DE4435775C2 - Verfahren zur Kraftschlußregelung mit Torsionsschwingungsunterdrückung im Antriebsstrang für Triebfahrzeuge mit stromrichtergespeisten Fahrmotoren - Google Patents
Verfahren zur Kraftschlußregelung mit Torsionsschwingungsunterdrückung im Antriebsstrang für Triebfahrzeuge mit stromrichtergespeisten FahrmotorenInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1. Ein
Verfahren dieser Art ist aus der DE 25 03 703 B2 bekannt.
Es erfolgt somit eine Regelung des stromrichtergespeisten Fahrmotors einer Lokomotive in
der Art, daß erstens die Torsionsschwingungen im mechanischen Antriebsstrang aktiv
gedämpft werden und zweitens die Differenzgeschwindigkeit zwischen Rad und Schiene so
eingestellt wird, daß sich der Arbeitspunkt im gewünschten, stabilen Bereich der
Kraftschlußkennlinie (Fig. 2) befindet.
Es ist z. B. aus Zeitschrift "Elektrische Bahnen", Jahrgang 91 (1993), Heft 5, Seiten 163-178,
bekannt, daß der Antriebsstrang einer Lokomotive ein schwingungsfähiges System ist. Dieses
System kann als n-Massen-m-Feder-Dämpfer-System modelliert werden. Als besonders
zweckdienlich gilt bei Hochleistungslokomotiven die Reduktion auf ein 3-Massen-2-Federn-
Dämpfer-System, da damit die beiden wichtigen ersten Eigenformen nachgebildet werden
können, die eine von null verschiedene Eigenfrequenz besitzen und die die mechanischen
Komponenten im Sinne der Betriebsfestigkeitsanalyse am meisten belasten. Die beiden
genannten Eigenformen mit den Eigenfrequenzen im Bereich von ca. 6 bis 25 Hz (f1) und 45
bis 70 Hz (f2) sind sehr charakteristisch für Antriebsstränge von Lokomotiven mit elektrischen
Fahrmotoren. Im folgenden wird beispielhaft der Hohlwellen-Kardanantrieb der
Lokomotivbaureihe 120 der Deutschen Bahn betrachtet. Mit der ersten Eigenfrequenz f1
schwingt hauptsächlich der Fahrmotorläufer gegen den Radsatz mit einem Schwingungs
knoten in der Hohlwelle während mit der zweiten Eigenfrequenz f2 die Radsatzwelle tordiert
wird. Torsionsschwingungen können angeregt werden durch den zeitvarianten Kraftschluß im
Rad-Schiene-Kontakt oder durch den Fahrmotor. Durch geeignete mechanische Dämpfungs
elemente wie Gummikupplungen wurde versucht, die Torsionsschwingungen zu dämpfen
("Österreichische Ingenieur- und Architekten Zeitschrift (ÖIAZ)", 132 (1987), H. 11/12,
S. 426).
Eine zusätzliche Dämpfung erfolgt durch den Rad-Schiene-Kontakt. Sie ist proportional zur
Steigung im Arbeitspunkt auf der Kraftschlußkennlinie. Im instabilen Bereich ist die
Dämpfung negativ und führt zu den gefürchteteten Slip-Stick-Schwingungen mit der 2.
Eigenfrequenz f2.
Bei der Struktur der bekannten Kraftschlußregelungen wurde bisher die Schwingungsfähigkeit
des Antriebsstranges nicht ausreichend berücksichtigt. Die Kraftschlußregelungen z. B. in DE
39 29 497 A1 und DE 42 25 683 A1 basieren auf einer konventionellen P- oder PI-
Drehzahlregelung der Fahrmotordrehzahl. Auch bei der Struktur der Regelung nach DE
42 24 581 C1 wird die Schwingungsfähigkeit des Antriebsstranges nicht berücksichtigt. Es wird
nur eine rotierende Masse berücksichtigt, in der alle rotierenden Massen zusammengefaßt
gedacht werden.
