DE4113417A1 - Verfahren zur herstellung von kunststoffen nach dem isocyanat-polyadditionsverfahren - Google Patents
Verfahren zur herstellung von kunststoffen nach dem isocyanat-polyadditionsverfahrenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein neues Verfahren zur Herstellung von Kunststoffen nach
dem Isocyanat-Polyadditionsverfahren, bei welchem mineralische Füllstoffe in mit
ausgewählten Silangemischen als Schlichte beschichteter Form mitverwendet
werden. Das Verfahren dient vorzugsweise zur Herstellung von elastischen Form
körpern in geschlossenen Formen nach dem Prinzip der Reaktionsspritzgußtechnik.
Die Herstellung von elastischen Formkörpern mit einer geschlossenen Oberflächen
schicht mittels der Reaktionsspritzgußtechnik ist bereits seit langem bekannt (vgl.
z. B. DE-PS 25 13 817, DE-PS 26 22 951, DE-PS 38 27 595, US-PS 40 65 410,
US-PS 42 18 543 oder EP-B-00 81 701).
Die nach diesen Verfahren erhältlichen Formkörper werden beispielsweise in der
Schuhindustrie als Sohlen oder insbesondere in der Automobilindustrie als Karosse
rieteile eingesetzt. Die Verarbeitung der Rohstoffe erfolgt bevorzugt nach dem
sogenannten Reaktionsspritzgußverfahren (RSG-Verfahren, engl.: RIM-Verfahren).
Es handelt sich hierbei um eine Fülltechnik, bei der die hochreaktiven, flüssigen
Ausgangskomponenten über Hochdruckdosieraggregate mit großer Austragsleistung
nach Vermischen in sogenannten zwangsgesteuerten Mischköpfen in kürzester Zeit
in die Form eingespritzt werden. So wird beispielsweise in der DE-PS 26 22 951
beschrieben, wie man selbst extrem reaktive Systeme, also one-shot-Gemische aus
bei Raumtemperaturen flüssigen Di- oder Polyisocyanaten auf Basis von 4,4′-Diiso
cyanatodiphenylmethan, aktiven aromatischen Polyaminen, höhermolekularen Poly
hydroxyl-Katalysatoren, mit Startzeiten bis herab zu weniger als einer Sekunde,
verarbeiten kann. Bei Systemen mit geringer Reaktivität ist auch eine offene
Füllweise denkbar, aber nicht bevorzugt.
Zur Erhöhung von Steifigkeit und Erniedrigung des Ausdehnungskoeffizienten ent
halten solche Polyurethan- und/oder -harnstoff-Kunststoffe häufig verstärkende, in
der Regel mineralische Füllstoffe. Meist eingesetzter Füllstoff ist hierbei gemahlene
Glasfaser. Weitere Verbesserungen bezüglich Steifigkeit, Ausdehnungskoeffizienten
und z. B. auch vorteilhafte thermische Eigenschaften können erreicht werden, wenn
diese faserförmigen Füllstoffe mit einer sog. Schlichte versehen werden, die den
Kontakt und damit die Haftung zwischen dem Matrixharz und dem Verstärkungsma
terial verbessert. Die bisher bekannten Schlichten, die meist auf Basis von Silanen
formuliert sind, haben jedoch den großen Nachteil, daß eine Erhöhung der vorteil
haften Eigenschaften erkauft werden muß mit einer Verschlechterung der Deh
nungs- und Schlagzähigkeits-Werte, so daß der Verwendung solcher geschlichteter
Materialien in der Praxis Grenzen gesetzt sind. Zum Beispiel können solche Mate
rialien in der Regel nicht im Aufprallbereich eines Kraftfahrzeugs eingesetzt
werden, da dann die Schlagzähigkeitswerte für die Erfüllung der gesetzlichen
Vorschriften etc. unter Umständen nicht mehr ausreichen.
Es war deshalb Aufgabe der folgenden Erfindung, Füllstoffe für das Polyurethan-
RIM-Verfahren zur Verfügung zu stellen, die die Nachteile des Standes der Technik
nicht mehr aufweisen.
