DE4136553A1 - Impfstoff gegen schleimhauterreger und herstellungsverfahren - Google Patents
Impfstoff gegen schleimhauterreger und herstellungsverfahrenInfo
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Description
Keuchhusten ist eine schwere Erkrankung der Atemwege, die im
allgemeinen kleine Kinder trifft und vor den 30er Jahren einen
erheblichen Anteil an der Mordbiditäts- und Sterblichkeitsrate
von Kindern hatte. Seitdem haben parenterale Impfungen mit in
der Hitze abgetöteten Ganzzell-Präparationen von Bordetella per
tussis (dem verursachenden Bakterium) im großen Maßstab sowie
verbesserte sozio-ökonomische Bedingungen das Auftreten von
Keuchhusten in den entwickelten Ländern weitgehend zurückge
drängt. In den vergangenen zwei Jahrzehnten ist diese Krankheit
als Folge einer verminderten Akzeptanz der Vakzine durch die El
tern allerdings wieder häufiger geworden, was hauptsächlich
daran liegt, daß mit der Keuchhusten-Impfung Nebenwirkungen auf
treten können. Deren Schweregrad reicht von schwach-lokalen Re
aktionen über persistierendes Schreien bis zu bleibenden Hirn
schäden. In manchen Ländern weigern sich die Ärzte aus Haftungs
gründen, zur Impfung zu raten. Darüber hinaus können die Vakzinen
verschiedener Hersteller höchst unterschiedlich sein, und nicht
alle Impfpräparate bieten Schutz.
In den vergangenen Jahren lag die hauptsächliche Stoßrichtung
der Keuchhusten-Forschung in der Entwicklung definierter zell
freier Vakzinen mit reduzierter Reaktogenität und größerer
Immunogenität. Sie wird jedoch durch einen Mangel an Wissen über
die Pathogenese des Keuchhustens, die außerordentlich komplex
ist, und über die immunologischen Schutzmechanismen, die auf die
Infektion folgen, behindert. Bordetella pertussis besitzt meh
rere Faktoren, die an der Pathogene beteiligt sind, jedoch
wird weiterhin kontrovers diskutiert, welche von diesen die
Schutz hervorrufenden Antigene beim Menschen sind und welche
Faktoren an die Reaktogenität der Vakzine geknüpft sind. In
schwedischen Feldversuchen wurde ermittelt, daß solche Impf
stoffe einen gewissen Schutz boten, die auf gereinigten An
tigenen, nämlich entgiftetem Keuchhusten-Toxin und filamentösem
Haemagglutinin basierten; es ist jedoch klar, daß diese Vakzinen
mit anderen Antigenen verunreinigt waren, die ebenfalls am
Schutz beteiligt sein könnten. Das bedeutet, daß nach wie vor
ein nicht reaktogener, hochwirksamer Impfstoff nicht zur Verfü
gung steht. Demzufolge besteht der Bedarf an der Erarbeitung al
ternativer Strategien. Wir haben die Möglichkeit einer Ver
wendung von Liposomen untersucht, die Bordetella pertussis-Anti
gene enthalten, um auf orale oder nasale Verabreichung hin die
Immunantwort der Luftwege zu stimulieren.
Lipopolysaccharide (LPS) und Präparationen des äußeren Membran
proteins, sog. "outer membrane protein" (OMP), von Bordetella
pertussis wurden in multilamellare Liposomen eingebracht, z. B.
in aus Phospholipiden auf der Basis von Sojabohnen bestehende
oder diese enthaltende Liposomen wie LyphasomeTM (Fountain Phar
maceuticals, USA). Nach oraler oder intranasaler Impfung von
Mäusen mit den Liposomenhüllen wurden antigenspezifische
Antikörper-Reaktionen in Lungenspülflüssigkeit gefunden. Die Li
posomen mit OMP-Hülle waren bei der Induzierung einer Immunant
wort deutlich wirksamer als die OMP-Präparationen allein. Die
Reaktionen waren am stärksten, wenn Mäusen 30 Tage nach der
Primärimmunisierung eine Auffrischung verabreicht wurde. Das Ma
ximum der Reaktionen trat 20 Tage nach der Auffrischungsimpfung
auf, es konnten jedoch noch 75 Tage nach der Sekundärimmunisie
rung Antikörper festgestellt werden.
Diese Ergebnisse zeigen, daß dieses Liposomen-Freigabesystem für
Antigene die Wirkung hat, sekretorische Antikörper-Reaktionen zu
stimulieren, die notwendig sein könnten, um wirksam gegen eine
Infektion durch Bordetella pertussis zu schützen, und daß dieses
System auch auf die Freigabe einer Anzahl geeigneter Protein-
und/oder LPS-Antigene anwendbar sein sollte.
Obwohl Liposomen bereits in der Vergangenheit verwendet wurden,
um in vivo Antikörper-Reaktionen hervorzurufen, gibt es keine
Berichte über eine intranasale Immunisierung oder über Antikör
per-Reaktionen in der Lunge nach oraler Verabreichung. Dies ist
deshalb von Bedeutung, da bis heute Keuchhusten-Vakzinen paren
teral verabreicht werden, und es ist möglich, daß dies nicht
ausreicht, um das Immunsystem der Schleimhaut zu stimulieren.
