DE4137548A1 - Antimikrobielle wirkstoffkombination auf der basis von acridinfarbstoffen - Google Patents
Antimikrobielle wirkstoffkombination auf der basis von acridinfarbstoffenInfo
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- A61K31/79—Polymers of vinyl pyrrolidone
Description
Die Erfindung betrifft eine antimikrobielle Wirkstoffkom
bination auf der Basis von Acridinfarbstoffen zur Antiseptik
und Desinfektion von Haut, Schleimhaut und Wunde.
Acriflavin - ein Acridinfarbstoff - wird vorzugsweise zur
Mundhöhlen-Antiseptik in einer Anwendungskonzentration von im
allgemeinen 0,3% angewendet. In der Sofortwirkung erreicht
es die Wirksamkeit von Chlorhexidin nicht ganz, dafür ist es
in der remanenten Wirkung Chlorhexidin überlegen. (Kramer,
A.; Böttcher, I.; Böttcher, U.; Niesler, M.; Neumann, K.;
Weuffen, W.: Antiseptische Effektivität ausgewählter Anti
septika zur prophylaktischen Mundhöhlenspülung. In: Knoll,
K.H. (Hrsgb.) - Angewandte Hygiene in ZMK-Klinik und Praxis,
Bericht Dental-Hygiene-Kongreß Marburg 1990. S. 211-217).
Acriflavin kann auch auf anderen Biotopen zur Antiseptik
eingesetzt werden, z. B. auf Wunden oder im Genitalbereich.
Die Verfärbung ist jedoch eine unerwünschte Eigenschaft, die
die Anwendung limitiert. Unter diesem Aspekt ist eine Redu
zierung der Anwendungskonzentration wünschenswert.
Ebenfalls fördern Acridine die Elimination von R-Plasmiden.
Chlorhexidin ist ein Bis-guanidin-Derivat mit starken bakte
riziden Eigenschaften und einer guten Haftfähigkeit an der
Haut. Die rasch wirksame, wenig toxische Substanz hat sich
außer zur Instrumenten- und Händedesinfektion zur Verhütung
von Infektionen bei urologischen Eingriffen (Katheterisie
rung, Zystoskopie usw.) bewährt. Sie wird ferner bei Infek
tionen im Mund- und Rachenraum eingesetzt. (E. Mutschler
Arzneimittelwirkungen, Lehrbuch der Pharmakologie und Toxiko
logie, 1991). Allerdings ist die Konzentration des Chlorhexi
din beim Einsatz in der medizinischen Praxis recht hoch, was
aus toxikologischen Gründen nachteilig zu bewerten ist. In
der AS 20 60 439 wird eine bevorzugte Anwendungskonzentration
von 0,5-0,75% genannt. Relativ hohe Konzentrationen werden
auch beim Einsatz von PVP-Iod (Iod-Komplexe mit Polyvinyl
pyrrolidon) angewandt, so daß es insbesondere bei Applikation
an Schleimhäuten oder auf größeren Wundflächen zu syste
mischen Nebenwirkungen infolge von Resorption kommen kann.
Eine generelle Reduzierung der Anwendungskonzentration von
antimikrobiellen Wirkstoffen kann wiederum deren Wirksamkeit
und Wirkungsspektrum beeinträchtigen, so daß der Einsatz von
bekannten Einzelwirkstoffen und ihre Kombinationen nur eine
Verbesserung bringt, wenn trotz einer Verringerung der Anwen
dungskonzentration eine synergistische Steigerung der Wirk
samkeit erreicht wird.
Aufgabe der Erfindung ist es deshalb, eine antimikrobielle
Wirkstoffkombination auf der Basis von Acridinfarbstoff zur
Antiseptik und Desinfektion von Haut, Schleimhaut und Wunde
mit relativ niedriger Anwendungskonzentration der Komponenten
bei hoher antimikrobieller Wirksamkeit zu schaffen, die auch
anwendungsfreundlich und verträglich ist.
Überraschenderweise wurde gefunden, daß die Aufgabe mit einer
antimikrobiellen Wirkstoffkombination auf der Basis von
Acridinfarbstoffen gelöst werden kann, die dadurch
gekennzeichnet ist, daß die Acridinfarbstoffe in einer
Konzentration von 0,01 bis 1% kombiniert sind mit
Chlorhexidin, Octenidin, quarternären Ammoniumverbindungen,
Jodophoren, Milchsäure oder mit Milchsäure und Chlorhexidin.
