DE4439143A1 - Drehanoden-Röntgenröhre mit einem Gleitlager - Google Patents
Drehanoden-Röntgenröhre mit einem GleitlagerInfo
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Description
Die Erfindung betrifft Drehanoden-Röntgenröhre mit einem
Gleitlager, das einen festen und einen drehbaren Lagerteil
mit einander zugewandten Lagerflächen umfaßt, von denen
wenigstens eine mit einem Rillenmuster versehen ist, wobei
sich zwischen den Lagerflächen ein zumindest im Betriebs
zustand flüssiges Schmiermittel befindet. Eine solche
Drehanoden-Röntgenröhre ist aus der EP-OS 578 314
(US-Ap 88466) bzw. aus der EP-OS 378 274
(US-PS 5,077,775) bekannt. Bei rotierender Drehanode ver
teilt sich das Schmiermittel im Rillenmuster so, daß sich
ein hydrodynamischer Schmierfilm ausbildet und die beiden
Lagerteile aufeinander "schwimmen". Das Lager arbeitet
dann praktisch verschleißfrei.
Obwohl Galliumlegierungen, die bei derartigen Drehanoden-
Röntgenröhren im allgemeinen als Schmiermittel verwendet
werden, sehr gute Schmiereigenschaften haben, kann es
dabei gleichwohl zum Verschleiß der Lagerflächen kommen,
nämlich dann, wenn das Schmiermittel nach längerem Still
stand der Drehanode oder nach einem Abbremsvorgang des
Lagers bei hohen Temperaturen (bzw. niedriger Schmier
mittelviskosität) weitgehend aus dem Bereich des Rillenmu
sters herausgedrängt wird.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, diesen Ver
schleiß zu verringern. Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß
dadurch gelöst, daß dem Schmiermittel ein Feststoff mit
niedriger Gleitreibung zugesetzt ist.
Im Normalbetrieb, d. h. bei rotierendem Gleitlager, ist der
Feststoffzusatz praktisch unwirksam. Bei den Start- und
Stoppvorgängen des Gleitlagers jedoch trennt der Feststoff
die Lagerflächen voneinander und vermindert dadurch den
Lagerverschleiß.
Als Feststoff ist im Prinzip jeder Trockenschmierstoff
geeignet, der weder mit den Lagerflächen noch mit dem
Schmiermittel reagiert, der den Gleitreibungskoeffizienten
zwischen den Lagerflächen herabsetzt und der das Vakuum in
der Röntgenröhre nicht beeinträchtigt.
Eine Weiterbildung der Erfindung sieht vor, daß der Fest
stoffgehalt zwischen 0,05 und 5 Gew.%, vorzugsweise zwi
schen 0,1 und 2 Gew.-%, insbesondere bei 0,3 und 1 Gew.%
liegt. Es empfiehlt sich, den Feststoffgehalt innerhalb
der angegebenen Grenzen zu wählen; bei einem niedrigeren
Gehalt läßt die Wirksamkeit nach und bei einem höheren
Gehalt besteht die Gefahr, daß der Feststoff das Rillenmu
ster zusetzt.
Die Erfindung wird nachstehend anhand einer Zeichnung
näher erläutert. Die in der Zeichnung dargestellte Dreha
noden-Röntgenröhre besitzt einen Metallkolben 1, an dem
über einen Isolator 2 die Kathode 3 und über einen zweiten
Isolator 4 die Drehanode befestigt ist. Die Drehanode
umfaßt eine Anodenscheibe 5, auf deren der Kathode 3 ge
genüberliegenden Fläche beim Einschalten einer Hochspan
nung Röntgenstrahlung erzeugt wird. Die Röntgenstrahlung
kann durch ein Strahlenaustrittsfenster 6 im Kolben aus
treten, das vorzugsweise aus Beryllium besteht. Die Ano
denscheibe 5 ist über ein Gleitlager mit einem Trägerkör
per 7 verbunden, der an dem zweiten Isolator 4 befestigt
ist. Das Gleitlager umfaßt eine fest mit dem Trägerkörper
7 verbundene Lagerachse 8 und eine die Lagerachse 8 kon
zentrisch umschließende Lagerschale 9, die an ihrem unte
ren Ende einen Rotor 10 zum Antrieb der am oberen Ende
befestigten Anodenscheibe 5 aufweist.