Es sind auch Kraftschlußregelungen bekannt, die die Schwingungen im instabilen Bereich
detektieren, um dann Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Diese Kraftschlußregelungen erfordern
zusätzliche Sensoren. Aus DE 24 06 479 B2 ist eine Anordnung bekannt, in der ein
Schwingungsmeßglied wie z. B. ein Kraftgeber in der Motoraufhängung des Drehgestelles die
mechanischen Schwingungen erfaßt. Die charakteristischen Eigenfrequenzen der
Schwingungen werden über einen Bandpaß gefiltert und mit einem Schwellwert verglichen.
Bei Überschreitung des Schwellwertes wird die Zugkraft abhängig von der Schwingungs
amplitude reduziert.
In DE 31 35 613 C2 wird vorgeschlagen, einen Impulsgeber am Treibradsatz anzubringen. Der
Impulsgeber, der als Beschleunigungsmesser oder Schwingungsdetektor ausgebildet sein
kann, erfaßt die Drehschwingung der Radsatzwelle und veranlaßt das Sanden und das
Flacherstellen der Drehmomentkennlinie der Asynchronmaschine sowie gegebenenfalls die
Reduzierung der Fahrmotorleistung. Solche Sensoren erweisen sich in der Praxis aber als
störanfällig, weil sie in einer rauhen Umgebung arbeiten.
Die aktive Dämpfung von Torsionschwingungen eines elastischen Systems ist aus der Literatur
prinzipiell bekannt. Meist wird der Antriebsstrang als Zweimassenschwinger modelliert wie
z. B. in DE 23 54 655 B1. Anwendungen für Bahnfahrzeuge sind nur von Köpcke (Köpcke, H.-
J.: "Untersuchung dynamischer Eigenschaften eines Drehstrom-Traktionsantriebssystems mit
einer feldorientiert geregelten umrichtergespeisten Asynchronmaschine", Dissertation Aachen
1984) bekannt, der ebenfalls den Antriebsstrang als Zweimassenschwinger modellierte. Er
beschreibt ein elastisches System bestehend aus der Gummiringfeder zwischen den beiden
Massenträgheiten von Fahrmotor und Radsatz. Für dieses System entwickelte er eine
Zustandsgrößenrückführung, die aber auf die Messung der Radsatzdrehzahl angewiesen ist.
Eine Eingliederung in ein Verfahren zur Kraftschlußregelung findet nicht statt.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren nach dem Oberbegriff des
Anspruchs 1 bereitzustellen, um Torsionsschwingungen im Antriebsstrang eines
Triebfahrzeugs mit stromrichtergespeisten Fahrmotoren zu vermeiden bzw. zu reduzieren und
dabei den Betriebspunkt so zu beeinflußen, daß er sich im gewünschten Abschnitt auf der
Kraftschlußkennlinie befindet.
Eine solche Regelung darf gegenüber einer konventionellen Drehzahlregelung keine weiteren
Sensoren enthalten. Dort sind eine Erfassung der Motordrehzahl n1 sowie eine Strom- und
Spannungsmessung an den Fahrmotorklemmen zur Bestimmung des Luftspaltmomentes i
üblich. Weitere Kraft-, Drehzahl- und Drehmomenterfassungen im Antriebsstrang erhöhen den
Konstruktionsaufwand, sind aus betrieblichen Gründen unerwünscht und werden
erfindungsgemäß auch nicht benötigt.
