DE4211878A1 - Mittel zur Behandlung der Multiplen Sklerose - Google Patents
Mittel zur Behandlung der Multiplen SkleroseInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Mittel, das zur Behandlung der Multi
plen Sklerose eingesetzt wird, wobei sowohl intravenöse oder orale
Darreichungsformen eingeschlossen sind.
Diese Krankheit, die durch typische Symptome wie Sehnerventzün
dung, Parästhesien, Sprechstörungen, Lähmungserscheinungen, Osteo
porosebereitschaft, Nieren- und Blasenstörungen gekennzeichnet
ist, hat einen progressiven Charakter und wird gegenwärtig mit
entzündungshemmenden Immunsuppressiva (ACTH, Kortikosteroide), mit
zytostatischen Immunsuppressiva (Azathi-oprin, Cyclophosphamid)
und Antispastika behandelt. Diese Behandlungsformen sind, wie jede
Art von Chemotherapie, mit einer Vielzahl von Komplikationen,
Nebenwirkungen und Therapieversagern behaftet. Darüberhinaus sind
verschiedenartige Formen der Diät sowohl hinsichtlich der
Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße empfohlen und empirisch angewandt
worden. Ein einheitliches Wirkprinzip läßt sich nicht erkennen und
statistisch läßt sich kein Langzeiterfolg nachweisen.
Vgl. Sayetta, R.B.
Theories of the Etiology Multiple Sclerosis. A critical review.
Theories of the Etiology Multiple Sclerosis. A critical review.
In: J. Clin. Lab. Immunol. 21, 35-70, 1986
und
Schwimrigk, K. und Schmitt, D.
Multiple Sklerose: Konventionelle Therapie und Außenseitermethoden.
Schwimrigk, K. und Schmitt, D.
Multiple Sklerose: Konventionelle Therapie und Außenseitermethoden.
Weinheim 1988.
Ziel der Erfindung ist die Bereitstellung eines Mittels, mit dem
die Symptomatik der MS gelindert und deren Prozeßkinetik gebremst
wird.
Erfindungsgemäß wird dazu ein intravenös oder oral verabreichbares
Mittel eingesetzt. Dieses Mittel wird auf der Basis eines Ei
weißes, Eiweißgemisches, Eiweißhydrolysates, Peptides,
Peptidgemisches oder Aminosäurengemisches hergestellt, wobei ggf.
ein Zusatz von Mineralstoffen, Spurenelementen, Vitaminen und
insbesondere Orotsäure und deren Salze erfolgt.
Es wurde überraschend gefunden, daß bei Verabreichung eines sol
chen Mittels die für die MS-Krankheit typischen Symptome nicht
oder nur vermindert auftreten und die Prozeßkinetik verlangsamt
wird wenn in diesem Mittel die Aminosäuren Glycin, Glutamin und
Glutaminsäure in Summe nur bis zu 15 g pro 100 g, Arginin nur bis zu
1 g pro 100 g und Phenylalanin nur bis zu 3,5 g pro 100 g vorhanden
sind und über andere Nahrungsmittel pro Tag im akuten Fall keine,
im chronischen Fall nur bis zu 0,5 g Eiweiß pro kg Körpermasse und
Tag zugeführt wird. Die dem Körper pro Tag zugeführte Menge des
Mittels soll 2 g pro kg Körpermasse nicht überschreiten.
Darüber hinaus ist es auch möglich, Substanzen oder Substanzgemi
sche einzusetzen, bei denen die o.g. Aminosäuren zwar vorhanden
sind, diese aber durch chemische Modifizierungen in eine Form
überführt werden, in der sie im Körper nicht desaminiert und somit
nicht verstoffwechselt werden können. Als günstige Modifizierungs
methoden haben sich dabei erwiesen:
- a) die enzymatische Spaltung und
- b) Substitution terminaler Aminosäuren durch andere natürliche und/oder nicht natürliche Aminosäuren oder/und ausgewählter Race mate.
Diese Verfahrensweise ist deshalb günstig, weil von einem nativen
Protein oder Peptid ausgegangen werden kann. Durch Einsatz von
spezifischen hydrolytisch wirkenden Proteasen werden die oben ge
nannten Aminosäuren eliminiert oder terminalisiert. Mit dem Ver
fahren nach b) werden dann die nicht gewünschten Aminosäuren aus
getauscht.
