DE4220136C1 - Spannsystem für Werkzeugmaschinen - Google Patents

Spannsystem für Werkzeugmaschinen

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Description

Die Erfindung bezieht sich auf ein Spannsystem für Werkzeug­ maschinen gemäß den Oberbegriffen der Ansprüche 1 und 6.
Der Einsatz moderner, geregelter Werkzeugmaschinen mit Antriebssystemen für hohe Bearbeitungsgeschwindigkeiten ermöglicht eine wesentliche Steigerung der Produktivität durch Verringerung der Bearbeitungszeiten infolge einer Erhöhung der Schnitt- und Vorschubgeschwindigkeiten. Die Antriebstechnik für die Hauptantriebe von Werkzeugmaschinen wird im allgemeinen den Forderungen der Hochgeschwindig­ keitsbearbeitung nach hoher Drehzahl, Drehsteifigkeit und Dynamik gerecht. Auch erlauben beispielsweise bei der spanabhebenden Bearbeitung neue Schneidstoffe, wie Oxyd­ keramik und polykristalliner Diamant, wesentlich höhere Schnittgeschwindigkeiten, so daß diese Werkzeugmaschinen­ komponenten eine Hochgeschwindigkeitsbearbeitung beispiels­ weise bei Zerspanungsvorgängen mit Schnittgeschwindigkeiten von 500 bis 10 000 Meter pro Minute zulassen.
Die maximal erreichbaren Bearbeitungsgeschwindigkeiten werden aber von den bei diesen hohen Schnittgeschwindig­ keiten auf das Werkzeug bzw. Werkstück einwirkenden Kräften und den dabei zu berücksichtigenden Sicherheitsaspekten bestimmt.
Da das Fertigungsverfahren "Drehen" mit etwa 30% den größten Anteil innerhalb der spanenden Verfahren einnimmt, soll die bei diesem Fertigungsverfahren auftretende Proble­ matik zum Erzielen der genannten hohen Schnittgeschwindig­ keiten beispielhaft für die verschiedenen Fertigungsverfah­ ren näher erläutert werden.
Da bei der Drehbearbeitung je nach Werkstückdurchmesser Drehzahlen von 8 000 bis 20 000 Umdrehungen pro Minute er­ forderlich sind, werden höchste Anforderungen an das Spin­ del-Lager-System sowie das Werkzeug- und das Werkstück- Spannsystem gestellt. Dabei wird bei Drehmaschinen zur Hoch­ geschwindigkeitsbearbeitung die sichere Werkstückeinspan­ nung bei zunehmenden Drehzahlen schwieriger, da bedingt durch die sehr hohen Drehzahlen die Fliehkräfte beträcht­ lich ansteigen, so daß die Spannkräfte, die für die Fixie­ rung des Werkstücks und die Drehmomentübertragung sorgen, bei einer äußeren Einspannung des Werkstücks abnehmen.
Eine Erhöhung der Spannkräfte ist einerseits nur bis zu vorgegebenen Belastungsgrenzen des Spannsystems möglich, an­ dererseits verformen sich beispielsweise dünnwandige Werk­ stücke bei zu hohen Spannkräften, so daß sie unbrauchbar werden. Darüber hinaus wächst mit der im Spannsystem gespei­ cherten kinetischen Energie das Sicherheitsrisiko.
Von den verwendeten Spannsystemen ist das am häufigsten angewendete Spannzeug nach wie vor das Dreibackenfutter, da dieses entscheidende Vorteile gegenüber anderen Spannzeugen bietet. Dazu zählen die universelle Einsetzbarkeit über einen großen Durchmesserbereich, die einfache Umrüstbarkeit von Außen- auf Innenspannung und die eindeutig bestimmte Werkstücklage durch die Dreipunktspannung.
Wichtige Voraussetzung beim Fertigungsprozeß Drehen ist die Sicherstellung ausreichend hoher Werkstückhaltekräfte durch das Spannsystem der Maschine, d. h. durch das Dreibackenfut­ ter im hier betrachteten Fall. Da technologiebedingt das Dreibackenfutter rotiert und somit die Spannkräfte einer zeitlichen Änderung unterliegen, ist der drehzahlabhängige Spannkraftverlauf von besonderem Interesse. Berücksichtigt man ferner, daß das Systemverhalten von Backenfuttern in der Regel nicht stationär ist, sondern von einer Fülle von Einflußgrößen, wie Reibungsbeiwert und Übersetzungsverhal­ ten des Futtergetriebes, den Fliehkräften an den Spann­ backen und den Steifigkeiten von Futter und Werkstück, ab­ hängt, so kann das Drehfutter innerhalb des Bearbeitungspro­ zesses "Drehen" als schwächstes Glied angesehen werden.
In der Literaturstelle Spur, G. und Stelzer, C.: "Spann­ kraftsensoren in Dreibackenfuttern" (Zeitschrift für wirt­ schaftliche Fertigung, 86 (1991) 10, Seiten 512 bis 516) werden verschiedene Verfahren zur Erhöhung sowie Erfassung von Spannkräften bei kraftbetätigten Spannfuttern beschrie­ ben. Danach ist es bekannt, die zulässigen Drehzahlen durch Einrichtungen zum Fliehkraftausgleich sowie durch gewichts­ mindernde Bauweisen des Futterkörpers zu erhöhen.
Zur Methode des Fliehkraftausgleichs soll nachfolgend bei­ spielhaft die bei der Hochgeschwindigkeitsbearbeitung in Bezug auf die Lagersysteme und Werkzeug- und Werkstück-Spannsysteme auftretende Problematik anhand eines in Fig. 1 dargestellten Dreibackenfutters als Spannsystem für den Fertigungsprozess "Drehen" näher erläutert werden.
Das in Fig. 1 dargestellte Dreibackenfutter für Drehma­ schinen besteht aus einem kraftbetätigten Keilhakenfutter mit Fliehkraftausgleich mit einem Futterkörper 2, einem Futterdeckel 20 zur universellen Spindelmontage und einem Gewindering 10 zum Anschluß des Spannfutters an ein nicht näher dargestelltes Zugrohr. Auf dem Futterkörper 2 sind Spannkolben 11 sowie Fliehgewichte 12 zur Kompensation von Spannkraftschwankungen bei steigender Drehzahl angeordnet. Auf einer mit den Fliehgewichten 12 verbundenen Grundbac­ ke 3 sind radial über eine Spitzverzahnung oder eine Pfla­ stersteinverzahnung verstellbar Aufsatzbacken 4 angeordnet, zwischen denen ein Werkstück zur spanabhebenden Bearbeitung eingespannt wird. Weiterhin weist das kraftbetätigte Keilha­ kenfutter mit Fliehkraftausgleich gemäß Fig. 1 eine Schutz­ büchse 13 sowie einen Stangendurchlaß 14 auf.