Als Verteidigung an vorderster Front gegen die Kolonialisierung
und anschließende Infektion mit dem Erreger ist dies jedoch
notwendig. In der Tat läßt sich aus epidemiologischen Studien
mit einiger Sicherheit sagen, daß die derzeitigen Impfstoffe
mehr von der Krankheit schützen als vor der Infektion. Die orale
oder intranasale Verabreichung von Antigenen kann nicht nur zu
einem besseren Schutz führen; durch sie können auch mit der
parenteralen Impfung verbundene Nebenreaktionen wie der Endoto
xin-Schock umgangen werden, der durch geringe Mengen von freiem
LPS verursacht wird, mit dem die Präparationen der Protein-Anti
gene verunreinigt sind. Unsere Ergebnisse zeigen, daß in Liposo
men eingearbeitetes LPS keinen Endotoxin-Schock verursacht,
wahrscheinlich deshalb, weil verhindert wird, daß der LipidA-
Teil von LPS in die Wirtzell-Membranen eingeschleust wird.
Ein solches Freigabesystem kann auch für die Impfung gegen an
dere bakterielle Pathogene verwendbar sein, die sich auf dem Weg
Über die Schleimhaut, das heißt primär über die Lungen oder den
Intestinaltrakt, Zutritt in den tierischen oder menschlichen
Wirt verschaffen.
Das Auftreten von Keuchhusten in den entwickelten Ländern ist
infolge einer Durchimpfung mit parenteral verabreichten, in der
Hitze abgetöteten Ganzzell-Präparationen von Bordetella pertus
sis stark zurückgedrängt worden. Keuchhusten ist aber immer noch
ein weltweites Problem, was auf eine verminderte Akzeptanz des
derzeitigen Impfstoffs als Folge einer starken Publizität der
möglichen mit der Impfung verbundenen Nebenwirkungen (1), eine
mit der Herstellung der Impfstoffe verbundene Schwankungsbreite
der Wirksamkeit (2) sowie das Fehlen von Impfprogrammen in den
unterentwickelten Ländern zurückzuführen ist, wo 95% der Fälle
von Keuchhusten auftreten (3).
Ein möglicher Grund für das Fehlen einer reproduzierbaren Wirk
samkeit der Impfstoffe liegt darin, daß die parenterale Verab
reichung von Bordetella pertussis-Antigenen nicht ausreichend
sein könnte, um das notwendige Immunsystem der Schleimhaut zu
stimulieren, das als Verteidigung gegen die Infektion an vorder
ster Front benötigt wird. Tatsächlich lassen epidemiologische
Studien den Schluß zu, daß die derzeitigen Impfstoffe mehr gegen
die Krankheit als gegen die Infektion schützen (4). Eine orale
oder intranasale Verabreichung von Antigenen könnte nicht nur zu
einem besseren Schutz führen; hierdurch könnten auch viele der
Nebenreaktionen umgangen werden, die mit der parenteralen Imp
fung verbunden sind. Oral verabreichte Antigene induzieren je
doch häufig eine schwache Immun-Antwort von nur kurzer Dauer und
benötigen Adjuvantien zur Verstärkung.
Doppelschichtige Phospholipid-Vesikeln (Liposomen) sind als Sy
steme für die Freigabe einer Vielzahl von biologisch aktiven
Substanzen an spezifische Gewebe eingesetzt worden und in jünge
rer Zeit als immunologische Adjuvantien zur Beschleunigung der
Immunantwort gegenüber verschiedenen Bakterien und viralen An
tigenen (5) eingesetzt worden. Im folgenden wird die Wirkung von
Liposomen als Freigabesystem zur Beschleunigung der immunologi
schen Antwort auf Bordetella pertussis-Oberflächenantigene in
der Lunge beschrieben.
Bordetella pertussis D300421 (Serotyp 1.2.3) (6) wurde auf Bor
det Gengou-Base (Difco) mit 1% (vol./vol.) 15% (vol./vol.)
defibriniertem Pferdeblut gezüchtet. Für die Produktion in
großem Maßstab wurde Bordetella pertussis auf modifiziertem Hor
nibrook-Medium (7) vermehrt.
Zwei Liter einer 48 Stunden alten Bordetella pertussis-Kultur
wurden durch Zentrifugation geerntet und einmal mit phosphatgge
pufferter Salzlösung gewaschen (PBS; NaCl 8 g/l, KCl 0,2 g/l,
KH₂PO₄ 0,2 g/l, Na₂HPO₄×2H₂O 2,9 g/l, pH 7,4). Die Zellen wur
den mit destilliertem Wasser auf ein Gesamtvolumen von 75 ml
resuspendiert und 30 Minuten lang bei 65°C inkubiert. Diese
Suspension wurde dann mit dem gleichen Volumen an 90%igem
(Gew./vol.) Phenol vermischt und 45 Minuten lang unter konstan
tem Mischen bei 65°C inkubiert. Man ließ die Suspension auf Eis
abkühlen und zentrifugierte 10 Minuten lang bei 10 000×g. Die
wässerige Oberschicht wurde entfernt und 10 Minuten lang bei
10 000×g zentrifugiert, um Zelltrümmer zu entfernen. Das
Lipopolysaccharid (LPS) wurde durch die Zugabe des doppelten Vo
lumens von eiskaltem Aceton und Inkubation über die Nacht hinweg
ausgefällt. Der Niederschlag wurde durch 10-minütiges Zentrifu
gieren bei 10 000×g und 4°C gesammelt und mit 70%igem Aceton
gewaschen. Das getrocknete Pellet wurde in 20 ml destilliertem
Wasser resuspendiert und zwei Stunden lang bei 100 000×g
ultrazentrifugiert. Die Pellets wurden weitere zwei Male mit de
stilliertem Wasser gewaschen und dann lyophilisiert.