Jetzt wurde überraschend gefunden, daß an sich bekannte mineralische, faserförmige
Füllstoffe in mit einem ausgewählten Silangemisch als Schlichte beschichteter Form
die genannten Nachteile des Standes der Technik nicht mehr aufweisen. Die nach
stehend näher beschriebenen, mit dem erfindungswesentlichen Silangemisch beschichteten
Füllstoffe eignen sich vielmehr zur Herstellung von beliebigen, gefüllten
Kunststoffen nach dem Isocyanat-Polyadditionsverfahren, insbesondere zur Her
stellung von, gegebenenfalls Harnstoffgruppen aufweisenden Polyurethanelastome
ren nach dem Prinzip der Reaktionsspritzgußtechnik in geschlossenen Formen,
wobei Kunststoffe mit ganz ausgezeichneten mechanischen Eigenschaften resultie
ren. Hierbei ist insbesondere bemerkenswert, daß die Verwendung des
erfindungswesentlichen Silangemischs als Schlichte für die Füllstoffe zu einem
synergistischen Effekt führt, da beispielsweise das Erreichen eines hohen
Wärmestandes bei deutlicher Verbesserung der Kaltschlagzähigkeit nur mit dem
Gemisch, nicht jedoch mit den Einzelkomponenten des Silangemischs erreicht wird.
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von Kunststoffen nach
dem Isocyanat-Polyadditionsverfahren durch Umsetzung von organischen Polyiso
cyanaten mit Verbindungen mit gegenüber Isocyanatgruppen reaktionsfähigen
Gruppen unter Mitverwendung von mineralischen Füllstoffen in mit Silanen als
Schlichte beschichteter Form, sowie gegebenenfalls unter Mitverwendung von
weiteren, aus der Polyurethanchemie an sich bekannten Hilfs- und Zusatzstoffen,
dadurch gekennzeichnet, daß es sich bei der zur Beschichtung der Füllstoffe
verwendeten Schlichte um ein Silangemisch handelt, welches im wesentlichen aus
- (i) 100 Gew.-Teilen einer ersten Silankomponente, bestehend aus mindestens einem Alkyl- oder Alkenyl-alkoxysilan mit gegebenenfalls inerte Substituenten aufweisenden Alkyl- oder Alkenylresten,
- (ii) 10 bis 900 Gew.-Teilen einer zweiten Silankomponente, bestehend aus mindestens einem Epoxy(cyclo)alkyl-alkoxysilan und gegebenenfalls
- (iii) 0 bis 100 Gew.-Teilen einer dritten Silankomponente, bestehend aus mindestens einem anderen, von den Silanen (i) und (ii) verschiedenen Silan
besteht.
Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich insbesondere zur Herstellung von
gegebenenfalls zellförmigen, elastischen Formkörpern des Dichtebereichs 0,8 bis
1,4 g/cm3 mit einer geschlossenen Oberflächenschicht. Vorzugsweise handelt es
sich bei den erfindungsgemäßen Verfahrensprodukten um gegebenenfalls Harnstoff
gruppen aufweisende Urethanelastomere. Die erfindungswesentlichen, die ausge
wählten Silangemische als Schlichte aufweisenden mineralischen Füllstoffe können
jedoch auch zur Herstellung von anderen, füllstoffhaltigen Kunststoffen auf
Polyisocyanat-Basis eingesetzt werden.
Bei den bevorzugten Reaktionsgemischen handelt es sich um solche auf Basis von
- a) bei Raumtemperatur flüssigen Di- oder Polyisocyanaten der Diphenyl methanreihe,
- b) Verbindungen des Molekulargewichtsbereichs 2.000 bis 12.000 mit minde stens zwei gegenüber Isocyanatgruppen reaktionsfähigen Gruppen,
- c) aromatischen Diaminen des Molekulargewichtsbereichs 108 bis 399 und/oder (cyclo)aliphatischen Polyolen des Molekulargewichtsbereichs 62 bis 399 als Kettenverlängerungs- oder Vernetzungsmittel,
- d) gegebenenfalls Verbindungen des Molekulargewichtsbereichs 400 bis 1.999 mit mindestens zwei gegenüber Isocyanatgruppen reaktionsfähigen Gruppen,
- e) mineralischen Füllstoffen der erfindungswesentlichen Art und gegebenenfalls
- f) weiteren aus der Polyurethanchemie an sich bekannten Hilfs- und Zusatz stoffen.
In den bevorzugten erfindungsgemäßen Reaktionsgemischen liegen die Reaktaten
in solchen Mengen vor, die einer Isocyanatkennzahl von 70 bis 130, vorzugsweise
90 bis 110, entsprechen. Die Menge der Komponente b) beträgt im allgemeinen 50
bis 90, vorzugsweise 60 bis 85 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der
Komponenten b), c) und d), während die Kettenverlängerungs- bzw. Vernetzungs
mittel c) im allgemeinen in einer Menge von 10 bis 50, vorzugsweise 15 bis
40 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Komponenten b), c) und d) zum
Einsatz gelangen.