Das in Fig. 1 dargestellte konventionelle Spannfutter für Drehmaschinen besteht somit im wesentlichen aus dem Futter­ körper 2, 20 sowie dem Spanngetriebe mit dem Spannkolben 11 und den Fliehgewichten 12 und den Grundbacken 3 sowie den auf den Grundbacken 3 radial verschiebbar angeordneten Aufsatz­ backen 4. Mit steigender Drehzahl verändern die hinter jeder Grundbacke 3 im Futterkörper radial beweglich angeord­ neten Fliehgewichte 12 aufgrund der auf sie einwirkenden Fliehkraft ihre radiale Lage in Richtung auf einen größeren radialen Abstand zum Mittelpunkt des Spannfutters und bewirken damit in Abhängigkeit von der Drehzahl ein Gegenmo­ ment, das der Fliehkraftbeanspruchung an Grund- und Aufsatz­ backe entgegenwirkt und eine Verschiebung der Grundbacken und damit der Aufsatzbacken 3 in Richtung auf den Drehmit­ telpunkt des Spannfutters bewirkt, so daß mit steigender Drehzahl die Spannkraft erhöht und damit ein Fliehkraftaus­ gleich geschaffen wird.
Der Nachteil des Fliehkraftausgleichs besteht darin, daß die Ausgleichsmomente wegen der gleichbleibenden Hebelarm­ verhältnisse den verschiedenen Spannsituationen nicht angepaßt werden und bei identischen Ausgleichsgewichten die unterschiedlichen Steifigkeitsverhältnisse aufgrund der Art, Lage und Größe der Spannbacken sowie der Werkstückgeo­ metrien keine Berücksichtigung finden. Zusätzlich führt die Anwendung beweglicher Massen zu einer erhöhten Beanspru­ chung des Futterkörpers. Durch die elastische Aufweitung des Futterkörpers unter Wirkung der Massen von Spannbacke und Ausgleichsgewicht kommt es bei sinkenden Drehzahlen zu einer Hysterese im Spannkraftverlauf. Im Stillstand des Futters macht sich diese Hysterese dann als erhöhte Spann­ kraft bemerkbar, die sich in Abhängigkeit von der maximal gefahrenen Drehzahl vergrößert. Besonders bei dünnwandigen Werkstücken wirkt sich dieser Effekt nachteilig aus, da unzulässige Verformungen auftreten können.
Neben dem mechanischen Fliehkraftausgleich wird die Proble­ matik des Spannkraftverlustes in der Praxis zum Teil da­ durch gelöst, daß die Betätigungseinrichtung des Spannfut­ ters nach vorherbestimmten Kompensationskurven angesteuert wird. Es ist auch versucht worden, unabhängig vom Betriebs­ zustand des Spannfutters die Spannkraft während des Bearbei­ tungsprozesses zu regeln. Dies kann jedoch nur gelingen, wenn eine kontinuierliche Überwachung der Werkstückhalte­ kräfte gewährleistet ist.
Zur Erfassung der Spannkraft von Drehfuttern während des Zerspanprozesses ist es aus der vorstehend genannten Litera­ turstelle bekannt, mit Dehnungsmeßstreifen in den Spann­ backen ein Verfahren zur Ermittlung geeigneter Meßstellen durchzuführen, bei dem das Verformungsverhalten von Grund- und Aufsatzbacke mit der Finite-Elemente-Methode (FEM) zur Plazierung der Spannkraftsensoren ermittelt wird. Dabei wird der Einfluß der Krafteinleitung sowohl an der Spann­ stelle zwischen Aufsatzbacke und Werkstück als auch an der Keilfläche der Grundbacke und der Reibungseinfluß in den Backenführungen auf das Verformungsverhalten und der Ver­ lauf der Bauteilspannungen analysiert. Mittels der so berechneten Anordnung der Spannkraftsensoren kann eine kontinuierliche Erfassung der Spannkräfte im Drehfutter als Voraussetzung für eine Grenzwertüberwachung sowie zum Aufbau von Einrichtungen zur Spannkraftregelung erfolgen.
Aus der DE 34 39 402 A1 ist eine Anordnung zur Erfassung der Spannkraft bei einem umlaufenden kraftbetätigten Spann­ futter, das radial im Futterkörper geführte und durch ein im Futterkörper befindliches Antriebsglied verstellbare Spannbacken aufweist, bekannt. Im Kraftfluß zwischen dem Antriebsglied und mindestens einer der Spannbacken ist ein Spannkraft-Meßwertaufnehmer angeordnet, der ein der Größe des Kraftflusses proportionales elektrisches Spannkraft­ signal erzeugt, das einer stationären Signalauswerteeinrich­ tung zugeführt wird. Das Spannkraftsignal und ein von einem Fliehkraftgeber erzeugtes, der Fliehkraft proportionales elektrisches Fliehkraftsignal werden bei Außenspannungen voneinander subtrahiert bzw. bei Innenspannungen zueinander addiert, um unabhängig von der radialen Stellung und der Masse der Spannbacken die tatsächlich an der Spannfläche der Spannbacken wirksame Spannkraft zu erfassen.
Aufgrund der mangelnden praxisgerechten Einsetzbarkeit dieser Spannkraftüberwachungssysteme wird neben der prozeß­ begleitenden sensorgesteuerten Spannkrafterfassung an einer analytischen Vorherbestimmung des Spannkraftverlaufes festgehalten werden müssen. Nur so kann ein sicherer Prozeß­ ablauf gewährleistet werden.
Weitere Neuentwicklungen, wie beispielsweise ein im Spann­ futter integriertes Schmierstoffsystem, sollen für eine zu­ verlässigere Schmierung sorgen und somit zur Verbesserung der Betriebssicherheit beitragen.
Aus der DE 38 00 696 A1 ist es bekannt, bei einem Dehnspann­ werkzeug das üblicherweise aus Stahl bestehende Dehnelement durch ein aus einem Faserverbundkunststoff bestehenden Deh­ nelement zu ersetzen, das direkt im Faserwickelverfahren auf einen Grundkörper aufgebracht wird. Die nicht durch den Faserverbundkunststoff substituierten Teile des Dehnele­ ments und der konstruktive Aufbau des Dehnspannwerkzeugs bleiben im wesentlichen unverändert.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabenstellung zugrunde, ein Spannsystem für Werkzeugmaschinen mit einem verbesserten dynamischen Verhalten bezüglich der Spann­ kraft, erheblicher Massereduktion bei gleichem Bauvolumen, höheren Steifigkeiten, Verbesserung der Rundlauftoleranzen, geringerer Belastung des Spindel-Lager-Systems, erhöhter Betriebssicherheit und Dämpfung sowie wirtschaftlicher Her­ stellung anzugeben.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch das kennzeichnende Merkmal des Anspruchs 1 gelöst.
