DE4419024C1 - Coimmobilisatschicht - Google Patents
CoimmobilisatschichtInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Coimmobilisatschicht, die
aus einer Polymermatrix besteht, wobei diese Polymer
matrix Dehydrogenasen und/oder Reduktasen mit ihren
Cofaktoren bzw. deren Komplexe gebunden an einen po
lymeren Spacer enthält. Die Erfindung betrifft wei
terhin ein Verfahren zur Herstellung einer derartigen
Schicht sowie deren Verwendung für Enzymsensoren.
In den letzten zwei Dekaden wurden eine Reihe ver
schiedener Untersuchungen auf den Gebieten der Enzym
technologie und Biosensorik vorgenommen, die zum Ziel
hatten, die Notwendigkeit der Cofaktorzugabe oder
-nachführung beim Arbeiten mit Bioreaktoren und -sen
soren mit Dehydrogenasen zu umgehen.
So wurden eine Reihe von Verfahren entwickelt, die
die Kopplung des Cofaktors an das Apoenzym zum Ziel
hatten, um sogenannte "semisynthetische Holo-Dehydro
genasen" zu erhalten. Stellvertretend seien hier die
Arbeiten von Mansson et al. (Meth. Enzymol. 89, 457-468)
genannt, die ein NAD-Derivat an Leberalkohol-Dehydrogenase
koppelten. Üblicherweise sind derartige
Methoden mit einem hohen präparativem Aufwand verbun
den. Zur Anbindung aktivierter Cofaktoranaloga ist
eine modifizierbare Gruppe in der Nähe der Cofaktor-Bin
dungsstelle erforderlich, wie sie Persson et al.
(Biotechnology 9 (1991) 280-284) an Glycosedehydroge
nase genetisch erzeugten, um sodann aktiviertes
Thiol-NAD über eine Disulfidbindung anzubinden. An
dernfalls ist man auf geeignete reaktive Gruppen im
nativen Enzym angewiesen, so daß eine Optimierung des
Spacers zwischen Enzym und Cofaktor erforderlich ist.
Allerdings kann durch die mit jeder Modifizierung
einhergehende strukturelle Veränderung des Enzyms
dessen Aktivität beeinträchtigt werden. Weiterhin
sollten hier die Untersuchungen von Yomo et al. (Eur.
J. Biochem. 200 (1991) 759-766; Eur. J. Biochem. 203
(1992) 533-542) erwähnt werden, die mit Polyethylen
glykol (PEG) als Spacer aktive Konjugate aus Media
tor, Cofaktor und Enzym darstellten. Auch hier ist die
Herstellung mit aufwendigen Aufreinigungen der modi
fizierten Enzyme verbunden. Zudem stellt sich gerade
bei Verwendung von PEG als relativ langem Spacer die
Frage, ob hier nicht besser auf die Anbindung an das
Enzym verzichtet werden sollte und statt dessen Enzyme
wie Cofaktor z. B. kovalent auf einem Träger fixiert
werden sollten. Somit würde die für die meisten bio
technologischen und biosensorischen Anwendungen ohne
hin erforderliche Immobilisierung gleichzeitig vor
genommen, ohne daß eine zusätzliche strukturelle Be
einträchtigung durch die Cofaktorfixierung in Kauf
genommen werden müßte.
Derartigen Verfahren ist gemeinsam, daß die Enzym- und
Cofaktor-Modifizierungen relativ aufwendig sind
und für jedes Enzym die Methoden einzeln optimiert
werden müssen. Zudem ist für viele Anwendungen, ins
besondere in der Biosensorik, eine Immobilisierung
der so erhaltenen Holoenzyme erforderlich, die deren
Aktivität weiter beeinträchtigen könnte. Daher ist
sowohl die Entwicklung als auch die Produktion von
Dehydrogenasen/Reduktasen-basierenden stoffwandelnden
Katalysesystemen bzw. Biosensoren auf Basis solcher
Methoden aufwendig und katalytisch wenig effizient.