Die Füllstoffe e) werden im allgemeinen in einer Menge von 5 bis 30, vorzugsweise
10 bis 25 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht aller Reaktanten und
Zusatzmittel, eingesetzt.
Für das erfindungsgemäße Verfahren geeignete Polyisocyanate sind beliebige orga
nische Polyisocyanate, vorzugsweise jedoch aromatische Polyisocyanate. Zur
Herstellung der erfindungsgemäß besonders bevorzugten elastomeren Kunststoffe
werden als Polyisocyanatkomponente a), wie bereits ausgeführt, besonders bevor
zugt bei Raumtemperatur flüssige Di- oder Polyisocyanatgemische der Diphenyl
methanreihe eingesetzt es handelt sich hierbei sowohl um bei Raumtemperatur
flüssige Phosgenierungsprodukte von Anilin/Formaldehyd-Kondensaten, die bei
23°C eine Viskosität von 15 bis 500 mPa·s aufweisen, als auch um bei Raumtempe
ratur flüssige Düsocyanatodiphenylmethan-Isomerengemische als auch um durch
chemische Modifizierung, beispielsweise durch Umsetzung mit unterschüssigen
Mengen an Polypropylenglykol mit einem Molekulargewicht von bis zu 700 oder
durch partielle Carbodiimidisierung der Isocyanatgruppen verflüssigte Diisocyana
todiphenylmethan-Isomere, insbesondere verflüssigtes 4,4′-Diisocyanatodiphenyl-methan
oder auch um beliebige Gemische derartiger Di- und Polyisocyanate der
Diphenylmethanreihe.
Wesentliche Reaktionspartner für die organischen Polyisocyanate sind höhermole
kulare Verbindungen mit mindestens zwei gegenüber Isocyanatgruppen reaktions
fähigen Wasserstoffatomen. Bei der bevorzugten Herstellung von elastomeren
Kunststoffen werden vorzugsweise als derartige Aufbaukomponenten b) Verbindun
gen des Molekulargewichtsbereichs 2000 bis 12 000 oder Gemische derartiger
Verbindungen eingesetzt, die eine über 2, vorzugsweise bei 2,5 bis 3,0, liegende
(mittlere) Funktionalität im Sinne der Isocyanat-Additionsreaktion aufweisen.
Besonders gut als Komponente b) geeignete Verbindungen sind, diesen Ausführun
gen entsprechende, Polyetherpolyole bzw. Gemische von Polyetherpolyolen wie sie
in DE-AS 26 22 951, Kolonne 6, Zeile 65 bis Kolonne 7, Zeile 47 offenbart sind,
wobei auch erfindungsgemäß solche Polyetherpolyole bevorzugt sind, deren
Hydroxylgruppen zumindest zu 50%, vorzugsweise zumindest zu 80%, aus primä
ren Hydroxylgruppen bestehen. Auch die in DE-AS 2 622 951 beispielhaft
offenbarten, Hydroxylgruppen aufweisenden Polyester, Polythioether, Polyacetale,
Polycarbonate oder Polyesteramide sind im Prinzip als erfindungsgemäße Kompo
nente b) geeignet, sofern sie den obengemachten Ausführungen entsprechen, jedoch
gegenüber den Polyetherpolyolen weniger bevorzugt.
Als Ausgangskomponente b) ebenfalls gut geeignet sind obigen Ausführungen
entsprechende Aminopolyether oder Gemische von Aminopolyethern, d. h. Poly
ether mit gegenüber Isocyanatgruppen reaktionsfähigen Gruppen, die zumindest zu
50 Äquivalent-%, vorzugsweise zumindest zu 80 Äquivalent-% aus primären
und/oder sekundären, aromatisch oder aliphatisch, vorzugsweise aromatisch
gebundenen Aminogruppen und zum Rest aus primären und/oder sekundären, ali
phatisch gebundenen Hydroxylgruppen zusammensetzen. Geeignete derartige
Aminopolyether sind beispielsweise die in EP-B-00 81 701, Kolonne 4, Zeile 26 bis
Kolonne 5, Zeile 40 genannten Verbindungen. Die Aminogruppen in diesen Verbin
dungen können auch in geeigneter Form derivatisiert sein, z. B. als Ketimingruppen.
Als Komponente b) können selbstverständlich auch beliebige Gemische der bei
spielhaft genannten Polyhydroxylverbindungen mit den beispielhaft genannten
Aminopolyethern verwendet werden.