Die erfindungsgemäße Lösung geht von der Erkenntnis aus, daß bei einem konventionellen Spannfutter beispielsweise für Drehmaschinen, das aus einem Futterkörper, dem Spannge­ triebe, den Grundbacken und den Aufsatzbacken besteht, der Spannkraftabfall aufgrund der Fliehkräfte zum einen durch die Drehzahl und zum anderen wesentlich durch die Masse und den Schwerpunktabstand der Grundbacken und Aufsatzbacken be­ einflußt wird.
Bei der erfindungsgemäßen Substitutionslösung werden die Stahlaufsatzbacken bzw. wesentliche Teile davon durch Komponenten aus Faserverbundkunststoff ersetzt, während der Futterkörper, die Grundbacken sowie die Schnittstelle zwischen Grund- und Aufsatzbacke unverändert belassen wird.
Allein eine Reduzierung der Aufsatzbackenmasse führt be­ reits bei gleichen Anfangsbedingungen zu einem flacheren Verlauf der Betriebsspannkraftkurve, wobei sich der dynami­ sche Spannkraftverlauf zu höheren Drehzahlen verschiebt.
Dies zeigt, daß die Möglichkeit besteht, selbst bei einsei­ tiger Reduktion der Aufsatzbackenmasse mit sonst identi­ schen Spannbedingungen im Spannsystem vorhandene Nutzungsre­ serven auszuschöpfen. Darüber hinaus ist je nach Spannsitua­ tion an Stelle einer Erhöhung der zulässigen Drehzahl auch eine größere oder niedrigere Ausgangsspannkraft bei glei­ cher Drehzahlgrenze einstellbar. Die maximal zur Verfügung stehende Spannkraft ist dann lediglich durch den Wirkungs­ grad des Spanngetriebes bzw. durch die herstellerseitig gemachten Angaben der Maximalbelastung begrenzt.
Eine hohe Ausgangsspannkraft ermöglicht eine Bearbeitung mit hoher Zerspanleistung. Bei dünnwandigen, verformungsemp­ findlichen Werkstücken wird eine geringere Ausgangsspann­ kraft angestrebt, um beispielsweise Formabweichungen mög­ lichst gering zu halten.
Neben einer verbesserten Nutzung der vorhandenen Reserven der momentanen Drehfutterkonstruktion, die unter anderem zu einer optimalen Anpassung des Spannkraftverlaufs an die Pro­ zeßbedingungen beiträgt, vermindert sich mit der Reduzie­ rung der rotierenden Massen die im Spannsystem gespeicherte Energie. Dies trägt erheblich zur Betriebssicherheit bei, wenn infolge eines Bauteilversagens Spannmittelelemente, wie Aufsatz- oder Grundbacken, den Arbeitsraum der Maschine verlassen.
Die mit einer reinen Substitution verbundenen Nachteile bei der Gestaltung der Faserverbundkunststoff-Komponenten werden bei einer Optimierung von Aufwand und Nutzeffekt bewußt in Kauf genommen, um die vorhandenen Spannfutter-Kom­ ponenten weiterverwenden zu können und gleichwohl einen Einsatz auch bei Bruchgeschwindigkeitsdrehzahlen ermögli­ chen zu können.
Die Einbindung von Faserverbundkomponenten in das Werkzeug­ maschinen-Gesamtsystem mit hohem gewichtsspezifischem Stei­ figkeits- und Festigkeitsverhalten führt zu einer wesentli­ chen Verbesserung des dynamischen Verhaltens des Gesamtsy­ stems bei gleichzeitiger Erhöhung der Betriebssicherheit durch bessere Dämpfung und geringere Massen. Obwohl das Umfeld der Komponenten aus Faserverbundwerkstoffen nur wenig oder gar nicht verändert wird, führt allein eine Reduzierung der Masse eines Spannsystems sowie gegebenen­ falls der Schwerpunktradien zu einem deutlich verbesserten dynamischen Spannkraftverlauf.
Faserverbundkunststoffe weisen im Vergleich zu Metallen in bevorzugten Richtungen hervorragende Festigkeits- und Stei­ figkeitskennwerte auf, die sich an die im Bauteil vorhande­ nen Spannungsfelder anpassen lassen. Von besonderer Bedeu­ tung ist dabei die Anisotropie. So kann gegenüber den klas­ sischen, isotropen Werkstoffen, wie Metalle, durch Anpas­ sung des Verbundwerkstoffs das Steifigkeits- und Festig­ keitsverhalten gezielt in Richtung der äußeren Kräfte beeinflußt werden. Außerdem zeichnen sich diese Werkstoffe neben gezielt steuerbaren Wärmedehnungen auch durch gute Dämpfung aus.
Als erster Verbundwerkstoff ist Reaktionsharzbeton wegen der hohen Werkstoffdämpfung und Wärmekapazität bereits für einige Gestellbauteile von Werkzeugmaschinen eingeführt worden. Die geringe Bauteilmasse bei hoher Steifigkeit, das gute Schwingungsverhalten sowie die geringe Wärmeausdehnung sind entscheidende Vorteile der neuen Strukturbauteile aus Kohlenstoffaserverbunden (CFK) im Werkzeugmaschinenbau.
Dazu sind Spindeln unterschiedlicher Bau- und Fertigungswei­ sen zu zählen, als auch CFK-Roboterarme, Arbeitstische (Flachtische), Werkzeugschlitten, Hubbalken und Meßtaster.
Eine vorteilhafte Ausgestaltung bei der Substitution von Teilen der Aufsatzbacke ist dadurch gekennzeichnet, daß die Aufsatzbacken einen Laminatblock aus Faserverbundkunststoff aufweisen, der an der Schnittstelle zur Grundbacke und an der Spannfläche zum Werkstück oder Werkzeug mit einem Metalleinsatz, vorzugsweise einem Stahleinsatz, versehen ist.
Diese Form des Einsatzes von Faserverbundkunststoffen ermöglicht eine feste Verbindung mit den Grundbacken einer­ seits und mit den Werkstücken bzw. Werkzeugen andererseits, wobei wegen der Stahlverbindung mit dem Werkstück das Verbindungsstück beispielsweise durch Abdrehen in der gewohnten Weise an dessen Durchmesser anpassbar ist.
