DE4421554C1 - Verfahren zum Beschichten thermoplastischer Kunststoffe und Verfahren zum Herstellen geformter Gegenstände aus diesen Kunststoffen - Google Patents
Verfahren zum Beschichten thermoplastischer Kunststoffe und Verfahren zum Herstellen geformter Gegenstände aus diesen KunststoffenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Beschichten thermo
plastischer Kunststoffe und ein Verfahren zum Herstellen geformter
Gegenstände aus den mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens
beschichteten thermoplastischen Kunststoffen.
Thermoplastische Kunststoffe bieten dem Verwender eine Reihe
von Vorteilen, wie Verformbarkeit oder in einigen Fällen, wie
beispielsweise bei Polycarbonaten, auch Schlagzähigkeit, die
dazu geführt haben, daß solche Kunststoffe einen breiten Anwen
dungsbereich gefunden haben.
Diesen Vorteilen stehen jedoch Nachteile, wie eine ungenügende
mechanische und chemische Oberflächenbeständigkeit sowie mangel
hafte Lichtbeständigkeit der Oberfläche, gegenüber.
Aus diesem Grunde wurde versucht, thermoplastische Kunststoffe
mit Beschichtungen aus harten Lacken zu versehen, um die Ober
flächeneigenschaften der fertigen Produkte zu verbessern. Dies
führte beispielsweise im Falle von Polycarbonat-Scheiben zu
mechanisch hochbeständigen, d. h. insbesondere kratzfesten Er
zeugnissen, die jedoch in der Herstellung teuer waren. Darüber
hinaus sind die dafür benötigten harten Lacke stark lösemittel
haltig, wodurch bei industrieller Massenfertigung Probleme hin
sichtlich des Umweltschutzes auftreten. Der jedoch schwerwie
gendste Nachteil dieser Oberflächenversiegelung besteht darin,
daß die fertigen Erzeugnisse nicht verformbar sind, so daß ein
entscheidender Vorteil thermoplastischer Kunststoffe verloren
geht.
Die deutsche Offenlegungsschrift DE 29 28 512 A1 beschreibt ein
Verfahren zur Herstellung einer Beschichtung auf einem Formkör
per aus thermoplastischem Kunststoff, auf den eine strahlungs
härtbare Beschichtung aufgebracht und diese bei einer Tempera
tur zwischen 70°C und der Glastemperatur des Kunststoffs
mittels UV-Strahlen ausgehärtet wird.
In dem in dem Dokument EP 551 693 A1 beschriebenen Verfahren
wird eine strahlungshärtbare Beschichtung vor dem Aushärten
zusammen mit dem thermoplastischen Substrat erwärmt, wobei ein
Teil der Beschichtung in den Kunststoff diffundiert. Danach
wird die Beschichtung mittels UV-Strahlen gehärtet.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum
Herstellen von Oberflächenbeschichtungen für thermoplastische
Kunststoffe bereitzustellen, welche eine Verbesserung der Ober
flächeneigenschaften dieser Kunststoffe hinsichtlich mechani
scher, chemischer sowie Lichtbeständigkeit bewirken und nach
einem Aufbringen auf thermoplastische Kunststoffe zu Erzeugnis
sen führen, die ohne Beschädigung der Beschichtung verformbar
sind.
Diese Aufgabe wird durch die in den Ansprüchen beschriebenen
Verfahren gelöst.
Die vorliegende Erfindung umfaßt ein Verfahren zum Beschichten
thermoplastischer Kunststoffe, umfassend
- - ein Lackieren einer Oberfläche eines Substrats aus einem thermoplastischen Kunststoff mit einer strahlungsvernetz baren Zusammensetzung,
- - ein Vollvernetzen der strahlungsvernetzbaren Zusammen setzung der Lackierung mittels Strahlung und
- - ein Erwärmen des einseitig lackierten Sub strats unter der Maßgabe, daß die nicht lackierte Oberflä che des Substrats auf eine Temperatur nahe der Erweichungs temperatur des thermoplastischen Kunststoffs, die lackier te Oberfläche des Substrats jedoch nur auf eine um 50 bis 70°C niedrigere Temperatur erwärmt wird.