Bei der erfindungsgemäß bevorzugten Herstellung von elastomeren Kunststoffen
werden als weitere Aufbaukomponenten c) Kettenverlängerungs- bzw. Vernetzungs
mittel mitverwendet. Es handelt sich hierbei um aromatische Diamine des Mole
kulargewichtsbereichs 108 bis 399 und/oder um (cyclo)aliphatische Polyole,
vorzugsweise Diole des Molekulargewichtsbereichs 62 bis 399, vorzugsweise 62 bis
200.
Beispiele geeigneter Diamine sind in EP-B-00 81 701, Kolonne 5, Zeile 58 bis
Kolonne 6, Zeile 34 genannt, wobei auch erfindungsgemäß die dort als bevorzugt
herausgestellten Diamine bevorzugt sind. Geeignete (cyclo)aliphatische Polyole c)
sind beispielsweise Ethylenglykol, Propylenglykol, die isomeren Butandiole,
Glycerin, Trimethylolpropan, Pentaerythrit und/oder 1,4-Dihydroxy-cyclohexan.
Ebenfalls geeignet sind den gemachten Ausführungen entsprechende, niedermoleku
lare Alkoxylierungsprodukte derartiger mehrwertiger Alkohole, wie beispielsweise
Diethylenglykol, Triethylenglykol, Dipropylenglykol, Tripropylenglykol oder auch
die Alkoxylierungsprodukte der genannten höherfunktionellen Polyole, soweit ihr
Molekulargewicht die genannte Obergrenze nicht übersteigt.
Als gegebenenfalls bei der Herstellung der elastomeren Kunststoffe mitzuverwen
denden Aufbaukomponenten d) kommen prinzipiell die niedermolekularen Homolo
gen der Verbindungen b) in Betracht, d. h. insbesondere Polyetherpolyole oder
Aminopolyether mit einer (mittleren) Funktionalität im Sinne der Isocyanat-Addi
tionsreaktion von 2 bis 3, die ein Molekulargewicht von 400 bis 1999 aufweisen.
Alle Angaben bezüglich der Molekulargewichte der Ausgangskomponenten b) bis d)
beziehen sich auf das aus der Funktionalität und dem Gehalt an funktionellen
Gruppen errechenbarem Molekulargewicht.
Bei den erfindungswesentlichen Füllstoffen e), die, wie bereits oben ausgeführt,
nicht nur zur Herstellung der erfindungsgemäß besonders bevorzugten elastomeren
Formkunststoffe, sondern auch zur Herstellung von beliebigen anderen Kunststoffen
auf Polyisocyanatbasis eingesetzt werden können, handelt es sich um mineralische
Füllstoffe beliebiger chemischer Zusammensetzung. Bevorzugt sind faserförmige
Füllstoffe, insbesondere Wollastonit-Fasern, beispielsweise solche mit einem
Verhältnis von Länge l zu Dicke d von 2 : 1 bis 5 : 1, insbesondere von ca. 3 : 1,
Glasfasern mit einem 1/d-Verhältnis von ca. 5 : 1 bis 20 : 1 oder auch Mineralfasern
wie sie von der holländischen Firma Lapinus angeboten werden, ferner schuppenför
mige mineralische Füllstoffe wie beispielsweise Glimmer mit einem Verhältnis von
Dicke d zu Durchmesser D von ca. 1 : 10 bis 1 : 20.
Der erfindungswesentliche Punkt ist in dem Umstand zu sehen, daß die Füllstoffe e)
in mit ausgewählten Silangemischen als Schlichte beschichteter Form zum Einsatz
gelangen. Als Schlichte dient ein Silangemisch, welches pro 100 Gew.-Teile der
nachstehend näher beschriebenen Komponente (i) 10 bis 900, vorzugsweise 50 bis
400 Gew.-Teile der nachstehend näher beschriebenen Komponente (ii) und gegebe
nenfalls zusätzlich 0 bis 100 Gew.-Teile der nachstehend ebenfalls näher beschrie
benen Komponente (iii) enthält.
Die Silankomponente (i) besteht aus mindestens einem Alkyl- oder Alkenyl-Alkoxysilan,
welches gegebenenfalls inerte Substituenten am Alkyl- bzw. Alkenylrest
aufweisen kann. Der Begriff "inerter Substituent" soll in diesem Zusammenhang
bedeuten, daß die Substituenten unter den Reaktionsbedingungen des erfindungs
gemäßen Verfahrens gegenüber den Ausgangsmaterialien a) bis d) inert sind. Inerte
Substituenten sind beispielsweise Chlor- oder (Meth)Acryloxy-Substituenten. Als
Komponente (i) oder als Teil dieser Komponente geeignete Silane sind beispielswei
se 3-Chlorpropyltriethoxysilan, 3-Chlorpropyltrimethoxysilan, 3-Chlorpropyl
methyl-dimethoxysilan, Vinyltriethoxysilan, Vinyltrimethoxysilan, 3-Methacryloxy
propyltrimethoxysilan, Vinyl-tris-2-methoxyethoxysilan, Methyltrimethoxysilan,
Methyltriethoxysilan, Ethyltrimethoxysilan, Ethyltriethoxysilan, n-Propyltri
methoxysilan, n-Propyltriethoxysilan, i-Butyltrimethoxysilan oder Octyltri
ethoxysilan.
