DE4343225C2 - Verfahren zur zerstörungsfreien Werkstoffprüfung - Google Patents
Verfahren zur zerstörungsfreien WerkstoffprüfungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur zerstörungsfreien Werkstoffprüfung, wie es bei
spielsweise aus der SU 934354 oder PCT WO 83/01836 bekannt ist.
Die (Um-) Magnetisierung eines Werkstoffes erfolgt durch das Ablaufen unterschiedli
cher elementarer (mikroskopischer) Magnetisierungsvorgänge. In Eisenwerkstoffen tre
ten drei unterschiedliche elementare Magnetisierungsvorgänge auf. Dies sind:
- 1. 180°-Bloch-Wände
- 2. 90°-Bloch-Wände
- 3. Drehprozesse.
Nach der Phasentheorie von Träuble in Seeger, A.: Moderne Probleme der Metallphysik,
Bd. 2, Springer, Berlin 1996, verläuft der Magnetisierungsvorgang durch eine systemati
sche Abfolge dieser Elementarvorgänge.
Bekannte Meßverfahren zum Beobachten von Magnetisierungsvorgängen sind beispiels
weise die magnetische Hysterese-Kurve (B-H-Kurve) und das magnetische Barkhausen
rauschen.
Die einfachste Art des Aufbringens einer mechanischen Spannung an den Prüfling ist es,
ihn in eine Spannvorrichtung einzubauen.
Werden nun Messungen mit den obengenannten Meßverfahren an einem Prüfling durch
geführt, der in eine Spannvorrichtung eingebaut ist, so kann die lastspannungsinduzierte
Veränderung bestimmt werden.
Sowohl für die B-H-Kurve als auch für das magnetische Barkhausenrauschen werden bei Va
riation der Lastspannung signifikante Veränderungen festgestellt.
Der grundlegende physikalische Effekt der die Wechselwirkung zwischen magnetischen
und mechanischen Vorgängen beschreibt, ist die Magnetostriktion. Sie besagt, daß die
Länge eines Ferromagneten von seiner Magnetisierung abhängt.
Der hierzu inverse Effekt wird als magnetomechanischer Effekt, manchmal auch als inverser
magnetostriktiver Effekt, bezeichnet (Cullity, B.D.: Introduction to Magnetic Materials. Adi
son-Wesley Reading, Mass. 1972). Man versteht hierunter die Erscheinung, daß die Magne
tisierung eines Ferromagneten durch Dehnungen oder mechanische Spannungen beeinflußt
wird.
Wie aus Lehrbüchern bekannt ist, können mechanische Spannungen oder Dehnungen nur
magnetostriktive Ummagnetisierungsvorgänge beeinflussen. Das sind solche Magnetisie
rungsvorgänge, bei denen die Magnetisierungsänderung zu einer Längenänderung der ma
gnetischen Domäne führt. In Eisenwerkstoffen sind dies 90°-Bloch-Wände und Drehpro
zesse.
Magnetostriktive Längenänderungen können beispielsweise mit Hilfe eines Dehnungsmeß
streifens beobachtet werden. Bei zyklischer Magnetisierung werden im gesamten Feldstär
kebereich magnetostriktive Längenänderungen registriert. Nur im Bereich der Koerzitivfeld
stärke Hc wird keine Längenänderung beobachtet. Entsprechend der Phasentheorie nach
Träuble verläuft die Magnetisierungsänderung bei Hc über die Bewegung von 180°-Bloch-
Wänden. Sie sind nicht magnetostriktiv und folglich tritt keine magnetostriktive Längenände
rung auf.
In technischen Stählen wird das Maximum des magnetischen Barkhausenrauschens im Be
reich der Koerzitivfeldstärke Hc gemessen. Trotzdem (hier verläuft die Ummagnetisierung
über 180°-Bloch-Wände) zeigt das Maximum des magnetischen Barkhausenrauschens eine
große Spannungsabhängigkeit. Dies liegt darin begründet, daß die Bewegung von 180°-
Bloch-Wänden nicht isoliert betrachtet werden kann, sondern von der Bewegung von 90°-
Bloch-Wänden beeinflußt wird.
