DE4326043C2 - Verfahren zur Lokalisierung von mit starkem Rauschen überlagerten elektrophysilogischen Aktivitäten - Google Patents
Verfahren zur Lokalisierung von mit starkem Rauschen überlagerten elektrophysilogischen AktivitätenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Lokalisierung von
elektrophysiologischen Aktivitäten, die in einem Lebewesen
innerhalb eines Untersuchungsgebiets auftreten und die ein
Magnetfeld erzeugen, das an Meßpunkten außerhalb des Unter
suchungsgebiets mit einem Vielkanalmeßsystem gemessen wird.
Ein Vielkanalmeßsystem, mit dem das eingangs genannte Magnetfeld
gemessen werden kann, ist aus der EP-A-0 359 864 bekannt.
Das Vielkanalmeßsystem wird auch als biomagnetisches
Meßsystem bezeichnet, mit dem sehr schwache Magnetfelder, die
von im Innern eines Lebewesens ablaufenden elektrophysiologischen
Aktivitäten erzeugt werden, gemessen werden können.
Das Vielkanalmeßsystem umfaßt eine Vielkanal-Gradiometeranordnung,
die mit einer Vielkanal-SQUID-Anordnung gekoppelt
ist.
Mit dem biomagnetischen Meßsystem können sowohl Magnetoenzephalogramme
(MEG) wie auch Magnetokardiogramme (MKG) gemessen
werden. Das Hauptziel für die Auswertung der MEG- oder MKG-
Aufzeichnungen ist eine dreidimensionale nicht-invasive
Lokalisierung von Quellen elektrophysiologischer Aktivitäten.
In dem Artikel von Jukka Sarvas: "Basic mathematical and
electromagnetic concepts of the biomagnetic inverse problem",
erschienen in Phys. Med. Biol., 1987, Vol. 32, No. 1, pp. 11-22,
ist in Kapitel 7 eine lineare Lösung für das magnetische
inverse Problem, aus gemessenen Feldwerten den Ort und die
Größe von die Felder erzeugenden Stromdichten zu bestimmen,
angegeben. Die Stromdichten stellen ein Äquivalent der elektrophysiologischen
Aktivität dar. Dort ist auch auf weitergehende
Ausführungen von R. J. Ilmoniemi und M. S. Hämäläinen in
Helsinki University of Technology Report TKK-F-A559, 1984,
hingewiesen. Danach wird in einem Modell der elektrophysiologischen
Aktivitäten das Untersuchungsgebiet in Zellen aufgeteilt,
in denen jeweils eine Stromdichte angenommen wird. Dabei
ist die Anzahl der Zellen größer als die Anzahl der Meßpunkte.
Zwischen den Stromdichten und den Meßwerten an den
Meßorten besteht eine lineare Beziehung, die durch eine Lead-
Field-Matrix beschrieben ist, die nur von der relativen Lage
der Zellen zu den Meßorten abhängig ist. Die Lead-Field-Matrix
stellt somit für jeden am Meßort sich befindenden Meßwertaufnehmer
des Vielkanalmeßsystems ein Empfindlichkeitsmuster
über das gesamte Untersuchungsgebiet dar. Das Untersuchungsgebiet
wird auch als Rekonstruktionsgebiet bezeichnet.
Zur Rekonstruktion der bioelektrischen Stromdichteverteilung
wird die Lead-Field-Matrix einer Pseudo-Inversion
nach Moore-Penrose unterworfen. Diese invertierte Lead-Field-
Matrix wird mit den an den Meßpunkten aufgenommenen Meßwerten
multipliziert, um einen Minimum-Norm-Schätzwert der Stromdichteverteilung
im Untersuchungsgebiet zu erhalten.
Biomagnetische Messungen haben jedoch oft ein niedriges Signal-
Rausch-Verhältnis. Das Rauschen wird zum einen von externen
Rauschquellen in der Umgebung und zum anderen von den
SQUID-Gradiometern und der damit verbundenen Elektronik verursacht.
Wenn das Signal-Rausch-Verhältnis der gemessenen Daten
sehr niedrig ist, kann die Rekonstruktion über die nach
Moore-Penrose gebildete Pseudo-Inversion der Lead-Field-Matrix
keine aussagekräftigen Resultate liefern. Eine mögliche
Lösung bei stark verrauschten Meßwerten besteht darin, die
Meßwerte zu mitteln. Bei spontanen elektrophysiologischen Aktivitäten
ist eine Mittelung jedoch nicht möglich. Bei spontanen
Aktivitäten müssen andere Verfahren eingesetzt werden,
um Störungen im Meßsignal zu kompensieren.
