DE4340129C1 - Verfahren zur Trennung von zellulären Hybriden durch Selektion mittels membrangebundener Marker - Google Patents
Verfahren zur Trennung von zellulären Hybriden durch Selektion mittels membrangebundener MarkerInfo
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Description
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur
Trennung von durch Fusion von mindestens zwei Zelltypen ent
standenen zellulären Hybriden durch Selektion mittels membran
gebundener Marker.
Um agronomisch essentielle Zuchtziele in kultivierten Nutz
pflanzen durchsetzen zu können, müssen ertrags- und qualitäts
bestimmende sowie ertragssichernde Merkmale übertragen werden
können. Hier gerät die klassische Züchtung oftmals an ihre
Grenzen, wenn zu kreuzende Spezies sexuell inkompatibel oder
deren interspezifische Hybride steril sind. Durch die Entwick
lung der somatischen Zellfusion wurde eine in vitro-Technik
nutzbar, die es ermöglicht, die genetische Variabilität von
Wildarten für die Züchtung neuer, potenter Kultursorten zu
nutzen.
Seit der Einführung der PEG-Induzierten Fusion nach Kao und
Michayluk in "Planta" 115, Seiten 355 bis 367 (1974) und der
Zellfusion im elektrischen Feld nach Zimmermann und Scheurich
in "Planta" 151, Seiten 26 bis 32 (1981) ist es möglich, Mas
senfusionen pflanzlicher Protoplasten durchzuführen. In den
Fusionsansätzen befinden sich neben den erwünschten binären
Heterokaryonten sowohl unfusionierte Protoplasten als auch
Fusionsprodukte aus identischen Ausgangszellen. Die Selektion
und Anreicherung der Hybride aus dem Fusionsansatz spielt eine
sehr wichtige Rolle bei der weiteren Kultivierung putativ
somatischer Fusionsprodukte.
Gleba in "Naturwissenschaften" 65, Seiten 158 bis 159 (1978)
und Schweiger et al. in "TAG" 73, Seiten 769 bis 783 (1987)
beschreiben die gezielte Fusion von zwei ausgewählten Einzel
zellen in einem Mikrosystem. Dabei bedarf die Manipulation,
die Fusion und die Kultivierung von Einzelzellen spezieller
Apparaturen sowie ausgefeilter Kulturbedingungen, beispiels
weise um die Austrocknung der Zellen zu verhindern oder eine
Teilung der Fusionsprodukte zu stimulieren.
Ebenfalls bekannt ist, daß durch den Einsatz chloroplastenrei
cher Mesophyll-Protoplasten in Kombination mit chloroplasten
armen Suspensions- oder Hypokotyl-Protoplasten sich binäre
Hybride leicht identifizieren lassen. Diese auf visueller
Selektion beruhenden Methoden werden von Bates in "Planta"
165, Seiten 217 bis 224 (1985), Bates und Hasenkampf in "TAG"
70, Seiten 227 bis 233 (1985), Kao in "J. Plant Physiol." 126,
Seiten 55 bis 58 (1986) , Kao in "MGG" 155, Seiten 225 bis 230
(1977), Kao und Michayluk in "Planta" 115, Seiten 355 bis 367
(1974), Kao und Saleem in "J. Plant Physiol." 122, Seiten 217
bis 225 (1986) sowie Tempelaar und Jones in "Plant Cell Re
ports" 4, Seiten 92 bis 95 (1985) beschrieben.
Auch eine Trennung im iso-osmotischen Dichtegradienten wird
vorgeschlagen. Nach Auftrennung der Ausgangszellen im ge
schichteten Dichtegradienten und Fusion von Protoplasten un
terschiedlicher Dichte können binäre Fusionsprodukte nach
Dichtegradientenzentrifugation in einer intermediären Bande
angereichert werden (Harms und Potrykus in "TAG" 53, Seiten 49
bis 55 und 57 bis 63 (1978) sowie Kamata und Nagata in "TAG"
75, Seiten 26 bis 29 (1987)).
Eine Modifizierung der iso-osmotischen Dichtegradienten in ein
spezifisches Zwei-Komponenten-System zur Trennung der binären
Fusionsprodukte schlagen Naton et al. in "Plant Cell Reports"
5, Seiten 419 bis 422 (1986) sowie Thomas und Rose in "Planta"
51, Seiten 396 bis 402 (1988) vor. Danach können durch Ver
wendung von zu fusionierenden Ausgangszellen unterschiedlicher
Dichte die Hybride nach der Fusion an der Phasengrenze des
Systems entnommen werden. Dieses Verfahren ist auch unter dem
Schlagwort Percoll-Floating bekannt.