Der Begriff Substrat soll insbesondere Filme, Folien oder
Platten aus thermoplastischem Kunststoff umfassen, wobei die
Filme oder Folien Stärken von 6 bis 1000 µm und die Platten
Stärken von 1 bis 10 mm oder auch mehr aufweisen können. Die
Filme, Folien oder Platten können aus einem Kunststoffgranulat,
Granulatmischungen sowie aus mehreren Kunststoffarten oder Mi
schungen extrudiert sein. Auch können anorganische Teilchen
(Puder, Mehl) zugemischt sein, wobei der Anteil an Kunststoffen
an der Oberfläche des Substrates bevorzugt mehr als 50% betra
gen soll. In Betracht für die Anwendung der Erfindung kommen
thermoplastische Kunststoffe im weitesten Sinne, insbesondere
folgende Kunststoffe: PC (Polycarbonate), ABS, PMMA (Polyme
thylmethacrylat) und PET (Polyethylenterephthalat). In Abhän
gigkeit vom verwendeten Material werden die Verfahrensparameter
eingestellt.
Ferner können die Kunststoffilme, -platten oder -folien auch
aus mehreren Kunststoffarten und -schichten zusammengesetzt
sein. So betrifft die vorliegende Erfindung beispielsweise auch
thermoplastische Coextrudate aus verschiedenen Kunststoffen,
wie ABS/PMMA-, ABS/PA-, ABS/PVC-Coextrudat, usw.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist nicht nur für Substrat-Ober
flächen geeignet, die glatt sind, sondern auch für strukturier
te, poröse, matte oder rauhe Oberflächen. Das Substrat-Material
kann klar oder gefärbt sein.
Die Lackschicht umfaßt einen strahlungsvernetzbaren Lack, wel
cher dem Fachmann als solcher bekannt ist. Zur Anwendung kom
mende Systeme umfassen bekannte strahlenvernetzbare acrylische
Präpolymere, wie Polyurethan-, Polyester-, Polyether, Epoxi- oder
Vollacrylate oder Mischungen davon. Diese können zusätz
lich mit ebenfalls bekannten, niedrigviskosen Reaktivverdünnern
vermischt verwendet werden.
Ferner können nach einem kationischen Härtungsmechanismus ver
netzbare Lacksysteme verwendet werden, wie beispielsweise Ep
oxide oder Vinylether, Mischungen derselben oder Mischungen von
Epoxiden und/oder Vinylethern mit vorstehend genannten Acryla
ten.
In einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens kann
der vorstehend genannte, durch Strahlen vernetzbare Lack mit
einem oder mehreren, als solchen bekannten Photoinitiatoren
versetzt verwendet werden, welche eine Vernetzbarkeit mittels
UV-Strahlen vermitteln. Zur Anwendung kommen hierbei sämtliche
bekannte Photoinitiatoren und Photoinitiatorgemische, gegebe
nenfalls mit gleichfalls bekannten Coinitiatoren und Sensibili
satoren gemischt.
Wird für bevorzugte, im Folgenden beschriebene Ausführungsfor
men vor dem Vollvernetzen zunächst lediglich eine Teilvernet
zung des strahlungsvernetzbaren Lacks mittels UV-Strahlung an
gestrebt, können der bzw. die Photoinitiatoren in einer Menge
zugesetzt werden, die geringer ist als die Menge an Photoini
tiator, die bei einer vorgegebenen UV-Lampenleistung und einer
vorgegebenen Bahn- oder Substratgeschwindigkeit notwendig ist,
um eine volle Vernetzung zu erzielen. Der Begriff "teilver
netzt" bedeutet hierbei, daß der Lack noch nicht vollständig
einer Vernetzung unterzogen wird, sondern nur teilweise, so daß
später noch eine vollständige Vernetzung möglich ist. Die in
diesem Zusammenhang erforderlichen Verfahrensparameter sind dem
Fachmann als solche bekannt. Typischerweise beträgt die Menge
an Photoinitiator oder Photoinitiatormischung in diesem Falle,
gegebenenfalls zusammen mit sogenannten Coinitiatoren und
Sensibilisatoren, 0,1 bis 3 Gew.-%, bevorzugt 0,2 bis 1,5 Gew.-%,
jeweils bezogen auf die Gesamtformulierung des Lacks.
In einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfah
rens können die vorstehend genannten, durch Strahlen vernetz
baren Lacke mit Anteilen thermisch vernetzbarer Harze bzw.
Lacksysteme, die eine Verfestigung der strahlungsvernetzten Be
schichtung unter Wärmeeinfluß ermöglichen, gemischt verwendet
werden.
Der strahlungsvernetzbare Lack kann desweiteren anorganische,
organische oder metallische Füllstoffe, Mattierungsmittel, rheo
logische Additive oder Wachse umfassen. Um bestimmte Eigen
schaftsprofile zu erreichen, können dem Lack ferner Additive,
wie Verlaufsmittel, Gleitmittel, Entlüfter, Entschäumer, Haft
verbesserer, Dispergierhilfsmittel, Benetzungsmittel, Antiab
setzmittel, Antistatika, Stabilisatoren, Lichtschutzmittel,
Korrosionsschutzmittel und weitere, dem Fachmann bekannte Stof
fe, einzeln oder in Mischung zugesetzt werden.
Darüber hinaus kann dem strahlungsvernetzbaren Lack eine oder
mehrere thermisch wirkende Vernetzerkomponenten zugesetzt wer
den. Umfaßt der strahlungsvernetzbare Lack Präpolymere, die
reaktive Gruppen enthalten, die mit der thermischen Vernetzer
komponente unter Temperatureinfluß reagieren, kann so eine über
die strahlungsinduzierte Vernetzung hinausgehende, weitere Ver
netzung des Systems erfolgen.
Bevorzugt wird die strahlungsvernetzbare Lackschicht in einer
Dicke von 5 bis 120 g/m² auf das Substrat aufgetragen. Die
Lackschicht kann mittels als solcher bekannter Verfahren, wie
beispielsweise Spritz-, Walz-, Gießauftrag oder Auftrag im
Tauchverfahren, bei größeren Schichtstärken im bevorzugt im
Lack-Gießverfahren auf das Substrat aufgebracht werden.
In einer bevorzugten Ausführungsform kann die Lackschicht auch
nach dem in der europäischen Patentanmeldung mit der
Veröffentlichungsnummer 0 570 607 offenbarten Verfahren zum
Auftragen von Lack (und Farbe) auf ein Substrat mittels eines
Trägers mit "release"-Eigenschaften (vgl. europäische Patentan
meldung mit der Veröffentlichungsnummer 0 573 676 auf
getragen werden.
Hierzu wird die Lackschicht zuvor auf den Träger mit "release"-Eigen
schaften aufgebracht, auf diesem bevorzugt mittels Strah
lung teilvernetzt und dann unter Druck und/oder erhöhter Tem
peratur vom Träger auf das Substrat übertragen. Vorzugsweise
kann die Übertragung der Lackschicht vom Träger auf das Sub
strat mittels eines Kalanders ausgeführt werden, der insbeson
dere mindestens eine Walze aus elastischem Material aufweist.
Das Vollvernetzen der Lackschicht kann insbesondere mittels
Elektronenstrahlen unter Verwendung von Strahlendosen, die zur
vollständigen Vernetzung des Lacksystems führen, erfolgen.
Typischerweise werden hierzu Strahlendosen von 10 bis 100 kGy
bevorzugt 10 bis 50 kGy eingesetzt.
Erfolgt in einer bevorzugten, im Folgenden beschriebenen Aus
führungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens vor dem Voll
vernetzen ein Teilvernetzen der Lackschicht, so kann dies mit
tels Elektronenstrahlen vorgenommen werden. Hierzu wird in der
Regel eine Strahlendosis eingesetzt, die geringer ist als die
Dosis, die zur vollständigen Vernetzung notwendig ist. Typi
scherweise kommen hierfür Strahlendosen von 0,5 bis 10 kGy,
bevorzugt 1 bis 5 kGy zur Anwendung.
Das Ausmaß einer Vernetzung mittels UV-Strahlen wird im allge
meinen bei vorgegebener UV-Lampenleistung und vorgegebener
Bahn- oder Substratgeschwindigkeit über die Menge an Photoini
tiator(en) geregelt, welche dem strahlungsvernetzbaren Lack
zugesetzt wird.
