DE4136532A1 - Verfahren zur bestimmung der selektivitaetsgrenze einer reihenschaltung von leistungsschaltern - Google Patents
Verfahren zur bestimmung der selektivitaetsgrenze einer reihenschaltung von leistungsschalternInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Bestimmung
der Selektivitätsgrenze für eine Schalterkombination in einer
Niederspannungsverteilung mit wenigstens einer Reihenschaltung
eines Hauptschalters und eines Abzweigschalters. Diese Lei
stungsschalter sind jeweils mit einem unverzögerten Auslöser
versehen, der sowohl ein Magnetauslöser als auch ein elektro
nischer Auslöser sein kann. Als Selektivitätsgrenze der Rei
henschaltung zweier Leistungsschalter wird der größte prospek
tive Kurzschlußstrom bezeichnet, bei dessen Ausschaltung durch
den nachgeordneten Abzweigschalter keine Auslösung des vorge
ordneten Hauptschalters erfolgt.
Zur sicheren Stromversorgung von Verbrauchern mit elektrischer
Energie werden bekanntlich die entsprechenden Schaltgeräte in
Niederspannungsverteilungen so ausgelegt, daß im Falle eines
Kurzschlusses nur ein der Kurzschlußstelle nächstliegender
Schalter, beispielsweise ein Abzweigschalter, allein abschal
tet und die vorgeordneten Schalter, beispielsweise Haupt- oder
Gruppenschalter, für die Abzweige geschlossen bleiben. Die pa
rallel zum gestörten Abzweig liegenden Verbraucher werden so
mit weiter mit elektrischer Energie versorgt. Eine Möglichkeit
der selektiven Abschaltung im Kurzschlußfall bietet die be
kannte Zeitstaffelung. Der Auslöser des vorgeordneten Haupt
schalters ist auf eine längere Zeitverzögerung eingestellt,
als derjenige des nachgeordneten Abzweigschalters. Der Haupt
schalter muß dann während seiner Verzögerungszeit den vollen
Kurzschlußstrom führen können.
Vorteilhafter ist es, wenn beide Schalter der Reihenschaltung
mit unverzögerten Auslösern versehen sind und der Abzweig
schalter im Kurzschlußfall strombegrenzend abschaltet. ln der
Reihenschaltung spricht dann im Kurzschlußfall der nachgeord
nete Abzweigschalter als erster an und der Kurzschlußstrom
wird durch die Bogenspannung Ub des Schaltlichtbogens dieses
Schalters auf seinen Durchlaßstrom begrenzt. Der Maximalwert
des Durchlaßstromes kann beispielsweise etwa 1/3 des prospek
tiven Kurzschlußstromes betragen, wobei die Strombegrenzung
im wesentlichen durch den Aufbau des Schalters bestimmt wird.
Der Auslöser des Hauptschalters wird somit im Kurzschlußfall
mit einem Strom belastet, der sowohl von der Impedanz des
Netzes beim Kurzschluß als auch vom Abschaltverhalten des
nachgeordneten Abzweigschalters bestimmt ist. Ob der Auslöser
des Hauptschalters anspricht, hängt also sowohl von der Netz
impedanz als auch vom nachgeordneten Abzweigschalter ab. Für
eine vorbestimmte Schalterkombination gibt es einen Grenzstrom
IG des prospektiven Kurzschlußstromes, bis zu dem der Haupt
schalter geschlossen bleibt und der als sogenannte Selektivi
tätsgrenze die Mindestimpedanz des elektrischen Netzes be
stimmt. Bei niedrigeren Netzimpedanzen und somit höheren Kurz
schlußströmen löst dann auch der Hauptschalter aus. Diese Se
lektivitätsgrenze für eine Schalterkombination in einer Nie
derspannungsverteilung mit wenigstens einer Reihenschaltung
eines Hauptschalters und eines Abzweigschalters kann bekannt
lich im Prüffeld experimentell ermittelt werden. Allein für
eine einzige Kombination sind dann jedoch bei systematischer
Untersuchung verhältnismäßig viele Messungen mit unterschied
lichem Kurzschlußstrom, Leistungsfaktor und Schaltwinkel er
forderlich. Die empirische Ermittlung der Selektivitätsgrenze
erfordert somit einen entsprechenden Aufwand.
Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, die Selektivi
tätsgrenzen für Leistungsschalter, die für eine Reihenschal
tung mit selektiver Abschaltung vorgesehen sind, in einfacher
Weise zu ermitteln und vorzugsweise als Selektivitätstabelle
zusammenzufassen. Die Leistungsschalter können hierbei als
vorgeordnete Hauptschalter oder als nachgeordnete Abzweig
schalter einer vorbestimmten Schalterkombination auftreten.
Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt gemäß der Erfindung für zwei
verschiedene Ausführungsformen von Schalterkombinationen gemäß
den Ansprüchen 1 oder 5. Aus den Daten der einzelnen Schalter
wird nach diesem Verfahren das Schaltverhalten der Schalter
kombination bestimmt. Jedem Leistungsschalter, der sowohl als
vorgeordneter als euch als nachgeordneter Schalter in einer
Niederspannungsverteilung eingesetzt werden kann, sind zwei
Datensätze zugeordnet, von denen einer das Auslöseverhalten
des unverzögerten Auslösers beschreibt und der andere die
Durchlaßstromverläufe zu verschiedenen, vorgegebenen, prospek
tiven Kurzschlußströmen kennzeichnet. Der vorgeordnete Haupt
schalter wird durch den Datensatz bestimmt, der sein Auslöse
verhalten kennzeichnet und der nachgeordnete Abzweigschalter
durch denjenigen Datensatz, der dessen Durchlaßstrom kenn
zeichnet. Der Datensatz, der das Auslöseverhalten des Haupt
schalters kennzeichnet, gilt für elle Reihenschaltungen, in
denen der betreffende Hauptschalter der vorgeordnete Schalter
ist. Der Datensatz, der den Durchlaßstrom des nachgeordneten
Abzweigschalters bestimmt, gilt für alle Reihenschaltungen, in
denen der betreffende Abzweigschalter der nachgeordnete Schal
ter ist. Liegen also von einer Anzahl von Schaltern alle Daten
vor, die diese Schalter als vor- und nachgeordnete Schalter
charakterisieren, so lassen sich für alle Schalterkombinatio
nen die Selektivitätsgrenzen ermitteln.
Der Magnetauslöser des Hauptschalters, der beispielsweise einen
Tauchanker oder einen Klappanker enthalten kann, braucht zum
Auslösen eine vorbestimmte Energie. Der Anker des Magnetaus
lösers läuft dabei gegen eine Fesselungsfeder oder einen zur
Fesselung eingesetzten Mechanismus, zum Beispiel einen Per
manentmagneten, und muß dazu entsprechende Arbeit leisten. Die
Ankerbewegung setzt ein, sobald die vom elektrischen Strom er
zeugte Magnetkraft auf den Anker größer wird als dessen Fes
selungskraft. Der auslösende Strompuls, welcher gerade an der
Grenze zwischen Auslösung und Nichtauslösung liegt, liefert
die notwendige, vorbestimmte Auslöseenergie, die proportional
ist zu einer als Auslösediskriminante AD bezeichneten Kenngrö
ße des Magnetauslösers. Die Durchlaßströme der Abzweigschalter
werden nun danach bewertet, ob sie ausreichend Energie zur Be
tätigung des Auslösers des Hauptschalters liefern.
Das Verfahren zur Bestimmung der Selektivitätsgrenze gemäß der
Erfindung für Schalterkombinationen, deren Hauptschalter einen
Magnetauslöser enthalten, besteht somit im wesentlichen aus
drei Verfahrensschritten, die in ihrer Kombination die Selek
tivitätsgrenze der Reihenschaltung von Leistungsschaltern er
geben, nämlich in der Ermittlung der Daten eines vorgeordne
ten Hauptschalters, die dessen Auslöseverhalten bestimmen und
aus denen eine Auslösediskriminante AD abgeleitet wird, sowie
in der Ermittlung der Daten, die den Durchlaßstrom eines nach
geordneten Abzweigschalters bestimmen und dann in der Ermitt
lung der Selektivitätsgrenze aus diesen Daten durch Vergleich
des Auslöseintegrals AI des Abzweigschalters mit der Auslöse
diskriminante AD des Hauptschalters. Selektivität zwischen
Hauptschalter und Abzweigschalter besteht für alle prospekti
ven Kurzschlußströme, deren zugehörige Durchlaßströme ein
Auslöseintegral AI ergeben, das kleiner ist als der Wert der
Auslösediskriminante AD. Im erfindungsgemäßen Verfahren kann
die Selektivitätsgrenze dadurch bestimmt werden, daß für den
Durchlaßstrom eines als Grenzstrom IG bezeichneten prospekti
ven Kurzschlußstromes das Auslöseintegral AI geringfügig
kleiner ist als die Auslösediskriminante AD; beispielsweise
AI ≈ 0,95·AD.
