DE4235845A1 - Verbesserung der Rückkopplungsstabilität bei Beschallungsanlagen durch ein subtrahierendes Digitalfilter im Signalweg - Google Patents
Verbesserung der Rückkopplungsstabilität bei Beschallungsanlagen durch ein subtrahierendes Digitalfilter im SignalwegInfo
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- H—ELECTRICITY
- H04—ELECTRIC COMMUNICATION TECHNIQUE
- H04R—LOUDSPEAKERS, MICROPHONES, GRAMOPHONE PICK-UPS OR LIKE ACOUSTIC ELECTROMECHANICAL TRANSDUCERS; DEAF-AID SETS; PUBLIC ADDRESS SYSTEMS
- H04R3/00—Circuits for transducers, loudspeakers or microphones
- H04R3/02—Circuits for transducers, loudspeakers or microphones for preventing acoustic reaction, i.e. acoustic oscillatory feedback
Description
Die Abb. 1 beschreibt den einfachsten Aufbau einer Beschallungsanlage zur
Verstärkung von Sprache oder Musik in einem Raum mit den einzelnen Komponenten
und den zugehörigen Übertragungsfunktionen [1]. Jede kompliziertere Form einer
mehrkanaligen Anlage läßt sich aus diesem Modell erstellen.
Das Sprechersignal SS gelangt hier einmal direkt zum Hörer mit der Übertragungsfunktion
β SH und mit der Übertragungsfunktion β SM zum Mikrophon. Das vom Lautsprecher
abgestrahlte Signal SL läßt sich berechnen anhand des Mikrophonsignals
SM und des komplexen Verstärkungsfaktors der Beschallungsanlage, bestehend aus
der Mikrophon- und Lautsprecherübertragungsfunktion, sowie den Verstärkungsfaktoren
des Vorverstärkers und der Endstufe (V=H M · VM · VL · H L). Bei hinreichender
Linearität der Anlage im Bereich des Nutzsignals kann hier mit einem einfachen
Verstärkungsfaktor V gerechnet werden. Das vom Lautsprecher abgestrahlte
Signal erreicht den Hörer über die Übertragungsfunktion β LH und das Mikrophon des
Sprechers mit der Übertragungsfunktion b LM.
Ein Blockschaltbild dieser Anordnung ist in Abb. 2 zu sehen. Aus ihr kann
man das am Hörer eintreffende Signal ableiten (siehe Herleitung 1):
Diese Gleichung beschreibt die Zusammensetzung des zum Hörer gelangenden Signals
aus dem direkten Sprechersignal und dem Lautsprechersignal. Sie enthält eine
einfache Rückkopplungsfunktion, deren Verlauf eine Aussage über die Stabilität der
Anlage erlaubt. Sobald die Schleifenverstärkung H M · VM · β LM · VL · H L bei einer
bestimmten Frequenz den Wert +1 (=0 dB) erreicht oder überschreitet, wird die
Anlage instabil und schwingt mit dieser Frequenz.
Wird gemäß der Erfindung über einen AD- und DA-Umsetzer ein digitales Filter in
die Schleife der Beschallungsanlage (typischerweise zwischen Vor- und Endverstärker)
eingesetzt, so kann hiermit eine die Stabilität erhöhende Veränderung der Übertragungsfunktion
erreicht werden. Das Filter ist dabei dergestalt ausgeführt, daß es
selber eine Rückkopplungsschleife ist. Innerhalb dieses Rückkopplungszweiges wird
ein FIR-Filter zur möglichst exakten Nachbildung der komplexen frequenzabhängigen
Schleifenübertragungsfunktion verwendet. Die Koeffizienten des Filters sind nach Anspruch
2 durch eine einmalige Messung zu bestimmen oder durch ein automatisches
Meßverfahren [2] [3] ständig zu aktualisieren. Zweites bietet den Vorteil einer ständigen
optimalen Anpassung an sich verändernde Randbedingungen, z. B. durch Publikum,
offene oder geschlossene Vorhänge oder auch durch Veränderung der Mikrophon-
und Lautsprecherposition im Raum.
Abb. 3 zeigt ein Blockschaltbild der Beschallungsanlage mit eingeschleiftem
Filter. Nach erfolgter Messung der Schleifenübertragungsfunktion
S G=H M · VM · VL · H L · β LM wird ein nichtrekursives FIR-Filter mit der Übertragungsfunktion
X so bestimmt, daß es möglichst exakt die Schleifenübertragungsfunktion
nachbildet. Die Ausgangswerte dieses Filters können dann über eine Rückkopplungsschleife
von den Eingangswerten subtrahiert werden. Die Übertragungsfunktion dieser
filterinternen Rückkopplungsschleife ergibt sich dann zu 1/(1+X) (siehe Herleitung 2).
