DE4400745A1 - Testverfahren zur Identifizierung von beta-Fibrinogen-Senkern - Google Patents
Testverfahren zur Identifizierung von beta-Fibrinogen-SenkernInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Testverfahren zur Identi
fizierung von β-Fibrinogen-Senkern.
Fibrinogen ist ein Glykoprotein des Blutes, das eine wesentliche
Rolle in der Blutgerinnung spielt. In der Gerinnungskaskade wird
es von Thrombin in Fibrinmonomere gespalten, deren Polymerisate
die eigentlichen Gerinnsel darstellen. Es unterstützt die Plätt
chen-Aggregation und seine Konzentration beeinflußt außerdem die
Viskosität des Blutes.
Fibrinogen besteht aus drei unterschiedlichen Untereinheiten, Aα,
Bβ und γ, die jeweils mit zwei Ketten vertreten sind. Der Haupt
syntheseort der Untereinheiten ist die Leber, wo die Transkrip
tion spezifisch reguliert wird. In humanen HepG2-Zellen zeigte
sich, daß die Synthese der Bβ-Kette der geschwindigkeitsbe
stimmende Schritt in der Assemblierung des Fibrinogenmoleküls ist
(J. Biol. Chem. (1990), 265, 6389-6393).
In letzter Zeit gelangte man zu der Erkenntnis, daß Plasmakompo
nenten, wie z. B. Cholesterol assoziiert sind mit erhöhtem Risiko
für kardiovaskuläre Erkrankungen. Große klinische Untersuchungs
reihen zeigten, daß die Assoziation zwischen Plasma-Fibrinogen
spiegel und der Inzidenz für Herzinfarkt sogar stärker ist, als
zwischen koronaren Herzkrankheiten und Cholesterolspiegel.
Daher ist es wünschenswert, Substanzen aufzufinden, die den
Gehalt an β-Fibrinogen im Blut senken.
Es bestand daher die Aufgabe, ein Testverfahren aufzufinden, das
die Identifizierung von Substanzen erlaubt, die den β-Fibrinogen-
Gehalt im Blut senken.
Gegenstand der Erfindung ist ein Testverfahren zur Identifizie
rung von Substanzen, die die β-Fibrinogen-Expression inhibieren,
welches die folgenden Schritte umfaßt:
- a) Transfektion einer Wirtszelle mit einem rekombinanten Vektor,
der
- a₁) die regulatorische Region des β-Fibrinogen-Gens,
- a₂) ein Reportergen, funktionell mit der in a₁) beschriebenen regulatorischen Region verknüpft, trägt,
- b) Etablieren von Zellen, die den unter Schritt a) beschriebenen Vektor transient enthalten, oder Züchten einer Zellinie, die den unter Schritt a) beschriebenen Vektor stabil integriert enthält,
- c) Exposition der Zellen aus Schritt b) mit der zu testenden Substanz,
- d) Messung der Expression des Reportergens in den Zellen nach Schritt c).
Im ersten Schritt (a) des erfindungsgemäßen Testverfahrens wird
ein rekombinanter Vektor hergestellt, der die regulatorische Gen
region des β-Fibrinogen-Gens trägt. Darunter ist der Sequenzbe
reich zu verstehen, der den Promotor, den Enhancer sowie gegebe
nenfalls weitere, die Transkription von β-Fibrinogen positiv oder
negativ beeinflussende Kontrollsequenzen enthält.
Die regulatorische Region von β-Fibrinogen läßt sich beispiels
weise aus humaner genomischer DNA oder einer humanen genomischen
Genbank isolieren (siehe Beispiel 1). An diese regulatorische
Genregion wird ein Reportergen funktionell angeknüpft. Reporter
gene sind solche Gene, deren exprimiertes Genprodukt ein leicht
meß- bzw. quantifizierbares Signal liefert.
In der Regel sind geeignete Reportergene Gene für solche Pro
teine, die mit gängigen Methoden nachweisbar sind. Bevorzugt wer
den als Reportergene Gene für Enzyme, die eine leicht nachweis
bare Reaktion katalysieren, verwendet.
