DE4324777A1 - Verfahren und Vorrichtung zum kontinuierlichen Fördern scherempfindlicher Fluide - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zum kontinuierlichen Fördern scherempfindlicher FluideInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum kontinuierlichen Fördern scherem
pfindlicher Fluide, insbesondere von Polymerlatices bzw. Kunststoffdispersionen,
eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens sowie eine neue Doppellang
hubkolbenpumpe.
Es ist bekannt, daß Polymerlatices bzw. Kunststoffdispersionen bei Scherbe
anspruchung z. B. bei der Förderung leicht koagulieren können, d. h. aus den
feindispersen Fluiden scheiden sich feste Massen (Koagulat) aus, welche För
derorgane und Rohrleitungen belegen oder verstopfen können. An Meßfühlern
aller Art, die in den Latex tauchen oder mit Latex in Berührung kommen, kann
sich dieses Koagulat ebenfalls absetzen und laufende Messungen verfälschen oder
verhindern. Besonders Latices, welche aus Rücksicht auf die Produktqualität mit
einem Minimum an Emulgator hergestellt werden müssen, neigen sehr leicht zur
Koagulatbildung.
Bekannte Fördereinrichtungen sind Kreisel-, Membran- oder Kolbenpumpen,
Kreiselpumpen bestehen aus Stator (Gehäuse) und Rotor (Laufrad). Durch die
hohe Drehzahl des Laufrades wird das zu fördernde Produkt von der Rotormitte
(Drehpunkt) radial beschleunigt und durch die entsprechenden Zentrifugalkräfte am
äußeren Durchmesser des Laufrades durch den Druckstutzen des Gehäuses
gedrückt. In der Regel benötigen Kreiselpumpen eine Drehzahl von größer
500/Min. Bei kleinerer Drehzahl erfolgt mit diesem System keine Produkt
förderung mehr. Aufgrund der Konstruktionsmerkmale besitzen Kreiselpumpen
große Totraumvolumina und sind nicht selbstansaugend.
Membran- und Kolbenpumpen sind Verdrängerpumpen, die bei niedrigeren
Frequenzen arbeiten als Kreiselpumpen. Die niedrigste Frequenz liegt bei
30 Hüben/Min. Die Förderbewegung des Kolbens bzw. der Membran, die an
triebsseitig auch durch einen Kolben bewegt wird, ist stoßartig, es kommt zu
Pulsationen, so daß man bei der Kurzzeitbetrachtung nicht von einer konti
nuierlichen Produktförderung bzw. -transport sprechen kann. Die Pulsation ist
druckabhängig und wirkt sich auf die Förderkonstanz und Dosiergenauigkeit aus.
Langhubkolbenpumpen sind als Einhubkolbenpumpen bekannt, aber für das
kontinuierliche Dosieren von kleinen Mengen ungeeignet und zu teuer. (Siehe
Menges, Recker, Carl-Hanser-Verlag; München, Wien; 1986, Automatisieren in
der Kunststoffverarbeitung S. 318-320).
Nachteilig bei diesen Fördergeräten ist, daß z. B. Kreiselpumpen nur bei hoher
Drehzahl fördern und Druck aufbauen können. Durch die hohen Umfangs
geschwindigkeiten am Rotor werden an den Pumpenkopfspalten Produktteilchen
sehr stark geschert, so daß eine Teilchenveränderung erfolgt. Durch ein hohes
Totraumvolumen ist eine Kreiselpumpe zum Fördern von kleinen Produktmengen
mit anschließender Probennahme ungeeignet. Es ist z. B. nicht möglich, eine
repräsentative Probenmenge von z. B. 10 ml aus einem Reaktor zu entnehmen und
daraus auf Reaktionsverhältnisse im eigentlichen Reaktor zu schließen. Kolben-
bzw. Membranpumpen arbeiten bei zu hohen Hubfrequenzen und haben aufgrund
ihrer Konstruktionsmerkmale viele enge Spalten, in denen es zu Produkt- oder
Teilchenscherung kommt. Zusätzlich produktverändernd wirkt auch die nicht
konstante Geschwindigkeit der Verdrängerelemente. Die ungleichmäßige Förderge
schwindigkeit verursacht an produktberührten Rohrleitungen bzw. Pumpen