Weitere besonders vorteilhafte Ausgestaltungen des Verfahrens
ergeben sich aus den Unteransprüchen.
Zur weiteren Erläuterung der Erfindung wird auf die Zeichnung
Bezug genommen, in deren Fig. 1 eine Schalterkombination mit
einer Reihenschaltung von Leistungsschaltern schematisch ver
anschaulicht ist. Fig. 2 zeigt den Verlauf der Bogenspannung
Ub in einem Diagramm. lm Diagramm der Fig. 3 ist der Verlauf
eines prospektiven Kurzschlußstromes IK und des entsprechenden
Durchlaßstromes ID dargestellt.
ln der Ausführungsform gemäß Fig. 1 soll eine Niederspan
nungsverteilung mit einer nicht näher bezeichneten dreiphasi
gen Sammelschiene beispielsweise einen Abgang mit einem
Hauptschalter 2 enthalten, mit dem ein Abzweigschalter 4 in
Reihe geschaltet ist, dem noch weitere Abzweigschalter paral
lelgeschaltet sind, von denen zur Vereinfachung nur zwei dar
gestellt und mit 5 bzw. 6 bezeichnet sind. Sowohl der Haupt
schalter 2 als auch die Abzweigschalter 4 bis 6 sind jeweils
mit einem unverzögerten Auslöser versehen, die vorzugsweise
Magnetauslöser sein können. Falls im Abzweig hinter dem Ab
zweigschalter 4 ein Kurzschluß auftritt, so schaltet bis zu
einem bestimmten Grenzstrom IG des prospektiven Kurzschluß
stromes, der von der Netzimpedanz abhängig ist, lediglich der
Abzweigschalter 4 den Kurzschlußstrom ab. Die weiteren Ab
zweigschalter 5 und 6 werden somit über den Hauptschalter 2
weiter versorgt.
Gemäß dem Diagramm der Fig. 2, in dem die Bogenspannung Ub
des Lichtbogens an den Schaltkontakten des Abzweigschalters 4
in Abhängigkeit von der Zeit t aufgetragen ist, soll zur Zeit
to der Kurzschluß gemäß Fig. 1 hinter dem Abzweigschalter 4
auftreten. Während einer Verzugszeit zwischen to und t1, in
der die Magnetkraft des Magnetauslösers im Schalter 4 noch
kleiner ist als die Fesselungskraft des Ankers, spricht der
Auslöser im Abzweigschalter 4 noch nicht an. Zur Zeit t1 er
reicht die Magnetkraft die Größe der Fesselungskraft, der
Magnet öffnet die Kontakte und die Lichtbogenspannung Ub
steigt an, bis zur Zeit t2 die Kontakte ihren maximalen Ab
stand und damit auch die Lichtbogenspannung Ub ihren Maximal
wert erreicht haben. Die Lichtbogenspannung Ub bleibt bis zum
Stromflußende tI annähernd konstant.
Gemäß dem Diagramm der Fig. 3, in dem der Strom I in Ampere
über der Zeit t in Millisekunden aufgetragen ist, soll zur
Zeit to ein Kurzschluß auftreten. Der von der Netzimpedanz
abhängige prospektive Kurzschlußstrom IK führt zu einem Strom
anstieg auf einen maximalen Stromwert von beispielsweise
9000 A. Nach einer Verzugszeit t1 öffnen die Kontakte des Ab
zweigschalters 4 und die Lichtbogenspannung Ub begrenzt die
Amplitude des Durchlaßstromes ID auf einen Wert von beispiels
weise 4000 A. Der vorgeordnete Hauptschalter 2 wird somit le
diglich mit diesem Durchlaßstrom ID belastet. Zur Zeit tI bei
spielsweise nach etwa 5 ms wird dieser Durchlaßstrom ID vom
Abzweigschalter 4 gelöscht.