Unter Ausnutzung der bevorzugten Eigenschaften von Faserver­ bundkunststoffen ist nach einem weiteren Merkmal der Erfin­ dung der Laminatblock mittels in Schlaufen um den Laminat­ block gelegte Bandagen aus Faserverbundkunststoffen mit einem die Schnittstelle zu den Grundbacken bildenden Me­ talleinsatz verbunden.
Alternativ hierzu kann die der Grundbacke abgewandte Fläche des Laminatblocks abgeschrägt werden und einen Steigungswin­ kel von vorzugsweise 15° mit der der Grundbacke zugewandten Fläche bilden und beabstandet zueinander Bohrungen zur Auf­ nahme von Befestigungselementen unterschiedlicher Länge aufweisen.
Zur Erzielung maximaler Schub- und Biegesteifigkeiten und damit zur Optimierung des Laminataufbaus wird angestrebt, einen Laminatblock zu einem Faserverbund aus Faserschichten aufzubauen, die Orientierungswinkel von ±45° und 0° aufweisen, wobei die Faserschichten so angeordnet sind, daß die Einzelschichten senkrecht zum Futterkörper radial ausge­ richtet sind. Damit kann in Abhängigkeit vom Schichtdicken­ verhältnis der Energieterm variiert und das Optimum be­ stimmt werden.
Die aufgeführten Bauteilbeispiele stellen im allgemeinen nur eine Substitution von metallischen Maschinenelementen dar. Mit der Einbindung in das maschinenbauliche System können oftmals die spezifischen Eigenschaften der faserver­ stärkten Kunststoffe nur begrenzt ausgenutzt werden, da die Werkstoffsubstitution nach Konstruktionsprinzipien erfolgt, wie sie aus dem Umgang mit Stahlwerkstoffen bekannt sind.
Ziel einer jeden Substitution muß neben der Betrachtung des neuen Bauteils an sich die Gewährleistung eines besseren Systemverhaltens sein, das sich nur durch eine gesamtheitli­ che Betrachtungsweise der Baugruppe oder kompletten Maschi­ ne realisieren läßt, in der faserverstärkte Verbundbauteile fasergerecht integriert werden.
Eine Variante zur Lösung der gestellten Aufgabe ist gemäß Anspruch 6 dadurch gekennzeichnet, daß eine Bandage aus Faserverbundkunststof­ fen um die dem Werkstück oder Werkzeug abgewandte Rückseite der Spannelemente angeordnet ist.
Die integrierte Vorgehensweise ermöglicht eine weitere Ausschöpfung der Nutzungsreserven bei weiterer erheblicher Massereduktion bei gleichem Bauvolumen sowie Steigerung der Steifigkeiten und Verbesserung der Rundlauftoleranzen.
Bei der integrierten Vorgehensweise wird von der Erkenntnis ausgegangen, daß eine bestehende oder neue Konstruktion so zu konzipieren ist, daß die spezifischen Konstruktionsbe­ dingungen der Faserverbundwerkstoffe berücksichtigt werden. Dazu zählen die fasergerechte Krafteinleitungsgestaltung und das Anstreben möglichst großflächiger Konturen, so daß das den Faserverbundwerkstoffen innewohnende Potential, welches unter anderem aus der ausgeprägten Anisotropie resultiert, weitestgehend ausgenutzt werden kann.
Da bei einer Substitution die faserspezifischen Vorteile eines Faserverbundwerkstoffes nicht in vollem Umfange ausgenutzt werden können, ermöglicht die Neukonzeption des Spannfutters für die Hochgeschwindigkeitsdrehbearbeitung eine optimale Ausnutzung der faserspezifischen Vorteile der Faserverbundwerkstoffe, bei denen die Fasern in Längsrich­ tung ihre höchsten Steifigkeits- und Festigkeitseigenschaf­ ten aufweisen, was sie für den Einsatz bei Fliehkraftpro­ blemen prädestiniert.
Mit der erfindungsgemäßen Lösung der Neukonzeption des Spannfutters werden die Fliehkräfte ausschließlich durch die Faserverbundkunststoff-Bandage aufgenommen, wobei die Bandage starr ausgeführt ist und nach einem weiterführenden Merkmal der Erfindung die Faserlängsrichtung der Bandage aus Faserverbundkunststoffen von Spannelement zu Spannele­ ment ausgerichtet ist.
Nach einem weiteren Merkmal der erfindungsgemäßen Lösung sind die Spannelemente auf einem metallischen, mit einer Spindel verbundenen Grundkörper angeordnet und bestehen aus radial beweglichen Spannbacken, Stempel und Hülsen sowie axial beweglichen Spannklötzen, wobei die Spannklötze einerseits an einem axial beweglichen Spannring und anderer­ seits über eine schiefe Ebene an den Spannelementen anlie­ gen, so daß bei einer axialen Bewegung des Spannrings die Spannklötze vom Grundkörper weg bewegt und die Spannelemen­ te in radialer Richtung zum Mittelpunkt des Grundkörpers bewegt werden.
Durch die starre Ausführung der Bandage aus Faserverbund­ werkstoffen und in Folge der Klemmung des Werkstückes durch axiales Verschieben der Bandage auf konischen Führungen, welche mit dem Werkstück verbunden sind, wird die Bandage verspannt und kann so die auftretenden Fliehkräfte aufneh­ men.
Infolge des Aufbaus des Spannfutters auf einen metallischen Futterkörper und durch die Trennung der Komponenten inner­ halb der Bandage durch radial bewegliche Führungen von der Aufweitung des Futtergrundkörpers wird erreicht, daß die Fliehkraftaufweitung des Futterkörpers keinen Einfluß auf die Spannkraft hat. Durch diesen Spannmechanismus treten keine Schubspannungen, sondern ausschließlich Normalspannun­ gen auf.
Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der erfindungsgemä­ ßen Lösung ist dadurch gekennzeichnet, daß an der Bandage aus Faserverbundkunststoffen zwischen den Spannbacken Flieh­ kraft-Ausgleichsgewichte so angeordnet sind, daß sie zusam­ men mit der Bandage aus Faserverbundkunststoffen in radia­ ler Richtung beweglich und in tangentialer Richtung festge­ legt sind.
Aufgrund der abgestimmten Fliehkraftgewichte, die an der Bandage aus Faserverbundkunststoffen jeweils in der Mitte zwischen zwei Backen befestigt sind, ist es möglich, die trotzdem noch auftretenden Spannkraftverluste zu kompensie­ ren.