kopfteilen unterschiedliche Reibungskräfte, die im Mikroteilchenbereich Produkt
scherung verursachen. Die Verweilzeit des Produkts im Pumpenkopf ist bei den
bekannten Pumpenkonstruktionen nicht endlich bzw. nicht genau definiert, da alle
Pumpenköpfe ein hohes Totraumvolumen besitzen. Es bleiben große Anteile eines
Saughubvolumens lange Zeit im Pumpenkopf, mit jedem neuen Saughub erfolgt
nur eine Teilvermischung mit altem Produkt, so daß Produktteilchen über lange
Zeit einer Scherbeanspruchung unterworfen werden. Ein weiterer Nachteil ist, daß
die Kolben- bzw. Membranpumpen keine zwangsgesteuerten Ventile (Kugelhähne)
besitzen, die je nach Saug- oder Druckvorgang einen großen, freien Querschnitt
öffnen. Weiter nachteilig wirkt sich das nicht Synchronlaufen von Saug- und
Druckvorgang aus. Bei diesen Pumpenkonstruktionen ist ein absolutes synchrones
Arbeiten von Saug- und Druckseite nicht möglich, selbst wenn eine Besserung in
der Förderung durch Mehrfachköpfe teilweise erreicht werden kann. Die
Einzelvorgänge, die im einzelnen Pumpenkopf betrachtet werden müssen, sind
aufgrund der Rotationsbeschleunigung des Steuergetriebes und der damit verbun
denen Umsetzung von Rotation- in Hubbewegung immer ungleichmäßig und
Grund für die primäre Pulsation im Förderstrom.
Ein weiterer Nachteil bei bekannten Pumpenkonstruktionen ist, daß bei kleiner
werdenden Volumenstrom der Totraum im Pumpenkopf größer wird. Das heißt,
daß der eigentliche fördernde Verdrängerkörper seinen Arbeitsweg proportional der
Fördermenge verändert.
Einkolbenpumpen bauen sehr groß, sind sehr teuer und arbeiten nicht konti
nuierlich. Die Konstruktionen lassen ein Selbstansaugen nicht zu, so daß zusätzlich
saugseitig Pumpen benötigt werden. Ihr großes Totraumvolumen macht sie z. B. für
Probennahmen nicht tauglich. Selbst bei denkbaren Zwillingskolbenpumpen ist ein
synchrones Arbeiten von Saug- und Druckvorgang nicht möglich.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, scherempfindliche Fluide, insbesondere
Polymerdispersionen, kontinuierlich, pulsationsarm und schonend zu fördern, so
daß die Fluide in ihrem Phasenzustand durch die Förderung unbeeinflußt bleiben,
und insbesondere bei Dispersionen keine Phasentrennung oder Koagulation erfolgt.
Insbesondere soll ermöglicht werden, einen Polymerlatex aus einem Reaktor in
eine Umpumpschleife und zurück zu fördern, wobei die Bildung von Koagulat
oder Teilchenneubildung vermieden wird. Der Erfindung liegt ferner die Aufgabe
zugrunde, eine Vorrichtung bereitzustellen, die diese Förderung schonend und über
einen langen Zeitraum störungsfrei und betriebssicher ermöglicht. Insbesondere
soll die Vorrichtung ermöglichen, das Fluid zwischen verschiedenen
Anlagenteilen, z. B. einem Reaktor und einer Meßschleife mit unterschiedlichen
Druckverhältnissen, schonend hin und her zu überführen. Diese Aufgabe wird
erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß das Fluid mittels einer totraumfreien,
pulsationsarmen Doppellanghubkolbenpumpe angesaugt und gepumpt wird und im
durchflossenen Leitungssystem totraumfreie Ventile zum Einsatz kommen. Diese
Doppellanghubkolbenpumpe sitzt z. B. in einer Druckschleife, wobei durch eine
Schleuse oder ein Überströmventil, welches als verbindendes Element zu einem
parallel angeordneten Meßkreis mit anderem Druckniveau dient, eine definierte
Probenmenge überführt wird und im parallelen Meßkreis von einer zweiten Lang
hubkolbenpumpe gleicher Bauart den eigentlichen On-line-Meßgeräten zugeführt
wird.