Zwei Liter einer 48 Stunden alten Bordetella pertussis-Kultur
wurden durch Zentrifugation geerntet, und die Zellen wurden ein
mal in PBS resuspen
diert und durch Hitze abgetötet (56°C, 30 min). Phenylmethan
sulfonylfluorid (PMFS) wurde bis zu einer Endkonzentration von
0,1 mM zugegeben, und die Zellen wurden durch Ultraschallbehand
lung zerstört (zehn einminütige Pulse auf Eis unter einminütiger
Abkühlung zwischen den Pulsen). Unzerstörte Zellen wurden durch
zehnminütige Zentrifugation bei 5000×g entfernt, und die
Zellhüllen wurden durch einstündige Zentrifugation bei 100 000×g
gesammelt. Die Hüllen wurden dann in 20 ml 2%igem Triton X-
100, 7,5 mM MgCl₂, 50 mM HEPES (N-2-Hydroxyethylpiperazin-N′-2-
ethansulfonsäure) pH 7,4 resuspendiert, eine Stunde lang auf Eis
stehengelassen, eine Stunde lang bei 100 000×g zentrifugiert
und im selben Puffer einmal gewaschen. Die OMP-Präparation wurde
dann zweimal mit destilliertem Wasser gewaschen. Die Protein-
Konzentrationen wurden mit Hilfe einer Abwandlung des Lowry-Ver
fahrens (8) bestimmt.
LyphazomeTM, eine käufliche Form kleiner multilamellarer
Phospholipid-Vesikeln, wurden unter Verwendung der "Solvent Di
lution Microcarrier technique", die von Fountain Pharmaceuticals
Inc. entwickelt wurde (9), unter Einsatz von gereinigten Soja
bohnen-Phosphatiden, bezogen von American Lecithin Company, New
York, so präpariert, daß sie Bordetella pertussis-LPS- und -OMP-
Präparationen enthielten. Die gereinigte Lipidmischung bestand
aus Phosphatidylcholin, Phosphatidylethanolamin, Phosphatidsäure
und neutralen Lipiden in einem ungefähren Verhältnis von
8 : 1 : 0,7 : 0,3.
Vier bis fünf Wochen alte weibliche Balb/c-Mäuse wurden in Fün
fergruppen immunisiert. Intranasal immunisierte Mäuse wurden mit
Ether anästhesiert, und 50 µl Vakzin-Lösung in PBS wurde auf den
äußeren Nasenlöchern aufgebracht, wodurch sie inhaliert werden
konnte. Für oral immunisierte Mäuse wurde die Vakzine in PBS
passend verdünnt, und direkt vor der Immunisierung wurde 3%iges
Natriumhydrogencarbonat in PBS (pH 8,0) in gleichem Volumen
zugesetzt, um die Magenacidität zu neutralisieren. Mäusen, denen
man sechs bis acht Stunden lang kein Wasser zu trinken gegeben
hatte, wurden vorsichtig 50 µl verarbreicht. Wenn nichts anderes
angegeben ist, wurden die Mäuse an den Tagen 1 und 4 immunisiert
und am Tag 30 mit einer Auffrischung versehen. Eine Dosis be
stand aus 4 µg Protein, wenn es sich um Vesikel mit OMP-Hülle
handelte, und aus 15 µg Trockengewicht im Falle von Vesikeln mit
LPS-Hülle und Vesikeln ohne LPS oder OMP. 10 Tage nach der Auf
frischung wurden die Mäuse getötet, und zwar sofern nicht anders
angegeben durch Ausrenkung des Nackens, und aus der Vorderbein
arterie ausgeblutet. Lungenspülungen erhielt man, indem man mit
einer Spritze eine Kanüle in die Luftröhre einführte und die
Lungen viermal mit 0,7 ml eiskaltem PBS mit 0,1 mM PMFS füllte
und leerte. Aus jeder Maus wurden ungefähr 0,5 ml gewonnen, bei
4°C und 10 000×g 10 Minuten lang zentrifugiert, um Zelltrüm
mer zu entfernen, und bei -20°C gelagert.
Eine OMP-Präparation wurde im Verhältnis 1 : 1 mit Freunds unvoll
ständigem Adjuvans in einem Endvolumen von 1 ml emulgiert und
einem 3 Monate alten Chinchilla-Kaninchen subkutan und intramus
kulär am Tag 1 (200 µg), am Tag 30 (100 µg) und am Tag 40 (100 µg)
injiziert. Das Kaninchen wurde am Tag 50 getötet, und aus
dem erhaltenen Serum wurde mit Hilfe von Protein A-Sepharose
CL4B-Chromatographie das Immunglobulin gereinigt.
Die Proteine und das LPS wurden mit Hilfe von Natriumdodecylsul
fat-Polyacrylamidgel-Elektrophorese (SDS-PAGE) wie in der Lite
ratur beschrieben (10) elektrophoretisch getrennt. Die Proteine
wurden mit Commassie Blau und das LPS mit Silber angefärbt (11).
Die Western-Blots wurden wie in der Literatur beschrieben
durchgeführt (12). Dabei wurden Proteine unter Verwendung einer
Semi-Dry-Transferzelle mit 25 mM Tris, 192 mM Glycin, 20% Me
thanol pH 8,3 als Übertragungspuffer und 5% Rinderserumalbumin
in PBS als Blockierungsagens auf Nitrocellulose übertragen. Die
blockierten Membranen wurden eine Stunde lang bei 37°C entweder
mit den Lungenspülungen, 1 in 4 in PBS verdünnt, oder mit einer
Serumprobe, 1 in 10 in PBS verdünnt, inkubiert. Nach dreimaligem
Waschen mit PBS wurden die Membranen mit an Ziegen-Anti-Maus IgA
(Southern Biotechnology Associates Inc.) oder Anti-Maus IgG
(Jackson Immunoresearch Laboratories) konjugierter Peroxidase
eine Stunde lang bei 37% °C inkubiert. Die Membranen wurden
dreimal in PBS gewaschen und unter Verwendung von 4-Chlor-1-
naphtol als Substrat entwickelt.