Wurden der strahlungsvernetzbaren Lackschicht Anteile thermisch
vernetzbarer Harze oder Lacksystem zugesetzt, kann das Teilver
netzen auch durch Wärmeeinwirkung erfolgen. Die hierfür erfor
derliche Energiemenge und Behandlungsdauer ergibt sich für den
Fachmann aus der Verwendung der im Einzelfall eingesetzten ther
misch vernetzbaren Systeme aufgrund deren bekannten Eigenschaf
ten.
Das Erwärmen des einseitig lackierten Substrats nach dem erfin
dungsgemäßen Verfahren kann insbesondere mittels Infrarot-Strah
len, jedoch beispielsweise auch durch Konvektion oder Heißluft
vorgenommen werden. Es dient zum einen einer zusätzlichen Här
tung des strahlungsvernetzbaren Lacks, insbesondere von dessen
Oberfläche, durch noch weitergehende Vernetzung. Zusätzlich
führt die Erwärmung zu einer Erweichung des Substrats aus ther
moplastischem Kunststoff, welche eine teilweise Diffusion des thermo
plastischen Kunststoffs in die Lackschicht zur Folge hat. Als
Ergebnis wird ein Coextrudat-ähnlicher Werkstoff erhalten, in
welchem keine Schichtstruktur mehr nachgewiesen werden kann.
Die vorliegende Erfindung umfaßt ferner ein Verfahren zum Her
stellen geformter Gegenstände aus einem erfindungsgemäß herge
stellten thermoplastischen Kunststoff, welches den zusätzlichen
Verfahrensschritt eines Verformens nach dem Erwärmen des einsei
tig lackierten, vollvernetzten Substrats umfaßt.
Insbesondere vorteilhafte Ergebnisse werden mittels einer Vor
richtung zum Thermoverformen von Kunststoff aufweisenden Sub
straten entsprechend der Lehre der europäischen Patentanmeldung
mit der Veröffentlichungsnummer 0 529 106 erhalten,
deren Offenbarung in vollem Umfang in der vorliegenden Anmel
dung enthalten ist. Insbesondere die dort enthaltenen Ansprüche
beinhalten Lehren, mit denen die vorliegende Erfindung bevor
zugt ausgeführt wird. Auf diese Weise kann ein im Stand der
Technik bekanntes Brechen der Lackschicht sicher vermieden wer
den.
Durch das beschriebene ungleichmäßige Erwärmen des einseitig
lackierten Substrats unter der Maßgabe, daß die nicht lackierte
Oberfläche des Substrats auf eine Temperatur nahe der Erwei
chungstemperatur des thermoplastischen Kunststoffs, die
lackierte Oberfläche des Substrats jedoch nur auf eine um 50
bis 70°C niedrigere Temperatur erwärmt wird, diffundiert der
thermoplastische Kunststoff in die Elektronenstrahl-gehärtete
Lackschicht und beseitigt so die ursprüngliche diskrete Zwei-
Schichten-Struktur. Dies trägt entscheidend zur Verformbarkeit
des erzeugten Werkstoffs bei.
Um komplexer ausgestaltete dreidimensionale Formkörper herzu
stellen, kann nach der vorstehend beschriebenen Thermoverfor
mung eine zusätzliche Verformung nach einem weiteren im Stand
der Technik bekannten Verfahren ausgeführt werden.
Je nach Ausmaß der gewünschten Verformung werden Schichtdicken
der Elektronenstrahl-vernetzbaren Lackschicht zwischen 5 und
120 g/m² erforderlich.
Durch die erfindungsgemäßen Verfahren können Beschichtungen auf
thermoplastischen Kunststoffen und beschichtete geformte Gegen
stände aus thermoplastischen Kunststoffen hergestellt werden,
die selbst nach einer Verformung mechanisch und chemisch hoch
beständig sind und insbesondere eine hervorragende Abrieb- und
Kratzbeständigkeit und eine hohe Härte aufweisen.