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zum kontinuierlichen Fördern
scherempfindlicher Fluide, insbesondere von Polymerlatices bzw. Kunststoff
dispersionen, mit einer Viskosität bis 100 000 mPa·s bei einer Förderleistung von
10 ml/h bis 100 l/h, dadurch gekennzeichnet, daß das Fluid über wenigstens ein
totraumfreies Ventil von einem Kolben einer Doppellanghubkolbenpumpe ange
saugt wird, während synchron Fluid aus dem zweiten Kolbenraum ebenfalls über
wenigstens ein weiteres totraumfreies Ventil zur Förderseite abgegeben wird und
nach vollständiger Entleerung des zweiten Kolbenraumes das erste Ventil abgabe
seitig geöffnet und ansaugseitig geschlossen wird, während das zweite Ventil
abgabeseitig geschlossen und ansaugseitig geöffnet wird und synchron die
Bewegungsrichtung der Kolben umgekehrt wird. Eine bevorzugte Ausführungs
form ist dadurch gekennzeichnet, daß das Fluid in einer Umpumpschleife gefördert
wird, die an einen Reaktor angekoppelt ist. In dieser Umpumpschleife oder
parallell zu dieser können sich Meßfühler bzw. Sensoren oder Einbauten befinden.
Beispiele für solche Meßfühler sind Temperaturmeßfühler, pH-Elektroden, Leit
fähigkeitselektroden, MR-Lichtleitersonden, schwingende U-Rohre für Dichte
messungen, Refraktometer, Ultraschallmeßköpfe oder Vorrichtungen zur Kalori
metrie. Die genannten Meßfühler bzw. Meßgeräte werden durch das im Kreis
geführte Fluid (z. B. ein Latex) nicht belegt oder verstopft. Es ist grundsätzlich
möglich, in die Umpumpschleife weiter Vorrichtungen zur Durchmischung, wie
Statikmischer oder Wärmetauscher, einzubringen, welche aufgrund der stetigen
pulsationsfreien und gering scherbeanspruchenden Fördervorrichtung nicht belegt
oder verstopft werden. Eine weitere bevorzugte Variante des Verfahrens ist
dadurch gekennzeichnet, daß das Fluid durch ein Überströmventil oder eine
Schleuse in einen Bereich verminderten Drucks (z. B. eine sekundäre Umpump
schleife) geleitet wird. Besonders bevorzugt ist eine Variante dieses Verfahrens,
bei der das Überströmventil bzw. die Schleuse als Kopplung zwischen Primär- und
Sekundärumpumpkreislauf geschaltet ist. Mit dieser Variante ist es möglich,
definierte Probenvolumina des Fluids aus der Hauptfließleitung bzw. einem
primären Umpumpkreislauf abzuzweigen und z. B. einer Messung unter vermin
dertem Druck zuzuführen.
Im folgenden wird die Erfindung anhand eines in den Zeichnungen dargestellten
Ausführungsbeispieles beispielhaft näher erläutert.
Es zeigt
Fig. 1 Schema der erfindungsgemäßen Förderung von scherempfindlichen Fluiden,
Fig. 2 schematische Abbildung des Förderverfahrens als Teil einer Umpump
schleife und zum Auskoppeln von Polymerisat,
Fig. 3 Aufbau der erfindungsgemäßen Doppellanghubkolbenpumpe in einer Sei
tenansicht,
Fig. 4 erfindungsgemäße Doppellanghubkolbenpumpe in Draufsicht.