Die Flow-Cytometry wird ebenfalls zur Trennung von Fusions
produkten eingesetzt. Dabei können beispielsweise Mesophyll-
Protoplasten (hohe Eigenfluoreszenz der Chloroplasten) mit
cytoplasmatisch-fluoreszenzmarkierten Hypokotyl- oder Suspen
sions-Protoplasten fusioniert und die Fusionsprodukte aus
beiden Ausgangszellen über einen Durchflußzytometer angerei
chert werden (Hammat et al. in "Plant Sci." 85, Seiten 215 bis
222 (1982), Redenbaugh et al. in "Z. Pflanzenphysiol." 107,
Seiten 65 bis 80 (1982) sowie Radbruch in "Flow cytometry and
cell sorting", Springer Verlag, Berlin 1992).
Die Methoden des Standes der Technik weisen jedoch nur limi
tierte Einsatzmöglichkeiten auf. Sie sind im übrigen relativ
aufwendig und teilweise mit sehr hohem Kostenaufwand verbun
den. Auch die Zuverlässigkeit der Trennung ist nicht immer
hinreichend gewährleistet. Auch die Vitalität der gereinigten
Produkte ist oftmals reduziert.
Das der Erfindung zugrundeliegende technische Problem besteht
darin, ein Verfahren anzugeben, mit dem es gelingt, die oben
genannten Nachteile zu vermeiden.
Gelöst wird das der Erfindung zugrundeliegende Problem durch
ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1. Die
sich daran anschließenden Unteransprüche betreffen bevorzugte
Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht die Trennung von
durch Fusion von mindestens zwei Zelltypen entstandenen zel
lulären Hybriden durch Selektion mittels membrangebundener
Marker. Zunächst werden die zu fusionierenden Zelltypen mit
jeweils unterschiedlichen Markierungen versehen. Die zu fusio
nierenden Zellen können durch mit der Zelloberfläche in Reak
tion tretende Substanzen markiert werden. Als gleichbedeutend
mit Markierungen, die nachträglich an den Zellen angebracht
werden, sind auch Markierungen zu verstehen, die von vornher
ein auf der Zelloberfläche vorhanden sind, sofern es typische
Oberflächenmoleküle einer bestimmten Zellsorte sind, die hin
reichend verschieden sind von entsprechenden Molekülen der
jeweils anderen bei der Fusion teilnehmenden Zellsorte oder
Zellsorten.
Als Substanzen, die die Plasmamembranen von zu fusionierenden
Zellen markieren können, seien amin-reaktive Fluorophore, wie
Fluorescein-isothiocyanat (FITC), carboxyfluorescein-N-hydro
xysuccinimidester (FLUOS), Dichlorotriazinyl-aminofluorescein
(DTAF), Iodoacetamido-tetramethylrhodamin (ITMR), Texas Red
(TexR), Lissamin-rhodamin-B-sulfonyl-chlorid (LRB-SC), sub
stituiertes Rhodamin-isothiocyanat (XRITC), Rhodamin-B-iso
thiocyanat (RBITC), Lucifer Yellow VS (LY-VS), Carboxy-X-rho
damin-N-hydroxysuccinimidester (RHODOS), Dansyl-chlorid sowie
Scopoletin genannt. Auch aktivierte Biotin-Derivate, vorzugs
weise Biotinamidocapronat-N-hydroxysuccinimdester, werden
kovalent an freie Amino-Gruppen integraler Membranproteine
oder Oberflächenproteine gekoppelt und sind als Markierungs
reagenzien geeignet.
Es kommen auch aldehyd-reaktive Fluorophore in Betracht, wie
Fluorescein-thiosemicarbazid (FTSC), Fluoresceinamin Isomer II
(FA), Lucifer Yellow CH (LY-CH) und Texas Red-hydrazid (TRH).
Diese Stoffe können dann zur Markierung verwendet werden, wenn
die Zellen vorher mit Natriumperiodat oder Galactose-Oxidase
vorbehandelt worden sind. Dabei entstehen durch Oxidation von
Oberflächenkohlenhydraten Aldehydfunktionen, die dann mit dem
Fluoreszenzfarbstoff kovalente Bindungen eingehen können.