Bei Behandlung einer akuten Schubsymptomatik erfolgt eine intra
venöse Applikation des Mittels, bei der dem Patienten eine Tages
dosis von bis zu 2 g pro kg Körpergewicht in Form einer
Aminosäurenlösung, die ggf. weitere Zusatzstoffe (Tabelle 1b)
enthalten kann, infundiert wird. Typischerweise erfolgt eine
solche Behandlung über maximal 3 Tage, wobei ein Nulldiät
eingehalten werden muß.
Bei der chronisch-progressiven Verlaufsform wird das Mittel oral
appliziert. Dabei werden dem Patienten bis zu 2 g pro kg Körperge
wicht als Tagesdosis in gelöster, emulgierter oder dispergierter
Form verabreicht. Diese Dosis ist ausreichend, um den Aminosäure
bedarf bei Einhaltung einer Ernährungsweise, bei der über andere
Aminosäurequellen nicht mehr als 0,5 g/kg Körpermasse Aminosäure
pro Tag zugeführt werden, zu decken.
Bei der Behandlung der akuten Schubsymptomatik stellt sich bereits
innerhalb von 24 Stunden eine deutliche Remission der Symptome
ein.
Bei der Behandlung chronisch-progressiver Verlaufsformen treten
Besserungen der Symptome in den folgenden 4 Tagen nach Behand
lungsbeginn ein.
Es wurde ein Gemisch aus Aminosäuren, Mineralien und
Spurenelementen gemäß Tabelle (1) hergestellt. Dann wurden 50 g in
300 ml physiologischer Kochsalzlösung aufgelöst. Diese Lösung wurde
einem Patienten, der sich in einer akuten Schubphase mit typischer
Symptomatik (Harninkontinenz, Gehunfähigkeit, Sensibilitätsstö
rungen, Fazialisparese, Seh- und Sprechstörungen) befand, intra
venös appliziert (2 g pro kg Körpergewicht). Die Akutsymptomastik
remittierte am 2. Behandlungstag.
100 g dieses Produktes enthalten in Summe 93 g Aminosäuren (Tabelle
1a) und in Summe 7 g Kohlenhydrate, Vitamine, Spurenelemente und
Mineralien (Tabelle 1b).
Aminosäuren: g/100 g Ausgangssubstanz | |
L-Alanin | |
6,4 | |
L-Asparaginsäure | 17,0 |
L-Cystin | 1,8 |
L-Glutaminsäure | 3,5 |
L-Histidin | 2,5 |
L-Isoleucin | 6,2 |
L-Leucin | 9,2 |
L-Lysin | 7,2 |
L-Methionin | 2,3 |
L-Prolin | 7,7 |
L-Serin | 5,5 |
L-Threonin | 5,3 |
L-Thryptophan | 1,6 |
L-Tyrosin | 9,4 |
L-Valin | 7,4 |
Die oben angegebenen 7 g Kohlenhydrate, Vitamine, Spurenelemente und
Mineralien werden aus einem Gemisch nach folgender Zusammensetzung
entnommen:
Kohlenhydrate: (Saccharose) 11,4 kg | ||
Vitamine: | ||
A | 1,30 mg | |
B-1 | 1,75 mg | |
B-2 | 12,50 mg | |
B-6 | 3,60 mg | |
B-12 | 5,00 g | |
C | 100,00 mg | |
D-2 | 12,00 g | |
E | 12,00 mg | |
K-1 | 105,00 g | |
Biotin | 180,00 mg | |
Ca-D-panthothenat | 9,00 mg | |
Folsäure | 650,00 g | |
Niacinamid | 18,20 mg | |
Cholin | 545,00 mg | |
Myo-Inositol | 300,00 mg | |
anorganische Zusätze: @ | Na | 640,00 mg |
K | 1329,00 mg | |
Ca | 1312,00 mg | |
Mg | 536,00 mg | |
Cl | 986,00 mg | |
P | 1040,00 mg | |
Ammoniumchlorid | 0,25 mg | |
Kaliumjodid | 0,38 mg | |
Kupfer(II)-acetat | 11,00 mg | |
Mangansulfat | 14,80 mg | |
Zink(II)-sulfat | 65,00 mg |
Dem unter 1) genannten Patienten wurden ab 4. Behandlungstag 2 g
pro kg Körpergewicht des unter 1) beschriebenen Aminosäuren-
Suppelmentstoff-Gemisches in Form einer Lösung (50 g/300 ml
Apfelsaft) oral verabreicht.