An einen Reaktor 1 zur Emulsionspolymerisation von Butadien, der unter einem
Druck von < 5 bar arbeitet, ist eine Umpumpschleife 2 geschaltet, die eine neue
Doppellanghubkolbenpumpe 3 mit zwangsgesteuerten Ein- bzw. Ausgangsventilen
4, 5 als Fördervorrichtung enthält sowie ein Überstromventil 6, welches den
primären Kreislauf 2 mit dem sekundären Kreislauf 7 verbindet. Die neu ent
wickelte Doppellanghubkolbenpumpe ist in den Fig. 3 und 4 abgebildet. Ihre
beiden Kolben 8 und 9 werden über ein Winkelhubgetriebe 10 mit vorgeschaltetem
Regelgetriebe 11 angetrieben. Das Hubvolumen der Pumpenköpfe läßt
sich durch einen Ring 12 einstellen, der gleichzeitig die Aufgabe übernimmt, einen
Kontaktschalter 13 für die Drehrichtungsänderung und für die Umschaltung der
Armaturen zu betätigen. Doppelte Dichtungen und Stützringe sind am Kopf jedes
Kolbens zum Gehäuse abdichtend plaziert. Die Kopfdichtung der Kolben
ermöglicht die Gestaltung eines totraumarmen Pumpenkopfes unabhängig von der
Hubvolumenmenge. Das angesaugte Produktvolumen wird quantitativ aus dem
Pumpenkopf während des Förderns verdrängt. Während einerseits das
Reaktionsgemisch durch den Kolben 23 beispielsweise langsam angesaugt wird,
drückt der entgegengesetzte Kolben 24, der über die gleiche Spindel 14 geführt ist
wie Kolben 23, vorher angesaugtes Reaktionsgemisch quantitativ aus dem
Pumpenkopf. Die erfindungsgemäße Doppellanghubkolbenpumpe ist selbstan
saugend und selbstbelüftend bei einer Pulsationsfrequenz von weniger als 10 Hub
pro Minute. Der Totraum der Pumpe beträgt weniger als 1% des Pumpen
kopfvolumens. Es ist möglich, mit der Pumpe bei einem Druck bis 300 bar und
einer Temperatur von -100 bis +250°C zu arbeiten. Mit Hilfe der erfindungs
gemäßen Pumpe können auch feststoffhaltige Fluide gepumpt werden, wenn die
Sedimentationszeit des Feststoffs größer ist als die Verweilzeit des Fluids im
Pumpenkopf. In einer bevorzugten Ausführung weist die Spindel der Pumpe eine
zusätzliche Verdrehsicherung auf.
Die Doppellanghubkolbenpumpe 3 ermöglicht, eine Teilstrommenge des Reak
tionsvolumens aus dem Reaktor 1 ständig produktschonend umzupumpen. Mit
Hilfe der erfindungsgemäßen Vorrichtung wurden 100 ml/h Butadien-Polymerisat
über 100 h bei einem Druck von 5 bar und einer Temperatur von 50°C ohne
Ablagerung oder Koagulatbildung umgepumpt.
Die Umpumpschleife 2 ist in einer bevorzugten Ausführung über ein Über
stromventil 6 mit einem Vakuumgefäß 13 verbunden. Das Überströmventil 6
verhindert eine spontane Entspannung der flüssigen Monomere, die in der
Probenmenge enthalten sind. Es wird dadurch eine unkontrollierte Schaumbildung
verhindert. Das Vakuumgefäß 13 hat ein definiertes Volumen und wird über eine
Steuerung auf einen vorgewählten Unterdruck, z. B. 50 mbar, evakuiert. Ist der
Unterdruck erreicht, schaltet die Steuerung ein in der Umpumpschleife
befindliches Ventil 25 in Zustellung, so daß die Doppellanghubkolbenpumpe 3 das
definierte Volumen gegen das in Zustellung befindliche Ventil 25 pumpt und den
Systemdruck in der Umpumpschleife erhöht. Das Überströmventil 6 läßt die
Probenmenge bei einem vorher eingestellten Druck, der über dem Reaktordruck
liegt, in das Vakuumgefäß passieren. Sobald die Probenmenge aus der
Umpumpschleife geschleust ist, gibt die Steuerung den Befehl, das Ventil 25 zu
öffnen, so daß der Umpumpkreislauf wieder in Betrieb gesetzt wird. Die
eingespritzte Probe erzeugt im Vakuumgefäß, welches aus einem geeichten,
zylindrischen Meßgefäß 13 und einem Ausgleichsgefäß 15 besteht eine
Druckerhöhung. Das Ausgleichsgefäß ist bevorzugt so ausgelegt, daß bei Ent
spannung eines niedrigsiedenden Bestandteils des mehrphasigen Fluids der max.
