DE4206532A1 - Verfahren zur prozessgekoppelten, nichtselektiven konzentrationsmessung in fluessigen mehrkomponentengemischen - Google Patents
Verfahren zur prozessgekoppelten, nichtselektiven konzentrationsmessung in fluessigen mehrkomponentengemischenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur prozeßgekop
pelten, nichtselektiven Konzentrationsmessung in flüs
sigen Mehrkomponentengemischen.
Dieses Verfahren kann im wesentlichen in Destillations
kolonnen und Reaktoren zum Einsatz kommen.
Prozeßgekoppelte Konzentrationsanalyse in flüssigen Mehr
stoffgemischen mit mehr als zwei Mischungspartnern wird
in der Chemieindustrie zum gegenwärtigen Zeitpunkt im
wesentlichen durch
- - prozeßgekoppelte Analysenmeßtechniken und
- - modellgestützte Analyse/Prozeßführung realisiert.
Prozeßgekoppelte Analysenmeßtechniken lassen sich in
- - nichtselektive und
- - selektive Meßtechniken einteilen.
Die Verwendung von Techniken zur Informationsgewinnung
mit Hilfe des Konzeptes nichtselektiver Meßverfahren
unter Nutzung modellgestützter Bestimmungsmethoden steht
heute erst am Anfang.
Nichtselektive Meßtechniken sind bspw. im Taschenbuch
Betriebsmeßtechnik; Verlag Technik, Berlin 1973 und bei
R. Borsdorf, M. Scholz; Spektroskopische Methoden in der
organischen Chemie, Akademie Verlag, Berlin 1989 sowie
bei W. Fabinski, G. Franck; Betriebsmeßgeräte zur Konzen
trationsmessung von Gasen und Flüssigkeiten; Chem.-Ing.
Tech. 60 (1988) 12 und in Hardware-Software-Techniken -
Trends in der Analytik, Erdöl-Erdgas-Kohle, 104 (1988) 9
beschrieben. Dabei wird deutlich, daß in der Vergangen
heit Entwicklungen dahin zielten, Labortechniken prozeß
fähig zu machen. Typisch dafür sind Prozeßchromato
graphen, Prozeßmassenspektrometer und prozeßgekoppelte
Analysenautomaten. Obwohl diese Geräte hochgenaue Ergeb
nisse liefern, liegt darin auch der Nachteil, daß sie für
den konkreten Anwendungsfall oft genauere als nötige
Ergebnisse liefern, d. h. sie sind für das zu lösende
Meßproblem meist "überdimensioniert" und somit teuer.
Das ist ein Grund für die unzureichende Anzahl von
Konzentrationsmeßstellen in der Chemieindustrie.
Die bekanntesten selektiven Sensoren sind ISFET′s und
Ionenselektive Elektroden (z. B. pH-Elektroden). Neben
diesen existieren weitere Sensoren die aber in der Praxis
nur eine untergeordnete Rolle spielen (vgl. dazu: H.
Belgith, J.L. Romette, D. Thomas; An Enzyme Electrode for
On-line Determination of Ethanol and Methanol; Biotech
nology and Bioengeneering, Vol. 30 (1987) Pp. 1001-1005).
Der Nachteil dieser Sensoren besteht in der zur Zeit
unzureichenden Langzeitstabilität.
Die modellgestütze Analyse/Prozeßführung kommt im wesent
lichen in Destillationskollonen und Reaktoren zum
Einsatz. Solange vom prozeßbeschreibenden Modell keine
Abweichungen auftreten, werden mit diesem Verfahren gute
Ergebnisse erzielt. (vgl. dazu: F.F. Rhiel, F. Krahl;
Model-Based Control Systems for Destillation Columns;
Chem. Eng. Technol. 11 (1988) 188-94) Die Anwendung die
ser Technik ist jedoch nicht an allen technologischen
Anlagen möglich.
Der derzeitige Stand der prozeßgekoppelten Konzentra
tionsmeßtechnik für flüssige Mehrstoffgemische mit mehr
als zwei Mischungspartnern ist im wesentlichen durch den
Einsatz von
- - Prozeßchromatographen
- - Prozeßphotometern
- - Prozeßanalyseautomaten
- - Prozeßmassenspektrometern bestimmt.
In der stoffwandelnden Industrie sind meßtechnische An
forderungen zur Konzentrationsbestimmung flüssiger Mehr
stoffgemische bekannt, die mit den genannten Meßtechniken
hinsichtlich Kostenaufwand und Analysenzeiten nicht
optimal erfüllbar sind.
