DE4438939C2 - Verfahren und Einrichtung zum Reinigen von Trinkwasserleitungen und zum Spülen von Trinkwasserleitungsnetzen - Google Patents
Verfahren und Einrichtung zum Reinigen von Trinkwasserleitungen und zum Spülen von TrinkwasserleitungsnetzenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Einrichtung zum Reinigen von Trinkwasserleitungen und
zum Spülen von Trinkwasserleitungsnetzen, die sich in Betrieb befinden.
Wenn die Transportkapazität einer Rohrleitung oder der hygienische Zustand einer
Trinkwasserleitung erheblich beeinträchtigt ist, kann durch Reinigen Abhilfe geschaffen
werden. Die einfachste Art der Reinigung ist das Leitungsspülen, das jedoch nicht ausreicht,
wenn Inkrustationen entfernt werden müssen. Durch eine Erhöhung der Fließgeschwindigkeit
kann die Spülwirkung verbessert werden. Eine weitere Möglichkeit zur Erhöhung der
Spülwirkung ist die in "Handbuch für Rohrnetzmeister", 3. Auflage 1994, Seite 350,
beschriebene Luft-Wasser-Spülung, bei welcher in einer abgeschieberten Leitungsstrecke unter
gleichzeitigem geringen Öffnen des Absperrschiebers Preßluft durch einen Hydranten
eingeblasen wird. Zum durchfließenden Wasser wird etwa 50% Luft in Stößen zugegeben, da
ständiges Zugeben der Luft einen nur geringen Erfolg bewirkt. Bei diesem Verfahren muß aber
mit dem Auftreten von Druckstößen gerechnet werden.
Bekannt sind auch Spülverfahren mit einer Reinigungsflüssigkeit bei gleichzeitiger Einleitung
von Gasen oder Druckluft zum Spülen von gering dimensionierten Leitungsnetzen mit
begrenzter räumlicher Ausdehnung, beispielsweise in Hauswasserinstallationen oder
Heizkreisen in Gebäuden oder bei unterirdisch verlegten Rohrleitungen in vergleichbarer
Größenordnung bei innerbetrieblichen Rohrleitungssystemen.
Mit der DD PS 148 731 ist bereits ein Verfahren zur Reinigung einer innerbetrieblichen
Rohrleitung für die Ableitung von faserstoffhaltigen Abwassersuspensionen aus
Papiermaschinen bekannt gemacht worden, welches sich die reinigende Wirkung von im
Spülwasser mitgeführten Luftblasen nutzbar macht. Das Verfahren einer Wasser-Luft-Spülung
für die Reinigung von Abwasserleitungen an Papiermaschinen besteht im wesentlichen darin,
daß durch stoßweise Zugabe von Druckluft zum Spülwasserstrom, in gleichmäßigen oder
ungleichmäßigen Intervallen, bei einem üblicherweise niedrigen Druck in der Abwasserleitung
eine höhere Reinigungswirkung gegenüber den bekannten Spülverfahren erreicht werden soll.
Die Druckluftzugabe in den Spülwasserstrom der zu reinigenden Rohrleitung erfolgt in bis zu
sechzig Sekunden dauernden Intervallen bei einem Druck von 60 kPa. Die zu dosierende
Luftmenge beläuft sich hierbei auf das 0,5 bis 3-fache des in cm² bezifferten Rohrquerschnittes.
Bei einem normalerweise vorliegenden Rohrleitungsquerschnitt einer Abwasserleitung DN 150
beträgt die dosierte Luftmenge demgemäß circa 20 Liter pro Sekunde. In dieser
Größenordnung teilt sich die in den Spülwasserstrom eingeleitete Druckluft bereits während
des Eindosierens in eine Vielzahl von kleineren Luftbläschen, die in der Spülflüssigkeit eine nur
geringe Reinigungswirkung bewerkstelligen. Nachteilig ist außerdem bei einer geringen
Reinigungswirkung der relativ hohe Druckluftverbrauch und der große Zeitaufwand, der bei
einer Intervalldauer von 60 Sekunden und nach 15 Perioden mindestens eine halbe Stunde
beträgt. Außerdem bewirkt die stoßweise Zugabe von Druckluft über die Reinigungswirkung
hinaus durch die Periodizität der Druckluftzugabe ständige Druckschwankungen, die ein
starkes Pulsieren des Spülstromes hervorrufen.