Für eine Schalterkombination aus einem Leistungsschalter, bei
spielsweise für einen Nennstrom IN = 100 A, als Hauptschalter
2, der mit einem unverzögerten Auslöser in der Ausführungsform
als Magnetauslöser, beispielsweise mit einem Klappanker, ver
sehen ist, und einem Abzweigschalter 4, beispielsweise einem
strombegrenzenden Leitungsschutzschalter für einen Nennstrom
IN = 16 A, kann die Selektivitätsgrenze S gemäß dem Diagramm
der Fig. 4 ermittelt werden, in dem der Verlauf des Auslöse
integrals AI in A2S2 über dem prospektiven Kurzschlußstrom IK
in A aufgetragen ist. Im strichpunktierten Kurventeil des Aus
löseintegrals AI, der durch den Ordinatenwert der Auslösedis
kriminante AD begrenzt ist, erfolgt keine Auslösung, im durch
gezogenen Kurventeil des Auslöseintegrals AI erfolgt die Aus
lösung des Magnetauslösers. Der Grenzstrom IG ist einem Aus
löseintegral AI zugeordnet, das geringfügig kleiner ist als
die Auslösediskriminante AD, beispielsweise AI = 0,95·AD. Der
Grenzstrom IG ist somit die obere Grenze des prospektiven
Kurzschlußstromes IK, bei dem noch keine Auslösung erfolgt.
Eine Schalterauslösung erfolgt im Bereich des prospektiven
Kurzschlußstromes IK oberhalb des Grenzstromes IG.
Gemäß der Erfindung werden im ersten Verfahrensschritt mit
Strompulsen unterschiedlicher Höhe und Dauer, beispielsweise
zwischen 1 und 20 ms, die verschiedenen Kenngrößen eines als
Hauptschalter 2 vorgesehenen Leistungsschalters ermittelt, die
sein Auslöseverhalten bestimmen, und eine Auslösediskriminante
AD abgeleitet, die proportional ist der zur Auslösung des
Hauptschalters erforderlichen Energie.
Im zweiten Verfahrensschritt werden als Kenngrößen des Ab
zweigschalters 4 die Durchlaßströme ID für verschiedene Kurz
schlußströme IK ermittelt.
lm dritten Verfahrensschritt wird gemäß Fig. 4 die Selekti
vitätsgrenze S der Reihenschaltung aus den Kenngrößen des
Hauptschalters 2 und des Abzweigschalters 4 als Grenzstrom IG
des prospektiven Kurzschlußstromes bestimmt. Damit der Haupt
schalter 2 vom Kurzschlußstrom IK nicht ausgelöst wird, muß
der Abzweigschalter 4 den Kurzschlußstrom begrenzen auf einen
Durchlaßstrom ID, bei dem der Magnetauslöser des Hauptschal
ters 2 nicht die notwendige Auslöseenergie erhält. Die Selek
tivitätsgrenze, ob eine Auslösung des Hauptschalters 2 zu er
warten ist oder nicht, ergibt sich durch den Vergleich des
Auslöseintegrals AI, das aus dem Durchlaßstrom des Abzweig
schalters 4 bestimmt wird, mit der Auslösediskriminante AD des
Magnetauslösers im Hauptschalter 2. Bei AI AD wird der
Hauptschalter 2 auslösen; Selektivität besteht, so lange
AI < AD, wobei die Selektivitätsgrenze einem Auslöseintegral
AI zugeordnet ist, das geringfügig kleiner ist als die Auslö
sediskriminante AD.