In einer bevorzugten Ausführungsform kann die strahlungsver
netzbare Zusammensetzung mit Färbemitteln gemischt verwendet
werden. Als farbgebende Stoffe können die Färbemittel lösliche
Farbstoffe ebenso wie organische oder anorganische Pigmente
enthalten. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung umfassen die
Färbemittel bevorzugt diffundierbare Farbstoffe, sogenannte
sublimierbare Dispersionsfarben, deren Farbwirkung sich erst im
Zuge der abschließenden Erwärmung "entwickelt". Dies erfolgt
aufgrund der Erwärmung durch Sublimation, darauffolgende
Migration und daraus resultierende gleichförmige Verteilung der
Farbstoffmoleküle in der strahlungsgehärteten Lackschicht. Da
durch gewinnen die Farben eine überraschende Tiefenwirkung und
Brillanz. Sublimierbare Dispersionsfarbstoffe können beispiels
weise in einer Menge von 3 bis 5 g in 1 Liter strahlungsver
netzbarem Klarlack eingesetzt werden.
Besondere Effekte können hierbei erzielt werden, wenn eine mit
einem oder mehreren sublimierbaren Dispersionsfarbstoff(en)
gemischte strahlungsvernetzbare Lackierung auf einem farbigen
Kunststoff-Substrat aufgebracht wird.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann in einer weiteren Ausgestal
tung ferner die zusätzlichen Schritte umfassen,
- - das Substrat vor dem Aufbringen der strahlungsvernetz baren Zusammensetzung mit einem Dekor zu versehen und
- - das mit dem Dekor versehene Substrat vor dem Aufbringen der strahlungsvernetzbaren Zusammensetzung zu erwärmen.
Das Dekor kann hierzu beispielsweise mittels an sich bekannter
Druckverfahren als Bild, Muster, Einzelfarbe oder Motiv direkt
auf das Substrat gedruckt werden. Das Dekor kann jedoch auch
von einem Trägermaterial in an sich bekannter Weise in Form
eines "Abziehbildes" bzw. mittels eines Transferdruckverfahrens
auf das Substrat übertragen werden.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung umfaßt das Dekor bevorzugt
sublimierbare Dispersionsfarbstoffe als farbgebende Substanzen.
Das Aufbringen des Farbdekors kann insbesondere nach dem im
europäischen Patent Nr. 0 455 849 offenbarten Verfahren zum
Auftragen eines Farbdekors auf ein Kunststoff-Substrat erfol
gen.
Das Dekor wird hierzu unter Verwendung von Drucktinten, welche
neben den sublimierbaren Dispersionsfarbstoffen herkömmlicher
Art Bindemittel und gegebenenfalls Oxidationsadditive umfassen,
mittels Offset-, Rotations-, Tief-, Flexo- oder Siebdruckver
fahren als Bild, Muster, Einzelfarbe oder Motiv auf ein Träger
material gedruckt. Als Trägermaterial dienen vorzugsweise Pa
pierbögen mit Papiergewichten von 30 bis 120 g/m² und ausrei
chender Luftdurchlässigkeit, damit während des allgemein be
kannten Sublimations-Umdruckes Luft durch den Farbträger ge
saugt werden kann.
Die Übertragung des Dekors vom Trägermaterial auf das Substrat
erfolgt durch Sublimationstransfer, indem der Farbträger auf
seiner vom Substrat abgekehrten Seite in Abhängigkeit vom Kunst
stoff des Substrates insbesondere mittels Infrarot-Strahlung
erwärmt wird und der Farbträger durch Luftsaugung derart an das
Substrat angelegt wird, daß zwischen dem Farbträger und dem
Substrat ein Unterdruck entsteht. Dabei wird die Infrarot-Strahlung
in Abhängigkeit von der Farbverteilung des Dekors
inhomogen auf den Farbträger gerichtet.
Die Erwärmung führt dabei zu einem Eindringen der sublimierba
ren Farbstoffmoleküle in das Substrat bis in eine Tiefe von 100
bis 300 µm. Dies führt überraschenderweise zu einer Verbesse
rung der Bildqualität ohne Einbußen hinsichtlich der Schärfe
des Motivs; das Bild erscheint intensiver und räumlicher.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des erfindungsge
mäßen Verfahrens können die Lackschicht und das Dekor gemeinsam
nach dem in der europäischen Patentanmeldung mit der
Veröffentlichungsnummer 0 570 607 offenbarten Verfahren zum
Auftragen von Lack und Farbe auf ein Substrat mittels eines
Trägers mit "release"-Eigenschaften (vgl. europäische Patent
anmeldung mit der Veröffentlichungsnummer 05 73 676)
aufgetragen werden.