entstehende Druck 1 bar absolut nicht übersteigt. Die Druckerhöhung wird
wiederum verstärkt durch verdampfende Bestandteile der Probe. Verändert sich
nach einer gewissen Zeit (z. B. < 30 min) der Druck im Meßgefäß nicht mehr, so
wird die Druckdifferenz berechnet und zusammen mit der Temperatur, dem
Volumen der Probe und dem Volumen des Vakuumbehälters die Monomer
konzentration bestimmt und damit Rückschluß auf die derzeitige Produkt
zusammensetzung im Reaktor getroffen. Ist der druckerzeugende Bestandteil der
Reaktorprobe isoliert, wird die verbleibende, nicht verdampfte Probenmenge
automatisch mit der vorgegebenen Sollprobenmenge verglichen. Ist das gemessene
Probenvolumen unter dem Sollwert wird erneut das Vakuumgefäß evakuiert und
eine weitere Probe von der Doppellanghubkolbenpumpe angefordert. Dieser
Teilvorgang wiederholt sich so lange, bis die ausreichende Probenmenge erreicht
ist. Anschließend wird das Vakuumgefäß 13 mit Inertgas belüftet und der Rest
der Probe in eine Meßschleife gepumpt. Der Meßkreis 7 ist mit einer Ein
fachlanghubkolbenpumpe 16 ausgerüstet um Meßsensoren mit Produkt zu
versorgen. Die Einfachlanghubkolbenpumpe ist wie die Doppellanghubkolben
pumpe mit zwangsgesteuerten Ventilen 17 bzw. 18 ausgerüstet. Ist die isolierte
Probe aus dem Vakuumgefäß abgesaugt, schalten die Ventile 17, 18 auf den
eigentlichen Meßkreis um. Dadurch wird das Vakuumgefäß zwischen Ventil 6 und
Ventil 17 vom übrigen Verfahren zwischenzeitlich ausgeklammert. Jetzt kann
automatisiert ein Reinigungsvorgang der Entgasungszelle, bestehend aus Spül- und
Trockenvorgang, parallel zum anderen automatisierten Prozeß ablaufen. Der
Spülvorgang ist bei vorangeschalteten Probenaufarbeitungsvorgängen notwendig
um produktbenetzte Teile zu reinigen, damit bei Folgemessungen keine
Meßwertverfälschungen erfolgen. Der Spül- und Trocknungsvorgang wird durch
die Ventile 20 bzw. 21 eingeleitet. Nachdem die Spülflüssigkeit in das Vakuum
gefäß eingeleitet wurde öffnet das Ventil 22, um die eingeschleuste Spülmit
telmenge in ein angekoppeltes Auffanggefäß abfließen zu lassen. Der Spülvorgang
kann wahlweise nach Produkteigenschaften mehrmals wiederholt werden. Nach
Beendigung des Spülens erfolgt ein Trocknungsvorgang, der durch das Ventil 21
eingeleitet wird. Der Trocknungsvorgang ist nur dann erforderlich, wenn die
restliche Spülflüssigkeitsmenge, die an inneren Wandungen haftet, nicht durch das
anschließende Evakuieren verdampft und dadurch den Ausgangsmeßwert für die
Ermittlung des Niedrigsieders verfälscht. In dieser Meßschleife können weitere
Analysen- oder Meßgeräte eingebaut werden, um unterschiedliche Eigenschaften
der entgasten Probe zu bestimmen.
Der gemessene Probenrest kann über ein weiteres Drei-Wege-Ventil aus der
Meßschleife in die Umpumpschleife 2 zugeführt werden und damit in den Reaktor
als Saatpolymer zurückgeführt werden. Die Förderung des Polymerisats in der
Meßschleife wird bevorzugt ebenfalls mit Hilfe einer weiteren erfindungsgemäßen
Fördereinrichtung, insbesondere mit Hilfe einer zweiten erfindungsgemäßen Pumpe
vorgenommen. Mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es möglich, eine
vollautomatische Probennahme und Bestimmung der aktuellen Monomerkon
zentration während einer Druckpolymerisation durch die genannte Druckdiffe
renzmessung zu erreichen. Die hierbei ermittelte Monomerkonzentration kann als
Steuergröße für die Dosierung von Monomer- bzw. Initiatorzugabe verwendet
werden. Als besonderer Vorteil erweist sich, daß das gemessene Polymerisat
aufgrund der schonenden Förderung und der weiteren Behandlung, z. B. in der
Meßschleife, dem Reaktionsgemisch im Reaktor wieder zugeführt werden kann,
ohne Beeinträchtigung der Produktqualität. Eine Variante zur Überführung von
Polymerisat in die Meßschleife besteht darin, ein definiertes, mit Reaktions
gemisch gefülltes Volumen der Umpumpschleife 2 abzusperren und im gleichen
Augenblick einen Schleifenumgang zu öffnen, so daß der Produktstrom in der
Umpumpschleife nicht unterbrochen wird. Die unter Druck stehende Menge
Reaktionsgemisch in der Schleuse wird dann spontan in das Vakuumgefäß entleert.