Derartige Pulsationen bewirken über das reguläre Maß hinausgehende Druckspitzen in der
Abwasserleitung, welche den normalerweise herrschenden Betriebsdruck überschreiten und
eine Zerstörung der Abwasserleitung bewirken können. Aus diesem Grunde ist dieses
Verfahren beispielsweise zum Reinigen von unterirdisch verlegten Rohrleitungssystemen oder
zum Spülen von Rohrleitungen der öffentlichen Trinkwasserversorgung nicht geeignet, weil bei
diesen Versorgungsleitungen der beim Reinigen der Rohrleitungen auftretende Spüldruck nicht
wesentlich höher als der Betriebsdruck, aber keinesfalls höher als der Nenndruck der
Rohrleitung ausfallen sollte. Zum Spülen einer Rohrleitung der öffentlichen
Trinkwasserversorgung wäre demzufolge deren Außerbetriebnahme erforderlich, was in der
Praxis nicht oder nur in seltenen Fällen zu gewährleisten ist.
Ein weiteres auf dem Prinzip der Wasser-Luft-Spülung beruhendes Verfahren wurde in der
späteren DE 35 28 648 A1 zur Reinigung einer Hauswasserleitung bei einem
Neubau vorgeschlagen. Es beinhaltet ein Spülverfahren unter gleichzeitiger Einleitung von
Preßluft aus einer Preßluftflasche. Die Einspeisung der Preßluft erfolgt in periodischen
Druckluftstößen, welche mit Hilfe einer pneumatisch arbeitenden Servo-Ventilsteuerung
ausgelöst werden. Die Druckluftstöße sind durch die Größe der in die Zuleitung geschalteten
Zwischenbehälter definiert und stehen in keiner unmittelbaren Beziehung zu der Dimension
oder der Länge der zu reinigenden Rohrleitung. Die Druckluftstöße sind auf eine Dauer von 3-10
Sekunden und einen Druck von 8-10 bar festgelegt. Beim Spülen wird der normale
Wasserdruck von 7 bar verwendet, wodurch sich für die Druckluft ein Überdruck von 1-3 bar
ergibt. Infolgedessen ist dieses Verfahren für die Reinigung einer öffentlichen
Trinkwasserversorgungsleitung ebensowenig geeignet.
Zur Minderung der durch hohe Druckspitzen auftretenden Nachteile wurde in der DE
37 22 549 C2 ein hydrodynamischer Druckspeicher mit einem Gasdruckpolster
vorgesehen, welcher mit einem gewissen Gasdruck vorgespannt ist und die Aufnahme von über
das normale Maß hinausgehenden Druckstößen in der Trinkwasserleitung ermöglichen soll. Da
das Aufnahmevermögen des hydrodynamischen Druckspeichers zum Speichern von
Druckstößen begrenzt ist, kommt eine Anwendung der Vorrichtung auch in einem öffentlichen
Wasserleitungsnetz und besonders bei größeren Dimensionen nicht in Betracht.
In der DE 35 02 969 A1 werden das Reinigungswasser und die Druckluft aus
einer Preßluftflasche gleichzeitig in die zu reinigenden Rohrleitung eingeleitet. Gemessen wird
die eingeleitete Wassermenge und der Luftdruck. Die Meßwerte werden einem Mikrocomputer
zugeleitet, welcher die Steuerung der Reinigungsvorrichtung durch entsprechend angeordnete
Elektromagnetventile vornimmt. Die Steuerung durch den Mikrocomputer erfolgt dergestalt,
daß der Luftdruck 1 bar über dem Ruhedruck des Spülwassers liegt. Danach werden
rhythmisch nacheinander Spülwasserimpulse einer nicht weiter definierten Länge erzeugt und
in die zu spülenden Rohrleitung eingespeist. Gleichzeitig werden in dem Zeitraum der Dauer
eines Spülwasserimpulses mehrere Druckluftimpulse erzeugt und dem Spülwasserimpuls
überlagert, was einer Steigerung der Reinigungswirkung zugute kommen soll. Auch in diesem
Falle kann das Entstehen von hohen Druckspitzen nicht ausgeschlossen werden, so daß auch
dieses Verfahren auf relativ klein dimensionierte, neue, nach Bauausführung zu spülende
Hauswasserinstallationen beschränkt bleibt.