Ein räumlich konstantes Störsignal wird nach einem aus der
DE-OS 41 18 126 bekannten Verfahren eliminiert, indem von den
Meßsignalen jedes Meßorts ein gewichtetes Summensignal
subtrahiert wird, das aus den Meßsignalen zumindest einer Gruppe
von Meßorten gebildet wird.
Aus der EP-A-0 477 434 ist bekannt, ein interessierendes Signal,
das verrauscht ist und zusätzlich von anderen Signalen
überlagert ist, zu erkennen und zu isolieren. Dazu werden die
an den Meßorten gemessenen Feldwerte gewichtet, um einen virtuellen
Sensor zu definieren, der zur Messung eines bestimmten
Ortes der Aktivität optimiert ist. Die Gewichtskoeffizienten
werden aus der Kovarianzmatrix der Meßwerte an den
Meßorten oder gemäß einem mathematischen Modell bestimmt, das
Informationen über die Aktivität, das Untersuchungsgebiet
und die Orte und die Orientierung der Aktivitäten und der
Sensoren des Vielkanalmeßsystems benutzt.
Weitere Möglichkeiten das Signal-Rausch-Verhältnis zu verbessern
ist aus Samuel J. Williamson et al.: Advances in Biomagnetism,
Plenum Press, New York and London, 1989, Proc. of
the Seventh International Conference on Biomagnetism, August
13-18, 1989, New York, pp. 721-736, bekannt. Danach besteht
eine Möglichkeit darin, mit einem Referenzsensor das Störsignal
zu erfassen und ggf. gewichtet von den Meßwerten abzuziehen.
Untersuchungen über verschiedene Verfahren zur Bestimmung
der Gewichtsfaktoren sind ebenfalls beschrieben.
Thermisches magnetisches Rauschen von elektrisch leitfähigen
Materialien bildet auch eine Störquelle. So sind dort Studien
beschrieben, worin das thermische magnetische Rauschen einschließlich
der räumlichen Korrelation berechnet wird, das
von einem Dewar erzeugt wird.
Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
anzugeben, mit dem der Ort von elektrophysiologischen Akti
vitäten innerhalb eines Untersuchungsgebiets bestimmt wer
den kann, wenn die außerhalb des Untersuchungsgebiets an
Meßorten ermittelten Meßwerte des von den Aktivitäten
erzeugten Magnetfeldes von einem starken unkorrelierten
Rauschen überlagert sind.
Die Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren mit den
Schritten:
- a) in einem Modell der elektrophysiologischen Aktivitäten im Untersuchungsgebiet wird das Untersuchungsgebiet in Zellen aufgeteilt, in denen jeweils eine Stromdichte an genommen wird, die aus maximal drei Komponenten besteht, wobei die Gesamtzahl der Komponenten größer ist als die Anzahl der Meßpunkte und wobei zwischen den Stromdichten und den Meßwerten an den Meßorten eine lineare Beziehung besteht, die durch eine Lead-Field-Matrix beschrieben ist, die nur von der relativen Lage der Zellen zu den Meßorten abhängig ist,
- b) aus der Lead-Field-Matrix wird eine nach Moore-Penrose verallgemeinerte inverse Lead-Field-Matrix gebildet,
- c) bei Abwesenheit von elektrophysiologischen Aktivitäten wird an den Meßorten mit dem Vielkanalmeßsystem in einem ersten Meßintervall an mehreren Zeitpunkten Rauschen gemessen und von den Rauschmeßwerten eine Rauschmatrix gebildet, wobei jede Zeile der Matrix einem Meßort und jede Spalte der Matrix einem Meßzeitpunkt zugeordnet ist,
- d) aus der Rauschmatrix wird eine Rauschkovarianzmatrix gebildet, die ein über das erste Meßintervall zeitlich gemitteltes Matrizenprodukt der Rauschmatrix mit der transponierten Rauschmatrix darstellt,
- e) aus den innerhalb eines zweiten Meßintervalls an meh reren Zeitpunkten gemessenen Meßwerten des von elektro physiologischen Aktivitäten erzeugten Magnetfeldes wird eine Meßwertmatrix gebildet, wobei jede Zeile der Matrix einem Meßort und jede Spalte der Matrix einem Meßzeit punkt zugeordnet ist,
- f) aus der Meßwertmatrix wird eine Meßwertkorrelations matrix gebildet, die ein über das zweite Meßintervall zeitlich gemitteltes Matrizenprodukt der Meßwertmatrix mit der transponierten Meßwertmatrix darstellt,
- g) eine Differenzmatrix wird gebildet aus der Differenz der Meßwertkorrelationsmatrix und der Rauschkovarianz matrix
- h) die Stromdichte zu einem Zeitpunkt wird aus dem Matri zenprodukt der nach Moore-Penrose verallgemeinerten in versen Lead-Field-Matrix, der Differenzmatrix, der in versen Meßwertkorrelationsmatrix mit der zu dem Zeit punkt gehörenden Spalte der Meßwertmatrix gebildet,
- i) die Stromdichte wird zur ortsrichtigen Darstellung der Verteilung der elektrophysiologischen Aktivität ver wendet.
