DE4302306A1 - Verfahren zur Verminderung des AOX-Gehaltes von AOX-haltigen Abwässern - Google Patents
Verfahren zur Verminderung des AOX-Gehaltes von AOX-haltigen AbwässernInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur
Behandlung von Abwässern mit einem Gehalt an AOX
(Adsorbable Organic Halogens) mit dem Ziel der Ver
minderung des AOX-Gehaltes. Die Behandlung wird an
Nickel oder Kobalt enthaltenden Katalysatoren mit
Wasserstoff durchgeführt.
Der AOX-Gehalt von Abwässern, die in allgemeine Wasser
ressourcen, wie Flüsse oder Grundwasser, entlassen wer
den, wird in zunehmendem Maße unter ökologischen Ge
sichtspunkten als sehr bedenklich angesehen. Um indu
strielle Einleiter von AOX-befrachteten Abwässern von
einer solchen Einleitung in die Umwelt abzuhalten, wird
von den Behörden für die AOX-Fracht in solchen Abwäs
sern, auch nach Durchlaufen von Kläranlagen, eine Um
weltabgabe gefordert oder die Einleitung völlig unter
sagt. Übliche physikalische und chemische Methoden zur
Abwasserbehandlung, wie Flockung, Verseifung, Fällung,
katalysierte Verseifung, Ozonbehandlung, UV-Behandlung,
Behandlung mit UV/H2O2, UV/Ozon, Adsorption, etwa an
Aktivkohle, Braunkohlenstaub oder Adsorberharzen,
Naßoxidation, Extraktion oder Strippen, ergeben bei
wirtschaftlich vertretbarem Aufwand häufig keine nen
nenswerte Erniedrigung des AOX-Gehaltes. Andererseits
ergibt auch eine biologische Behandlung in Kläranlagen
in vielen Fällen keine ausreichende Verminderung des
AOX-Gehaltes.
Es ist bereits versucht worden, Abwässer mit einem AOX-
Gehalt durch katalytische Hydrierung unter Bildung von
Chlorwasserstoff (gegebenenfalls Bromwasserstoff) in
Gegenwart von Wasserstoff zu behandeln; hierbei wurde
bislang mit Katalysatoren, die beispielsweise Palladium,
Platin oder Rhodium auf Trägern, wie Kohle oder Alumi
niumoxid enthalten, gearbeitet (AIChE Journal 38 (1992),
1003). Das beschriebene Verfahren wurde jedoch nicht
kontinuierlich durchgeführt und erfordert lange Verweil
zeiten.
Spezielle Abwässer mit einem hohen Gehalt an AOX bei
geringem Volumen konnten bisher durch Behandlung mit
Adsorberharzen von einem Teil des AOX-Gehaltes befreit
werden (Chem. Ing. Tech. 56 (1984), 242), jedoch ist
dieses Verfahren nur bei speziellen Chlorkohlenwasser
stoffen als AOX-Verursacher und hohen Gehalten an AOX
sinnvoll.
Gegenüber den bisherigen Bemühungen war ein wirtschaft
lich günstiger Weg gesucht. Dieser sollte eine konti
nuierliche Fahrweise beinhalten und die bisher beschrie
benen teuren Edelmetallkatalysatoren ersetzen. Es wurde
gefunden, daß dies unter Verwendung von Nickel oder
Kobalt enthaltenden Katalysatoren gelingt.
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verminderung
des AOX-Gehaltes von AOX-haltigen Abwässern, das dadurch
gekennzeichnet ist, daß die Abwässer in der Sumpfphase
oder in der Rieselphase bei 20 bis 100°C, bevorzugt bei
30 bis 90°C, besonders bevorzugt bei 40 bis 85°C und bei
1 bis 20 bar, bevorzugt bei 5 bis 15 bar mit überschüs
sigem Wasserstoff an einem Nickel oder Kobalt enthalten
den Katalysator behandelt werden.