Anhand von in der Zeichnung dargestellten Ausführungs­ beispielen soll der der Erfindung zugrundeliegende Gedanke naher erläutert werden. Es zeigen:
Fig. 1 eine schematisch-perspektivische Darstellung eines konventionellen Dreibackenfutters mit Fliehkraftausgleich für Dreh­ maschinen;
Fig. 2 eine perspektivische Darstellung einer Aufsatzbacke mit Faserverbundkunststoff-Komponenten;
Fig. 3 ein Diagramm zur Darstellung des Spannkraftver­ lustes in Abhängigkeit von der Drehzahl;
Fig. 4 eine Schnittdarstellung verschiedener Befestigungs­ alternativen für Aufsatzbacken;
Fig. 5 eine schematische Darstellung einer Draufsicht auf ein Faserverbundkunststoff-Spannfutter mit einer Bandage und Fliehkraft-Ausgleichsgewichten;
Fig. 6 einen Schnitt durch die schematische Darstellung gemäß Fig. 5 entlang der Linie A-A;
Fig. 7 eine detaillierte Draufsicht auf ein Faserverbund­ kunststoff-Spannfutter für Drehmaschinen mit Ban­ dage und Fliehkraft-Ausgleichsgewichten und
Fig. 8 einen Schnitt durch die Anordnung gemäß Fig. 7.
Die nachfolgende Beschreibung des erfindungsgemäßen Spann­ systems soll exemplarisch an einem Dreibackenfutter für Drehmaschinen erfolgen. Das Erfindungsprinzip ist jedoch auch auf andere Spannsysteme unter Beachtung der konstrukti­ ven Besonderheiten der betreffenden Werkzeugmaschine sowie des betreffenden Spannsystems übertragbar.
Im Zusammenhang mit der Erläuterung des Standes der Technik wurde anhand von Fig. 1 ein Dreibackenfutter erläutert, bei dem der Spannkraftabfall aufgrund der auf die Spannfut­ terelemente einwirkenden Fliehkräfte neben der Drehzahl wesentlich durch die Masse und den Schwerpunktabstand der Grundbacken 3 und der Aufsatzbacken 4 beeinflußt wird. Durch Substitution der Stahlgrundbacken bzw. Stahlaufsatz­ backen oder Teilen davon durch Komponenten aus Faserverbund­ kunststoff ist sowohl eine Reduzierung der Massen als auch Verringerung der Schwerpunktradien möglich, so daß mit dieser Maßnahme einem Spannkraftabfall aufgrund der Flieh­ kräfte entgegengewirkt werden kann.
Fig. 2 zeigt in einer Explosionsdarstellung sowie im zusammengesetzten Zustand eine perspektivische Darstellung einer Aufsatzbacke, bei der Stahlkomponenten durch Kompo­ nenten aus Faserverbundkunststoff (FVK) ersetzt wurden. Bei dieser Lösung wurden der Futterkörper 2, 20, die Grund­ backen 3 sowie die Schnittstelle zwischen Grund- und Auf­ satzbacke unverändert belassen.
Die dargestellte Aufsatzbacke mit einer Faserverbundwerk­ stoff-Komponente ist Teil einer Spannbacke für ein Drehfut­ ter, die die Teilfunktionen "Werkstück halten" und "Positio­ nieren" erfüllt. Die Bauteilgeometrie ist ähnlich der einer Stahlbacke, jedoch sind für dieses Bauteil aus Faserverbund­ kunststoff neben den bekannten Restriktionen und Forderun­ gen spezielle Anforderungen zu erfüllen, die den Laminatauf­ bau der Spannbacke bestimmen.
Die Aufsatzbacke 4 gemäß Fig. 2 setzt sich aus einem Verbindungsteil 41 aus Stahl, einem Laminatblock 40 und einem Einspannteil 42 aus Stahl, die die Verbindung zum Werkstück herstellt, zusammen.
Neben dem Laminatblock 40 besteht die Aufsatzbacke aus den wenigen Stahleinsätzen, die an den Schnittstellen zur Grundbacke mit dem Verbindungsteil 41 und an der Spannflä­ che zum Werkstück mit dem Einspannteil 42 vorgesehen sind. Dabei besteht weiterhin die Möglichkeit, an dem Einspann­ teil 42, das die Spannfläche zum Werkstück darstellt, durch einfaches Abdrehen der Einspannfläche die Oberflächengeo­ metrie des Einspannteils 42 der Oberflächengeometrie des Werkstücks anzupassen, wie dies bei herkömmlichen Spann­ backen durchführbar ist. Die Bohrungen 43 dienen zur Auf­ nahme von Befestigungsschrauben zur Befestigung der in Fig. 2 dargestellten Aufsatzbacke an einer Grundbacke eines Drehfutters.
Mit der in Fig. 2 dargestellten Konstruktion einer Aufsatz­ backe unter Einsatz von Faserverbundkunststoff-Komponenten als Teil einer Aufsatzbacke ist ein deutlich verbessertes dynamisches Verhalten des Spannsystems sowie ein deutlicher Zugewinn an Sicherheit zu erzielen.
Fig. 3 zeigt in einer graphischen Darstellung den Verlauf der Spannkraft FSP über der Drehzahl und verdeutlicht den erweiterten Nutzungsbereich durch den Einsatz einer Faser­ verbundkunststoff-Komponente in der Aufsatzbacke gegenüber einer gleichartigen Aufsatzbacke aus Stahl. Wie die graphi­ sche Darstellung verdeutlicht, vergrößert sich der Nutzungs­ bereich zu größeren Drehzahlen immer mehr, so daß eine deutliche Verbesserung eines Drehfutters mit Faserverbund­ kunststoff-Komponenten gegenüber einer Aufsatzbacke aus­ schließlich aus Stahl konstatiert werden kann. Damit werden Nutzungsreserven ausgeschöpft, ohne daß eine Neukonstruk­ tion des Gesamtsystems "Drehfutter" durchgeführt wurde.
Bei der Substitution von Stahl-Aufsatzbacken durch Kompo­ nenten aus Faserverbundkunststoff mit unveränderter Über­ nahme der sonstigen Teile eines Drehfutters, nämlich einem unveränderten Belassen des Futterkörpers, der Grundbacken sowie der Schnittstelle zwischen Grund- und Aufsatzbacke sind bei der Gestaltung der Faserverbundkunststoff-Kompo­ nenten Nachteile in Kauf zu nehmen, damit die vorhandenen Spannfutter-Komponenten weiterverwendet werden können.