Eine Computer-Simulation hat gezeigt, daß damit auch bei
einem sehr niedrigen Signal-Rausch-Verhältnis noch eine
Rekonstruktion der Stromdichteverteilung und damit eine Lo
kalisierung von elektrophysiologischen Aktivitäten möglich
ist.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird im folgenden
anhand von 5 Figuren erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 den Aufbau eines biomagnetischen Meßsystems,
Fig. 2 ein Blockschaltbild des Verfahrens zur Lokalisie
rung von elektrophysiologischen Aktivitäten, denen
starkes Rauschen überlagert ist,
Fig. 3 eine konventionelle Rekonstruktion von zwei in einer
Ebene liegenden Dipolen mit Hilfe der Lead-Field-Ma
trix aus unverrauschten Meßwerten,
Fig. 4 eine Rekonstruktion nach dem vorgeschlagenen Ver
fahren des in Fig. 3 rekonstruierten Dipols aus
verrauschten Meßwerten,
Fig. 5 zum Vergleich eine konventionelle Rekonstruktion des
in Fig. 4 rekonstruierten Dipols aus verrauschten
Meßwerten.
Zum Detektieren des von elektrophysiologischen Aktivitäten
erzeugten sehr schwachen Magnetfeldes an Meßpunkten außer
halb eines Untersuchungsgebietes wird ein biomagnetisches
Meßsystem eingesetzt, dessen grundsätzlicher Aufbau in Fig.
1 angegeben ist. Fig. 1 zeigt schematisch eine magnetische
Abschirmkammer 2, mit der außerhalb erzeugte Störfelder zum
größten Teil abgeschirmt werden. Ein zu untersuchender
Patient 4 befindet sich auf einer in der Abschirmkammer 2
angeordneten Patientenliege 6. Elektrophysiologische Akti
vitäten, die hier durch einen Pfeil 8 symbolisiert sind,
erzeugen ein elektrisches und magnetisches Feld, wobei hier
nur das magnetische Feld 10 ausgewertet wird. Dazu wird das
Magnetfeld mit einer Vielkanalmeßanordnung 12 oberhalb des
Patienten 4 gemessen. Die Vielkanalmeßanordnung 12 umfaßt
eine Vielkanal-Gradiometeranordnung 14 mit räumlich ge
trennt angeordneten Gradiometern, die lediglich den Gra
dienten der Magnetfeldverteilung erfassen und somit schon
bei der Messung homogene Störfelder unterdrücken. Hier ist
aus Gründen der Übersichtlichkeit eine Vielkanal-Gradio
meteranordnung 14 mit fünfzehn einzelnen Gradiometern
dargestellt, jedoch werden in der Praxis Vielkanal-Gradio
meteranordnungen 14 mit mehr als 30 Kanälen, z. B. 37 Ka
näle, verwendet. Die Gradiometer in Vielkanal-Gradiometer
anordnung 14 sind jeweils mit einem SQUID (Super Conducting
Quantum Interference Device) verbunden. Die Vielkanal-
SQUID-Anordnung 16 und die Vielkanal-Gradiometeranordnung
14 sind in einem Kryostaten angeordnet und dort auf so
niedrige Temperatur gehalten, daß Supraleitung vorherrscht.