Besonders bevorzugt liegen in der Komponente (i) AIkyltrialkoxysilane der Formel
R-Si OR′)₃
vor, für welche
R für einen Alkylrest mit 1 bis 18, vorzugsweise 2 bis 8 Kohlenstoffatomen steht und R′ für einen Alkylrest mit 1 bis 4, vorzugsweise l oder 2 Kohlenstoffatomen steht.
R für einen Alkylrest mit 1 bis 18, vorzugsweise 2 bis 8 Kohlenstoffatomen steht und R′ für einen Alkylrest mit 1 bis 4, vorzugsweise l oder 2 Kohlenstoffatomen steht.
Die Silankomponente (ii) besteht aus mindestens einem Epoxy(cyclo)alkyl-tri
alkoxysilan wie beispielsweise 3-Glycidoxypropyl-trimethoxysilan, 3-Glycidoxy
propyl-triethoxysilan, 3-Glycidoxypropyl-tris(2-methoxy-ethoxy-ethoxy)-silan oder
3-(3,4-Epoxy-cyclohexyl)-ethyl-trimethoxysilan. Die erstgenannte Verbindung wird
bevorzugt verwendet.
Bei der gegebenenfalls mitzuverwendenden Silankomponente (iii) handelt es sich
um andere Silane, d. h. um solche, die von den Silanen (i) und (ii) verschieden sind.
Beispielhaft genannt seien 3-Aminopropyl-trimethoxysilan, N-Methyl-3-arninopro
pyl-trimethoxysilan, 3-Aminopropyl-triethoxysilan, 3-Aminopropyl-tris-(2-meth
oxy-ethoxy-ethoxy)-silan, 3-Aminopropyl-methyl-diethoxysilan, 3-Mercaptopro
pyl-trirnethoxysilan, Alkyl-halogensilane wie Ethyltrichlorsilan oder Phenyl
ethyltrichlorsilan.
Zur Herstellung der beschichteten Füllstoffe e) werden die Silangemische im
allgemeinen in einer Menge von 0,001 bis 1,5 Gew.-%, vorzugsweise 0,1 bis
1 Gew.-%, bezogen auf das Gewicht des Füllstoffs, eingesetzt. Die Beschichtung der
Füllstoffe kann beispielsweise durch Vermischen der Füllstoffe mit einem organi
schen oder organisch-wäßrigen Lösungsmittel wie z. B. Alkohol und anschließendes
Verdunsten des Lösungsmittels oder durch Aufbringen des reinen oder lösungsmit
telverdünnten Silangemisches in einem geeigneten Mischsystem wie Schnellmischer
oder während des Mahlvorgangs durch z. B. Sprühen erfolgen. Ebenfalls möglich, je
doch weniger bevorzugt ist eine Beschichtung der Füllstoffe in situ dergestalt, daß
man das als Schlichte verwendete Silangemisch oder dessen Einzelkomponenten mit
den gegenüber Isocyanatgruppen reaktionsfähigen Ausgangsmaterialien oder einem
Teil dieser Ausgangsmaterialien vermischt und anschließend die Füllstoffe mit
dieser Mischung verrührt.
Bei den gegebenenfalls außerdem mitzuverwendenden Hilfs- und Zusatzmitteln f)
handelt es sich beispielsweise um Wasser als chemisches Treibmittel, physikalische
Treibmittel, Formtrennmittel, Stabilisatoren, weitere Füll- oder Verstärkungsstoffe
u. dgl. Bezüglich der Einzelheiten in Zusammenhang mit diesen nicht erfindungswe
sentlichen Hilfsmitteln sei auf die einschlägige Literatur, beispielsweise auf
Kunststoff-Handbuch (7), "Polyurethane", 2. Auflage, Carl Hanser Verlag,
München/Wien (1983), Seiten 92 ff. verwiesen.