AOX-haltige Abwässer, die erfindungsgemäß behandelt
werden können, können aus verschiedenen Bereichen der
chemischen Technik stammen, in denen chlor(brom-)
haltige organische Stoffe entstehen. Solche halogen
haltigen organischen Stoffe sind beispielsweise:
Ethylendichlorid, Vinylchlorid, halogenhaltige Alkohole,
halogenhaltiger Ether, halogenhaltige Aldehyde und
Carbonsäuren.
Insbesondere stammen solche halogenhaltigen organischen
Stoffe aus der Herstellung von Epichlorhydrin bzw.
Propylenoxid über den Chlorhydrinweg. Abwässer der ge
nannten Art sind häufig zusätzlich noch stark salz- und
sedimenthaltig, was andere (gängige) Verfahren stark
beeinträchtigt.
Der Gehalt an AOX bewegt sich im Bereich von 5 bis
150 mg/l; das entspricht 5 bis 150 ppm. Insbesondere be
trägt der Gehalt an AOX 7 bis 80 ppm. Der Gesamtgehalt
an organischen Verbindungen (Total Organic Compound TOC)
beträgt 100 bis 1500 mg/l, insbesondere 250 bis
800 mg/l. Zusätzlich tritt anorganisches Halogenid (im
allgemeinen Chlorid) aus der Salzfracht im Gesamtwert
von 10 bis 50 g/l (berechnet als Cl⁻), insbesondere 20
bis 40 g/l (berechnet als Cl⁻) auf.
Als Katalysatoren kommen solche mit einem Gehalt an
Nickel oder Kobalt in Frage. Hierbei kann Nickel oder
Kobalt auf Trägern, wie Kohle, SiO2, Al2O3, Bims oder
anderen dem Fachmann bekannten Trägern abgeschieden
sein. Ferner kommt Nickel oder Kobalt in Form von
suspendierten Metallpulvern in Frage. Ferner können
Nickel oder Kobalt in Form von Skelett-Katalysatoren,
beispielsweise als Raney-Nickel oder als Raney-Kobalt
eingesetzt werden. Solche Skelett-Katalysatoren sind
bekannt und können neben dem Nickel oder Kobalt oder
einem Gemisch beider zusätzlich noch Eisen, restliches
Aluminium oder Alkalihydroxid aus der Herstellung
enthalten. Für eine Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens in der Flüssigphase (Sumpfphase) kommen
grundsätzlich alle genannten Katalysatorformen in Frage.
Für eine Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
in der Rieselphase eignen sich vornehmlich die genannten
Trägerkatalysatoren oder Skelett-Katalysatoren als
Katalysatorformen. In bevorzugter Weise werden die
genannten Skelett-Katalysatoren eingesetzt.
Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird
das zu behandelnde Abwasser auf einen pH-Wert von 6 bis
9, bevorzugt 6 bis 8 eingestellt.
Überschüssiger Wasserstoff wird in einer Menge von 5 bis
100 000 Mol H2 pro Äquivalent organisches Halogenid,
bevorzugt in einer Menge von 10 bis 10 000 Mol einge
setzt. Der Wasserstoff kann als reiner oder technisch
reiner Wasserstoff eingesetzt werden. Der Wasserstoff
kann aber auch mit unter den Reaktionsbedingungen
inerten Gasen verdünnt werden, beispielsweise mit N2,
Edelgasen, Methan, Ethan oder anderen niederen Kohlen
wasserstoffen. Beispielsweise kann ein in petrochemi
schen Anlagen häufig vorliegendes wasserstoffreiches
sogenanntes Restgas mit etwa 80 Vol-% H2 und größeren
Mengen an Methan eingesetzt werden.
Das zu behandelnde Abwasser wird mit einer LHSV (Liquid
Hourly Space Velocity) von 1-50 h-1, bevorzugt von
1-10 h-1, bezogen auf das Katalysatorvolumen, durch
einen geeigneten Reaktor geführt.