Des weiteren sind Untersuchungen über das dielektrische
Verhalten von Stoffen im Mikrowellengebiet unter werk
stoffwissenschaftlichen Aspekten bekannt. Datenmaterial
ist u. a. bei A.v. Hippel; Dielectric and Waves, J. Wiley,
New York 1954 oder Dielectric materials and applications,
J. Wiley, New York 1954 enthalten. Anwendungen der Mikro
wellentechnik für Strukturuntersuchungen an Molekülen
sind ebenfalls bekannt. Studien über das dielektrische
Verhalten von flüssigen Mehrstoffgemischen sind bei B.B.
Swain, G.S. Ray: Studies on Dielectric Properties of
Binary Mixtures of Butanol in Nonpolar Solvents; Japanese
J. of Applied Physics, Vol. 25 No. 2 (1986) 209-214; C.R.
Acharyya, S. Acharyya, C. Acharrya, S. Kundu, D.C.
Sarkar: Dielectric measurement of polar - non-polar
liquid mixture at ultra high frequency field; Indian J.
Phys., 60B 183-189 (1986) und bei H.D. Purohit, R.J.
Sengwa: Dielectric Relaxation in Mono Alkyl Ethers of
Diethylene Glycol at microwave frequencies; Journal of
Molecular Liquids, 40 (1989) 237-250 beschrieben, verfolgen
aber nicht das Ziel einer Konzentrationsermittlung.
Die Anwendung der Mikrowellentechnik für prozeßanaly
tische Zwecke war bisher der Feuchtemessung vorbehalten.
Nach dem Erschließen der Frequenzbereiche im IR, NIR,
FIR, UV und VIS für analytische Zwecke deutet sich die
zukünftige Erschließung der Mikrowellenfrequenzen an. Ein
erstes in Serie gefertigtes Gerät das in diesem Frequenz
bereich arbeitet und für die prozeßgekoppelte selektive
Gasanalyse entwickelt wurde, ist in einer Anzeige der
Siemens AG "MIPAN"; Brennstoff-Wärme-Kraft, Bd. 43 (1991)
1/2 vorgestellt.
Zusammenfassend können die folgenden Nachteile des
Standes der Technik aufgeführt werden:
- - langsame bzw. diskontinuierliche Arbeitsweise (z. B. Prozeßchromatographen und Analysenautomaten)
- - oft qualitativ und quantitativ überdimensioniert und damit teuer
- - wartungsintensiv
- - hohe Ausfallwahrscheinlichkeit durch Kompliziertheit der Systeme
- - geringe Langzeitstabilität (z. B. Ionenselektive Elek troden)
Ausgehend von diesem unbefriedigenden Stand der Technik
ist es das Ziel der Erfindung, eine robuste und schnelle
Konzentrationsmeßtechnik zu entwickeln, die für den vor
zugsweisen Einsatz in Zwei-, Drei- und Vierstoffgemischen
bestimmt ist. Spurenanalyse soll vordergründig nicht Ziel
des erfindungsgemäßen Meßverfahrens sein.
Ausgehend von dem Sachverhalt, daß eine nichtselektive
Konzentrationsermittlung für ein vorgegebenes Stoffge
misch über die Messung verschiedener Stoffkenngrößen an
diesem Stoffgemisch erfolgen kann, wurde folgendes erfin
dungsgemäßes Verfahren entwickelt:
Es ist bekannt, daß sich die Abhängigkeit verschiedener
Stoffkenngrößen S von verschiedenen Parametern P)
mathematisch folgendermaßen beschreiben läßt:
S = f (c, P) (1)
c=Konzentrationsvektor
mit c=(c₁, c₂, . . ., cm) ci, i=1 . . . m Konzentrationen der m Mischungspartner
P=Parametervektor
mit c=(c₁, c₂, . . ., cm) ci, i=1 . . . m Konzentrationen der m Mischungspartner
P=Parametervektor
Die Abhängigkeit der Stoffkenngröße von nur einem
Parameter P und dessen diskreter n-maliger Variation
führt zu
S₁=f₁ (c, P=P₁)
·
·
·
Sn=fn (c, P=Pn) (2)
·
·
·
Sn=fn (c, P=Pn) (2)
Durch Kalibrierung und Modellbildung werden die Si,
i=1 . . . n im Konzentrationsbereich um den Arbeitsbereich co
ermittelt. Die Bestimmung des interessierenden
Konzentrationsvektors cx am Gemisch erfolgt vor Ort durch
Messung von n Werten S bei den zugehörigen Werten von P,
die bei der Kalibrierung verwendet wurden. Das zugehörige
Gleichungssystem für die m Unbekannten ci ist unter be
stimmten Nebenbedingungen eindeutig lösbar. Die Lösbar
keit ist immer dann gegeben, wenn das Gleichungssystem
(2) hinreichend gut konditioniert ist.