Die Vielkanalmeßanordnung 12 ist mittels eines Stativs in
einer Untersuchungsposition arretierbar. Die Untersuchungs
position gibt die Meßorte der Gradiometer vor. In der dar
gestellten Untersuchungsposition werden das Feld von zere
bralen Aktivitäten gemessen. Die an den Meßorten zeitlich
nacheinander gemessenen Meßsignale werden an eine Signal
auswertungseinheit 18 übergeben, die sowohl das zeitliche
Verhalten der Meßsignale anzeigt, als auch für ausgewählte
Feld eine äquivalente Stromdichteverteilung bestimmt, deren
theoretisches Feld dem gemessenen Feld am nächsten kommt.
Ein vollständiges Ersatzmodell besteht aus dem Ort, der
Stärke und der Richtung der Stromdichte. Zum Ersatzmodell
gehört ebenfalls der Raum, in dem die Stromdichteverteilung
angenommen wird. Der Raum, worin sich die äquivalente Strom
dichteverteilung findet, ist in einem Ersatzmodell für zere
brale Aktivitäten meist eine Kugel mit homogener Leitfähig
keit und für kardiologische Aktivitäten meist ein unend
licher Halbraum mit homogener Leitfähigkeit.
Bei der Lokalisierung der elektrophysiologischen Aktivi
täten über eine Rekonstruktion einer Stromdichteverteilung
wird das Untersuchungsgebiet in Zellen aufgeteilt, in denen
jeweils eine Stromdichte j angenommen wird, die bei den Mo
dellen "Kugel" und "Halbraum" aus maximal zwei Komponenten
besteht. Im allgemeinen Fall setzt sich die Stromdichte aus
maximal drei Komponenten zusammen. Die Gesamtzahl der Kom
ponenten ist größer als die Anzahl der Meßorte M. Zwischen
den Stromdichten j in den Zellen und den Meßwerten des da
von erzeugten magnetischen Feldes an den Meßorten besteht
eine lineare Beziehung, die durch eine Lead-Field-Matrix L
beschrieben ist, die nur von der relativen Lage der Zellen
und der Meßorte zueinander abhängig ist. Da die Gesamt
zahl der Komponenten der Stromdichten größer als M ist,
handelt sich somit um ein unterbestimmtes System von
Gleichungen zur Bestimmung der Stromdichten j aus dem an
den Meßorten gemessenen Magnetfeld. Die Lead-Field-Matrix L
ist durch die Meßposition des Vielkanal-Meßsystems 12 vor
geben. Aus der Lead-Field-Matrix L wird eine nach Moore-
Penrose verallgemeinerte inverse Lead-Field-Matrix L⁻ ge
bildet.
Bei Abwesenheit von elektrophysiologischen Aktivitäten wird
an den Meßorten mit dem Vielkanalmeßsystem 12 in einem
ersten Meßintervall an mehrere Zeitpunkten Rauschen ge
messen und von den Rauschmeßwerten eine Rauschmatrix n ge
bildet. Dabei ist jede Zeile der Matrix n einem Meßort m
mit m = 1 bis M und jede Spalte der Matrix n einem Meßzeit
punkt t′i mit i = 1 bis K′ zugeordnet.
Aus der Rauschmatrix n wird eine Rauschkovarianzmatrix C
gebildet, die ein über das erste Meßintervall zeitlich
gemitteltes Matrizenprodukt der Rauschmatrix n mit der
transponierten Rauschmatrix nT darstellt. Die Rauschko
varianzmatrix lautet demnach
c = < n nT<
Die spitze Klammer < < bedeutet den zeitlichen Mittelwert.
Innerhalb eines zweiten Meßintervalls wird an mehreren
Zeitpunkten das von elektrophysiologischen Aktivitäten er
zeugten Magnetfeld gemessen und eine Meßwertmatrix B ge
bildet. Dabei ist jede Zeile der Matrix B einem Meßort m
mit m = 1 bis M, und jede Spalte der Matrix B einem
Meßzeitpunkt ti mit i = 1 bis K zugeordnet.
Aus der Meßwertmatrix B wird eine Meßwertkorrelationsma
trix D gebildet, die ein über das zweite Meßintervall
zeitlich gemitteltes Matrizenprodukt der Meßwertmatrix
B mit der transponierten Meßwertmatrix BT darstellt. Die
Meßwertkorrelationsmatrix D lautet demnach
D = <BBT<
wobei die spitzen Klammern < < den zeitlichen Mittel
wert bedeuten.