Mikrotiterplatten (Nunc Maxisorp) wurden über Nacht bei 4°C
entweder mit OMP in 0,1 M NaHCO₃ pH 9,6 (5 µg in 50 µl pro Ver
tiefung) oder mit LPS in 50 mM Tris HCl pH 9,6, 20 mM MgCl₂ (1 µg
in 50 µl pro Vertiefung) beschichtet. Die Platten wurden
gewaschen und mit 10%igem fötalem Kälberserum (FCS) in PBS
(100 µl pro Vertiefung) eine Stunde lang bei 37°C blockiert.
Nach dem Waschen wurden die Platten mit verschiedenen Verdünnun
gen von Serum oder den Lungenspülungen in 10%igem FCS in PBS
(50 µl pro Vertiefung) eine Stunde bei 37°C inkubiert. Die Plat
ten wurden gewaschen, und es wurden 50 µl (pro Vertiefung) von
an Ziegen-Anti-Maus IgA oder Anti IgG konjugierter Peroxidase, 1
in 1000 in 10%igem FCS in PBS verdünnt, zugegeben. Die Platten
wurden wie vorher inkubiert, und nach dem Waschen wurden die
Platten durch den Zusatz von 50 µl (pro Vertiefung) Substrat
(0,25 M Zitronensäure, 0,25 M Na₂HPO₄, 0,0015= H₂O₂, 0,3 mg
ml-1 O-Phenyl-diamin-Dihydrochlorid) entwickelt. Nach 30 Minuten
bei Raumtemperatur wurde die Reaktion durch Zugabe von 50 µl
0,25 M H₂SO₄ beendet, und mit einem Biorad Mikroplattenablesege
rät Modell 3550 wurde die A₄₉₀ bestimmt. Die Ergebnisse sind als
die Mittelwerte angegeben, die man aus den Proben von fünf Mäu
sen erhielt, und eine ELISA-Einheit ist die A₄₉₀, multipliziert
mit dem entsprechenden Verdünnungsfaktor nach der Subtraktion
der von den Proben nicht immunisierter Mäuse erhaltenen Rausch-
oder Hintergrundwerte. Unverdünnte Lungenspülflüssigkeit und
Serumproben (1 in 50 verdünnt) aus den Kontrollmäusen lieferten
im wesentlichen Werte von 0.
Vesikeln mit und ohne OMP-Hülle wurden mit 4%igem wässerigem
Uranylacetat, pH 4,5, gemäß dem Verfahren von Valentine et al.
(13) negativ angefärbt. Für das Metal-Shadowing wurden die bei
den Vesikelproben auf frisch hergestellte, Formvar-beschichtete
Nickelnetze adsorbiert, mit destilliertem Wasser an der Luft ge
trocknet, und das Metal-Shadowing wurde mit Platin unidirektio
nal ausgeführt (20°-Winkel).
Vesikeln mit und ohne OMP-Hülle wurden auf frisch hergestellte,
mit Collodium beschichtete Nickelnetze adsorbiert und vorsichtig
mit destilliertem Wasser gewaschen. Nachdem sie bei Raumtempera
tur an der Luft getrocknet worden waren, wurden die Netze 30 Mi
nuten lang bei Raumtemperatur mit gereinigten Antikörpern (100 µg IgG Protein ml-1)
behandelt. Nichtgebundene Antikörper wurden
durch vorsichtiges Aufsprühen von PBS (0,1 M Kaliumphosphat,
0,15 M NaCl, pH 6,9) aus einer Plastikflasche entfernt. Die ge
bundenen Antikörper wurden durch 10minütiges Inkubieren der
Netze auf Tropfen von Protein A-Goldkomplexen (10 nm Goldteil
chengröße und A₅₂₀ von 0,03) bei Raumtemperatur für die Elektro
nenmikroskopie sichtbar gemacht. Daraufhin wurden die Netze mit
PBS, das 0,01% Tween 20 enthielt, und dann mit destilliertem
Wasser gewaschen. Nach dem Trocknen an der Luft wurden die Netze
unidirektional mit Platin (20°-Winkel) dem Metal-Shadowing un
terworfen. In Kontrollexperimenten wurden die Proben mit gerei
nigtem Präimmun-Immunoglobin oder mit dem Protein A-Goldkomplex
alleine behandelt. Die Proben wurden mit einem Elektronenmikros
kop CEM 902 oder 10B von Zeiss untersucht, und zwar bei einer
Beschleunigungsspannung von 80 kV und bei calibrierten Vergröß
erungen.
Die Vesikeln mit einer OMP-Hülle und die OMP-Präparation wurden
mit Hilfe von SDS-PAGE (Fig. 1) analysiert, und es wurde gefun
den, daß sie im wesentlichen dieselben Proteine enthalten, was
zeigt, daß durch die Inkorporierungstechnik keine spezifischen
Proteine als bevorzugt selektioniert wurden. In der Vesikel-Prä
paration ohne Hüllmodifizierung wurden keine Proteine gefunden
(Ergebnisse nicht gezeigt). Die Elektronenmikroskopie der Vesi
keln mit und ohne OMP-Hülle ergab, daß beide Vesikeln multila
mellar waren und in ihrer Größe von 0,2 bis 2 µm variierten
(Fig. 2A-D). Die mit der OMP-Hülle versehenen Vesikeln zeigten
jedoch im Vergleich zu den Vesikeln ohne diese Hülle Unter
schiede im morphologischen Erscheinungsbild; infolge der Inkor
porierung von OMP zeigten die OMP-Vesikeln Bläschen oder Quad
deln (Fig. 2D). Die Inkubation solcher Vesikeln mit Anti-OMP-An
tikörpern führte zu einer intensiven Markierung der Vesikeln
(Fig. 2E und F), welche die Anordnung des OMP-Materials auf der
äußeren Oberfläche der Vesikeln zeigt. In Kontrollexperimenten
konnte keine Markierung beobachtet werden (Fig. 2G und H).
