DE4428231C1 - Verfahren zur Herstellung von gefärbten Gläsern und deren Verwendung - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von gefärbten Gläsern und deren VerwendungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von mit Ti3+-Ionen
gefärbten Gläsern durch Erschmelzen eines Rohstoff-Gemenges unter Luftat
mosphäre und deren Verwendung.
Das Färben von Glas mit dreiwertigen Titanionen ist bekannt.
In Abhängigkeit von der Glaszusammensetzung und den Schmelzbedingungen
treten Absorptionsbanden im Bereich von ca. 400 bis 800 nm auf.
Es ist jedoch auch bekannt, daß Ti3+ in z. B. Silikatgläsern nur schwer zu
stabilisieren ist (George H. Sigel, Optical Absorption of Glasses, p. 38;
TREATISE ON MATERIALS SCIENCE AND TECHNOLOGY; Vol. 12, ACADEMIC
PRESS; 1977).
Wenn als Reduktionsmittel Kohlenstoff oder kohlenstoffhaltige Verbindungen
verwendet werden, ist mit großem und ungleichmäßigem Abbrand zu rechnen,
so daß die Farbe des Glases nur schwer zu reproduzieren ist.
Wenn als Reduktionsmittel Metalle oder Metalloxide zum Einsatz kommen,
werden diese als Oxide im Glas eingebaut, so daß sich die standardisierten
Eigenschaften des Glases ändern können.
Außerdem ist es u. U. notwendig, die Ofenatmosphäre stärker reduzierend
einzustellen, um die Oxidation von Ti3+ zu nichtfärbendem Ti4+ zu verhin
dern. Bei hochschmelzenden Gläsern können dadurch Probleme beim Einstellen
der notwendigen hohen Temperaturen entstehen.
Eine weitere Methode zum Färben von Glas besteht z. B. auch im Aufbringen
von Diffusionsfarben, was jedoch eine zusätzliche nachträgliche Wärmebe
handlung des Glases erforderlich macht und glastypspezifisch weitere Nach
teile haben kann.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein einfaches, gut reproduzier
bares Verfahren zum Herstellen von schon in geringen Schichtdicken von 1-2
mm violett, blau bis schwarz gefärbten Gläsern bereitzustellen, das es
erlaubt, die standardisierten Eigenschaften der ungefärbten Basisgläser
trotz des Farbstoffzusatzes beizubehalten.
Des weiteren ist es Aufgabe der Erfindung, die gefärbten Gläser, soweit
sie nicht nur unter Luftabschluß bzw. Inertgasatmosphäre erschmolzen wer
den können, mit der gleichen Schmelztechnologie wie die entsprechenden un
gefärbten Basisgläser herstellen zu können.
Diese Aufgaben werden nach der vorliegenden Erfindung dadurch gelöst, daß
dem Rohstoff-Gemenge 0,01 bis 3,0 Gew.-% Titankarbid zugesetzt wird.
Überraschenderweise wurde gefunden, daß man dreiwertige Titanionen in Form
von Titankarbid in das Glas einführen und ohne weitere Maßnahmen, wie zu
sätzliche Reduktionsmittel oder eine mehr reduzierend eingestellte Ofenat
mosphäre in dieser niedrigen Wertigkeitsstufe stabilisieren kann.
Beim Schmelzen mit Titankarbid an Luftatmosphäre wird die Schmelze offen
sichtlich so reduzierend eingestellt, daß der Einbau von überwiegend drei
wertigem Titan im Glas möglich ist, so daß die Ti3+-Absorptionsbanden
sichtbar werden.
Da die zum Färben notwendigen Mengen Titankarbid gering sind und sich das
in die Glasstruktur eingebaute Titanoxid ähnlich wie die Glasbildner oder
Al₂O₃ verhält, werden die Haupteigenschaften wie z. B. die Viskosität, die
Wärmeausdehnung oder die chemischen Beständigkeiten nicht in unzulässigem
Maße verändert.
Diese Besonderheit des Titankarbides ist für vielseitig verwendete Gläser
von ausschlaggebender Bedeutung.