Als weitere Markierungen für die unterschiedlichen Zelltypen
kommen Phycobiliproteine (durch heterobifunktionelle Reagen
zien aktiviert), wie R-Phycoerythrin, B-Phycoerythrin, C-Phy
cocyanin sowie Allophycocyanin in Betracht. Markierungen kön
nen auch mit Lektinen vorgenommen werden, die unter Umständen
mit den weiter oben bereits genannten Markierungsreagenzien
(Fluorophoren) umgesetzt wurden, wobei als Lektine RCA (Rici
nus communis Agglutinin) und/oder APA (Abrus precatorius Ag
glutinin) verwendet werden können. Die Membranen der einzelnen
Zelltypen lassen sich auch mit Triglyceriden, Phospholipiden
und Sphingolipiden markieren. Diese Lipide sind vorzugsweise
mit den weiter oben genannten Substanzen (Fluorophoren) mar
kiert. Als Beispiel seien FITC-Sphingosin oder N-{6[(7-Nitro
benz-2-oxo-1,3-diazol-4-yl)-amino]-caproyl}-ceramid (NBD-ce
ramid) genannt.
Nach der Markierung der Zellen wird die Zellfusion durchge
führt. In etablierten Fusionssystemen werden dabei die Zellen
miteinander fusioniert und gesammelt.
Die nach der Fusion erhaltene Probe, die im Falle von zwei
fusionierten Zelltypen A und B im wesentlichen drei unter
scheidbare Zelltypen (A, B, AB) enthält, wird dann mit einer
Substanz versetzt, die mit einer der Markierungen, vorzugs
weise kovalente Membranmarkierungen, der Zelltypen A oder B in
eine hochaffine reversible Wechselwirkung treten kann. Diese
Substanz (Affinitätsligand I) weist gleichzeitig eine weitere
Stelle auf, die eine zweite spezifische Wechselwirkung einge
hen kann. Diese zweite spezifische Wechselwirkung dient dazu,
die gebildeten Komplexe aus zellulärem Hybrid mit spezifischer
Markierung als auch nicht fusionierte Zellen mit derselben
Markierung, die auf die erste affine Stelle des Affinitäts
liganden I anspricht, reversibel temporär zu immobilisieren.
Vorzugsweise ist der Affinitätsligand I eine Substanz, die mit
einer der Markierungen der Zellen in eine hochaffine Wechsel
wirkung treten kann, ein Antikörper mit einer spezifischen
Affinität gegen eine der oben genannten Markierungsstoffe mit
weiterer Stelle, die eine reversible hochaffine Wechselwirkung
eingehen kann, entweder die Fc-Region des Antikörpers selbst
oder eine weitere Substanz, die mit dem Antikörper konjugiert
ist (Sandwich), wie beispielsweise Biotin.
Die WO 90/07380 beschreibt die Verwendung von Magnetobeads zur
Trennung biologischer Materialien in einem magnetischen Hoch
gradienten-Feld. Vorzugsweise sind die Magnetobeads superpara
magnetische Partikel, die gegebenenfalls mit Polysacchariden
oder anderen, gewöhnlicherweise organischen Materialien, über
zogen sind. Bezüglich weiterer Einzelheiten wird auf diese
Publikation verwiesen. Vorzugsweise werden die Affinitätsli
ganden mit den Magnetobeads konjugiert. Dabei werden vorteil
hafterweise die entsprechenden mit Magnetobeads konjugierten
Antikörper als Affinitätsligand verwendet. Es ist ebenfalls
möglich, das Avidin mit den Magnetobeads zu konjugieren, zur
Affinitätsreaktion mit Biotin markierten Zellen bzw. Zellhy
briden.
Vorzugsweise sind die weiteren Substanzen, sofern die Affini
tätsliganden nicht mit Magnetobeads konjugiert sind, die mit
der weiteren Stelle des Affinitätsliganden in Wechselwirkung
treten können, an einer festen Phase immobilisiert. So sind
beispielsweise Substanzen, wie Protein A auf einer festen
Phase immobilisiert, wobei das Protein A dann mit der Fc-Re
gion des Antikörpers (als Affinitätsligand), der gegen die
Zellmarkierung des einen Zelltyps gerichtet ist, in Wechsel
wirkung treten kann. Somit ist es möglich, den Komplex aus
fusionierten Zellen oder Zellen des einen Zelltyps, welche die
entsprechende Markierung tragen, über den Antikörper an einer
festen Phase temporär zu immobilisieren. Ähnliches gilt für
Biotin markierte Zellen bzw. Zellhybride, die beispielsweise
über ein entsprechend immobilisiertes Avidin ebenfalls an der
festen Phase immobilisiert werden können.
