DE4208970A1 - Verfahren und vorrichtung zur feststellung und lokalisierung von undichtigkeiten in rohrleitungen - Google Patents
Verfahren und vorrichtung zur feststellung und lokalisierung von undichtigkeiten in rohrleitungenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Einrichtung zur kontinuierlichen Dichtheitskontrolle
insbesondere doppelwandiger oder mehrschaliger Abwasserkanäle und -leitungen mit der
Möglichkeit, zwischen infiltrierendem Grundwasser, exfiltrierendem Abwasser, Kondenswasser
und Oberflächenwasser zu unterscheiden sowie Undichtigkeiten im Medienrohr oder Inliner zu
lokalisieren.
Die bekannten Prüfeinrichtungen zur Kontrolle der Dichtheit von Abwasserkanälen und -leitungen
(nachfolgend Kanäle genannt) bestehen aus Prüfgeräten, mit denen der Anfang und das Ende der
Haltung einer Rohrleitung während der Prüfzeit verschlossen werden. Anschließend wird in dieser
Haltung mit Wasser oder Luft ein bestimmter Überdruck erzeugt und dabei die Dichtheit der Rohre
und Rohrverbindungen geprüft. Bei Großrohren, zum Beispiel bei begehbaren Betonrohren ab etwa
DN 1000, erfolgt an Stelle einer Leitungsprüfung in vielen Fällen nur eine Dichtheitsprüfung jeder
einzelnen Rohrverbindung unter Verwendung eines axial versetzbaren Muffenprüfgerätes, das die
betreffende Rohrverbindung im Rohrinneren während der Prüfzeit vorübergehend abdichtend über
brückt. Beide Arten von Dichtheitsprüfungen werden in der Regel nur einmal, und zwar nach dem
Bau und vor der Inbetriebnahme des Kanals durchgeführt.
In allen den Fällen, z. B. bei Kanälen in der Wasserschutzzone II von Wassergewinnungsgebieten,
in Gebieten mit hohen Grundwasserständen, in Bergsenkungsgebieten, in Erdbeben- oder anderen
Problemzonen - bei denen auch während des Betriebes die Dichtheit des Kanals zur Verhinderung
von Wasseraus- und/oder -eintritten entweder dauernd oder in bestimmten zeitlichen Abständen
kontrolliert werden muß, sind die eingangs beschriebenen Prüfmethoden wegen der damit verbun
denen Notwendigkeit, den Kanal während der Prüfzeit für mehrere Stunden außer Betrieb zu setzen,
entweder technisch überhaupt nicht durchführbar oder mit einem hohen Kostenaufwand für Stau
räume, Umleitungen, Pumpanlagen usw. zur Vorflutsicherung verbunden.
Die Lokalisierung von Undichtigkeiten (Lecks) ist mit den geschilderten Dichtheitsprüfungen sehr
zeitaufwendig, wenn nicht problematisch. Bei der planmäßigen Ortung optisch nicht erkennbarer
Lecks wird zweckmäßigerweise mit der haltungsweisen Dichtheitsprüfung begonnen. Durch wie
derholtes Halbieren des jeweiligen Leitungsabschnittes mit anschließender erneuter Dichtheitsprü
fung kann das Leck auf beliebig kleine Abschnitte eingegrenzt werden. Darüber hinaus lassen sich
Lecks mit speziellen Verfahren, z. B. dem Leckage-Meßgerät, Spezialpackern zur partiellen Dicht
heitsprüfung oder im Falle von Rohrverbindungen mit dem Muffenprüfgerät lokalisieren. Da derar
tige Verfahren zur Lokalisierung von Undichtigkeiten sehr zeitaufwendig sind und in jedem Fall
eine Außerbetriebsetzung der Haltung bzw. eine Drosselung des Abwasservolumenstromes bedin
gen, werden sie nur sehr selten eingesetzt.