Diese Eigenschaft des Systems kann durch die Wahl von S
und P beeinflußt werden.
Als Stoffkenngröße wurde die Dämpfung elektromagnetischer
Wellen (D), als Parameter die Frequenz eines elektromag
netischen Wechselfeldes (w) im Mikrowellengebiet gewählt.
Die Dämpfung elektromagnetischer Wellen ist für
nichtleitende Flüssigkeiten mit polarem Dipolmoment im
Mikrowellengebiet frequenzabhängig. Somit kann davon
ausgegangen werden, daß das Gleichungssystem für ein
n-Stoffgemisch
D=(w, c)
mit
D=(D₁(w₁, c), (D₂(w₂, c), . . ., Di(wi, c))
c=(c₁, c₂, . . ., cn), cj=1 (j=1 . . . n) und
i(n-1)
D=(D₁(w₁, c), (D₂(w₂, c), . . ., Di(wi, c))
c=(c₁, c₂, . . ., cn), cj=1 (j=1 . . . n) und
i(n-1)
lösbar ist, d. h. die Dk (k=1 . . i) untereinander nicht
linear abhängig sind. Das ist der Fall, wenn die
Frequenzen wk so gewählt werden, daß sie im Bereich einer
hinreichend unterschiedlichen Frequenzabhängigkeit der
Dämpfung der Mischungspartner liegen.
Vorzugsweise ist das Verfahren zur Bestimmung der Konzen
trationen in Drei- und Vierstoffgemischen geeignet.
Die Konzentrationsermittlung für ein, beispielsweise,
Dreistoffgemisch erfolgt erfindungsgemäß folgendermaßen:
- 1. Herstellung von Kalibriergemischen bekannter qualita tiver und quantitativer Zusammensetzung.
- 2. Messung der Dämpfungen bei verschiedenen Frequenzen für die verschiedenen Kalibriergemische.
- 3. Modellierung der Dämpfungsdaten in der Form D(wk)=f(c) (Modelldaten)
- 4. Bestimmung der Dämpfungen bei den gleichen Frequenzen am quantitativ unbekannten Gemisch. (Meßwerte)
- 5. Errechnung der Konzentration des quantitativ unbekann ten Gemisches aus Modelldaten und Meßwerten.
Eine hardwaremäßige Realisierungsmöglichkeit ist in Abb. 1
angegeben.
Im Ausführungsbeispiel soll eine Konzentrationsbestimmung
nach dem oben beschriebenen Verfahren für ein
Dreistoffgemisch, bestehend aus den drei polaren Stoffen
Methanol, Ethanol, Wasser, beschrieben werden. Das
Dreistoffgemisch soll unter normalen Druckverhältnissen bei
20°C vorliegen. Der Meßbereich soll den gesamten möglichen
Mischungsraum umfassen, daß heißt Methanol, Ethanol, Wasser
0-100 %. Zur Konzentrationsermittlung sind folgende
Verfahrensschritte durchzuführen:
- 1. Herstellung von Kalibriergemischen bekannter quantitativer Zusammensetzung. Beispielsweise: Herstellung von 45 Kalibriergemischen, die im 12.5%- Raster über den gesamten Mischungsraum verteilt sind.
- 2. Einfüllen des ersten Kalibriergemisches in eine Meßan ordnung (siehe beispielsweise Abb. 1). Bestimmung der Dämpfung des durch den Sensor (Pos. 3 in Abb. 1) geleiteten Mikrowellensignals bei verschiedenen Frequenzen zwischen 50 MHz und 3 GHz nach Betrag und/oder Phase. Günstig erweisen sich am gewählten Gemisch z. B. folgende zehn Frequenzen: 300 MHz, 600 MHz, 900 MHz usw. bis 3 GHz. Die gewählten Frequenzen liegen im Bereich der Relaxationsfrequenzen des dielektrischen Verlustfaktors von Methanol und Ethanol (ca. 1 GHz). Sie sind weiterhin abhängig von der Konstruktion des Sensors (siehe beispielsweise Abb. 2). Der relative Fehler mit dem die Dämpfungen bestimmt werden, sollte möglichst kleiner 2% sein.