Es wurde weiterhin gefunden, daß die Färbung des Glases mit steigendem Zu
satz von Titankarbid - 0,3 bis 3,0 Gew.-% - von violetten Tönen über blau
bis schwarz variiert werden kann.
Das Glasgemenge darf dabei jedoch keine stark oxidierenden Bestandteile
wie z. B. Nitrate enthalten.
Beim erfindungsgemäßen Schmelzen ist es außerdem erforderlich, den Luftzu
tritt zu ermöglichen, da das Titankarbid bei seiner Reaktion mit dem Ge
menge Sauerstoff benötigt.
Dem erfindungsgemäßen Verfahren sind jedoch dann Grenzen gesetzt, wenn
spezielle Glaszusammensetzungen bei schon geringen Titanoxidzusätzen kri
stallisieren.
Im folgenden wird die Erfindung an den Beispielen 1 bis 4 und den dazuge
hörigen Fig. 1 bis 3 ausführlich erläutert:
Es wurden Aluminiumboratgläser der Zusammensetzung (in Gew.-%) 70% B₂O₃;
23% Al₂O₃; 7% Li₂O mit Zusätzen von 0,6% bzw. 1,2% TiC im elektrisch
beheizten Laborofen an Luftatmosphäre bei 1150-1200°C und einer
Schmelzzeit von ca. 3 Stunden im Quarztiegel erschmolzen.
Als Rohstoffe wurden Borsäure, Aluminiumhydroxid und Lithiumkarbonat ver
wendet. Das Glas mit 0,6% TiC-Zusatz war violett, das Glas mit 1,2% TiC-Zusatz
war violettschwarz gefärbt.
Es wurden Alumosilikatgläser der Zusammensetzung (in Gew.-%) 59,0% SiO₂;
17,5% Al₂O₃; 7,0% MgO; 6,0% CaO; 2,5% BaO; 8,0% ZnO mit Zusätzen von
TiC im elektrisch beheizten Laborofen an Luftatmosphäre bei 1530°C und
einer Schmelzzeit von ca. 3 Stunden im Quarztiegel erschmolzen. Fig. 1 und
2 zeigen die Transmissionskurven eines fast noch farblosen Glases (Gläser
1 bzw. 3/TiC-Zusatz 0,25%) und eines blaugefärbten Glases (Gläser 2 bzw.
4/TiC-Zusatz 2,5%) bei 1 mm Schichtdicke im UV/VIS bzw. bei 10 mm
Schichtdicke im UV/VIS/IR.
Es wurden Aluminiumphosphatgläser der Zusammensetzung (in Gew.-%) 75%
P₂O₅; 10% Al₂O₃; 8% ZnO; 5% B₂O₃; 2% MgO mit Zusätzen von 0,625%
(Glas 5) und 1,25% TiC (Glas 6) und 2,5% TiC (Glas 7) im elektrisch be
heizten Laborofen an Luftatmosphäre bei 1400°C und einer Schmelzzeit von
ca. 2 Stunden im Quarztiegel erschmolzen.
Dem Rohstoff-Gemenge wurden 2% Na₂O (als NaCl) als Läutermittel zuge
setzt. Die Gläser waren blau.
Fig. 3 zeigt die Transmissionskurven im VIS-Bereich für 1 mm Schichtdicke.
Es ist zu erkennen, daß die Gläser zwei deutliche Absorptionsbanden bei
ca. 580 und 720 nm besitzen, daß eine Schulter im Bereich von 400-500 nm
auftritt und die UV-Kante mit steigendem TiC-Zusatz mehr zu größeren Wel
lenlängen verschoben wird.
Es wurden Kalk-Natron-Silikatgläser der Zusammensetzung (in Gew.-%) 75,0%
SiO₂; 10,0% CaO; 15,0% Na₂O mit Zusätzen von 0,1 bzw. 0,2% TiC im elek
trisch beheizten Laborofen an Luftatmosphäre bei 1450-1500°C und einer
Schmelzzeit von ca. 3 Stunden im Quarztiegel erschmolzen.
