DE4131892C2 - Verfahren und Vorrichtung zur Regelung der Anfahrbeschleunigung und/oder der Bremsverzögerung von Nahverkehrszügen elektrischer Bahnen - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Regelung der Anfahrbeschleunigung und/oder der Bremsverzögerung von Nahverkehrszügen elektrischer BahnenInfo
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- B60L3/00—Electric devices on electrically-propelled vehicles for safety purposes; Monitoring operating variables, e.g. speed, deceleration or energy consumption
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren nach
dem Oberbegriff des Anspruchs 1 (DE 37 37 633 A1).
Nahverkehrszüge elektrischer Rad/Schiene-Bahnen,
insbesondere City-Bahnen, S-Bahnen, U-Bahnen, Hochbahnen,
Stadtbahnen und Straßenbahnen, müssen, um
kurze Fahrzeiten zu erreichen, mit relativ hohen Beschleunigungen
anfahren und mit relativ hohen Verzögerungen
bremsen. Dies muß, um den Fahrplan zuverlässig
einzuhalten, mit möglichst geringem Schleuder-
und Gleitrisiko geschehen.
Es ist bekannt, beispielsweise aus VÖV-Empfehlung
6.030.1 Ausgabe April 1990 Anlage 3 und aus DE 37 37 633 A1,
insbesondere Fig. 2 und 3, daß das Anfahrdrehmoment
der elektrischen Antriebsmotoren solcher
Bahnen, dem die Treibradumfangskraft näherungsweise
proportional ist, und daraus resultierend näherungsweise
die Anfahrbeschleunigung in der Ebene so gesteuert
oder geregelt wird, daß diese Größen von
niedriger Geschwindigkeit kurz nach dem Stillstand
bis zu einer mittleren Geschwindigkeit konstant sind
und ab dieser Geschwindigkeit bis zur Höchstgeschwindigkeit
abnehmen, und zwar bei modernen Antriebsausrüstungen
umgekehrt proportional mit der Geschwindigkeit,
wie beispielsweise in DE 37 37 633 A1
Fig. 2 zu sehen, und daß die Bremsverzögerung solcher
Bahnen mindestens von mittlerer Geschwindigkeit bis
zu niedriger Geschwindigkeit kurz vor dem Stillstand
näherungsweise konstant gesteuert oder geregelt
wird.
Es ist ferner bekannt, daß der Anteil der angetriebenen
Radsätze (Treibradsätze) bei solchen Bahnen
und Zügen relativ hoch, unter Umständen bis zu 100%
aller Radsätze sein muß, damit der Kraftschluß zwischen
Rad und Schiene nicht zu hoch beansprucht
wird, das Schleuder- und Gleitrisiko insbesondere
bei ungünstigen Kraftschlußverhältnissen also möglichst
niedrig gehalten wird. Dabei ist streng genommen
nicht der zahlenmäßige Anteil der Treibradsätze,
sondern der Anteil der auf diesen lastenden
Gewichtskraft des Zuges maßgebend, der mit zunehmender
Konzentration der Antriebsausrüstungen überproportional
steigt. So lasten beispielsweise bei den
Zügen der Metropolitano Lissabon mit 2/3-Antrieb
76% ihrer gesamten Gewichtskraft auf den Treibradsätzen
(Siemens Druckschrift VT 52.92/17 106950)
und bei den Zügen Baureihe 485 der S-Bahn Berlin mit 1/2-Antrieb
58%, bei 1/3-Antrieb etwa 50% und bei 1/4-Antrieb
ca. 40%.
Es ist schließlich bekannt, daß bei feuchten, nassen,
schmierigen oder schlüpfrigen Schienen die
Kraftschlußbeiwerte bei niedrigen Geschwindigkeiten
kurz nach dem Stillstand deutlich höher sind als bei
mittleren Geschwindigkeiten (Weber, H. H.: Untersuchungen
und Erkenntnisse über das Adhäsionsverhalten
elektrischer Lokomotiven. In: Elektrische Bahnen
37 (1966), H. 8, S. 181-190, und H. 9, S. 209-214,
insbesondere Bilder 18, 19 und 20; Kraft, K.: Die
Haftreibung. In: Elektrische Bahnen 39 (1968), H.