Schließlich wurde in der DE 36 15 171 A1 eine fahrbare Einrichtung zur
Reinigung von Rohrleitungen mittels Druckluft aus einem Kompressor vorgeschlagen, welche
einen Differenzdruckregler aufweist, welcher eingangsseitig mit dem anliegenden Wasserdruck
beaufschlagt wird und der nach Handeinstellung einen bestimmten Wert des Differenzdruckes
der Druckluft gegenüber dem Spülwasserdruck konstant hält. Der Überdruck beträgt wie
angegeben 1 bar. Die für die Spülung verwendete Druckluft wird mit einem normalen
Kompressor erzeugt und mittels einer vorhandenen Druckluftleitung zu der Verbraucherstelle
geführt. Auch in diesem Fall kann eine nur geringe Luftmenge zum Rohrspülen zugemessen
werden, wodurch die zu Anfang beschriebenen Nachteile nicht beseitigt werden können.
Die Erfindung bezweckt ein Verfahren und eine Einrichtung,
um eine einfache Reinigung von Trinkwasserleitungen zu ermöglichen.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.
Das vorgeschlagene Verfahren ermöglicht unter Vermeidung der Nachteile des bekannten
Standes der Technik in besonders wirkungsvoller Weise das Spülen von Rohrleitungen bei
einem niedrigen Spüldruck, welcher unter dem Nenndruck beziehungsweise unter dem
Betriebsdruck einer Rohrleitung liegt. Dadurch ist das Verfahren für das Spülen von
Trinkwasserleitungen der öffentlichen Wasserversorgung besonders geeignet.
Das Verfahren basiert weniger auf einer Erhöhung der Fließgeschwindigkeit des
Spülwasserstromes, vielmehr auf dem Sachverhalt, daß beim vorschlagsgemäßen Einleiten der
Luft eine Vermischung des Wassers unter turbulenten Verhältnissen und Ausbildung von
Wirbeln stattfindet. Überall da, wo sich in schnell bewegten Flüssigkeiten oder Gasen Wirbel
bilden, treten Kavitationserscheinungen auf, welche bei älteren Trinkwasserrohrleitungen den
inneren Wandbelag der Inkrustation ablösen, wodurch das Trinkwasser
eine Braunfärbung erhält.
Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, daß die Zufuhr von
Druckluft aus dem Druckluftvorratsbehälter in drei jeweils gleich großen Abständen
intermittierend und in jeweils drei Intervallen vorgenommen wird. Dabei ist gleichermaßen
gewährleistet, daß durch die stoßweise Einleitung von Druckluft eine Überlagerung von
Pulsationen und eine Überbeanspruchung der Rohrleitung durch Druckstöße nicht in
Erscheinung treten kann. Dadurch werden Schäden an bestehenden und älteren sowie
störanfälligen Rohrleitungen vermieden, was sich letztendlich auf eine höhere
Versorgungssicherheit auswirkt.
Im Rahmen der Erfindung ist weiterhin vorgesehen, daß die Einspeisungsstelle für
komprimierte Luft und die Spülwasserauslaßstelle jeweils durch einen Feuerlöschhydranten
gebildet werden. Diese sind bei einer Trinkwasserleitung der öffentlichen Wasserversorgung in
festgelegten Abständen angeordnet und von daher für die jeweilige Einrichtung einer
Spülstrecke geeignet. Außerdem besitzen sie einen genügend großen Auslaßquerschnitt, der
sich für das schnelle Zuführen einer großen Druckluftmenge eignet.
Es wurde weiterhin gefunden, daß es außerdem vorteilhaft ist, wenn die Spülstrecke zwischen
zwei Hydranten bei einer Rohrleitung mit Nennweite 150 maximal 1500 Meter, bei einer
Nennweite 200 maximal 1000 Meter und bei einer Nennweite 300 maximal 700 Meter beträgt.
Bei der angegebenen Ausdehnung einer Spülstrecke wird bezogen auf die Nennweite ein
optimales Reinigungsergebnis erzielt.
Die Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens umfaßt im wesentlichen einen auf einer
fahrbaren Transporteinrichtung angeordneten, die Spülluft bevorratenden
Druckluftvorratsbehälter, welcher derart dimensioniert ist, daß in den zu spülenden
Rohrleitungen Luftblasen in mindestens drei Intervallen gebildet werden können.
Gemäß einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, daß die Druckluftleitung
zum Zuführen der komprimierten Luft aus dem Druckluftbehälter durch einen
Feuerwehrschlauch gebildet wird.