Als Rohstoffe dienten Quarzsand, Kalziumkarbonat, Natriumkarbonat, und als
Läutermittel Natriumchlorid (1% Na₂O als NaCl).
Das Glas mit 0,1 Gew.-% TiC-Zusatz zeigte eine schwache, das Glas mit ei
nem TiC-Zusatz von 0,2 Gew.-% eine deutliche Violettfärbung.
Die Vorteile des Verfahrens nach der vorliegenden Erfindung sind:
- - es ermöglicht die Herstellung von violett, blau bis schwarz gefärbten Gläsern, die durch den Farbstoffzusatz in ihren standardisierten Eigen schaften nicht verändert werden.
- - die gefärbten Gläser können nach der gleichen Schmelztechnologie wie das entsprechende ungefärbte Basisglas hergestellt werden, wenn die Schmelze nicht unter Luftabschluß bzw. nicht in Inertgasatmosphäre erfolgen muß.
- - die Färbungen können ästhetischen Zwecken oder dem Schutz vor Licht des UV und VIS-Bereichs dienen. Die Transparenz der Gläser im nahen IR-Be reich erlaubt ihre Verwendung als Filter für Wärmestrahlen.
Claims (7)
1. Verfahren zur Herstellung von mit Ti3+-Ionen gefärbten Gläsern, durch
Erschmelzen eines Rohstoff-Gemenges unter Luftatmosphäre,
dadurch gekennzeichnet,
daß dem Rohstoff-Gemenge 0,01-3,0 Gew.-% Titankarbid zugesetzt
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß dem Rohstoff-Gemenge zur Herstellung eines violett bis schwarz ge
färbten Boratglases 0,5-1,3 Gew.-% Titankarbid zugesetzt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß dem Rohstoff-Gemenge zur Herstellung eines bläulich bis tiefblau
gefärbten Phosphatglases 0,3-3,0 Gew.-% Titankarbid zugesetzt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß dem Rohstoff-Gemenge zur Herstellung eines violett bis schwarz ge
färbten Kalk-Natron-Silikatglases 0,05-0,5 Gew.-% Titankarbid zuge
setzt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß dem Rohstoff-Gemenge zur Herstellung eines bläulich bis schwarz
gefärbten Alumosilikatglases 0,1 bis 3,0 Gew.-% Titankarbid zugesetzt
wird.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß dem Rohstoff-Gemenge zusätzlich Chloride, insbesondere Natrium
chlorid, in Anteilen von 0,1 bis 2 Gew.-%, insbesondere von 0,5 bis
1,5 Gew.-% zur Läuterung zugegeben werden.
7. Verwendung von mit Ti3+-Ionen gefärbten Gläsern, hergestellt nach dem
Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6,
als UV- und/oder Sonnenschutzglas, als Filterglas, Absorberglas in der
Solartechnik, als ästhetisch gefärbtes Design-Hauswirtschaftsglas, Be
hälter- oder Lampenglas.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19944428231 DE4428231C1 (de) | 1994-08-10 | 1994-08-10 | Verfahren zur Herstellung von gefärbten Gläsern und deren Verwendung |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19944428231 DE4428231C1 (de) | 1994-08-10 | 1994-08-10 | Verfahren zur Herstellung von gefärbten Gläsern und deren Verwendung |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4428231C1 true DE4428231C1 (de) | 1995-08-24 |
Family
ID=6525295
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19944428231 Expired - Fee Related DE4428231C1 (de) | 1994-08-10 | 1994-08-10 | Verfahren zur Herstellung von gefärbten Gläsern und deren Verwendung |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4428231C1 (de) |
-
1994
- 1994-08-10 DE DE19944428231 patent/DE4428231C1/de not_active Expired - Fee Related
Non-Patent Citations (1)
Title |
---|
US-Z: Treatise on Materials Science and Technology, Vol. 12, 1977, S. 38 * |
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Legal Events
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Effective date: 20130301 |