Die Herstellung der Polyisocyanat-Polyadditionsprodukte kann nach mehreren Vari
anten erfolgen. Vorzugsweise erfolgt sie jedoch nach dem Einstufen-Verfahren
dergestalt, daß man die Polyisocyanate a) mit den übrigen Komponenten unter
Verwendung der eingangs erwähnten Mischapparaturen vermischt und zur Reaktion
bringt. Grundsätzlich ist es auch möglich, die Polyisocyanat-Polyadditionsprodukte
nach einem "modifizierten Einstufen-Verfahren" umzusetzen, gemäß welchem die
Polyisocyanat-Komponente a) mit einem Teil der gegenüber Isocyanatgruppen reak
tionsfähigen Verbindungen, insbesondere einem Teil der Komponenten b) und/oder
c) unter Bildung von NCO-Semiprapolymeren umsetzt, welche anschließend einstu
fig mit dem Gemisch aus den restlichen Komponenten gegenüber Isocyanatgruppen
reaktionsfähigen Gruppen zur Reaktion gebracht werden. In beiden Fällen bedient
man sich vorzugsweise der bekannten Reaktionsspritzgußtechnik, wobei das unter
Verwendung von hochwirksamen Mischaggregaten hergestellte Reaktionsgemisch
in geschlossene Formen eingetragen wird und dort zu Formkörpern der Dichte 0,8
bis 1,4 g/cm3 ausreagiert. Auch die Herstellung der Kunststoffe nach dem klassi
schen Präpolymerverfahren ist prinzipiell denkbar. In allen Fällen liegt die
NCO-Kennzahl innerhalb der obengenannten Bereiche. Die Hilfs- und Zusatzmittel
e) und gegebenenfalls f) werden im allgemeinen den Komponenten b) und c) bzw.
dem Gemisch der Komponenten b)-d), d. h. der gegenüber Isocyanatgruppen
reaktionsfähigen Reaktionskomponente vor der Durchmischung mit der Polyisocya
natkomponente a) einverleibt; es ist jedoch prinzipiell auch möglich, gewisse Hilfs-
und Zusatzmittel der Polyisocyanatkomponente zuzusetzen, bevor diese mit den
übrigen Ausgangsmaterialien vereinigt wird.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist mit einer Reihe von Vorteilen verbunden:
- - Es können billige Füllstoffe wie Mineralfasern oder Wollastonitfasern verwendet werden, die ein hohes Eigenschaftsbild aufweisen;
- - bei Verwendung von Glasfasern werden aufgrund der erfindungswesentli chen Schlichten Kunststoffe einer höheren Festigkeit und einer höheren Wärmebeständigkeit bei befriedigender Kaltschlagzähigkeit erhalten;
- - die Verwendung der erfindungswesentlichen Schlichten führt zu einer Reduzierung der Viskositäten der die beschlichteten Füllstoffe enthaltenden NCO-reaktiven Komponenten;
- - bei Verwendung von erfindungsgemäß beschlichteten Wollastonitfasern als Füllstoffe e) resultieren Polyurethan- und/oder Polyharnstoff-Kunststoffe verbesserter Festigkeit und Wärmebeständigkeit bei gleichzeitig erhöhter Tieftemperaturschlagzähigkeit.
In den nachstehenden Beispielen beziehen sich alle Angaben in "Teilen" auf das
Gewicht.
Die Verarbeitung der in den folgenden Beispielen beschriebenen Rezepturen
erfolgte mit Hilfe der Reaktionsspritzgußtechnik (RIM).
Die Polyol(polyarnin)- und Polyisocyanat-Komponenten werden hierbei einem
Hochdruckaggregat zugeführt und nach intensiver Vermischung in einem zwangs
gesteuerten Mischkopf in kürzester Zeit in ein temperierbares Metallwerkzeug
eingefüllt, dessen Forminnenwandungen mit einem Wachstrennmittel behandelt
wurden. Das Plattenwerkzeug aus Stahl erlaubt die Herstellung von Prüfplatten der
Abmessungen 380×200×3 mm. Das Füllen des Werkzeugs erfolgte von der Längs
seite über einen Stangenanguß.