Die Bildung der Meßwertkorrelationsmatrix D macht es mög
lich die Stromdichten j über eine Wiener-Rekonstruktion
zu bestimmen. Es hat sich gezeigt, daß die Wiener-Rekon
struktion der konventionellen Lead-Field-Rekonstruktion
überlegen ist, wenn das Signal-Rausch-Verhältnis sehr
niedrig ist. Die Wiener-Rekonstruktion der Stromdichte kann
grundsätzlich angegeben werden als
j = SLT (LSLT + C)-1 B,
wobei
j die Matrix der Stromdichten,
L die Lead-Field-Matrix,
LT die transponierte Lead-Field-Matrix,
C die Rauschkovarianzmatrix und
S die über das zweite Meßintervall zeitlich ge mittelte Stromdichtekorrelationsmatrix
(S = <j jT<)
j die Matrix der Stromdichten,
L die Lead-Field-Matrix,
LT die transponierte Lead-Field-Matrix,
C die Rauschkovarianzmatrix und
S die über das zweite Meßintervall zeitlich ge mittelte Stromdichtekorrelationsmatrix
(S = <j jT<)
Der Ausdruck in der Klammer kann gesetzt werden
LSLT + C = BBT = D
und
SLT = LT (LLT)-1 (D - C)
wobei LT (LLT)-1 die nach Moore-Penrose verallgemeinerte
inverse Lead-Field-Matrix L⁻ ist.
Eine Differenzmatrix Z wird gebildet aus der Differenz der
Meßwertkorrelationsmatrix D und der Rauschkovarianzmatrix C:
Z = D - C.
Die Stromdichte j zu einem Zeitpunkt ti wird aus dem Ma
trizenprodukt der nach Moore-Penrose verallgemeinerten
inversen Lead-Field-Matrix L⁻ der Differenzmatrix Z,
der inversen Meßwertkorrelationsmatrix D-1 und der zu dem
Zeitpunkt ti gehörenden Spalte der Meßwertmatrix B ge
bildet.
In Matrizenschreibweise lautet die Wiener-Rekonstruktion
der Stromdichten demnach
j = L⁻ (D - C) D-1 B
Die Stromdichten j zu einem Zeitpunkt werden zur orts
richtigen Darstellung der Verteilung der elektrophysio
logischen Aktivitäten verwendet. Dazu werden die Strom
dichten nach Größe und Richtung sowie entsprechend den
Koordinaten der Zellen auf einem Bildschirm 20 dargestellt.
Als Beispiel für die ortsrichtige Darstellung wird auf die
weiter unten beschriebenen Fig. 3 bis 5 verwiesen.
Zur Überprüfung der Leistungsfähigkeit des Lokalisierungs
verfahrens wurden Computersimulationen durchgeführt, wobei
den Meßwerten Rauschen überlagert wurde.
Bei der Erzeugung der Meßwertmatrix wurde von zwei in
einer Ebene liegenden einzelnen Dipolen ausgegangen. Dabei
wurde ein unendlicher leitfähiger Halbraum angenommen. Der
erste Dipol rotierte, sein Moment war Dx1 = 0,36 mA mm und
Dy1 = 0,93 mA mm. Das Moment des zweiten Dipols war Dx2 =
0 und Dy2 = 1,2 mA mm. Eine Rekonstruktion aus unverrau
schten Daten zeigt Fig. 3.
Die verrauschten Meßwerte sind dadurch simuliert worden,
daß den theoretischen Werten des Dipols unkorreliertes
Gaußsches Rauschen überlagert wurde. Das Signal-Rausch
verhältnis war 2,5.
Bei der Wiener-Rekonstruktion wurde die Meßwertkorrela
tionsmatrix B aus 2000 Meßzeitpunkten bestimmt. Die Re
konstruktion wurde entsprechend wie anhand von Fig. 2 be
schrieben durchgeführt. Das Ergebnis der Rekonstruktion
zeigt Fig. 4. Die Stromdichten j haben nur eine x- und
y-Komponente jx bzw. jy. Die Pfeile geben die Richtungen
der Stromdichten an den Orten oder Zellen des Untersu
chungsgebiets an, an denen sich die Pfeile befinden. Die
Größe der Pfeile ist ein Maß für den Betrag der Stromdichte
an dem Ort.