- 3. Wiederholung von Punkt 2. mit den restlichen 44 Kalibriergemischen.
- 4. Modellierung der 45 Dämpfungsverläufe Di=f(ω) bei Ci. für i=1 . . 45 in die Form Dk=f(C) bei ωk für k=1 . . 10.
- 5. Einbringen des Sensors in das quantitativ unbekannte Methanol-Ethanol-Wasser-Gemisch und Bestimmung der Dämpfung bei den gleichen Frequenzen wie bei der Kalibrierung.
- 6. Mittels der unter Punkt 4. erhaltenen 10 Modelle und den aus Punkt 5. erhaltenen 10 Meßwerten kann unter Zuhilfenahme bekannter mathematischer Algorithmen die Konzentration des Dreistoffgemisches bestimmt werden.
Claims (7)
1. Verfahren zur Bestimmung der Konzentration von n Einzel
komponenten in nichtgasförmigen Mehrkomponentensystemen,
von denen höchstens eine Komponente kein permanentes
Dipolmoment aufweist, gekennzeichnet dadurch, daß in all
gemein bekannter Weise Kalibriergemische aus den zu be
stimmenden Komponenten hergestellt, im Mikrowellengebiet
für ausgewählte Frequenzen die Frequenzabhängigkeit der
Dämpfung elektromagnetischer Wellen für die Kalibrierge
mische bestimmt und nach einer an sich bekannten Model
lierung dieser Abhängigkeit das Modell zur Bestimmung der
unbekannten Konzentrationen verwendet wird, nachdem für
das unbekannte Gemisch für die ausgewählten Frequenzen
die Frequenzabhängigkeit der Dämpfung elektromagnetischer
Wellen bestimmt wurde.
2. Verfahren zur Bestimmung der Konzentration gemäß Anspruch
1, gekennzeichnet dadurch, daß die Frequenzabhängigkeit
der Dämpfung nur auf der Basis des Phasenanteils der
Dämpfung ermittelt wird.
3. Verfahren zur Bestimmung der Konzentration gemäß Anspruch
1, gekennzeichnet dadurch, daß die Frequenzabhängigkeit
der Dämpfung nur auf der Basis des Betrages der Dämpfung
ermittelt wird.
4. Verfahren zur Bestimmung der Konzentration gemäß Anspruch
1, gekennzeichnet dadurch, daß die Frequenzabhängigkeit
der Dämpfung auf der Basis des Phasenanteils und des
Betrages der Dämpfung ermittelt wird.
5. Verfahren nach einem der vorigen Ansprüche, gekennzeichnet
dadurch, daß die Messung in flüssigen Medien erfolgt.
6. Verfahren nach einem der vorigen Ansprüche, gekennzeichnet
dadurch, daß die Frequenzabhängigkeit der Dämpfung insbe
sondere im Bereich von 300 MHz 3 GHz in 200 bis 500 MHz
Schritten bestimmt wird.
7. Verfahren nach einem der vorigen Ansprüche, gekennzeichnet
dadurch, daß nur in Gemischen gemessen wird, in denen alle
Komponenten ein permanentes Dipolmoment aufweisen.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19924206532 DE4206532A1 (de) | 1992-03-02 | 1992-03-02 | Verfahren zur prozessgekoppelten, nichtselektiven konzentrationsmessung in fluessigen mehrkomponentengemischen |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19924206532 DE4206532A1 (de) | 1992-03-02 | 1992-03-02 | Verfahren zur prozessgekoppelten, nichtselektiven konzentrationsmessung in fluessigen mehrkomponentengemischen |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4206532A1 true DE4206532A1 (de) | 1993-09-23 |
Family
ID=6453037
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19924206532 Withdrawn DE4206532A1 (de) | 1992-03-02 | 1992-03-02 | Verfahren zur prozessgekoppelten, nichtselektiven konzentrationsmessung in fluessigen mehrkomponentengemischen |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4206532A1 (de) |
Cited By (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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-
1992
- 1992-03-02 DE DE19924206532 patent/DE4206532A1/de not_active Withdrawn
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