Diese Nachteile bestehen insbesondere darin, daß bei der Befestigung der Aufsatzbacke auf der Grundbacke bei einer Eins-zu-eins-Substitution der Stahlkonstruktion die Backen­ struktur aufgrund ungünstig angebrachter Bohrungen nur auf der halben Breite Schubspannungen übertragen kann und die Aufsatzbacken überwiegend auf Schub beansprucht werden. Die Positionen und die Geometrie der Befestigungsbohrungen der Stahlkonstruktion würden dabei den Faserverlauf der Aufsatz­ backe mit Faserverbundkunststoff-Komponenten unterbrechen.
Fig. 4 zeigt Schnitte durch Aufsatzbacken im Bereich der Befestigungsmittel, wobei Fig. 4A die Befestigung einer Stahl-Aufsatzbacke 45 an einer Grundbacke 35 mittels Schrau­ ben 15, 16 zeigt.
Durch Modifikation der Schraubenverbindung kann erreicht werden, daß nur ein geringer Teil des Faserverlaufs der Faserverbundkunststoff-Aufsatzbacke gestört wird. Fig. 4B zeigt eine Bandagenlösung zur Befestigung der Aufsatzbacke, bei der die Faserverbundkunststoff-Komponente 46 der Auf­ satzbacke durch in Schlaufen gelegte Bandagen 17, 18 an dem Stahlteil 47 der Aufsatzbacke befestigt wird, wobei die Bandagen 17, 18 die Faserverbundkunststoff-Komponente 46 der Aufsatzbacke vollständig umschließen.
Eine modifizierte Schraubenbefestigung ist in Fig. 4C dargestellt, bei der eine keilförmige Faserverbundkunst­ stoff-Komponente 48 mittels Schrauben 19, 21 an dem winkel­ förmigen Stahlteil 49 der Aufsatzbacke befestigt wird, wobei die Befestigungsschrauben 19, 21 wegen der Keilform der Faserverbundkunststoff-Komponente 48 unterschiedliche Baulängen aufweisen.
Der wesentliche Vorteil der in Fig. 4B dargestellten Bandagenlösung besteht darin, daß dies die fasergerechteste Lösung darstellt, weil die Krafteinleitung flächenförmig erfolgt. Die Krafteinleitung stellt dabei das wesentlichste Problem bei der Substitution von Stahlteilen eines Spann­ systems durch Faserverbundwerkstoffe bzw. Faserverbundwerk­ stoff-Komponenten dar. Bei einer unveränderten Übernahme der Anschlußmaße der einzelnen Komponenten eines Spann­ systems erstrecken sich die Möglichkeiten zur Verringerung auftretender Spannkraftverluste auf eine Gestaltungsopti­ mierung, eine Optimierung des Laminataufbaus der Faserver­ bundwerkstoffe, die Krafteinleitung sowie auf die Werkstoff­ auswahl.
Zur Minimierung des Spannkraftverlustes muß die Fliehkraft­ aufweitung in radialer Richtung an der Krafteinleitungsstel­ le bei einer Drehzahl von 8 000 Umdrehungen pro Minute möglichst gering gehalten werden. Da die Anschlußmaße der Aufsatzbacken konstant gehalten werden, kann die Gestal­ tungsoptimierung nur in den Bereichen durchgeführt werden, die nicht durch die Schnittstelle eingeschränkt sind. Aus diesem Grunde wurde als freier Parameter der Steigungswin­ kel m der Fläche der Aufsatzbacke, die der Grundbacke abgewandt ist, ausgewählt. Diese Verhältnisse sind in Fig. 4C dargestellt, wo die Faserverbundkunststoff-Kompo­ nente 48 der Aufsatzbacke einen optimierten Verlauf zur Minimierung des Spannkraftverlustes aufweist.
Zur Optimierung des Laminataufbaus und damit zur Optimie­ rung der Aufsatzbacke wird vorausgesetzt, daß nur Faser­ schichten mit Orientierungswinkeln von ±45° und 0° Verwen­ dung finden, da bei diesen Winkeln maximale Schub- und Biegesteifigkeiten vorliegen. Die Materialeigenschaften der Einzelschichten sind bekannt, so daß der Aufbau des Faser­ verbundes von ±45°-Schichten und 0°-Schichten berechnet werden kann. In Abhängigkeit des Schichtdickenverhältnisses wird der Energieterm variiert und das Optimum bestimmt.
Die Laminatschichten werden so angeordnet, daß die Einzel­ schichten senkrecht zum Futterkörper in radialer Ausrich­ tung vorliegen. Die Ergebnisse der Berechnung zeigen, daß die Aufsatzbacken im wesentlichen auf Schub beansprucht werden, so daß eine Faserorientierung von ±45° sinnvoll ist. Die Geometrie der Spannbacke ist so zu wählen, daß der Winkel m=15° beträgt. Dies ist mit dem überwiegenden Einfluß der Schubbeanspruchung und der damit verbundenen Schubverformung zu begründen. Der Bauteilbereich, der der Krafteinleitung in radialer Richtung gegenüberliegt, trägt nur gering zur Schubabstützung bei. Aufgrund des größeren Schwerpunktgrades und den damit verbundenen höheren Flieh­ kräften hat dieser Bereich jedoch einen großen Anteil an der fliehkraftbedingten Aufweitung der Aufsatzbacken. Eine Analyse macht deutlich, daß es sich bei der Dimensionierung der Aufsatzbacke für diese Drehzahlen in erster Linie um ein Steifigkeitsproblem und nicht um ein Festigkeitsproblem handelt.
Der Vorteil, der durch die Verwendung von Aufsatzbacken mit Faserverbundkunststoff-Komponenten erzielt wird, kann dem in Fig. 3 dargestellten Spannkraftverlauf entnommen wer­ den. Der Einsatzbereich des Spannfutters und die Drehzahl­ grenzen lassen sich dadurch gezielt nach oben verschieben. Von entscheidender Bedeutung für die Verwendung von Aufsatz­ backen mit Faserverbundkunststoff-Komponenten ist die erhöhte Sicherheit für den Fall daß sich die Spannbacke durch Versagen vom Futter löst. Die kinetische Energie einer Aufsatzbacke mit Faserverbundkunststoff-Komponenten liegt wesentlich unter denen vergleichbarer Stahlaufsatz­ backen.