Ein anderer Ansatz besteht in einer Immobilisierung
von Enzym und Coenzym nebeneinander unter Ermögli
chung ihrer Wechselwirkung. Hierbei wird gleichzeitig
die Immobilisierung der Biokomponente bewerkstelligt,
was für die meisten Anwendungen ein bedeutender Vor
teil ist. Coimmobilisierungen auf der Basis von kova
lenter Anbindung von Dehydrogenase und modifiziertem
Cofaktor an einem gemeinsamen Träger wurden von
Mosbach et al. (Meth. Enzymol. 89, 457-468) beschrie
ben. Als Träger diente Agarose. Die Präparationen
zeigten enzymatische Aktivität, die jedoch in Lösung
mit gelöstem freien Cofaktor noch erheblich anstieg.
Offensichtlich garantierte die Coimmobilisierung also
nicht die Präsenz der für maximale Aktivität erfor
derlichen Mengen Cofaktor. Eine Regeneration des ge
bundenen Cofaktors mittels eines organischen Farb
stoffes war nicht möglich. Damit ist diese Methode
zum Einsatz in amperometrischen Biosensoren mit medi
ierter NADH-Detektion ungeeignet.
Ebenfalls bekannt ist die "site-to-site"-Coimmobili
sierung zweier Enzyme mit NAD mit einem gemeinsamen
Cofaktormolekül. So beschreiben z. B. Jun et al.
(Dyues and Pigments 16 (1991) 11-17) die Coimmobili
sierung von Alkoholdehydrogenase, Lactatdehydrogenase
und NAD, die ein enzymatisches Regenerieren von NAD
erlaubt.
Mazid und Laidler (Biotechnol. Bioeng. 24 (1982)
2087-2097) beschreiben die Anbindung von Alkoholdehy
drogenase und einem Cofaktoranalog nebeneinander auf
Nylon. Die erhaltene Präparation wies enzymatische
Aktivität auf und der gebundene Cofaktor konnte auch
mittels eines organischen Farbstoffes regeneriert
werden. Wie bei allen kovalenten Immobilisierungen
ist mit dieser auf Nylon als Substrat beschränkten
Methode jedoch weder eine lokal begrenzte Immobili
sierung noch eine beliebige Steigerung der Menge im
mobilisierten Enzyms möglich.
Versuche, bei der Quervernetzung von Dehydrogenasen
mit Glutaraldehyd und gegebenenfalls BSA auch NAD mit
zu vernetzen, beschreiben Blaedel und Jenking (Anal.
Chem. 48 (1976) 1240-1246) sowie Legoy et al. (Bio
chemie 62 (1980) 341-345). Bei der chemischen Anbin
dung des NAD an das Enzym durch Verknüpfung von Ami
nofunktionen ist jedoch ein erheblicher Aktivitäts
verlust zu erwarten. Die gemessene Aktivität könnte
auch durch im quervernetzten Gel lose eingeschlosse
nen oder adsorbierten Cofaktor bedingt sein. Zudem
ist eine Immobilisierung durch Quervernetzung sehr
problematisch, und die Methode als solche erfordert
relativ große Mengen an Enzym bei oftmals deutlichem
Aktivitätsverlust.
Yabuki et al. versuchten, Dehydrogenasen, einen Me
diator und NAD(P) in elektrochemisch erzeugtes Poly
pyrrol einzuschließen. Wenngleich man ein Auswaschen
des Cofaktors erwarten sollte, gelang hiermit die
Detektion der Substrate Ethanol und Glutamat. Aller
dings wiesen die Sensoren relativ lange Einstellzei
ten sowie eine mangelhafte Sensitivität auf, die auf
eine schlechte Wechselwirkung zwischen Enzym und Co
faktor hinweisen. Im Gegensatz zu anderen Methoden
erlaubt die Immobilisierung durch Elektropolymerisa
tion jedoch eine Kontrolle der Enzymmenge, der
Schichtdicke der Immobilisatschicht und eine lokal
definierte Immobilisierung etwa auf einzelnen aktiven
Flächen von Elektrodenarrays.
Die Adsorption von Alkoholdehydrogenase und NAD an
PVC-Membranen und anschließendes Abdecken mit einer
weiteren Membran wurde von Gotoh und Karube (Anal.