Das magnetische Barkhausenrauschen gibt folglich eine Information über die Ummagne
tisierung durch 90°-Bloch-Wände und 180°-Bloch-Wände. Eine Trennung der beiden
elementaren Ummagnetisierungsvorgänge ist hierbei nicht möglich.
Wie erläutert, werden durch die mechanische Anregung sowohl 90°-Bloch-Wände als
auch indirekt über die Ummagnetisierungsvorgänge 180°-Bloch-Wände beeinflußt. Die
Ultraschallanregung nach der SU 947 738 bewirkt eine Änderung des Barkhausen-
Rauschmeßsignals (90°- und 180°-Bloch-Wände), wobei aber eine getrennte Auswer
tung von 90°-Bloch-Wänden und 180°-Bloch-Wänden nicht möglich ist. Dies ist ein
entscheidender Nachteil, da die beiden Bloch-Wand-Typen unterschiedliche Informatio
nen über die Mikrostruktur, d. h. die mechanischen Eigenschaften des Werkstoffs, besit
zen bzw. ergeben.
Aus der Literatur Smith, G.W., Birchak, J.R.: J.Appl. Phys. 39 (1968), 2311 und Smith,
G.W., Birchak, J.R.: J.Appl. Phys. 40 (1969), 5174 ist weiterhin bekannt, daß magne
tostriktive Magnetisierungsvorgänge, also 90°-Bloch-Wände und Drehprozesse, von den
im Material vorhandenen inneren Spannungen behindert werden. Die Amplitude der in
neren Spannungen liegt in technischen Werkstoffen im Bereich von etwa 1 MPa und
größer. Daher werden mit der in der SU 934354 bzw. PCT WO 83/01836 beschriebe
nen Prüftechnik keine rein magnetostriktiven Ummagnetisierungsvorgänge ausgelöst, da
Ultraschallwellen zur mechanischen Anregung des Prüflings verwendet werden, die nur
Spannungsamplituden von ca. 0,01 bis 0,1 MPa erzeugen.
Aufgabe der Erfindung ist es, das Verfahren dahingehend auszubilden, daß eine ge
trennte Auswertung der Ummagnetisierung durch 90° und 180°-Bloch-Wände in Werk
stücken berührungsfrei ermöglicht wird.
Erfindungsgemäß wird dies durch das Verfahren nach Anspruch 1 gelöst. Vorteilhafte
Ausgestaltungen des Verfahrens sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet.
Überraschend hat sich gezeigt, daß es genügt, das Werkstück periodisch mit Schallwel
len bis etwa 10 kHz, und mit Spannungsamplituden über 1 MPa zu beaufschlagen.
Gem. Anspruch 2 sind auch Anregungsformen mittels Laser möglich.
Besonders gute Resultate werden erzielt, wenn gemäß Anspruch 3 Schallwellenimpulse in
das Werkstück eingeleitet werden.
Insbesondere das akustische Barkhausen-Rauschen ergibt nur einen sehr kleinen Meßef
fekt, ist jedoch sehr störanfällig in Bezug auf Störgeräusche aus der Umgebung oder me
chanische Erschütterung.
Das neue Verfahren hat gegenüber dem akustischen Barkhausenrauschen und der magne
tostriktiven Messung mit Dehnungsmeßstreifen insbesondere den Vorteil, daß die Signale,
z. B. von magnetostriktiven Ummagnetisierungsvorgängen, sehr einfach, z. B. mit Luftspulen,
Tonbandköpfen etc., berührungsfrei empfangen werden können.
Weiterhin kann bei homogener Magnetfeldanströmung des Werkstücks aus der gleichge
richteten und geglätteten Meßkurve die Koerzitivfeldstärke Hc abgeleitet werden.