Die Erfindung soll nachstehend an einem Ausführungsbeispiel und anhand von Zeichnungen
näher erläuterte werden. In den dazugehörigen Zeichnungen zeigt
Fig. 1 eine Darstellung der erfindungsgemäßen Verfahrensanordnung,
Fig. 2 die Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens,
Fig. 3 in einem Längsschnitt einen vergrößerten Rohrleitungsabschnitt mit dem in Fig. 1
angegeben Detail A und
Fig. 4 einen vergrößerten Ausschnitt aus dem in Fig. 3 dargestellten Rohrleitungsabschnitt
im Detail B
in schematischer Darstellung.
In Fig. 1 ist eine Rohrleitung 1 dargestellt, die in dem gewählten Ausführungsbeispiel eine
Trinkwasserleitung der öffentlichen Wasserversorgung skizziert. In der unter der
Erdoberfläche 2 verlegten Rohrleitung 1 fließt ein durch einen Pfeil 3 angedeuteter
Wasserstrom 4 in Fließrichtung von links nach rechts. In der Rohrleitung 1 befinden sich
üblicherweise, weswegen auf eine nähere Erläuterung verzichtet wird, in vorgegebenen
Abständen Zapfstellen 5 für eine Lösch- oder Brauchwasserentnahme in Form von
Feuerlöschhydranten, nachfolgend Hydranten 5′ genannt, deren Entfernung untereinander
durch die Vorschriften für das Feuerrettungswesen bei der Errichtung der Rohrleitung 1
vorgegeben ist. In geschlossenen Ortschaften liegen die Hydranten 5′ in Abständen von 80 bis
120 m. In dem Falle, daß eine Rohrleitung 1 außerhalb von geschlossenen Ortschaften gespült
werden muß, ist die nachträgliche Einrichtung von adäquaten Zapfstellen 5 in entsprechend
großen Abständen denkbar.
In dem Ausführungsbeispiel bildet ein erster Hydrant 6 eine Einspeisungsstelle 6′ für
komprimierte Luft 7 und ein zweiter Hydrant 8 stellt eine Spülwasserauslaßstelle 8′ dar,
welche beide eine Spülstrecke 9 einschließen und begrenzen. Bei einer Trinkwasserleitung mit
der Nennweite DN 150 beträgt der Abstand zwischen dem ersten Hydranten 6
und dem zweiten Hydranten 8 und damit die Länge der Spülstrecke 9 maximal
1500 m. Dieser Abstand wird aus nachfolgend zu erläuternden Gründen bei größeren
Nennweiten geringer gewählt, so daß er bei einer Nennweite von DN 200 maximal 1000m und
bei einer Nennweite von DN 300 höchstens 700 m beträgt.
Zu ebener Erde ist in der Nahe der Einspeisungsstelle 6′ des Hydranten 6 ein auf Rädern 10
verfahrbares Spülfahrzeug 11 angeordnet, welches einen vergrößerten
Druckluftvorratsbehälter 12 und eine zu dem Hydranten 6 führende Spülluftleitung 13
aufweist. Die Spülluftleitung 13 ist mit dem Hydranten 6 luftdicht verbunden und in ihrem
Querschnitt mindestens so groß wie die Nennweite des Hydranten 6 ausgeführt. Diese
Nennweite beträgt im Rahmen der vorgeschrieben Arbeitsnorm in der Regel DN 80. In
besonders einfacher Weise gestaltet sich von daher die Zuführung der komprimierten Luft 7,
wenn die Zapfstelle 5 durch einen Hydranten 6 gebildet wird. In diesem Fall wird anstelle der
Spülluftleitung 13 ein Feuerwehrschlauch 13′ verwendet, welcher unmittelbar an das an einem
Hydranten 6 vorhandene Anschlußprofil angeschlossen werden kann.