Die immobilisierten Substanzen, die in der Lage sind, die ent
sprechend markierten und mit Affinitätsliganden versehenen
Zellen bzw. Zellhybride zu erkennen, sind vorzugsweise über
einen sogenannten Spacer an die feste Phase gebunden. Diese
Spacer sind Ketten vorzugsweise aus gesättigten Kohlenstoff
atomen, die eine definierte Distanz zwischen der immobilisier
ten Substanz und dem entsprechenden Träger gewährleisten.
Einschlägige Reaktionen zur Immobilisierung von Substanzen auf
Oberflächen sind dem Fachmann geläufig.
Im Falle der Verwendung von Magnetobead-markierten Affinitäts
liganden, werden diese nach Reaktion mit den entsprechenden
daran gebundenen Zelltypen und Zellhybriden in einem starken
Feld eines Permanent- oder Elektromagneten zurückgehalten.
Das starke Magnetfeld wird von außen einem Trennungsraum über
lagert. In einem typischen Fall ist der Trennungsraum eine
Chromatographie-Säule, in der sich die Probe befindet. Die
Feldstärke, die das magnetische Feld aufweist, ist so gewählt,
daß die Magnetobead-markierten Komplexe zurückgehalten werden.
Dies ist typischerweise bei Feldstärken von 0,3 bis 0,9 Tesla,
insbesondere 0,6 Tesla der Fall.
Die jeweils nicht affinitätsmarkierten Zelltypen der anderen
Sorte, beispielsweise der Zellsorte B (wenn Antikörper gegen
A eingesetzt werden) werden nicht retardiert, weder durch das
magnetische Feld noch durch Immobilisierung an einer festen
Phase, vermittelt über die weitere oben beschriebenen Sand
wich-Strukturen, so daß durch geeignete Maßnahmen dieser Zell
typ abgetrennt werden kann.
Dies kann in einfacher Weise z. B. dadurch geschehen, daß die
an die feste Phase gebundene Substanzen, die mit dem Affini
tätsliganden in Wechselwirkung treten können, beispielsweise in
Form einer chromatographischen Säule vorliegen. Die das Zell
gemisch enthaltende Probe wird dann über das Säulenmaterial
gegossen, wobei die mit Affinitätsmarker des Zelltyps A ver
sehenen Zellen (A, AB) zurückgehalten werden, wohingegen der
Zelltyp B letzlich ungehindert die Säule passiert.
Es ist ebenfalls möglich, im sogenannten Batch-Verfahren zu
arbeiten. Im Falle der Verwendung von Magnetobead-konjugierten
Affinitätsliganden wird der Zellfusionsansatz über eine Säule,
die sich im Feld eines Permanent- oder Elektromagneten befin
det, gegeben. Dabei werden die affinitätsmarkierten Zellen,
d. h. die entsprechende Ausgangszellenart, die Fusionsprodukte
daraus und die binären Heterokaryonten ebenfalls zurückgehal
ten, wohingegen anders markierte Zellen ausgewaschen werden.
Die Mobilisierung gemäß Stufe e) des erfindungsgemäßen Verfah
rens erfolgt beispielsweise durch Zugabe von Puffersystemen,
die in der Lage sind, die Affinitätsbindungen aufzuheben. Dazu
kommen insbesondere Substanzen, wie chaotrope Ionen oder dena
turierende Agenzien in Frage. Es kann ebenfalls ein pH-Shift
zur Aufhebung der Affinitätsbindungen führen. Die bei Aufhe
bung der Affinitätsbindung vom Festphasenträger abgelösten
Zellen (Zellen ohne den Affinitätsliganden I) werden aufgefan
gen und einer zweiten Trennungsoperation unterzogen. Dazu wird
eine weitere Substanz (Affinitätsligand II) zugegeben. Diese
Substanz tritt mit der Markierung des anderen Zelltyps, bei
spielsweise Zelltyp B, in Wechselwirkung hoher Affinität. Auch
dieser Affinitätsligand weist eine weitere Stelle auf, die
eine zweite spezifische Wechselwirkung eingehen kann, welche
zu einer reversiblen temporären Immobilisierung der gebildeten
Komplexe aus Hybriden mit Markierungen für den zweiten Zelltyp
(in diesem Falle Typ B) und dem Affinitätsliganden II führen
kann. Zur Natur des Affinitätsliganden II gilt das weiter oben
für den Affinitätsliganden I bereits beschriebene entspre
chend. Durch diese Behandlung wird nun eindeutig das Hybrid
aus Zelltyp A und B (AB) markiert, wohingegen der noch ver
bliebene Zelltyp A auf die bereits oben näher beschriebene
Weise abgetrennt werden kann.