Besonders geeignete Reportergene sind die Gene für Chloramphen
icol-Acetyl-Transferase (CAT) oder Luziferase.
Die funktionelle Verknüpfung von regulatorischer Genregion von
β-Fibrinogen und Reportergen bedeutet, daß die Transkription des
Reportergens unter Promotorkontrolle von β-Fibrinogen erfolgt.
Neben diesen beiden Genbereichen kann der rekombinante Vektor
noch weitere Genabschnitte tragen. Insbesondere ist die Verwen
dung eines Selektionsmarkers wie die Neomycin-Resistenz (neo®) von
Vorteil.
Die Transformation einer Wirtszelle durch den rekombinanten Ver
treter kann durch alle gängigen Transformationsverfahren wie
Elektroporation, Calciumphosphat oder Liposomen vermittelte
Transfektion erfolgen. Besonders gut geeignet für die Transforma
tion ist die Liposomen vermittelte Transfektion.
Als Wirtszellen sind eukaryontische Zellinien gut geeignet. Ins
besondere HepG2 ATCC Nr. HB 8065.
Nachdem die Wirtszelle mit dem rekombinanten Vektor transformiert
worden ist, werden in einem weiteren Schritt (b) solche Zellen
etabliert, die den Vektor entweder transient oder stabil inte
griert enthalten. Unter transienter Expression versteht man eine
Expression von nur begrenzter Dauer. Unter stabiler Integration
versteht man die Aufnahme des rekombinanten Vektors in das Genom
der Wirtszelle.
In einem dritten Schritt (c) werden die im Schritt (b) isolierten
Zellen den auf β-Fibrinogen-Senkung zu testenden Substanzen ausge
setzt. Dies geschieht dadurch, daß die zu testenden Substanzen
üblicherweise in einer Konzentration von 10-3 M bis 10-6 M dem Zell
kulturmedium zugesetzt werden. Die zu testenden Substanzen blei
ben in der Regel 2 bis 24 Stunden mit den transformierten Wirts
zellen in Kontakt.
Anschließend werden die Zellen lysiert und für die Auswertung der
Reportergen-Expression vorbereitet, wie es in Beispiel 4 angege
ben ist.
Die Expression des Reportergens in einer mit einer zu testenden
Substanz behandelten Wirtszelle wird gemessen und verglichen mit
einer Kontrolle, d. h. der Expression in Abwesenheit einer zu te
stenden Substanz. Durch Vergleich dieser beiden Meßwerte läßt
sich sofort eine Aussage darüber machen, ob die zu testende Sub
stanz die Reportergenexpression reprimiert.
Das erfindungsgemäße Testverfahren hat den Vorteil, das es leicht
und schnell auszuwerten ist und somit einen großen Probendurch
satz gestattet. Dadurch wird es möglich, ein effektives Massen
screening auf Substanzen mit β-Fibrinogen-senkender Wirkung durch
zuführen.
Die Erfindung wird durch die folgenden Beispiele weiter veran
schaulicht.
Nach Standardmethoden wurde eine genomische Genbank aus humaner
DNA angelegt. Dabei wurde als Ausgangsmaterial zur Gewinnung der
hochmolekularen DNA die Zellinie HepG2 (ATCC HB 8065) eingesetzt.
Partiell geschnittene DNA wurde dann in den Klonierungsvektor
Lambda FIX 11 (Fa. Stratagene) einkloniert und verpackt. Nach Am
plifikation der primären Genbank in E.coli LE392 wurden 1×10⁶ Pha
gen mit einer β-Fibrinogenprobe gescreent. Nach Restriktionskar
tierung eines positiven Phagen konnte ein 3,7 Kbp HindIII Frag
ment isoliert werden, das die regulatorische Region des
β-Fibrinogen-Gens beinhaltet. Aus der Sequenz dieses 3.7 KBp Pro
motorfragmentes wurde der PCR-Primer Seq ID No: 1 hergeleitet:
5′-GGGGGGACGCGTGGACATCAGGTGTCTCACAGTCTGGGC-3′,
der an seinem 5′-Ende die Erkennungssequenz für die Restriktions
endonuklease Mlu I aufweist. Ein zweiter PCR-Primer Seq ID No: 2
mit der Sequenz:
5′-GGGGGGACGCGTAGACTTAACTGAGAGATCTTCAATCC-3′
der ebenfalls an seinem 5′-Ende die Erkennungssequenz für die Re
striktionsendonuklease Mlu I aufweist, wurde aus der von Hu
ber et al. (Nucl. Acids Res. 15 (1987), 1615-1625) publizierten
Sequenz der β-Fibrinogen-Promotors hergeleitet.