Das bereits vorstehend kurz beschriebene Verfahren wird dahin
gehend abgewandelt, daß auf die teilvernetzte Lackschicht ein
Dekor aufgebracht wird und dann der teilvernetzte Lack mitsamt
dem Dekor unter Druck und/oder erhöhter Temperatur vom Träger
auf das Substrat übertragen wird, so daß das Dekor direkt dem
Substrat aufliegt.
In einer abgewandelten Form des vorstehend beschriebenen Ver
fahrens kann das Dekor auch auf die strahlungsvernetzbare Lack
schicht aufgebracht werden. Dazu wird die Lackschicht zunächst
mittels Strahlung, insbesondere UV- und/oder Elektronenstrah
lung, oder thermisch teilvernetzt und daraufhin das Dekor nach
einem der vorstehend beschriebenen Verfahren aufgebracht.
Die vorstehend beschriebenen Verfahren zum zusätzlichen Einfär
ben und Dekorieren von thermoplastischen Kunststoffen können
selbstverständlich auch miteinander kombiniert verwendet wer
den.
In einer weiteren Ausführungsform umfaßt die Erfindung ein
Verfahren zum Herstellen strukturierter, insbesondere mit einer
Textur oder Maserung versehener Beschichtungen auf thermoplasti
schen Kunststoffen,
welches die zusätzlichen Schritte umfaßt, vor dem Vollvernetzen
- - die strahlungsvernetzbare Zusammensetzung teilzuvernetzen und
- - eine Struktur, insbesondere Textur oder Maserung auf die teilvernetzte Zusammensetzung aufzubringen.
Die Teilvernetzung kann, wie bereits beschrieben, mittels Strah
len, insbesondere Elektronenstrahlen und/oder UV-Strahlen, oder
thermisch erfolgen.
Die Struktur, Textur oder Maserung kann unter Verwendung von
nur geringem Druck mittels eines Prägezylinders oder -bleches
oder eines strukturierten bzw. geprägten Papieres oder einer
entsprechenden Folie in an sich bekannter Weise auf die teil
vernetzte strahlungsvernetzbare Zusammensetzung aufgebracht
werden. Die Prägung des Papieres oder der Folie kann hierbei
durch eine geprägte Lack- oder Kunststoffschicht erzielt wer
den.
Hierbei kann es besonders vorteilhaft sein, die teilvernetzte
Lackschicht vor dem Aufbringen der Struktur, Textur oder Mase
rung zu erwärmen, um sie elastischer zu machen und so das Ein
prägen des Musters zu vereinfachen. Hierzu können beispielswei
se Infrarot-Strahlen oder Heißluft verwendet werden.
Die vorliegende Erfindung umfaßt ferner eine Ausführungsform
vorstehend beschriebener Verfahren, in welcher das Aufbringen
des Dekors und das Aufbringen der Struktur, Textur oder Mase
rung hinsichtlich einer Positionierung derselben auf einer
Oberfläche des Substrats koordiniert erfolgt. Auf diese Weise
können beispielsweise Kunststoffplatten mit Holz-Dekor und -Ma
serung erhalten werden, in welchen das Muster des Holz nachah
menden Dekors und die holzartige Maserung der Oberfläche über
einstimmen.
Anhand der vorliegenden Erfindung können mechanisch und che
misch hochbeständige Beschichtungen auf thermoplastischen
Kunststoffen erzeugt werden, welche eine Verformung der er
zeugten Werkstoffe zulassen, eine überaus ansprechende Farb
gebung und/ oder Dekoration und zusätzlich eine auch aufwendig
strukturierte Oberfläche aufweisen können. Die erhaltenen Werk
stoffe und Erzeugnisse können aufgrund dieser vorteilhaften
Eigenschaften in breitem Rahmen für eine große Vielzahl von
Anwendungen eingesetzt werden.
Claims (15)
1. Verfahren zum Beschichten thermoplastischer Kunststoffe,
umfassend
- - ein Lackieren einer Oberfläche eines Substrats aus einem thermoplastischen Kunststoff mit einer strahlungsvernetz baren Zusammensetzung,
- - ein Vollvernetzen der strahlungsvernetzbaren Zusammen setzung der Lackierung mittels Strahlung und
- - ein Erwärmen des einseitig lackierten Sub strats unter der Maßgabe, daß eine nicht lackierte Oberflä che des Substrats auf eine Temperatur nahe der Erweichungs temperatur des thermoplastischen Kunststoffs, die lackier te Oberfläche jedoch nur auf eine um 50 bis 70°C niedrige re Temperatur erwärmt wird.
