende Kunststoffgele verwendet, die in Bezug auf die gewünschten Verarbeitungseigenschaften o.g. Vorstellungen schon recht nahe kommen. Unbefriedigend ist noch die verhältnismäßig lange Durchhärtungszeit von je 90 sec. je Schicht sowie die Notwendigkeit, die abschließende Dekorschicht mittels klassischer Nitrocellulosenagellacke herzustellen, wobei die vorteilhaften physikalischen Eigenschaften der Polyacrylate teilweise wieder verloren gehen.
Erfindungsgemäß bestand die Aufgabe also darin, die Zusammensetzung der künstlichen Fingernägel so zu modifizieren, das bei guten mechanischen Eigenschaften sowie sehr guter Haftung und Chemikalienbeständigkeit, Durchhärtungszeiten von ca. 30 sec. je Schicht erreicht werden. Außerdem sollte das Polymermaterial selbst als Bindemittel für die Einarbeitung von Farbstoffen und Pigmenten dienen, ohne das diese die UV-Härtung stören würden. Das Verfahren selbst war so zu gestalten, daß der komplette Aufbau künstlicher Fingernägel entsteht.
Gelöst wird die Aufgabe durch die in den Patentansprüchen 1 und 5 angegebenen Merkmale. Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen sind in den Unteransprüchen angegeben.
Durch Aufbringen UV-härtender Acrylatgele lassen sich folgende Verfahrensziele erreichen:
  • a. Verstärkte Fingernägel normaler Länge mit und ohne farbige Deckschicht
  • b. Verlängerte Fingernägel mit und ohne farbige Deckschicht.
  • c. Ausbesserungen an einzelnen Nägeln, naturfarben.
  • d. Ausbesserungen an einzelnen Nägeln, anschließende komplette Dekorierung mit und ohne Verstärkung bei normaler Länge.
Hierzu sind bei einer kompletten Behandlung folgende Arbeitsschritte durchzuführen:
  • a. Naturnagel schleifen und feilen bis eventuell lose, eingerissene oder verdickte Stellen beseitigt sind (Nagelprothetik) und kein Glanz mehr zu sehen ist.
  • b. bei Nagelverlängerung: passende Kunststoffblättchen auswählen und im vorderen Bereich des Naturnagels mittels Cyanoacrylatkleber aufkleben, nach 2-3 Min. Trockenzeit auf passende Länge und gewünschte Form kürzen, Ränder und Übergänge sorgfältig feilen bis die endgültige Form erreicht ist und die Oberfläche gleichmäßig matt erscheint, bei Nagelprothetik: tiefliegende Nagelfalze mit trockenen Copoline-Streifen tamponieren, bei Verstärkung: ohne weitere Vorbereitung.
  • c. Grundiergel I mit dem Pinsel dünn auftragen und gleichmäßig verstreichen,so daß die Masse nicht die Ränder und die umgrenzende Haut berührt; ggf. mittels Holzstäbchen entfernen; Gelauftrag unter UV-Lampe (5 × 9 Watt; Wellenlänge 380-450 nm) in 30 sec. durchhärten.
  • d. Modelliergel II auftragen und modellieren bis die gewünschte Schichtdicke von ca. 1,5 mm erreicht und Übergänge und Vertiefungen ausgeglichen sind. Die fertig modellierten Gelüberzüge werden unter den gleichen Bedingungen wie die Grundierung (vgl. Pkt. c.) ausgehärtet. Die mit einer Belichtung auszuhärtende Schichtdicke kann bis 0,5 mm betragen, jedoch sollte bei diesen sehr großen Schichtdicken mehrfach aufgetragen und gehärtet werden. Eine Verbesserung der Haftung ist die Folge, da die durch Schrumpfung bedingten Spannungen in der Schicht weniger in Erscheinung treten.
  • f. Trocken reiben und durch mechanische Bearbeitung den Nagel auf die endgültige Form bringen.
  • g. Farbgel auswählen, in gewünschter Schichtdicke bzw. Farbtiefe gleichmäßig auftragen und unter o.g. Bedingungen härten, Oberfläche ggf. trocken reiben und polieren.
Zur Verwirklichung dieser Zielstellungen und des vergleichsweise gut handhabbaren Verfahrens wurde erfindungsgemäß gefunden, daß eine geeignete Kombination der Harzkomponenten, mehrfunktionelle aliphatische Urethanacrylate in Verbindung mit partiell acrylierten Epoxidharzen, mit den Vernetzern und reaktiven Verdünnern, meist mehrfunktionelle aliphatische und zyklische Acryloligomere bzw. entsprechende Monomere, die mechanischen Eigenschaften sicher stellt, während ein doppelt wirkendes System von Photoinitiatoren die Reaktionszeit erheblich senkt, wobei sich der Bereich der mit einer Belichtung zu härtenden Schichtdicke sich bis auf 0,5 mm erweitern läßt. Überraschenderweise garantiert dieses Photoinitiatorensystem nicht nur die vollständige Durchhärtung in, für diese Systeme großen Schichtdicke, sondern läßt auch die Gegenwart von Pigmenten und Farbstoffen zu, die in ähnlichen Wellenlängenbereichen UV-Licht absorbieren. In Gegenwart von glanzgebenden Pigmenten, deren Glanzeffekt auf der doppelten Lichtbrechung beim Durchgang durch Medien unterschiedlicher Brechungsindices beruht, scheint die Photopolymerisation der Acrylate noch beschleunigt zu werden. Somit kommen für die Einfärbung der erfindungsgemaßen "Farbgele" Titandioxid, alle in der dekorativen Kosmetik zugelassenen Pigmentfarbstoffe, sowie auf Basis von metalloxidbeschichteten Glimmerplättchen hergestellte Glanzpigmente in Betracht. Auch die Gegenwart anderer Feststoffe stört die Polymerisation nicht, so daß z. B. hochdisperse Kieselsäure zur Einstellung der Viskosität ohne Schwierigkeiten verwendet werden kann.