Lett. 27 (2) (1994) 273-284) zur Herstellung eines
Alkoholsensors ausgenutzt. Jedoch waren die erhalte
nen Signale äußerst gering. Die Methode ermöglicht
offenbar keine spezifische Immobiliserung hinreichen
der Mengen an Cofaktoren.
Den Einschluß von Enzym in ein radikalisch polymeri
sierbares Polyacrylamidgel beschreiben Yamazaki und
Maeda (Biotechnol. Bioeng. 24 (1982) 1915-1918). Ne
ben der aufwendigen Präparation der zur kovalenten
Anbindung an das Einschlußpolymer entsprechend modi
fizierten Cofaktoren ist vor allem zu nennen, daß die
kovalente Anbindung an die nichtlösliche Immobilisie
rungsmatrix eine optimale Wechselwirkung Cofaktor/En
zym räumlich beeinträchtigen dürfte.
Eine Reihe anderer in der Literatur beschriebener
Sensoren auf Basis NAD(P)-abhängiger Dehydrogenasen
bedienen sich aufgrund der geschilderten Problematik
einer Versorgung mit NAD aus verschieden gearteten
Reservoirs. Dabei wird der Cofaktor z. B. aus dem
Elektrodenmaterial selbst (Biosensors & Bioelectro
nics 6 (1991) 681-687) freigesetzt. Es handelt sich
nicht um einen reagenzlosen Meßfühler, vielmehr wird
ein Reagenz von "Sensor" selbst stetig freigesetzt.
Ein Nachteil solcher Systeme liegt vor allem darin,
daß - abgesehen von der Kontamination der Probe -
hierfür hohe Mengen Cofaktor, also auch Enzym, im
Reservoir bzw. in der Elektrodenmatrix erforderlich
sind (z. B. 28 Gew.-% und 14 Gew.-% NAD in obengenannter
Literatur), so daß damit der Kostenvorteil eines Sen
sors im Vergleich z. B. zu einer FIA-Anordnung mit
Cofaktor-Versorgung nicht mehr gegeben ist. Es han
delt sich hier also nicht um eine Immobilisierung im
eigentlichen Sinne.
Die geschilderten Verfahren führten trotz einiger
Teilerfolge nicht zu allgemein etablierten Methoden,
die die Enzymklasse der Dehydrogenasen ähnlich
attraktiv für Biosensorik und Enzymtechnologie mach
ten wie die Oxidasen, die keinen Cofaktor benötigen.
Aufgrund der Problematik der oben geschilderten Un
tersuchungen wurden alternativ sogenannte Membranre
aktoren untersucht. Hierbei werden bioaktive Moleküle
hinter Dialysemembranen eingeschlossen, welche ein
Substrat passieren kann. Solche Reaktoren können dann
prinzipiell anstelle von Immobilisatschichten verwen
det werden. Bereits Blaedel und Jenkins (Anal. Chem.
48 (1976) 1240-1246) hatten festphasengebundenes Co
enzym zusammen mit einer Enzymlösung hinter einer
Dialysemembran fixiert. Durch Ankopplung von akti
viertem NAD an verschiedene wasserlösliche Polymere
gelingt die Synthese von makromolekularen Cofaktoren,
die nur eine geringfügige Beeinträchtigung der Dehy
drogenasen-Aktivität im Vergleich zum freien Cofaktor
mit sich bringen. Solche polymermodifizierten Cofak
toren lassen sich leicht hinter Dialysemembranen zu
rückhalten. Dabei hat Polyethylenglykol-modifiziertes
NAD die größte Bedeutung erlangt. Membranreaktoren
mit Dehydrogenasen und PEG-NAD können vor Elektroden
fixiert werden, um so reagenzlose Enzymelektroden zu
erhalten (GBF Monogr. 13, 93-98). Ein Mediator kann
in der Meßlösung gelöst oder auch an der Elektroden
oberfläche adsorbiert vorliegen. Das einfache Grund
prinzip erlaubt die Verwendung für die verschieden
sten NAD(P)-abhängigen Dehydrogenasen. Als Nachteile
dieser Systeme ist vor allem die mangelnde Langzeit
stabilität zu nennen. Sie ist leicht zu erklären, da
Enzyme wie modifizierter Cofaktor gelöst vorliegen.