- (I) 63,5 Tle Aminopolyether der NH-Zahl 44, hergestellt durch Hydrolyse eines NCO-Präpolymeren bei 90°C unter Verwendung eines Gemischs aus 3600 Gew.-Teilen Dimethylformamid, 0,1 Gew.-Teilen Natriumhydroxid und 100 Gew.-Teilen Wasser pro 1000 Gew.-Teilen des Präpolymeren und anschließender destillativer Entfernung der flüchtigen Bestandteile. Das NCO-Präpolymer wies einen NCO-Gehalt von 3,4% auf und wurde durch Umsetzung von 2,4-Diisocyanatotoluol mit einer unterschüssigen Menge eines Polyethergemischs erhalten. Das Polyethergemisch bestand zu gleichen Gewichtsteilen aus (i) dem Propoxylierungsprodukt der OH-Zahl 56 und der OH-Funktionalität 2,4 eines Gemischs aus Wasser und Trimethylolpropan und (ii) einem Polyetherpolyol der OH-Zahl 35, hergestellt durch Propoxylierung von Glycerin und anschließende Ethoxylierung des Propoxylierungsprodukts (Gewichtsverhältnis PO : EO=87 : 13).
- (II) 26 Tle eines Gemischs aus 65 Gew.-Teilen 1-Methyl-3,5-diethyl-2,4-diaminobenzol und 35 Gew.-Teilen 1-Methyl-3,5- diethyl-2,6-diamino-benzol.
- (III) 3 Tle eines Anlagerungsproduktes von 5 mol Propylenoxid an 1 mol Ethylendiamin.
- (IV) 1,5 Tle Zinkstearat.
- (V) 5 Tle Polyricinolsäure mit einer <5 liegenden Säurezahl.
- (VI) 1 Tle L5304 der Fa. Union Carbide Polyetherpolysiloxan-Stabilisator).
Die Einzelkomponenten (I) bis (VI) wurden gemischt; dann wurden
42,2 Tle eines faserförmigen Wollastonit-Füllstoffs mit
einem l/d-Verhältnis von 3 : 1 eindispergiert, und
zwar
- A: ohne erfindungsgemäße Schlichte (Vergleichsbeispiel),
- B: mit erfindungsgemäßer Schlichte (erfindungsgemäßes Beispiel),
- C: unter ausschließlicher Verwendung der Komponente (ii) der erfindungsgemäßen Schlichte (Vergleichsbeispiel),
- D: unter ausschließlicher Verwendung der Komponente (i) der erfindungsgemäßen Schlichte (Vergleichsbeispiel) und
- E: unter Verwendung einer handelsüblichen Schlichte (in diesem Beispiel wurde ein handelsüblicher oberflächenmodifizierter Wollastonit-Füllstoff zum Vergleich eingesetzt).
Die erfindungsgemäße Schlichte von Beispiel B bestand aus einem Gemisch aus
einem Gewichtsteil Isobutyltrimethoxysilan (i) und zwei Gewichtsteilen 3-Glycid
oxypropyl-trimethoxysilan (ii). Die Schlichte wurde in einer Menge von 1 Gew.-%,
bezogen auf das Gewicht der Faser, eingesetzt. Die Beschichtung erfolgte durch
Vermischen der Faser mit einer alkoholischen Lösung der Schlichte unter an
schließendem Verdunsten des alkoholischen Lösungsmittels. In den Vergleichsver
suchen C bzw. D wurde jeweils nur eine der beiden Einzelkomponenten verwendet,
deren Menge jedoch verdoppelt, so daß die Gesamtkonzentration an Schlichte
konstant blieb.
Als Polyisocyanate a) wurde ein Gemisch aus gleichen Teilen der Einzelkomponen
ten A und B verwendet. Bei der Einzelkomponente A handelt es sich um ein NCO-
Semiprepolymer mit einem NCO-Gehalt von 19 Gew.-% aus 4,4′-Düsocyanatodi
phenylmethan und einem Polyesterdiol des Molekulargewichts 2000 aus Adipin
säure und Ethylenglykol/1,4-Butandiol im Gewichtsverhältnis der Diole von 7 : 3.
Bei der Komponente B handelt es sich um ein Polyisocyanatgemisch der Diphenyl
methanreihe mit einem NCO-Gehalt von 31 Gew.-%, bestehend aus 66 Gew.-%
4,4′-Diisocyanatodiphenylmethan, 2 Gew.-% 2,4′-Diisocyanatodiphenylmethan und
32 Gew.-% höherfunktionellen Polyisocyanaten der Diphenylmethanreihe.
100 Teile der Füllstoff enthaltenden A-Komponente wurden mit 49 Teilen der
Polyisocyanatkomponente a) vermischt und in die Form eingetragen.
Schußzeit:|1 s | |
Form-Temperatur: | 65°C |
Iso-Temperatur: | 45°C |
Polyol-Temperatur: | 60°C |
Formstandzeit: | 30 s |
Weitere Einzelheiten, insbesondere bezüglich der Eigenschaften der resultierenden
Kunststoffe können der nachstehenden Tabelle entnommen werden.