Um die Fähigkeit der präparierten Vesikeln zu untersuchen, als
Adjuvantien zu wirken, wurden verschiedene Gruppen von Mäusen
intranasal bei gleicher Proteinkonzentration mit Vesikeln mit
der OMP-Hülle und der OMP-Präparation geimpft, die zur Umhüllung
der Vesikeln benutzt worden waren. Bei mit Vesikeln mit der OMP-
Hülle immunisierten Mäusen waren die IgA- und IgG-Titer in den
Lungenspülflüssigkeiten etwa viermal höher als bei den mit der
OMP-Präparation immunisierten Mäusen (Fig. 3). Der IgG-Serumti
ter von Vesikeln mit OMP-Hülle immunisierten Mäusen war etwa
doppelt so groß wie der von mit der OMP-Präparation immunisier
ten Mäusen. Mäuse, die mit unpräparierten Vesikeln immunisiert
worden waren, entwickelten keine Immunantwort auf OMPs (Ergeb
nisse nicht gezeigt). Obwohl das Bestehen eines allgemeinen Mu
cosa-Immunsystems längst gesichert ist, war es von Interesse,
die Wirksamkeit der Immunisierung auf intranasalem und oralem
Weg zu vergleichen. Die Titer in der Lungenspülflüssigkeit waren
ähnlich, unabhängig davon, ob die Mäuse intranasaal oder oral im
munisiert worden waren (Tabelle 1). eine Primärreaktion wurde 10
Tage nach der zweiten, am Tag 4 erfolgten Immunisation gefunden,
jedoch erhöhten sich die Titer wesentlich, wenn am Tag 30 eine
Auffrischung gegeben wurde. Es ist unbekannt, wann der Spitzen
wert der Primärrekation auftrat, jedoch trat er sicherlich nach
dem Tag 10 auf, da die Titer von Mäusen, die am Tag 40 ohne Auf
frischungsimpfung getötet worden waren, höher waren. Der IgG-Ti
ter im Serum verlief mit dem der Lungenreaktion parallel (Ergeb
nisse nicht gezeigt).
Die für die maximale Reaktion in den Lungen benötigte Dosis be
trug 6 bis 12 µg Protein (Gesamtdosis von zwei Erstimmunisatio
nen und einer Auffrischung) (Fig. 4). Mit 120 µg Protein immuni
sierte Mäuse zeigten eine schwächere Reaktion, was auf eine Inhi
bitorwirkung bei höheren Konzentrationen hinweist. Es konnten
jedoch auch mit Dosen, die nur 1,25 µg betrugen, in den Lungen
spülflüssigkeiten noch spezifische Antikörper gefunden werden.
Um die Dauer der Immunantwort zu bestimmen, wurden die Mäuse in
bestimmten Zeitabschnitten nach der Auffrischungsimpfung des Ta
ges 30 getötet (Fig. 5). Die maximale Reaktion von sowohl IgA
als auch IgG trat 20 Tage nach der Auffrischungsimpfung auf, es
konnte jedoch spezifisches Immunoglobulin in den Lungen auch
noch nach 75 Tagen gefunden werden.
Die Lungenspülflüssigkeiten und Serenproben aus Mäusen, die oral
und intranasal analysiert worden waren, wurden zusammengegeben
und durch Westernblotting (Fig. 6) analysiert. Die Lungenwasch
flüssigkeiten aus mit Vesikeln mit OMP-Hülle immunisierten Mäu
sen reagierten gleichermaßen mit verschiedenen OMP-Banden, ob
wohl die Signale für Anti-Maus-IgG deutlich stärker als für
Anti-IgA waren. Dies könnte an Unterschieden in der Bindungs
stärke (Avidität) oder Sensivität zwischen den beiden
Detektionssystemen oder aber daran liegen, daß die IgG-Antwort
im Vergleich zur IgA-Antwort im unteren Respirationstrakt domi
nant war. Interessanterweise berichteten Nedrud et al. (14), daß
nach oraler und intranasaler Immunisation mit inaktiviertem Sen
daivirus IgG die dominante Immunantwort im unteren Respirations
trakt war, während IgA die dominante Antwort im oberen Respira
tionstrakt war. In Kontrollexperimenten haben wir vorliegend
keine Signale gegen OMP-Banden aus Lungenspülflüssigkeiten ge
funden, die aus mit unpräparierten Vesikeln immunisierten Mäusen
gewonnen worden waren (Fig. 6, Spuren 3 und 4). Gepooltes Serum
von Mäusen, die mit Vesikeln mit OMP-Hülle immunisiert waren,
reagierte ebenfalls mit mehreren OMP-Banden (Fig. 6, Spur 5).
Sowohl Serum als auch Lungenspülflüssigkeit reagierten mit dem
dominierenden 32 kD OMP, das Serum reagierte jedoch vorzugsweise
mit Banden niederen Molekulargewichts, während das sekretorische
Produkt vorzugsweise mit Banden höheren Molekulargewichts rea
gierte. Serum aus mit unpräparierten Vesikeln immunisierten Mäu
sen zeigte eine sehr schwache Reaktion mit dem dominierenden 32 kD
OMP, obwohl dies in der Abbildung nicht sichtbar ist (Fig. 6,
Spur 6).
Aus B. pertussis isoliertes LPS und Vesikeln mit einer LPS-Hülle
wurden mit Hilfe von LPS-PAGE und Silberanfärbung analysiert.