Mit der Übertragungsfunktion 1/(1+X) im Signalweg läßt sich eine neue Gleichung
für das beim Hörer eintreffende Signal SH aufstellen (siehe Herleitung 3):
Entscheidend für die Stabilität der Anlage ist jetzt nicht mehr nur die Schleifenübertragungsfunktion
S G=H M · VM · VL · H L · β LM, sondern die Differenzfunktion (X-S G)
zwischen der eigentlichen Schleife und deren Nachbildung durch die Filterfunktion X.
Abhängig von der Auflösung des FIR-Filters (siehe Beispiele) kann so der Einfluß der
Rückkopplungsschleife in der Beschallungsanlage reduziert und damit die Stabilität
erhöht werden. Neben der Vermeidung des eigentlichen Rückkopplungspfeifens werden
auch die Klangverfärbungen durch ein mögliches Nachschwingen der Anlage bei
bestimmten Frequenzen verringert.
Abb. 4 zeigt die Schleifenübertragungsfunktion einer Anlage, deren Maximum
bei ca. 120 Hz 0 dB beträgt. Dieser Betriebszustand liegt genau auf der Stabilitätsgrenze
und führt durch starkes Nachschwingen zu untragbaren Klangverfärbungen.
Nach Empfehlungen aus der Literatur [4] sollte das Maximum der Schleifenverstärkung
bei Musik -12 dB und bei Sprache -5 dB nicht überschreiten, um Klangverfärbungen
in Grenzen zu halten.
Die stark zerklüftete Struktur der Raumübertragungsfunktion zwischen Lautsprecher
und Mikrophon β LM prägt primär die Schleifenübertragungsfunktion. Der geringe Abstand
von Maxima und Minima im Kurvenverlauf [5] von nur 2-4 Hz erfordert für eine
möglichst genaue Nachbildung sehr rechenintensive Digitalfilter mit hoher Frequenzauflösung.
Einfachere Filter mit geringerer Frequenzauflösung können den Verlauf
der Schleifenübertragungsfunktion nur annähern. Die Abb. 5a-d zeigen
vier Filterfunktionen X zur Nachbildung der Funktion aus Abb. 4 mit Frequenzauflösungen
von 5 Hz bis 43 Hz. Die notwendige Rechenleistung kann bei einer
Abtastrate von 44,1 kHz von heute handelsüblichen Signalprozessen erbracht werden.
Die Abb. 6a-d zeigen die Übertragungsfunktionen der Rückkopplungsschleife
in der Beschallungsanlage mit eingeschleiftem Filter gemäß Abb. 3.
Deutlich ist hier zu erkennen, daß mit steigender Auflösung des Filters und der damit
auch exakteren Nachbildung der Schleifenfunktion die Reserve zur 0-dB-Grenze in der
Schleifenübertragungsfunktion steigt. Der Stabilitätsgewinn beträgt hier je nach Filterauflösung
zwischen 2 und 12 dB.
Literaturhinweise:
[1] Ahnert, W.; Reichardt, W.
Grundlagen der Beschallungstechnik, S. 67
Hirzel Verlag, Stuttgart, 1981
[2] Fasbender, J.
Zur Kontrolle der akustischen Rückkopplung in Beschallungsanlagen
Dissertation RWTH Aachen, 1984
[3] Grobel, K.
Aufbau eines signalprozessorgesteuerten Meßsystems zur Ermittlung der Schleifenverstärkung von Beschallungsanlagen
Diplomarbeit am Institut für Technische Akustik, RWTH Aachen, 1992
[4] Kuttruff, H.; Hesselmann, H.
Zur Klangfärbung durch akustische Rückkopplung bei Lautsprecheranlagen
Acustica 36 (1976/77), 3, S. 105-112
[5] Kuttruff, H.
On Frequence Response Curves in Rooms
JASA 34 (1962), 2, 76-80
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Hirzel Verlag, Stuttgart, 1981
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[3] Grobel, K.
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[4] Kuttruff, H.; Hesselmann, H.
Zur Klangfärbung durch akustische Rückkopplung bei Lautsprecheranlagen
Acustica 36 (1976/77), 3, S. 105-112
[5] Kuttruff, H.