Anschließend wird die Schleuse wieder in den Reaktionsgemischstrom geschaltet
und die Schleifenumgehung geschlossen. Die Schleuse ersetzt hierbei das Über
stromventil 6.
Es ist möglich, die Entmonomerisierung oder Aufbereitung des Reaktionsge
misches im Vakuumgefäß durch mehrfaches Evakuieren und anschließendes Be
lüften mit Inertgas zu vervollständigen, wobei Lichtschranken als Schaumwächter
z. B. bei schäumenden Produkten eingesetzt werden können.
Typische Messungen, z. B. an entmonomerisiertem Latex im Zuge der Meßschleife,
sind Dichte-, Brechzahl-, NIR-, Ultraschall-, pH- und Leitfähigkeitsmessungen.
Des weiteren können an definiert verdünnten, entmonomerisiertem Latex Licht
extinktionsmessungen (gegebenenfalls bei verschiedenen Wellenlängen) oder eine
Teilchengrößenbestimmung mit Hilfe der Laserkorrelationsspektroskopie durchge
führt werden. Durch eine Kombination der Informationen aus diesen Messungen
wird es möglich, bei laufender Reaktion die Kinetik die Polymerisation zu
bestimmen und eine Prozeßsteuerung durchzuführen.
Gegenstand der Erfindung ist auch eine pulsationsarme totraumfreie Doppel
langhubkolbenpumpe mit einer Förderleistung von 10 ml/h bis 100 l/h zur För
derung von scherempfindlichen Fluiden mit einer Viskosität bis 100 000 mPa·s
aufweisend zwei Kolben 8,9 auf einer gemeinsamen Antriebsspindel 14 einem
Winkelhubgetriebe 10 mit vorgeschaltetem Regelgetriebe 11 oder einem hydrauli
schen Getriebe zum Antrieb der Kolben 8,9 einen Ring 12 zum Einstellen des
Hubvolumens der Pumpenköpfe 23, 24 einem Kontaktschalter 26 für die Dreh
richtungsänderung einer Initiatorscheibe 27 sowie doppelten Dichtungen am Kopf
der Kolbenräume.
Der Antrieb der Pumpe erfolgt z. B. über ein Untersetzungsgetriebe mit in Reihe
geschaltetem Winkelhubgetriebe, welches die Drehbewegung in eine rotationsfreie
Hubbewegung der Kolben 8, 9 umsetzt. Das hat den Vorteil, daß der Saug- und
Druckkolbenkopf auf einer Spindel montiert werden und die Doppelkolbenpumpe
kontinuierlich fördern kann. Durch diese Anordnung fahren Druck- bzw.
Saugkolben absolut synchron. Jeweils die Produkt abgewandte Seite des jeweiligen
Saugkolbenkopfes löst den Schalter aus, um vom Druckvorgang auf den
Saugvorgang umzuschalten. Die Konstruktion kann auch so ausgelegt werden, daß
anstatt des Saugkopfes der Druckkopf die Umschaltung auslöst. In dem Fall müßte
der Schaltsensor nicht getriebeseitig sondern pumpenkopfseitig plaziert werden
Die Hubstange, die eine Gewindestange ist (Kolbenstange), auf der die beiden
Kolbenköpfe sitzen, ist beispielsweise mit einer axialverlaufenden Nut versehen, in
die bevorzugt eine Verdrehsicherung eingreift, um eine Rotation der Hubstange zu
vermeiden. Der Kolbenkopf ist zum Kolbengehäuse mit mindestens einer
elastischen Dichtung und mindestens einem Führungsring versehen, so daß das
angesaugte Produkt auch vollständig beim Druckvorgang aus dem Kolben
kopfgehäuse verdrängt werden kann.
Saug- und Druckkammer sind z. B. über zwei Kapillaren, in denen zwei zwangs
gesteuerte Drei-Wege-Ventile (Kugelhähne) (4, 5) plaziert sind, miteinander ver
bunden. Die Drei-Wege-Ventile sorgen für eine Trennung der beiden Kammern.