Zudem ist die Präparation solcher Membranreaktoren
aufwendig; die Reaktoren mit der wäßrigen Enzym/PEG-NAD-Lösung
müssen im Gegensatz zu lagerstabilen Coim
mobilisatschichten vor der Messung frisch vorbereitet
werden. Weiterhin weisen sie relativ hohe Ansprech
zeiten auf. Dieser Effekt wird durch die verlangsamte
Diffusion des makromolekularen NAD-Derivates erklärt
(Sens. Act. B, 13-14 (1993) 366-371).
Aus CA 100 : 990 96 d ist eine Coimmobilisatschicht
bekannt in die Dehydrogenase und NAD eingeschlossen
ist. Das Enzym ist dabei mit dem Matrixmaterial ver
knüpft.
Allen bekannten Verfahren ist gemeinsam, daß die re
sultierenden Coimmobilisate bei relativ aufwendiger
Herstellung für reale Anwendungen nur eine unzurei
chende Stabilität und vergleichsweise geringe enzyma
tische Aktivitäten aufweisen.
Ausgehend hiervon ist es Aufgabe der vorliegenden
Erfindung, eine Coimmobilisatschicht anzugeben, die
eine hohe Stabilität und eine gleichzeitig gegenüber
dem Stand der Technik erhöhte enzymatische Aktivität
aufweist.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch die
kennzeichnenden Merkmale des Anspruches 1, hinsicht
lich des Verfahrens durch die kennzeichnenden Merkma
le des Anspruches 10 und in bezug auf die Verwendung
durch Patentanspruch 15. Die Unteransprüche zeigen
vorteilhafte Weiterbildungen auf.
Erfindungsgemäß wird vorgeschlagen, die Dehydrogenase
und/oder Reduktase mit ihren Cofaktoren bzw. deren
Komplexen in eine Polymermatrix einzuschließen, wobei
der Cofaktor an einen polymeren Spacer mit einem Mo
lekulargewicht zwischen 2000 und 20 000 gekoppelt ist.
Überraschenderweise hat es sich gezeigt, daß durch
diese Maßnahme eine gegenüber dem Stand der Technik
deutlich erhöhte Stabilität und gleichzeitig eine
erhöhte enzymatische Aktivität erreicht werden. Als
polymere Matrix dient dabei ein polymeres Netzwerk,
bevorzugt aus Polyacrylat, Polyvinylalkohol, Polysul
fonsäureester, Polysaccharid, Polypeptid, querver
netztes Polypeptid, Polyurethan, Polypyrrol, Polyani
lin, Poly-o-phenylendiamin, Polyphenol oder Polyphe
nothiazin. Die Aufgabe des Polymers ist dabei aus
schließlich, das Enzym bzw. die Enzyme und den Cofak
tor bzw. dessen Komplex schonend und stabilisierend
physikalisch einzuschließen. Bevorzugt ist vorgese
hen, daß der Cofaktor NAD(P) oder NAD(P)H ist. Erfin
dungswesentlich ist es, daß diese Cofaktoren an einen
polymeren Spacer mit einem Molekulargewicht zwischen
2000 und 20 000 gekoppelt sind. Dadurch wird einer
seits das Austreten des niedermolekularen Cofaktors
aus der Polymermatrix verhindert, und andererseits
nimmt der so modifizierte Cofaktor seine Spacer-Funk
tion wahr. Die polymere Spacerkomponente ist bevor
zugt ausgewählt aus Polyethylenglykol, Polypeptid
oder Polysaccharid. Durch die eintretende Komplexbil
dung zwischen Enzym und Cofaktor wird erreicht, daß
der Cofaktor auch in der Polymerstruktur noch zum
korrespondierenden aktiven Zentrum hin orientiert
ist. Auf diese Weise liegt der Cofaktor für das akti
ve Zentrum in einer sehr effizienten Konzentration
vor.
Erfindungsgemäß umschließt die Coimmobilisatschicht
alle an und für sich aus dem Stand der Technik be
kannten Dehydrogenasen bzw. Reduktasen. Ein Überblick
ist z. B. in P.D. Boyer (Ed.): The Enzymes, Vol. XI,
Academic Press, San Francisco, London, 1975, angege
ben. Bevorzugt ist die Reduktase bzw. Dehydrogenase
NAD- bzw. NADP-abhängig.