Sollen beispielsweise ternäre Hybride abgetrennt werden, müßte
ein zusätzlicher Schritt mit einem Affinitätsliganden III
durchgeführt werden und so weiter.
Das erfindungsgemäße Verfahren erlaubt mithin die Abtrennung
höchst komplexer Zellgemische durch ein mehrmaliges Durchlau
fen der Verfahrensschritte c) bis e).
Das erfindungsgemäße Verfahren benutzt zur Immobilisierung des
Komplexes aus Zelle, Affinitätsligand und zum Affinitätsligan
den eine spezifische Affinität aufweisenden weiteren Substanz
physikalische oder chemische Bindungen. Dabei werden Immunoaf
finitätsbindungen zur Immobilisierung ausgenutzt. So kann der
Affinitätsligand gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren ein
Antikörper sein, der eine hohe Affinität für eine Zell
markierung aufweist und seinerseits mit einem für ihn hoch
affinen Molekül in Wechselwirkung zu treten vermag. Dies ist
insbesondere bei in der Immunaffinitätschromatographie gut
bekannten Systeme Avidin/Biotin oder immobilisierten Protein
A/Antikörper Substanzpaaren möglich. In besonders vorteilhaf
ter Weise kann zur Trennung der Zellen bzw. Zellhybride ein
magnetisches Feld eingesetzt werden. Erfindungsgemäß werden
dabei die fusionierten, markierten Zelltypen zusammen mit den
nicht fusionierten Zelltypen vorzugsweise über eine Chromato
graphie-Säule gegeben. Während des Säulenlaufes wird das Feld
Zelltypen vorzugsweise über eine Chromatographie-Säule gege
ben. Während des Säulenlaufes wird das Feld eines Permanent-
oder Elektromagneten angelegt, wodurch die mit den Magneto
beads markierten fusionierten und nicht fusionierten Zelltypen
zurückgehalten werden. Die nicht markierten Zelltypen passie
ren die Säule, können aufgefangen und gegebenenfalls kulti
viert werden. Die an der Säule durch das Feld eines Permanent-
oder Elektromagneten temporär immobilisierten Zellen können
nach Abschalten des Feldes eluiert werden. Die Fraktionen
werden gesammelt und dann erneut der beschriebenen Trennung
unterworfen, wobei jeweils die Fraktionen mit Affinitätsligan
den korrespondierend zu der jeweils anderen Zellmarkierung
eingesetzt werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren gewährleistet in einfacher
Weise die Selektion membranmarkierter Zellen insbesondere
Hybride. Die Methoden der Membranmarkierung sind dem Fachmann
bekannt und optimiert. Die Sortierungeffizienz und der Sortie
rungsgrad sind sehr hoch und lassen sich in einfacher Weise
durch den Fachmann an die jeweiligen Trennprobleme anpassen.
Die Vitalität der eingesetzten Zellen in Relation zur Stabili
tät der Zellen kann reproduzierbar gewährleistet werden. Das
erfindungsgemäße Verfahren ist geeignet zum Einsatz bei Zell-
und Gewebekulturen und nutzt in idealer Weise die Kombination
von biochemischen und immunochemischen Methoden sowie ande
rerseits der magnetischen Zellsortierung. Die Anwendungsgebie
te sind praktisch auf allen Gebieten der Zellfusion zu finden,
insbesondere betreffend pflanzlicher (haploid und oligoploid),
tierischer, bakterieller und pilzlicher Zellsysteme.