Den Stand der Technik bei der regelmäßig zu wiederholenden Dichtheitsprüfung von Kanälen stellt
die optische Inneninspektion mit Hilfe selbstfahrender, ferngesteuerter TV-Kameras dar. Mit dieser
Methode lassen sich nur optisch wahrnehmbare Schäden lokalisieren. Liegt die Leitung unterhalb
des Grundwasserspiegels und handelt es sich um eine größere Schadensstelle, so können vorhan
dene Undichtigkeiten bei entsprechenden Grundwasserdrücken auch durch das einströmende Was
ser optisch festgestellt werden, sofern das Grundwasser nicht infolge der Undichtigkeiten abgesenkt
worden ist.
Daneben gibt es Bestrebungen, Leckortungsverfahren, z. B. aus dem Wasserversorgungssektor, auf
Kanäle zu übertragen. Es handelt sich dabei um die akustische Ortung von Lecks entweder durch
das Abhorchen der Haltung auf Ausströmgeräusche unter Verwendung von Hydrophonen oder nach
der Korrelationsmeßmethodik in Kombination mit einer Dichtheitsprüfung mit unter Druck stehen
der Luft als Prüfmedium. Bei der letztgenannten Methode wird der zu untersuchende, außer Betrieb
gesetzte und völlig entleerte Leitungsabschnitt mit Prüfverschlüssen oder Absperrblasen abgedichtet
und mit Druckluft beaufschlagt.
Diese Methoden sind als Einzelmaßnahmen in ihrer Aussage nicht sicher. Zuverlässige Angaben
über die Lage von Undichtigkeiten erfordern die mehrmalige Anwendung eines Verfahrens bzw.
den kombinierten Einsatz verschiedener Verfahren.
Aus dem Bereich des Behälterbaus und von Rohrleitungen für wassergefährende Stoffe sind dop
pelwandige Konstruktionen bekannt, bei denen die austretende Flüssigkeit zwischen den beiden Be
hälter- bzw. Rohrwänden gesammelt und einer Leckanzeige zugeführt wird. Eine Lecklokalisierung
ist mit diesen Einrichtungen nicht möglich.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung zu schaffen, mit der
eine ständige Kontrolle der Dichtheit der gesamten Leitung während des Betriebes möglich und die
Herkunft des eventuell vorhandenen Leckagewassers feststellbar ist. Dies erlaubt die Beurteilung
des Gefährdungspotentials von Undichtigkeiten und damit die Einschätzung der Dringlichkeit von
Schadensbehebungsmaßnahmen.
Darüber hinaus muß im Falle eines undichten Medienrohres oder Inliners die Möglichkeit bestehen,
auf einfache Weise die jeweiligen Leckstellen zu lokalisieren. Diese Aufgaben werden durch die
Vereinigung folgender Merkmale gelöst:
- a) Der Kanal besteht aus einer äußeren Schutzrohrleitung mit einem innenliegenden Medien rohr bzw. Inliner. Der verbleibende Ringraum bleibt frei oder wird mit einem wasserleiten den Material verfüllt und dient zu Sammlung und Ableitung von anfallendem Wasser.
- b) Die Herkunft des anfallenden Wassers wird mit Hilfe charakteristischer oder den örtlichen Randbedingungen angepaßter physikalischer, chemischer, biologischer oder biochemischer Meß- oder Analyseverfahren bzw. ihrer Kombination bestimmt. Dies erfolgt entweder vor Ort durch Installation entsprechender kontinuierlich oder diskontinuierlich arbeitender Meßwertgeber, z. B. im Ringraum oder Ringspalt, in Abflußrinnen, speziell angeordneten Auffangbehältern oder im Labor durch regelmäßige Entnahme und Analyse von Wasserpro ben an mindestens einer der obengenannten Meßstellen. Meßparameter können u. a. sein: O2-Gehalt, pH-Wert, CSB/BSB-Wert, TOC-Wert, Nitrate, Schwermetalle, Leitfähigkeit, Temperatur, Bakterienanzahl, Feststoffanteil (Trübung).
Der zusätzliche technische und finanzielle Aufwand, der durch den erfindungsgemäßen doppelwan
digen Kanal, die Integration von Sensoren sowie die Meßwerterfassungsanlage entsteht, sind lang
fristig erheblich geringer als der Bau und die regelmäßige herkömmliche Dichtheitsprüfung kon
ventioneller Kanäle.