Eine weitere bevorzugte Ausführungsform (Patentan
spruch 7) schlägt vor, daß die Polymermatrix zusätz
lich Redoxmediatoren enthält. Diese Ausführungsform
ist besonders bevorzugt, wenn die Coimmobilisat
schichten für die Herstellung von Elektropolymeren
vorgesehen sind. Beispiele für Redoxmediatoren sind
Phenazine, Phenoxazine, Phenothiazine oder Chinone.
Die beschriebenen Coimmobilisatschichten weisen be
vorzugt eine Dicke von 0,5 bis 50 µm auf. Ganz beson
ders bevorzugt ist eine Dicke von 0,5 bis 25 µm.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist weiterhin
ein Verfahren zur Herstellung der vorstehend be
schriebenen Coimmobilisatschicht. Dabei wird erfin
dungsgemäß so vorgegangen, daß zuerst eine wäßrige
Lösung der Dehydrogenase und/oder Reduktase mit ihren
Cofaktoren hergestellt wird und diese Lösung in eine
wäßrige Lösung eines polymerisierbaren Monomeren oder
in eine Präpolymer- bzw. Polymerlösung eingebracht
wird. Erfindungsgemäß wird dabei so vorgegangen, daß
0,5 bis 30 mg Enzymprotein (Enzym + Cofaktor) pro
10 µl wäßrige Pufferlösung eingesetzt wird. Als wäß
rige Pufferlösung kann z. B. 0,1 molare KCl dienen.
Zur Herstellung der Polymermatrix ist es bevorzugt,
die vorstehend beschriebene Lösung in eine wäßrige
Pufferlösung eines polymerisierbaren Monomers oder in
eine wäßrige Präpolymerlösung einzubringen. Als Mo
nomere kommen dabei alle Ausgangsverbindungen in Fra
ge, die sich zu den vorstehend erwähnten polymeren
Netzwerken vernetzen lassen. Bevorzugt ist hierbei
Pyrrol.
Eine andere Möglichkeit ist die Verwendung von was
serlöslichen Präpolymeren wie z. B. wasserlösliches
Urethan. Möglich ist auch, Polymer anzulösen und die
erhaltene Lösung einzusetzen. Wäßrige Präpolymerlö
sungen der vorstehend beschriebenen Polymere sind
kommerziell erhältlich, z. B. bei Sigma, Deisenhofen.
Aus stofflicher Sicht umfaßt die Erfindung insbeson
dere alle Dehydrogenasen und/oder Reduktasen, die
NAD- bzw. NADP-abhängig sind. Es wird hierbei bevor
zugt 1 Molekül Cofaktor pro Untereinheit des Enzyms
eingesetzt. Sollte das Enzym z. B. vier Untereinheiten
(Subunit) aufweisen, können bis zu vier Moleküle Co
faktor eingesetzt werden.
Erfindungsgemäß ist vorgesehen, daß die so herge
stellte Lösung vernetzt wird. Es kann so vorgegangen
werden, daß die Lösung auf den zu beschichtenden Ge
genstand aufgebracht wird, z. B. auf eine Elektroden
oberfläche, ein semipermeables Membran oder ein iner
tes Trägermaterial, und daß dann die Vernetzung er
folgt.
Das Aufbringen kann im Prinzip durch alle aus dem
Stand der Technik bekannten Verfahren wie Aufsprühen,
Aufschleudern oder auch Tauchen erfolgen. Die Polyme
risierung kann durch alle bekannten Verfahren wie
physikalische Prozesse, chemische, photochemische,
radikalchemische oder elektrochemische Reaktionen
erfolgen. Die Dauer und Verfahrensparameter richten
sich nach dem ausgewählten Verfahren und sind aus dem
Stand der Technik bekannt.
Bei Elektropolymerisierung wird so vorgegangen, daß
der zu beschichtende Gegenstand in die Lösung einge
taucht wird und die Vernetzung z. B. durch Anlegen
einer Spannung erfolgt.