Daraus ergeben sich die Vorteile des erfindungsgemäßen Ver
fahrens, wozu seine universelle Anwendbarkeit gehört, bei
relativ niedrigem Kostenaufwand. Vorteilhaft ist ebenfalls die
hohe Geschwindigkeit, mit der sich die Zellsortierung durch
führen läßt, insbesondere in automatisierter Form bei großen
Zellzahlen. Die Selektion erfolgt unabhängig von morphologi
schen oder anatomischen Gesichtspunkten, wobei die Vitalität
der Zellen erhalten bleibt, bei einer hohen Sortierungseffi
zienz < 95% sowie hohem Reinheitsgrad < 70%.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird anhand der folgenden Bei
spiele näher erläutert. Pflanzliche Protoplasten werden dabei
an ihrer Plasmamembran kovalent markiert. Nach der anschlie
ßenden Massenfusion werden die Fusionsprodukte über die je
weils gegen den Marker spezifischen Antikörper, die mit super
paramagnetischen Mikrokügelchen konjugiert sind, nach zwei
Säulenläufen magnetisch gebunden und anschließend eluiert.
Eine Protoplastenfraktion, die in herkömmlicher Weise herge
stellt wurde, wird mit Biotinamidocapronat-N-hydroxysuccinimi
dester durch 20 bis 30 minütige Inkubation markiert. Die ande
re Protoplastencharge wird mit FITC markiert. Die Markierungs
lösung besteht aus 171,15 g/l Saccharose, 0,145 g/l Calcium
chlorid, 4,9 g/l Bicin in deionisiertem Wasser bei einem pH-
Wert von 7,5 bis 9,5. Etwa 0,4 g der entsprechenden Markie
rungssubstanz werden frisch hinzugefügt.
Die Protoplasten werden bei einer Dichte von 5 bis 7,5 × 105
Protoplasten/ml 0,5 M Mannit-Lösung elektrisch fusioniert und
gesammelt. Die Anzahl der zu erwartenden Fusionsprodukte ist
stark abhängig von der Größe der eingesetzten Zellen sowie
deren Stabilität. Die entsprechenden Fusionsparametersätze
können für jedes neue System optimiert werden. Vor dem ersten
Säulenlauf werden durch 15minütige Inkubation, Anti-FITC
monoklonale Antikörper, konjugiert mit Magnetobeads, an die
Protoplasten gebunden.
Der markierte Fusionsansatz wird über eine MACS-Säule, die
mit Säulenpuffer äquilibriert worden ist, im permanent-magne
tischen Feld gegeben. Der Säulenpuffer besteht aus 25 g/l
Kaliumchlorid, 2 g/l Calciumchlorid, 5 g/l BSA, 100 ml/l Gly
cerin und 0,6 g/l MES in deionisiertem Wasser bei einem pH-
Wert von 5,6. Alle Fluoreszenz-markierten Zellen (die ent
sprechende Ausgangszellenart, Fusionsprodukte daraus und binä
re Heterokaryonten) werden zurückgehalten, wohingegen die Bio
tin-markierten Protoplasten mit dem Säulenpuffer ausgewaschen
werden. Daran schließt sich die erste Elution an: die Proto
plasten werden im magnetischen Feld von den Anti-FITC monoklo
nalen Antikörpern abgelöst. Die Entkopplung von Antikörper und
Zellen findet durch einen pH-Sprung in den alkalischen Be
reich, bevorzugt bei 11,5 bis 12,5 statt, woraufhin Antikör
per-freie Protoplasten erhalten werden.
Es schließt sich ein zweiter Säulengang an. Zuvor wird der
Antibiotin monoklonale Antikörper in oben beschriebenem Säu
lenpuffersystem an die Protoplasten gebunden. Danach werden
die markierten Protoplasten erneut im magnetischen Feld über
eine MACS-Säule gegeben. Diesmal werden nur die binären Hete
rokaryonten zurückgehalten.
Die zweite Elution kann dann durch Abschalten des magnetischen
Feldes erfolgen. Die Hybride können mit Säulenpuffer eluiert
oder durch Zentrifugation aus der Säule entfernt werden.