Zur Einarbeitung der Pigmente eignen sich die gleichen Methoden, die zur Einfärbung von Nagellacken Verwendung finden, wenn dafür gesorgt wird, daß das Lösungsmittel, meist Ethylacetat, vor dem Abfüllen des Produkts entfernt wird.
Nachfolgende Ausführungsbeispiele verdeutlichen den prinzipiellen Aufbau solcher, für die UV-Lichthärtung bestimmten Polymermischungen:
Bsp. 1: klares, hautfarbenes Gel mit sehr guter Haft- und Kratzfestigkeit, Viskosität: < 30 000 mPa·s
Bsp. 2: opakes, hautfarbenes Gel mit guter Haftung und Elastizität, geringe Schrumpfung, Durchhärtung in Schichten bis 0,5 mm, Viskosität < 50 000 mPa·s
Bsp. 3: Farbgel mit Perlglanzeffekt, sehr gute Haft- und Kratzfestigkeit, Viskosität: < 20 000 mPa·s.

Claims (8)

1. Verfahren zur Herstellung künstlicher Fingernägel und Nagelprothesen, dadurch gekennzeichnet, daß
  • - die Oberfläche des Naturnagels mechanisch aufgerauht wird,
  • - bei Verlängerung geeignete Hilfsmittel, nämlich Schablonen oder Unterlagen aus Kunststoff auf dem Naturnagel fest verklebt,
  • - bei Prothetik Tamponstreifen aus zelluloseartigen oder textilen Materialien lose aufgelegt werden,
  • - die Hilfsmittel auf die gewünschte Form gekürzt und der Gesamtaufbau aufgerauht,
  • - auf den vorbereiteten Naturnagel und die aufgebrachten Hilfsmittel gelförmige polymerisierbare Substanzen schichtweise aufgetragen,
  • - diese mittels UV-Strahlung gehärtet und
  • - durch mechanische Bearbeitung ausgeformt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Aushärten durch Bestrahlung mit einer UV-Strahlung im Wellenbereich 370-450 nm initiiert wird.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die aufgebrachten gelförmigen polymerisierbaren Substanzen bis zu einer Schichtdicke von 0,5 mm in einem Schritt gehärtet werden können.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der schichtweise Aufbau des künstlichen Teils des Fingernagels aus einer oder mehreren Schichten mit gleicher Zusammensetzung oder aber aus mehreren Schichten unterschiedlicher Zusammensetzung hergestellt sein kann.
5. Gelförmige Substanzen für den Aufbau künstlicher Fingernägel, dadurch gekennzeichnet, daß diese aus hochreaktiven Mischungen, bestehend aus
  • - ein- oder mehrfachfunktionellen Urethanacrylaten (Harzkomponente),
  • - partiell acrylierten Epoxidharzen,
  • - ein- oder mehrfachfunktionellen Acrylat-Oligomeren (Vernetzer),
  • - ein- oder mehrfachfunktionellen Acrylat-Monomeren (reaktive Verdünner),
  • - UV-Initiatoren als Mischung einer Substanz vom Acetophenontyp, nämlich 2-Hydroxy-2-methyl-1-methylpropan-1-on (HMPP) mit einem Acylphosphinoxid (APO), nämlich 2.4.6.-Trimethyl-benzoyldiphenylphosphinoxid aufgebaut sind.
6. Gelförmige Substanzen nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die ein- und mehrfunktionellen Urethanacrylate in der Hauptmasse aus aliphatischen di- und trifunktionellen Verbindungen bestehen, jedoch mindestens zehn Masseprozent eines hexafunktionellen Urethanacrylates enthalten.
7. Gelförmige Substanzen nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß zur Erzeugung dekorativer Effekte sowie zur Einstellung optimaler Verarbeitungs- und Lagerungseigenschaften bis zu sechs Masseprozente Titandioxid, Pigmentfarbstoffe, Glanzpigmente (mit Metalloxiden beschichtete Glimmer), hochdisperse Kieselsäure, Antimykose-Wirkstoffe, UV-Inhibitoren und andere Substanzen enthalten sein können.
8. Gelförmige Substanzen nach den Ansprüchen 5 und 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Einarbeitung der für die Kosmetik zugelassenen Farbpigmente durch Verwendung des bekannten Batch-Verfahrens, Zumischung von in Ethylacetat gelösten Nitrocellulose-Farbchips, erfolgen kann.
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