Grundlage des Verfahrens ist die Energiebetrachtung des Ma
gnetauslösers. Die Auslösediskriminante AD ist proportional
der zur Auslösung erforderlichen Energie E des unverzögerten
Auslösers in der Ausführungsform als Magnetauslöser und ist
durch die nachfolgende Gleichung (1) einem Strompuls zugeord
net, der diesen Energiebetrag liefert:
mit
m = Ankermasse
E = Auslöseenergie
KF = Fesselungskraft des Ankers
Io* = Gleichgewichtsstrom, bei dem die Magnetkraft KM gleich der Fesselungskraft KF ist und der proportional ist zur magnetischen Spannung am Luftspalt des Magnetauslösers
I* = Momentanstrom, das ist der Anteil des Momentanstroms I des Strompulses, welcher der momentanen magnetischen Spannung am Luftspalt des Magnetauslösers proportional ist
tv = Verzugszeit, in der die Magnetkraft KM noch nicht größer ist als die Fesselungskraft KF
tI = Stromflußende
t = Zeit
m = Ankermasse
E = Auslöseenergie
KF = Fesselungskraft des Ankers
Io* = Gleichgewichtsstrom, bei dem die Magnetkraft KM gleich der Fesselungskraft KF ist und der proportional ist zur magnetischen Spannung am Luftspalt des Magnetauslösers
I* = Momentanstrom, das ist der Anteil des Momentanstroms I des Strompulses, welcher der momentanen magnetischen Spannung am Luftspalt des Magnetauslösers proportional ist
tv = Verzugszeit, in der die Magnetkraft KM noch nicht größer ist als die Fesselungskraft KF
tI = Stromflußende
t = Zeit
Die Auslösediskriminante AD wird im ersten Verfahrensschritt
aus Strompulsen ermittelt, die gerade die notwendige Auslöse
energie für den Anker des Magnetauslösers liefern.
Um die im zweiten Verfahrensschritt zu verschiedenen prospek
tiven Kurzschlußströmen bestimmten Durchlaßströme des nachge
ordneten Abzweigschalters 4 hinsichtlich einer Auslösung oder
Nichtauslösung des vorgeordneten Hauptschaltes 2 zu bewerten,
wird im dritten Verfahrensschritt das Auslöseintegral AI die
ser Durchlaßströme nach folgender Gleichung (2) berechnet:
Die untere Integrationsgrenze tv ist definiert durch die Glei
chung I* (t=tv) = Io*, während die obere Integrationsgrenze t
mit t tJ dadurch bestimmt ist, daß das Auslöseintegral AI
des Hauptschalters 2 ein absolutes Maximum annimmt.
I* ist in Gleichung (2) der "Momentanstrom" des zu bewertenden
Durchlaßstromes des Abzweigschalters 4.
Die Grenze zwischen Auslösen und Nichtauslösen des vorgeordne
ten Hauptschalters wird bei dessen Reihenschaltung mit dem
nachgeordneten Abzweigschalter durch den prospektiven Kurz
schlußstrom bestimmt, dessen Durchlaßstrom die Gleichheit von
Auslöseintegral und Auslösediskriminante, AI = AD, ergibt. Die
Selektivitätsgrenze wird dann durch einen geringfügig kleine
ren prospektiven Kurzschlußstrom bestimmt, der als Grenzstrom
IG definiert ist und bei dem das Auslöseintegral AI geringfü
gig kleiner ist als die Auslösediskriminante AD; beispielswei
se AI ≈ 0,95 · AD.
Bei der Herleitung der Bestimmungsgleichungen für die Auslöse
diskriminante AD bzw. das Auslöseintegral AI ist vorausge
setzt, daß sich die Luftspaltgeometrie des Magnetauslösers
während der Dauer des Durchlaßstrompulses nicht stark verän
dert, d. h. daß die Abnahme des Luftspaltes 50% beträgt.
Zur Überprüfung dieser Voraussetzung dient die folgende
Gleichung:
Darin ist
AI = Auslöseintegral
AIpot = Anteil an potentieller Energie
AIkin = Anteil an kinetischer Energie
x(t) = Ankerweg
xo = Anker-Luftspalt (xo = Luftspaltbreite SL)
AI = Auslöseintegral
AIpot = Anteil an potentieller Energie
AIkin = Anteil an kinetischer Energie
x(t) = Ankerweg
xo = Anker-Luftspalt (xo = Luftspaltbreite SL)
mit den gleichen Integrationsgrenzen tv und t des Auslöse
integrals AI, nach Gleichung (2).
Die Bewertung des Auslöseintegrals (AI AD bzw. AI < AD)
hinsichtlich Auslösung oder Nichtauslösung eines Durchlaß
strompulses kann als ausreichend zuverlässig angeommen wer
den, wenn die Bestimmungsgleichung (3) für den Quotienten
einen Betrag 0,5 ergibt.