Beide zeigten dasselbe Wanderungsmuster (Fig. 7) und waren vom
ab-Phänotyp wie von Peppler beschrieben (15); der Wildtyp B.
pertussis besitzt zwei unterschiedliche Roh-LPSe, und diese er
scheinen nach SDS-PAGE als zwei Banden, die mit a und b bezeich
net werden. Nach der oralen und intranasalen Immunisierung von
Mäusen mit Vesikeln mit einer LPS-Hülle konnte kein spezifisches
IgA in den Lungenspülflüssigkeiten gefunden werden (Tabelle 2),
während eine spezifische IgG-Antwort gefunden wurde. Dagegen
wurde eine spezifische IgA-Antwort auf LPS gefunden, wenn Mäuse
mit den Vesikeln mit einer OMP-Hülle immunisiert waren. Die Sil
beranfärbung der Vesikeln mit einer LPS-Hülle zeigte das Vorlie
gen von LPS (Ergebnisse nicht gezeigt), obwohl diese etwa 10 mal
weniger LPS enthielten als Vesikeln mit einer LPS-Hülle. Dies
läßt vermuten, daß Proteine, die in den Vesikeln mit einer OMP-
Hülle vorhanden sind, für die adäquate Präsentation des LPS-An
tigens notwendig sind. Auch die IgG-Antwort war bei mit Vesikeln
mit einer OMP-Hülle immunisierten Mäusen höher als bei mit den
Vesikeln mit einer LPS-Hülle immunisierten Mäusen. Die Immuni
sierung auf intranasalem Weg schien für die Induktion einer Im
munantwort wirksamer als eine orale Immunisierung. Im Serum
wurde gegen LPS spezifisches IgG gefunden, und der Titer war
ähnlich, gleichgültig, ob OMP-Vesikeln oder LPS-Vesikeln für
die Imunisierung der Mäuse verwendet worden war.
Präparationen von Lipopolysaccharid (LPS) und Protein der äuße
ren Membran (OMP) von B. pertussis wurden in multilamellare
Liposomen inkorporiert, die aus Phospholipiden auf Sojabohnen-
Basis bestanden oder diese enthielten. Nach oraler oder intrana
saler Impfung von Mäusen mit den präparierten Liposomen wurden
in den Lungenspülflüssigkeiten spezifische Antikörperreaktionen
gefunden. Eine spezifische IgA-Reaktion gegen LPS konnte jedoch
nur nach Immunisierung mit Liposomen mit OMP-Hülle und nicht mit
Liposomen mit LPS-Hülle gefunden werden, was nahelegt, daß den
Proteinen eine Adjuvans-Aktivität zukommt. Die Liposomen mit
OMP-Hülle waren bezüglich der Induzierung einer Immunantwort si
gnifikant wirksamer als die OMP-Präparationen allein. Die Reak
tionen waren am höchsten, wenn den Mäusen 30 Tage nach der Pri
märimmunisierung eine Auffrischungsimpfung verabreicht worden
war. Die maximale Reaktion trat am Tag 20 nach der Auffri
schungsimpfung auf; spezifische Antikörper konnten jedoch noch
75 Tage nach der Auffrischungsimpfung festgestellt werden. Diese
Ergebnisse zeigen, daß dieses Liposomen-Freigabesystem für Anti
gene die Wirkung besitzt, sekretorische Antikörperreaktionen
hervorzurufen, die für den wirksamen Schutz gegen eine Infektion
mit B. pertussis notwendig sein könnte.
Es konnte gezeigt werden, daß Vesikeln mit einer OMP- oder einer
LPS-Hülle effektiv die Induzierung einer sekretorischen und sy
stemischen Immunantwort auf diese Antigene induzieren. Eine se
kretorische IgA-Antwort gegen LPS konnte jedoch nur nach der Im
munisierung mit den Vesikeln mit einer OMP-Hülle und nicht mit
den Vesikeln mit einer LPS-Hülle beobachtet werden. Dies läßt
vermuten, daß Protein-Antigene in der OMP-Präparation einen Ad
juvans-Effekt bei der Stimulation der IgA-Antwort hatten. Mögli
cherweise werden Protein-Antigene für die T-Helferzellen-Präsen
tationen benötigt, die das Umschalten des B-Zell-Isotyps direkt
von IgM nach IgA mediiert (16). Mit OMP-Vesikeln immunisierte
Mäuse lieferten etwa vierfach höhere sekretorische Antikörper-
Titer als mit der OMP-Präparation immunisierte Mäuse. Die Grund
lage der Fähigkeit von Liposomen, als Adjuvantien zu wirken, ist
im allgemeinen nicht bekannt, es ist jedoch möglich, daß die
präparierten Vesikeln länger im lymphoiden Gewebe persistieren
können als die OMP-Präparation. Die Existenz eines allgemeinen
Immunsystems der Mucosa, worin eine Immunantwort in einem be
stimmten Mucosagewebe zu einer sekretorischen Immunantwort an
anderen Orten führt, ist nun allgemein anerkannt (17). Es gibt
jedoch eine Reihe von Anzeichen dafür, daß zwischen den Systemen
des darmassoziierten lymphoiden Gewebes (GALT) und des bronchi
alassoziierten lymphoiden Gewebes (BALT) unterschiedliche regu
latorische Mechanismen existieren (18). Vorliegend waren die Ti
ter gegen OMP ähnlich hoch, gleichgültig ob die Mäuse oral oder
intranasal geimpft worden waren, obwohl intranasal geimpfte
Mäuse offensichtlich einen höheren Titer gegen LPS entwickelten.
Die maximale Immunantwort trat 20 Tage nach einer Nachimpfung am
30. Tag auf, wenn Mäuse intranasal mit Vesikeln mit einer OMP-
Hülle immunisiert waren. Sekretorische Antikörper konnten jedoch
noch 75 Tage nach der Immunisierung aufgefunden werden. Dies ist
im Hinblick auf die Beobachtung von Goodman et al. (19) von be
sonderem Interesse, daß Anti-Pertussis-IgA drei Monate nach der
natürlichen Infektion von Menschen in nasopharyngealen Sekretio
nen gefunden werden konnte, nicht aber nach einer parenteralen
Impfung. Darüberhinaus ist allgemein anerkannt, daß die natürli
che Infektion mit Pertussis zu einer besseren und länger andau
ernden Immunität führt als die parenterale Impfung.