Claims (9)
1. Verfahren zur Trennung von durch Fusion von mindestens
zwei Zelltypen entstandenen zellulären Hybriden durch
Selektion mittels membrangebundener Marker, wobei
- a) die zu fusionierenden Zelltypen mit jeweils unter schiedlichen Markierungen versehen werden,
- b) die Zellfusion durchgeführt wird,
- c) die so erhaltene Probe mit Substanzen (Affinitäts liganden I) versetzt wird, die mit einer der Mar kierung der Zelltypen in eine hochaffine reversible Wechselwirkung treten können und diese Substanzen (Affinitätsliganden I) gleichzeitig eine weitere Stelle aufweisen, die eine zweite spezifische Wech selwirkung vermitteln kann, welche die gebildeten Komplexe aus zellulärem Hybrid mit Markierung und nicht fusionierten Zellen des einen Zelltyps mit derselben Markierung und der oben genannten Substanz reversibel temporär immobilisiert,
- d) die nicht immobilisierten anderen Zelltypen mit anderer Markierung und Fusionsprodukte dieser Zell typen abgetrennt werden, danach eine
- e) Mobilisierung der immobilisierten Komplexe erfolgt,
- f) gefolgt von der Zugabe einer weiteren Substanz (Af finitätsligand II), die aber mit der Markierung des anderen Zelltyps in eine Wechselwirkung hoher Affi nität eintreten kann und eine weitere Stelle auf weist, die eine zweite spezifische Wechselwirkung eingehen kann, welche zu einer reversiblen temporä ren Immobilisierung der gebildeten Komplexe aus Hybriden mit Markierungen für den zweiten Zelltyp und der oben genannten Substanz (Affinitätsligand II) führt, und
- g) Wiederholung des Schrittes d) unter Isolierung der so erhaltenen Probe, enthaltend die fusionierten Heterokaryonten, wobei die Schritte c) bis e) ge gebenenfalls wiederholt werden, bis ternäre Hybride etc. vorliegen.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei die Markierung der zu
fusionierenden Zelltypen durch chemische Reaktionen funk
tioneller Gruppen der jeweiligen Zellmembranen mit ent
sprechend aktiven Gruppen der Marker erfolgt, wobei die
Markierung mit amin-reaktiven Fluorophoren, aktiviertem
Biotin oder Biotin-Derivate, wie Biotinamidocapronat-N-
hydroxysuccinimidester, aldehyd-reaktiven Fluorophoren,
Phycobiliproteinen, Allophycocyaminen, (markierten) Lec
tinen, markierten Triglyceriden, Phospholipiden sowie
Sphingolipiden erfolgt.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 und/oder 2, wobei
die Substanz (Affinitätsligand), die mit den Markierungen
der Zelltypen in eine hochaffine Wechselwirkung treten
kann, ein Antikörper mit Affinität gegen die in Anspruch
2 genannten Stoffe ist und dessen weitere Stelle, die
eine reversible hochaffine Wechselwirkung eingehen kann,
entweder die Fc-Region des Antikörpers oder eine weitere
Substanz ist, die mit dem Antikörper konjugiert ist, wie
beispielsweise Biotin; oder Magnetobeads oder, falls die
Markierung gemäß Anspruch 1 ein Biotinderivat ist, ein
Avidin-Derivat oder -Konjugat oder Magnetobead markiertes
Avidin ist.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei die zur
Immobilisierung führende Wechselwirkung eine chemische
oder physikalische Bindung ist.
5. Verfahren nach Anspruch 4, wobei die chemische Bindung
eine Immunoaffinitätsbindung ist und ausgebildet wird
zwischen einer an einer festen Phase befindlichen, zu der
Substanz (Affinitätsligand) mit hoher Affinität für die
Zellmarkierung komplementären Struktur wie festphasen
gebundenem Avidin/Biotin markiertem Zelltyp oder immobi
lisiertem Protein-A/Antikörper (IgG) als Substanz (Affi
nitätsligand), die mit der Zelltypmarkierung in Wechsel
wirkung tritt.
6. Verfahren nach Anspruch 4, wobei die zur Immobilisierung
führende physikalische Bindung durch ein Magnetfeld ver
mittelt wird, wenn die mit den Zelltypmarkierungen in
Wechselwirkung tretende Substanz (Affinitätsligand) mit
Magnetobeads versehen worden ist.
7. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 6,
wobei das Verfahren in einer Säule oder im Batch durch
geführt wird.
8. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 7,
wobei die fusionierten, markierten Zelltypen zusammen mit
den nicht fusionierten Zelltypen über eine Säule gegeben
werden,
wobei im Verfahren gemäß Anspruch 4 in der Säule eine feste Phase befindlich ist, die eine hochaffine Wechsel wirkung mit der Substanz (Affinitätsligand) eingehen kann, dauerhaft immobilisiert ist, wodurch die fusionier ten Zelltypen und nicht fusionierten Zelltypen der einen Sorte zurückgehalten werden, die Zelltypen der anderen Sorte aus der Säule gewaschen werden und danach die Affi nität zwischen Festphase, Substanz (Affinitätsligand) mit Affinität zur Zellmarkierung und/oder der Substanz (Affi nitätsligand) mit hoher Affinität zur Zellmarkierung und der markierten Zelle aufgehoben wird,
und im Falle des Anspruchs 6 während des Säulenlaufes das Feld eines Permanent- oder Elektromagneten angelegt wird, wodurch die mit den Magnetobeads markierten fusionierten und nicht fusionierten Zelltypen zurückgehalten werden, wohingegen die nicht markierten Zelltypen die Säule pas sieren, gefolgt von einer Elution aus dem magnetischen Feld und Sammeln der dann eluierten Fraktion, welche einem zweiten oder je nach Anzahl der verschiedenen fu sionierten Zelltypen entsprechenden weiteren Trennungs operation unterzogen wird, wobei die jeweils andere Zell markierung spezifisch als Affinitätsträger angesprochen wird, gefolgt von weiteren Elutionen unter Aufhebung der Affinitätsbindung.
wobei im Verfahren gemäß Anspruch 4 in der Säule eine feste Phase befindlich ist, die eine hochaffine Wechsel wirkung mit der Substanz (Affinitätsligand) eingehen kann, dauerhaft immobilisiert ist, wodurch die fusionier ten Zelltypen und nicht fusionierten Zelltypen der einen Sorte zurückgehalten werden, die Zelltypen der anderen Sorte aus der Säule gewaschen werden und danach die Affi nität zwischen Festphase, Substanz (Affinitätsligand) mit Affinität zur Zellmarkierung und/oder der Substanz (Affi nitätsligand) mit hoher Affinität zur Zellmarkierung und der markierten Zelle aufgehoben wird,
und im Falle des Anspruchs 6 während des Säulenlaufes das Feld eines Permanent- oder Elektromagneten angelegt wird, wodurch die mit den Magnetobeads markierten fusionierten und nicht fusionierten Zelltypen zurückgehalten werden, wohingegen die nicht markierten Zelltypen die Säule pas sieren, gefolgt von einer Elution aus dem magnetischen Feld und Sammeln der dann eluierten Fraktion, welche einem zweiten oder je nach Anzahl der verschiedenen fu sionierten Zelltypen entsprechenden weiteren Trennungs operation unterzogen wird, wobei die jeweils andere Zell markierung spezifisch als Affinitätsträger angesprochen wird, gefolgt von weiteren Elutionen unter Aufhebung der Affinitätsbindung.
9. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 8,
wobei als Zellen pflanzliche (haploide und/oder oligo
ploide), tierische, bakterielle und/oder pilzliche Zell
systeme fusioniert werden.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19934340129 DE4340129C1 (de) | 1993-11-25 | 1993-11-25 | Verfahren zur Trennung von zellulären Hybriden durch Selektion mittels membrangebundener Marker |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19934340129 DE4340129C1 (de) | 1993-11-25 | 1993-11-25 | Verfahren zur Trennung von zellulären Hybriden durch Selektion mittels membrangebundener Marker |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4340129C1 true DE4340129C1 (de) | 1994-10-13 |
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ID=6503385
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19934340129 Expired - Fee Related DE4340129C1 (de) | 1993-11-25 | 1993-11-25 | Verfahren zur Trennung von zellulären Hybriden durch Selektion mittels membrangebundener Marker |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4340129C1 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US5985658A (en) * | 1997-11-14 | 1999-11-16 | Health Research Incorporated | Calmodulin-based cell separation technique |
-
1993
- 1993-11-25 DE DE19934340129 patent/DE4340129C1/de not_active Expired - Fee Related
Non-Patent Citations (2)
Title |
---|
Doktorarbeit von Frau Carmen Inc Dörr an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fabultät der Universität, Köln, 1993 * |
Plant Cell Reports 1986, 5, S. 419-422 * |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US5985658A (en) * | 1997-11-14 | 1999-11-16 | Health Research Incorporated | Calmodulin-based cell separation technique |
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