Extremwerte für hohe bzw. geringe Katalysatorbelastung
sind beispielsweise (bei 100 ml Katalysatorvolumen):
- a) LHSV = 50 h-1 bei AOX : 150 ppm; 40 l H2/h, ent spricht 1,8 Mol H2/h; bei 0,2 Mol organischem Monohalogenid (gerechnet als Cl⁻) entspricht das 9 Mol H2/Äquivalent Cl⁻.
- b) LHSV = 1 h-1 bei AOX = 5 ppm; 120 l H2/h entspricht 5,4 Mol H2/h; bei 6,3·10-5 Mol organischen Mono halogenid entspricht das 85 000 Mol H2/Äquivalent Cl⁻.
In der Praxis werden Werte zwischen a) und b) vor
kommen.
Die erfindungsgemäß behandelten Abwässer können sodann
in einer nachgeschalteten biologischen Kläranlage zur
Erreichung ökologisch unbedenklicher AOX-Werte nachbe
handelt werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren erlaubt eine starke
Reduktion der AOX-Werte bei technisch gut handhabbaren
Bedingungen, was sich positiv auf den Energieaufwand und
den allgemeinen Kostenaufwand auswirkt. Diese Reduktion
beträgt 30 bis 90% des ursprünglich vorhandenen AOX,
in vielen Fällen 35 bis 70%.
Eingesetzte Katalysatoren (jeweils 100 ml):
- a) Raney-Nickel, 6 mm Pellets (55-t der Fa. Bayer AG).
- b) Raney-Nickel, 3 mm Pellets (55-t der Fa. Bayer AG).
Das eingesetzte Abwasser, dessen AOX-Wert vermindert
werden sollte, hatte folgende Eigenschaften (Schwankun
gen während des laufenden Betriebs):
AOX | |
10-27 mg/l | |
TOC | 300-500 mg/l |
Cl- (CaCl2) | 30-35 g/l |
pH | 6-8 |
Die hauptsächlich AOX verursachenden Komponenten sind:
1-Chlor-propanol-2, 2-Chlor-propanol-1, 2-Chlor-propan
diol-1,3, 1-Chlor-propandiol-2,3, 1,1′-Dichlor-diiso
propylether und 1,2-Dichlor-propan.
Folgende Ergebnisse wurden in einer Druckapparatur in
kontinuierlicher Weise erzielt:
Claims (10)
1. Verfahren zur Verminderung des AOX-Gehaltes von
AOX-haltigen Abwässern, dadurch gekennzeichnet, daß
die Abwässer in der Sumpfphase oder in der Riesel
phase bei 20 bis 100°C und bei 1 bis 20 bar mit
überschüssigem Wasserstoff an einem Nickel oder
Kobalt enthaltenden Katalysator behandelt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Abwässer aus der Propylenoxid-Herstellung
über den Chlorhydrinweg oder aus der Epichlor
hydrin-Herstellung stammen.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Abwässer zusätzlich eine hohe Fracht an
anorganischen Salzen mit 10 bis 50 g/l, bevorzugt
20 bis 40 g/l an anorganischem Halogenid, gerechnet
als Chlorid, enthalten.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß Nickel bzw. Kobalt als Raney-Katalysatoren vor
liegen.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß bei 30 bis 90°C gearbeitet wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet,
daß bei 40 bis 85°C gearbeitet wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß bei 5 bis 15 bar gearbeitet wird.
8. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß in kontinuierlicher Fahrweise gearbeitet wird.
9. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß bei einem pH-Wert von 6 bis 9, bevorzugt 6 bis
8 gearbeitet wird.
10. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß das Abwasser mit einer LHSV von 1-50 h-1, be
vorzugt 1-10 h-1, bezogen auf das Katalysatorvo
lumen, geführt wird.
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