Die obengenannte Aufgabe wird durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs 1
gelöst. Also im wesentlichen durch einen Technologieregler (1) gemäß Fig. 1, bestehend aus
einer Schätzeinrichtung (2) für die mechanischen Größen des Antriebsstranges, einer
Berechnung des Luftspaltmomentes i (5), einer aktiven Antriebsstrangbedämpungsregelung
(3) und einer Kraftschlußregelung (4) gelöst. Dadurch ist eine Erhöhung der Lebensdauer der
mechanischen Komponenten und eine bessere Zugkraftausnutzung möglich. Es werden im
Vergleich zur konventionellen Drehzahlreglung keine zusätzlichen Meßsensoren benötigt. Die
Erfindung ist geeignet zur Anwendung im Motor-(Fahr)- oder Generator-(Brems)-Betrieb
sowohl bei Drehstrom- als auch bei Gleichstrommaschinen, da bei beiden Maschinentypen
Stromrichter zur dynamischen Luftspaltmomentbeinflussung und Berechnungsverfahren für
das Luftspaltmoment Stand der Technik sind. In Fig. 1 bedeutet ein Gleichstromantrieb eine
Speisung aus zwei Leitern (k = 2), ein Drehstromantrieb einen dreileitrigen Anschluß des
Fahrmotors (k = 3). Der Sollwert für den Technologieregler ist die gewünschte Zugkraft FZ*,
die entweder der Triebfahrzeugführer oder eine automatische Fahr- und Bremssteuerung
vorgibt. Ausgegeben wird der Sollwert für das Luftspaltmoment des Fahrmotors Mi*. Die
Kraftschlußregelung beeinflußt vornehmlich den Mittelwert Mi* des Sollwertes Mi*, um einen
Arbeitspunkt im gewünschten Bereich der Kraftschlußkennlinie (Fig. 2) einstellen zu können.
Dagegen beeinflußt der aktive Antriebsstrangbedämpfungsregler den Augenblickswert bzw.
die Wechselanteile von Mi* so, daß die Antriebssystemdämpfung erhöht wird.
In dem Übersichtsbild Fig. 3 ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung für eine moderne
Fahrdrahtlokomotive mit Hohlwellenantrieb und Drehstromantriebstechnik dargestellt. Es
wird ein Frequenzumrichter (71, 72) mit Spannungszwischenkreis und hochdynamischen
Steuerverfahren (61) verwendet. Alle folgenden detaillierteren Ausführungsbeispiele beziehen
sich auf dieses Übersichtsbild.
Da es, wie oben ausgeführt, sinnvoll ist, das schwingungsfähige System des Antriebsstranges
auf ein Drei-Massen-Zwei-Federn-Dämpfer-Schwinger zu reduzieren, bedeutet dies für eine
Lokomotive mit Hohlwellen-Antrieb, daß die Schätzeinrichtung die Wellenmomente in den
Hohlwelle M12 und in der Radsatzwelle M23 und gegebenenfalls die Drehzahlen der Räder
berechnen sollte.
Fig. 4 zeigt ein Prinzipbild und Fig. 5 ein Ausführungsbeispiel der Schätzeinrichtung nach
Patentanspruch 1. Anhand dieser beiden Figuren soll die Wirkungsweise beschrieben werden.
Eingangsgrößen sind der berechnete Wert des Luftspaltmomentes Mi sowie die gemessene
Drehzahl des Fahrmotors n1. In der Schätzeinrichtung wird ständig ein mathematisches
Modell des Drei-Massen-Zwei-Federn-Dämpfer-Systems (42) gerechnet. Ausgangsgrößen
sind die Schätzwerte für die Wellenmomente und die Drehzahlen. Im Summierer (44) wird die
geschätzte Größe für die Motordrehzahl von der gemessenen Größe abgezogen und der
Differenzbetrag, der ein Maß für den Schätzfehler ist, wird mit jeweils verschiedenen
Verstärkungsfaktoren (43) multipliziert und wieder zurück auf das Drei-Massen-Zwei-Federn-
Dämpfer-Modell gegeben.
In Fig. 5 wird dieses Ausführungsbeispiel aus Fig. 4 weiter konkretisiert. Das Drei-Massen-
Modell des Antriebsstranges besteht zunächst aus 3 Integrierern (421, 422, 425), deren
Integrationszeitkonstante proportional zu den Massenträgheiten von Fahrmotor, Rad 1 und
Rad 2 sind. Deren Ausgänge sind die Schätzwerte für die Drehzahlen 1, 2 und 3 (Index "~"
für Schätzgrößen). Außerdem werden die beiden Feder-Dämpfer-Systeme modelliert durch
die Integratoren (424 bzw. 425) und die Proportionalglieder (426 bzw. 427). Ausgänge der
dazugehörigen Addierer (581 bzw. 582) sind die Schätzwerte für die Wellenmomente 12
und 23. Zusätzlich zu Fig. 4 werden in Fig. 5 die beiden Schätzwerte der
Belastungsmomente L1 und L2 gerechnet. Hierzu wird die Differenz (44) von Ist- und
Schätzwert der Fahrmotordrehzahl bewertet mit zwei weiteren Verstärkungsfaktoren (51, 52)
und anschließend auf ein Filter (53, 54) gegeben. Anschließend wird die Hälfte des Luftspalt
momentschätzwertes Mi (55) mit zwei Addierern (56, 57) hinzuaddiert.