Während bei einer Substitution von Stahlteilen eines Spann­ systems durch Faserverbundkunststoff-Komponenten die faser­ spezifischen Vorteile der Faserverbundkunststoffe nicht in vollem Umfange ausgenutzt werden können, werden bei einer integrierten Lösung, bei der für die Hochgeschwindigkeits­ drehbearbeitung das gesamte Spannfutter neu konzipiert wird, diese faserspezifischen Vorteile in vollem Umfange ausgenutzt, wobei die Fasern in Längsrichtung ihre höchsten Steifigkeits- und Festigkeitseigenschaften aufweisen, was sie für den Einsatz bei Fliehkraftproblemen prädestiniert.
Fig. 5 zeigt in einer schematischen Draufsicht und Fig. 6 in einem Längsschnitt entlang der Linie A-A gemäß Fig. 5 eine Neukonzeption eines Spannfutters für Drehmaschinen mit drei Spannelementen 5a, 5b, 5c, deren dem eingeklemmten Werkstück abgewandte Seiten mittels einer Bandage 7 aus Faserverbundwerkstoff verspannt sind. Die Bandage 7 ist starr ausgeführt, die Klemmung des Werkstücks 9 erfolgt durch axiales Verschieben der Bandage 7 auf konischen Führungen 50, welche über einen Kolben 52 aus Faserverbund­ kunststoff mit dem Werkstück 9 verbunden sind. Dadurch wird die Bandage 7 verspannt und kann so die bei der Rotation auftretenden Fliehkräfte aufnehmen.
Das Spannfutter ist auf einem metallischen Futterkörper 2 aufgebaut und so gestaltet, daß die Fliehkraftaufweitung des Futterkörpers 2 keinen Einfluß auf die Spannkraft hat. Dies wird erreicht, indem die Komponenten innerhalb der Bandage 7 durch radial bewegliche Führungen von der Aufwei­ tung des Futterrundkörpers getrennt sind. Durch diesen Spannmechanismus treten keine Schubspannungen, sondern nur Normalspannungen auf.
Aufgrund abgestimmter Fliehkraftgewichte 81, 82, 83, die an der Bandage 7 aus Faserverbundkunststoff jeweils in der Mitte zwischen zwei Backen 5a, 5b, 5c befestigt sind, ist es möglich, die Spannkraftverluste zu kompensieren. Mit dem in den Fig. 5 und 6 schematisch dargestellten Spann­ futter lassen sich beispielsweise bei einem maximalen Spann­ durchmesser von 90 mm Drehzahlen bis zu 15 000 Umdrehungen pro Minute erreichen.
In den Fig. 7 und 8 sind Details der in den Fig. 5 und 6 prinzipiell dargestellten integrierten Lösung darge­ stellt. Fig. 7 zeigt eine Draufsicht auf ein Spannfutter mit integriertem Einsatz von Faserverbundkunststoff-Kompo­ nenten und Fig. 8 einen Längsschnitt durch das Dreibac­ ken-Spannfutter gemäß Fig. 7.
Das Spannfutter weist einen Grundkörper 2 auf, auf dem drei Spannelemente 5 in gleichen Winkelabständen zueinander angeordnet sind. Die Spannelemente 5 bestehen aus einer Spannbacke 51, mit der das Werkstück eingespannt wird, einem Stempel 52, einer Hülse 53 und einem Spannklotz 54.
Die Stempel 52 weisen auf ihrer der Spannbacke 51 abgewandten Seite eine schiefe Ebene 50 auf, über die sie mit den Spannklötzen 54 in Verbindung stehen. Auf der gegenüber­ liegenden Seite der Spannklötze 54 ist eine Bandage 7 aufge­ legt, die die Spannklötze 54 sämtlicher drei Spannelemen­ te 5 umfaßt.
Zum Einstellen der Spannkraft ist ein Spannring 6 vorgese­ hen, der über ein Gewinde mit dem Grundkörper 2 verbunden ist, und bei dessen Drehung die Spannklötze 54 der Spann­ elemente 5 verschoben werden.
Zwischen den Spannelementen 5 sind an der Bandage 7 Flieh­ kraft-Ausgleichsgewichte 8 angeordnet, die so geführt sind, daß sie sich zusammen mit der Bandage 7 aus Faserverbund­ kunststoff in radialer Richtung bewegen können, in tangen­ tialer Richtung jedoch vom Grundkörper 2 gefesselt sind.
Nachstehend soll der konstruktive Aufbau sowie die Wirkungs­ weise des in den Fig. 7 und 8 dargestellten Spannfutters näher erläutert werden.
Das nicht näher dargestellte Werkstück wird durch die drei Spannbacken 51 der Spannelemente 5 umfaßt. Der Kraftschluß in radialer Richtung läuft über die Spannbacken 51, den Stempel 52 aus Faserverbundkunststoff und den Spannklotz 54 zur Bandage 7 aus Faserverbundkunststoff. Die Bandage 7 ist in Dreiecksform zwischen den drei Spannklötzen 54 der Spannelemente 5 angeordnet. Die Fasern der Bandage 7 liegen nur in einer Richtung vor. Die Faserorientierung ist dabei so gewählt, daß die Faserlängsrichtung von Spannklotz 54 zu Spannklotz 54 gerichtet ist und die Spannklötze 54 tangen­ tial berührt werden. Durch diese Faseranordnung ist sicher­ gestellt, daß die in Faserlängsrichtung günstigen Festig­ keits- und Steifigkeitseigenschaften der Fasern ausgenutzt werden.
Tangentiale Kräfte werden über die Spannbacken 51, den Stempel 52 und die Hülse 53 der Spannelemente 5 vom Werk­ stück auf den Grundkörper 2 und weiter auf die Spindel der Drehmaschine übertragen.
Der Spannmechanismus des in den Fig. 7 und 8 dargestell­ ten Spannfutters ist so ausgelegt, daß die Spannklötze 54 über die schiefe Ebene 50 die Stempel 52 berühren. Durch eine axiale Bewegung des Spannringes 6 werden die Spannklöt­ ze 54 vom Grundkörper 2 weg bewegt, und die Stempel 52 und Spannbacken 51 der Spannelemente 5 werden in radialer Richtung zum Zentrum des Grundkörpers 2 hin bewegt, wodurch die Vorspannung zwischen der Bandage 7 aus Faserverbund­ kunststoff und dem Werkstück aufgebaut wird.
Die Berührungsflächen zwischen dem Spannring 6 und den Spannklötzen 54 sind so angeordnet, daß die Berührungsebene normal zur Achsrichtung der Drehachse des Spannfutters liegt. Dadurch ist sichergestellt, daß eine auftretende radiale Aufweitung des Spannrings 6 keinen Einfluß auf die Position der Spannklötze 54 und damit auf die Spannkraft hat. Das Gewinde zur axialen Verschiebung des Spannringes 6 ist als Sägezahngewinde ausgeführt, wobei die zur Futter­ achsrichtung normalen Flankenflächen zur Bandage 7 aus Faserverbundkunststoff hinweisen. Damit ist sichergestellt, daß eine radiale Aufweitung des Spannringes zu keiner Bewegung in axialer Richtung führt.