Vorliegend wurde nur die humorale Antwort auf eine Impfung un
tersucht. Andere Studien konnten jedoch zeigen, daß Liposomen,
die Antiggene in ihrer Hülle tragen, zellmediierte Immunität
(CMI) induzieren können (20). Obwohl die Rolle von CMI als
Schutz gegen B. pertussis nicht bekannt ist, sind doch CMI-Reak
tionen auf verschiedene Antigene nach menschlicher Infektion be
richtet worden (21, 22).
Die Pathogenese von Pertussis ist komplex, und es ist immer noch
nicht bekannt, welche Antigene eine zellfreie Vakzine enthalten
sollte. Parenterale Vakzinen, die auf Pertussis-Toxin und fila
mentösem Haemagglutinin basiren, gaben in schwedischen Feldstu
dien (23) einen gewissen Schutz. Es ist jedoch klar, daß diese
Vakzinen mit anderen Antigenen kontaminiert waren, die bei der
Entwicklung des Schutzes ebenfalls eine Rolle spielen könnten
(24). Die Rolle von Anti-LPS-Antikörpern bei der Ausbildung des
Schutzes ist nicht klar. Kaninchen-Anti-LPS in Mischungen mit
Bakterien, denen die Mäuse ausgesetzt werden sollten, schützte
die Mäuse nicht vor der Infektion (25), obwohl vorgeschlagen
worden ist, daß Anti-LPS-Antikörper in Menschen eine Rolle bei
der Verhinderung der Kolonialisierung spielen könnten (26). Die
Liposomen-Vakzine mit OMP-Hülle, die erfindungsgemäß verwendet
wird, um eine sekretorische Antwort hervorzurufen, ist zweifel
los eine Rohvakzine. Das Liposomen-Freigabesystem, das die Anti
körper-Stimulation gegenüber diesen Antigenen beschleunigte,
könnte verwendet werden, um gereinigte Oberflächenantigene wie
zum Beispiel filamentöses Haemagglutinin, Pertussis-Toxin oder
das 69 kD schwere, mit der Virulenz in Verbindung gebrachte OMP
zu inkorporieren, Substanzen, deren Schutzwirkung in Modellen an
der Maus gezeigt werden konnte (27). Die Sojabohnen-Lipide, die
für die Herstellung dieser Liposomen verwendet werden, sind re
lativ billig und deshalb für eine Vakzin-Produktion in großem
Maßstab attraktiv. Auf der anderen Seite könnte ein vollständi
ger Schutz gegen B. pertussis eine Immunantwort gegenüber ver
schiedenen Antigenen erfordern, und es ist vielleicht ein
falscher Ansatz, den Satz aufzustellen, daß zukünftige Vakzinen
nur aus definierten gereinigten Komponenten bestehen sollten.
Auf dem oralen Weg der Verabreichung könnten viele toxische Ne
beneffekte umgangen werden, die mit der parenteralen Verabrei
chung roher Vakzinen verbunden sind, insbesondere mit der von
LPS. Mit Pertussis-Toxin verbundene Nebenwirkungen sollten si
cherlich ebenfalls vermindert werden. Es könnte jedoch wün
schenswert sein, entweder die Präparation vor der Inkorporation
in die Liposomen zu detoxinieren oder die jüngst beschriebene
Mutante von B. pertussis einzusetzen, die ein immunologisch ak
tives, aber biologisch inaktives Pertussis-Toxin exprimiert
(28). Es ist bemerkenswert, daß in einer Studie über 15 000 Kin
der eine oral verabreichte Ganzzell-Vakzine genauso wirksam war
wie eine parenteral verabreichte Vakzine, wobei jedoch bei der
oralen Immunisierung Nebenreaktionen im wesentlichen eliminiert
waren (29). Die Dauer der Immunizität, die durch die orale Immu
nisierung erreicht worden war, wurde dort jedoch nicht weiter
untersucht.
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß die vorliegende Arbeit die
Verwendbarkeit des Liposomen-Freigabe-Systems zur Beschleunigung
der Stimulation sekretorischer Antikörper gegen B. pertussis
Oberflächen-Antigene gezeigt hat. Weitere Studien sind jedoch
noch notwendig, um festzustellen, ob diese die Mäuse vor einer
Kolonialisierung schützen und ob die Liposomen als Freigabesy
stem für einzelne Oberflächen-Antigene von B. pertussis verwen
det werden können.
SDS-PAGE von Vesikeln. Die Proben wurden mit einem 11%igen Se
parationsgel analysiert. 1: Vesikeln mit OMP-Hülle; 2: OMP-Prä
paration von B. pertussis; 3: ganze Zellen von B. pertussis; 4:
Molekulargewicht-Marker.
Elektronenmikroskopische Untersuchung von Vesikeln. Unpräpa
rierte Vesikeln (A) und Vesikeln mit OMP-Hülle (C) wurden mit 4%igem
Uranylacetat negativ angefärbt; die Pfeile deuten auf die
multilamellaren Schichten. B (unpräparierte Vesikeln) und D (Ve
sikeln mit OMP-Hülle) zeigen Vesikeln nach unidirektionalem Me
tal-Shadowing. Vesikeln mit OMP-Hülle wurden mit Anti-OMP-Anti
körpern und dann Protein A-Goldkomplexen inkubiert (E: nichtan
gefärbte Vesikeln; F: nach Metal-Shadowing). Die Goldteilchen
(die Pfeile weisen darauf hin) weisen auf das OMP-Material, das
auf der äußeren Oberfläche der OMP-Vesikeln angeordnet ist. In
Kontrollexperimenten wurden Vesikeln mit OMP-Hülle mit Präimmun-
Immunglobulin und dann Protein A-Goldkomplexen (G) oder mit den
Protein A-Goldkomplexen allein (H) angefärbt; eine Markierung
der Vesikeln mit der OMP-Hülle war nicht feststellbar. Die unten
eingezeichneten Stege stehen für eine Länge von 0,2 µm.