Im folgenden soll kurz das erfindungsgemäße Verfahren erläutert werden, wobei die Ein
fachheit des Verfahrens für sich spricht.
Abb. 1 zeigt das Blockschaltbild der Meßeinrichtung, Abb. 1a eine Variante der
Meßeinrichtung.
Das zu untersuchende ferromagnetische Werkstück (1) wird durch einen Elektromagneten
(3), der mit einem bipolaren Netzgerät (4) und einem Funktionsgenerator (5) verbunden ist,
periodisch magnetisiert. Auf der Oberfläche des Werkstücks befindet sich mittig zwischen
den Polen des Elektromagneten (3) ein Hallelement (2) zur H-Feldmessung und ein indukti
ver Aufnehmer (2) (z. B. eine Luftspule). Die mechanische Anregung der Probe erfolgt z. B.
mittels eines Stößels eines elektrischen Schwingerregers (6), der von einem Funktionsgene
rator (8) über einen Verstärker (7) angesteuert wird.
Das ferromagnetische Werkstück wird mit einer magnetischen Erregerfrequenz fMag, die frei
wählbar ist und z. B. bei fMag = 0.01-20 Hz liegt, zyklisch ummagnetisiert. Der Stößel des
elektrischen Schwingerregers schlägt periodisch mit einer Frequenz fMech, die der magneti
schen Erregerfrequenz fMag angepaßt ist und deutlich größer (fMech 10 fMag) als diese
ist, auf dem Wertstück auf. Durch diese mechanische Erregung wird eine im Werkstück sich
ausbreitende Schallwelle erzeugt.
Diese Schallwelle wechselwirkt mit magnetostriktiven Bloch-Wänden und Drehprozessen.
Durch diese Zusatzanregung werden Ummagnetisierungsvorgänge ausgelöst, die mit dem
induktiven Aufnehmer nachgewiesen werden. Die von dem induktiven Aufnehmer empfan
genen Signale werden verstärkt (9-11) und in einem breiten Frequenzband (0.1 kHz - 1
kHz) schmalbandig analysiert. Nach einer Gleichrichtung und Tiefpaßfilterung (12) werden
diese Signale z. B. auf einem XY-Schreiber (14) in Abhängigkeit von der gemessenen Ma
gnetfeldstärke (13) dargestellt.
Gemäß Abb. 1 erfolgt die Anregung durch den Stößel seitlich am Werkstück, Abbil
dung 1a zeigt eine Variante der Anordnung, wobei der Stößel (3) durch eine Öffnung im Auf
nehmer (2) das Werkstück (1) beaufschlagt.
Die Mängel nach der SU 947738 können durch die Verwendung der Magnetfeldmessung
mit beseitigt werden. Dadurch ist es möglich, die von der mechanischen Anregung ausgelö
sten Ummagnetisierungsvorgänge als Funktion der Magnetfeldstärke aufzuzeichnen. Ent
sprechend der Phasentheorie von Träuble können die 90° und 180°-Bloch-Wände unter
schiedlichen H-Feldbereichen zugeordnet werden.
Die weiterhin erfindungsgemäß verwendete mechanische Anregung erzeugt Spannungsam
plituden von einigen MPa und größer. Die Spannungsamplituden sind damit groß genug,
um magnetostriktive Magnetisierungsvorgänge trotz der Behinderung durch die inneren
Spannungen auszulösen.
Ein Ausführungsbeispiel einer Messung zeigt Abb. 2. Die Meßkurve 1 zeigt das Meßsignal
für das magnetische Barkhausen-Rauschen. Die Meßkurve 2 erhält man nach dem
Einschalten der mechanischen Schwingungsanregung. Man erkennt, daß im Bereich des
maximalen Barkhausen-Rauschens (Hc) nur eine sehr geringe Signalanhebung zu erkennen
ist. Dies ist verständlich, da die Ummagnetisierung in diesem H-Feldbereich über die
Bewegung von 180°-Bloch-Wänden erfolgt. In den benachbarten H-Feldbereichen wird eine
starke
Signalanhebung registriert. Hier läuft die Ummagnetisierung entsprechend der Phasentheo
rie von Träuble ausschließlich über die magnetostriktiven 90°-Bloch-Wände. Dies erklärt die
deutliche Signalanhebung.