Die Tabelle zeigt, daß die Werte des erfindungsgemäßen Versuchs B nicht nur eine
Kombination der Werte der mit den jeweiligen Einzelsilanen beschlichteten
Wollastonite darstellen, sondern daß darüber hinaus unerwartete synergistische
Effekte vorliegen. Insbesondere ist der Wärmestand nach 150 R75B (HDT-Wert)
und entsprechend dem sog. sag-Test in unerwarteter Weise gegenüber den mit
Einzelsilanen beschlichteten Wollastoniten verbessert.
Der Vergleich mit Versuch E zeigt, daß gegenüber dem Stand der Technik eine
deutliche Verbesserung erreicht werden konnte. Insbesondere stellt das Erreichen
eines gleich guten Wärmestandes bei deutlicher Verbesserung der Kälteschlagzähig
keit einen großen Fortschritt dar.
Claims (5)
1. Verfahren zur Herstellung von Kunststoffen nach dem Isocyanat-Polyaddi
tionsverfahren durch Umsetzung von organischen Polyisocyanaten mit
Verbindungen mit gegenüber Isocyanatgruppen reaktionsfähigen Gruppen
unter Mitverwendung von mineralischen Füllstoffen in mit Silanen als
Schlichte beschichteter Form, sowie gegebenenfalls unter Mitverwendung
von weiteren, aus der Polyurethanchemie an sich bekannten Hilfs- und
Zusatzstoffen, dadurch gekennzeichnet, daß es sich bei der zur Beschichtung
der Füllstoffe verwendeten Schlichte um ein Silangemisch handelt, welches
im wesentlichen aus
- (i) 100 Gew.-Teilen einer ersten Silankomponente, bestehend aus mindestens einem Alkyl- oder Alkenyl-Alkoxysilan mit gegebenenfalls inerte Substituenten aufweisenden Alkyl- oder Alkenylresten,
- (ii) 10 bis 900 Gew.-Teilen einer zweiten Silankomponente, bestehend aus mindestens einem Epoxy(cyclo)alkylalkoxysilan und gegebenenfalls
- (iii) 0 bis 100 Gew.-Teilen einer dritten Silankomponente, bestehend aus mindestens einem anderen, von den Silanen (i) und (ii) verschiedenen Silan
besteht.
2. Verfahren zur Herstellung von Kunststoffen gemäß Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß die Schlichte aus einem Gemisch aus
- (i) 100 Gew.-Teilen einer ersten Silankomponente, bestehend aus min destens einem Alkyl-alkoxysilan und
- (ii) 40 bis 400 Gew.-Teilen einer zweiten Silankomponente, bestehend aus mindestens einem Glycidoxyalkylalkoxysilan
besteht.
3. Verfahren gemäß Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß man das
zum Kunststoff ausreagierende Reaktionsgemisch nach dem Prinzip der
Reaktionsspritzgußtechnik herstellt und in geschlossenen Formen aus
reagieren läßt, wobei, gegebenenfalls unter Mitverwendung von chemischen
oder physikalischen Treibmitteln, die Menge des in die Form eingetragenen
Reaktionsgemischs so bemessen wird, daß Formkörper der Dichte 0,8 bis
1,4 g/cm3 resultieren, und wobei die mineralischen Füllstoffe und die
gegebenenfalls außerdem mitverwendeten weiteren Hilfs- und Zusatzstoffe
vorab der gegenüber Isocyanatgruppen reaktionsfähigen Reaktivkomponente
einverleibt werden.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19914113417 DE4113417A1 (de) | 1991-04-25 | 1991-04-25 | Verfahren zur herstellung von kunststoffen nach dem isocyanat-polyadditionsverfahren |
Applications Claiming Priority (1)
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DE19914113417 DE4113417A1 (de) | 1991-04-25 | 1991-04-25 | Verfahren zur herstellung von kunststoffen nach dem isocyanat-polyadditionsverfahren |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4113417A1 true DE4113417A1 (de) | 1992-10-29 |
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ID=6430278
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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DE19914113417 Withdrawn DE4113417A1 (de) | 1991-04-25 | 1991-04-25 | Verfahren zur herstellung von kunststoffen nach dem isocyanat-polyadditionsverfahren |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4113417A1 (de) |
Cited By (4)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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EP0590803A1 (de) * | 1992-09-29 | 1994-04-06 | Huntsman Corporation | Verstärktes Reaktionsspritzgusspolyharnstofformelastomer |
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- 1991-04-25 DE DE19914113417 patent/DE4113417A1/de not_active Withdrawn
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