Zur Erhöhung der Systemdämpfung werden im aktiven Antriebsstrangbedämpfungsregler
nicht nur wie beim konventionellen Drehzahlregler die Fahrmotoristdrehzahl und Fahr
motorsolldrehzahl verglichen, sondern es werden weitere Größen bei der Berechnung des
Sollwertes für das Luftspaltdrehmoment benutzt.
Ein Ausführungsbeispiel eines Antriebsstrangbedämpfungsreglers ist in Fig. 6 dargestellt. Er
hat die Gestalt eines konventionellen PI-Drehzahlreglers (60) mit Regeldifferenzbildung (67).
Hinzu kommen die Verstärkungsfaktoren für die gemessene Motordrehzahl n1 (66) und die
geschätzten Größen wie Wellenmomente (62, 63) und Raddrehzahlen (64, 65) sowie das
berechnete Luftspaltmoment (61). Die Ausgänge der Verstärkungsfaktoren werden in den
Summationsstellen (691-695) addiert und in 68 vom Ausgang des PI-Reglers subtrahiert. Das
Resultat ist der Sollwert für das Luftspaltmoment des Antriebs Mi*. Die dargestellte Lösung
mit dem PI-Regler hat den Vorteil, daß der Integralanteil die bleibende Regelabweichung
ausregelt.
Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung des aktiven Antriebsstrangbedämpfungsreglers ist in
Patentanspruch 2 dargestellt. Sie soll anhand des Ausführungsbeispiels in Fig. 7 erläutert
werden. Der Resonator 70 erzeugt einen Vektor aus Kosinus- und Sinuszeitfunktionen
E = [sinω1t, cosω1t, sinω2t, cosω2t]
wobei ω1 und ω2, die erste und zweite Eigenkreisfrequenz des als Drei-Massen-Zwei-Federn-
Dämpfer-Systems modellierten Antriebsstrang darstellen. Durch die Multiplikation der
geschätzten Wellenmomente 12 und 23 mit diesem Vektor in den mehrkanaligen
Multiplizierern 711 und 712 und der anschließenden mehrkanaligen Meßumformung mit
gleitender Integration 721 und 722 entstehen die zeitabhängigen Fourierkoeffizienten der
Kosinus- und Sinusglieder. Diese werden in den mehrkanaligen Filtern 731 und 732 geglättet.
Dieses Verfahren der gleitenden Fourieranalyse ist aus DE 34 29 116 C2 mit Anwendung zur
dynamischen Blindleistungskompensation bekannt. Es wird hier, erfindungsgemäß, für eine
völlig andere Aufgabe verwendet. Die Ausgangswerte werden in den mehrkanaligen
Subtrahierern 741 und 742 mit den Fourierkoeffizenten-Sollwerten für M 12* und M 23*
verglichen. Die von den Mehrkanalreglern 751 und 752 gebildete Regeldifferenz wird mit
Hilfe der Multiplizierer 761 und 762 in den Zeitbereich zurücktransformiert. Diese Funktionen
werden vom Stellsignal des konventionellen Drehzahlreglers 78 abgezogen (771, 772). Das
Resultat ist der Sollwert für das Luftspaltmoment Mi* der Antriebssteuerung (6).