On Frequence Response Curves in Rooms
JASA 34 (1962), 2, 76-80
Bezeichnungen:
SS = Sprechersignal
SM = Mikrophonsignal
SL = Lautsprechersignal
SH = Hörersignal
H M = Übertragungsfunktion des Mikrophons
H L = Übertragungsfunktion des Lautsprechers
VM = Verstärkungsfaktor des Vorverstärkers
VL = Verstärkungsfaktor des Endverstärkers
β SM = Raumübertragungsfunktion vom Sprecher zum Mikrophon
β SH = Raumübertragungsfunktion vom Sprecher zum Hörer
β LM = Raumübertragungsfunktion vom Lautsprecher zum Mikrophon
β LH = Raumübertragungsfunktion vom Lautsprecher zum Hörer
SM = Mikrophonsignal
SL = Lautsprechersignal
SH = Hörersignal
H M = Übertragungsfunktion des Mikrophons
H L = Übertragungsfunktion des Lautsprechers
VM = Verstärkungsfaktor des Vorverstärkers
VL = Verstärkungsfaktor des Endverstärkers
β SM = Raumübertragungsfunktion vom Sprecher zum Mikrophon
β SH = Raumübertragungsfunktion vom Sprecher zum Hörer
β LM = Raumübertragungsfunktion vom Lautsprecher zum Mikrophon
β LH = Raumübertragungsfunktion vom Lautsprecher zum Hörer
Lautsprechersignal:
SL = SM · H M · VM · VL · H L
Mikrophonsignal:
SM = SS · β SM + SL · β LM
ergibt:
SL = SS · b SM · H M · VM · VL · H L + SL · β LM · H M · VM · VL · H L
Übertragungsfunktion der Beschallungsanlage:
V G = H M · VM · VL · H L
Schleifenübertragungsfunktion:
S G = H M · VM · VL · H L · β LM = V G · β LM
Signal beim Hörer:
SH = SS · β SH + SL · b LH
Filter im Signalweg:
Das Filter mit der Übertragungsfunktion
wird im Signalweg der Beschallungsanlage
zwischen Vor- und Endverstärker eingeschleift.
Jetzt lautet die modifizierte Übertragungsfunktion
der Beschallungsanlage:
und die Schleifenübertragungsfunktion:
angestrebt wird:
X = β LM · V G
also
das Filter X soll möglichst exakt die
Schleifenübertragungsfunktion der Anlage
nachbilden.
Claims (3)
1. Verfahren zur Verbesserung der Stabilität von Beschallungsanlagen gegen Rückkopplungen
und der damit verbundenen Steigerung der akustischen Ausgangsleistung,
dadurch gekennzeichnet, daß ein in digitaler Ausführung vorliegendes nichtrekursives
FIR-Filter die Schleifenübertragungsfunktion der Beschallungsanlage
nachbildet und somit die teilweise Subtraktion der vom Lautsprecher auf das
Mikrophon zurückfallenden Signalanteile aus der Rückkopplungsschleife erlaubt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei die Filterkoeffizienten durch eine einmalig erfolgende
Referenzmessung festgelegt werden, oder durch ein automatisches
Meßverfahren zur Bestimmung der komplexen und frequenzabhängigen Schleifenübertragungsfunktion
ständig akutalisiert und den sich möglicherweise verändernden
Randbedingungen angepaßt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1, wobei das Verfahren nicht das direkte Nutzsignal
der Beschallungsanlage beeinflußt, sondern nur die bereits einmal die Schleife
durchlaufenen Anteile teilweise subtrahiert und damit die Stabilität vergrößert
und Klangverfälschungen verringert.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19924235845 DE4235845A1 (de) | 1992-10-23 | 1992-10-23 | Verbesserung der Rückkopplungsstabilität bei Beschallungsanlagen durch ein subtrahierendes Digitalfilter im Signalweg |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19924235845 DE4235845A1 (de) | 1992-10-23 | 1992-10-23 | Verbesserung der Rückkopplungsstabilität bei Beschallungsanlagen durch ein subtrahierendes Digitalfilter im Signalweg |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4235845A1 true DE4235845A1 (de) | 1994-04-28 |
Family
ID=6471203
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19924235845 Withdrawn DE4235845A1 (de) | 1992-10-23 | 1992-10-23 | Verbesserung der Rückkopplungsstabilität bei Beschallungsanlagen durch ein subtrahierendes Digitalfilter im Signalweg |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4235845A1 (de) |
Cited By (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
EP0933970A2 (de) | 1998-01-23 | 1999-08-04 | IMPLEX GmbH Spezialhörgeräte | Hörhilfe mit Kompensation von akustischer und/oder mechanischer Rückkopplung |
US7945057B2 (en) | 2005-02-25 | 2011-05-17 | Ferdos Innovations LLC | Procedure and device for linearizing the characteristic curve of a vibration signal transducer such as a microphone |
US9049524B2 (en) | 2007-03-26 | 2015-06-02 | Cochlear Limited | Noise reduction in auditory prostheses |
-
1992
- 1992-10-23 DE DE19924235845 patent/DE4235845A1/de not_active Withdrawn
Cited By (4)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
EP0933970A2 (de) | 1998-01-23 | 1999-08-04 | IMPLEX GmbH Spezialhörgeräte | Hörhilfe mit Kompensation von akustischer und/oder mechanischer Rückkopplung |
EP0933970A3 (de) * | 1998-01-23 | 2006-05-10 | Cochlear Limited | Hörhilfe mit Kompensation von akustischer und/oder mechanischer Rückkopplung |
US7945057B2 (en) | 2005-02-25 | 2011-05-17 | Ferdos Innovations LLC | Procedure and device for linearizing the characteristic curve of a vibration signal transducer such as a microphone |
US9049524B2 (en) | 2007-03-26 | 2015-06-02 | Cochlear Limited | Noise reduction in auditory prostheses |
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Legal Events
Date | Code | Title | Description |
---|---|---|---|
8139 | Disposal/non-payment of the annual fee |