In Analogie zu elektrischen Kreisen definiert man in magneti
schen Kreisen
eine magnetische Spannung
Umagn = n · I,
einen magnetischen Fluß
einen magnetischen Widerstand
mit
n = Windungszahl der Magnetspule
I = elektrischer Strom in der Magnetspule
B = magnetische Induktion
A = Querschnittsfläche des magnetischen Kreises
lγ = γ-te Teillänge des magnetischen Kreises
Aγ = Querschnittsfläche im Bereich der lγ
µγ = relative Permeabilität im Bereich lq.
n = Windungszahl der Magnetspule
I = elektrischer Strom in der Magnetspule
B = magnetische Induktion
A = Querschnittsfläche des magnetischen Kreises
lγ = γ-te Teillänge des magnetischen Kreises
Aγ = Querschnittsfläche im Bereich der lγ
µγ = relative Permeabilität im Bereich lq.
Die Größen Io* und I* in den Gleichungen (1), (2) und (3) geben
nun den Anteil der Ströme Io bzw. I an, welcher der magnetischen
Spannung am Luftspalt des Magnetauslösers entspricht:
Io*: = Ho · sL.
Ho = magnetische Feldstärke im Luftspalt des Magnetkreises bei
einer Luftspaltbreite sL und einem Strom Io. Die Magnetkraft
KM für eine Feldstärke Ho beim Strom Io hält gerade der Fesselungskraft
KF des Magnetankers das Gleichgewicht.
I*: = H · sL
H = magnetische Feldstärke bei einer Luftspaltbreite sL und
dem Strom I.
Die zunehmende magnetische Sättigung des Magnetauslösers bei
wachsendem Strom I wird durch eine Kenngröße IB berücksichtigt,
mit einer funktionalen Zuordnung der magnetischen Spannung
I* am Luftspalt zum Strom I durch die Definitionsglei
chung:
In den Bestimmungsgleichungen (1), (2) und (3) ist die Win
dungszahl der Magnetspule eliminiert, so daß als magnetische
Spannung nicht die elektrische Durchflutung n·I, sondern der
Spulenstrom I angenommen wird.
Das physikalische Modell zum Ansprechverhalten eines Magnet
auslösers benötigt deshalb zu seiner Anwendung die Bestimmung
der drei Kenngrößen
Io*, IB und AD.
Bei diesem Verfahren zur Bestimmung der Selektivitätsgrenzen
von Leistungsschaltern werden im ersten Verfahrensschritt
diese drei Parameter an einem Leistungsschalter dadurch ge
wonnen, daß für unterschiedlich hohe und lange Strompulse,
beispielsweise aus einer Kondensatorbatterie, die Ansprech
grenze des Magnetauslösers im Hauptschalter ermittelt wird.
Durch mathematische Variation der magnetischen Spannung Io
und der Konstanten IB wird ein Parametersatz Io*, IB und AD so
bestimmt, daß für die an der Ansprechgrenze des Magnetauslö
sers liegenden, unterschiedlichen Strompulse die Auslöseinte
grale am besten übereinstimmen. Der arithmetische Mittelwert
dieser Auslöseintegrale AI ist dann die gesuchte Auslösedis
kriminante AD.
Im zweiten Verfahrensschritt wird für verschiedene Kurzschluß
ströme IK im zulässigen Kurzschlußstrombereich des Abzweig
schalters 4 der zeitliche Verlauf seines Durchlaßstromes ID
ermittelt. Dies kann beispielsweise derart erfolgen, daß zu
nächst für eine Anzahl von Kurzschlußströmen IK, beispielswei
se beginnend bei 500 A, und dann jeweils für den doppelten
Wert, also 1000 A, 2000 A, 4000 A, bis zur Schaltleistungs
grenze der Durchlaßstromverlauf ermittelt und digital gespei
chert wird. Zur Bestimmung der Selektivitätsgrenze können Zwi
schenwerte der Durchlaßströme ID durch Interpolation ermit
telt werden.
Für eine gegebene Schalterkombination aus einem Hauptschalter
2 und einem Abzweigschalter 4 wird im dritten Verfahrens
schritt ermittelt, bei welchem Kurzschlußstrom der Durchlaß
strom des Abzweigschalters 4 gerade so groß ist, daß der Aus
löser des Hauptschalters 2 gerade noch nicht anspricht. Dieser
Kurzschlußstrom IK wird dann als Grenzstrom IG bezeichnet und
bildet die zu ermittelnde Selektivitätsgrenze dieser Schalter
kombination.