Erfindungsgemäß wird als Acridinfarbstoff insbesondere Acri
flavin eingesetzt. Unerwarteterweise zeigen diese Wirkstoff
kombinationen einen synergistischen Effekt, so daß trotz der
Verringerung der Anwendungskonzentration die antimikrobielle
Wirksamkeit größer ist als die Summe der antimikrobiellen
Wirksamkeiten der Einzelwirkstoffe. Die Reduzierung der
Anwendungskonzentration führt zu einer geringeren toxiko
logischen Belastung, gleichzeitig vergrößert der Einsatz von
mindestens zwei antimikrobiellen Wirkstoffen das Wirkungs
spektrum.
Die im folgenden genannten vorteilhaften Kombinations
varianten mit Acriflavin zeichnen sich durch einen besonders
hohen synergistischen Effekt aus:
- - 0,01 bis 1% Acriflavin und 0,01 bis 0,5% Chlorhexidin.
- - 0,01 bis 1% Acriflavin und 0,01 bis 0,5% Octenidin.
- - 0,01 bis 1% Acriflavin und 1 bis 10% PVP-Jod in wäßriger Lösung.
- - 0,01 bis 1% Acriflavin und 1 bis 5% PVP-Jod in alkoholischer Lösung, wobei die alkoholische Lösung ein n- oder iso-Propanol/Wassergemisch mit einem Alkoholanteil zwischen 40 und 90 Vol-% ist.
- - 0,01 bis 1% Acriflavin und 0,01 bis 4% Milchsäure.
- - 0,01 bis 1% Acriflavin und 0,01 bis 4% Milchsäure und 0,01 bis 0,5% Chlorhexidin.
Eine Dreifachkombination, die aus Acriflavin, Milchsäure und
Chlorhexidin besteht, besitzt darüber hinaus eine deutlich
verbesserte antimikrobielle Wirksamkeit gegen verschiedene
Viren wie Hepatitis-B-Viren und Herpes-simplex-Viren.
Die erfindungsgemäßen antimikrobiellen Wirkstoffkombinationen
kommen in wäßrigen Lösungen zum Einsatz, die gegebenenfalls
Alkoholanteile enthalten. Der Alkoholzusatz erfolgt zur Ver
besserung sowohl der Benetzung als auch der Löslichkeit der
Wirkstoffe bei insbesondere längerkettigen Verbindungen
und/oder zur Verringerung der Viskosität der Wirkstoffkombi
nation. Zugleich bewirkt der Alkoholzusatz eine erhöhte anti
mikrobielle Wirksamkeit. Insbesondere werden Ethanol, Isopro
panol oder n-Propanol verwendet. Bei Anwendung der
antimikrobiellen Wirkstoffkombination auf einer Schleimhaut,
einer schleimhautähnlichen Oberfläche oder auf einer Wunde
sollte die Konzentration nicht höher als 10 Vol.-% sein. Bei
normaler Haut kann die Alkoholkonzentration bis zu 70%
betragen.
In Abhängigkeit vom jeweiligen Applikationsort bzw. der Kom
binationsvariante werden der erfindungsgemäßen Wirkstoff
kombination zur pH-Wertregulierung Puffer, zur Isotonisierung
Elektrolyte, zur Verbesserung der Benetzung Netzmittel und
gegebenenfalls Stabilitätsverbesserer zugesetzt.
Die nachfolgenden Beispiele dienen der weiteren Erläuterung
der Erfindung.
Die synergistische Wirkungssteigerung von Acriflavin durch
Milchsäure wurde im Blockierungs-Aktivierungs-Test nach
gewiesen. Das Testprinzip besteht darin, daß der eine Wirk
stoff in Verdünnungsstufen im festen Nährmedium enthalten ist
und der Kombinationspartner in vier verschiedenen Konzentra
tionen in ausgestanzte Agarlöcher von 10 mm Durchmesser, die
am Boden mit einem Agartropfen abgedichtet sind, einpipet
tiert wird (Weuffen, W.; Mentel, R. (1968): Zusammenhänge
zwischen chemischer Konstitution und keimwidriger Wirkung.
22. Mitteilung: Orientierende Prüfung einiger Benzylisothio
cyanate auf Kombinationseffekte mit anderen Substanzen mit
Hilfe des Blockierungs-Aktivierungs-Tests. Pharmazie 23, S.