Anstatt der zwei Drei-Wege-Ventile können auch vier Einzelventile vorgesehen
werden. Vorzugsweise bestehen die Ventile aus Kugelhähnen, um einen
scherungsfreien Produktdurchgang zu gewährleisten. Jeder Kolben hat eine
Produkteintrittsöffnung und eine -austrittsöffnung, sie sind vertikal untereinander
angeordnet, der Eintritt unten und der Austritt oben, um eine Selbstbelüftung und
ein Selbstansaugen der Pumpe zu ermöglichen. In einer besonderen Ausfüh
rungsform wird eine Teleskopspindel (längenverstellbare Spindel) eingesetzt, um
bei kleinsten Hubvolumenmengen einen Pumpkreislauf erzeugen zu können und
das Restvolumen klein zu halten. Die Doppellanghubkolbenpumpe kann unab
hängig von der Fördermenge den Pumpenkopf restlos entleeren. Aufgrund der
extrem niedrigen Hubfrequenz (z. B. max. 2 Hübe pro Minute) entsteht eine
pulsationsarme Produktförderung, das Produkt wird laminar gefördert, es entsteht
eine Pfropfenströmung in den Kapillaren oder Rohrleitungen. Die laminare
Förderung eines Produkts ist bei konstantem Druck Voraussetzung für den
scherungsfreien Transport von Latices. Vorzugsweise sollte der Pumpenantrieb und
das Pumpenkopfvolumen so ausgelegt werden, daß ein Schaltzyklus größer 5
Minuten eingehalten wird. Dadurch wird ein scherungsfreies Pumpen z. B. der
Polymerlatices bzw. Kunststoffdispersionen gewährleistet. Diese Frequenzmerk
male beschreiben ein pulsationsfreies (-armes) Förderungssystem, welches scher
empfindliche Produkte über lange Zeit pumpen kann.
Aufgrund der einfachen Konstruktion kann die Pumpe Kleinstmengen, ab 10 ml/h
kontinuierlich fördern, oder auch definierte Mengen im ml-Bereich ansaugen und
als Probennehmer bei diskontinuierlichen bzw. kontinuierlichen Prozessen einge
setzt werden. Die Pumpe kann als Schleuse fungieren, weil Druck- und Saugseite
voneinander getrennt sind, sie kann Produktmengen aus einem Unterdruck- bzw.
Überdruckbereich in einem Unterdruck- bzw. Überdruckbereich überführen. Auf
grund der totraumfreien Ausführung erfolgt keine Rückvermischung mit zeitlich
älteren Produktmengen.
Ein besonderer Vorteil des Verfahrens mit der Doppellanghubkolbenpumpe ist,
daß mit der eingestellten Probenmenge von z. B. 10 ml, eine definierte Produkt
menge pro Hub gefördert wird und zu einem beliebigen Zeitpunkt z. B. in einen
Meßkreislauf überführt werden kann. Diese Probenmenge bzw. der max. Hubweg
ist mit einer Stellmutter auf der Kolbenspindel im Inneren des Kolbengehäuses
einstellbar.
Die Kolbenköpfe und Pumpengehäuse können aus geeigneten metallischen
und/oder nichtmetallischen Werkstoffen bestehen. In besonderen Ausführungs
formen kann auch das Kolbengehäuse mit Glas- oder Keramikhülsen ausgekleidet
werden. Das Kolbengehäuse kann auf einfache Weise beheizt oder gekühlt werden.
Aufgrund der Trennung von Druck- und Saugseite können zwischen diesen
beliebigen positive oder negative Druckdifferenzen bestehen. Die Pumpe kann bei
einer Temperatur von -100°C bis +200°C betrieben werden. Üblich ist es, die
Pumpe in einem Temperaturbereich von etwa -20 bis +150°C, im Falle von
Latices im Bereich von +2 bis +100°C einzusetzen. Das Verhältnis von
Hubvolumen zu Restvolumen im Pumpenkopf, welches ein Maß für die
Totraumfreiheit ist, beträgt bevorzugt kleiner als 1%.