Der dritte Verfahrensschritt kann beispielsweise so ausgeführt
werden, daß für steigende prospektive Kurzschlußströme IK, be
ginnend bei kleinen Werten für Durchlaßströme ID, die durch
Interpolation aus den gemessenen Durchlaßströmen ID ermittelt
werden, das Auslöseintegral AI bestimmt wird. Durch Vergleich
dieser Auslöseintegrale AI mit der Auslösediskriminante AD
wird geprüft, ob AI AD ist und deshalb der Auslöser des
Hauptschalters bei diesem Stromverlauf anspricht.
Das Verfahren gemäß der Erfindung zur Bestimmung der Selekti
vitätsgrenze für eine Schalterkombination in einer Niederspan
nungsverteilung ist auch anwendbar für eine Reihenschaltung
deren Hauptschalter 2 einen unverzögerten Auslöser in der Aus
führungsform eines elektronischen Auslösers enthält. Elektro
nische Auslöser sprechen beispielsweise auf die Stromstärke
an. Bei solchen Auslösern können zusätzlich spezielle Strom-
Zeit-Bedingungen definiert sein, beispielsweise die Unterdrüc
kung des Rush-Stromes in der ersten Halbwelle. Für diese
Schalterkombination wird die Selektivitätsgrenze ebenfalls da
durch ermittelt, daß die Durchlaßstromverläufe des Abzweig
schalters 4 über den gesamten zulässigen Kurzschlußstrombe
reich ermittelt und digital gespeichert werden. Anschließend
werden Zwischenwerte prospektiver Kurzschlußströme IK und zu
gehöriger Durchlaßströme ID des Abzweigschalters 4 durch In
terpolation zwischen den gemessenen Verläufen des Durchlaß
stromes ID bestimmt, und dann wird geprüft, welcher dieser
Durchlaßströme die Auslösebedingung des elektronischen Auslö
sers des Hauptschalters 2 gerade noch nicht erfüllt. Die Se
lektivitätsgrenze S ist dann gegeben durch den zugehörigen
prospektiven Kurzschlußstrom IK, der zu diesem gerade noch
nicht auslösenden Durchlaßstrom ID gehört.
Die Bewertung der Durchlaßströme ID des Abzweigschalters 4, ob
die Auslösebedingung des elektronischen Kurzschlußauslösers am
Hauptschalter 2 erfüllt ist oder nicht erfüllt ist, erfolgt
mit Hilfe eines digitalen Rechenverfahrens.
Claims (5)
1. Verfahren zur Bestimmung der Selektivitätsgrenze für eine
Schalterkombination in einer Niederspannungsverteilung mit we
nigstens einer Reihenschaltung eines Hauptschalters und eines
Abzweigschalters, die jeweils mit einem unverzögerten Auslöser
versehen sind, von denen wenigstens der Auslöser des Haupt
schalters ein Magnetauslöser ist,
gekennzeichnet durch folgende Merkmale:
- a) Erfassen des Auslöseverhaltens eines als Hauptschalter (2)
vorgesehenen Leistungsschalters durch Messung von Strompul
sen unterschiedlicher Länge und Amplitude an der Ansprech
grenze seines Magnetauslösers und Bestimmung folgender
Kenngrößen des Magnetauslösers
- 1. eines Gleichgewichtsstromes Io* am Luftspalt des Magnet auslösers, bei dem die Fesselungskraft KF des Ankers gleich der Magnetkraft KM ist,
- 2. eines Sättigungsstromes IB, welcher die zunehmende ma gnetische Sättigung des Magnetkreises mit wechsender Durchflutung berücksichtigt sowie
- 3. einer Auslösediskriminante AD als Kenngröße für die zur Auslösung des Hauptschalters (2) erforderliche Energie E,
- indem als Kenngrößen derjenige Gleichgewichtsstrom Io* und derjenige Sättigungsstrom IB ermittelt werden, für welche die Auslöseintegrale AI der gemessenen Strompulse die kleinste quadratische Abweichung vom arithmetischen Mit telwert aufweisen und dieser arithmetische Mittelwert als Auslösediskriminante AD des Magnetauslösers definiert wird,
- b) Erfassen des Durchlaßstromverhaltens eines als Abzweig schalter (4) vorgesehenen Leistungsschalters durch Messung von Durchlaßströmen ID im zulässigen Kurzschlußstrombereich dieses Abzweigschalters (4),
- c) Bestimmung der Selektivitätsgrenze S dadurch, daß für jeden Kurzschlußstrom IK mit dem entsprechenden Durchlaßstrom ID des Abzweigschalters (4) das Auslöseintegral Al ermittelt wird und durch Vergleich mit der Auslösediskriminante AD des vorgeordneten Hauptschalters (2) der Grenzstrom IG er mittelt wird, bei dem das Auslöseintegral AI geringfügig kleiner ist als die Auslösediskriminante AD.
2. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet
durch die Ermittlung der Auslösediskriminante AD aus der Be
ziehung
mit
m = Masse des Ankers
E = Energie zur Auslösung
Io* = Gleichgewichtsstrom
KF = Fesselungskraft des Ankers
I* = Momentanstrom
tv = Verzögerungszeit
tI = Stromende
t = Zeit.
m = Masse des Ankers
E = Energie zur Auslösung
Io* = Gleichgewichtsstrom
KF = Fesselungskraft des Ankers
I* = Momentanstrom
tv = Verzögerungszeit
tI = Stromende
t = Zeit.
3. Verfahren nach Anspruch 2, gekennzeichnet
durch die Ermittlung der Auslösediskriminante AD und des Aus
löseintegrals AI aus Strompulsen, welche die Beziehung
4. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet
durch die Ermittlung des Auslöseintegrals AI aus der Beziehung
mit der oberen Integrationszeit ttI, bei welcher das Auslöseintegral
AI ein Maximum annimmt.
5. Verfahren zur Bestimmung der Selektivitätsgrenze für eine
Schalterkombination in einer Niederspannungsverteilung mit we
nigstens einer Reihenschaltung eines Hauptschalters und eines
Abzweigschalters, die jeweils mit einem unverzögerten Auslöser
versehen sind, von denen der Auslöser des Hauptschalters ein
elektronischer Auslöser ist, gekennzeichnet
durch folgende Merkmale:
- a) Erfassen des Durchlaßstromverhaltens eines als Abzweig schalter (4) vorgesehenen Leistungsschalters durch Messung von Verläufen des Durchlaßstromes ID im zulässigen Kurz schlußstrombereich,
- b) digitale Speicherung,
- c) Bestimmung von Zwischenwerten prospektiver Kurzschlußströme und zugehöriger Durchlaßströme ID des Abzweigschalters (4) durch Interpolation zwischen den gemessenen Verläufen des Durchlaßstromes ID,
- d) Prüfung, welcher dieser Durchlaßströme ID die Auslösebedin gung des elektronischen Auslösers des Hauptschalters (2) gerade noch nicht erfüllt,
- e) Festlegung der Selektivitätsgrenze S durch den zugehörigen prospektiven Kurzschlußstrom dieses gerade noch nicht aus lösenden Durchlaßstromes ID.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19914136532 DE4136532C2 (de) | 1991-11-06 | 1991-11-06 | Verfahren zur Bestimmung der Selektivitätsgrenze einer Reihenschaltung von Leistungsschaltern |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19914136532 DE4136532C2 (de) | 1991-11-06 | 1991-11-06 | Verfahren zur Bestimmung der Selektivitätsgrenze einer Reihenschaltung von Leistungsschaltern |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4136532A1 true DE4136532A1 (de) | 1993-05-13 |
DE4136532C2 DE4136532C2 (de) | 1995-04-20 |
Family
ID=6444205
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
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Citations (2)
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DE3114550A1 (de) * | 1980-04-15 | 1982-02-18 | Westinghouse Electric Corp | "trennschalter mit mehrfachanzeige und parameter-eingabeeinrichtung" |
DE3223687A1 (de) * | 1982-06-25 | 1984-01-05 | Licentia Patent-Verwaltungs-Gmbh, 6000 Frankfurt | Stromversorgungseinrichtung fuer ueberstromausloeser mit mikroprozessoren |
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1991
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Patent Citations (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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DE102011106855A1 (de) * | 2011-06-01 | 2012-12-06 | Volkswagen Aktiengesellschaft | Verfahren und Vorrichtung zum Schutz einer Traktionsbatterie |
DE102011106855B4 (de) | 2011-06-01 | 2020-07-09 | Volkswagen Aktiengesellschaft | Verfahren und Vorrichtung zum Schutz einer Traktionsbatterie |
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