6, S. 142-150, H. 7, S. 161-170, H. 8, S. 190-198
und H. 9, S. 214-219, insbesondere Bilder 22, 23,
26, 29 und 30; Fiehn, H., Weinhardt, M., Zeevenhoven,
N.: Drehstromversuchsfahrzeug der Niederländischen
Eisenbahnen - Adhäsionsmessungen -. In: Elektrische
Bahnen 77 (1979), H. 12, S. 329-338, insbesondere
Bild 14). Beim Beschleunigen mit konstanter Treibradumfangskraft
liegt somit der kritische Punkt der
Kraftschlußbeanspruchung bei derjenigen mittleren
Geschwindigkeit, bei der die konstante Beschleunigung
in die abnehmende übergeht.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, bei solchen
Bahnen und Zügen den Kraftschluß im Bereich
niedriger Geschwindigkeit kurz nach dem Stillstand
bis zu der mittleren Geschwindigkeit optimal auszunutzen.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst,
daß der Sollwert der Anfahrbeschleunigung und/oder
der der Bremsverzögerung oder als Näherungsgröße
dafür der Sollwert des Drehmoments der elektrischen
Antriebsmotoren nach einer geschwindigkeitsabhängigen
unteren Hüllkurve des Streubereichs ungünstiger Rad/
Schiene-Kraftschlußbeiwerte f(v) geregelt werden/wird,
für die gilt df(v)/dv<0.
Nach einer weiteren Ausbildung der Erfindung wird
in einem Sollwertvorgabegerät eine dem Verlauf dieser
Kraftschlußbeiwerthüllkurve entsprechende Funktion
gespeichert. Dem Gerät werden als Eingabe Meßwerte
der Fahrgeschwindigkeit zugeführt, und es erzeugt als
Ausgabe an ein Fahr- und/oder Bremssteuergerät den
geschwindigkeitsabhängigen Sollwert für die Anfahrbeschleunigung
und/oder die Bremsverzögerung oder
für das Motordrehmoment.
Die Sollwertvorgabe als Funktion der Geschwindigkeit
wird nach einer weiteren Ausbildung der Erfindung
in die Fahr- und/oder Bremssteuerung und -regelung
integriert.
Der mit der Erfindung erzielte Vorteil besteht darin,
daß bei einer solchen Drehmoment-, das heißt
Beschleunigungs- und/oder Verzögerungscharakteristik
bei gleichen Kraftschlußverhältnissen ein niedrigerer
Gewichtkraftanteil auf Treibradsätzen benötigt wird,
also ein geringerer Anteil an Treibradsätzen, was erhebliche
Einsparungen an Investitionen und deren Kapitalkosten
sowie auch an Betriebskosten in Form von
Energieverbrauch und Instandhaltung solcher Züge bewirkt.
Ein weiterer Vorteil der Erfindung besteht darin,
daß das Maximum der beim Beschleunigen aus dem Fahrleitungsnetz
entnommenen Leistung und/oder das Maximum
der beim Verzögern in das Fahrleitungsnetz zurückgespeisten
Leistung eine kürzere Zeit lang auftritt
oder auftreten, wodurch entweder geringere elektrische
Verluste, also wiederum niedrigere Betriebskosten
entstehen, oder daß die elektrischen Betriebsmittel
für etwas geringere thermische Belastbarkeit
dimensioniert werden können, was wiederum die Investitionen
vermindert.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in den
Zeichnungen dargestellt und im folgenden näher erläutert.
Fig. 1 zeigt die Ergebnisse der oben erwähnten
Kraftschlußmessungen der Niederländischen Eisenbahnen
aus dem Jahre 1978, und zwar nur für nasse
Schienen. Darin ist zusätzlich die untere Hüllkurve
des Streubereichs dieser Kraftschlußbeiwerte bis zum
mittleren Geschwindigkeitsbereich durch eine Näherungsfunktion
f(v) = f₀ · (1+v/v₀)-1/n mit f₀ = 0,175,
v₀ = 10 km/h und n = 3 dargestellt. Zahlreiche andere
Kombinationen von Koeffizienten und Exponent sowie
auch unstetige Funktionen sind denkbar. In Fig. 2
sind eine Beschleunigungscharakteristik (2) gemäß
dieser Näherungsfunktion und demgegenüber eine anfänglich
konstante und dann abnehmende Beschleunigung (1)
wie beispielsweise in OS DE 37 37 633 A1 Fig. 2 dargestellt.
In den Bezeichnungen bedeuten g = 9,81 m/s²
und γ1;2 die jeweils erforderlichen Gewichtskraftanteile
auf Treibradsätzen. Die Charakteristik (2) ist
rechnerisch exakt so in ihrer Lage zur Charakteristik
(1) bestimmt, daß sie genau die gleiche Fahrzeit bis
zur Höchstgeschwindigkeit ergibt wie jene. Dann ist in
diesem Ausführungsbeispiel γ₂ : γ₁ = 0,79, was bedeutet,
daß sich der zahlenmäßige Anteil der Treibradsätze
eines nach Charakteristik (2) beschleunigenden Zuges
gegenüber einem nach Charakteristik (1) beschleunigenden
um eine Stufe verringern läßt, also beispielsweise
von 1/1 auf 2/3 oder von 2/3 auf 1/2, wenn alle
sonstigen Parameter und Bedingungen gleich sind. Das
gleiche gilt für Verzögerung nach diesen Charakteristiken.