DNA des o.a. Lambdaphagen wurde dann mit Hilfe der beiden PCR-
Primer PCR-amplifiziert. Das Produkt ist ein 4 KBp großes Promo
torfragment mit Mlu I Schnittstellen.
Ausgehend von dem käuflichen Reporterkonstrukt pMAMneo-luc (Fa.
Clontech) wurde eine Enhancer/Promotor-freies Reporterplasmid
konstruiert. Dazu wurde der die regulatorischen Sequenzen des
RSV-LTRs und des MMTV-LTRs enthaltende Bereich in pMAMneo-luc
durch Restriktionsspaltung mit NdeI und NheI deletiert und durch
einen Polylinker, der die Erkennungssequenzen für die Restrikti
onsenzyme NdeI, MluI, NotI, SpeI und NheI enthält, ersetzt. Das
so entstandene Reporterplasmid pneoluc dient somit der Aufnahme
regulatorischer Sequenzen in die Polylinkerregion. Das in Bei
spiel 1 beschriebene PCR-Produkt des β-Fibrinogen-Promotors wurde
nach Spaltung mit Mlu I in die MluI-Enden des Reporterplasmids
kloniert. Die richtige Orientierung der regulatorischen Region
wurde durch Sequenzierung bestätigt.
HepG2-Zellen wurden in DMEM/HamF12 (1 : 1)-Medium mit 10% FCS mit
einer Zelldichte von 1×10⁶ Zellen in 10 cm-Petrischalen eingesät
und über Nacht inkubiert. Die Transfektion erfolgte mit 2 µg Vek
tor-DNA in 10 µl Transfectam (Promega Nr. E 1231), aufgenommen in
insgesamt 2 ml serumfreiem Medium über 6 Stunden. Danach erfolgte
ein Überführen in serumhaltiges Medium. Nach weiteren 42 Stunden
wurden die Zellen in Selektionsmedium (600 µg/ml G 418-Sulfat,
Geneticin) überführt. Stabile Geneticin-resistente Zellklone wur
den nach 14-20 Tagen isoliert.
Zellen gemäß Bsp. 3 wurden in Mikrotiterplatten (Packard No.
eingesät (1×10⁵ Z/well) und nach 16 h in DMEM/HamF12 (1 : 1)-Medium
ohne FCS überführt. Nach zwei Stunden wurden Verdünnungen der zu
testenden Substanzen zugegeben. Nicht behandelte Zellen dienten
als Negativkontrolle, eine weitere Reihe von Zellen wurden mit
Dexamethason (10-7 M) oder Interleukin-6 (2000 u/ml) behandelt.
Dexamethason und Interleukin-6 sind bekanntermaßen in der Lage,
die β-Fibrinogen-Transkription zu induzieren und dienten somit als
Positivkontrolle.
Nach 2 bis 24 Stunden Inkubation wurden-die Zellen durch Zugabe
von 30 µl/well Lysispuffer (25 mM Tris-Phosphat, pH 7,8; 2 mM DTT;
2 mM 1,2-Diaminocyclohexan-N,N,N′,N′-tetraessigsäure, 10%
Glycerol, 1% Triton X-100®) aufgeschlossen (15 min. bei Raumtem
peratur). Zu diesem Zellextrakt wurden 50 µl Luciferase Assay
Substrate (270 µM Coenzym A, 470 µM Luciferin, 530 µM ATP) zugege
ben. Die Messung der Luziferase-Aktivität kann in herkömmlichen
Luminometern durchgeführt werden; vorzugsweise erfolgt die Mes
sung in einem 2-D-Luminometer der Fa. Hamamatsu.