Bereits nach einer Woche zeigte sich eine nachweisbare Besserung
in o.g. Symptomatik. Neurologische und urologische Kontrollen nach
4 Wochen zeigten eindeutig die Reversibilität der neurologischen
und urologischen Ausfälle.
Es wurden 1,2 kg Labmolkepulver (Lacprodan 60, Kali-Chemie-AG,
Hannover) bei 40°C in 50 l Trinkwasser dispergiert und von
unlöslichen Anteilen getrennt. Die Lösung wurde mit 2 N Schwe
felsäure bis zum pH-Wert von 2,3 angesäuert. Das sich allmählich
bildende Präzipitat wurde abzentrifugiert und anschließend bei
pH 3,5 sowie pH 4,0 je einmal umgefällt. Die Aminosäuren
zusammensetzung des erhaltenen Produktes geht aus nachfolgender
Tabelle (2) hervor:
Prozent | |
Glycin | |
2,4 | |
Alanin | 0,5 |
Valin | 3,7 |
Leucin | 5,5 |
Isoleucin | 4,8 |
Prolin | 1,2 |
Phenylalanin | 3,5 |
Asparagin/Asparaginsäure | 13,3 |
Glutamin/Glutaminsäure | 7,8 |
Cystein/Cystin | 3,8 |
Serin | 3,3 |
Threonin | 4,4 |
Tyrosin | 2,9 |
Tryptophan | 2,2 |
Lysin | 7,7 |
Arginin | 0,9 |
Histidin | 1,1 |
Methionin | 0,8 |
93 g des beschriebenen Peptidgemisches wurden dann mit 7 g der o.g.
Zusatzstoffe (Tabelle 1b) versetzt.
Einem Patienten mit typischen Verlauf einer chronische prog. MS,
wurden im Laufe von 4 Wochen täglich 2 g/kg Körpermasse dieses
Produktes in Form einer Aufschlämmung in Apfelsaft (50 g/300 ml
Apfelsaft) verabreicht. Nach dieser Zeit war die Symptomatik
deutlich rückläufig.
10 g Lactalbumin (Molkenpulver Lacprodan 60) werden als 5%ige Lö
sung (Suspension) bei 37°C in Gegenwart von Chymotrypsin bei pH 7
bis pH 8 partiell bis zu einem Molekulargewicht von 3000 hydroly
siert. Man säuert mit 2 N Schwefelsäure bis zum pH 2 an und ver
setzt die Lösung mit Pepsin bis zur Bildung einer Peptidfraktion
mit einem Molekulargewicht von 1800 bis 2000. Anschließend wird
die Reaktionslösung mit Ammoniumsulfat gesättigt und nach 10
Stunden zentrifugiert. Die erhaltenen 3,6 g des Peptidgemisches
zeigen nachfolgende durchschnittliche prozentuale Zusammensetzung:
Alanin | |
3,4 | |
Valin | 2,3 |
Leucin | 15,6 |
Isoleucin | 9,5 |
Asparagin | 16,0 |
Asparginsäure | 9,6 |
Glutamin | 6,9 |
Serin | 2,5 |
Threonin | 2,4 |
Tyrosin | 4,3 |
Tryptophan | 4,9 |
Lysin | 10,2 |
Histidin | 3,7 |
Cystein | 5,8 |
Methionin | 2,9 |
93 g des spezifizierten Peptidgemisches werden dann mit 7 g der o.g.
Zusatzstoffe (Tabelle 1b) versetzt.
Nachdem einem MS-kranken Patienten mit häufiger Schubsymptomatik
dieses Produktes 6 Wochen als Proteinersatz in einer Dosis von
2 g/kg Körpermasse verabreicht worden war, stellte sich ein stabi
ler neurologischer Zustand ein, Regressionszeichen neurologischer
Ausfälle wurden beobachtet.