Kostenmindernd wirkt sich die Tatsache aus, daß zur Dichtheitsprüfung nicht wie bisher die ge
samte Leitung außer Betrieb gesetzt werden muß und dadurch die teilweise sehr aufwendigen Maß
nahmen zur Vorflutsicherung entfallen. Eine weitere Kostensenkung ist durch geringfügige Modifi
kation des Systems möglich mit dem Ziel, neben der kontinuierlichen Dichtheitsprüfung zusätzliche
Aufgaben, z. B. die Indirekteinleiterkontrolle, mit wahrzunehmen.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren und der erfindungsgemäßen Prüfeinrichtung lassen sich
diese Forderungen auf einfache Weise erfüllen. Unter Nutzung des im Schadensfall im Ringraum
angesammelten Leckagewassers erfolgt eine automatische, kontinuierliche Analyse des Wassers be
züglich charakteristischer physikalischer, chemischer, biologischer und biochemischer Abwasser
inhaltsstoffe bzw. Grundwassereigenschaften. Durch die Auswahl und gegenseitige Abstimmung
der Meßparameter sowie ihre kombinierte Messung kann die erforderliche Unterscheidung zwi
schen echtem Leckagewasser (Grundwasser, Abwasser) und nicht aus Leckagen stammendem Was
ser (Regenwasser bzw. Kondenswasser) eindeutig erfolgen.
Ungefähre Aussagen über das Ausmaß von Lecks im Schutzrohr bzw. im Inliner lassen sich bei be
kanntem Füllungsgrad und bekannten Grundwasserverhältnissen durch Messen der Leckwasser
menge treffen.
Zur exakten Lokalisierung von Undichtigkeiten im Inliner bieten sich zwei Möglichkeiten an. Bei
der Variante 1 wird der Ringraum zunächst vollständig mit Wasser gefüllt und der Kanal kurzzeitig
außer Betrieb besetzt. Das infolge des hydrostatischen Druckes durch die Undichtigkeit einströ
mende Wasser erlaubt die exakte Lokalisierung der Lecks in der Haltung.
Grundlage der zweiten Variante bildet die oben beschriebene Prüfeinrichtung. Dem Abwasserstrom
werden zu diesem Zweck Tracer zugegeben, die für eine spezielle Meßtechnik erkennbar sind.
Hierzu ist in den Kontroll- und Einsteigschächten während dieser Untersuchung jeweils ein zusätz
licher, auf den verwendeten Tracer abgestimmter, transportabler, mehrfach verwendbarer Detektor
eingebaut, der als Signalgeber für eine Zeitmeßeinrichtung fungiert.
Der höher gelegene Einsteigschacht besitzt eine Vorrichtung zur Eingabe der Indikatorlösung in das
Abwasser, die ebenfalls mit einer Zeitmeßeinrichtung gekoppelt ist.
Mit der so erweiterten erfindungsgemäßen Prüfeinrichtung lassen sich die Fließgeschwindigkeiten
des Abwassers im Inliner, die Fließgeschwindigkeit des Leckagewassers im Ringraum sowie die
unterschiedlichen Ankunftszeiten von Abwasser bzw. Leckagewasser im tiefergelegenen Einsteig
schacht bestimmten. Hieraus läßt sich die Lage der Undichtigkeit innerhalb der Haltung errechnen.
Claims (15)
1. Verfahren zur Feststellung und Lokalisierung von Undichtigkeiten in
Rohrleitungen (Kanalisationen und sonstige Fluide transportierende Leitungen) während des
Betriebes, dadurch gekennzeichnet, daß anfallendes Leckagefluid zur Bestimmung seiner
Herkunft bezüglich physikalischer, chemischer, biochemischer, biologischer und/oder ande
rer Parameter bzw. Parameterkombinationen analysiert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Analyse oder kombinierte
Analyse mittels vor Ort eingesetzter und installierter Sensoren oder Meßwertgeber kontinu
ierlich oder diskontinuierlich durchgeführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Meßwerterfassung in
Sammelrinnen oder -behältern, Einsteigschächten, Kontrollschächten oder in speziellen
Bauwerken für Kontrolleinrichtungen erfolgt.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Analyse oder kombinierte
Analyse des anfallenden Fluids mit einer mobilen tragbaren oder fahrbaren Meßwerterfas
sungsanlage durchgeführt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß Leckfluidproben entnom
men und außerhalb des Leitungssystems chemisch, biologisch, physikalisch und/oder bio
chemisch analysiert werden.
6. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2 dadurch gekennzeichnet, daß Leckfluid in Brunnen oder
Bohrungen im hydrologischen Einzugsgebiet der jeweiligen Rohrleitung gesammelt und an
alysiert wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1, 2, oder 5 zur Feststellung und Lokalisierung von
Undichtigkeiten in doppelwandigen, mehrwandigen oder mehrschaligen
(Sandwichkonstruktion) Rohrleitungen während des Betriebes, dadurch gekennzeichnet, daß
im Ringraum oder Ringspalt bzw. in partiell angeordneten Hohlräumen zwischen den Wän
den der Rohrleitung anfallendes Leckagefluid zur Bestimmung seiner Herkunft bezüglich
physikalischer, chemischer, biochemischer und/oder biologischer und sonstiger Parameter
bzw. Parameterkombinationen analysiert wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Meßwerterfassung im Ring
raum des doppelwandigen Rohrsystems, in damit verbundenen Sammelrinnen oder Behäl
tern, Einsteigschächten, Kontrollschächten oder in speziellen Bauwerken für Kontrollein
richtungen erfolgt.
9. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß zur exakten Lokalisierung eines
Lecks im Medienrohr eines doppelwandigen oder mehrschaligen Rohrsystemes mit verfüll
tem oder unverfülltem umlaufendem oder partiellem Ringraum oder Ringspalt Tracer in das
zu transportierende Fluid gegeben werden und durch eine Laufzeitmessung der Tracer an
drei Meßpunkten sowohl im Fluid als auch im Leckfluidsystem und entsprechende mathe
matische Auswertung die Leckstelle ohne Betriebsunterbrechung lokalisiert wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß es mit einer In
direkteinleiterkontrolle kombiniert wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Meßwerter
fassung vor Ort oder zentral in einer Betriebswarte erfolgt.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß es auch zur An
zeige von durch Fehleinleitungen bedingten Havariefällen genutzt wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß anhand der
Menge des im Kontrollschacht oder am Bauwerk gesammelten Leckagefluids unter Berück
sichtigung der hydraulischen Verhältnisse in der Rohrleitung und der hydrologischen Bedin
gungen im Einzugegebiet der Leitung die Leckgröße abgeschätzt wird.
14. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens zur Feststellung und Lokalisierung von Un
dichtigkeiten in Rohrleitungen während des Betriebes nach einem der Ansprüche 1 bis 13,
gekennzeichnet durch Sensoren oder Meßwertgeber, Meßwerterfassungsanlage zur Analyse
physikalischer, chemischer, biochemischer und/oder biologischer Parameter oder Parame
terkombinationen, die in Sammelrinnen oder -behältern, Einsteigschächten, Kontroll
schächten oder in speziellen Bauwerken für Kontrolleinrichtungen, die mit der Rohrleitung
verbunden sind, oder in Brunnen oder Bohrungen im hydrologischen Einzugsgebiet der je
weiligen Rohrleitungen angeordnet sind.
15. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 9 zur exakten Lokalisierung
eines Lecks im Medienrohr eines doppelwandigen Rohrsystems, gekennzeichnet durch eine
in das Medienrohr mündende Dosiereinrichtung zur Abgabe von Tracern in das zu
transportierende Fluid und durch im Fluid und im Leckfluidstrom angeordnete mindestens
drei Meßwertgeber zur Laufzeitmessung des Tracers.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19924208970 DE4208970C2 (de) | 1992-03-19 | 1992-03-19 | Verfahren und Vorrichtung zur Feststellung und Lokalisierung von Undichtigkeiten in Abwasserkanälen |
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Publications (2)
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