2. Verfahren zum Herstellen geformter Gegenstände aus einem
mittels des Verfahrens nach Anspruch 1 beschichteten thermoplas
tischen Kunststoff, welches den zusätzlichen Verfahrensschritt
- - eines Verformens nach dem Erwärmen des einseitig lackier ten Substrats umfaßt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
wobei das Vollvernetzen mittels Elektronenstrahlen vorgenommen
wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
wobei das Erwärmen des einseitig lackierten
Substrats mittels Infrarot-Strahlen erfolgt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
wobei die strahlungsvernetzbare Zusammensetzung in einer Dicke
von 5 bis 120 g/m² auf das Substrat aufgetragen wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
wobei die strahlungsvernetzbare Zusammensetzung mit einem Färbe
mittel gemischt verwendet wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
wobei das Färbemittel einen oder mehrere sublimierbare(n) Dis
persionsfarbstoff(e) umfaßt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
welches die zusätzlichen Schritte umfaßt,
- - das Substrat vor dem Aufbringen der strahlungs-vernetz baren Zusammensetzung mit einem Dekor zu versehen und
- - das mit dem Dekor versehene Substrat vor dem Aufbringen der strahlungsvernetzbaren Zusammensetzung zu erwärmen.
9. Verfahren nach Anspruch 8,
wobei das Dekor einen oder mehrere sublimierbare(n) Disper
sionsfarbstoff(e) als farbgebende Substanz(en) umfaßt.
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder 9,
wobei das Dekor unter Verwendung eines Farbträgers mittels
eines Transferdruckverfahrens auf das Substrat aufgebracht
wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10,
welches die zusätzlichen Schritte umfaßt,
vor dem Vollvernetzen
- - die strahlungsvernetzbare Zusammensetzung teilzuvernetzen und
- - eine Struktur, insbesondere eine Textur oder Maserung in die Oberfläche der teilvernetzten Zusammensetzung einzuprä gen.
12. Verfahren nach Anspruch 11,
wobei das Teilvernetzen mittels Elektronen- und/oder UV-Strah
len erfolgt.
13. Verfahren nach Anspruch 11 oder 12,
wobei die teilvernetzte Lackierung vor dem Aufbringen der
Struktur erwärmt wird.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13,
wobei für das Erwärmen der vollvernetzten Lackierung zuerst die
Temperaturen auf der Oberfläche der Lackierung gemessen werden
und anschließend in Abhängigkeit von den erhaltenen Meßergeb
nissen die Bedingungen für das Erwärmen der Oberflächenbereiche
mit unterschiedlicher Temperatur gewählt werden.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 11 bis 14,
wobei das Dekor und die Struktur, insbesondere Textur oder Ma
serung, auf der Oberfläche des Substrats so aufgebracht werden,
daß sich bildliche Konturen des Dekors und Konturen der Struk
tur auf vorab festgelegte Weise überlagern.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19944421554 DE4421554C1 (de) | 1994-06-20 | 1994-06-20 | Verfahren zum Beschichten thermoplastischer Kunststoffe und Verfahren zum Herstellen geformter Gegenstände aus diesen Kunststoffen |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19944421554 DE4421554C1 (de) | 1994-06-20 | 1994-06-20 | Verfahren zum Beschichten thermoplastischer Kunststoffe und Verfahren zum Herstellen geformter Gegenstände aus diesen Kunststoffen |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4421554C1 true DE4421554C1 (de) | 1995-10-19 |
Family
ID=6521051
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19944421554 Expired - Fee Related DE4421554C1 (de) | 1994-06-20 | 1994-06-20 | Verfahren zum Beschichten thermoplastischer Kunststoffe und Verfahren zum Herstellen geformter Gegenstände aus diesen Kunststoffen |
Country Status (1)
Country | Link |
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DE (1) | DE4421554C1 (de) |
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- 1994-06-20 DE DE19944421554 patent/DE4421554C1/de not_active Expired - Fee Related
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