Das Assaysystem gemäß Bsp. 4 wird eingesetzt für ein "random
screening" nach Substanzen, die spezifisch die Regulation des
β-Fibrinogen-Promotors beeinflussen. Substanzen, die im Screening
verwendet werden sollen, werden in Konzentrationen von 1-5 nM in
DMSO gelöst und in geeigneten Verdünnungen gemäß Bsp. 4 in Tests
eingesetzt. Zu testende Substanzen können sowohl in An- oder Ab
wesenheit zusätzlicher Induktoren (Dexamethason, Il-6) eingesetzt
werden.
Claims (2)
1. Testverfahren zur Identifizierung von Substanzen, die die
β-Fibrinogen-Expression inhibieren, welches die folgenden
Schritte umfaßt:
- a) Transfektion einer Wirtszelle mit einem rekombinanten
Vektor, der
- a₁) die regulatorische Region des β-Fibrinogen-Gens,
- a₂) ein Reportergen, funktionell mit der in a₁) beschrie benen regulatorischen Region verknüpft, trägt,
- b) Etablieren von Zellen, die den unter Schritt a) beschriebenen Vektor transient enthalten, oder Züchten einer Zellinie, die den unter Schritt a) beschriebenen Vektor stabil integriert enthält,
- c) Exposition der Zellen aus Schritt b) mit der zu testenden Substanz,
- d) Messung der Expression des Reportergens in den Zellen nach Schritt c).
2. Testverfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
als Reportergen in Schritt a₂) Luziferase und als Wirtszelle
HepG2 verwendet werden.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4400745A DE4400745A1 (de) | 1994-01-13 | 1994-01-13 | Testverfahren zur Identifizierung von beta-Fibrinogen-Senkern |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4400745A DE4400745A1 (de) | 1994-01-13 | 1994-01-13 | Testverfahren zur Identifizierung von beta-Fibrinogen-Senkern |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4400745A1 true DE4400745A1 (de) | 1995-07-20 |
Family
ID=6507802
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE4400745A Withdrawn DE4400745A1 (de) | 1994-01-13 | 1994-01-13 | Testverfahren zur Identifizierung von beta-Fibrinogen-Senkern |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4400745A1 (de) |
Cited By (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
EP3438282A4 (de) * | 2016-03-29 | 2020-05-06 | Advanced Telecommunications Research Institute International | Screening-verfahren auf geeignete substanzen für eine aktive komponente zur vorbeugung oder behandlung von mindestens einer krankheit, die aus der gruppe aus renaler unterfunktion, chronischer nierenerkrankung und nierenversagen ausgewählt wurde |
US11180539B2 (en) | 2016-03-29 | 2021-11-23 | Karydo Therapeutix, Inc. | Pharmaceutical composition or food composition, and method for assessing effect of active ingredient in vivo |
US11244760B2 (en) | 2015-06-25 | 2022-02-08 | Karydo Therapeutix, Inc. | Prediction device based on inter-organ cross talk system |
-
1994
- 1994-01-13 DE DE4400745A patent/DE4400745A1/de not_active Withdrawn
Cited By (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US11244760B2 (en) | 2015-06-25 | 2022-02-08 | Karydo Therapeutix, Inc. | Prediction device based on inter-organ cross talk system |
EP3438282A4 (de) * | 2016-03-29 | 2020-05-06 | Advanced Telecommunications Research Institute International | Screening-verfahren auf geeignete substanzen für eine aktive komponente zur vorbeugung oder behandlung von mindestens einer krankheit, die aus der gruppe aus renaler unterfunktion, chronischer nierenerkrankung und nierenversagen ausgewählt wurde |
US11180539B2 (en) | 2016-03-29 | 2021-11-23 | Karydo Therapeutix, Inc. | Pharmaceutical composition or food composition, and method for assessing effect of active ingredient in vivo |
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