Durch das Messen der Magnetfeldstärke und das Auftragen der Meßsignale als Funktion der
Magnetfeldstärke ist es möglich, den Einfluß der mechanischen Anregung auf die 90°-Bloch-
Wände und die 180°-Bloch-Wände getrennt zu ermitteln.
Das so registrierte Meßsignal ist proportional der Steigung der Längsmagnetostriktionskurve
(Längsmagnetostriktion als Funktion der Magnetfeldstärke), es weist daher rein magneto
striktive Ummagnetisierungsvorgänge nach.
In Abb. 3 ist dargestellt, wie sich das im Frequenzband 0,1-1 kHz aufgenommene
Meßsignal bei Gefügeänderungen desselben Werkstückes systematisch verändert. Ausge
hend von einem martensitischen Gefüge ergibt sich mit zunehmender Anlaßzeit eine konti
nuierliche Meßsignalveränderung.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es, wie man aus Abb. 3 ersieht, möglich,
verschiedene Gefüge zu charakterisieren und bei dem fertig produzierten Werkstück eventu
elle Fehler durch falsche Wärmebehandlung zu erkennen.
Abb. 4a zeigt die Meßkurve des magnetomechanischen Effektes. Die Signale, die vom
induktiven Aufnehmer registriert werden, wurden auf den Analysierfrequenzbereich von 0,1 -
1 kHz begrenzt. Die mechanische Anregungsfrequenz fmech betrug 100 Hz und die
Magnetisierungsfrequenz fmag betrug 0,05 Hz.
Abb. 4 zeigt die Kurve die man durch Integration, unter Berücksichtigung der Vorzei
chen, des Meßsignals in Abb. 4a erhält. Da das Meßsignal in Abb. 4a durch Gleichrichtung
aus dem hochfrequenten Meßsignal entsteht, geht die Information über das Vorzeichen ver
loren. Diese Information muß für die Integration berücksichtigt werden.
Vergleicht man die Signalkurve aus Abb. 4b mit der Meßkurve der Längsmagnetostriktion in
Abb. 4c (gemessen mit einem Dehnungsmeßstreifen), so ergibt sich eine weitgehende
Übereinstimmung der Signalkurven. Man erkennt, daß die Längsmagnetostriktion mit dieser
Versuchstechnik berührungsfrei gemessen werden kann.
Ebenso ist die Bestimmung von Eigenspannungen mit Hilfe des Verfahrens möglich.
Bei gehärteten Werkstücken kann man mit Hilfe dieses neuen Verfahrens die Randhärtetiefe
bestimmen.
Claims (5)
1. Verfahren zur zerstörungsfreien Werkstoffprüfung, wobei ein ferromagnetisches
Werkstück in einem periodischen Magnetfeld magnetisiert wird und das Meßsi
gnal der Ummagnetisierungsvorgänge induktiv gemessen wird, und das Werk
stück periodisch mittels eines mechanischen Erregers mit Schallwellen beauf
schlagt wird und gleichzeitig das Magnetfeld gemessen wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Auswertung der den 90°- und 180°-Bloch-Wanddrehungen zugeordneten
Meßsignale Schallwellen bis etwa 10 kHz mit Spannungsamplituden über 1 MPa
erzeugt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Schallwellen mittels eines Lasers in dem Werkstück erzeugt werden.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Schallwellen impulsförmig angeregt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Impulsbreite und Impulshöhe steuerbar ist.
5. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Meßsignal unter Berücksichtigung der Vorzeichen vor der Gleichrichtung
des Meßsignals integriert wird.
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