Das in Beispiel 4) hergestellte Peptidgemisch wird als 40%ige Lö
sung (Suspension) auf pH 2 mit 2 N Schwefelsäure eingestellt und
mit einem Ester einer hydrophoben Aminosäure, bevorzugt mit Leu
cinethylester, in Gegenwart von Pepsin bei 37°C umgesetzt. Die
Plastienreaktion führt im besonderen zum Austausch der terminalen
Aminosäuren im Peptidgemisch.
Alanin | |
3,4 | |
Valin | 2,3 |
Leucin | 28,1 |
Isoleucin | 6,1 |
Aspargin | 12,5 |
Asparginsäure | 7,3 |
Glutamin | 3,6 |
Serin | 2,5 |
Threonin | 2,4 |
Tyrosin | 4,4 |
Tryptophan | 4,8 |
Lysin | 10,1 |
Histidin | 3,7 |
Cystein | 4,9 |
Methionin | 2,9 |
93 g des spezifizierten Peptidgemisches werden dann mit 7 g der o.g.
Zusatzstoffe (Tabelle 1b) versetzt.
Dieses Produkt wurde einer MS-kranken Patientin in Schubsymptoma
tik (2 Jahre nach Krankheitsbeginn) 6 Wochen als Proteinersatz in
einer Dosis von 2 g pro kg Körpermasse verabreicht. Die pathologi
schen Befunde einer retrobulbären Neuritis und einer linksseitigen
Fazialisparese remittierten deutlich. Die Spastik in den Beinen
besserte sich auffallend.
Claims (6)
1. Intravenös oder oral verabreichbares Mittel zur Behandlung der
Multiplen Sklerose (MS), gekennzeichnet dadurch, daß im akuten
Fall bei einer Eiweißnulldiät oder im chronischen Fall bei einer
Nahrungsmitteleiweißzufuhr von maximal 0,5 g pro kg Körpermasse,
ein Eiweiß, Eiweißgemisch, Eiweißhydrolysat, Peptid, Peptidgemisch
oder Aminosäurengemisch, welches ggf. mit anderen nicht amino
säurehaltigen Substanzen vermischt ist, eingesetzt wird, bei dem
die Aminosäuren Glycin, Glutamin und Glutaminsäure in Summe nur
bis zu 15 g pro 100 g, Arginin nur bis zu 1 g pro 100 g und Phe
nylalanin nur bis 3,5 g pro 100 g enthalten sind oder/und bei dem
diese Aminosäuren durch eine chemische Modifizierung in eine Form
überführt werden, in der sie im Körper nicht desaminiert werden
können, wobei dem Patienten pro Tag maximal 2 g Mittel pro kg Kör
permasse zugeführt werden.
2. Mittel gemäß Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, daß als eine
der nicht aminosäurehaltigen Substanzen Orotsäure oder deren Salze
zugesetzt werden.
3. Mittel gemäß Anspruch 1 und Anspruch 2, gekennzeichnet da
durch, daß die in einem Protein oder Peptid vorhandenen Aminosäu
ren Glycin, Glutamin, Phenylalanin und Arginin durch N-Alkylierung
oder/und N-Glykosylierung oder/und Succinylierung modifiziert wer
den.
4. Mittel gemäß Anspruch 1 und Anspruch 2, gekennzeichnet da
durch, daß die in einem Protein oder Peptid vorhandenen Aminosäu
ren Glycin, Glutamin, Phenylalanin und Arginin durch andere natür
liche oder nicht natürliche Aminosäuren oder/und ausgewählte race
mische Aminosäuren ausgetauscht werden.
5. Mittel gemäß Anspruch 1 und Anspruch 2, gekennzeichnet da
durch, daß ein Gemisch reiner L-Aminosäuren oder deren ausgewählte
racemische Aminosäuren eingesetzt wird.
6. Mittel gemäß Anspruch 1 und Anspruch 2, gekennzeichnet da
durch, daß ein rekombinant erzeugtes Protein oder Peptid einge
setzt wild.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19924211878 DE4211878C2 (de) | 1992-04-09 | 1992-04-09 | Mittel zur Behandlung der Multiplen Sklerose |
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DE4211878A1 true DE4211878A1 (de) | 1993-10-14 |
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---|---|---|---|
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