Eine vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung im Bezug auf einen Betrieb im stabilen Bereich
der Kraftschlußkennlinie ist im Patentanspruch 3 gegeben. Durch die erfindungsgemäße
Schätzeinrichtung steht mit dem geschätzten Radsatzwellenmoment 23 ein Indikator zur
Verfügung, in welchem Bereich der Kraftschlußkennlinie sich der augenblickliche
Arbeitspunkt befindet. Im instabilen Bereich vollführt die Radsatzwelle zunehmend
Eigenschwingungen mit der zweiten von null verschiedenen Eigenfrequenz f2. Diese kann
anhand von M23 detektiert und daraufhin die Differenzgeschwindigkeit zwischen Rad und
Schiene reduziert werden. Auf diese Weise stellt sich wieder ein Betrieb im stabilen Bereich
der Kraftschlußkennlinie ein.
Ein Ausführungsbeispiel für diesen Teil der Erfindung ist in Fig. 8 dargestellt. Durch
Multiplikation (88) wird die modifizierte Sollzugkraft FZ* in ein Solldrehmoment M*
umgerechnet. Dieses wird mit dem berechneten Istwert Mi verglichen und die Differenz (89)
auf einen Regler (90) gegeben. Dieser stellt die Differenzgeschwindigkeit Δv* ein. Dazu wird
die Zuggeschwindigkeit (91) addiert, die entweder mit einer Laufachse, mit einem
Geschwindigkeitsradar oder einer sogenannten Pseudolaufachse bestimmt wird. Das
Verfahren der Pseudolaufachse ist z. B. aus DE 42 24 581 C1 bekannt. Damit erhält man den
Sollwert der Radgeschwindigkeit vRad*, der über den Faktor kN (92) in eine Solldrehzahl n1*
umgerechnet wird.
Das geschätzte Radsatzwellenmoment 23 wird in einen Bandpaß (81) gegeben, der
abgestimmt ist auf die zweite mechanische Eigenfrequenz f2 des Antriebsstranges. Der
Ausgang wird auf einen einstellbaren Schwellwertvergleicher mit Hysterese (82) gegeben.
Wurde der Schwellwert überschritten, wird über das Logiksignal d = 1 das RS-Flip-Flop (83)
gesetzt. Es veranlaßt mit seinem Signal f = 1, daß der Integrator (86) in Betrieb genommen und
sein Ausgang mittels eines Schalters (84) auf die Summationsstelle (87) gelegt wird. Der
Integrator (86) integriert jetzt das negative Beschleunigungssignal -b auf, so daß hinter der
Summationsstelle (87) die modifizierte Sollzugkraft immer kleiner wird. Dadurch wandert der
Arbeitspunkt auf der Kraftschlußkennlinie in den stabilen Bereich, so daß die
Torsionsschwingungen unter den gewählten Schwellwert zurückgehen. Daraufhin wird durch
d = 0 der Eingang des Integrierers (86) mittels eines weiteren Schalters (85) auf das positive
Beschleunigungssignal +b umgeschaltet. Dadurch wird an der Summationsstelle die
modifizierte Sollzugkraft erhöht, bis sich wieder ein Betrieb im instabilen Bereich einstellt, so
daß die Torsionsschwingungen wieder auftreten. Das führt zum erneuten Ansprechen des
Schwellwertvergleichers (82). Das Signal d = 1 führt erneut zu einer Reduktion der
modifizierten Sollzugkraft FZ*. Dieser Wechsel zwischen Erhöhung und Verminderung wird
unterbrochen, wenn die Kraftschlußverhältnisse sich entweder deutlich bessern oder der
Triebfahrzeugführer die Sollzugkraft zurücknimmt. In diesem Fall wird keine
Kraftschlußregelung mehr benötigt. Dann wird der Ausgang des Integrators (86) größer null,
so daß der Komparator (91) das Signal e = 1 schaltet. Damit wird das RS-Flip-Flop (83)
zurückgesetzt. Der vom RS Flip-Flop gesteuerte Schalter (84) und Integrator (86) werden auf
0 gesetzt und außer Betrieb genommen.
Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung im Bezug auf einen Betrieb im stabilen
Bereich der Kraftschlußkennlinie ist im Patentanspruch 4 gegeben. Durch die
Integration eines Antriebsstrangbedämpfungsreglers in den Technologieregler hat der Sollwert
für das Luftspaltmoment Mi* einen charakteristischen Zeitverlauf, je nach dem welcher
Betriebspunkt gerade auf der Kraftschlußkennlinie gewählt wurde. Im instabilen Bereich
versucht der Antriebsstrangbedämpfungsregler die Torsionseigenschwingungen aktiv zu
bedämpfen und hat deshalb einen hohen Wechselanteil mit der Frequenz der
Eigenschwingung. Dieser Wechselanteil kann durch ein Filter herausgetrennt und mit einem
Schwellwert verglichen werden. Ähnlich wie beim Ausführungsbeispiel in Fig. 8 kann dann die
Sollzugkraft FZ* reduziert werden, bis sich wieder ein Betrieb im stabilen Bereich der
Kraftschlußkennlinie einstellt und die Torsionsschwingungen verschwinden.
Eine vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung ist auch durch Patentanspruch 5 gegeben. Es
ist bekannt, daß sich die Dämpfung der Torsionseigenschwingung der Radsatzwelle aus der
Dämpfungskonstanten der Radsatzwelle und der Dämpfung durch den Rad-Schiene-Kontakt
zusammensetzt (Schwartz, H. J.: "Regelung der Radsatzdrehzahl zu maximalen
Kraftschlußausnutzung bei elektrischen Triebfahrzeugen", VDI-Verlag, Düsseldorf 1992, S.
82 ff.) Heute sind Identifikationsverfahren bekannt (z. B. Isermann, R. "Identifikation
dynamischer Systeme 2", Springer, Berlin 1992 S. 270 ff.), die anhand der geschätzten Größen
(Drehmomente, Drehzahlen) die Dämpfung zwischen den beiden Rädern bestimmen können.
Da der konstruktionsbedingte Anteil an dieser Dämpfung näherungsweise bekannt ist, ist
hierüber der Beitrag der Dämpfung durch den Rad-Schiene-Kontakt bestimmbar. Damit kann
die augenblickliche Steigung der Kraftschlußkennlinie errechnet werden, was die
Voraussetzung für eine Regelung des gewünschten Arbeitspunktes auf der Kraft
schlußkennlinie ist. Eine Kraftschlußausnutzung im Maximum der Kennlinie hat den Nachteil,
daß ein Betrieb im instabilen Bereich leicht vorkommen kann, wenn sich das Maximum
aufgrund sich ändernder Schienenzustände kurzzeitig ändert. Außerdem ist der
Radreifenverschleiß groß, da Differenzgeschwindigkeit zwischen Rad und Schiene relativ
hoch ist. Deshalb kann es sinnvoll sein, einen Arbeitspunkt mit kleiner positiver Steigung im
stabilen Bereich der Kennlinie zu wählen, weil dieser fast den gleichen Kraftschlußbeiwert wie
im Maximum liefert, aber einen deutlich geringeren Verschleiß für Räder und Antriebsstrang
bedeutet.
Bei hochdynamischen und genauen drehmomentgeregelten Antrieben kann es sinnvoll sein, die
Erfindung entsprechend Patentanspruch 6 auszugestalten. Dies bedeutet, daß die
Drehmomentberechnung entfällt und statt dessen der Sollwert des Luftspaltmomentes benutzt
wird. Dieser muß gegebenenfalls noch durch ein Filter mit einer speziellen Charakteristik
geglättet sein.
Eine Realisierung der Erfindung sollte möglichst gemäß Patentanspruch 7 ausgestaltet sein,
weil der elektrische Fahrmotor bei entsprechender Stromrichterschaltung auch generatorisch
bremsen kann. Dies vermindert den Verschleiß an den mechanischen Bremsen und erhöht bei
Netzrückspeisung den Gesamtwirkungsgrad des Fahrzeugs. An dem überwiegenden Teil der
Komponenten des erfindungsgemäßen Technologiereglers müssen hierzu keine Änderungen
vorgenommen werden. Nur die Kraftschlußregelung muß für eine Fahrt mit negativer
Differenzgeschwindigkeit ausgelegt sein. Dies ist aber kein grundsätzliches Problem, da die
Kraftschlußkennlinie näherungsweise punktsymmetrisch zum Ursprung verläuft.