Das andere Ende der Spülluftleitung 13 mündet, wie aus Fig. 2 ersichtlich ist, in einem auf
dem Spülfahrzeug 11 angeordneten und vergrößerten Druckluftvorratsbehälter 12, welcher die
zum Spülen erforderliche Spülluftmenge bevorratet und der durch einen an sich bekannten
Druckluftkompressor 14 gespeist wird. Zur Reinhaltung der Spülluft 7 ist aus hygienischen
Gründen außerdem ein Ölfilter 15 vorgesehen. Das Fassungsvolumen des vergrößerten
Druckluftvorratsbehälters 12 reicht über das normalerweise bei einem Druckluftkompressor 14
anzutreffende Druckluftvolumen eines Kompressorbehälters weit hinaus. Das
Druckluftvolumen ist derart groß bemessen, daß die zu reinigende Rohrleitung 1 mit einer
größeren Spülluftmenge in mindestens drei Intervallen pro Minute beaufschlagbar ist, ohne daß
dabei ein wesentlicher Druckabfall in dem Druckluftvorratsbehälter 12 zu verzeichnen ist. Für
die Regelung des Druckes ist des weiteren ein durch eine Zentrale Prozessoreinheit 16
gesteuertes Regelventil 17 vorgesehen, das den Spüldruck 18 der komprimierten Spülluft 7 auf
einen vorgegebene Differenzdruck HD einstellt.
In der schematischen Darstellung in Fig. 1 ist augenscheinlich, daß der Spüldruck 18
niedriger als der in der Rohrleitung 1 herrschende Versorgungsdruck 19 und um 0,5 bar höher
als der Ruhenetzdruck 20 in der Rohrleitung 1 ist, wenn der zweite Hydrant 8 vollständig
geöffnet wird. Der in der Rohrleitung 1 herrschende Ruhenetzdruck 20 ist mit einem an die
Zentrale Prozessoreinheit 16 angeschlossenen Druckmanometer 21 meßbar. Das Einleiten der
komprimierten Spülluft 7 in die Rohrleitung 1 erfolgt mit einem Intervallventil 22, das
intermittierend und in drei Intervallen pro Minute geöffnet und geschlossen wird.
Hierzu wird zunächst, ohne daß das Trinkwasserrohrnetz abgestellt werden muß, an dem
ersten Hydranten 6 die Spülluftleitung 13 beziehungsweise ein Feuerwehrschlauch 13′
angeschlossen und der zweite Hydrant 8 zur Abführung des Schmutzwassers 24 vollständig
geöffnet, wobei der Versorgungsdruck 19 auf einen niedrigeren Ruhenetzdruck 20 gesenkt
wird. Der Ruhenetzdruck 20 wird mit dem Druckmanometer 21 gemessen und nach Vergleich
mit dem Druckluftmanometer 23 wird durch die Zentrale Prozessoreinheit 16 der Spüldruck 18
mit Hilfe des Regelventils 17 auf einen um 0,5 bar höheren Wert eingeregelt. Danach wird das
Intervallventil 22 geöffnet und die komprimierte Spülluft 7 aus dem Druckluftvorratsbehälter
12 in die Rohrleitung 1 gedrückt.
Gemäß Fig. 3 bleibt das Intervallventil 22 so lange geöffnet, bis sich in der Rohrleitung 1 eine
erste Luftblase 26 ausgebildet hat, die den vollständigen Rohrquerschnitt einnimmt. Dies wird
im wesentlichen dadurch gewährleistet, daß die Spülluftleitung 13 einen großen Querschnitt
besitzt, der bei einem Feuerwehrschlauch 13′ eine Nennweite von DN 80 aufweist. Nachdem
die erste Luftblase 26 in der Rohrleitung 1 ausgebildet wurde, wird das Intervallventil 22
wieder geschlossen und erst dann wieder geöffnet, wenn die erste Luftblase 26 durch den in
Fließrichtung 27 nachfließenden Wasserstrom 4 in der Rohrleitung 1 verdrängt worden ist.
Danach wird durch nochmaliges Öffnen des Intervallventils 22 eine zweite Luftblase 28 und
nachfolgend eine dritte Luftblase 29 erzeugt.
Das Öffnen und das Schließen des Intervallventils 22 ist so aufeinander abgestimmt, daß die
Intervalle zur Bildung der drei Luftblasen 26, 28, 29 innerhalb einer Minute stattfinden.
Die Anordnung der Luftblasen 26, 28, 29 ist in Fig. 3 stark
schematisiert dargestellt. Hierfür
wird bei einer Rohrleitung 1 mit der Nennweite DN 150 eine Luftmenge von annähernd einem
Kubikmeter benötigt, die durch einen entsprechend groß dimensionierten
Druckluftvorratsbehälter 12 bereitgestellt werden muß. Das Auffüllen des
Druckluftvorratsbehälters 12 erfolgt zwischen den Intervallen und nach dem ersten
Spülvorgang, der drei Intervalle umfaßt. Danach kann der Spülvorgang intermittierend
fortgesetzt werden, bis die Braunfärbung des Trinkwassers im wesentlichen beseitigt ist. Es hat
sich gezeigt, daß in der Regel bereits nach einem dreimaligen Spülvorgang eine sehr große
Reinigungswirkung erzeugt wird, so daß weitere nachfolgende Spülungen zu keinem
wesentlich besseren Ergebnis führen.