Die Wirkungsweise der Fliehkraft-Ausgleichsgewichte 8 besteht darin, daß bei zunehmender Drehzahl und damit nach außen zunehmender Fliehkraft die Bandage 7 aus Faserverbund­ kunststoff nach außen bewegt wird. Da die Bandage 7 aus hochsteifer Kohlenstoffaser hergestellt ist, tritt nur eine geringe Dehnung auf, und die Spannung auf die Spannklötze 54 und das Werkstück in radialer Richtung wird durch die Verformung der Bandage 7 aus Faserverbundkunststoff nach außen erhöht. Dieser Effekt tritt in geringerem Maße auch ohne zusätzlich angebrachte Fliehkraft-Ausgleichsgewichte 8 durch die Fliehkraftauslenkung der Bandage 7 aus Faserver­ bundkunststoff auf.
Durch die Verwendung von Hochleistungs-Faserverbundkunst­ stoffen in Werkzeugmaschinen können die Bearbeitungsgrenzen deutlich gesteigert werden. Vorteile ergeben sich bei sehr hohen Drehzahlen und bei dynamischen Problemen, da sich die Hochleistungsfaserverbundkunststoffe vor allem durch ihre massespezifischen Festigkeiten und Steifigkeiten auszeich­ nen. Am Beispiel eines Spannfutters für die Hochgeschwindig­ keitsdrehbearbeitung werden Möglichkeiten durch eine Substi­ tution und integrierte Vorgehensweise bei der Verwendung von Faserverbundkunststoffen aufgezeigt. Der Vorteil der Substitution besteht in der Weiterverwendung vorhandener Komponenten, jedoch sind Leistungssteigerungen nur inner­ halb enger Grenzen zu erreichen. Bei der integrierten Vorgehensweise können die Leistungsgrenzen wesentlich erhöht werden, allerdings ist die Neukonzeption des Systems unter Berücksichtigung der fasergerechten Konstruktion notwendig.

Claims (10)

1. Spannsystem für Werkzeugmaschinen zum Einspannen von rotationsorientierten Werkzeugen und/oder Werkstücken mit einem Futter- oder Grundkörper (2), einem Spannge­ triebe (10, 11), Grundbacken (3) und Aufsatzbacken (4), dadurch gekennzeichnet, daß die Aufsatzbacken (4) zumindest teilweise aus Fa­ serverbundkunststoffen (40, 46, 48) und der Futterkör­ per (2), das Spanngetriebe (10, 11), die Grundbacken (3) und die Schnittstelle zwischen den Grundbacken (3) und den Aufsatzbacken (4) aus einem metallischen Werk­ stoff bestehen.
2. Spannsystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Aufsatzbacken (4) einen Laminatblock (40, 46, 48) aus Faserverbundkunststoff aufweisen, der an der Schnittstelle (41) zur Grundbacke (3) und an der Spannfläche (42) zum Werkstück oder Werkzeug mit einem Metalleinsatz, vorzugsweise einem Stahleinsatz, verse­ hen ist.
3. Spannsystem nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Laminatblock (46) mittels in Schlaufen um den Laminatblock gelegte Bandagen (17, 18) aus Faserver­ bundkunststoffen mit einem die Schnittstelle zu den Grundbacken (3) bildenden Metalleinsatz (47) verbunden ist.
4. Spannsystem nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die der Grundbacke (3) abgewandte Fläche des Lami­ natblocks (48) abgeschrägt ist und einen Steigungswin­ kel (m) von vorzugsweise 15° mit der der Grundbacke (3) zugewandten Fläche bildet und daß beabstandet zu­ einander Bohrungen zur Aufnahme von Befestigungselemen­ ten (19, 21) unterschiedlicher Länge vorgesehen sind.
5. Spannsystem nach mindestens einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Laminatblock (46, 48) zu einem Faserverbund aus Faserschichten aufgebaut ist, die Orientierungswinkel von ±45° und 0° aufwei­ sen, und daß die Faserschichten so angeordnet sind, daß die Einzelschichten senkrecht zum Futterkörper radial ausgerichtet sind.
6. Spannsystem für Werkzeugmaschinen zum Einspannen von rotationsorientierten Werkzeugen oder Werkstücken (9) mit mehreren, das Werkstück oder Werkzeug umfassenden Spannelementen (5), die in radialer Richtung beweglich auf einem Futterkörper (2) angeordnet sind, dadurch gekennzeichnet, daß eine Bandage (7) aus Faserverbundkunststoffen um die im Werkstück oder Werkzeug (9) abgewandten Rücksei­ ten der Spannelemente (5) angeordnet ist.
7. Spannsystem nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Faserlängsrichtung der Bandage (7) aus Faser­ verbundkunststoffen von Spannelement (5) zu Spannele­ ment (5) ausgerichtet ist.
8. Spannsystem nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekenn­ zeichnet, daß die Bandage (7) aus Faserverbundkunst­ stoffen die Spannelemente (5) tangential berührt.
9. Spannsystem nach mindestens einem der Ansprüche 6 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß an der Bandage (7) aus Faserverbundkunststoffen zwischen den Spannelementen (5) Fliehkraft-Ausgleichsgewichte (8) so angeordnet sind, daß sie zusammen mit der Bandage (7) aus Faser­ verbundkunststoffen in radialer Richtung beweglich und in tangentialer Richtung festgelegt sind.
10. Spannsystem nach mindestens einem der Ansprüche 6 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Spannelemente (5) auf einem metallischen, mit einer Spindel verbundenen Grundkörper (2) angeordnet sind und aus zumindest teilweise aus Faserverbundkunststoffen aufgebauten, radial beweglichen Spannbacken (51), Stempeln (52) und Hülsen (53) sowie axial beweglichen Spannklötzen (54) bestehen, daß die Spannklötze (54) einerseits an einem axial beweglichen Spannring (6) und andererseits über eine schiefe Ebene an den Stempeln (52) der Spannele­ mente (5) anliegen, derart, daß bei einer axialen Bewegung des Spannringes (6) die Spannklötze (54) vom Grundkörper (2) wegbewegt und die Spannelemente (5) in radialer Richtung zum Mittelpunkt des Grundkörpers (2) bewegt werden.
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