In Fig. 9-11 soll die Wirksamkeit der Erfindung im Bezug auf die Schwingungsbedämpfung
im Vergleich zur konventionellen PI-Drehzahlregelung anhand von Simulationsergebnissen
dargestellt werden. Fig. 9 zeigt den gemeinsamen Eingabevektor für die beiden gezeigten
Simulationen (Fig. 10, 11). Er besteht aus dem Sollwert für den Motordrehzahl n1* und den
Lastmomenten an den beiden Rädern (ML1, ML2). Der Simulation liegen die Daten eines
mechanischen Antriebsstranges der Baureihe 120 zugrunde. Die Drehmomente werden auf das
Nennmoment von 36188 Nm nomiert. Die Wahl der Testfunktionen geschah im Hinblick auf
die Verdeutlichung des Führungs- und Störverhaltens der Antriebsanlage. Zum Zeitpunkt t =
0,1 s wird mit dem Sollwertsprung ω1* das Führungsverhalten des Systems getestet. Bei den
späteren Sprüngen der Lastmomente ML1, ML2 wird das Störverhalten ermittelt.
Fig. 10 zeigt das dynamische Verhalten der erfindungsgemäßen Lösung mit Schätzeinrichtung
und Antriebsstrangbedämpfungsregler, während dies in Fig. 11 für die konventionelle PI-
Drehzahlregelung wiedergegeben wird. Der PI-Regler wurde hier nach dem anerkannten
Verfahren des symmetrischen Optimums ausgelegt.
Beim Sollwertsprung zum Zeitpunkt t = 0,1 s kann bei der konventionellen Lösung (Fig. 11)
besonders in den Wellenmomenten M12 und M23 eine länger anhaltende, schwach gedämpfte
Schwingung mit der ersten Eigenfrequenz von ca. 20 Hz beobachtet werden. Dagegen wird
bei dem Simulationsergebnis der erfindungsgemäßen Lösung diese Schwingung nach kurzer
Zeit eliminiert.
Beim Belastungssprung, simuliert durch die Anhebung der beiden Lastmomente auf jeweils
50% des Nennmomentes zum Zeitpunkt t = 0,5 s, wird ebenfalls die erste Eigenfrequenz
angeregt. Wieder ist das Dämpfungsverhalten in Fig. 10 deutlich besser als in Fig. 11. Bei dem
Belastungssprung auf ML1 = 75% MN und ML2 = 25% MN zum Zeitpunkt t = 1 s wird dagegen
die 2. Eigenfrequenz angeregt. Auch diese Torsionsschwingung wird bei der
erfindungsgemäßen Lösung besser gedämpft als bei der konventionellen Lösung.
Claims (7)
1. Verfahren zur Kraftschlußregelung mit Torsionsschwingungsunterdrückung im
Antriebsstrang für Triebfahrzeuge mit stromrichtergespeisten Fahrmotoren, die genügend
kurze Luftspaltdrehmoment-Anregelzeit aufweisen, unter ausschließlicher Messung von
Ständerströmen und -spannungen sowie der Fahrmotordrehzahl mit Vorgabe der Sollzugkraft
(FZ*),
gekennzeichnet durch
- 1. einen Technologieregler (1), der einen Sollwert für das Luftspaltdrehmoment (Mi*)
vorgibt, wobei der Technologieregler (1) enthält:
- 1. eine Schätzeinrichtung (2), in der das mathematische Modell des Antriebsstranges, der durch ein m-Massen-n-Feder-System mit m ≧ 3 und n ≧ 2 beschrieben werden kann, in Echtzeit simuliert wird und
- 2. aus der gemessenen Fahrmotordrehzahl (n1) und dem berechneten Istwert des Luftspaltmomentes des Fahrmotors (Mi) Wellenmomente des Antriebsstranges und gegebenenfalls die Raddrehzahlen (2, 3) bestimmt werden,
- 3. einen aktiven Antriebsstrang-Bedämpfungsregler (3), dem die geschätzten bzw. gemessenen Größen zugeführt werden und der diese Größen zusammen mit der Solldrehzahl des Fahrmotors (n1*) gewichtet und Wechselanteile des Sollwertes des Luftspaltmoment (Mi*) vorgibt zur aktiven Dämpfung der Torsionsschwingungen des Antriebssystems,