Claims (12)
1. Verfahren zum kontinuierlichen Fördern scherempfindlicher Fluide mit
einer Viskosität bis 100 000 mPa·s bei einer Förderleistung von 10 ml/h bis
100 l/h, dadurch gekennzeichnet, daß das Fluid über wenigstens ein
totraumfreies, zwangsgesteuertes Ventil (4) von einem Kolben (8) einer
Doppellanghubkolbenpumpe (3) angesaugt wird, während synchron Fluid
mit dem zweiten Kolben (9) aus dem zweiten Kolbenraum (24) ebenfalls
über wenigstens ein weiteres totraumfreies, zwangsgesteuertes Ventil (5)
zur Förderseite abgegeben wird und nach vollständiger Entleerung des
zweiten Kolbenraums (24) das Ventil (4) abgabeseitig geöffnet und
ansaugseitig geschlossen wird, während Ventil (5) abgabeseitig geschlossen
und ansaugseitig geöffnet wird und synchron die Bewegungsrichtung der
Kolben (8, 9) umgekehrt wird, wobei die Kolben (8) und (9) auf einer
Spindel (14) sitzen.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das scherem
pfindliche Fluid in einer Umpumpschleife (2) gefördert wird, die an einen
Reaktor (1) angekoppelt ist.
3. Verfahren gemäß Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß das
scherempfindliche Fluid ein Polymerlatex oder eine Kunststoffdispersion
ist.
4. Verfahren gemäß Anspruch 2 und 3, dadurch gekennzeichnet, daß das
Fluid über ein Überstromventil (6) oder eine Schleuse, die zwischen den
Umpumpkreislauf (2) und einen Bereich verminderten Drucks geschaltet
sind, in den Bereich verminderten Drucks gepumpt wird.
5. Verfahren gemäß den Ansprüchen 3 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der
Bereich verminderten Drucks Teil einer Meßschleife (7) ist, die parallel zur
Umpumpschleife (2) geführt ist und als Meßeinrichtungen wenigstens ein
geeichtes Vakuumgefäß mit Druckmeßgerät zur Bestimmung Monomerkon
zentration des Polymerlatex aufweist.
6. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens gemäß Anspruch 1, auf
weisend eine Doppellanghubkolbenpumpe (3), mindestens ein totraumfreies
Drei-Wege-Ventil (4), das über einen Kontaktschalter (26) der Doppellang
hubkolbenpumpe (3) zwangsgesteuert ist und mindestens ein totraumfreies
Drei-Wege-Ausgangsventil (5), welches ebenfalls über einen Kontakt
schalter (26) der Doppellanghubkolbenpumpe (3) zwangsgesteuert ist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß sie in eine
Umpumpschleife (2) geschaltet ist, die an einen Reaktor (1) angekoppelt
ist.
8. Vorrichtung gemäß Anspruch 7 mit einem Überströmventil (6) oder einer
Schleuse auf der Abgabeseite der Fördereinrichtung in der Umpumpschleife
zur Überführung von Fluid in einen Bereich verminderten Druckes.
9. Pulsationsarme totraumfreie Doppellanghubkolbenpumpe mit einer Förder
leistung von 10 ml/h bis 100 l/h zur Förderung von scherempfindlichen
Fluiden mit einer Viskosität bis 100 000 mPa·s aufweisend zwei Kolben (8,
9) auf einer gemeinsamen Antriebsspindel (14), einem Winkelhubgetriebe
(10), mit vorgeschaltetem Regelgetriebe (11) zum Antrieb der Kolben (8,
9), einem Ring (12) zum Einstellen des Hubvolumens der Pumpenköpfe
(23, 24), einem Kontaktschalter (26) für die Drehrichtungsänderung, einer
Initiatorscheibe (27) sowie doppelte Dichtungen am Kopf der Kolben (23,
24).
10. Doppellanghubkolbenpumpe gemäß Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet,
daß die Spindel (14) eine Verdrehsicherung aufweist.
11. Doppellanghubkolbenpumpe gemäß den Ansprüchen 9 und 10, dadurch
gekennzeichnet, daß die Spindel (14) eine Teleskopspindel ist und die
Stellmutter (12) ersetzt.
12. Doppellanghubkolbenpumpe gemäß den Ansprüchen 9 bis 11, dadurch
gekennzeichnet, daß die Kolbenbewegung anstelle des Winkelhubgetriebes
(10) mit vorgeschaltetem Regelgetriebe (11) über eine Hydraulik gesteuert
wird.
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