In Fig. 3 ist das Schema eines Sollwertvorgabegerätes
(3) dargestellt, in dem eine Kraftschlußbeiwert/
Geschwindigkeits-Funktion (4) speicherprogrammierbar
ist. Diesem Gerät wird eine Meßgröße für die Fahrgeschwindigkeit
(5) eingegeben, entsprechend der es anhand
der gespeicherten Funktion (4) eine elektrische
Größe für Sollwerte (6) bildet und an ein Fahr- und/oder
Bremssteuergerät (7) ausgibt, das auf elektrische
und/oder mechanische Stellglieder (8 und 9)
wirkt. Damit ist auch dargestellt, daß sich die geschwindigkeitsabhängige
Regelung des Sollwertes der
Verzögerung auch auf die mechanischen Bremsen erstrecken
kann.
In Fig. 4 ist dargestellt, daß
das Sollwertvorgabegerät (3) auch in ein Fahr-
und/oder Bremssteuergerät (7) integriert werden kann.
Claims (4)
1. Verfahren zur Regelung der Anfahrbeschleunigung
und/oder der Bremsverzögerung von Nahverkehrszügen
elektrischer Bahnen, dadurch gekennzeichnet,
daß der Sollwert der Anfahrbeschleunigung und/oder
der Bremsverzögerung oder als Näherungsgröße dafür
der Sollwert des Drehmoments der elektrischen Antriebsmotoren
nach einer geschwindigkeitsabhängigen
unteren Hüllkurve (2) des Streubereichs ungünstiger Rad/
Schiene-Kraftschlußbeiwerte f(v) geregelt werden/wird,
für die gilt df(v)/dv<0.
2. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach
Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß ein Sollwertvorgabegerät (3) einen Speicher für
eine programmierbare Kraftschlußbeiwert/Geschwindigkeits-Funktion
(4) enthält, wobei der Speicher aus
der Meßgröße der Fahrgeschwindigkeit (5) den geschwindigkeitsabhängigen
Sollwert (6) für die Anfahrbeschleunigung
und/oder die Bremsverzögerung oder für
das Motordrehmoment bildet und an ein Fahr- und/oder
Bremssteuergerät (7) ausgibt.
3. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß entsprechend der im Sollwertvorgabegerät (3) gespeicherten
Kraftschlußbeiwert/Geschwindigkeits-Funktion
(4) ein Bremssteuergerät (7) einen geschwindigkeitsabhängigen
Sollwert an ein Stellglied (9) für die
mechanische Bremskraft ausgibt.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 3, dadurch
gekennzeichnet,
daß das Sollwertvorgabegerät (3) in ein Fahr- und/oder
Bremssteuergerät (7) integriert ist.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19914131892 DE4131892C2 (de) | 1991-09-25 | 1991-09-25 | Verfahren und Vorrichtung zur Regelung der Anfahrbeschleunigung und/oder der Bremsverzögerung von Nahverkehrszügen elektrischer Bahnen |
Applications Claiming Priority (1)
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DE19914131892 DE4131892C2 (de) | 1991-09-25 | 1991-09-25 | Verfahren und Vorrichtung zur Regelung der Anfahrbeschleunigung und/oder der Bremsverzögerung von Nahverkehrszügen elektrischer Bahnen |
Publications (2)
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---|---|
DE4131892A1 DE4131892A1 (de) | 1993-04-08 |
DE4131892C2 true DE4131892C2 (de) | 1994-08-11 |
Family
ID=6441446
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19914131892 Expired - Fee Related DE4131892C2 (de) | 1991-09-25 | 1991-09-25 | Verfahren und Vorrichtung zur Regelung der Anfahrbeschleunigung und/oder der Bremsverzögerung von Nahverkehrszügen elektrischer Bahnen |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4131892C2 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE102021210463A1 (de) | 2021-09-21 | 2023-03-23 | Siemens Mobility GmbH | Verfahren und Einrichtung zum Messen eines für die Fahrt eines Schienenfahrzeugs relevanten Parameters |
Family Cites Families (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
JP2555038B2 (ja) * | 1986-11-05 | 1996-11-20 | 株式会社日立製作所 | 誘導電動機式電気車の制御装置 |
DE3837908A1 (de) * | 1988-11-04 | 1990-05-10 | Licentia Gmbh | Verfahren und anordnung zur regelung der antriebs- und/oder bremskraft der fahrmotoren eines laufachsenlosen triebfahrzeuges an der kraftschlussgrenze der raeder |
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1991
- 1991-09-25 DE DE19914131892 patent/DE4131892C2/de not_active Expired - Fee Related
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Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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DE102021210463A1 (de) | 2021-09-21 | 2023-03-23 | Siemens Mobility GmbH | Verfahren und Einrichtung zum Messen eines für die Fahrt eines Schienenfahrzeugs relevanten Parameters |
Also Published As
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DE4131892A1 (de) | 1993-04-08 |
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