- 4. einen Kraftschlußregler (4), der im wesentlichen den Mittelwert Mi* des Sollwertes Mi* so beeinflußt, daß ein gewünschter, stabiler Arbeitspunkt bzw. -bereich der Kraftschlußkennlinie eingestellt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur aktiven Bedämpfung
der Eigenschwingungen mit den Eigenkreisfrequenzen (ω1, ω2) die geschätzten Drehmomente
(12, 23) mittels gleitender Fourieranalyse in ihre Fourier-Koeffizienten zerlegt werden,
indem ein Vektor F = [cos ω1t, sin ω1t, cos ω2t, sin ω2t] mit Kosinus- und
Sinuszeitfunktionen der 1. und 2. Eigenkreisfrequenz des Antriebsstranges (ω1, ω2) erzeugt
(70) und mit beiden Wellenmomenten multipliziert (711, 712) wird, wobei die so erhaltenen
Fourier-Koeffizienten nach gleitender Integration (721, 722) und Glättung (731, 732) mit den
Sollwerten getrennt verglichen und die vom Regler (751, 752) aus der Regelabweichung
ermittelten Stellgrößen in den Zeitbereich zurücktransformiert (761, 762) und in invertierter
Form dem Drehmoment-Sollwert Mi* aus dem Drehzahlregler (78) hinzuaddiert werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß im geschätzten
Radsatzmoment eine Torsionsschwingung der 2. Eigenfrequenz des Antriebsstranges oberhalb
eines festgelegten Schwellwertes (82) als Zeichen für einen unzulässigen Betrieb jenseits des
Kraftschlußmaximums erkannt und die Differenzgeschwindigkeit zwischen Rad und Schiene
über das mittlere Luftspaltmoment so reduziert wird, daß sich ein Betriebspunkt ohne
Torsionsschwingungen im stabilen Bereich der Kraftschlußkennlinie einstellt.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß im Augenblickswert des
Luftspaltmomentes die Wechselkomponente identifiziert und das mittlere Luftspaltmoment in
Abhängigkeit von der Amplitude der Wechselkomponente reduziert wird, bis diese weitgehend
verschwindet.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß aufgrund der geschätzten
Größen die Dämpfung der Torsionsschwingung in der Radsatzwelle identifiziert wird und zur
Bestimmung der Steigung der Kraftschlußkennlinie im aktuellen Betriebspunkt verwendet
wird, um damit durch Veränderung der Differenzgeschwindigkeit zwischen Rad und Schiene
über das Luftspaltmoment einen Arbeitspunkt mit gewünschter Steigung auf der Kraftschluß
kennlinie einstellen zu können, der einen gewünschten Kompromiß aus Kraftschluß und
Radreifenverschleiß darstellt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß anstatt
des berechneten Istwertes des Luftspaltmomentes des Fahrmotors Mi ein gefilterter Sollwert
des Luftspaltmomentes Mi* genommen wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß bei
Bremsbetrieb des Triebfahrzeugs in entsprechender Weise ein gewünschter Betriebspunkt auf
der Kraftschlußkennlinie mit negativer Differenzgeschwindigkeit bzw. negativer Steigung
eingestellt wird.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19944435775 DE4435775C2 (de) | 1994-10-06 | 1994-10-06 | Verfahren zur Kraftschlußregelung mit Torsionsschwingungsunterdrückung im Antriebsstrang für Triebfahrzeuge mit stromrichtergespeisten Fahrmotoren |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19944435775 DE4435775C2 (de) | 1994-10-06 | 1994-10-06 | Verfahren zur Kraftschlußregelung mit Torsionsschwingungsunterdrückung im Antriebsstrang für Triebfahrzeuge mit stromrichtergespeisten Fahrmotoren |
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