Die Lagerachse 8 und die Lagerschale 9 bestehen aus einer
Molybdän-Legierung (TZM). Statt dessen kann aber auch Mo
lybdän oder eine Wolfram-Molybdän-Legierung verwendet
werden. Bei der dargestellten Konfiguration ist die Lager
achse 8 der feststehende und die Lagerschale 9 der rotie
rende Lagerteil; es versteht sich aber von selbst, daß die
Erfindung auch bei solchen Gestaltungen des Gleitlagers
anwendbar ist, bei denen die Lagerachse rotiert und die
Lagerschale feststeht.
An ihrem oberen Ende ist die Lagerachse 8 mit zwei in
axialer Richtung gegeneinander versetzten Rillenmustern 11
zur Aufnahme radialer Kräfte versehen. Im Anschluß an die
Rillenmuster hat die Lagerachse 8 einen mehrere Millimeter
dicken Abschnitt 14, dessen Durchmesser wesentlich größer
ist als der Durchmesser des übrigen Teils der Lagerachse
8. Darunter folgt wiederum ein Abschnitt, dessen Durch
messer zumindest annähernd dem Durchmesser der Lagerachse
8 im oberen Bereich entspricht und der mit dem Trägerkör
per 7 verbunden ist. Die Innenkontur der Lagerschale ist
dem Abschnitt 14 angepaßt.
Die freien Stirnflächen auf der Ober- und auf der Unter
seite des Abschnitts 14 sind mit einem Rillenmuster verse
hen, das sich aus Paaren von aufeinander zulaufenden Ril
len zusammensetzt. Vorzugsweise verlaufen die Rillen dabei
entsprechend den Bogenstücken von zwei logarithmischen
Spiralen mit entgegengesetztem Umlaufsinn. Hierdurch kön
nen in axialer Richtung wirkende Kräfte aufgenommen wer
den.
Der Spalt zwischen der Lagerachse 8 und der Lagerschale 9
ist zumindest im Bereich des Rillenmusters mit einem flüs
sigen Schmiermittel gefüllt, vorzugsweise einer Galli
umlegierung. Die Breite des Spaltes kann der Tiefe der
Rillen entsprechen und in der Praxis beispielsweise zwi
schen 10 µm und 30 µm liegen. Wenn die Drehanode in der
vorgeschriebenen Drehrichtung rotiert, wird das Schmier
mittel in den Bereich der Rillenmuster transportiert, in
dem die Rillenmuster paarweise zusammenlaufen. Hier baut
sich in dem Schmiermittel ein Druck auf, der radial bzw.
axial auf das Lager wirkende Kräfte aufnehmen kann, und
die Lagerschale 9 "schwimmt" in diesem Zustand auf der
Lagerachse 8.
Erfindungsgemäß ist dem Schmiermittel ein Feststoff zu
gesetzt, der bei den Start- und Stoppvorgängen die Reibung
zwischen der Lagerschale 9 und der Lagerachse verringert.
Im folgenden werden einige dafür geeignete Schmiermittel
zusätze genannt:
- a) Wolframdiselenid (WSe₂) oder Tantaldiselenid (TaSe₂). Diese Feststoffe verhindern den Verschleiß dadurch, daß sie mit ihrer lammelaren Kristallstruktur zwi schen den Lagerteilen und dem Einfluß der tangential wirkenden Scherkräfte in sich selbst abscheren.
- b) Molybdändisulfid. Der, Wirkungsmechanismus entspricht demjenigen der unter a) erwähnten Selenide. Der Glei treibungskoeffizient zwischen nicht geschmierten TZM- bzw. Molybdän-Lagerflächen wird durch den Zusatz von Molybdänsulfid auf weniger als ein Zehntel seines Wertes ohne diesen Feststoff herabgesetzt.