579-582). Als Testkeim wurde Pseudomonas aeruginosa einge
setzt. Entstehen auf den Platten mit ungehemmten Keimwachstum
um die Stanzlöcher Hemmhöfe bzw. nehmen die Hemmhofdurchmes
ser im Vergleich zur Kontrollplatte ohne Wirkstoffzusatz im
Agar zu, liegt eine Wirkungsverstärkung vor. Kommt es auf
unbewachsenen Platten um die Stanzlöcher zur Keimbesiedlung,
liegt eine antagonistische Interaktion vor. Es wurde jeweils
ein Wiederholungsversuch durchgeführt.
Bei der Bewertung der Ergebnisse ist davon auszugehen, daß
eine Zunahme des Hemmhofdurchmessers um 2 mm etwa einer Ver
dopplung der Wirksamkeit entspricht. Damit wird die Wirksam
keit von Acriflavin durch Milchsäure im günstigsten Falle
etwa um das 32fache gesteigert (Tabelle 1).
Gemäß der Methodik in Beispiel 1 wurde die synergistische
Wirkungssteigerung von Acriflavin durch Chlorhexidin nachge
wiesen (Tab. 2), die im günstigsten Falle etwa das 20fache
betrug.
200 ml eines HBsAg enthaltenden Serumpools aus mehr als 100
HBsAg-positiven Probanden wurden mit 1,8 ml der zu prüfenden
Wirkstofflösung versetzt und 2, 30, 60, 120 und 240 Minuten
inkubiert. Zur weitgehenden Inaktivierung wurden die Lösungen
nach Ablauf der Einwirkungszeit 1:100 verdünnt. Die Bestim
mung des HBsAg erfolgte mit einem Radioimmunoassay. (Abbott
Diagnostika GmbH, Wiesbaden) entsprechend den Vorschriften
des Herstellers. Die Bewertung erfolgte nach dem von Jülich,
W.-D.; Kramer, A.; Wiebeck, F. und Weuffen, W. (Desinfek
tionsmittelprüfung im Keimträgertest mit HBsAg als Infek
tionsmarker für das Hepatitis-B-Virus. In: Knoll, H. (Hrsgb.)
- Angewandte Krankenhaushygiene, Bericht über den 111. Kran
kenhaushygiene-Kongreß Marburg 1988, Bd. 3, S. 249-257)
angegebenen Schema.
Durch die geprüften Einzelwirkstoffe wird die immunchemische
Reaktivität des HBsAg um weniger als 50% vermindert, sie
müssen deshalb als unwirksam in diesem Testsystem bewertet
werden. Dagegen wird durch die erfindungsmäßige Kombination
aus Acriflavin - 0,3%, Chlorhexidinacetat - 0,2% und
Milchsäure - 2% eine mäßige antivirale Wirksamkeit erreicht.
Durch die erfindungsmäßige Kombination ist demnach eine
Erweiterung des Wirkungsspektrums möglich.
Claims (8)
1. Antimikrobielle Wirkstoffkombination auf der Basis von
Acridinfarbstoffen zur Antiseptik und Desinfektion von
Haut, Schleimhaut und Wunde,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Acridinfarbstoffe in einer Konzentration von
0,01-1% kombiniert sind mit
- - Chlorhexidin
- - Octenidin
- - quarternären Ammoniumverbindungen
- - Iodophoren
- - Milchsäure
- - oder mit Milchsäure und Chlorhexidin.
2. Antimikrobielle Wirkstoffkombination nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein Acridinfarbstoff Acriflavin ist.
3. Antimikrobielle Wirkstoffkombination nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß sie 0,01-1% Acriflavin und 0,01-0,5% Chlorhexidin
enthält.
4. Antimikrobielle Wirkstoffkombination nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß sie 0,1-10 mg/ml Acriflavin und 0,01-0,5%
Octenidin enthält.
5. Antimikrobielle Wirkstoffkombination nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß sie 0,01-1% Acriflavin und 1-10% PVP-Jod in
wäßriger Lösung enthält.
6. Antimikrobielle Wirkstoffkombination nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß sie 0,01-1% Acriflavin und 1-5% PVP-Jod in
alkoholischer Lösung enthält, wobei die alkoholische Lö
sung ein n- oder iso-Propanol/Wassergemisch mit einem
Alkoholanteil zwischen 40 und 90 Vol-% ist.
7. Antimikrobielle Wirkstoffkombination nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß sie 0,01-1% Acriflavin und 0,01-4% Milchsäure
enthält.
8. Antimikrobielle Wirkstoffkombination nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß sie 0,01-1% Acriflavin und 0,01-4% Milchsäure
und 0,01-0,5% Chlorhexidin enthält.
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