Antikörpertiter (Anti-OMP) in Lungenspülflüssigkeiten von Mäusen
nach intranasaler Impfung mit Vesikeln mit OMP-Hülle und nicht
in Vesikeln eingearbeiteter OMP-Präparation. Die Stege geben die
Standardabweichung an.
Die Wirkung einer Impfdosis auf die Antikörpertiter (Anti-OMP)
in Lungenspülflüssigkeiten von Mäusen nach intranasaler Impfung
mit Vesikeln mit OMP-Hülle. Die Stege geben die Standardabwei
chung an.
Dauer der Antikörperreaktion nach intranasaler Immunisierung von
Mäusen mit Vesikeln mit OMP-Hülle. Die Mäuse wurden geimpft und
an den angegebenen Tagen getötet, und die Anti-OMP-Titer aus den
Lungenspülflüssigkeiten wurden bestimmt. Die Stege geben die
Standardabweichungen an.
Westernblot-Analyse von Lungenspülflüssigkeit und Serum. OMP′s
von B. pertussis wurden mit Hilfe von SDS-PAGE mit einem 11%igen
Separationsgel getrennt und geblottet. Die Streifen 1 und
2 wurden mit gepoolter Lungenspülflüssigkeit aus Mäusen inku
biert, die mit Vesikeln mit OMP-Hülle immunisiert waren, die
Streifen 3 und 4 wurden mit gepoolter Lungenspülflüssigkeit von
Mäusen inkubiert, die mit nichtpräparierten Vesikeln immunisiert
waren, Streifen 5 wurde mit gepooltem Serum von Mäusen inku
biert, die mit Vesikeln mit OMP-Hülle immunisiert waren, und
Streifen 6 wurde mit gepooltem Serum von Mäusen inkubiert, die
mit unpräparierten Vesikeln immunisiert worden waren. Die Strei
fen 1 und 3 wurden mit an Peroxidase konjugiertem Anti-Maus-IgA
als zweitem Antikörper inkubiert, und die Streifen 2, 4, 5 und 6
mit Anti-Maus-IgG. Die Pfeile weisen auf das dominante 32 kD-
Protein.
Silberanfärbung von Vesikeln mit LPS-Hüllen. 1: aus B. pertussis
extrahiertes LPS; 2: unpräparierte Vesikeln; 3: Vesikeln mit
LPS-Hülle.
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Claims (8)
1. Impfstoff gegen Schleimhauterreger, der aus einem Liposomen-
Freigabesystem besteht oder dieses Freigabesystem als reaktive
Komponente enthält, wobei das Freigabesystem aus Lipid-Vesi
keln besteht oder diese enthält, dadurch gekennzeichnet, daß
die Lipid-Vesikeln mindestens ein Antigen des Schleimhauter
regers in ihre äußere Membran eingearbeitet enthalten.
2. Impfstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es
sich bei dem Schleimhauterreger um Bordetella pertussis han
delt.
3. Impfstoff nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das
Antigen eine Präparation des äußeren Membranproteins (OMP)
von Bordetella pertussis ist.
4. Impfstoff nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das
Antigen ein Lipopolysaccharid (LPS) von Bordetella pertussis
ist.
5. Impfstoff nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das
Antigen filamentöses Hämagglutinin und/oder Pertussis-Toxin
aus Bordetella pertussis ist.
6. Impfstoff nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß als
Antigene sowohl eine Präparation des äußeren Membranproteins
(OMP) als auch ein Lipopolysaccharid (LPS) von Bordetella
pertussis enthalten sind.
7. Impfstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Lipid-Vesikeln kleine multilamellare Phospholipid-Vesikeln
auf Sojabohnenbasis sind.
8. Verfahren zum Herstellen eines Impfstoffs nach einem der vor
anstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das oder
die Antigene mit Hilfe der "solvent dilution microcarrier
technique" in die Lipid-Vesikeln eingearbeitet werden.
Priority Applications (4)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4136553A DE4136553A1 (de) | 1991-11-06 | 1991-11-06 | Impfstoff gegen schleimhauterreger und herstellungsverfahren |
EP19920924345 EP0565708A4 (de) | 1991-11-06 | 1992-11-05 | Impfstoff gegen mukosapathogene unter verwendung von liposomen. |
PCT/US1992/009591 WO1993008834A1 (en) | 1991-11-06 | 1992-11-05 | Vaccine against pathogens of mucosae using liposomes |
JP5508757A JPH06507420A (ja) | 1991-11-06 | 1992-11-05 | 粘膜の病原体に対するワクチンとその製法 |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE4136553A DE4136553A1 (de) | 1991-11-06 | 1991-11-06 | Impfstoff gegen schleimhauterreger und herstellungsverfahren |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4136553A1 true DE4136553A1 (de) | 1993-05-13 |
Family
ID=6444214
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE4136553A Withdrawn DE4136553A1 (de) | 1991-11-06 | 1991-11-06 | Impfstoff gegen schleimhauterreger und herstellungsverfahren |
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EP (1) | EP0565708A4 (de) |
JP (1) | JPH06507420A (de) |
DE (1) | DE4136553A1 (de) |
WO (1) | WO1993008834A1 (de) |
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