Letztlich betrifft die vorliegende Erfindung die Ver
wendung der vorstehend beschriebenen Schichten für
Sensoren, bevorzugt für Enzymsensoren. Für diesen
Anwendungsfall sind die vorstehend beschriebenen Co
immobilisatschichten besonders geeignet.
Für Sensor-Anwendungen bei Elektropolymeren ist der
gleichzeitige Einschluß von Elektronenmediatoren vor
teilhaft, insbesondere aus der Gruppe der bereits
vorstehend erwähnten Phenazine, Phenoxazine, Phenot
hiazine oder Chinone, um eine Regenerierung des Co
faktors amperometrisch zu ermöglichen. Die enzymati
sche Stoffwandlungen in Reaktoren erfolgt durch die
Coimmobilisierung einer Dehydrogenase und einer Re
duktase durch die Regenerierung des polymermodifi
zierten NAD(P)/NAD(P)H.
Die Erfindung wird nachstehend anhand eines Ausfüh
rungsbeispieles und der Fig. 1 und 2 näher erläu
tert. Es zeigen:
Fig. 1 das Ansprechverhalten einer Polypyrrol-Co
immobilisat-beschichteten Platinelektro
de, und
Fig. 2 die Kalibrierung des enzymatischen Ethanol
sensors durch Auswertung der Aufstockung
unterschiedlicher Ethanolkonzentrationen
unter Batch-Bedingungen.
Eine wäßrige Lösung von 1 mg Moldola Blau, ca. 2 mg
Polyethylenglykol-nNAD(H) und 3 mg Alkoholdehydroge
nase aus Hefe in 2 ml 0,1 m KCl wurde mit Stickstoff
entgast. Nach Zugabe von 25 µl Pyrrol wurde eine po
lierte Platinelektrode eingetaucht und für eine Minu
te auf 700 mV vs. Ag/AgCl (3 M KCl) polarisiert. Die
auf der Elektrodenoberfläche abgeschiedene Polymer
schicht wird nach gründlicher Spülung mit destillier
tem Wasser in Puffer gelagert. Zur Messung wird sie
in eine PBS-Pufferlösung getaucht und gegen eine
Ag/AgCl-Referenzelektrode mit einer Polarisationsspan
nung von 300 mV versehen. Das Ansprechverhalten der
Elektrode ist in Fig. 1 dargestellt. Die Ansprechzeit
(90%) nach Zugabe von 6,8 mM Ethanol beträgt ca. 8
Sekunden. Die Abhängigkeit des Sensorsignals (Steady
state-Strom) von der Ethanolkonzentration ist in Fig. 2
dargestellt. Die gezeigten Ergebnisse wurden am
dritten Tag nach der Elektrodenpräparation erhalten.
Die erfindungsgemäße Schicht erlaubt somit langzeit
stabile Immobilisierungsschichten, die sowohl eine
optimale Enzym-Cofaktor- als auch Cofaktor-Mediator-Wech
selwirkung garantierende Coimmobilisierung von
Dehydrogenase und/oder Reduktase mit ihrem Cofaktor
unter Nutzung des schonenden und stabilisierenden
physikalischen Einschlusses ermöglicht. Seine
prinzipielle Eignung auf der Grundlage von Elektropo
lymeren einschließlich der simultanen Inkorporierung
von Redoxmediatoren gestattet das Aufbringen von Im
mobilisatschichten auf lokal definierte Elektroden
flächen sowie ein sehr schnelles Ansprechverhalten.
Im Hinblick auf die im allgemeinen hohe Stabilität
und Aktivität von Dehydrogenasen sowie dem Umstand,
daß mehr als 250 Dehydrogenasen für verschiedenste
Analyte bekannt sind, ermöglicht dieses einfache und
kostengünstige Verfahren zur Coimmobilisierung von
Dehydrogenase (gegebenenfalls Reduktase) und Cofaktor
eine Vielzahl von Anwendungen sowohl für die Reali
sierung neuartiger "reagenzloser" Enzymsensoren als
auch für Bioreaktor-Entwicklungen zur enzymkataly
sierten Stoffwandlung.