Die guten Schmiereigenschaften der unter a) und b)
angeführten Zusatzstoffe sind bekannt. So ist in der
US-PS 3,427,244 ein sich selbst schmierender Körper
beschrieben, der aus einem unter Druck und Temperatur
verfestigten Sintergemisch aus drei Komponenten her
gestellt ist: 10 bis 30 Gew.% einer Galliumlegierung,
90 bis 70 Gew.% eines festen Schmiermittels, das
durch ein Sulfid oder ein Selenid von Wolfram oder
Molybdän gebildet wird, und ein Füllmittel aus einem
Metallpulver.
- c) Monodisperse Oxidpartikel. Dabei handelt es sich um Partikel beispielsweise aus Siliziumdioxid (SiO₂). die Herstellung dieser von der Firma Ernst Merck ver triebenen Partikel ist in der EP-PS 216 278 beschrie ben. Diese Partikel haben die Form von Kugeln, deren mittlerer Durchmesser je nach Wahl der Parameter des Herstellungsprozesses zwischen 10 und 2000 nm betra gen kann. Bei einem Start- oder Stoppvorgang befinden sich diese Mikro-Kugeln zwischen den Lagerflächen der sich relativ zueinander verschiebenden Lagerteile 8,9, so daß diese aufeinander abrollen.
- d) Fullerene. Die aus der Zeitschrift "Scientific Ameri can", Okt. 1991, Seiten 32 bis 41 bekannten Fullerene haben Kugelform, wenn sie aus C₆₀ Molekülen bestehen. Es ergibt sich im Hinblick auf die Reibung zwischen den Lagerteilen daher ein ähnlicher Mechanismus wie bei den monodispersen Partikeln.
Wenn der Anteil des Feststoffs in dem Schmiermittel-
Feststoffgemisch zwischen 0,05 und 5 Gew.% liegt, ergeben
sich brauchbare Ergebnisse; gute Ergebnisse ergeben sich
bei einem Feststoffgehalt zwischen 0,1 und 2 Gew.% und
optimale Ergebnisse bei einem Gehalt zwischen 0,3 und 1
Gew.-%. Bei niedrigeren Anteilen ergibt sich nur noch eine
eingeschränkte Wirksamkeit und bei höheren Anteilen be
steht die Gefahr, daß die Rillen des Rillenmusters von dem
Feststoff zugesetzt werden, was die Funktionsfähigkeit des
Lagers im Normalbetrieb (rotierende Drehanode) beeinträch
tigen kann.
Claims (7)
1. Drehanoden-Röntgenröhre mit einem Gleitlager, das einen
festen und einen drehbaren Lagerteil (8, 9) mit einander
zugewandten Lagerflächen umfaßt, von denen wenigstens eine
mit einem Rillenmuster (11) versehen ist, wobei sich zwi
schen den Lagerflächen ein zumindest im Betriebszustand
flüssiges Schmiermittel befindet,
dadurch gekennzeichnet, daß dem Schmiermittel ein Fest
stoff mit niedriger Gleitreibung zugesetzt ist.
2. Drehanoden-Röntgenröhre nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß als Schmiermittel eine Galli
umlegierung vorgesehen ist.
3. Drehanoden-Röntgenröhre nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß der Feststoff aus Wolfram-
oder Tantaldiselenid besteht.
4. Drehanoden-Röntgenröhre nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß der Feststoff aus Molybdändi
sulfid besteht.
5. Drehanoden-Röntgenröhre nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß der Feststoff aus monodisper
sen Oxidpartikeln besteht.
6. Drehanoden-Röntgenröhre nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß der Feststoff aus Fullerenen
besteht.
7. Drehanoden-Röntgenröhre nach Anspruch 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß der Feststoffgehalt zwischen
0,05 und 5 Gew.%, vorzugsweise zwischen 0,1 und 2 Gew.-%,
insbesondere bei 0,3 und 1 Gew.% liegt.
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