Die Reinigungswirkung des Spülverfahrens wird offensichtlich dadurch bewerkstelligt, daß die in Fig. 4 im
Detail und schematisch dargestellte, in Fließrichtung 27 des Wasserstroms 4 durch die Rohrleitung 1 gedrückte
Luftblase 26 an ihren Rändern 30 bestrebt ist, sich mit dem Spülwasser 31 zu mischen. Die
Vermischung erfolgt unter turbulenten Verhältnissen und unter Ausbildung von Wirbeln 32,
durch welche bekanntermaßen Kavitationserscheinungen hervorgerufen werden. Diese
bewirken die Ablösung von losen Ablagerungen 33, die an den festeren porösen Ablagerungen
34 und versinterten Inkrustationen haften und besonders bei älteren Rohrleitungen die
Braunfärbung des Trinkwassers bewirken.
Andererseits hat dieser Vorgang der Vermischung des Spülwassers 31 mit der Luftblase 26
zum Inhalt, daß die Reinigungswirkung der komprimierten Luft 7 gravierend abnimmt, wenn
die in der Luftblase 26 enthaltene Luft sich mit dem Spülwasser 31 vermischt hat, was im
Verlauf einer größeren Leitungsstrecke der Fall sein wird und im Zusammenhang mit der
Nennweite der Rohrleitung zu betrachten ist. Aus diesem Grunde empfiehlt es sich, die
Spülstrecke 9 auf die weiter oben bereits genannten Längen in Abhängigkeit der Nennweite zu
begrenzen. Dies bedeutet jedoch keine Einschränkung des Verfahrens auf die bereits genannten
durch zahlreiche Versuche ermittelten Werte, weil die Reinigungswirkung immer an die
größenmäßige Ausbildung der Luftblasen 26, 28, 29 in Abhängigkeit der Nennweite der zu
reinigenden Rohrleitung 1 gebunden ist. Aufgrund dessen ist die Reinigung jeder größeren
Rohrleitung 1 gleichermaßen nicht ausgeschlossen, indem sowohl der Druckluftvorratsbehälter
12 als auch die Leistung des Druckluftkompressors 14 entsprechend groß ausgebildet werden.
Wie in Fig. 3 dargestellt, ist die Reinigungswirkung bereits in den drei Intervallen deutlich
abgestuft, indem durch die erste Luftblase 26 die starken Verschmutzungen 35 ausgespült und
locker anhaftende Inkrustationen von der Rohrinnenwand gelöst werden. Diese werden durch
die zweite Luftblase 28 ausgespült, so daß sich zwischen der zweiten Luftblase 28 und der
dritten Luftblase 29 bereits mehr oder weniger klares Spülwasser 31 befindet und der
Rohrleitung 1 hauptsächlich nur noch die festeren porösen Ablagerungen 34 anhaften, die
durch weitere Spülvorgänge gelockert und beseitigt werden können.
Da die Wirkung des Spülverfahrens hauptsächlich auf der Einleitung von größeren
komprimierten Luftblasen 26, 28, 29 in fließendes Wasser und auf Kavitationserscheinungen
beruht, wird durch die in den angegebenen Intervallen eingeführte komprimierter Luft 7 die
Gefahr von Druckstößen vollständig vermieden. Außerdem wird durch Öffnen des zweiten
Hydranten 8 beziehungsweise der Spülwasserauslaßstelle 8′ der Versorgungsdruck 19 in dem
Trinkwassernetz soweit auf einen Ruhenetzdruck 20 herabgesetzt, daß durch den um 0.5 bar
höheren Spüldruck 18 das Überschreiten des üblichen Nenndruckes für das Versorgungsnetz
nicht mehr möglich ist. Dadurch werden Schäden an den Trinkwasserleitungen vermieden und
die Versorgungssicherheit erhöht sich. Schließlich wird infolge einer schnelleren und
gründlicheren Reinigung mit Hilfe des Verfahrens eine Senkung des Spülwasserverbrauchs und
eine insgesamt wirtschaftlichere Trinkwasserversorgung ermöglicht.