Claims (15)
1. Coimmobilisatschicht, enthaltend - in eine Poly
mermatrix eingeschlossen - Dehydrogenase und/oder
Reduktase und ihre Cofaktoren bzw. deren
Komplexe, wobei der Cofaktor an einen polymeren
Spacer mit einem Molekulargewicht zwischen 2000
und 20 000 gekoppelt ist.
2. Coimmobilisatschicht nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß der Spacer ausge
wählt aus Polyethylenglykol, Polypeptid oder
Polysaccharid oder einer Mischung davon.
3. Coimmobilisatschicht nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß die Polymermatrix
ein polymeres Netzwerk aus Polyacrylat, Polyvi
nylalkohol, Polysulfonsäureester, Polysaccharid,
Polypeptid, quervernetztes Polypeptid, Poly
urethan, Polypyrrol, Polyanilin, Poly-o-pheny
lendiamin, Polyphenol oder Polyphenothiazin ist.
4. Coimmobilisatschicht nach mindestens einem der
Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß die Cofaktoren poly
mer modifiziertes NAD(P) oder NAD(P)H ist.
5. Coimmobilisatschicht nach mindestens einem der
Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß die Dehydrogenase
eine NAD- oder NADP-abhängige Dehydrogenase ist.
6. Coimmobilisatschicht nach mindestens einem der
Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß die Reduktase eine
NAD- oder NADP-abhängige Reduktase ist.
7. Coimmobilisatschicht nach mindestens einem der
Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß die polymere Matrix
insbesondere bei Elektropolymeren zusätzlich
einen Redoxmediator enthält.
8. Coimmobilisatschicht nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, daß der Redoxmediator
ausgewählt ist aus der Gruppe der Phenazine,
Phenoxazine, Phenothiazine oder Chinone.
9. Coimmobilisatschicht nach mindestens einem der
Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, daß ihre Dicke im Be
reich von 0,5 bis 50 µm liegt.
10. Verfahren zur Herstellung der Coimmobilisat
schicht nach mindestens einem der Ansprüche 1
bis 9,
dadurch gekennzeichnet, daß
- (a) eine wäßrige Lösung der Dehydrogenase und/oder Reduktase mit ihren Cofaktoren bzw. deren Komplexen in eine wäßrige Lösung von polymerisierbaren Monomeren und/oder einer Präpolymer- oder Polymerlösung eingebracht wird, und
- (b) die so erhaltene Lösung vernetzt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet, daß die Vernetzung des
Präpolymers bzw. Polymers durch physikalische
Prozesse, chemische, photochemische, radikalche
mische oder elektrochemische Reaktionen erfolgt.
12. Verfahren nach Anspruch 10 oder 11,
dadurch gekennzeichnet, daß ein Molekül Cofaktor
pro Untereinheit des Enzyms eingesetzt wird.
13. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 10
bis 12,
dadurch gekennzeichnet, daß die nach Verfahrens
schritt (a) erhaltene Lösung auf eine Elektro
denoberfläche oder semipermeable Membran oder
ein inertes Trägermaterial aufgebracht und an
schließend vernetzt wird.
14. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 10
bis 12,
dadurch gekennzeichnet, daß im Falle einer Elek
tropolymerisierung die Vernetzung durch Einbrin
gen der Elektrode in die Lösung direkt auf der
Elektrodenoberfläche erfolgt.
15. Verwendung der Coimmobilisatschicht nach minde
stens einem der Ansprüche 1 bis 9 für Sensoren.
Priority Applications (1)
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---|---|---|---|
DE4419024A DE4419024C1 (de) | 1994-05-31 | 1994-05-31 | Coimmobilisatschicht |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4419024A DE4419024C1 (de) | 1994-05-31 | 1994-05-31 | Coimmobilisatschicht |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4419024C1 true DE4419024C1 (de) | 1995-10-19 |
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ID=6519454
Family Applications (1)
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DE4419024A Expired - Fee Related DE4419024C1 (de) | 1994-05-31 | 1994-05-31 | Coimmobilisatschicht |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4419024C1 (de) |
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Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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1994
- 1994-05-31 DE DE4419024A patent/DE4419024C1/de not_active Expired - Fee Related
Non-Patent Citations (1)
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