Zum Vergleich wurde eine konventionelle Rekonstruktion
durchgeführt, bei der der Einfluß des Rauschens nicht
durch die Einführung der Rauschkovarianzmatrix C und der
Meßwertkorrelationsmatrix D in das Lokalisierungsverfahren
verringert wurde. Die Ergebnisse der konventionellen Re
konstruktion zeigt die Fig. 5. Es lagen diesselben ver
rauschten Meßwerte B vor, wie bei der in der Fig. 4 darge
stellten Rekonstruktion.
Vergleicht man die Ergebnisse, die durch das konventionelle
Rekonstruktionsverfahren gewonnen wurden, mit den Ergeb
nissen, die unter Verwendung der Rauschkovarianzmatrix C
und der Meßwertkorrelationsmatrix D ermittelt wurden, so
erkennt man, daß durch die Verwendung der Rauschkovarianz
matrix C und der Meßwertkorrelationsmatrix D der negative
Einfluß des externen Rauschens auf die Genauigkeit fast
vollständig beseitigt wurde. Dagegen zeigt die Fig. 5, daß
bei stark verrauschten Meßwerten die konventionelle Re
konstruktion nahezu unbrauchbare Ergebnisse liefert.
Claims (1)
- Verfahren zur Lokalisierung von elektrophysiologischen Aktivitäten (8), die in einem Lebewesen (4) innerhalb eines Untersuchungsgebiets auftreten und die ein Magnetfeld (10) erzeugen, das an Meßpunkten außerhalb des Untersuchungs gebiets mit einem Vielkanalmeßsystem (12) gemessen wird, mit den Schritten:
- a) in einem Modell der elektrophysiologischen Aktivitäten im Untersuchungsgebiet wird das Untersuchungsgebiet in Zellen aufgeteilt, in denen jeweils eine Stromdichte (j) angenommen wird, die aus maximal drei Komponenten besteht, wobei die Gesamtzahl der Komponenten größer ist als die Anzahl (M) der Meßpunkte und wobei zwischen den Stromdichten (j) und den Meßwerten (B) an den Meßorten eine lineare Beziehung besteht, die durch eine Lead- Field-Matrix (L) beschrieben ist, die nur von der re lativen Lage der Zellen und der Meßorte zueinander ab hängig ist,
- b) aus der Lead-Field-Matrix (L) wird eine nach Moore-Pen rose verallgemeinerte inverse Lead-Field-Matrix (L⁻) ge bildet,
- c) bei Abwesenheit von elektrophysiologischen Aktivitäten wird an den Meßorten mit dem Vielkanalmeßsystem in einem ersten Meßintervall an mehreren Zeitpunkten (t′i) Rau schen gemessen und von den Rauschmeßwerten eine Rausch matrix (n) gebildet, wobei jede Zeile der Matrix einem Meßort und jede Spalte der Matrix einem Meßzeitpunkt (t′i) zugeordnet ist,
- d) aus der Rauschmatrix (n) wird eine Rauschkovarianzmatrix (C) gebildet, die ein über das erste Meßintervall zeit lich gemitteltes Matrizenprodukt der Rauschmatrix (n) mit der transponierten (nT) Rauschmatrix darstellt,
- e) aus den innerhalb eines zweiten Meßintervalls an meh reren Zeitpunkten gemessenen Meßwerten des von elektro physiologischen Aktivitäten erzeugten Magnetfeldes wird eine Meßwertmatrix (B) gebildet, wobei jede Zeile der Matrix einem Meßort und jede Spalte der Matrix einem Meßzeitpunkt (ti) zugeordnet ist,
- f) aus der Meßwertmatrix wird eine Meßwertkorrelationsma trix (D) gebildet, die ein über das zweite Meßintervall zeitlich gemitteltes Matrizenprodukt der Meßwertmatrix (B) mit der transponierten Meßwertmatrix (BT) darstellt,
- g) eine Differenzmatrix (Z) wird gebildet aus der Differenz der Meßwertkorrelationsmatrix (D) und der Rauschkovari anzmatrix (C),
- h) die Stromdichte (j) zu einem Zeitpunkt (ti) wird aus dem Matrizenprodukt der nach Moore-Penrose verallgemeinerten inversen Lead-Field-Matrix (L⁻) der Differenzmatrix (Z), der inversen Meßwertkorrelationsmatrix (D-1) und der zu dem Zeitpunkt (ti) gehörenden Spalte der Meßwertmatrix (B) gebildet,
- i) die Stromdichte (j) wird zur ortsrichtigen Darstellung der Verteilung der elektrophysiologischen Aktivität ver wendet.
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