Claims (8)
1. Verfahren zum Reinigen von Trinkwasserleitungen und zum Spülen von
Trinkwasserleitungsnetzen für die öffentliche Wasserversorgung, die sich in Betrieb
befinden, bei denen zwischen einer ersten Zapfstelle (6) als Einspeisungsstelle (6′) für
komprimierte Luft (7) und einer zweiten Zapfstelle (8) als Spülwasserauslaßstelle (8′) die
Einrichtung einer Spülstrecke (9) vorgenommen wird, welche durch den fließenden
Wasserstrom (4) gespült und durch Zufuhr eines größeren Volumens komprimierter Luft
(7) über eine an der Einspeisungsstelle (6′) angeschlossene Druckluftleitung (13) großen
Querschnitts aus einem Druckluftvorratsbehälter (12) in mehreren Intervallen mit einem 0,5
bar über einem Ruhenetzdruck (20) liegenden Spüldruck (18) beaufschlagt wird, wobei der
in der Rohrleitung (1) herrschende Versorgungsdruck (19) durch Öffnen der zweiten
Zapfstelle (8) auf den Ruhenetzdruck (20) herabgesetzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Zufuhr von komprimierter
Spülluft (7′) aus dem Druckluftvorratsbehälter (12) in drei jeweils gleich großen Abständen
intermittierend und in jeweils drei Intervallen vorgenommen wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Zufuhr von
komprimierter Spülluft (7′) vergleichsweise bei einer Rohrleitung (1) mit der Nennweite DN
150 intermittierend und in jeweils drei Intervallen pro Minute vorgenommen wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die
vergleichsweise bei einer Rohrleitung (1) mit der Nennweite DN 150 in drei Intervallen pro
Minute zugeführte komprimierte Spülluft (7) mindestens das Volumen eines Kubikmeters
aufweist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die
Einspeisungsstelle (6′) für komprimierte Luft (7) und die Spülwasserauslaßstelle (8′) jeweils
durch einen Hydranten (5) gebildet wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Spülstrecke
(9) zwischen zwei Hydranten (5) bei einer Rohrleitung mit Nennweite 150 maximal 1500
Meter, bei einer Nennweite 200 maximal 1000 Meter und bei einer Nennweite 300 maximal
700 Meter beträgt.
7. Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens zum Reinigen von Trinkwasserleitungen und
zum Spülen von Trinkwassernetzen nach einem der Ansprüche 1 bis 6, welche ein auf
Rädern verfahrbares Spülfahrzeug umfaßt, ferner einen gesteuerten Druckluftkompressor
(14), ein Intervallventil (22) und einen die komprimierte Spülluft (7) bevorratenden
Druckluftvorratsbehälter (12), der mindestens ein Volumen umfaßt, mit dem
vergleichsweise bei einer Rohrleitung (1) mit einer Nennweite DN 150 die Zuführung von
mindestens einem Kubikmeter komprimierter Spülluft (7) in drei Intervallen pro Minute
ohne besonderen Druckabfall realisierbar ist, und eine Spülluftleitung (13), welche derart
dimensioniert sind, daß in der zu spülenden Rohrleitung (1) Luftblasen (26, 28, 29) in
mindestens drei Intervallen pro Minute realisierbar sind.
8. Einrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Spülluftleitung (13) zum
Zuführen der komprimierten Luft (7) aus dem Druckluftbehälter (12) durch einen
Feuerwehrschlauch (13′) gebildet wird.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4438939A DE4438939C2 (de) | 1994-10-31 | 1994-10-31 | Verfahren und Einrichtung zum Reinigen von Trinkwasserleitungen und zum Spülen von Trinkwasserleitungsnetzen |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4438939A DE4438939C2 (de) | 1994-10-31 | 1994-10-31 | Verfahren und Einrichtung zum Reinigen von Trinkwasserleitungen und zum Spülen von Trinkwasserleitungsnetzen |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4438939A1 DE4438939A1 (de) | 1996-05-02 |
DE4438939C2 true DE4438939C2 (de) | 1997-02-13 |
Family
ID=6532179
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE4438939A Expired - Lifetime DE4438939C2 (de) | 1994-10-31 | 1994-10-31 | Verfahren und Einrichtung zum Reinigen von Trinkwasserleitungen und zum Spülen von Trinkwasserleitungsnetzen |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4438939C2 (de) |
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